Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
348. Protokoll Auerspergs und Kranes Osnabrück 1644 August 8 9 10

20
–/ 348 /–

21

Protokoll Auerspergs und Kranes


22
Osnabrück 1644 August 8/ 9 /10

23
Kopie: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 459–461’ = nr. 351,1.

24
Verhandlungen mit Dr. Böger: Protestschreiben der schwedischen Gesandten; von den Vermittlern
25
in Münster vorgeschlagene neue Form der Vollmachten.

26
Lunae, 8. Augusti 1644. Der Oßnabrüggische stadtsyndicus doctor Böger

34
Dr. Johann Heinrich Böger war seit 1642 Syndikus der Stadt Osnabrück.

27
praesentirt ein verschloßenes schreiben

35
Johann Oxenstierna und Salvius an Auersperg und Krane, Osnabrück 1644 Juli 29/August 8.
36
Druck: APW [ II C 1 nr. 201 ] . Außer den dort angegebenen Fundorten bei M. C. Londorp V
37
S. 909–911. Die beiden Kopien der Reichskanzlei liegen zwar heute bei nr. 351, müssen jedoch
38
später von einem Registrator dort eingeordnet worden sein.
, so ihme von denen Schwedischen
28
abgesandten an unns zu überbringen auffgeben, pittet, ihme deßwegen nitt

[p. 572] [scan. 602]


1
zu verdencken, habe eß denen Schwedischen abgesandten nitt abschlagen
2
dörffen. Wir entschüldigen unns, dergleichen verschloßene schreiben anzu-
3
nehmen , weiln es von dem gegentheill herkomme, unnß deßen contenta
4
nit bewust auch nitt darauff instruirt sein, uns mit denen Schwedischen
5
gesandten in brieffwechßelung einzulaßen, selbiger modus sönsten auch bey
6
dergleichen tractaten nit breuchlich. Ille: will daß schreiben, weiln wirs
7
anzunehmen bedencken tragen, gehrn wieder zurücknehmen, wiße sönsten
8
die contenta unnd habe man ihme daß schreiben, ehe dan eß verschloßen
9
worden, fürgelesen, auch in eventum, dha wirs anzunehmen bedencken
10
tragen würden, von deßen einhalt unns mündtliche anzeig zu thuen erlaubt,
11
unnd bestünde derselb haubtsachlich auff deme, daß sich die Schwedische
12
abgesandten ab dem verzüglichen auffhalten dießer tractaten beclagten,
13
unnd wie sie dieselbe gern befordert sehen wolten, alß theeten sie in dem
14
schreiben etliche mittle darzu fürschlagen unnd unter anderen sich dhahin
15
erpieten, daß eß ihnen gleich gelte, die tractaten mediate oder immediate
16
vorzunehmen, könten auch woll leiden, wan man ie einen mediatorem dha-
17
bey haben wolte, daß sogar die königliche mayjestätt in Dennemarck selbst
18
wider darzu mögten gebraucht werden oder an dern statt die republica
19
Veneta oder iemandt auß denen reichßständen oder selbige reichßstände
20
insgesambt, warüber sie unnßere erclehrung zu vernehmen verlangten.

21
Nos: soviell die mündtliche vortrage anlange, wolten wir der sachen waß
22
mehr nachdencken unnd ihme, syndico, darüber unnßere erclährung morgen
23
anzeigen, maßen der syndicus anderen thags darnach, nemblich den 9. eius-
24
dem , wieder erfordert unnd demselben unnßere erclährung dhahin eröffnet
25
worden: Erstlich verpleibt es wegen deß verschloßenen schreibens bey
26
vohriger erclehrung, daß selbiges mit guter manier zurückzugeben seie.

27
Zum anderen, betreffendt den mündtlichen vortrag, wehre denen Kayser-
28
lichen gesandten lieb zu vernehmen, daß die Schwedischen herren gesandten
29
die königlich Dännische gesandtschafft zu beobachtung ihres königs inter-
30
esse bey dießen tractaten unnd dan selbige universaltractaten selbsten gerne
31
befordert sehen wölten, es geschehe sölchs gleich immediate oder mediate,
32
und daß ihnen darzu alle dienliche und füegliche mittl annemblich unnd
33
beliebig sein. Wie nun die Kayserlichen gesandten ebenergestalt nichtz
34
höhers, alß dieße tractaten zu beforderen verlangen, also mögten sie wün-
35
schen , daß die sachen sich in sölchem standt befinden mögten, daß darzu
36
würcklichen geschritten werden könte. Nachdeme aber den Schwedischen
37
herren gesandten bewust, daß sie sich, wie auch die Frantzösischen abge-
38
sandten zu Münster dhahin iedeßmahls erclährt, daß ein theill ohne dem
39
anderen mitt denen Kayßerlichen nit tractiren könten noch wolten, die
40
Frantzösische gesandten aber ihre volmacht noch auff gegenwertige stundt,
41
wie sie es versprochen gehabt, nitt ümbgefertigt oder in gebührender formb
42
eingelieffert, alß sehen die Kayßerlichen abgesandten nitt, wie auff der
43
Schwedischen herren gesandten contestation wegen ihrer friedenßbegierde
44
unnd beforderung dießer tractaten ein bestendiges fundament zu legen, so-

[p. 573] [scan. 603]


1
lange obverstandene verhinderung nitt außm weeg geraumbt seie; dhaferne
2
eß dan denen Schwedischen herren gesandten gefällig sein mögte, sölchs
3
obstaculum zuforderist auß dem weg raumben zu helffen, würde alstan der
4
sachen ein beßers licht können gegeben werden. Immittelst stehen die
5
Kayßerlichen herren gesandten in erwartt anderer zu dießen tractaten dien-
6
lichen sachen, unnd könten sich die Schwedischen herren gesandten ver-
7
sichert halten, daß sich die Kayßerlichen herren abgesandten mögligst
8
werden angelegen sein laßen, dhamitt dießes algemeine nützliche werck
9
auffs ehiste möge erhoben unnd zum schluß gebragt werden.

10
Mittwochen, den 10. diß, referirt der syndicus, daß er unnßere anthwort
11
denen Schwedischen hinderbragt, auch daß schreiben wider zurückgeben
12
habe, so zwar gehrn wider angenohmen, jedoch von dem Oxenstern darbey
13
vermeldet worden, daß er sich nitt hette versehen gehabt, daß selbiges
14
schreiben von unns nit sölte sein angenohmen worden, weiln es glimpflich
15
gestelt unnd nichtz anders begreiffe, alß waß zu beforderung dießer tractaten
16
gehöre, wan dergleichen schreiben von unns an sie, die Schwedische, würden
17
überbragt sein, wolten sie dieselbe unweigerlich angenomben haben, müsten
18
eß dhahin laßen gesteht sein. Soviel aber die mündtliche erclahrung belangt,
19
dha wiße er zwar, daß der Frantzosen volmacht für mangelhafft angeben
20
worden, die Frantzosen sich auch zur correctur anerbotten, man hette sich
21
auch deßwegen einer newen formb vergleichen wollen, so aber von unns,
22
Kayßerlichen zu Oßnabrück, anzunemmen seie difficultirt worden; sie, die
23
Schwedischen, wölten ihrestheils gern zu beforderung deß wercks mitt-
24
würcken , versahen sich auch, daß wir deßgleichen thuen würden.

25
Wir haben dem syndico explicirt, waß eß mit dem vorschlag wegen der
26
newen formb der volmacht für eine meinung habe, nemblich, daß dieselbe
27
von den herren mediatorn zu Münster zwar für selbigen convent hatt
28
abgefaßet, doch darbey unns zugemuhtet werden wollen, unns dhahin zu
29
obligiren, daß wir auch alhie selbige formb der volmacht einfolgen wolten,
30
dhawieder wir aber erinnert, daß in unnßer macht allein nitt stündte, dießem
31
convent, welchem gleichwoll seine reputation sowoll alß dem Münsterischen
32
gebühre, für unnßer haubt allein darzu zu verbinden, müsten die übrige
33
interessirte auch vernomben werden, denen wir dießorts nitt begehrten
34
vorzugreiffen. Obzwar sönsten es woll dhafür hielten, daß die Kayßerliche
35
mayjestätt ihrestheils kein bedencken machen würden, ebenselbe formb,
36
so zu Münster beliebt werden mögte, auch alhier einzufolgen und zu ge-
37
brauchen , unnd waß wir sölchergestalt darbey erinnert hetten, seie zu
38
reputation dießes convents und denen Schwedischen sowoll alß unns zu
39
gutem beschehen, hetten auch deßfals von dem Schwedischen residenten
40
zu Münster, dem Rosenhan, beyfall gehabt, der unns hierin recht gegeben
41
unnd deutlich vermeldet, wan wir unns schon darzu würden eingelaßen
42
haben, daß eß dannoch die Schwedische nit würden gethaen haben.

43
Syndicus hatt an dießer unnßer erleutterung satisfaction und will dieselbe an
44
die Schwedische ferners hinderbringen.

Documents