Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
Auf die ksl. Weisung vom 9. Oktober 1646 . Verweis auf die Beilage [1] Wir
müeßen daraus abnhemmen, daß dern in puncto satisfactionis auß Schwee-
den erwarttende instruction müße einglangt sein
fürstlich Heßen Darmbstättischer gesandter Dr. Wolff berichtet, daß ers von
den fürstlich Sachßen Weymarischen, dieser aber von dem Schweedischen
secretario Milonio oder Berenclaw selbst habe, daß bemelte instruction
eingelangt und derselb schon etliche tage in dern dezyferirung zugebracht
hette. Der Lenier, der dieselbe mitgebracht haben solle, hats auch gestern
gegen meinen, des graven von Lamberg, secretarium
Egon Gail (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden); 1661 ksl. Rat; vermutlich ein Sohn
des Kölner Patriziers Heinrich Andreas Gail und Enkel des Juristen Dr. Andreas von Gail
(1526–1587); Sekretär Lambergs auf dem WFK ( Jaitner S. 54 Anm. 107; Bosbach S. 254;
APW III C 4 S. 17 [1644 September 29] Anm. 5).
deßen mit diesen formalien gleichsamb berhümbt, er habe eine gute instruc-
tion auß Schweeden mitgebracht, so gut für unß und gutt für sie seie. Gegen
einen andern von denen protestirenden hat selbiger Lenier bekennet, daß in
Schweeden so groß mangl an volck seie, daß sie wol friedt machen müesten,
oder würden die bawern aufm landt von weib und kindt abgerißen und zum
krieg müßen genöttet werden, wan der krieg noch lenger sölte continuirn,
also schwehrlich seie mit volck aufzukommen, massen von solcher execution
schon der anfang gemacht wehre, deswegen in Schweeden große schwihrig-
keit seie.
Weiterhin hat er, Wolff von Todtenwart, uns gebeten, den Lgf.en Georg, da die-
ser von den Schweden zum Feind erklärt worden sei
Noch in der Replik vom 28. Dezember 1645/7. Januar 1646 (Druck des Protokolls über die
Eröffnung der mündlichen schwed. Replik: Meiern, APW II S. 183–190, hier S. 185 ) hatten
die Schweden Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt (1605–1661; 1626 Lgf.) ausdrücklich als
Neutralen bezeichnet. Nach dieser Maßgabe verhielten sie sich im „Hessenkrieg“ bis in den
Herbst 1646. Aber im Oktober 1646 griffen schwed. Truppen unter dem Gf.en Gustav Adolf
von Löwenhaupt (1619–1656) auf der Seite Hessen-Kassels direkt in diese Kämpfe ein
( Weber, Hessenkrieg S. 95–126; hier S. 120).
stand aufzunehmen. Wir haben ihm versichert, dieses bei Trauttmansdorff und
dann bei Ehg. Leopold Wilhelm zu erinnern. Er war damit zufrieden, unß auch
darbey ferners diese particularia entdeckt, daß die Chursachsische mit den
Sachßen Altenburgischen und Weimarischen sich zu Lengeringen
tagen super negotio gravaminum Imperii besprochen
Die Verhandlungen zwischen den kursächsischen und den sachsen-altenburgischen sowie den
sachsen-weimarischen Ges. hatten am 8./18. und am 9./19. Oktober stattgefunden ( Meiern,
APW III S. 394–395 ; Schmid S. 106–107; Schreckenbach S. 51).
puncti autonomiae sonsten fast in allen ubrigen punctis vergliechen und
beederseits mit guter satisfaction voneinander geschieden wehren. Es erhübe
sich zwischen etlichen denen protestirenden allerhandt wiederwillen. Der Dr.
Lampadius habe dem stadt Nürrenbergischen abgeordtneten Dr. Öelhaven
nacher Münster zuentpiethen laßen, er solte ihme seine vota unsyndicirt
laßen, dhagegen selbiger Öelhaffen dem Lampadio zuentpotten, er hette ime
seine vota nit syndicirt, es sölte aber er, Lampadius, des Franckischen craißs
instruction unsyndicirt laßen. Stünde aber fast darauf, daß der Dr. Öelhaffen,
weiln derselb nit in allen den Schweeden beypflichten wölle, wieder von hir
sölte avocirt werden. Die Schweeden hetten deswegen an die stadt Nürren-
berg geschrieben und uber den Dr. Öelhaven geclagt, gleichsamb derselb zu
gut Kaiserisch seie und sich dardurch in den reichshofrath zu pringen
verlangte, auch derentwegen der religion mit gebührenden eiffer nit annhem-
men thete.
Die Calvinisten halten auch ire absönderliche beykombsten alhie. Sein
freytags, den 19. dieses, und vorgestern von 8 uhren biß in die nacht in
consultatione zusamengewest . Der Anhaltischer gesandter Milagius
Lic. Martin Milagius (1598–1657); 1635 f.lich-anhaltischer Gesamtrat, 1638 Kanzler im Ft.
Anhalt-Zerbst, 1654 Kanzler im Ft. Anhalt-Dessau; 1640–1641 anhaltischer und mecklenbur-
gisch-güstrowscher Ges. auf dem Regensburger RT , 1645–1648 Ges. für das Ft. Anhalt und die
Pgft. Pfalz-Simmern-Zweibücken auf dem WFK, 1653–1654 anhaltischer Ges. auf dem
Regensburger RT ( Walther S. 59–61; ADB XXI S. 726–728 ; Repertorium S. 2–5; APW
III D 1 S. 350, 351; Bierther S. 55 Anm. 117).
dern conclusis, so wir noch nit penetrirn können, bey denen Schweden
angebracht.
Gestern haben unß auch die Churbrandeburgische abgesandte anzeigen
laßen, daß die churfürstliche durchlauchtt zu Brandeburg nuhmehr ire
vorgehabte reiß würcklich angetretten und sie von deroselben schon schrei-
ben von der reiße haben, darin sie anzeigten, daß iren weeg auf Wülffenbüttel
nähmen und negstkünfftigen sambstag oder sontag in der graffschafft
Ravensperg anzulangen verhofften.
PS Demnach unß gleich bey beschließung dieses von gutem ort beykhom-
mender extract auß des Schweedischen gesandten de la Garde bey königlich
Frantzösischem hoffe zu Pariß abgelegten proposition in vertrawen commu-
nicirt werden, selbige aber also abgefast, daß wol zu lesen und fundament
darauf zu machen, alß haben wir nit undienlich zu sein erachtet, Ewer
Majestätt darab copiam allerunderthänigst einzuschicken.