Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VI 25

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1647 VI 25
Dienstag Resolutionen der einzelnen Stifter gemäß den
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gestrigen Konferenzen. – Savoyischer Gesandter bei W: Dankschreiben
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der Herzogin wegen Förderung der Session im Fürstenrat.

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Buschmann bei Trauttmansdorff/Volmar. Kurkölnische Beschwerden
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gegen das Instrument. Darauff zwarn von seiten der hern Kayserlichen
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die vertrostung gegebenn, dahin muglichst zu sehen, daß in solchen punctis
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milter- und enderung geschehe, dabey aber auch die andeutung gethaen,
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daß noch erst gestern der Sachsen Altenburgischer abgesandter bey ihme
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Vollmarn gewesen unnd [...] expresse bedingt, daß sie mit den catholi-
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schen in einige weitere conferentz sich einzulaßen nicht gemeint, sondern
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kein anderer wegk seye, alß daß es bey dem ietzigen auffsatz des instru-
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menti pacis sein verpleibens simpliciter behaltten muste. Die Aufhebung des
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Hildesheimer Religionsvertrages auf die zeitliche Begrenzung einzuschrän-
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ken
, hätte Volmar sich getraut, wenn er entsprechend unterrichtet gewesen
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wäre; nun aber, da es also abgeredet und bereits auf dem papier, werd es
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etwas schwerer zugehen. Zur hessischen Satisfaktion Trauttmansdorff:
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Will sich um die Aufteilung der Gelder im Verhältnis zur Kontribution
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bemühen. Quoad totum negotium pacificationis kein anders mittell, alß daß
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sie Kayserliche das werck zum schluß so guet sie immer könten zu bringen
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suchen, und demnegst Ihre Kayserliche Maiestet einem jeden chur-, fursten
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unndt standtt einen terminum vonn monatts frist ansetzen möchtten, unter
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welchem sich ein jeder zu erkleren, ob er sich zu solchem schluß bekennen
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woltte oder nichtt; wer alstan solchem nach darzue nicht verstehenn woltte,
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wurde die sachen auff seine eigene gefahr mußen außfuhrenn unnd des
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außschlages zu gewartten habenn.

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Longueville bei W. Bericht Ws über die Verhandlungen mit Brandt.

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Longueville: In modo ipso wegen der vollmacht und sonsten nit eben
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auff die promptualiteten zu sehen, sondern das werck selbsten anzugreif-
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fen . I. H. G.: Ihre mainung were ia woll nit, sich mitt einigen promp-
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tualiteten aufzuhaltten, woltten sich aber auch nicht zue ihrem schaden
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spötlich bey der naßen herumb leiten und betriegen laßen; blieben bey dem
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fundamento, wie sie es dem commissario Brandt mehrmaln andeuten laßen,
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es auch dem comte d’Avaux selbsten gesagtt. Man mußte einmahl die prae-
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liminaria haltten, et cum fide publica und mitt der könig und potentaten
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beschehenen vergleich also nit umbgehen, dan man sonst bey dem gantzen
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tractatu und deßen schluß sich nirgends auff zu verlaßen. Zuerst muß

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Schweden restituieren, dann kann der ganze Kongreß den Vertrag in Bezug
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auf die Besatzungen interpretieren. Longueville: Stimmt Ws Argumen-
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ten
zu; besonders von Ws Argument beeindruckt, daß Schweden gegen das
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Zugeständnis der Alternation versprochen hatte, Fürstenau nicht anzugrei-
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fen
. Klagen über die Osnabrücker Alternation. W: Daß die Kayser-
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liche die alternativam mitt dero stifft, dem ansehen nach, insoweith nach-
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geben , thette ihro woll leyd, und hetten sich gegen Franckreich und die
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herrn plenipotentiarios zu bedancken, daß sie es gern anderst gesehen. Die
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Kayserliche endschuldigten sich allemäln damit, daß man a parte
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Franckreich mitt bloßen wortten nur assistirt und hingegen mitt den wapf-
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fen una cum Suecis würcklich gegen den Kayser und die catholische im
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reich operirt. Die catholische hetten gegen Franckreich nimmermehr kein
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bößes gemüht noch effection bezeigt und zue keinem anderen intent alß pro
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religione nottrenglich die wapffen defensive ergreiffen müeßen. Bey den
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mitt Schweden und Hessen Cassell gemachten confoederationibus hette
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Franckreich die catholischen, wie mehrmalß ihme remonstrirt, außge-
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schloßen , indeme sie dieselbige dero feinden dominat und contributionibus
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underworffen. Longueville: Sie hetten damalß den Teutschen statum
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sowoll nit gewust, würden es sonst geendert haben. I. H. G.: Zue
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anfang dießer nunmehr so langh wehrender tractaten were ihnen dießer
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fehler gnugsamb remonstrirt und die mittell cum ipsis rationibus an die
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hand gegeben, welcher gestaldt et quibus de causis sie ihre confoederirte
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den catholischen von dem halß abhaltten und mitt denselben sich mehrers
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vereinbahren kontten. Man hette es aber verwindtschlagt und in illa
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oppressione et periculo catholicorum malum tandem Galliae imminens
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nit erkennen wollen und mehrers den Schweden und Calvinisten
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alß catholischen getrawet, welche, wie es ein anfang einer sonderbaren
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straff Gotts, alß möchte es noch woll endlichen gar bedaurliche effectus in
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ipso regno Galliae verursachen. Longeville: Die Kayserliche veruhr-
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sachten alles übell, indeme sie mitt hinwegkgebung desjenigen, was die pro-
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testirende contra catholicos begehrten, sie gegen Franckreich gern anreitzen
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und auffwiegelen woltten. Dießem vorzukommen, hetten sie sich desto
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näher und beßer an ihre confoederirte auch haltten müeßen, es [wäre] aber
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itzo der Touraine auß Teutschlandt dem reichs weeßen zum besten abgefor-
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dert . I. H. G.: Des Touraine abförderung, wan man recht Teutsch und
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vertrawlich catholisch von den sachen rheden soltte, were auß einer weith
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anderen ursach, alß den catholischen in Teutschland lufft zu machen, abge-
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fördert . Die Ksl. betonen, daß er entgegen den in Osnabrück gegebenen
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Versprechen weiter im Reich operiert und die Gebiete von Mainz und
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Darmstadt verwüstet hat. Einzelheiten. Bedauerlich, daß Franckreich sich
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von den catholischen also abwurffe und den Schwedischen (die sie doch nit
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viell mehr achteten) die catholische religion zue dienst untertrucken. Sie
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würden auff dieße weiß Teutschland zur desperation und Hugonotismo

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bringen und veruhrsachen, daß sie sich noch gegen Franckreich pro
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religione ibidem quoque extirpanda brauchen ließe. Es were ia beßer noch
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bey zeitten mitt dem Kayser und catholischen sich zu vereinbahren, alß den
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Schwedischen das gantze dominium, darnach sie trachten, zu überlaßen.
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Selbst wegen der zwei Osnabrücker Pfarreien haben sie auf die Franzosen
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nicht gehört. Longueville: Da die Ksl. etiam cum tanto detrimento
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catholicorum die Schweden und protestirende an sich zu ziehen gedächten,
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so mußte Franckreich auch etwas glinder und glimpflicher mitt ihnnen
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umbgehen, sonderlich da Schweden itzo der Franzosischen assistenz nit
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mehr nötig. [...] I. H. G.: Man hette woll a parte Franckreich auffzu-
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mercken , indeme die Schweden selbst bekendten, daß sie ihrer nit mehr
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nötig. Dieß were, wie es bereits in facto bey den parochiis und sonsten ver-
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anließe , ein rechtes mepris, und würde bey ersehender occasion darauff
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noch woll etwas anderst folgen. Belagerung Wiedenbrücks. Die Schweden
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scheinen ihn zwingen zu wollen, bei den Verhandlungen mit Brandt ihre
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Verletzung der Präliminarien anzuerkennen, wozu er sich unter keinen
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Umständen verstehen will. Auf die Mahnungen der Ksl. bleiben die Schwe-
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den
in den terminis generalibus, daß sie den sachen nachdencken woltten.
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Nun wüste man woll, daß die Schwedische der Kayserlichen feind und auff
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dero rhede weiters nit achten, alß sie die Kayserliche wapffen zue appre-
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hendiren . Wan aber die cron Franckreich ihre authoritet bey der gantzen
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christenheit und den confoederirten selbsten erhaltten woltte, so soltten sie
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den Schwedischen ernstlich zusprechen und ex ratione ipsa et publica fide
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der praeliminarium erhalttung behaubtten. Longeville: Er woltte gern
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dabey sein bestes thuen, es were aber bey ietzigem zustand alßo woll nit
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fortzukommen, hette woll mögen wünschen, daß die Fürstenaw sich etwas
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lenger hette gehaltten, dan, wan der Königsmarck sich alda lenger hette für
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auffhaltten müeßen, indeme man albereits hie ratione praeliminarium ange-
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fangen zu handlen, so würde dem werck beßer abzuhelffen geweßen sein
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alß occupatione iam facta. Wiedenbrück soll zwar ein fester Ort sein, doch
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meint Königsmarck, es in Brand schießen zu können. W: In Fürstenau
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ist man betrogen worden, indem man den sich zunächst nicht feindlich
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verhaltenden Schweden alle nottörfft außgefolgen laßen, warüber sie den
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ort und alle glegenheit abgesehen und heimblich mitt würcklichem attac-
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quiren verfahren. Hofft auf längeren Widerstand Wiedenbrücks. Die Fran-
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zosen
soltten nun pro honore proprio fidem publicam retten helffen und
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bezeigen, daß die Schweden über sie nit praedominirten. Longeville:
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Den catholischen weren sie nit zuwieder und hetten ie alle guete officia für
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sie eingewendet, es hetten aber die Kayserliche in odium illorum den
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Schweden und protestirenden also viell nachgegeben, derentwegen sie etwas
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behuetsamer mitt den Schweden umbgehen müßten. I. H. G.: Sie hetten
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vorhin angezeigt, weßen sich die Kayserliche wegen des Touraine feind-
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sehligkeit beschwerten, und damitt bezeugten sie, daß bey den hiesigen
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tractaten die wortt den effectum nit hetten, welchen ihre wapffen ander-
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werts continuirlich mitt macht und eyffer bestritten. Itzo da man verhofft.

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zum friedenschluß zu kommen, da hetten die Casselische underm
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guettheißen und faveur der cron Franckreich alsolche enormia postulata
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vorgebracht, daß es beßer were, alle im krieg zu sterben und Franckreich
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alles unheill verandtwortten zu laßen, alß dergleichen einzugehen und
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nachzugeben. Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu Cölln und dero stiffter
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hetten Franckreich niemaln nichts zuwieder gethan, die wapffen allein pro
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religione catholica et statu suo defendendo ergriffen. Dieselbe hette Franck-
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reich nit allein bekriegen, verwüsten und verderben laßen, sondern noch
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woll itzo dero landen den Calvinisten zueignen. Es ließe sich mitt der
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hypothec das werck nit endschuldigen, diejenige, welche den spiritum
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Calvinisticum kenneten und dem procedendi modum, wüsten gar woll, wie
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es in dergleichen fällen zugienge. Man soltte sich an die so hoch verbundene
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praeliminaria spiegelen, so würde man sehen, was inskünfftig, da keiner
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von den gesandten mehr gegenwerttig, zu trawen. Longeville: Es were
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ia nit so viell, daß man noch 400 000 reichstaler der frau land-
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gravin , welche also großen schaden erlitten, über die bereits bewilligte
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sumb noch gebtte. Man müßte umb des friedens willen etwas thuen, und
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köntte er der landgräffinnen, einer so meritirten dame, nichts absprechen
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und bekendte, daß er darinnen passionnirt, und begerte, daß ihr doch satis-
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faction gegeben werden möchte. I. H. G.: Man hette leider mehr alß zu
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viell erfahren, daß er auch wieder alle billigkeitt der landgräffin parthey
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hieltte, und wan er nit gethan, so würde woll sicherlich ihro die 600 000
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reichsthaler noch die Schaumburgische embtter nit offerirt sein worden. Sie
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hette zehenmahl mehr schaden anderen zugefüegt, alß sie erlitten, und hette
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er selber mehr nit, alß 600 000 reichsthaler für sie begehrt. Hierüber hetten
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die Kayserliche noch die 4 Schaumburgische embtter, welche ohne die land-
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schatzung ein 50 000 reichsthaler jahrliches einbringen köntten, ihro zuge-
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legt . Man müste das werck nit also hoch spannen und bey den tractaten
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dergestalt nit zuruckhandlen. Das gantze werck würde ihme duc und seinen
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übermeßigen passionibus zugeschrieben. Deme der thumbprobst von
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Paderborn hinzugesetzt, daß wan er bey seiner passion und seinem dem
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catholischen wesen so schädlichen patrocinio bleiben würde, so hette man
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sich mehr zu erfrewen, wan man ihnen würde sehen ein armada gegen den
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Türcken commandiren, alß daß er bey hiesigen friedens tractaten Gott, seinen
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kirchen, den heyligen patronen und so vielen betrangten catholischen ein
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solche affliction und hertzenleid anthette. Er soltte doch dieße bei den trac-
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taten habende authoritet nit umb einer damen willen zue einer alsolcher
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schweren verandtworttung bey Gott, zu der catholischen oppression
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anwenden, sondern Gotts segen für sich und die seinige, wie ers woll thuen
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köndte, bey dießen tractaten zu erwerben sich anglegen sein laßen.

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Longeville: Gegen den Türcken woltte er woll gern general sein. Die
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landgräffin köntte er aber nit laßen, dabey gleichsamb insinuirend, wan er
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schon Gott damitt etwas erzürnete, bey seiner petition beharrend, man
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mochte sie doch contentiren. I. H. G.: Bey allen tractaten müßte man

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gleichwoll auff die billigkeitt sich reflectiren, und soltte er bei sich selbst
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gedencken, wie ihme zue muht sein würde, wan ihme dergleichen, wie Ihrer
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Churfürstlichen Durchlaucht zue Cölln geschicht, zugemuhtet würde, und
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würde er gewiß lieber sterben, alß dergleichen eingehen wollen. Es würden
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auch Ihre Churfürstliche Durchlaucht, wie auch andere, ehr und gewißens
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halber in die Heßische postulata nit verstehen können, sondern lieber alles
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daran setzen und es Gott zue deren verandtworttung heimbstellen, welche
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dießes unheill veruhrsacht. Die landgräffin hette ihme bereits gnug zu dan-
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cken , es were hohe zeitt, sie abzumahnen, Gott köntte hierüber noch
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Franckreich und sie straffen. Man hette viele exempla, waß die extrema
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und desperationes endlich für verenderung gebracht, und wan ie die Caße-
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lische sich nit sagen laßen woltten, so soltte Franckreich ihnen doch in
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denen, quae contra statum religionis vergunt, nit beistehen, so würde man
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sehen, wie man sie zue der raison brächte, dan einmahl pro religione et
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statu beßer ehrlich zu sterben alß dergestaldt dieselbe dem Calvinismo zu
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undergeben. Es were nit die quaestio wegen noch 400 000 reichsthalern,
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sondern de omnibus postulatis. Darauff der duc de Longeville auffge-
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standen und nachmalß der landgräffin sachen recommendirend gefragt,
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waß doch itzo in praeliminaribus wegen der Wiedenbruckischen belagerung
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zu thuen? Darauff I. H. G. geandtworttet: Wan die cron Franckreich
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ihre authoritet nit verlieren und bey allen in veracht setzen woltte, so
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hetten sie den Schwedischen ernstlich zuzusprechen, daß sie dasjenig zu
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haltten, waß bey den praeliminaribus so hoch versprochen. Die Schwedi-
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sche hetten selbst den punctum quoad cognominem dioecesim darin haben
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woltten, den weren sie schuldig zu haltten. Dagegen haben sie Fürstenau
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angegriffen, die noch von Philipp Sigismund eingesetzten katholischen
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Geistlichen vertrieben und den Übergabeakkord gebrochen. Nochmalige
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Erinnerung an die Verantwortung Frankreichs. [...]

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Holländischer Gesandter bei W. Empfieht die Aufhebung des Oldenbur-
30
ger Weserzolls.

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W bei Chigi. Sachen der Stifter.

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31–32 Religionsangelegenheiten – Köln ] am Rande: omittitur ad Bavarum.
Religionsangelegenheiten in der Stadt
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Köln.

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