Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
Reichsdeputation bei den kaiserlichen Gesandten Osnabrück 1646 April 27 nachmittags
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Osnabrück 1646 April 27 nachmittags
Kurmainz Rs FrA Fasz. 14 = Druckvorlage.
Überbringung der Reichsconclusen. Fernere Einschaltung der Reichsstände in die Friedensgespräche.
Schwedischer Satisfaktionsanspruch auf Pommern. Differenz zwischen Kurbrandenburg und Bayern
in der pfälzischen Frage. Sonderrechte des Kurkollegs.
Im Quartier der kaiserlichen Gesandten. Vertreten: Kurmainz, Kurbrandenburg; Österreich,
Bayern, [Sachsen-Altenburg, Braunschweig, Wetterauer Grafen]; Straßburg (Stadt), Nürnberg;
kaiserliche Gesandte.
Seint vorgemelte der ständte re- undt correlationes sampt darin ange-
zogenen beylagen neben deme in vorhergehendem protocollo beruhrtem
memorial
Das Memorial wurde vom kurmainzischen Direktorium am 26. April 1646 aufgesetzt (Druck
Meiern II S. 976–978, vgl. ebd. S. 835).
undt -brandenburgische, die Pfaltzische sach betreffentte re- undt protesta-
tiones den Keyserlichen herrn abgesanden durch die deputatos auß allen
dreyen reichßräthen, nemblich außm churfurstenrath Meintz- undt Bran-
denburgische (zumahlen die Chursachßische diesser deputation beyzuwoh-
nen umb deßwillen bedenckens getragen, weilen sie bey denen vorgan-
genen deliberationibus nit alhier gewehsen), außn furstenrath aber die
obahngemelte gesandtschafften, außerhalb die Wurtzburgische, als welche
wegen habendter competens mit Bayern sich ererst im Meintzischen logia-
ment , als man eben zu den herren Keyserlichen fahren wollen, sich von der
deputation separirt, auch ausserhalb der praelatischen undt grafflichen
Schwebischen, welche bey der ansag in ihren quartiren nit anzutreffen
gewehsen, sodan auß dem stettrath Straßburg undt Nurnberg überreicht.
Undt ist dahbey von Meintz der furtrag gethan undt zu deßen endt von
den herrn Keyserlichen gepetten worden, das sie vorgedachte re- undt
correlationes an platz eines reichßguetßachtens reifflich erwegen, darauff
die friedenshandlung befurdern undt der stendte gesandten, da nottig, zu
dero fernerm guetachten, warauff die sachen beruehen, nach undt nach
communication thuen wolten, zugleich anzeigendt, was fur re- undt pro-
testationes zwischen Churbayern undt -brandenburg vorgeloffen, auch in
genere beruhrent, waßgestalt nit allein die churfürstliche gesandtschafften
absonderlich observirt, daß in den furstlichen undt stettischen correlatio-
nibus in etlichen sachen denen herrn churfürstlichen sowohl insgesambt
als auch etlichen von denselben in particulari in ihren iuribus zu nahe ge-
tretten werden wolle, sondern auch beede, die chur- undt furstliche zu-
gleich wahrgenohmen, daß in dem stettischen voto allerhandt sehr nach-
denckliche undt praejudicirliche sachen endthalten, der ursachen dan den
heuttigen vormittag in pleno allerhandt contradictiones unndt erinnerungen
geschehen, welche ahn die Keyserliche gesandtschafft (deren man mit weit-
leuffiger mündtlicher relation deßen nit gern molest sein wolte) durch
einen extract prothocolls vom reichßdirectorio gebracht werdten solte.
Die herrn Keyserliche thätten sich darauff zu der sachen befurderung, auch
der gepettenen communication, yedoch anders nit als pro re nata erpiettig
machen. Trauttmansdorff fügt hinzu, das solche communication nit also nach
undt nach zu der stendte ferneren guetachten, maßen gepetten worden,
beschehen köntte, sondern man muste vor angehender campagne zum
schlues schreitten. Führt weiter aus, wasmasen solches von den Schwedischen
plenipotentiariis gesucht würdte, es auch des reichß eußerste notth er-
forderte .
Wie nuhn hierauff der Churbrandenburgischer abgesandter hern von Löben
sich in discurs vermercken laßen, das Seinem Gnedigsten Herrn die Pom-
merische landte nit begeben werdten köndten, undt darauff bestandten, daß
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg vorhero davon nach-
richt gegeben undt dero consens dahruber eingeholt werden mueste, mit
dem anhang, daß gleichwohl Ihre Keyserliche Meyestät Seiner Churfürst-
lichen Durchlaucht bey solchen landten handtzuhaben sich dabevorn er-
claret , antwortet Trauttmansdorff, daß Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht
bereits vorhin zu genügen bekant, wasmaßen Schweden Pommern praeten-
dirte . Sie herrn Keyserliche köntten gahr wohl leiden, das die Churbran-
denburgische gesandtschafft die Schwedische plenipotentiarios von solcher
praetension abwendig machen dhätte, da es aber nit zu erhalten, ob man
derentwegen den kriegh lenger continuiren undt alle stendte deßen ent-
gelten solten, solches stelte er zu bedencken; der Keyser undt das reich
wolten frieden haben. Stundte dahinn, waß Churbrandenburg thuen wolte,
es hette auch das hauß Österreich zu erhandtlung des friedens sich bereitß
mercklich angegriffen undt deßen ahnsehentliche Elsassische landte ange-
potten etc.
Darauf gebraucht Löben wiederholt die Worte: Eß seye gueth, daß erß wueste,
er wolte es Seinem Gnedigsten Hern berichten.
Sonsten seindt damahlen im Keyserlichen logament zwischen deme von
Löben undt dem Bayerischen gesandten abermahlß wegen der Pfaltzischen
sach contradictiones vorgangen, bey welchen herr graff von Trautmans-
dorff dem Bayerischen gesandten zu verstehen geben, das die Churbayeri-
sche gesandtschafft zue Munster der sachen notturfft schon beobachten
wurdte.
Eß hatt auch der Ostereichische director in nahmen der furstlichen gegen
die churfurstliche sich beschwehrt gemacht, das diese dafurhalten wolten,
als wan iene den herrn churfurstlichen zu nahe tretten thätten.
Kurmainz erwidert, daß fursten und stendte den herrn churfursten in ihrem
iure electionis keine ordnung furzuschreiben; dem pflichtet Trauttmansdorff
bei.
Schliesßlich ist zu observiren, das bey dieser deputation undt allen andern
vorgangenen actibus publicis ich Dr. Krebs mich immediate ahn die chur-
furstliche principalgesandten gehalten unndt also denen furstlichen vor-
gangen .