Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
517. Pfalzgraf Carl Gustav an Königin Christina Leipzig 1649 Januar 14/24
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Leipzig 1649 Januar 14/24
Ausf.: DG 16 fol. 33–34.
Vorschlag, die nach dem Willen der Königin abzudankenden und in französische Dienste zu
überführenden Truppen unter das Kommando des Generalmajors Linde zu stellen und diesem die
ihm verliehene Kommandatur zu Stade offen zu halten.
Ewer Königliche Mayestät werden sich sonder zweiffell annoch gnädig erin-
nern , welchergestalt dieselbe mir unlengst dero gnädigsten willen dahin er-
öffnet , daß, weiln nuhnmehr nach Gottlob geschloßenen frieden in Teutsch-
landt und da mann deßen gänzliche vollziehung ehist verhoffet, Euer König-
liche Mayestät ezliche Teutsche völcker abdancken würden, sie gerne sehen
solten, daß ein theil derselben der crohn Frankreich zugeschanzet werden
möchten.
Wann ich dann den herrn generalmajor Linden, als der dem kriege ferner zu
folgen, sich darbey umb soviel mehr capabel zu machen und Euer Königli-
chen Mayestät mit der zeit und auf allem fall in unterthänigkeit desto beßere
dienste zu leisten können, ein verlangen träget, nicht alleine darzu inclinirt
befunden, daß er einige trouppen samblen und damit in Französische dienste
gehen möchte. Zumahln, da er von dem herrn feldtmarschall Turenne deß-
falls bereits belanget sein soll, sondern ich auch gewißer ursachen halber und
insonderheit, damit bey selbigen trouppen jemand verbliebe, so auf Euer Kö-
nigliche Mayestät und dero crohn einige regarde tragen und solche in bestän-
diger devotion gegen dieselbe behalten möchte, gerne sehen solte, daß er vor
andern sich hierunter employren laßen wolte, als habe ihn, herrn generalma-
jor Linden, darzu umb so viel mehr zu bereden und zu poussiren anlaß ge-
nommen . Nachdeme aber von ihme, wegen beobachtung seines geringen in-
teresse , eigenen avantage und sicherheit nachgesezte conditiones als 1., daß
solches zufürderst mit Euer Königlicher Mayestät gnädigsten consens und
guten willen beschehen, 2. er die izo in Euer Königlichen Mayestät diensten
tragende charge und 3. darbeneben die ihme gnädigst conferirte commen-
dantschafft zu Staade in seiner abweßenheit auf drey oder vier jhar offen be-
halten möchte, damit auf dem fall zwischen Franckreich und Spanien es im
kurzen zum frieden gedeyen, oder man deßen persohn nicht mehr von nö-
then haben und ihn auf ein oder andere manier zu dimittiren trachten solte,
zumahln da ihme die der enden offt vorgehende verenderungen zur gnüge
bekandt wehren, er alßdann nicht herrnloß, ohn charge und einziges unter-
halt stehen möchte, sondern sein sichers refugium zu erstbemelten könig-
lichen gratialn in unterthänigkeit nehmen könte, vorgeschlagen, und dabene-
ben begehret worden, daß ich hierüber Euer Königlichen Mayestät gnädigste
resolution ihme zuwegen bringen möchte. Alß habe nicht umbhin gekont,
Euer Königlichen Mayestät solches in unterthänigkeit hiermit vorzutragen
und Dieselbe danegst gehorsambst zu ersuchen, Sie mir hierüber dero gnädig-
sten willen mit ehistem eröffnen zu laßen geruhen wollen. Ich solte sonst
unvorgreifflich dafürhalten, daß, so viele die Staadische commendantschafft
anbelanget, ihme darunter Euer Königlicher Mayestät gnädigsten belieben
nach wohl zu deferiren sey, und solche, nachdeme doch die regimenter hin
und wieder zu verlegen, von dem obristen, so etwa mit seinem regiment in
Staade kommen dürffte, in mehrberührtes herrn generalmajorn abweßenheit
versehen werden könte. Jedoch stelle ich alles zu Euer Königlichen Mayestät
gnädigsten gefallen und werde deßfalls dero gnädige resolution gewerttig
sein.