Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
256. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Mai 12

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Auersperg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1644 Mai 12

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 330–330’, 333–333’, PS fol. 331–332’, praes.
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1644 Mai 24 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 II ad nr. 259 fol. 355–357’.

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Kein Paß für La Thuillerie. Befürchtete Präzedenzstreitigkeiten der französischen und schwedischen
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Residenten mit den Gesandten der Kurfürsten und Fürsten. PS: Brandenburgische Anfrage nach
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Gründen des Verzugs der Verhandlungen und nach dem Nachfolger für Auersperg.

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Wir werden ohne kaiserliche Weisung unsere Vollmacht nicht vorzeigen. Wegen der
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Visite für La Thuillerie verweisen wir auf nr. 249. Selbiges werck ist zwar seithero
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noch starck gedrieben worden, unnd haben unns die Frantzosen überreden
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wöllen, gleichsamb niemandt von denen alhie anwesenden außwertigen
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cronen gesandten wegen entgegenschickung der gutschen vorhero angesagt
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seie unnd der Oxenstern sölche courtesey für sich selbst unangesagter ge-
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thaen habe, weiln sie aber mitt deme gnugsamb überzeugt werden, daß dem
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von Langerman die ansage beschehen und dhahero woll zu vermuhten,
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daß auch bey dem Oxenstern beschehen sein müße, haben sie sich algemach
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angefangen, sölcher instanz zu begeben unnd unns dürch den von Langer-
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man (der sich gleichwoll dießer auff sich genombenen verrichtung halben
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gebührendt entschüldigte) nur ümb ertheilung eins paßbrieffs nacher Minden
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ersuchen laßen. Wir haben unns aber höfflich darbey entschüldiget, daß
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unns leidt seie, daß wir dem herrn abgesandten hierin nitt zur handt gehen
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könten, hetten schon im gleichen fall mehr anderen dergleichen courtesey
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abschlagen müßen, weiln wir deutlich instruirt, nur denienigen, so zu dießer
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allgemeinen friedenßhandlung anhero oder nacher Münster (lauth deß prae-
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liminarvertrags) verordnet und sönsten niemandt anders einigen paß mitt-
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zugeben .

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Dießem nach hatt ersterwehnter Langerman (ohne zweiffell auf der gegen-
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theill begehren, ümb unßere meinung zu vernehmen) discursweiß vermeldet,
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er hette von den Frantzösischen residenten, den baron Rortee, verstanden,
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eß würden bey denn bevorstehenden friedenßhandlungen alhie und zu
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Münster competentzstreitigkeiten von denen beeden der cron Franckreich
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unnd Schweden anwesenden residenten denen chur- auch anderen fürstlichen
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gesandten der oberhandt halben, welche deß Rortee meinung nach denen
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residenten gebühren sölte, movirt werden, so wir aber alß einen discurss
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aufgenohmen unnd darüber insonderheit nichts, woll aber in generalibus
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gesagt, daß die residenten zu den negotiis, nitt aber zu repraesentirung ihrer
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principalen persohn unnd würde geschickt sein.

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PS Gleich bey beschließung dießes kombt der churfürstlich Brandenburgi-
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scher edlman

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Cuila. Vgl. APW [ II C 1 S. 240 ] .
, der alhie für selbiges churfürsten gesandten die logamenter

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bestelt unnd sich etliche monatten alhie auffgehalten, zu mir, Crane, und
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begehrt, über zwo sachen nachricht zu haben: Erstlich, obs nur an der
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herren churfürstlichen gesandten herzukombst ermangle, daß man nit zur
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handlung alhie schreitte, dan sölchs würde von denen Schwedischen auß-
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geben; dhaferne eß nun an deme hafften sölte, würde seins, deß edlmans,
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dienst sein, dhavon ahn die churfürstliche durchlauchtt, seinen gnädigsten
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hern, zu berichten, dhamit dieselbe die ihrige herzuschickten. Zum andern,
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ob anstatt meiner, deß grafen von Awersperg (woferne meine avocation
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erfolgen sölte), der graff von Schwartzenburg zu dießen tractaten würde
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substituirt werden. Man wölte sölchs zwar am churfürstlichen Branden-
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burgischen hoffe nitt glauben, weiln gnugsamb bekandt, daß derselb bey
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der churfürstlichen durchlaucht nitt zum besten gelitten seie; und ob sich
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zwar die churfürstliche durchlauchtt gnugsamb versichert hielten, daß Ewer
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Mayestätt sölche persohn schicken würden, so denen herren churfürsten
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würden annehmlich sein, so habe man gleichwoll rahtsamb zu sein erachtet,
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darüber nachfrag zu haben, ümb die gewißheitt zu erlangen.

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Ich hab kürtzlich auff die erst frag geanthworttet, daß eß nur eine unbe-
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gründete , von denen Schwedischen vorneimblich zu dem ende erdichtete
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außrede seie, dhamit dardürch die königliche würden in Dennemarck möge
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zu allerhandt ungleichen nachdencken bewegt werden, gleichsamb man mit
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dero außschließung gedencke friedt zu machen, unnd weiln die Schwedische
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wüsten, daß die churfürstliche durchlauchtt zu Brandenburg fürneimblich
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hiebey interessirt, suchen sie ursach, auß sölcher schickung die königliche
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würden in Dennemarck waß zu schrecken, dhamit dieselbe desto ehender
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mit den Schweden particularfrieden machen möge. Die rechte ursach, war-
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ümb mit den tractaten nitt vortzukommen, seie, daß die Schweden denn
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mediatoren alhie verdrieben unnd die sach dhamitt alß in confusion unnd
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unordnung gebracht, daß wir propter statum mutatum die sach hetten ad
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referendum annehmen müßen. Ich zweiffle aber nitt, die churfürstliche
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durchlauchtt würden nunmehr darüber anderwertshero gnugsamb bericht
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haben.

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Wegen deß graffen von Schwartzenburg substitution hetten wir von hoff
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derzeitt noch nichts, könte aber daß woll versicheren unnd die churfürst-
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liche durchlauchtt sich auch deßen gnugsamb versichert halten, daß Ewer
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Kayserliche Mayestätt keine persohn substituiren würde, so der churfürst-
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lichen durchlauchtt nit würde angenemb sein; und weiln man von ihrer
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churfürstlichen durchlauchtt wieder den graffen von Schwartzenburg ge-
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faßeten ungnadt bey Kayserlichen hoffe gnugsamb nachricht habe, so seie
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nit zu zweiffelen, selbe ümbstände werden woll in obacht genohmen werden.
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Womitt sich gedachter Brandenburgischer edlman befriedigt zu sein bezeigt.

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