Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett

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Auf APW II A 3 nr. 246 und PS von nr. 255. Hinweis auf Beilagen A und B.
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Wir haben zugleich auch bey deliberation ieztermelten Churbayrischen
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schreibens in acht genommen, waß im fürstenrath sowohl die Churbayri-
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schen alß auch der bischoff zu Oßnabrugkh den dritten Aprilis votirt

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Gemeint ist wahrscheinlich die Plenarkonferenz der kath. Stände vom 3. April 1646 (Proto-
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koll: APW III A 4.1 nr. 34, zum Votum Kurbayerns und Osnabrücks vgl. ebenda, 177ff.).
und
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sich sowohl beede, den statum militarem alß die gravamina und zurukhlas-
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sung der stüffter betreffend, heraußgelassen. Desgleichen ist unß referiert
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worden die instruction, so die catholischen ständt ihren deputirten ständen
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nach Oßnabrugg ertheilt

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APW III A 4.1 nr. 33.
, und wirdest du nun vorderist in Churmainz lieb-
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den gegebenen guettachten finden, das selbige nit allein meisten in substan-
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tialibus selbst mit unnß ainig ist, sondern sich in ihren schreiben zu völliger
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conformirung mit unnß erbiettig macht.

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Wann wir also einerseits nochmahlen für nothwendig befunden, daß der
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punctus gravaminum ie eher, ie besser zur richtigkeit gebracht werde, gleich-
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wol aber deinem selbstaigenem gehorsambisten guettachten nach

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Vgl. APW I.1 nr. 29 mit Trauttmansdorffs eigenem Gutachten ebenda. Siehe auch APW II
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A 3 nr. 192, hier S. 386 Z. 6–12.
bei recla-
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mirung der catholischen ständten resolutive durchzugehen nit vor rathsamb
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erachten, zumahlen daß wir nit allein des churfürsten in Bayern liebden auf
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unsere mainung nit disponiren

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Zur bay. Haltung in der Gravaminafrage vgl. Ruppert, 246ff. und Immler, 287–291.
, sondern bißhero auch nit wissen können,
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wessen wir unß hierinnen gegen Churmeintz liebden zu versehen hetten, nun
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aber sich mit unnß mehrermeltes Churmainz liebden guetterdings verglei-
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chen thuet und selbsten die gefahr bey verlengerung eines güettlichen ver-
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gleichs in puncto gravaminum erkennet, alß wirdt das negste sein, das du ie
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eher, ie besser mit den Churmainzischen abgesandten

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Kurmainz unterhielt in Münster und Osnabrück je eine Gesandschaft. In Münster waren Rai-
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gersperger und Cratz von Scharffenstein, in Osnabrück Brömser und Krebs akkreditiert ( APW
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III A 1.1, 896, 898). – Hugo Eberhard Gf. Cratz von Scharffenstein (vor 1602 März-1663),
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kurmainzischer und 1640 ksl. GR , auf dem WFK in Münster 1645–1647 kurmainzischer
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Prinzipalges., 1654 Bf. von Worms ( Dohna, 108; Becker, Kurfürstenrat, 164 Anm. 131,
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273; Abmeier, 43 Anm. 77; Bierther, Reichstag, 42 Anm. 61, 60 Anm. 136; Rauch,
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155–164). – Heinrich Brömser von Rüdesheim Frh. von Sauerburg (1600–1668), kurmainzi-
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scher GR , Hofrat, Viztum von Mainz, auf dem WFK in Osnabrück ab 1645 kurmainzischer
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Prinzipalges. ( Zedler IV, 1458; Gschliesser, 524; Möller T. XXXIII; Becker, Kurfür-
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stenrat, 164 Anm. 132). – Dr. Johann Adam Krebs (Lebensdaten konnten nicht ermittelt wer-
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den), kurmainzischer GR und Hofrat, 1641 ksl. Rat, Stadtschultheiß von Mainz, auf dem
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WFK in Osnabrück 1645–1649 kurmainzischer Sekundarges., 1649 Ges. auf dem Nürnberger
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Exekutionstag ( Becker, Kurfürstenrat, 164 Anm. 133, 343; Bierther, Reichstag, 42
34
Anm. 61, 60 Anm. 136; Oschmann, 286 Anm. 200).
dich vertrewlich ver-

[p. 28] [scan. 108]


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nemmest und mit ihrem zuethuen die Churbayrischen abgesandten zu unse-
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rer intention soviel müglich bringest und bewegest und dahin sehest, daß sie
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oder selbst sich neben anderen catholischen ständten gegen den uncatholi-
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schen so weit herauslassen möchten, alß unsere und die Churmainzische
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theologi es vor verantwortlich finden, oder, da ia Churbayrns liebden abge-
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sandte zu einem solchen nit zu disponiren wehren, sondern villeicht lieber
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sehen thetten, das unsersorths vorgegriffen wurde, [ du] wenigist das werkh
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dahin bringest, daß zu unserer entlichen entscheidung die ganze sach an-
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heimbgestelt wurde, auf welchen fall du dan dem werkh ein solchen auß-
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schlag zu geben hettest, wie wir und Churmainz liebden nunmehr es vor
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rathsamb befunden und dir sowohl unnsere hierin habende bevelch alß auch
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obbemeltes Churmainzisches guettachten an die handt geben.

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Sovil endtlichen anlangt, ob wir auch nit, ungeacht der anderen catholischen
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ständt reclamirung, in diser eüssersten und unß alß dem oberhaubt am besten
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bekandter noth vorgreiffen und der sachen einen endtlichen außschlag geben
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sollen, darüber seindt wir wie dan auch, waß die annatas

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Ursprünglich die Hälfte der Einkünfte, die der neue Inhaber einer Pfründe innerhalb des ersten
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Jahres erzielte, seit dem 15. Jh. im weiteren Sinn Abgaben, die bei Verleihung eines Benefizium
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an die päpstliche Kammer gezahlt werden mußten ( 2LthK I, 575; Feine, 349; HRG I,
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177f.).
, menses papales

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Recht des Papstes auf Besetzung aller Pfründen, die in Monaten mit einer ungeraden Ord-
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nungszahl
frei wurden (HRG IV, 929f.; Haberkern/ Wallach, 534).
,
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preces primarias

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Sogenannte Erste Bitten, d. h. das Recht des Ks.s oder anderer F.en, nach der Krönung oder
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dem Regierungsantritt für die erste freiwerdende Pfründe in Kapitel, Stift oder Kloster einen
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eigenen Anwärter verbindlich vorschlagen zu können ( Feine, 387; 2 LthK II, 513ff.).
betrifft, im werkh begriffen, mit unsern theologis noch
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weitter die sach mit fleiß deliberiren zu lassen, und wollen dich mit negstem
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darinnen verner bescheiden

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Vgl. nr. 41.
. Inmittels haben wir dir gleichwohl das unnß in
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diser sach vorgetragene außführliche guettachten zu deiner bessern nachricht
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hiebei sub C communiciern wollen.

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