Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
312. Trauttmansdorff an Ferdinand III Osnabrück 1647 März 14

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Trauttmansdorff an Ferdinand III.


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Osnabrück 1647 März 14

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Konzept: TA Ka. 116 Z 10 nr. 85 unfol.

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Pfälzische Restitution: Sorgfältige Vorbereitung der reichsständischen Beratungen; große Gefahr
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eines abschlägigen Beschlusses wegen der salzburgischen Gesandten; Überredungsversuche.

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Auß unsern negstvorigen allerunderthenigsten relationen vom 11. diß monats
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Martii

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Druck: Nr. 304.
werden Ewer Kayserliche Majestät nunmehr ungezweiffelt vernom-

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men haben, welchergestalt negstkunfftigen sambstag, den 16. diß, die Pfaltzi-
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sche sach und der ins mittel kommene octavus electoratus in allen reichsrä-
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then alhie und zu Münster vorgenommen werden solle, zu welchem ende dan
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wir nit underlassen, allerseits anwesende gesandten zu informiren

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Vgl. Becker S. 238.
, wie es die
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befürderung des fridens und zugleich auch Ewer Kayserlicher Majestät dienst
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erfordert. Eß kombt aber anietzo ein fast unverhofftes und schweres emer-
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gens mit den Salzburgischen abgesandten hervor, alß welche wegen vorge-
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dachtes achten electorats affirmative gar nicht, sondern ex praescripto diß zu
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votiren instruirt seint, daß ihre fürstliche gnaden

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Ebf. Paris von Lodron (1586–1653); 1604 Domherr, 1616 Dompropst und Präsident der
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Hofkammer, 1619 Ebf. von Salzburg ( Wurzbach XV S. 378–380; Heinisch , Salzburg).
noch sy, die gesandten, in
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der sachen nicht allerdings informirt seyen und dahero dieselbe hierinnen
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kein aigentliches votum ablegen könten. Dafern man aber denselben dißorths
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die behorige information zuekommen lassen würde, wolten sie solche
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alßbaldt uberschreiben und sich fernern befelchs erhohlen. Ich hab ihnen der
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lenge nach zu gemuth geführt und vorgehalten, waßgestalt hierdurch das
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ganze fridenswerckh aufgehalten würde, und sy dabey beweglich ersucht und
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erinnert, weilen sie kein befelch in contrarium hetten, sie möchten sich mit
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ihrem voto dahin vernehmen lassen, daß sie zwaren von ihrer fürstlichen
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gnaden uber dise proposition außtruckhlich nicht instruirt noch auch, daß sie
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der sachen zuwider sein solten, hetten aber ihrestheilß darbey kein bedenck-
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hen und wolten sich also mit dem Osterreichischen voto conformirt haben.
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Eß hat aber dieser vorschlag bey ihnen nit verfangen wollen. Ich stelte ihnen
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hierauff weiter zu gemuth den casum extremae necessitatis, die unumbgengli-
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che nothwendigkeit des fridens und daß man wegen der auf dem verzug
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ligender gefahr ihrer fürstlichen gnaden bescheidt und instruction uber eine
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sach, die ihro ungezweiffelt vorhero schon von ihnen, den gesandten,
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kündtgethan worden, nicht erwarten könten, und sy, die gesandten, also
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ermahnt, sie solten es uber sich nehmen und Ewer Kayserlicher Majestät zu
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allergnädigstem gefallen auch wider ihres herrn befelch sich dem Osterreichi-
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schem voto bequemen. Sie seint aber auf ihrer vorigen antwort und negativa
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verplieben. Ich offerirte mich hierauff, daß ich im nahmen und von wegen
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Ewer Majestät, ia Ewer Kaiserliche Majestät selbsten es uber sich nehmen
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wurden, die gesandten bey ihrem herrn zu vertretten – und auch diß hat nit
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helffen wollen. Endtlich so hab ich ihnen, damit ia der schluß des fridens
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nicht gehindert wurde, den vorschlag gethan, daß sie auf kunfftigen sambstag
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verraisen und sich also von der consultation absentiren wolten, so noch
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weniger statt bey ihnen gefunden, sondern sie seint mit der antwort von mir
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geschieden, daß sie ihrem vorgeschrieben modo inhaeriren muesten.

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Bey welcher beschaffenheit ich wohl die beysorg trage, wan sich die
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Salzburgischen bey der consultation einfinden solten, es werde entweder res
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imperfecta oder wohl gar ein negativa heraußkommen, zumahlen, wan auch

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Pfaltz Newburg, wie nit zu zweiffeln, darwider sein wirdt, die protestirende
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ursach nehmen werden, nach dem exempel zweyer so vornehmen vorstim-
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mender catholischer stände auch ihre vota darnach richten dorffen.

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