Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
Wir haben nr. 155 erhalten. Der dänische Sekretär Klein hat gestern abermals um
Hilfe für Glückstadt nachgesucht. – Hinweis auf Beilage 1. Wir haben demezu-
folge unß gern bei dem punct wegen vergleitung der mediatstette des ein-
gerathenen temperaments bedienen und bei den Schweedischen ein versuch
thuen laßen wöllen, ob sich dieselbe mit vergleitung Stralsundt unberührt
des praeliminarvergleichs möegten begnügen laßen. So sein unß aber dha-
bey beede churfürstliche, die Mentzische sowol alß Brandebürgische, zuwie-
dergefallen und selbigen vorschlag fur khein temperament erachten wöllen.
Die Churmentzische, wie sie unß in geheimb angedeutet, darumb, daß sie
bevehl entfangen, in hoc passu nit zu weichen, es auch kein fundament
habe, warumb zwischen den immediatstetten unterscheidt zu machen und
deren etliche den reichsstetten gleich vergleitet werden sölten; die Chur-
brandeburgische aber auß anderen in prothocollo sub numero 2 angezo-
genen bedencken. Derwegen wir ein ander mitl ergrieffen und die Schwee-
dische durch beede churfürstliche ersuchen laßen müßen, daß diesen streitt-
punct, alß welcher ohne daß nur privatsachen angehe, beiseithen stellen und
immitls die proposition zur haubthandtlung, wohnach menniglich so hoch
verlangen trage, eröffnen wölten. Es hat aber selbigs werck wegen deßen,
daß der monsieur d’Avaux etliche tage alhie gewest und bey denen Schwee-
dischen urlaub genommen, nit sogleich befordert werden khönnen, sondern
ist allererst gestern ahngepracht und die fürantwortung von denen Schwee-
dischen des einhalts zuruckgepracht worden, daß sie es in bedencken ziehen
und sich also darauf erclehren wölten, daß man verhöffentlich darmit werde
zufrieden sein. Hatt auch der Oxenstern gefragt, ob es dan die meinung
haben sölte, daß denen Schweedischen einen weeg wie den andern, unan-
gesehen die proposition eröffnet würdte, bevorstehen solle, selbigen punct
wegen vergleitung der mediatstette zu treiben und zur richtigkeit zu brin-
gen. Warauf die churfürstliche ja geantwortet und die Schweedische ferners
ersucht, daß sich noch fürm heiligen Pfingstfest möegten wilfahrig ver-
nemmen laßen. Der Salvius habe darzu gesagt, es sölten verhöffentlich Cal-
vinisten (so er erst genendt), Lutheraner und catholische zugleich mitein-
ander den heiligen geist (weiln der alte und newe calender dieß jahr uber-
einkhommen) umb den lieben frieden anzuruffen ursach haben, warauß die
hoffnung wil geschöpfft werden, daß die proposition gleich immediate
nach dem heiligen Pfingsten erfolgen werde, gestalt dan auch die Schwedi-
sche gesandten von dem monsieur d’Avaux, wie uns der Mecklenburgi-
scher abgesandter berichtet, umb mit der proposition noch biß dinstag in
den Pfingsten zurückzuhalten anglangt sein sollen, und scheint, daß die
Heßen Caßelische, weiln ihnen der kriegslast aufm halß khömbt, auch umb
eröffnung der proposition antreiben.
Nun werden alsopaldt nach publicirter proposition, soviel wir vermercken,
allerhandt wichtige nebenmateri herfürkhommen. Der von Löwen hat sich
bei der letzten zwischen unß und denen churfürstlichen gehaltenen confe-
rentz deutlich vernemmen laßen, man müße die sach zur proposition befor-
dern und alßdan für allen dingen erstlich von einem armistitio reden, umb
die grewliche blutstürtzung zu stillen. Die protestirende und etwoh auch
die auswertige cronen werden die reichsdeputation anfechten und wol gar
nit zulaßen, sondern daß ius suffragii den stendten auf den newen von ihnen
eingebildeten und bißhero im reich noch nit erhörten modum asseriren wöl-
len, wodurch besorglich under den stendten selbst viel weiterung und bey
diser handtlung so große verwirrung und confusiones erweckt werden
dörffte, daß endtlich, umb aller unordtnung abzuhelffen und fernern schädt-
lichen consiliis furzubiegen, wol gar wirdt müßen auf ausschreibung eins
algemeinen reichstags gedacht werden, bevorab wan daß religionweesen,
wie es fast daß ansehen gewinnen wil, mit solte in materiam tractandorum
gezogen werden wöllen.
PS Die Gesandten des Administrators von Magdeburg haben uns beiliegendes Memo-
rial in Kriegssachen überreicht [= Beilage 3].