Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
Rezepisse auf nr. 127 Beilage C. Gleich wie ich nun an die Euer Majestät von mir gethane
erinnerungen, ob sie schon auß lautter sorgfalt fir daß Römisch Reich und gegen Euer Ma-
jestät und dero hochloblichem hauß tragenten affection und bestendiger treuherziger wol-
mainung hergeflossen, dannoch hart und ungern khommen bin, weil ich deroselben und
ires hausß erbländer lieber conserviert alß dergestalt geschmelert sechen wolte, auch eben
darumben sovil jar hero daß meinig Euer Majestät und dem gemainen wesen zu besten desto
lieber beygesezt habe, also hab ich hergegen mit sonderbarer consolation verstanden, nach-
dem es gleichwol im Römischen Reich zue solchen extremiteten khommen, daß dise meine
treue und wolgemeindte sorgfalt und erinnerungen von Euer Majestät dergestalt, wie sie
von mir angesechen gewest, genedigklich wol vermerckht und irem obristen hofmaister we-
gen Preysach und Neuburg ein solche vernere resolution zuegeschickht haben, daß dersel-
big wegen Preisach und Neuburg den friden mit denn Französischen plenipotentiariis len-
ger nit steckhen lassen, sonder unverlengt sich erkleren und mit inen schliessen solle, wel-
ches umb sovil mer vonnethen ist, weiln Euer Majestät nit allein auß dem, waß mich meine
gesandte bey diser lestern post laut der beylag numero 1
die Franzosen noch immerzue bestendig auf der resolution verbleiben, ohne Preisach khein
friden zu schliessen, sonder auch von iren gesandten zweifelsohne bereit werden bericht
sein, daß die Schwedischen plenipotentiarii bey iren vorigen, ohnedaß hochgespanten po-
stulatis nit verbleiben, sonder ains yber daß andere zu höchstem praeiudiz vorderist der
catholischen religion begehren und, wann man mit den Französischen nit baldt an ein orth
khommen solte, besorglich noch weiter gehen und, waß sie nur selbst wellen, vorschreiben
und behaubten werden, bevorab bey ihren in dem Wesstphalischen kraiß seithero gethanen
progressen und darin eingenomnen vortailhafftigen pläzen, da doch hingegen die Französi-
schen gesandten sich nit allein gegen meinen räthen, sonder auch gegen andere verschaiden-
lich und öffter vernemen lassen und erbotten, sobaldt inen in iren ybriegen praetensionen
mit Preisach und anderm satisfaction geschieht, nit allein dem catholischen wesen insge-
main zu assistiern und sich dessen anzenemmen, sonder, wie eben der beyschluß numero 1
mehrers in sich helt, wol gar auf ein confoederation mit Euer Majestät, mir und den catho-
lischen stenden insgesambt zue gedenckhen und befürdern zu helffen, inmassen dann der
nuncius zue Paris, inhalt seines iungst eingelangten Schreibens, davon numero 2
mitkhombt, eben dergleichen schreibt, waß die Französische plenipotentiarii zue Münster
von Preisach und anderm gesagt haben, daß also auf ainer seiten mit der cron Schweden auß
dem verzug noch greessere gefahr und schaden zu besorgen, auf der andern seiten aber auß
beschleinigung des fridens mit Franckhreich zum wenigisten diß zu hoffen ist, daß nach
verglichner sachen mit der cron Franckhreich selbiger cron gesandten sich der Schwedi-
schen weiter nit annemmen, vilweniger die catholischen stendt in puncto gravaminum hin-
dern, sonder denselben vihl mehr assistiern werden, daß man mit den Schwedischen sowol
alß mit den protestierenden leidenlicher fortkhommen und also zu einem völligen rhue-
standt im Römischen Reich würdt gelangen khönden.
Derowegen billich allen ständen deß Reichs zu einer grossen freid und consolation, Euer
Majestät aber zu unsterblichem lob und rhuemb geraichen thuet, daß sy mit diser irer er-
thailten resolution den schluß mit den Französischen und dardurch auch den friden mit den
Schwedischen befürdern und daß beengstigte Römische Reich in seinen lesten zügen vor
dem undergang noch erhalten wellen. Inmmassen ich dan nit zweifle, sie, die stendt, werden
auch wegen der von Franckhreich deß Elsäsß halber praetendirten session und voti Euer
Majestät mit einem solchen guettachten an die handt gehen, daß die dabei besorgende in-
convenientien verhietet und auch dise difficultet so zeitlich überwunden und volgents der
friden gar geschlossen werde, daß Euer Majestät raiß, die sie allein von deß gemeinen besten
wegen eingestelt, nit gar zu lang verschoben bleibe.
PS Bekhume ich gleich bei verfertigung dises meines schreiben von des herrn erzherzog
Leopold Wilhelms zu Osterreich liebden einen aignen curier, bei deme sie mich, wie Euer
Mayestät auß den copien gnädigst zu ersehen, berichten
lischen craiß disseits bestelt und dahero die Schwedischen allerorthen progredieren, also
daß sie neben deme deroselben beigestossenen succurs noch mehrere regimenter von mei-
nen reichsvölckhern begeren und ausser deren sich wol auch besorgen, nicht so wol, alß sie
verlangen, operiren zu khinnen. Wan dan Euer Majestät gnädigst wissen, wie grosse gefahr
disem herobigen craiß zuewaxen wurde, wan selbige auch der ubrigen noch hinderblibnen
reichsvölckhern solten entbehren miessen und also aller defension entsezt bleiben, da man
hingegen der Französischen völckher vorbruch sich zu befahren solte haben, diser aber al-
lein durch die anlassung der vestung Preisach khan gehindert und zugleich der frid mit
Franckhreich erhebt werden, also gelebe ich der zuversichtlichen hofnung, Euer Majestät
werden nunmehr desto weniger wollen, daß sich der graf von Trautmanstorf in selbigem
werckh lenger aufhalte, sonder durch eine firderliche erclerung die religion, daß Reich, sie
und alle stendt zu salviren verlangen, weiln in dessen hinderbleibung nicht allein dise noch
hinderblibne reichsvölckher nicht wurden khinden abgeschickht, sonder wol negstens die
ubrige auch missen zuruckhgefordert werden, da sich die Franzosen im geringsten moviren
solten.