Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
Am 4. Mai 1646 hab ich, der graf von Trautmanßdorff, dem Schwedischen mitabgesandten,
herrn Salvio, die visitam restituirt, dabey dan yetztgedachter Salvius von allen zu dieser
friedenshandtlung gehörigen haubtpuncten zu discurriren angefangen, und zwarn erstlich
de amnistia: Diese, sagt er, müsse uff annum 1618 zuruckgezogen und darunder auch die
Pfaltzische sach und passirung der religionen und deren freyen exercitien in ihrer Kayserli-
chen mayestät erblanden begriffen sein. Alß ich aber ihme entgegengesetzt, daß hierdurch
eines so löblichen, frommen und heyligen Kaysers, wie weiland kayser Ferdinandus secun-
dus gewesen, ganze Kayserliche regirung auffgehebt, zernichtet und außgetilgt wurde und,
ehe man ahn seit ihrer Kayserlichen mayestät dieses eingehen solte, ehender alles zu trum-
meren und uber ein hauffen gehen und catholischentheils man lieber sterben und verderben
alß dieses zuegeben wolle, ich auch denen churfürstlich Sachsischen gesandten (alß dieselbe
nit weniger wegen passirung der Augspurgischen confession in ihrer Kayserlichen majestätt
erbkönigreich Böhmen und herzogthumb Schleßien angehalten) austrucklich gesagt, waß
sie endtlich wegen der emigranten und eines hierzue zimlich weit hinaußgestelten termini
und das der außlauf nicht so genaw gestrafft werden möchte, im befelch hetten, und daß es
darbey sein verbleiben haben mueste wie ingleichem das ihre churfürstliche durchlaucht in
Bayern so wenig alß ihr Kayserliche mayestät sich zu der Pfalzischen sach anderer gestalt,
alß wie berait veranlast, verstehen wurde, hat gedachter Salvius gemeldt, daß es der Pfalzi-
schen sach halber bey der alternativa verbleiben müeste, zumaln Franckreich ein solches
auch den Pfalzischen versprochen, und das mit der Underen Pfaltz alles daßienige, waß
weiland pfalzgraff Friderich
Bergstrassen mitbegriffen), restituirt werden muste. Und da, soviel die religion betreffe, daß
sie daß Kayserliche patent, in Osterreich vorigs jahr publicirt , ratione deß außlaufs, privati
exercitii und particularzusammenkunfft der Lutterischen in ihren heussern und daß auch
ein solches ihnen nicht gestattet werden wolte, alhie und bey handen hetten, dieß könten sie
nicht erdulden. Es mangelten auch nit leuth auß Böhmb und Osterreich, die daß werck
alleweyl und zum hefftigsten sollicitirten. Ich hab wegen der religion mein vorigs wieder-
holt, wegen der Pfaltzischen sach aber gesagt, daß Franckreich ihre churfürstliche durch-
laucht in Bayern und dero abgesandten zue Munster des contrarium, und zwarn dessen
versichern lassen, daß sie dieselbe bey der churdignitet und der Obern Pfalz manuteniren
wolten.
Von diesem ist er auff die gravamina kommen mit vermeldung, daß es der geistlichen inha-
benden stiffter halben bey der perpetuitet sein ungeändertes verbleiben haben muste. Ich
habe ihme die rationes in contrarium, warumb die catholische solches nicht eingehen wol-
ten, mit mehrerem zu gemuth gefuhrt. Er, Salvius, aber sagte ungeschewet herauß, daß es
sein mueste, wanß frieden werden solle. Die catholische hetten nunmehr sedem belli auff
dem ihrigen, sie wurden sich schon darzue verstehen mussen.
Das dritte wahr de puncto satisfactionis, da begehrte er zu der vorigen oblation noch deß
ubrigen von Pommern. Hingegen solten ihr Kayserliche mayestät dem churfürsten zu Bran-
denburg Jägerndorff , Großglogaw und Sagan geben. Ich erinnerte ihne, Salvium, ihrer ge-
thanen zugsag, daß sie von den erbländern nichts begeren wolten, auch sich deren in even-
tum bereits verbindtlich begeben hetten, solte dahero diesohrts weiter nichts ruhren. Ille: Sie
wolten dieser tagen zu den Kayserlichen gesandten kommen und mit denselben conferiren,
wie endtlich alleß einzurichten, nacher zu Lengering mit den Franzosischen gesandten sich
deß instrumenti pacis vollig vergleichen. Wurde alßdan bey denen Kayserlichen und catho-
lischen stehen, ob sie die conditiones annehmen und friedt machen oder zurucklassen und
krieg haben wolten.