Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
105. Volmar an Trauttmansdorff Osnabrück 1648 Januar 30

21
–/ 105 /–

22

Volmar an Trauttmansdorff


23
Osnabrück 1648 Januar 30

24
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

25
Peñaranda: geringe Hoffnung auf baldigen Friedensschluß zwischen Spanien und Frank-
26
reich , Streitpunkt Lothringen.

27
Geplante Reise Oxenstiernas nach Münster als verhandlungstaktisches Manöver. Schlechter
28
Stand der Verhandlungen, faktisches Scheitern der Verhandlungen durch den Beginn der
29
schwedischen Militäroperationen.

30
Niedrige Erwartungen in die bevorstehende Gegenerklärung der katholischen Reichsstände
31
zu den protestantischen Declarationes ultimae; mangelnde Friedensbereitschaft Kurkölns.

32
Forderung der protestantischen Reichsstände nach paritätischer Besetzung des Reichskam-
33
mergerichts .

34
Habsburgische Hausangelegenheiten.

35
Euer Excellenz schreiben vom 15. huius

40
Konnte nicht ermittelt werden.
hab ich zurecht erhalten und
36
sehe dorauß, daß sie starkhe hoffnung gefaßt, die Spanische und Franzö-

[p. 342] [scan. 436]


1
sische pacification würde für sich gehen. Es hett aber herr conte Pene-
2
randa gar schlechte meinung darvon, sonderlich weil die sachen mit Loth-
3
ringen sich newerdingen stekhen und schwer machen.

4
Der Oxenstirn hatt sich gestern ansehen lassen, daß er nach Münster ge-
5
he , die publication deß Hollandischen fridens

36
Span.-ndl. Frieden.
, wie er sagte, zu befürdern.
6
Aber heüt hatt er sich von denn protestierenden abwendig machen und
7
bereden lassen, allhier zu bleiben. Ich halts vor artificia und daß sie mei-
8
nen , mit dergleichen ambagibus unß einige sachen abzetringen, zu ihrem
9
mehrerm vortel.

10
Unser relation weiset umbständtlich, wie wenig hoffnung erscheine, daß
11
man mit disen leütten zurechtkommen werde, und wan ich daß gantze
12
werkh auff die waag lege, so stehen wir fast wider in denen terminis, wie
13
zu der zeit, da Euer Excellenz von Münster abgeraißt

38
Trauttmansdorff war am 16. Juli 1647 vom Friedenskongreß abgereist.
. Re et verbis ist
14
noch kein bruch, sed facto ipso, weil die Schwedische armee nunmehr
15
dem Mainstromb zueilet und einmal resolvirt, ein schantz ze waagen, es
16
gehe auch, wie es wölle. Solte es inen, so Gott verhüette, gerathen, so
17
wurden sie alle conditiones alterirn und an nichts mehr gebunden sein.
18
Dieweil sie aber auch den gegenstraich förchten müessen, so wolten sie
19
vordrist gern ihre, die Hessen Casselische und der militiae satisfaction
20
richtig haben, damit man inen künfftig, fortuna ad nos inclinante, nichts
21
disputirn köndte, sie aber gleichwol die stände an sich gehenkht behalten
22
möchten.

23
Unsere catholischen schmiden ein gegenerclärung an die protestierenden

39
Gemeint ist die kath. Gegenerklärung zu den Declarationes ultimae der prot. Rst. vom 21.
40
Januar 1648 ( [ Nr. 96 Beilage B ] bzw. [ Nr. 109 Beilage [1] ] ).
,
24
so, als ich vernimme, zu nichts anders taugen würdt, als daß unser vor-
25
griff entlich desto annemblicher fallen möcht. Cöln will nit recht herauß,
26
bleibt noch alleweil in terminis permissivis, und scheint, daß man daselbst
27
mehr lust hett, die waaffen noch lenger spilen ze lassen. Morgen werden
28
wir vernemmen, wie weit sich Churbrandenburg und Saxen mit unserer
29
instruction

41
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [ Nr. 29 ] ).
conformirn werden.

30
Bei denn Braunschweigern ligt daß mehiste an der paritet deß Kayser-
31
lichen camergerichts

42
Entsprechend auch die Forderung in den prot. Declarationes ultimae: Assessores camerae
43
sint numero ex utraque religione pares […] (Text: Meiern IV, 880 vierter Absatz).
, versprechen grosse sachen, wann sie diß erhalten,
32
aber die catholischen ausserhalb Maintz wollen nit daran. Mich ge-
33
dunkhte , diß köndte sine laesione conscientiae bewilligt werden, sonder-
34
lich wann ihre majestät einen catholischen cammerrichter ze setzen be-
35
vorstehen bleibt

44
Das Amt des Kammerrichters war nicht mit einem Votum verbunden, repräsentierte aber
45
die oberrichterliche Gewalt des Ks.s und war somit politisch bedeutsam ( Smend , 244–258).
, darzu sich die Braunschweiger erbietten. Habsburgi-

[p. 343] [scan. 437]


1
sche
Hausangelegenheiten: Drängen Erzherzog Ferdinand Karls auf die
2
Rückkehr Volmars in die Dienste des Innsbrucker Hofes

29
Volmar hatte den Ks. bereits kurz zuvor in einem gesonderten Schreiben um seine Ablö-
30
sung und die Erlaubnis zur Abreise vom Kongreß gebeten (Volmar an Ferdinand III.,
31
Osnabrück 1648 Januar 27. Ausf.: RK FrA Fasz. 55a [1648 I]fol. 131–132). Volmars Ge-
32
such wurde von Ferdinand III. am 29. Februar 1648 in knappen Worten abgelehnt (vgl.
33
APW [ II A 8 Nr. 24 ] ).
.

Dokumente