Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
329. Königin Christina an Pfalzgraf Carl Gustav Stockholm 1648 August 5/15

[p. 636] [scan. 182]


1
–/ 329 /–

2

Königin Christina an Pfalzgraf Carl Gustav


3
Stockholm 1648 August 5/15

4
Ausf.: Stegeborg Slg. II: A, E 124, unfol.

5
Klage Herzog Augusts von Sachsen über den Ruin seines Landes und zu hohe Kriegslasten. Emp-
6
fehlung der Königin, dem schlechten Zustand des Fürstentums Rechnung zu tragen, soweit es der
7
Zustand der schwedischen Armee in Deutschland ohne ernsten Schaden zulasse.

8
Wir mögen Ewer Liebden freundlich nicht verhallten, wasgestallt unß herrn
9
hertzog Augusti zue Sachsen Liebden

37
August Herzog von Sachsen-Weißenfels, * 13. August 1614, † 4. Juni 1680, ein Sohn Kurfürst
38
Johann Georgs I., heiratete am 23. November 1647 Anna Maria von Mecklenburg-Schwerin
39
( Isenburg I Taf. 57).
durch dero abgeordneten rath, Fran-
10
ciscum Zobell, den schlechten und desolaten zustandt, auch große be-
11
schwerde , darin deroselben landt undt leuthe durch dieße continuirliche
12
kriegsunruhe gesetzet worden undt annoch stehen thue, beweglich remon-
13
striren laßen, mit dienstfreundlichem ersuchen, wir geruheten dieselbe eini-
14
ger verschonung undt moderation derer kriegscontributionen geniesen zu la-
15
ßen undt zue solchem ende die Seiner Liebden fur diesem über dero fursten-
16
thumb undt lande ertheilte salvaguardien in gnaden zue renoviren undt zu er-
17
newern , maßen Ewer Liebden auß beygefügtem des abgeordneten Zobells

40
Im Repertorium nicht nachgewiesen.

18
diesfalß eingerichteten schrifftlichen memorial mit mehrem ersehen werden.
19
Nun können wir zwar sowohl in betrachtung erstgedachter Seiner Liebden
20
landen situation, alß dieser continuirlichen kriegsunruhe leichtlich ermeßen,
21
daß es mit denenselben geklagtermaßen einen gar schlechten undt erbärmli-
22
chen zustandt haben müße, möchten auch ein respect deßen denenselben
23
zwar einestheils einige respiration oder ergetzlichkeit gerne gönnen, weil wir
24
aber auch anderstheils auff unßern kriegsstat undt auffrechterhalltung deßel-
25
ben billig ein sorgfälltiges auge schlagen müßen, undt alhie in loco nicht
26
wohl wissen undt dijudiciren können, waß derselbe in dießem passu zulaßen
27
wolle oder nicht, so haben wir das beste expedient zu sein befunden, dießes
28
Seiner Liebden desiderium an Ewer Liebden alß dero wir das generaldirecto-
29
rium unßers gantzen kriegsstats in Teutschlandt anvertrawet, zu remittiren
30
undt zum besten zu recommendiren, Dieselbe freundlich ersuchendt undt der
31
guten zuversicht gelebendt, Sie werden undt wollen alle hiebey in considera-
32
tion kommende circumstantien bey sich vernunfftig erwegen undt, soviele
33
ohne unßers kriegsstats praejuditz immer geschehen kan, ein solches mittell
34
undt moderation hierinnen treffen, daß nebst unßers kriegstats selbiger or-
35
then auffrechterhaltung auch Seiner Liebden für euserster ruin conserviret
36
undt soviel immer thunlich durch eine leidliche undt practicable contribution

[p. 637] [scan. 183]


1
bey möglicher consistentz erhallten werden undt also dießer unßer recom-
2
mendation guten genoß emfinden mögen, welches wir also Ewer Liebden
3
freundlich nicht verhallten wollen.

Dokumente