Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
270. Nassau an Trauttmansdorff Münster 1647 Februar 23

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Nassau an Trauttmansdorff


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Münster 1647 Februar 23

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Kopie: RK FrA Fasz. 54a fol. 116–117’ = Druckvorlage; KHA A 4 nr. 1628/21 unfol.

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Höhere Entschädigungsforderungen der kurbrandenburgischen Gesandten; das Stift Minden.

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Eß seindt die Churbrandenburgische diesen nachmittag zue mir kommen
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und auß befehl ihres gnedigsten herrens angezeigt, das ire churfürstliche
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durchlaucht zue Ewer Excellence und sämbtlicher Kayserlichen gesandt-
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schafft daß gnedigste vertrawen hetten, nachdeme ire churfürstliche durch-
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laucht ihre begierde, den frieden zu befürdern, mit hinderlassung so ansehen-
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licher landt und leuthen im werck selbsten bezeiget, man würde dahin
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bedacht sein, damit irer churfürstlichen durchlaucht mit einem pillichmässi-
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gen aequipollenti satisfaction geschehen mögte. Wehre mit der expectantz auf
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Magdenburg, welche noch in weiten terminis stünde und dan selbigem die
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vier beste ämpter abgingen wie gleichfahlß das thumbcapitul und geistliche
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stiffter zwey drittentheil einkommen weghnehmen, hingegen der landtsfürst
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nur ein drittentheil behielte, beneben Halberstatt gar zu gering. Hielten
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darfür, da irer churfürstlichen durchlaucht das stifft Minden noch zugelegt
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würde, das sie alßdan befriediget sein würden. Es würde doch Minden
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vermögh deß termini 1624 den catholischen schwerlich verpleiben können.
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Diejenige, so dieses befürderten, würden sich die gantze christenheit in deme
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verdient machen, das sie dardurch den frieden befürderten, welcher sonsten
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schwerlich erfolgen könte, dan einmahl ihre churfürstliche durchlaucht sich
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mit Magdeburg und Halberstatt allein nitt befriedigen. Es würden auch die
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Kayserlichen gesandte absönderlich ihrer Kayserlichen mayestät gutte dienste
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dabey leisten, dan die cronen irer churfürstlichen durchlaucht unterschiedli-

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che mahlen angetragen und vorgeschlagen hetten, ihnen auß der Schlesien
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eine recompens zuwegen zu bringen, welches aber biß anhero sie auß
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allerunterthänigsten zue ire Kayserlicher mayestät tragenden respect nicht
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acceptiren wollen, der hoffnung, ihre Kayserliche mayestät, unnser allergnä-
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digster herr, andere zulangliche mittel schaffen würden. Ersuchten mich, an
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meinem ortt nach möglichkeitt ihrer churfürstlichen durchlaucht begehren
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befürdern zu helffen. Es würden auch ihre herren collegae zu Oßnabrückh
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ebenmässigen vortrag bey Ewer Excellence und übrigen herren Kayserlichen
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gesandten thun.

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Ich hab ihnen geantworttet, das mich so willig alß schuldig erkente, nach
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möglichkeit ihrer churfürstlichen durchlaucht gehorsambst zu dienen. Es
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wehre ihnen aber bewust, das meine commission sich nur allein auff die
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Frantzösische tractaten alhie zu Münster [ erstrecke ], gar nit aber auf die
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Schweedische zu Oßnabrück gerichtet wehre, also zue dieser sachen nichts
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zu sagen wüste, alß das Euer Excellence, die das directorium ahn beyden
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ortten führeten, wie sie mirs vorgebracht, gehorsamblich referiren wolte. Ich
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hette aber anders nitt vermeindt, als das ihre churfürstliche durchlaucht mit
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Magdenburg, Halberstatt und Camin wohl content und zufrieden wehren,
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sönderlichen weilen ich vernohmen, das nitt allein die cronen, sondern auch
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viele vonn den protestirenden selbst sich solten haben vernehmen lassen, das
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sie darfür hielten, ihre churfürstliche durchlaucht mit solchen ortten genug-
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samb recompensirt wehren. Zudeme könte ich auch nit darfür halten, daß
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sich die catholische einiges wegs deß stiffts Minden begeben würden. Illi
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replicabant: Ja, wan der ertzstifft Magdenburg in ein weltlich fürstenthumb
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verwandlet und alle capitula und stiffter irer churfürstlichen durchlaucht mit
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und gegenwertig zugestelt würden, könte eß etwas ertragen. Die reichsmatri-
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cul würde die ungleichheit wohl weysen, dan obwoll Magdenburg in
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selbigem hohen anschlag, so würde iedoch dabey zu beobachten und zu
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beweisen sein, das in solcher matricul der landtsfürst nur ein drittentheil, die
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geistliche aber zwey drittentheil geben. Über daß giengen noch die vier beste
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ämpter ab. Halberstatt aber, wo solches achtundzwantzig in der matricul,
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stünde Pommern darin für zweyhundertundachtzig

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Diese Angabe ist unklar. Nach der Matrikel von 1598 betrug für das Hst. Halberstadt ein
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Römermonat 432 fl. und die Beitragsquote für den Unterhalt des RKG 60 fl. gegenüber 1208
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fl. und 250 fl. für das Hgt. Pommern ( Cortreius I.5 S. 182, 184, 188, 189).
. Camin gehörte ohnedas
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vonn alters zu dem hertzogen von Pommern, und hetten selbe hertzogen
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dasselb von undencklichen jahren in quieta possessione gehabt, warauß dan
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die ungleichheit leicht zu verspühren. Das die cronen sich sonsten hetten
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vernemmen lassen, ob hetten ihre churfürstliche durchlaucht ursach, sich
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damit zu begnügen, lieffe demjenigen, waß wegen der recompens auß
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Schlesien, wie obgedacht, sie selbst ihnen vorgeschlagen hetten, gar zuwider.
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Sähen wohl, das der cronen abgesandten, nachdeme sie mit gesandten
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conversirten, ihre discursen führten. Ich hab priora repetirt.

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