Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
Rezepisse auf Beilage [ 1]. Und verhalte derselben nit, daß ich von meinen abgesandten die
nachricht habe, daß das werkh dahin gebracht solle werden oder schon gebracht seye, daß
man zu dem armistitio greiffen und undter selbigem dieses newe, gantz unverhoffte petitum
wegen Breysach abhandlen solle, bey welchem ich vor unnotwendig erachte, Ewer Liebden
außführlich zu remonstriren, waß sich gegen deroselben der cardinal Mazarini
mundt der königin in Frannkreich liebden
waßgestalt iederzeit die hoffnung gemacht worden, daß auch mit einem stuekh von Elsaß
der fried erhoben könte werden, welches dan eben auch dahin bewegt, daß ich umb frie-
denß willen und weil ich mich versichert, die cron Franckreich solle hiebey beruehen, so
liberaliter und mit so grossem schaden meines haußes uff beede Elßäß und daß Suntgeü
erkleret, nit zweiflend, eß wurde dem werckh hierdurch dermahleins ein end gemacht wor-
den sein.
Nun lasse ich Euer Liebden selbsten erachten, wan wider alle zueversicht man an seiten
Franckreich auf disem begehren der vestung Preysach beharren solte, waß vor ein frid und
ruhe daß Römische Reich sich zue getrösten wurde haben, indeme die Franzößischen mini-
stri selbst unter andern rationibus sich zue behaubtung des ganzen Elßäß vorterst dises ar-
gumenti bedienet, daß keine limites reales, also nichts alß occasiones zue newem mißver-
standt und unnachbarschafft vorhanden wurden sein. Ich geschweige, daß die haubtstatt
deß Preißgaw Preisach ist und nichts anderß alß ein sehr nachdenckliches aussehen haben
kan, daß man meinem hauß dieses orth zuerughalten und daß ubrige lassen will. Euer Lieb-
den ist selbst wissendt, daß dieienige, so die Französische monarchiam am allerweitisten zue
extendiern gesuecht, solche der orthen biß an, aber nit uber Rhein zue erweittern sich vor-
gesezt, da aber ihre fines und intentiones noch tieffer in daß Reich und uber Rhein gerichtet
solten sein, so ist leicht zue erachten, daß die cron Franckreich andere alß fridensgedancken
führen müesse und daß ganze werckh Gott und der gerechten sachen, in dessen handen
allein alle monarchien stehen, zue vertrawen sein.
Gleichwie ich also nit zweifle, eß werden Euer Liebden mit mir darin genzlichen eins sein,
daß dises der cron Franckreich petitum oder zue superiren oder zue erkennen sein werde,
daß uff daßienige, wessen man sich von Pariß auß vernehmen lassen, nichts sichers zue
bawen und die intention zue particular- oder universalhandlungen an seiten Franckreich nit
also, wie sie venditiert würdt, müesste sein, also getröst ich mich nochmahlß gegen dieselbe
und ersueche Euer Liebden darumb freündt-, vetter- und schwägerlich, sie wollen den ihren
gemessen befehlen, daß sie mit und neben den meinigen sich diser zuruglassung der statt
und vestung Preisach uffs eüsserist opponiern, die Französische ministros deß Ewer Liebden
vom königlichen Franzößischen hoff außgegebenen wortts nachtrucklich erinnern und ih-
nen gantz beweglichen zue gemüeth führen, waßgestalt dises der weeg, frid mit dem Römi-
schen Reich zue stifften, nit, sonder nur zue ewiger unruhe, mißverstandt, krieg und newer
empörung seye, der genzlichen zueversicht, eß werden sogestalte remonstrationes entlichen
bey Franckreich verfangen und selbe sich mit demienigen, waß ich umb fridens willen mich
erkleret, vor ein entliches begnüegen und die cron und derselben ministri auch Euer Lieb-
den, vermög ihro gegebnen wortts, dißorts nit stecken lassen, dessen ich mich dan umb sovil
mehr mit guetem effect getröste, weil ich von gueten und sichern orthen die gewisse nach-
richt habe, daß wan man nur standthafftig und zuegleich sich wegen Preisach opponieren
werde, daß die Französische ministri befelcht sein, darauff nit zue beharren.
Wegen der session und des voti ist Euer Liebden wissent, waßgestalt mein ertzhauß wegen
aller seiner Österreichischen länder bißhero nur ein votum geführt, ungeachtet andere
stendte sich so viler gebrauchen, also daß wegen Elßaß den catholischen kein stimb abgehet.
Eß seind sovil vornemme andere reichslehen, die gleichwol weder sessionem noch votum
haben, auch selbe nit begehren. Unfelbar ist, daß newe strittigkeiten ratione sessionis et voti
bey unterschidlichen stenden sich erregen und gar leicht durch selbe das ganze fridens-
werckh leiden möchte, dahingegen sich die catholische sehr geringen rucks an seit der cron
Franckreich zue versichern haben, weniger getrösten können, daß sie, die cron Franckreich,
deren principia status, die sie auf anderwertige dissensiones, bevorab in religionssachen,
haubtsächlich sezet, diser session halber verendern solte.
Bremen, Verden und daß die Schweden sich mit halb Pommern und beeden styfftern doch
dergestalt contentiern lassen wolten, daß ietzermelte stiffter der cron Schweden alß feuda
Imperii conferiert wurden und sie desthalben sessionem et votum haben solten, betreffendt,
waß auch Euer Liebden hiebey vor difficulteten und temperamenta beygefallen, da kan ich
Euer Liebden nit verhalten, daß ich von denienigen die eigentliche nachricht noch nit habe,
ob mit halb oder gantz Pommern entlichen die cron sich contentieren wolle lassen, und
wolt ich selbst vor vorträglicher erachten, daß Bremen und Verden völlig reserviert und mit
gantz Pommern daß werckh geschlichtet könte werden, massen Euer Liebden sich versi-
chert können halten, daß, so schwer mir falt, von meines haußes landen den friden zue
reclinieren, so hart kombt mich an auch anderer stenden landten zuruglassung und bevorab,
waß von stifftern und geistlichen güetern nachgesehen solle werden.
Meine abgesanten werden bey der Schwedischen praetendierten satisfaction eüsserst sich
bemüehen, waß nur mensch- und müeglich, zue erhalten. Da aber ia ein und anders nit zue
erheben were, so zweifle ich nit, man werde derentwegen zue continuation des kriegs
ebenso ungern alß sonsten kommen. Und obschon einerseits sehr schwer falt, diese stiffter
sowohl ratione der geistlichkeit alß situs den Schwedischen einzueraumen und dahero die
meinige hirin eüsserst an sich halten werden, so werden doch Euer Liebden auch nit wohl
vor verantwortlich halten, daß man diser uncatholischen stifft halber
Liebden und anderer catholischen stendte, landte und leüthe in gefahr sezen und wohl gar
dem erbfeind christlichen nahmens exponiern solle, dahero hoffentlich sich nit entgegen
sein laßen, wan es ia zue etwas dergleichen nachsehung müeste khommen oder der fried
sich zu zerstoßen haben, hierin mit mir allerdings eins zu sein und gern gegen dieienigen
assistiren, so mit unzeitigem eifer einerseits zwar die difficulteten remonstriren, andererseits
aber kheine mittel ahn die handt geben, wie der frieden und etwan mit wenigerm ohne
meinen noch mehrerm weit unverantwortlichem entgeldt zu erheben möchte sein. Ich hoffe
auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Euren und meinen Gesandten.