Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
Der Kf. dankt für die ksl. Resolution und vernimmt gern, daß der Friedensschluß kurz
bevorstehe. Allerdings müsse dann schnellstens in Münster und Osnabrück die schwed.
Satisfaktion abgeschlossen werden. Der Kf. möchte den allgemeinen Frieden herbeiführen.
Sy khünden auch nit sechen, das ihr genöttigte eventualaccommodation den friden mehr
turbiern oder hindern werde, alß anderer chur- und fürsten neutralitet oder accommoda-
tion turbiert oder gehindert hat. Sonder sy halten im gegenspil vilmehr darfür und pro
indubitato, das, wan ihr churfürstliche durchlaucht und dero landte (wie es nun laider an
deme ist) verlohrn und von den feindten opprimiert und occupiert, alßdan der friden
auch verlohren und wenig hoffnung mehr darauf zu machen sein werde. Dann gleichwie
ihr churfürstliche durchlaucht, solang sy dero landt und armada auffrecht und bei den
feindten in bewusster apprehension und existimation gewesen, bei befürderung des
lieben fridens durch dero authoritet vil guetts rathen und helffen khünden, alß wurde
solches alles fahlen, wan ihr churfürstliche durchlaucht gar zu grundt gericht und also
dieselben sambt dem friden verlohren sein. Wurde auch besorglich ihrer Kayserlichen
majestät, dero haus undt landten nit besser gehn. Wan sy sich aber salviern, so ist noch
hoffnung, das sy ihrer majestät und dem gemainen wesen etwas guetts und erspriesßli-
ches praestiern mochten. Sovil verrner dieyenige chur- und fürsten, welche sich mit den
feindten accommodiert, und ihrer majestät darzue gegebnen consens belangt, ist sovil nit
daran gelegen, ob und wie sy darein consentiert; aber das würdt man zuegeben, das ihr
Kayserliche majestät dieselbe nit für feindte halten.
So ist auch gewiss, das sy gleichwol bei ihren landt und leüthen verbleiben, chur- und
fürsten sein und hoffnung haben, dasyenige, was die feindt ihnen occupiert, widerumb zu
erlangen. Aber wan sy durch die waffen et iure belli von landt und leithen genzlich
wären vertriben worden (wie Lottringen geschechen
Hg. Karl (III.) IV. von Lothringen (1604–1675) hatte nach der im Jahre 1633 erfolgten frz.
Eroberung des Hgt.s Lothringen Anfang 1634 abgedankt. Die im Vertrag von Saint-Germain
(1641 März 29; Druck: DuMont VI.1 S. 211–212) versuchte Aussöhnung mit Frankreich
scheiterte. Von 1641 an (bis 1659) war das Hgt. frz. besetzt ( NDB XI S. 231–234 ).
dessen bei verrner continuierendem krieg unfelbar zu gewartten haben), so ist landt und
leith und hoffnung verlohren. Und obzwar der accommodierten chur- und fürsten landt
dannocht betrangt und verderbt werden, so ist doch alzeit besser ein verderbtes alß gar
khain landt zu haben.
Darbei geben gleichwol ihre churfürstliche durchlaucht gern zue und bekhennen, das
dero genöttigte eventualaccommodation nit geringe, ja yberaus schwere bedenckhen und
difficulteten auf sich hat. Aber wie schwer sy auch sein, so seyens doch, wan mans
unpartheyisch auf die waag legt, so schwer nit, alß wan sy, ihr posteritet, landt und leith
und die religion undertruckht und vertriben werden. Ergo ex duobus malis eligendum et
sequendum, quod minus est.
Betreffent die religion darff man sicherlich glauben, das, wan ihre churfürstliche
durchlaucht derselben mit ihrem guett und blueth helffen khundten, so wurden sy es so
wenig underlassen, alß bißhero geschehen. Ob aber der religion werde geholffen sein,
wan ihre churfürstliche durchlaucht dero landt und leith ganz opprimirt und dardurch
das Reich under der feindt dominat gebracht sein würdt, das ist leichtlich zu ermessen,
dan weilen sy iezto, da sy noch etlichermassen einen widerstandt haben, den catholischen
in allem die paritet und autonomiam zuemuethen, was werden sy thuen, wan sy
allerdings maister sein und alles in ihrem arbitrio haben? Khünden ihre churfürstliche
durchlaucht lestlichen die religion in andern landten nit erhalten, darbei sy doch ihr
eisseristes thuen, so sein sy doch gewissens halber schuldig und hoffen, dieselbe durch die
genöttigte eventualaccommodation in ihren von Gott anbevolchnen landten (welche
niemaln von der wahren religion abgewichen) mit der hilff Gottes zu erhalten.
Was die von ihrer Kayserlichen majestät empfangene guetthatten belangt, gedenckhen
ihre churfürstliche durchlaucht und erkhennen dieselben gar wol und mit gehorsamisten
danckhbaren gemieth. Lassen dargegen andere gedenckhen und erkhennen, ob sy es nit
teur genueg erworben und promeriert haben. Sy winschen und begern auch von grundt
ihres herzens, ihrer Kayserlichen majestät socius pacis, wan er baldt gemacht würdt, zu
sein, wie sy socius belli gewesen, und zwar 1000 mal lieber socius pacis alß belli, weilen
sy allein wegen des fridens bellum gefiehrt haben.
Beschliesßlichen sein ihre Kayserliche majestät höchstens zu loben und verdienen vor
Gott und der ganzen welt den unsterblichen rhuem, das sy alle mitl vorwandten, den
lieben friden zu widerbringen. Da nun derselbe baldt ervolgt, so ist und bleibt die
zusammensezung und anders richtig.