Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 II 21

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1647 II 21
Donnerstag Schreiben Chigis

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(Chigi an W) fehlt.
. – W bei Trauttmansdorff:
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Nach heutiger Mitteilung Chigis hat Rosenhane bei Contarini wegen der
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Stifter geäußert, quod Sueci rogati rogarent, sie würden aber darumb wie
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auch anderer sachen halber nicht brechen. Trauttmansdorff erfreut dar-
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über
: Wan die Franzosen nur haltten woltten, so würde woll fortzukom-
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men sein. Osnabrück traue er sich zu retten, wegen Minden sei die Gefahr
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größer, weshalb er gestern d’Avaux habe fragen lassen, ob Frankreich des-
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halb
seine wapffen separiren würde. Weiln aber der comte d’Avaux deßen
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keinen befelch zu haben geandtworttet, so stünde er woll sehr in dießer
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sachen ahn. I. H. G.: Eben dießer Separation halber hetten die Franzo-
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sische plenipotentiarii nach Paryß geschrieben, man müßte in einer so wich-
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tigen sach das werck nicht praecipitiren,

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25–30 wie – bedeutet] am Rande: omittatur ad Bavarum.
wie dan auch der herr canzler
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Buschman dem herrn graffen noch gestern würde referirt haben, daß wegen
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der Churbayerischen antringen keine allsolche große gefahr, der herr nun-
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cius solches auch in seinem schreiben angedeutet, wie dan die formalia ver-
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leßen , waß wegen des armistitii geschrieben, und communicirt, waß von
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den Spanischen und Französischen tractaten bedeutet. Herr graff von
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Trautmansdorff: Seinestheilß woltte er sich befleißigen, den stifft Minden
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mitt zue salviren, und würde heutt bey der resolution, so die Kayserliche in
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puncto gravaminum heraußzugeben gedächten, beede stiffter Oßnabruck
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und Minden den catholischen vorbehaltten bleiben. Das armistitium wolt-
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ten die Schweden noch nicht eingehen, schienne daß auf des Konigsmarcks
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marche und intent auch ihr absehens gerichtet. Nachrichten, wonach ksl.
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und bayerische Truppen gegenüber Königsmarck im Vorteil sind. W:
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Es were ein gueter streich, köntte den punctum satisfactionis militiae und
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andere sachen cum ipso armistitio mercklich beförderen. Herr graff
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von Trautmansdorff: Es were an einer guetten verrichtung woll etwas
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glegen. Neue französische Forderungen wegen Portugal und Katalonien.

[p. 736] [scan. 76]


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W: Es were zue wunschen, daß der herr graff alhie cum bono catholico-
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rum geschloßen und den Spanischen frieden mitt Franckreich zue Münster
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auch mitt beförderen köntte. Herr graff von Trautmansdorff: Er ver-
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hoffte alhie bald ferttig zu werden, dan er gestern in causa Marpurgensi
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nachmalß dem comte d’Avaux remonstriren laßen, daß es gleichwohl bey
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Gott eine schwere verandtworttung, eine zue recht abgeurthelte sach ex
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solo favore unius partis wieder umbzustoßen und dasjenig verordnen, waß
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dem erkandten und vollnzogenen rechte directe zuewieder lieffe. In puncto
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satisfactionis Hassicae hette er gleichfalß, daß der fürstliche abdey
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Hirschfeld ein inaestimable sach seye, ihme mitt mehrerem noch vorhaltten
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und dabey anzaigen laßen, er hette 100 000 reichsthaler dabenebenst ge-
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botten , er woltte es in seine des comte d’Avaux discretion und confidenz
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gesteldt haben, ob er etwan noch ein 50 oder gar 100 000 thaler darzue
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nehmmen und damitt, daß man auß den sachen endlichen auch kommen
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möchte, schließen woltte. Welcher darauf geandtworttet: Es were dießes
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ein bescheidliches zumuhten und erbieten, darauff zu handlen, hoffte also,
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weiln die Schwedische ihre satisfaction nunmehr, es würden sich dieße und
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alle andere sachen beßer disponiren laßen. Bei den Gravamina wird man
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die Autonomie in den Erblanden abschlagen, im Reich wird man es bei dem
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Stand von 1624 lassen müssen, weshalb W sich reichtzeitig wegen der Stadt
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Osnabrück entscheiden möge. Hoffnung auf einen guten Ausgang in der
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Pfälzer Sache, da der Kaiser, Spanien, Frankreich und das Kurkolleg außer
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Brandenburg sich einig sind und man die Mehrheit im Fürstenrat hat.

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W: Im Osnabrücker Land haben die Protestanten 1624 kein exercitium
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gehabt, in der Stadt können sie die in schwedischer Zeit erbauten Kirchen
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behalten. Will hierzu und zum Stand im Stift Münster eine schriftliche
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Aufstellung einreichen. Übergabe eines Memorials zur hessischen Satisfak-
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tion

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(Memorial zur hessischen Satisfaktion) fehlt.
. Trauttmansdorff: Will auf Ws Bitte dafür eintreten, daß bei
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Demolierung der Festungen Coesfeld ausgenommen wird.

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W bei d’Avaux, der wegen der Stifter gar übell zufrieden zu sein sich be-
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zaigt und expresse vernemmen lassen [...]. Einmahl seye es nicht anders,
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und sehe er woll, daß der stifft Minden auff dieße weiß verlohren gehe, ia
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bereits de facto verlohren und von Kayserlichen vergeben seye, wie er
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davon gewiße nachricht. W: Gerade hat Trauttmansdorff ihm zuge-
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sagt
, beide Stifter sollten in der Resolution über die Gravamina den Katho-
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liken
vorbehalten bleiben. D’Avaux: Es hetten einmahl die Kayser-
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liche den stifft Minden bereits hinwegk geben und den Brandenburgischen
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versprochen, daß, wan selbiger stifft den protestirenden verbleiben soltte,
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daß Churbrandenburg denselben alßdan haben soltte

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Separatartikel zum ksl.-brandenburgischen Rezeß 1647 II 20 (Druck: J. G. Meiern
IV S. 330 ).
. Nun were dies in
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effectu den stifft hinwegk gegeben. Er köntte sich alsolcher procedeuren nit
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gnugsamb verwunderen, man woltte von ihme haben, daß er seines königs,

[p. 737] [scan. 77]


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der legation und seine reputation wegen des stiffts Minden, wie er es auch
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würcklich gethan, engagiren soltte, und underdeßen gleichwohl, ohne ihme
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(der bey dem puncto satisfactionis solche guette officia gethan) das gering-
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ste davon zu sagen, gebtte man den stifft hinwegk. Man möchte es den
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Kayserlichen woll sagen, aber dabey nicht melden, daß es von ihme her-
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kehme , dan sie sonsten leichtlich nachdencken köntten, von wehme er es
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erfahren. Er köntte noch nicht penetriren, waß itzo zwischen der Kayser-
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lichen , Schwedischen und Brandenburgischen beßeren verstendnuß für ein
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gehaimbnuß steckte. Es gebe viele rationes, daß man Brandenburg, der
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ohne das gnugsame satisfaction bekommen, seine landen mitt noch mehrern
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landschafften an einander coniungiren soltte. I. H. G.: Die rationes
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weren bekand, wie er auch vor dießem gerehdet. Sie kontten einmahl nicht
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glauben, daß die Kayserliche sich also weith sollen vertiefft haben, weiln
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sie itzo noch ein anders vom graffen von Trautmansdorff vernommen,
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bäten ihme, er wolle doch sich durch dergleichen vorgeben, welches andere
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zue ihrem vorthell gebrauchen möchten, von seinem gueten proposito und
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willen nicht abschrecken laßen. Comte d’Avaux: Er woltte einen wegk
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alß den anderen, wan schon Minden von den Kaiserlichen überlaßen wer-
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den wollte, seine und der coron displicenz bezaigen. Hat gestern Fromhold
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auf dessen Vorstellung, er möge sich nicht gegen Brandenburg stellen, da
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das Stift doch nicht den Katholiken bleibe, geantwortet, es were bey ihme
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die quaestio nicht, wer von den protestirenden den stifft Minden haben
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soltte, sondern die resolutio, daß er pro catholicismo sprechen und handlen
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müste, dabey würde er auch verbleiben. W: Die Brandenburger ver-
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breiten
, er habe ihnen wegen Minden Hoffnung gegeben. D’Avaux:
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Sie hetten gar starck in ihnnen gesetzet und zue wißen begert, ob er Chur-
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brandenburg nicht ebensowohl alß einem anderen fürstlichen hauß den
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stifft Minden gönnete. Auff solche quaestion cathegorice zu andtwortten,
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were nicht nötig noch dienlich gewesen, sondern hette er sie damit abgewie-
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sen , daß er pro catholicismo hac in parte redete und stunde, und alß solchen
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discursum etwas weiters extendirt, damit geschloßen, daß die Kayserliche
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etiam absque reservatione episcopatus Osnabrugensis den stifft Minden
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hetten hinwegkgegeben. W: Wiederholt die Äußerungen Trauttmans-
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dorffs
und verabschiedet sich wegen des comte d’Avaux eylferttigkeitt und
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bezaigenden perplexitet und unlust. – Auftrag an Buschmann, sich deshalb
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bei Trauttmansdorff und Volmar zu erkundigen.

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