Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
185. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 März 2

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Münster 1646 März 2

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 50a, Konv. A fol. 46–47, praes. 1646 März 12 = Druck-
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vorlage
– Druck: Doc. Boh. VII nr. 789 [ Regest ].

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Französische Satisfaktion. Politik der Generalstaaten.

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Under anderen mir bey meiner ankunfft alhier erstatteten visiten seint ahm
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letzten nechstverwichenen monats Februarii nachmittags bey mir auch die
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Frantzösische und nach denselben die Hollendische gesandten gewesen. Die
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Franzosen zwar, alß der duc de Longeville, conte d’Avaux und Servient,
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haben sich eusserlich waß demütig gestelt und nach verrichten complimen-
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tis angefangen, von ihrer praetension auff dieße weiß zue reden: Sie seyen
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vor diesem zum öffteren und schirr alzeit geschlagen und dahero gezwun-
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gen worden, underschiedtliche provincien und länder, ia königreich
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dahinden zu lassen, anietzo aber, da sy auch einmal einen geringen vorthel
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hetten, denselben wolte man ihnen so gar nicht vergönnen, welcher doch
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und wan gleich daß hauß Österreich ihnen etwas wiedergebe, gar nicht mit
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demyenigen zu vergleichen, waß dasselb von der cron Franckreich habe.

[p. 338] [scan. 386]


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Darzu so begehrten sie es nicht umbsonst, Ewer Kayserliche Mayestätt
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solten ihnen wiederumb etwaß begehren, wie sie sich dan ahnerbotten,
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under andrem Ewer Kayserlichen Mayestätt einen exercitum in Ungarn
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wieder den Turcken zu halten und zu bezahlen.

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Ich hab ihnen geantwortet, sie solten Ewer Kayserlichen Mayestätt und
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dero hochlöblichsten ertzhauß Österreich das ihrige wiedergeben, daß
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andere begehrten wier noch nicht; stimirten gleichwol der cron Franckreich
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hulff hoch, wan sie unß eine, nach restitution deß unserigen, leisten wolten.
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Die Franzosen replicirten, ob sie dan gar nichts haben solten; die ihnen vor
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diesem beschehene offerta der dreyen stieffter seye eben soviel, alß wan
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man den Schweden Lifflandt, Riga und dergleichen ahnbiethen thete, alß
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worauff die Schweden ebensowenig einen rechtmessigen titul hetten alß
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die cron Franckreich auff die stieffter Metz, Tull und Verdun. Aber wie
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wir den Schweden solches nicht offerirten, noch auch sie fur ein offerta
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ahnnehmen und erkennen wurden, also seye es bey ihnen auch wegen
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der stieffter und hette man sich gar nicht zu besorgen, daß sie weiter
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greiffen oder ein meherers ahn sich ziehen würden; stunde also in Ewer
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Kayserlichen Mayestätt handen, den frieden zu machen, wan sie wolten.
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Ich hab sie Ewer Kayserlichen Mayestätt friedfertigkeit hinwiederumb ver-
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sichert und benebens geantwortet, daß der friedt nicht erherers befurdert
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werden könte, alß wan die cron Franckreich dem hochlöblichen ertzhauß
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Österreich, daß seinige lenger nicht vorenthalten, sondern restituiren thete.
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Lifflandt gehöre zwar zunh Reich, aber Schweden hab selbiges Polen abge-
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nommen .

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Nachdem die Französische hinweg gewesen, seindt alsbaldt die Hollendi-
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sche gesandten erschienen, welche den nach abgelegten wenig complimenten,
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also gleich in die negotia getretten und zu underschiedlich mahlen wieder-
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holt , daß sie Ewer Kayserliche Mayestätt gnadt und freundschafft begehr-
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ten und wie bißanhero also fortahn die mit deroselben und dem Reich
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habende neutralitet auffrichtig und bestendig zu halten und zu erhalten ge-
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dächten , auch der hoffnung lebten, Ewer Kayserliche Mayestätt wurden
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solches zu thun nicht weniger gesonnen sein. Waß aber daß friedenßwerck
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betreffe, zu dessen erhebung hielten sie kein bessers mittell zu sein, alß wan
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alleß im Reich in den stand gesetzt würde, wie es von alters gewesen; daß
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die Pfältzische sach verglichen, Pommern dem herrn churfursten zue
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Brandenburg abgetretten und die cron Schweden mit gelt abgethediget
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würde; welche anfänglich alß freundt ins Reich kommen wehren und her-
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nacher den nahmen und titulum geändert und ihr absehen uff landt und
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leuthe gerichtet hetten, dieses wie es den commerciis und allen portibus
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maris Balthici, also auch ihrem statui, alß welch darauff fundirt were,
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praeiudicirte. Also würde man ihnen zumaln Pommern nicht lassen können,
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sondern daß beste sein, dieselbe mit gelt hinden zu fertigen. Ich hab sie der
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vesthaltung der neutralitet mit dem Reich versichert und sie ermahnt, weyln

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sie nicht wenig zu ehister erhebung deß friedens beytragen thun könten,
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daß sie hierzu ahn ihrem orth mitwurcken wolten.

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Gestern ist der Schwedische resident Rosenhan auch bey mir gewesen,
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welcher sich under anderm wegen der Französischen satisfaction in soweit
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heraußgelassen, daß der cron Franckreich ebener gestalt in ihren praeten-
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sionibus ein begnuegen geschehen müste. Alß ich ihme aber daß oppositum
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gehalten, daß man der cron Schweden darumb desto mehrere satisfaction
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gebe, daß sie hinwiederumb die cron Franckreich zu annembung der ihnen
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gethanen offerta disponiren und darzu anhalten helffen solte, hat er repli-
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cirt , daß die Franzosen, ihre, der Schweden, confoederirten seyen, undt sie
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dieselben nicht verlassen könten, es seyen ihnen dan ebener gestalt satis-
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faction geschehen. Auß welchem ich gleichwol soviel abnehmen können,
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daß er umb daßyenige, waß zue Oßnabruckh zwischen mir und denen
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Schwedischen gesandten vorgangen, noch nichts wisse.

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