Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert

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Ewer Kayserliche Mayestät erinneren sich allergnedigst, welcher gestalt sy
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mich in dero befelchschreiben vom 26. negst abgewichenen monats Januarii

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Vgl. nr. 121.

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allergnedigst ermahnt, dahin zu sehen, damit die Schwedische gesandten ein
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ernewerte vollmacht under der konigin selbstaigener hand zuwegen brin-
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gen theten. Berichte Ewer Kayserlichen Mayestät hierauff gehorsamist, daß
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solche vollmacht der vorigen gantz gleich alhie eingelangt und mir heudt
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durch den Salvium außgeantwortet, darin aber auch wegen beschliessung
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des fridens nichts anderß alß die vorige clausula: quicquid igitur dicti legati
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et cetera tractaverint, egerint ac statuerint et cetera id nos omni meliori
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modo ratum gratumque habituras et cetera, gesetzt worden.

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Sonst haben ihre churfurstliche durchlaucht in Bayren mir abermahlen
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und zwar auß denen Ewer Kayserlichen Mayestät vorhin bekandten und so
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offt widerholten rationibus impossibilitatis und dergleichen umb ehist mög-
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ligste befurderung des fridenschlusses zuegeschrieben, dero ich hinwieder-
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umb geantwortet, wie die beylag littera A vermag.

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Welchem zufolg Ewer Kayserliche Majestät ich hiemit gehorsamist nicht
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verhalten solle, wie daß sich bey mir vor etlich wenig wochen ein furstlich
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Braunschweig Lunenburgischer geheimer- und alter kriegsrath Jacob Arent
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Pape

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Jacob Arend Pape, fürstl.-wolfenbüttelscher Schatzeinnehmer, Kriegsrat und General-
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proviantmeister
; gest. 2. August 1646. Vgl. H. Samse, wo S. 237 aber als Todesdatum
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1645 angegeben ist; obiges Datum: freundliche Auskunft des Niedersächsischen Staats-
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archivs
Wolfenbüttel.
, occasione der wieder den commendanten und commissarium zu
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Huxar geklagter excess und repressalien und zu deren abstellung von mir
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gebettenen recommendation angemeldt, under anderen aber von dem
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ietzigen zuestand der Kayserlichen sowohl alß der Schwedischen waffen,

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sodan auch von den hiesigen fridenstractaten obenhin und kurtzlich zu
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discurriren angefangen, auch etliche vorschläg berürt, auf waß weiß die
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Schweden sowohl alß die Franzosen, wan sy ie zu keinen billigen fridens-
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mittelen lust trugen (nach beschehener erorter- und vergleichung der standt
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gravaminum), zur raggion zu bringen, welche meines ermessens nicht so gar
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lehr unnd ausser acht zu lassen sein möchten, und fast mit demienigen ein-
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treffen, waß mein guetachten

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Konnte nicht ermittelt werden.
bey der den 5. Octobris nechstverwichenen
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jahrs angestelten consultation wegen furdersambster vereinbar- und zu-
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samensetzung der standt mit ihrem höchsten oberhaubt, gewesen. Nemb-
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lichen, daß, wan ihnen, den ständen, in ihren gravaminibus billiche satis-
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faction geschehen und widerfahren, die Schweden aber den bogen gar zu
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hoch spannen würden, sy alßdan zu Ewer Kayserlichen Majestät tretten, ein
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ieder standt seine bey der feindts parthey dienende vasallen und under-
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thanen, vermittelst Ewer Kayserlichen Majestät sowohl alß ihren selbst-
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aigenen avocatorien von dannen abziehen, dardurch sowohl alß durch ein
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auffbott derienigen underthanen, welche vor diesem im kriegswesen sich
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gebrauchen, aber anietzo in eines oder anderen standts landen, statt oder
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pottmessigkeit haußlich nidergelassen hetten, ihre hin und wider auff den
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bainen habende völckher versterckhen und also mit gesambter handt den
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reichsstanden auff den halß gehen und dieselbe also mit gewalt zu anneh-
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mung billigmessiger fridensmittel zwingen würden und könten, und dieses
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fast auf diese manier und weise, soviel ich abnehmen können, wie des ver-
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storbenen veldtmarschalckhs Arnehmbs

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Johann Georg von Arnim (1581–1641). Nach schwedischem und polnischem Kriegs-
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dienst 1626 in ksl. und 1631–1635 als Feldmarschall bzw. Generalleutnant im kursächs.
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Dienst, in den er kurz vor seinem Tod nochmals eintrat. Vgl. ADB I S. 568–570 ; zu
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seinen politischen Plänen vgl. F. Dickmann, Westf. Frieden S. 59f.
principia gewesen und daß keiner
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das werckh besser heben können wurde, alß eben Ewer Majestät veldt-
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marschalckh graff von Holtzapffel, welcher seinem, des Pape, vorgeben
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nach albereit vor diesem mit dergleichen gedanckhen umbgangen were. Er
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satzte hinzu, sein herr hette noch von 7 biß in achte halb tausent man auß-
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erlesenes guetes volckhs, und wan man demselben das generalat uber eine
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solche verfassung (welche er die dritte parthey genennet) auftragen würde,
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daß es sich noch wohl fuegen köndte, sintemahlen der Königsmarckh

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Hans Christoph Gf.v. Königsmarck (1600–1663), nach kaiserlichem, seit 1631 im
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schwedischen Dienst, 1640 Generalmajor, 1644 Generalleutnant, 1646 General der
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Kavallerie. Vgl. ADB XVI S. 528–530 .
noch
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vor diesem die stell eines generalmaiors oder leutenandts uber die Braun-
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schweigische völckher affectirt, daß derselbe ebener gestalt und mit ihme
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viel andere von der Schwedischen parthey ab- und in diese diensten gezo-
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gen werden köndten.

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Wiewohl nun dieses sachen seint, welche er ohne eintzigen habenden
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befelch, wie er vorgeben, nur fur sich selbst angedeut und ohne daß noch

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im weiten feldt stehen, so hab ichs doch Ewer Kayserlichen Majestät hiemit
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occasionaliter gehorsamist anfuegen und ihro mich zu beharrlichen Kayser-
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lichen gnaden underthenigst empfehlen sollen.

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PS Die zeit ist zu khurz gewest, dieses in ziffer zu setzen. Die churfürst-
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liche durchlaucht zu Bayern suchen abermals ein armistitium durch die
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mediatores bey denen cronen, weillen Euer Kaiserliche Majestät in ihren
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responsionibus sich zu solchem schon verstanden, lass ich die sachen
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lauffen, halt aber wol darvor, es werde nichts darauß werden.

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