Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
Ewer Kayserliche Mayestät werden von dem duca de Terranova ungezweivelt
vernehmen, waß sich die Spanische plenipotentiarii des fridens halber mit
Franckhreich erklert haben, welches einmahl solche erbiethen seindt, daß ich
nit sehe, wie die cron Franckreich solche mit füegen außschlagen könne, eß
seye dan, daß dieselbe einen ewigen krieg zu führen begeren, sonst bekennen
die Frantzösische plenipotentiarii selbst, daß der friedt mit dem Reich ohne
Spanien nicht geschlossen noch einigen bestandt haben könne, dahero die-
ienige irr gemacht werden, welche vermeinen, daß Franckhreich mit dem
Reich allein schliessen werde. Wie ich dan gestern bey meiner dem Servient
alhie erstatteter visita wohl soviel wahrgenommen, daß sy sich mit der unser-
seits wegen Elsas unnd an seithen der Spanischen wegen hinderlassung der
graffschaft Rossilion unnd der in Artoys inhabender vestungen gethaner ob-
lation gar nicht zufriden sein unnd solche gleichsamb fur nichts schätzen
wollen. Man underlast zwar nicht zu Munster vermittelst der mediatorum
bey denen Frantzösischen gesandten und dan durch iezgedachte mediatores
bey dem nuncio
Venezianischer Botschafter in Paris war seit 1643 Giovanni Battista Nani (1616–1678/82),
seit 1641 hohe Ämter in der Republik Venedig, 1652 Ernennung zum Historiographen der
Republik, 1654–1660 als ordentlicher und ao. Botschafter am Ks.hof und in Frankreich, ver-
faßte u. a. die Historia della republica Veneta, zuerst Venedig 1662 (ABI, 690, 259–272,
300–303; Jöcher III, 809f.; Repertorium, 548f.).
thuen, daß sy an selbigem hoff alle guete officia zu annehmbung solcher bil-
ligmessigen conditionen einwenden wolten. Eß will aber der Spanischer pott-
schaffter, conte Penneranda, darvorhalten, weilen Churbayren mit obgedach-
tem nuncio zu Paryß correspondiren thuet, daß eß der sachen nit wenig be-
furderlich sein würde, wan auch ihre churfurstliche durchlauchtt ihresorths
demselben die billigkeit der den Franzosen beederseits gethanen oblation re-
monstriren und denselben ersuchen theten, bey der cron Franckreich zufolg
der ihrer durchlauchtt gegebener vertröstung fernere instanz zu thuen, zu
welchem endt dan deroselben ich lauth hiebeygefuegter abschrifft zuege-
schrieben habe.
Sonst hat obgedachter Servient, alß ich ihme remonstrirt, daß die Schweden
von denen beeden stiffteren Bremen und Verden neben gantz Pommeren
nicht weichen wolten, mit ersuchen, sy dahin zu disponiren, daß sy gemelte
stiffter zuruckhlassen möchten, mir selbst bekendt, daß er zwar den Schwee-
den zuezusprechen kein bedencken hette, dieselbe darzue zu disponiren
stunde in seiner macht nit, unnd, wie ich replicirte, die protestirende könten
sich auff die Schweden verlassen, sy theten auch denselben sonderlich in sa-
chen die religion betreffendt ganz eyfferig beystehen, hingegen daß man nit
spürte, daß die catholische sich auff die Frantzosen alß ihre glaubensgenossen
das geringste verlassen könten, hat er auch solches nicht widersprochen.
PS Auß beygefuegter abschrifft ersehen Ewer Kayserliche Mayestät allergne-
digst, waß die Churbayrische abgesandten zu Munster an mich under dato
den 20. diß monats Aprilis geschrieben, daß nemblich ihre churfurstliche
durchlauchtt, wan die Obere Pfaltz nit solte ewig unnd proprietarie zu erhal-
ten sein, sich pure ahn Ewer Kayserliche Mayestät und dem land ob der Enß
wegen dero gerechter privilegiirter schuld halten werden. Wie nun hierauß
die schlechte erkandtnuß so vieler von Ewer Kayserlicher Majestät unnd dero
hochloblichsten ertzhauß empfangenen gnaden unnd wohlthaten erhellet,
also waiß ich mit diesen leuthen mich dißorths in kein schrifftwechßlung
oder disputirung einzulassen, dan hoffentlich der casus iezo sich nicht bege-
ben möcht. Eß wirdt aber endtlich menniglich, ia den cronen selbsten ver-
driessen, daß Bayren alles geschliffen unnd auß anderer leuth beutel den fri-
den erkaufft unnd bezahlt haben, von dem seinigen aber nichts hinderlassen
oder contribuiren wolle.