Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
121. Reichsdeputation bei den kaiserlichen Gesandten Osnabrück 1646 April 17/27

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Reichsdeputation bei den kaiserlichen Gesandten


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Osnabrück 1646 April 17/27

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Österreich A II (XXXIII) fol. 85–86 (= Druckvorlage); vgl. ferner Magdeburg E fol.
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389’–390 ( registratura zur Zusammensetzung der Deputation), Magdeburg Ea fol. 405
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( registratura – wie zuvor), Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 339’–340 ( registratura – wie
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zuvor), APW III A 1/1 Nr. 86, APW III C 4, 122.

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Nachträgliche Änderung der Zusammensetzung der Deputation. Begleitschreiben des
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Reichsdirektoriums zur Übergabe der Bedenken der Reichsräte über die Repliken der Kro-
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nen
an die kaiserlichen Gesandten . Übergabe der Bedenken der drei Reichsräte, und zwar
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der Relation des Kurfürstenrats über alle IV Klassen der Repliken, der Correlation des Für-
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stenrats
zu Klasse I der Repliken, der Correlation des Fürstenrats zu Klasse II, III und IV
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der Repliken sowie der Correlation des Städterats über die Repliken . Bedingte Bereitschaft
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der Kaiserlichen zur Information der Reichsstände über den Gang der Friedensverhandlun-
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gen
. Schwedische Satisfaktion: Forderung Kurbrandenburgs nach Beteiligung an den Ver-
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handlungen
über Pommern.

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(Im Quartier Trauttmansdorffs zu Osnabrück). Anwesend: Kaiserliche Gesandte ( Trautt-
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mansdorff , Lamberg, Krane); als Deputierte: Brömser, Krebs (für Kurmainz), Löben (für
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Kurbrandenburg), Richtersberger (für Österreich), Ernst (für Herzogtum Bayern), Thumbs-
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hirn (für Sachsen-Altenburg), Lampadius (für Braunschweig-Lüneburg-Celle, - Grubenha-

[p. 434] [scan. 566]


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gen und -Calenberg), Geißel, Heidfeld (für die Wetterauer Grafen), Otto (für die Reichs-
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stadt Straßburg), Kreß von Kressenstein

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Jobst Christoph Kreß von Kressenstein (1597–1663), s. APW III A 6, 141; Hirschmann ,
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11; Junk , 282 (aber mit falschem Ankunftsdatum auf dem WFK).
(für die Reichsstadt Nürnberg).

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Nachmittags ist man bey den Churmainzischen zuesambenkomben, umb
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zue den Kayserlichen zue fahren.

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4–11 Der – gewesen] Magdeburg E: Es seien vom Österreichischen Direktorium mehr ka-
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tholische als evangelische Deputierte nominiert worden. Der Anteil der evangelischen De-
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putierten sei nachträglich dadurch erhöht worden, daß die städtischen Deputierten beide
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evangelisch gewesen seien, der Corveyische (Adami) nicht erschienen und der Würzburgi-
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sche wieder davongefahren sei, weil sich Bayern vorgedrängt habe.
Der praelat unnd Schwäbische graf

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Adami und Leuxelring waren als Deputierte nominiert (s. S. 431 Z. 11f). Vielleicht hing
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Adamis Fernbleiben mit seiner angefochtenen Stellung als Ges. der Prälaten zusammen (s.
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[ Nr. 117 Anm. 34 ] ).
sein
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spacierengangen unnd außgebliben. Alß man zue gutschy

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gutschy bedeutet Kutsche ( Etymologisches Wörterbuch , 753 s. v. Kutsche ) .
gesesßen unnd
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ich, Österreich, mich in die Brandenburgische gutschy obenan gesäzt, hat
7
der Bayrisch, excluso Wirzburgico

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Vorburg.
, sich an die ander ställ gesäzt, unnd ist
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der Würzburgisch darauf darvongangen, weillen er gesehen, daß Bayrn
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mit ihm competirn unnd die alternation im gehen unnd dergleichen acten
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mit der geistlichen bankh haben wolle

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Es war umstritten, ob bei Reichsdeputationen die Deputierten der geistlichen Bank Vor-
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rang vor denen der weltlichen hatten. Bayern forderte als Erster Vorsitzender der welt-
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lichen Bank die Alternation zwischen geistlichen und weltlichen Deputierten. Auf dem
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Regensburger RT von 1640–1641 hatte es deshalb einen Präzedenzstreit zwischen Salz-
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burg und Bayern gegeben, der nicht hatte beigelegt werden können ( Moser XLIX,
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478–499; Bierther , 52f Anm. 105).
. Seindt also bey diser occasion alle
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geistliche abwesendt gewesen, unnd hat sich der Altenburgisch zue unnß
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in den schlag

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schlag (hier in der Bedeutung Tür der Kutsche, s. Grimm XV, 331 s. v. Schlag Punkt IV.3)
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ist Pars pro toto: Thumbshirn hat sich in die Kutsche gesetzt.
gesäzt, welcher mir a parte vermeldet, daß, wan Bayrn die
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alternation suechet (welches er doch nit billichen kundte), so könten sie
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nit weniger alß Bayrn sein unnd nichts nachgeben. In meinen wagen
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seindt die andere gesandten gefahren.

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Deputierte. (Durch Kurmainz

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Siehe APW III A 1/1, 598 Z. 16.
:) Da wir zue den Kayserlichen komben,
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haben selbe die rechte handt behalten unnd wir stehend den vortrag abge-
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legt vermög des memorials

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Gemeint ist das Begleitschreiben des Reichsdirektoriums zur Übergabe der Bedenken
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(s. Anm. 1).
, ausser daß man auch adiungiert hat, das die
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herrn Kayserlichen plenipotentiarii, wie es mit den tractaten stehet, nach
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unnd nach communicirn wolten, unnd daß weegen der wahl die fürst-
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lichen in der relation den churfürstlichen was zue nahent gangen weren .
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Recommendirten also das negotium, die beförderung des fridens, unnd

[p. 435] [scan. 567]


1
waß dem lieben vatterlandt zum besten gedeyen mag, förderlich zue
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schliesßen.

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Kaiserliche. Die herrn Kayserlichen haben nach gethanem abtritt ge-
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antwortet , daß sie an ihnen nichts wolten erligen lasßen. Hetten ge-
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wünscht , dise relationen noch ehender gehabt zue haben. Erbietten sich,
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darinn fleissig zu ersehen unnd demnach auf daß nuzlichiste die duplica

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Zu den ksl. Dupliken an Schweden und Frk. vom 1. bzw. 5. Mai 1646 s. [ Nr. 110 Anm. 7 ] .

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auf der cronen replica einzuerichten. Wolten auch nit underlasßen, die
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communication pro re nata zue thuen unnd wan selbige dem fridenschluß
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nit verhinderlich sein werde, dan man hette khein zeit zu verliehren, unnd
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müesße man die campagna verhüeten.

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Kurbrandenburg. Darüber der von Leven, Churbrandenburgischer
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abgesandter, instanz gemacht

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instanz gemacht bedeutet beharrlich gefordert ( Etymologisches Wörterbuch , 584 s. v.
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Instanz ) .
mit etwas entristung, man werde ohn ihr
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beysein ja weegen Pommern nit tractirn.

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Kaiserliche. Ihr excellenz von Trautmanstorff vermeldete, man habe
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schon lengest gesagt unnd ihnen notificiert, unnd weisen es die replicen ,
16
daß man Pommern begere unnd deßweegen tractirn müesße alß auch das
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die Schweeden hiervon nit weichen wolten.

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Kurbrandenburg. (Ille:) Sie begerten auch andere landt unnd leüth

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Zu den übrigen schwed. Satisfaktionsforderungen s. [ Nr. 112 Anm. 7 ] , zu den frz. Nr. 113
31
Anm. 5.
.
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Sein gnädigster churfürst

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Kf. Friedrich Wilhelm von Brandenburg.
werde nit consentirn, unnd wan man also trac-
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tirn wolte, müesße man ihne darzue berueffen. Er werde ihm nichts nem-
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ben lasßen.

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Kaiserliche. Ihr excellenz sagten weiters, ihr churfürstliche durchlaucht
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hetten es schon lengst gewusst, waran der Schweeden satisfaction haffte

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Schwedens Absichten auf Pommern waren schon durch seinen Bündnisvertrag mit Hg.
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Bogislaw XIV. von 1630 (s. [ Nr. 113 Anm. 74 ] ) deutlich geworden und hatten seither zu
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den Hauptzielen seiner Politik gehört. Auf dem Frankfurter Konvent hatte Axel Oxen-
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stierna im August 1634 Schwedens Absichten gegenüber den Ges. Kurbrandenburgs und
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Pommerns öffentlich ausgesprochen. Kf. Friedrich Wilhelm hatte aber bislang keine Be-
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reitschaft erkennen lassen, auf seine Ansprüche auf Pommern zu verzichten ( Kretz -
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schmar II, 412f; Dickmann , Frieden, 216ff, 251f; APW I.1, 193; Ruppert , 201f; Baum -
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gart , 474, 477f).
.
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Ihr mayestät

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Ks. Ferdinand III.
wolten weiter khein krieg füehren. Da ein anderer krieg
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füehren wolte, liesße man’s geschehen. Daß hauß Österreich greiffe sich

[p. 436] [scan. 568]


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umb dises fridens willen selbsten an, unnd seye genueg, was man mit El-
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saß zue thuen benötiget ist

8
Zu den Verhandlungen über die Elsaßfrage Mitte April 1646 s. Bosbach , in APW II B 3/
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1, LIV–LVII.
.

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Kurbrandenburg. Darauf Leven vermeldet, ob er solches seinem gnä-
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digsten herrn schreiben dörffte.

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Kaiserliche. Responsum, quod sic

10
Siehe den Bericht Löbens und Wesenbecks an den Kf.en, Osnabrück 1646 IV 20/30 ( Mei -
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nardus Nr. 291).
.

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Ist also in diser hiz hinwegggangen, daß andere conversation dahinden
7
verblieben.

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