Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett

20
Ewer Kayserliche Mayestät werden von dem duca de Terranova ungezweivelt
21
vernehmen, waß sich die Spanische plenipotentiarii des fridens halber mit
22
Franckhreich erklert haben, welches einmahl solche erbiethen seindt, daß ich
23
nit sehe, wie die cron Franckreich solche mit füegen außschlagen könne, eß
24
seye dan, daß dieselbe einen ewigen krieg zu führen begeren, sonst bekennen
25
die Frantzösische plenipotentiarii selbst, daß der friedt mit dem Reich ohne
26
Spanien nicht geschlossen noch einigen bestandt haben könne, dahero die-
27
ienige irr gemacht werden, welche vermeinen, daß Franckhreich mit dem
28
Reich allein schliessen werde. Wie ich dan gestern bey meiner dem Servient
29
alhie erstatteter visita wohl soviel wahrgenommen, daß sy sich mit der unser-
30
seits wegen Elsas unnd an seithen der Spanischen wegen hinderlassung der
31
graffschaft Rossilion unnd der in Artoys

35
Gf.schaft Artois in den span. Ndl. Zur Begründung der frz. Ansprüche vgl. APW I.1,
36
171–174.
inhabender vestungen gethaner ob-
32
lation gar nicht zufriden sein unnd solche gleichsamb fur nichts schätzen
33
wollen. Man underlast zwar nicht zu Munster vermittelst der mediatorum

[p. 62] [scan. 142]


1
bey denen Frantzösischen gesandten und dan durch iezgedachte mediatores
2
bey dem nuncio

37
Nuntius in Paris 1644–1656 war Niccolò Guidi di Bagno marchese di Montebello
38
(1584–1663), seit 1616 im militärischen Dienst Spaniens, seit 1623 des Papstes, 1657 Kardi-
39
nal und Bf. von Senigallia ( Lutz, 31–34).
unnd Venetianischen pottschaffter zu Paryß

40
Venezianischer Botschafter in Paris war seit 1643 Giovanni Battista Nani (1616–1678/82),
41
seit 1641 hohe Ämter in der Republik Venedig, 1652 Ernennung zum Historiographen der
42
Republik, 1654–1660 als ordentlicher und ao. Botschafter am Ks.hof und in Frankreich, ver-
43
faßte
u. a. die Historia della republica Veneta, zuerst Venedig 1662 (ABI, 690, 259–272,
44
300–303; Jöcher III, 809f.; Repertorium, 548f.).
erinnerung zu
3
thuen, daß sy an selbigem hoff alle guete officia zu annehmbung solcher bil-
4
ligmessigen conditionen einwenden wolten. Eß will aber der Spanischer pott-
5
schaffter, conte Penneranda, darvorhalten, weilen Churbayren mit obgedach-
6
tem nuncio zu Paryß correspondiren thuet, daß eß der sachen nit wenig be-
7
furderlich sein würde, wan auch ihre churfurstliche durchlauchtt ihresorths
8
demselben die billigkeit der den Franzosen beederseits gethanen oblation re-
9
monstriren und denselben ersuchen theten, bey der cron Franckreich zufolg
10
der ihrer durchlauchtt gegebener vertröstung fernere instanz zu thuen, zu
11
welchem endt dan deroselben ich lauth hiebeygefuegter abschrifft zuege-
12
schrieben habe.

13
Sonst hat obgedachter Servient, alß ich ihme remonstrirt, daß die Schweden
14
von denen beeden stiffteren Bremen und Verden neben gantz Pommeren
15
nicht weichen wolten, mit ersuchen, sy dahin zu disponiren, daß sy gemelte
16
stiffter zuruckhlassen möchten, mir selbst bekendt, daß er zwar den Schwee-
17
den zuezusprechen kein bedencken hette, dieselbe darzue zu disponiren
18
stunde in seiner macht nit, unnd, wie ich replicirte, die protestirende könten
19
sich auff die Schweden verlassen, sy theten auch denselben sonderlich in sa-
20
chen die religion betreffendt ganz eyfferig beystehen, hingegen daß man nit
21
spürte, daß die catholische sich auff die Frantzosen alß ihre glaubensgenossen
22
das geringste verlassen könten, hat er auch solches nicht widersprochen.

23
PS Auß beygefuegter abschrifft ersehen Ewer Kayserliche Mayestät allergne-
24
digst, waß die Churbayrische abgesandten zu Munster an mich under dato
25
den 20. diß monats Aprilis geschrieben, daß nemblich ihre churfurstliche
26
durchlauchtt, wan die Obere Pfaltz nit solte ewig unnd proprietarie zu erhal-
27
ten sein, sich pure ahn Ewer Kayserliche Mayestät und dem land ob der Enß
28
wegen dero gerechter privilegiirter schuld halten werden. Wie nun hierauß
29
die schlechte erkandtnuß so vieler von Ewer Kayserlicher Majestät unnd dero
30
hochloblichsten ertzhauß empfangenen gnaden unnd wohlthaten erhellet,
31
also waiß ich mit diesen leuthen mich dißorths in kein schrifftwechßlung
32
oder disputirung einzulassen, dan hoffentlich der casus iezo sich nicht bege-
33
ben möcht. Eß wirdt aber endtlich menniglich, ia den cronen selbsten ver-
34
driessen, daß Bayren alles geschliffen unnd auß anderer leuth beutel den fri-
35
den erkaufft unnd bezahlt haben, von dem seinigen aber nichts hinderlassen
36
oder contribuiren wolle.

Documents