Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 XII 13

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1648 XII 13
Sonntag Bayern bei W. Auf ihre Frage Darstellung des
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Sachverhaltes wegen der angeblichen Werbungen Lamboys. Warüber der
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Dr. Krebs aller errödet, mitt vermelden, so hetten sie übell gethan, daß sie
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an Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern solches für gewiß berich-
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tet . I. H. G.: Ihro nehme wunder, daß man in dergleichen berichten,
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ehe man sich der beschaffenheit bestendig erkündigt, so facil were; dieß
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würde gewiß einen newen larmen zue München wieder erwecken und
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starcke schreiben sowoll an den Kayser alß Churcölln abgehend machen.

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Dr. Krebs: Sie hetten dem Oxenstirn getrawet, müsten gleichwoll beken-
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nen , daß die Schwedische gar gefehrliche leuthe, so die sachen offtermaln
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nicht recht einnehmen oder mitt fleiß die wortt verkehrten. I. H. G.:
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Weiln man dießes von ihnen wüste, hette man pillich vor ablaßung derglei-
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chen berichten sich beßer zu informiren. Illi: Sie wolttens gewißlich
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auch künfftigen dingstag anderst überschreiben und das vorige corrigiren.
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Beratung mit den münsterischen Räten.

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Raigersperger bei W. Empfehlung Reumonts für die craißdefension, die
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Kurköln nach den Abdankungen beibehalten wolle. W: Hat ihn auch
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schon empfohlen; allein sey dabey ein mißverstandt, daß vermainet werde,
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große defension und verfaßung alhie im craiß zu behaltten. Man müste es

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alßo nit nennen, bevorab weiln bekandt, daß die stendt im craiß nit
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zusamensetzten. Es were dannoch Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht wie
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auch andern chur-, fürsten und stenden in dem instrumento pacis expresse
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vorbehaltten, bey abdanckung der völcker soviell zu behaltten, alß zue be-
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setzung ihrer vestungen und plätzen nötig erachtet wirdt. Und seye man
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eben gleich alhie im werck davon, wie nemblich die plätze und straßen
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alhie im stifft besetzet und von den besorgenden räuberen gesichert sein
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möchten, zu reden. Wan man nun dießes ein craißdefension tituliren würde,
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köntten viell disputaten und suspetti erweckt werden. Raigersperger:
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Wie ist es wegen der Schreiben an die kreisausschreibenden Fürsten zur
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Beibringung der Satisfaktionsgelder mit Neuburg zu halten? W: Kur-
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köln
gönnt Neuburg als einem nahen Verwandten alles guetts, gestaldt dan
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er und Kurbayern, ohnerachtet es wedder der Kayser noch Churmainz
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thetten, ihme den titul der Gülichschen landen halber geben. Was aber die
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craißsachen anberürte, weiln Ihre Kayserliche Maiestet Ihrer Churfürst-
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lichen Durchlaucht krafft habenden patenten und befelchen die craißdirec-
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tion specialiter allein allergnedigst auffgetragen, so müsten Ihrer Maiestet
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zue respect sich Ihre Churfürstliche Durchlaucht pillig auch in den terminis
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verhaltten, gestaldt sie dan dieße jahren hero uneracht Pfaltz Newburgs
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praetensionen verschiedenen mahlen gethan. Auch das ksl. Edikt ist jetzt
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allein Kurköln zugeschickt und durch die Münsterischen allen Kreisständen
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publiziert worden. Ipse: Er wüste umb dieße strittigkeit gar woll, hett
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auch geleßen, was iüngsthin der herzogh zue Newburg an Churcölln und
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Churcölln an ihnnen in hac materia geschrieben; bey welchem I. H. G. er
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nit verhelte, daß Chursachßen und Brandenburg sich ebener gestaldt oppo-
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nirten und begert hetten, dergleichen schreiben an Pfalz Newburg zue ihrem
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praeiuditz nit abgehen zu laßen; hette sich alßo er nur allein erkündigen
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wollen. [...] Teilt auf Ersuchen Ws ein interzipiertes schwedisches Schrei-
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ben
an Karl Gustav mit. Erklärt sich zu der Frage, ob Kurmainz die wegen
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der Bergstraße an Pfalz zu zahlenden Gelder von der Propagandakongre-
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gation
erstattet haben wolle, für nicht informiert. Gibt zu, daß in einem
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Schreiben von Kurmainz an die hiesigen Protestanten die Bezeichnung
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‘evangelischen’ gebraucht worden ist; diesen seit dem Passauer Vertrag ver-
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34– S. 1205,2 In – hetten] am Rande: omittatur in communicatione.
miedenen
Ausdruck hat er durch Rasur zu tilgen versucht. In der Sache
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betrifft das Schreiben den Wunsch der Protestanten nach Kassierung aller
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Proteste gegen das Friedensinstrument. Insgesamt sind über 40 Proteste,
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auch von protestantischen Ständen, eingekommen, die er an Kurmainz ge-
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schickt
hat. In dem instrumento pacis were von der cassation nichts ent-
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haltten und würde darin eben wenig, daß selbige nicht anzunehmen, auß-
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behalten , nur allein ‘quod valere non debeant’ gesetzet. Sähe dahero nit,

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wie selbige zu caßiren, in erwegung diejenige, so selbige eingeben, duplicato
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eingelieffert und originalschein zuruckempfangen hetten. W: Ist in
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Osnabrück Kurmainz Erlaß seiner Satisfaktionsquote versprochen worden,
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wenn es den Satisfaktionsbeschluß durchbrächte, und erklärt Oxenstierna
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nun, er könne der Armee nichts vergeben? Warüber der canzler
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lachend vermeldete, I. H. G. hetten wunderliche zeittungen und stelleten
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ihme seltzame fragen vor. Während seiner Krankheit hat sein Kollege mit
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Oxenstierna verhandelt, daß auf die genannte Bedingung die Mainzer
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Quote von 105 auf 100 Römermonate herabgesetzt werden sollte. Vor
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einigen Tagen hat aber Oxenstierna auf der vollen Summe mit der Begrün-
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dung
bestanden, daß die Mainzer Quote über 120 Römermonate betrage
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und er einen derartigen Nachlaß nicht von sich aus bewilligen könne.

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W: Deme seie, wie ihme wolle, einmaln tauge solcher handel nit, deß-
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gleichen hette man leyder bey dießen zeitten mehr erfahren, da ein stand t
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im reich den anderen gleichsamb bey dießen tractaten verrahten und ver-
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kaufft hette. Dieß gebere nit allein bey Gott ein große verandtworttung,
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sondern auch der Teutschen nation bey den außwerttigen ein verspottung
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und bey der posteritet ein immerwehrenden fluch. Ille: Er seye sehr
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froh, daß in dießem passu nichts zu verandtwortten hab. Information
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Ws über die Osnabrücker Kapitulationsverhandlungen.

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