Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann

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Freytags, den 28. Septembris, sein die Frantzösische gesandten wieder von
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hier abgereist. Selbigen tags hat unß |:der Hessen Darmbstattische abgesante
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Dr. Wolf:| berichtet, waßgestalt die protestirende einsmals eine deputation
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ahn die Frantzösische gesandte gethaen, dieselbe bey irer ankhombst entfan-
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gen und bey solcher occasion ire sachen recommendirn laßen und seie |:er,
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Dr. Wolf,:| neben andern mitdeputirt gewest. Die Frantzosen hetten sich der
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cortesey halben höfflich bedanckt, aber im ubrigen geantwortet, daß sie den
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protestirenden stendten in iren anligen, soviel es politica betreffen thue, nach
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möeglichkeit gern befordersamb erscheinen wölten, waß aber die religion
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und geistliches weesen anlange, dha khönten sie leichtlich erachten, daß
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ihnen nit wol würde anstehen, wieder ihre eigne religion zu reden. Sie wölten
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vielmehr die stendte ermahnt haben, sich mit denen catholischen zu setzen
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und dern ahnerbottene media compositionis nit außzuschlagen, dhamit
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Teütschlandt so viel desto ehender möege in einen ruhestandt gesetzt werden.
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Sie, Frantzosen, wehren nuhmehr mit Ewer Kayserlicher Mayestätt verglie-
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chen und gnugsamb versichert, daß es deroselben umb den frieden rechter
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ernst seie. Die stendte solten ihne selbst nit im weege liggen noch den frieden
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zu ihrem und ires vatterlandts großen nachtheil und schaden aufhalten.

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|:Der dechant zu ST. Johann:| hat unß berichtet, daß der Schweedische
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secretarius Melonius oder, wie er sich itzo nennet, Beerenclaw

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Matthias Mylonius (1607–1671), geadelt „Biörenklou“; 1637 Professor der Rhetorik an der
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Universität Uppsala; 1640 Kanzleisekretär, 1650 Regimentsrat im Hgt. Bremen, 1654
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Staatssekretär, 1656 Präsident in der bremischen Regierung, 1661 Hofkanzler, 1664 Reichsrat
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und Kanzleirat im Kanzleikollegium; 1643–1647 schwed. Gesandtschaftssekretär und Resi-
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dent in Osnabrück und 1647/1648–1649 in Münster, 1653–1654 schwed. Ges. auf dem
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Regensburger RT , 1656 bei den Verhandlungen des schwed.-kurbg. Vertrags von Labiau
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(1656 November 10/20; Druck: DuMont VI.2 S. 151–153), 1657–1659 auf dem Wahltag
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in Frankfurt und 1659–1660 in Frankreich ( SBL IV S. 465–471; Repertorium S. 482,
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489–491; SMK I S. 324–325; Bosbach S. 34–35).
den conte

[p. 69] [scan. 145]


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d’Avaux selbigen tags, wie derselb medicin gebraucht, heimbgesucht und von
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mitlen und weegen, wie der krieg gegen Ewer Kayserliche Mayestätt, wan
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dieselbe zu hergebung des aequivalentis auß dern erblanden nit verstehen
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wolten, zu continuirn, geredt haben solle, daß aber der conte d’Avaux
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demselben deütlich gesagt, daß es der cron Franckreich gelegenheit nit seie,
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sich lenger in krieg aufzuhalten. Dero aerarium seie gantz erschöpfft, die
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unterthanen von cräfften kommen und derentwegen in großer schwihrigkeit.
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Sie könten nit alles also auf den krieg setzen und wagen, wie es die
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Schweeden wagen könten, dan die hetten nichts dhabey zu verlieren. Man
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wölte ihnen beystehen, dhamit sie ire satisfaction erlangen, müße sich aber in
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die billigkeit schicken und weisen laßen. Kayserliche mayestätt hetten gnug
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gethaen; würde gegen Gott und die erbare weltt nit zu verantworten sein,
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wan deroselben waß mehrers solte zugemuthet werden. Und in summa: Es
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wehre der Bernclaw malcontent von dem conte d’Avaux abgeschieden. |:Er,
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dechant zu ST. Johann,:| hette auch vermerckt, daß die Schweedische wegen
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der Pfaltzischen sach mit denen Frantzosen nit ubereinkommen können. Die
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Schweedische hielten sich gleichsamb für unüberwindtlich, vermeinten, daß
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sie Churbayern schon überwunden und derselb conditiones, wie man sie
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würde vorschreiben, wol würde annhemmen müeßen. Und dieses ist, so wir
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von der Frantzösischen gesandten negotiation erfahren.

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Wegen der Verhandlungen mit den schwed. Ges. und den prot. Reichsständen
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verweisen wir auf das beiliegende Protokoll.

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