13

–/ 332/ [349]

Auersperg und Krane an Ferdinand III.

15

Osnabrück 1644 Juli 25

16

Ausfertigung: KrA Fasz. 152 fol. 449–451’, 460, praes. 1644 August 9 = Druckvorlage –

17

Kopie: RK , FrA Fasz. 92 III ad nr. 336 b fol. 111–113.

18

Visite des Lampadius: Verhandlungen mit den schwedischen Gesandten über die Durchführung des

19

Goslarer Vergleichs, braunschweigisches Vermittlungsangebot. Geplante Unterredung Serviens mit

20

den schwedischen Gesandten in Osnabrück.

21

Vorgestern hatt der Braunßweig Lüneburgischer abgeordneter, doctor

22

Lampadius, bey unns audientz gehabt, sub nr. 1 beyverwahrte credentiales

23

überreicht unnd seine vortrag negst überbragten gnädigen grueß dhahin

24

eingerichtet, daß zwarn die herren hertzogen gemeindt wehren, dießen

25

convent mit abschickung der ihrigen zu besuchen zu laßen, weiln sie aber

26

vernehmen, daß eß noch allerhandt difficulteten in praeparatoriis alhie unnd

27

zu Münster gäbe unnd die volmachten noch nitt der gebühr eingerichtet

28

sein, hetten ihre fürstliche gnaden noch zu unzeittlich zu sein erachtet, ihre

29

abordnung vortzuschicken, doch ihnen, doctor Lampadium, immittels für-

30

angeschickt, ümb immittels bey denen alhie anwesenden Schwedischen

31

gesandten die evacuation unnd außraumung deren dem fürstlichen hauß

32

Braunßweig Lüneburg zustendigen unnd von denen Schwedischen noch

33

inhabenden vesten örtteren zu sollicitiren; unnd obzwar woll zu besorgen,

[p. 551] [scan. 581]

1

daß eß mitt selbiger negotiation fast schwer hergehen unnd derm effecto

2

bey denen Schwedischen nitt so leichtlich würde zu erheben sein, so seie er

3

iedoch befehlicht, es zu versuchen. Weiln aber seinem gnädigen fürsten

4

unnd herrn crafft deß Goßlarischen vergleichs (dhavon er unns extract sub

5

nr. 2 übergab) sölche negotiation bey den Schwedischen zu verrichten

6

obligge, so hette er unns dhavon vorhero anzeigen auch in nahmen seiner

7

gnädigen herschafft ersuchen wöllen, ihme pro re nata unnd, dha er unns

8

ethwo nach unnd nach ümb raht unnd beystandt ersuchen würde, ihme

9

hierin verhülfflich zu erscheinen, dhamitt alles zu intendirten zweck möge

10

gerichtet unnd fölglich Ewer Mayestätt diensten selbst dardürch befordert

11

werden.

12

Wir haben auff gepflogene underredung unns wegen überbragten gnädigen

13

grueß unnd beschehener eröffnung wegen seiner, deß abgeordneten, vor-

14

habenden negotiation gebührlich bedanckt, ihne von Ewer Mayestätt aller-

15

gnädigsten intention, daß dieselbe, aller unnd ieder betrangten ständen deß

16

reichß interesse bey dießen tractaten in gebührende obacht zu halten, unns

17

allergnädigst instruirt hetten, versichert, unns dhahero gegen ihn, abgeord-

18

neten, anerbietig gemacht, woferne wir ihme in einem oder anderen, waß

19

zu beforderung seiner vorhabenden negotiation ersprießlich zu sein erachtet

20

werden mögte, behülfflich sein könten, willigst gerne die handt zu pieten.

21

Welche unnßere erclehrung der doctor Lampadius zwar mitt danck ange-

22

nohmen, doch gleich darauff von selbiger materi abgebrochen unnd auff

23

ein anders propositum (so ethwo scheinet die fürnembste ursach seiner

24

abschickung sein dörfte) gefallen unnd mit einreichung beyverwahrten

25

extracts sub nr. 3 erinnert, daß sich daß fürstliche hauß Braunßweig Lüne-

26

burg auch hiebevorn auff den Nürenbergischen collegial- sowoll, alß jüngst

27

gehaltenen reichßtage anerpietig gemacht, bey gegenwertigen generalver-

28

samblung zu gütlicher accommodation und widerbringung eins bestendigen

29

generalfriedens mittwürcken zu helffen; weiln dan selbiges erbiehten von

30

Ewer Kayserlichen Mayestätt sowoll alß dem churfürstlichen collegio dha-

31

mahls woll seie auffgenohmen unnd beliebt, sogar auch dem Goßlarischen

32

vergleich einverleibt worden, alß seie er befehlcht, sich in nahmen seiner

33

gnädigen principalen anerpietig zu machen, bey gegenwerttigen zustandt,

34

dha noch die königliche würden in Dennemarck noch sönst einiger mediator

35

gegenwertig, unns zur handt zu gehen; dhaferne unns nun beliebig sein

36

mögte, ethwo seiner persohn, ümb eins unnd anders von unns an die

37

Schwedische oder auch Frantzösische unnd hingegen von denselben an unns

38

zu überbringen, zu bedienen, wolte er sich darzu bereit unnd willig halten

39

unnd darbey mitt aller sinceritet unnd auffrichtigkeit gehen, jedoch begehre

40

man dardürch der königlichen würden in Dennemarck in geringsten nitt

41

zu praeiudiciren, noch einigergestalt vorzugreiffen. Ist aber gleich dhamitt

42

auffgestanden unnd von unns urlaub genomben, gestalt wir einige anthwort

43

oder erclehrung auff sölchen anwurff nitt thuen können, |:welchs von uns

44

billich und mit fleis beschehen, damit sich der Lampadius etwo, ehe dan er

[p. 552] [scan. 582]

1

von unser erclerung, ob unß sein anerbietten angenemblich sein werde oder

2

nit, auf der Schweden begeren in die sach ingeriern möge, unnd weil unß

3

das werckh also vorkhommen, gleichsamb dises erbietten aus anstifftung

4

der Schweden herfliessenden offerten, wol sogar selbe abordnung von den

5

selben zuwegengebracht seye:|, welchs zu glauben unns dan auch soviell

6

desto mehr ursach gibt, daß der dechant zu St. Johan zweiffelsohne auß

7

anstifftung der Schwedischen fast ümb den anderen tag sich bey mir, den

8

graffen von Awersperg, angeben und underm schein einer heimbsuchung

9

dergleichen discursus fürgebragt, so in ebenselbe materi hineinlauffen,

10

unnd in specie nachfrag gehabt, ob man dan nitt die Braunßweig Lünen-

11

burgische interposition annehmen wolte, müste doch endtlich ein inter-

12

positor sein, unnd waß dergleichen rede mehr gewest, darauff mich aber gar

13

in nichtz heraußgelaßen. Bey welcher bewandtnüß unns nun über zwey

14

puncten zu instruiren will nöttig sein, nemblich zum ersten, wie dem doctor

15

Lampadio zu begegnen, auffm fall derselb ferner an unns setzen unnd ent-

16

weder sein erpieten nochmahls widerholen oder aber 2) auff solcher einmahl

17

bey unns beschehenen insinuation von denen Schweden waß annemben

18

unnd an unns überbringen mogte. Wir werden immittels biß zu einlangung

19

Ewer Kayserlichen Mayestätt allergnädigsten resolution dergleichen anwurff

20

mit allem glimpf divertiren unnd unns also darbey halten, dhamit wir eine

21

freye handt behalten und ohne jemandts offension fürgehen.

22

So haben wir sönsten von guttem orth, daß der monsieur de Servient

23

gemeindt sein söll, nechster thagen incognito dhaher zu kommen und mitt

24

denen Schwedischen gesandten alhie, allermaßen eß der Salvius zu Münster

25

gethaen, eine conferentz zu halten. Hinweis auf von Langermann mitgeteilte

26

Beilage 4.

Beilagen