Acta Pacis Westphalicae III A 3,2 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 2. Teil: 1645 / Maria-Elisabeth Brunert
Deputation der fürstlichen Gesandten beim österreichischenDirektorium Osnabrück 1645 Dezember 18/28

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Deputation der fürstlichen Gesandten beim österreichischenDirektorium


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Osnabrück 1645 Dezember 18/28

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Wetterauische Grafen ( Nassau-Dillenburg ) B I fol. 116–117’ (= Druckvorlage [ Ausar-
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beitung
Heidfeld]); vgl. ferner Wetterauische Grafen ( Nassau-Dillenburg ) B I fol.
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115–115’, 118–118’ [Konzept Geißel], Sachsen-Altenburg A III fol. 13 sub dato 1645 XII
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18 [/28].

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Exzellenztitel-Streit.

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(Im Quartier des Österreichischen Direktors zu Osnabrück.) Anwesend: Österreich ( Richtersber-
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ger ), Burgund (Weyms); als Deputierte: Sachsen-Altenburg / Sachsen-Coburg (Thumbshirn und
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Carpzov), Braunschweig-Lüneburg-Celle / Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen / Braun-
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schweig -Lüneburg-Kalenberg (Lampadius), Wetterauische Grafen (Geißel, Heidfeld).

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Vermög von der tags im evangelischen fürstenrath beschloßener deputation

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Siehe Nr. 68 bei Anm. 53.

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fuhren die wetterauischen Gesandten am 18./28. Dezember 1645 umb halb ze-
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hen vormittags zu denen Sachsen Altenburgischen und Coburgischen

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Thumbshirn und Carpzov.
, wel-
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che
discursu privato von einem Gespräch mit dem würzburgischen Gesandten
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Vorburg berichteten, in dem es um die Gravaminaverhandlungen und den Exzel-
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lenztitel
-Streit ging. Der braunschweig-lüneburgische Gesandte Lampadius kam
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hinzu und erzählte von seiner am 17./27. Dezember absolvierten Deputation bei
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Trauttmansdorff

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Siehe Nr. 69.
. Danach gemeinsamer Aufbruch:

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Seind also zusamen nach dem Österreichischen directorio Dr. Regensberger

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Gemeint ist Richtersberger.

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gefahren, darbe{y} sich der Burgundische legatus

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Weyms.
auch funden, und eine
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zeitlang uff den Würzburgischen herrn abgesandten gewartet, so aber nicht
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kommen.

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Deputierte. (Alßo der Altenburgische herr Thumbshirn den vortrag ge-
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than :) Seye bekandt, daß die churfürstlichen legati den titul excellenz ambire-
28
ten

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ambiren bedeutet nach etwas trachten, streben ( Campe I, 148 s. v. ambiren ).
,

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1. weil die Venetianer solchen empfang〈h〉en, denen sie sich weit vorzögen ,

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2. weil die Kayserlichen selbst ihnen solchen titul geben .

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Dargegen köntten fürsten und stende solches nicht eingehen,

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1. weil es eine newerung im Reich und mann wüste, waß vor ein praedicat
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oder titulatur im reden und schreiben einem y[ e ]dweden gebühre,

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394, 32 –395, 4 1. – thun] Sachsen-Altenburg A III: weil solches zu verkleinerung, praeju-
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ditz undt schimpff des fürstlichen collegii ausschlage, daher evangelici des fürstenraths
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instruirt, solchen titul nicht zu geben, deßgleichen man auch von Würtzburg, Bamberg,
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Costnitz und andern catholischen gesandten nachricht, daß sie ebenmeßig befehlicht,
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und nicht zu zweiflen, Oesterreich würde hierinn auch condescendiren, gleichwol zu
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besorgen, diß möchte bey den deliberationibus, re- und correlationibus Verzögerung
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bringen […].

[p. 395] [scan. 413]


1
2. würde waß darunder gesucht, daß sie durch ihre excellentiam anderen
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stenden praecelliren woltten,

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3. wehre der modus ungereimpt und unerhört, suchten eß praecipiendo,
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mann solte und müste es thun.

5
Erzehlet, waß bey eröffnung der Kayßerlichen proposition

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Gemeint ist die ksl. Responsion von 1645 IX 25 (s. Nr. 14).
,

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5–7 item – vorgang〈h〉en] Wetterauische Grafen B I [ Geißel ] : Bey extraditione grava-
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minum hetten graf Kratz und herr Brembser sie nit gewurdiget, [ sie ] benebenst Dr.
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Krebsen zu hören [ und ] wenigst ihnen die handt zu reichen, sondern hetten nur en pas-
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sant sie angeredet. Es seye zu erbarmen, daß man sich mit den dingen so lang uffhalte
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etc.
item bey insi-
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nuation deren gravaminum bey Maynz

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Zur Insinuation der Gravamina Evangelicorum bei Kurmainz s. Nr. 67. Die Primarges.
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Cratz von Scharffenstein und Brömser von Rüdesheim waren nicht zugegen gewesen
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(s. ebenda bei Anm. 6).
und Brandenburgk

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Zur viermaligen Zurückweisung der fürstlichen Ges. durch Kurbrandenburg s. [ Nr. 68 Anm. 38 ] .
deßwegen mitt
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beschimpfung deß fürstenraths vorgang〈h〉en.

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8 Disem – vor〈g〉eschlagen] Sachsen-Altenburg A III: Electorales schlügen zweierley
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vor:
Disem streit abzuhelffen, wehre vor〈g〉eschlagen:

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1. dargeg〈h〉en zu protestiren oder

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9–10 ein – conventum] Sachsen-Altenburg A III: Daß die fürstlichen electorales, doch
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nur bey diesen tractaten, gegen einen revers, daß es bey künfftigen conventen nicht solle
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weitter begehret werden, ehren solten.
ein revers von churfürstlichen quoad
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hunc conventum,

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〈quatenus〉 per secundarios legatos zu handeln,

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item, daß die, so das praedicat den Venetis gegeben, solches revociren soll-
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ten .

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Alles aber wehre einem und andern theil schimpflich.

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Ad obiectionem 1.:

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15–22 hetten – wöllen] Sachsen-Altenburg A III: Man habe 1. keine ursach, Venetos der-
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gestalt zu offendiren und zu beschimpfen. 2. Würde es electoralibus schimpflich seyn,
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wenn sie in futurum solten davon abstehen, so würde man sich auch wohl des reverses
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nicht vergleichen können. Das man auch 3. mitt ihren secundariis legatis (wie sie sie
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nenneten) und nicht den principalgesandten conferiren solle, sey dem fürstlichen colle-
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gio fast schimpflicher als das praedicatum excellentiae, dieweil die Kayserlichen und
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königlichen hauptgesandten selbst fürstlichen willig audientz geben.
hetten einige stende den Venetis den titul gegeben,
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daß praejudicirte dem gantzen fürstencorpori nicht, die eß nicht thun wür-
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den .

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Ad 2.: Caesar köntte das praedicat wohl geben 〈laßen〉 ohne sein praejudiz,
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blibe doch Kayßer. Aber die stende würden dardurch deprimirt und ernidri-
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get , so sie es thäten. Dieweil nun diß werk insgemein den fürstenrath an-
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ginge , hette mann es dem hochloblichen Österreichischen directorio vor-
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trag〈h〉en und sich raths erholen wöllen.

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20 thäten] In Wetterauische Grafen B I [ Geißel ] folgt: Eß steckten andre mysteria dar-
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hinder , wie der eine churfürstliche g{e}sandte (scilicet Wesenbeck) sich vernemen
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laßen .

[p. 396] [scan. 414]


1
Österreichisches Directorium. (Director Dr. Regensberger.) Ohne ab-
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tritt repetit vortrag.

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2 Seye – sache] Dem geht in Sachsen-Altenburg A III voraus: Man wiße wohl, wer das
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werck also getrieben (forte Churbeyern

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Siehe Nr. 17 (S. 251 Z. 12f.).
) und in Keyserliche majestät gesetzet. Der
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Kayser were, solches zu verwilligen, intuitu rei publicae Venetae verleittet worden. Die
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vorgeschlagene mittel seyen nicht zulänglich.
Seye eine schwere sache. Caesar hab gleichwohl daß
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praedicat bewilligett

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Wie oben Anm. 8.
. Die catholischen allhie köntten nichts ohne die Mün-
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sterische schlißen, wollten eß dorthin berichten.

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Uff remonstrirung deren deputirter, daß hie und dort einerley collegium,
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endlich geschloßen,

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6–8 director – soltten] Wetterauische Grafen B I [ Geißel ] : [ Richtersberger ] wolte mor-
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gen [ den 19./29. Dezember ], dan heut posttag, mit den Churm{ainzischen da}von reden,
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damit sie zu raht ansagen ließen, dan es ih{nen}, den Mayntzischen, allein gebüre.
director Austriacus wolte mitt Meynz reden, daß die
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stende, evangelische und catholische, umb de modo respondendi uff der cro-
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nen replicen uff dem rhaathause zusamenkommen soltten

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Ein solches Plenum kam nicht zustande.
, da dann post
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propositionem directorii der erste, so votiren würd{e}, sobald dise frage we-
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gen deß exzellenztituls moviren und gedenken wolte, daß diß obstaculum
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vorfiele, welches vor allen dingen auß dem weg zu räumen und expedient zu
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finden, daß solches uffs schleunigst beschehe. Da würden die vota endlich ein
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conclusum abgeben, waß weiter hierinnen zu thun und diß obstaculum auß
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dem wege zu räumen.

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Alßo umb eilff uhren y[ e ]dweder wieder nach hause gefahren.

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Sachanmerkungen zu Nr. 71

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