Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
294. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1645 November 16

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Lamberg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1645 November 16

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Kopie: RK , FrA Fasz. 92 VI ad nr. 907b fol. 465–468 = Druckvorlage; Giessen 206
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nr. 144 S. 897–906 – Druck: Gärtner VI nr. 159 S. 739–745.

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Admission Hessen-Kassels und der übrigen exclusi . Publikation der Amnestie. Direktorium
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im Fürstenrat in Osnabrück.

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Auf nr. 264. Hinweis auf voraufgegangene Relationen in puncto excludendorum.

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An dem kurbrandenburgischen Zuspruch bei den hessen-kasselschen, um sie von ihrer
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Forderung auf Session abzubringen, wozu sie auch willens sein sollen, ist sovil desto
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weniger zu zweiflen, weiln auch der Churbrandenburgischer gesandter
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n. von Lowen noch vor wenig tagen dem Churmainzischen gesandten
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n. Brembser – wie uns derselbe berichtet – zu verstehen geben, das man
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wegen admission der Hessen Casßlischen ferrers kein verdruss oder anlauf-
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fen würde zu gewartten haben, weiln sich dieselbe solcher praetension bege-
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ben würden und nur auf mitel gedächten, wie mit reputation wider zurugg-
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kommen mögen. Stehet also zu verhoffen, weiln die Hessen Casßlische, als
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welche undter denen excludendis die mächtigiste sein, sich abthuen, das
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die übrige auch zurugggangen und etwo bey nunmehr publicierten general-
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amnistia inen durch schuldigiste bequemmung und annehmung dess Prage-
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rischen fridenschluß den zuetritt ad sessionem et votum selbst eröffnen und
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damit die streitigkeit wegen der admittendorum allerdings fallen solle,
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zumal nit zu vermueten, das einiger standt werde gefunden werden, der
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sich bey also verendertem statu und publication der amnistia einiges nit
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herzuetrettenden standts ferrers werde annemmen wöllen.

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Ob nun zwar die Hessen Casßlischen sich bey so bewanten sachen umb die
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session ferrers nit reisßen werden, so scheinet es doch, das sie zu völliger
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accommodation oder annemmung dess Mainzischen accords noch wenig
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lust haben, angesechen deren abgeordneter alhie, n. Scheffer, laut unser
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undter dato den andern dises eingeschickhter gehorsamisten relation sich
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gegen uns ungescheuchet vernemmen lassen dörffen, das die sachen von
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selbigem accord schon abkommen. Nichtsdestoweniger wollen wir nit
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underlassen, durch die dritte handt von dem in Eur Mayestät allergnedi-
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gistem schreiben angeregtem temperamento, das nemblich Hessen Cassel
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uf annembung dess Mainzischen accords, Pragerischen friden und nider-
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legung der waaffen einen weeg wie den anderen bevorstehen wurde, inen,
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was bey disen universaltractaten noch etwa ferrers für sie erhebt werden
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möchte, vorzubehalten erwehnung zu thuen, obzwar uf einen fruchtbar-
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lichen effect aus angedeüteten ursachen nit zulegen können. Wir möchten

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aber auch bey dem puncto excludendorum noch weiters gern instruction
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haben, wie wir uns zu verhalten, ufn fall sich Baaden Durlach oder Nassau
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Sarbrückhen bey uns angeben, den Prager fridenschluss acceptieren und
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ire acceptation in schrifften zuestellen solten, ob dieselbe alßdan, wann sie
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in terminis purae acceptionis bestüende, ohne einiges reservat anzenemmen,
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oder ob zu Eur Mayestät zu verweisen oder dabey was fürzubehalten
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seye.

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Die publicatio amnistiae ist durch das Churmainzische directorium alhie
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noch vor dess Österreichischen gesandten, Dr. Richterspergers, ankonfft
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exequiert und die getruckhte exemplaria undter die anwesende fürstliche
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vermitlst der Sahsen Altenburgischen (die sich aber bey deren einliferung
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bedingt, das dardurch dem Magdenburgischen directorio nit vorgegriffen
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oder praeiudiciert haben wöllen) außgetheilt worden. Es hat auch ein exem-
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plar an das rathhauß alhie als in loco, wo die stände zuesamenkommen
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(massen solches zue Münster auch beschechen und von dem Münsterischen
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convent alhie zu beschechen eingerathen worden), angeschlagen werden
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sollen, darwider sich aber burgermeister und rath alhie mit vorwenden, das
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sie obstante concluso praeliminari uf einer partey einseitiges begeren der-
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gleichen mandata nit exequieren könten, opponiert und solches nit zuegeben
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wollen, und wiewol dargegen erynnert worden, das sie nit von einer interes-
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sierten partey sondern von dem Churmainzischen directorio bloß umb her-
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gebung eines dieners, der solches patent anschlagen, ersuecht wurden, so
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seint sie doch bey ihrer mainung bestanden, sich auch alsopald an die Schwee-
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den gehenckht und von denselben beyfahl gehabt, also die affixio undter-
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lassen werden müessen.

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Wegen dess Magdenburgischen directorii sollen die protestierende stände,
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wie der von Löwen auch gegen den Churmainzischen gesandten gedacht,
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noch immerforth schwürich sein und sich verlauten lassen, auf dess Öster-
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reichischen directorii ansaag oder erforderung nit zu erscheinen, es wurden
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dan die Magdenburgischen auch mit zuegelassen, ia das ehender rumpieren
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als solches nit behaubten wolten. Wir halten es aber darfür, das dises nur
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ire drauwörtter sein, deren man bey denn protestierenden wol gewohnt,
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dann eine solche ruptur entweder die haubtconfoederation zwischen Franck-
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reich und Schweeden mit müeste aufheben, welches aber nit zu vermuethen
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oder wenig zu achten. Leben der zuversichtlichen hoffnung, woferrn Eur
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Mayestät allergnedigistes bevelchschreiben dess administratoris zu Magden-
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burg fürstliche gnaden werde zukommen, und dessen abgesandten alhie
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darüber instruiert werden, es werden sich die sachen alhie baldt zum bes-
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sern standt verenderen und die protestierenden sowol bey disem passu als
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deren Hessen Casselischen praetension sich weisen lassen. Inmitlst ist das
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Churmainzische directorium alhie mit den darüber zue Münster in commu-
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nication begriffen, wie die consultationes über die haubthandlung anze-
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stellen , und was vor materi bey der ersten session zu proponieren. Unge-

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achtet die protestierende, so noch immerfort die consultationes undter dem
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Magdenburgischen directorio – wie uns der von Löwen noch gestern berich-
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tet und seine displicenz daran bezeügt – continuieren, die haubtsach schon
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berathschlagt und darüber ein guetachten von 28 bögen lang abgefast haben
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und solche erstertagen nacher Münster den fürsten daselbst zu communi-
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cieren gemeint sein sollen.

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Die Schweedische haben ire vorgehabte conferenz mit denen Franzosen
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nacher Münster seithero noch nit fortgesezt, dem vermueten nach, weiln
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sie noch uf ire instruction aus Schweeden warten, und etwo dises auch ein
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ursach sein kan, warumb sie inmitlst die praeliminarquaestion circa admis-
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sionem mediatorum von neüem widerumb erweckht haben, damit sie nemb-
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lich zeit gewinnen.

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