Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
83. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1648 April 20

21
[ 58 ] / 83 /–

22

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


23
Osnabrück 1648 April 20

24
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 IV) fol. 93–94’, 99–99’ = Druckvorlage – Konzept:
25
RK FrA Fasz. 92 XV nr. 2034 fol. 74–75’

38
In KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. ist lediglich eine gekürzte Fassung vorhanden, die knapp
39
die Hauptpunkte von [ Nr. 83 ] erwähnt und auf das beiliegende Protokoll verweist (vgl.
40
hierzu Nr. 32 Anm. 1). – Die Relation wurde am selben Tag nach Münster übersandt
41
(vgl. Lamberg, Krane und Volmar an Nassau, Osnabrück 1648 IV 20; Ausf.: KHA A 4
42
nr. 1628/24 unfol.).
.

26
Konferenzen über einzelne Amnestiefälle mit den Gesandten Schwedens und einiger pro-
27
testantischer Reichsstände 1648 IV 16, 17 und 18; Fortsetzung 1648 IV 19 und 20; Beratun-

[p. 278] [scan. 366]


1
gen Volmars mit Gesandten Sachsen-Altenburgs und Braunschweig-Lüneburgs über Baden-
2
Durlach und Hohengeroldseck. Eintreten der schwedischen Gesandten für kurtrierische For-
3
derungen ; Ablehnung durch die Kaiserlichen; Übergabe eines Textvorschlags betreffend die
4
kurtrierischen Forderungen an die Gesandten der protestantischen Reichsstände durch die
5
Bevollmächtigten Kurtriers, Meel und Krebs; Werben Volmars bei den Gesandten Sachsen-
6
Altenburgs und Braunschweig-Lüneburgs für die kaiserliche Haltung in dieser Frage; Bitte
7
um Weisung. Zustimmung einiger Gesandter katholischer Reichsstände in Münster zum
8
Assistenzverbot des Kaisers für Spanien und zum Nachgeben in der lothringischen Sache;
9
Bitte um Weisung auch in dieser Frage.

10
Rezepisse auf Nr. 58. Und nachdeme Ewer Kayserliche Mayestätt auß
11
negstvorgehender relation vom 16. dieses allergnädigst werden vernoh-
12
men haben, waßgestalten die bey dem amnestiwesen entstandene streit-
13
tigkeiten , biß dahin theils mit denen protestierenden, theils mit denen
14
Schwedischen gehandtlet, aber wegen derselben alzu harter antringung
15
zu keiner richtigkeit gebragt worden, so geruhen ahnietzo Ewer Maye-
16
stätt auß mitkommender continuatione protocolli ferner allergnädigst an-
17
zuhören , daß wir solche underhandtlung den 16. und 17. dieses mit denen
18
protestierenden continuirt, auch den 18. darauff mit den Schweden wie-
19
derumb zusamengetretten und nit anderst vermeindt, es solte damahlen
20
alles auff ein endtlichs vergliechen und underschrieben werden, jedoch
21
aber umb willen die Schwedischen von ihrn bey der Baden Durlachischen
22
sach eingewandten unbillichen förderungen nit völlich abweichen wöllen,
23
solches nit zu erhalten gewesen, sondern, nachdem hiebey in sechs gant-
24
zer stundt zugebragt worden, wir endtlich einen weitern auffschub ver-
25
statten müßen.

26
Gestern und heudt sein wir mit denen protestierenden weiters bescheff-
27
tigt gewesen, die endtliche vergleichung durch ihre mittl zu erheben, und
28
haben sich zu solchem ende die Sachßen Altenburgischen und Braun-
29
ßchweig Lüneburgischen heudt vormittag wiederumb bey mir, Volmarn,
30
eingestelt, auch nach langem antringen sich endtlich dern von Baden Dur-
31
lach eingeführter weitern praetensionum, sonderlich wegen der kellerey
32
Malsch

42
Die bei Rastatt gelegene Kellerei Malsch war nach der Säkularisierung des Klosters
43
Herrenalb 1535 an Württemberg, 1603 auf dem Tauschweg an Baden-Durlach und 1622
44
an Baden-Baden gegangen (vgl. HHStD VI, 501).
, begeben, zumahlen wegen Geroltzeck sich mit dieser clausul
33
contentirn laßen „quodsi filia ultimi baronis de Geroltzeck, marchionis
34
Friderici de Baden moderna coniux, praetensa sua iura in isto baronatu
35
documentis authenticis sufficienter probaverit sententiaque desuper lata
36
fuerit, in eadem restitui debeat etc., cognitione hac intra biennium a die
37
publicatae pacis finienda“, welches zu verwilligen soviel weniger be-
38
denckens sein können, weil solches bey des von Cronbergs immission
39
ohnedas vorbehalten, und darauff die hinderlaßene freyin von Geroldts-
40
eck

45
Gf.in Anna Maria von Geroldseck.
mit ihrn deductionsschrifften bey der ertzfürstlichen Oberosterrei-

[p. 279] [scan. 367]


1
chischen vormundtschafft einkommen, die weitere handtlung aber wegen
2
dieser leidigen kriegsempörungen biß daher ahnstehendt verblieben, also
3
ihnen die prosecutio ihres ahngebenen rechtens nit verweigert werden
4
kan. Demnach verhoffen wir, es soll damit diese materia amnestiae ge-
5
richtet sein. Zwar die beyde paragraphi „Ante omnia vero etc.“

39
Bezug nicht nur auf § „Ante omnia“ der Pfalzvereinbarungen (Text: ST VI.1, 204; vgl.
40
später Art. IV,2 IPO ≙ § 10 IPM) betr. pfälzische Restitution, sondern auf alle Bestim-
41
mungen über die Pfalzfrage (Text: ebenda , 204–207; vgl. später Art. IV,2–22 IPO sowie
42
§§ 10–29 IPM).
de causa
6
Palatina wie auch „Tandem omnes etc.“

43
Vgl. Nr. 49 Anm. 4.
bleiben nachweils nur mit mel-
7
dung der ersten worten angezogen, wir bleiben aber darbey, daß es aller-
8
dings bey unßerm auffsatz würde gelaßen werden müßen und sonst kein
9
friedt zu hoffen.

10
Ewer Kayserlicher Mayestätt kombt auch auß dem protocoll neben an-
11
dern zu vernehmen, waßgestalten die Schwedischen auff anhalten der
12
Churtrierischen abgesandten begehrt, daß deßelben herrn churfürstens
13
praetensiones wegen der Kayserlichen wahlcapitulation und relaxation
14
oder restitution des Lützenburgischen depositi in das instrumentum pacis
15
eingerückt werden sölte, so wir aber wiedersprochen und angezeigt, daß
16
dieses sachen wehren, so daher nit gehörig, unß gleichwoll darbey erbot-
17
ten , Ewer Kayserlicher Majestätt darvon allerunderthenigst zu hinder-
18
bringen , die auch der sachen ihrsortts die gebühr zu verschaffen wißen
19
würden. Deßen ungeacht haben Dr. Mele und Dr. Krebs, Churmayntz-
20
und Bayrische abgesandte, neben denen Churtrierischen unßer hinder-
21
rücks den protestierenden ein v〈e〉rgrieff, waß wegn berührtes Lutzen-
22
burgischen depositi im instrumento pacis unnd sonderlich bey dem arti-
23
culo amnestiae gedacht werden solte, zugestelt und daß sie solches neben
24
ihnen approbiren wölten, begehrt. Dergleichen dan sonder zweiffl, wan
25
es mit diesem abginge, mit der capitulation auch geschehen würde

44
Vgl. auch Meiern V, 711 rechte Sp. zweiter Abs.
. Alß
26
unß nuhn deßen im vertrawen einige verwahrnung beschehen, hab ich,
27
Volmar, heudt vormittags den obbemelten Sachßen Altenburgischen und
28
Braunschweigischen solche unzimblichkeit zu erkennen geben, die sich
29
auch erclehrt, nit allein ihrsortts darein nit zu willigen, sondern auch bey
30
den Schwedischen selbst einwendung zue thuen, daß unß derentwegen
31
nichts zugemuthet werden solle. Also verhoffen wir, zwar die sach alhier
32
dergestalt auß dem weeg zu halten, können aber dabey unschwehr erach-
33
ten , daß 〈m〉an es bey denen Münsterischen tractaten durch mittl der
34
Frantzosen zu behaubten underfangen werde, derentwegen Ewer Kayser-
35
liche Mayestätt gnädigst geruhen wollen, waß wir unß auff den außeristen
36
fall zu verhalten, gemeßenen befehl immittels einzuschicken.

37
Wir werden auch verwahrnt, daß aldort die verlaßung des herrn hertzo-
38
gens zu Lothringen und daß Ewer Kayserlicher Majestätt bey fürlauffen-

[p. 280] [scan. 368]


1
den krieg zwischen Spanien und Franckreich auff keinerley weiß noch
2
weeg der cron Hispanien einigen beystandt zu leisten vorbehalten bleibe,
3
auff das allerhefftigst getrieben und von ethlichen catholischen chur- und
4
fürsten selbst fast mehrers alß den protestierenden gebilligt, darbey aber
5
dies zum fürwandt gebraucht werden wölle, daß man sich catholischen-
6
theills der cron Franckreich schutz und schirmbs versiechern müste, damit
7
man künfftiger zeitt desto bestendiger wieder die protestirende und ihre
8
protectores, die Schweden, handthaben könte. Damit wir nuhn auff allen
9
fall wißen mögen, wie Ewer Kayserlicher Mayestätt allergnädigisten in-
10
tention gemeß wir solchen ahnmaßungen, wan die ahn unß solten ge-
11
muthet werden, zu begegnen, also bitten wir underthenigst, unß darüber
12
mit negstem gnädigst zu bescheiden.

13
Beilage [1] zu Nr. 83

14
Protokoll, Osnabrück 1648 IV 16, 17, 18, 19. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 IV) fol. 95–98’
15
= Druckvorlage;
RK FrA Fasz. 92 XV ad nr. 2034 fol. 77–80’

46
Weitere Kopie: RK FrA 91 III fol. 347–352’. – In KHA A 4 nr. 1628/24 unfol. ist lediglich
47
das Protokoll der Sitzung von 1648 IV 18 überliefert, das inhaltlich, aber nicht wörtlich,
48
mit den anderen Überlieferungen übereinstimmt.
.

16
Donnerstags, den 16. Aprilis a meridie haben sich die Sachßen Aldenburgischen, Braun-
17
schweig Lüneburgischen und der statt Straßburg abgesandten alß deputati evangelicorum
18
bey unß eingestelt. Begehren die materias amnestiae nochmahlen mit unß zu conferiren,
19
weil sie deßwegen mit den Schwedischen gehandtlet, welche ebenmeßig begehrten, daß die-
20
selben allerdings under unß vergliechen unnd hernach bey negster zusamenkunfft ohne wei-
21
ter disputat underschrieben werden mögten. Deßen wir dan also zufrieden gewesen.

22
Und erstlich bey außlaßung des Pfaltz Sultzbach[isch]en restitutionstreitts wolten sie eine
23
declaratoriam von unß haben, daß solche sach under der generalregul de autonomia begrief-
24
fen . Nos negavimus hoc officii nostri esse, dan wir könten diesortts keine partes iudicis
25
sustiniren, sondern ließen an seinen ortt gestelt sein, ob’s darunder begrieffen oder nit. Illi:
26
Wir solten’s wenigst ad protocollum nehmen, daß es under der regul begrieffen wehre. Sed
27
neque hoc concessum. Et cum ego, Volmarus, dicerem, ich laß sein, daß es under der regul
28
begrieffen seie, wir konten es aber nit also declarirn, illi: Dies wehre ihnen all gnug, wölten’s
29
also protocollirn, quod hoc dixissem. Ego: Hett’s sine praeiudicio partium vermeldt, quibus
30
in utramvis partem praeiudicatum nolim. Ego, Crane, protestirte darwieder, daß ich der
31
meinung nit wehre. Könte zwar die außlaßung verwilligen, daß aber dargegen einige decla-
32
ratoria von unß darüber gegeben werden solte, gestalt diese sach einigergestalt under der
33
regul solte begrieffen sein, oder daß deßwegen ichtwaß ad protocollum zu bringen, hielte
34
ich darfür, daß in unßer macht nit stehe. Begehrten mit der außlaßung noch einen noch
35
anderen theill zu praeiudiciren, die partheien mögten es darnach gegeneinander ausführen.
36
Illi tretten ab et habita inter se consultatione dicunt, ihnen komme befrembdtlich für, daß
37
man diesortts einig disputat erwecken wolt. Sie sehen woll, waß der catholischen meinung;
38
man hett’s mit dem religionfrieden also gemacht und gleich ein beschwehrung uber die an-
39
dere den evangelischen auffzutringen angefangen. Jetzt fange man diese pacification gleich
40
in cunabulis ahn zu disputiren. Des pfaltzgraffen von Newburg intention seie, sich seines
41
gewaldts zu gebrauchen und seinen vettern in langwührige rechtsfertigung herumbzuefüh-
42
ren . Es wehren alle evangelische insgemein darbey interessirt; könten es nit also hingehen
43
laßen, sondern wehren resolvirt, diese sach in puncto executionis also festzumachen und zu
44
faßen, daß sie deren woll gesiechert bleiben werden könten. Nos: Es wehre unnöttig, daß sie
45
mit dergleichen andungen auffziehen solten, dan wir keinem theill zu praeiudiciren begehr-

[p. 281] [scan. 369]


1
ten noch auch könten. Ihnen stünde frey, ihrerseits zu protocolliren, cum qua intentione sie
2
diese außlaßung bewilligt. Unßersortts hab man solchs alzeitt vor das beste mittl gehalten,
3
weil sie aber vor diesen nit darmit zufrieden sein wöllen, so wehre von herrn graffen von
4
Trautmanstorff ein vergrieff auffgesetzt worden, wie dieser streitt in instrumento einzue-
5
richten

33
Bezug auf § „Palatino Solisbacensi“ der den schwed. Ges. 1647 III 15 überreichten De-
34
claratio der ksl. Ges. zur prot. endlichen Erklärung über das Reichsreligionsrecht (Text:
35
Meiern IV, 125 erster Abs. – APW II A 5 Beilage 1 zu Nr. 319) betr. Pfalz-Sulzbach. –
36
Palatino Solisbacensi, sicut hactenus ita etiam imposterum similiter et Viduae Hilpolstei-
37
nensi pro se suisque Aulicis Ministris, Conciliarius, Officialibus et Servis, intra Aulae
38
parietes et aedes Sacras illuc pertinentes liberum pateat, Augustanae Confessionis Exerci-
39
tium , et siquid hoc nomine turbatum, redintegretur in eum, quo Anno 1624 1. Ianuarii
40
fuerat, statum. In reliquis Ius sublime Territorii, tam quoad Ecclesiastica, quam Politica
41
Principi totius Palatinatus Neoburgici Regimini universali Praefecto maneat salvum: Ita
42
tamen, ut Subditos Augustanae Confessioni addictos, ea qua supra in genere conventum
43
est indulgentia tractet.
. Diesen auffsatz könten wir auch noch passiren laßen; weil sie aber darmit nit con-
6
tent , so bleibe es billich bey verahnlaßter außlaßung. Darmit repetitis suis protestationibus
7
haben sie sich endtlich zu ruhe begeben.

8
Folgendts ist der ubrige auffsatz in puncto amnestiae vollendts durchgangen und, soweith
9
sie können, aggiustirt worden. Tringen nochmahlen starck darauff, daß mit Baden Derlach
10
[!] ein ander vergleich mögte gemacht werden, quod rotunde negatum. Wegen Pirmont
11
wolten sie keiner sequestration mehr deferiren. Entschüldigten sich, daß nit gewust, daß
12
Waldeck in possessione, müste darin manutenirt und Cöllen alß bischoff zu Paderborn ad
13
petitorium gewiesen werden. Wegen Sain und Wittgenstein mit Hachenburg unnd Ben-
14
dorff

44
Die Hft. Bendorf am Rhein gegenüber Koblenz war bis 1636 im Besitz der (jüngeren)
45
Gf.en von Sayn gewesen. Als mit dem Ende dieser Linie dessen Vogteirechte an einem in
46
Bendorf gelegenen Hof des Klosters Maria Laach heimfielen, hatte das Kloster die Gele-
47
genheit wahrgenommen, nicht nur den Hof, sondern die gesamte Hft. Bendorf seinem
48
Besitz einzuverleiben. Später war Fh. Heinrich von Metternich (gest. 1654), der damalige
49
bay. Statthalter in der Unterpfalz, von Kf. Maximilian I. in Bendorf investiert worden.
50
Gf.in Luise Juliane von Sayn hatte daraufhin beim WFK die Erbrechte ihrer beiden Töch-
51
ter eingeklagt (vgl. Zedler III, 1110; HHStD V, 36).
könte der Wittgensteinischen praetension nit deferirt werden, sondern es müste der
15
wittib und töchter

52
Gemeint sind Gf.in Luise Juliane von Sayn und ihre Töchter Ernestine Salentine (1626–
53
1661) und Johannette (1632–1701).
die restitution gedeyen, salvo iure der graffen von Wittgenstein. Mit
16
Freisburg und Valendar möge es auß dem instrumentum bleiben und allein wegen forder-
17
lichen außtrags ad protocollum notirt werden. Und dies wehre also commune conclusum
18
evangelicorum, so sie den Schwedischen ahngezeigt, welche dan auch damit zufrieden weh-
19
ren . Wir haben’s darbey bewenden laßen und glei[c]hwoll unß benohmen, wegen Pirmont
20
und Hachenburg mit Cöllen zu reden.

21
Communicatis his cum Dr. Buschman ließ er’s wegen Hachenburg darbey bewenden,
22
wegen Pirmont aber wehr er content, wan dieser paß genttzlich ab instrumento könte auß-
23
gelaßen bleiben.

24
Freytag, den 17. Aprilis vormittags sein sie wieder vor unß erschienen mit anzeig, daß sie
25
unßere gestrige declarationes den Schwedischen referirt, und wehre darauff gutt funden
26
worden, diese materias nochmahlen under hants zu nehmen. Waß Sultzbach belangte, het-
27
ten sie ad protocollum genohmen, weßen sie sich gestern erclehrt und waß darbey vorgan-
28
gen . Nos ließen’s dahingestelt sein, ahn unßerm ortt bleiben wir bey unßer gestrigen ercleh-
29
rung und ließen’s in medio. Illi: Waß Baden Derlach [!] betreffe, werden die Schwedischen
30
weiter mit unß reden. Wegen Solms Hohensolms und Isenburg wehre commune conclusum
31
evangelicorum, daß denen die restitutio ex amnestia non obstante transactione gedeyen solt,
32
doch salvo utrobique landgravii Darmbstadiensis iure. Wegen Hachenburg bleib es auch

[p. 282] [scan. 370]


1
bey ihrm auffsatz

41
Ein Schriftsatz konnte nicht ermittelt werden. Die prot. Ges. hatten die Forderungen 1648
42
IV 16 lediglich mündlich vorgetragen (vgl. auch Meiern V, 699 rechte Sp. vierter Abs.).
, wegen Pirmont haben sie bewilligt, diesen paß gantz außzulaßen ex
2
causis ipsis remonstratis und weil Waldeck in possessione, consequenter keine restitution
3
nöttig.

4
Alß nuhn hierauff verahnlaast worden, daß diese amnesti materia zusamengeschrieben,
5
darin zwar die causa Palatina und der § „Tandem omnes etc.“

43
Wie Anm. 6.
vor diesmahl nur verbis
6
initialibus berührt, mithin mondrigen tags diese schrifft underschrieben werden solten, hat
7
sich ahn abendt Dr. Kreebs bey mir, Volmarn, ahngemeldt und begehrt, daß die Pfaltzische
8
sach per extensum vollich eingebragt werden mögte. Ich habe ihme aber gesagt, daß es die
9
Schweden nit underschreiben würden, sonderlich weil wir nuhmehr solche separation nit
10
zugeben könten, sonder crafft iüngster Kayserlichen befehl den § „Tandem omnes etc.“,
11
wie der von unß proiectirt, manuteniren müsten. Wehren sonst woll zufrieden, daß die
12
Pfaltzische sach sambt dem § „Tandem omnes etc.“ auch völlich in diese schrifft eingebragt
13
und also die gantze amnestiae materia, wie der articulus gravaminum, complet underschrie-
14
ben würde, so wir auch zu erhalten versuchen wölten.

15
Sambstags, den 18. huius haben sich die Schwedischen bey unß eingestelt und erholt, waß-
16
gestalt die protestierenden ihnen vorgetragen, wie weith die amnestiae materien mit unß
17
durchgangen worden. Demnach wehren sie auch vorhabens, selbige mit unß zu recapitu-
18
liren . Dieienige puncten, deren man einig, allein kurtz

40
18 anzumelden] In der Kopie Fasz. 92 XV: abzumelden.
anzumelden, von den übrigen zu
19
sehen, wie man sich deren vergleichen und alßdan diese sach zum underschreiben außferti-
20
gen mögte. Respondimus, die protestierenden hetten nun gestern und vorgestern derentwe-
21
gen mit unß gehandtlet und daher wir nit anderst vermeindt, alß daß es nun allerdings sein
22
verbleibens darbey haben und bey dieser conferentz alles underschrieben werden solte,
23
doch laßen wir unß die collationirung nit zuwieder sein.

24
Man ist in nachfolgenden different, sonst aber in allen ubrigen puncten einig geweßen. 1.
25
Wegen Baden Durlach versuchten sie abermahlen alle mittl und weeg, daß auff ihre praeten-
26
siones mögte eingewilligt werden. 2. Wegen Hachenburg vernehmen sie, daß unß von den
27
protestierenden ein auffsatz zugestelt worden, darab sich der graff von Wittgenstein zum
28
hochsten beschwehren thette; ihrstheils hetten sie kein wißenschafft davon. 3. Bey dem
29
§ „Castrum Falckenstein etc.“

45
Bezug auf Art. IV § „Castrum Falckenstein“ KEIPO6 (Text: ebenda , 955 vierter Abs.;
46
vgl. später Art. IV,37 IPO ← § 35 IPM) betr. Rechtsansprüche auf Schloß Falkenstein,

47
Amt Bretzenheim und Hft. Reipoltskirchen.
wölten sie noch die wortt „restituatur ei, cui per sententiam
30
adiudicatum fuerit“, beygesetzt haben. 4. Referirn, waßgestalt die Churtrierischen abge-
31
sandten gantz instendig begehrt, daß wegen der capitulation und des Lutzenburgischen de-
32
positi auch ein paragraph im instrumento eingerückt werden solte, wie von denen Frantzo-
33
sen im ihrigen beschehen

48
Bezug auf §§ „Ut autem“ und „Cum arrestum“ FEIPM1 von 1647 VII 19 (Text: Meiern
V, 144 letzter Abs.) betr. Kf. von Trier.
.

34
Respondimus ad 1., daß wir unß einmahl in kein weiter tractat einlaßen könten, sondern
35
praecise bey unserm noch letztens zu Münster vergliechenen und alhier cum temperamentis
36
wieder hinaußgegebenen auffsatz verbleiben thetten

50
Bezug auf Art. IV § „Fridericus Marchio Badensis“ KEIPO6 (Text: Meiern IV, 954
51
dritter Abs.; vgl. später Art. IV,26 IPO = § 33 IPM) betr. Amnestie für Mgf. Friedrich
52
V. von Baden-Durlach.
. Ad 2., wegen Hachenburg hetten die
37
protestierenden unß vorgeben, daß sie, Schweden, darmit allerdings content; weil sie aber
38
deßen nit anredig, so müsten wir mit ermelten protestierenden weiters reden. Ad 3., könten
39
wir einmahl kein sententiam confirmiren, de cuius validitate nobis non constaret; der auff-

[p. 283] [scan. 371]


1
satz wehre in ihr, der Schwedischen, eignem instrument also einkommen und unß uberge-
2
ben

39
Bezug auf Art. IV § „Domus Falckenstein“ SEIPO3 (Text: RA Stockholm , DG 9 fol.
40
789;
Giessen 209 nr. 67 fol. 584; vgl. später Art. IV,37 IPO ← § 35 IPM) betr. Rechtsan-
41
sprüche
auf Schloß Falkenstein, Amt Bretzenheim und Hft. Reipoltskirchen.
, also müste’s darbey bleiben. Ad 4., seien wir erbietig, ihrer Kayserlicher majestätt
3
darvon nochmahlen umbständtliche relation zu thuen, welche auch darauff die gebühr zu
4
verordtnen nit underlaßen würden. Wir könten aber derentwegen im instrumento nichts
5
einkommen zulaßen, zumahlen sich die Spanische, soviel das Lutzenburgische depositum
6
ahnlangte, iederzeitt erbotten, facta pace selbiges abfolgen zu laßen.

7
Wiewoll wir nuhn diesortts hinc inde abgetretten, mit denen protestierenden auch catho-
8
lischen communicirt und biß in 6 stund darmit verzehrt, so ist es doch sonderlich mit der
9
Badischen sach zu keinem vollichem Schluß zu bringen gewesen, sondern es sein die
10
Schwedischen darauff blieben, daß gleichwoll ein ander auffsatz von ihnen verfaßt, darin
11
daßienige, deßen man beyderseits bekandtlich, eingebragt, im ubrigen, weil der abgeordt-
12
neter keinen weitern befehl, herrn marggraff Friedtrichs

42
Mgf. Friedrich V. von Baden-Durlach.
erclehrung erwahrtet werden
13
solte, ob er damit zufrieden, wa nit, solt ihme sein weiter recht vorbehalten sein. Deßen
14
wir cum hac conditione zufrieden gewesen, wan diese clausula reciproca und dem herrn
15
marggraffen Wilhelm

43
Mgf. Wilhelm von Baden-Baden.
ebensowoll bedingt würde, im ubrigen aber ieder theill in posses-
16
sione deßen, so ihme diesmahls adiudicirt biß zu außtrag rechtens verbleiben solte.

17
Desgleichen sein wir auch in starckes disputat mit der herrschaft Geroldtseck erwachßen, da
18
die Schwedischen selbige der hinderlaßenen Geroldteckischen tochter, ietziger gemahlin
19
herrn marggraffen Friedrichs

44
Vgl. Anm. 4.
, ex capite amnestiae zue restituiren begehrten, wir aber, daß
20
die notorietas caducitatis darwieder unnd diesortts weiter nichts allß allein die separatio
21
praetendirten eigenthumbs vom lehn gesucht werden könte, darzu man sich auch ex parte
22
Osterreich iederzeitt ahnerbotten, und stünde nur darauff, daß die prob allodii mit gnug-
23
samen documentis belegt würde.

24
Uber diese Badischen und Geroltzeckischen streittigkeiten ist den 19. huius mit Thumbs-
25
hirn und Langenbeck per me, Volmarum, gehandtlet und von ihnen endtlich dem marggraf-
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fen Friederich noch die kellerey Malsch, so sonst ex antiqua haereditatis divisione zum
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obern theil der marggraffschafft Baden notorie gehörig, zu überlaßen auff das allerinsten-
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digst gesucht worden, welches man iedoch keinesweegs nachgeben können, sonderlich weil
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sich der Badische abgeordtneter darwieder zum hochsten beschwehrte.

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