Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann

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Der Kf. danke für die in dem Brief vom 4. Oktober 1646

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Konnte nicht ermittelt werden.
ausgesprochene Hilfsbereitschaft
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des Ks.s. Doch habe er den Eindruck, daß der Ks. den Krieg fortsetzen wolle. Dagegen aber
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sprächen einige Gründe: Was ihn selbst anlange, so seien die kf.lich-bayerischen Lande von
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Feind und Freund ruiniert worden. Selbst wenn der Feind aus dem schwäbischen und
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fränkischen Reichskreis vertrieben werden würde, was ihm ganz unmöglich erscheine, wären
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Winterquartiere für die ksl. und die bayerische Armee unmöglich, so daß Meutereien der
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Soldaten befürchtet werden müßten. Er selbst habe wegen seines hohen Alters und der
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Verantwortung für seine Familie den Frieden nötig. Darüber hinaus sei von anderen
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Reichsständen keine Hilfe zu erwarten, denn entweder seien ihre Lande erschöpft, oder sie
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hätten sich neutral erklärt. Die Bitten des Ks.s. um kurbayerische Kriegsmittel deuten darauf
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hin, daß er selbst wenig zur Verfügung habe. Die (schlechte) Situation im Armeekommando
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kenne der Ks. selbst am besten. Über die geringe Disziplin der gemeinen Soldaten würden
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überall bittere Klagen geführt.

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Auß welchem allem unschwer zu schliessen, was man sich |:auß einem solchen
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ungluckseligen, ubel bestelten krieg für eines effects und außgangs zu getrösten, wie man
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dan laider mit unwiederbringlichem schaden bißhero erfahren, das es alle ihar nur arger
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und ein landt, vestung, pass und wasserstromb nach dem andern biß an das wenige, so
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noch überig und ebenmessig in eusserister gefahr der perdition ist, verlohren worden.:|
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Und diweil es dan an |:allen orthen und an allen requisitis, als quartier, geldt, volck,
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proviandt, pferdt, fuhrwerck, munition, kriegscapi und disciplin, ermanglen:| und ihre
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churfürstliche durchlaucht weder |:mittel noch krefften haben, noch wissen,:| den |:
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krieg ferner zu continuiren:| und |:dero reichsarmada zu underhalten, man praesumier:|
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und |:vermaine gleich anderer orthen von deroselben und ihren mittlen, was man immer
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wolle, weilen es niemandt besser wissen kan und soll alß sy selbst,:| also haben sie
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solches Euer Kayserlicher Majestät in aller gehorsamb und aus trewpflichtiger wahrnung

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zu dem endte anfuegen wöllen, damit Euer Kayserliche Majestät sich nit |:auf ein anders
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oder etwan auf außlendische hilfen, deren man sich nichts zu getrösten, verlassen und
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antragen, sonder durch mittel der friedenshandtlungen, wie sy nur immer stattfinden
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(was nit wieder Gott und das gewissen ist) dem krieg ein endt machen. Deshalb solle
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Trauttmansdorff auf dem WFK bleiben und den Friedensvertrag mit den Kronen abschlie-
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ßen
.

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Dan da es nit noch diesen herbst, ehe und dan die reichsfeinde die kriegsmittel auf
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kunftige campagna ergreiffen und zu continuation des kriegs anstalt machen, geschehen
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solte, so sein ihr churfürstliche durchlaucht auß wissentlicher eüsserister necessitet
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getrungen und, wie oben gemeldt, gewissens und pflicht halber, so sy gegen ihren von
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Gott anvertrawten landten tragen, schuldig, sich dieses unertreglichen last zu entledigen,
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dero landt und leuth, ihre herzliebste gemahlin, kinder und ganze posteritet vor
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entlichem undergang und bey der alleinseligmachenden religion, welche bey sogestalten
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sachen in höchster gefahr stehet, durch andere mittel, wie und so guet sy könden, zu
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salvieren und zu erretten, inmassen von anderen chur-, fürsten und ständen des Reichs,
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auch mit guethaissen Ewer Kayserlicher Majestät, beschehen.

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Es tue ihm leid, er wäre viel lieber Ewer Kayserlicher Majestät socius pacis, wie sy in 28
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jahr hero ein trewer, bestendiger socius belli gewesen. Aber gerade wegen dieser 28jährigen
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Dienste hoffe er, für diese Entscheidung Verständnis zu finden.:| Er bitte um eine Resolution
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des Ks.s.

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