Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
294. Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 März 7

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–/ 294/ [331]

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Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


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Osnabrück 1647 März 7

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53a fol. 23–24’, 37 = Druckvorlage – Kopie: RK FrA Fasz. 92
11
XI nr. 1625 fol. 488–489; KHA A 4 nr. 1628/43 unfol.; Giessen 208 nr. 184 p. 969–973;
12
Giessen 209 nr. 54 p. 359–363.

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Verzögerung der Verhandlungen durch die schwedischen Gesandten aus Rücksicht auf die
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kurbayerischen Separatverhandlungen in Ulm. Neue Erklärungen wegen der Satisfaktion
15
Hessen-Kassels; Information der hessen-darmstädtischen Gesandten. Beschwerde des Administra-
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tors von Bremen gegen den Verlust seiner Stifter; finanzielle Vergütung für ihn?

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Auf die ksl. Weisungen vom 13.

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Ausf.: RK FrA Fasz. 53c fol. 52–52’ – Kopie: Giessen 208 nr. 181 p. 959–960 – Konzept:
34
RK FrA Fasz. 53c fol. 51.
und 15.

35
Ausf.: RK FrA Fasz. 53c fol. 56–56’ – Kopie: Giessen 208 nr. 182 p. 960–962 – Konzept:
36
RK FrA Fasz. 53c fol. 55–55’.
Februar 1647. Und soviel daß
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haubtwerck bey dieser handtlung anlangt, dha beruhen die sachen noch in
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selbigen terminis, wie in unseren vorigen gehorsamsten schreiben angezeigt
20
worden. Die königlich Schweedische gesandten haben sich zwar vernhemben
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laßen, daß sich bey der Pfaltzischen sach auf unsere iüngst außgehändigte
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schrifftliche erclehrung mit ehisten auch in schrifften erclehren wölten wie
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ingleichen in puncto gravaminum mit unß wieder zur conferentz tretten und
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selbigen punct völlig abhandtlen. Wir stehen aber noch in erwartung, wan
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solches beschehen werde; scheint, daß die Schweedische auf die abseitige
26
Churbayrische handtlung ir absehen gerichtet und daß haubtwerck alhie
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dardurch von ihnen vorsetzlich werde aufgehalten. Wir haben zwar solches
28
denen Churbayrischen gnugsamb fürgestelt; die erkennen es auch selbst,
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entschüldigen sich aber mit deme, daß ihnen alß dienern der churfürstlichen
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durchlauchtt einzureden nit gebühren wölle, obzwar sönst ahn fleißigen
31
bericht nichts ermangeln ließen, derentwegen wir es auch unserstheils darbey
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müeßen bewenden laßen.

[p. 595] [scan. 671]


1
Immitls haben die confoederirte cronen wegen der Heßen Caßlischen
2
praetension beyverwahrte antwortt sub numero 1 außgeantwortet, dhavon
3
alsopaldt denen Heßen Darmbstattischen, soviel deren interesse ahnlangt,
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communication beschehen, die sich auch vernhemben laßen, unß darbey mit
5
fernern nötigen information zur handt zu gehen. Sobaldt nun selbe erfolgen
6
wirdt, wöllen wir die weitere gebuhrnuß bey diesem punct fleißig beobach-
7
ten.

8
So hat auch der gewester administrator zu Bremen, hertzog Friedrich zu
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Holstein, durch seine gesandte

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Neben Reinkingk (vgl. [nr. 288 Anm. 6] ), der nur von Februar bis Juli 1647 auf dem WFK
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weilte: Dr. Heinrich von Hatten (um 1580–1655); 1635 nobilitiert; 1631 Landkanzler und
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kg.lich dänischer und holstein-gottorpischer Rat; 1644–1648 holstein-gottorpischer Ges. auf
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dem WFK, seit 1646 Frühjahr auch für das Est. Bremen ( Lorenz S. 125; DBL VI S. 76).
bey mir, dem graven von Trautmansdorff,
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anmelden und zu erkennen geben laßen, daß er nit weenig darüber bestürtzt
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worden, indeme er vernhommen, daß die beyde ertz- und stiffter Bremen und
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Verden denen Schweeden uberlaßen, seiner aber so gar darbey nit gedacht,
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sondern benebens noch in einem von denen Kaißerlichen gesandten außge-
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hendigten proiect

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In der Erklärung der ksl. Ges. zu den schwed. Satisfaktionsforderungen vom 20. November
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1646 (vgl. nr. 131 Beilage [1]).
pro motivo angezogen worden, ob solte er selbiger stiffter
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iure belli sein verlüstig worden, sich sonsten auch der recompens halben nit
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angeben haben. Nun gestehe er aber erstlich denen Schweeden kein ius belli,
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sondern hetten ihme die stiffter durch unbillichen gewaldt contra datam
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fidem abgenhommen

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Trotz des bremisch-schwed. Neutralitätsvertrags vom 5./15. August 1636 (Druck: ST V.2 S.
43
376–380) hatten schwed. Truppen unter Königsmarck (1600–1663) 1644 und 1645 das Est.
44
Bremen besetzt ( Lorenz S. 29–32, 43–51).
. Daß sich aber seithero pro recompensa nit angemel-
19
det, seie darumb underlaßen worden, daß er nit begehrt habe, die tractatus
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schwehrer zu machen, auch in hofnung gestanden wehre, man würde seiner
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auch ohne sein erinnern eingedenck gewest sein, maßen sich auch noch zu
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Ewer Mayestätt gehorsamst versehen thue, daß er ohne recompens nit werde
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abgewiesen werden. Würde sönsten wiedrigenfalß obgemeldter ahn die cron
24
Schweeden beschehener uberlaßung wiedersprechen und ihme sein recht
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dhawieder fürbehalten müeßen. Deme ist mit glimpflicher antwort, inhalts
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protocols sub numero 2, begegnet worden, daß man zwar lieber dem
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hertzogen zu Holstein redintegrationem suae possessionis gegönnet hete, alß
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es zu der cession kommen zu laßen. Nachdeme aber die cron Schweeden so
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fest auf diesen stifftern bestanden, daß ohne dern zurücklaßung nit wol zum
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frieden zu gelangen gewest, hette man endtlich darzu einwilligen müeßen.
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Und thäte man sich gegen ir fürstliche gnaden vorsehen, weiln hiebevorn
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selbige stiffter auch pacis causa ahn dieselbe kommen, sie würden dieselbe
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auch wiederumb pacis causa fahren laßen. Ewer Majestätt würden sölches
34
anderwerts gegen dieselbe in Kayserlichen gnaden zu erkennen unvergeßen
35
pleiben. Der gesandter hat darauf ferners die sach recommendirt, ist aber auß

[p. 596] [scan. 672]


1
deßen red so viel zu vermercken gewest, daß selbigs fürsten absehen etwoh
2
mehr auf eine gewiße jarspension alß auf andere realitet gerichtet sein
3
möegte.


4
Beilagen


5
1 Erklärung der französischen und schwedischen Gesandten betreffend die Satisfaktion Hessen-
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Kassels (lat.), [Osnabrück vor 1647 Februar 25/März 7]. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol.
7
25–27; StK FrA Ka. 3 (WF XXXVII) fol. 122–125; GehStReg Rep. N Ka. 84 Fasz. 60
8
pars 12 unfol.; KHA A 4 nr. 1628/43 unfol.; Giessen 208 nr. 178 p. 943–950 – Druck:
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Meiern, APW IV S. 427–429.

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Erklärung der hessen-kasselischen Gesandten betreffend einen Vorbehalt für die calvinistische
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Religion bei der Satisfaktion Hessen-Kassels (lat.), [Osnabrück vor 1647 Februar 25/März 7].
12
Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 30; KHA A 4 nr. 1628/43 unfol.; Giessen 208 ad nr. 179 p.
13
956–957 – Druck: Meiern, APW IV S. 429.

14
Erklärung der hessen-kasselischen Gesandten betreffend die Satisfaktion Hessen-Kassels (lat.),
15
[Osnabrück vor 1647 Februar 25/März 7]. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 28–29’; RK FrA
16
Fasz. 98b fol. 610–611’; StK FrA Ka. 3 (WF XXXVII) fol. 119–119’, 128–128’; StK FrA
17
Ka. 8/2 fol. 152–153’; KHA A 4 nr. 1628/43 unfol.; Giessen 208 nr. 179 p. 950–956 –
18
Druck: Meiern, APW IV S. 426–427 (ohne einen Absatz betr. eine weitergehende Konzession
19
Hessen-Kassels im Marburgischen Erbschaftsstreit) (dict. 1647 April 6 st..?).

20
2 Protokoll, [Osnabrück] 1647 März 5. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 33–35’ = Druckvorlage;
21
RK FrA Fasz. 91 II fol. 423–426’; RK FrA Fasz. 92 XI nr. 1623b fol. 481–482’; KHA A 4
22
nr. 1628/43 unfol.; Giessen 208 nr. 183 p. 962–969; Giessen 209 nr. 53 p. 353–359.

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Ist herrn hertzogs Friedrichs von Holstein alß gewesten administrators zu Bremen
24
cantzler, Dr. Reinbruck

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Sicherlich Dr. Reinkingk. Zu seinem Eindruck von dieser Konferenz vgl. APW II C 3 S. 322
49
Z. 20–26.
, bey ir exzellentz herrn graven von Trautmansdorff erschienen
25
in mein, Dr. Volmars, gegenwart. Sein anbringen wahr dhahin gestelt, daß sein gnädiger
26
fürst und herr sich nit weinig beschwehrt befinden thet, daß die satisfactionshandtlung
27
mit denen königliche Schweedischen plenipotentiariis, soviel die uberlaßung beeder stifft
28
Bremen und Ferden [ betreffe], ohne seiner fürstlichen durchlauchtt consens und ungehört
29
wehre vergliechen und benebens auch in einem von denen Kaißerlichen außgehendigten
30
proiect pro motivis angezogen worden, ob sölten die Schweeden diese stiffter iure belli
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erobert und der herr administrator sich anderwerts umb kheine wiedergeltung angemel-
32
det haben; dha dan deßen fürstliche durchlauchtt denen Schweden einig ius belli nit
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gestendich, sondern vielmehr sich zu beclagen, daß sie sich dieser stiffter contra datam
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fidem bemächtigt hetten, im ubrigen die anforderung des aequivalentis allein der
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ursachen underlaßen plieben, daß man hirdurch die sach nit hab schwehrer machen,
36
sondern dhahingestelt sein laßen wöllen, daß, gleichwie andern auch unangemeldet ire
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satisfaction accordirt worden, alß Brandeburg und Mecklenburg, man gleichergestalt
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auch seiner fürstlichen durchlauchtt eingedenck sein sölte. Sönsten aber begehrten seine
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durchlauchtt den frieden mit dieser anforderung nit zu stecken noch schwehrer zu
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machen, sondern allein zu fürkommen, daß sie so schimpflich nit möegten tractirt,
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sondern weenigst auch iren standt und ires herrn vattern, des königs in Dennemarck,
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gebührenden respect gemäeß bey diesem friedenschluß gehalten und mit einem gebüh-
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renden aequivalente versehen werden. Wiedrigenfalß müste er crafft habenden bevelchs
44
wieder sothane vergleichung mit denen Schweeden, soweith die seinem gnädigen fürsten
45
und hern entgegen wehr, in meliori forma contradicirn, wiedersprechen und protestando
46
seiner fürstlichen durchlauchtt alle gebührende recht und gerechtigkeit per expressum
47
vorbehalten.

[p. 597] [scan. 673]


1
Ire excellentz haben ime antworten laßen, daß ir Kaißerliche majestätt nichts liebers
2
hetten wünschen und sehen möegen, dan daß die cron Schweeden sich zu leichtern
3
friedensmitlen hete behandtlen laßen, auch der herr administrator wiederumb in sein
4
gehabte possess gesetzt werden können, gestalt man auch in hofnung gestanden, nachdem
5
dieser stiffter restitutionsach in denen zwischen Dennemarck und Schweeden vorgewe-
6
sten friedenshandtlungen auf eine particular nach Stockholm remittirt worden

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Vgl. den Art. 38 des dänisch-schwed. Friedens von Brömsebro vom 13./23. August 1645
40
(Druck: ST V.2 S. 595–626; Druck einer lat. ÜS: Meiern, APW I S. 632–649). In
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Stockholm hatten zu Anfang des Jahres 1646, von Januar bis Februar/April, erfolglose
42
Verhandlungen stattgefunden ( Lorenz S. 57–66, 96–114).
, es würde
7
entzwischen zu einem endtlichen vergleich kommen sein. Aldieweilen aber dergleichen
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nit beschehen und die Schweeden so unbeweglich uf inbehaltung dieser stiffter beharret,
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auch alle chur-, fürsten und stendte nichts anders dan quocunque tandem modo den
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frieden zu befordern begehrn thuen, so wehre ir Kaißerlicher majestätt nit ungleich
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außzudeüten, daß sie sich nun auch darzu bequemben und nit schüldich finden theten, ire
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Kaißerliche und königliche erb- und patrimoniallande ferners in gefahr zu setzen. Ire
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Kaißerliche majestätt wehren zwar [ bereit], dem könig in Dennemarck und deren hauß
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alle Kaißerliche freundtschafft, gnad und guten willen zu erweisen, aber ohne würckliche
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assistentz wehre der sach nit zu helffen. Denen Schweeden hab man khein ius armorum
16
nachgeben, derentwegen sie in foro interiori eins mehrern versichert sein würden,
17
sondern allein de nuda facti detentione, also dan iustitia belli externa geredt

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Von ksl. Seite wurde Schweden nie zugestanden, für den Eintritt in den Dreißigjährigen Krieg
44
einen triftigen Grund gehabt zu haben; vgl. besonders die Ausführungen Ferdinands III. in
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seiner Instruktion von 1646 März 5 (Druck: APW II A 3 nr. 188, hier S. 348 Z. 1–354 Z.
46
16). Der Ks. differenziert dort allerdings nicht, wie hier die ksl. Ges. , zwischen iustitia belli
47
interna und iustitia belli externa, d. h. vermutlich zwischen materiellem und formalem Recht
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zur Kriegsführung. Auch Reinkingk kennt diese Unterscheidung in seinem Hauptwerk, dem
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Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, 1619, 31 640, hier liber II classis III caput 2
50
§ 9, nicht, s. aber Grotius, de iure belli ac pacis 3.20.53. – Mit forum internum/interius ist
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hier vermutlich, angelehnt an den kirchenrechtlichen Fachbegriff ( LThK IV Sp. 254–255),
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das Gewissen oder das göttliche Recht gemeint.
. Dan
18
außerhalb deßen seie man mit des hertzogen fürstliche gnaden gantz einig und halte nit
19
darfür, daß Schweeden weder ratione Pommern noch Mecklenburg und anderer posten
20
einige iustitiam belli internam vor sich habe. Waß die vor Brandeburg und Mechelburg
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vergliechene recompens belangte, dha wehre solche ia uf der partheyen selbst eingeführte
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handtlung vergliechen worden, derentwegen man schon lange zeit mit ihnen beschäfftigt
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gewesen. Der herr hertzog verliere hirunder nichts, so ihme erblich angehördte. Man
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hette diese stiffter hievor umb friedens willen ime uberlaßen, ungehindert daß andere
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ansprachen darzu obhanden gewesen. Also werde anietz so viel weiniger beschwehrung
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eingewendet werden können, dha mans gleich wiederumb umb friedens willen andern
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uberlaßen müeste. Ir Kaiserliche majestätt pleiben dem könig in Dennemarck und dem
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hertzogen, alle angenhembe freündtschafft, Kaißerliche gnadt und alles gutes zu erweisen;
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wüsten aber ia nit, waß derzeit für einige recompens dem herrn hertzogen zu erzeigen.
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Daß Reich hab keine gemeine Kaißerliche patrimoniallande, darauß ime einige wilfahr zu
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erstatten, noch wehre auch billich, daß einem andern standt daß seinig derentwegen
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entzogen werden solle. Es werden demnach sein fürstliche gnaden wol thuen, daß sie sich
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derzeit bequemen und mit dem unglück gedülden.

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Ille replicabat: Erstens wölte man vorderist die im proiect angezogene motivi wegen des
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armistitii und underlaßener anforderung des aequivalentis außlaßen, auch seiner fürstli-
36
chen gnaden mit mehrern respect gedencken. Zum andern wehren sie der intention und
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meinung nit, daß irenthalben der friedt solle gehindert oder einiger standt der recompens
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halber zu nachtel gesetzt werden, noch auch, daß man ime ein mehrers, alß dhavon er

[p. 598] [scan. 674]


1
etwan ad dies vitae einigen genuß haben könt, einraumen solte. Wölte gleichwol
2
verhoffen, man würde inen nit gantz ubergehen und so schimpflich tractirn.

3
Responsum: Waß daß angezogene proiect ahnlangte, wehre daßelb ein abgeredter
4
vergleich mit Schweeden, albereit geendert und nit dhahin gemeindt gewesen, daß mans
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also in instrumento pacis einrücken solte. Und laße man sich nit entgegen sein, seiner
6
fürstlichen gnaden suo loco et ordine honorifice zu gedencken. Im ubrigen laße man es
7
dhahin gestelt sein, waß die fernere handtlung ahn handt geben wurde.

8
Mit dieser resolution ist er abgeschieden, und scheint, daß der sachen etwan mit einer
9
pension ad dies vitae gehooffen werden könt.

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