Acta Pacis Westphalicae II B 5,2 : Die französischen Korrespondenzen, Band 5, 2. Teil: 1647 / Guido Braun unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy und Achim Tröster, unter Mithilfe von Antje Oschmann am Register

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Hauptgründe für die antifranzösische Stimmung in der Provinz Holland: 1) gemeinsames
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spanisch-niederländisches Interesse an der Eroberung Portugals respektive seiner Besitzun-
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gen in Brasilien; 2) Wunsch nach Beschneidung der Autorität des Frankreich verbundenen
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und die Fortsetzung des Krieges betreibenden Prinzen von Oranien. Durch den Widerstand
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in den anderen Provinzen und in Holland selbst gegen die Separatfriedenspartei herbei-
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geführter neutraler Zustand zwischen Krieg und Frieden; dieser für Frankreich jedoch de
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facto ebenso nachteilig wie ein vollzogener Separatfriedensschluß: Last des Krieges Frank-
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reich allein aufgebürdet. Ergebnislosigkeit der französischen Bemühungen um die General-
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staaten seit Eintreffen Serviens in Den Haag; bisher eingesetzte Mittel unzureichend, dem
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Vernunft und Ehre zuwiderlaufenden niederländischen Verhalten abzuhelfen. Drei Parteien
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in den Niederlanden: 1) die in Holland vorherrschende Separatfriedenspartei; 2) die sich
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ebenfalls häufig den französischen Interessen widersetzende Kriegspartei (Prinz von Ora-
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nien, Seeland, in gewissem Sinne auch Friesland); 3) die zahl-, aber wenig einflußreiche, für
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einen gemeinsamen Friedensschluß mit Frankreich eintretende Partei; Furcht vor einem
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Nachgeben dieser letzten Partei gegenüber dem über die Finanzen die politischen Beratun-
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gen kontrollierenden Holland. Absicht der Separatfriedenspartei angesichts des französischen
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und innerniederländischen Widerstandes gegen die völlige Verwirklichung ihres Zieles: Ver-
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hinderung jedweden Beschlusses. Aussicht auf baldige kategorische Stellungnahme der Ge-
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neralstaaten zur Vertragsgarantie; trotz aller Bemühungen Serviens bisher Verweigerung
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jeder Proposition in den zentralen Punkten der Garantieverhandlungen durch diese. Gründe
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gegen die Unterbreitung der von Servien ursprünglich beabsichtigten Proposition zum Waf-
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fenstillstand für Portugal an die Generalstaaten: Widerspruch zur diesbezüglich von Longue-
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ville und d’Avaux in Münster abgegebenen Erklärung; fehlende Aussicht auf Annahme der
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Proposition durch Holland; wahrscheinlich durch sie wachsender Glaube an die mangelnde

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französische Friedensbereitschaft; Vereinigte Provinzen sehr wahrscheinlich zum Krieg gegen
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Portugal in Brasilien entschlossen; rücksichtslose Verfolgung ihrer Handels- und Religions-
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interessen in Übersee; von einer niederländischen Herrschaft über ganz Brasilien für Spa-
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nisch-Westindien ausgehende Gefahr; Unterrichtung Sousa Coutinhos über die derzeitige
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Inopportunität einer Übergabe der Proposition; gleiche Begründung gegenüber seinem Kol-
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legen in Paris möglich. Memorandum Serviens für die Generalstaaten wegen der Geheim-
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verhandlungen mit Spanien über eine Waffenruhe zur See (Beilage 1) von diesen nicht de-
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battiert; Überzeugung Serviens von der Existenz solcher Verhandlungen. Anraten zur Fe-
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stigkeit gegenüber Spanien in der Aussicht auf eine baldige Wende der militärischen Lage
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zugunsten Frankreichs; Ausgang des Feldzuges von entscheidender Bedeutung für das Ein-
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lenken der Verbündeten und Gegner. Diverses. Mutmaßungen über die Gründe für die ge-
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plante Reise der Prinzessin von Oranien nach Spa. Spanische Aushebungen in England. Ver-
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weis auf Lionne übersandtes Schreiben Serviens an niederländische Privatpersonen und spa-
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nische Entgegnung darauf; beabsichtigte Replik Serviens.

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