Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
223. Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 Januar 23

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Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


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Osnabrück 1647 Januar 23

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53a fol. 99–102 = Druckvorlage – Kopie: Giessen 208 nr. 123 p.
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521–528 – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1607 fol. 368–370.

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Ausdrückliche Erwähnung der Restitution des Herzogs von Lothringen im kaiserlichen Projekt
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für den kaiserlich-französischen Friedensvertrag; Zustimmung der französischen Gesandten?
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Unwiderrufliche Aufnahme des Erzstifts Magdeburg in die kurbrandenburgische Entschädigung;
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vorher Absprache mit den kursächsischen Gesandten. Allein dem Kaiser verpflichtete Besatzung
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in Lindau. Neuer kurtrierischer Vorschlag wegen Ehrenbreitstein. Unterzeichnung des Friedens-
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vertrags durch alle Reichsstände? Keine Hoffnung für einen kaiserlich-französischen Sonderfrie-
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den . Belehnung des Herzogs von Savoyen.

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Auf nr. 185. Und mögen darauf zu ferrer nachricht gehorsamist anzufüegen
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nit underlassen, das, sovil erstlich die einschliessung dess herzogs zu Lothrin-
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gen fürstliche durchlaucht in die fridensarticul und deren vollkomne restitu-
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tion anlangt, wir der ursachen im instrumento pacis einen besondern absaz
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einzuruckhen undterlassen, dieweil wir in hoffnung gestanden, es solte
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eintweder vermitlst deren zwischen Spania und Franckreich obschwebender
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tractaten oder doch sonst durch ein absönderliche handlung dise Lotringische
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restitution verglichen werden können. Seitemaln aber Eur Kayserliche Maye-
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stät für ein unumbgengliche nothurfft befinden, solche restitution auch in
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specie ihrerseits zu capitulieren, und mit dem aufgesezten instrumento pacis
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so weit noch res integra, das dasselbig von denn herren mediatoren denn
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Franzößischen plenipotentiariis noch derzeit nit außgelifert, sondern zwi-
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schen uns und inen, mediatoren, verabschiedet worden, das sie solch instru-
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mentum vorderist vor sich ersechen, ire notanda darüber verzeichnen und uns
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zue weiterm nachgedenckhen communicieren solten, so aber noch biß daher
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nit beschechen, als haben wir bereits die erinnerte clausulam suo loco et
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ordine, nemblich articul 29 (dann im negstvorgehenden wirdt allein dasihe-
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nig , was ir fürstliche durchlaucht herrn erzherzog Ferdinandt Carl zu
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Insprugg betreffendt gehandlet), gleich post verba „etiamnum sunt“ ange-
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hengt mit disen wortten: „itemque restituatur a rege christianissimo dux
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Lotharingiae ad omnes suas ditiones, quae ipsi in hoc bello fuerunt ademp-
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tae “

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Vgl. den Punkt 29 des IPMk vom Dezember 1646 (nr. 154 Beilage [3]) und Punkt 24 des im
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Juni 1647 herausgegebenen Projekts (Druck: Meiern , APW V S. 130–140 , hier S. 138).
. Wir halten aber genzlich darfür, die Franzosen werden ehender alles
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zerschlagen, ehedann dise clausul also stehen lassen.

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Was demnach die dem herrn churfürsten zue Brandenburg uf die erzstifft
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Magdenburg vorgeschlagne expectanz anlangt, da vernemmen wir, das Eur
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Kayserliche Mayestät in sorgen stehen, es möchte diser vorschlag mehrer
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verlengerung der fridenstractaten und zumaln nit geringen unwillen bei der
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churfürstlichen durchlaucht zue Saxen verursachen. Es ist aber an deme, das
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dißortts die handlung schon verfangen und zuvor mit denn Franzosen bey
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abferttigung dess von Plettenberg an den herrn churfürsten von Brandenburg
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also verglichen worden ist und darumb nit mehr zurugg gezogen werden kan;
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gestalten es auch die Schwedischen plenipotentiarii hievor iederzeit vor ein
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mittel gehalten, das sein churfürstliche durchlaucht darmit ihres verlusts an
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Pommern zu guetem theil widergolten werden könten, wie dann nit weniger

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1
die Churbrandenburgischen räth selbst ieweils darauf gezihlt und wir daher
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nit undterlassen haben, sobald wir dise gedanckhen vermerckht, denn
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Chursäxischen abgesandten schon vor gueter zeit zue Münster davon nach-
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richt zu geben, damit sie ihres gnädigsten herrns mainung hierunter einlan-
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gen möchten. Dieweil sie dann nit allein damaln darfürgehalten, es würde
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bey demselben wenig bedenckens haben, sondern auch aniezt alhie außtruck-
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henlich angezeigt, das sein churfürstliche durchlaucht sich disem vorschlag
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keinesweegs zu widersezen gemeint, sondern geschechen lassen mögen, das
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solche ahnwartschafft dem herrn churfürsten von Brandenburg zuegesagt,
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doch allein die im Prager friden für Chursaxen außbedingte vier ämbter
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nochmaln vorbehalten werden, gestalten in unserer negstvorgehenden rela-
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tion

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Vgl. nr. 220 Beilage 1.
darvon mehrer nachricht zu finden. Als wolten wir verhoffen, das dises
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vorschlags halber nit allein kein unwillen oder verlengerung entstehen,
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sonder vilmehr die richtigkeit der Churbrandenburgischen widergeltung
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desto schleiniger erfolgen solle.

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Die continuation der besazung in Lindaw betreffend, befinden wir die gröste
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hindernus bey denn reichsständen und eben dennihenigen selbst, welche das
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Franzößische satisfactionweesen am mehisten getriben. Dahero wir vor das
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beste gehalten, den unwillen, so hierdurch dem hauß Österreich mehrers
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aufwachsen mögen, zu vermeiden, das solche besazung allein für Eur
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Kayserliche Mayestät als Römischen kayser bedingt werden solte.

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Wegen Ehrenbreitstein und Trier seint beede thumbherrn, graf Crez und herr
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von Elz, bereits mit einer weitern erinnerung einkommen, nach welcher diser
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passus besser versechen und erweitert werden soll

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Dazu konnte nichts ermittelt werden.
.

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Was die approbation dess instrumenti pacis per deputatos ordinum anlangt,
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da ists crafft der beeden cronen propositionum und darauf erfolgter resolutio-
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num et duplicarum ein verglichne sach, und werden sich weder die cronen
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noch vil weniger die deputati ordinum selbst utriusque religionis davon
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abwendig machen lassen. Da es aber ie zue einer absönderlichen pacification
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mit Franckreich allein kommen solt, so hats vor sich selbst seine richtigkeit,
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das dise pacification allein mit Eur Kayserlicher Mayestät und denn catholi-
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schen ständen erfolgen und mithin derselben genehmbhaltung für genueg-
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samb zu achten sein wurde. Wiewol aber die Franzosen sich rundt erclärt, im
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fahl die Schweden sich mit billichen mitlen nit vergnüegen noch auch die
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protestierenden von ihren unmässigen und der ganzen catholischen religion
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verderblichen postulatis nachlassen wolten, das sie irenthalben die waaffen
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weiters wider Eur Kayserliche Mayestät und dern hochlobliches hauß nit
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füehren wolten, so glauben wir iedoch nimmermehr, das sie solches bona fide
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halten oder ins werckh zu sezen sich schrifftlich erclären und verbünden
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werden. Wir halten auch nit darfür, das sie es zu thuen genuegsamb

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bevollmächtigt seyen. Nichtsdestweniger und nachdem bis daher die Schwe-
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den ungehindert alles zuesprechens, waß von denn Franzosen und denn
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Staadischen deputatis geschechen sein mag, sich ansechen lassen, das sie
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einmahl von ganz Pommern nit weichen wollen, so seint wir im werckh, dem
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conte d’Avaux eben dasihenig vorzuhalten, waß er und seine mitgesandten
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sich zue Münster laut unser vom 11. Decembris abgangner relation

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Druck: Nr. 161.
gegen
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uns uf solchen fahl resolviert zu sein rundt vernemmen lassen, und nochmaln
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darauf nit allein seine weitere erclärung von mundt, sondern auch, wie die
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cron Franckreich solches in facto praestieren wolt, zu wissen begeren.

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Warauf es aber derzeit mit dem Schwedischen satisfaction- und folglich mit
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dem Churbrandenburgischen recompensationweesen beruhen thue, das belie-
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ben Eur Kayserliche Mayestät aus nebenkommender unserer mehrern rela-
13
tion

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Wahrscheinlich Druck: Nr. 225.
allergnädigst anzuhören, da wir dann uns angelegen sein lassen werden,
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wan es ie zu weiterer und schliesslicher handlung gelangen solt, dasihenige,
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was in Eur Kayserlicher Mayestät deputierter rathen guetachten ferrers
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enthalten ist, nach bestem vermögen zu beobachten.

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Ob dann wol auch Eur Kayserliche Mayestät wegen der belehnung dess
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herzogen zu Savoya uf irer mayestät der kayserin Eleonora ansuechen
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sonderbare erinnerung an mich, grafen von Trautmanßdorf, abgehen lassen

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Vgl. das ksl. Schreiben an Trauttmansdorff vom 31. Dezember 1646 mit den Beilagen (Ausf.
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(H.): RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1603 fol. 333).
,
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so ists doch an deme, das man dem Savoyschen gesandten albereit das wortt
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hinaußgegeben, damit er gleichwol noch nit zufriden, sondern der titulatur
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halber ferrer einwendung thuen lassen, so wir aber an sein ortt gestelt und
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uns weiter nichts erclärt haben.

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