Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
101. Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 November 2

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Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Ferdinand III.


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Münster 1646 November 2

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 74–76 = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/42
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unfol.; Giessen 207 nr. 361 p. 1360–1365 – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1503 fol.
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13–15.

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Noch keine Bekanntgabe der neuen schwedischen Instruktion über die Satisfaktion. In der
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Zwischenzeit Verhandlung der elsässischen Zessionsformulare? Mißtrauen der kaiserlichen
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Gesandten gegenüber der französisch-schwedischen Verzögerungstaktik. Unverständliche Verär-
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gerung der Franzosen über die geplante militärische Hilfe des Herzogs von Lothringen für den
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Kaiser. Bereitstellung der tirolischen Einverständniserklärung zur Abtretung des habsburgischen
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Elsaß.

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Eur Kayserlicher Mayestät berichten wir in gehorsamister underthenigkeit,
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nachdem wir negstvergangnen wochen bey denn herren mediatoren erinne-
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rung thuen lassen, seitemalen uns aüsserlich vorkommen, ob solte nunmehr
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von dem königlichen hof aus Schweeden dennselben plenipotentiariis ge-
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nuegsambe instruction eingelangt sein, auch ohnedas der monat October,
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dahin sich dann die gegentheil nach irer letstens zu Oßnabrugg gehaltener
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conferenz bezogen heten, zu ende streichen thet, das sie derentwegen bej
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denn Franzößischen plenipotentiariis umb eröffnung der eingelangten

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Schweedischen resolution anmahnen und daran sein wolten, uf das die
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weitere und schliesßliche handlung widerumb vor die handt genommen
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werden möchte, haben ermelte mediatores vorgestrigen mitwochs uns ange-
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bracht , das sie zwar unserm begehren statt gethan und denn Franzosen
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hierunter zuegesprochen, aber von dennselben kein andern bericht empfan-
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gen heten, dan das von der königin in Schweeden inen ein schreiben vom
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dato 6. Octobris

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Zu dem erwähnten Schreiben konnte nichts ermittelt werden.
zuekommen, das wer aber kein beantworttung dessen, so
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sie aus Oßnabrugg von letster mit ihnen, plenipotentiariis, vorgehabter
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conferentz an selbige abgehen lassen, sondern bestüende allein in terminis
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generalibus und in erbiettung ires gueten willens zue möglichister beförde-
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rung dess fridens. Sie verhofften aber, das die weitere instruction und
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antwortt innerhalb 10 tagen gwiss einkommen wurde. Inmitlst wolten sie
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gern sechen, das wir uns mit inen über abfassung der cessionsinstrumenten

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Die Abfassung und Untersieglung von Abtretungserklärungen für die frz. Satisfaktionsgebiete
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von seiten des Ks.s, des Reichs und des ganzen Hauses Habsburg war im ksl.-frz. Vorvertrag
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(1646 September 13; vgl. APW II A 4 nr. 344 Beilage B) vereinbart worden.

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vergleichen theten, damit also die zeit gewunnen und die dabey etwan
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eraigende difficulteten mitlerweil erledigt werden möchten.

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Wiewol wir nun unsersortts keine sonderbare bedencken finden, warumb nit
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zu solcher abfassung entzwischen fürgeschritten werden solte, so ist es iedoch
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an deme, das, wann die Schweeden und protestierende zu keinen billichen
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fridensmitlen sich vermögen lassen, hingegen aber auch die Franzosen sich
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von dennselben nit abledigen, sondern ungeacht es nunmehr aus aigner
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bekandtnus der gegenpart selbst zu einem offentlichen religionskrieg aus-
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schlagen thut oder vilmehr, daß es von anfang nichts anders als ein
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religionskrieg gewesen und noch seye, bekendt würdt, mit und neben denn
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anderen Eur Kayserliche Mayestät und deren hochlobliches hauß, auch das
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Heilige Römische Reich feindtlich verfolgen helffen wolten, dise besondere
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abhandlung von verfasßung der cessionsinstrumenten nit allein ein ganz
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vergeblich ding, sondern auch das rechte mitel sein wurde, das ganze
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haubtwerckh mit vergeblichen tractaten nach dess gegentheils wunsch und
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belieben aufzuhalten. Derentwegen wir auch denn mediatoren solches albe-
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reit zu erkennen gegeben und angedeütet, das wir ia ursach haben, im namen
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Eur Kayserlicher Mayestät vorderist zu wissen zu begehren, waß uf vorbe-
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deüten fahl die cron Franckreich zu thuen gemeint und wessen Eur Mayestät
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sich zu derselben zu versechen haben werde, wie solches alles aus beygefüeg-
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tem extractu prothocolli mit mehrerm zu ersechen.

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Nun könden wir unschwer erachten, die Franzosen werden, wie biß dato,
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also noch fürterhin mit dergleichen erclärungen nit heraußkommen, sondern
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sich nochmals auf erwarttung der Schweedischen resolution beziechen und
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ire vorige vertröstungen, das alles zu guetem ende ausschlagen und die
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Schweeden sambt denn protestierenden sich bequemmen werden, widerholen

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und damit ire suechende gefährliche prolongation verdeckhen wollen, wie
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dann auch aus demihenigen, wessen sich der Venetianische pottschaffter
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vernemmen lassen, fast so vil erscheint, das beede theil entlich mit newen
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zuemuettungen herfürbrechen möchten.

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Und ist neben anderm fast frembd zu hören, das die Franzosen Eur
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Kayserlicher Mayestät ungleich aufnemmen wollen, wann sie sich in stärck-
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here kriegsverfasßung stellen und ire fürstliche durchlaucht den herzog von
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Lothringen mit seinem kriegsvolckh ins Reich forderen würden, da entgegen
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die cron Franckreich, ungeacht mit derselben zu genüegen verglichner
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satisfaction, ir kriegsvolckh noch immerzue mit denn Schweeden coniungiert
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halten und die catholische reichtsstände mit feür und schwerdt verfolgen
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helffen thut, das also fast clärlich zu verspüren, von disen unversöhnlichen
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feinden nichts anders dann dess ganzen Römischen Reichs undtergang und
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außtilgung gesuecht und hierzue ein scheinpraetext nach dem andern herfür-
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geklaubt werde.

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Wir wollen iedoch undterdessen nit underlassen, in gemelte Franzosen weiter
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zu sezen, ob sie zu einiger mehrern resolution heraußzubringen sein möch-
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ten . Haben dabey allein diss gehorsamist erinnern sollen, nachdem bey
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expedition der cessioninstrumenten, sovil die Vorderösterreichischen lande
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betrifft, auch der consensus irer fürstlichen durchlaucht herrn erzherzogen
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Ferdinandt Carls

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Ehg. Ferdinand Karl von Tirol (1628–1662); 1632 Ehg. ( Stammtafeln I Tafel 16).
einkommen und das instrumentum zugleich uf denselben
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würdet gerichtet werden müessen, ob Eur Kayserliche Mayestät allergnädigst
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belieben möchte, dessentwegen seiner durchlaucht mit negstem zuezuschrei-
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ben oder jemandt zu dern abzuordnen.


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Beilage


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[1] Protokoll, [Münster] 1646 Oktober 31. Fehlt [Kopie: KHA A 4 nr. 1628/42 unfol.;
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Giessen 207 nr. 362 p. 1365–1372; ÖstA Tirol Fasz. 20f. p. 2565–2570 – Druck: APW
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III C 2 S. 724 Z. 25 – 726 Z. 34 – Teildruck einer Kurzfassung (mit vielen wörtlichen
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Übereinstimmungen): Meiern , APW III S. 743–744].

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