Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
Euer Kayserliche Majestät geruehen auß denn under numero 1 und 2 beyligenden copien
zweyer schreiben, welche von dem Spanischen ambassador zue Münster, conte Pignaranda,
abgangen und von den Französischen völckhern in Niderlandt intercipirt und von den
Französischen plenipotentiariis zue Münster meinen gesandten alda communicirt worden,
mit mehrerm zu vernemmen, waßmassen die Spanische ministri sich auf allerley weg bemi-
hen, den friden im Römischen Reich zu verhindern und die mitel, welche Euer Mayestät
und dero gehorsame chur-, fürsten und ständt zu dessen befürderung ersprießlich zu sein
ermessen und bey den generalcongressen negociern laßen, zu verwerffen und zu contrami-
niern sich anmassen.
Ingleichem haben Euer Mayestät auß der dritten beylag numero 3 genedigist zu vernem-
men, waßmassen die Spanische abgesandte sich durch den Bruin gegen meinen gesandten
mit der außtruckhlichen betroung erclert, wan im Römischen Reich friden gemacht und die
cron Spanien mit dem Burgundischen craiß nit miteingeschlossen werden solte, daß sie daß
Römische Reich derentwegen auf das eisserist verfolgen helffen wollen. Und obwohl meine
gesandte ihme, Bruin, dise erleitherung gethan, daß man die cron Spanien von dem friden
nit außzuschlissen begehre, wann sie nur selbsten auch sich mit Franckhreich der fridens-
conditionen halber vergleichen köndt, daß man aber auf den widerigen fahl, da sich beede
cronen nit miteinander vereinigen wolten, allein irethalber den krieg im Römischen Reich
continuieren und dardurch dasselbig ganz zugrundtgehen laßen solle, solches sey wäder
Euer Kayserlicher Mayestät noch der chur-, fürsten und stendten des Reichs intention und
meinung und köndte denselben auch mit kheinem fueg zuegemuettet werden, so hat doch
er, Bruin, sein vorige betroliche erclerung widerholt. Was nun nit allein chur-, fürsten und
stendt auß disen ieztangezognen schreiben, erclerungen und intentionen der Spanischen
ministri fir schwere nachgedenckhen, sonder auch die Französische und Schwedische pleni-
potentiarii, alß welche ohnedaß bißher zum friden schlechten lust erscheinen lassen, fir ei-
nen noch grössern hochmuett und gelegenheit fassen, ire hochgefehrliche dissegni wider
Euer Mayestät, dero hochlöbliches hauß und daß ganze Römische Reich mit den waffen
hinaußzutruckhen, daß alles khöndten Euer Majestät dero hocherleichten verstandt nach
ohne fernere außführung von selbsten gnedigist ermessen.
Zum andern geben auch obgemelte beede schreiben deß conte Pignaranda und sonderlich
daß sub numero 2 zu erkhennen, waß die Spanische ministri in der Pfälzischen sachen für
gefehrliche und Euer Mayestät gnädigsten resolution, welche sie durch ire commissarios zu
Münster und Oßnabrugg den Französischen und Schwedischen plenipotentiariis inter alia
media pacis tanquam conditionem sine qua non proponiern laßen, zuwiderlauffende consi-
lia führen, wiewol nun der conte Pignaranda, alß man solche schreiben ime zue Münster
vorgehalten, widersprochen, waß dergleichen geschriben zu haben, und ich sonsten auch
etwas angestanden, ob die Spanische ministri, zumahl obangeregte Euer Mayestät in der
Pfälzischen sachen gefaste billichmessige resolution inen wol bekhandt ist, sich waß darwi-
der understehen. Nachdeme ich iedoch von Paris auß gleich bey der lestern post vermög der
beylag numero 4 bericht worden, daß der Spanische ambassador zu Londen dergleichen
auch negociern thüe, und ich mich dan noch unabfellig zu erindern hab, wie starckh sich die
Spanische ministri anno 1622 und 1623 zu Regenspurg bemühet zu verhindern, daß die
curwürde auf mich nit transferiert werde, so hab ich nicht khünden umbgehen, Euer Kay-
serlicher Majestät von obangezognen schreiben communication zu thuen und darbey gehor-
samblich zu bitten, sie wollen die Spanische ministros, da dieselbe waß solches, wie die
beylagen mitbringen, wider alle bessere zuversicht und hoffnung vor sich haben solten, dar-
von abmahnen und erindern, daß sie in Engellandt nit befördern, sondern villmehr verhin-
dern helffen sollen, damit den pfalzgrafen zu hilff kheine völckher herauß ins Reich ge-
schickht werden, in sonderbarer erwegung, daß nit allein Euer Mayestät Kaiserliche autho-
ritet und reputation, sonder auch wegen der mir versprochnen schadloßhaltung und ge-
wehrschaff ihr merckhliches interesse und zugleich deß ganzen Römischen Reichs rhue-
und wolstandt daran gelegen, daß ich und mein hauß bey demjenigen, waß Euer Mayestät
herr vatter lobseligisten gedechtnuß in der Pfalzischen sachen recht- und billichmessiger-
weiß disponirt und sie selbsten auch villfeltig confirmirt und guetgehaissen, noch firters
bestendig erhalten und der erlangten possession mit einigem gewalt nit entsezt noch zu
solchem ende erst neue armaden auß Engellandt oder von andern orthen ins Reich herein-
geführt, sonder das dise Pfälzische differentien durch die vor disem mit gemainem consens
und zuthuen aller interessenten und eben der cron Spanien selbsten angefangene und aniezo
zu Münster reassumirte güettliche handlung und mitel genzlich accommodirt und hingelegt,
auch die pfalzgrafen und ihre favoriten in Engellandt und anderstwo von denen Spanischen
ministris mehrers darzue ermahnet alß zu andern weitaussehenden gewalthettigen miteln
verläuttet werden.