Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
98. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1645 Februar 13

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Lamberg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1645 Februar 13

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c ( Januar – April 1645 ) fol. 74–75’ = Druckvor-
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lage
– Kopie: ebenda Fasz. 92 IV ad nr. 559 fol. 353–354’; ebenda Fasz. 92 IV ad nr. 562
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fol. 361–362’; Den Haag A IV 1628 nr. 16; Giessen 205 nr. 79 S. 335–339 – Druck:
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Gärtner IV nr. 94 S. 373–377.

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Unterredung des dänischen Sekretärs Klein mit d’Avaux: Schwedischer Wunsch nach Aufschub
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der Propositionen bis zum Eintreffen der Reichsstände und bis zur Gewährung von Geleitbriefen
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für die Mediatstände, Mangel eines Vermittlers in Osnabrück. Zweifel an der Bereitwilligkeit der
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französischen Bevollmächtigten zur Aufnahme der Hauptverhandlungen.

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Der monsieur d’Avaux ist donnerstags, den 9. dieses, wieder von hier ver-
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reiset . Der königlich Dennische secretarius Clein, wie er uns berichtet, hatt

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denselben zum andernmahl der ursachen halben, das bey seiner ersten visita
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durch des Braunschweigisch Lüneburgischen abgeordneten herzukombst
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im negotiiren verhindert worden, heimbgesucht und under andern gefragt,
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waß dan endtlich für hoffnung von vortgang dieser handtlung zu schöpfen,
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und wan die proposition zur haubthandtlung ahn seithen der cron Franck-
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reich undt Schweden geschehen würde. Der monsieur d’Avaux hette geandt-
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worttet , daß männiglich darnach verlange, und sonderlich die herren media-
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tores zu Münster darauff tringen, er seie deßwegen hier, umb das werck
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einrichten zu helffen. Man seie Frantzösischer und Schwedischer seithen
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schon uber die propositiones verglichen, ia dieselbe schon aufgesetzt, seie
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aber denen Schwedischen noch dieß bedencken beygefallen, daß der con-
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vent alhie nach außweisung des praeliminarschluß noch nitt allerdings
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ergäntzet, weiln die herren churfürsten noch abgiengen; würde sich gleich-
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wol nitt wohl thun laßen für dern ankombst die proposition zu eröffnen.

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Der secretarius Clein hatt ferners gefragt, ob den auf den fall, da die chur-
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fürstliche gesandten erscheinen würden, die eröffnung der proposition zu
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verhoffen. Warauf der d’Avaux geanthworttet, es erwartteten die Schwe-
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den auch noch etlicher anderer fürsten und stände, so sie auch gern dabey
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haben wolten, deren wehren aber wenig und schon mehrerntheils im anzug
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begrieffen; sodan wölten die Schwedische auch zuvor wegen zulaßung der
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stadt Stralsundt und anderer mediatstätte richtigkeit haben, wehre zu
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wünschen, das uber dieß letztere mögte ein mittl getroffen und denen Schwe-
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dischen satisfaction gegeben werden, seie ie baldt eine solche formb deß
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gleidts zu ersinnen, warin denen fürsten, darunder die mediati geseßen,
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ihr recht fürbehalten würde. Darauf der Clein erinnert, von uns, denen
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Keyserischen, verstanden zu haben, daß die vergleittung der mittelbahren
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stätte von den Schwedischen alß ein zustehendes recht in crafft deß prae-
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liminarschluß und zwar also indefinite begehrt würde, daß solches propter
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praeiudicium selbigs praeliminarschlus nitt wohl zugegeben werden köndte,
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wanß sonsten etwoh umb ein oder anderer statt zulaßung zu thun und die-
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selbe ie nohtwendig gegenwertig bey den tractaten sein müsten, würden
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sich noch wohl mittl, umb das werck zu vergleichen, finden laßen, es seie
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aber fast niehmandt, der dergleichen mittl fürschlüge; die Schwedische
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hetten den mediatorn von hier vertrieben undt sehe man ietzo in der that,
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waß solches für schaden und verhündernüß bey der handtlung verursache.

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Darauf der monsieur d’Avaux höchlich contestirt hette, daß ers den Schwe-
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den offtmals verhebt und verweißlich fürgehalten, wie ubel darahn besche-
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hen , daß die königliche mayestätt in Dennemarck von der mediation ver-
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trieben worden; habe wohl erachten können, daß solches werck große incon-
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venientien nach sich ziehen würde, seie aber der cron Franckreich leith,
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daß es also beschehen und dieselbe hieran nitt schüldig, noch mitt dero
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wißen fürgangen.

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Nun scheinet auß oberzehlten von dem d’Avaux geführten discurs, ob
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wolle die proposition zur haubthandlung von dem gegentheil noch weith
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zurückgesetzt werden, auff welchen erfolg nitt ohne nachdencken sein
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würde, warumb allein die Schwedische den verweiß auf sich nehmen, die
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Frantzosen aber von sich abweisen. Dörffte ethwo ein artificium darunder
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verborgen auch der Frantzosen nuhn von wenig zeithero außgebreittetes
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ruhmbredsames fürgeben von ihrer bereitwillichkeit zur hautbthandlung
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ein underlegtes werck und dahin angesehen sein, damit sie sich desto
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scheinbarlicher beim parlament in Franckreich, gleichsamb der mangel nitt
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bey ihnen, sondern bey den Schweden bestehe, endtschüldigen undt nichts-
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destoweniger die tractaten einen wie andern weg auffhalten mögen, zu
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welcher vermuhtung dan auch ursach gibt, daß bey der alhie zwischen
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denen Frantzösischen und Schwedischen gehaltenen conferentz lauth erlang-
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ter und iüngst gehorsambst uberschriebener kundtschafft under andern auch
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die frag, ob zur proposition zu schreiten oder aber die Teütschen fürsten
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noch ferners zu erwartten, in berahtschlagung gekommen sein solle.

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