Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
Ewer Kayserliche Mayestät werden von dero hochlöblichsten ertzhauses
abgesandten zu Munster ungezweivelt bey dieser ordinari berichtet wer-
den , waß man den 29. nechtverwichenen monats Januarii alda uber beeder
frembden cronen replicas, circa ordinem deliberandi consultirt und bene-
bens auch ratione compositionis gravaminum sowohl, alß der unlengst
durch die Frantzösische gesandten gesuchter deputation halber resolvirt
unnd geschlossen worden
Das Protokoll der Sitzung des Fürstenrates in Münster vom 29. Januar 1646 ist noch
ungedruckt. Kopie: RK , FrA Fasz. 94 I nr. 136 S. 530–537; a. a. O. nr. 137 S. 537–
546; StK, FrA Ka. 2 fol. 74–91. Zu Verlauf und Ergebnis der Sitzung vgl. Beilage A;
K. Jacob S. 113ff. und F. Dickmann, Westf. Frieden S. 255. Zur Sitzung des Kur-
fürstenrats vom gleichen Tag vgl. APW III A 1,1 nr. 64.
also hab ich ein notturfft zu sein erachtet, nit allein dem graven von
Wolckhenstein zuezuschreiben, wie sub littera A zu ersehen, sondern auch,
weiln zu dieses praecipitantz allem ansehen nach die Churbayrische
gesandten nit wenig ursach und anleittung gegeben haben werden, meinen
mitabgesandten zu Munster ebener gestalt meine gedanckhen zu eröffnen,
allermassen die abschrifft littera B. vermag.
Alhie zu Oßnabrugg hat man zwaren am vergangenen montag auch mit der
consultation uber obgedachte replicas einen anfang machen sollen, wan
solche nit durch des Dr. Richterspergers indisposition biß anhero hette ver-
schoben werden muessen. Eß seint gleichwohl zu befurderung der sachen
am vergangenen erichtag, den 30. Januarii, von denen protestirenden
etliche zu mir deputirt worden, welchen ich dan remonstrirt, daß es am
besten sein würde, wan man der gesetzten ordnung nach von puncten zu
puncten verfahren unnd nicht den anfang von dem puncto satisfactionis
machen thete; sodan furs ander, weilen nunmehr die catholischen mit
zusamentragung ihrer gravaminum auch fertig, und ihnen den protestiren-
den solche ehister tagen würden communicirt werden, daß es die compo-
sitionshandlung merckhlich beschleunigen würde, wan man die weitere
schrifftwechslung einstellen und hinfuro mündlich allein handtlen und sich
ie eher, ie besser miteinander vergleichen thete. Sy, die deputirten, haben
solches in beeden puncten nit allein approbirt, sondern sich auch nochmahls
vernehmen lassen, daß sy in puncto gravaminum auff den extremis nit
beharren wolten, mit diesem anhang (wie dan der Lampadius gegen mir nit
allein, sondern auch underschidlichen gesagt), daß sy nichts anders suchten
alß Ewer Kayserlichen Mayestät hoheit, auctoritet und die bevestigung dero
Kayserlichen throns, absonderlich aber dero hochlöblichsten mildesten ertz-
hauses conservation unnd dabey bestendig zu beharren, auch mit denen
catholischen im Reich aequali iure und bey demienigen, waß einem oder
anderm von Gott und rechts wegen zuestendig, ruhig zu leben gedächten.
Eß wirdt diesem nach auff kunfftigen sambstag in consultationibus repli-
carum alhie der anfang gemacht werden. Sonst ist mir anderwerts her die
nachricht zuekommen, alß wan sy, die protestirende, zwar den iustitiae
punct leicht beyseits unnd auff ein ander zeit außgestelt sein lassen werden,
wan sy nur in religions- und geistlichen sachen nicht vor Ewer Kayserlichen
Mayestät reichshoffrath (weiler alda lauter catholische), sondern an dem
Kayserlichen cammergericht, alwo beederseits religionsverwandten bey-
sitzer seyen, litigiren und ihre sach außfündig machen möchten.
Unnd ob ich mich zwar ein tag oder sieben ubel auff und theilß bethlegerig
befunden, auch noch nicht restituirt bin, so hab ich doch dessen unerachtet
mit berueffung der stende zu mir, ertheilung der audientzen, negotiiren und
allem anderm, warinnen ich Ewer Kayserlichen Mayestät dienst befurdern
hette können, nicht ein viertel stundt versaumbt, werde auch forters hin an
mir nichts erwinden lassen, waß nur darzue ersprießlich unnd verträglich
sein wirdt. Sonst seint die Schwedische, alß sy vernommen, daß ich auff ein
tag oder etlich zu befurderung und communicirung der catholischer standt
gravaminum nacher Munster zu verraisen vorhabens gewesen, in die ge-
danckhen gerathen, ich würde zwar nach Munster, aber von dannen nicht
wieder zuruckh hieher, sondern nach Ewer Mayestätt Kaiserlichen hoff
verreisen.
Rezepisse auf ein kaiserliches Schreiben von 1646 Januar 8 . Wegen der
Evakuation der Stadt Hamm wäre es einerseits gut, bis nach dem Friedens-
schluß zu warten, andererseits muß man bedenken, welche politischen Rück-
wirkungen dies auf die Haltung Kurbrandenburgs am Kongreß haben
kann.