Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
204. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 März 21

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Auersperg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1644 März 21

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 170–172’, 175–176’, 215, Auflösung der
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Chiffre fol. 173–174, praes. 1644 April 5. = Druckvorlage. Kanzleivermerk: Fiat communicatio
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fur die fünf churfursten mitsambt den darzue gehorigen beilagen. Mainz, Cöln, Bayren,
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Sachsen und Brandenburg, item fur den von Plettenberg. 1644 April 10 – Kopie: ebenda
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Fasz. 46e, Konv. b fol. 177–179; ebenda Fasz. 92 II ad nr. 206 fol. 137–139; Giessen 203 fol.
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861’–865’ – Druck: Gärtner II nr. 215 S. 563–568.

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Mitteilung an Langermann über das geplante Zeremoniell mit Schweden. Geplante geheime Unter-
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redung
zwischen Langermann und Salvius. Dänisches Manifest gegen Schweden. Absichten der
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Feinde mit der jetzigen Anreise ihrer Gesandten.

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Nr. 195 zu folge haben wir dero commissario zu Bremen, Johan Behr, der
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unns anbefohlener verrichtung halber bey aigenen botten zugeschrieben,
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einhalts wie sub nr. 1.

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Und nachdeme wir unns lauth unnßer iungsten gehorsambsten relation in
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ablagung der corteseien gegen die Schwedische gesandten vernehmen laßen,
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haben wir dem königlich Dännischen abgesandten Langerman von deme,
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waß zu Münster vermittels deß Venedischen gesandten underhandlung
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dießes wercks halben verglichen worden, parte gegeben und demselben
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dhabey angezeigt, daß unns in alle wegen gebühren wölle, auch dießerendts
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sölchem vergleich zu bequemen und nit weniger denen Schwedischen
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gesandten bey deren herzukunfft mit ebenmäßiger ehr und cortesey zu
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begegnen, alß von denen Kayserlichen und königlich Spanischen abgesand-
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ten zu Münster denen Frantzosischen begegnet werden wölle, |:warzue unß
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dan auch nit wenig antreiben thuet, daß unß glaubhafftig vorkhommen (so
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doch nur unßere invention gewest), daß der gegentheill under diesem
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werckh gemeint sein solle, einen sonderbahren vortheil zu suechen, umb
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unß dabey in eine necessitet zu stellen, entweder bey abstattung solcher

[p. 310] [scan. 340]


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courtesei denen königlich Dennemarckhischen gelosey und ungleiches
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nachdenckhen oder aber bey deren underlassung dem gegentheill anlaß
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unnd ursach zur ruptur und abbrechung von diesen tractaten zu geben unnd
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dardurch das odium pacis auf diese seithen zu walzen. Wir aber, umb der-
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gleichen falstrickhen zu entgehen, hetten nit underlassen sollen, ihme, dem
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Dennemarckhischen gesanten, die bewantnus zu repraesentieren unnd
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dabey in dem gueten vertrawen zu versicheren, das bey solchem actu:| daß
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geringste von unns nit sölle vorgenohmen oder eingangen werden, so der
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königlichen würden einigergestalt würde können zum nachtheill aufge-
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nohmen oder außgedeutet werden, sondern daß wir uns nur ploeß in
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terminis complementorum halten, die haubtsach aber im geringsten nitt
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berühren wolten, maßen eß dan auch bey dergleichen ersten begrüßung nitt
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woll möglich seie, zwischen feyandtlichen partheien weiters zu gehen.
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Ersuchten derohalben ihnen, den Dännischen abgesandten, daß seiner
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gnädigsten herschafft, der königlichen würden in Dennemarck, von dießer
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bewandtnüß |:unnd unser dabey beschehenen contestation gehorsambst
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überschreiben und dieselbe benebens vestiglich versicheren wolle, daß man
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diserseiths bey deme, wessen wir die königliche Dennemärckhische gesante
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hiebevoren versichert hetten, redtlich bestehen wurde:|.

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Der von Langerman hatt sich der anzeigung halben bedanckt, obzwar
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sonst nit gerne vernohmen, daß man die complementirung mit den Schwe-
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den fürhabe, dan ers deutlich unnd mit clahren wortten zu verstehen geben,
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daß er gemeßenen befehll habe unnd darauf instruirt seie, woferne er ver-
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nehmen würde, daß wir unns zu etwaß mit den Schweden, so seinem gnä-
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digsten könig und hern in dem interpositionsambt oder sönsten einiger-
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gestalt zum nachtheil außgedeutet werden könte, einlaßen würden, offentlich
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darwieder zu protestiren; müste eß zwar dhahingestält sein laßen, weiln eß
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also der ceraemonien halben verglichen und angedeutete bedencken unns
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dhabey für augen liggen, daß die cortesey gegen die Schweden beschehe,
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iedoch wolte von allen ümbstenden, wie sie von unns ahn ihme gebracht
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sein worden, gebührlich an die königliche würden überschreiben, unns aber
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instendig ersucht haben, daß wir bey sölchen actu behuetsamb gehen unnd
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die haubtsach nit berühren wölten; |:erzelte unß auch, daß ihme der Salvius
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per tertiam personam wissen lassen, daß er sich mit ihme, Langerman, gern
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in geheimb besprechen wolte, und ort und zeit zu wissen begert, wan und wo
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ihme solchs gefellig. Er, Langerman, hette solches dem Salvio nit abzu-
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schlagen gewust, wiewol sich des orths unnd zeit halber noch nit verglichen.
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Wir haben zwar dagegen einige bedenckhen unnd under andern eingewen-
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det , das dergleichen heimbliche underredung mit einem feindt ohne der
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königlichen würden erlaubnis scheine was bedenckhlich zu sein, aber den
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Langerman von seinem vorhaben nit abwendig machen khönnen, sondern
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ist auf deme bestanden, daß er vermeinte, seiner instruction nit zuwider zu
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thuen, wenigst den Salvium anzuhören, und wurde gleichwol alßdan bey
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ihme stehen zu antwortten, was er zu seins herrn dienst zu sein ermessen

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wurde, derhalben wir

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1 sonderlich bey verspürter passion und zuneigung gegen die Schweden auch] sollte in
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den Abschriften an Köln, Sachsen und Brandenburg fehlen.
sonderlich bey verspürter passion und zuneigung
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gegen die Schweden auch weiters an ihne nit sezen mögen:|.

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Sein darnach auff andere discursen kommen, über den statum in Denne-
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marck , unnd hatt unns der Langerman ein manifest

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Kopie dieses Manifestes: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 193–194’, 196–214, 195–195’ –
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Druck: Meiern I S. 137–162 ( = I 2, 10 n III ) mit den exempla litterarum A–H S. 162–175;
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M. C. Londorp V 2 nr. 66 S. 840–846 ( Auszüge ).
zu verlesen geben, so
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die königliche würden in Dennemarck wieder die Schweden wegen dern
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feindtlichen einfall habe in offenen trück geben laßen, |:welches wir nach
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gegenwerttigen deß heyligen Römischen reichs beschaffenheit und zuestandt
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so wohl aufgesezter befunden, daß wirs zu Ewer Mayestät höchsten diensten
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zu sein erachten, daß selbiges mehr bekhant und sonderlichen den prote-
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stierenden im reich communiciert werde, derhalben wir es so lang von dem
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Langerman entlehnt, bis es möge nachgetruckht werden, alsobald aber bey
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eigenem botten nacher Cölln an den postmeister alda, Cöesfeldt, uber-
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schickht mit erinnerung, woher es khomme, alda von newem solte auflegen
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lassen, etliche hundert exemplaria nacher Franckhfurt, damit es bey gegen-
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werttiger meß hin unnd wieder durchs reich möge außgebreitet werden,
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sodan einige exemplaria zu Ewer Mayestät reichshofcanzley einschickhen,
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unnd würd unßers ermessens nit undienlich sein, selbiges manifest auch zu
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Wien von newem wider aufzulegen und davon nacher Pohlen, Schleßien,
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Mähren, Augspurg, Ulm unnd andere catholische reichsstätte exemplaria
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einzuschickhen; und weiln wir mit beförderung selbigen abtruckh geeilet,
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haben wir, umb zeit zu gewinnen, kheine abschrifft davon behalten khönnen,
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versehen unß aber, es sollen die exemplaria lengst über 8 tag nach einlan-
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gung dieses alda zu Wien ankhommen:|.

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Dhamit auch obangeregte unnßere gegen dem Langerman beschehene
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andeutung und contestation soviell desto gewißer ahn die königliche würden
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in Dennemarck überbracht werden mögen, alß haben wir dhavon zum
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überfluß ahn Ewer Mayestätt raht unnd residenten zu Hamburg, den von
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Plettenberg, inhaltz abschrifft sub nr. 2 überschrieben, dhamit derselbe auch
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dhavon gegen die aldha anwesende Dänische gesandten gedencken möge.
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Immittels werden wir von Münster berichtet, daß der Frantzosischer
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gesandter, monsieur d’Avoux, verlittenen mittwochen, den 16. dießes, aldha
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anglangt; continuirt auch noch daß geschrey, daß der Schwedischer gesand-
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ter Oxenstern gleichergestalt noch dieße wochen alhie werde einkommen.
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Wir sorgen aber immerforth, daß diesse herzukunfft auf beforderung der
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algemeinen friedenßhandlung nit angesehen, sondern darunter die gelosey
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wieder Dennemarck gesucht werde, ümb selbigen könig desto ehender zum
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particularvergleich mit Schweden zu bringen, unnd gibt unns sölchs zu

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glauben mehrere ursach, weiln zugleich unnd ebenselbiger zeitt, wie der
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monsieur d’Avoux auß dem Haag auffgebrochen, der monsieur Bouttelier

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Claude de Bouthillier, seigneur de Pont-sur-Seine, Surintendant der Finanzen.

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von der cron Franckreich nacher Dennemarck hatt spedirt werden söllen,
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unnd eß gleichsamb vox publica ist, daß der monsieur d’Avoux commission
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von der cron Franckreich habe, sich der interposition zwischen selbigen
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cronen, dafehrn derselben an seidten Dennemarck würde deferirt werden,
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zu underfangen.


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Beilagen


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1 Auersperg und Krane an Johann Behr, Osnabrück 1644 März 19. Kopie: RK , FrA Fasz.
10
46e, Konv. b fol. 185–185’, 188, Auflösung der Chiffre fol. 186–186’ – Druck: Gärtner
11
II nr. 212 S. 557–559 [ unter 1644 März 18 ]. [ Kopien: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 180–
12
181; Giessen 203 fol. 865–867’ (unter 1644 März 18). ]

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2 Auersperg und Krane an Plettenberg, Osnabrück 1644 März 18. Kopie: RK , FrA Fasz. 46e,
14
Konv. b fol. 189–189’, 192, Auflösung der Chiffre fol. 190–190’ – Druck: Gärtner II nr.
15
213 S. 559–562. [ Kopien: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 182–183; Giessen 203 fol.
16
867’–869. ]

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