Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann

[p. XCIV] [scan. 94]


2

Ferdinand III. an Lamberg und Krane


15
Ks. Ferdinand III. (1608–1657), 1625 Kg. von Ungarn, 1627 Kg. von Böhmen, 1636 Röm.
16
Kg., 1637 Ks. ( Repgen, Ferdinand III.; BBKL XVIII, 423–429; Paravicini I, 404–417).

17
Reichsgf. Johann Maximilian von Lamberg (1608–1682, 1641 Reichsgf.), 1644–1649 ksl.
18
Primarges, für die Verhandlungen mit Schweden; 1637 RHR ( Gschliesser, 239ff.;
19
Schwarz, 274ff.; APW III C 4, XXVII–XXX; Sienell, 104–108). Lamberg führte wäh-
20
rend des WFK ein Diarium (Text: APW III C 4).

21
Lic. Johann Baptist Krane (um 1595–1673), 1643–1649 ksl. Sekundarges. für die Verhand-
22
lungen
mit Schweden; 1633 RHR ( Rave; Nolte; Kaster/ Steinwascher, 200f.).

3
Prag 1647 November 16

4
Konzept: RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 13–14

23
Die Ausf. fehlt. Daß dieses Schreiben tatsächlich nach Osnabrück gesandt wurde, geht aus
24
dem Rezepisse in der Relation vom 2. Dezember 1647 ( [Nr. 22] ) hervor.
, [praes. 1647 November 28].

5
Vorbereitung einer Instruktion zum ersten Gutachten der katholischen Reichsstände vom 7.
6
Oktober 1647. Verweis auf frühere Weisung: Vermittlung zwischen den Konfessionsparteien,
7
kein Vorgriff oder verbindliche Beschlußfassung

25
Eine inhaltlich entsprechende, im einzelnen jedoch etwas kürzere Weisung erging am glei-
26
chen Tag auch an die Ges. in Münster (Ferdinand III. an Nassau und Volmar, Prag 1647
27
November 16, praes. 1647 November 27. Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1890fol. 162–
28
162’ – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b [1647]fol. 130).
29
Zu Nassau und Volmar vgl. [Anm. 6.]
.

8
Rezepisse auf die Relation vom 4. November 1647 (APW II A 6 Nr. 269):
9
Drängen protestantischer Reichsstände auf Wiederaufnahme der Ver-
10
handlungen
. Nun werdet ihr auß unser ahn euch und unsere Münsteri-
11
sche gesandten

30
Reichsgf. Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590–1653, 1650 Reichsf.), 1643–1649 ksl.
31
Primarges. für die Verhandlungen mit Frk.; 1636 RHR , 1643 GR ( Wolf, Nassau; Michel;
32
Kloft). – Dr. iur. Isaak Volmar (1582/83–1662, 1662 Fh.), 1643–1649 ksl. Sekundarges.
33
für die Verhandlungen mit Frk.; 1639 tirolischer Kammerpräsident, 1643 GR der tiroli-
34
schen Vormundschaftsregierung und Präsident der Innsbrucker Hofkammer ( Schwarz,
35
376f.; APW [ III C 2/1, XXIV–XXXI] ; DBE X, 249). Während des WFK führte Volmar
36
ein Diarium (Text: APW III C 2).
insgesambt den 13. diß abgangener vorantwort

37
Text: APW II A 6 Nr. 274.
numehr
12
vernohmen haben, das dieienige resolution, welche wir under dato den
13
14. Octobris

38
Text: APW II A 6/2 Nr. 249.
an euch abgehen lassen, nicht die rechte haubterklerung
14
auff der catholischen bedenken

39
Gemeint ist das erste kath. Ga. über *KEIPO4B* und KEIPM4 vom 7. Oktober 1647, das
40
den ksl. Ges. in Münster am 11. Oktober 1647 übergeben worden war ( APW II A 6/2 Nr.
41
248 Beilage [1]. Das Ga. wird ediert in APW III B 2/2). – Die Beratungen der kath. Rst.
42
zu dem hier gen. Ga. hatten am 12. August 1647 begonnen ( APW II A 6 Nr. 201). Bera-
43
tungsgrundlage war der *KEIPO4B* , der ihnen zu diesem Zweck von den ksl. Ges. aus-
44
gehändigt worden war (zu *KEIPO4B* vgl. [Nr. 10 Anm. 25] ; zu KEIPM4 vgl. Nr. 29
45
Anm. 237).
, sondern wir erst dieselbe zu bera[t]-

[p. 2] [scan. 96]


1
schlagen im werck begriffen gewesen und noch seint. Dannenhero ihr
2
dem klaren buchstaben vorbedeüter unserer resolution vom 14. Octobris
3
eures orths nachgehen und bevorab die protestirende ständt inhalts der-
4
selben dahin zu disponirn euch bemühen wollet, das sy von ihren bißheri-
5
gen extremiteten weichen und die catholische uber die billichkeit nicht
6
gar zu verzweiveleten resolutionibus tringen, sondern solche friedtlie-
7
bende schiedtsmittel und temperamenta an die handt nehmen wollen, da-
8
mit man dermahleinst zu dem gewünschten zweck wenigist der inner-
9
lichen beruhigung gelangen möge.

10
Solte dan die conferentz bereits ihren anfang genommen haben, so werdet
11
ihr dasienige, waß der catholischen religion noch zum besten erhalten
12
werden kan, unsern nechstvorigen bevelchen gemeß in acht zu nehmen
13
und eüch biß zu einlangung unser haubtresolution zwischen beederseits
14
ständen nur der mediation, nicht aber einziges vorgriffs oder endtlichen
15
außschlags und decision noch zur zeit zu gebrauchen wissen.

16
266/ 2/ [25]

17

Nassau, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


18
Osnabrück

33
Die von Lamberg, Krane und Volmar unterschriebene Ausf. der Relation wurde von
34
Osnabrück nach Münster gesandt, dort von Nassau unterzeichnet und von diesem nach
35
Prag weitergesandt. Nassau hielt sich somit nicht in Osnabrück auf (vgl. Einleitung, [ LIV]
36
[LV] ).
1647 November 18

19
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 11–13 = Druckvorlage – Konzept: ebenda
20
Fasz. 92 XIII nr. 1878bfol. 42–43.

21
Warten auf Ankunft der katholischen Gesandten in Osnabrück; Verzögerung deren Ankunft
22
durch Kurköln, diesbezügliches Schreiben an Kurmainz.

23
Leuber: Führung der Verhandlungen über die strittig verbliebenen Punkte zwischen Kaiser-
24
lichen und Schweden, erst bei Uneinigkeit Hinzuziehung der Reichsstände.

25
Rezepisse auf die Weisung vom 2. November 1647 (APW II A 6 Nr.
26
266). Nuhn haben Ewer Majestätt auß unßerm nebenschreiben

37
Gemeint ist offenbar das Schreiben Volmars an Trautmansdorff vom gleichen Tag ( [Nr. 4] ).
38
Ein anderes in Frage kommendes Schreiben konnte nicht ermittelt werden.
allergnä-
27
digst vernohmen, daß ich, Volmar, albereit den 14. huius alhier einkom-
28
men und waßgestalten wir mordrigen tags denen protestirenden nach
29
inhalt des vom 14. Octobris ergangenen befehlichs

39
Text: APW II A 6 Nr. 249.
einen vortrag zu
30
thuen vorhabens wehrn, welches wir auch der ursachen so lang verscho-
31
ben, damit immittls denen catholischn ständen zu Münster mehrers zeitt

[p. 3] [scan. 97]


1
gewunnen werde, ihre vorhabende und vor meinen, Volmars, abreiß
2
starck vertröstete deputation ins werck zu setzen und alhier damit ein-
3
zukommen, welche laut Osterreichischen protocolls

9
Vgl. Beilage [1].
bey ihrer aldort
4
noch letztens, den 14. huius, deßwegen gehaltener conferentz allein an
5
deme erwunden, daß sie vorderist des herrn bischoffs zu Oßnabrück

10
Reichsgf. Franz Wilhelm von Wartenberg (1593–1661), 1644–1649 kurkölnischer Primar-
11
ges.; 1625 Fbf. von Osnabrück, 1629 Fbf. von Minden, 1630 Fbf. von Verden, 1642
12
Koadjutor des Fbf.s von Regensburg, 1645 Apostolischer Vikar für das Ebt. Bremen. War-
13
tenbergs Einfluß im CC war beträchtlich, da er dort die Voten für 15 (bis 1646 16) Rst.
14
führte ( Knoch; Gatz, Bischöfe I, 558–561; Struif). Die kurkölnische Gesandtschaft
15
führte unter dem Namen Wartenbergs von 1644–1648 ein Diarium (Text: APW III C 3).

6
und dan der Churcöllnischen

16
Zur kurkölnischen Gesandtschaft gehörten außerdem Dr. iur. Peter Buschmann (1604–
17
1673), 1645–1648 kurkölnischer Sekundarges. und Ges. der Hst.e Paderborn und Hildes-
18
heim; 1632 Kanzler des Hst.s Paderborn, 1639 kurkölnischer GR ( Honselmann; Teske,
19
177). – Dr. iur. Dietrich Adolf von der Reck (1601–1661), 1645–1649 kurkölnischer Sekun-
20
darges. und Ges. des Hst.s Paderborn; 1643 Dompropst in Paderborn ( Gatz, Bischöfe I,
21
363f.). – Arnold von Landsberg (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden), kurkölni-
22
scher Sekundarges. und Ges. des Hst.s Minden; 1638–1646 Domherr in Köln ( Foerster,
23
Ferdinand, 10 Anm. 35; Lehsten II, 52). – Dietrich Hermann von Merfeldt zu Westerwin-
24
kel (1598–1658), 1644–1649 kurkölnischer Sekundarges.; 1636 Kanzler des Hst.s Münster
25
( Foerster, Ferdinand, 5 Anm. 16; Lehsten II, 61).
resolution noch erwahrten wöllen

26
Am 7. November 1647 hatten die kath. Rst. den Aufschub der Deputation nach Osnabrück
27
beschlossen, um u.a. die Rückkehr Wartenbergs aus Bonn abzuwarten (Conclusum der
28
kath. Rst. , [Münster] 1647 November 7. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XII nr. 1872fol. 714).
29
In der Folge konnten sie sich allerdings weder über die Mitglieder der Deputation noch
30
über deren Instruktion einigen und beschlossen am 14. November, daß ein ieder vor sich
31
selber dahin kombt (vgl. Beilage [1], hierfol. 24’; zur deputatio ordinaria der kath. Rst.
32
vgl. Wolff, 75f.) Volmar war bereits am 8. November davon ausgegangen, daß die Ka-
33
tholischen
sich nit in forma deputationis collegialis, sed ut singuli auch einstellen werden
34
(APW II A 6 Nr. 272; ebenso später in Volmar an [Kurz], Osnabrück 1647 November 21.
35
Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54a [Teil I]fol. 41–41’). Wolff, 173, irrt sich mit der Behaup-
36
tung
, die Katholischen hätten an diesem Tag beschlossen, sich in corpore zu den Verhand-
37
lungen
nach Osnabrück zu begeben. – Zu Kurz vgl. [Nr. 3 Anm. 1] .
. De-
7
rentwegen unnd waß sie immittels für ein praeiudicirliche anfrag ahn
8
die protestirende zu thuen vermeinen

38
Die kath. Rst. hatten in ihrer Sitzung am 14. November 1647 zur Bedingung für ihre Teil-
39
nahme
an den Verhandlungen in Osnabrück gemacht, daß auch die Punkte, für die im
40
KEIPO4A bereits eine Regelung getroffen war, in den Verhandlungen wieder zur Disposi-
41
tion
stehen müßten ( RK FrA Fasz. 53b [1647 XI]fol. 25). – Der KEIPO4A (zeitgenössisch
42
Instrumentum Trauttmansdorffianum ) war mit den schwed. Ges. bis zum 30. Mai 1647 in
43
Osnabrück verhandelt und die unvereinbarten Punkte zu weiteren Verhandlungen nach
44
Münster verwiesen worden (vgl. APW II A 6 Nr. 135. Text: Hoffmann, Series rerum II,
45
112–148; Text mit wenigen Fehlern: Meiern IV, 557–590 ; eine Edition des KEIPO4A folgt
46
in APW III B 2/2). Erhalten ist das Handexemplar Volmars, das dieser offenbar während
47
der abschließenden Konferenz am 30. Mai 1647 und in der Zeit danach für weitere Kor-
48
rekturen
benutzte (Kopie mit vielen Vermerken: GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3
49
nr. 14; Eigh. Titel: Instrumentum pacis cum Suecis examinatum et correctum in ultima
50
conferentia Osnabrugis habita 30. Maii stilo novo anno domini 1647 in aedibus domini
51
comitis a Lamberg).
, dem Churmayntzischem cantz-

[p. 4] [scan. 98]


1
ler

16
Dr. iur. Nikolaus Georg von Raigersperger (um 1598–1651), 1645–1649 kurmainzischer
17
Sekundarges. in Münster, vertrat seit März 1646 auch das Hst. Worms; 1643 kurmainzi-
18
scher Kanzler ( Fußbahn).
auff sein ahn mich, Volmarn, hierunder abgangenen schreiben be-
2
reiths alle notturfft zugeschrieben und die unendtbährliche nottwendig-
3
keit dieser deputation nochmahlen beweglich remonstrirt worden

19
Beide Schreiben wurden nicht ermittelt.
. Wir
4
wollen also verhoffen, sie werden sich lenger nit saumen.

5
Belangendt aber die conferentz ahn sich selbst, so ist auß des Chursach-
6
ßischen abgesandten

20
Dr. iur. Johann Leuber (1588–1652), 1646–1647 kursächsischer Sekundarges., Juni 1647–
21
1649 kursächsischer Primarges. auf dem WFK; 1639 kursächsischer Hof- und Justitienrat
22
( Kaster/ Steinwascher, 254f.; Schreckenbach, Leuber).
discurs so viel abzunehmen, daß ihre intention nit
7
dahin gerichtet, alsogleich ohne mittl selbige zwischen denen ständen ins
8
werck zu richten, sondern daß vorderist die tractaten mit denen Schwe-
9
den

23
Die Ges. Schwedens waren: Gf. Johan Axelsson Oxenstierna zu Södermöre (1612–1657),
24
1643–1649 schwed. Prinzipalges.; 1640 RR (SBL XXVIII, 473; Kaster/ Steinwascher,
25
214f.; Öhman, 227). – Dr. Johan Adler Salvius (1590–1652, 1629 geadelt, 1651 Fh.),
26
1643–1649 schwed. Sekundarges.; 1634 Hofkanzler und GR , 1648 RR ( Lundgren; Eng-
27
ström
; Droste).
uber die 10 puncten, so vor Ewer Mayestätt geheimen ratths und
10
obristen hoffmeisters, des hoch- und wollgebornen herrn Maximilian
11
graffen zu Trautmanstorff

28
Reichsgf. Maximilian von Trauttmansdorff-Weinsberg (1584–1650, 1623 Reichsgf.), von
29
November 1645 bis Juli 1647 ksl. Prinzipalges. für die Verhandlungen mit Frk. und
30
Schweden; 1618 GR ; 1637 Obristhofmeister Ferdinands III. und Präsident des GR
31
( Repgen, Trauttmansdorff). Trauttmansdorff war auf ksl. Seite an allen wichtigen politi-
32
schen Entscheidungen des DK beteiligt. Ein Nachfolger Trauttmansdorffs als Prinzipalges.
33
wurde nicht entsandt.
, abreiß durch die Schweden denen protesti-
12
renden zu Münster ad consultandum proponirt worden und darahn sich
13
hernach die gantze handtlung gestoßen

34
Am 14. Juli 1647, d.h. zwei Tage vor Trauttmansdorffs Abreise, hatte Oxenstierna den
35
Ges. der prot. Rst. die hier angesprochene Aufstellung von zehn strittigen Verhandlungs-
36
punkten übergeben, über welche die prot. Rst. noch einmal berieten (vgl. das CE -Proto-
37
koll vom 14. Juli 1647: Meiern IV, 655 –683). Dort werden als strittige Punkte genannt:
38
1.) die Frage der Assistenz des Ks.s für Spanien, 2.) die hessen-kasselische Satisfaktion und
39
die Marburger Sukzession, 3.) die badische Frage, 4.) die Amnestie und Autonomie der ksl.
40
Untertanen und Vasallen in den ksl. Erblanden, 5.) das Proskriptionsrecht des Ks.s, 6.) die
41
konfessionelle Parität der Assessoren im RHR und am RKG , 7.) die Religionsverhältnisse
42
im Rat der Stadt Augsburg, 8.) der oldenburgische Weserzoll, 9.) die schwed. Armeesatis-
43
faktion und 10.) die Exekution des Friedens ( Odhner, 223 Anm. **; zur Antwort der
44
prot. Rst. vgl. [Nr. 60 Anm. 11] ). Die von den schwed. Ges. an Kg.in Christina überschickte
45
Aufstellung der Streitpunkte ( APW II C 3 Nr. 266 Beilage H) umfaßt dagegen 11 Punkte;
46
dort ist als Punkt 4 zusätzlich die causa Megapolitana, also die Entschädigung für Meck-
47
lenburg, genannt. – Kg.in Christina von Schweden (1626–1689), 1632–1654 Kg.in, bis
48
1644 unter Vormundschaftsregierung. Sie dankte 1654 ab und konvertierte zum kath.
49
Glauben ( SBA B-046, 245–301; Stolpe; Katalog 1997, 111–237).
, reassumirt, auch, da nochmah-
14
len mit ihnen, Schweden, darüber nit zurechtzukommen, alßdan erst die
15
handtlung inter status und Ewer Majestätt commissarien exclusis Suecis

[p. 5] [scan. 99]


1
fürgenohmen werden sölle. Es wirdt aber dieß alles von ihr, der protesti-
2
renden, auff unßere mordrige proposition erfolgenden anthwortt mehrer
3
erleuterung entfangen und wir darvon mit negstkommender post

25
Vgl. die Relation vom 21. November 1647 ( [Nr. 6] ).
ferner
4
specialia berichten konnen.

5
Beilage [1] zu Nr. 2

6
Österreichisches Protokoll der Konferenz der katholischen Reichsstände, [Münster] 1647
7
November 14. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 24–25’

26
Das Protokoll ist irrtümlich hinter der Relation vom 21. November 1647 ( [Nr. 6] ) eingelegt.
27
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 94 III nr. 499 p. 574–576; ebenda Fasz. 98efol. 1124’–
28
1125’; StK FrA Ka. 11fol. 1682–1683.
.

8
260/ 3/ [25]

9

Lamberg und Krane an Ferdinand III.


10
Osnabrück 1647 November 18

11
Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 1–1’, 10, PSfol. 2, praes. 1647 November 29 =
12
Druckvorlage

29
Die Ausf. fehlt. Kanzleivermerk auf RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 10’: NB Das Kay-
30
serliche original dises schreibens ist ihrer excellenz, herrn reichsvicecanzler, zugestelt
31
worden den 29. Decembris huius anni, so Churbayrn eingeschlossen worden. – Reichs-
32
vizekanzler
war seit 1637 Reichsgf. Ferdinand Sigmund Kurz von Senftenau (1592–1659,
33
1636 Reichsgf.), 1640 GR ( Schwarz, 260–263; DBE VI, 178f.; Stögmann, 42–45).
; ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1878bfol. 39–39’ (ohne PS).

13
Geplante Konferenz mit den protestantischen Reichsständen; Beeinträchtigung der eigenen
14
Verhandlungsposition durch Kenntnis der Protestanten von kurbayerischer Haltung.

15
PS Übersenden kurbrandenburgisches Votum in der Pfalzfrage.

16
Rezepisse auf die Weisung vom 26. Oktober 1647 (APW II A 6 Nr. 260),
17
die uns sambt seinen beylagen […] vom Dr. Volmar in originali zurecht
18
eingebracht worden ist

34
Die Weisung war bereits am 5. November 1647 in Münster eingetroffen (vgl. APW III C
35
2/2, 900).
. Dieweil nun Euer Mayestät darüber albereit
19
durch dero Münsterische gesandten vom 8. dieses

36
Text: APW II A 6 Nr. 272.
, was darauf mit den
20
catholischen reichsständten und derselben deputatis zu Münster gehand-
21
let, auf weme es auch der deputation halben erwunden, noch weiters vom
22
13. eiusdem

37
Text: APW II A 6 Nr. 275.
umbstendtlich berichtet worden, alß wöllen wir uns auch
23
dahin kürze halben bezogen haben und im übrigen nit underlassen, mit
24
sein, Volmars, zuethuen, empfangenen allergnedigisten befelch gemeß

38
Gemeint ist die Weisung vom 2. November 1647 (Text: APW II A 6 Nr. 266).
,

[p. 6] [scan. 100]


1
die reassumption der alhiesigen handlung vor handt zu nemmen, auf mor-
2
gen die protestirende vor unß zu erfordern und ihnen anstatt eines ein-
3
gangs ad tractandum dasienig vorzuhalten, was Euer Mayestät gnedigister
4
befelch vom 14. Oktobris

25
Text: APW II A 6 Nr. 249.
außweisen thuet.

5
Wir sollen aber darbey in underthenigkeit nit unangezeigt lassen, das im-
6
mitels und ehe unß dieser Kayserliche befehlch zu ersehen kommen, die
7
protestirende schon albereit und allen umbständen nach gleich bey derie-
8
nigen post, welche solchen befelch unsern mittgesandten zu Münster ein-
9
bracht, eine abschrifft von vorberürthen Churbayrischen

26
Kf. Maximilian von Bayern (1573–1651), 1623 Kf. ( Albrecht, Maximilian I.; Immler,
27
Maximilian I .; Neuhaus, Maximilian). Auszüge des hier gen. Schreibens Maximilians an
28
Ferdinand III. waren den ksl. Ges. mit der Weisung vom 26. Oktober 1647 überschickt
29
worden ( APW II A 6/2 Nr. 260 Beilagen B und C).
, den 22. Octo-
10
bris datierten schreibens, und nur nit bloß extractsweiß (wie es uns ist
11
communicirt worden), sondern völlig in seiner extension zu handen be-
12
kommen, selbiges hin und wider undereinander communicirt und darauff
13
ihr fundament sezen, alles dasiehnig, was hievorn sub spe rati eingewilligt
14

23
14 worden] Korrigiert aus der Kopie in RK FrA Fasz. 92 XIII; in der Druckvorlage wer-
24
den.
worden, zu behaubten

30
Neben dem Inhalt des kfl. Schreibens war den prot. Rst. auch der Inhalt der ksl. Weisung
31
vom 26. Oktober 1647 bekannt (vgl. Nr. 23). Diesen Schreiben konnten sie entnehmen,
32
daß die ksl. Ges. instruiert waren, ein Scheitern der Verhandlungen zu verhindern und
33
dafür ggf. auch Konzessionen zugunsten der Protestanten einzugehen (vgl. auch Nr. 6 bei
34
Anm. 4 und 6).
. Dahero zu besorgen, wir bey ieziger reassump-
15
tion desto weniger fruchtbarliches für die catholische ständt werden er-
16
halten mögen. Soll iedoch an unserm fleiß nichts ermanglen.

17
PS Beykommendes Churbrandeburgisch votum gehört zu dem churfürst-
18
lichen iüngsthin in der Pfaltzischen sach eingeschickten gutachten

35
Gemeint ist das Reichsga. über die pfälzische Restitution vom 31. März 1647, das die ksl.
36
Ges. am 11. April 1647 an den Ks.hof überschickt hatten (vgl. APW II A 6 Nr. 21 Beilage
37
4; Text: Meiern IV, 395 –399). Bei dem beiliegenden Stück handelt es sich um das kurbg.
38
Votum in der dem Reichsga. zugrundeliegenden Sitzung des KFR vom 18. März 1647, das
39
auf Bitten der kurbg. Ges. dem Reichsga. angehängt wurde (vgl. APW [ III A 1/1, 740– 750] ).
, so
19
dhamals wegen enge der zeitt nit hat können expedyrt werden.

20
[Beilage [1] zu Nr. 3]

21
Kurbrandenburgisches Votum zur Pfalzfrage im Kurfürstenrat, Münster 1647 März 18.
22
Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 3–7’ – Druck: Meiern IV, 399–403.

[p. 7] [scan. 101]


1
–/ 4/–

2

Volmar an Trauttmansdorff


3
[Osnabrück]

29
In der Druckvorlage irrtümlich Münster.
1647 November 18

4
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N 81 unfol.

5
Ankunft in Osnabrück. Schwedische Forderung nach Ausweitung der Vollmacht Volmars
6
auf die Verhandlungen mit Schweden. Verzögerung des Eintreffens der katholischen Reichs-
7
stände durch Wartenberg; dessen erneute Verhandlungen mit Kurbrandenburg über den
8
kurkölnischen Tauschplan. Geplante Konferenz mit den protestantischen Reichsständen. Kö-
9
nigsmarck. Aufhebende Wirkung der Weisung vom 2. November 1647? Befürwortung der
10
Restitution des Herzogs von Lothringen durch Kursachsen.

11
Ich pin den 14. diß allhierkommen, zu sehen, ob, wie und waßgestalt un-
12
sere tractatus reassumirt werden möchten. Hab biß dato mit denn visita-
13
tionibus und revisitationibus [mich] auffgehalten, darbei nichts anders
14
denn lauter generalia et curialia passirt. Allein haben beede Schwedische
15
plenipotentiarii abermalen anregung gethan, daß sie verhofften, ich wurde
16
die hiesige tractaten zugleich neben denn andern Keyserlichen gesandten
17
ze unterschreiben bevelcht sein. Dargegen ich geantworttet, daß ich des-
18
sen keinen, wol aber sovil bevelch hette, denn handlungen beyzewohnen
19
und selbige zum ende bringen ze helffen

30
Die von den Ges. der prot. Rst. gewünschte Teilnahme Volmars an den Verhandlungen in
31
Osnabrück hatte der Ks. in den Weisungen vom 8. Oktober und 2. November 1647 an-
32
geordnet (Texte: zum einen Ferdinand III. an Lamberg und Krane, Prag 1647 Oktober 8.
33
Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1855afol. 605 – Konzept: ebenda Fasz. 53c [1647
34
VIII–X]fol. 60–60’; zum anderen APW II A 6/2 Nr. 266). Zur entsprechenden Bitte der
35
prot. Ges. vgl. die Relation vom 26. September 1647 (Text: ebenda Nr. 236).
. Vermerkh, daß sie darmit nit
20
content, sondern gern sehen, daß ich umb so vil auch in die plenipotentz
21
einkommen möchte

36
Volmar war nur mit einer Vollmacht für Verhandlungen mit den frz. Ges. augestattet (vgl.
37
die ksl. Vollmacht für Trauttmansdorff, Nassau und Volmar, Linz 1645 Oktober 4. Text:
38
APW III B 1/1, 37f.). Oxenstierna forderte nach Volmars Ankunft in Osnabrück eine Ver-
39
handlungsvollmacht des ksl. Ges. für die Verhandlungen mit Schweden (vgl. den Eintrag
40
zu 1647 November 16/17 im Diarium Volmar: APW [ III C 2/2, 904] ). Auf Drängen der
41
prot. Rst. , die Verhandlungen nicht unnötig zu verzögern, verzichteten die Schweden
42
schließlich auf die zunächst geforderte Vollmacht, da mit Lamberg und Krane zwei ksl.
43
Bevollmächtigte vor Ort waren (vgl. Meiern IV, 786 , 792).
. Ob sie es auch in nechstvorgehender haubtconfe-
22
rentz anden werden, stehet dahien. Meinstheils wolt ich lieber gar darvon
23
sein.

24
Herr bischoff von Oßnabrück ist an aller verhindernus der deputation
25
schuldig, und kan ich noch nit wissen, wann und ob er nach Münster
26
kommen würdt. Er hatt sich unterfangen, ein newe handlung mit Chur-
27
brandenburg wegen der stifft Minden einzefüeren, Braunschweig darmit
28
ze contentirn, damit ime daß bisthumb Oßnabrück ledig abgetretten wer-

[p. 8] [scan. 102]


1
den möchte

13
Wartenberg war am 19. Oktober 1647 zum kurkölnischen Hof nach Bonn gereist, von wo
14
aus er erst am 25. November 1647 wieder zurückkehrte. Während seines Aufenthalts in
15
Bonn hatte er dem kurbg. GR Otto von Schwerin (1616–1679, 1648 Fh.; 1645 Wirklicher
16
GR . Zu ihm: Rohrschneider, Schwerin; Bahl, 584f.) einen bereits im Sommer 1647 ein-
17
mal erwogenen Tauschplan vorgeschlagen: Danach sollte Kurbg. als Entschädigung einen
18
Teil der bereits am 21. Februar 1647 Hessen-Kassel in Aussicht gestellten schaumburgischen
19
Ämter (im Umfang der jährlichen Einnahmen aus dem Hst. Minden) erhalten und dafür
20
auf das ihm seit Ende April 1647 endgültig zugestandene Hst. Minden verzichten. Geplant
21
war weiter, das Hst. Minden stattdessen dem Hause Braunschweig-Lüneburg zu überlas-
22
sen, welches im Gegenzug auf die Alternation im Hst. Osnabrück, über die sich Ksl. und
23
Schweden am 26. Mai 1647 geeinigt hatten, hätte verzichten sollen. Auf diese Weise wäre
24
das Hst. Osnabrück Wartenberg zum alleinigen Besitz restituiert worden. Offenbar wurde
25
dieser Plan Wartenbergs seit dessen Aufenthalt in Bonn auch von Kf. Ferdinand unter-
26
stützt, denn Landsberg trug die Forderung am 8. Dezember 1647 offiziell im Namen Kur-
27
kölns bei den Ksl. vor ( APW [ III C 2/2, 918] ; vgl. auch Knoch, 168f., 195ff.; Foerster,
28
Ferdinand, 327ff.).
. Möchts ime gern vergönnen, trag aber sorg, der herr chur-
2
fürst

29
Kf. Friedrich Wilhelm I. von Bg. (1620–1688), 1640 Kf. ( Opgenoorth; Duchhardt,
30
Friedrich Wilhelm). Wie Volmar hier bereits richtig vermutete, scheiterte der Tauschplan
31
im Januar 1648 u.a. am Widerstand Kf. Friedrich Wilhelms (vgl. Beilage 2 der Relation
32
vom 9. Januar 1648, d.i. Nr. 78).
werde sich nit darzu verstehen.

3
Morgen wollen wir die protestierenden vor unß erfordern und inen
4
daßienig, waß ihr majestät 14. Octobris bevohlen

33
Text: APW II A 6/2 Nr. 249.
, doch allein per gene-
5
ralia, ne catholicis aliquid praeiudicetur, vorhalten und sehen, waß
6
dorauff vor eine apertur ad reassumptionem erfolgen werde.

7
Der Königsmarkh

34
Hans Christoffer von Königsmarck (1605–1663, 1651 Gf.), seit April 1646 General der
35
schwed. Kavallerie ( SBL XXI, 778–781; Fiedler).
ist nun in 4 oder 5 tag unweit diser statt gelegen, hau-
8
set sehr übel, marchirt heüt fort zum Vrangel

36
Carl Gustaf Wrangel (1613–1676; 1651 Gf.), seit 1646 Feldmarschall, Oberbefehlshaber
37
der schwed. Armee in Deutschland, RR und später Generalgouverneur von Pommern
38
( Losman; Höfer, 51f.; Asmus). Königsmarck hatte sich im März 1647 von der schwed.
39
Hauptarmee Wrangels getrennt und war mit seinen Truppen durch Westfalen gezogen
40
( Knoch, 159–162; Lahrkamp, Streifzug). Die Stadt Osnabrück gewährte ihm im August
41
offene Unterstützung, was von den ksl. Ges. als Bruch der im Hamburger Präliminarver-
42
trag (Hamburg 1641 Dezember 15/25. Text: ST V/2, 501–504) festgesetzten Neutralität
43
der Stadt gerügt wurde ( Steinwascher, 310). Königsmarck brach Mitte November 1647
44
mit seinem Korps auf und vereinigte sich wieder mit der schwed. Hauptarmee Wrangels
45
östlich der Weser zwischen Minden und Hameln ( Höfer, 104–107).
. Man würdt inen kein zeitt
9
lassen müessen, sich zu rinforzirn, sonst möcht übel ärger werden.

10
Die catholischen haben auch ein abschrifft deß letsten Kayserlichen be-
11
velchs vom 2. Novembris

46
Text: APW II A 6 Nr. 266. Volmar hatte bereits frühere Weisungen an Raigersperger und
47
Anethan (Lic. Johann Anethan (1594–1668), 1645–1648 kurtrierischer Sekundarges.; 1629
48
kurtrierischer Kanzler. Zu ihm: Abmeier, 18f.; Lehsten II, 12) übermittelt (vgl. APW II A
49
6/2 Nr. 272).
, vermeinen, dardurch seyen die nechstvor-
12
gehende wider auffgehebt. Hingegen vermeinen die protestantes, alles

[p. 9] [scan. 103]


1
müesse bey voriger abhandlung verbleiben

8
Gemeint sind wahrscheinlich die von den Ges. der prot. Rst. als unstrittig erachteten Teile
9
des *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII; zu *KEIPO4B* vgl. [Nr. 10 Anm. 25] ).
. Aber ich hoff, wans ad trac-
2
tandum komme, so werd es heißen, waß man nit erheben kan, muess man
3
fahren lassen, wie der Churbrandenburgischen

10
Reichsgf. Johann VIII. von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (1601–1657), 1645–1649 Pri-
11
marges. des Kf. von Bg.; vor 1645 GR ( Bauer; Bahl, 568f.; Neugebauer, Klientelpolitik,
12
〈10〉-〈14〉). – Dr. iur. Johann Fromhold (1602–1653), 1645–1648 kurbg. Sekundarges.,
13
seit Januar 1648 zugleich Ges. für Bg.-Kulmbach und -Ansbach; 1637 kurgb. Hof- und
14
Kammergerichtsrat, 1648 GR ( DBE III, 508; Bahl, 479f.). – Fh. Johann Friedrich von
15
Löben (1595–1667, 1642 Fh.), 1645–1649 kurbg. Sekundarges.; 1642 kurbg. GR . Löben
16
verfaßte auf dem WFK ein Diarium ( Walther, 46ff.; 39f.; Bahl, 529f.; zu seinem Diarium
17
vgl. APW III A 1/1, LXX und APW [ III A 3/1, XCVIIf] ). – Lic. Matthäus (von) Wesen-
18
beck (1600–1659), 1645–1649 kurbg. Sekundarges., führte seit November 1645 das Votum
19
für Pommern(-Stettin) imFR und vertrat ab September 1647 auch die Wetterauer Gf.en;
20
1639 kurbg. Kriegs-, Hof- und Kammergerichtsrat ( Kaster / Steinwascher, 250f.; Bahl,
21
618f.). Sayn-Wittgenstein leitete die kurbg. Delegation, Löben und Wesenbeck verhandel-
22
ten in Osnabrück, Fromhold in Münster ( Opgenoorth I, 185). Die angesprochene Rela-
23
tion wurde nicht ermittelt.
relation an ihren herrn
4
lauttet.

5
Der Chursaxische gsandt sagt, sein herr

24
Kf. Johann Georg I. von Sachsen (1585–1656), 1611 Kf. ( NDB X, 525f. , Gotthard,
25
Johann Georg I.).
woll durchauß nit haben, daß
6
man Lothringen abbandonirn soll

26
Gemeint ist die von Frk. verweigerte Restitution des Hg.s von Lothringen. Hg. Karl (III.)
27
IV. von Lothringen (1604–1675, 1624/25–1634 und 1659/1661–1675 Hg. Zu ihm: Crox-
28
ton
/ Tischer, 50–53; Leestmans) war im Pariser Vertrag vom 29. März 1641 (Text:
29
DuMont VI/1, 211f.; vgl. auch Tischer, Diplomatie, 203, 367) gegen die Verpflichtung,
30
keine antifrz. Bündnisse mehr einzugehen, in seine von Frk. zwischen 1631 und 1633 an-
31
nektierten Territorien restituiert worden. Bereits am 28. April 1641 hatte der Hg. jedoch
32
den Vertrag einseitig gekündigt (Text der Protestation: DuMont VI/1, 213f.; Vignal
33
Souleyreau, 324ff.) und sich dem Ks. und Spanien angeschlossen. Der Ks. und Spanien
34
forderten die Zulassung des Hg.s zum Kongreß als Verbündeter Habsburgs und seine Re-
35
stitution, Frk. lehnte seine Einbeziehung in den WFK mit der Begründung ab, daß Karl
36
IV. aufgrund des Pariser Vertrags weder als Rst. noch als ksl. Verbündeter zu behandeln
37
und seine eventuelle Restitution eine ausschließlich frz.-lothringische Angelegenheit sei
38
( Mohr, 284–393; kompakter Überblick: Ruppert, 343ff.).
. Diß wer ein hartte nuss vor die Fran-
7
zosen

39
Die frz. Gesandtschaft bestand zu diesem Zeitpunkt aus Longueville, d’Avaux und Ser-
40
vien. Henri II d’Orléans, duc de Longueville (1595–1663), regierender F. und Gf. von
41
Neuchâtel, 1645–1648 frz. Prinzipalges. ( Guillaume; Croxton / Tischer, 173ff.). –
42
Claude de Mesmes, comte d’Avaux (1595–1650), 1644–1648 frz. Ges. ; 1643 surintendant
43
des finances ( Croxton / Tischer, 21f.; Sonnino, D’Avaux). – Abel Servien (1593–1659),
44
comte de la Roche-des-Aubiers, (ab 1652) marquis de Sablé et Boisdauphin, 1644–1649
45
frz. Ges. ; 1630–1636 secrétaire d’Etat de la Guerre, 1648 ministre d’Etat ( Isolle; Extern-
46
brink
, Servien). Zur frz. Gesandtschaft auf dem WFK vgl. außerdem Tischer, Diploma-
47
tie, 99–180.
.

2

Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 November 20

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1892fol. 172–173, praes. 1647 Dezember 3 =
5
Druckvorlage – Kopie: ebenda fol. 184–185’

28
Diese Kopie müßte nach dem üblichen Umgang der ksl. Ges. mit einkommenden ksl. Wei-
29
sungen in der Korrespondenz Nassaus in Den Haag ( KHA ) liegen und wurde dem Schrift-
30
bild nach auch von einem Sekretär Nassaus angefertigt. Vermutlich wurde sie versehent-
31
lich, zusammen mit der Ausf., nach Osnabrück übersandt.
– Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)
6
fol. 15–16.

7
Vermittlung zwischen den Konfessionsparteien; Verhandlungsziele der Protestanten? An-
8
kündigung der Hauptinstruktion.

9
Kaiserlich-französischer Vorvertrag über die französische Satisfaktion: Ablehnung der clau-
10
sula non addendi; Verweis auf bestehende Weisungen zum kaiserlichen Titel „Landgraf im
11
Elsaß“ (Elsaßtitel), Lothringen und zum Assistenzverbot für Spanien; Pfirt.

12
Auf die Relationen vom 7. und 8. November 1647

32
Lamberg und Krane an Ferdinand III., Osnabrück 1647 November 7. Ausf.: RK FrA
33
Fasz. 53b (1647 XI)fol. 35–35’ – Kopie: Ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1873fol. 6. Beilage
34
[1]: Kf. Johann Georg von Sachsen an Wrangel, Dresden 1647 September 22/Oktober 2.
35
Kopie: RK FrA Fasz. 53bfol. 36–37’; ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1873fol. 7–8 – Nassau und
36
Volmar an Ferdinand III., Münster 1647 November 8 (Text: APW II A 6/2 Nr. 272).
. Wissen eüch darauf
13
vor dißmahl nichts anders zu befehlen alß, nachdem du, Volmar, dich
14
nunmehr ungezweifelt zu Osnabrugg einfinden thuest

37
Volmar war am 14. November 1647 in Osnabrück eingetroffen (vgl. [ Nr. 4] ).
und der conferenz
15
daselbst mit den protestierenden einen anfang gemacht haben wirst, daß
16
du sambt unsern Oßnabrugischen gesandten bey selbiger nit weniger ge-
17
gen den protestierenden alß gegen den catholischen zu thuen, wie newlich
18
erinnert, dich also comportierest

38
Sich comportieren = sich verhalten ( Jones, 223). – Vgl. die Weisung an Volmar zur Teil-
39
nahme
an den Verhandlungen in Osnabrück (APW II A 6/2 Nr. 266) und die Weisung vom
40
16. November 1647 (vgl. [Nr. 1 Anm. 5] ).
, damit sie sich zu der conferenz desto
19
williger bezeügen und darinnen zu schiedtlichen mitteln umb sovil mehr
20
bewegen lassen. Und dieweilen wir auch vermerckhen, dz die catho-
21
lischen auch darumb so stuzig, dieweil sie gar kein wissenschafft haben,
22
ob und was dan die protestierenden ihrerseits wollen fallen [lassen] und
23
wie weit sie

26
23 zu weichen gesonnen] Im Konzept nur weichen.
zu weichen gesonnen, also wirdt der sachen sehr befürderlich
24

27
24–25 entlichen] In der Kopie erstlichen.
sein, wan ihr auch der protestierenden intention über ein und anders ent-
25
lichen penetrieret.

[p. 11] [scan. 105]


1
Underdessen seindt wir noch immerzue in völliger deliberation über der
2
catholischen ständen bedenckhen

26
Erstes kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
begriffen, werden auch damit negster
3
tagen fertig werden und eüch unsere resolution darüber unverzüglich zu-
4
kommen lassen

27
Vgl. [ Nr. 29] .
.

5
Waß aber die Franzößische handlung betrifft, da wist ihr eüch vorhin
6
guetermassen zu bescheiden, welchergestalt die Franzosen, ungehindert
7
man mit ihnen noch in Septembri negstverwichenen jahrs beraits ge-
8
schlossen gehabt

28
Bezug auf die ksl.-frz. Satisfaktionsartikel vom 13. September 1646 (Text: Repgen, Satis-
29
faktionsartikel, 204–213).
, dannoch sub praetextu deß noch ermanglenden schlus-
9
ses mit Schweden und den protestirenden die waffen wider uns einen
10
weeg als den andern gefüehrt, darüber dz hochschädtliche armistitium
11
zu Ulm practiciert, auch vermitels deßen mehrere orth undt plätz im
12
Reich erlangt, als sie zuvor gehabt und vielleicht mit gewalt nicht also-
13
baldt hetten erlangen können

30
Am 4./14. März 1647 hatten Frk., Schweden und Hessen-Kassel mit Kurköln und Kur-
31
bayern den Ulmer Waffenstillstand geschlossen (Text des schwed. Instruments: Londorp
32
VI, 186–191; DuMont VI/1, 380–384; ST VI/1, 58–76. Text des frz. Instruments: ST
33
VI/1, 82–90; Immler, Kurfürst, 507–517). Darin überließ Kurbayern den Franzosen die
34
Festung Heilbronn (Art. IX), den Schweden die Festungen Überlingen und Memmingen
35
(Art. III). Begünstigt durch den Wegfall der kurbay. Armee verwüsteten frz. Truppen im
36
April 1647 Hessen-Darmstadt, hessen-kasselische Truppen eroberten am 4. Juli 1647 die
37
bedeutende hessen-darmstädtische Festung Rheinfels ( Demandt, Hessen, 260), Königs-
38
marck nahm in Westfalen Vechta, Fürstenau und Wiedenbrück, Kurmainz ging am
39
9. Mai 1647 unter massivem frz. Druck einen Neutralitätsvertrag ein (Text: DuMont
40
VI/1, 394f.). Die schwed. Truppen unter Wrangel stießen über Franken nach Böhmen
41
vor, wo sie am 17. Juli 1647 die Festung Eger/Cheb eroberten ( Heilmann, 728f.).
, werden auch kein einige occasion vorbey-
14
gehen lassen, darinnen sie, wans anders in ihrer macht stehen wirdt, nicht
15
allerhandt machinationes wider unß

25
15 anstifften] In der Kopie außstifften.
anstifften und zu werckh sezen wer-
16
den, daß wir dahero nit sehen, warumb wir eine solche bedenckhliche
17
clausul, wie in pröemio gesezt, „absque ulla facultate addendi, demendi,
18
mutandive“, anzuenehmen hetten

42
Bezug auf die Präambel des ksl.-frz. Vorvertrags über die frz. Satisfaktion vom 11./14.
43
November 1647 (zum Vorvertrag vgl. [Nr. 13 Anm. 1] ; Text hier: Meiern V, 161 vorletzter
44
Absatz). Zu dieser „ Ne-Varietur-Klausel“ vgl. Repgen, Hauptprobleme, 433.
, wollet dahero eüch in dise und der-
19
gleichen clausuln nit einlassen, sonder es bey deriehnigen clausul verblei-
20
ben lassen, die anderemahl dem proiect beygesezt gewesen („Quod si
21
praeter spem tractatus universalis ad conclusionem perduci nequeat,
22
quaecunque hactenus ab utraque parte amore pacis oblata, dicta aut facta
23
sunt, pro non oblatis, non dictis, non factis haberi debent“)

45
Bezug auf den jüngsten ksl. Textvorschlag für den frz. Satisfaktionsartikel,s.l. [vor 1647
46
November 11] ( APW II A 6/2 Nr. 273 Beilage 5). Vgl. auch die Weisung vom 27. Novem-
47
ber 1647 ( [Nr. 13 bei Anm. 3] ).
, und eüch
24
sowohl wegen der von denen Franzößischen gesandten gesuechter abdi-

[p. 12] [scan. 106]


1
cation tituli Alsatiae etc.

10
Bezug auf die Klausel Titulis et insignibus utriusque Alsatiae, Suntgoviae, Ferretis qua-
11
rumque ditionum mentio superius facta est, Christianissimus rex solus uti possit im frz.
12
Textvorschlag für den frz. Satisfaktionsartikel vom 7. November 1647 (APW II A 6/2 Nr.
13
273 Beilage 1; Text hier: RK FrA Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 118). Die Forderung an das
14
Haus Habsburg, den Titel „Landgraf im Elsaß“ zukünftig nicht mehr zu verwenden,
15
wurde von den frz. Ges. kurze Zeit später wiederholt (s. Nr. 27 Beilage [3]). – Das Haus
16
Habsburg hatte um 1130 im Oberelsaß den Titel des Lgf.en im Elsaß angenommen, unter
17
dem es dort territorialherrliche Rechte ausübte ( Overmann, 91). Der Ks. erhob den An-
18
spruch
, den Lgf.entitel trotz der elsässischen Abtretungen weiter zu führen.
alß auch deß herzogs zu Lottringen liebden
2
restitution,

8
2 auch – hilfe] Am Rand von Ferdinand III. eigh. ergänzt.
auch der praetendirten renunciation der Spanischen hilfe hal-
3
ber

19
Gemeint ist die frz. Forderung, daß der Ks. der span. Linie des Hauses Habsburg nach
20
Friedensschluß weder als Röm. Ks. noch als Rst. Unterstützung leisten dürfe (Assistenzver-
21
bot) (vgl. zuletzt APW II A 6 Nr. 273 Beilage 2).
[an] ewerer von unß habender, gemessenem instruction und be-
4
felchs halten, und demselben nochmahls bestendig nachsezen, wie wirs
5
dan auch wegen der graffschafft Pfierdt

22
Gft. Pfirt/Ferrette im Oberelsaß, Lehen des Hst.s Basel, seit 1324 in habsburgischem Be-
23
sitz (zu den Besitzverhältnissen vgl. Stein, 36, 290; zum Anfall an das Haus Habsburg
24
vgl. APW [ II A 4 Nr. 108 Anm. 18] ). Die Gft. Pfirt war seit Juli 1647 Bestandteil der frz.
25
Satisfaktionsforderungen (vgl. APW II A 6 Nr. 178 Beilage C). Im vorliegenden Fall be-
26
zieht sich Ferdinand III. auf die jüngste frz. Forderung nach Abtretung der Gft. in dem
27
frz. Textvorschlag für den Satisfaktionsartikel vom 7. November 1647 (wie Anm. 11; Text
28
hier: RK FrA Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 116’).
bey ewer erklerung

29
Gemeint sind die Ausführungen der ksl. Ges. ggb. den Mediatoren am 7. November 1647
30
(vgl. APW II A 6/2 Nr. 272). Das Hst. Basel protestierte als Lehensherr gegen die Abtretung
31
der Gft., auch das Reichsbedenken vom 25. September 1647 ( ebenda Nr. 241 Beilage B)
32
sprach sich dafür aus, dem Hst. die Lehnshoheit über Pfirt zu erhalten ( Overmann, 109,
33
115; Scherlen / Ellerbach III, 471, 483f.). – Die Mediatoren auf dem WFK waren: Fabio
34
Chigi (1599–1667), 1644–1649 Mediator für die Verhandlungen Frk.s mit dem Ks. und
35
Spanien in Münster; 1639–1651 päpstlicher Nuntius in Köln ( DBI II, 205–215; Bücker;
36
Repgen, Friedensvermittlung; Rodén, 133–138; Koller; Edition seiner Instruktion:
37
Repgen, Instruktion, 476–486). Chigi verfaßte während des WFK ein Diarium (Text:
38
APW III C 1/1) – Alvise Contarini (1597–1651), 1643–1649 venezianischer Mediator für
39
die Verhandlungen Frk.s mit dem Ks. und Spanien in Münster; 1624–1641 ordentlicher
40
und ao. Botschafter Venedigs in Den Haag, London, Paris, Rom und Konstantinopel
41
( DBI XXVIII, 82–91; Haller; Repgen, Friedensvermittlung, Roeck, Venedigs Rolle).
42
Seine Schlußrelation ist ediert bei Firpo, 963–1036.
, bevorab,
6
weil solche der gesambten catholischen stende ubergebenen bedenckhen
7

9
7 gemeß – bewenden] Fehlt in der Kopie.
gemeß ist

43
Das erste Ga. der kath. Rst. vom 7. Oktober 1647 (hierfol. 83) verweist in der Sache auf
44
das Reichsbedenken vom 25. September 1647 (zu dessen Inhalt vgl. Anm. 14).
, allerdings bewenden lassen.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1647 November 21

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 15–19’, 26–26’; PSfol. 20–22’

36
In die Weisung ist irrtümlich das öst. Protokoll der Konferenz kath. Rst. vom 14. Novem-
37
ber 1647 ( [Nr. 2 Beilage [1]] ) eingelegt.
= Druckvor-
5
lage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1882fol.
6
54–56’ (ohne PS).

7
Konferenz mit Gesandten der protestantischen Reichsstände über den Verhandlungsmodus
8
(1647 XI 19, 20): Unmöglichkeit direkter reichsständischer Verhandlungen unter kaiserlicher
9
Vermittlung. Beeinträchtigung der eigenen Verhandlungsposition durch die Kenntnis der
10
Protestanten von kurbayerischer Haltung, Unklarheit über den Informanten. Bemühung
11
um Einbeziehung aller katholischen Reichsstände in den Frieden, Furcht vor protestantischer
12
Forderung nach kaiserlichem Vorgriff.

13
Ankündigung der Annotationes Lambergs und Kranes zum ersten katholischen Gutachten
14
vom 7. Oktober 1647.

15
Ausbleiben der katholischen Gesandten; angebliche Rückkehr Wartenbergs nach Münster.
16
Zurückweisung kurbayerischer Vorwürfe, der Kaiser und Spanien würden die Verhandlun-
17
gen verzögern; Entschuldigung Ernsts.

18
[PS] Ankunft Ernsts in Osnabrück.

19
PS Konferenz mit den schwedischen Gesandten (1647 XI 21): Einigung auf den vorgeschla-
20
genen Verhandlungsmodus; keine Verhandlungen über Sachfragen ohne Anwesenheit der
21
katholischen Gesandten.

22
Verweis auf die Relation vom 18. November 1647 (Nr. 2). Hierauff wir
23
ermelte protestirende sämbtlich vorgestern, den 19. huius, zue unß erfor-
24
dert und ihnen daßienig mündtlich vorgehalten, waß in beyliegendem ex-
25
tractu protocolli verzeignet ist. Wir haben auch dieienige particulariteten
26
dern noch streittiger puncten, so in Ewer Kayserlicher Mayestätt befehlch
27
angeregt sein

38
Bezug auf die Weisung vom 14. Oktober 1647 (Text: APW II A 6/2 Nr. 249). Als strittige
39
Punkte, in denen die prot. Rst. ihre aus ksl. Sicht überzogenen Forderungen überdenken
40
sollten, wurden dort exemplarisch genannt: 1.) die paritätische Besetzung der Ratsstellen in
41
den gemischtkonfessionellen Reichsstädten; 2.) die Autonomie der Mediatstände und Un-
42
tertanen, bes. im Hst. Hildesheim; 3.) die 15-jährige Auswanderungsfrist für fremdkonfes-
43
sionelle Untertanen.
, darumb ubergangen, auff daß sie nit darauß ein conse-
28
quentz zu machen, alß hetten wir das ubrig alles für bekand hin- und
29
nachgeben, und die catholische darüber desto mehr zu clagen ursach er-
30
greiffen mogten.

31
Gleichwie wir aber zuvor erwehnung gethan

44
Bezug auf die Relation vom 18. November 1647 ( [Nr. 2] ).
, daß sie die vorgeschlagene
32
conferenz erst auff den fall, mit denen Schwedischen ie nit zurecht-
33
zukommen sein würde, gemeinen mögten, also haben sie es auch in ihrer
34
gestriges tags angebrachter und dem protocoll einverleibter anthwortt
35
deutlich erclehrt, daß nemblich ihre meinung seie, wir solten die tractatus

[p. 14] [scan. 108]


1
ohne umbschweiff mit den Schweden selbst reassumirn, wan aber darbey
2
in denen bißher bestrittenen puncten angestanden werden sölte, so wölten
3
sie alßdan das ihrig dabey

33
3 thuen] Im Konzept ze thuen.
thuen und mit denen catholischen sich zu ver-
4
gleichen nit laßen zuwieder sein. Ist also auff ein solche conferentz, wie in
5
der churfürstlichen durchllaucht in Bayrn beyden schreiben vom 22. und
6
27. Octobris praesupponirt wirdt

35
Text: APW II A 6 Nr. 260 Beilage B und Nr. 266 Beilage A. Kf. Maximilian hatte eine
36
Einigung zwischen dem Ks. und den Rst. beider Konfessionen (d.h. unter Ausschluß der
37
Kronen) vorgeschlagen, bei der sich auf kath. Seite nur die principalsten Stände, um deren
38
Friedensbereitschaft man wisse, beteiligen sollten. Den ksl. Ges. sollte bei diesen Verhand-
39
lungen aufgrund ihrer authoritet eine zentrale Rolle zukommen.
, einig fundament nit zu machen, sön-
7
derlich nachdem die protestirende auß dem ersten diese und andere mehr
8
praesupposita, intentiones und resolutiones ihrer durchllaucht gnugsamb
9

34
9 erlernet] Korrigiert aus dem Konzept. In der Druckvorlage erclehrt.
erlernet haben. Derentwegen wir unß nottwendig auff die immediat-
10
handtlung mit denen Schwedischen selbst weisen laßen müßen und dahin
11
zu sehen haben werden, daß wir bey einem oder andern passu der catho-
12
lischen eingebrachte erinnerungen

40
Bezug auf das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
so gutt immer möglich verfechten,
13
darüber mit denienigen catholischen, so ahn der handt sein, communicirn
14
und, so gutt es bey diesem beschwehrlichen zustandt sein kan, hindurch-
15
fahrn thue.

16
Wir haben biß daher nit erfahrn konnen, durch waß mittl die protesti-
17
rende solch Churbayrisches schreiben zur handt gebracht, so sie nit nur
18
per extractum, wie daß Ewer Kayserlicher Majestätt ahn unß abgangenem
19
befehlich beyligt, sondern mit völligem inhalt, wie das originaliter ahn
20
Ewer Mayestätt außgefertiget worden, expracticirt haben. Besorgen unß,
21
sie werden auch das andere vom 27. Octobris eben durch dergleichen
22
weeg wie das vorig bekommen

41
Am 4. Dezember 1647 erhielten die ksl. Ges. die Information, daß die schwed. Ges. in der
42
Tat das kurbay. Schreiben vom 27. Oktober 1647 erhalten hatten (vgl. [Nr. 27 bei Anm. 11] ).
, wardurch diese tractaten ex parte catho-
23
licorum ie mehr und mehr schwehrer und nachtheilig gemacht würden.

24
Nachdem dan Ewer Kayserliche Mayestätt in dero vom 30. Octobris ahn
25
herrn graffen von Nassaw und mich, Volmarn, abgangenem und hieher
26
communicirten befehlich

44
Text: APW II A 6 Nr. 263. Vgl. auch [ Nr. 8.]
gnädigste anregung thuen, wir unß keineswegs
27
heraußzulaßen, daß Ewer Mayestätt [„]gneigt oder bewogen werden
28
mögten, mit einwilligung nur ethlichen catholischen ständen, obschon
29
dieselbe ethwo mächtiger alß die ubrig sein mögten, mit der cron Schwe-
30
den einen frieden zu schließen und die andern in gfahr des kriegs zu
31
laßen[„]; sodan, daß wir ein gesambtguttachten uber der catholischen be-
32
dencken einschicken solten, da haben wir unß zwar biß dato dergleichen

[p. 15] [scan. 109]


1
außschließung ein oder andern catholischen standts nichts vernehmen
2
laßen, werden unß deßen auch woll inskünfftig hütten. Dieweilen aber
3
die protestirende wißen, daß Ewer Kayserlicher Majestätt in vorberühr-
4
tem schreiben von ihr churfürstlicher durchlaucht eingerathen worden,
5
wan theills catholische ihre bey den consultationibus instrumenti pacis
6
vorgebrachte conditiones auch dies ortts behaubten und sich also die
7
gantze handtlung zum völlichen bruch ansehen laßen wolte, daß alßdan
8
Ewer Mayestätt vorgreiffen etc.

31
Bezug auf das Schreiben Kf. Maximilians vom 22. Oktober 1647 (wie [Anm. 4] ).
, so werden sie sich ahn unßere declara-
9
tiones wenig kehren, sondern vielmehr darauff tringen, daß sothanem

32
Sothan = so beschaffen, solch (vgl. Grimm XVI, 1817f).

10
vorschlag nachgegangen werde, so wir auch, wans endtlich auff einen
11
solchen stutz

33
Aufenthalt, Hemmung, Anstoß (im Sinne von „Widerstand“) (vgl. Grimm XX, 736).
kommen solt, Ewer Kayserlicher Mayestätt, zufolg deren
12
letztern befehlichs vom 2. dies

34
Text: APW II A 6 Nr. 266.
, so tags, so nachts underthenigist zu
13
referirn nit underlaßen wöllen.

14
Betreffendt aber die ertheilung unßers gehorsamsten guttachtens, sinte-
15
mahlen Ewer Kayserlicher Mayestätt von Münster auß unterm dato 8.
16
dießs, waß bey der catholischen bedencken zu erinnern furgefallen, auch
17
die darüber mit ihnen angestelte conferenz mit sich gebracht, zu thuen
18
oder nit zu thuen sein mögte, mit umbständen allerunderthenigst uber-
19
schrieben worden

35
Bezug auf die Notanda Volmars zum ersten kath. Ga. vom 7. Oktober 1647,s.l. [vor 1647
36
November 8]. Text: APW II A 6 Nr. 272 Beilage [1].
,

28
19–21 so – einzuschicken] Korrektur im Konzept. Ursprünglich hieß es so lassens wir, der
29
graf von Lamberg und Crane, unserstheils darbei bewenden und wissen ein mehrers nit
30
einzerathen.
so sein wir, der graff von Lamberg und Crane, zu-
20
gleich in auffsatz begrieffen, unßere gehorsamste gedancken negster tagen
21
einzuschicken

37
Vgl. das Schreiben vom 28. November 1647 ( [Nr. 17] ).

22
Von denen catholischen ständen ist auff dato noch niemandt, und sogar
23
der Churbayrischer deputatus

38
Dr. iur. Johann Ernst (1604–1667), 1645–1649 kurbay. Sekundarges., führte ab Januar
39
1646 das hgl. bay. Votum imFR Osnabrück; 1635 kurbay. Hofrat ( Biographisches
40
Repertorium E, 448f; Immler, Kurfürst, 19f).
selbst, nit ankommen. Wir vernehmen
24
aber von dem hiesigem officialen

41
Gemeint ist Dr. phil. Dr. theol. Lic. iur. Johann Bischopinck (1613–1667), 1644–1649 Ges.
42
für das Hst. Osnabrück, führte auch die Voten für die Hst.e Eichstätt, Augsburg, Regens-
43
burg und die Fürstpropstei Ellwangen; Offizial von Fbf. Wartenberg in Osnabrück ( Gatz,
44
Bischöfe I, 31).
, daß ihr fürstliche gnaden, herr
25
bischoff zu Oßnabrück, angestern zu Münster anlangen söllen

45
Wartenberg kehrte erst am 25. November 1647 nach Münster zurück (vgl. [Nr. 12] ).
und auff
26
sein ankunfft die deputation alßbaldt ihren vortgang erreichen werde.
27
Derentwegen wir bey reassumption der tractaten in denen principal-

[p. 16] [scan. 110]


1
puncten noch umb soviel etwaß hinderhältich

27
Hier im Sinne von „zurückhaltend“ (vgl. Grimm X, 1506).
werden gehen müßen,
2
weil ia alle handtlung vergebens, wan gar kein catholischer verhanden,
3
so darin consentirn wölt.

4
Wir sollen auch unangeregt nit laßen, nachdem in ihrer churfürstlichen
5
durchllaucht zu Bayrn schreiben von 27. passato meldung beschicht, alß
6
ob wir unß sölten erclehrt haben, mit reassumption dieser tractaten so
7
lang einzuhalten, biß Ewer Kayserlicher Mayestätt gnädigste resolution
8
uber der catholischen bedencken einkommen wehre, item die Spanische

28
Spanien wurde zu dieser Zeit vertreten durch: Gaspar de Bracamonte y Guzmán, conde de
29
Peñaranda (ca. 1596–1676), 1645–1648 span. Prinzipalges.; 1642 consejero de la Cámara de
30
Castilla, 1648 consejero de Estado ( Poelhekke, Penaranda; Rohrschneider, Nachlaß,
31
179ff; Pernot, 351; Rohrschneider, Frieden, 137–145). – Dr. iur. Antoine Brun (1599–
32
1654), 1645–1649 span. Ges. ; 1642 conseiller im Conseil suprême von Flandern und Bur-
33
gund
in Madrid ( Truchis de Varennes; Rohrschneider, Frieden, 153–159).

9
keinen frieden mehr begehrten, sondern die Frantzosen unnd Teutschen
10
nur zu ludificirn gemeindt wehrn, daß ihr durchlaucht in beyden diesen
11
passibus sehr ungleich und ubel informirt worden, dan Ewer Kayserliche
12
Majestätt werden auß des graffen von Naßaw und mein, Volmars, vom
13
11. Octobris biß uff den 12. dießs eingeschickten gehorsamsten relationi-
14
bus et protocollis

34
Vgl. die Relationen aus Münster vom 11., 15., 18., 22., 25., 29., 31. Oktober und vom 4./5.,
35
8., und 12. November 1647 ( APW II A 6 Nr. 248, 251, 255, 257, 262, 264, 270, 272, 273,
36
sowie Nassau und Volmar an Ferdinand III., Münster 1647 Oktober 25. Ausf.: RK FrA
37
Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 35, PSfol. 38–39 [= eigh. Ausf. Nassaus] – Kopie: KHA A 4
38
Nr. 1628/44 unfol. – Kopie des PS: RK FrA Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 36–37 – Konzept:
39
ebenda Fasz. 92 XII nr. 1854fol. 603).
vielmehr das contrarium allergnädigst angehört und
15
vernohmen haben, daß wir auff der catholischen zumuthen unß rundt
16
entschüldigt, daß wir so lang zuzuwahrten nit veranthwortten könten.
17
Wie es dan der effectus selbst weiset, indem ich, Volmar, mich nuhn 8
18
tage alhier befinde und die mora nit ahn unß, sondern ahn denen sambt-
19
lichen catholischen bestehen thuet. So hat sich auch wegen des anzugs
20
auff die Spanischen der Churbayrischen deputatus, Dr. Ernst, gegen mir,
21
Volmarn,

26
21 mit eigner handt] Im Konzept schrifftlich mit aigner handt.
mit eigner handt entschuldigt mit diesen formalibus: „Waß von
22
dem schlechten hergang der Spanischen tractaten mit Franckreich und
23
Hollandt, ingleichen, daß die Spanische nach der reconiunction ihrer
24
churfürstlichen durchllaucht mit Kayserlicher majestätt waffen

40
Bezug auf den Rekonjunktionsrezeß („Pilsener Vertrag“) zwischen dem Ks. und Kurbay-
41
ern vom 7. September 1647 (Text: Dokumente I/3 Nr. 346; vgl. auch Ruppert, 313ff;
42
Kapser, 49–54; Albrecht, Maximilian I., 1073ff). Der Vertrag wurde am 23. September
43
1647 ergänzt (Text: Aretin, Nr. 23, 227–239) und am 29. September 1647 in eine neue
44
Fassung gebracht (Text: Dudík, 262–268), welche am 12. und 17. Oktober 1647 in Prag
45
bzw. München ratifiziert wurde.
sich dif-
25
ficiliores erzeigen sollen, zu ende gemeldet wirdt, ist von mir allein rela-

[p. 17] [scan. 111]


1
tive, aber nit affirmative geschrieben und außtrücklich annectirt worden,
2
waßgestalten die mediatores denen Spanischen zeugnuß geben, daß ihnen
3
hierinnen unrecht geschehe“

30
Das Schreiben wurde nicht ermittelt.
. Wir befinden zwar solchen berümbten an-
4
hang in der abschrifft seiner relation, so dem churfürstlichen schreiben
5
beygelegt ist

31
Bezug auf die Relation Ernsts vom 18. Oktober 1647 (APW II A 6 Nr. 266 Beilage [1] zu
32
Beilage A).
, nit.

6
[PS]

33
Eigh. Zusatz Lambergs auf der letzten Seite der Relation (fol. 26’).
Der Churbayerische abgesander Dr. Ernst ist alberait hier ankho-
7
men.

8
PS

34
Vgl. zum Folgenden auch das Protokoll über die Konferenz zwischen den ksl. und schwed.
35
Ges. in APW [ III C 2, 907 Z. 40 – 909 Z. 3.]
Heudt haben unß die königlich Schwedischen gesandten heimbge-
9
sucht, sich waß wenig in complimentis auffgehalten und darnach vermel-
10
det, daß sie theills von unß selbst, theills von denen protestirenden stän-
11
den verstanden, gestalt wir nach reassumption der tractaten verlangten,
12
damit der liebe friede möge befördert und diese handtlung zum schluß
13
gebragt werden. Seie ihnen solches zu vernehmen angenehmb und lieb
14
gewest, verlangten auch ihrstheills zu solcher reassumption. Allein würde
15
nöttich sein, die sach also anzugreiffen, damit mit mehrer siecherheit, alß
16
bißhero zu verspührn gewest, darbey möge verfahrn werden. Man habe
17
gesehen, wie die catholische stände sich understanden, daßienig, waß ein-
18
mal zwischen unß in puncto gravaminum vergliechen gewest, wieder in
19
unnöttigen disputat zu ziehen

36
Anspielung auf das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647, das zentrale Zugeständnisse, die
37
die Ksl. im KEIPO4A und mit ausdrücklicher Zustimmung der kath. Rst. in der End-
38
lichen Erklärung vom 30. November 1646 ( APW [ II A 5 Nr. 148 Beilage [C])] gemacht
39
hatten, ablehnte. Dazu gehörten bspw. die dauerhafte Überlassung von Kirchengut an
40
die Protestanten (vgl. auch [Nr. 29 Anm. 223] ) und der Grundsatz der Parität zwischen
41
den Konfessionsparteien (vgl. [Nr. 17 Anm. 56] ; außerdem Dickmann, 417; Ruppert, 318;
42
Schneider, 382f).
. Seie ihne bedencklich, solchergestalt
20
fortahn zu tractirn. Dahero sie bey dieser gelegenheit ahnlaß nehmen
21
wöllen, mit unß hierauß zue reden, waß wir ethwo vermeinen, wie der-
22
gleichen gefahr entgangen und die handtlung also angegrieffen werden
23
mögte,

28
23 damit – würde] Fehlt in der Kopie.
damit man beyderseits deßen, waß abgehandtlet würde, gnugsamb
24
könne versiechert sein.

25
Wir haben nach gebührender dancksagung für beschehene heimbsuchung
26
geanthworttet, daß nit ohne, daß die catholische stände

29
26 w[i]der] In der Druckvorlage wieder.
w[i]der ethliche in
27
proiecto pacis

43
Wahrscheinlich *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII; zu *KEIPO4B* vgl. Nr. 10 Anm.
44
25).
eingebrachte sachen ihre beschwehrnuß eingeführt, da-

[p. 18] [scan. 112]


1
hero Ewer Mayestätt eben selbigen ursach halber, damit nemblich waß
2
bestendigs abgehandtlet und beschloßen werden möge, das beste mittl
3
zu sein erachtet, weilen ethliche von denen protestirenden ständen von
4
anstellung einer conferenz zwischen denen catholischen unnd protesti-
5
renden ständen einen vorschlag gethan, solchen vorschlag ahn handt zu
6
nehmen und nachzugehen, zu welchem ende man denen catholischen
7
ständen zu Münster wegen einiger deputation anhero zugesprochen,
8
auch so viel erhalten worden, daß zu verhoffen, es werden selbige stände
9
insgesambt ehister tagen anherokommen. Weilen man nuhn gestriges tags
10
von denen protestirenden verstanden , daß dern meinung dahin gehe,
11
daß die conferentiae nit zwischen den ständen, sondern immediate zwi-
12
schen denen Kayserlichen und königlich Schwedischen zu reassumirn
13
und, wan dieselbe in ein oder andern nit vortkommen konten, die sach
14
alßdan ahn die stände zu bringen, so wolten wir unß solchen vorschlag
15
zwar auch gehrn bequemen, allein würde gleichwoll nöttig sein, beyder
16
religion stände zur handt zu haben, damit in fürfallenden streittigkeitten
17
mit ein oder andern theill der notturfft nach möge communicirt und
18
iedesmahls, waß also mit vorwißen und belieben der stände abgehandtlet
19
würde, in einen richtigen unveränderlichen schluß gebracht werden. Wir
20
hetten so viel nachrichtung von Münster, daß die catholische stände noch
21
diese wochen alhie einkommen und dern ethliche noch heudt von dortten
22
würden auffbrechen, seie also noch umb ein par tage zu thuen, daß sel-
23
bige stände herzukommen, in dern gegenwahrt die handtlung alßdan mit
24
rechtschaffenen fundament und nachtrück würde ahn handt genohmen
25
werden konnen. Versehen unß, die Schwedische gesandte werden gehrn
26
biß zu dern ankumbst in geduldt stehen wöllen, und würden wir unß
27
alßdan bey denselben angeben und die handtlung ahn handt nehmen.
28
Waß wir nuhn zu dern beförderung und einrichtung des gantzen wercks
29
würden mit beytragen oder thuen können, da würden wir ahn embzigen
30
sorgfahlt und schuldigen fleiß nichts erwinden laßen.

31
Sueci sein mit unßer erclehrung woll zufrieden gewest, vermeinen selbst,
32
das kein beßers mittl seie, auß dem werck zu kommen, alß eben auff sel-
33
bigen schlag, wolten also der catholischen stände anherokombst erwahr-
34
ten. Haben zwar auch einen anwurff gethan, daß sie gehrn von unß ein
35
designation derienigen puncten, worin man noch different seie, haben
36
mögten, wir haben aber solchen anwurff glimpfflich divertirt mit vermel-
37
den, daß zu nechster beykumbst davon würde zu reden sein. Sein darauf
38
von unß abgeschieden.

[p. 19] [scan. 113]


1
Beilage [1] zu Nr. 6

2
Protokoll, Osnabrück 1647 November 19, 20

30
Am 22. November 1647 überschickte Wolkenstein ein inhaltlich ähnliches Protokoll an den
31
Ks.hof (Wolkenstein an Ferdinand III., Münster 1647 November 22. Kopie: RK FrA Fasz.
32
53b (1647 XI),fol. 43–43’. Beilage [1]: Protokoll, 1647 November 19, 20. Kopie: ebenda
33
fol. 44–45). – Reichsgf. Georg Ulrich von Wolkenstein-Rodenegg (um 1584–1663; 1630
34
Reichsgf.), 1645–1649 öst. Primarges. und Direktor desFR Münster; 1629 RHR ( Schwarz,
35
387f).
. Kopie: RK FrA Fasz. 54a (1647 X-XII)fol.
3
159–161

36
Das Protokoll liegt irrtümlich der Relation Nassaus vom 19. November 1647 bei (Nassau
37
an Ferdinand III., Münster 1647 November 19. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–
38
XII)fol. 155, PSfol. 156–156’ – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.).
; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Druck: APW III C 2, 904 Z. 28 – 907 Z. 24.

4
19. November 1647. Gemäß der Weisung vom 14. Oktober 1647 referieren die kaiserlichen
5
Gesandten den protestantischen Reichsständen den unbedingten Friedenswillen und die Frie-
6
densbemühungen des Kaisers, der die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen den
7
Konfessionsparteien befürworte. Die kaiserlichen Gesandten sollen zwischen den Parteien
8
vermitteln. Die Protestanten werden aufgefordert, sich kompromißbereit zu zeigen.

9
20. November 1647. Die Gesandten der protestantischen Reichsstände antworten auf den
10
gestrigen Vortrag der Kaiserlichen, daß sie keine Schuld an der Verzögerung der Verhand-
11
lungen tragen. Kaiserliche und Schweden sollten die Verhandlungen führen und sich über die
12
noch strittigen Punkte einigen; erst wenn in einem Punkt keine Einigung möglich sei, sollten
13
die Reichsstände den Streitpunkt untereinander vergleichen. Bei den bereits verglichenen
14
Punkten solle es bleiben. Die Kaiserlichen werben um Verständnis für das verspätete Ein-
15
treffen der Gesandten der katholischen Reichsstände und kündigen an, die Verhandlungen
16
mit den Schweden schnellstmöglich aufzunehmen.

17
–/ 7/–

18

Volmar an Trauttmansdorff


19
Osnabrück 1647 November 21

20
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N 81 unfol.

21
Haltung am Innsbrucker Hof zur Zession des Elsaß. Gerüchte am kurbayerischen Hof über
22
Abreise Volmars vom Kongreß. Ankunft Ernsts in Osnabrück, Hoffnung auf baldiges Ein-
23
treffen der übrigen katholischen Gesandten; Notwendigkeit der Verhandlungsführung mit
24
Schweden; Eindruck allgemeiner Friedensbereitschaft; Klage über Beeinträchtigung der eige-
25
nen Verhandlungsposition durch Kenntnis der Protestanten von kurbayerischer Haltung.
26
Freude über Ergebnis der Mission Kurz’ am kursächsischen Hof. Oldenburgische Exemtion.
27
Habsburgische Hausangelegenheiten.

28
Rezepisse auf zwei Schreiben vom 6. und 9. November 1647

39
Nicht zu ermitteln.
: Kein Wider-
29
spruch
Erzherzog Ferdinand Karls

40
Ehg. Ferdinand Karl von Tirol (1628–1662), 1632 Ehg. Bis zu seiner Mündigkeit im Jahre
41
1646 führte seine Mutter Ehg.in Claudia von Medici (1604–1648; 1632–1646 Regentin)
42
die Regentschaft in Tirol und Vorderöst. ( Hamann, 116f).
gegen die Abtretung des Elsaß an

[p. 20] [scan. 114]


1
Frankreich, Verhalten Bienners

26
Wilhelm Bienner (1590–1651), 1630 RHR , später Hofkanzler in Innsbruck, schließlich ge-
27
stürzt und zum Tode verurteilt ( DBE I, 522). Bienner und Volmar waren verfeindet (vgl.
28
Wandruszka).
. Daß man zu München sich imaginirt, ich
2
woll an Kayserlichen hof raisen, und solches improbirt, waiß ich nit, wo-
3
her es kombt, denn dergleichen von mir niemalen gesagt worden. Hab
4
auch dem Dr. Ernsten selbst gesagt, wie es mit meiner abforderung be-
5
schaffen und daß ihre majestät mich noch nit erlassen wolten

29
Volmar hatte den Ks. am 18. Oktober 1647 um seine Entlassung aus dem Gesandtschafts-
30
dienst gebeten (vgl. APW II A 6 Nr. 253). Auf eine diesbezügliche Nachfrage hin hatte der
31
Ks. Kf. Maximilian von Bayern jedoch bereits am 8. November 1647 darüber in Kenntnis
32
gesetzt, daß er Volmar nicht abberufen werde, sondern ihm die Teilnahme an den Ver-
33
handlungen in Osnabrück befohlen habe (vgl. ebenda Nr. 271 Beilagen A und B).
. Zu ver-
6
wundern aber ists, daß ich anietzt daselbst so guett worden pin, da man
7
doch hievor vermeint, ihre Kayserliche majestät thuen ein peccatum mor-
8
tale, daß sie mich nit also gleich propter duo aut tria verba grammatica
9
cum ignominia abschaffen wollen

34
Volmar hatte mit seinem Verhalten in der Vergangenheit einige Male Unzufriedenheit auf
35
rst. bzw. ksl. Seite hervorgerufen, bspw. in den Verhandlungen über die pfälzische Restitu-
36
tion (vgl. APW [ II A 3 Nr. 32] ) oder die Entschädigung für Kurbg. (vgl. APW [ II A 5 Nr. 230] ). Worauf Volmar im vorliegenden Fall konkret anspielt, konnte nicht ermittelt werden.
.

10
Dr. Ernst ist eben heüt, als wir unser post expedirt, allhier ankommen.
11
Halt also, werde einer nach dem andern folgen und keiner der letst wollen
12
sein. In denn Churbayerischen schreiben

38
Gemeint sind die kurbay. Schreiben vom 22. und 27. Oktober 1647 (Texte: APW II A 6
39
Nr. 260 Beilagen B und C bzw. ebenda Nr. 266 Beilage A). Vgl. auch [Nr. 6 Anm. 4] .
hett man die conferentz inter
13
catholicos et protestantes gar zu gwiß pro fundamento gesetzt. Die
14
protestierenden haben kein andere meinung, als wie vor cum Suecis die
15
handlung füeren ze lassen

40
Im September 1646 hatten die prot. Rst. die Führung der Gravaminaverhandlungen in
41
ihrem Namen auf die schwed. Ges. übertragen und diesen im Gegenzug ihre Unterstüt-
42
zung in der Satisfaktionsfrage zugesichert ( APW [ II A 5 Nr. 49] ; Ruppert, 260f).
, daß iedoch beeder religion stände ad manum
16
seyen, damit uff den nothfal mit einer oder anderer partei negocirt
17
werden könde, wölches man auch diserseits ad evitandam suspicionem
18
protrahendi tractatus nit außschlagen sollen. Mich gedünkht, die gmüet-
19
ter seyen zimblich disponirt, sich ad conclusionem ze nähern. Allein ist
20
zu beclagen, dz die protestierenden daß Churbayerische schreiben vom
21
22. Octobris zu handen bekommen und darauß alle intentiones erlernet
22
haben, wölches unß dann nit wenig unglegenheit machen würdt. Besorg
23
mich, sie bekommen dz ander vom 27. auch, wölches noch ärger wer.

24
Daß dann herrn graf Kurtzen negociation bei Chursaxen wol abgeloffen

43
Kurz war am 21. Oktober 1647 von Ferdinand III. an den kursächsischen Hof entsandt
44
worden, um Kf. Johann Georg zum Bruch des Waffenstillstands mit Schweden und zum
45
Zusammenschluß mit dem Ks. zu bewegen (Text der Instruktion: APW II A 6 Nr. 260
46
Beilage E). Am 9. November 1647 kehrte er von dort mit der Aussicht an den Ks.hof
47
zurück, daß Kf. Johann Georg Schweden die Kontributionen kündigen und sich für Verän-
15
derungen am KEIPO4A zugunsten der Katholiken einsetzen würde ( Dickmann, 540f;
16
Ruppert, 322; vgl. auch die diesbezügliche Korrespondenz in RK FrA Fasz. 54ffol. 50–
17
219’).
,
25
höre ich von hertzen gern, und hett er auch hieher vom 5. huius auß

[p. 21] [scan. 115]


1
Dreßden etwas parte geben

18
Kurz an Volmar, Dresden 1647 November 5. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr.
19
1884fol. 113, PSfol. 114.
. Zweiffle demnach nit, ihre Kayserliche
2
majestät werden uff solche mittel zum erwünschten ende kommen. Un-
3
sers ortts allhier werden wir gwißlich an unser schuldigkheit nichts er-
4
wenden lassen. Exemtion Oldenburgs: Bitte um Übersendung des Exem-
5
tionsdekrets

20
Gemeint ist das Dekret zur Exemtion Oldenburgs von der Kontribution (Prag 1647 De-
21
zember 11; vgl. [Nr. 58 Anm. 7] ). – Gf. Anton Günther von Oldenburg (1583–1667; 1603
22
Gf.) betrieb im DK eine Politik der Neutralität („Schutzbriefpolitik“). Zentrales Mittel
23
dabei war sein Streben nach ksl. Exemtionsdekreten, die ihm bei Befreiung von der Ver-
24
pflichtung zur Zahlung jeglicher Abgaben Neutralität ggb. den kriegführenden Parteien
25
garantierten ( Düßmann, 10–14, 17–39, 105–116). Die Erteilung des Exemtionsdekrets
26
setzte im vorliegenden Fall die Erfüllung offenstehender ksl. Geldforderungen an Gf. An-
27
ton Günther voraus. Die ksl. Ges. förderten die Erteilung des Dekrets, da die von Anton
28
Günther geforderte Summe für die Zahlung ihrer ausstehenden Deputatgelder vorgesehen
29
war.
.

6
[auf beiliegendem Zettel:] Habsburgische Hausangelegenheiten: Bildnisse
7
von den Töchtern Erzherzogin Claudias

30
Ehg.in Isabella Klara (1629–1685); sie heiratete 1649 Hg. Karl II. (III.) von Mantua-
31
Gonzaga (1629–1665, 1637 Hg.) ( Hamann, 170). – Ehg.in Maria Leopoldina (1632–
32
1649), Tochter Ehg. Leopolds V. (1586–1632); sie heiratete 1648 Ks. Ferdinand III.
33
( Hamann, 328f).
gewünscht; Prinz Jan Kasimir

34
Pz. Jan Kasimir von Polen (1609–1672), 1648 Kg. von Polen ( Stammtafeln IIT. 117).
35
Er heiratete am 31. Mai 1649 Louise Marie Gonzaga (1611–1667), die Witwe seines
36
Halbbruders und Vorgängers Kg. Wladislaw IV. Sigismund von Polen (1595–20. Mai
37
1648).

8
dahinter vermutet.

9
263/ 8/–

10

Nassau und Volmar an Ferdinand III.


11
Münster

38
Die Relationen im Namen Nassaus und Volmars wurden in der Kanzlei Volmars in Osna-
39
brück ausgefertigt, von Volmar unterschrieben und von dort aus nach Münster gesandt,
40
wo Nassau sie nur noch unterzeichnete und nach Prag weitersandte. Volmar hielt sich also
41
nicht in Münster auf (vgl. exemplarisch [Nr. 35 bei Anm. 1] ; s. auch Einleitung, [ LIV–LV] ).
1647 November 22

12
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54afol. 163–164 (1647 X–XII), praes. 1647 Dezember 1 =
13
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr.
14
1881fol. 50–51.

[p. 22] [scan. 116]


1
Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Verzichts der Schweden und Protestanten auf weiterge-
2
hende Forderungen betreffend die Amnestie und Autonomie in den kaiserlichen Erblanden,
3
Vermeidung eines Vorbehalts späterer Interzession; Zustimmung aller Reichsstände zum
4
Friedensschluß angestrebt; Beeinträchtigung der eigenen Verhandlungsposition durch Kennt-
5
nis der Protestanten von kurbayerischer Haltung. Kein Friedensschluß ohne Einbeziehung
6
Spaniens, Problematik der kurbayerischen Haltung in dieser Frage. Verweis auf die Notanda
7
Volmars zum ersten katholischen Gutachten.

8
Auf die Weisung vom 30. Oktober 1647 (APW II A 6 Nr. 263). Sovil
9
erstens die angezeigte veranlaasßung der Schweden und protestierenden,
10
Eur Kayserlicher Mayestät mit der autonomia und amnistia in deren erb-
11
königreich und landen weiter nit zuzesezen, betreffend, würdet die nun-
12
mehr zue Oßnabrugg bevorstehende reassumption selbiger tractaten mit
13
negstem zu erkennen geben, wie es damit gemeint, auch Eur Mayestät
14
abgesandten aldort sich angelegen sein lassen, uf das dabey einiger für-
15
grifflicher vorbehalt nit zueglassen, sondern umbgangen werde

35
Gemeint ist der von den prot. Rst. geforderte Vorbehalt der Möglichkeit einer späteren
36
Interzession für ihre Konfessionsverwandten in den ksl. Erblanden (vgl. hierzu die Rela-
37
tion vom 18. Oktober 1647; Text: APW II A 6 Nr. 255).
.

16
Ebenmäsßigergestalt würdt dahin gezihlet, das die gegentheil sich der bil-
17
licheit also bequemmen, damit durchgehend ein einhelliger schlusß ge-
18
troffen werden könde und unserseits von dergleichen particulareinwil-
19
ligung etlicher catholischen mit ausschliesßung der übrigen kein anlaaß
20
gegeben. Wir besorgen aber, das die gegentheil aus erhaltner communi-
21
cation der churfürstlichen durchlaucht in Bayrn an Euer Kayserliche
22
Mayestät vom 22. Octobris abgangnen schreibens

38
Text: APW II A 6 Nr. 260 Beilage B.
nit wenig in irer an-
23
derwerttigen mainung gestärckht worden seyen.

24
Wegen der Spanischen fridenshandlung haben wir bißher an stetigem re-
25
monstrieren, das der Teütsche friden, ohne das auch zwischen Spania und
26
Franckreich geschlossen werde, nit bestehen köndte, nichts underlassen.
27
Wir befinden auch, dz es die Franzosen und Schweden selbst erkennen
28
und bekennen, allein ist beschwerlich, das hochgedachte ire churfürstliche
29
durchlaucht in Bayrn fast in allen iren schreiben ein andere mainung
30
füehren

39
Vgl. exemplarisch das Schreiben Kf. Maximilians an den Ks. vom 1. November 1647 (Text:
40
APW II A 6 Nr. 271 Beilage A). Darin hatte der Kf. zum wiederholten Male dazu aufge-
41
fordert, sich nicht von wenigen kath. Rst. und den friedensunwilligen Spaniern aufhalten
42
zu lassen, sondern den Frieden durch ksl. Vorgriff herzustellen.
. Derentwegen wir auch etwas behuetsamer in diser materi ver-
31
fahren müessen. Es bleibt iedoch noch ieweils bei deren vom 13. Septem-
32
bris negstvorgehenden jars gesezter condition, dz die mit Franckreich ab-
33
geredte handlung anderst iren effect nit erreichen mög, es sey dann der
34
frid zugleich mit Spania geschlossen

43
Gemeint ist der entsprechende ksl. Vorbehalt in den Schlußbestimmungen der ksl.-frz.
44
Satisfaktionsartikel vom 13. September 1646 (Text: Repgen, Satisfaktionsartikel, 212).
.

[p. 23] [scan. 117]


1
Betreffend entlich unser gehorsamist guetachten über der catholischen
2
ständen bedenckhen super instrumento pacis etc.

23
Gemeint ist das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
, da wollen wir verhof-
3
fen, Eur Kayserliche Mayestät werden unsere gehorsamiste relation vom
4
8. diß

24
Text: APW II A 6 Nr. 272.
sambt unseren beygelegten annotationibus allergnädigst empfan-
5
gen haben, in welchem wir nun umbständtlich angezeigt, waß derentwe-
6
gen mit denn catholischen vorgangen, auch wie weit in eim und anderm
7
mit dem gegentheil noch einige enderung zu tractieren sein möchte, und
8
wissen unsers ortts ein mehrers, sonderlich in erwegung der beschwer-
9
lichen ausfüehrungen, so in denn Churbayrischen schreiben begriffen
10
seint, nit einzurathen. Wir habens auch unseren collegis zu Oßnabrugg
11
umbstendtlich communiciert und stehet dahin, ob sie ein mehrers an
12
handt zu geben nöttig finden werden

25
Vgl. die Annotationes und Erinnerungen Lambergs und Kranes zum ersten kath. Ga. vom
26
7. Oktober 1647 (Beilage [1] zu Nr. 17). Lamberg und Krane hatten im Oktober 1647
27
bereits ein Ga. über die in den Gravaminaverhandlungen mit Schweden ausgestellten Dif-
28
ferenzpunkte erstellt (vgl. ebenda Anm. 64).
.

13
–/ 9/–

14

Volmar an Nassau


15
Osnabrück 1647 November 22

16
Eigh. Ausfertigung: KHA A 4 Nr. 1628/44 unfol.

17
Fehlen der Gesandten von Kurköln, Kurmainz und Kurtrier; Beginn der Amnestieverhand-
18
lungen am 24. November 1647.

19
Empfangsbestätigung

29
Die Schreiben werden nicht konkret benannt. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um die
30
ksl. Weisung vom 30. Oktober 1647 ( APW II A 6 Nr. 263) und die Relation Nassaus vom
31
selben Tage (Nr. 8).
. Euer Exzellenz wollen die Post schnellstmöglich
20
nach Osnabrück weiterleiten, damit in den Verhandlungen keine Minute
21
verloren geht. Die Churcölnischen halten sich gar zu lang auff und mit
22
inen bleiben auch Maintz

32
Neben Raigersperger gehörten zu diesem Zeitpunkt zur kurmainzischen Gesandtschaft:
33
Dr. iur. Johann Adam Krebs (gest. nach 1673), 1645–1648 kurmainzischer Sekundarges.
34
in Osnabrück, ab Oktober 1647 auch Salzburger Prinzipalges. und Direktor des FR; 1638
35
kurmainzischer Hofrat ( APW [ III A 3/1 Nr. 1 Anm. 3] ; ebenda [ III A 3/5 Nr. 145 Anm. 2] ).
36
– Johann Philipp von Vorburg (1596–1660), 1645–1648 Ges. der Hst.e Würzburg und Ba-
37
sel, ab November 1647 auch des Kft.s Mainz; 1628 fbfl.-würzburgischer Rat, 1647 kur-
38
mainzischer GR ( Dietz, Vorburg; Schnettger, 53f; Lehsten II, 94f).
und Trier

39
Zur kurtrierischen Gesandtschaft gehörte zu dieser Zeit neben Johann Anethan auch Dr.
40
iur. Hermann Adolf Scherer (gest. 1685), 1645–1649 kurtrierischer Sekundarges.; speyeri-
19
scher Rat; imFR führte Scherer die Voten für das Hst. Speyer, die Propsteien Odenheim
20
und Weißenburg sowie die Abtei Prüm ( Abmeier, 21f; Lehsten II, 78f).
zuruckh. Übermorgen, sontag, wer-

[p. 24] [scan. 118]


1
den wir die handlung antretten und vom articulo amnestiae

21
Art. IV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 559 –565; später Art. IVIPO).
den anfang
2
machen. Dabei seind Maintz

22
Kf. Johann Philipp von Schönborn (1605–1673), 1642 Fbf. von Würzburg, 1647 Kf. und
23
Ebf. von Mainz. Schönborn war am 19. November 1647 zum neuen Ebf. von Mainz ge-
24
wählt worden ( Gatz, Bischöfe I, 438–442; Brendle; Schraut, 45–56, 120–127). Im ersten
25
kath. Ga. vom 7. Oktober 1647 wurde zugunsten von Kurmainz eine Änderungen der
26
Amnestiebestimmung des KEIPO4A über den Vilzbacher Rheinzoll gefordert ( RK FrA
27
Fasz. 54d [1647 X]fol. 59’; vgl. zu dem Streitfall [ Nr. 17 Anm. 17] ).
, Trier

28
Kf. Philipp Christoph von Sötern (1567–1652), 1610 Fbf. von Speyer, 1623 Kf. und Ebf. von
29
Trier ( Abmeier; Gatz, Bischöfe I, 468–471; Lauer). Kurtrier war von den Amnestierege-
30
lungen des KEIPO4A über die Gft. Veldenz, die Hft.en Freusburg und Vallendar sowie
31
die Festung Philippsburg betroffen (vgl. zu Veldenz [Nr. 55 Anm. 7] , zu Freusburg und
32
Vallendar [Nr. 29 Anm. 50] und zu Philippsburg [Nr. 16 Anm. 19] ).
, Cöln

33
Kf. Ferdinand von Köln (1577–1650), 1612 Kf. und Ebf. von Köln, Fbf. von Lüttich, Hil-
34
desheim, Münster und Abt von Stablo-Malmedy, 1618 Fbf. von Paderborn ( Foerster,
35
Ferdinand; Ennen; Gatz, Bischöfe I, 107–111). Kurköln war von den Amnestieregelungen
36
des KEIPO4A über Hachenburg und die Gft. Waldeck bzw. Pyrmont betroffen (vgl. zu
37
Hachenburg [Nr. 20 Anm. 18] , zu Waldeck bzw. Pyrmont [Nr. 17 Anm. 40] und 42).
und Bayern

38
Gemeint ist der kurbay. Anspruch auf die Hft. Heidenheim (vgl. [Nr. 46 Anm. 2] ).
interessirt, also
3
mag ein ieder zusehen.

4
271/ 10/–

5

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


6
Osnabrück 1647 November 25

7
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 47–49’, 56–58, praes. 1647 Dezember 9 =
8
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr.
9
1885fol. 130–133.

10
Planung einer Konferenz mit den schwedischen Gesandten; Verhandlungsreihenfolge.

11
Konferenz mit den schwedischen Gesandten (1647 XI 25): Beginn der Amnestieverhand-
12
lungen trotz Abwesenheit vieler katholischer Reichsstände? Ablehnung der schwedischen
13
Forderung nach Verhandlungen über schwedische Armeesatisfaktion; Ankündigung einer
14
kaiserlichen Gesamterklärung über alle noch strittigen Punkte, diesbezügliche Beratungen
15
mit den katholischen Reichsständen geplant; Vermutungen über Absichten der Gegenseite.

16
Unterredung mit Brun (1647 XI 23): Stand der spanisch-französischen Verhandlungen, Re-
17
stitution Herzog Karls IV. von Lothringen; Einschluß Spaniens in den Frieden.

18
Bitte um Weisung bezüglich schwedischer Armeesatisfaktion.

[p. 25] [scan. 119]


1
Rezepisse auf zwei Weisungen vom 8. November 1647

19
Zum einen APW II A 6 Nr. 271; zum anderen Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane
20
und Volmar, Prag 1647 November 8 (Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1883fol. 58 –
21
Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b [1647]fol. 106. Beilage:
22
Kf. Maximilian von Bayern an Ferdinand III., München 1647 November 1. Ausf.: ebenda
23
fol. 107–107’ – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIII ad nr. 1883fol. 59–60’; KHA A 4 nr. 1628/44
24
unfol.).
. Und nachdeme
2
dan in unßerer negstvorgehender relation und dern postscripto andeu-
3
tung beschehen, waßgestalten die Schwedischen plenipotentiarii bey unß
4
zu erforschen begehrt, wie der fürgehender reassumption dieser friedens-
5
tractaten eine zuverlaßliche siecherheit gegeben werden könte, waß auch
6
darauffhin wir unß gegen ihnen hinwiederumb erclehrt und zumahlen die
7
handtlung negstens auff ankunft mehrern catholischen ständen würcklich
8
fortzusetzen erbietig gemacht, so haben wir hiemit gehorsamblich refe-
9
rirn söllen, daß wir, sölchen unßern wortten stattzuthuen, ihnen, Schwe-
10
dischen plenipotentiariis, noch vorgestern anzeigen laßen, sintemahlen
11
biß dahin von denen catholischen die Churbayrische

26
Zur kurbay. Gesandtschaft gehörte neben Ernst: Dr. iur. Johann Adolf Krebs (gest. 1670
27
oder später), seit 1645 kurbay. Sekundarges.; 1644 kurbay. Hofrat, 1647 kurbay. GR
28
( Heydenreuter, 314; Tischer, Krebs). Gemeint ist Ernst, der am 21. November 1647 in
29
Osnabrück eingetroffen war (vgl. [ Nr. 7] ). Krebs hielt sich im Editionszeitraum dieses Ban-
30
des nicht in Osnabrück auf; er traf dort erst am 3. März 1648 ein (vgl. APW [ II A 8 Nr.n 29] , [ 30] ).
, Bamberg-

32
Lic. Cornelius Göbel (1611–1654), 1641 nobilitiert (Herr von Weilersbach); 1645–1649
33
Ges. des Hst.s Bamberg und der F.abtei Fulda; 1638 fbfl.-bambergischer Rat, Syndikus
34
und Propsteiverwalter des Bamberger Domkapitels ( Dietz, Bamberg, 24–32; Lehsten II,
35
36).
, Tri-
12
dent- und Brixischen

36
Dr. iur. Hermann Halveren (um 1615–1665), 1646–1648 Ges. der Hst.e Brixen und Trient
37
und der Stadt Köln, führte von Juli 1647 bis Februar 1648 auch das Votum der Reichsstadt
38
Aachen; 1647 Registrator der Reichsstadt Köln. Im Juli 1646 übernahm Halveren das
39
Direktorium des SR Münster ( Wolff, 70f; Klotz, 152–200; Lehsten II, 38; APW [ III A 3/5, LXVI] ).
gesandten alhier anglangt, Saltzburgische

41
Dr. iur. Kaspar Joachim Reiter (1618–1676), 1646–1649 salzburgischer Sekundarges.; 1645
42
salzburgischer Hofrat ( Heinisch, 151f; Lehsten II, 71 gen. Reuter). Der salzburgische
43
Primarges. Dr. Balthasar Zauchenberger (gest. 1666) war im Juni 1647 abgereist.
und
13
Wirtzburgische ohnedaß vorhanden

44
Die Ges. Salzburgs und Würzburgs nahmen regelmäßig an den Sitzungen desFR Osna-
45
brück teil. Offenbar waren sie nach der vorerst letzten FR-Sitzung am 30. September 1647
46
(die Sitzungen wurden erst am 6. Mai 1648 wieder aufgenommen) in Osnabrück verblie-
47
ben.
, auch folgendts noch andere mehr
14
ankommen würden, so wehrn wir vorhabens, biß uff heudt, montags,
15
unß zu ihnen zu verfügen und denen handtlungen einen anfang zu ma-
16
chen. Ließen ihnen

18
16 zwar] Fehlt im Konzept.
zwar zu ihrn belieben gestelt sein, waß zum ersten in
17
die tractaten zu bringen, hielten aber unßers ortts vor das beste, daß man

[p. 26] [scan. 120]


1
secundum ordinem instrumenti

28
Gemeint ist der KEIPO4A .
procedirn und zuerst den punctum
2
amnestiae vor handts nehmen und uff endtlichen schluß richten sölte.

3
Hierauff haben wir unß heudt dato vormittag zu ihnen begeben

29
Vgl. auch das Protokoll dieser Konferenz in APW [ III C 2/2, 909 Z. 21 – 910 Z. 12.]
, solche
4
unßere meinung wiederholt und angezeigt, daß wir auff solchen vorschlag
5
die handtlung anzutretten gefaßet wehrn, wie wir dan in beobachtung
6
dern von denen catholischen einkomne bedencken

30
Gemeint ist das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.

27
6 sub] Ergänzt aus der Kopie.
sub littera A beylie-
7
gende correctiones et mutationes vergrieffen

31
Hier im Sinne von „schriftlich zusammenfassen“ ( Grimm XXV, 489).
gehabt, in meinung, selbige
8
bey dieser conferentz allerdings richtig zu machen.

9
Es haben aber die Schwedische plenipotentiarii sich hierzu nit also
10
schlechterdingen bequemen wollen, sondern vorgewendet, weil wir selbst
11
hievor unß dahin bezogen, daß ohne herbeykumbst der catholischen nit
12
woll ethwaß siechers zu handtlen

32
Anspielung auf die Konferenz am 21. November 1647 (vgl. das PS von [Nr. 6] ).
, so wusten sie nit, ob bereiths ein sol-
13
che anzahl derselben vorhanden, daß man darauff zu einer siechern
14
handtlung verfahrn könte.

15
Am andern wehre biß daher in puncto satisfactionis militiae

33
Gemeint ist die schwed. Armeesatisfaktion. Die satisfactio militum (auch: contentement
34
der soldatesca ) gehörte seit dem Kriegseintritt 1630 zum Kern der schwed. Kriegsziele, da
35
das Kgr. die Demobilisierung seiner Armee nicht aus eigener Kraft bestreiten konnte und
36
zwingend auf die Finanzierung durch Dritte angewiesen war (vgl. Lorentzen, 105f;
37
Langer, 52f; Oschmann, 41–46; Lundkvist, 354ff).
noch nichts
16
resolvirt worden, sie vermeindten derowegen, weil die armeen dießmahls
17
in der nahendt gelegen

38
Ende November 1647 lagen die Truppen Wrangels und Königsmarcks auf der östlichen
39
Seite des Weserknies südlich von Minden ( Höfer, 105, 107; vgl. auch Nr. [ 4 Anm. 8] ).
, man solte diesen puncten erledigen, ehe dan
18
selbige sich ethwan anderweit movirn und einige veränderung im haubt-
19
wesen verursachen mögten. Man hette zu Münster sich ieweils dahin be-
20
zogen, daß sie ihrs ortts sich des quanti vernehmen laßen wölten, dies
21
wehre nuhn beschehen, also hofften sie, man würde sich darauff in handt-
22
lung einlaßen

40
Trauttmansdorff hatte Oxenstierna und Salvius am 10. Juni 1647 in Münster dazu aufge-
41
fordert, ihrer Satisfaktionsforderung für die schwed. Armee konkret zu beziffern; eine
42
gleichlautende Forderung der ksl. Ges. an die Schwedischen erging in der Konferenz am
43
20. Juni 1647 (vgl. APW II A 6/1 Nr.n 154, 160). Die schwed. Ges. antworteten darauf mit
44
dem Memorial zur Armeesatisfaktion, das sie den Ksl. am 14. August 1647 übergaben
45
( APW II A 6 Nr. 204 Beilage 1).
.

23
Drittens gelte ihnen sonst gleich, waß man vor eine ordtnung pro reas-
24
sumptione tractatus halten wölte, allein besorgten sie, man würde auff
25
solche abgetheilte weiß viel zeit vergeblich verzehrn. Sie und die protesti-
26
rende praesupponirten, es solte billich bey allem dem, so vergliechen, sein

[p. 27] [scan. 121]


1
verbleibens haben

33
Gemeint sind wahrscheinlich die von den schwed. und prot. Ges. als unstrittig erachteten
34
Teile des *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII; zu *KEIPO4B* vgl. Anm. 25).
, in dem ubrigen aber solte man semel pro semper
2
sagen, waß man catholischentheils in denen noch streittigen puncten
3
endtlich thuen wolte, und keine gradus machen, sondern simpliciter
4
sagen, wobey man bleiben wölte.

5
Auff diese einwendung haben wir vorderist angezeigt, daß noch gar
6
wenig catholische stände vorhanden, doch der ubrigen stündtliche an-
7
kunfft vertröstet

31
7 werde] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage werden.
werde, allermaßen auß der beylag B zu ersehen, weßen
8
sich die Churcollnische entschuldigt und respective erbotten, es wehrn
9
unß iedoch deroselben interesse gnugsamb bekandt, also

32
9 würde] Im Konzept köndte.
würde vor der-
10
selben ankunfft den handtlungen woll ein anfang gemacht werden.

11
Daß aber vorderist de satisfactione militiae zu handtlen sein sölte, daß
12
wehre eine sach, so in die reichsräthe gebracht werden müste, und würde
13
zimbliche zeitt darzu gehörn, neben deme unßers wißens die stände sich
14
biß daher noch nit darzu verstehen wöllen, angesehen dies ein consequen-
15
tia pacis confectae wehre, und müste vorderist der friedt alß das subiec-
16
tum congressus geschloßen sein, ehedan man von dem accidente zu reden
17
hette.

18
Negst diesem ließen wir unß nit entgegen sein, bey allen puncten und
19
haubtarticulen, alß amnestia

35
Art. IV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 559 –565; später Art. IVIPO).
, compositione gravaminum

36
Art. V KEIPO4A (Text: Meiern IV, 565 –575; später Art. VIPO).
, satisfactione

37
Art. IX KEIPO4A (Text: Meiern IV, 578–581 ; später Art. XIPO). Satisfactio bezeichnet
38
hier die Territorialsatisfaktion Schwedens.
,
20
aequivalentiis

39
Art. X–XIV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 581 –587; später Art. XI–XVIPO). Aequiva-
40
lentz bezeichnet hier die Entschädigung für die von der schwed. Territorialsatisfaktion
41
betroffenen Rst. So wurde bspw. Kurbg. für die Abtretung Vorpommerns an Schweden
42
entschädigt.
, iuribus statuum

43
Art. VII KEIPO4A (Text: Meiern IV, 576 f; später Art. VIIIIPO).
, assecuratione et executione pacis

44
Art. XV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 587 –590; später Art. XVI–XVIIIPO).
,
21
warauf es endtlich Ewer Kayserliche Majestätt sambt denen catholischen
22
zu setzen gedechten, zusamenzutragen und simul et semel alles herauß-
23
zugeben. Wolten unß auch angelegen sein laßen, unß deßen mit denen
24
bereits vorhandenen und negstens ankommenden catholischen ständen
25
zu vergleichen, auch demnach unßere in schrifften verfaste meinung
26
ihnen, Schwedischen plenipotentiariis, zuzustellen, damit also auch auf
27
einmahl ihrerseits alles resolvirt werden könte. Dan sie mögten deßen
28
versiechert sein und bleiben, daß wir unß keinen vorschlag, so zu abkürt-
29
zung aller weitlauffigkeit dienlich, werden zuwieder sein laßen. Mitt die-
30
ser unßer erclehrung sein sie woll zufrieden gewest.

[p. 28] [scan. 122]


1
Wir wöllen unß also angelegen sein laßen, die sachen mit vorgehender
2
communication gegen denen catholischen also einzurichten, daß, wa an-
3
derst denen Schwedischen und protestirenden zum frieden ie einiger ernst
4
sein kan, die handtlung darauff zu einem forderlichen und schleunigen
5
außtrag woll wirdt gebragt werden mögen.

6
Sonsten aber, weil sonder allen zweiffel dieses

34
6 insinuirn] Im Konzept ansinnen.
insinuirn der Schweden
7
auß vorgehender communication cum protestantibus herflußt, so befin-
8
den wir, daß diese [ i.e. die prot. Ges. ] darbey dies absehen haben, damit
9
nit, wan die handtlung particulatim reassumirt und in einen oder andern
10
nachgeben würde, catholischentheils in consequentz gezogen werden, daß
11
man auch in andern mehrern nachgeben müste, iene [ i.e. die schwed.
12
Ges. ], wan man auff catholischer seiten viel nambhaffte mutationes auff
13
einmahl praetendirn solt, daß man Ewer Majestätt und die catholische
14
beschuldigen könte, man begehre keinen frieden, sondern wölle lieber
15
den krieg fortsetzen, und also die protestirende desto ehender wiederumb
16
in harnisch bringen könte. Welches wir also denen catholischen sambt
17
und sonders bestermaßen zu gemüth zu führn und sie zu glindern consi-
18
liis zu disponirn unß eifferigst bemühen wollen.

19
Sodan ist vorgestern abendts der Spanische plenipotentiarius Brun alhier-
20
kommen und hat unß, in welchem standt sich die handtlungen mit
21
Franckreich befinden thetten, umbstandtlich referirt, deme wir auch hin-
22
gegen den hießigen statum eröffnet und zu erkennen geben, daß weil es
23
endtlich allein auff ihr fürstliche durchllaucht, des hertzogen zu Lotharin-
24
gen, restitution erwenden mögte, daß dieses alßdan eine gemeine sach sein
25
und wir unß in alle weeg dahin befleißen würden, uff das beyde, der
26
Teutsche und Spanischen friedt, pari passu miteinander geschloßen und
27
nit voneinander getrennet würden, gestalten Ewer Kayserlicher Majestätt
28
allergnädigste befehl unß dahin weißen thette

35
Zuletzt in der Weisung vom 30. Oktober 1647 ( APW II A 6 Nr. 263), danach eindringlich
36
wiederholt in der Weisung vom 27. November 1647 ( [Nr. 13] ). – Die Einbeziehung des
37
verbündeten Kgr.s Spanien in den Frieden zählte zu den zentralen Verhandlungszielen
38
der ksl. Politik ( Mecenseffy, 85).
.

29
Und sintemahlen von denen Schwedischen der punctus de satisfactione
30
militiae schon offters auff die baan gebracht, Ewer Kayserlicher Majestätt
31
allergnädigste resolutiones aber biß daher nit außtrücklich zu erkennen
32
geben, waß derentwegen zu thuen und sonderlich wegen dero Kayser-
33
lichen immediat und mediat reichsvölckern

39
Seit der sog. „Prager Heeresreform“ von 1635 unterstand der größere Teil der Reichsarmee
40
(offizieller Name: Der Roemischen Kayserlichen Majestaet und dess Heiligen Roemischen
41
Reichs Kriegs-Heer ) unmittelbar (immediat ) dem Ks. als oberstem Kriegsherrn. Den übri-
42
gen
Teil bildeten rst. Mediattruppen sowie die Westfälische Kreisarmee, die sich aus Imme-
43
diat-
und Mediattruppen zusammensetzte (grundlegend: Salm, 11ff; Kapser, 10–13; zur
44
Zusammensetzung der Reichsarmee am Ende des Krieges vgl. Oschmann, 24f; Guthrie,
45
252–257).
in obacht zu halten sein

[p. 29] [scan. 123]


1
mögte, alß bitten wir gehorsamst, unß darüber auch mit negsten zu be-
2
scheiden.


3
Beilagen A – B zu Nr. 10


4
Beilage A zu Nr. 10

5
Kaiserliche Korrekturvorschläge zu Art. IV *KEIPO4B*

23
Der *KEIPO4B* ([praes. den Ges. der kath. Rst. 1647 August]; Text: RK FrA Fasz. 98e
24
fol. 889–903) war eine Zusammenstellung der Korrekturen am KEIPO4A , wie sie sich
25
nach Auffassung der ksl. Ges. in den ksl.-schwed. Verhandlungen von Juni bis August
26
1647 ergeben hatten. Die Ksl. übergaben *KEIPO4B* Anfang August 1647 den kath.
27
Rst. als Grundlage für ihre Beratungen zum ersten kath. Ga. vom 7. Oktober 1647. Die
28
prot. Rst. erlangten, vermutlich über die schwed. Ges. , ebenfalls Kenntnis vom
29
*KEIPO4B* ; an den Ks.hof wurde *KEIPO4B* hingegen nicht offiziell überschickt (vgl.
30
ausführlich in APW II A 6). – Die hier zitierte öst. Überlieferung besteht aus einem vor-
31
gebundenen Druck des KEIPO4A , an dem Textstreichungen vorgenommen und Änderun-
32
gen durch Buchstaben, Ziffern und Zeichen gekennzeichnet sind (fol. 889–895). Im An-
33
schluß folgt ein Anhang mit ausführlicher Überschrift und den Formulierungen der im
34
Druck gekennzeichneten Änderungen (fol. 896–903). Die im folgenden gemachten Nach-
35
weise aus *KEIPO4B* erfolgen jeweils auf der Grundlage des Textes von KEIPO4A bei
36
Meiern; angegeben werden lediglich die Korrekturen hierzu in RK FrA Fasz. 98e.
(lat.),s.l. [vor 1647 November
6
25]. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 50–52’; GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69
7
pars 3 Nr. 26.

8
Beilage B zu Nr. 10

9
Landsberg und Buschmann an Volmar, Münster 1647 November 22. Ausf.: RK FrA Fasz. 92
10
XIII ad nr. 1885fol. 134–134’ – Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 54–55.

11
Wartenberg ist auf der Rückreise nach Münster. Seine Rückkehr sollen sie abwarten und von
12
ihm neue Weisungen empfangen. Bitten, Wartenbergs Stellungnahmen abzuwarten und in
13
der Zwischenzeit mit den schwedischen Gesandten nichts abzuhandeln, was kurkölnische
14
Interessen berührt

37
Volmar beantwortete dieses Schreiben am 25. November 1647 (s. [Nr. 11 Anm. 2] ).
.

15
–/ 11/–

16

Volmar an Trauttmansdorff


17
Osnabrück 1647 November 25

18
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N 81 unfol.

19
Schuld Wartenbergs an der Verzögerung des Verhandlungsbeginns. Gesamterklärung über
20
alle noch strittigen Punkte; kurbayerische Haltung betreffend Osnabrück. Aufstand in Nea-
21
pel. Einschluß Spaniens in den Frieden.

22
[PS] Reise Fromholds nach Herford.

[p. 30] [scan. 124]


1
Unsere handlungen wollen allhier wegen langsamer ankunfft der catho-
2
lischen nit fort, und vermeinen die Schweden und protestierenden selbst,
3
es könde ohne derselben beysein nichts bestendigs geschlossen werden .
4
Der auffzug würdt einzig durch den herrn bischoff von Oßnabrück cau-
5
sirt

24
Ggb. den kurkölnischen Ges. wurde Volmar deutlicher: Nun ist mir vorderist laid, daß ihre
25
fürstliche gnaden […] sich so lang auffhalten […] und kein sattsame handlung vorgenom-
26
men werden kan (Volmar an Landsberg und Buschmann, Osnabrück 1647 November 25.
27
Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1885fol. 136–136‘. – Auch Nassau ggb. beklagte er
28
im Hinblick auf die Ges. der kath. Rst. : sie bleiben zu lang auß (Volmar an Nassau, Osna-
29
brück
1647 November 25. Eigh. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.).
.

6
Inmittelst begehren die Schweden, daß wir ex nostra parte über ieden
7
articul unsere correctiones, warauff man catholischentheils entlich ze
8
bleiben gedenkhe, zusamentragen und semel pro semper edirn solle[n].
9
Daß wollen wir thuen und sehen, wie wir unß anvor mit denn catho-
10
lischen darüber vergleichen könden. Der Churbayerische deputatus hatt
11
bevelch, dem herrn bischoff anzezeigen, daß man von seiner bisthumb
12
wegen den krieg lenger nit füeren wöll

30
Bezug auf den kurkölnischen Tauschplan.
.

13
Die Neapolitanische rivolta würdt besorglich bei disen tractaten auch
14
mutationes causirn

31
Am 7. Juli 1647 hatte im Kgr. Neapel-Sizilien ein Aufstand gegen die span. Herrschaft
32
begonnen, der im April 1648 von den Spaniern niedergeschlagen wurde. Ende 1647 speku-
33
lierte der frz. Ges. Servien darauf, daß der Aufstand Spanien unter Druck setzen und Frk.
34
Verhandlungsvorteile verschaffen würde ( Marano; Tischer, Diplomatie, 405 Anm. 316).
und die Franzosen darmit ein Catalanisch oder
15
Portogesisch werkh

35
Anspielung auf die erfolgreichen, von Frk. unterstützten Aufstände gegen die span. Herr-
36
schaft in Katalonien und Portugal 1640.
machen wollen.

16
Herr Brun ist hier und ist sollicitus, daß Spania vom Teütschen friden nit
17
außgeschlossen werde, so bei denn protestierenden besser als bei Bayern
18
zu erhalten, doch würdt der modus tractandi die mittel selbst an handt
19
geben.

20
[ PS] Frombholdt ist heüt zum churfürsten, seim herrn, verraißt nach
21
Heerfort

37
Am 7. Dezember 1647 leisteten Bürgermeister, Schöffen, Rat und Bürgerschaft der Stadt
38
Herford Kf. Friedrich Wilhelm von Bg. die Erbhuldigung (vgl. UA IV, 635). Kurbg. hatte
39
die Stadt Herford, die sich selbst als freie Reichsstadt betrachtete und deren verfassungs-
40
rechtlicher Status bis 1652 umstritten war, im August 1647 besetzt ( HHStD III, 312–316;
41
APW II A 6 Nr. 215).
, würdt biß sambstag sambt dem grafen von Wittgenstein wider-
22
kommen

42
Sayn-Wittgenstein und Fromhold kehrten fünf Tage später als von Volmar angenommen,
43
d.h. am 5. Dezember 1647, nach Osnabrück zurück (vgl. [Nr. 28] ).
.

[p. 31] [scan. 125]


1
274/ 12/–

2

Nassau an Ferdinand III.


3
Münster 1647 November 26

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 165 = Druckvorlage – Konzept: KHA A
5
4 nr. 1628/44 unfol.

6
Abreise Raigerspergers, Anethans, Giffens und Caspars nach Osnabrück. Rückkehr Warten-
7
bergs aus Bonn.

8
Auf zwei Weisungen vom 13. November 1647

16
Zum einen APW II A 6 Nr. 274. – Zum anderen Ferdinand III. an Nassau, Lamberg,
17
Krane und Volmar, Prag 1647 November 13. Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1886fol.
18
138–138’ – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)fol.
19
124–124’. Zu den Beilagen dieses Schreibens betr. den Marburger Sukzessionsstreit vgl. das
20
chronologische Register in APW II A 6.
. Von hierauß ist allerun-
9
derthänigst nichts zu berichten, weiln nunmehr die gantze handlung sich
10
nacher Oßnabrück gezogen.

11
Gestern seindt die Churmaintzischen und Trierische cantzlere

21
Raigersperger und Anethan.
, wie auch
12
der ertzhertzögliche

22
Dr. Johann (auch: Hans) Wilhelm Goll (1598–1672), 1645–1649 öst. Sekundarges. und
23
stellvertretender Direktor desFR Münster; 1645 oberöst. Vormundschaftsrat (vgl. APW
24
[III A 3/2 Nr. 90 Anm. 25] ; Lehsten II, 37).
und Pfaltz Neuburgischen

25
Wahrscheinlich Dr. iur. Johann Dietrich (Theodor) Caspars (um 1620–1691), seit 1645 Ges.
26
des Ft.s Pfalz-Neuburg; 1644 Hofgerichtskommissar in Düsseldorf ( Jaitner, 58ff; Lehsten
27
II, 21). Pfalz-Neuburg wurde außerdem vertreten durch Scheidt, Althoven, Cloet, Gries-
28
heim und Labrique. – Johann Bertram von Scheidt, gen. Weschpfennig (1580–1661);
29
pfalz-neuburgischer Ges. ; 1642 GR in Jülich-Berg ( Leffers, 104f; Lehsten II, 76f). – Dr.
30
Dietrich Althoven (gest. 1654/1657); 1645–1648 Ges. Pfalz-Neuburgs; 1635 pfalz-neubur-
31
gischer GR und Lehndirektor, 1636 jülich-bergischer Vizekanzler ( Leffers, 96ff; Lehsten
32
II, 12). – Lic. Reinhard Cloet (gest. 1651); 1644–1648 Ges. Pfalz-Neuburgs; 1638 jülich-
33
bergischer Hofrat ( Leffers, 98; Lehsten II, 21f). – Heinrich Christoph von Griesheim
34
(1598–1649); 1646–1648 Ges. des Hgt.s Pfalz-Neuburg; 1643–1644 poln. Bevollmächtigter
35
in Münster ( DBA I 421, 246–267; III 318, 374). – Simon de Labrique (gest. 1656); 1647
36
pfalz-neuburgischer Ges. ; 1622 pfalz-neuburgischer Rat und später Vizekanzler in Neu-
37
burg ( Repertorium, 405; Lehsten II, 49f).
gesandte von hier ab
13
nacher Oßnabruck verreiset. So ist auch gestern abendt herr bischoff
14
von Oßnabrück wider von Bonn alhie ankommen, denselben ich wegen
15
ablauffender post noch nitt visitiren können.

2

Ferdinand III. an Nassau und Volmar


3
Prag 1647 November 27

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1894afol. 187–189, praes. 1647 Dezember 7 =
5
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)
6
fol. 134–136.

7
Rüge wegen Auslassung der Rechtsvorbehalte zugunsten Spaniens und Lothringens im kai-
8
serlich-französischen Vorvertrag: Furcht vor Mißbrauch durch die Franzosen, Anweisung zu
9
einer offiziellen Mitteilung an die Mediatoren, daß der Vorvertrag nach wie vor unter dem
10
Vorbehalt des Einschlusses Spaniens in den Frieden steht. Verbot von Erklärungen über die
11
Exekutionsbestimmungen im KEIPO4A und FEIPM1 , insbesondere Ehrenbreitstein betref-
12
fend.

13
Rezepisse auf die Relation vom 12. November 1647 (APW II A 6 Nr.
14
273): Unterzeichnung des kaiserlich-französischen Vorvertrags

32
Ksl.-frz. Vorvertrag über die frz. Satisfaktion, dat. Münster 1647 November 11. Text:
33
Meiern V, 161 –166; ST VI/1, 242–249; vgl. auch APW II A 6 Nr. 273 Beilage 10. Die
34
Texte bei Meiern und ST enthalten jeweils den frz. Entwurf eines Art.s betr. das Verbot
35
ksl. Assistenz für den Hg. von Lothringen und den span. Kg. (vgl. APW [ II B 6 Nr. 250-1 Beilage 1] ), der in der unterzeichneten Fassung nicht enthalten ist. – Der auf den 11. No-
37
vember 1647 datierte Vorvertrag wurde erst am 14. November von den Sekretären der
38
Gesandtschaften unterzeichnet (vgl. APW [ III B 1/1, XLIV Anm. 8] ).
. Gleich-
15
wie wir nun gnedigst und unentfallen unß erinnern, waßmassen wir vor
16
disem zum öfftern und noch iüngsthin

39
Bezug auf die Weisung vom 30. Oktober 1647 (Text: APW II A 6 Nr. 263).
zue mehrmahlen gemessen resol-
17
viert, euch auch dahin instruirt und befelcht, durchgehendts nichts ver-
18
bindtlichs mit gedachter cron Franckreich einzuegehen alß mit diser con-
19
dition,

31
19 daß] Im Konzept daß zueforderst.
daß der frid mit der cron Spanien auch geschlossen und dan wegen
20
Lothringen eine richtigkeit gemacht werde, alß kombt unß nit wenig be-
21
fremdet vor, daß nit allein beede dise conditiones, sondern auch die straks
22
in dem angezognen § „Quod si etc.“ begriffne bedingung, im fahl der
23
universalfride nit erhebt wurde, dz alßdan al daßienige, waß biß dahin
24
amore pacis offeriert, pro non oblato gehalten werden solle, gantz auß-
25
gelassen und ubergangen

40
Die gen. Rechtsvorbehalte sowie die Klausel Quod si (vgl. Nr. 5 bei Anm. 10) waren in den
41
Schlußbestimmungen der ksl.-frz. Satisfaktionsartikel vom 13. September 1646 enthalten
42
(Text: Repgen, Satisfaktionsartikel, hier 212).
. Dan ob wir zwar unß gnedigst erinnern, und
26
unsere befelch kein anders nie mit sich gebracht, alß daß alles daßienige,
27
waß mit den Franzosen geschlossen werden solte, auf die außtruckliche
28
condition zu stellen seye, daß zuegleich mit Spanien der frid geschloßsen
29
seye, und es auch bey disem ewerm hinaußgegebnen capitulato kein an-
30
dern verstandt haben kan noch soll, so hettet ihr ia besser und sicherer

[p. 33] [scan. 127]


1
gethan, wan ihr ohne unsern gemeßnen befelch dises capitulatum mit
2
außlaßsung der angeregten conditionen „Quod si praeter spem etc.“
3
hinaußgeben wollen, daß ihr die clausulam wegen Spanien und Lothrin-
4
gen demselben beygeruckt hettet

28
Eine Regelung der Lothringen und Spanien betr. Streitfragen war auf Anregung der frz.
29
Ges. im ksl.-frz. Vorvertrag ausgelassen worden. Die ksl. Ges. hatten dem mit der Absicht
30
zugestimmt, das Ergebnis der Verhandlungen in Osnabrück und den weiteren Verlauf der
31
span.-frz. Verhandlungen abzuwarten ( APW II A 6 Nr. 273; vgl. auch [ Nr. 37 bei Anm. 13)] .
.

5
Wir müessen unß besorgen, daß die Franzosen dises capitulati dergestalt
6
sich mißbrauchen und zue newen confusionen bedienen werden, und ist
7
demnach unser gemeßner befelch, daß ihr euch zue denen mediatoribus
8
sambt oder sonders, weilen du, Volmar, deine commission zue Oßna-
9
brugg fortzuesezen hast, verfüeget und denselbigen andeüttet, daß es bey
10
disem capitulato kein andern verstandt nit habe, alß waß ie und allezeit
11
bey dem gantzen tractat mit Franckreich unsere gnedigste intention und
12
befelch gewesen, nemblich, daß all daßienige, waß wegen Elßäß und so-
13
wol in puncto satisfactionis Gallicanae alß auch sonsten mit Franckreich
14
tractiert und geschlossen werde, für keine geschlossene und verbindtliche
15
sach gehalten werden solle, eß seye dan, daß zwischen unß, dem Heyligen
16
Reich und der cron Franckreich, dan auch der cron Spanien und Franck-
17
reich geschlossen werde, mit welcher nachmahligen entlichen intention
18
wir ewer hinaußgegebnes capitulatum verstanden haben wolten.

19
Und weil wir weiter auß denen iüngsthin einkomnen actis

33
Gemeint sind die Beilagen zur Relation vom 12. November 1647 ( APW II A 6 Nr. 273).
unter andern
20
auch sovil abnehmen, daß die Franzosen wegen abtrettung der vestung
21
Ehrnbreitstein einige erklerung an euch begehrt haben

34
Bezug auf die frz. Erklärung wegen Savoyen, Exemtion der Schweiz, Kf.en von Trier, Hg.
35
von Bragenza (s.l. [vor 1647 November 13], d.i. APW II A 6 Nr. 273 Beilage 12, hier fol.
36
138’). – Die militärisch bedeutende kurtrierische Festung Ehrenbreitstein stand gemäß dem
37
ksl.-kurtrierischen Wiener Vertrag vom 12. April 1645 (Text: Meiern I, 391 ff) bis Kriegs-
38
ende zu freier ksl. Verfügung. Sötern versuchte jedoch mit Unterstützung Frk.s (vgl. APW
39
II A 4 Nr.n 340, 344), Anteile an der Befehlsgewalt über Ehrenbreitstein vorzeitig wieder-
40
zuerlangen ( Abmeier, 90–121).
, wir aber sowohl
22
bey den Französischen alß auch Schwedischen aufgeseztem proiecto in-
23
strumenti pacis

41
Gemeint sind der KEIPO4A vom 30. Mai 1647 und der frz. Entwurf für einIPM vom 19.
42
Juli 1647 ( FEIPM1 [ohne Nennung des Papstes]; Text: Meiern V, 141 –161; zur ksl. Über-
43
lieferung vgl. APW II A 6 Nr. 185 Beilage [1]). Vom gleichen Datum datiert FEIPM2 (mit
44
Nennung des Papstes; vgl. APW II A 6 Nr. 185 Beilage 2). Die ksl. Ges. erhielten beide
45
Entwürfe am 20. Juli 1647 von den Mediatoren.
sovil befunden, daß bey selbigem auffsatz einzige sicher-
24
heit executionis in puncto restituendorum ex parte Galliae und Sueciae
25
zuemahlen nit sein werde, alß habt ihr disen punctum executionis utrobi-
26
que favendae biß uff weitern unsern gemeßnen befelch beyseits zue las-
27
sen

46
Ein entsprechendes Verbot enthält auch eine weitere Weisung vom gleichen Tage (vgl. Nr.
47
[14 bei Anm. 4] ).
, und weder wegen Ehrenbreitstein noch auch sonsten, ob es bey dem

[p. 34] [scan. 128]


1
aufgesezten proiect in hoc puncto ab articulo 15 instrumenti Suecici

29
Art. XV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 587 ).

2
und ingleichem in Gallicano

30
Text: Meiern V, 159 dritter Absatz – 161 zweiter Absatz. Der FEIPM1 enthielt im Ge-
31
gensatz zum KEIPO4A in den Exekutionsbestimmungen eine Regelung betr. die Festung
32
Ehrenbreitstein ( ebenda, 159 letzter Absatz).
sein verpleibens haben solle, nichts zue
3
erkler〈en〉, vil weniger waß weiters euch darinen zu obligiern.

4
Im ubrigen wollen wir eingangs gemelte ewere iüngst einkommene rela-
5
tiones in reiffe deliberation haubtsächlich ziehen lassen und euch darüber
6
ehist ferner bescheiden

33
Vgl. die Weisung vom 18. Dezember 1647 ( [Nr. 52] ).
. Haben dises euch allein zur vorantwortt gne-
7
digst erinnern wollen.

8
272/ 14/ [33]

9

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


34
Die Weisung war ursprünglich nur für Volmar konzipiert. Nach einer entsprechenden An-
35
weisung
durch Reichsvizekanzler Kurz (Randvermerk auffol. 17 des Konzepts: Scribatur
36
ad omnes tres, Lambergh, Crane, Volmair. Das haubtguettachten, daruff dise conclusa
37
von Kheyserlicher majestät gemacht, ist bey dem von Gebhart undt ad acta zu bringen.)
38
wurde sie für alle Ges. in Osnabrück umgefertigt.

10
Prag 1647 November 27

11
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1895fol. 197–198’, [praes. 1647 Dezember 8] =
12
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 53c (1647
13
XI–XII)fol. 17–18’.

14
Empfangsbestätigung. Verweis auf Beilage: Vorantwort zur vorläufigen Verhandlungsfüh-
15
rung; Verbot eines Vorgriffs oder verbindlicher Beschlußfassung, besonders in Bezug auf
16
die Ratifikation und den Vollzug des Friedens; keine Restitution von Reichspfandschaften
17
an Lindau und Weißenburg.

18
Verweis auf die Weisungen vom 16. und 20. November 1647 (Nr.n 1 und
19
5). Die Notanda Volmars zum ersten kath. Ga.

39
Beilage [1] der Relation vom 8. November 1647 ( APW II A 6 Nr. 272).
haben wir unterdessen
20
empfangen und für vernünftig befunden. Wie wir unß aber leicht die ge-
21
danckhen machen können, es werden sowohl theils der catholischen
22
stände auf ihrer gefasten mainung bestehen alß die protestierenden von
23
ihren uberschweren und harten postulatis sich sobaldt nit wendig machen
24
lassen, du und deine mitabgesandte aber inmitels wegen unserer eüch ver-
25
trösteten resolution in weiterer handtlung allerdings anstehen möchtet,
26
also haben wir eüch in antecessum und damit ihr gleichwol in deniehni-
27
gen passibus, wo wir uns bereit resolviert, unser intention wissen möget,
28
eüch auch in dem vorhabenden vergleich zwischen den catholischen und

[p. 35] [scan. 129]


1
protestierenden

23
Die ksl. Absicht war gewesen, daß sich die kath. und prot. Rst. in den Osnabrücker Ver-
24
handlungen
ohne zueziehung der außländischen cronen untereinander selbst vergleichen
25
(zitiert aus der Weisung vom 14. Oktober 1647; Text: APW II A 6 Nr. 249). Dieses Ziel
26
wurde jedoch durch den alternativen Verhandlungsmodus vereitelt, dem die ksl. Ges. am
27
20./21. November 1647 zustimmen mußten (vgl. [Nr.n 7 und 6] ).
desto besser darnach richten khindt, hiebeygefüegte con-
2
clusa hiemit einschliessen wollen, gar nicht aber zu dem endt, daß ihr
3
eüch deren als unser haubt- und entlicher resolution gebrauchen oder zu
4
einzigem vorgriff und decision bedienen sollet, sondern damit ihr ieztge-
5
dachtermassen eüch darnach in vergleichung der stände under sich richten
6
und von unserer intention in antecessum was liecht haben, auch umb sovil
7
mehr, was den catholischen vermüg derselben zum besten geraichen kan,
8
allen müglichen fleiß anwenden thuet. Soltet ihr aber uber dises alles die
9
sachen zwischen den catholischen und protestierenden dextre dahin rich-
10
ten khinden, daß sie sich den catholischen zum besten etwas noch mehrer
11
zum zihl legen, so habt ihr solches zumahlen nicht zu underlassen, ge-
12
staltsamb wir hoffen wollen, es werde etwan die conferenz selbst eüch
13
ein und andere apertur hierzu geben.

14
Ihr wollet aber bey diser handtlung insonderheit wohl in acht nehmen,
15
daß ihr eüch in dem puncto restitutionis et executionis pacis nicht über-
16
eilet, noch auf demselben, wie er iezt in instrumento pacis gesezt ist, in
17
etwas verbindtliches einlasset

28
Bezug auf Art. XV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 587 –590). Ein entsprechendes Verbot
29
enthält auch eine weitere Weisung vom gleichen Tag (vgl. [Nr. 13 bei Anm. 8] ).
, sondern in disem sowohl als in allen an-
18
dern puncten unsere haubtresolution erwarttet, die wir eüch so baldt, als
19
es müglich sein wirdt, neben einer außfüehrlichen instruction, wie und
20
wan ihr eüch deren zu gebrauchen, zukhommen lassen wollen .

21
Und dieweilen wir uns bey dem § „Quoad oppignorationes etc.“

31
Bezug auf Art. V § 9 Absatz beginnend Quod ad Oppignorationes KEIPO4A betr. die
32
Einlösung von Reichspfandschaften durch den Ks. (Text: Meiern IV, 569 zweiter Absatz;
33
später Art. V,26IPO ← § 47IPM).
dahin
22
resolviert, daß dziehnige, was in specie darinnen wegen Lindaw

34
Die Reichsstadt Lindau am Bodensee war seit dem Jahre 1430 im Besitz einer Reichspfand-
35
schaft
über die vier Meierhöfe (gen. Kelhöfe) Aeschach, Oberreitnau, Schönau und Ricken-
36
bach
des Damenstifts Lindau gewesen, dielt. einem Privileg aus dem Jahre 1500 nur durch
37
das Reich ausgelöst werden konnte. 1628 wurde der Stadt die Pfandschaft durch eine ksl.
38
Resolution entzogen und gegen Erlegung eines Pfandschillings von 1100 rheinischen Gul-
39
den
auf Gf. Hugo XVIII. von Montfort (1599–1662) übertragen, der sie wiederum 1638 an
40
Ehg.in Claudia von Tirol abtrat ( Zedler XVII, 1332ff; Loewe, 48; Wüst, 113f; vgl. auch
41
das vermutlich 1647 als Flugschrift publizierte Memorial Lindaus Kurtzer jedoch Gruend-
42
licher Bericht/ Die/ der Statt Lindaw/ in anno 1628. ohnversehens abgeloeste/ vnd her-
43
nechst in anno 1638. der Ertzhertzogin Claudiæ Fuerstl. Durchl. cedirte Reichs=Pfand-
44
schafft betreffent in: HStA Stuttgart, A 90 D Band 48). – Art. V § 9 KEIPO4A be-
45
stimmte
die Restitution der Reichspfandschaft an die Reichsstadt Lindau nach erfolgter
46
Zahlung der Pfandsumme.
und

[p. 36] [scan. 130]


1
Weissenburg

12
Der Reichsstadt Weißenburg im Nordgau war 1534 eine befristete, aus vier Dörfern (Kai-
13
dorf
, Petersbuch, Biburg und Wengen) und zwei Weilern (Heiligenkreuz und Rohrbach)
14
bestehende Reichspflege als Pfand übertragen worden, die in der Folgezeit von den regie-
15
renden
Ks.n immer wieder verlängert wurde. 1621 jedoch verweigerte Ks. Ferdinand II.
16
(1578–1637; 1619 Ks.) die Verlängerung der Reichspflege und übertrug sie schließlich 1629
17
dem Fbf. von Eichstätt ( Röttel, 234f; Rieder, 598–622, 666; vgl. auch das Memoriale der
18
Reichs=Stadt Weissenburg in Nordgau, die reluirte Reichs=Pflege betreffend,s.l. [1646
19
Februar]. Text: Meiern II, 826f ). – Art. V § 9 KEIPO4A bestimmte die Restitution der
20
Reichspfandschaft an die Reichsstadt Weißenburg nach erfolgter Zahlung der Pfand-
21
summe
.
begriffen, außgelassen werden solle, allermassen ihr aus ob-
2
vermelten conclusis sub finem zu sehen, also haben wir eüch auch dz
3
darin angezogene und uns von deß bischoffs zu Aichstett andächtigen

22
Reichsfh. Marquard Schenk von Castell (1605–1685, 1681 Reichsgf.), 1636–1685 Fbf. von
23
Eichstätt ( Gatz, Bischöfe I, 419ff).

4
wegen eingereichte memorial zu dem endt einschliessen wollen, daß ihr
5
auf unserer diß orths gefasten resolution umb sovil mehr beharret.


6
Beilagen [1] – [2] zu Nr. 14


7
Beilage [1] zu Nr. 14

8
Gutachten des Geheimen Rates (Trauttmansdorff, Schlick

24
Reichsgf. Heinrich Schlick zu Bassano und Weisskirchen (um 1580–1650/53), 1632–1649
25
Präsident des Hofkriegsrats, 1632 GR ( Gschliesser, 264; Schwarz, 331–334).
, Martinitz d. J.

26
Gf. Georg Adam von Martinitz (1602–1651), 1637 GR , Kanzler und Vertreter des ober-
27
sten
Kanzlers der böhmischen Hofkanzlei ( Fellner/ Kretschmayr, 202ff; Schwarz,
28
299).
, Kurz, Kol-
9
lowrat

29
Gf. Ulrich Franz von Kollowrat-Liebsteinsky (1609–1650), um 1637 GR und Hofkam-
30
merpräsident ( Schwarz, 267f).
, Martinitz d. Ä

31
Reichsgf. Jaroslav Borzita von Martinitz (1582–1649, 1621 Reichsgf.), um 1623 GR , 1628
32
böhmischer Obersthofmeister und Oberstburggf. von Prag ( NDB XVI, 302f; Schwarz,
33
297f).
, Colloredo

34
Reichsgf. Rudolf von Colloredo-Waldsee (1585–1657, 1624 Reichsgf.), 1647 GR und Be-
35
fehlshaber der ksl. Truppen in Böhmen ( Schwarz, 217f; Findeisen, 329f).
, Waldstein

36
Reichsgf. Maximilian von Waldstein (Wallenstein) (1600–1655, 1628 Reichsgf.), um 1638
37
GR ( Schwarz, 380f)
, Prücklmaier

38
Dr. iur. (Johann) Matthias Prücklmaier (1589–1656, 9. Januar 1648 Fh. von Goldegg),
39
1635 RHR , 1637 öst. Hofkanzler, 1640 GR ( Gschliesser, 232; Schwarz, 139, 323ff;
40
Lanzinner, Sozialstruktur, 81f).
, Gebhardt

41
Dr. iur. Justus Gebhardt (1588–1656), 1628 RHR , 1639 bevollmächtigt zum Zugang zum
42
GR ( Gschliesser, 220f; Ruppert, 31f).
. Walde-
10
rode

43
Johannes Walderode von Eckhausen (1593–1674), 1630 Sekretär der lat. Expedition der
44
RK , auch Protokollführer des GR und Sekretär des RHR , 1637 RHR ( Gross, 420–424;
45
Gschliesser, 240f; Sienell, 96–101).
, Schröder

46
Wilhelm Schröder (um 1603–1679), seit 1642 Sekretär des GR , 1645–1647 Sekretär Trautt-
47
mansdorffs auf dem WFK ( Gross, 391ff; Sienell, 102).
) und Beschluß Ferdinands III. zu Art. I–V § 9 KEIPO4A

48
Hier fehlende Teile des Ga. s wurden Volmar am 4. Dezember 1647 von Schröder nach-
49
gesandt (vgl. [ Nr. 26] ).
,s.l. 1647
11
November 24–27. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1895fol. 200–207’; ebenda Fasz.

[p. 37] [scan. 131]


1
52b (1647)fol. 138–147; ebenda Fasz. 53cfol. 31–34’ (nur XI 24, 25); ebenda Fasz. 54d
2
(1647 XI)fol. 155–158 (nur XI 26, 27) – Druck: Bergsträsser IV Nr. XIII, 313–323

26
Der Text bei Bergsträsser ist ein Abdruck der Kopien in RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–
27
XII)fol. 31–43, hierfol. 31–34’. Ebenso wie dort fehlen auch bei Bergsträsser die Con-
28
clusa
vom 26. und 27. November 1647.
.

3
Beilage [2] zu Nr. 14

4
Eichstättisches Memorial betr. Weißenburg, s. l. praes. 1647 November 24. Kopie: RK FrA
5
Fasz. 92 XIII ad nr. 1895fol. 208–210’.

6
276/ 15/ [34]

7

Ferdinand III. an Lamberg und Krane


8
Prag 1647 November 27

9
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 80–80’ = Druckvorlage – Konzept:
10
ebenda fol. 79–79’.

11
Keine Verhandlungen über schwedische Armeesatisfaktion.

12
Rezepisse auf die Relation vom 14. November 1647 (APW II A 6 Nr.
13
276): Aussicht auf Reduzierung der schwedischen Forderungen zur Ar-
14
meesatisfaktion
. Nun mueß man endtlich gewertig sein, was die Schwee-
15
dische in angeregtem puncto satisfactionis militiae für ein moderirte er-
16
klärung herfürbringen werden. Ihr hettet eüch aber in den passu nit wei-
17
ter herauß- oder in einige consultation ichtwaß bringen zu lassen, biß wir
18
eüch unnser haubtresolution überschikhen, worin wir unnß auch dises
19
passus halber, wessen ihr eüch zu verhalten, resolviern wollen .

20
274/ 16/–

21

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


22
Osnabrück 1647 November 28

23
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 123–127’, praes. 1647 Dezember 9 = Druck-
24
vorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1888fol.
25
158–160.

[p. 38] [scan. 132]


1
Rechtfertigung der Ausführungen gegenüber den katholischen Reichsständen, Großteil der
2
katholischen Reichsstände mittlerweile in Osnabrück vertreten, Aussicht auf baldiges Ein-
3
treffen der kurkölnischen Gesandten.

4
Haltung der protestantischen Reichsstände betreffend den weiteren Verhandlungsmodus und
5
-inhalt. Abstimmung gemeinsamer Verhandlungsziele mit den katholischen Reichsständen;
6
grundsätzliche Zustimmung Kurmainz’ zum KEIPO4A und Kurtriers zu den Satisfaktions-
7
und Entschädigungsbestimmungen des KEIPO4A , Haltung Kurkölns noch unbekannt.
8
Künftig nur noch interne Kenntnisnahme der kursächsischen Verhandlungspositionen. Drän-
9
gen der protestantischen Reichsstände auf Beginn der Verhandlungen.

10
Auf die Weisung vom 13. November 1647 (APW II A 6 Nr. 274): Tadel
11
wegen Androhung einer Einigung mit Protestanten und Schweden auf der
12
Grundlage des KEIPO4A gegenüber den katholischen Reichsständen.
13
Soviel aber ahnlangt, daß denen catholischen nit für Ewer Kayserlicher
14
Majestätt resolution

37
Gemeint ist die Weisung vom 14. Oktober 1647 (Text: APW II A 6 Nr. 249).
hette fürgebildet werden söllen, alß liesen sie es
15
allerdings bey demienigen, so noch in ahnwesenheit dero geheimen raths
16
unnd obristen hoffmeisters, des hoch- und wollgebornen herrn Maximilian
17
graffens zu Trautmanstorff, alß principalgevolmächtigten gesandtens mit
18
denen Schwedischen und protestirenden gehandtlet worden

38
KEIPO4A .
, verbleiben
19
etc., da ist nit ohne, daß wir, die Münsterische, darzu auß denen in selbiger
20
haubtresolution vom 14. Octobris enthaltenen wörtten umb soviel erwöh-
21
net

39
Wahrscheinlich von wähnen in der Bedeutung von „falsch annehmen“, d.h. hier im Sinne
40
von „zu der falschen Annahme verleitet worden“ (vgl. Grimm XXVII, 657).
worden, indeme darein gesetzt wirdt, daß, wan ihnen (denen Schwe-
22
den) ein rechter ernst zum frieden seie, sie sich auff daßienige, waß obbe-
23
melter herr obristhoffmeister neben unß ihnen zurückgelaßen, gar woll ei-
24
nes endtlichen entschließen und dardurch weiter unschuldig christenblut-
25
vergießen und landtsverderben verhütten könten, wie Ewer Mayestätt dan
26
zu solchem ende auch

36
26 die catholische] Fehlt in der Kopie.
die catholische darzu erinnern laßen wolten.

27
Wir haben unß aber solchen anzugs allein darumb bedienet, weil wir
28
schon den vorbericht gehabt, daß sie in der einbildung steckten, es müste
29
vor reassumption der tractaten zu Oßnabrück vorderist die Kayserliche
30
resolution uber ihr vom 11. eiusdem uberschickte bedencken

41
Gemeint ist das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
erwahrtet
31
werden, damit wir sie darvon desto leichter divertirn und zu ehender ab-
32
ordtnung nach Oßnabrück vermögen konten, gleichwoll hernach diese
33
vom 14. und vom 26. besagtes monats Octobris einglangte resolutiones

42
Text der Weisung vom 26. Oktober 1647: APW II A 6 Nr. 260.

34
zu benehmung aller ungleichen einbildung denen Churmayntzischen und
35
Cöllnischen laut unßerer darüber abgangener gehorsamsten relation

43
Nassau und Volmar an Ferdinand III., Münster 1647 November 8 (Text: APW II A 6 Nr.
44
272). Darin heißt es jedoch, daß Volmar die gen. Relationen nicht den Kurmainz- und
45
Kurkölnischen, sondern denen Churmainz- und Churth[r]ierischen canzleren […] commu-
46
niciert und vorgelesen habe. Beide Varianten sind denkbar.
her-

[p. 39] [scan. 133]


1
nach in originali vorgewiesen, auch mit diesem und mehrerm biß anhero
2
gebrauchtem fleiß soviel erhalten, daß nuhmehr außerhalb Churcöllen,
3
Österreich

28
Gemeint ist Goll.
, Burgundt

29
Ges. für Philipp IV. als Hg. von Burgund: Dr. iur. Peter von Weyms (1610–1650; z.T.
30
auch abweichende Angaben: vor 1600–1657), 1645–1648 Ges. für Burgund und die Abtei
31
St. Maximin zu Trier, im CC führte er meist das Votum für das Hst. Verdun; 1639–1644
32
Präsident des Provinzialrates zu Luxemburg ( Wolff, 211 Anm. 4; Lehsten II, 100). –
33
Lic. Johann Cuyermans (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden), ab 1646 burgun-
34
discher Ges. , zuvor Berater der span. Gesandtschaft ( Bosbach, 14; Lehsten II, 25). Bio-
35
graphische Skizzen zu beiden: Rohrschneider, Frieden, 168ff
und Osnabrück

36
Zu den Ges. für das Hst. Osnabrück gehörten neben Wartenberg und Bischopinck auch
37
Domdechant Johann von Melschede ( Lehsten II, 60) und Dietrich Sieckmann (Lebens-
38
daten konnten jeweils nicht ermittelt werden). Sieckmann vertrat auch das Hst. Verden
39
( APW [ III D 1, 349f] ; Lehsten II, 84).
alle ubrige catholische deputati
4
sich alhier eingestelt haben. Und geruhen Ewer Kayserliche Mayestätt
5
auß seiner fürstlichen gnaden, des herrn bischoffs zu Oßnabrück, ahn
6
unß gestern einkommenen schreiben hiebey in abschrifft allergnädigst zu
7
vernehmen, waßgestalten er die bißher seines ortts erscheinte verweilung
8
entschuldigt unnd daneben unverlengt seine collegas hieher abzuordtnen
9
erbietig macht.

10
Demnach die handtlung ahn sich selbst betreffendt, da werden unßere
11
relationes vom 18. und 21. dießes mit mehrern zu erkennen geben, daß
12
dern protestirenden meinung nit seie, noch derzeit einige conferentz im-
13
mediate mit denen catholischen anzutretten, sondern alßdan erst, wan die
14
reassumption mit denen Schwedischen unverfänglich

41
„Ohne Wirkung“, „ohne Ergebnis“ ( Grimm XXV, 308).
sölte ablauffen.
15
Daher wir auch fast gefahrlich zu sein erachtet, einige anfrag zu thuen,
16
ob sie pure et simpliciter bey dem auffgesetztem proiect zu verbleiben
17
oder ob sie darvon in ein und andern zu weichen gedächten, sonderlich
18
weil wir auß allen ihrn discursen vermerckt, daß sie gleichsamb vor eine
19
richtige maximam halten wölten, waß ihrm erwöhnen

42
Von wähnen, hier im Sinne von „ihrer Meinung nach“ (vgl. Grimm XXVII, 652). Mög-
43
licherweise ist das Wort hier auch im Sinne von „falsch annehmen“ benutzt, also im Sinne
44
„ihrer falschen Meinung/Annahme nach“ ( ebenda, 657).
nach abgehandtlet
20
und vergliechen

45
Gemeint sind wahrscheinlich die von den Schweden und Protestanten als unstrittig erach-
46
teten Teile des *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII).
, daß müste auch also bleiben und allein uber ethlich
21
wenig außgesetzte puncten weiter gehandtlet und einige temperamenta
22
erfunden werden. Daher wir auch und damit sie in dieser opinion nit
23
mehrers gestärckt würden, hingegen wie der catholischen interesse desto
24
mehrers zu beobachten, eine offene handt behalten mogten, in unßern
25
vortrag unß allein in terminis generalibus gehalten und einigen particular-
26
puncten nit berührn wöllen, warmit auch die catholische sehr woll con-
27
tent und zufrieden sein.

[p. 40] [scan. 134]


1
Und dieweil es dan nuhmehr ahn dem beruhet, daß dieserseits semel pro
2
semper et simul alles, warauff man endtlich zu verharrn gedenckt, zusa-
3
mengetragen werden soll, wie darvon in negstvorgehender unßer gehor-
4
samsten relation andeutung beschehen

22
Zu der entsprechenden Aufforderung durch die schwed. Ges. vgl. die Relation vom 25.
23
November 1647 ( [Nr. 10] ).
, alß sein wir im werck, unß de-
5
rentwegen mit denen catholischen eines endtlichen zu vergleichen.

6
Der Churmayntzischer cantzler

24
Raigersperger.
hat unß zu solchem ende angezeigt, von
7
dem newerwöhlten herrn churfürsten

25
Schönborn war am 19. November 1647 zum Ebf. von Mainz gewählt worden (vgl. [Nr. 9]
26
Anm. 5).
befehlicht zu sein, die besonder
8
interesse beyder seiner churfürstlichen gnaden ertz- und stiffter in obacht
9

20
9 zu halten] Im Konzept ze halten, und deren nichts begeben ze lassen.
zu halten, im ubrigem sölte ihme noch ferner befehlich zukommen. Ver-
10
spührte aber woll soviel, daß seine churfürstliche gnaden ahn beliebung
11
deßienigen, waß mit denen Schwedischen und protestirenden gehandlet

27
Wahrscheinlich KEIPO4A (s. Einleitung, LXVIII).
,
12
kein großes bedencken machen möchten, wie sie ihme dan befohlen, sich
13
immittels unßerm guttfinden zu conformirn.

14
Deßgleichen hat auch der Churtrierischer

28
Anethan.
zu verstehen gegeben, daß
15
sein gnädigster herr, wan ihme in

21
15 dennienigen] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage demienigen.
dennienigen von unß, den Münsteri-
16
schen, sub dato 12. dießs gehorsamst uberschriebenen puncten satisfac-
17
tion geschehe

29
Vgl. APW II A 6 Nr. 273. Dort werden als Forderungen Söterns genannt: die Anerken-
30
nung der kurtrierischen Ansprüche gegen das Haus Sayn-Wittgenstein auf die Hft.en
31
Freusburg und Vallendar (vgl. [Nr. 29 Anm. 50] ); die Abweisung des Widerspruchs der
32
Stadt Speyer gegen das RHR -Urteil betr. Philippsburg (s.u.); die Herausgabe der beschlag-
33
nahmten Sötern’schen Vermögenswerte in Luxemburg (vgl. [Nr. 22 Anm. 15] ); die Entfer-
34
nung von Art. 50 der Wahlkapitulation Ferdinands III., der den Hinweis auf die Abwe-
35
senheit Söterns bei der Ks.wahl enthielt (vgl. Abmeier, 96 Anm. 264). – Zum Streit zwi-
36
schen Sötern und der Stadt Speyer wegen Philippsburg: 1615 hatte Sötern die Stadt Uden-
37
heim gegen Widerstände benachbarter Rst. , u.a. der Stadt Speyer, zur Festung (ab 1623
38
Philippsburg genannt) ausgebaut, die jedoch 1618 von Unionstruppen geschleift wurde.
39
Nach dem Wiederaufbau der Festung 1622/23 klagte Sötern gegen Speyer auf Schadenser-
40
satz, der ihm 1627 vom RHR in Höhe von 100 000 Rt. zugesprochen wurde. Auf dem
41
WFK legte die Stadt Speyer gegen dieses Urteil Widerspruch ein (vgl. das Memorial der
42
Stadt Speyer die Demolition der Vestung Udenheim betr.,s.l. dict. 1646 Oktober 28; Text:
43
Meiern III, 687 –691; zur Sache vgl. Musall, 42–45). Der Fall Udenheim wurde in der
44
Regelung des KEIPO4A über die Suspension und Revision der während des Krieges
45
ergangenen Urteile in weltlichen Sachen explizit genannt (Art. IV § „Sententiae“
46
KEIPO4A ; Text: Meiern IV, 564 dritter Absatz).
, so werden sein churfürstliche gnaden der meinung sein,
18
daß man es bey dem, waß in puncto satisfactionis coronarum et aequiva-
19
lentiarum vergliechen worden

47
Bezug auf den ksl.-frz. Vorvertrag über die frz. Satisfaktion vom 11./14. November 1647
48
und die Art. IX–XIV KEIPO4A .
, verbleiben laßen solle.

[p. 41] [scan. 135]


1
Ob nuhn Churcöllen dies orths eine absonderliche meinung führn werde,
2
stehet zu erwahrten, wollens iedoch auß deme, waß seine churfürstliche
3
durchllaucht in diesen materiis hievor mehrmahlen votirn laßen, nit ver-
4
muthen.

5
Waß dan Ewer Kayserliche Mayestätt unß wegen der Chursachßischen
6
schreiben und diarien zu beobachten allergnädigst anbefehlen, deme soll
7
gehorsamst nachgelebt, auch davon anderwerts, wie biß dato nit besche-
8
hen, alßkünfftig einige communicatio nit gethan werden.

9

20
9–19 Schließlichen – angezeigt] Fehlt im Konzept.
Schließlichen so sein abermahls heudt die Chursachßischen und Brande-
10
burg, auch fürstlich Sachßen Altenburg-

21
Sachsen-Altenburg wurde vertreten durch: Wolfgang Konrad von Thumbshirn (1604–
22
1667), 1645–1649 Ges. Sachsen-Altenburgs, führte ab Herbst 1647 für Sachsen-Altenburg
23
das Direktorium im CE (vgl. [Nr. 86 Anm. 35] ); 1639 sachsen-altenburgischer Hof- und
24
Justizrat, 1643 Steuerdirektor ( Croxton / Tischer, 292f). – Dr. iur. August Carpzov
25
(1612–1683), 1645–1649 Ges. Sachsen-Altenburgs und Sachsen-Coburgs; 1645 sachsen-
26
altenburgischer Hof- und Justizrat ( Nicklas, 52f, 55).
, Weymar-

27
Sachsen-Weimar wurde vertreten durch: Dr. iur. Georg Achaz Heher (1601–1667), 1645–
28
1649 Ges. für Sachsen-Weimar, -Eisenach und -Gotha, vertrat seit April 1647 auch Anhalt
29
imFR Osnabrück; 1640 Regierungsrat in Sachsen-Gotha, 1644 comes palatinus ( APW [III A 3/1 Nr. 2 Anm. 57] ; Lehsten II, 40f).
, Culenbach-

31
Johann Müller (1583–1648), 1645 Ges. des fränkischen Reichskreises, 1645–1648 Ges. für
32
Bg.-Kulmbach und Bg.-Ansbach; 1637 Wirklicher GR ( Lehsten II, 63). Müller verstarb
33
am 16. Januar 1648 in Osnabrück.
und
11
Braunschweig-Lüneburgischen

34
Die Ges. der Hg.e von Braunschweig-Lüneburg waren: Dr. iur. Heinrich Langenbeck
35
(1603–1669), 1644–1649 Ges. für Braunschweig-Lüneburg-Celle; 1635 Kanzlei- und Hof-
36
rat im Ft. Lüneburg(-Celle) ( Kaster / Steinwascher, 258f). – Dr. iur. Jakob Lampadius
37
(1593–1649), 1644–1649 Ges. Braunschweig-Lüneburg-Calenbergs; 1638 braunschweig-
38
calenbergischer Vizekanzler ( Kleinheyer / Schröder, 162ff; Pahlmann) . – Dr. iur.
39
Chrysostomus Cöler (Köhler) (1607–1664), 1646 Ges. für Braunschweig-Wolfenbüttel;
40
1644 Hofrat ( Kaster / Steinwascher, 260f). – Dr. iur. Heinrich Schrader (1601–1672),
41
1646 Ges. für Braunschweig-Wolfenbütttel ( Lehsten II, 89f).
gesandten bey unß gewest und umb
12
reassumption der tractaten und beförderung der conferentzien angehal-
13
ten, denen wir inhalts unßer iüngsten gehorsamsten relation von dem ver-
14
lauff, wie es mit der mit denen königlich Schwedischen gesandten vor-
15
gehabten conferentz

42
Bezug auf die Konferenz mit Oxenstierna und Salvius am 25. November 1647 (vgl. [Nr. 10] ).
abgelauffen, wie dieselbe das werck biß zu der
16
catholischen stände herzukumbst, damit mit dern belieben und zuthuen
17
auff einmahl über alle bey dem instrumento pacis noch vorhandene diffe-
18
rentias gehandelt werden mögte, außzustellen für gutt angesehen hetten,
19
also bey unß einige mora nit seie, angezeigt

44
Vgl. das Protokoll zu dieser Unterredung mit den Deputierten der prot. Rst. in APW [III C 2/2, 910 Z. 31 – 912 Z. 9] .
.

[p. 42] [scan. 136]


1
Beilage [1] zu Nr. 16

2
Wartenberg an Lamberg, Krane und Volmar, Münster 1647 November 26, praes. 1647 No-
3
vember 27. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 128–129.

4
–/ 17/ [41]

5

Lamberg und Krane an Ferdinand III.


6
Osnabrück 1647 November 28

7
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 73–73’, 122, praes. 1647 Dezember 9.

8
Annotationes zum ersten katholischen Gutachten vom 7. Oktober 1647.

9
Nachdeme Ewer Mayestätt in dero under dato den 30. Octobris und für 8
10
tagen alhie einglangten schreiben

28
Ferdinand III. an Lamberg und Krane, Prag 1647 Oktober 30. Ausf.: RK FrA Fasz. 53c
29
(1647 VIII-X)fol. 63–63’ – Konzept: ebendafol. 62–62’. Vgl. auch Ferdinand III. an
30
Nassau und Volmar vom gleichen Tage ( APW II A 6 Nr. 263).
under andern allergnädigst ahnbefoh-
11
len, daß wir unß mit dero Münsterischen gesandten zusamenthuen, eines
12
gesambten guttachtens uber der catholischen stände super instrumento
13
pacis ahm 11. eiusdem zu Münster bemelten dero Kayserlichen gesandten
14
zugestelten bedencken

31
Erstes kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
vergleichen und Ewer Mayestätt gehorsamst ein-
15
schicken solten, wir aber inmittls berichtet worden, daß mehrbemelte
16
dero gesandten ihr bedencken schon für einlangung solches dero allergnä-
17
digsten befehlschreibens abgeben gehabt

32
Bezug auf die Notanda Volmars zum ersten kath. Ga. , die mit der Relation vom 8. No-
33
vember überschickt worden waren und am 17. November 1647 am Ks.hof eintrafen ( APW
34
II A 6 Nr. 272 Beilage [1]).
, hat es unßere schuldigkeit er-
18
fordert, auch das unßerige einzuschicken, so Ewer Mayestätt hiebey zu
19
entfangen, w〈ar〉rin wir aber unßer gantzes absehen und fundament auff
20
ietzigen des gemeinen wesens schwehrn zustandt, wie unß derselb in
21
Ewer Mayestätt und vornemblich der churfürstlichen durchllaucht in
22
Bayrn unß beygeschloßenen schreiben fürgestelt worden, und daß wir
23
auß allen umbständen unschwehr zu ermeßen, daß sich Ewer Mayestätt
24
bey diesen schwehrwühtigen

35
Von „wütig“, hier wohl im Sinne von „ungezügelt“, „gewalttätig“, „heftig“ (vgl. Grimm
36
XXX, 2543).
werck wenig assistentz und beyhulff wer-
25
den zu getrößten haben, einzig und allein gerichtet, und wirdt in ubrigen
26
zu dero allergnädigsten fernern belieben und nachdencken, ob sich die
27
sach derzeit in einen solchen standt befinden, daß darbey der religion

[p. 43] [scan. 137]


1
zum besten waß zu endern oder also vortzugehen seie, gehorsamst an-
2
heimbgestelt.

3
Beilage [1] Nr. 17

4
Annotationes und Erinnerungen Lambergs und Kranes zum ersten kath. Ga. vom 7. Okto-
5
ber
1647,s.l. [vor 1647 November 28]. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 74–81’,
6
89–101’, 82–88’, 102–104’ – Druck: Bergsträsser IV nr. XIV, 324–345.

7
Ad prooemium

24
Präambel *KEIPO4B* (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 557 f).
. Das praedicat „Augustissimus“, unangesehen es im praeliminarschluß ge-
8
geben worden

25
Im Hamburger Präliminarvertrag (Hamburg 1641 Dezember 15/25. Text:ST V/2, 501–
26
504, hier 503) war dem Ks. das Prädikat Augustissimus (ex parte Augustissimi Imperato-
27
ris ) gewährt worden.
, ist zu behaubten unmöglich, wiewoll man sich eyfferich darumb angenoh-
9
men, dan die gegentheill bey deme, waß sie einmahl nachgegeben, nit bestehen wöllen. Auff
10
einrückung des praedicats „semper Augustus“ ist vestiglich zu beharrn und keinesweegs
11
davon abzuweichen.

12
Des praedicatum „maiestatis“ ist auch lang gnug bestrietten, aber darumb denen cronen zu
13
geben verglichen worden, weilen die gantze handtlung nit immediate zwischen denen cro-
14
nen, sondern nur dern abgesandten und ministros verhandtlet wirdt

28
In diesem Sinne auch Volmar in seinen Notanda zum kath. Ga. ( APW II A 6 Nr. 272-1
29
Beilage [1]). Der Majestätstitel für den frz. Kg. war 1646 auch hinsichtlich der Korrespon-
30
denz zwischen dem Ks. und dem frz. Hof problematisch gewesen (vgl. APW [ II A 4 Nr. 255] ; APW [ II A 5 Nr. 107] ).
, also darin nichts zu
15
ändern.

16
Ad articulo 2

32
Art. II *KEIPO4B* betr. das allgemeine Amnestiegebot (identisch mit KEIPO4A :
33
Meiern IV, 558 ; später Art. IIIPO = § 2IPM).
. Die wortte „sive ab amicis in amicos“

34
Bezug auf die Klausel sive ab hostibus in hostes sive ab amicis in amicos directe vel in-
35
directe ( RK FrA Fasz. 98efol. 896, d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 558 Z. 44 nach
36
quam in bello; vgl. außerdem das Protokoll vom 20. August 1647: APW II A 6 Nr. 207-A
37
Beilage [A]). Die Klausel wurde von den Ksl. zuerst in den Notae zu FEIPM1 und
38
FEIPM2 gefordert (praes. [Münster] 1647 Juli 27; APW II A 6 Nr. 189 Beilage [2]).
können woll außgelaßen werden ob
17
rationem nunc cessantem

39
Bezug auf die militärische Rekonjunktion Kurbayerns mit dem Ks. im sog. „Pilsener Ver-
40
trag“ vom 7. September 1647. Die Ksl. hatten die Einfügung der gen. Klausel erstmals zu
41
einer Zeit gefordert (s. Anm. 9), als der Ulmer Waffenstillstand (4./14. März 1647) zwi-
42
schen Kurbayern und den Gegnern des Ks.s noch in Kraft war.
, zumahlen es die Schweden selbst also verlangen. Im ubrigen
18
aber wirdt sich alhie nichts endern laßen.

19
Ad articulo 3

43
Art. III *KEIPO4B* betr. das allgemeine Restitutionsgebot aufgrund der Amnestie (iden-
44
tisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 558 ; später Art. IIIIPO und §§ 5–6IPM).
. Der außnamb derienigen sachen, so von dem krieg keine dependentz haben,
20
ist alhie zu gedencken unnöthig, weilen sie ipso iuris intellectu darunder verstanden wirdt.
21
Res iudicatae, transactae, decisae, commissiones et in lite pendentes können nit außge-
22
nohmen werden, weilen man sich dern schon in prima responsione

45
Ksl. Responsion auf die schwed. Proposition II (Münster 1645 September 25. Text: Gärt-
46
ner
VI Nr. 24, 136–148; Meiern I, 618 –623, hier 619 dritter Absatz; dt. ÜS: ebenda,
47
623–628).
ad propositionem
23
Suecicam

48
Schwed. Proposition II (Osnabrück 1645 Juni 1/11. Text: Londorp V, 926f [dt. ÜS];
49
Meiern I, 435 –438 [lat.], 439–442 [dt. ÜS]).
begeben, also dieser articulus bey dem auffsatz zu laßen.

[p. 44] [scan. 138]


1
Ad articulo 4

18
Art. IV *KEIPO4B* betr. die Amnestie in Einzelnen (später Art. IVIPO und §§ 7, 10–
19
29, 31(2)-46IPM; Kongruenzen zu KEIPO4A und Textnachweise sind im einzelnen an-
20
gemerkt).
. Die Pfaltzische sach muß alß eine geschloßene sach bey dem auffsatz, wie
2
derselb zu handen der herrn mediatorn zu Münster depositirt worden

21
Gemeint ist die Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom August 1647 ( APW II
22
A 6 Nr. 202). Ksl., Schweden und Franzosen hatten jeweils eigene (und nicht völlig über-
23
einstimmende) Schriftsätze ausgefertigt und bei den Mediatoren hinterlegt (vgl. im einzel-
24
nen [ Nr. 29 Anm. 32] ; APW [ III B 1/1, XLIII Anm. 7] ).
, gelaßen und ferners
3
nichts darin geändert werden, sonsten wirdt man denen Schweden die von ihnen verlangte
4
gelegenheit, dies werck von newen zu involvirn, ihn handt geben, maßen dan die churfürst-
5
liche durchllaucht in Bayrn dürch ihrn gesandten sorgfaltig darfür wahrnen laßen, daß
6
man herin nichts endern sölte, obszwar sonsten zu bethaurn, daß die religionsfreyheit
7
vor die catholische einwohner in der Undern Pfaltz, unangesehen die cron Franckreich
8
schon darein verwilligt gehabt, nit hat können behaubtet werden

25
Am 18. Juli 1647 hatten die ksl. Ges. nach zähen Verhandlungen auf eine Vorbehaltsklau-
26
sel zugunsten der kath. Bevölkerung in der Unterpfalz verzichtet (vgl. APW II A 6 Nr.
27
182). Frk. hatte zuvor eine entsprechende Klausel zum Schutz der kath. Religion in der
28
Unterpfalz in den FEIPM1 aufgenommen ( Meiern V, 144 achter Absatz). Frk. hatte die
29
Forderung in der frz. Fassung der Vereinbarung über die pfälzische Restitution weiter
30
aufrechterhalten (vgl. [Nr. 29 Anm. 32] ; Text hier: Meiern IV, 411 neunter Absatz).
.

9
Soviel die ubrige bey dem puncto ammistiae [!] eingebrachte particularpraetendenten an-
10
langt, da wehre zwar gutt gewesen, wan dieselbe gar hetten mögen außgelaßen werden,
11
weilen aber die Schweden nit darvon abzubringen gewest, sondern ihrer favoriten also in
12
specie gedacht haben wöllen, muß man es darbey bewenden laßen und nur hin und wieder
13
einige correcturas, wo nöttich, einfuhrn, alß bey dem

14
§ „Princeps Fridericus etc.“

31
Art. IV § „Princeps Fridericus“ *KEIPO4B* betr. die Wiedereinsetzung Hg. Friedrichs
32
von Pfalz-Zweibrücken (1616–1661) in seine Rechtsansprüche über den Vilzbacher Zoll
33
und das Kloster Hornbach (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 561 dritter Absatz; spä-
34
ter Art. IV,21IPO ← § 28IPM). – Der Rheinzoll in der mainzischen Vorstadt Vilzbach
35
war 1349 von Ks. Karl IV. (1316–1378) zur Hälfte an die Stadt Mainz verpfändet worden,
36
die ihren Anteil 1457 oder spätestens 1462 (Eroberung und Verlust der Stadtfreiheit) an
37
den Ebf. von Mainz abgeben mußte. Ebf. Adolf II. von Nassau (um 1423–1475, 1461 Kf.
38
und Ebf. von Mainz) verpfändete 1466 die Hälfte seines Anteils, also ein Viertel des Ge-
39
samtaufkommens, dem Pgf.en Ludwig in Zweibrücken und Veldenz (1424–1489) als
40
Dank für seine Militärhilfe in der Mainzer Stiftsfehde. Von diesem ging die Verfügungs-
41
gewalt über das Viertel des Vilzbacher Zolls in direkter Erbfolge (vgl. Stammtafeln NF
42
I/1T. 94, 96, 99) auf Hg. Friedrich II. von Pfalz-Zweibrücken über. Kurmainz forderte
43
auf dem Gerichtswege bereits seit längerem die Auslösung des Anteils (eine Pfandsumme
44
war bereits deponiert), die Zweibrücken jedoch verweigerte ( Buttmann, 46; Gross, 33ff;
45
Sommerlad, 88).
wehre die clausula hinzuzusetzen „salvis iuribus archiepisco-
15
patui Moguntino in dictum telonium competentibus“.

16
§ „Comiti Palatino Sutzbaccensi etc.“

46
Art. IV § „Comiti Palatino Solisbacensi“ *KEIPO4B* betr. die Restitution Pgf. Christian
47
Augusts von Pfalz-Sulzbach (1622–1708; 1632/1645 Pgf.) ( RK FrA Fasz. 98efol. 898’, d.i.
48
Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 848 ). – Nach dem Tode Pgf. Philipp Ludwigs von Neu-
49
burg (1547–1614; 1569 Hg.) waren die Besitz- und Rechtsverhältnisse zwischen seinen
50
Söhnen Hg. Wolfgang Wilhelm (1587–1653; 1614 Hg. von Pfalz-Neuburg, Hg. von Jü-
51
lich-Berg; zu ihm: Ehrenpreis; Engelbrecht), Pgf. August (1582–1632; 1614 Pgf. in
52
Sulzbach) und Pgf. Johann Friedrich (1587–1644; 1614 Pgf. in Hilpoltstein) umstritten.
53
Wolfgang Wilhelm hatte seit 1615 zunächst als Landesherr, später dann auf der Grund-
12
lage eines ksl. Mandats vom 8. März 1627 die Rückführung der Erbämter seiner Brüder
13
August und Johann Friedrich zum kath. Glauben betrieben. Augusts Nachfolger Pgf.
14
Christian August widersetzte sich dieser Einflußnahme seines Onkels und forderte auf
15
dem WFK die Restitution in die geistlichen und weltlichen Rechte seines Vaters August
16
vor 1627 ( Pfaltz=Neuburgische Gravamina, dict. Osnabrück 1645 November 3[/13];
17
Text: Meiern II, 17 ff; vgl. auch Höllerer, 18–32; Wappmann, 22–40).
ist bey der restriction zu laßen, daß dem herrn
17
pfaltzgraff Christian August das religionsexercitium in seiner residentz vor sich und seine

[p. 45] [scan. 139]


1
bediente zu vergönnen, salva manente actione, si quid plus iuris sibi competere existima-
2
verit, coram competente iudice experiendi.

3
§ „Controversia etc.“

18
Art. IV § „Controversia“ *KEIPO4B* betr. die Erledigung des Streits zwischen den
19
Fbf.en von Würzburg und Bamberg sowie den Mgf.en von Bg.-Ansbach und Bg.-Kulm-
20
bach um Amt, Stadt und Kloster Kitzingen und die Restitution der Wülzburg sowie aller
21
Patronats- und Ordinariatsrechte ( iura presbyterialia) in der Gft. Schwarzenberg und der
22
Hft. Hohenlandsberg an die Mgf.en von Bg.(-Ansbach) (identisch mit KEIPO4A : Meiern
IV, 561 vierter Absatz; später Art. IV,23IPO = § 29IPM). – Gf. Georg Ludwig von
24
Schwarzenberg (1586–1646, 1618 Gf. von Schwarzenberg; 1628 GR , 1626–1631 Oberst-
25
hofmarschall und Vizeobersthofmeister, anschließend diverse diplomatische Missionen. Zu
26
ihm: Schwarz, 334ff; Schwarzenberg, 88–97) hatte in der Gft. ab 1623 diverse Maß-
27
nahmen zur Beförderung des kath. Glaubens ergriffen. Hiergegen protestierte Bg.-Ans-
28
bach, das die Patronats- und Ordinariatsrechte in der Gft. innehatte ( Schwarzenberg,
29
82f, 94; Böhme, 47, 49; Sicken, 286). – Zu den o.g. Personen: Melchior Otto Voit von
30
Salzburg (1603–1653), 1642 Fbf. von Bamberg ( Gatz, Bischöfe I, 540; Weiss, Bamberg,
31
464–498). – Mgf. Albrecht V. von Bg.-Ansbach (1620–1667), 1639 Mgf. ( Foerster, Herr-
32
schaftsverständnis). – Mgf. Christian von Bg.-Kulmbach (1581–1655), 1603 Mgf. ( Zedler
33
V, 2224f; HHStD VII, 380).
sein die wörtte „Ad haec omnia iura presbyterialia etc.“, weilen es in
4
der catholischen stände guttachten heraußkombt, daß die cessio in fraudem legis publicae et
5
pacis religiosae beschehen, billich außzulaßen.

6
§ „Domus Wurtembergica etc.“

34
Art. IV § „Domus Wirtenbergica“ *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 898’–899, d.i.
35
Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV, 561 ; später Art. IV,24–25IPO und §§ 31(2)-32
36
IPM). Abweichend zu KEIPO4A bestimmte *KEIPO4B* , daß das Haus Württemberg
37
in sämtliche weltlichen und geistlichen Güter und Rechte (in omnia et singula secularia
38
atque ecclesiastica bona et iura), die es vor dem Krieg wo auch immer besessen hatte,
39
restituiert werden solle. Das darunter begriffene Amt Blaubeuren sowie die Hft.en
40
Achalm und Hohenstaufen wurden von der vorderöst. Linie des Hauses Habsburg bean-
41
sprucht
( Philippe, 21, 76f).
ist ärgerlich, daß die restitutio auch ad bona ecclesiastica
7
extra territorium sita extendirt worden, aber nuhmehr nit mehr zu endern, es kommen dan
8
die sachen zum andern standt. Post verbum „Oberkirch“ ist die clausula reservatoria iuris
9
reluendi pro episcopatu Argentinensi

42
Ehg. Leopold Wilhelm (1614–1662), 1647–1656 Generalgouverneur der Span. Ndl.; 1626
43
Fbf. von Straßburg und Passau, 1627 Fbf. von Halberstadt, (1625/)1629–1635 Ebf. von
44
Magdeburg, 1637 Fbf. von Olmütz, 1641 Hoch- und Deutschmeister sowie 1639–1642
45
und 1645–1646 Oberbefehlshaber der ksl. Armee ( Demel, Leopold Wilhelm; Schreiber).
46
Das von Württemberg beanspruchte Amt Oberkirch (Hst. Straßburg) war 1604 an den
47
Hg. von Württemberg verpfändet worden und 1636 wieder in den Besitz des Hst.s Straß-
48
burg gekommen ( Stälin, 362; vgl. auch Philippe, 21 Anm. 93; Rapp, 500).
billich beyzurucken.

10
§ „Marchio Badensis etc.“

49
Art. IV § „Fredericus Marchio Badensis“ *KEIPO4B* betr. die Restitution Mgf. Fried-
50
richs von Baden-Durlach ( RK FrA Fasz. 98efol. 899, d.i. Korrektur zu KEIPO4A :
51
Meiern IV, 561 letzter Absatz; später Art. IV,26–27IPO = §§ 33–34IPM). – Mit Aus-
52
nahme der Jahre 1633–1635 war die Herrschaft in der Mgft. Baden-Baden („obere
53
Mgft.“) seit einem RHR -Urteil von 1622 durch die kath. Mgf.en der Linie Baden-Baden
11
ausgeübt worden; seit 1636 regierte dort Mgf. Wilhelm von Baden-Baden (1593–1677;
12
1622 Mgf. Zu ihm: Weech, 162–178). Der letzte regierende Mgf. des prot. Hauses Ba-
13
den-Durlach, Mgf. Friedrich V. Magnus (1594–1659; 1622 Mgf.), war 1635 seiner Herr-
14
schaft entsetzt und von der Amnestie des PFs ausgeschlossen worden ( Weech, 157–171,
15
335–348; Dickmann, 32, 382). Schweden unterstützte seine Forderung nach vollständiger
16
Restitution aufgrund der allgemeinen Amnestie, die ihm im KEIPO4A jedoch verwehrt
17
geblieben war; die Regelung im *KEIPO4B* dagegen bestimmte seine Restitution in den
18
Stand von 1618, was die kath. Rst. in ihrem Ga. ablehnten.
ist bey dem auffsatz der catholischen stände zu laßen und nit
11
davon abzuweichen.

[p. 46] [scan. 140]


1
§ „Dux de Croy etc.“

19
Art. IV § „Dux de Croy“ *KEIPO4B* betr. die Amnestie für Hg. Ernst Bogislaw von
20
Croy und Aerschot (1620–1684; zu ihm: Schäfer, 297ff), die Wiedereinsetzung in seinen
21
Teil der Hft. Finstingen (Fénétrange) und die Rechtsstellung der Hft. Finstingen (identisch
22
mit KEIPO4A : Meiern IV, 562 zweiter Absatz; später Art. IV,28IPO ← § 35IPM). Hg.
23
Karl IV. von Lothringen beanspruchte die Hft. Finstingen als lothringisches Lehen. Der
24
gen. Abschnitt betraf die Rechtsstellung der Hft. Finstingen und bestimmt, daß diese ein
25
Reichslehen bleiben solle.
. Alhie ist der § „Maneat dictum dominium“ billich außzulaßen,
2
damit man gleichwoll Lotharingen ahn seinen rechten nit verkürtze, und kan es der hertzog
3
von Croy in rechten außführn.

4
§ „Comitibus Nassaw Saraepontanis etc.“

26
Art. IV § „Comitibus Nassau Saraepontanis“ *KEIPO4B* betr. die Restitution der Gf.en
27
von Nassau-Saarbrücken in die Gft.en Saarbrücken und Saarwerden sowie die Restitution
28
der Festung Homburg (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 562 dritter Absatz; später
29
Art. IV,30IPO ← § 35IPM). – Das RKG hatte am 7. Juli 1629 nach einem fast hundert-
30
jährigen Rechtsstreit dem Hst. Metz Teile der Gft. Saarwerden sowie eine Entschädi-
31
gungszahlung durch Nassau-Saarbrücken zugesprochen. Hg. Franz II. von Lothringen
32
(1572–1632; 1624/25 Hg.) hatte daraufhin die gesamte Gft. und darüber hinaus die Vogtei
33
Herbitzheim besetzt ( Ruppersberg I, 251f und II, 81–84; Mohr, 294f). Dagegen einge-
34
legte Rechtsmittel der nassauischen Gf.en blieben erfolglos. – Die auf dem WFK vertrete-
35
nen Gf.en von Nassau-Saarbrücken waren: Gf.in Anna Amalia (1595–1651), die Witwe
36
des 1640 im Metzer Exil verstorbenen Gf.en Wilhelm Ludwig (1590–1640; 1629 Gf. in
37
Saarbrücken und Ottweiler); Gf. Johann (1606–1677; 1629 Gf. in Idstein); Gf. Ernst
38
Kasimir (1607–1655; 1629 Gf. in Weilburg).
die wortte „nominatim ea quibus a ducibus
5
Lotharingiae etc.“ usque ad finem außzulaßen, weilen es notorium, daß Lotharingen senten-
6
tiam cameralem vor sich hat und die sach noch sub iudicio revisionis schwebt.

7
§ „Domus Hannovica etc.“

39
Art. IV § „Domus Hanovica“ *KEIPO4B* betr. die Restitution des Hauses Hanau-Lich-
40
tenberg in die Ämter Babenhausen (früher Bobenhausen), Bischofsheim am hohen Steg
41
(heute Rheinbischofsheim) und Willstätt (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 562 fünf-
42
ter Absatz; später Art. IV,31IPO ← § 35IPM). – Nach dem Erlöschen der Linie Hanau-
43
Münzenberg im Jahre 1642 erhob Gf. Friedrich Casimir von Hanau-Lichtenberg (1623–
44
1685) Anspruch auf die Nachfolge. Diese konnte er jedoch erst 1647 antreten, da die un-
45
terschiedlichen Lehensherren der Gft. die vakanten Ämter und Lehen als verfallen einge-
46
zogen hatten. Das Amt Babenhausen erhielt Gf. Friedrich Casimir bspw. 1647 von Kur-
47
mainz ( APW [ III C 2/2, 1024 Anm. 1] ; Schmidt, Wetterauer Grafenverein, 561f).
. Weilen die restitutio lautt der catholischen stände erinnerung
8
schon vorlengst geschehen, ist dieser paragraphus billich außzulaßen.

9
§ „Joannes Albertus etc.“

48
Art. IV § „Johannes Albertus“ *KEIPO4B* betr. die Restitution des Gf.en Johann
49
Albrecht II. von Solms-Braunfels (1599–1648) in ein Viertel der Stadt Butzbach und die
50
vier nahegelegenen Dörfer Dorf-Güll, Gambach, Griedel und Holzheim sowie die Resti-
51
tution des Hauses Solms-Hohensolms (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 562 sechster
52
und siebter Absatz; später Art. IV,32–33 ← § 35IPM).
. Alhie sein die wortte „Itemque restituatur domus de Hohen
10
Solms“ auch außzulaßen, weilen Chursachßen die transaction, so anno 1637 mit herrn

[p. 47] [scan. 141]


1
landtgraffen zu Heßen Darmbstadt eingangen

19
Ein entsprechender Vertrag zwischen Kursachsen und Lgf. Georg II. von Hessen-Darm-
20
stadt (1605–1661; 1626 Lgf.; zu ihm: Frohnweiler, 1ff; Croxton / Tischer, 105f) konnte
21
nicht ermittelt werden. Die Länder des aus dem PF ausgeschlossenen Gf.en Philipp Rein-
22
hard I. von Solms-Hohensolms (1593–1635) waren 1637 an Hessen-Darmstadt gefallen.
23
Sein Sohn Philipp Reinhard II. (1615–1665) wurde in der Folge (1638 und 1641) lediglich
24
teilrestituiert ( Demandt, Hessen, 512;).
, gehandthabt haben wollen.

2
§ „Comites de Isenburg etc.“

25
Art. IV § „Comites de Isenburg“ *KEIPO4B* betr. die Amnestie für die Gf.en von Ysen-
26
burg
-Büdingen ( RK FrA Fasz. 98efol. 899’, d.i. Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV,
562 drittletzter Absatz; später Art. IV,34IPO ← § 35IPM).
ist auff begehrn beyder herrn churfürsten Bayrn und Sach-
3
ßen bey dem ersten auffsatz zu laßen tali modo: „Comitibus autem de Isenburg, qui se in
4
transactione cum domino landgravio Georgio de Hassia

28
Die Gft. Ysenburg war 1635 durch Ks. Ferdinand II. an Lgf. Georg II. von Hessen-
29
Darmstadt übertragen worden, der Teile davon im Hauptvergleich von 1642 (Inhalt:
30
Simon II, 317f) wieder an die Gf.en von Ysenburg restituierte. Nach dem Normaljahr
31
der Amnestie hätte Georg II. die gesamte Gft. restituieren müssen ( Demandt, Hessen,
32
501ff; Schmidt, Wetterauer Grafenverein, 428).
mediante collegio electorali inita
5
laesos conqueruntur, beneficium restitutionis in integrum a Caesarea maiestate impetran-
6
dum salvum esto“

33
Bezug auf KEIPO4A , in dem jedoch der hier enthaltene Hinweis auf die Vermittlung des
34
KFR fehlt. Die neue Fassung des Paragraphen (Comites de Isenburg gaudeant amnestia
35
generali ) war am 15. Juli 1647 verglichen worden (APW II A 6 Nr. 180 Beilage B).
.

7
§ „Rheingravii etc.“

36
Art. IV § „Rheingravii“ *KEIPO4B* betr. die Restitution der Wild- und Rheingf.en in
37
die Ämter Dhronecken und Wildenburg und in die Herrschaft Mörchingen ( RK FrA
38
Fasz. 98efol. 899’, d.i. Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV, 562 vorletzter Absatz; später
39
Art. IV,35IPO ← § 35IPM).
ist außzulaßen, sowoll propter interesse ducis Lotharingiae alß auch,
8
daß die Frantzosen selbst diese außlaßung urgirn

40
Der erste frz. Entwurf für einIPM ( FEIPM1 ) enthielt eine Regelung zur Restitution der
41
Rheingf.en (Text: Meiern V, 147 zweiter Absatz). Eine frz. Forderung nach Auslassung
42
dieser Regelung konnte nicht ermittelt werden.
.

9
§ „Domus Sain et Wittgensteinensis etc.“

43
Art. IV § „Domus Sain et Wittgensteinensis“ *KEIPO4B* betr. die Restitution des Hau-
44
ses
Sayn-Wittgenstein in Schloß, Stadt und Amt Hachenburg, das Dorf Bendorf, die
45
Festung und Hft. Freusburg und die Hälfte der Hft. Vallendar ( RK FrA Fasz. 98efol.
46
899’, d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 562f Z. 4 nach manuteneatur; zu Hachenburg
47
vgl. [Nr. 20 Anm. 18] , zu Freusburg und Vallendar vgl. [Nr. 29 Anm. 50] ).
. Dieser paragraphus wirdt entweder nach dem
10
concept, wie in der catholischen ständen guttachten angedeüttet

48
Dort (fol. 61): oder zu setzen, wie dennselben die herrn Kayserlichen zu Osnabrugk in
49
ihrem ahnwesen alhie proiectirt – gemeint ist der Vorschlag Volmars in der Konferenz
50
vom 11. Juli 1647 (APW II A 6 Nr. 178 Beilage B).
, oder aber auff den schlag,
11
wie iüngsthin in uberschickten notis ad articulum 4 angezogen worden

51
Bezug auf die ksl. Korrekturvorschläge zu Art. IV *KEIPO4B* ( [Nr. 10 Beilage A] , hier
52
fol. 51’–52).
, einzurichten sein
12
hoc modo: „Actio autem domus comitum de Sain et Wittgenstein in Freysburg et Valendar
13
salva manente possessione penes electoratum et praevio inter partes, viduam videlicet comi-
14
tis Ernesti de Sein et comites de Wittgenstein, interesse praetendentes in archiepiscopatu
15
Trevirensi instituendo tractatu aut amicabili compositione adhibitis ab utraque parte inter-
16
positoribus terminetur, aut compositione praeter spem deficiente actio et lis ibi, ubi coepta,
17
in camerae Imperialis dycasterio, quantum ad dominium Freysburg, et in iudicio revisorio,
18
ad Valendarium quod spectat, absque ulla circumductione finiatur“.

[p. 48] [scan. 142]


1
§ „Domus Falckenstein etc.“

14
Art. IV § „Castrum Falckensteino“ *KEIPO4B* betr. die widerstreitenden Rechtsan-
15
sprüche auf Schloß Falkenstein, das Amt Bretzenheim und die Hft. Reipoltskirchen ( RK
16
FrA Fasz. 98efol. 899’, d.i. Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV, 563 zweiter Absatz;
17
später Art. IV,37IPO ← § 35IPM).
. Weilen die Schweden bey diesem paragrapho noch eine ver-
2
enderung in favorem des graffen von Raßberg oder Lewenhaubt

18
Gf. Gustav Adolf Lewenhaupt zu Raseborg und Falkenstein (1619–1656), schwed. Gene-
19
ralmajor, später Feldmarschall und Reichsrat ( SMK IV, 540f)
, weilen derselbe den
3
Schweden gediendt und deßen vatter ein geborner Schwedt ist (der sich ahn eine dochter
4
von Falckensten verheyratet und dahero seine qualification zu diesem Lehen nehmen thu-
5
et

20
Gemeint sein muß der Großvater Gf. Gustav Adolfs, Gf. Axel Lewenhaupt (1554–1619),
21
der 1579 Gf.in Sidonia von Daun-Falkenstein-Falkenstein geheiratet hatte und damit die
22
Linie Lewenhaupt-Falkenstein begründete ( Reiter, 56ff, 226). Der Vater Gustav Adolfs
23
hatte keine Gf.in aus dem Hause Falkenstein geheiratet.
), furhaben, alß sein hiebey billich monita catholicorum, damit so wenig den hertzogen
6
von Lotharingen

24
Der Hg. von Lothringen war Hauptlehensherr der Gft. Falkenstein. Lewenhaupts Vater
25
Gf. Johann Casimir (1583–1634) und sein Onkel Gf. Sten (1586–1645) hatten als Allodial-
26
erben der 1628 und 1636 erloschenen Linien Daun-Falkenstein-Falkenstein und Daun-
27
Falkenstein-Oberstein jeweils Anspruch auf das Falkensteiner Erbe erhoben. Hinzu ka-
28
men die Ansprüche des Gf.en Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein-Bruch (1613–1682).
29
Obwohl der Hg. von Lothringen Gf. Wilhelm Wirich 1642 mit Falkenstein belehnt hatte,
30
hatte er danach mehrfach zu dessen Ungunsten eingegriffen. Vor dem lothringischen Le-
31
hensgericht war, obgleich es sich um den Allodialbesitz der Gft. handelte, wegen der
32
Nachfolgefrage ein Prozeß anhängig ( Reiter, 5–60).
alß auch den graffen von Falckenstein selbst einig praeiudicium zugezo-
7
gen werden mögte, in obacht zu nehmen.

8
§ „Domus Waldeck etc.“

33
Art. IV § „Domus Waldeck“ *KEIPO4B* betr. die Bestätigung der Rechtsansprüche des
34
Hauses Waldeck in der Hft. Düdinghausen und den Orten Nordenau, Altastenberg (frü-
35
her: Lichtenschaid), Deifeld und Niederschleidern sowie den Verbleib der Gft. Pyrmont
36
bei Waldeck ( RK FrA Fasz. 98efol. 899’, d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 563
37
dritter Absatz nach gavisi sunt; später Art. IV,38IPO ← § 35IPM).
. Weilen uber diese ertzstifft Collnische lehen

38
Kurköln hatte 1630 in der Hft. Düdinghausen das kath. Bekenntnis gewaltsam eingeführt
39
und beanspruchte dort alte freigerichtliche und andere Hoheitsrechte ( Bockshammer, 168).
processus in
9
camera schweben, ist die sach billich dahin zu remittirn, wie auch wegen der graffschaftt
10
Pirmondt

40
Die Gft. Pyrmont wurde bereits im 16. Jhd. von Kurköln als erledigtes Lehen des Stifts
41
Paderborn beansprucht. 1630 bzw. 1636 nahm Kf. Ferdinand die Gft. als Fbf. von Pader-
42
born in Besitz, kollidierte damit jedoch mit den Rechtsansprüchen des Hauses Waldeck,
43
das 1631 die Rechtsnachfolge der ausgestorbenen Gf.en von Gleichen angetreten hatte.
44
Seit 1646 war das Haus Waldeck wieder in Besitz Pyrmonts ( Bockshammer, 162–170;
45
Foerster, Ferdinand, 346f).
die sach ad iudicium zu verweisen, weilen sie ohnedaß ad amnestiam nit gehörig.
11
§ „Joannes Ernestus comes Ottingensis etc.“

46
Art. IV § „Johannes Ernestus comes Ottingensis“ *KEIPO4B* betr. die Restitution des
47
Gf.en Joachim Ernst zu Oettingen (1612–1658/59; 1634 Gf. Zu ihm: Zedler XXV, 810f;
48
Stammtafeln XVIT. 101) in den Besitz seines Vaters (Ludwig Eberhard Gf. von
49
Oettingen, 1577–1634; 1622 Gf. Zu ihm: ebenda T. 100) von 1618 und 1627 (identisch
50
mit KEIPO4A : Meiern IV, 563 vierter Absatz; später Art. IV,39IPO ← § 35IPM).
. Die außnamb des closters Christgartten ist
12
unnöttig, weilen selbige materii [!] ad amnestiam nit gehörig, der ordo Carthusianorum
13
auch fundamenta gnug hat, sich bey der possession zu schützen

51
Gemeint ist die Auseinandersetzung um die Karthause Christgarten bei Nördlingen zwi-
52
schen
Gf. Joachim Ernst zu Oettingen und den Karthausern. Die Karthause war 1556 von
53
Gf. Ludwig XVI. von Oettingen (1508–1569) in Besitz genommen worden. Ein RKG -
14
Urteil im Jahre 1599 verfügte die Restitution, die 1631 vollzogen wurde (vgl. Narratio
15
facti, qua ratione Carthusia Horti Christi […] a comite Öttingensi acatholico […] resti-
16
tuta sit, dict. Münster 1647 August 21 [Kopie: GehStReg Rep. N Ka. 92 Fasz. 66 pars 1
17
Nr. 29; MEA FrA Fasz. 27 unfol.]; Gravamina patris prioris et conventus in Christgarten,
18
s.l. 1647 Juli 1 [Kopie: ebenda ]; vgl. außerdem Seibrich, 531ff). Die Auseinandersetzung
19
um Christgarten war die erste des sog. „Vierklosterstreits“ ( Kratsch, 42, 44–48).
.

[p. 49] [scan. 143]


1
§ „Fridericus Ludovicus comes de Lewenstein etc.“

20
Art. IV § „Fridericus Ludovicus comes de Löwenstein“ *KEIPO4B* betr. Löwenstein-
21
Wertheim ( RK FrA Fasz. 98efol. 899’, d.i. Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV, 563
22
sechster Absatz; später Art. IV,41–42IPO ← § 35IPM).
können die wortte „quae ob causas ex
2
hoc bello natas sequestratae sunt“ nach der catholischen stände erinnerung substituirt werden.
3
§ „Domus Hohenloica etc.“

23
Art. IV § „Domus Hohenloica“ *KEIPO4B* betr. die Restitution des Hauses Hohenlohe,
24
insbesondere die Restitution der Hft. Weikersheim und des Klosters Schäftersheim (iden-
25
tisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 563 fünfter Absatz; später Art. IV,40IPO ← § 35IPM).
ist die clausul hinzuzusetzen „salvo iure tertii“

26
Nach der Schlacht von Nördlingen hatten sowohl der Deutsche Orden als auch die Prä-
27
monstratenserabtei Oberzell Anspruch auf das zu restituierende Kloster Schäftersheim er-
28
hoben ( Press, Hohenlohe, 177; Kleinehagenbrock, 54f).
.

4
§ „Contractus etc.“

29
Art. IV § „Contractus“ *KEIPO4B* betr. die Nichtigkeit erpreßter Rechtsgeschäfte
30
(identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 563 letzter Absatz; später Art. IV,46IPO = § 36
31
IPM).
ist billich ad contractus militares per aliquam appositionem, wie es die
5
conferentz geben wirdt, zu restringiren.

6
§ „Debita etc.“

32
Art. IV § „Debita“ *KEIPO4B* betr. Schuldenwesen (identisch mit KEIPO4A : Meiern
IV, 564 zweiter Absatz; später Art. IV,47IPO = § 37IPM).
bey der catholischen stände erinnerten zusatz zu laßen, zumahl derselbe
7
schon einmahl bey der letzten conferentz denen Schwedischen außgeben worden, oder ein
8
ander zusatz zu gebrauchen, so in substantia mit dieser ubereins komme

34
Das erste kath. Ga. forderte die Einrückung der Klausel salvis tamen iis creditis ac debitis
35
quae a belligerantibus quidem extorta dicuntur, sed vel extorsionis tempore redimi non
36
poterant vel instrumenta debiti in manibus creditorum permanserunt, quae videlicet in-
37
strumenta suam obtinere firmitatem convenit ( RK FrA Fasz. 54d [1647 X]fol. 62). Krane
38
hatte in einer Konferenz mit den schwed. Ges. am 21. August 1647 eine ähnliche Klausel
39
vorgeschlagen (vgl. APW II A 6 Nr. 207 Beilage [A]).
. Item post verba
9
„salvis tamen iis pecuniarum summis“ addendum „quorum instrumenta debiti adhuc penes
10
creditores exstant“.

11
§ „Sententiae etc.“

40
Art. IV § „Sententiae“ KEIPO4B betr. die Suspension und Revision der während des
41
Krieges ergangenen Urteile in weltlichen Sachen (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV,
564 dritter Absatz; später Art. IV,49IPO = § 38IPM).
parenthesis de causa Speir contra Speir außzulaßen

43
Gemeint ist die beispielhafte Nennung des Streits zwischen Sötern und der Stadt Speyer
44
wegen Philippsburg (ehem. Udenheim) in dem gen. § „Sententiae“ (vgl. [Nr. 16 Anm. 19] ).
.

12
§ „Tandem omnes etc.“

45
Art. IV § „Tandem omnes“ *KEIPO4B* betr. die Amnestie für alle Offiziere, Beamten
46
und Soldaten mit ihren Familien und ihre Wiedereinsetzung in den personen- und besitz-
47
rechtlichen Status von 1618, sofern sie nicht ksl. Untertanen oder Vasallen sind (identisch
48
mit KEIPO4A : Meiern IV, 564 fünfter Absatz; später Art. IV,51IPO = § 40IPM). –
49
Grundsätzlich verstanden die Verhandlungsparteien unter dem Begriff § „Tandem om-
50
nes die Amnestiebestimmungen für Offiziere, Beamte und Soldaten der Kriegsparteien,
51
einschließlich der in den ksl. Erblanden heimischen Personen, d.h. die späteren Paragra-
52
phen „Tandem omnes“, „Qui vero“, „Quantum autem“, „Illa vero“ und „De caetero in
53
Bohemia“ (später Art. IV,51–55IPO und §§ 40–44IPM) in ihrer Gesamtheit. In der
20
Praxis bestanden die diesbezüglichen Textvorschläge häufig nur aus den vier letztgenann-
21
ten Paragraphen (vgl. bspw. den Textvorschlag bei Anm. 70 oder später Beilage 4 zu Nr.
22
99), da der heute als eigener Paragraph mit dem Incipit Tandem omnes gezählte Absatz
23
(vgl. dazu APW [ III B 1/2, 685–689] , [ 691f] ) im Gegensatz zu den übrigen vier Paragraphen
24
unstrittig war und hierin von ksl. Seite keine Änderungen gefordert wurden.
ist bey dem proiecto Caesareanorum zu laßen, oder der articulus
13
secretus von denen Schwedischen, wie derselbe hiebevor eingerichtet worden, außzugeben

[p. 50] [scan. 144]


1
und dagegen die disposition alhier außzulaßen

25
Im Juli 1647 hatten die schwed. Ges. einen Geheimartikel als Ersatz für eine friedensver-
26
tragliche Regelung vorgeschlagen, um dem ksl. Wunsch nach einer Unterscheidung bei der
27
Amnestie für die ksl. Untertanen in den Erblanden (vor/nach 1630) Rechnung zu tragen
28
( APW II A 6 Nr. 180 Beilage C). Ein entsprechender Geheimartikel wurde am 21. August
29
1647 verlesen, eine Einigung zwischen Ksl. und Schweden kam jedoch nicht zustande
30
( ebenda Nr. 207 Beilage [A]).
.

2
Articulus 5

31
Art. V *KEIPO4B* betr. die Regelung der religionsrechtlichen Verhältnisse im Reich (spä-
32
ter Art. VIPO und § 47IPM; Kongruenzen zu KEIPO4A und Textnachweise sind im
33
einzelnen angemerkt).
.

3
Ad § 1 versiculus „In reliquis omnibus autem etc.“

34
Art. V § 1 Abschnitt beginnend mit In reliquis omnibus *KEIPO4B* betr. den Grundsatz
35
der aequalitas exacta mutuaque (Parität) zwischen den Konfessionsparteien (identisch mit
36
KEIPO4A : Meiern IV, 565 fünfter Absatz; später Art. V,1IPO ← § 47IPM). Das erste
37
kath. Ga. forderte, den gen. Abschnitt entweder auszulassen oder auf folgende Weise zu
38
formulieren: Et in his omnibus, quae pace religionis et praesenti compositione ita con-
39
venta sunt, inter utriusque religionis electores, principes, status et ordines omnes et singu-
40
los, sit aequalitas exacta mutuaque ita, ut quod uni parti etc. ( RK FrA Fasz. 54d [1647 X]
41
fol. 63).
, weilen die durchgehende gleichheit
4
zwischen den ständen nur auf das religionwesen und gegenwertige convention zu verstehen,
5
ist der catholischen stände erinnerung alhie billich zu beobachten und dieser versiculus auff
6
den vorgeschlagenen modum zu verendern.

7
§ „Terminus a quo etc.“

42
Art. V § 2 Absatz beginnend mit Terminus a quo *KEIPO4B* betr. die Restitution der
43
Rst. , der Reichsritterschaft und der Reichsstädte in die Realpossession nach dem Stichtag 1.
44
Januar 1624 (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 565 sechster Absatz; später Art. V,2
45
IPO ← § 47IPM).
. Daß alhie nach der catholischen stände meinung einige specifica-
8
tion zu begehrn, halten wir so wenig nöttig, alß dieselbe zuvor bey dem Prager friedens-
9
schluß

46
PF zwischen dem Ks. und Kursachsen vom 30. Mai 1635 (Text: BA NF II 10/4 Nr. 564A,
47
1606–1631).
, da der terminus 12. Novembris 1627 gesetzt gewest, für nöttich befunden worden.
10
Ist gnug, daß man determinatam regulam et terminum a quo habe, nach welchen man sich in
11
iudicando richten möge.

12
Versiculus „Cassatis omnibus etc.“

48
Art. V § 2 Abschnitt beginnend mit cassatis omnibus betr. die Annullierung aller nach
49
dem Stichtag ergangener, veröffentlichter und vollzogener Urteile, Verfügungen, Verglei-
50
che, Verträge etc. (wie Anm. 57).
. Es ist zwar der catholischen stände begehern, daß man
13
regulam praecedentem mit ausnamb der rerum iudicatarum, transactionum, commissionum,
14
reversalium etc. limitirn solte, ahn ihme selbst recht und billich, auch im Prager frieden-
15
schluß beschehen

51
Art. 3–4 PF (Text: BA NF II 10/4, 1607f).
, aber nuhmer zu erhalten unmöglich. Die einige statt Straßburg hat sich
16
bey dem Prager friedenschluß opiniatrirn dörffen

52
Die Reichsstadt Straßburg war, obwohl sie nicht zu den ausgeschlossenen Rst. gehörte,
53
dem PF nicht beigetreten, was jedoch ohne Konsequenzen blieb ( Ritter III, 600).
, waß würde dan von sambtlichen pro-
17
testirenden ständen, da sie nuhmehr auß diesem werck causam communem machen, zu ver-
18
hoffen sein? Zue behaubtung dieser außnamb gehörn andere resolutiones. Kayserliche
19
mayestätt haben seithero das ihrige gethan, und sowoll bey dem Prager friedenschluß alß

[p. 51] [scan. 145]


1
seithero, solang sie gekont, dies werck verfochten, weilen sie aber allein gelaßen und von
2
denen catholischen ständen nit, wie es das werck erfordert, secundirt worden, haben sie es
3
auch müßen fahrn laßen und schon in prima responsione ad propositionem Suecicam sich
4
dieses wercks begeben

33
Text: Meiern I, 618–623, hier 619 dritter Absatz; dt. ÜS: ebenda, 623–628, hier: 624
34
letzter Absatz.
. Wil sich itzo ploß mit wortten nit retractirn laßen.

5
§ „Civitas Augustana“

35
Art. V § 2 Absatz beginnend mit Civitates Augusta *KEIPO4B* betr. die Restitution der
36
Städte Augsburg, Dinkelsbühl, Biberach und Ravensburg hinsichtlich der Güter, der
37
Rechte und der Religionsübung – Sonderbestimmungen für die Besetzung der städtischen
38
Ämter (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, vorletzter Absatz; später Art. V,3 IPO ←
39
§ 47IPM).
. Alhie haben die catholische auch recht, und ist es noch damit res
6
integra, weilen es einer von den vier außgesetzten puncten, warzu die catholische biß dato
7
ihrn consensum nit geben wöllen

40
Diese vier Verhandlungspunkte werden ausführlich behandelt im Ga. Lambergs und
41
Kranes zu den Differenzpunkten in den Verhandlungen über das Reichsreligionsrecht
42
vom 17. Oktober 1647 (Text: APW II A 6 Nr. 252 Beilage [3]). Die übrigen drei Punkte
43
sind: die Regelungen betr. Hildesheim (s. Anm. 105), die Fristenregelung für die Auswan-
44
derung und Ausweisung künftiger Konvertiten (s. Anm. 110) und die Reform des RKG
45
und des RHR (s. Anm. 129).
, warbey wir der gehorsamsten meinung sein, daß darin
8
auch quoad statum politicum et paritatem dignitatum senatoriarum kein anders tempera-
9
mentum einzugehen, alß waß mit der statt selbst vorhero werde vergliechen werden, in er-
10
wegung, es mit dem politischen wesen in dieser statt eine solche beschaffenheitt hat, daß
11
darahn die conservation des religionwesens vornemblich und solchergestalt hafftet, daß die
12
veränderung des politischen wesens und besetzung der dignitatum senatoriarum die ver-
13
änderung des religionwesens nach sich ziehen thuet, darumb hiebey behutsamb zu gehen,
14
dan dem catholischen religionwesen im Reich viel an erhaltung der religion in dieser statt
15
gelegen.

16
Versiculus „Terminus autem etc.“

46
Art. V § 2 Absatz beginnend mit Terminus autem *KEIPO4B* betr. die vorrangige Gel-
47
tung der Amnestieregelungen (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 566 erster Absatz;
48
später Art. V,13IPO ← § 47IPM).
. Under den worthen „vel aliunde“ kan keine gefahr sein,
17
weilen sich die dispositio nur auff die restituendos verstehet, so vi huius transactionis zu
18
restituiren seien. Es ist aber dieser versicul also beschaffen, daß er woll gar konte außgelaßen
19
werden, weilen in § „Iuxta hoc etc.“

49
Art. III *KEIPO4B* (wie Anm. 11).
hieroben hievon gnugsambe disposition beschehen.

20
Articulus 3 § „Bona Ecclasiastica etc.“

50
Art. V § 3 *KEIPO4B* betr. die Restitution des Reichskirchenguts in die Realpossession
51
nach dem Stichtag 1. Januar 1624 und den Geistlichen Vorbehalt sowohl für kath. Reichs-
52
kirchengut als auch für Reichskirchengut Augsburgischer Konfession (identisch mit
53
KEIPO4A : Meiern IV, 566 zweiter Absatz; später Art. V,14–15IPO ← § 47IPM).
. Diese dispositio cessionis bonorum ecclesiastico-
21
rum in perpetuum ist eine von den wiechtigisten, so in materia gravaminum fürkombt, aber
22
nuhmehr in sölchen standt, daß ohne auffstoiß und ruptur der tractaten nichts darin kan
23
geändert werden. In erwegung, diese perpetuitet bey denen vornembsten puncten der
24
haubthandtlung, alß satisfactionis, aequipollentiarum etc. zum fundament geleget worden,
25
und so wenig sich die cron Schweden von ihrer satisfaction würdt wollen tringen laßen, so
26
wenig wirdt sie die perpetuitet hiebey nachgeben, die protestirende sich auch ehender mit
27
selbiger cron zu continuation des kriegs von newen verbinden, alß dießs erlangten vor-
28
theills, warnach sie lengst getrachtet, begeben. Darumb es unßers geringfügigen ermeßens
29
daß beste sein wirdt, bey diesem passu alles, wie es in proiecto abgefaßet worden, zu laßen
30
und nur dahin zu sehen, wie die fundationes, so gutt sie können, in ihrn wesen und bey dem
31
Reich mögen erhalten werden, quod fiet per stabilimentum religionis in statu, quo fuit anno
32
1624, per investituras regalium, admissionem ad sessiones et vota, damit hernegst, wan

[p. 52] [scan. 146]


1
ethwo durch verleihung der Göttlichen gnadt zur einigkeit in religion glangt werden mögte,
2
diese stifftungen und gütter desto leichter wieder mögen zu vorigen standt gebragt werden.
3
Es wirdt zwar alhie de potestate Caesaris, ob ihre mayestätt dergleichen verordtnung uber
4
christliche stifftungen und gütter vorzunehmen bemächtigt, von ethlichen contravertirt

38
Gemeint ist u.a. die Gruppe der kath. Rst. um Wartenberg, die bereits im Herbst 1646 das
39
eigenmächtige Vorgehen Trauttmansdorffs in der Gravaminafrage scharf kritisiert hatte
40
(vgl. Wolff, 161f, 171).
,
5
muß aber zuvordterist betrachtet werden, daß keine sach im Römischen Reich den statum
6
Imperii mehr turbirt alß das religionwesen, darumb es ie in officium Caesaris fallet, die
7
handt anzuschlagen und dahin zu sehen, wie solchem unwesen möge abgeholffen werden,
8
damit nit das gantze Reich darunder verlohrn gehe, unnd, weilen es vornemblich umb die
9
kirchen und geistliche gütter zu thuen, einen solchen durchschlag zu machen, damit nit
10
wegen der gütter auch die religion zu boden gerichtet und gar exstirpirt werden möge.
11
Warbey dan auch nit außer obacht zu laßen, daß es umb gütter zu thuen, dern man nit in
12
possessione ist, sondern so schon vorlengst denen protestirenden in handen gerathen, dern
13
recuperatio iure et armis so viel iahr gesucht, aber wieder zurückzubringen unmöglich be-
14
funden worden, in erwegung, die catholische stände dern bißhero nit allein entwehrt, son-
15
dern auch denselben renunciatio actionum ad recuperandum durch gewaldt unnd macht der
16
waffen mit zuziehung frembder cronen zugemuthet und solchergestalt darüber zugesetzt
17
worden, daß das gantze catholische wesen im Reich in gefahr gerathen, bey welcher be-
18
wandtnüß die eüßeriste nott, die consilia zu ergreiffen, damit man das ubrige conservirn
19
möge, selbst ahn die handt gibt. Und weilen zur zeitt des Paßawischen vertrags

41
Passauer Vertrag vom 2. August 1552 (Edition: Drecoll, 95–134).
, da die
20
sachen im Reich in so schwehrn standt, alß itzo stehen, nit gestanden, die consilia ergrieffen
21
worden, daß dieienige mediatstiffter und -gütter, so damahls für solchen vertrag von denen
22
Augsburgischen confessionsverwandten schon eingezogen gewest, in perpetuum zurück-
23
gelaßen unnd nachgegeben

42
Im Passauer Vertrag von 1552 war keine Restitution des bis dato säkularisierten Kirchen-
43
guts vorgesehen ( Drecoll, 91; grundlegend: Schindling, Passauer Vertrag).
, und damahls Kayserlicher mayestätt macht und gewaldt in
24
huiusmodi casu necessitatis nit in zweiffl gezogen worden, so wirdt man auch itzo stante
25
maiore necessitate nit de potestate zu contravertirn haben, wan man, umb die religion und
26
ubriges zu erhalten, eben selbige consilia ergreiffen und in zurücklaßung derienigen stiffter
27
und gütter, so die protestirende schon in handen haben und umb derentwillen sie den krieg
28
führn, verwilligen thuet, zumahl die prohibitiva alienationis, nemblich qualitas spiritualis,
29
nit weniger die mediat- alß immediatgütter afficirt

44
Anspielung auf den Inhalt des ersten kath. Ga. s vom 7. Oktober 1647 hinsichtlich des
45
mittelbaren Kirchenguts. Dort heißt es nämlich: Was für monasteria, collegia, ballineyen,
46
commentureyen undt mehr in diesem articulo [Art. V § 9 KEIPO4A ] ahngezogene geist-
47
liche güeter die Augspurgischen confessionsverwandten vor dem krieg von vielen jahren
48
hero detinirt undt innengehabt haben, deren inbehaltung undt detention halber kan man
49
gleichfals amore pacis geschehen lasßen […] ( RK FrA Fasz. 54d [1647 X]fol. 65).
.

30
Gesetzt aber, es seie in Kayserlicher majestätt macht nit, dergleichen verordtnungen uber
31
diese stifft und gütter vorzunehmen, so wirdt nur ob defectum potestatis eine nullitet be-
32
gangen und dahero desto bequemer gelegenheit in handen gelaßen, zu waß zeit man wolle,
33
von dieser disposition wieder zurückzuefallen und die gütter zu recuperirn.

34
§ „Si igitur catholicus etc.“

50
Art. V § 3 *KEIPO4B* Abschnitt beginnend mit Si igitur betr. den Geistlichen Vorbehalt
51
sowohl für kath. Reichskirchengut als auch für Reichskirchengut Augsburgischer Konfes-
52
sion (wie Anm. 67).
. Posita cessione bonorum ecclesiasticorum immediatorum
35
vanum est reservatum ecclesiasticum Augustanae confessioni addictis disputare velle, cum
36
illi ex eiusmodi cessione obtineant quietam possessionem, consequenter in ipsorum arbitrio
37
sit, de possessione ista disponere prout volunt iuribus Imperii semper salvis.

[p. 53] [scan. 147]


1
§ „In omnibus“ 4

26
Art. V § 4 *KEIPO4B* betr. das Wahl- und Postulationsrecht, das Verbot der Erblichkeit
27
des Reichskirchenguts und die Öffnung der Kapitel für alle geeigneten Personen (Adel,
28
Patrizier, akademisch Graduierte und andere) (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 566
29
dritter Absatz; später Art. V, 16–17IPO ← § 47IPM).
. Alhie ist der catholischen ständen erinnerung, daß in episcopatibus et
2
ecclesiis mixtis den statutis nichts, waß der catholischen religion zuwieder, eingerückt wer-
3
den solle, billich in acht zu nehmen, weilen es in paritate rationis fundirt.

4
§ „Ubi sacra Caesarea maiestas“ 5

30
Art. V § 5 Absatz beginnend mit Ubi Sacra Caesarea *KEIPO4B* betr. das ksl. Recht der
31
Ersten Bitten nach der Praxis von 1624 (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 566 vierter
32
Absatz; später Art. V,18IPO ← § 47IPM).
. Corona Imperialis ist in possessione vel quasi exercendi
5
preces in subiecta catholica, ist gleichsamb ein regale coronae und ius Caesaris, so Kayser-
6
licher mayestätt von dem Römischen stull intuitu advocatiae wirdt verliehen

33
Seit dem 12. Jhd. besaßen die Ks. und Röm. Kg.e nach ihrer Krönung bzw. ihrem Regie-
34
rungsantritt auf Grund päpstlicher Verleihung das Recht der ersten Bitten ( ius primaria-
35
rum precum) für die erste freiwerdende Pfründe in jedem Dom- oder Kollegiatstift bzw.
36
Kloster, wodurch sie den künftigen Inhaber bindend vorschlagen durften. Dieses Recht
37
wurde jedoch auch von weltlichen und geistlichen F.en in Anspruch genommen ( Feine,
38
59ff; LThK II, 509).
, hatt mit dem
7
puncto gravaminum oder controversiis religionis, so sich inter status Imperii erhalten thut,
8
keine gemeinschafft, ist auch selbiges recht Kayserlicher mayestätt in pace Pragensi reser-
9
virt

39
Art. 5 PF ( BA NF II 10/4, 1608).
und zu Regenspurg in publicis comitiis bestettigt worden

40
§ 7 Regensburger RA (Text: Sammlung III, 548–574, hier 553; vgl. auch Feine, 59).
, warbey es billich sein ver-
10
bleiben haben solte. Weilen aber bey obvermelten standt, da die stiffter cedirt worden, mit
11
der execution ferners nit wirdt vortzukommen sein, wirdt es beßer sein, ad evitandum
12
odium und damit gleichwoll possessio bey denen uncatholischen stifftern erhalten werde,
13
es bey der disposition, wie in proiecto pacis gesetzt worden, zu laßen.

14
§ „Si quid annatarum etc.“

41
Art. V § 5 Absatz beginnend mit Si quid annatarum *KEIPO4B* betr. die Ungültigkeit
42
päpstlicher Abgabenforderungen für das Reichskirchen gut Augsburgischer Konfession –
43
Ausschluß von Rechtshilfe für deren Eintreibung (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV,
566 letzter Absatz; später Art. V,19IPO ← § 47IPM).
. Diese dispositio ist modici praeiudicii und so hoch nit zu
15
achten, hat ihre consequentz von der cession der immediatstiffte.

16
§ „In quorum autem ecclesiasticorum etc.“

45
Art. V § 5 Absatz beginnend mit In quorum autem *KEIPO4B* betr. Papstmonate in
46
bikonfesionellen Kapiteln des Reichskirchenguts nach dem Stand von 1624 (identisch mit
47
KEIPO4A : Meiern IV, 567 zweiter Absatz; später Art. V,20IPO ← § 47IPM).
. Weilen die wörtter „immediate a curia
17
Romana insinuetur“ captiose können auffgenohmen werden, ist dahin zu sehen, daß dies
18
waß beßer explicirt werde.

19
§ „Electi postulati“ 6

48
Art. V § 6 *KEIPO4B* betr. die Investitur der geistlichen Reichsf.en Augsburgischer
49
Konfession und das Stimmrecht in Reichsversammlungen und -gremien – den Titel der
50
geistlichen Reichsf.en Augsburgischer Konfession und die Session auf RT (identisch mit
51
KEIPO4A : Meiern IV, 567 dritter bis fünfter Absatz; später Art. V,21–22IPO ← § 47
52
IPM).
. Waß bey diesem paragrapho circa mutationes terminorum von
20
denen catholischen ständen erinnert worden, ist der importantz nit, daß man darüber von
21
newen streitten soll, pleibt billich bey den auffsatz. Ist auch unnöttich, de sessione abbatum
22
et abbatissarum Augustanae confessioni addictorum in specie zu gedencken, weilen sich das
23
werck per consequentiam nach der session des fürstenraths verstehet, und werden die unca-
24
tholische ertz- und bischoffe nit zugeben, daß sie deterioris conditionis sein solten alß der-
25
gleichen abbte und abbtißin.

[p. 54] [scan. 148]


1
§ „Quod capitulares“ 7

20
Art. V § 7 *KEIPO4B* betr. die Zusammensetzung der bikonfessionellen Kapitel des
21
Reichskirchenguts nach dem Stand von 1624 und die Religionsausübung in diesen Stiften
22
nach Maßgabe des Jahres 1624 (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 567 vorletzter Ab-
23
satz; später Art. V,23IPO ← § 47IPM).
. Weilen einmahl terminus de anno 1624 beliebt worden

24
Bezug auf Art. V § 2 *KEIPO4B* (wie Anm. 57).
, wirdt
2
alhie nichts zu ändern sein.

3
Die insertio exceptionis mit dem stifft Straßburg ist offtmahls zu behaubten versucht wor-
4
den, aber nit zu erhalten gewest, wirdt auch noch nit zu erhalten und unßers ermeßens
5
beßer sein, dies werck nit zu berührn. Das thumbcapitl hat fundamenta gnug, sich auß
6
dem Hagenawischen vertrag wieder die protestirende zu wahrn

25
Im ersten Hagenauer Vertrag von 1604 wurden den AC-Verwandten acht Domherren-
26
stellen für die Dauer von fünfzehn Jahren im Domkapitel Straßburg eingeräumt. Diese
27
Frist wurde im zweiten Hagenauer Vertrag 1620 unter dem Vorbehalt einer allgemeinen
28
Vergleichung der Religionsstreitigkeiten um sieben Jahre verlängert. Auf dem WFK bean-
29
spruchten die prot. Domherren von Straßburg ihre Restitution in den Stand von 1618 (vgl.
30
das Memorial des hohen Dohm=Stiffts zu Straßburg Evangelischer Capitularen Restitu-
31
tion betreffend, praes. Osnabrück 1647 Februar 22/März 4; Text: Meiern V, 231 f). – Die
32
ksl. Ges. hatten sich lange Zeit vergeblich bemüht, das Hst. Straßburg – wie auch jetzt von
33
den kath. Rst. gefordert – von der allgemeinen Restitution nach dem Stand vom 1. Januar
34
1624 auszunehmen (zuletzt im KEIPO3 vom 17. April 1647: RK FrA Fasz. 53a [1647 IV]
35
fol. 86–125, 126–129’, hier 92).
, angesehen, die 8 intrusi
7
acatholici nit pro canonicis auffgenohmen noch darfür gehalten, sondern a ch〈o〉ro et capi-
8
tulo außgeschloßen unnd nur ad redimendam vexam mit denselben auff eine gewiße abge-
9
theilte portion einiger jahr renthen, so sie nur ad certos annos zu genießen haben sollen, ein
10
vergleich getroffen worden, welche jahr fürlengst verfloßen und damit diese praetensiones
11
gefallen.

12
§ „Qui archiepiscopatus“ 8

36
Art. V § 8 *KEIPO4B* betr. die Regelungen über das Kirchengut, über das in Art. X–XV
37
*KEIPO4B* verfügt ist (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 567 letzter Absatz; später
38
Art. V,24IPO ← § 47IPM).
. Dieser paragraphus laßet sich auch per tractatus nit endern, es
13
ändere sich dan der krieg,

14
§ „Quaecunque monasteria“ 9

39
Art. V § 9 *KEIPO4B* betr. die Restitution des landsässigen Kirchenguts Augsburgischer
40
Konfession nach dem Stichtag 1. Januar 1624 (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 568
41
zweiter Absatz; später Art. V,25IPO ← § 47IPM).
, noch auch dieser, dan die perpetuitet ist einmahl nachgege-
15
ben worden. Es erforderte zwar die iustizi, daß zum wenigisten dieienige closter, so nit de
16
vel in territorio sein, alhie sölten außgenohmen werden

42
Die ksl. Ges. hatten, basierend auf der Vorbehaltsklausel extra territoria der Endlichen
43
Erklärung vom 30. November 1646 ( APW [II A 5 Nr. 148 Beilage [C])] , zuletzt in der
44
Erklärung zur Endlichen Erklärung der prot. Rst. vom 25. Februar/7. März 1647 (praes.
45
den schwed. Ges. Osnabrück 1647 März 15. Text: Meiern IV, 118 –128, hier 121 zweiter
46
Absatz) versucht, zumindest einen Teil der württembergischen Klöster von der Restitution
47
auszunehmen. Hierbei handelte es sich um acht Klöster in den ehemaligen Reichshft.en
48
Achalm (bei Reutlingen) und Hohenstaufen (südwestlich von Ulm) sowie in der ehemals
49
habsburgischen Pfandschaft Blaubeuren (westlich von Ulm), auf die das Haus Öst. An-
50
sprüche erhob ( Philippe, 75–80, 85–95).
, weilen aber beym Regenspurgi-
17
schen reichstag der erste verstoiß geschehen, indeme die Württenbergische closter ohne un-
18
derschiedt zu restituirn nachgeben worden

51
Gemeint ist die Generalamnestie des Regensburger RA vom 10. Oktober 1641 (§ 5; Text:
52
Sammlung III, 551); zum „effectus suspensivus“ und dessen Aufhebung vgl. [Nr. 29 Anm. 38] .
, machen itzo protestantes causam communem
19
darauß, und ist nit möglich, damit vorzukommen.

[p. 55] [scan. 149]


1
§ „Unicum solumque etc.“

39
Art. V § 9 Abschnitt beginnend mit Unicum solumque *KEIPO4B* betr. die ausschließ-
40
liche Gültigkeit des 1. Januars 1624 als Grundlage des Friedensvertrags, der Restitutionen
41
und der künftigen Rechtsausübung (wie Anm. 85).
ist auch unbillich und wieder die iustitzi, waß alhie de cassa-
2
tione pactorum, rerum iudicatarum, transactionum, reversalium, litispendentiarum et simi-
3
lium gesetzt wirdt, weilen es humanam fidem labefactirt, alle trew und glauben auffhebt und
4
ein solchs werck ist, so in denen gravaminibus keine erledigung, sondern allererst das
5
größiste gravamen einführt. Weilen aber die protestirende so unbeweglich darauff bestehen
6
undt im geringsten nichts davon weichen wollen, ist dies werck per tractatus in einen andern
7
standt zu bringen nitt möglich.

8
Ad verbis „cum amotis documentis“

42
In Art. V § 9 Abschnitt beginnend mit Ubi igitur *KEIPO4B* betr. die Restitution des
43
nach dem Stichtag entzogenen Kirchenguts an die AC-Verwandten (wie Anm. 85).
. Wan die gütter in perpetuum sollen zurückbleiben,
9
ists beßer, die documenta auch außfolgen zue laßen, damit die detentores beweißthumb in
10
handen haben mögen, die gütter bey denen fundationibus zu erhalten.

11
§ „Omnia quoque monasteria“

44
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Omnia quoque *KEIPO4B* betr. die Restitution des
45
landsässigen kath. Kirchenguts nach dem Stichtag 1. Januar 1624 (identisch mit KEIPO4A :
46
Meiern IV, 568 letzter Absatz; später Art. V,26IPO ← § 47IPM).
. Die wörtte „vel etiamnum possident aut vigore huius
12
transactionis possidere debent“ können hinzugesetzt werden, weilen es ohnedas solche mei-
13
nung mit dieser disposition hat. In versiculo „non tamen in alios etc.“ sein die wörtte „ex
14
alio in Germania ante dissidia religionis exorta usitato ordine“ billich außzulaßen, weilen die
15
protestirende darbey kein interesse haben, noch es denselben einig praeiudicium gebehrn
16
kan.

17
§ „In quibuscunque etc.“

47
Art. V § 9 Abschnitt beginnend mit In quibuscunque *KEIPO4B* betr. die Verhältnisse
48
im bikonfessionellen landsässigen Kirchengut (wie Anm. 90).
. Dieser paragraphus ist den catholischen zum besten angesehen
18
und darumb alhie keiner sonderbahrn veränderung nöttig, weilen in dern territoriis keine
19
mixta monasteria zu finden. Die additio, quod tamen catholicis superioribus liberum esse
20
debeat tot suscipere suae religionis, quot fundationum redditibus sufficere existimaverint,
21
ist zu praetendirn gefährlich, weilen die protestirende dardurch anlaß nehmen dörfften, pro-
22
portionatum numerum suae religioni addictorum zu begehrn. Dahero beßer, daß dießer
23
casus tanquam non decisus in dispositione iuris communis gelaßen werde und die superiores
24
sich ihrs rechtens pro re nata selbst gebrauchen. Ad verba „Publicum etiam religionis“ ist
25
unnöttich, der statt Straßburg in specie zu gedencken, weilen der regulae de anno 1624
26
nachzugehen.

27
In versiculo „Quodsi quoque etc.“

49
Art. V § 9 Abschnitt beginnend mit Quod si quoque *KEIPO4B* betr. ev. Rechte im
50
landsässigen kath. Kirchengut (wie Anm. 90).
da ist recht von denen catholischen erinnert worden,
28
daß die wortte „visitandi, inspectionis, confirmandi, corrigendi“ außzulaßen, weilen es ge-
29
rechtsame sein, so lauter von der geistlichkeitt dependirn, dern die weltliche nit feehig, und
30
wan diese wortte also solten stehenbleiben, ist es umb die catholische religion in selbigen
31
clostern gethan, weilen die uncatholische obrigkeit undern praetext der visitation, inspection,
32
confirmation und correction die catholische religiosos dergestalt plagen könten, daß die-
33
selbe endtlich taedio molestiarum würden entweichen müßen.

34
Der reservatori clausul, daß die closter und gotteshaußer sub praetextu advocatiae, aper-
35
turae, hospitationis et similium nit solten gravirt werden, ist alhie zu gedencken unnöttich,
36
weilen darvon hierunden in § 15 versiculus „Si alicubi“

51
Wie Anm. 120.
gnugsambe versehung beschehen,
37
oder wan ie selbigen clausel alhie soll gedacht werden, muß sie hierunden außgelaßen wer-
38
den.

[p. 56] [scan. 150]


1
§ „Quod ad oppignorationes etc.“

21
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quod ad oppignorationes *KEIPO4B* betr. die Ein-
22
lösung
von Reichspfandschaften durch den Ks. (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 569
23
zweiter Absatz; später Art. V,26IPO ← § 47IPM).
stehet zu versuchen, ob der catholischen stände erinne-
2
rung könne hineingebracht werden, dan sie in der billichkeit fundirt

24
Das erste kath. Ga. forderte entweder die Auslassung des gen. Absatzes oder die Auslas-
25
sung
der Bestimmung zur Restitution der Reichspfandschaften an Lindau und Weißen-
26
burg
, an deren Stelle die Klausel ius tamen reluitionis praesertim ubi expressa pacta id
27
concedunt liberum esse gesetzt werden solle ( RK FrA Fasz. 54d [1647 X]fol. 66’–67).
, aber [m]itt Lindaw
3
und Weißenburg wirdt schwehrlich vortzukommen sein, weilen die sambtliche protesti-
4
rende sich des wercks eyfferich ahnnehmen. Ehedan man aber deßwegen die sach solte
5
schwehrer werden [!], ists beßer nachzugeben.

6
Versiculo „Quae vero bona etc.“

28
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quae vero bona *KEIPO4B* betr. die Restitution im
29
Krieg besetzter oder eingeschränkte Einlösung alter Pfandschaften der Rst. und den be-
30
grenzten Religionsbann (ius reformandi) des Inhabers der eingelösten Pfandschaften
31
(identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 569 dritter Absatz; später Art. V,27IPO ← § 47
32
IPM).
ist nit ohne, daß es hart ist, daß man das ius reluitionis
7
propriae rei ahn einen proceß binden wil, aber im Römischen Reich fast in eine observantz
8
kommen, daß die pfandtschafften schwehrlich ohne proceß wieder konnen zuruckgebracht
9
werden, wie sich dan baldt ratione valoris monetae oder anderer umbständen halber ein
10
proceß eräuget, darumb man sich bey diesem werck nit aufzuhalten. Versiculo „Quod si
11
bona eiusmodi etc.“ konnen die wörtte „a statibus Imperii durante hoc bello sibi invicem
12
oppignorata“ zu mehrer erleuterung, weilen es ohnedaß die meinung damit hat, beygerückt
13
werden.

14
§ „Libera Imperii nobilitas“, 10

33
Art. V § 10 *KEIPO4B* betr. das Religionsrecht der Reichsritterschaft: Gleichststellung
34
mit den Rst. (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 569 vorletzter Absatz; später Art.
35
V,28IPO ← § 47IPM).
, § „Liberae Imperii civitates“, 11

36
Art. V § 11 *KEIPO4B* betr. das Religionsrecht der Reichsstädte ( RK FrA Fasz. 98efol.
37
900, d.i. Korrektur und Zusätze zu KEIPO4A : Meiern IV, 569 letzter Absatz; später
38
Art. V,29IPO ← § 47IPM).
. Wirdt man bey diesen
15
paragraphis waß ändern, so verliehert man beede, die reichsritterschafft und -stette, und da
16
sich dieselbe, sönderlich die stätte, wieder zu den cronen schlagen sölten, ist kein friede zu
17
verhoffen. Ist zwar ein newes, so die ritterschafft und stätte hiebevorn nit gehabt, aber bello
18
acquisitum, quod contrario bello hactenus impediri non potuit. Sönsten kan der exceptivae
19
rerum iudicatarum et transactionum

39
Gemeint ist die Aussage des ersten kath. Ga. s zu Art. V § 11 Abschnitt beginnend mit
40
Ante omnia *KEIPO4B* betr. die Restitution bikonfessioneller Reichsstädte, namentlich
41
Augsburgs, Dinkelsbühls, Biberachs, Ravensburgs und Kaufbeurens, in den Stand des 1.
42
Januar 1624 ( ebenda, 570 Z. 9). Die kath. Rst. konstatierten, daß die dort vorgesehene
43
Restitution der AC-Verwandten contra res iudicatas cognitas et transactas […] keines-
44
weeg verwilliget werden könne ( RK FrA Fasz. 54d (1647 X)fol. 67). – Den Stadtregi-
45
menten
der bikonfessionellen Reichsstädte war im ARF (Text: Brandi, ARF , 32–52, hier
46
49) das ius reformandi entzogen und die Tolerierung beider Konfessionen verordnet wor-
47
den
. Der Stadtrat in Kaufbeuren war in der Folge protestantisch dominiert, in Biberach,
48
Dinkelsbühl und Ravensburg besaßen die Katholiken immer bzw. größtenteils die Rats-
49
majorität
( Pfeiffer, 292–296; Warmbrunn, Parität, 80; Gotthard, Religionsfrieden,
50
252–264. Zu Ravensburg im DK vgl. jetzt Holzem). Zu Augsburg vgl. [Nr. 73 Anm. 12] .
alhie auß obangezogener ursach

51
Vgl. oben zu Art. III *KEIPO4B* (bei Anm. 11).
nit gedacht wer-
20
den.

[p. 57] [scan. 151]


1
§ „Quantum deinde etc.“, 12

20
Art. V § 12 *KEIPO4B* betr. Mediatstände (auch Landsassen, Vasallen) und Unterta-
21
nen, hier Abschnitt beginnend mit Quantum deinde betr. Religionsbann (Ius reformandi)
22
der Rst. ggb. Mediatständen und Untertanen – Auswanderungsrecht Heterokonfessionel-
23
ler (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 570 zweiter Absatz; später Art. V,30IPO ←
24
§ 47IPM).
. Weilen die catholische stände die wortter „fundationes,
2
monasteria, commendas“, item der clausul „cum eiusmodi status etc.“ wöllen außgelaßen
3
haben, stehet es zu versuchen.

4
§ „Hoc tamen non obstante etc.“

25
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Hoc tamen non obstante *KEIPO4B* betr. die
26
Einschränkung des Religionsbanns (Ius reformandi) ggb. Mediatständen und Untertanen
27
Augsburgischer Konfession unter kath. Rst. (und umgekehrt), die 1624 die öffentliche
28
oder die private Religionsübung innehatten (Untertanen erster Kategorie), und Garantie
29
nach Normaljahr – die Restitution des religionsrechtlichen Status des Jahres 1624 für Me-
30
diatstände und Untertanen Augsburgischer Konfession und für kath. Mediatstände und
31
Untertanen (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 570 zweiter Absatz; später Art. V,31–
32
32IPO ← § 47IPM).
. Es ist zwar wahr, daß alhie den statibus Imperii daß ius
5
reformandi, so denselben durch vorgesetzte regl ist eingeraumbt worden, wieder wirdt
6
entzogen, weilen man aber den bericht gehabt, daß den catholischen ständen dardurch
7
sonderlich kein praeiudicium würde zugezogen, hat man darin zu verwilligen soviel desto
8
weniger bedencken gehabt, zumahl die außlaßung der von den protestirenden darbey wegen
9
Duderstatt eingerückte reservatori erstritten worden

33
Duderstadt, mehrheitlich prot. Stadt im Eichsfeld, seit 1342/58 kurmainzischer Pfandbe-
34
sitz ( HHStD II, 123f). Die prot. Rst. hatten, zuletzt in einem Textvorschlag zur Auto-
35
nomie der Mediatstände und Untertanen (praes. den schwed. Ges. [Osnabrück] 1647 Mai
36
14; APW II A 6 Nr. 93 Beilage C; Text hier: Meiern IV, 522 vorletzter Absatz), die
37
Erlaubnis zum Bau einer prot. Kirche in Duderstadt gefordert. Die Ksl. lehnten dieses
38
Ansinnen unter Verweis auf das Normaljahr 1624 ab; am 17. Mai 1647 stimmten die
39
schwed. Ges. der Auslassung zu (vgl. APW II A 6 Nr. 100).
. Das wortt „interessatos“ ist post
10
verba „eorumque subditos“ nach begehrn der catholischen stende beyzurücken.

11
§ „Pacta autem etc.“

40
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Pacta autem *KEIPO4B* betr. die Annullierung der
41
den religionsrechtlichen Bestimmungen entgegenstehenden Verträge der Rst. mit ihren
42
Landständen und Untertanen (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 571 erster Absatz
43
Z. 4; später Art. V,33IPO ← § 47IPM).
. Es ist ie ärgerlich, daß daßienig, waß zwischen obrigkeit und
12
underthanen paciscirt, partibus invitis wieder soll umbgestoßen werden. Noch mehr ärger-
13
lich ist, daß der obrigkeit gegen ihre underthanen gebrauchte sanfftmüttichkeitt, clementz,
14
gütte und conniventz der obrigkeitt zu undienst soll außgedeutet und denen underthanen
15
wieder ihre obrigkeit darauß ein recht zuwachßen und solchs zumahl pro lege publica auff-
16
genohmen werden, darumb nochmahlen zu versuchen, ob dieser paragraph waß möge ge-
17
miltert unnd zum wenigisten die wortte, quod observantia instar regulae observari debeat,
18
außgelaßen werden. Wans aber nit zu erhalten, muß mans bey dem auffsatz bewenden laßen.
19
Alhie wirdt die Hildeßheimische religionsach eingebracht

44
Das Große Stift des Hst.s Hildesheim war seit dem Ende der Hildesheimer Stiftsfehde
45
(1519–1523) im Besitz der Hg.e von Braunschweig und Lüneburg gewesen. 1643 erwarb
46
der regierende Fbf. von Hildesheim, Kf. Ferdinand von Köln, große Teile des Großen
47
Stifts durch Verträge mit den Hg.en zurück, mußte jedoch im Gegenzug den ev. Bewoh-
48
nern auf 40 Jahre, dem Adel auf 70 Jahre die freie Religionsausübung gewähren (vgl. § 17
49
des Hildesheimer Hauptvertrags und § 1 des Religionsrezesses, beide vom 17./27. April
50
1643. Text: Lünig, TRA V/1, 523–537 (Hauptvertrag), 537–541 (Religionsrezeß; zur
51
Sache vgl. Gatz, Bistümer, 262ff; Aschoff; Plath, 28f, 41–49). Auf dem WFK hatten
52
die Ksl. im Frühsommer 1647 den Forderungen der prot. Seite nachgegeben, daß die Nor-
53
maljahrsregelung für den Konfessionsstand ausdrücklich auch für das Hst. Hildesheim
19
gelten solle, wodurch die zeitlich begrenzte freie Religionsausübung der Protestanten im
20
Hst. Hildesheim in eine unbefristete umgewandelt wurde (vgl. den verglichenen Text-
21
vorschlag betr. die Autonomie der Mediatstände und Untertanen vom 18. Mai 1647;
22
Text: Meiern IV, 548 ff, hier 549 dritter Absatz, später wortgleich im KEIPO4A ). Zu
23
diesem Zugeständnis war Kf. Ferdinand schließlich unter der Voraussetzung bereit, daß
24
ihm im Gegenzug die Einführung des kath. Bekenntnisses und die Restitution der Klöster
25
des Großen Stifts garantiert würde (vgl. Foerster, Ferdinand, 345f).
, so eine von den vier außgesetz-

[p. 58] [scan. 152]


1
ten ist

26
Vgl. Anm. 64.
, darin anderergestalt nit, alß under hiebevorn vorgeschlagenen temperamento zu
2
verwilligen

27
Bezug auf das Ga. Lambergs und Kranes vom 17. Oktober 1647 (wie Anm. 64).
, weilen sie nit ex causa religionis, sondern plane politica originem hat und
3
dafehrn darin iuxta petita protestantium verwilligt werden sölte, würden in effectu sieben
4
rechte seminaria hareseos in denen sieben clöstern, darumb es denen protestirenden zu
5
thuen

28
Das Große Stift war Kf. Ferdinand von Köln im Dezember 1629 durch ein RKG -Urteil
29
zugesprochen worden. Im Zuge der daran anschließenden Rekatholisierungsmaßnahmen
30
waren sieben Klöster im Großen Stift mit Ordensleuten besetzt bzw. für den kath. Got-
31
tesdienst geöffnet worden ( Aschoff, 234). Auch in den Verträgen von 1643 wurden die
32
Feldklöster im Großen Stift den Katholiken zugesprochen ( Alphei, 123). ImIPO wur-
33
den schließlich neun Klöster explizit von der Normaljahrsregelung ausgenommen und
34
den Katholiken vorbehalten (vgl. Art. V,33IPO).
, in diesem stifft eingeführt und derselbe der religion halber dardurch in gefahr ge-
6
setzt werden.

7
§ „Illi vero catholici etc.“

35
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Illi vero *KEIPO4B* betr. die Duldung der Haus-
36
andacht, der Teilnahme an öffentlicher Religionsausübung in benachbartem Territorium
37
und der Schulerziehung der Kinder in der eigenen Konfession bei sonstigem Wohlverhal-
38
ten zugunsten der Mediatstände und Untertanen Augsburgischer Konfession, die zwi-
39
schen 1624 und dem Friedensschluß konvertiert sind (Untertanen zweiter Kategorie)
40
durch kath. Rst. und zugunsten solcher kath. Untertanen durch Rst. Augsburgischer Kon-
41
fession (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 571 erster Absatz; später Art. V,34IPO ←
42
§ 47IPM).
. Bey diesem paragrapho werden zwar sachen eingeführt, so
8
wieder den religionfrieden lauffen, dahero man woll fuge hat, nach der catholischen stände
9
erinnerung nochmahls zu versuchen, ob der paragraph entweder gar möge außgelaßen oder
10
auff mehr ertragliche temperamenta eingerichtet werden. Solte aber damit nit vortzukom-
11
men sein, wirdt mans alß eine von den protestirenden new erstriettene sach bey dem auff-
12
satz müßen bewenden laßen.

13
Versiculus „Illi denique etc.“

43
Art. V § 12 Absatz beginnend mit Illi denique *KEIPO4B* betr. die Fristenregelung für
44
die Auswanderung und Ausweisung künftiger Konvertiten (Untertanen dritter Katego-
45
rie) und das Verbot einer Erschwernis oder Verhinderung der Auswanderung (identisch
46
mit KEIPO4A : Meiern IV, 571 letzter Absatz; vgl. später Art. V,37IPO ← § 47IPM).
ist ein punct von den vier außgesetzten

47
Vgl. Anm. 64.
, laufft wieder den
14
religionfrieden und oberkeitliche gewaldt, und gefahr darunder, daß die 15 iahr endtlich gar
15
in infinitum dörftten auffgezogen werden, darumb außzulaßen, maßen die Schwedische ge-
16
sandten schon in sölche außlaßung einmahl gewilligt

48
Am 15. Juli 1647, unmittelbar vor der Abreise Trauttmansdorffs, hatten die schwed. Ges.
49
in die Auslassung des Paragraphen eingewilligt ( APW II A 6 Nr. 180), dieses Zugeständ-
50
nis jedoch wenige Tage später widerrufen ( ebenda Nr. 182).
.

17
§ „Silesii etiam principes“

51
Art. V § 13 *KEIPO4B* betr. Schlesien und Niederöst. (identisch mit KEIPO4A :
52
Meiern IV, 572 zweiter Absatz; vgl. später Art. V,38–41IPO ← § 47IPM).
bleibt bey der disposition des auffsatz und Kaiserlicher ver-
18
ordtnung

53
Bezug auf die Weisung vom 16. Oktober 1646 (Text: APW [ II A 5 Nr. 72] ).
.

[p. 59] [scan. 153]


1
§ „A sola qualitate“ 14

26
Art. V § 14 Absatz beginnend mit A sola qualitate *KEIPO4B* betr. Lehnshoheit und
27
Religionsbann (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 542 dritter Absatz; später Art. V,42
28
IPO ← § 47IPM).
bleibt auch beym auffsatz und sein die erinnerung, so ex parte
2
catholicorum beschehen, zu weith gesucht und alhie in specie zu gedencken unnöttich.

3
§ „Territorii iure“

29
Art. V § 14 Abschnitt beginnend mit Territorii iure *KEIPO4B* betr. den Religionsbann bei
30
streitigen landesherrlichen Rechten – Religionsbann in bikonfessionellen Kondominaten
31
(identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 542 dritter Absatz; später Art. V,43IPO ← § 47IPM).
bleibt billich bey der disposition wie in proiecto instrumenti pacis, dan
4
dieselbe praemissis praesuppositis in der billichkeit fundirt.

5
§ „Sola criminalis etc.“

32
Art. V § 14 Abschnitt beginnend mit Sola criminalis *KEIPO4B* betr. die Unabhängig-
33
keit des Religionsbanns von weiteren Einzelrechten (identisch mit KEIPO4A : Meiern
IV, 542 dritter Absatz; später Art. V,44IPO ← § 47IPM).
ist auch beym auffsatz zu laßen, warin das werck gnugsamb wirdt
6
explicirt. Des iuris advocatiae ist alhie zu gedencken unnöttich, weilen deßen in § 15 se-
7
quenti versiculo „Si alicubi“

35
Wie Anm. 120.
gedacht worden. Das wortt „pactis“ wirdt auß obangezoge-
8
nen ursachen schwehrlich außzulaßen sein.

9
§ „Ratione reddituum“ versiculus „Illi vero redditus etc.“

36
Art. V § 15 Abschnitt beginnend mit Illi vero reditus *KEIPO4B* betr. die Einkünfte
37
prot. Rst. aus geistlichen Stiftungen kath. Länder (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV,
572 letzter Absatz; später Art. V,46IPO ← § 47IPM).
. Der terminus de anno 1624
10
gibt alhie den außschlag, und muß es bey der disposition gelaßen werden.

11
Versiculus „Si alicubi etc.“

39
Art. V § 15 Abschnitt beginnend mit Si alicubi *KEIPO4B* betr. die Beibehaltung der
40
Rechte der Rst. in Kirchengut der anderen Konfession nach dem Status von 1624 (wie
41
Anm. 119).
ist auch bey dem auffsatz zue laßen.

12
Versiculus „Redditus autem etc.“

42
Art. V § 15 Abschnitt beginnend mit Reditus etiam *KEIPO4B* betr. Zehnte und andere
43
Abgaben aus dem Jahr 1624 oder seitdem zerstörten oder künftig abgehenden Kirchengut
44
– Neubruchzehnt (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 573 erster Abschnitt; später Art.
45
V,47IPO ← § 47IPM).
. Weilen bey dem vorhergehenden versiculo „Illi vero
13
redditus etc.“

46
Wie Anm. 119.
die possessio de anno 1624 pro fundamento continuandae possessionis vel
14
quasi gesetzt worden, wirdt billich die dispositio de iis monasteriis, quae in futurum subver-
15
tentur, außzulaßen, quia impia est et praebet ansam subvertendi monasteria et fundationes
16
pias. In ubrigen bleibt es bey dem auffsatz.

17
§ „Ius diocaesanum“ 15 [!]

47
Bezug auf Art. V § 16 *KEIPO4B* betr. die Suspension der geistlichen Gerichtsbarkeit
48
(identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 573 zweiter Absatz; später Art. V,48–49IPO ←
49
§ 47IPM).
. Iusta quidem hic est catholicorum petitio, daß dieser para-
18
graph außzulaßen und ahn deßen statt zu setzen, daß es circa iurisdictionem ecclesiasticam
19
bey der disposition des religionfriedens

50
Gemeint ist Art. [8] ARF (Text: Brandi, ARF , 44f); vgl. [Nr. 29 bei Anm. 128.]
bleiben soll. Stehet auch nochmahls zu versuchen,
20
ob solches zu erhalten. Weilen aber die protestirende von anfang des religionfriedens diese
21
materiam bestrietten, wirdt nit damit vortzukommen sein, welchesfalls im krieg zu bleiben
22
nit rathsamb und dieses werck nachzugeben, weilen ohnedaß die catholische geistliche mit
23
der execution nit können vortkommen.

24
§ „Utriusque religionis“ 17

51
Art. V § 17 *KEIPO4B* betr. das Verbot der Verunglimpfung des Reichsreligionsrechts
52
– Gebot einer gütlichen Klärung von Zweifelsfragen durch die Religionsparteien (iden-
18
tisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 573 vorletzter Absatz; später Art. V,50IPO ← § 47
19
IPM).
. Es sein zwar die catholische stände alhie recht darahn, daß
25
Kayserliche Mayestätt die decisio in rebus dubiis religionis exercitia concernentibus ex pace

[p. 60] [scan. 154]


1
religionis, zumahl dieselbe gemeinlich turbas in Imperio nach sich zu ziehen pflegen, ge-
2
bühre. Weilen es aber mit der wiedrigen religion leider also beschaffen, daß dieselbe keinen
3
richter leiden kan, muß man sich der zeitt bequemen und dies hingehen laßen.

4
§ „In conventibus deputandis“ 18

20
Art. V § 18 *KEIPO4B* betr. die konfessionelle Zusammensetzung der Reichsdeputati-
21
onstage, der auf RT eingerichteten Reichsdeputationen und der Reichskommissionen
22
(identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 573 letzter Absatz; später Art. V,51IPO ← § 47
23
IPM. Bei Meiern fehlt zu Beginn des zitierten Absatzes die Numerierung [XVIII]).
. Ist beßer hierin zu weichen und nachzugeben, alß sich
5
darin auffzuhalten, weilen ohnedaß des wercks völliche außtrag zu negsten reichstag wirdt
6
außgestelt.

7
§ „In causis religionis“ 19

24
Art. V § 19 *KEIPO4B* betr. das Verbot einer Mehrheitsentscheidung (1) in Religions-
25
sachen, (2) in den Fällen, (a) wenn die Rst. nicht als ein Corpus betrachtet werden kön-
26
nen, (b) wenn kath. und Augsburgische Konfessionsverwandte zwei Parteien bilden (itio
27
in partes) – Abstimmungsmodus in Steuersachen (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV,
574 zweiter Absatz; später Art. V,52IPO ← § 47IPM).
. Sein auch billiche erinnerungen, so von denen catholischen
8
ständen außgeführt werden

29
Das erste kath. Ga. plädierte für den Erhalt der Mehrheitsentscheidungen oder einen
30
Verweis strittiger Religionsfragen an den Ks., da kein theil zum vergleich gezwungen
31
werden kann, zumahlen hierdurch ein gravamen dem andern adiungirt undt die gravati
32
immerzu in ihrer beschwernus stecken pleiben undt keine iustiz zu hoffen haben würden
33
( RK FrA Fasz. 54d [1647 X]fol. 72‘[xxx]).
, und wirdt sichs selbst zeigen, waß für confusion darauß er-
9
folgen wirdt. Weilen aber die protestirende nit davon abzubringen, ist es beßer nachzuge-
10
ben, damit sie hernegst die inconvenientien, so darauß entstehen werden, selbst erkennen
11
und alßdan pro necessitate rei auff andere mehr ersprießliche remedia gedencken mögen.

12
§ „Praeterea visum est“ 20

34
Art. V § 20 *KEIPO4B* betr. die Reform der Reichsgerichte ( RK FrA Fasz. 98efol. 900,
35
d.i. Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV, 574 dritter Absatz; später Art. V,53–58IPO ←
36
§ 47IPM).
. Diese materi von reformation des Kayserlichen reichshoff-
13
raths und cammergerichts ist eine von den vier außgesetzten haubtpuncten

37
Vgl. Anm. 64.
, so für die
14
stände des Reichs insgesambt und nit für die außwertige cronen gehörich, also billich biß
15
zu negsten reichstag zu verschieben.

16
§ „Et quoniam etc.“

38
Art. de Helvetiis *KEIPO4B* betr. die Exemtion der Stadt Basel und der gesamten
39
Schweizer Eidgenossenschaft von den Reichsgerichten ( RK FrA Fasz. 98efol. 900; d.i.
40
Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 575 vor Articulus VI; später Art. VIIPO = § 61
41
IPM).
ist de Helvetiis, warbey sich nichts laßet verändern, weilen es mit den
17
cronen also vergliechen

42
Wettstein hatte im April und Mai 1647 die Unterstützung der frz., schwed. und ksl. Ges.
43
für die Aufnahme eines eigenen Artikels über die Eidgenossenschaft in den Friedensver-
44
trag erhalten. Da Ferdinand III. mit einer Ermächtigung hierzu jedoch zögerte, fehlte
45
ein entsprechender Artikel im KEIPO4A . Die Franzosen dagegen nahmen im Juli 1647
46
einen Schweiz-Artikel in den FEIPM1 auf ( Meiern V, 157 dritter Absatz beginnend E
47
quoniam). In den ksl. Notae zu FEIPM1 und FEIPM2 , die den Mediatoren am 27. Juli
48
übergeben wurden, war die Exemtion Basels und der Schweizer Eidgenossenschaft
49
schließlich ebenfalls berücksichtigt ( APW II A 6 Nr. 189 Beilage [2]). Am 31. August
50
vereinbarten Ksl. und Schweden die Aufnahme des Artikels über die Eidgenossenschaft
51
als Artikel VI in den Friedensvertrag ( ebenda Nr. 215 Beilage [1]. Zum Gesamtkomplex
52
vgl. Viehl, 187–205; zu Wettstein s. [Nr. 26 Anm. 1] ).
. Wan auch keine andere bedencken dawieder, alß unß von denen

[p. 61] [scan. 155]


1
catholischen ständen angezogen worden, ists beßer also stehen zu laßen, cum nullum
2
subesse possit praeiudicium.

3
§ „Unanimi quoque“

21
Art. VI *KEIPO4B* betr. die religionsrechtliche Gleichstellung der Reformierten mit den
22
Katholiken und den AC-Verwandten (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 575 vorletz-
23
ter Absatz; später Art. VIIIPO).
. Uber diesen paragraphum sein die protestirende selbst mit den
4
reformirten noch nit vergliechen

24
Die Verhandlungen zwischen Reformierten und AC-Verwandten waren Anfang Juni
25
1647 ins Stocken geraten, wurden jedoch zum Ende des Monats von den Reformierten
26
wieder forciert. Mitte November 1647 einigten sich beide Seiten auf einen Textvorschlag
27
für den Artikel über den Einschluß der Reformierten in den Friedensvertrag, der bereits
28
zum größten Teil den späteren Vertragstext enthielt (dict. Osnabrück 1647 November
29
11/21; Text: Meiern VI, 274 f). Dieser wurde den ksl. Ges. mit zwei kleineren Änderun-
30
gen jedoch erst am 23. April 1648 von den Schweden präsentiert ( APW [ II A 8 Nr. 88]
31
Beilage D. Zur Sache: Keller, 500–503; Leube, 178–182).
, kan also hiervon nichts gewißes, wieweit man selbige
5
reformatos in den religionfrieden zu nehmen habe, ahn handt gegeben werden. Die protesti-
6
rende sein noch niehmahlen der meinung gewesen, daß man die reformatos absolute und
7
solchergestalt in den religionfrieden auffnehmen sollt, daß dieselbe aller deßen beneficiorum
8
solten vehig sein, darumb hierin noch waß zuzuwahrten zu [!] zuvorderist zu sehen, weßen
9
sich die protestirende und reformirte selbst hierin undereinander vergleichen mögten,
10
darauff man sich alßdan catholischentheils noch wirdt zu erclehrn haben.

11
§ „Ut autem provisum“ 7

32
Art. VII *KEIPO4B* betr. das Reichsverfassungsrecht der Rst. – Schuldenwesen (später
33
Art. VIIIIPO = §§ 62–66IPM; Kongruenzen zu KEIPO4A und Textnachweise sind in
34
einzelnen angemerkt).
. Waß bey dem versiculo „Gaudeant“

35
Art. VII Absatz beginnend mit Gaudeant *KEIPO4B* betr. die Zustimmung der Rst. in
36
allen Reichsangelegenheiten – Bündnisrecht (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 576
37
letzter Absatz; später Art. VIII,2IPO = § 63IPM).
, item versiculo „Habe-
12
antur“

38
Art. VII Absatz beginnend mit Habeantur *KEIPO4B* betr. die Abhaltung des nächsten
39
RT und die dahin überwiesenen Einzelprobleme, u.a. (1) Römische Königswahl, (2) be-
40
ständige ksl. Wahlkapitulation, (3) Erweiterung der Bestimmungen über das Achtverfah-
41
ren gegen einen Rst. , (4) Redintegration der Reichskreise, (5) Überarbeitung der Reichs-
42
matrikel, (6) Reduzierung der Zahl der exemten Rst. , (7) Senkung und Erlaß der Reichs-
43
steuern, (8) Reform der Reichspolizeiordnung, (9) Reform der Reichsgerichte, (10) Ge-
44
richtskosten beim RKG , (11) Reichsdeputationsordnung, (12) Direktorium der
45
Reichskollegien ( RK FrA Fasz. 98efol. 900’, d.i. Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV,
577 erster Absatz; später Art. VIII,3IPO = § 64IPM).
von den catholischen stenden erinnert worden, ist der erheblichkeit nit, daß man
13
derentwegen waß verendern solte.

14
§ „Tam in universalibus etc.“

47
Art. VII Absatz beginnend mit Tam in universalibus *KEIPO4B* betr. das Stimmrecht
48
der Reichsstädte – allgemeine Bestandsgarantie für das Reichsherkommen und die
49
Reichsverfassung (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 577 zweiter Absatz; später Art.
50
VIII,4IPO = § 65IPM).
. Von den voto decisivo laßen sich die stätte nit abtreiben
15
noch auch selbige materiam ad proxima comitia verweisen, würden sich ehender zum frie-
16
den

51
Müßte heißen „zum feinde“.
[!] schlagen. Paragrapho eodem ad verba „usu longo obtenta etc.“ bedarff es des zu-
17
satzs nit, weilen sich das werck gnugsamb in den begrieffenen terminis explicirt, noch auch
18
der restriction ratione iurisdictionis extra muros et in territorio ab antiquo competente, wei-
19
len dieser passus reformationis religionis bey dem puncto gravaminum schon nachgegeben
20
worden.

[p. 62] [scan. 156]


1
§ „Postarum magistri etc.“

25
Art. VII Absatz beginnend mit Postarum magistri *KEIPO4B* betr. die Postmeister in
26
den Städten (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 577 dritter Absatz).
ist außzulaßen oder mit dem zusatz „ratione bonorum stabi-
2
lium seu immobilium“, wie es die Churmayntzische selbst hiebevorn ahn die handt geben
3
und schon in der letzten conferentz fürkommen

27
In der Konferenz am 31. August 1647 wurde der gen. Zusatz bereits von Ksl. und Schwe-
28
den beschlossen ( APW II A 6 Nr. 215 Beilage 1). – Den Kf.en von Mainz war durch ihre
29
Funktion als Reichserzkanzler (vgl. Hartmann, Reich, 69f) und Leiter der Reichskanzlei
30
zu Beginn des 17. Jh.s die Rolle der Schutzherren des Reichspostwesens ( protector
31
postarum) erwachsen. Kurmainz war damit in besonderem Maße am Postwesen interes-
32
siert (vgl. Helbok, 235–238; Mathy, 132f; Behringer, Thurn und Taxis, 84).
, zu restringirn.

4
§ „Cum deinde civitas Erfordiensis etc.“

33
Art. VII Absatz beginnend mit Cum deinde civitas Erfurdensis *KEIPO4B* betr. die
34
Reichsunmittelbarkeit der Stadt Erfurt (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 577 vierter
35
Absatz).
stehet nochmahlen zu versuchen, obs dahin zu
5
bringen, daß es gar möge außgelaßen werden, wirdt aber schwehrlich zu erhalten sein, wei-
6
len sich die Schweden zu eyfferich darumb ahnnehmen.

7
§ „Et quia publice interest etc.“

36
Art. VIII *KEIPO4B* betr. Handelsfreiheit und Zölle ( RK FrA Fasz. 98efol. 900’, d.i.
37
Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV, 577 letzter Absatz; später Art. IX,1–2IPO =
38
§§ 67–68IPM).
. Der catholischen stände erinnerung wegen der Braban-
8
dischen guldene bull ist billich nachzugehen und mit den koniglich Spanischn und Hollan-
9
dischen abgesandten darauß zu reden

39
Art. VIII *KEIPO4B* beseitigte den oftmals beklagten Mißbrauch der Brabanter Gol-
40
denen Bulle von 1349 (vgl. bspw. APW [ III A 1/1, 791] ). Dieses von Ks. Karl IV. bestä-
41
tigte Privileg enthielt u.a. ein Verbot der geistlichen und weltlichen Gerichtsbarkeit des
42
Reiches über die Einwohner der Hgt.er Lothringen, Brabant und Limburg. – Das ndl.
43
Hgt. Brabant gehörte im 17. Jh. zum größeren Teil zu den span. Ndl., das kleinere, nörd-
44
liche Brabant war Bestandteil der Vereinigten Ndl. ( Wolf, Goldene Bulle).
.

10
§ „Porro quoniam etc.“ 9

45
Art. IX *KEIPO4B* betr. die Territorialsatisfaktion Schwedens ( RK FrA Fasz. 98efol.
46
900’, das sind Korrekturen zu KEIPO4A : Meiern IV, 579 zweiter Absatz; später Art. X
47
IPO).
. Es ist nit ohne, daß bey den punctis satisfactionis pro corona
11
Sueciae, item aequipollentiarum viel sachen eingefuhrt werden, so wieder recht und billich-
12
keitt, wieder des Reichs abschiede, alt herkommen und reichsstaatswesen in geist- und welt-
13
lichen sachen lauffen thuen. Ist aber unmöglich, ohne ruptur der tractaten das geringste jota
14
darin zu endern, wolten auch unßerstheils, wan anderst der friede per tractatus befordert
15
werden sölte, ungehrn darzu einrathen, dan wir es darfürhalten müßen, daß die bey den
16
aequipollentiis interessirte ständt

48
Kurbg., Mecklenburg, Braunschweig-Lüneburg und Hessen-Kassel.
mit der cron Schweden de mutua assistentia pro manu-
17
tentione acquisitorum schon verbunden sein.

18
Wir müßens auch gestehen, daß die von denen catholischen ständen bey dem articulo 10

49
Art. X *KEIPO4B* betr. die Entschädigung für Kurbg. ( RK FrA Fasz. 98efol. 900’–
50
901’, das sind Korrekturen zu KEIPO4A : Meiern IV, 581 zweiter Absatz; später Art.
51
XIIPO).

19
dawieder eingeführte rationes und bedencken dergestalt relevant und erheblich sein, daß
20
dieselbe per rationes et fundamenta iuris nit zu hintertreiben. Weilen aber auch beym gegen-
21
theill keine justizi oder rationes stattfinden, sondern alles auff die macht der waffen wirdt
22
gesetzt und mit dem degen außgeführt, dagegen man diesseits die sach zu verfechten sich nit
23
bastandt befindet, so heißet es alhie cedendum est necessitati, und muß, waß nit zu erhalten,
24
nachgegeben werden.

[p. 63] [scan. 157]


1
§ „Civitati vero Magdeburgensi“

18
Art. X Abschnitt beginnend mit Civitati vero Magdeburgensi *KEIPO4B* betr. die
19
Rechtsgarantie für die Stadt Magdeburg (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, 581
20
letzter Absatz; später Art. XI,8IPO).
. Es ist auch wahr, daß der statt Magdeburg alhie ein
2
mehrers zugelegt, alß recht und billich ist und dieselbe verdienet hatt. Weilen aber die
3
Schweden das absehen darbey haben, daß sie sich keiner statt im Romischen Reich mehr
4
alß eben dieser statt, alß welche wegen der Schwedischen bundtnuß ins verderben gera-
5
then

21
Am 1. August 1630 hatte Magdeburg einen Bündnisvertrag mit Kg. Gustav II. Adolf von
22
Schweden (1594–1632; 1611 Kg.) abgeschlossen, der Magdeburg schwed. Schutz garan-
23
tierte (Text: ST V/1, 405–418; Regest: Hoffmann, Magdeburg III, 86f). Dennoch wurde
24
die Stadt am 20. Mai 1631 von ksl. Truppen völlig zerstört.
, anzunehmen, ist die sach biß dato zu keinen andern terminis zu bringen gewest,
6
iedoch auch so viel verbindtliches darbey noch nit eingangen, daß der catholischen stifft
7
und closter, alß under andern der abbtey Bergen interesse

25
Der ksl. Feldherr Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (1583–1634) hatte der Stadt
26
Magdeburg am 1. September 1627 ein Befestigungsprivileg erteilt, das von Ks. Ferdinand
27
II. 1628 bestätigt worden war (Text beider Urkunden: Lünig, TRA XIV/2, 665ff; vgl.
28
auch Hoffmann, Magdeburg III, 46ff). Die Regelung in *KEIPO4B* (wie Anm. 148)
29
bestätigte der Stadt dieses Befestigungsprivileg, welches mit aller Gerichtsbarkeit und Ei-
30
gentum
auf eine Viertel Deutsche Meile auszudehnen sei (quod cum omnimoda iurisdic-
31
tione et proprietate ad quadrantem milliaris Germanici extendatur). Hiergegen wandte
32
sich das erste kath. Ga. u.a. im Interesse des Klosters Berge (Text hier: RK FrA Fasz. 54d
33
[1647 X]fol. 78’).
nit solle können beobachtet
8
werden, warauff man bey negster conferentz iuxta monita catholicorum zu gedencken und
9
dahin zu sehen, daß die wortter „cum omnimoda iurisdictione ac proprietate“, oder wenigst
10
dieses letztere möge ausgelaßen werden. Also ist auch bey der statt Minden dahin zu sehen,
11
ob die sach noch auff miltere terminos zu richten

34
Bezug auf Art. X Absatz beginnend mit 3. Eidem domino *KEIPO4B* betr. die Über-
35
lassung des Hst.s Minden als weltliches Reichslehen an Schweden und die eingeschränkte
36
Rechtsgarantie für die Stadt Minden ( RK FrA Fasz. 98efol. 901; d.i. Korrektur zu
37
KEIPO4A : Meiern IV, 582 vierter Absatz; später Art. XI,4IPO).
. Die hat sich für 100 iahrn mit im
12
Schmalkaldischen bundt begeben und selben underschrieben

38
Die Stadt Minden hatte sich aktiv um Aufnahme in den Schmalkaldischen Bund bemüht
39
und war 1536 aufgenommen worden ( Haug-Moritz, 168).
, auch bey diesen zeiten ahn
13
die Schweden gehencket

40
Die Stadt Minden hatte dem kath. Landesherrn Wartenberg 1632 nur widerwillig gehul-
41
digt und stand seit 1634/36 unter schwed. Herrschaft ( Nordsiek, 37–41). Auf dem WFK
42
wurde Minden bei der Verfolgung seiner Interessen durch Schweden unterstützt.
und woll keines großen favor würdich.

14
Articulus XI

43
Art. XI *KEIPO4B* betr. die Entschädigung für Mecklenburg ( RK FrA Fasz. 98efol.
44
901’, das sind Korrekturen zu KEIPO4A : Meiern IV, 583 vorletzter Absatz; später Art.
45
XIIIPO. Der Text bei Meiern ist allerdings in diesem Art. fehlerhaft. In Meiern IV,
584 Z. 4 müsste es statt amore Pacis cesserit ac renunciaverit heißen renunciaverit ac
47
deseruerit).
. Waß alhie in beyden paragraphis erinnert worden, ist von keiner sonder-
15
bahrn erheblichkeit.

16
Articulus XII

48
Art. XII *KEIPO4B* betr. die Entschädigung des Hauses Braunschweig-Lüneburg (spä-
49
ter Art. XIIIIPO; Kongruenzen zu KEIPO4A und Textnachweise sind im einzelnen
50
angemerkt.
. Bey dem § „Novum quoque“

51
Gemeint ist Art. XII Absatz beginnend mit Defuncto eodem *KEIPO4B* betr. die De-
52
signation des nächsten Nachfolgers im Hst. Osnabrück und die konfessionell alternie-
53
rende Sukzession im Hst. Osnabrück ( RK FrA Fasz. 98efol. 902, das sind Korrekturen
13
zu KEIPO4A : Meiern IV, 584 letzter Absatz; später Art. XIII,5–6IPO). Der Absatz im
14
Ga. der kath. Rst. , auf den die ksl. Ges. hier Bezug nehmen ( RK FrA Fasz. 54d [1647 X]
15
fol. 80), beginnt mit den Worten Novum quoque et inauditum est, was die Ges. offenbar
16
irrtümlich als Inzipit verstanden haben. Dort wird die Verpflichtung des Domkapitels
17
zur Huldigung als neu und unerhört abgelehnt.
ist die erinnerung gutt und billich dahin zu
17
gedencken, daß dem hergebrachtem stylo und observantz möge nachgegangen werden.

[p. 64] [scan. 158]


1
§ „Quod ad debitum“

18
Art. XII Absatz beginnend mit Nono, quod ad debitum *KEIPO4B* betr. die Annullie-
19
rung der Forderungen der Erben des Johann Tserclaes Gf. von Tilly ggb. Braunschweig-
20
Lüneburg ( RK FrA Fasz. 98efol. 902’, das sind Korrekturen zu KEIPO4A : Meiern IV,
585 letzter Absatz beginnend mit Octavo; später Art. XIII,11IPO).
. Die Tillische schuldt

22
Gemeint ist eine offene Schuldforderung, die Gf. Wenzel Werner Tserclaes von Tilly
23
(1599–1650/55) gegen das Haus Braunschweig-Lüneburg erhob. Während der Verhand-
24
lungen zum Lübecker Frieden (1629 Mai 12/22) hatte Kg. Christian IV. von Dänemark
25
(1577–1648) eine Schuldforderung ggb. seinem Neffen, Hg. Friedrich Ulrich von Braun-
26
schweig-Wolfenbüttel (1591–1634; 1613 F.) an Ks. Ferdinand II. abgetreten, der diese
27
wiederum dem bay. Ligageneral Gf. Johann Tserclaes Tilly überließ ( Wilmanns, 33,
28
56–59). Das Haus Braunschweig-Lüneburg bestritt auf dem WFK die Rechtmäßigkeit
29
der Tillyschen Forderung (vgl. das Memorial der braunschweig-lüneburgischen Ges.
30
betr. die Tillysche Schuld, Osnabrück 1647 April 21[/Mai 1]. Text: Meiern VI, 414 –417).
ist freylich eine rechte confessirte und
2
liquidirte schuldt, es wollen sie aber die hertzogen zu Braunschweig Lüneburg nit zahlen.

3
§ „Undecimo ducis etiam etc.“

31
Art. XII Absatz beginnend mit Undecimo ducis etiam *KEIPO4B* betr. die Zuweisung
32
zweier Pfründe im Domkapitel Straßburg an Braunschweig-Wolfenbüttel ( RK FrA Fasz.
33
98efol. 902’, d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 586 Z. 6 hinter debito; später Art.
34
XIII,13IPO).
. Es ist nit zu zweifflen, daß die collatio der zwo praeben-
4
den zu Straßburg die sach mit den 8 intrudirten Lutherischen sehr wirdt vulnerirn

35
Vgl. Anm. 83.
, ist
5
aber auch eine abgetrungene sach und invitis ducibus zu endern nit möglich, weilen sie
6
schon die expedition daruber sub manu secretariorum legationum Caesareae et Suecicae in
7
handen haben

36
Das Vorabkommen über die Entschädigung des Hauses Braunschweig-Lüneburg vom
37
13./14. Juli 1647 war von Biörenklou und Schröder unterzeichnet worden (Text: Meiern
VI, 463ff ; später Art. XIII,13IPO). Darin wurden den jüngeren Söhnen Hg. Augusts
39
von Braunschweig-Wolfenbüttel (1579–1666), Anton Ulrich (1633–1714) und Ferdinand
40
Albrecht (1636–1687), die beiden zuerst vakant werdenden Präbenden im Hst. Straßburg
41
zugewiesen ( ebenda, 465 sechster Absatz). – Zur Person: Matthias Mylonius (1607–1671),
42
am 20. März 1646 geadelt: Biörenklou, 1643–1647 schwed. Gesandtschaftssekretär in
43
Osnabrück sowie vom 20. November 1647 bis 1649 schwed. Res. zu Münster; 1640 kgl.
44
schwed. Kanzleisekretär ( SMK I, 324f; Kaster / Steinwascher, 220f).
.

8
Articulus 14

45
Art. XIV *KEIPO4B* betr. Hessen-Kassel ( RK FrA Fasz. 98efol. 902’, d.i. Zusatz zu
46
KEIPO4A : Meiern IV, 586 sechster Absatz; später Art. XVIPO und §§ 48–60IPM).
. Weilen die Heßen Caßlische sachen in einen andern standt gediegen und
9
sowoll ihre fürstliche gnaden zu Heßen Darmbstatt alß die churfürstliche durchllaucht zu
10
Cöllen bey denen Kayserlichen gesandten erinnern laßen, mit denen Heßen Caßlischen so
11
wenig uber die Marpurgischen successionssach

47
Gemeint ist der Sukzessionsstreit zwischen den Linien Hessen-Darmstadt und Hessen-
48
Kassel, der sich im Anschluß an den Tod Lgf. Ludwigs IV. von Hessen-Marburg (1537–
49
1604; 1567 Lgf.) über die Nachfolge in Marburg entzündet hatte und trotz mehrfacher
50
Versuche nicht hatte beigelegt werden können (Literatur wie in [Nr. 55 Anm. 72] ; außer-
51
dem Beck). Die Ksl. hatten sich Anfang Juli 1647 von diesen Verhandlungen zurückge-
52
zogen und die beiden hessischen Linien auf direkte Verhandlungen verwiesen ( APW II A
53
6 Nr. 174).
alß auch ratione praetensae satisfactionis
12
militaris ferners nit zue tractirn, es seie dan der interessirten chur- und fürsten gesandten

[p. 65] [scan. 159]


1
und vollmächtigte gegenwehrtich

26
Die interessierten Rst. in dieser Frage waren Kurmainz, Kurköln, die Lgft. Hessen-
27
Darmstadt, die Hst.e Münster und Paderborn sowie die Reichsabtei Fulda (vgl. [Nr. 25 Anm. 4] sowie das Ga. der von der hessischen Satisfaktion betroffenen kath. Rst. (s.l. praes.
29
Osnabrück 1647 Dezember 19, d.i. Nr. 56 Beilage A[.3]).
, alß wirdt billich biß dahin in beyden puncten einzuhal-
2
ten und zuvor dern gedancken zu vernehmen sein, ehedan hierüber waß gewißes kan einge-
3
rathen oder ahn handt gegeben werden.

4
De conclusione

30
Das kath. Ga. faßt im Schlußabschnitt ( RK FrA Fasz. 54d [1647 X]fol. 83’–85) zusam-
31
men
, daß die kath. Rst. in die proiectirte instrumenta pacis […], under andern aber
32
weder in den terminum a quo (derselbe seye dann in omnibus et per omnia exacte reci-
33
procus), noch in die perpetuitet, authonomiam, secularizasition [!] der ertz- undt stiffter,
34
extinction der canonicatuum, praelaturn undt anderer praebenden, reciprocation deß
35
geistlichen vorbehalts, cassation der geistlichen iurisdiction et iuris dioecesani, rerum
36
iudicatarum, decisarum, transactarum, commissionum, reversalium, paritet in camera
37
undt zu Augspurg undt dergleichen andere wichtige puncten […] nit willigen können
38
noch wollen […] ( ebenda fol. 83’–84).
. Zu behaubtung einer solchen conclusion gehorn andere resolutiones,
5
warahn es bishero bey denen catholischen ständen ermanglet, viel aber mit der federn und
6
uffen papyr contradicirn und protestirn und gleichwoll zur sach nichts thuen, damit will der
7
friede nitt erhoben werden, dahero dergleichen protestationes nit zu achten, sondern consi-
8
lia in praesenti necessitate pro bono religionis ac salute rei publicae zu ergreiffen, wie es
9
Kayserliche mayestätt für heill- und rathsamb erachten werden.

10
–/ 18/–

11

Volmar an Trauttmansdorff


12
Osnabrück 1647 November 28

13
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N81 unfol.

14
Exemtion Oldenburgs. Großteil der katholischen Gesandten anwesend, aber über den Ver-
15
handlungsmodus falsch informiert; Hoffnung auf breite Unterstützung der kaiserlichen Po-
16
litik. Abstimmung einer tragfähigen Verhandlungsgrundlage mit den anwesenden Gesand-
17
ten der katholischen Kurfürsten; Drängen der protestantischen Reichsstände auf Verhand-
18
lungsbeginn.

19
Auf Schreiben vom 13. und 16. November 1647

39
Konnten nicht ermittelt werden.
. Exemtionsdekret für
20
Oldenburg fehlt noch immer. Wegen unserer tractaten haben wir mit
21
müeh und arbeit die sachen dahien gebracht, daß nunmehr die catho-
22
lischen mehrerntheils, auch die beede churfürstlichen cantzler Maintz
23
und Trier

40
Raigersperger und Anethan.
sich allhier eingestellt, auch ihre bevelch soweit eröffnet haben,
24
daß ich hoffe, darmit fortzekommen sein werde. Wir erwartten noch der
25
Churcölnischen, deren ankunfft herr bischoff von Oßnabrück nunmehr

[p. 66] [scan. 160]


1
auch vertröstet . Alsdann sehe ich kein weiter hindernus, zum werkh
2
selbst zu greiffen. Allein ist man übel informirt, daß man vermeint, es
3
bestehe dise handlung auff einer conferentz zwischen beederseits reli-
4
gionverwandten. Denn die protestirenden halten sich noch ieweils an die
5
Schweden, und wollend vor allen dingen die reassumption tractatus mit
6
dennselben vorgenommen haben

34
Vgl. die Relation vom 21. November 1647 ( [Nr. 6] ).
. Wann aber die culpa erst bei denen
7
erwenden solte, alsdann wolten die protestirenden absonderlich handt an-
8
legen und mit denn catholischen handlen.

9
Wann aber Churcöln der meinung ist wie Trier und Maintz, die nach
10
erhebung ihrer particularinteressi sich mit unß ze conformirn bevelcht
11
seind, so zweiffle ich nit, es werden vil andere hernach folgen und sich
12
entlich ergeben.

13
Morgen vormittag erfordern wir die Churmaintzischen, -trierischen und
14
-bayerischen vor unß und 〈communicieren〉 mit inen, waß wir vermein-
15
ten, bei eim und anderm articulo für correctiones, additiones vel detrac-
16
tiones ze setzen sein werden, dardurch man versichert sein könde, daß
17
kein bruch, sondern der friedenschluss erfolgen möge.

18
Die protestirende haben heüt abermaln per deputationem umb befür-
19
derung angelangt, henkhen alle comminationes dran, daß sie sich sonst
20
eines andern resolvirn müeßten. Und treibens anietzt die Braunschweigi-
21
schen am mehisten, dann sie haben den last uffm halß

35
Die braunschweig-lüneburgischen Hgt.er lagen im Einzugsbereich der schwed. Armee, die
36
an der Weser ihre Winterquartiere bezogen hatte (vgl. Höfer, 107).
und gleichwol dem
22
feindt 3 000 pferdt zum remontirn bewilligt. Klagen Hessen-Kassels über
23
hohe Kontributionen.

24
–/ 19/–

25

Krane an Gebhardt


26
Osnabrück 1647 November 28

27
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 59–60.

28
Vormals Verunsicherung der kaiserlichen Gesandten durch kaiserliche Weisungen. Beein-
29
trächtigung der eigenen Verhandlungsposition durch Kenntnis der Protestanten von kur-
30
bayerischer Haltung. Haltung Schönborns? Anwesenheit aller katholischen Reichsstände
31
außer Kurköln in Osnabrück; Abstimmung gemeinsamer Verhandlungsziele zunächst mit
32
den katholischen Kurfürsten. Militaria. Positive Einschätzung der Kriegslage.

[p. 67] [scan. 161]


1
Hab meins herrn schreiben vom 10. dieses

30
Konnte nicht ermittelt werden.
zurecht entpfangen, und ist
2
nitt ohne, daß ich bey etlichen ordinariis keine schreiben abgeben. Die
3
ursach ist gewest, daß wir alle sein mit den einglangten schreiben irr ge-
4
macht worden und fast nitt gewist, wie man daß werck angreiffen sollen,
5
darnach aber darauf ihr majestät schreiben vom 16. dieses

31
Die Weisung ( [Nr. 1] ) war am gleichen Tag in Osnabrück eingetroffen.
einglangt, sein
6
wir erst recht zum liecht kommen und von hertzen erfrewet worden.

7
Die Churbayerische schreiben, sonderlich de dato 22. Octobris

32
Text: APW II A 6 Nr. 260 Beilagen B und C.
, sein den
8
protestirenden zu handen kommen, darauff mein herr unschwehr zu er-
9
messen, wie wenig dieselbe nuhnmehr von temperamentis werden hören
10
wöllen. Catholicos summopere momordit propositio Monasterii facta

33
Vermutlich Bezug auf die Drohung Volmars mit einem ksl. Vorgriff ggb. den kath. Rst. am
34
30. Oktober 1647 in Münster (vgl. APW II A 6 Nr. 264 Beilage [B]; Ruppert, 318).
,
11
wöllen also nitt tractirt sein. Consilia ista B[avarica] werden unß verder-
12
ben, praesertim cum sint propalata.

13
Ich wölle meins geringfügigen ermessens nöttich zu sein erachten, bey
14
den itzo e〈rwe〉hlten newen herrn churfürsten zu Mentz zu praevariiren
15
undt dessen gemüth zu praeoccupiren, ut pure sequatur consilia Caesaris,
16
und demselben Kaiserlicher majestät meinung woll zu repraesentiren.
17
I〈s〉 enim in omnibus videtur praesupponere, alß wan Kaiserliche maje-
18
stät und Churbayern schon darin vergliechen, daß eo modo wie bewust
19
vortzufahrn, certum autem est, daß wir solchergestalt nitt werden vort-
20
kommen, sondern nur affectionem statuum verliehren.

21
Die catholische stende sein ausserhalb Churcölln itzo alle alhie zusamen,
22
und werden wir mörgen mitt denselben super instituendis negotiationibus
23
und wie die reassumptio tractatuum an hand zu nehmen, communicirn,
24
zuvoderist aber mitt denen churfürstlichen, und daß werck darnach ad
25
universos bringen.

26
Werde nuhn hinfero in correspondentiis fleissicher sein

35
Entgegen dieser Ankündigung befindet sich in den ausgewerteten Archivalien des Editions-
36
zeitraums allerdings nur noch ein weiteres Schreiben Kranes an Gebhardt (Osnabrück 1647
37
Dezember 2. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 53b [1647 XII]fol. 63–64, praes. 1647 Dezember
38
15. Beilage [1]: Vorschlag in puncto gravaminum. Fehlt). – Bei der fehlenden Beilage han-
39
delt es sich möglicherweise um das Ga. Lambergs und Kranes über die in den Gravamina-
40
verhandlungen mit Schweden ausgestellten Differenzpunkte (Osnabrück 1647 Oktober 17.
41
Kopie: RK FrA Fasz. 53b [1647 XI]fol. 106–120. Text: APW II A 6 Nr. 252 Beilage [3]),
42
das am 17. Oktober 1647 bereits an den Ks.hof überschickt worden war. Die gen. Kopie des
43
Ga. s liegt in den Archivalien irrtümlich dem Schreiben Lambergs und Kranes vom 28.
44
November 1647 ( [Nr. 17] ) bei. – Schreiben Gebhardts an Krane konnten nicht ermittelt
45
werden.
.

27
Militaria: Schlechter Zustand der schwedischen Armee; Differenzen zwi-
28
schen
Wrangel und Königsmarck. In summa, res nostrae meliorantur in
29
dies, hostium e contra deteriorantur.

[p. 68] [scan. 162]


1
–/ 20/–

2

Nassau an Ferdinand III.


3
Münster 1647 November 29

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 167–168’, 170–171 = Druckvorlage –
5
Kopie: KHA A 4 1628/44 unfol.

6
Ermächtigung der niederländischen Gesandten zum Friedensschluß mit Spanien; Entsen-
7
dung einer niederländischen Flotte nach Brasilien; französisch-niederländische Verhandlun-
8
gen. Stand der spanisch-französischen Verhandlungen.

9
Wartenberg: geheime Mission Schwerins bei Kurköln wegen Restitution der Festung Hamm
10
an Kurbrandenburg; französische Gesandtschaft bei Kurköln wegen des Wunsches nach Wie-
11
dereintritt Kurkölns in den Ulmer Waffenstillstand, Schreiben Briennes über Zustimmung
12
am französischen Königshof zur Rekonjunktion Kurkölns und Kurbayerns mit dem Kaiser;
13
Mission Landgraf Johanns von Hessen-Darmstadt bei Kurköln wegen Hachenburg. Entsen-
14
dung Buschmanns zur Fortsetzung der Verhandlungen mit Kurbrandenburg; Entsendung
15
Linz’ nach Osnabrück, Furcht Wartenbergs vor Übergriffen durch die Schweden.

16
Auf die Weisung vom 16. November 1647 . Auß dem Haag hatt man, daß
17
die vor etlichen wochen von hier abgereisete Holländische plenipotentia-
18
rien

22
Am 16. Oktober waren die ndl. Ges. Pauw, Knuyt, Clant und Meinerswijk zur Berichter-
23
stattung über den Stand der span.-ndl. Verhandlungen nach Den Haag gereist (vgl. APW
24
II B 6, XCII; APW II A 6 Nr. 255). – Dr. Adriaen Pauw (1585–1653), Herr von Heem-
25
stede, Hogersmildt, Rietwijk und Nieuwekerk, 1646–1648 Sekundarges. Hollands und
26
Westfrieslands; 1636 Erster und Präsidierender Rat und Rechenmeister von Holland und
27
Westfriesland ( NNBW X, 714–717; de Boer / Bruch; Groenveld, Pauw). – Johan de
28
Knuyt (1587–1654), Herr in Oud und Nieuw Vosmer, 1646–1648 Ges. der Provinz See-
29
land; Rat des Pz.en von Oranien ( DBA I 674, 55; Kaster / Steinwascher, 228f). –Adrian
30
Clant van Stedum (1599–1665), Herr zu Nittersum, Westeremden und Garshuizen, 1646–
31
1648 Ges. für Stadt und Land Groningen ( BAB 142, 296–302; 645, 181; NNBW III, 218f;
32
Kaster / Steinwascher, 236f). – Barthold van Gent (gest. 1650), Herr von Loenen und
33
Meinerswijk; 1640 Amtmann von Bommel, Tieler- und Bommelerwaarden; 1646–1648
34
Ges. der Provinz Gelderland in Münster ( NNBW VI, 558f; Kaster / Steinwascher,
35
222f). – Die übrigen Ges. der Vereinigten Provinzen der Ndl. waren: Johan von Mathe-
36
nesse (1596–1653), Herr von Mathenesse, Riviere, Opmere und Souteveen; 1646–1648
37
Primarges. der Provinzen Holland und Westfriesland ( BAB 466, 386–392; Kaster / Stein-
38
wascher
, 224f). – Godart van Reede (1588–1648), Herr zu Nederhorst, Vreeland, Korten-
39
hoef, Overmeer und Horsterweerd; 1646–1648 Ges. der Provinz Utrecht; 1644 Statthalter
40
der Utrechter Lehen und der Abtei St. Paulus ( NNBW III, 1025f; Kaster / Steinwascher,
41
230f). – Frans van Donia (gest. 1651), Herr von Hummen und Hielsum; 1646–1648 Ges.
42
der Provinz Friesland ( BAB, 137–141, 193; Kaster / Steinwascher, 232f). – Willem
43
Ripperda (um 1600–1669), Herr von Hengelo, Boxbergen, Boekelo und Rijssenberg;
44
1646–1648 Ges. der Provinz Overijssel ( BAB 287–291, 570; NNBW VI, 1192f; Kaster /
45
Steinwascher, 234f).
nunmehr mitt einhelligem schluß aller provincien abgefertigt und
19
bevolmächtigt, den endtlichen friedenschluß mitt den herrn Spanischen
20
zu machen und wegen deren ratificationen sich mitt denselben zu verglei-

[p. 69] [scan. 163]


1
chen

21
Beschluß der Gst.,s.l. 1647 November 15, 19. Text (frz.): NS IV, 401ff Zur Sache: Poel-
22
hekke
, Vrede, 474f; Tischer, Diplomatie, 398.
und ihre rückreiß nacher Münster eilfertigst fortzustellen, wie man
2
dan selbiger gegen morgen oder ubermorgen alhier gewertig ist

23
Die ndl. Ges. kehrten in der Tat am folgenden Tag (30. November 1647) nach Münster
24
zurück (vgl. [Nr. 24] ).
. Dabey
3
dan zugleich resolvirt worden, daß den 24. dießes alle völcker und
4
soldaten, so die provincien in Brasilien schicken, ohnfehlbarlichen zu
5
schiff gehen und mitt ehistem windt nacher Brasilien abseeglen sollen, in
6
massen diese schleunige abfuhr sehr pressirt wurde

25
Am 15. November 1647 hatten die Gst. die Entsendung einer Flotte zum Entsatz der Stadt
26
Recife in Brasilien beschlossen ( NS IV, 402 letzter Absatz). Diese Flotte stach im Dezem-
27
ber 1647 in See (vgl. [Nr. 54] ) und traf im März 1648 in Südamerika ein. – Seit Juni 1645
28
waren die Niederländer in Ndl.-Brasilien („Neu-Holland“) durch einen von Portugal un-
29
terstützten Aufstand kath. Plantagenbesitzer gegen die Westindische Kompanie, die ndl.
30
Protestanten und portugiesische Juden auf wenige feste Plätze zurückgedrängt worden.
31
1654 (Kapitulation von Recife) mußte die Westindische Kompanie ihre brasilianischen Er-
32
oberungen schließlich aufgeben ( Geyl, 189–197; Parker, 61f; Israel, 934f).
.

7
Herrn graffen Peneranda hab gestern visitirt, so obiges confirmirt und
8
gleichmässige zeitung hatt, und werdens Ewer Kayserliche Mayestät auß
9
der beylag sich noch ferners underthänigst referiren lassen. Sie, Hollän-
10
dische gesandten, sollen gleichfals befelcht sein, dahin zu trachten, daß
11
der fridt mitt Franckreich auch auff die puncta geschlossen werde, welche
12
die herrn Spanische hiebevor den Frantzosen durch sie, Holländische ge-
13
volmächtigte, schon eingewilligt hetten

33
Dies hatte der Vertreter Frieslands in den Gst. gefordert (vgl. NS IV, 402 re. Spalte).
.

14
Die Spanische tractaten mitt Franckreich sonst betreffend, berichtet mich
15
der herr Spanisch gesandter, daß 48 puncta adiustiret, uber die ubrige het-
16
ten sie auch ihre antwort den herren mediatoribus albereit zugestelt

34
Hiermit dürften die span. Erklärungen zu den frz. Textvorschlägen für die Art. 49–60 des
35
span.-frz. Friedensvertrags gemeint sein, welche die frz. Ges. in zweiten Hälfte des Monats
36
November 1647 den Mediatoren ausgehändigt hatten, um frz. Friedensbereitschaft zu de-
37
monstrieren und die Ndl. von dem sich abzeichnenden Friedensschluß mit Spanien abzu-
38
bringen (vgl. Rohrschneider, Frieden, 394 Anm. 128).
, also
17
sie annoch auff der Frantzosen antwort wartteten. Die sechs außgesetzte
18
puncta anlangendt, plieben die biß noch außgesetzt

39
Von 59 Artikeln waren in den span.-frz. Verhandlungen Ende November 1647 noch elf
40
strittig. Bei den hier gen. sechs Streitfragen handelte es sich um das Assistenzrecht Frk.s
41
für Portugal, den Umfang der span. Abtretungen an Frk., das frz. Recht zum künftigen
42
Bau von Festungen in Katalonien, die Restitution der seit 1630 besetzten Stadt und Festung
43
Casale, die Freilassung Pz. Eduards (Dom Duarte) von Braganza (1605–1649) sowie schlie-
44
ßich die Frage der span. Unterstützung für den Hg. von Lothringen ( Poelhekke, Vrede,
45
480f; Tischer, Diplomatie, 399; APW [ II B 6, XCIV–XCVIII] ; Rohrschneider, Frieden,
46
395–405).
.

19
Gestern hab ich den herrn bischoven von Oßnabrück visitiret, welcher
20
berichtet, daß bey dero anwesen zu Bonn der Churbrandenburgisch ge-

[p. 70] [scan. 164]


1
heimer raht, der von Swerin, von Churbrandenburg zu ihrer churfürst-
2
lichen durchlauchtt zu Cölln abgefertigt worden, in geheimb mitt dero-
3
selben zu communiciren (deßwegen er auch nitt habe fur ein gesandter
4
wollen tractirt sein), wie zwischen den reichsständen wider gutte ver-
5
trewlichkeit und vereinigung mögte furderlichst können gestifftet wer-
6
den

28
Zur Mission Schwerins am kurkölnischen Hof vgl. Foerster, Ferdinand, 327.
, darbeneben auch begehret, daß ihre churfürstliche durchlauchtt zu
7
Cölln bey Ewer Kayserlicher Mayestät sich interponiren wolten, damitt
8
die statt Ham ihrer churfürstlichen durchlauchtt zu Brandenburg wider
9
eingeraumbt werden möchte

29
Die an der Lippe gelegene Stadt und Festung Hamm (Gft. Mark) war seit dem Herbst
30
1636 in ksl. Hand ( Foerster, Ferdinand, 140).
. Es wehre dem von Swerin aber in allem
10
also begegnet worden, auch mitt so vielen furnemmen rationibus abgelei-
11
net, daß Ewer Kayserlicher Mayestät bey itziger coniunctur es nitt zuzu-
12
muthen n〈o〉ch Churbrandenburg selbsten zu rathen, solche festung zu
13
besetzen, es wehre dan, daß sie mitt Ewer Kayserlicher Mayestät wapffen
14
sich sowohl offensive alß defensive coniungiren wolten

31
Am 14./24. Juli 1641 hatte Kurbg. mit Schweden einen zweijährigen Waffenstillstand
32
(Text: ST V/2, 475–483) geschlossen, der de facto bis zum Friedensschluß in Kraft blieb
33
( Opgenoorth I, 99–102).
, daß er, Swerin,
15
sehr wohl content wider abgereiset wehre. Und berichten ihre furstliche
16
gnaden zu Oßnabruck, daß ihre churfürstliche durchlauchtt zu Cölln
17
Ewer Kayserlicher Mayestät hiervon albereit allerunderthänigste relation
18
hetten erstatten lassen

34
Konnte nicht ermittelt werden. Kurköln berichtete Kf. Maximilian von Bayern mit Schrei-
35
ben vom 24. November 1647 (vgl. Foerster, Ferdinand, 327 Anm. 114) über die Wer-
36
bung Schwerins.
, meldeten benebens, daß der von den hiesigen
19
Frantzösischen abgesandten gehn Bonn abgefertigte edelman

37
Gemeint ist François de Barton, baron de Montbas (gest. 1652; zu ihm: Montbas, Xf, 10f),
38
ein Edelmann aus dem Gefolge Serviens, der mehrfach als Kurier und in diplomatischer
39
Mission entsandt wurde. Zu seiner Mission zum Kf.en von Köln vgl. demnächst in APW
40
II B 7: Longueville, d’Avaux und Servien an Brienne, Münster 1647 November 25. – Zu
41
Brienne vgl. Anm. 17.
sehr starck
20
sich bemuhet, mitt remonstrirung, waß grossen nützen ihre churfürstliche
21
durchlauchtt zu Cölln fur sich und dero lande und dan zu befurderung
22
deß friedens erlangen wurden, da sie daß armistitium

42
Gemeint ist der Ulmer Waffenstillstand vom 4./14. März 1647, den Kurköln am 15. Au-
43
gust 1647 ggb. Schweden und Hessen-Kassel aufgekündigt hatte.
wider annemmen
23
wurden, dabey zugleich allerhandt betrowungen mitt untergemischet. Eß
24
wehre ihme aber gnugsamb begegnet worden, daß durch daß armistitium,
25
wie die erfahrung mittgebracht, weder daß eine noch daß ander wurde zu
26
erhalten sein und deßwegen ihre churfürstliche durchlauchtt zu Cölln
27
nitt anders thuen könten noch wolten, alß Ewer Kayserlicher Mayestätt

[p. 71] [scan. 165]


1
waaffen sich zu coniungiren

16
Vgl. Kf. Ferdinand von Köln an Ferdinand III., Bonn 1647 November 24. Ausf.: RK FrA
17
Fasz. 54d (1647 XI)fol. 135–135’. Beilage [1]: Resolution Kf. Ferdinands von Köln für
18
Montbas, Bonn 1647 November 15. Kopie: ebendafol. 136–137. Beilage [2]: Proposition
19
Montbas’ an Kf. Ferdinand von Köln,s.l. [vor 1647 November 15]. Kopie (dt.): ebenda
20
fol. 139–145, 147–147’ – Kopie (frz.): ebendafol. 148–153’. Die Zurückweisung des frz.
21
Angebots durch Kf. Ferdinand von Köln wurde am Ks.hof verständlicherweise wohlwol-
22
lend aufgenommen (Ferdinand III. an Kf. Ferdinand von Köln, Prag 1647 Dezember 11.
23
Reinkonzept: RK FrA Fasz. 54d [1647 XII]fol. 26–26’). Zur Aufkündigung des Ulmer
24
Waffenstillstands durch Kurköln und zur Mission Montbas’ vgl. auch Foerster, Ferdi-
25
nand, 296ff.
. Und weiln der freyherr von Hölinghoven

26
Wilhelm (von Bayern), Freiherr von Höllinghoven (gest. 1657), kurkölnischer Oberstkäm-
27
merer und GR ( Förster, Ferdinand, 8 Anm. 28).

2
zu Pariß mitt dem secretario d’estat, graffen de Brien

28
Henri-Auguste de Loménie, seigneur de La Ville-aux-Clercs, comte de Brienne (1595–
29
1666), 1643 secrétaire d’Etat aux affaires étrangères ( Lévêque ; DMAE, 53–63; Edition
30
seiner Memoiren: Brienne).
, correspondiret
3
und selbiger eben ahn den von Hollinghoven geschrieben, daß die Cöll-
4
nisch und Bayerische reconiunction mitt Ewer Kayserlicher Mayestätt,
5
nachdeme sie ihrer churfürstlichen durchlaucht intention, den frieden
6
dardurch zu befurderen, zu Pariß wehren berichtet worden, zumahl nitt
7
ubel, sondern den frieden zu beschleunigen nützlichen fünden, alß hette
8
man zu Bonn endtlichen obgemelten graffens de Brien antwort dem ob-
9
gemelten Frantzösischen abgeschickten edelman fürgehalten, welcher da-
10
durch gantz verstummet und nichts zu repliciren gewust.

11
Sopaldt selbiger wehre abgefertigt worden, wehre landtgraff Johan zu
12
Hessen Darmbstatt zu Bonn anglangt, welcher mitt deme iüngsten Witt-
13
genstein Seinischen frewlein, graff Ernstens zu Hachenburgs seligen
14
dochter verheyrathet, mitt ihrer churfürstlichen durchlauchtt wegen der
15
Hachenburgischen sachen zu tractiren

31
Lgf. Johann von Hessen-Darmstadt (1609–1651; 1643 Lgf.) heiratete Ende 1647 Johan-
32
netta von Sayn-Wittgenstein (1632–1701), die Tochter des Gf.en Ernst von Sayn-Wittgen-
33
stein (1600–1632) ( Stammtafeln NF I/2T. 248). – Strittig war die Frage, ob Hachenburg
34
ein reines Mannlehen oder ein Kunkellehen (Lehen mit männlicher und weiblicher Erb-
35
folge) sei. Der Lehnsherr Kf. Ferdinand von Köln hatte nach dem Tode Gf. Ludwigs von
36
Sayn (1628–1636; 1632 Gf.) Schloß, Stadt und Amt Hachenburg (Westerwald) als heim-
37
gefallenes Mannlehen eingezogen und an Wartenberg vergeben. Dagegen klagte die ver-
38
witwete Mutter Ludwigs, Gf.in Luise Juliane (1603–1670; 1632–1651 Vormünderin ihrer
39
Kinder; zu ihr: Dahlhoff, 25–32), als Vormünderin ihrer beiden Töchter – darunter
40
Johannetta – erfolgreich (aber ohne entsprechende Konsequenzen) vor dem RKG und be-
41
anspruchte auch auf dem WFK nachdrücklich die weibliche Erbfolge für ihre beiden Töch-
42
ter ( Gravamina der Gf.in Luise Julianes gegen den Kf.en von Köln, Friedewald 1646 Fe-
43
bruar 20/März 2. Text: Meiern III, 453 ff; zum Sachverhalt vgl. Müller, Erbfolgestreit,
44
89–96; Schmidt, Wetterauer Grafenverein, 569–572; Struif, 108–114, 125–132). – In die-
45
ser Sache außerdem: Lgf. Johann von Hessen-Darmstadt an Ferdinand III., Braubach
46
1647 November 18/28. Kopie: RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 194–195 sowie Lgf.
47
Georg II. von Hessen-Darmstadt an Ferdinand III., Gießen 1647 November 27/Dezem-
48
ber 7. Kopie: ebendafol. 193–193’; zu diesen beiden Schreiben ein Gutachten dep. Räte
49
(Kurz, Trauttmansdorff, Carretto, Gebhardt, Söldner, Walderode, Kaltschmitt),s.l. 1647
22
Dezember 30. Kopie: ebendafol. 192–192’, 197–198. – Zu den Personen: Ferdinand Car-
23
retto (Caretto), Marchese di Grana (gest. 1651), 1645 RHR ( Gschliesser, 253; Schwarz,
24
214). – Dr. iur. Johann Kaltschmitt (1604–1662), 1633 geadelt (von Eisenberg); 1640/41
25
RHR , 1641 GR und Hofkanzler Ehg. Leopold Wilhelms, 1647 RHR ( Gschliesser, 241f).
, deßwegen ihre fürstliche gnaden

[p. 72] [scan. 166]


1
gegen ihre intention so lang zu Bonn sich hetten auffhalten mussen und
2
nitt eher sich wider alhie einstellen können.

3
Vorgestern hatt der herr bischoff den cantzler von Paderborn, Buschman,
4
zu Churbrandenburg auff Bilenfeldt oder Herforden geschicket, die zu
5
Bonn angefangene communication und vertrawlichkeit zu continuiren

26
Zum Verlauf der Gesandtschaft Buschmanns an den kurbg. Hof in Bielefeld vgl. die Rela-
27
tion in APW [ III C 3/2, 1220–1228] .
.
6
So seindt auch ihre fürstlichen gnaden

28
Wartenberg.
gemeindt, anheut den Churcöll-
7
nischen geheimen secretarium Lintz

29
Matthias Lintz (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden), kurkölnischer Legations-
30
sekretär (vgl. APW [ III C 3/1, XXI] ; die Relation seiner Reise nach Osnabrück vom 30.
31
November bis zum 4. Dezember 1647 ist ediert in APW [ III C 3/2, 1228–1237] ).
auff Oßnabrück vorahnzuschicken,
8
dan sie sich nitt getrawen, ohne mehrere sicherheit selbsten sich deren
9
orths zu begeben, wegen allerhandt bey den Schwedischen vorgangenen
10
nachdencklichen discursen, alß daß ihre fürstliche gnaden hiebevor die
11
praeliminaria

32
Gemeint ist der Hamburger Präliminarvertrag vom 15./25. Dezember 1641 (Text des
33
ksl.-schwed. Instruments: ST V/2, 501–504; Text des ksl.-frz. Instruments: DuMont VI/
34
1, 231ff).
(da doch sie sich dessen von den Schwedischen beklagten)
12
gebrochen hetten und derjenige wehren, so die friedenstractaten schwer
13
machte. Und solte sich der Salvius haben vernemmen lassen, da man Kay-
14
serlichentheils ahn den Oßnabrückeren wurde anden wollen, waß kürtz-
15
verwichener zeit sich wegen wegnehmung zween Kayserlicher reuter zu
16
Oßnabrück zugetragen

35
Am 5. November 1647 war es vor der Wache eines Osnabrücker Stadttors zu einem
36
schwed. Übergriff auf zwei ksl. Reiter gekommen. Die schwed. Ges. knüpften anschlie-
37
ßend die Auslieferung des gefangengenommenen ksl. Reiters an die Wiedergutmachung
38
angeblich vorangegangener Verfehlungen Wartenbergs (Lamberg und Krane an Ferdi-
39
nand III., Osnabrück 1647 November 28, praes. 1647 Dezember 15. Ausf.: RK FrA
40
Fasz. 53b (1647 XI)fol. 65–65’, 72. Beilage [1]: Protokoll,s.l. 1647 November 5, 7, 12.
41
Kopie: ebendafol. 66–70’).
, sie den ersten von Munster kommenden an-
17
greiffen wolten, und wurde es selbiger mitt dem auffhencken etwan be-
18
zahlen müssen.

19
Beilage [1] zu Nr. 20

20
Spanisches Schreiben betreffend die spanisch-niederländischen Verhandlungen, praes. Münster
21
1647 November 28. Kopie (frz.): RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 169.

2

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 November 30

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1898fol. 224–225, [praes. 1647 Dezember 12] =
5
Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI-XII)fol. 83–84.

6
Verweis auf Beilage: Vorantwort zur vorläufigen Verhandlungsführung; Behauptung des
7
landesherrlichen Reformationsrechts, Verweis einer Einigung über die vertraglichen Zuge-
8
ständnisse an konfessionelle Minderheiten in den westfälischen Hochstiften an die betroffenen
9
Reichsstände; grundsätzliche Zustimmung zur Gleichstellung der Reformierten, jedoch keine
10
friedensvertragliche Regelung diesbezüglicher Ausnahmebestimmungen und Vorbehalte.

11
Verweis auf die Weisung vom 27. November 1647 (Nr. 14) und deren
12
Beilage. Wan wir dan die consultation underdessen biß auf den punctum
13
aequipollentiarum fortgesezt und unß weiter entschlossen haben, wie ihr
14
aus der continuatione conclusorum

31
Der erste Teil der beiliegenden Beschlüsse lag der Weisung vom 27. November 1647 bei
32
( [Beilage [1] zu Nr. 14] ).
weiter zu ersehen, also haben wir
15
eüch solches zu dem endt einschliessen wollen, daß ihr eüch dessen zu
16
ewerer nachricht, gar aber nicht zu einziger formalresolution oder final-
17
decision gebrauchet, wie es dan von uns zu keinem andern endt gemeinet
18
ist, alß dz ihr unser intention bey einem beyleüffigen wissen und in ewer
19
negotiation ein mehrers liecht haben möget, biß wir entlichen unß über
20
dz ganze instrumentum resolviert haben.

21
Ihr wollet auch bey dem numero 12 gravaminum

33
Art. V § 12 KEIPO4A betr. das Religionsrecht der Mediatstände (auch Landsassen, Vasal-
34
len) und Untertanen („Autonomie“) (Text: Meiern IV, 570 zweiter Absatz – 572 erster
35
Absatz; später Art. V,30–37IPO).
diß wohl in acht
22
nehmen, daß es bey der regul iuris territorialis et quod cuius est regio,
23
illius sit

30
23 et] In der Druckvorlage über der Zeile eingefügt; fehlt im Konzept.
et de religione dispositio verbleibe

36
Art. V § 12 Absatz beginnend mit Quantum deinde KEIPO4A .
, und diser paragraph dar-
24
nach eingerichtet werden möge. Was aber die exceptiones, so von diser
25
regul in denen angehengten paragraphis gesezt seindt, betreffen thuet,
26
dz nemblich erstermelter regul pacta, privilegia conniventiae, transactio-
27
nes und dergleichen derogieren sollen

37
Art. V § 12 Absatz beginnend mit Pacta autem KEIPO4A .
, welche die catholische in ihrem
28
bedenckhen

38
Gemeint ist das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647 (hier: RK FrA Fasz. 54d [1647 X]fol.
39
70).
nit allerdings verwerffen, da wollet ihr daran sein, weilen
29
hierbey maistens die Westphalische stiffter interessiert seindt

40
Zu den Religionsverhältnissen in den Hst.en Osnabrück, Münster, Minden und Paderborn
41
vgl. Gatz, Bistümer, 532ff, 482–486, 475ff, 543ff.
, dz sich

[p. 74] [scan. 168]


1
die interessierte stände under sich ratione pactorum ohne unsere ein-
2
mischung vergleichen.

3
Nicht weniger wollet ihr bey dem articulo 6 de reformatis

34
Art. VI KEIPO4A betr. die religionsrechtliche Gleichstellung der Reformierten mit den
35
Katholiken und den AC-Verwandten (Text: Meiern IV, 575 f; später Art. VIIIPO).
unser conclu-
4
sum wohl in acht nehmen und den § „Unanimi“ usque ad verba „salvis
5
tamen etc.“ stehen lassen

36
Der gen. Abschnitt enthält den Grundsatz der religionsrechtlichen Gleichstellung der Re-
37
formierten mit Katholiken und AC-Verwandten, während der übrige Art. Ausnahmebe-
38
stimmungen und Vorbehalte regelt.
, wegen der überigen sachen aber auf weiter be-
6
fragen und instanz eines oder andern theils eüch erkleren, weilen die pro-
7
testierende und reformierte darinnen under sich noch nicht verglichen,
8
unß auch und die catholische diese sach insoweit nit angehet, daß destwe-
9
gen nöthig were, etwas solches in dz instrumentum publicum zu bringen,
10
daß wir unß desto weniger darüber ercleren können, wie ihr dan

33
10 den] Im Konzept der.
den
11
sachen schon recht zu thuen wissen werdet.

12
Beilage [1] zu Nr. 21

13
Gutachten des Geheimen Rates (Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz d. J., Kurz, Kol-
14
lowrat
, Martinitz d. Ä., Waldstein, Colloredo, Prücklmaier, Gebhardt. Walderode, Schröder)
15
und Beschluß Ferdinands III. zu Art. V § 12 – IX KEIPO4A , de Helvetiis *KEIPO4B* ,s.l.
16
1647 November 29. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1898fol. 227–231; ebenda Fasz.
17
53c (1647 X–XII)fol. 94–95’, 29–29’; ebenda fol. 35–39’ – Druck: Bergsträsser IV nr.
18
XIII, 317–320.

19
[1] / 22/ [51]

20

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


21
Osnabrück 1647 Dezember 2

22
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 1–5’, PSfol. 11–14, praes. 1647 Dezember
23
15 = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. (ohne PS); RK FrA Fasz. 92 XIII
24
nr. 1891fol. 168–170 (nur PS) – Konzept: ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1891fol. 164–166’ (ohne
25
PS).

26
Gutachten der katholischen Reichsstände vom 7. Oktober 1647 als Verhandlungsgrundlage
27
unbrauchbar; vom Gutachten abweichende Haltung Kurmainz’, Kurtriers und vor allem
28
Kurbayerns; Kompromißvorschlag mit denselben zur Vorlage bei den katholischen Reichs-
29
ständen ausgearbeitet. Fehlen der kurkölnischen Gesandten; Ankunft Lintz’ in Osnabrück:
30
Hoffen auf baldiges Eintreffen Buschmanns; dessen Verhandlungen mit Kurbrandenburg.
31
Ernst: Forderung Kurfürst Maximilians nach Übergehung der katholischen Maximalisten
32
und einem schnellen Friedensschluß, gegebenenfalls mit kaiserlichem Vorgriff. Anethan:

[p. 75] [scan. 169]


1
Wiederholung der kurtrierischen Partikularforderungen; Wunsch Söterns nach Aufnahme
2
einer Bestimmung zur Freigabe seines beschlagnahmten Vermögens im Friedensvertrag.

3
PS Unterredung mit Gesandten der protestantischen Reichsstände: deren Forderung nach
4
sofortigem Beginn der Verhandlungen; Hinweis der Kaiserlichen auf das Fehlen der kur-
5
kölnischen Gesandten, dennoch Ankündigung von Beratungen mit allen katholischen Ge-
6
sandten; Vorwüfe der Protestanten gegen Wartenberg. Ansetzung der angekündigten Bera-
7
tungen auf morgen.

8
Rezepisse auf die Weisung vom 16. November 1647 (Nr. 1). Soviel nuhn
9
diese conferentz anlangt, da werden Ewer Kayserliche Mayestätt auß
10
unßern negstvorgehenden relationibus allergnädigst vernohmen haben,
11
waß hiebey der protestirenden intention und warumb wir auch biß dahin
12
zu einer rechten formblichen reassumption der tractaten nit hetten glan-
13
gen können, sönsten aber im werck wehrn, unß vorderist mit denen catho-
14
lischen absonderlich zu vergleichen, warauff wir endtlich die reassump-
15
tion incaminirn mögten. Dan wir sein nit unbillich in sorgen gestanden,
16
da wir ihrm gutachten

36
Gemeint ist das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
nachgehen und die sach also ab ovo

37
Sprichwörtliche Formulierung für „von Anfang an“ ( Otto, 261 nr. 1318).
in allen
17
puncten disputirlich machen, sonderlich aber die in der conclusion reca-
18
pitulirte haubtmaterias zu widerfechten unterfangen sölten

38
Bezug auf den Schlußteil des ersten kath. Ga. s vom 7. Oktober 1647. Zu den dortigen Aus-
39
führungen s. [Nr. 17 Anm. 165] .
, daß hier-
19
durch nit allein große schwierigkeit bey allen protestirenden mogte ver-
20
ursaht, sondern auch gleichsamb der weg zu einiger fruchtbahrlicher
21
handtlung abgeschnitten werden, da wir doch auß denen mit denen Chur-
22
maynitzischen, Trierischen und Bayrischen gesandten gehaltenen discur-
23
sibus woll vernohmen, daß solches ihrer gnädigsten herrn principalen
24
meinung nit seie, wie dan sönderlich der Churbayrischer

35
24 unß] Im Konzept mir, Volmar,.[xxx]
unß angezeigt,
25
daß er auß entfangnen befehl noch vor seinen abreißen von Münster
26
denen Schweden außtrücklich zugeschrieben, daß seine churfürstliche
27
durchllaucht erbietig sein, die cron Schweden bey allen dem, waß von
28
denen Kayserlichen plenipotentiariis in puncto satisfactionis versprochen
29
worden

40
Vgl. zuletzt Art. IX *KEIPO4B* betr. die Territorialsatisfaktion Schwedens ( RK FrA
41
Fasz. 98efol. 900’, das sind Korrekturen zu KEIPO4A : Meiern IV, 579 zweiter Absatz;
42
später Art. XIPO). Ausgangspunkt war der ksl.-schwed. Vorvertrag über den schwed.
43
Satisfaktionsartikel (später Art. XIPO) vom 8./18. Februar 1647 (Text: ST VI/1, 152–
44
159; Odhner, 341–353; vgl. APW [ II A 5 Nr. 262 Beilage 1] ).
, handtzuhaben

45
Vgl. Beilage [2] der Relation vom 5. Dezember 1647 ( [Nr. 27] ).
, warauß dan ex necessaria consequentia erfolgt,
30
daß es ebenmeßigengestalt auch bey denen aequivalentiis sein verbleibens
31
haben sölle, dan außerhalb dern halten die Schweden ihre satisfaction nit
32
vor richtig oder ahnnehmblich.

33
Damit wir dan die gemütter desto beßer praeparirn und unß mit denen
34
catholischen gemeinlich derienigen sachen desto leichter vergleichen

[p. 76] [scan. 170]


1
mögten, warin einige hoffnung erscheinet, daß die Schweden und pro-
2
testirende sich der billichkeit dermahlen werden bescheiden und auff tem-
3
peramenta verweisen laßen, so haben wir unß mit vorbemelten Chur-
4
mayntzischen, Trierischen

38
Anethan.
und Bayrischen

39
Ernst.
zusamengethan und alle in
5
dem catholischen guttachten enthaltene correctiones etc. durchgangen,
6
darüber negstverwiechenen freytag, sambstag und sontag [ 29. November
7
bis 1. Dezember 1647] zugebracht und endtlich dieienige zusätz und ver-
8
änderungen, wie die in denen beylagen zu ersehen sein, zusamengetragen,
9
mit der verahnlaßung, daß dieselbige auch denen andern ahnwesenden
10
catholischen deputatis vortragen, und, ob dieses also beliebt, folgendts
11
die handtlungen darauff mit der gegenparthey vorgenohmen werden söl-
12
ten.

13
Nachdeme aber biß daher wegen ihrer churfürstlichen durchllaucht zu
14
Cöllen noch niemandt bey diesen besondern conferentiis erschienen,
15
gleichwoll gestrigen tags von ihr fürstlicher gnaden, dem herrn bischoffen
16
zu Oßnabrück, der Cöllnischen secretarius Lintz zu unß geschickt wor-
17
den

40
Laut seiner Relation traf Lintz am 30. November 1647 in Osnabrück ein und meldete sich
41
am gleichen Tage bei den ksl. Ges. an (vgl. APW [ III C 3/2, 1228] ).
, mit anzeig, daß der Paderbornischer cantzler Dr. Buschman negst-
18
verwiechenen donnerstag, den 28. passato, nach Herfordt zum herrn
19
churfürsten von Brandeburg verreist, mit seiner churfürstlichen durch-
20
llaucht von allen denienigen puncten, so das Churcollnische interesse be-
21
treffen thuen, und sonderlich auch, ob dieselb gegen

36
21 uberlaßung] Im Konzept uberlaßung einiger.
uberlaßung Schaum-
22
burgischer ämbter das bistumb Minden quittirn mögten, zu handtlen

42
Zum Verlauf der Gesandtschaft Buschmanns an den kurbg. Hof vgl. seine Relation in
43
APW [III C 3/2, 1220–1228] . Zum kurkölnischen Tauschplan vgl. [Nr. 4 Anm. 4] .
,
23
dan würde sich auch nach solcher verrichtung alsobaldt, ethwo noch heu-
24
tigen tags, alhier einstellen

44
Buschmann traf am folgenden Tag (3. Dezember 1647) in Osnabrück ein (vgl. [Nr. 27] ).
. Also müssen wir nottwendig deßen ankunfft
25
erwahrten, sintemahlen unß seine handtlung mit Churbrandeburg in
26
allem ein besonder licht geben kan. Dan sölte von derselben die stifft
27
Minden gegen einiger außwechßelung quittirt werden, so verspührn wir
28
soviel, daß Braunßschweig-Lüneburg von seiner alternativa auff den
29
bisthumb zu Oßnabrück gegen uberlaßung Minden unschwer abtretten
30
würde, wa aber nit, so werden wir wenigst vernehmen, warauff sowoll
31
ihrer churfürstlichen durchllaucht zu Cöllen alß des herrn bischoffs ent-
32
liche resolution bestehen thue, und unß auff einen und andern fahll dar-
33
nach zu richten haben.

34
Der Churbayrischen abgesandter hat unß bey endung unßer conferentz
35

37
76,35–77,2 abermahlen – conferentz] Fehlt in der Kopie KHA .
abermahlen ein schreiben von seinem gnädigsten herrn de dato 20. No-

[p. 77] [scan. 171]


1
vembris vorgewiesen

28
Vgl. Beilage [2].
, darinnen seine churfürstliche durchllaucht auff
2
ihrer voriger meinung beharrn, daß zu der conferentz mit der gegenpartt
3
nur die principaliores und dern einstimmens man gleichsamb versiechert,
4
gezogen, auch auff den fall,

27
4 ein] Ergänzt aus dem Konzept.
ein oder anderer punct nit nachgeben werden
5
wolte, in nahmen Ewer Kayserlicher Mayestätt von unß vorgrieffen wer-
6
den sölte

29
Vgl. die Schreiben Kf. Maximilians von Bayern an den Ks. vom 22. und 27. Oktober 1647
30
(Text: APW II A 6 Nr. 260 Beilage B und Nr. 266 Beilage A).
, wie dan, soviel des herrn bischoffs einwendungen betreffen
7
thet, seine churfürstliche durchllaucht es dahingestelt sein ließen, ob die
8
vorgeschlagene außwechßelung güttlich zu erhalten. Wa aber nit, so hette
9
er befehl, seiner fürstlichen gnaden anzuzeigen, daß man einmahl derent-
10
wegen den frieden nit auffhalten laßen könte, wie er dan insgemein in
11
pleno catholicorum außfehrliche remonstration zu thuen, warumb man
12
sich die von theils vorgeschützte einwendungen keinesweegs irrn

31
Hier im Sinne von „irre machen“, d.h. in der damals gebräuchlichen transitiven Verwen-
32
dung (vgl. Grimm X, 2163).
zu
13
laßen, sondern einmahl den frieden so gutt möglich schließen müste.
14
Wir haben ihme hierauff, soviel das vorgreiffen anlangt, bescheiden, daß
15
wir noch derzeitt so weitt nit gehen dörfften, sondern in hoffnung stün-
16
den, Ewer Kayserlicher Mayestätt [ befehl] würde noch ehender, alß es zu
17
solchem standt kommen konte, einlangen.

18
Der Churtrierischer hat hiebey wegen seines gnädigsten herrn particular-
19
interesse daßienig wiederholt, waß Ewer Kayserlicher Mayestätt albereit
20
auß Münster vom 12. Novembris gehorsamst referirt worden

33
Text: APW II A 6 Nr. 273. Vgl. auch [Nr. 16 bei Anm. 19] .
, und wei-
21
ter angezeigt, daß er wegen des Lützelburgischen depositi

34
Der Trierer Kf. Philipp Christoph von Sötern hatte kurz vor der Einnahme Triers durch
35
die Spanier im Jahre 1635 Teile seines Privatvermögens nach Luxemburg (span. Ndl.) ver-
36
schafft, wo sie Ks. Ferdinand II. beschlagnahmen ließ. Im Zuge der Freilassung Söterns
37
1645 verfügte Ferdinand III. zunächst die Herausgabe der beschlagnahmten Vermögens-
38
werte durch Spanien, die jedoch aufgrund von Arrestanträgen der Mönche von St. Maxi-
39
min und des Baron d’Ainville nicht zustande kam. Sötern versuchte daraufhin, die
40
Herausgabe seines Vermögens durch eine entsprechende Bestimmung im Friedensvertrag
41
zu erreichen. Im Sommer 1647 konnte er sich hierfür die Unterstützung Frk.s sichern,
42
dessen Ges. einen diesbezüglichen Paragraph in FEIPM1 aufnahmen ( Meiern V, 141
43
161, hier 145 Absatz beginnend mit Cum arrestum, quod mobilibus). Die ksl. Ges. ver-
44
suchten dagegen, eine solche Vertragsbestimmung zu verhindern (vgl. Abmeier, 139–148;
45
Käufer, 233ff).
auch bey
22
denen Schwedischen nachzufolgen befelcht wehre, damit es in ihr instru-
23
mentum pacis

46
Gemeint ist der ksl.-schwed. Friedensvertrag (IPO).
mögte eingebracht werden. Wir haben ihme aber ver-
24
tröstet, daß Ewer Kayserlicher Majestätt gnädigste resolution unverlengt
25
einkommen werde, unß auch erbotten, derentwegen dem herrn Spa-
26
nischen plenipotentiario, conte Peneranda, außführlich zuzuschreiben,

[p. 78] [scan. 172]


1
des verhoffens, hierauff die würckliche relaxation erfolgen und es sich nit
2
bedarffen werde, derentwegen einige meldung in denen instrumentis pacis
3
zu thuen, warauff er auch mit seinem anbringen bey denen Schweden
4
noch ethwaß einzuhalten sich erclehrt hat.

5
PS Es sein die sambtliche alhie anwesende protestirenden stände gesand-
6
ten abermahls heudt bey unß gewest und ihre vorige sollicitationes wegen
7
förderligster reassumption der handtlung mit waß hartten wortten, daß
8
sie nit wüsten, ahn wem es ermangle oder waß für verhindernuß in weeg
9
kommen, daß wir die tractatus nit vortsetzen thetten, wiederholet, mit
10
erinnerung, daß die Schwedischen gesandte nuhmehr uber ein halbes
11
jahr vergeblich zuwahrteten

40
Gemeint ist das vorläufige Ende der Gravaminaverhandlungen in Osnabrück Ende Mai
41
1647.
und niemandt hetten, mit welchen sie
12
tractirn könten, würde fast spöttlich und solchergestalt mit dem werck
13
umbgangen, alß wan mans nit recht ernstlich damit meinete, sondern
14
nur vorsetzlicherweise auffzug suchen thetten . Wölten zwar denen Kay-
15
serlichen gesandten dies ortts keine schuldt beymeßen, weilen ihnen
16
deren bißhero bey dem werck verspührter eyffer gnugsamb bekandt seie,
17
mögten aber auch ihrstheils hertzlich wünschen, daß sich dieselbe von
18
andern nit mögten auff- oder abhalten laßen. Erfordere die eußeriste nott,
19
baldt zur sachen zu thuen, damit das Reich für gäntzlichen untergang
20
erhalten werde, ihre gnädigste und gnädige churfürsten unnd fürsten und
21
principalen könten dem joch des kriegs lenger nit underworffen sein,
22
wölten einmahl für alle wißen, warahn sie sein und waß sie sich des
23
schlußes halben von diesen tractaten zu getrößten hetten. Es habe sich
24
zwar das glück des kriegs ein wenig geendert und lauffe den Schweden
25
zuwieder

43
In der zweiten Hälfte des Jahres 1647 war die schwed. Hauptarmee aus Böhmen vertrie-
44
ben und auf ihre Basis an der Weser zurückgedrängt worden (vgl. Höfer, 59–107).
, könte sich aber baldt wieder wenden, auff welchen fall die
26
friedenshandtlung von newen noch schwehrer werden würden. Deme
27
wölten sie gehrn mitt beförderung des schlußes fürgekommen sehen, da-
28
mit nit dem andern theill durch erlangung newen vortheils den krieg len-
29
ger auffzuziehen ursach gegeben werde. Thetten unß derhalben noch-
30
mahlen instendig ersuchen, förderligst die handt anzuschlagen und keine
31
stundt mehr zu versaumen.

32
Responsum, daß es diesseits ahn empsigem fleiß, mühe und arbeith zu
33
beförderung des wercks nit ermanglet habe. Nachdeme man aber auff
34
der königlich Schwedischen, auch ihr, der protestirenden stände gesand-
35
ten selbst guttbefinden, das werck zuvorderist mit denen catholischen
36
ständen uberlagen müßen, hetten wir, unerachtet die Churcöllnische
37
noch nit zur stelle sein, mit denen churfürstlich Mayntz-, Trier- und Bay-
38
rischen gesandten das werck angetretten und in dreyen mit denselben ahn
39
freytag, sambstag und sontag gehaltenen conferentzien solchengestalt prä-

[p. 79] [scan. 173]


1
parirt, daß verhöffentlich in pleno catholicorum desto ehender damit
2
würde vortzukommen und vielen umbschweiff dardurch abgeschnitten
3
sein. Allein ermangle es noch ahn bemelten Churcollnischen gegenwahrt.
4
Ihr fürstliche gnaden, herr bischoff zu Oßnabrück, hetten unß in nahmen
5
ihrer churfürstlichen durchllaucht zu Cöllen umb geringen ahnstandt biß
6
auff heudt, da der Churcöllnischen gesandter Buschman, cantzler zu Pa-
7
derborn (welcher zu der churfürstlichen durchllaucht zu Brandeburg in
8
gewißen geschefften, diese friedenshandtlung betreffendt, geschickt seie),
9
gewiß alhie einkommen würde, belangen laßen. Würde gleichwoll

39
9 gegen] Ergänzt aus der Kopie RK FrA .
gegen
10
einen so vornehmen churfürsten des Reichs, bevorab da bekandt, wie
11
hoch ihr churfürstliche durchllaucht bey etlichen haubtpuncten interessirt
12
seien, der respect müßen getragen werden, daß man auff ein tag oder
13
zweien den sachen einen ahnstandt gebe. Wie dem allem, weilen die pro-
14
testirende die noth und gefahr so groß erachteten, daß keine stundt zu
15
versäumen, wölten wir gliebts Gott auff morgen die sachen ad plenum
16
catholicorum bringen, zumahl wir in zuversichtlichen hoffnung stünden,
17
daß bemelter Churcollnischer gesandter noch diesen abendt hier sein
18
werde.

19
Illi insistunt prioribus, daß man wolle vortfahrn und sich ahn keines
20
standts abwesenheitt kehrn, beschüldigten darbey hochgedachte ihr fürst-
21
liche gnaden zu Oßnabrück, gleichsamb dieselbe das werck wegen ihrs
22
privatsinteresse vorsetzlich thetten auffziehen, hette sonsten ahnstatt des
23
cantzlers zu Paderborn woll ein ander können herzugeschickt oder zu
24
iener commission nacher Churbrandeburg gebraucht werden. Sein sönsten
25
mit unßer erclehrung woll zufrieden, daß wir auff morgigen tag die sach
26
ad plenum catholicorum bringen wollen, nehmen damit ihrn abschiedt.

27
Nuhn wollen wir nit underlaßen, umb soviel desto mehr unßern fleiß zu
28
contestirn, daß es diesseits ahn beförderung der sach nit ermanglet habe,
29
die sachen gliebts Gott morgen ad plenum zu bringen und wirdt sich
30
alßdan wegen der Churcollnischen gesandten abwesenheit und ob den
31
sachen derentwegen noch ferner anstandt zu geben, füglicher mit denen
32
gesambten stenden reden laßen und dardurch diesseits dem verweiß und
33
haß protracti negotii können entgangen werden.


34
Beilagen [1] – [2] zu Nr. 22


35
Beilage [1] zu Nr. 22

36
Kaiserliche, dem CC vorgelegte Korrekturvorschläge zu Art. I–XV *KEIPO4B* (lat.),s.l.
37
praes. 1647 Dezember 3. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 88–89’, 94, 90–92

40
Dieser Abschnitt liegt irrtümlich der Relation vom 16. Dezember 1647 ( [Nr. 48] ) bei.
, 6–8’;
38
KHA A 4 nr. 1628/56 unfol.

41
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 96 VIfol. 128–136’; MEA FrA Fasz. 26 unfol. – Die An-
42
gabe
in APW III C 2/3, 177R ad nr. 1891 ist unvollständig.
– Teilkopie (zu Art. de Helvetiis, VI–XV *KEIPO4B* ):

[p. 80] [scan. 174]


1
GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 3 nr. 10; KHA A 4 nr. 1628/56 unfol.

26
Hier befinden sich zwei Teilkopien. Beide tragen folgenden falschen Kanzleivermerk:
27
dictatum Osnabrug die 2/12 Decembris 1647.
– Druck:
2
Meiern IV, 800–806.

3
Beilage [2] zu Nr. 22

4
Kf. Maximilian von Bayern an Ernst,s.l. 1647 November 20

28
Dieses Schreiben ist irrtümlich der Relation vom 5. Dezember 1647 ( [Nr. 27] ) beigelegt. Aus
29
dem Kanzleivermerk auf der Relation vom 2. Dezember ( RK FrA Fasz. 53b [1647 XII]
30
fol. 10’) und dem Rezepisse des Antwortschreibens vom 18. Dezember 1647 ( [Nr. 51] ) geht
31
jedoch hervor, daß es bereits am 2. Dezember 1647 nach Prag überschickt wurde.
. Kopie (Auszug): RK FrA
5
Fasz. 53b (1647 XII)fol. 20–22; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

32
Weitere Kopie: MEA FrA Fasz. 19 (2. collectio) unfol.
.

6
–/ 23/–

7

Volmar an Trauttmansdorff


8
Osnabrück 1647 Dezember 2

9
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N81 unfol.

10
Drängen der protestantischen Reichsstände auf Verhandlungsbeginn. Kritik an kurbay-
11
erischer Haltung; verfahrene Verhandlungssituation der kaiserlichen Gesandten. Zustim-
12
mung zur Kritik der protestantischen Reichsstände an Wartenberg; Spekulation über kur-
13
kölnische Absichten. Abstimmung mit allen katholischen Reichsständen geplant. Militaria.
14
Schuldzuweisung an katholische Reichsstände.

15
Verweis auf das Schreiben vom 28. November 1647 (Nr. 18). Die kur-
16
kölnische
Gesandtschaft fehlt weiterhin. Die Protestanten klagen sehr
17
stark über die Verzögerung des Verhandlungsbeginns. Sie, protestierende,
18
beziehen sich expresse auff die Churbayerische an ihre majestät abgangne
19
schreiben und unß dorauff autoritative zu verfahren zugethande bevelch

33
Gemeint ist die Weisung vom 26. Oktober 1647 (Text: APW II A 6 Nr. 260 und Beilagen
34
A – C). Die Ges. der prot. Rst. hatten – sehr zum Mißfallen der ksl. Ges. – diese Weisung
35
mitsamt der Schreiben Maximilians auf unbekanntem Wege in die Hände bekommen
36
(vgl. [Nr. 3 bei Anm. 8] ).
.
20
Sagen, daß inen vorkomme, ob solten contromandi

37
Entgegenlautende Befehle.
an unß erfolgt sein.
21
Es ist geferlich, dergestalt ze negocirn, wann der gegenteil die Kayser-
22
lichen resolutiones fast ehender als wir penetrirn. Ich besorg, die catho-
23
lischen selbst seyen doran schuldig, dann wann ihre churfürstliche durch-
24
laucht zu Bayern durch ihren gsandten sie vertrösten lassen, daß es alles
25
bei dem, waß in puncto satisfactionis verabschiedet worden, verbleiben

[p. 81] [scan. 175]


1
soll

26
Vgl. hierzu die Relation vom gleichen Tag ( [Nr. 22] ).
, waß kan man für hoffnung zu einigen temperamentis haben? Auff
2
solche weiß wer wol besser gewesen, man hette absolute gesagt, daß es
3
simpliciter beim instrumento

27
Wahrscheinlich *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII).
zu verbleiben, als daß man zu einigen fer-
4
nern tractaten hoffnung macht und doch bei solchen nebenvertröstungen
5
kein fruchtbarlichen außtrag zu gewartten haben kan. Wir stehen also
6
zwischen thür und angel und wissen schier nit, waß ze thuen.

7
Die protestierenden geben alle schuldt diser verzögerung dem hern bi-
8
schoff von hier

28
Wartenberg.
und mögen auch wol recht daran sein, dann sein fürst-
9
liche gnaden haben erstens durch ihre mitgesandten, den herrn propst
10
Landtsperg und Dr. Buschmann, sodan durch ihro aigne schreiben , ietzt
11
letstens dero secretarium legationis

30
Lintz.
gewisse und bestimbte einkunfft
12
der Churcölnischen gsandten und resolution vertrösten lassen

31
Landsberg hatte den ksl. Ges. am 13. November 1647 in Münster ein entsprechendes
32
Schreiben Kf. Ferdinands von Köln übergeben (Kf. Ferdinand von Köln an Nassau und
33
Volmar, Bonn 1647 November 9; vgl. APW II A 6 Nr. 175 Beilage 1).
, folgt
13
aber in facto nichts, und ist Buschmann noch uff dato nit vorhanden,
14
daß ich nit waiß, wie es zu verstehen, ob man villeicht mit fleiß ein Kay-
15
serliches autoritativum fürgehen lassen will, damit man hernach ursach
16
hab, ihre Kayserliche majestät zu blasmirn und etwan andere anhäng ze
17
suechen.

18
Wir wöllen morgen den sambtlichen catholischen unsere mit denn chur-
19
fürstlichen entworffene considerationes

34
Ksl., dem CC vorgelegte Korrekturvorschläge zu Art. I–XV *KEIPO4B* ,s.l. praes. 1647
35
Dezember 3 ( [Nr. 22 Beilage [1]] ). Kurköln war durch die Abwesenheit der Ges. an der
36
Entstehung der Korrekturvorschläge nicht beteiligt gewesen.
ad reassumendum vortragen und
20
sehen, waß sie darauff vor eine resolution fassen werden. Dann man
21
muess einmal zur sachen thuen, oder es würdt nit vil guetts drauß ent-
22
springen.

23
Militaria: Überquerung der Weser durch Holzappel

37
Reichsgf. Peter von Holzappel, gen. Melander (eigentlich Peter Eppelmann; 1589–1648;
38
1641 Reichsgf.), vom 17. April 1647 bis zu seinem Tode im Mai 1648 Oberbefehlshaber
39
der ksl. Feldarmee ( Höfer 44–51; Croxton / Tischer, 130).
; Wetterbedingun-
24
gen
. Gott geb, daß wir baldt zum schluss kommen, so villeicht schon ge-
25
schehen wer, wann es die catholischen nit hinderten.

2

Nassau an Ferdinand III.


3
Münster 1647 Dezember 3

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 172–173’, 181, PSfol. 174 = Druckvor-
5
lage
– Konzept: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

6
Unterredung mit den niederländischen Gesandten (1647 XII 2): deren Rückkehr nach
7
Münster; gegenseitige Freundschaftsbekundungen, Hoffnung auf baldigen Friedensschluß
8
zwischen Spanien und den Vereinigten Niederlanden.

9
PS Empfangsbestätigung.

10
Verweis auf die Relation vom 22. November 1647

33
Nassau an Ferdinand III., Münster 1647 November 22. Konzept: KHA A 4 nr. 1628/44
34
unfol. Beilage [1]: Rousselot an Nassau, Brüssel 1647 November 18. Kopie: ebenda; Beilage
35
[2]: Nassau an Rousselot, Münster 1647 November 22. Konzept: ebenda. – Antoine Rous-
36
selot d’Hédival (gest. 1654), seit März 1646 Ges. des Hst.s Verdun, seit Mai 1646 Vertreter
37
Hg. Karls IV. von Lothringen auf dem WFK; Domherr in Verdun, hgl.-lothringischer con-
38
seiller d’État und secrétaire des commandements ( Croxton / Tischer, 257f).
. Verweis auf die bei-
11
liegenden
Schreiben. Sonsten aber berichte Ewer Kayserlicher Mayestätt
12
ich allergehorsambst, daß den letzten gedachten monats Novembris ahm
13
abendt umb 9 oder 10 uhren die sambtliche gesandte der Vereinigten
14
Niderlanden widerumb alhie anglangt

39
Gemeint sind Pauw, Knuyt, Clant und Meinerswijk, die am 16. Oktober 1647 nach Den
40
Haag abgereist waren (vgl. [Nr. 20 Anm. 2] ).
. Gestern, den 2. dießes, vormittags
15
umb 11 uhr hab ich sie visitiret und congratuliret und sie mir selben nach-
16
mittag umb 4 uhren die revisitam erstattet und sich bedancket, dabey
17
auch angezeigt, daß sie verhofften, dießmahl durch Gottes gnad den so
18
langen tractaten ein guttes endt zu machen und, wie sie bey allen diesen
19
tractaten ein sönderlichs absehen gehabt, mitt Ewer Kayserlicher Maye-
20
stät, dero allerhöchstlöblichsten ertzhauße und dem Heyligen Römischen
21
Reich in einer gutten beständiger verständtnis, friedt, einigkeit und gutter
22
nachbarschafft zu stehen, sein und zu pleiben, deßwegen sie auch gleich
23
anfangs der tractaten mitt den herrn Spanischen abgesandten sie [!] bey
24
selbigen angehalten, ia außtrückentlichen außgedingt, daß selbige solches
25
bey Ewer Kayserlicher Mayestät erhalten, erlangen und befurderen wol-
26
ten, so sie ihnen auch versprochen und vertröstet hetten

41
Diese Ausführung wiederholten die ndl. Ges. am 3. Februar 1648 (vgl. [Nr. 111 bei Anm. 7] ).
. Sie wehren also
27
der gutten hoffnung, solche gnad von Ewer Kayserlicher Mayestät itzo,
28
wan der fridt mitt der cron Spanien geschlossen wehre, soviel beständiger
29
zu erhalten. Und dieweiln Ewer Kayserlicher Mayestät geheimer raht und
30
obristhoffmeister, deß herrn graffen von Trautmansdorff excellenz, sehr
31
löblichen und zu ihrer großen obligation und satisfaction bey dero anwe-
32
senheit mitt ihnen alle gutte correspondentz gehalten, wolten sie mich alß

[p. 83] [scan. 177]


1
Kayserlichen abgesandten freundtlichen ersucht und gebetten haben, sol-
2
che ebenergestaldt zu continuiren und ahn meinem orth alß ein Kayser-
3
licher minister dahin laboriren helffen, damitt zwischen Ewer Kayser-
4
licher Mayestät, dero allerhöchstlöblichsten ertzhauß und dem Heyligen
5
Römischen Reich die obgemelte gutte correspondentz möchte gepflantzet
6
und erhalten werden.

7
Ich hab ihnen nachmahln congratuliret mitt anwunschung, daß (zu ihres
8
eigenen staats wohlfahrt, ihrer, der abgesandten, hohen rühmb und ehr,
9
auch dardurch alle ubrige friedenstractaten do mehr befurdert wurden)
10
der friedt zwischen Spanien und ihnen paldt zum schluß glangen möge,
11
auch angedeutet, daß nitt unterlassen wolt, bey heutiger post Ewer Kay-
12
serlicher Mayestät vom verlangen, so von wegen ihrer herrn principalen
13
sie bezeugten, mitt Ewer Kayserlicher Mayestät in solcher gutten corres-
14
pondentz zu stehen, allerunderthänigst berichten wolte. Ich könte sie
15
deroselben gnedigster affection und gewogenheit gegen die Generalstaa-
16
den der Vereinigten Niderlanden und sie, herrn abgesandte, sambt und
17
sonders wohl versicheren, und zweifflete ich nitt, daß solche Kayserliche
18
gnad, affection, gutte correspondentz und nachbarschafft do kräfftiger
19
und bestendiger sein wurde, wan der friedt mitt Spanien wurde gäntz-
20
lichen geschlossen sein, und wurde solche beschleunigung ihrem statui
21
vornemblich selbsten sehr fürständig sein.

22
Sie haben sich hoch bedancket, mitt erpieten, ahn ihrem orth nichts er-
23
winden zu lassen, dieß friedenswerck zu befurderen, mitt contestirung,
24
daß sie bißher keine mühe, arbeit noch undanck angesehen, sondern die
25
beschliessung deß friedens fleissig gesucht, darin sie biß zum glücklichen
26
palden schluß mitt embsigen fleiß continuiren wolten. Seindt also abge-
27
schieden und hernacher ins duca di Longevilla losament zu den Frantzö-
28
sischen gesandten gefahren.

29
PS Empfangsbestätigung für Nr. 5.


30
Beilagen [1] – [2] zu Nr. 24


31
Beilage [1] zu Nr. 24

32
Rousselot an Nassau (frz.), Brüssel 1647 November 25. Ausf.: RK FrA Fasz. 54a (1647
33
X–XII)fol. 175 – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

34
Beilage [2] zu Nr. 24

35
Nassau an Rousselot (frz.), Münster 1647 Dezember 3. Kopie: RK FrA Fasz. 54a (1647
36
X–XII)fol. 179; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

2

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 Dezember 4

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1901fol. 240–241, PSfol. 248, praes. 1647 Dezem-
5
ber 18 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 85–85’, 115, PSfol.
6
100.

7
Verweis auf Beilage: Vorantwort zur vorläufigen Verhandlungsführung; Berücksichtigung
8
der katholischen Forderungen, Unterstützung Kurkölns gegen die Satisfaktionsforderungen
9
Hessen-Kassels (Arnsberg).

10
PS Empfangsbestätigung.

11
Verweis auf die Weisungen vom 27. und 30. November 1647 (Nr.n 14, 21)
12
samt Beilagen. Nun haben wir Euch auch die hier beiliegenden Gutachten
13
als Vorantwort übersenden undt beynebens anderweit anbefehlen wollen,
14
dz ihr eüch zumahl über dem puncto restitutionis

28
Art. XV KEIPO4A betr. den Vollzug und die Sicherung des Friedens (Text: Meiern IV,
587 vorletzter Absatz).
in nichts schließliches
15
einlassen, sonder unser haubtinstruction und resolution, wie ihr eüch in
16
disen und allen anderen passibus zu verhalten habt, mit negstem erwar-
17
then wollet .

18

25
18–23 Entzwischen – werde] Im Konzept von Kurz nachgetragen. Das übrige Konzept
26
stammt von Schröder.
Entzwischen bleibt es nochmahls darbey, daß ihr der catholischen stendte
19
monita

31
Gemeint ist das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
in acht nemmet, darüber seht, wie weit die sachen mit den
20
Schweeden und protestierenden ohne bruch zu bringen, sonderlich aber
21
eüch auch dahin bemüehet, wie Churcölln liebden wegen der hypotec auf
22
Arnsperg und der 600 000 thaler halben in puncto der Hessischen satis-
23
faction möchte geholffen und derselbe passus ihr liebden zum besten er-
24
lindert werde

32
Im KEIPO4A hatten die Ksl. Hessen-Kassel u.a. eine Satisfaktion in Höhe von 600 000 Rt.
33
und die halbe kurkölnische Gft. Arnsberg (Hgt. Westfalen) als Hypothek in Aussicht ge-
34
stellt ( Meiern IV, 587 , Absatz beginnend mit Quod vero). Die Satisfaktionssumme sollte
35
von den Rst. des niederrheinisch-westfälischen Reichskreises gezahlt werden, die im Juli
36
1647 Kontributionen an Hessen-Kassel zahlten. Hessen-Kassel forderte die Entschädi-
37
gungssumme dagegen von den ehemaligen Ligamitgliedern Kurköln, Kurmainz, den
38
Hst.en Münster und Paderborn sowie der Reichsabtei Fulda ( Bettenhäuser, Hessen-Kas-
39
sel, 76f.). Das Arnsberg-Angebot hatten die ksl. Ges. bereits am 4. Juli 1647 wieder zurück-
40
gezogen. Da Hessen-Kassel den Anspruch jedoch aufrecht erhielt, protestierte Kurköln wei-
41
terhin gegen die Verpfändung Arnsbergs. Kf. Ferdinand von Köln befürchtete, daß Hessen-
42
Kassel unter dem Vorwand der Sicherheiten auf Landabtretungen abzielte ( Förster, Fer-
43
dinand, 314–318, 347–353).
.

27
PS Empfangsbestätigung: Nr.n 2 und 6.

[p. 85] [scan. 179]


1
Beilage [1] zu Nr. 25

2
Gutachten des Geheimen Rates (Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz d. J., Kurz, Kollow-
3
rat
, Martinitz d. Ä., Waldstein, Colloredo, Prücklmaier, Gebhardt. Walderode, Schröder)
4
und Beschluß Ferdinands III. zu Art. IV § „In Bohemia“, Art. V § 3, 13, Art. X–XIV
5
KEIPO4A ,s.l. 1647 Dezember 1, 2, 4. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1901fol.
6
242–246; ebenda Fasz. 52b (1647)fol. 144’–145 (nur XII 1); ebenda Fasz. 53c (1647 XI–
7
XII) 113–113’, 96–97’; ebenda fol. 39’–43 (nur XII 2, 4) – Druck: Bergsträsser IV Nr.
8
XIII, 320–323

17
Der Text bei Bergsträsser ist ein Abdruck der Kopien in RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)
18
fol. 31–43, hierfol. 39’–43. Dementsprechend fehlen die Beschlüsse vom 1. Dezember 1647.
.

9
–/ 26/–

10

Schröder an Volmar


11
Prag 1647 Dezember 4

12
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1895fol. 212–212’.

13
Diplom zur Exemtion der Schweiz; St. Gallen. Beratungen im Geheimen Rat.

14
Übersende die am 27. November (Nr. 14) vergessenen Conclusa. In nego-
15
tio Helvetico ist das diploma fertig

19
Das ksl. Dekret zur Exemtion der Schweiz, dat. 16. Mai 1647 (Text: Jan III, num. (131),
20
256f.) war Wettstein am 7. November 1647 von Volmar übergeben worden ( Gallati, 252;
21
Viehl, 242, dort auch zur (Vor-)Datierung des Dekrets). Auf die Bitte Wettsteins vom 10.
22
November (vgl. Jan III, num. (132), 258ff.) wurde das Dekret am Ks.hof in ein förmliches
23
ksl. Diplom (dat. 1647 November 27) umgefertigt und den ksl. Ges. in Münster unter dem
24
Datum des 29. November 1647 übersandt (vgl. Jan III, num. (133), 261ff. und num. (135),
25
264f.). Offenbar wurden auch diese beiden Stücke, ähnlich wie das Exemtionsdekret, zu-
26
rückdatiert, da das Diplomlt. dem obigen Schreiben am 4. Dezember 1647 noch zur Bera-
27
tung im Geheimen Rat anstand; es muß folglich zwischem dem 4. und 11. Dezember 1647
28
an Volmar überschickt worden sein (vgl. [Nr. 41 Anm. 10] ). Eine Überprüfung dieses Vor-
29
gangs an den Akten ist nicht möglich, da die einschlägige Korrespondenz in der ksl. Über-
30
lieferung nicht zu ermitteln ist. – Zur Person: Johann Rudolf Wettstein (1594–1666), 28.
31
Dezember 1646 bis 21. November 1647 Ges. der Stadt Basel und der ev. Orte der Schwei-
32
zer Eidgenossenschaft; 1645 Bürgermeister der Stadt Basel ( Egger, Anerkennung; Egger,
33
Wettstein; Croxton / Tischer, 320f.). Er führte während seines Aufenthalts am WFK ein
34
Diarium ( Gauss).
, aber der alte vatter

35
Gemeint ist wahrscheinlich Trauttmansdorff.
will nit an die
16
statt St. Gallen

36
Volmar hatte auf besonderen Wunsch Wettsteins am Ks.hof die explizite Einbeziehung der
37
Stadt St. Gallen in das Exemtionsdiplom empfohlen ( Viehl, 244, 248; vgl. auch das Schrei-
38
ben Wettsteins an den Ks. vom 10. November 1647 [wie Anm. 1]). Die Erwähnung St.
39
Gallens fehlte jedoch im Exemtionsdiplom vom 27. November 1647. – Die Stadt St. Gallen
40
war wie alle sog. „zugewandten Orte“, die erst nach dem Basler Vertrag von 1499 (Text:
41
EA III/1, 758–762: Beilage 35) der Eidgenossenschaft beigetreten waren, nicht ausdrück-
42
lich im Exemtionsdekret berücksichtigt gewesen.
. Vermeint, die herrn aydtgenossen seyen sonst gnugsamb

[p. 86] [scan. 180]


1
verwart, dahero ich mit der langen nasen abziehen muessen. Und dweil-
2
len ich das declaramus auf die von meinem hochgeehrten herrn über-
3
schriebene weiß

32
Konnte nicht ermittelt werden.
in das diploma gesezt, so mueß der handl erst wieder
4
in geheimen rath vorgebracht werden. Adeo scrupulosi sunt aliqui nostro-
5
rum ministrorum.

6
Mein Gott, wie haben sy sich nit zerdisputirt uber das instrumentum
7
pacis, alß wan ihrer etliche die witz allein gefressen hetten. Iussu excellen-
8
tissimi domini comitis hab ich dorbey sitzen, aber auch wan etliche mich
9
gleich gefragt, nichts sagen müessen, damit sy das maul desto mehrers
10
zerfallen möchtn, wie in vielen sachen geschehen. Hochzeitsangelegen-
11
heiten
.

12
Beilage [1] zu Nr. 26

13
Gutachten des Geheimen Rates [Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz d. J., Kurz, Kollow-
14
rat, Martinitz d. Ä., Colloredo, Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt. Walderode, Schröder]

33
Die Namen der anwesenden Personen wurde aus der Anwesenheitsliste der übrigen Bera-
34
tungen vom gleichen Tage erschlossen (vgl. [Nr. 14 Beilage [1]] ).

15
und Beschluß Ferdinands III. zu Art. V § 10–11 KEIPO4A ,s.l. 1647 November 26. Kopie:
16
RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1895fol. 213; ebenda Fasz. 52b (1647)fol. 147–147’; ebenda
17
Fasz. 54d (1647 XI)fol. 158’.

18
/ 27/ [51] , [52]

19

Nassau, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


20
Osnabrück 1647 Dezember 5

21
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 15–17’, 36, PSfol. 18–19, praes. 1647
22
Dezember 15 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIII [nr. 1893]

35
In den Akten irrtümlich nr. 3003.
fol. 180–183 (ohne
23
PS)

36
Sowohl dem Schriftbild des Kanzlisten als auch der Sache nach gehört diese Kopie zur Kor-
37
respondenz Nassaus in Den Haag ( KHA ). Warum sie sich stattdessen in den Unterlagen
38
Volmars befindet, konnte nicht ermittelt werden.
; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. (nur PS) – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1893fol.
24
174–177, PSfol. 178–179.

25
Keine Erklärung der protestantischen Reichsstände zu Einzelfragen.

26
Ankunft Buschmanns (1647 XII 3); Übergabe der Korrekturvorschläge an katholische
27
Reichsstände: deren Zustimmung zum geplanten Verhandlungsmodus; Stillstand der Ver-
28
handlungen bis zum Erhalt der geforderten Erklärung der katholischen Reichsstände. Ver-
29
weis auf Beilagen: kurbayerische Haltung.

30
Unterredung mit Caspars (1647 XII 4): Kenntnis der Schweden von kurbayerischen und
31
kaiserlichen Schreiben, daraus resultierende Zweifel an kurbayerischem Friedenswillen.

[p. 87] [scan. 181]


1
Kaiserlich-französische Verhandlungen: beiderseitige Rechtsvorbehalte zum kaiserlich-fran-
2
zösischen Vorvertrag (Elsaß-Titel; Umrechnung Livres-Reichstaler); Klage über das Drän-
3
gen Kurbayerns auf eine Einigung mit Frankreich.

4
PS Unterredung mit Buschmann (1647 XII 5): zurückhaltende Reaktion Kurbrandenburgs
5
auf den kurkölnischen Tauschplan; grundsätzliche Unterstützung der kaiserlichen Politik
6
durch Kurköln; kurkölnische Partikularinteressen.

7
Auf die Weisung vom 20. November 1647 (Nr. 5). Verweis auf die Rela-
8
tionen
vom 18., 21., 25., 28. November und vom 2. Dezember 1647 (Nr.n
9
3, 6, 10, 16, 22). Und wiewol wir auch von denn protestierenden sambt
10
und sonders zu penetrieren uns angelegen sein, ob und warinn sie einige
11
temperamenta zu leiden erbiettig, so verbleiben selbige iedoch bis

32
11 dato] Ergänzt aus dem Konzept.
dato
12
fast allerdings uf diser generalantwortt, das sie sich versehen, es solle bei
13
allem deme, waß im instrumento

33
Gemeint sind wahrscheinlich die von den Ges. der prot. Rst. als unstrittig erachteten Teile
34
des *KEIPO4B* (s. [Einleitung, LXVIII] ).
verglichen, sein verbleibens haben und
14
allein von dennihenigen puncten, an welchen sich die entliche verglei-
15
chung gestossen

35
Im August 1647 hatten Krane und Salvius den Vertragsentwurf zuletzt umfassend verhan-
36
delt
, die noch bestehenden Differenzpunkte schriftlich fixiert und diese den prot. Rst. aus-
37
gehändigt
(Differentiae proiectorum Caesarei et Suecici in eorum collatione per dominum
38
Crane et dominum Salvium in Augusto 1647 notatae, d.i. APW II A 6 Nr. 231 Beilage [1]).
, uf einige temperamenta gehandlet werden. Wir tragen
16
auch die fürsorg, sie werden sich, ehedann von denn catholischen ver-
17
nommen werde, warauf dieselben ihre temperamenta zu sezen gemaint,
18
zu einigen specialiteten nit außlassen, sonderlich weil sie darauf bestendig
19
verharren, das die reassumption ohne mittel mit denn Schweden vor-
20
genommen werden müeste.

21
Nun ist vorgestrigen zinstags der Churcölnische abgesandt Dr. Buschman
22
auch herbeykommen, und haben wir daraufhin gleich am nachmittag alle
23
hier anweesende catholische gesandten in das predigercloster beschaiden

39
Vgl. das Protokoll dieser Unterredung in APW [ III C 2/2, 913 Z. 14–41] . Außerdem: Pro-
40
tokoll kath. Provenienz,s.l. 1647 Dezember 3. Kopie: RK FrA Fasz. 94 III nr. 505 p. 587–
41
593; ebenda Fasz. 98efol. 1162–1165’; StK FrA Ka. 11 p. 1767–1774; MEA FrA Fasz. 20
42
(2. collectio) unfol.
,
24
inen, warauf bis dato die sachen erwunden, vorgehalten, auch die Euer
25
Kayserlicher Mayestät mit negstvorgehender post bereits überschickhte
26
correctiones et temperamenta

43
Ksl., dem CC vorgelegte Korrekturvorschläge zu Art. I–XV *KEIPO4B* ,s.l. praes. 1647
44
Dezember 3 ( [Nr. 22 Beilage [1])] .
ad deliberandum zuegestelt, mit diser er-
27
innerung, das sie sich darüber entschliessen wolten, ob doraufhin die
28
handlung und conferentzen anzutretten sein möchten, ob sie auch einig
29
andere erinnerungen nöthig erachten wurden. Die wolten wir gern und
30
guetwillig anhören, ersuechten sie allein, selbige uf solche absaz zu rich-
31
ten, dardurch waß fruchtbarliches zue erhoffen sein könde und weitere

[p. 88] [scan. 182]


1
ruptur verhüettet werden möge

36
Anspielung auf das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647, das nach Ansicht der ksl. Ges. als
37
Grundlage für erfolgversprechende Verhandlungen unbrauchbar war (vgl. [Nr. 22 bei Anm. 3] ).
, seitemahlen sie selbst sechen und spü-
2
ren, wie hochnöttig dem Heiligen Römischen Reich der friden seye und
3
daß ie mit weiterer fortsezung deß kriegs die sachen wie lenger, ie be-
4
schwärlicher werden.

5
Sie haben sich darauf der beförderlichen deliberation erbotten und zu-
6
gleich angemelt, weil die protestierenden die handlung mit denn Schwe-
7
den reassumiert haben wolten, so liessend sie es auch dahingestelt sein,
8
wie sie dann auch heüt dato solcher berathschlagung einen anfang ge-
9
macht haben. Wir werden also vor einlangender ihrer erclärung nichts
10
fruchtbarliches handlen können, undterdessen aber geleben wir der
11
underthenigsten hoffnung, es werde Eur Kayserlicher Mayestät haubtre-
12
solution

39
Vgl. [ Nr. 29] .
allergenedigist vertröstermaassen einlangen und wir darauf mit
13
sovil mehrer schleünigkeit verfahren können.

14
Als wir auch in negstvorgehender gehorsamisten relation

40
Vom 2. Dezember 1647 ( [Nr. 22] ).
andeüttung
15
gethan, waßgestalt der Churbayrische abgesandt aus bevelch seines gnä-
16
digsten herrns an den Schwedischen plenipotentiarium Oxenstirn geschri-
17
ben, das seine churfürstliche durchlaucht die cron Schweden bei allem
18
deme, was deren in puncto satisfactionis im namen Eur Kayserlicher
19
Mayestät versprochen worden, mantenieren helffen wolle, item,

35
19 was] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage das.
was ire
20
durchlaucht ebenmässig denn catholischen ständen wie auch uns vor-
21
zuhalten bevolchen, und er uns nun von solchen schreiben copias zue-
22
kommen lassen, als haben Eur Kayserlicher Mayestät hiemit selbige auch
23
gehorsamist uberschickhen sollen.

24
Darzue kombt noch diß weiter, das mir, Crane, gestrigen tags der Pfalz
25
Neüburgische abgesandt

41
Wahrscheinlich Caspars.
erzehlt, von dem Salvio aus seinem mundt ver-
26
nommen ze haben, das sie, Schweden, underschidliche schreiben, so
27
Churbayrn an Eur Kayserliche Mayestät und sie widerumb an uns abge-
28
hen lassen, in handts bekommen und wol wüsten, was seiner churfürst-
29
lichen durchlaucht intention wer, was auch Eur Mayestät bevelch mit sich
30
brächten, und er hete in specie angezogen die Churbayrischen vom 8.,
31
16., 22. und 27. Octobris, Eur Mayestät aber vom 2. Novembris

42
Zu den kurbay. Schreiben vom 16., 22. und 27. Oktober 1647 s. APW II A 6 Nr. 260
43
Beilagen A – C; Nr. 266 Beilage A. Zur ksl. Weisung vom 2. November 1647 s. ebenda
44
Nr. 266. Das kurbay. Schreiben vom 8. Oktober 1647 konnte nicht ermittelt werden.
an uns
32
abgangen, dessen innhalt wer, das wir keinen ausschlag zwischen denen
33
catholischen und protestierenden geben, doch allen bruch verhüetten und
34
an Eur Mayestät umb weiter resolution gehorsamist überschreiben solten.

[p. 89] [scan. 183]


1
Er, Salvius, hete auch dabei angehenckht, ie mehr inen dergleichen inten-
2
tiones vorkommen theten, ie weniger glaubten sie, das seiner churfürst-
3
lichen durchlaucht ernst zum friden seye, sondern dz man nur hierdurch
4
catholischentheils die Schweden und protestierenden in sicherheit sezen
5
und inmittlst den krieg zu continuieren gemaint. Sachen, die uns ie be-
6
schwerlich und bedaurlich fürkommen, die auch alle handlung über die
7
maassen schwer und unfruchtbar

24
7 machen] Im Konzept folgt: Von wölchem ortt aber solche ungebürliche communicationes
25
herkommen, könden wir einmahl nit erfahren.
machen.

8
Was dann die Franzößische handlung anlangt, da werden hierzwischen
9
Eur Kayserliche Mayestät auß unser, dess grafen von Nassau und Vol-
10
mars weiterer relation vom 12. Novembris

26
Text: APW II A 6 Nr. 273.
allergnädigst angehört haben,
11
das es wegen der Lothringischen restitution, auch entschlagung der
12
sachen mit der cron Hispanien, renunciation derselben assistentz

27
Die Frage, ob der Ks. in seiner Eigenschaft als Ehg. von Österreich dem span. Kg. nach
28
erfolgtem Friedensschluß militärische Assistenz leisten dürfe, war Ende 1647 eine der
29
wenigen, dafür aber zentralen Streitfragen zwischen dem Ks. und Frk, für das ein Assistenz-
30
verbot einen zentralen Punkt der Friedensassekuration bedeutete (vgl. APW [ II B 6, CVIIf] ). Ferdinand III. dagegen stellte das in den Verhandlungen mit Frk. bislang Er-
32
reichte unter den Vorbehalt seines Assistenzrechts für Spanien (vgl. Nr.n 13 und 52).
, auch
13
dess titls der landtgrafschafft in Elsäß noch allerdings in terminis contra-
14
dictoriis beruehet, gleichwol aber der punctus satisfactionis nach innhalt
15
deren den 13. Septembris anno 1646 bey denn herren mediatoren deposi-
16
tierten convention

33
Gemeint sind die ksl.-frz. Satisfaktionsartikel vom 13. September 1646.
mit anhang deren darauf gehöriger cessionum undter
17
der clausul de non addendo etc. außgeferttigt

34
Bezug auf den ksl.-frz. Vorvertrag über die frz. Satisfaktion vom 11./14. November 1647
35
(APW II A 6 Nr. 273 Beilage 10). Die gen. Klausel lautet: Punctum satisfactionis coronæ
36
Galliæ inserendum de verbo ad verbum tractatui universali pacis Germanicæ absque ulla
37
facultate addendi, demendi, mutandive (Text: Meiern V, 161 vorletzter Absatz). Im Ge-
38
gensatz
zu den Satisfaktionsartikeln vom 13. September 1646 war der Vorvertrag damit
39
zeitlich unbefristet und sollte unverändert bis zum Friedensschluß gelten.
und bei denn mediatoren
18
depositiert worden, iedoch dergestalt, wann Eur Kayserliche Mayestät die
19
begebung vorberüerten tituls nit einwilligen wolten, die Franzosen und,
20
wann dise die declaration dess valors der Franzößischen livres nit be-
21
stimbten

40
Gemeint ist die Erklärung der ksl. Ges. betr. den Umrechnungskurs der Livres tournois
41
zum Rt. für die Zahlungsverpflichtungen Frk.s an Ehg. Ferdinand Karl (Münster 1647
42
November 11; vgl. APW II A 6 Nr. 273 Beilage 9), wonach die Umrechnung auf der
43
Grundlage des üblichen Umrechnungskurses der Livres zum Rt. von zweieinhalb zu eins
44
erfolgen sollte. – Im Vorvertrag (hier: ST VI/1, 248; später § 88IPM) war als Entschädi-
45
gung für die Abtretung der habsburgischen Rechte und Besitzungen im Elsaß eine Zah-
46
lung in Höhe von 3 000 000 Livres tournois von Seiten Frk.s an Ehg. Ferdinand Karl ver-
47
einbart.
, auch im namen Eur Mayestät wir nit zu denn depositierten
22
schrifften obligiert sein solten, allermaassen die damals mit der relation
23
überschickhte beylagen und die aniezt mitkommende abschrifft dess

[p. 90] [scan. 184]


1
Franzößischen reservats, so am 12. Novembris noch nit bey der handt
2
gewest, außweisen thuend. Und seint wir zu diser handlung umb sovil
3
mehr bewogen worden, weil uns der Churbayrische abgesandt stetigs in
4
ohren gelegen, die sachen mit denn Franzosen richtig ze machen, wi[r]
5
auch in dess herrn churfürsten schreiben vom 16. Octobris, an Eur
6
Mayestät abgangen

33
Text: APW II A 6 Nr. 260 Beilage A.
, gesehen, das seine churfürstliche durchlaucht eben
7
solches geandet und darauf getrungen haben. Es ist aber umb sovil noch
8
res integra, das wann aus Eur Kayserlicher Mayestät allergenedigisten
9
bevelch denn herren mediatoren angezeigt werden soll, daß sie den titul
10
besagter landtgrafschafft nit renuncieren wolten, die Franzosen sonder
11
allen zweifl ire schrifft widerumb zuruggforderen und also die sachen
12
widerumb in vorigen standt wie dem 13. Septembris 1646 sein werden.

13
Solten nun die sachen alhie mit denn Schweden und protestierenden
14
sambtlich oder mit disen absönderlich zum entlichen vergleich kommen,
15
so verspüren

31
15 wir] Ergänzt aus dem Konzept.
wir so viel, das sich die protestierenden mit und neben denn
16
catholischen

32
16 eüfferist] Im Konzept eifferigst.
eüfferist werden annemmen, das die sachen auch mit denn
17
Franzosen mögen verglichen und derselben neüerliche gesuech aus dem
18
weeg gehalten werden.

19
PS Eur Kayserlicher Mayestät soll auch allerunderthenigst unverhalten
20
sein, das ich, Volmar, anheüt noch vor der catholischen abgesandten rath-
21
gang mit dem Dr. Buschman zu reden kommen, der mich berichtet, waß-
22
gestalten er bei der churfürstlichen durchlaucht zue Brandenburg eristens
23
in namen der churfürstlichen durchlaucht zue Cölln remonstration ge-
24
than wider die von der frau landtgräfin zu Cassel

34
Amalia Elisabeth, Lgf.in von Hessen-Kassel (1602–1651), Witwe Lgf. Wilhelms V. von
35
Hessen-Kassel (1602–1637), 1637–1650 Regentin für ihren Sohn Lgf. Wilhelm VI. (1629–
36
1663) ( Bettenhäuser, Briefwechsel; Croxton / Tischer, 9f.).
füehrende unbilliche
25
praetensiones

37
Vgl. zuletzt den Textvorschlag Hessen-Kassels („Postulata Hassiaca“ ), praes. Münster
38
1647 Juni 20 (APW II A 6 Nr. 160 Beilage A zu Beilage 3; Ruppert, 294ff.).
und dann in vorschlag gebracht, ob nit zway von den vier
26
Schaumburgischen ämpteren irer durchlaucht zu Brandenburg einge-
27
raumbt und dem haus Braunschweig die an Osnabrugg suechende alter-
28
nativa

39
Am 3. Juni 1647 hatten die Verhandlungsparteien eine alternierende Sukzession im Hst.
40
Osnabrück beschlossen ( APW II A 6 Nr. 142). Nach diesem Konstrukt, in das die ksl. Ges.
41
am 26. Mai 1647 eingewilligt hatten ( APW II A 6 Nr. 130), wechselte die Herrschaft in
42
dem westfälischen Hst. nach dem Tode Wartenbergs zwischen einem ev. Fbf. aus dem
43
Hause Braunschweig-Lüneburg und einem kath. Fbf. (vgl. Knoch, 149–152, 154–158;
44
Schindling, Konfessionsfrage, 31–34; Feldkamp, 81–85; Steinert, 9–21).
uf die stifft Minden verwiesen werden möchte

45
Zu dem Tauschplan im einzelnen vgl. [Nr. 4 Anm. 4] .
. Die heten sich
29
hierauf zwar alles gueten anerbotten, aber dabei vermeldt, sie wolten nit
30
verhoffen, das man dzihenig, so mit ihnen in puncto aequivalentiae abge-

[p. 91] [scan. 185]


1
handlet

30
Gemeint ist der ksl.-kurbg. Rezeß betr. die kurbg. Entschädigung, Osnabrück 1647
31
Februar 9/19 ( APW [II A 5 Nr. 277 Beilage 2] ).
, alterieren solle, weiln sie eines andern von Eur Kayserlicher
2
Mayestät versichert weren. Sonsten aber möchten sie wol leiden, daß die
3
frau landtgräfin sich zue solchen mittlen behandlen liesß, dardurch das
4
fürstliche hauß Hessen künfftiger feindtschafften mehrers entübrigt ver-
5
bleiben köndte, sonderlich weil seine churfürstliche durchlaucht in ge-
6
danckhen stüenden, dero fräulin schwester mit dem jungen herrn landt-
7
grafen zu vermählen

32
Hedwig Sophie von Bg. (1623–1683) heiratete am 19. Juli 1649 Lgf. Wilhelm VI. von
33
Hessen-Kassel.
. Wolte derentwegen auch demselben, wann er
8
negster tagen nach Cleven kommen thue

34
Gemeint ist Lgf. Wilhelm VI. Kf. Friedrich Wilhelm von Bg. residierte seit dem 10. Okto-
35
ber 1646 vornehmlich in Kleve ( Hüttl, 121).
, beweglich zuesprechen. Waß
9
aber sonsten die vorgeschlagene außtauschung an sich selbst anlangte, da
10
were zu bedenckhen, das man diß ortts nit nur mit der frau landtgräfin,
11
sondern auch mit denn beeden cronen zu schaffen haben und dieselben
12
solches keinesweeges wurden gestatten wollen. Seye also mit disem be-
13
scheidt abgeferttigt worden

36
Zum Verlauf der Gesandtschaft Buschmanns an den kurbg. Hof in Bielefeld vgl. seine
37
Relation in APW [III C 3/2, 1220–1228] .
.

14
Irer churfürstlichen durchlaucht zu Cöln intention bey disen tractaten
15
betreffend, da were deroselben instruction vor disem in materia der
16
religionsgravaminum iederzeit dahin gestelt gewesen, das, wann irer
17
durchlaucht in sachen dero particularinteresse anlangendt satisfaction
18
beschechen, im übrigen sie alles Eur Kayserlicher Mayestät heimbgestelt
19
sein lassen wolten, wie er dann seine vota zu begebenden fählen uf solche
20
formb gefüehret und abgelegt. Was aber aniezt ire fürstliche gnaden, herr
21
bischoff von Osnabrugg, vor mehrere instruction von irer durchlaucht
22
möchte erhalten haben, seye ime noch nit bewust, inmitlst werde er sich
23
an die vorige halten und derselben gemäß votieren. Ire churfürstliche
24
durchlaucht stüenden allein wegen secularisation derihenigen stiffter, so
25
den Schweden in partem satisfactionis vergeben werden

38
Im ksl.-schwed. Vorvertrag vom 8./18. Februar 1647 waren das Est. Bremen und das Hst.
39
Verden als weltliche Reichslehen für Schweden vorgesehen (Text: ST VI/1, 156). Im Zuge
40
der weiteren durch die Territorialsatisfaktion für Schweden notwendigen Entschädigun-
41
gen sollten u.a. auch die Hst.e Halberstadt, Minden und mit Abstrichen Osnabrück an
42
prot. Rst. abgetreten werden (vgl. später Art. XI,1, 4 und Art. XIII,1–8IPO).
, etwas ahn. Er
26
vermeinte, der sachen köndte mit einem interimstermino, wie in dem Pra-
27
ger friden mit denn vier Magdenburgischen ämbteren, so irer churfürst-
28
lichen durchlaucht in Saxen übergeben worden, beschechen

43
In § 18 des PF (Hauptvertrag; Text: BA NF II 10/4 Nr. 564A) und dem einschlägigen
44
Nebenrezeß betr. die magdeburgischen Ämter ( ebenda Nr. 564E) waren Kursachsen die
45
magdeburgischen Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg, biß sie mit Seiner Kfl. Dt.
46
gutem belieben und willen per aequipollens wider außgewechselt würden, übertragen
27
worden. Sie blieben imIPO aus der Entschädigung für Kurbg. ausgenommen (vgl. Art.
28
XI,9IPO).
, geholffen
29
werden.

[p. 92] [scan. 186]


1
Sodann möchten ire churfürstliche durchlaucht zu Cölln auch sehr gern
2
sechen, wann die alternativa uf dise stifft

29
Gemeint ist das Hst. Osnabrück.
gegen dem hauß Braunschweig
3
in etwas anders könte verwandlet und damit solch schweres praeiudicium
4
verhüettet werden.


5
Beilagen [1] – [3] zu Nr. 27


6
Beilage [1] zu Nr. 27

7
Kf. Maximilian von Bayern an Ernst, München 1647 November 13. Kopie (Auszug): RK
8
FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 24–32’; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

30
Weitere Kopien (vollständiger Text): StK FrA Ka 3fol. 11–19’, 35–41’; RK FrA Fasz. 98e
31
fol. 1135–1149; MEA FrA Fasz. 19 (2. collectio) unfol.

9
Beilage [2] zu Nr. 27

10
Ernst an Oxenstierna, [Münster] [vor 1647 November 21] Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647
11
XII)fol. 34–35; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

12
Beilage [3] zu Nr. 27

13
Erklärung der französischen Gesandten betreffend die kaiserliche Führung des Titels Land-
14
gravius Alsatiae (it.), Münster 1647 November 11. Fehlt [Kopie: GehStReg Rep. N Ka. 96
15
Fasz. 68 unbez. pars Nr. 26]

32
Dies ist eine durch den venezianischen Gesandtschaftssekretär Alemano Angelo Donini
33
(Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden) beglaubigte Kopie, dat. 1647 November
34
25. Zur frz. Überlieferung vgl. APW [II B 6 Nr. 261 Beilage 4.]
.

16
–/ 28/–

17

Volmar an Trauttmansdorff


18
Osnabrück 1647 Dezember 5

19
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N 81 unfol.

20
Ankunft Buschmanns in Osnabrück, dessen ergebnislose Mission zu Kurfürst Friedrich Wil-
21
helm von Brandenburg. Verschleppung der Verhandlungen durch die katholischen Reichs-
22
stände. Militaria. Fürstentum Crossen. Ankunft Wittgensteins und Fromholds. Beeinträchti-
23
gung der eigenen Verhandlungsposition durch Kenntnis der Protestanten von kurbayerischer
24
Haltung.

25
Peñaranda: Abhängigkeit des spanisch-französischen Friedensschlusses von Einigung in der
26
Lothringen-Frage; Möglichkeit eines Scheiterns der Verhandlungen.

[p. 93] [scan. 187]


1
Euer Excellenz schreiben vom 20. Novembris

30
Nicht zu ermitteln.
hab ich wol empfangen.
2
Und dieweil alles noch auff deliberation der herrn catholischen stehet,
3
waiß ich nichts sonders zu berichten. Buschmann ist am vergangnen
4
erichtag, den 3. diß, ankommen und hatt gleich selbigen tags unserer pro-
5
position

31
Vgl., auch zum folgenden, die Relation vom gleichen Tage ( [Nr. 27] ).
beygewohnt. Sein verrichtung bei Brandenburg ist nit nach ihrer
6
fürstlichen gnaden, herrn hiesigen bischoffs, voto abgangen, daher ich nit
7
sehe, waß derselben zu guettem quoad alternativam zu erhalten. Ohne ist
8
nit, wann man resolvirt wer, per arma der fraw landtgräfin die Schaum-
9
burgischen ämbter zu entziehen, und es thuen köndte, so derffte mit
10
Braunschweig noch wol ein handlung ze treffen sein. Ich waiß aber noch
11
von dergleichen resolution nichts.

12
All unser handlung würdt wol so langsamb hergehen, biß die Kayserliche
13
haubtresolution herbeikombt, worauff meins erwöhnens

33
Hier in der Bedeutung von „meinen, annehmen, vermuten“ (vgl. Grimm XXVII, 652).
die catho-
14
lischen es mit fleiß spilen, als wölchen die correspondentzen an Kayser-
15
lichen hof nit ermanglen. Die protestirenden seind nun zefriden, daß sie
16
sehen, die catholischen zum handel ze greiffen.

17
Militaria: Aufbruch Wrangels, der wahrscheinlich die Vereinigung mit der
18
französischen Armee anstrebt, in die oberen Reichskreise. Fürstentum
19
Crossen

34
Ft. Crossen in Niederschlesien.
. Beede Churbrandenburgische gesandten, herr graf von Witgen-
20
stein und Frombholdt, seind anheüt widerkommen

35
Fromhold war am 25. November 1647 zum kurbg. Hof aufgebrochen (vgl. das PS von Nr.
36
11).
, hab aber noch nichts
21
mit inen geredt.

22
Die Churbayerischen schreiben, so dem gegenteil zugethan werden und
23
sonst in d’handt kommen seind , machen unß nit wenig irr.

24
Herr conte Peneranda berichtet, daß die Franzosen ihren entlichen
25
schluss mit ime allein uff verlassung ihrer fürstlichen durchlaucht ze
26
Lothringen setzen. Wann die Schweden mit inen hierinn einstimmen sol-
27
ten, so wurde dise sach den Teütschen friden sowol als den Spanischen
28
zerschlagen. Wann nur die sachen mit denn ständen im Reich verglichen
29
weren, so werde es alles leichter hergehen.

2

Instruktion Ferdinands III. für Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 Dezember 6

20
Die Instruktion wurde erst am 11. Dezember 1647 abgeschickt, auch wenn Ferdinand III.
21
mit seinem auf den 11. Dezember 1647 datierten Antwortschreiben an Kf. Maximilian von
22
Bayern (Beilage [2], hierfol. 37’) die an unßere abgesandte bereit abgeloffene instruction
23
überschickte und in der Weisung an die ksl. Ges. vom 25. Dezember 1647 (Nr. 60) ein-
24
gangs
explizit auf die den 6. dises zuegeschiekhte instruction hinwies.

25
Jedoch verwies Ferdinand III. in einem Rezepisse-Schreiben, das ebenfalls am 11. Dezem-
26
ber 1647 versandt wurde, auf die Hauptinstruktion, so ihr bey heutiger ordinari zu emp-
27
fangen (Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar, Prag 1647 Dezember 11. Ausf.:
28
RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1907fol. 303–303’ – Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)
29
fol. 175–175’, 178), passend dazu beschrieb Volmar in seiner Dienstregistratur das ksl.
30
Handschreiben vom 11. Dezember 1647 (Nr. 43) als mit der instruction hievor über-
31
schikhtes handtbriefl ( APW [III C 2/2, 1001 Z. 30 – 1002 Z. 1] ). Und schließlich datiert
32
das der Instruktion beiliegende Antwortschreiben Ferdinands an Kf. Maximilian vom 11.
33
Dezember 1647 (so auch bestätigt im kfl. Antwortschreiben: Kf. Maximilian von Bayern
34
an Ferdinand III., München 1647 Dezember 20. Ausf.: RK FrA Fasz. 54e [1647 XII]fol.
35
64–69, hierfol. 64). Wäre die Instruktion bereits am 6. Dezember 1647 versandt worden,
36
hätte das dort ausdrücklich als Beilage aufgezählte ksl. Antwortschreiben an den bay.
37
Kf.en nicht beiliegen können. – Die spätere Versendung liegt wahrscheinlich darin begrün-
38
det, daß sich die Beratungen über den Vollzug und die Sicherung des Friedens sowie den
39
Vorgriff länger als geplant hinzogen (vgl. bspw. Anm. 11; ausführlicher: Einleitung, LXI–
40
LXIII).

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1904fol. 255–288’, 291, praes. 1647 Dezember 25 =
5
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 53c (1647
6
XI–XII)fol. 116–140, 141–164’ – Textauszug: Meiern V, 779–780

41
Der bei Meiern gedruckte Auszug ist der Abschnitt der Instruktion, der die Frage der
42
Armeesatisfaktionen behandelt (Text: oben, S. 121, Absatz Summa rei – mehrers unheils
43
anzusehen ). Dieser Teil der Instruktion wurde am 9. Mai 1648 im FRO verlesen (vgl.
44
APW [III A 3/5 Nr. 147, 59f] ).

7
Zur Entstehungsgeschichte: Die Vorberatungen zu dieser Hauptinstruktion für die kaiser-
8
lichen Gesandten begannen nach dem Eintreffen des ersten katholischen Gutachtens vom 7.
9
Oktober 1647 über *KEIPO4B* und KEIPM4 (wie Anm. 14) am 20. Oktober 1647 in Prag.
10
Hierüber wurde am Kaiserhof ein erstes Gutachten durch deputierte Räte erstellt (Zit.: Ga.
11
dep. Räte I

1
Gutachten dep. Räte (Kurz, Trauttmansdorff, Carretto, Gebhardt. Walderode, Schrö-
2
der) zum ersten kath. Ga. , Prag 1647 Oktober/November; es ist nur in zwei unterschied-
3
lich großen Teilstücken überliefert; Kopie: RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 19–28’ –
4
Reinkonzept: ebenda Fasz. 54d (1647 XI)fol. 45–52’. Das umfangreichere Fragment in
5
Fasz. 53c endet nach Art. V § 20 *KEIPO4B* , die Fassung in Fasz. 54d bricht nach Art. V
6
§ 6 *KEIPO4B* ab.
). Offenbar aus Anlaß des Eintreffens der Notanda Volmars

7
Notanda Volmars zum ersten kath. Ga. ,s.l. [vor 1647 November 8]. Text: APW II A 6
8
Nr. 272 Beilage [1].
am 17. November
12
1647 erarbeiteten nicht namentlich genannte Räte in den darauf folgenden Tagen ein zwei-
13
tes Gutachten, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf der Grundlage des o.g. Erstgutachtens
14
(zu einer Unsicherheit dieser Hypothese vgl. unten Anm. 30) und der soeben eingetroffenen
15
Stellungnahme Volmars (Zit.: Ga. dep. Räte II

9
Gutachten [ dep. ] Räte,s.l. 1647 November 20, 21, 23. Kopie: RK FrA Fasz. 53c (1647
10
XI–XII)fol. 86–92’. Auf dem ersten Blatt ist als Titel vermerkt: Repetita consultatio
11
super proiecto pacis, item admonitionibus ad hoc catholicorum, item replicis sive notis
12
ad easdem Dr. Volmari.
).

16
Das angegebene Exemplar des zweiten Gutachtens lag offenkundig in den daran anschlie-
17
ßenden Sitzungen des Geheimen Rates vor, in denen der KEIPO4A artikelweise durchgear-
18
beitet wurde und Walderode die Entscheidungen des Kaisers, wie in den einzelnen Punkten
19
des Friedensvertrags weiter zu verfahren sei, am linken Rand notierte (Zit.: Ksl. Beschluss
20
im GR I

13
Ksl. Beschluß im GR (Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz d. J., Kurz, Kollowrat, Marti-
14
nitz d. Ä., Waldstein, Colloredo, Prücklmaier, Gebhardt, Walderode, Schröder),s.l. 1647
15
November 24, 25, 26, 27, 29, Dezember 1, 2, 4, 6. Konzept: RK FrA Fasz. 53c (1647
16
XI–XII)fol. 86–93.
). Die Ergebnisse dieser Sitzungen wurden von Schröder protokollartig ausformu-
21
liert

17
Ksl. Beschluß im GR (Teilnehmer wie oben),s.l. 1647 November 29, Dezember 1, 4, 6.
18
(Teil-)Konzept: RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 94–95’, 29–29’, 113–113’, 96–98’.
19
Das Stück ist nicht vollständig überliefert.
. Hiervon wurden in der Reichskanzlei Abschriften angefertigt, von denen wiederum
22
Abschriften den kaiserlichen Gesandten als vorläufige Weisungen nach Osnabrück übersandt
23
wurden (Zit.: Ksl. Beschluss im GR II

20
Zu den Überlieferungen vgl. [ Nr. 14 Beilage [1]] , [ Nr. 21 Beilage [1]] , [ Nr. 25 Beilage [1]] und
21
[Nr. 26 Beilage [1]] . Bei den dort angegebenen Kopien in RK FrA Fasz. 92 XIII handelt es
22
sich um die Exemplare, welche den Ges. überschickt wurden; sie bilden die Textvorlage
23
für den textkritischen Apparat.
). Eine der nicht überschickten Kopien der Pro-
24
tokolle vom 24., 25., 26., 27. November und 1. Dezember 1647 wurde von Gebhardt mit
25
Zusätzen versehen, die in den nach Osnabrück überschickten Exemplaren fehlen, in der In-
26
struktion jedoch enthalten sind. Diese Änderungen dürften daher zwischen dem 1. Dezember
27
1647 und der Ausfertigung der Instruktion hinzugekommen sein (Zit.: Ga. dep. Räte III

24
Gutachten [ dep. Räte] zu Art. I–V § 11 KEIPO4A ,s.l. [nach 1647 Dezember 1]. Fehlt
25
[Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)fol. 138–147’].
).

28
Gesondert befaßte sich der Kaiserhof 1. mit dem Komplex des Vollzugs und der Sicherung
29
des Friedens (später Art. XVI–XVIIIPO) sowie 2. der Frage eines kaiserlichen Vorgriffs. Zu
30
dem ersten Punkt sind drei undatierte Gutachten überliefert, die bis auf gelegentliche Aus-
31
lassungen und kleinere Abweichungen mit den entsprechenden Ausführungen der Instruk-
32
tion übereinstimmen (Zit.: Ga. dep. Räte IV

26
Gutachten dep. Räte betr. Vollzug und Sicherung des Friedens,s.l. [vor 1647 Dezember
27
2]. Kopie: RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 45–60; ebenda fol. 61–76; ebenda Fasz.
28
56a (1648 I)fol. 38–47. Ein derartiges Ga. muß spätestens am 2. Dezember 1647
29
vorgelegen haben, da sich die [ dep. ] Räte im Ga. dep. Räte II (fol. 92’) an diesem
30
Datum auf ein conclusum voti ratione modi, wie man securitatem pacis richtig habe,
31
bezogen. – Die (wahrscheinlich älteste) Fassung in RK FrA Fasz. 53cfol. 61–76 ist auf-
32
grund
der zahlreicheren Abweichungen Textvorlage für die Textanmerkungen in der
33
entsprechenden Passage der Hauptinstruktion (s. unten S. 116 Z. 5 – 123 Z. 29). In den
34
beiden anderen gen. Überlieferungen gibt es keine Abweichung, die nicht auch hier ent-
35
halten
ist.
). Gutachten sowie Beschluß des Geheimen
33
Rates zu diesem Punkt fehlen

36
Überliefert ist lediglich der Beginn eines Gutachtens des GR (Trauttmansdorff, Schlick,
37
Martinitz d. J., Kurz, Kollowrat, Martinitz d. Ä., Colloredo, Waldstein, Prücklmaier,
38
Gebhardt. Walderode, Schröder) zu Art. XV KEIPO4A (s.l. 1647 Dezember 6; Konzept:
39
RK FrA Fasz. 53c [1647 XI–XII]fol. 98–98’), aus dem hervorgeht, daß Kurz den auffsaz
40
des puncti restitutionis et executionis pacis sambt der darüber loco voti verfasten instruc-
41
tion abgelesen hat. Bevor die Räte jedoch ad votandum kamen, brachte Trauttmansdorff
42
ein Ga. betr. Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Pacta autem KEIPO4A vor (s. Nr. 30);
43
der Rest des Gutachtens mit den Beschlüssen zu Vollzug und Sicherung des Friedens
44
fehlt.
.

34
Über einen möglichen Vorgriff des Kaisers berieten deputierte Räte am 3. Dezember 1647 (Zit.:
35
Ga. dep. Räte V

45
Gutachten und Conclusum dep. Räte (Kurz, Carretto, Trauttmansdorff, Gebhardt,
46
Walderode, Kaltschmitt) zu den Möglichkeiten eines ksl. Vorgriffs, Prag 1647 Dezember
47
3. Kopie: RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 101–111. Das Ga. weicht in Umfang und
48
Aufbau von der Instruktion ab und ist daher als Textanmerkung gedruckt.
). Gutachten sowie Beschluß des Geheimen Rates zu dieser Frage fehlen.

36
Kf. Johann Georg von Sachsen erhielt später ein Exemplar der Instruktion, in dem einige
37
verfänglich erscheinende Passagen gestrichen wurden, auf die im Konzept am Rande hinge-
38
wiesen worden war. Diese Kanzleivermerke sind hier (entgegen dem sonst üblichen Verfah-
39
ren) in den Textanmerkungen vermerkt.

40
Inhaltlich relevante Abweichungen der genannten Gutachten von der Hauptinstruktion sind
41
in den Textanmerkungen vermerkt. Um der besseren Übersichtlichkeit willen sind die
42
Sachanmerkungen hier ausnahmsweise hinter den Text (vgl. S. 130–148) gesetzt.

43
Verweis auf das katholische Gutachten vom 7. Oktober 1647, Verweis auf die Vorantwor-
44
ten, Verweis auf beiliegende Korrespondenz; Hinweis auf eigene Friedensbemühungen,
45
Notwendigkeit eines Friedensschlusses noch in diesem Winter, Vorgriff soll vermieden wer-
46
den.

47
Kaiserliche Änderungswünsche am KEIPO4A (Art. I–XIV).

[p. 95] [scan. 189]


1
Vollzug und Sicherung des Friedens (Art. XV KEIPO4A ): Verweis auf den beiliegenden
2
Textvorschlag; Ratifikationsmodus: Inkrafttreten des Friedens vom Zeitpunkt der Subskrip-
3
tion an; vier mögliche Wege der Ratifikation des Friedensvertrags durch die Reichsstände;
4
kein bloßer Waffenstillstand nach Unterzeichnung des Friedens, sondern sofortiger Beginn
5
der Friedensexekution; keine Beschränkung der Regelungen über die Verteilung der Truppen
6
und die Armeesatisfaktion auf die schwedische Armee; Abzug der schwedischen Armee darf
7
nicht von der vorherigen Friedensexekution und -ratifikation abhängig sein, Besatzungen
8
sollen pari passu abgeführt werden; keine Verpflichtung des Kaisers zum Erlaß von Exeku-
9
tionsmandaten im Friedensvertrag.

10
Armeesatisfaktion: grundsätzliche Bereitschaft zur Zahlung einer Armeesatisfaktion, auch
11
für die schwedische Armee; Abwägung der Gründe für und gegen eine Regelung der Vertei-
12
lung der Truppenquartiere und der Armeesatisfaktion vor Friedensschluß; Ergebnis: keine
13
Verhandlungen über die Armeesatisfaktion vor Friedensschluß, sofortiger Beginn diesbezüg-
14
licher Verhandlungen nach Friedensschluß.

15
Kaiserlicher Vorgriff: Hoffnung auf zwischenzeitliches Einlenken der katholischen Maxima-
16
listen; absolute Notwendigkeit eines baldigen Friedensschlusses; Ermächtigung zum Vorgriff,
17
falls nicht alle katholischen Reichsstände in den Friedensvertrag in der hier vorliegenden
18
Form einwilligen; Voraussetzungen für einen Vorgriff; bisherige Verhandlungsergebnisse
19
mit den schwedischen Gesandten bleiben bis zur Unterzeichnung des Friedens unverbind-
20
lich.

21
Ankündigung einer Instruktion zum KEIPM4 , Abschluß der Verhandlungen mit Schweden
22
vorrangig. Einbeziehung der spanischen Gesandten in die weiteren Verhandlungen.

23
Welchergestalt der catholischen chur-, fürsten und stände zu Münster an-
24
wesende gesandten daß ihnen communicierte instrumentum pacis

49
*KEIPO4B* . – Die folgenden Korrekturen beziehen sich jedoch auf den unbearbeiteten
50
Friedensentwurf Trauttmansdorffs (d.i. KEIPO4A ), wie sich an den Weisungen zur Pfalz-
51
frage (bei Anm. 31) exemplarisch verdeutlichen läßt: Dort weist der Ks. die Ges. an, statt
52
der Regelung des KEIPO4A die Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom Au-
53
gust 1647 (vgl. Anm. 32) in den Gesamtentwurf einzurücken. Die gen. Vereinbarung war
54
jedoch in *KEIPO4B* bereits eingefügt.
in
25
berathschlagung gezogen, und auß was ursachen der mehrer theil iezter-
26
melter catholischen stände gesandten sich in underschiedtlichen puncten
27
dem aufsaz berüertes instrumenti nicht bequemmen können noch wollen,
28
daß haben wir auß dem eüch überreichten und unß in originali einge-
29
schicktem bedenckhen vom dato Münster, den siebenden Octobris negst-
30
hin

1
Erstes kath. Ga. , Münster 1647 Oktober 7 ( APW II A 6 Nr. 248 Beilage [1]; die Zitate in
2
den folgenden Sachanmerkungen beziehen sich auf die Überlieferung in RK FrA Fasz.
3
54d (1647 X)fol. 56–67’, 70–85).
, mit mehrerm vernommen. Ihr habt hinwiderumben auß unsern

47
30–31 an eüch] Fehlt in der Kopie. – Im Konzept gestrichen.
an
31
eüch den sechzehenden, zweinzigisten, sibenundzweinzigisten und drei-
32
ßigisten Novembris, wie auch den vierten diß monaths Decembris an
33
eüch abgangenen voranthwortt- und befelchschreiben

4
Nr.n 1, 5, 14, 21, 25.
zu gnüege ver-
34
standen, wie weit wir in durchgehung und berathschlagung ersterwehnten
35
bedenckhens sowohl alß deß instrumenti pacis khomen, wessen wir unß
36
uber ein und andern punct resolviert und was wir eüch darbey gnädigst
37
befohlen haben. Zweiflen auch nicht, ihr werdet eüch in ewerer negotia-
38
tion mit den Schweedischen und der protestierenden gesandten darnach
39
gerichtet und darunder auch gegen der Augspurgischen confessionver-
40
wandten ständen eüch bedienet, deßiehnigen, waß deß churfürsten zu
41
Sachsen liebden dero abgesandten, dem Dr. Leüber, unter dato Dreßden,
42
den neünundzweinzigisten Octobris diß jahrs zugeschrieben und wir
43
eüch zu solchem endt beygeschlossen

5
Text: APW II A 6 Nr. 274 Beilage [1].
, bevorab auch unsere gemessene
44
befelch alles fleiß in acht genommen haben, daß ihr eüch nemblich der
45
überschickten conclusorum allein zu mehrerm liecht in der handtlung zu
46
gebrauchen und keinesweegs noch zur zeit einziges vorgriffs eüch zu un-

[p. 96] [scan. 190]


1
dernemmen, sonder darüber unsers weitern befelchs zu erwarthen,

42
1–4 wie – erhalten] Fehlt in der Kopie. – Randvermerk im Konzept: Haec scribantur ad
43
legatos, sed omittantur in communicatione ad electorem [ Saxoniae].
wie
2
dan auch, daß ihr immitels eüch bemüehen sollet, der catholischen stände
3
wohlgemeinte erinnerungen aufs beste als müglich und was nur ohne
4
ruptur sein kan, vor sie zu erhalten.

5
Waß seithero auch unsers lieben vetters unndt schwagers, deß churfürsten
6
in Bayern liebden wegen befürderung dises friedenswerckhs erst newlich
7
unter dato den neünundzweinzigisten Novembris negsthin anderweit zu-
8
geschrieben und damit wir desto weniger zu zweiflen haben, daß bey
9
unnß ihr liebden und andere friedtliebende catholische stendt mehr hierin
10
fahls gewiß und unfehlbarlich stehen, auch vestiglich verbleiben und den
11
friedenschluß allen eüsseristen kräfften nach mit rath und that defendie-
12
ren und manutenieren helffen werden, unß dessen bey dero churfürst-
13
lichen wortt nochmahls versichert und beynebens eingeschlossen haben,
14
waß sie nit allein derenthalben ihrem abgesandten, dem Dr. Ernst, iüngst
15
gemessen anbefohlen, sondern auch, wessen sich beede bischöffe zu Bam-
16
berg und Würzburg liebden und nunmehr iezt churfürst zu Mainz in ea-
17
dem plane conformitate gegen ihre liebden erclert haben, und wie wir ihre
18
liebden hinwider beanthworttet, daß alles habt ihr aus den einschlüssen
19
gleichfahls zu ersehen.

20
Nun ist männiglich bekant, welchergestalt wir bißhero ie und allezeit
21
sambt unserm erzhauß für die religion und die catholische chur-, fürsten
22
und ständte dz eüsseriste gethan, ia unser aigene Kayserliche persohn,
23
landt undt leüthe und alles, was wir liebs auf der welt haben, mehrmahlen
24
aufgesezt, wolten auch noch ungern dz geringste an unß erwinden lassen,
25
waß deroselben in einigerley weis zum besten geraichen und erspriessen
26
köndte, möchten dabey nichts höhers winschen, alß dz die mächtigste
27
und vornembste catholische stende [k]ein anders alß eben dises bey sich
28
befinden thetten, daß dz werckh mit den waffen außzufüehren, ohne dz
29
man sich in augenscheinliche eüsseriste gefahr sezte, den uberrest und da-
30
mit die ganze religion in Teütschlandt vollendts zu verliehren, ein sehr
31
schwere und fast unmögliche sach seye, gestaltsamb wir auch selbst bey
32
unß ein solches befinden, dz es der sicherste weeg seye, durch den frieden
33
auß der sach zu khommen, wan

44
33 nur] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage nun.
nur anderst die gegentheil es ernstlich mit
34
dem frieden vermainen und nit under dem schein der friedenstractat
35
feindtliche und dahin gerichtete consilia füehren, wie sie auch durch sol-
36
chen weeg heüdt ainen, morgen den andern standt und dan dz ganze vat-
37
terlandt totaliter opprimieren. Wir haben auch billich dahin zu sehen ge-
38
habt und eüch zu mehrmahlen gnädigst anbefohlen, daß ihr zu der vor-
39
geschlagenen und nunmehr angetrettenen conferenz schreiten und eüch
40
bemüehen sollet, wie die bevorstehende difficulteten, sovil alß mensch-
41
und möglich ist, zu überwinden, damit wir diß orts vorzugreiffen nicht

[p. 97] [scan. 191]


1
getrungen wurden. Es ist aber derentwegen eben der intendierte vorgrieff
2
dahin nit angesehen gewesen, daß wir der catholischen chur-, fürsten und
3
stende votum hetten genzlich verwerffen oder allerdings beyseits sezen
4
wollen

6
Vermutlich Anspielung auf den am Ks.hof als zu drastisch empfundenen Vortrag Volmars
7
vor den Ges. der kath. Rst. am 30. Oktober 1647 (vgl. APW II A 6 Nr. 264 Beilage [B];
8
Ruppert, 318).
, sondern es ist unser intention vielmehr dahin gangen, daß, was
5
etwan sowohl an seithen der catholischen alß protestierenden durch
6
selbsteigene einwilligung sich nit superieren hette lassen, durch unsere
7
authoritet und interposition, tragenden Kayserlichen ambts wegen, be-
8
eden theilen, den catholischen sowohl alß den Augspurgischen confessi-
9
onsverwandten, zum besten entlich beygelegt werden möchte, alß wel-
10
ches bey unsern vorfahren am Reich in dergleichen schwerwichtigen
11
handlungen iederzeit dz eüsseriste und letste remedium gewesen,

33
11–13 dessen – haben] Randvermerk im Konzept: Haec clausula omittatur ad electorem
34
Saxoniae. – Fehlt in der Kopie.
dessen
12
auch die catholische stendte bißhero, bevorab in dem geistlichen vor-
13
behalt, nuzlich genossen haben

9
Kg. Ferdinand I. (1503–1564, 1531 Kg., 1556/58 Ks.), der im Auftrag Ks. Karls V.
10
(1500–1558, 1516 span. Kg., 1519 Ks.; zu ihm: Kohler ) die Religionsverhandlungen auf
11
dem Augsburger RT 1555 führte, hatte den Geistlichen Vorbehalt gegen den Widerstand
12
der prot. Rst. in kraft hochgedachter Röm. Kei. Maiestat uns gegebenen Volmacht und
13
Heimstellung erklert und gesezt (Art. 6 ARF ; Text: Brandi, ARF , 40ff; vgl. auch EnzNz
14
I, 849; zum Geistlichen Vorbehalt: Croxton/ Tischer, 76f).
.

14
Diesem allem nach und in ferrner überlegung deß höchstverderblichen
15
zustandts deß Heyligen Reichs, deß ungewissen außgangs deß kriegs, be-
16
vorab aber deß grossen unheils, welches auß demselben uberal erfolgt,
17
und dz man nunmehr schon zu endt diß jahrs ist, die campagna sich voll-
18
endt und, was disen winter über nit zum schluß gebracht werden möchte,
19
in jahr und tag zumahl nit zu hoffen ist, so haben wir befunden, dz es
20

35
20 dem – specie] Randvermerk im Konzept: Omittatur ad electorem Saxoniae. – Fehlt in
36
der Kopie.
dem Reich, der religion und iedem catholischen standt in specie weit bes-
21
ser undt nuzlicher ist, daß man sich entlichen vergleiche und ein theil dem
22
andern insoweit weiche, damit beede bey demiehnigen, was iezt geschlos-
23
sen und verabschiedet werden solle, inskünfftig desto mehrers gesichert
24
sein und bleiben mögen, auf maß und weiß wie folgt.

25
Undt zwar sovil anfänglich daß

37
25 pröemium] Im Ga. dep. Räte I (fol. 19): Conclusum, quoad titulum „invictissimi“ et
38
„Augusti etc.“ möchte der catholischen stände guetachten in acht genohmen werden.
39
Ratione tituli „maiestatis“ similiter, quantum fieri potest. Ratione tituli „Alsatiae“ wie
40
iüngsthin resolvirt (vgl. die Weisung vom 20. November 1647, d.i. Nr. 5).
pröemium instrumenti pacis

15
Präambel KEIPO4A (Text: Meiern IV, 557 ; später PräambelIPO ≙ PräambelIPM ).
betrifft,
26
lassen wir es diß orts, nachdem der titulus „semper Augustus“ dem in-
27
strumento einverleibt wirdt

16
Volmar hatte in seinen am 8. November 1647 an den Ks. überschickten Notanda zum
17
ersten kath. Ga. vermerkt: Titulus „semper Augustus“ iam insertus est. Tatsächlich aber
18
war die Einfügung dieses ksl. Titels bis in das Jahr 1648 hinein strittig (vgl. hier Nr.n 65,
19
70; außerdem APW II A 8 Nr. 1); die Zustimmung der Schweden erlangten die Ksl. erst
20
im Juli 1648 (Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III., Osnabrück 1648 Juli 13,
21
praes. 1648 Juli 26. Ausf.: RK FrA Fasz. 55b [1648 VII]fol. 54–56’, 63–64’. – Kopie:
22
KHA A 4 Nr. 1628/25 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XV nr. 2116fol. 518–522).
23
Servien willigte in die Einfügung des Titels in dasIPM erst im September 1648 ein (vgl.
24
Meiern VI, 358 ).
, im überigen bey dem aufsaz desselben be-
28
wenden.

29
Ingleichem bleibt auch der erste articul instrumenti pacis

25
Art. I KEIPO4A betr. das allgemeine Friedensgebot (Text: Hoffmann, Series rerum II,
26
113; später Art. IIPO ≙ § 1IPM. Der in Meiern IV, 558 gedruckte Text ist fehlerhaft).
allerdings ste-
30
hen, wie er gesezt ist.

31
Waß den andern articul de amnestia

27
Art. II KEIPO4A betr. das allgemeine Amnestiegebot (Text: Meiern IV, 558 ; später Art.
28
2IPO = § 2IPM).
betrifft, da können wir anderst
32
nicht finden, alß dz der catholischen stende erinnerungen sehr wohl-

41
31 de amnestia] Im Ga. dep. Räte I ausführlicher (fol. 19–19’): Reliqua verba „specie iuris“,
42
item „non obstantibus ullis [ prioribus] pactis in contrarium facientibus“, item „tam ante
43
bellum quam in bello“ wolte man der gehorsamsten meinung sein, daß es bey dem auß-
44
gegebenen concept der Kayserlichen gesandten [ d.i. KEIPO4A ] sein verbleibens haben
45
möchte, et 1. quidem, quod posteriora soleant et debeant derogare prioribus pactis in
22
contrarium facientibus; 2., quod illorum, quae ante bellum et in bello successerunt,
23
merito debeat esse oblivio, dieweilen sonsten es die feinde dahin möchten außdeuten,
24
alß wan man alle sachen wolte reserviren; 3., quod amnistia solummodo extendatur ad
25
iniurias, restitutio autem, quae hinc consequitur, peculiarem terminum habeat. – Im Ga.
26
dep. Räte II (fol. 86): Möchten allein dise wort zugesetzt werden: „post lapsum anni
27
1623“. – Ksl. Beschluss im GR I (fol. 86’): Maneat terminus indefinitus. – Ksl.
28
Beschluss im GR II (fol. 200’) entsprechend.

[p. 98] [scan. 192]


1
gemeint seyen

29
Das erste kath. Ga. (fol. 57–57’) forderte bezüglich der Amnestie eine Generalregelung
30
auf der Basis des Normaljahres 1624, wie sie Trauttmansdorff im Juni 1646 (vergeblich)
31
vorgeschlagen hatte (vgl. APW [II A 4 Nr. 221] ; Dickmann, 375f).
. Wir haben auch aus ewern über disen punct vor und
2
nach eingeschickten relationen zur gnüege vernohmen, wie eiferig ihr
3
eüch bemüehet gehabt, denselben unser intention nach zu erheben

32
Ursprüngliches Ziel der ksl. Diplomatie war eine Unterscheidung zwischen der Amnestie-
33
rung der Kronen und der Rst. : während der Ks. bereit war, den Kronen im Notfall den
34
terminus a quo 1618 zuzugestehen, sollten die Rst. auf die Regensburger Amnestie (vgl.
35
Anm. 38) verwiesen werden (zur ksl. Grundhaltung in der Amnestiefrage vgl. das Am-
36
nestie- Ga. vom 27. Februar 1646; Text: APW [II A 3 Nr. 178] ). Schließlich mußten die Ksl.
37
jedoch auf Drängen der Kronen die Restitution der Rst. in den personen- und besitzrecht-
38
lichen Status zu Beginn der Bohemiae Germaniaeve motuum (vorbehaltlich der zahlrei-
39
chen Einzelfallregelungen) zugestehen (vgl. Art. II, III KEIPO4A , später Art. II und
40
III,1IPO bzw. §§ 2, 5IPM; zur Entstehung und Bedeutung der Amnestiebestimmungen
41
imIPO undIPM vgl. Steiger).
. Die-
4
weilen aber ein anders nicht zu erhalten gewesen, so bleibt dißer articul
5
stehen, wie er gesezt ist. In denen von der amnestia außgenomenen
6
puncten

42
Bezug auf die einzelnen Restitutionsfälle in Art. IV KEIPO4A (Text: Meiern IV,
559–565 ; später Art. IVIPO).
aber, bey welchen einer mehrern specialerleüterung, sicherheit
7
und verwahrung von nöthen, habt ihr bey einem ieden punct in den her-
8
nachfolgenden articulis unsere ferrnere erclerung zu vernehmmen.

9
Sonst kan wegen der wortt „

29
9 sive amicus] Im Ga. dep. Räte I (fol. 19): Die gehorsamiste räthe conformiren sich mit
30
der stände guetachten, die worte „sive ab amicis in amicos“ möchten außgelaßen wer-
31
den.
sive amicus in amicum“

44
Gemeint ist die Klausel sive ab hostibus in hostes sive ab amicis in amicos (vgl. [Nr. 17]
45
[Anm. 9] ). Das erste Ga. der kath. Rst. (fol. 57’) forderte die Auslassung dieser Klausel.
, welche ein und
10
anderer in dem instrumento nicht haben wollen, nochmahls in conferen-
11
zia versuecht werden, obs zu erhalten, daß selbige ad amputandas lites
12
darin stehenbleiben. Wo nicht, so haben wir auch kein groß bedenckhen,
13
daß sie außgelassen werden.

14
Der

32
14 dritte articul] Im Ga. dep. Räte I (fol. 19’, 20) außerdem: Vermeinen die gehorsamiste
33
räthe ad satisfaciendum catholicis, ut verbo „occasione [ Bohemiae Germaniaeve motu-
34
um
]“ addantur verba „intuitu et causa huius hostilitatis“. […] Quantum ad verba „quan-
35
tum vero iuris“ ist man indifferent, ob sie pleiben oder außgelaßen werden. Quantum ad
36
ultimum seind etliche gehorsamste räthe der meinung, man solle sich hierinnen mit den
37
catholischen conformiren, andere, daß es bey dem aufsaz [ KEIPO4A ] verpleiben möge.
38
Im Ga. dep. Räte II (fol. 86): Auff des Volmars abgehorte annotationes [ APW II A 6
39
Nr. 272 Beilage [1]] seindt etliche räthe der mainung, es möchte bei dem auffsatz gelaßen
40
werden. Andere aber, daß der terminum restituendorum tam in politicis quam in sacris
41
auff den 〈eingang〉 des iahrs 1624 gesetzt werden solle. – Ksl. Beschluss im GR I (fol.
42
86’): Quoad additamentum „foederum hinc inde contractorum“ [ vgl. zuerst im Ga. dep.
43
Räte Ifol. 19’] cogitetur adhuc utrum addi debeat. – Ksl. Beschluss im GR II (fol.
44
200’) außerdem: Iedoch weill erinnert worden, das loco congruo et post verba „Sueciae
45
et Galliae“ die wort „aliorumque foederum hinc inde contractorum“ auch hinzugesetzt
46
werden möchten, also ist von ihrer Kayserlichen majestätt geschlossen worden, man
47
solle nachmahls wohl examiniren und berathschlagen, ob und waß den catholischen
48
auß diesem eingerathenen zuesaz für nuzen zuwachsen könne oder nit.
dritte articul de restituendis etc.

46
Art. III KEIPO4A betr. das allgemeine Restitutionsgebot aufgrund der Amnestie (Text:
47
Meiern IV, 558 ; später Art. IIIIPO bzw. §§ 5, 6IPM).
bleibt ebenergestalt, wie er von
15
eüch in proiecto pacis gesezt ist. Iedoch hettet ihr eüch zu bemüehen, dz
16
loco congruo et post verba „cum Suecia Galliaque“ die wortt „aliorum-
17
que foederum hinc inde contractorum“ auch hinzugesezt werden möch-
18
ten, damit es nicht dz ansehen habe, samb diser articul allein dem andern
19
theil zum besten angesehen.

20
Daß man aber, wie die catholische erinnern, von diser amnestia die res
21
iudicatas, transactas, decisas, commissiones et in lite pendentes etc. auß-

[p. 99] [scan. 193]


1
ziehen solle, da wollet ihr ermelten catholischen mit mehrerm zu ge-
2
müeth füehren, waßmassen dise von ihnen beschehene erinnerungen und
3
außzüge mehrerntheils in dz edictum

48
Gemeint ist das Restitutionsedikt Ks. Ferdinands II. vom 6. März 1629 (Text: Frisch,
49
184–194), das in der Zeit nach seinem Erlaß in vielen Fällen die Rechtsgrundlage für die
50
gegen prot. Rst. erhobenen Forderungen darstellte.
einlauffen, auch den terminum de
4
anno 1624 gueten theils cassieren und aufheben, so die protestierende
5
schwerlich nachgeben und sich mit

14
5 einer] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage eigener.
einer handt nicht entziehen lassen
6
werden, waß sie vermeinen, mit der andern handt erhalten zu haben,
7
und ihnen berait gegeben worden, also besorglich vil ehender dem krieg
8
seinen lauff lassen als dergleichen exceptionibus stattgeben werden.

9
Bey dem vierten articul

51
Art. IV KEIPO4A betr. die Amnestie im Einzelnen (Textnachweise sind im Einzelfall
52
angemerkt).
hette man zu versuechen, ob dz im anfang ge-
10

15
10 specialius] Im Ga. dep. Räte I (fol. 20’): Ad § 4 „Ut autem specialius etc.“ vermeinen
16
die gehorsamiste räthe, er müeße pleiben.
sezte wortt „specialius“ aus denen von den catholischen angefüehrten
11
uhrsachen außgelassen werden könte

53
Art. IV § „Ut autem specialius“ KEIPO4A betr. einzelne Restitutionsfälle aufgrund der
54
Amnestie (Text: Meiern IV, 559 dritter Absatz). – Im ersten kath. Ga. (fol. 58) wurde
1
die Auslassung dieses Paragraphen gefordert und damit argumentiert, daß es zur Vermei-
2
dung
von Streitigkeiten besser sei, mit Ausnahme der Pfalzfrage auf Einzelfallregelungen
3
zu verzichten und eine generelle Amnestieregelung zu treffen. Hierzu heißt es im Ga.
4
dep. Räte I (fol. 20’): Vermeinen die gehorsamiste räthe, er müeße pleiben, im Ga. dep.
5
Räte II (fol. 86): Ad articulum 4.: Pleibt bey der deputierten guettachten, außzulassen.
6
Hiernach scheint fraglich, ob es sich beim Ga. dep. Räte I wirklich – wie angenommen –
7
um die Bezugsgrundlage des Ga. dep. Räte II handelt. Für diese Annahme spricht je-
8
doch
, daß das Ga. dep. Räte II in siebzehn weiteren Punkten auf ein vorangegangenes
9
votum deputatorum Bezug nimmt und der Bezug auf das Ga. dep. Räte I in jedem
10
dieser siebzehn Fälle stimmig ist. Darüber hinaus kann man die Aussage im Ga. dep.
11
Räte II auch im Sinne von Pleibt bey der deputierten guettachten, [die Forderung der
12
kath. Rst. ] außzulassen verstehen, womit beide Ga. auch in diesem Fall in Einklang zu
13
bringen wären. Da schließlich in den Akten kein anderes in Frage kommendes Erstga.
14
ermittelt werden konnte, wird trotz der hier vorliegenden Ungereimtheit das Ga. dep.
15
Räte I als Bezugsgrundlage des Ga. dep. Räte II und als Erstga. in den Vorberatungen
16
zur Instruktion vom 6. Dezember 1647 betrachtet.
.

12
Die Pfalzische sach und den derenthalben verfasten paragraphum quan-
13
tum in reliquo ad causam Palatinianam belangendt

17
Bezug auf die Bestimmungen zur Pfalzfrage im KEIPO4A (Text: Meiern IV, 559 dritter
18
Absatz – 561 dritter Absatz), die jedoch durch die Vereinbarung vom August 1647 über-
19
holt waren (vgl. Anm. 32; später Art. IV,2–19IPO = § 10–27IPM).
, nachdem wir unß

[p. 100] [scan. 194]


1
gegen deß churfürsten in Bayern liebden erclert, daß wir sie bey demieh-
2
nigen aufsatz, so zu Münster von allerseits secretariis underschrieben
3
worden

20
Gemeint ist die Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom August 1647. Die frz.
21
Ausf. vom 21. August 1647 (Text: Meiern IV, 409 ff) war vom frz. Gesandtschaftssekretär
22
Boulanger unterschrieben worden, das schwed. Exemplar vom 1.[/11.] August 1647 (Text:
23
Meiern IV, 412 ff [mit Abweichungen]; ST VI/1, 164–167) hatte Gesandtschaftssekretär
24
Biörenklou unterzeichnet. Zwei im Text voneinander abweichende ksl. Exemplare
25
wurden jeweils von den Sekretären Geych und Gail unterzeichnet (22. und wahrschein-
26
lich 26. August 1647; vgl. APW [III B 1/1, XLIII Anm. 7] ). – Joseph Boulanger (gest.
27
1663), erster Sekretär und Rat Longuevilles, seit 1645 Gesandtschaftssekretär der frz.
28
Legation in Münster ( Bosbach, 34, 42). – Matthias Geych (Lebensdaten konnten nicht
29
ermittelt werden), Sekretär Nassaus sowie ksl. Gesandtschaftssekretär in Münster vor der
30
Ankunft Trauttmansdorffs auf dem WFK und nach dessen Abreise ( APW [II A 2 Nr. 50]
31
Anm. 2; Bosbach, 34, 90). – Egon Gail (gest. 1672), Sekretär Lambergs ( APW [III C 4, 17 Anm. 5] ).
, handthaben und manutenieren helffen wolten

33
Bezug auf Art. 5 des ksl.-kurbay. Rekonjunktionsrezesses vom 7. September 1647 (Text:
34
Dokumente I/3 Nr. 346).
, also habt ihr
4
selbigen aufsatz anstatt deß vorigen von wortt zu wortt dem instrumento
5
zu inserieren und daran zu sein, dz es dabey sein ungeändertes verbleiben
6
habe.

7

34
7 Controversiae] Im Ga. dep. Räte I (fol. 21’): Ad § „Controversia“ wegen Kizingen und
35
Schwartzberg: omittatur. – Ein Beschluß zu Art. IV § „Controversia“ KEIPO4A im Ga.
36
dep. Räte II fehlt. Dennoch Ksl. Beschluss im GR I (fol. 86’): Ad § „Controversiae“
37
conclusit Caesar: wie gerathen. – Ksl. Beschluss im GR II (fol. 202) lediglich: Ad §
38
„Controversiae etc.“ conclusum: bleibt beim aufsaz.
Sonsten hat es bey dem § „Controversiae, quae vertitur etc.“

35
Art. IV § „Controversia“ KEIPO4A betr. Kitzingen, die Wülzburg und die Patronats-
36
und
Ordinariatsrechte (iura presbyterialia ) in der Gft. Schwarzenberg und der Hft.
37
Hohenlandsberg (Text: Meiern IV, 561 vierter Absatz; später Art. IV,23IPO = § 29
38
IPM).
allerdings,
8
wie selbiger in dem getruckten instrumento ewerseits einverleibt, sein be-
9
wenden. Und dieweilen die catholische darvorhalten, dz in disem para-
10
graph der versiculus „ad haec omnia“

39
Betr. die Restitution der Patronats- und Ordinariatsrechte ( iura presbyterialia) in der Gft.
40
Schwarzenberg und der Hft. Hohenlandsberg an die Mgf.en von Bg.-Ansbach.
außgelassen werden möchte, also
11
hat es bey diser der catholischen mainung sein verbleiben.

12

17
12 Pfalzische sach] Im Ga. dep. Räte I (fol. 20’–21’) zusätzlich: Solten aber die frembden
18
cronen bey nunmehr abrumpirten armistitio [ gemeint ist die Aufkündigung des Ulmer
19
Waffenstillstands durch Kurköln und Kurbayern], waß dieß orts verhandlet, ihrestheilß
20
aufstossen, so möchte wie vorhin, communicato consilio mit Churbayrn, eine und an-
21
dere errinderung in acht genohmen werden. Zue denen folgenden aber können die ge-
22
horsamiste räthe nicht rathen. 1. ad substitutionem Palatini Neoburgici in locum dece-
23
dentis octavi, zuemahlen diese additio octavi electoris nie das absehen auf Neuburg, son-
24
dern allein auf die Haidelbergische lini tanquam destitutae loco electorali in favorem
25
pacis gehabt und consequenter dieses temperamentum sich auf andere, ubi ista ratio
26
non militat, nicht extendiren laßet undt nur hierdurch aufs newe andern praetendentibus
27
ad electoratum die thüer umb soviel mehr eröffnet werde, welches zue verhüeten die
28
gehorsamsten räthe noch vor diesem [ Der Ks.hof hatte die Einrichtung einer achten
29
Kurwürde ursprünglich abgelehnt. Unter dem Druck Kurbayerns und der übrigen Kur-
30
fürsten
willigte Ferdinand III. jedoch im Dezember 1645 in die Einrichtung einer achten
31
Kur ein; vgl. Ruppert, 282f; APW II A 3 Nr. 65.] der meinung gewesen, daß man auch
32
ad octavum electoratum pro linea Haidelbergica sich nicht einlaßen, sondern bey dem
33
numero septenario verharren solle [ Pfalz-Neuburg hatte seit den zwanziger Jahren kon-
34
kurrierende
Ansprüche auf die Pfälzische Kurwürde geltend gemacht, der Ks. dagegen
35
setzte sich auf dem WFK zunächst für die Alternation zwischen Kurbayern und der
36
Heidelbergischen Linie des Hauses Wittelsbach, schließlich für die (dann auch erfolgte)
37
Restitution der Kurwürde an den Pfalzgrafen bei Rhein durch eine neue, achte Kur ein
38
( Bezzel; Albrecht, Pfälzische Frage, 463–468).]. 2. wegen Trier sicht man nicht, wie
39
ihme eine newe capitulatio außgeantwortet werden solle, weilen man sich bereits vor
40
diesem mit demselben verglichen [ Gemeint ist die kurtrierische Forderung nach einer
41
geänderten Wahlkapitulation Ferdinands III. Dieser hatte sich im Freilassungsvertrag
42
vom 12. April 1645 (Text: Meiern I, 391ff) mit Sötern ausgesöhnt ( Abmeier, 13f).]. –
43
Im Ga. dep. Räte II (fol. 86–86’): Notandum in proiecto Gallico sunt verba ratione
44
restitutionis Palatinatus Inferioris, quem possidet rex Catholicus, ita posita: „idque au-
45
thoritate Caesarea effectum iri, ut neque rex Catholicus neque ullus alius, qui exinde
46
aliquid tenet, se huic restitutioni ullo modo opponat.“ [ Bezug auf § „Deinde ut Inferior
47
Palatinatus“ FEIPM1 betr. die Wiederherstellung des politischen und religionsrechtlichen
48
Status von 1618 in der Unterpfalz (Text: Meiern V, 143 fünfter Absatz. Ebenso in der
49
Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom August 1647; Text:ST VIII, 164–167,
14
165 zweiter Absatz).]. Plenipotentiarii Caesareani e contra in Suecico instrumento ita
15
ponunt: „consentiunt Imperator et reliqui, quibus inde ius aliquod competit, ut totus
16
Palatinatus Inferior [ … plene restituantur]“ [ Zitat aus Art. IV § „Quarto consentiunt
17
Imperator“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 560 erster Absatz).]. Orator vero Hispanicus
18
[ Terranova; zu ihm vgl. [Nr. 38 Anm. 3] ] conqueritur, quod in instrumento Gallico in §
19
„Deinde“ contra verba „ut neque rex catholicus“, dicitque, quod sine consensu suae
20
maiestatis Catholicae eiusque plenipotentiariorum interventu de provincia hac nihil dis-
21
poni possit. Quaesitum apud deputatos, obs einen weeg alß den andern bey dem Fran-
22
zößischen aufsatz verpleiben oder derselbe nach dem Kayßerlichen, so denn Schwe-
23
dischen außgeantworttet worden [i.e. KEIPO4A ], einzurichten? Conclusum: Eß hette
24
bey dem underschribnen und außgehendigtem capitulato Gallico de 13. Septembris
25
anno 1646 sein verpleibens, et dicantur oratori rationes, cur pro nunc conceptus iste
26
mutari non possit [ Gemeint sind die ksl.-frz. Satisfaktionsartikel vom 13. September
27
1646 (Text: Repgen, Satisfaktionsartikel, 204–213), die allerdings entgegen der Aussage
28
hier nicht unterschrieben wurden ( ebenda, 180).]. Im Gegensatz zur Instruktion enthält
29
das Ga. dep. Räte I (fol. 21’) einen Beschluß zu dem folgenden Art. IV § „Comiti
30
Palatino Solisbacensi“ *KEIPO4B* betr. die Restitution des Pgf.en von Pfalz-Sulzbach
31
[Text: Meiern IV, 848; vgl. [Nr. 17 Anm. 18] ]: Ad § „Comiti Palatino“ wegen Sulzbach
32
seponatur. – Dazugehöriger Ksl. Beschluss im GR I (fol. 86’): Ad paragraphos sequen-
33
tes concernentes causam Palatinianam: ist zue anderweit vortrag außgestellet worden.
Den § „Domus Wirttenbergica“

41
Art. IV § „Domus Würtembergica“ KEIPO4A betr. die württembergische Restitution
42
(Text: Meiern IV, 561 fünfter Absatz; später Art. IV,24–25IPO sowie §§ 31(2), 32IPM).
betreffendt, haben wir in diser sachen
13
alles gethan, was nur möglich gewesen, damit wir die im herzogthumb

[p. 101] [scan. 195]


1
Wirttenberg gelegene clöster alle hetten salvieren mögen. Weilen aber deß
2
herzogen zu Württenberg liebden

43
Hg. Eberhard III. von Württemberg (1614–1674), 1628 Hg. ( Fischer).
die, maistentheils auf der catholischen
3
chur-, fürsten und stende beschehenes einrathen, bey iüngstem reichs-
4
und deputationtag publicierte allgemeine amnistiam

44
Gemeint ist die Generalamnestie des Regensburger RA vom 10. Oktober 1641 (Amnestie
45
und Restitution nach dem Besitzstandt von 1630 für die weltlichen und vom 12. Novem-
46
ber
1627 für die geistlichen Güter; Text: Sammlung III, 552). Diese stand zunächst unter
47
dem Vorbehalt des sog. effectus suspensivus amnestiae. Auf dem Frankfurter Deputa-
48
tionstag
1642–1645 drängten die Kf.en und F.en des Reiches Ferdinand III. zunehmend
49
zur Aufhebung des Vorbehalts, worauf der effectus suspensivus durch ksl. Edikt vom 10.
50
Oktober 1645 aufgehoben wurde (Text: Meiern II, 4ff ; zum Sachverhalt vgl. Bierther,
51
184; Philippe, 41–49). – Hg. Eberhard von Württemberg war nach seinem Ausschluß aus
52
dem PF nur teilrestituiert worden (1638), auch die Regensburger Generalamnestie war
53
ihm als restituti gravati aufgrund des effectus suspensivus zunächst verwehrt geblieben
54
( Bierther, 147; Philippe, 23–27; Zizelmann, 320, 325).
und den terminum
5
a quo und zwar umb sovil mehr vor sich haben möchte, wan der friedt
6
erhebt, und so die im reichsabschiedt conditionierte amnistia purificiert
7
were, so sehen wir nicht, wie wir hierinnen einige änderung machen
8
khönnen. Ihr hettet iedoch denen protestierenden die grosse contradictio-
9
nes, welche wegen der Württenbergischen sowohl mediat- als immediat-
10
clöster ex parte catholicorum moviert würden

1
Wartenberg, Leuchselring und vor allem der Benediktiner Adami setzten sich mit großem
2
Engagement für den (zumindest teilweisen) Erhalt der Klöster ein (vgl. Philippe, 107f). –
3
Dr. iur. Johann von Leuchselring (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden),
4
1645–1649 Ges. des kath. Rats der Stadt Augsburg, zugleich Ges. der Reichsstädte Biber-
5
ach, Buchau, Buchhorn, Dinkelsbühl, Gengenbach, Kaufbeuren, Offenburg, Pfullendorf,
6
Ravensburg, Rottweil, Schwäbisch-Gmünd, Überlingen, Wangen, Weil der Stadt und
7
Zell am Harmersbach, des Hst.s Augsburg (Februar-Juni 1647), des schwäbischen
8
Reichsgf.enkollegiums (seit Januar 1646) sowie der Abtei Kempten (seit Februar 1647)
9
( Roeck, Augsburg, 870f, 960–963, 968, 970). – Dr. theol. Adamus Adami OSB
10
(1610–1663), 1645–1648 Ges. der F.abtei Corvey, seit 1646 auch Vertreter der schwäbi-
11
schen Reichsprälaten ( Lahrkamp, Adami; Lehsten II, 11).
, mit mehrerm zu gemüeth
11
zu füehren und zu sehen, wie ihr dieselbe hierinnen, sonderlich der im-
12

39
12 Domus Wirttenbergica] Im Ga. dep. Räte I (fol. 21’–22): Errindern sich die gehor-
40
samsten räthe, waß Euer Kayserliche Maiestät ihres orts wegen erhaltung dieser clöster
41
gethan und wie sie hierzue nicht anderst endlichen alß durch die catholische selbsten,
42
bevorab durch den herrn churfürsten zue Bayern selbsten, bewogen worden, so ungern
43
alß sie auch hieran khommen. Sie können sich auch die gedankhen machen, daß die
44
Franzosen die Schweden dies orths [ nicht] abandonniren sollen, also möchte es auch
45
bey den hinausgegebenen aufsatz verpleiben. Neutlingen [ zu den vergeblichen Bemü-
46
hungen
Württembergs um die Aufnahme Neidlingens in den Württemberg-Artikel vgl.
47
APW II A 6 Nr. 167 Beilage 3; Philippe, 103f] ist ohnedas schon außgelaßen, wegen
48
Hohenwiel [ gemeint ist die frz. besetzte Festung Hohentwiel; vgl. Philippe, 117, 129;
27
Quarthal, 711f] hat es kein bedenkhen. Ratione Mumpelgard [ gemeint ist die von
28
einer württembergischen Linie regierte Gft. Mömpelgard/Montbéliard im Elsaß, die von
29
frz. Truppen besetzt war; vgl. Stievermann, 373f] ist in favorem Imperii, wan es anderst
30
zu erheben. Wegen Heidenheim etc. pleibts dabey. – Im Ga. dep. Räte II fehlt ein
31
Conclusum betr. Württemberg.Ksl. Beschluss im GR I zu Heidenheim (fol. 86’):
32
Ad § „Ditio tamen Haidenheimb etc.“: nach deme, wz seithero tractirt und geschloßen,
33
zue endern.
mediatclöster halber, auf einziges temperament bringen möget.

13
Im überigen hat es wegen deß § „Et quamvis Fridericus marchio Badensis
14
etc.“

12
Art. IV § „Et quamvis Fridericus“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 561 letzter Absatz; spä-
13
ter
Art. IV,26–27IPO = § 33–34IPM). *KEIPO4B* enthielt jedoch bereits eine Neufas-
14
sung
des Paragraphen (vgl. [Nr. 17 Anm. 22] ).
, § „Dux de Croy“

15
Art. IV § „Dux de Croy“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 zweiter Absatz; später Art.
16
IV,28IPO ← § 35IPM).
, § „Comitibus Nassaw Saraepontanis“

17
Art. IV § „Comitibus Nassau Saræpontanis“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 dritter
18
Absatz; später Art. IV,30IPO ← § 35IPM).
,
15

34
15 Hanovica] Im Ga. dep. Räte II (fol. 87): Ut Volmar [APW II A 6 nr. 272 Beilage [1]].
35
Im Ga. Volmars heißt es: Si in confesso est restitutionem factam [ esse], potest omitti.
§ „Quoad controversiam Nassaw Siegen“

19
Art. IV § „Quod ad controversiam Nassau=Siegen“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562
20
vierter Absatz; später Art. IV,29IPO ← § 35IPM). Dieser Paragraph war in
21
*KEIPO4B* gestrichen worden.
, § „Domus Hanovica“

22
Art. IV § „Domus Hanovica“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 fünfter Absatz; später
23
Art. IV,31IPO ← § 35IPM).
,
16

36
16 Solmensis] Das Ga. dep. Räte II und der dazugehörige Ksl. Beschluss im GR I zu
37
diesem Paragraphen fehlen.

38
16 Isenburg] Das Ga. dep. Räte II und der dazugehörige Ksl. Beschluss im GR I zu
39
diesem Paragraphen fehlen.
§ „Ioannes Albertus comes Solmensis“

24
Art. IV § „Johannes Albertus“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 sechster und siebter
25
Absatz; später Art. IV,32–33 ← § 35IPM).
, § „Comitibus de Isenburg“

26
Art. IV § „Comitibus autem de Isenburg“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 achter Ab-
27
satz
; später Art. IV,34IPO ← § 35IPM). *KEIPO4B* enthielt jedoch bereits eine Neu-
28
fassung
dieses Paragraphen (vgl. [Nr. 17 Anm. 28] ).
,
17
§ „Reingravis“

29
Art. IV § „Rheingravii“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 vorletzter Absatz; später Art.
30
IV,35IPO ← § 35IPM).
bey dem aufsaz allerdings sein bewenden.

18
Waß den § „Domus

40
18 Sain et Wittgenstain] Im Ga. dep. Räte I (fol. 22–22’): Ad § „Rheingravii etc.“, item
41
„Domus Sein et Witgenstein“, item wegen Valendar und Preißberg [ Freusburg] sowohl
42
wegen Bendorff, im fahl sie possessionem de anno 1624 vor sich haben, so hat es damit
43
seine abhelffliche maß, wo nit, so were dz gantze werck auf ein reichstag zue remittieren.
44
Im Ga. dep. Räte II (fol. 87): Etliche vermeinen, eß könte noch bey dem vorigen
45
concluso verpleiben, alii mit dem Volmar [APW II A 6 Nr. 272 Beilage [1]. Die Notanda
46
Volmars entsprechen dem Text der vorliegenden Instruktion.].
Sain et Wittgenstain“

31
Art. IV § „Domus Sayn et Wittgensteinensis“ KEIPO4A betr. die Restitution des Hauses
32
Sayn-Wittgenstein in Schloß, Stadt und Amt Hachenburg, das Dorf Bendorf, die Festung
33
und Hft. Freusburg und die Hälfte der Hft. Vallendar (Text: Meiern IV, 562 letzter
34
Absatz; später Art. IV,36IPO ← § 35IPM).
anlangt, haben wir aus den
19
unß eingeschickten Münsterischen prothocollis ersehen, waß die Chur-
20
trierische gesandten wegen deß erzstiffts Trier an dem ambt Hachenburg,
21
item wegen Valendar und Preüßberg

35
Freusburg.
habender praetension für ein
22
votum gefüehrt und außtruckhlich bedingt haben

36
Die Protokolle konnten nicht ermittelt werden. Wahrscheinlich Bezug auf Protokolle des
37
FRM oder des CC , die von den öst. Ges. an den Ks.hof übersandt wurden. Vgl. auch die
38
Relation vom 3. Mai 1647 mit dem Memorial der kurtrierischen Ges. an Trauttmansdorff
39
(s.l. 1647 Mai 3; vgl. APW II A 6 Nr. 61 Beilage [1]), die Protokolle vom 8. Juli und 21.
40
August 1647 ( ebenda Nr. 177 Beilage 3 und Nr. 207 Beilage [A]) sowie die Relation vom
41
12. November 1647 ( ebenda Nr. 273; [ s. auch in diesem Band Nr. 16 Anm. 19] ).

42
Die Hft. Vallendar war 1392 zur Hälfte an Kurtrier verpfändet worden. Kurtrier sperrte
43
sich in der Folgezeit gegen den von Sayn gewünschten Rückkauf der kurtrierischen
44
Hälfte Vallendars, auch ein RKG -Urteil (1606) zugunsten Sayns konnte an der Verwei-
45
gerungshaltung Kurtriers nichts ändern (Memorial des Hauses Sayn betr. Vallendar, dict.
46
1645 November 1[/11]. Text: Meiern I, 837 –840; vgl. auch Abmeier, 203 Anm. 2). –
47
Das Schloß Freusburg war 1606 von Kurtrier besetzt und 1626 vom RKG diesem zuge-
48
sprochen worden. Zwischen 1633 und 1637 gelangte das Haus Sayn durch schwed. Un-
49
terstützung zunächst wieder in den Besitz der Hft., nach dem Aussterben der männ-
50
lichen Linie des Hauses (1636) wurde Freusburg jedoch erneut von Kurtrier als heimge-
51
fallenes Lehen eingezogen. Wie im Falle Hachenburgs und Vallendars beanspruchte
52
Gf.in Luise Juliane von Sayn auch hier die weibliche Erbfolge für ihre Töchter ( Dahl-
53
hoff
, 161f; Abmeier, 203 Anm. 2; HHStD V, 105f; Schmidt, Wetterauer Grafenverein,
54
569–572).
. Nachdem aber nicht
23
disputiert wirdt, waß dem hauß Sain undt Wittgenstein wegen deß ambts
24
Hachenburg für recht zustehe, sondern diß bestritten wirdt, daß selbiges
25
der possession mit gewalt entsezt und dahero zu restituieren seye, und
26
diß orts mehrers dem mans- alß weibsstammen zu füegen, sintemahlen

[p. 102] [scan. 196]


1
denen andern praetendenten darauf ihr recht vigore clausulae generalis
2
zu affterfolgen frey und bevorstehet, also lassen wir es, sovil dz ambt
3
Hachenburg betrifft, bey dem aufsatz

1
Die Auseinandersetzung zwischen Kf. Ferdinand von Köln und Gf.in Luise Juliane von
2
Sayn um Hachenburg war zu diesem Zeitpunkt im wesentlichen beigelegt, nachdem
3
Kurköln am 21. August 1647 im CC die Restitution der Witwe in Schloß, Stadt und
4
Amt Hachenburg zugestanden hatte (so auch Wartenberg bereits am 14. Juli 1647, vgl.
5
APW III C 3/2, 949; vgl. später Art. IV,36IPO ← § 35IPM). Jedoch mußte sich Luise
6
Juliane noch mit den Ansprüchen Gf. Christians von Sayn (1621–1649), dem jüngsten
7
Halbbruder des verstorbenen Gf.en Ernst von Sayn, auseinandersetzen ( Dahlhoff, 29ff;
8
Foerster, Ferdinand, 346; zu den strittigen Rechtsverhältnissen s. [Nr. 20 Anm. 18] ).
, wegen Valendar und Preüßberg
4
aber, sintemahlen es darmit eine andere mainung hat, darbey verbleiben,
5
daß man nach der Churtrierischen vorschlag und begehren

9
Vgl. das Memorial der kurtrierischen Gesandten an Trauttmansdorff vom 3. Mai 1647
10
(wie Anm. 50).
derenthalben
6
weitere handtlung zur güette für Churtriers liebden anlegen solle.

7

25
7 Falckhenstein] Im Ga. dep. Räte I (fol. 22’): Ad § „Domus Falckenstein“, § „Domus
26
Waldeck“ [ Bezug auf Art. IV § „Domus Waldeck“ KEIPO4A betr. die Bestätigung der
27
Rechtsansprüche des Hauses Waldeck in der Hft. Düdinghausen und in den Orten
28
Nordenau, Altastenberg (früher: Lichtenschaid), Deifeld und Niederschleidern (Text:
29
Meiern IV, 563 dritter Absatz; später Art. IV,38IPO ← § 35IPM).], § „Joannes Er-
30
nestus etc.“ ist alles durch den terminum de anno 1624 erledigt und hette dabey sein
31
verpleibens. – Im Ga. dep. Räte II (fol. 87): Ad § „Domus Falckenstein“, § „Domus
32
Waldeck“: alii cum Volmar [APW II A 6 Nr. 272 Beilage [1]], alii referunt ad regulam de
33
anno 1624. – Eine Weisung betr. Waldeck fehlt in der Instruktion.
Der § „Domus Falckhenstein“

11
Art. IV § „Domus Falckenstein“ KEIPO4A betr. die widerstreitenden Rechtsansprüche
12
auf Schloß und Gft. Falkenstein, das Amt Bretzenheim und die Hft. Reipoltskirchen
13
(Text: Meiern IV, 563 zweiter Absatz; später Art. IV,37IPO ← § 35IPM). Dieser Para-
14
graph war in *KEIPO4B* neugefaßt worden (vgl. [Nr. 17 Anm. 36] ).
ist fast captios gesezt, also dz man dessen
8
eigentlichen verstandt nit wohl begreiffen kan. Damit aber destwegen daß
9
werckh nit aufgehalten werde, so kan auch diser paragraph abgefaster-
10
massen stehenbleiben.

11
Wegen deß § „Ioannes Ernestus comes Öttingensis“

15
Art. IV § „Johannes Ernestus, Comes Ottingensis“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 563
16
vierter Absatz; später Art. IV,39IPO ← § 35IPM). Gemeint ist im folgenden die Kart-
17
hause
Christgarten.
bleibt es bey der
12
regul anni 1624, und wan der prior carthusiae Horti Christi docieren
13
wirdt können, daß er damahls in possessione gewesen, soll ihme in krafft
14
vorberüerter regul und deß termini a quo dz closter verbleiben und er
15
dabey gehandthabt werden.

16
Und dieweilen der § „Fridericus Ludovicus de Lewenstein etc.“

18
Art. IV § „Fridericus Ludovicus comes de Löwenstein“ KEIPO4B betr. die Wiederein-
19
setzung
der Gf.en Friedrich Ludwig von Löwenstein-Wertheim-Virneburg (1598–1657)
20
und Ferdinand Karl von Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1616–1672) in den politischen
21
und religionsrechtlichen Status von 1618 (Text: Meiern IV, 851 ; später Art. IV,41–42
22
IPO ← § 35IPM).
mit
17
beeder theilen vorbewust und belieben, wie wir vernehmen, eingerich-
18
tet

23
Die beiden Gf.en von Löwenstein-Wertheim-Virneburg bzw. -Rochefort hatten sich 1647
24
über die Regierung der Gft. geeinigt. Die entsprechende Neufassung des Paragraphen, die
25
bereits dem späteren Vertragstext entspricht, war am 27. Juni 1647 mit Salvius vereinbart
26
worden (vgl. den eingelegten Textvorschlag in Volmars Handexemplar vom KEIPO4A
27
[wie [Nr. 2 Anm. 8] ]). – Die Gf.en Johann Kasimir (1588–1622) und Georg Ludwig
28
(1587–1633) von Löwenstein-Scharfeneck hatten 1618 den Böhmischen Aufstand und in
29
der Folge die Gegner des Ks.s unterstützt. Daraus resultierte ein innerfamiliärer Konflikt
30
mit Gf. Johann Dietrich von Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1585–1644), der 1621 zum
31
Katholizismus konvertiert war, in ksl. Diensten stand und sich nach der Schlacht von
32
Nördlingen in den Besitz der Gft. brachte. 1647 erfolgte die o.g. Einigung zwischen Gf.
33
Friedrich Ludwig und Gf. Ferdinand Karl von Löwenstein-Wertheim-Rochefort, dem
34
Sohn Johann Dietrichs ( Böhme, 59f).
, so hat es darbey ebenergestalt sein bewenden.

19
Wie imgleichen in dem § „

34
19 Domus Hohenloica] Im Ga. dep. Räte II (fol. 87): Ut Volmar [APW II A 6 Nr. 272
35
Beilage [1]: Volmar hatte bezüglich des Klosters Schäftersheim zu einer Regelung wie bei
36
der Karthause Christgarten (vgl. bei Anm. 54) geraten.]. – Ksl. Beschluss im GR I (fol.
37
87): Wie gerathen.
Domus Hohenloica“

35
Art. IV § „Domus Hohenloica“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 563 fünfter Absatz; später
36
Art. IV,40IPO ← § 35IPM).
, § „Vidua et haeredes
20

38
20 Brandenstein] Fehlt im Ga. dep. Räte II, ebenso fehlt der ksl. Beschluss im GR I und
39
II.
comitis a Brandenstein“

37
Art. IV § „Vidua & hæredes Comitis a Brandenstein“ KEIPO4A betr. die Restitution der
38
Witwe und der Erben des Gf.en von Brandenstein (Text: Meiern IV, 563 achter Absatz;
39
später Art. IV,44IPO ← § 35IPM).
, § „Baro Paulus Kevenhiller, haeredes cancella-
21
rii Löfflerii, Marci Conradi et

40
21 Hieronymi] Im Ga. dep. Räte II (fol. 87): Fiat, ut monent catholici. [ Im ersten kath.
41
Ga. (fol. 62): § „Haeredes etc.“ pro verbis „Hieronymi a Rhelingen liberi etc.“ ponantur
42
„Hieronymus a Rhelingen eiusve uxor et haeredes etc., quia non habent liberos etc.“.].
Hieronymi etc.“

40
Art. IV § „Baro Paulo Khevenhuller“ KEIPO4A betr. die Restitution des Familienbesit-
41
zes von Paul Khevenhüller (1593–1655; 1647 Fh.) und seinem Halbbruder, von Jakob
42
Löffler (1582/3–1638) sowie drei Herren von Rehlingen (Text: Meiern IV, 563 neunter
43
Absatz; vgl. Art. IV,45IPO ← § 35IPM).
, waß der aufsaz deß in-
22
strumenti mit sich bringt.

23
Und dieweilen wir seiter der eüch zugeschickten conclusorum

44
Ksl. Beschluss im GR II, hierfol. 203’, 228. Dort wurden beide im folgenden gen.
45
Punkte zur weiteren Beratschlagung durch den Ks. zurückgestellt. Die Beschlüsse wurden
46
am 4. Dezember 1647 im GR getroffen ( ebendafol. 244–246) und am gleichen Tag nach
47
Osnabrück übersandt ( [Nr. 25 Beilage [1]] ).
den § „In
24
Bohemia“

48
Art. IV § „In Bohemia“ KEIPO4A betr. die Gleichbehandlung der AC-Verwandten in
49
den ksl. Erblanden bei Zivilprozessen (Text: Meiern IV, 563 vorletzter Absatz; später
50
Art. IV,55IPO = § 44IPM).
und was bey dem articulo 5 de gravaminibus numero XIII

51
Art. V § XIII KEIPO4A betr. die Religionsbestimmungen für Schlesien und Niederöst.
52
(Text: Meiern IV, 572 zweiter Absatz; später Art. V,38–41IPO ← § 47IPM).

43
23–24 In Bohemia] Im Ga. dep. Räte I (22’): Ad § „In Bohemia“ et § „Tandem etc.“ haben
44
die gehorsamste räthe dz bedencken, daß die facultas purgandae innocentiae zue grosser
45
weitläuffigkeit anlaß geben werde, allermassen mehrmahls erinnert worden, und halten
46
darfür, wan andere sachen ad instantiam der stände solten außgelassen werden, so
47
möchte tentirt werden, ob auch dises außgelassen möchte pleiben. – Im Ga. dep. Räte
21
II (fol. 87): Eß pleibt bey der deputirten concluso. – Ksl. Beschluss im GR I
22
(1647 XI 25;fol. 87): Weiter sich zue bedenken; (1647 XII 4;fol. 93): Omittatur ver-
23
siculus „qui pro defensione innocentiae suae“ et dicatur „qui pro privatis praetensio-
24
nibus suis etc., iis cum 〈effectu〉 aequ〈o〉 ac catholicis iustitia administretur“. – Ksl.
25
Beschluss im GR II (fol. 203’): Ad § „In Bohemia“ super verbis „pro defensione inno-
26
centiae etc.“ ist pro et contra starckh discutiert worden, also dz ihr Kaiserliche majestät
27
sich über diesen punct sich [!] noch zur zeit nichts schließlichs resolvirt, sondern densel-
28
ben in weiteren bedacht genommen, ob sy diesen punct noch weiter in beratschlagung
29
ziehen laßen wollen, und wan derselb zu beratschlagen, so wurde zu bedenkhen sein,
30
wan man diese gesetzte clausulam „pro defensione innocentiae suae“ nit erheben könte,
31
ob man den frieden daran hafften laßen solte. Item, wan man brech〈en〉 solte, ob man
32
dan dieses puncten halber zu brechen habe oder nit vielmehr anderer halben, wobey man
33
mehrere assistentz wegen anderer darbey concurrirenden interesse zu hoffen. – Im Ga.
34
dep. Räte III (fol. 142’) steht die (wohl später hinzugesetzte) Bemerkung zu diesem
35
Paragraphen (Conclusum postea aliud ut infra, nemlich daß er allhier auß[ zu]laßen und
36
ad § „Tandem etc.“ mit außlaßung etlicher gar zue praeiudicirlichen clausuln zue sezen)
37
irrtümlich neben dem Conclusum zum § „Contractus“.

[p. 103] [scan. 197]


1
unsere erbkönigreich und lande betrifft, absonderlich in berathschlagung
2
gezogen und befunden, daß zumahl diser § „In Böhemia“ hieher ganz
3
nicht gehörig, sondern nach dem § „Tandem omnes“

53
Art. IV § „Tandem omnes“ KEIPO4A betr. die Amnestie für alle Offiziere, Beamten und
54
Soldaten mit ihren Familien und ihre Wiedereinsetzung in den personen- und besitzrecht-
1
lichen Status von 1618, sofern sie nicht ksl. Untertanen oder Vasallen sind (Text: Meiern
IV, 564 fünfter Absatz; später Art. IV,51IPO = § 40IPM).
, und zwarn also-
4
baldt dem § „Qui vero“

3
Art. IV § „Qui vero“ KEIPO4A betr. das Rückkehrrecht und die persönliche Amnestie
4
für die ksl. Untertanen und Vasallen (Text: Meiern IV, 564 vorletzter Absatz beginnend
5
Et hæc quidem ; später Art. IV,52IPO ← § 41IPM).
de subditis haereditariis ad finem beygefüegt,
5
auf maß und weiß eingerichtet werden muß, allermassen ihr bey erstan-
6
geregtem hernach folgendem § „Qui vero“ zu finden, also wollet ihr
7
daran sein, daß selbiger paragraph also, wie er von unß gesezt worden,
8
von den Schweedischen und der Augspurgischen confessionsverwandter
9
stände gesandten beliebt und zumahlen die von unß außgestrichene wortt
10
„sive pro defensione innocentiae suae vel recuperatione bonorum suorum
11
actiones intenderint, aut prosecuti fuerint sive nomina aut iura exege-
12
rint“

6
Dieser Anspruch der Untertanen sollte auf die Formel pro privatis suis praetensionibus
7
eingeschränkt werden ( Ksl. Beschluss im GR IIfol. 245; vgl. auch oben S. 104 Z. 23–24;
8
Ruppert, 320 Anm. 155).
wie auch der versiculus „reique iudicatae executio sine mora tribu-
13
atur etc.“ wegen der vilfeltigen

38
13 inconvenientien] Im ksl. Beschluss im GR II (fol. 245–245’) mit abweichender Begrün-
39
dung
: […] damit also dieienige inconvenientien, welche sub verbis „sive pro defensione
40
innocentiae suae“, item welche bey der clausul „reique iudicatae executio sine mora
41
tribuatur etc.“ (zumahlen die actores executionem ex pacto publico iuxta articulum de
42
restitutione [ Bezug auf Art. XV Abschnitt beginnend mit Veruntamen KEIPO4A ; Text:
43
Meiern IV, 589 vierter Absatz] etiam armata manu zu führen befuegt sein wurden), mit
44
außlassung derselben umbgangen und vermiden bleiben.
inconvenientien, so hierauß zu besorgen,
14
indem solche wortt gar zu weit wider unß undt unsere getrewe ständte
15
und einwohner dises unsers erbkönigreichs Böhaimb und anderer unserer
16
erblanden extendiert und darüber gefehrliche disputat zu lengerm aufhalt
17
deß gewünschten friedens, auch in puncto executionis, erreigt werden
18
möchten, allerdings außgelassen werden.

19
Waß sonst den § „Contractus, permutationes, transactiones, obligationes
20
et instrumenta debiti etc.“

9
Art. IV § „Contractus“ KEIPO4A betr. die Nichtigkeit erpreßter Rechtsgeschäfte (Text:
10
Meiern IV, 563 letzter Absatz; später Art. IV,46IPO = § 36IPM).
anlangen thuet, weiln bey disem paragraph

[p. 104] [scan. 198]


1
vieln creditoribus, die daß ihrige auf traw und glauben hergelihen oder
2
deponirt, zu kurz geschehen wurde, wan auf deßen inhalt beharret wer-
3
den solte, so wollet ihr in der conferenz versuchen, ob diser paragraph
4
entweder gar außgelaßen oder beßer eingerichtet werden könte, iedoch
5
euch auch derntwegen nit lang aufhalten.

6
Sonsten haben wir kein bedencken, dz auch der § „Sententiae etc.“

11
Art. IV § „Sententiae“ KEIPO4A betr. die Suspension und Revision der während des
12
Krieges ergangenen Urteile in weltlichen Sachen (Text: Meiern IV, 564 dritter Absatz;
13
später Art. IV,49IPO = § 38IPM).
,
7
allermaßen selbiger in dem instrumento enthalten, stehenbleibe, wie nit
8
weniger der § „Tandem omnes etc.“

14
Wie Anm. 63.
biß an den § „

37
8 Qui vero] Ksl. Beschluss im GR II (fol. 204’): Maneat. NB: Es ist hiebey von theils
38
geheimben räthen die erinnerung geschehen, das der obige § „In Bohemia“ mit disem §
39
„Qui vero subditi“ combiniert und anhero zu desto besserer erleütterung der darüber
40
besorgender wideriger außdeütungen versezt werden köndte. Es ist aber von ihrer Kay-
41
serlichen majestätt für dißmahl darüber nichts anders resolviert worden, alß das ihre Kay-
42
serliche majestätt dise woch noch die materiam der erblanden absonderlich deliberieren
43
lassen wollen [ vgl. den ksl. Beschluss im GR I (fol. 93) bzw. II (fol. 244–245’) vom 4.
44
Dezember 1647].
Qui vero“

15
Wie Anm. 64.
, welcher
9
dan

45
9 oben angedeutermaßen] Fehlt in der Kopie. – Randvermerk im Konzept: Omittatur ahn
46
Chursachsen obangedeutermassen.
oben angedeutermaßen mit dem § „In Bohemia“

16
Wie Anm. 61.
dergestalt zu-
10
samengefüert und einzurichten, wie folgt: „Qui vero subditi et vasalli
11
haereditarii Imperatoris et domus Austriacae sunt, eadem gaudeant am-
12
nistia quoad personas, famam, vitam et honores habeantque securum re-
13
ditum in pristinam patriam, ita tamen, ut se teneantur accommodare legi-
14
bus patriae, regnorum et provinciarum, tam in ecclesiasticis quam politi-
15
cis. Quantum autem eorundem bona concernit, si ea, antequam in coro-
16
nae Sueciae Galliaeve partes transierunt, confiscatione aut alio modo
17
amissa fuere, porro quoque amissa sunto ac modernis possessoribus per-
18
manento. Illa vero bona, quae ipsis post eam causam, quod pro Suecis aut
19

45
19 Contractus] Im Ga. dep. Räte I (fol. 23): Pleibt bey dem aufsatz. – Im Ga. dep. Räte II
46
(fol. 87): Una cum Volmar [APW II A 6 Nr. 272 Beilage [1]]. – Ksl. Beschluss im GR
47
II (fol. 204): Conclusum, es werde diser paragraph nit wohl außzulassen, es wirdt aber
26
mit Churbayern und -sachssen, alß mit welchen de manutenendo proiecto hoc ge-
27
handelt werden mueß, zu reden sein, ob sie auch ihres orths darvorhalten, das diser para-
28
graph nicht weniger außgelassen werde. Am Rande ( ebenda): NB Die Kayserlichen ge-
29
sandten haben diß orths in acht zu nemmen, das sie weder mit den Bayrisch- noch Sächs-
30
sischen gesandten ratione manutentionis über den vorgriff was zu melden oder zu ver-
31
richten haben, sonder das ein solches von hoff aus geschehen wirdt. – Im Gegensatz zur
32
Instruktion enthält das Ga. dep. Räte I (fol. 23) einen Beschluß zu dem folgenden Art.
33
IV § „Debita“ *KEIPO4B* betr. Schuldenwesen [Text: Meiern IV, 564 zweiter Absatz;
34
später Art. IV,47IPO = § 37IPM]: Ad § „Debita“: Stünde zue versuechen, wie weit es
35
zu bringen, iedoch damit sich nit lang aufzuehalten. – Dazu im Ga. dep. Räte II (fol.
36
87’): Manet conclusum deputatorum. – Ksl. Beschluss im GR I und II entsprechend.
Gallis contra Caesarem domumque Austriacam arma sumpsissent, erepta
20
sunt, iisdem, qualia nunc sunt, absque refusione tamen sumptuum et fruc-
21
tuum perceptorum aut damni dati, restituantur. De caetero in Bohemia
22
aliisque quibuscunque provinciis haereditariis Imperatoris Augustanae
23
confessioni addictis subditis vel creditoribus eorumve haeredibus pro pri-
24
vatis suis praetensionibus, si quas habent et prosecuti fuerint, ius et iusti-
25
tia aeque ac catholicis citra respectum administretur“.

[p. 105] [scan. 199]


1
Und obzwar die catholischen darvorhalten wolln, dz der § „A dicta
2
tamen etc.“

17
Art. IV § „A dicta tamen“ betr. die von der Restitution ausgenommenen Kriegsschäden
18
an Mobilien, Gebäuden oder Deposita jeglicher Art (Text: Meiern IV, 565 erster Absatz;
19
später Art. IV,56IPO = § 45IPM).
etwas kürzer eingerichtet werden solte

20
Erstes kath. Ga. (fol. 62’). In der dort vorgeschlagenen Fassung fehlte der Bezug auf den
21
Befehl der kriegführenden Parteien sowie die Nennung der zerstörten oder anderweitig
22
verwandten Gebäude (autoritate belligerantium partium interversa itemque tam de-
23
structa quam publicae securitatis causa in alios usus conversa aedificia publica et privata,
24
sacra et profana ).
, so

17
2 befinden] Randvermerk im Konzept: Fiat mutatio ad Saxonem: so ist doch dieser passus
18
zu lassen, wie er. – Der geänderte Text steht in der Kopie.
befinden wir
3
doch beßer zu sein, dz disfalß nichts movirt, sondern diser passus gelaßen
4
werde, wie er dem instrumento einverleibt ist.

5
Bey dem

19
5 pröemio] Im Ga. dep. Räte I (fol. 23) ausführlicher: Ratione verbi „maximam“ halten
20
die gehorsamsten räthe darfür, eß möchte verpleiben, dan es ist anderst nicht, dz der
21
zwispalt in der religione den gravaminibus, die gravamina der defension der catho-
22
lischen, die defensio dem krieg, der krieg den frembden cronen den anlaß gegeben,
23
Teütschland anzufallen.
pröemio des artikels 5 de gravaminibus

25
Bezug auf die Einleitung von Art. V KEIPO4A betr. die Regelung der religionsrecht-
26
lichen Verhältnisse im Reich (Text: Meiern IV, 565 vierter Absatz; später Art. VIPO
27
← § 47IPM).
finden wir kein son-
6
ders bedencken, und bleibt daßelbe wie auch der numerus 1 § „

24
6 Transactio] Im Ga. dep. Räte I (fol. 23–23’): Quoad catholici petunt pacem religionis
25
haberi pro norma etc., si consentiant protestantes, fiat; si non, pleibts bey dem text. [ Zu-
26
satz
Kurz’:] Im Vorgriff omittetur.
Transactio
7

27
7 unanimi] Hierzu im Ga. dep. Räte I (fol. 23’): Id est: bleibt; vel addatur „unanimi
28
Cesaris, electorum et principum et statuum Imperii consensu“. […] In reliquis omnibus
29
autem etc. haltet man gehorsambst darfür, eß möchte bey dem auffsatz verpleiben, zue-
30
mahln doch darinen begriffen dise clausula „quatenus formae reipublicae, constitutioni-
31
bus Imperii et praesenti conventioni conformis est“.
etc.“

28
Art. V § 1 KEIPO4A betr. die Bestätigung des Passauer Vertrags von 1552 und des ARF
29
von 1555, die Klärung streitiger Bestimmungen durch denWF und den Grundsatz der
30
aequalitas exacta mutaque (Parität) zwischen den Konfessionsparteien (Text: Meiern IV,
565 fünfter Absatz; später Art. V,1IPO ← § 47IPM).
, wan nur dem wort „unanimi“ daß wort „Imperatoris“ beygefüegt
8
wirdt (unanimi Imperatoris, electorum, principum etc.[)], allermaßen daß
9
proiectum pacis vermag.

10
Nicht weniger bleibt der § „

32
10 Terminus a quo] Im Ga. dep. Räte I (fol. 23’–24’): Ad numerum 2 „Terminus a quo
33
etc.“ ist bey den deputirten zweifel vorgefallen ratione verborum „quae intuitu eorum in
34
politicis mutata sunt“, und hette man vermeint, eß möchte dz nechste sein, daß von
35
denen protestierenden begehrt wurde ein mehrere erleütherung, waß sie hierunter ver-
36
standen haben wollen. Demnach aber in sequenti § „Fiat restitutio etc.“ es daß ansehen
37
hat, daß solcher den negstangeregten paragraph expliciere, also hielte man darfür, eß
38
könten die wortt „intuitu etc.“ verpleiben. Anlangent aber die wortt „cassatis omnibus“,
39
dieweil man nit eigentlich wissen können, waß dise clausula cassatoria importieren
40
möchte, die catholischen aber gantz der widrigen meinung sein und daßienige, waß die
41
protestierende cassierter, sie salvierter und reservirter haben wollen [ Im ersten kath. Ga.
42
(fol. 63) wurde folgender Vorbehalt gefordert: salvis tamen rebus tam ante quam post
43
eum terminum cognitis ac decisis, pactis, transactionibus, commissionibus, reversalibus
44
ac litispendentiis, ut nihilominus unicuique qui se gravatum credit, via iuris, coram utri-
45
usque religionis paribus praeclusa non sit], alß ist für guet angesehen worden, hierüber
46
den herren obersten hoffmeister [ Trauttmansdorff] zue vernehmen, wie auch alsobalt
47
nacher 〈Wienn〉 zue schreiben, dz sie alle latas publicatas sententias seithero anno 1624
48
aufsuechen.
Terminus a quo etc.“

32
Art. V § 2 KEIPO4A betr. den Grundsatz der Restitution der Rst. , der Reichsritterschaft
33
und der Reichsstädte in die Realpossession nach dem Stichtag 1. Januar 1624 – die Resti-
34
tution der Städte Augsburg, Dinkelsbühl, Biberach und Ravensburg hinsichtlich der
35
Güter, der Rechte und der Religionsausübung sowie die Sonderbestimmungen für die Be-
36
setzung der städtischen Ämter – die Vertagung der Entscheidung über die Restitution von
37
Donauwörth – die vorrangige Geltung der Amnestieregelungen (Text: Meiern IV, 565
38
sechster Absatz bis 566 erster Absatz; später Art. V,2–3, 12–13IPO ← § 47IPM).
, welcher der numerus
11
2 in puncto gravaminum ecclesiasticorum ist, bey dem aufsatz, iedoch dz
12
bey dem § „Civitates Augusta etc.“

39
Betr. die Restitution der Städte Augsburg, Dinkelsbühl, Biberach und Ravensburg hin-
40
sichtlich der Güter, der Rechte und der Religionsausübung sowie die Sonderbestimmun-
41
gen für die Besetzung der städtischen Ämter (Text: Meiern IV, 565 vorletzter Absatz).
der anhang „sed ratione dignitatum
13
senatoriarum aliorumque munerum publicorum sit inter utrique religioni
14
addictos aequalitas idemque numerus“ außgelaßen werde, alß in welchem
15
wir nit willigen können, zumahln es contra terminum iam dictum lauffen
16
thuet.

[p. 106] [scan. 200]


1
So laßen wir es auch wegen des numeri 3 § „

15
1 Bona ecclesiastica] Im Ga. dep. Räte I (fol. 24’–25): Ratione proprietatis deducantur ad
16
longum rationes confirmatoriae resolutionum a sua maiestate iam captarum, et maneat
17
articulus, prout ponat. – Ksl. Beschluss im GR I (1647 XI 26;fol. 89): Ponatur iste
18
paragraphus dupliciter: 1. secundum votum catholicorum, 2. prout inest in pace reli-
19
giosa, ut diiudicari melius possit, utrum sit relinquendum. Abschließend (1647 XII 1;
20
fol. 92’): Es pleibt bei dem proiecto instrumenti, wie es vorhin gewesen. Et si conque-
21
rantur catholici, remonstretur illis ex pace tam religionis anno 1555 quam praesenti,
22
quod similia et graviora 〈f〉uerint concessa. – Ksl. Beschluss im GR II (1647 XI 26;
23
fol. 205’–206): Ad § „Bona ecclesiastica“, item „Si igitur“ seindt zwischen denen gehei-
24
men räthen zwo underschietliche mainungen außgefallen. Die eine, das es bey dem auf-
25
saz allerdings verbleiben möchte, die andere, das diser paragraph allerdings nach dem
26
religionfrieden eingerichtet, id est, das die catholische von den uncatholischen seiungiert
27
werden solten. Conclusit sua maiestas, man solte dergleichen aufsaz formieren und ihro
28
solchen zu fernerer resolution vorbringen. Abschließend (1647 XII 1;fol. 242–242’):
29
Weilen diser paragraph in der den 26. Novembris gehaltenen consultation und dabey
30
außgefallenen zweyen underschiedtlichen meinungen von ihrer Kayserlichen majestät
31
dahin resolviert worden, daß man disen numerum, wie damahls von theils räthen einge-
32
rathen worden, nach dem religionfrieden einrichten und ihrer Kayserlichen majestät zu
33
ferrnerer decision vorbringen solle, also ist solchem gehorsambste folge geschehen
34
[ Textvorschlag konnte nicht ermittelt werden.], aber von ihrer Kayserlichen majestät
35
nach reiffer der sachen überlegung geschlossen worden, disen numerum, wie er in in-
36
strumento pacis gesezt ist, stehenzulassen.
Bona ecclesiastica etc.“

42
Bezug auf Art. V § 3 KEIPO4A betr. die Restitution des Reichskirchenguts in die Real-
43
possession nach dem Stichtag 1. Januar 1624 – den Geistlichen Vorbehalt sowohl für kath.
44
Reichskirchengut als auch für Reichskirchengut Augsburgischer Konfession (Text: Meiern
IV, 566 zweiter Absatz; später Art. V,14–15IPO ← § 47IPM).

2
beym aufsaz aus denen euch unlengst überschribenen rationibus aller-
3
dings bewenden, außer dz zum unterschied der catholischen

37
3 wahrn] Fehlt in der Kopie. – Randvermerk im Konzept: Ad Saxonem omittatur verbum
38
„wahren“.
wahrn erz-
4
und bischoven der § „

39
4 Si igitur] Im Ga. dep. Räte I (fol. 25): So pleibt es similiter in § „Si igitur“ bey dem
40
uffsatz. Ratione verbi „iudicialiter“ dependiert von der restitution [!] [ müßte wohl
41
heißen „resolution“] super clausula cassatoria superius mentionata [ zu dieser Vorbehalts-
42
klausel
vgl. die Textanmerkung bei Anm. 75]; undt pleibt quoad monitionem, ne vocen-
43
tur episcopi, possent vocari ut articulus 6. – Ksl. Beschluss im GR I (fol. 89): Ponatur
44
etiam hic paragraphus dupliciter: 1. ut inest, 2. secundum pacem religiosam. – Der ksl.
45
Beschluss im GR II (1647 XII 1;fol. 242’) besagt nichts betr. den Absatz Si igitur und
46
konstatiert lediglich, disen numerum [ Art. V § 3 KEIPO4A ], wie er in instrumento pacis
47
gesezt ist, stehen zu lassen.
Si igitur etc.“

47
Art. V § 3 Absatz beginnend mit Si igitur KEIPO4A betr. den Geistlichen Vorbehalt
48
sowohl für kath. Reichskirchengut als auch für Reichskirchengut Augsburgischer Konfes-
49
sion (wie Anm. 77).
folgendermaßen zu ändern ist: „Si
5
igitur catholicus archiepiscopus, episcopus, praelatus aut Augustanae con-
6
fessioni addictus in archiepiscopatum, episcopum, praelatum electus vel
7
postulatus solus aut una cum capitularibus“, welche distinction ihr auch
8
hierunter bey dem numero 6

50
Wie Anm. 83.
und wo es sonst vonnöthen sein wirdt, in
9
acht nehmen wollet.

10
Den numerum 4

51
Art. V § 4 KEIPO4A betr. das Wahl- und Postulationsrecht – das Verbot der Erblichkeit
52
des Reichskirchenguts und die Öffnung der Kapitel für alle geeigneten Personen (Adel,
53
Patrizier, akademisch Graduierte und andere) (Text: Meiern IV, 566 dritter Absatz; spä-
54
ter Art. V,16–17IPO ← § 47IPM).
laßen wir im ubrigen alles seines inhalts verbleiben,
11
haben allein post verba „et intuitu archiepiscopatuum et episcopatuum“
12
zu

48
12 desto mehrer] Randvermerk im Konzept: Ad Saxonem „gleichmessiger“. – Dieser geän-
49
derte
Text steht in der Kopie.
desto mehrer versicherung der catholischen die wort „catholicae
13
religioni et Augustanae confessioni addictis“ hinzuzusezen ein notturfft
14
zu sein erachtet.

[p. 107] [scan. 201]


1
Der

28
1 numerus 5] Im Ga. dep. Räte I (fol. 25’): Vermeinen zwar etliche räthe, dz es usque ad
29
verba „Si quid annatarum etc.“ möge gelassen, die andere aber, sonderlich dz wortt
30
„validitate“ außgelassen werden, dieweilen ihre heyligkeit [ Papst Innozenz X. (Giam-
31
battista
Pamfili), 1574–1655; 1644 Papst ( LThK V, 522)] ihre iura selbsten nit defendiern
32
noch Euer Kaiserlicher Majestät assistiern. – Im Ga. dep. Räte II (fol. 89): Wie in voto
33
deputatorum, iedoch vermeinen etliche, eß möchte der numerus gantz stehen pleiben. –
34
Der besondere Hinweis auf die päpstlichen Rechte findet sich erstmals als Randvermerk
35
Gebhardts im ksl. Beschluss im GR III (fol. 145).
numerus 5

1
Art. V § 5 KEIPO4A betr. das ksl. Recht der Ersten Bitten nach dem Stand von 1624 –
2
die Ungültigkeit päpstlicher Abgabenforderungen für das Reichskirchengut Augsburgi-
3
scher Konfession und den Ausschluß von Rechtshilfe für deren Eintreibung – Papstmonate
4
( menses papales) in bikonfessionellen Kapiteln des Reichskirchenguts nach dem Stand von
5
1624 (Text: Meiern IV, 566 vorletzter Absatz; später Art. V,18–20IPO ← § 47IPM).
bleibt in totum, iedoch wollet ihr in conferentia ver-
2
suchen, ob auch dis orts pro voto catholicorum, insonderheit aber ratione
3
iurium Papalium, etwz zu erhalten.

4
Bey dem

36
4 numero 6] Ksl. Beschluss im GR II (fol. 206) lediglich: Bleibt bey dem aufsaz.
numero 6

6
Art. V § 6 KEIPO4A betr. die Investitur der geistlichen Reichsf.en Augsburgischer Kon-
7
fession und das Stimmrecht in Reichsversammlungen und -gremien – den Titel der geist-
8
lichen Reichsf.en Augsburgischer Konfession und die Session auf RT (Text: Meiern IV,
567 dritter Absatz; später Art. V,21–22IPO ← § 47IPM).
ist in substantia nichts zu ändern, alß wz oben bey
5
dem numero 3 de distinctione tituli episcoporum catholicorum ab acatho-
6
licis gemeldt worden

10
Bei Anm. 79.
, welchemnach diser numerus also einzurichten:
7
„Electi aut postulati ad archiepiscopatus, episcopatus aut praelaturas
8
Augustanae confessioni addicti a sacra Caesarea maiestate, postquam
9
intra annum electionis aut postulationis suae fidem fecerint et iuramenta
10
regalibus sueta feudis praestiterint, absque ulla exceptione investiantur
11
ultraque taxae ordinariam summam insuper eiusdem dimidium pro infeu-
12
datione pendant. Iidem aut sede vacante capitula ut quibus etc.“, wie der
13
contextus biß zum endt lauten thuet.

14
Bey dem

37
14 numero 7] Hierzu im Ga. dep. Räte I (fol. 26): In conferentia tentandum, ob die excep-
38
tio ecclesiae Argentinensis a termino 1624 zu erhalten? Wan es aber zum vorgriff kombt,
39
verpleiben zu lassen.
numero 7 § „Quot capitulares etc.“

11
Art. V § 7 KEIPO4A betr. die Zusammensetzung der bikonfessionellen Kapitel des
12
Reichskirchenguts nach dem Stand von 1624 und die Religionsausübung in diesen Stiften
13
nach Maßgabe des Jahres 1624 (Text: Meiern IV, 567 vorletzter Absatz; später Art. V,23
14
IPO ← § 47IPM).
finden wir, dz die catho-
15
lischen hiervon daß stifft Straßburg außgezogen haben wollen

15
Vgl. das erste kath. Ga. fol. 64’.
. Dweiln
16
nun der contract oder die capitulation, dz die Luttherischen thumbherrn
17
zu Straßburg auf ihr leben lang bey dem stifft bleibn sollen, mit denselben
18
(wie wir berichtet werden) anno 1619 aufgerichtet

16
Bezug unklar. 1620 wurde der Hagenauer Vertrag verlängert, der den AC-Verwandten
17
für weitere sieben Jahre acht Domherrenstellen im Straßburger Domkapitel zusicherte
18
(vgl. [Nr. 17 Anm. 83] ). Sowohl das Straßburger memorial vom 22. Februar/5. März 1647
19
als auch Lamberg und Krane ( [Nr. 17 bei Anm. 83] ) argumentieren ausschließlich mit den
20
Hagenauer Verträgen. Ein Vertrag von 1619, der den prot. Domherren ihre Stelle auf
21
Lebenszeit einräumte, konnte nicht ermittelt werden.
, so wirdt es sich zu
19
seiner zeit finden, wievil dern anno 1624 noch im lebn gewesen, bey dern
20
anzahl und keiner mehrern es verbleibn thuet.

21
Numerus 8 § „Qui archiepiscopatus etc.“

22
Art. V § 8 KEIPO4A betr. die Regelungen über das Kirchengut, über das in Art. X–XV
23
KEIPO4A verfügt ist (Text: Meiern IV, 567 letzter Absatz; später Art. V,24IPO ← § 47
24
IPM).
bleibt.

22
Nicht weniger in numero 9 § „Quaecunque etc.“

25
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quæcunque Monasteria KEIPO4A betr. die Restitution
26
des landsässigen Kirchenguts Augsburgischer Konfession nach dem Stichtag 1. Januar 1624
27
(Text: Meiern IV, 568 zweiter Absatz; später Art. V,25IPO ← § 47IPM).
, item § „

40
22–23 Unicum solumque] Im Ga. dep. Räte II (fol. 89): Pleibt bey dem concluso deputa-
41
torum, iedoch vermeinen etliche, eß werde umbsonst sein, et conveniunt omnes, dz es im
42
vorgriff gar auszulassen.
Unicum
23
solumque“

28
Ebenda, hier Abschnitt beginnend mit Unicum solumque. Dieser regelte, daß einzig und
29
allein der Besitzstand des 1. Januar 1624 Grundlage des Friedensvertrags, der Restitutio-
30
nen und der künftigen Rechteausübung sein soll.
, iedoch wollet ihr anstatt des worts „evangelicorum“ an
24
allen orthen des instrumenti die worth „Augustanae confessioni addic-
25
torum vel protestantium“ gebrauchen,

43
25–27 und – könnet] Fehlt in der Kopie. – Randvermerk im Konzept: Omittatur ad Saxo-
44
nem.
und im übrigen sehen, ob ihr
26
dis orths der catholischen religion zum besten etwz mehrers erhalten
27
könnet.

[p. 108] [scan. 202]


1
Bey dem § „

27
1 Omnia quoque] Im Ga. dep. Räte I (fol. 26): § „Omnia quoque etc.“ usque ad verba
28
„non tamen in alios“ könte verpleiben und darauff beharret werden, tam in conferentiis
29
alß im vorgriff. – Im Ga. dep. Räte II (fol. 89’): Pleibt, excepta clausula „non tamen in
30
alios“ [ vgl. die entsprechende Forderung im ersten kath. Ga. fol. 65’–66 ].
Omnia quoque etc.“

31
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Omnia quoque KEIPO4A betr. die Restitution des land-
32
sässigen kath. Kirchenguts nach dem Stichtag 1. Januar 1624 – die Verhältnisse im bikon-
33
fessionellen landsässigen Kirchengut – ksl., päpstliche und ebfl. Rechte im landsässigen
34
kath. Kirchengut (Text: Meiern IV, 568 letzter Absatz; später Art. V,26IPO ← § 47
35
IPM).
finden wir auch khein weiters be-
2
dencken, als

31
2 das zu mehrer] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage waß zu nehrer.
das zu mehrer erleuterung post verba „primitus dicata sunt“
3
die voculam [!] „imposterum“ hinzuezusezen seye.

4
Die darauffolgende paragraphi „In quibuscunque“

36
Ebenda, hier Abschnitt beginnend mit In quibuscunque. Dies ist die Regelung über die
37
Verhältnisse im (bikonfessionellen) landsässigen kath. Kirchengut.
, item „

32
4–5 Quoad oppignorationes] ksl. Beschluss im GR II (fol. 207–207’): Es solle noch heüt
33
dem Volmar zugeschrieben werden [ vgl. [Nr. 14 Anm. 1] ], das man dise clausulam „atque
34
propterea“ außlassen solle, sonderlich weilen auch dise pfandtschafft der statt Lindaw
35
per sententiam abgesprochen, und da schon in executione einziger excess geschehen
36
were, so sey der weg rechtens offen und werde der statt Lindaw ungespert sein; negst
37
disem, daß auch diser passus nicht ad punctum gravaminum, sondern ad materiam iusti-
38
tiae gehörig ist.
Quoad oppi-
5
gnorationes etc.“

38
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quod ad Oppignorationes KEIPO4A betr. die Ein-
39
lösung
von Reichspfandschaften durch den Ks. (Text: Meiern IV, 569 zweiter Absatz;
40
später Art. V,26IPO ← § 47IPM).
bleiben ebenergestalt usque ad verba „atque propterea
6
etc.“. Dise worth aber „atque propterea civitati Lindaw nec non Weissen-
7
burgo in Noricis reddita sorte oppignerationes Imperiales ipsis ademptas
8
il[l]ico et plenarie restituendas“ seind destwegen außzulassen, weil sie zu
9
dero vorgehenden regul nit gehörn und bey Lindau es nicht umb die
10
reichsp[f]andtschafft selbst, sondern meistens umb den praetendirten ex-
11
cess der execution mit den vier cöllenhöven zu thun, Weißenburg aber
12
von drey iahrn zu drey iahrn die pfandtschafft allezeit widerumb verneu-
13
ert und der widerlösung selbst in anno 1621 nach verfließung deß gesez-
14
ten termini stattgeben hat, wie ihr aus des bischoffs zu Eychstett andäch-
15
tigen unß übergebenen und euch iüngst aingeschloßenen memorial

41
Zur Weisung vom 27. November 1647, d.i. [Nr. 14 Beilage [2]] . Hierin (fol. 109’) wird zu
42
dem gen. Punkt betr. Weißenburg ausgeführt: […], sinthemahlen mehrbedeüte statt
43
Weissenburg einiges privilegium bey beschehener ordentlicher aufkünd-, ablesung und
44
apprehension bemelter reichspfleg oder pfandtschafft im jar 1621, alß der leztere termi-
45
nus sich geendet, wie sie sonst wol hete thuen khönnen und sollen […], niemahlen vor-
46
gewisen, auch ebensowenig aniezo edirt oder zu edieren vermag.
mit
16
mehrerm vernohmen

39
16–17 und – getrungen] Fehlt in der Kopie. – Randvermerk im Konzept: Omittatur ahn
40
Sachsen.
und unsern domahligen bevelch zufolg auf die auß-
17
laßung diser beiden puncten nunmehr schon getrungen habn werdet.

18
Nicht weniger soll auch bey dem § „

41
18 Quae vero bona] Im Ga. dep. Räte I (fol. 26’) außerdem: Item vocula „quidem“ delea-
42
tur. – Im Ga. dep. Räte II (fol. 89’): In § „Quod si“ usque ad verba „domino quidem“
43
in fine mutentur verba ita: „inque rem iudicatam transierit et sors numerata fuerit, resti-
44
tutio statim subsequatur“. A verbis „domino quidem“ usque ad finem omnia omittantur.
45
Ksl. Beschluss im GR I (fol. 89’): Wie gerathen.
Quae vero bona etc.“

47
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quæ vero bona KEIPO4A betr. die Restitution im Krieg
48
besetzter oder eingeschränkte Einlösung alter Pfandschaften der Rst. und den begrenzten
49
Religionsbann (ius reformandi) des Inhabers der eingelösten Pfandschaften (Text:
50
Meiern IV, 569 dritter Absatz; später Art. V,27IPO ← § 47IPM).
die vocula
19
„vero“, wie auch in selbigem paragraph der versiculus „incolae tamen
20
etc.“ biß zum ende, zumahln solches dem iuri superioritatis domino ter-
21
ritorii competenti zuwiderlaufft

51
Der gen. Abschnitt bestimmte, daß der neue Landesherr nach Einlösung einer Pfandschaft
52
die Untertanen nicht zwingen dürfe, ihrer bisherigen Konfession/Glauben zu entsagen
53
oder auszuwandern; vielmehr mußte er ihnen die freie Religionsausübung in ihren Kir-
54
chen gestatten.
, außgelaßen werden.

22
Der numerus 10 von der freyen reichsritterschafft

1
Art. V § 10 KEIPO4A betr. die religionsrechtliche Gleichstellung der Reichsritterschaft
2
mit den Rst. (Text: Meiern IV, 569 vierter Absatz; später Art. V,28IPO ← § 47IPM).
bleibt außer der
23
worth „vigore pacis religiosae illimitatae“, für welche zu sezen „vigore
24
praesentis conventionis“; folgends pro verbis „penitus aequata maneant“
25
die worth „idem ius habeant, quod supradictis electoribus, principibus et
26
statibus competit“.

[p. 109] [scan. 203]


1
Die sub numero

28
1 11] In der Druckvorlage irrtümlich 10.
11 § „

29
1 Liberae Imperii civitates] Im Ga. dep. Räte II (fol. 90) außerdem: Im vorgriff könten
30
beede numeri [ gemeint sind Art. V §§ 10–11 KEIPO4A ] pleiben, exceptis tantum „salvis
31
tamen“. – Ksl. Beschluss im GR II (fol. 213) deutlich kürzer: Omittantur verba „omni-
32
modo aequales“ et substituantur alia magis convenientia ad evitandam omnimodam exe-
33
quationem cum superioribus statibus. – Die Weisung zur Auslassung der Klausel salvis
34
tamen ist im ksl. Beschluss im GR III von Gebhardt zugefügt worden (fol. 147’).
Liberae Imperii civitates etc.“

3
Art. V § 11 KEIPO4A betr. das Religionsrecht der mono- und bikonfessionellen Reichs-
4
städte sowie derjenigen mit einem Anteil kath. Bürger (Text: Meiern IV, 569 letzter
5
Absatz; später Art. V,29 ← § 47IPM).
befindliche parti-
2
culae „omnimodo aequales etc.“ tragen eine gar zu vollkommene gleicheit
3
mit den obern und höhern ständen ab sich

6
In diesem Abschnitt wurden die Reichsstädte religionsrechtlich (tam ratione iuris refor-
7
mandi quam aliorum casuum religionem concernentium ) in jeglicher Hinsicht mit den
8
übrigen oberen Ständen des Reiches (reliquis statibus Imperii superioribus ) gleich-
9
gestellt
.
, welche dieselbe schwerlich
4
nachgeben werden, daher ihr hierinnen zu dero underscheidung uff ander
5
schickliche terminos zu gedencken habt. Es laufft auch dise exaequation
6
wider den religionsfridt, vermög deßen beide religionen an orthen und
7
enden, wo solche in zeit des religionfridens in reichsstätten gewesen, ge-
8
ruhiglich verbleibn sollen

10
Vgl. Art. [14] ARF (Text: Brandi, ARF , 49).
. Derowegen dan die stätte nicht simpliciter
9
ius reformandi haben wie die andere höhere ständ, von denen kein solche
10
disposition im religionsfriden stehet.

35
10–15 Zuedeme – wolte] Fehlt in der Kopie. – Randvermerk im Konzept: Haec clausula
36
videtur mihi [ der Vermerk stammt von Schröder] omittenda.
Zuedeme, wan sie, die stätte, omni-
11
mode hierinnen den superioribus aequales wärn, so dörffte der catho-
12
lische magistrat zu Augspurg und in andern catholischen orthen die
13
Augspurgischen confessionsverwanten gar nit leiden, sondern köndten sie
14
krafft deß iuris territorialis außschaffen, wan und zu welcher zeit sie wol-
15
ten. Were auch unrecht, dz man sie izt ad annum 1624 restringirn wolte.

16
Und dweiln oben sub numero 2 der anhang „ratione dignitatum senato-
17
riarum“ in den stätten Augspurg, Dinckelspil, Ravenspurg und Bibrach
18
außgelaßen ist

11
Vgl. oben bei Anm. 76.
, so kan auch die in fine dises paragraphi hinzuegesezte
19
clausula „salvis tamen iis, quae politicorum ratione de Augusta Vindeli-
20
corum, Dinckelspilla, Biberaco et Ravenspurgo superius articulo 2 dis-
21
posita sunt“ alhie nit stattfinden.

22
Sovil nechst disem den numerum 12

12
Art. V § 12 KEIPO4A betr. das Religionsrecht der Mediatstände (auch Landsassen, Va-
13
sallen) und Untertanen (Text: Meiern IV, 570 zweiter Absatz – 572 erster Absatz; später
14
Art. V,30–37IPO ← § 47IPM).
anlangen thuet, laßen wir unß den
23
ersten § „Quantum deinde ad comites, barones, nobiles, vasallos, civitates,
24
fundationes, monasteria, commendas etc.“

15
Art. V § 12 Absatz beginnend mit Quantum deinde KEIPO4A betr. den Grundsatz:
16
Religionsbann (ius reformandi) der Rst. ggb. Mediatständen und Untertanen – Auswan-
17
derungsrecht Heterokonfessioneller (Text: Meiern IV, 570 zweiter Absatz; später Art.
18
V,30IPO ← § 47IPM).
, wie selbige[r] in proiecto
25
instrumenti gesezt ist, nit zuwider sein.

26
Die darauffolgende paragraphi aber, alß da ist § „

37
26 Hoc tamen] Im Ga. dep. Räte I (fol. 27): Ex rationibus in voto deductis gantz außzue-
38
lassen, und weilen von hoff auß ie und allezeit befohlen worden, dz man diß orts dz
39
werck keineswegs auf pacta fundiern, weniger die erbländer von denen andern ständen
40
in hoc passu separiern, sondern vilmehr, wan man die erbland in hoc puncto salviern
41
will, hierinen causam communem mit denen reichsständen machen solte, also möchte
42
diser paragraph völlig außgelassen und die außlassung derselben sowohl in der conferenz
43
alß in dem vorgriff behaubtet werden.
Hoc tamen non obstante
27
etc.“

19
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Hoc tamen non obstante KEIPO4A betr. die Ein-
20
schränkung des Religionsbanns (ius reformandi) ggb. Mediatständen und Untertanen
21
Augsburgischer Konfession unter kath. Rst. (und umgekehrt), die 1624 die öffentliche
22
oder die private Religionsübung innehatten (Untertanen erster Kategorie), und Garantie
23
nach Normaljahr – die Restitution des religionsrechtlichen Status des Jahres 1624 für
24
Mediatstände und Untertanen Augsburgischer Konfession und für kath. Mediatstände
25
und Untertanen (Text: Meiern IV, 570 zweiter Absatz; später Art. V,31–32IPO ←
26
§ 47IPM).
, § „Pacta autem“

27
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Pacta autem KEIPO4A betr. die Annullierung der
28
den religionsrechtlichen Bestimmungen entgegenstehenden Verträgen der Rst. mit ihren
29
Landständen und Untertanen (Text: Meiern IV, 571 im ersten Absatz; später Art. V,33
30
IPO ← § 47IPM).
, § „Illi vero catholicorum subditi etc.“

31
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Illi vero KEIPO4A betr. die Duldung der Haus-
32
andacht, der Teilnahme an öffentlicher Religionsausübung in benachbartem Territo-
33
rium und der Schulerziehung der Kinder in der eigenen Konfession bei sonstigem Wohl-
34
verhalten zugunsten der Mediatstände und Untertanen Augsburgischer Konfession, die
35
zwischen 1624 und dem Friedensschluß konvertiert sind (Untertanen zweiter Kategorie)
36
durch kath. Rst. und zugunsten solcher kath. Untertanen durch Rst. Augsburgischer
37
Konfession (Text: Meiern IV, 571 im ersten Absatz; später Art. V,34IPO ← § 47
38
IPM).
biß

[p. 110] [scan. 204]


1
ad versum „Sive autem catholici etc.“

39
Art. V § 12 Absatz beginnend Sive autem KEIPO4A betr. das Diskriminierungsverbot
40
für Untertanen kath. Glaubens oder Augsburgischer Konfession (Text: Meiern IV, 571
41
zweiter Absatz; später Art. V,35IPO ← § 47IPM).
kan man diserseitt nit zuegebn,
2
zumahln solche die vorhin gesezte regul de iure reformandi subditos und
3
die deßwegen im religionfriden beschehene

40
3 fürsehung] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage uneindeutig. – In der Kopie
41
vorstehung.
fürsehung, dz keiner des an-
4
dern unterthanen, bevorab in religionssachen, schuzen oder versprechen
5
solle

42
Bezug auf das Verbot des Glaubenszwangs in Art. [10] ARF beginnend mit Es sol auch
43
(Text: Brandi, ARF , 46).
, ganz und zumahln umbkehrn thete[n]. Es ist auch nit nötig, dz
6
alhie der pactorum für frembde

44
Hier im Sinne von „fremdkonfessionell“.
underthanen meldung geschehe, dweiln
7
ein ieder standt vorhin schon weis, wz für pacta er mit seinen
8
underthanen habe, und die underthanen hinwider sich zu bescheiden
9
werden wißen, wie sie sich hirin gegen ihre obrigkeit verhalten sollen.
10
So ist auch diser tractat zwischn unß und den cronen und freyen ständen
11
des Reichs für unß allerseits und eines iedwedern selbsteigene landt und
12
leuthe, nicht aber, dz ein theil mit des andern und frembden underthanen
13
zu schaffen haben oder auch andere privatverträge und iura in dise handt-
14
lung gezogen werden sollen, weiln bekant, quod pactis privatorum non sit
15
derogandum iuri publico

45
Rechtsregel aus dem Corpus Iuris Civilis: Pacta privata juri publico derogare non pos-
46
sunt ( Liebs, P99).
,

42
15–17 und – können] Fehlt in der Kopie. – Randvermerk im Konzept: Omittatur ahn
43
Chursachsen.
und auf dise weis wirdt auch das disputat de
16
pacto Hildesheimensi umbgangen

47
Vgl. hierzu auch Kf. Ferdinand von Köln an Trauttmansdorff, Bonn 1647 Mai 19 ( APW
48
II A 6 Nr. 119 Beilage [1]). – Entgegen der vorliegenden Weisung enthielten später die
49
von den ksl. Ges. herausgegebenen Textvorschläge zur Autonomie im Reich vom 11. und
50
27. Januar 1648 ( [Beilage [1] zu Nr. 83] und [Beilage 5 zu Nr. 99] ) Regelungen über die
51
Religionsverhältnisse im Hst. Hildesheim, was von den dep. Räten am Ks.hof mißbilligt
52
wurde (vgl. das Ga. dep. Räte vom 23. Januar 1648, d.i. zu Nr. 97).
und Churcöllns liebden beßer satis-
17
faction geschehen können.

18
Im übrigen wollet ihr vermög unserer vorantwortt vom 30. Novembris
19
negsthin daran sein, weiln bey dem § „Pacta autem etc.“

54
Wie Anm. 105.
meistens
20
die Westpfalische stifft und underthanen interessirt sein, damit sich die
21
interessirte ständt über disen passum selbst, aufs beste sie können, verglei-
22
chen mögen, damit nur disfalß kein hinderung deß fridens entstehe

1
Zur Auslassung des Abschnitts Pacta autem vgl. Nr. 30, das de facto ein PS zu dieser
2
Instruktion darstellt.
,
23
salva de caetero manente regula iuris territorialis, welcher regul dan der
24
darauffolgende § „Illi vero etc.“

3
Wie Anm. 106.
schnurstracks zuwiderlaufft und

44
24 vast] In der Kopie waß.
vast
25
ärgerlich und unleidtlich ist, dz auch dieiehnigen underthanen hinfüro
26
die freye religionsübung haben sollen und nit reformirt werden können,
27

44
27 Pacta autem] Im Ga. dep. Räte I (fol. 27–27’) ursprünglich: Ad § „Pacta autem“ differatur
45
et conferatur cum supremo aulae praefecto [ Trauttmansdorff] et extrahantur rationes pro
46
omissione a domino referente et contra. Dieser Text wurde jedoch nachträglich von
34
Kurz mit der Randbemerkung Omittenda omnia gestrichen.Ksl. Beschluss im
35
GR I (fol. 90, 93) zunächst (1647 XI 29): Omittantur; später (1647 XII 6): Si debeat stare,
36
excipienda Austria Inferior. Si non, potest etiam de Austria omitti. – Ebenfalls am 6.
37
Dezember 1647 hatte Trauttmansdorff im Rahmen der Beratungen über den Vollzug
38
und die Sicherung des Friedens ein Gutachten zu Art. V § „Pacta autem“ abgegeben
39
(s. Nr. 30).
welche sie erst post annum 1624 in disem kriegswesen bloß intuitu belli
28
uberkommen.

29
Noch vil unzueläßiger ist der § „Illi denique“

4
Art. V § 12 Absatz beginnend mit Illi denique KEIPO4A betr. die Fristenregelung für
5
die Auswanderung und Ausweisung künftiger Konvertiten (Untertanen dritter Katego-
6
rie) und das Verbot einer Erschwernis oder Verhinderung der Auswanderung (Text:
7
Meiern IV, 571 letzter Absatz; später Art. V,37IPO ← § 47IPM).
, dz auch dieienigen, die
30
inskünftig eine andere religion, alß ire obrigkeit hat, annehmen wolten,
31
unter fünfzehn jahrn nit außgetribn werden könten oder solten

8
Die grundsätzliche Auswanderungsfrist für die Untertanen der dritten Kategorie betrug
9
im KEIPO4A zehn Jahre. Bei Schwierigkeiten beim Verkauf der Güter oder der Ver-
10
legung des Wohnsitzes innerhalb der Frist sollte diese um fünf Jahre verlängert werden
11
können.
. Dero-
32
wegen ihr euch bemüehen wollet, dz solche und dergleichen unbilliche
33
sachen (wobey euch nit allein die catholische, sondern die protestirende

[p. 111] [scan. 205]


1
selbst zu secundirn haben) außgelaßen, und diser ganze numerus von
2
deme anfangs gemelten § „Quantum deinde ad comites etc.“

12
Wie Anm. 103.
(welcher
3
völlig bleibt, wie er gesezt ist) ferner a versu „Sive autem etc.“

13
Wie Anm. 107.
, mit
4
außlaßung der worth „mercatorum, opificum aut tribuum communione“
5
(ahn welche communion sich die catholische stände und reichsstätte nicht
6
binden laßen können

14
Dies ist offenbar die Einschätzung des Ks.hofs. Das erste kath. Ga. geht auf den Aspekt
15
des Ausschlusses aus der Gemeinschaft der Kaufleute, Handwerker und Zünfte nicht ein.
16
Auch in den SR-Sitzungen von Juni bis September 1647 wurde dieser Punkt nicht the-
17
matisiert. In der Zeit zwischen dem 1. Oktober 1647 und dem 18. Januar 1648 fanden
18
keine SR-Sitzungen statt.
), also

22
6 geschloßen werde] Der folgende Textvorschlag ist im ksl. Beschluss im GR II (fol.
23
227–227’) kürzer und umfaßt nur den letzten Teil beginnend mit Quod si vero.
geschloßen werde: „Sive autem catholici
7
sive Augustanae confessionis fuerint subditi, nullibi ob religionem de-
8
spectui habeantur nec ab haereditatibus, legatis, hospitalibus, leprosoriis,
9

26
9–10 coemiteriis] In der Kopie irrtümlich commerciis.
eleemosinis aliisque iuribus et commerciis,

24
9 multo minus] Randvermerk im Konzept: Multo minus. NB: Hier wirdt noch waß zue
25
moderiren sein propter catholicorum acrem contradictionem.
multo minus publicis coemi-
10
teriis honoreque sepulturae arceantur aut quidquam pro exhibitione
11
funeris a superstitibus exigatur praeter cuiusque parochialis ecclesiae iura
12
pro demortuis pendi solita, sed in his et similibus pari cum concivibus
13
iure habeantur aequali iustitia protectioneque tuti.

27
13 Quod si vero] Im Ga. dep. Räte I (fol. 27’): Ad versiculum „Emigratio etc.“: Omit-
28
tantur verba „quoque haec voluntaria“, reliqua maneant. – Im Ga. dep. Räte II (fol.
29
90–90’): Maneat, et addantur temperamenta a domino electore Moguntino ratione Eichs-
30
feldiae oblata et a catholicis sua〈s〉a [ Der seit August 1642 schwedisch besetzte Teil des
31
Eichsfelds (Est. Mainz) war am 12./22. September 1646 von Königin Christina dem
32
Oberst in schwedischen Diensten, Lgf. Friedrich von Hessen-Rotenburg zu Eschwege
33
(1617–1655), als Donation übereignet worden (APW II A 5 Nr. 171; zum Eichsfeld:
34
Geschichte Thüringens V 1/1, 585–589). Der Textvorschlag konnte nicht ermittelt
35
werden.].
Quod si vero subditus
14
migrare maluerit et [ bona] sua vendere quam superioris sui religioni se
15
accommodare, pretextu servitutis aut alio neutiquam impediat〈ur〉 aut
16
migraturis testimonia nativitatis, ingenuitatis, manumissionis, noti opi-
17
ficii, honestae vitae denegentur nec iidem reversalibus inusitatis aut deci-
18
mationibus substantiae secum exportatae plus aequo extensis praegraven-
19
tur

19
Auf der Grundlage der Vorantwort vom 29. November 1647 ( [Beilage [1] zu Nr. 21] )
20
wurde dieser Textvorschlag von den ksl. Ges. bereits in *KEIPO5* gesetzt ( Meiern
IV, 825 ; zu *KEIPO5* vgl. Anm. 245).
.

20
Was den numerum 13 § „Silesii etiam principes etc.“

22
Art. V § 13 KEIPO4A betr. die Fortdauer der Sonderrechte der schlesischen Herzöge
23
von Brieg/Brzeg, Liegnitz/Legnica (und Wohlau/Wołów) und (Münsterberg-)Oels/
24
Oleśnica sowie der Stadt Breslau/Wrocław (einschl. der Religionsübung Augsburgischer
25
Konfession) (Text: Meiern IV, 572 zweiter Absatz; später Art. V,38IPO ← § 47
26
IPM).
betrifft, selbiger
21
bleibt, wie er in proiecto instrumenti pacis gesezt ist, bis ad § „Quod vero

[p. 112] [scan. 206]


1
ad comites etc.“

27
Art. V § 13 Abschnitt beginnend mit Quod vero ad Comites KEIPO4A betr. die Bleibe-
28
garantie für den Adel in den schlesischen Erbfürstentümern und in Niederöst. – Be-
29
schränkung dieser Garantie auf die AC-Verwandten (Text: Meiern IV, 572 zweiter
30
Absatz; später Art. V,39IPO ← § 47IPM).
. Bey disem ieztgemelten § „Quod vero“ aber habt ihr
2
die worth „turn etiam in Austria Inferiori“ außzulaßen

33
2–4 und – setzen] Fehlt im ksl. Beschluss im GR I u. II.
und anstatt der
3
wörther „tamen

34
3–4 in gratiam intercedentium] Im Konzept zunächst gestrichen und von Schröder am
35
Rand durch ex sola gratia Caesarea ersetzt (so auch in Nr. 41); diese Korrektur wurde
36
aber durch Unterstreichung wieder rückgängig gemacht (vgl. Nr. 82). – In der Kopie ex
37
sola gratia Caesarea.
in gratiam intercedentium“ „non ex pacto, sed in gratiam
4
intercedentium“ zu setzen

31
Vgl. dagegen die Weisung vom 11. Dezember 1647 ( [Nr. 41] ), in der den Ges. die Formu-
32
lierung
non ex pacto, sed ex sola gratia Caesarea angewiesen wird. Im KEIPO6 fehlt der
33
Abschnitt „Quod vero“ ganz (Text: Meiern IV, 963 erster Absatz; zu KEIPO6 vgl. Nr.
34
89 Anm. 10).
.

5
Bey denen

38
5 numeris 14] Im Ga. dep. Räte I (fol. 27’): Totus numerus iste manet, addito solum
39
verbo „advocatiae et pignoris“ ad § „Sola criminalis“ ( Eine entsprechende Forderung
40
enthält das erste kath. Ga. fol. 71. ).
numeris 14

35
Art. V § 14 KEIPO4A betr. die rechtliche Einordnung des Religionsbanns (ius refor-
36
mandi): Lehnshoheit gibt keinen Religionsbann – Religionsbann bei streitigen landes-
37
herrlichen Rechten und in bikonfessionellen Kondominaten – Unabhängigkeit des Reli-
38
gionsbanns von weiteren Einzelrechten (Text: Meiern IV, 572 vorletzter Absatz; später
39
Art. V,42–44IPO ← § 47IPM).
und 15

40
Art. V § 15 KEIPO4A betr. die Einkünfte aus Kirchengut: Bestätigung der Regelung des
41
ARF – Beibehaltung der Einkünfte und Leistungsansprüche der Rst. in reichsunmittel-
42
barem oder landsässigem Kirchengut der anderen Konfession nach dem Status von 1624 –
43
Zehnte und andere Abgaben aus dem im Jahr 1624 oder seitdem zerstörten oder künftig
44
abgehenden Kirchengut; Neubruchzehnt (Text: Meiern IV, 572 letzter Absatz; später
45
Art. V,45–47IPO ← § 47IPM).
ist kheine difficultet.

6
Der numerus 16 aber de iurisdictione ecclesiastica

46
Art. V § 16 KEIPO4A betr. die geistliche Gerichtsbarkeit: Suspension der geistlichen
47
Gerichtsbarkeit ggb. Rst. und Untertanen Augsburgischer Konfession; ihre einge-
48
schränkte Ausübung durch kath. Rst. ggb. Mediatständen und Untertanen Augsburgi-
49
scher Konfession sowie ggb. kath. Mediatständen und Untertanen durch Rst. Augsburgi-
50
scher Konfession – Geistliche Gerichtsbarkeit in bikonfessionellen Reichsstädten (Text:
51
Meiern IV, 573 zweiter Absatz; später Art. V,48–49IPO ← § 47IPM).
ist einmahl wider
7
den klarn buchstaben des religionfridens und destwegen zu verändern,
8
wie ihn die catholischen gesezt haben: „Circa iurisdictionem ecclesiasti-
9
cam observetur id, quod in pace religionis § „Damit auch etc.“

52
Art. [8] ARF betr. die geistliche Gerichtsbarkeit (Text: Brandi, ARF , 44f).
disposi-
10
tum est. Quantum vero ad causas matrimoniales attinet, si utraque pars sit
11
Augustanae confessionis ad illorum iudicem spectet cognitio, si altera tan-
12
tum, actor forum rei sequatur“

53
Erstes kath. Ga. fol. 71’. Zur Problematik der geistlichen Gerichtsbarkeit in Ehesachen
54
vgl. Ruppert, 236f. Zur Rechtsregel „actor sequitur forum rei“ vgl. Liebs, A32.
.

13
So haben wir auch bey dem

41
13 numero 17] Im Ga. dep. Räte I (fol. 28): Maneat, solum pro verbis „non nisi amicabili
42
ratione componantur“ [im KEIPO4A : ratione transigatur] ponantur haec: „de eo in
43
comitiis Imperii utriusque religionis procerum consilio authoritate Imperiali transigatur
44
aut decidatur“. – Im Ga. dep. Räte II (fol. 90’): Pleibt bey dem vorigen concluso depu-
45
tatorum. – Ksl. Beschluss im GR I ( ebenda ): De his transigatur in comitiis Imperiali-
46
bus.
numero 17

1
Art. V § 17 KEIPO4A betr. das Verbot der Verunglimpfung des Reichsreligionsrechts
2
und das Gebot einer gütlichen Klärung von Zweifelsfragen durch die Religionsparteien
3
(Text: Meiern IV, 573 vorletzter Absatz; später Art. V,50IPO ← § 47IPM).
kein bedencken, sondern in fine
14
istius numeri anstatt der worth „inter utriusque religionis proceres non
15
nisi etc.“ diß hinzuegesezt: „in comitiis Imperii utriusque religionis pro-
16
cerum consilio amicabili ratione transigatur“.

17
Und damit es, sovil den

47
17 numerum 18] Im Ga. dep. Räte I (fol. 28) und Ga. dep. Räte II (fol. 90’): Maneat.
numerum 18 de augendo numero deputatorum
18
Imperii

4
Art. V § 18 KEIPO4A betr. die konfessionelle Zusammensetzung der Reichsdeputations-
5
tage, der auf RT eingerichteten Reichsdeputationen und der Reichskommissionen (Text:
6
Meiern IV, 573 letzter Absatz; später Art. V,51IPO ← § 47IPM. Bei Meiern fehlt zu
7
Beginn des zitierten Absatzes die Numerierung [XVIII]).
betrifft, nicht den verstandt habe, samb mit denienigen stän-
19
den, welche albereit vermög der vorigen reichsabschiedt in possessione
20

36
20 Silesii etiam principes] Im Ga. dep. Räte I (fol. 27’): Differatur et communicetur der
37
Böhmischen und Österreichischen canzley, et deducantur rationes pro et contra. – Im
38
Ga. dep. Räte II (fol. 90’): Wirdt zue ihrer Kayserlichen mayestät allergnedisten reso-
39
lution gestellet, ob sie destwegen eine particulardeputation mit der königlich Böheimb-
40
undt Österreichischen cantzley, diesen punct zue deliberiren, verordnen wollen. – Ksl.
41
Beschluss im GR I (1647 XI 29;fol. 90’): Soll absonderlich ihrer Kayßerlichen majestät
42
vorgetragen werden (vgl. 1647 XII 4;fol. 245’–246).Ksl. Beschluss im GR II (1647
43
XI 29;fol. 228) entsprechend: Wirdt ihrer Kayserlichen majestät absonderlich vor-
44
gebracht werden; dort (1647 XII 4, d.i.fol. 245’–246): Soviel aber disen ietzgedachten §
45
„Quod vero“ anlangen thuet, darüber solle denen gesandten in instructione über daß
46
ganze instrumentum pacis anbevohlen werden, daß sy versuechen sollen, ob die wort
47
„tum etiam in Austria Inferiori“ außgelassen werden möchten. Wan man aber solches
48
nicht erhalten könte, so sollen die gesandten derentwegen nicht brechen, sondern auf
24
solchen fahl den paragraph stehen lassen, wie er gesez[t] ist. – In der nicht über-
25
schickten
, ersten Fassung des ksl. Beschluss im GR II (wie Anm. 8, hierfol. 97) ist an
26
dieser Stelle von Schröder am Rand vermerkt: NB: wegen der dreyen kirchen, welche
27
ihr Kayserliche majestät ad instantiam des herren churfürsten zu Sachsen denen unca-
28
tholischen in denen erbfürstenthumben Schweiniz, Jawer und Glogaw, wans friedt ist,
29
verwilligt, solle nichts in das instrumentum pacis gebracht werden [ Trauttmansdorff
30
hatte den sächsischen Ges. Mitte Juni 1647 die Erlaubnis zum Bau jeweils einer Kirche
31
bei Glogau/Głogów, Schweidnitz/Świdnica und Münsterberg/Ziębice in Aussicht ge-
32
stellt
: APW II A 6 Nr. 156.].
deputationis sein

8
Die ordentliche Reichsdeputation wurde erstmals in der Reichsexekutionsordnung von
9
1555 reichsrechtlich verankert und ihr Teilnehmerkreis fixiert: neben den sechs Kf.en
10
(der Kg. von Böhmen trat lediglich durch seine Teilnahme bei Königs- oder Ks.wahlen
11
als Kf. in Erscheinung; vgl. Gotthard, Kurfürsten I, 468; Begert, 575–580) wurden
12
der Ehg. von Öst., die Fbf.e von Würzburg und Münster, die Hg.e von Bayern und
13
Jülich, der Lgf. von Hessen, der Abt von Weingarten und der Gf. von Fürstenberg be-
14
nannt, die beiden Vertreter der Reichsstädte blieben zunächst offen (Text: Sammlung
15
III, 27, § 65); hierfür wurden 1559 Köln und Nürnberg bestimmt (§ 50 des Augsburger
16
RA von 1559; Text: RTA 1558/59 III, 2020, § [50]). Im Speyerer RA von 1570 wurde
17
die Reichsdeputation durch die Hinzunahme des Burgundischen Kreises, des Fbf.s von
18
Konstanz und der Hg.e von Pommern und Braunschweig erweitert (Text: RTA 1570 II,
19
1213 § [20]). Jülich schied im Jahre 1609 aus (zur Entwicklung und Funktion der Reichs-
20
deputation vgl. Neuhaus, Reichstag, 144–147; Schnettger, 5–13). – In der Erklärung
21
zur Endlichen Erklärung der prot. Rst. (Osnabrück praes. den schwed. Ges. 1647 März
22
15) hatten die ksl. Ges. die von den prot. Rst. geforderte Parität in den ordentlichen
23
Reichsdeputationen zugestanden ( APW [II A 5 Nr. 319 Beilage 1] ; Text hier: Meiern
IV, 127 ).
, ein anderung fürzunehmen, weil ihnen gleichwohl
21
in verwaltung ihres ambts nichts unbilliches zuegemeßen werden kan, so
22
haben wir post verba „de personis autem etc.“ dise worth beygefüeget:
23
„vel statibus Imperii adiungendis in proximis comitiis statuatur“.

[p. 113] [scan. 207]


1
Der

18
1 numerus 19] Im Ga. dep. Räte I (fol. 28): Remittatur iste numerus 1 ad comitia Im-
19
perialia. Pro verbis „sola amicabilis compositio“ ponatur „quomodo lis dirimenda sit,
20
in proximis comitiis statuetur“. Similiter quoad pluralitatem votorum in materia collec-
21
tarum. – Im Ga. dep. Räte II (fol. 90’–91) entsprechend.
numerus 19 de pluralitate votorum

25
Art. V § 19 KEIPO4A betr. das Verbot einer Mehrheitsentscheidung (1) in Religions-
26
sachen, (2) in den Fällen, (a) wenn die Rst. nicht als ein Corpus betrachtet werden kön-
27
nen, (b) wenn kath. und AC-Verwandte zwei Parteien bilden (itio in partes); Abstim-
28
mungsmodus in Steuersachen (Text: Meiern IV, 574 zweiter Absatz; später Art. V,52
29
IPO ← § 47IPM).
bleibt allerdings bey dem auf-
2
saz des instrumenti.

3
Waß den

22
3 numerum 20] Im Ga. dep. Räte I (fol. 28–28’): Totus remittatur ad futura comitia nu-
23
merando rubricas, de quibus hic propositum et tractatum. – Im Ga. dep. Räte II (fol.
24
91): Ponatur hic: De iudicio camerae Imperialis ad alium universis statibus Imperii com-
25
modiorem locum transferendo, de iudicum, praesidum, assessorum et quorumcunque
26
iustitiae ministrorum parium numero utriusque religionis praesentatione, de reforma-
27
tione iustitiae, de iudicio Imperiali aulico melius ordinando et quibusdam consiliariis
28
Augustanae confessionis asciscendis, de processu iudiciario formando, de dubiis circa
29
interpretationem constitutionum et recessuum Imperii resolvendis, item de curia Impe-
30
riali Rotweilana, iudiciis provincialibus Sueviae, Hagenoae [ gemeint sind das ksl. Hofge-
31
richt
zu Rottweil, das ksl. Landgericht in Schwaben (Landgericht zu Weingarten) und
32
das ksl. Landvogtei-Gericht in Hagenau] et aliis hinc inde per Imperium usitatis abolen-
33
dis similiter in proximis comitiis definietur. – Ksl. Beschluss im GR I (fol. 91): Wie
34
gerathen, iedoch wz den reichshoffrath betrifft, dahin nicht zue remittiren, sondern auß-
35
zuelaßen. – Im ksl. Beschluss im GR II (fol. 229’–230): Et notandum, quod in toto
36
proiecto, ubi protestantes se evangelicos nominant, hoc corrigendum et ubique ponen-
37
dum sit „Augustanae confessioni addicti“. – Die Vorlage zu dem übeschickten ksl.
38
Beschluss im GR II (wie Anm. 8, hierfol. 38) enthält an dieser Stelle eine Einfügung
39
Gebhardts, die jedoch in den überschickten Exemplaren fehlt: Item § „Cum vero etc.“ de
40
nominatione et sustentatione assessorum consilii aulici Augustanae confessioni addicto-
41
rum etc. nichts zu melden, ut Imperatori maneat ius integrum eiusmodi consiliarios pro
42
suo lubitu zu constituiren.
numerum 20 de iustitia et iudiciis

30
Art. V § 20 KEIPO4A betr. die Reform der Reichsgerichte (Text: Meiern IV, 574 dritter
31
Absatz; später Art. V,53–58IPO ← § 47IPM).
betrifft, obwohl derselbe
4
seiner eigentschafft nach zue einem allgemeinen reichstag gehört

32
Zur ksl. Grundhaltung in der Frage der Reform der Reichsgerichte vgl. Ferdinand III.
33
an Trauttmansdorff, Linz 1646 Januar 23 ( APW [II A 3 Nr. 113] ).
, so
5
wollen wir doch denselben nochmalß examinirn laßen, wz zumahl wegen
6
des § „Quoad processum iudiciarium etc.“

34
Art. V § 20 Abschnitt beginnend mit Quoad Processum KEIPO4A betr. das Verfahrens-
35
recht des RHR , insbesondere Rechtsmittel gegen Urteile (Text: Meiern IV, 574 letzter
36
Absatz; später Art. V,55IPO ← § 47IPM).
und sonst stehen bleiben
7
kan oder nit. Im übrigen laßen wir unß nit zuwider sein, dz dasienige,
8
wz in § „Praeterea visum etc.“

37
Art. V § 20 Absatz beginnend mit Præterea visum KEIPO4A betr. die Vertagung der
38
allgemeinen Disposition über das RKG – paritätische Konfessionszugehörigkeit des Kam-
39
merrichters, der Präsidenten und der Assessoren (Text: Meiern IV, 574 letzter Absatz;
40
später Art. V,53–54IPO ← § 47IPM).
sub finem von unserm reichshofrath
9
post verba „sed idem etiam in iudicio aulico observetur“ gemeldt wirdt,
10
„huicque fini aliquot Augustanae confessionis doctos et rerum Imperii
11
peritos viros […] adsciscat etc.“ also darin gelaßen werde

41
In dem zitierten Abschnitt war bestimmt, daß der Ks. am RHR aus den ev. oder ge-
42
mischtkonfessionellen
Reichskreisen einige (aliquot ) Rechtsgelehrte Augsburgischer Kon-
43
fession
in der Anzahl annehmen solle, daß ggf. in einem Verfahren die Parität der Ur-
44
teiler
aus dem Kreise der Assessoren beider Bekenntnisse eingehalten werden könne (ut
45
eveniente casu paritas iudicantium ex utraque religione assessorum observari possit ); er
46
wurde also nicht auf eine durchgehende numerische Parität des RHR -Personals fest-
47
gelegt
.
. Den
12
punctum aequalis praesentationis aber beym cammergericht wollet ihr
13
auf den nechstkünftigen reichstag verweisen

43
13–15 und – übergehen] Fehlt im ksl. Beschluss im GR II. – Fehlt in der Kopie. – Rand-
44
vermerk
im Konzept: Omittatur ahn Chursachsen.
und den § „Cum vero“ de
14
nominatione et sustentatione assessorum consilii aulici Augustanae con-
15
fessioni addictorum etc.

48
Art. V § 20 Abschnitt beginnend mit Cum vero KEIPO4A betr. die Anweisung an den
49
Ks., sich auf dem nächsten RT über die Ernennung und Unterhaltung der Reichshofräte
50
Augsburgischer Konfession durch die Reichskreise zu erklären (Text: Meiern IV, 574
51
letzter Absatz).
mit stillschweigen übergehen.

16
Bey dem articulo 6 de reformatis

52
Art. VI KEIPO4A betr. die religionsrechtliche Gleichstellung der Reformierten mit den
53
Katholiken und den AC-Verwandten (Text: Meiern IV, 575 ; später Art. VIIIPO ←
54
§ 47IPM).
ist unnötig, weil die reformirten
17
solchergestalt in den religionfriden aufgenohmen werden, dergleichen

[p. 114] [scan. 208]


1
limitationes und restrictiones particulares, über welche sy und die Augs-
2
purgische confessionsverwanten selbst nicht einig noch verglichen, in daß
3
instrument zu bringen, weniger dz wir uns derzeit darüber resolvirn sol-
4
len. Derowegen diser articulus von dem § „Unanimi“ usque ad verbum
5
„decernantur“ bleiben

1
Betr. den Grundsatz der religionsrechtlichen Gleichstellung der Reformierten (wie Anm.
2
140).
, all daß übrige aber, wz a verbo „salvis tamen“
6
usque ad finem hergesezt wirdt

3
Betr. Konkretisierungen und Ausnahmebestimmungen zum vorgenannten Grundsatz.
4
Vgl. bereits Nr. 21 bei Anm. 8.
, zumaln vil contraria et repugnantia
7
darinn zu befinden, ganz außgelaßen werden solle.

8
Der articulus 7 de gravaminibus in politicis

5
Art. VII KEIPO4A betr. das Reichsverfassungsrecht der Rst. und das Schuldenwesen
6
(Text: Meiern IV, 576 vorletzter Absatz; später Art. VIIIIPO = §§ 62–66IPM).
bleibt, wie er im ge-
9
trukhtem aufsaz zu finden, nur dz bey dem § „Habeantur etc.“

7
Art. VII Absatz beginnend mit Habeantur autem KEIPO4A betr. die Abhaltung des
8
nächsten RT und die dahin überwiesenen Einzelprobleme, u.a. (1) Römische Königswahl,
9
(2) beständige ksl. Wahlkapitulation, (3) Erweiterung der Bestimmungen über das Acht-
10
verfahren gegen einen Rst. , (4) Redintegration der Reichskreise, (5) Überarbeitung der
11
Reichsmatrikel, (6) Reduzierung der Zahl der exemten Rst. , (7) Senkung und Erlaß der
12
Reichssteuern, (8) Reform der Reichspolizeiordnung, (9) Reform der Reichsgerichte, (10)
13
Gerichtskosten beim RKG , (11) Reichsdeputationsordnung, (12) Direktorium der Reichs-
14
kollegien (Text: Meiern IV, 576 erster Absatz; später Art. VIII,3IPO = § 64IPM). Neu
15
an der im folgenden gen. Formulierung sind die Worte et indicentur, sex sowie der Zu-
16
satz et subscripto instrumento huius pacis.
hinzue-
10
gesezt werde „Habeantur autem et indicentur comitia Imperii intra sex
11

30
11 pacis] Im Ga. dep. Räte II (fol. 91’–92) folgt: Ad § „Tam in universalibus etc.“ [ Bezug
31
auf Art. VII § „Tam in universalibus“ KEIPO4A betr. das Stimmrecht der Reichsstädte
32
und die allgemeine Bestandsgarantie für das Reichsherkommen und die Reichsverfassung
33
(Text: Meiern IV, 577 zweiter Absatz; später Art. VIII,4IPO = § 65IPM).], quod si
34
Bavarus [ Kf. Maximilian von Bayern] et Saxo [ Kf. Johann Georg von Sachsen] inclina-
35
rent ad permittendum votum decisivum civitatibus, so bliebe es bey dem aufsatz. Si au-
36
tem non inclamarunt [!] [ müßte wohl heißen „inclinarent“], so bliebe es bey dem vorigen
37
voto [ Gemeint ist wohl das Ga. dep. Räte I, welches jedoch nur bis einschl. Art. V § 20
38
*KEIPO4B* überliefert ist; s. Anm. 3. ].
menses a dato et subscripto instrumento huius pacis“.

39
11–16 Wir – solle] Fehlt im Ga. dep. Räte I, ebenso der ksl. Beschluss im GR I.
Wir wollen auch
12
bey dem § „De indaganda etc.“

17
Art. VII Absatz beginnend mit De indaganda KEIPO4A betr. die künftige Regelung für
18
Schuldner, die durch den Krieg in Not geraten sind, durch den RT sowie eine Interims-
19
regelung (Text: Meiern IV, 577 ; später Art. VIII,5IPO = § 66IPM).
unserm reichshofrath anbevehlen, dz
13
er bey erkenung der process und ex〈ecu〉torialien in dergleichen schuldt-
14
sachen die circumstantias wohl in acht nehmen und die partheyen mit
15
ubermeßigen executionen bey disen noch schwürigen leuffen nicht be-
16

45
16 Bey] Im Ga. dep. Räte II (fol. 91’) heißt es vorher zu dem Artikel betr. die Exemtion
46
Basels: Parenthesis ex Gallico de Helvetiis [ § „E quoniam“ FEIPM1 ; Text: Meiern V,
47
157 dritter Absatz]. Weil dieses in dem zwischen den Kayserlichen und Französischen
48
hiebevor aufgerichtetem capitulato [ Bezug auf den ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. No-
49
vember
1647.] nicht befindtlich, seithero auch der stadt Basel die verlangte satisfaction
22
und resolution erfolgt [ vgl. [Nr. 26 Anm. 1] ], alß bleibt es bey der catholischen errin-
23
derung [ Das erste kath. Ga. (fol. 73) forderte die Auslassung dieses Punktes aus dem IP. ].
24
Hierzu der ksl. Beschluss im GR I (fol. 91’): Mittatur diploma 〈domino〉 Volmaro ad
25
extradendum, et sic expungatur haec parenthesis. Ksl. Beschluss im GR II (fol. 230):
26
Redigatur resolutio et expeditio nuper transmissa in diploma et cras [ 1647 XI 30] adhuc
27
includatur domino Volmaro articulusque ille solum remissive super resolutione iam data
28
fundetur.
29
16 de reformatis] Ein ksl. Beschluss im GR I zu Art. VI KEIPO4A fehlt.
schwern solle.

17
Bey dem articulo octavo de commerciis

20
Art. VIII KEIPO4A betr. Handelsfreiheit und Zölle (Text: Meiern IV, 577 ; später Art.
21
IXIPO = §§ 67–68IPM).
wißen wir euch nichts anders
18
zu bevehlen, alß daß post verbum „invecta“ das worth „et adaucta“ hin-
19
zuegeruckt werden mögte.

20
Der

40
20 articulus nonus] Ksl. Beschluss im GR I (fol. 92): Pleibt, jedoch die clausulam reser-
41
vatoriam suo loco zue inseriren [ vgl. hierzu die Instruktion zu Art. XV KEIPO4A (un-
42
ten
S. 115 Z. 16–26)].
articulus nonus de satisfactione

43
20 Suecica] Ergänzt aus dem Konzept.
Suecica

22
Art. IX KEIPO4A betr. die Territorialsatisfaktion Schwedens (Text: Meiern IV, 578 ;
23
später Art. XIPO).
bleibt allerdings wie er ge-
21
setzt worden, wie imgleichen der punctus aequipollentiarum sub articulis

[p. 115] [scan. 209]


1
decimo für Churbrandenburg

24
Art. X KEIPO4A betr. die Entschädigung für Kurbg. (Text: Meiern IV, 581 ; später Art.
25
XIIPO).
, undecimo für den herzog zue Mechel-
2
burgh

26
Art. XI KEIPO4A betr. die Entschädigung für Mecklenburg (Text: Meiern IV, 583 ;
27
später Art. XIIIPO).
,

31
2 duodecimo] Ga. dep. Räte II (fol. 92’): Manet, jedoch die epitheta und titulos episco-
32
porum nach der catholischen guetachten zue corrigirn.
duodecimo für daß hauß Brauenschweigh

28
Art. XII KEIPO4A betr. die Entschädigung des Hauses Braunschweig-Lüneburg (Text:
29
Meiern IV, 584 ; später Art. XIIIIPO).
und decimo tertio
3
für marggraff Christian Wilhelmbs zu Brandenburg

30
Art. XIII KEIPO4A betr. den Unterhalt für den ehem. Administrator von Magdeburg,
31
Mgf. Christian Wilhelm von Bg. (1587–1665; 1598–1628 Adm. des Est.s Magdeburg. Zu
32
ihm: Lupke-Niederich; Text: Meiern IV, 586 ; später Art. XIVIPO).
liebden.

4
Waß aber den articulum decimum quartum de satisfactione Hasso Cassel-
5
lana

33
Art. XIV KEIPO4A betr. Hessen-Kassel (Text: Meiern IV, 586 ; später Art. XVIPO
34
bzw. §§ 51–60IPM).
betreffen thuet, da wollet ihr euch bestes fleißes angelegen sein
6
laßen, ob unnd waß ihr darinnen den interessirten

35
Gemeint sind Kurköln, Kurmainz, Münster, Paderborn und Fulda (vgl. [Nr. 25 Anm. 4] ).
36
Vgl. auch das Ga. der von der hessischen Satisfaktion betroffenen kath. Rst. über Art.
37
XIV *KEIPO4B* betr. Hessen-Kassel (s.l. praes. 1647 Dezember 19, d. i. Nr. 56 Beilage
38
A[.3]).
zum besten melio-
7
riern khönnet, daß in dem § „

33
7 Pendantur] Ksl. Beschluss im GR I (fol. 92): Ad articulos […] 14: ist schon oben mit
34
dem puncto satisfactionis resolviert. Wz Arnßberg betrifft, in obacht zue nehmen, wz
35
graf von Trautmanstorff erinnert [ konnte nicht ermittelt werden], nemblich [bricht hier
36
ab].
Pendantur etc.“

39
Art. XIV Abschnitt beginnend mit 3) Pendantur KEIPO4A betr. die Höhe der Armee-
40
satisfaktion für Hessen-Kassel (600 000 Rt.) und die Übertragung der halben Gft. Arns-
41
berg als Sicherheitspfand (Text: Meiern IV, 587 dritter Absatz; vgl. später Art. XV,4–5
42
IPO = §§ 51–52IPM).
die worth „teneatque sibi
8

37
8 obnoxium dimidium] Verbessert aus dem Konzept; in der Druckvorlage dimidium ob-
38
noxium – In der Kopie ebenfalls dimidium obnoxium.
obnoxium dimidium comitatum Arnsbergensem“ außgestrichen und ahn-
9
statt deren substituiert werde „teneatque duo aut tria loca praesidio fir-
10
mata, donec etc.“, damit Churcölln liebden disfalß sich nicht zu be-
11
schwehrn und ihren consens zue diesem friedenschluß umb sovill desto
12
mehr zu weigern ursach haben.

39
12–14 Nicht – außgelaßen werden] Fehlt im ksl. Beschluss im GR II. Dort (fol. 243–243’)
40
jedoch zusätzlich ein Gutachten Trauttmansdorffs zu Art. XIV § „Praeterea confirma-
41
bit“ KEIPO4A (s. Nr. 30).
Nicht weniger müeßen sequenti § „E
13
contra“

43
Art. XIV Absatz beginnend mit E contra KEIPO4A betr. die Rückgabe der Eroberun-
44
gen durch Hessen-Kassel und die Rückgabe des Sicherheitspfands (Text: Meiern IV, 587
45
vierter Absatz; vgl. später Art. XV,7–11IPO = §§ 54–56IPM).
die wortt „similiter quamprimum etc.“

46
Art. XIV Absatz beginnend mit Similiter quam KEIPO4A betr. die Rückgabe der hal-
47
ben Gft. Arnsberg nach erfolgter Zahlung der Satisfaktionssumme (Text: Meiern IV,
587 fünfter Absatz).
usque ad § „Praeterea
14
etc.“ in consequentiam der vorigen veränderung außgelaßen werden. Im
15
übrigen allen pleibt auch diser punct, wie er gesezt ist.

16
Betreffendt entlich den punctum restitutionis

42
16 reciprocae et executionis] Im Ga. dep. Räte II (fol. 93): Legitur instructio prout con-
43
cepta [ konnte nicht ermittelt werden; eventuell ist das Ga. dep. Räte IV gemeint] ab
44
excellentissimo domino vicecancellario Imperii [ Kurz]. – Ksl. Beschluss im GR I (fol.
45
93): Tententur omnes tres modi, sic tamen, ut qui ordine primus fuit in concepto positus,
46
ponatur ultimo loco.
reciprocae et executionis

49
Art. XV KEIPO4A betr. den Vollzug des Friedensvertrags, Truppenabzug, Rechtswir-
50
kung des Friedensvertrags und Sicherung der Vertragserfüllung sowie die Unterzeichnung
51
(Text: Meiern IV, 587 ; Textnachweise und Kongruenzen sind im Einzelfall angemerkt).
,
17
warbey nit allein wir, sonder fast alle chur-, fürsten undt stände inter-
18
essiert und [ diese] dahero umb sovil mehr ursach haben, vermittelst ihrer
19
gesanten auch diß orths zue secundiern, befinden wir ein unumbgängliche
20
notturfft zue sein, daß solcher dergestalt eingerichtet werde, daß man in
21

44
21–115,1 Articulis decimo] Im Ga. dep. Räte II (fol. 92–92’): Maneat totus ob bonum pa-
45
cis, si h〈o〉c posset obtineri. Bey consultirung dieses puncten ist auch vorkhommen,
46
waß Churcölln, Brandenburg, Mechlenburg und andere wegen ihres interesse sich
47
beschweren thuen, welchen dan schwerlich zue helffen und dasienige, waß einmahl
27
hienaußgegeben worden, zue revociren sein wirdt. Alles aber hauptsachlich
28
darinnen consistirend, daß man securitatem pacis richtig habe, ehe dergestalt ein und
29
ander standt offendirt werde. Von deme aber in conclusione voti ratione modi, wie die
30
sach mit möglichster sicherheit anzuegreiffen, mehrers vermeldet [ wird].
puncto executionis an seiten der Schwedischen kein ursach zue newen
22
disputaten und consequenter der hemmung aller execution haben möge,
23
zuemahlen wir [!] widrigsfahlß alles daßienige, so in dem ganzen instru-
24
mento pacis der cron Schweden und protestierenden von unß und andern
25
ständen nachgesehen, ohne effect sein und man auch nach geschloßnem
26
friden eben im krieg wie zuvor zue verpleiben haben wurde. Wir schlies-

[p. 116] [scan. 210]


1
sen euch zue dem ende einen absonderlichen aufsatz bey, wie wir vermei-
2
nen, daß der punctus executionis, distributionis stativorum et solutionis
3
militiae zue vergleichen möchte sein. Zue mehrer erleütherung der sachen
4
aber:

5
So befindt sich erstlich in § 15 „Pacem hoc modo conclusam etc.“

52
Art. XV Absatz beginnend mit Pacem hoc modo KEIPO4A betr. die Ratifikation des
53
Friedensvertrags (Text: Meiern IV, 587 letzter Absatz; später Art. XVI,1 und XVII,1
54
IPO bzw. §§ 98(1), 111IPM).
, daß
6
darinen verglichen würdt, daß der friden von unß und der königin auß
7
Schweden, und dan von chur-, fürsten und ständen innerhalb drey mona-
8
then ratihabirt und die instrumenta ratihabitionis in zeit dreyer monathen
9
außgewechßlet sollen werden. Von subscription aber der plenipotentia-
10
riorum und derselben effect würdt gar nichts gemeldet.

11
Sovil nun hierbey erstlich unsere und der cron Schweden ratification be-
12
trifft, so hat dieselbige seinen geweisten weeg

1
Die Ratifikation desIPO durch den Ks. und Kg.in Christina von Schweden erfolgte je-
2
weils im November 1648 (Text der Ratifikationsurkunden: APW [III B 1/1 Nr.n 19–20] ).
, und gleichwie unserseits
13
diß orths kein mangel sein würdt, also sezen wir ausser allen zweifel, daß
14
auch die ratification auß Schweden erfolgen solle, praesupponiren aber
15
darbey gentzlichen und halten vor eine haubtnotturfft, daß der friden
16
seine richtigkeit und sicherheit nit a tempore ratificationis sowol unserer
17
alß der cron Schweden, sondern a tempore subscriptionis unserer und der
18
cron Schweden gevollmechtigten gesanten nehme, also daß ihr den fri-
19
denschluß allerdings darauff zue stellen hettet, daß er von der gesanten
20
subscription seinen anfang und stabilimentum empfange.

21
Sovil aber die ratification der reichsständte betrifft, alß welche nun
22
gleichsfalß nach inhalt dises paragraphi intra spatium

42
22 trium] Fehlt in der Kopie.
trium mensium er-
23
folgen solle, dabey giengen unß nit weniger allerhandt gedancken zue ge-
24
müeth

3
Die ksl. Seite hatte zunächst versucht, die Rolle der Rst. beim Abschluß des Friedensver-
4
trags gemäß Herkommen auf die Ratifikation auf dem nächsten RT zu beschränken (vgl.
5
den ersten ksl. Textvorschlag für einIPO vom 8. Mai 1646 [ KEIPO1 ], d.i. APW II A 4
6
Nr. 88 Beilage 1; Text: Meiern III, 66 –73, hier 73 Art. XXXIV). Die Schweden dagegen
7
bestritten die Existenz eines adäquaten Präzedenzfalles und hoben auf das den Rst. zu-
8
gestandene ius pacis ac belli ab (vgl. die Argumente beider Seiten: Meiern III, 152 ;
9
Dickmann, 490). Im KEIPO4A war die Unterzeichnung des Friedens durch die Rst.
10
lediglich pauschal erwähnt ( Meiern IV, 590 erster Absatz), eine präzise Festlegung des
11
Modus zur Unterzeichnung und Ratifikation durch die Rst. erfolgte erst durch einen
12
Reichsschluß vom 3./13. Oktober 1648 (Text: APW [ III B 1/1 Nr. 26] ; vgl. auch ebenda, [ XLVI Anm. 23] , [ LIV] ).
, bevorab auch derentwegen, dieweil der hieunten folgende arti-
25
culus „Tum quae de universali ac particulari etc.“

14
Vgl. Anm. 177. Der Abzug der Kriegsbesatzungen wurde hier von dem vorherigen Aus-
15
tausch
der Ratifikationsurkunden abhängig gemacht (atque Ratihabitionum Instrumenta
16
mutuò extradantur, ac tum statim omnia utriusque partis militaria præsidia […] dedu-
17
cantur ).
den verstandt will
26
haben, daß die Schwedische einzige execution ihrerseits zu thun nit schul-
27
dig sollen sein, biß nit allein der cron, sondern auch der stände des Reichs
28
ratihabitionum instrumenta extradiert.

29
Weilen wir nun hiebey besorgen, daß die ratification bey den reichsstän-
30
den, bevorab

18
„Vor allem, besonders“ ( Grimm I, 1759).
ut singulis, wie beym Prager frieden geschehen

19
Im PF hatte der Ks. übernommen, diesen gantzen friedenschluß allen und jeden chur-,
20
fürsten und ständen des Reichs […] zu gemüth zu führen und [ diese] beweglich zu er-
21
mahnen, daß ein jeder […] auch den gegenwertigen friedenschluß in allen und jeden
22
puncten blieben und annehmen solle (vgl. Art. [68] PF; Text: BA NF II/10 Nr. 564A,
23
1622f). In der Folge verzögerte sich der Beitritt einiger Rst. zum Frieden, wenige Rst.
24
traten ihm sogar niemals bei ( Bierther, 147f; vgl. auch Schmidt, Dominat oder Frei-
25
heit
, 265–279).
, aller-
31
handt difficultet noch nach sich ziehen und consequenter den Schwe-
32
dischen ursach geben mögte, die execution ihrerseits nit fortzuesezen,
33
also finden wir, daß diser punctus ratificationis ex parte statuum in der
34
obscuritet nit verpleiben könne, und seind unß dahero folgende weg,
35
diser sach zue helffen, beygefallen:

36
Erstlich, daß die subscription (weilen die haubtratification insgesambt nit
37
anderß, alß auf einem reichstag geschehen kan

26
Diese Form der formellen Ratifikation entsprach dem Reichsherkommen ( Dickmann,
27
473; entsprechend auch Trauttmansdorff ggb. Oxenstierna: vgl. Meiern III, 152 ). Art.
28
XVII,2IPO (= § 112IPM) bestimmte schließlich die Aufnahme des Friedensvertrags in
29
den nächsten RA. Diese Transformation desWF in Reichsverfassungsrecht als ein ewiges
30
Gesetz und sanctio pragmatica, gleich andern des Heil. Reichs Fundamentalsatz- und
31
Ordnungen erfolgte im sog. Jüngsten RA des Regensburger RT von 1653/54 (Text:
32
Laufs, §§ 4–6). Eine entsprechende Ratifikation durch den RT war im KEIPO4A noch
33
nicht vorgesehen.
) immittelst von denieni-
38
gen ständen, so die reichsabschid pflegen zue unterzeichnen, erfolgte, alß
39
da were

43
39 Maintz] Im Ga. dep. Räte IV (fol. 62’) irrtümlich Memmingen.
Maintz und Pfaltz, Saltzburg und Bayrn, Weingartten, Fürsten-
40
berg, Cöln und Nürmberg

34
Die hier gen. Rst. siegelten die RA im Namen aller übrigen Rst. , unterschrieben sie aber
35
nicht. RA wurden lediglich vom Ks. (bzw. im Namen des Ks.s) und Kurmainz, oder – in
36
dessen Vertretung – vom Reichsvizekanzler unterschrieben. Abweichend zu der vorlie-
37
genden Aufzählung gehörte zu den siegelnden Rst. n allerdings nur eine Reichsstadt, bei
38
der es sich in der Regel um die Reichstagsstadt handelte. Zwei Städtevertreter gehörten
39
dagegen zu dem rst. Gremium, dem das Konzept für den RA vorgelegt wurde. Daß dies
40
Köln und Nürnberg waren, ist nicht unwahrscheinlich, da diese auch zur ordentlichen
41
Reichsdeputation (vgl. Anm. 132) gehörten ( Aulinger 249–257; HRG IV, 519–522).
,

44
40–117,3 wobey – hettet] Fehlt im Ga. dep. Räte IV.
wobey ihr gleichwol dise behuetsambkeit
41
zue brauchen, daß ehe und zuvor dergleichen mit den Schwedischen

[p. 117] [scan. 211]


1
accordiert wurde, ihr euch der ietzbenenten chur-, fürsten und ständen,
2
daß sie die subscription nit difficultierten, genuegsamb zue versichern
3
hettet.

4
Der andere weeg, und den wir vor den besten halten, were, daß die sub-
5
scription von denienigen geschehe, und die Schwedische darmit content
6
weren, so von den ständen sich disem fridenschluß begehren zue beque-
7
men, mit deme dan die Schwedische umb sovil mehrere ursach haben,
8
sich zue contentiern, dieweil der hieunten folgende § „Pro maiori horum
9
omnium etc.“

42
Art. XV Absatz beginnend mit Pro maiori KEIPO4A (vgl. Anm. 199). Dort hieß es hæc
43
Transactio […] obligans non minus absentes quam præsentes.
die absentes, praesentes, consentientes et dissentientes
10
gleich zue disem friden obligieret.

11
Der dritte weeg kunte sein, daß die subscription deß fridenschlußes, biß
12
derselbe auff künfftigen reichstag von den gesambten ständen ratificiert
13
wurde, von den deputatis ordinariis

44
Zu den Mitgliedern der ordentlichen Reichsdeputation vgl. Anm. 132.
unterzeichnet wurde.

14
Entlichen, wan keiner auß disen weegen denn Schwedischen angenehm
15
were oder sonst sich eine und andere difficultet

42
15 ereignen] In der Kopie wegen.
ereignen wolte, so were
16
daß negste, daß der fride von unsern und der cron Schweden

43
16 gesanten] Fehlt im Ga. dep. Räte IV.
gesanten
17
allein subscribieret und darmit seine sicherheit und von selbiger stundt
18
ahn seinen anfang hette, welches die Schwedische derentwegen umb sovil
19
weniger zue difficultiern haben, weilen in dem fridenschluß gnuegsamb
20
versehen ist, nit allein, daß derselbe von dem ganzen Reich ratificirt solle
21
werden

45
Art. XV Absatz beginnend mit Pacem hoc modo KEIPO4A (wie Anm. 158) bestimmte
46
die Ratifikation des Friedens durch den Ks. und die Rst. innerhalb von drei Monaten.
, sondern auch, wie und waßgestalt gegen denienigen, so sol-
22
chem contraveniren, zue verfahren seye

47
Bezug auf Art. XV Absatz beginnend mit Omnes huius KEIPO4A betr. die allgemeine
48
Gewähr des Friedens, die bewaffnete Garantie der Vertragserfüllung und die Straf-
49
bestimmungen für Zuwiderhandlungen gegen den Frieden (Text: Meiern IV, 589 vierter
50
Absatz; später Art. XVII, 4–6IPO = §§ 114–116(1)IPM).
.

23

44
23–30 Und – wüsst] Fehlt im Ga. dep. Räte IV.
Und hettet ihr disem allem nach bey disem passu haubtsächlich auff zwey
24
daß absehen zue machen, nemblich daß der fride nit a ratificatione coro-
25
narum, sondern a subscriptione legatorum, allermassen es der gesanten
26
plenipotenz auch mit sich bringt

51
Bezug auf die Klausel in der ksl. Vollmacht für Trauttmansdorff, Lamberg und Krane
52
vom 4. Oktober 1645, daß der Ks. alles, was die Ges. verhandelt haben, billigt und rati-
53
fiziert ( APW [III B 1/1, 161 Z. 14–19] ). Die Vollmacht der schwed. Ges. (Stockholm 1645
54
Dezember 10[/20]) enthielt eine entsprechende Bestimmung ( ebenda, 161ff, hier 162f).
, seinen anfang nehme. Dan, daß ihr
27
in puncto subscriptionis et ratificationis ex parte statuum euch nit weiter
28
einlassen thättet, alß waß ihr euch versichern köntet, daß ihr bey den
29
ständen in puncto subscriptionis et ratificationis sicher zue praestiern
30
wüsst.

31
Im ubrigen, so bleibt es dabey, daß die ratification unser- und der cron
32
Schweden seits promittiert werde. Die in eben dem articulo folgende
33
wortt „interim facto inter exercitus armistitio“ hineinzurugken

1
Gemeint ist nach wie vor der Absatz Pacem hoc modo KEIPO4A (wie Anm. 158), in
2
dem für den Zeitraum zwischen Unterzeichnung und Ratifikation des Friedens ein Waf-
3
fenstillstand vorgesehen war.
, finden
34
wir gleichsfalß bedencklich, zuemahlen man dergestalt biß zue erfolgung
35
der ratification in keinem friden, sonder nur in einem armistitiistandt sein
36
wurde, welches dan diser ganzen fridenshandlung scopus nit, sondern ein
37
würcklicher friden gewesen. Dahero die notturfft sein will, daß ietzge-
38
dachte wortt de armistitio außzuelassen und der passus dergestalt einzue-
39
richten, ut a tempore subscripti instrumenti pacis a plenipotentiariis „ces-
40
set omnis hostilitas, et quae supra conventa sunt, executioni“, und zwar
41
„utrinque demandentur“, so die Schwedische nit difficultiern können.

[p. 118] [scan. 212]


1
Sovil nun den folgenden § „Inprimis deputentur etc.“

4
Art. XV Absatz beginnend mit Inprimis deputentur KEIPO4A betr. die Verteilung der
5
Truppen in die Reichskreise bis zur Einigung über die Armeesatisfaktion und deren Aus-
6
zahlung (Text: Meiern IV, 588 zweiter Absatz).
betrifft, so sue-
2
chen die Schwedische allem ansehen nach disen verstandt darunter, ut per
3
Imperium exercitus solummodo Suecici distribuantur assignatis uniuscui-
4
usque stativis, dan weilen dabey gemeldet „donec ipsis ex conventione ea
5
de re inita satisfactum fuerit“, von keiner andern armada satisfaction aber
6
in instrumento waß befindtlich ist, alß eben, waß hieoben in articulo 9
7
numero 4 § „Tandem Caesarea maiestas etc.“

7
Art. IX § 4 Absatz beginnend mit Tandem Cæsarea KEIPO4A betr. die Zahlung einer
8
Armeesatisfaktion für die schwed. Truppen (Text: Meiern IV, 580 vorletzter Absatz).
sich de satisfactione Sue-
8
cicae militiae ante eius exauctorationem enthaltet, also möchte von ihnen,
9
Schwedischen, diser paragraph zweifelsohne sowohl in puncto distribu-
10
tionis alß solutionis vor die Schwedische soldatesca allein verstanden wol-
11
len werden, welches, gleichwie es eine pur lautere unmöglichkeit und ein
12
unfehlbares zeichen were, daß, wan die Schwedische darauff beharreten,
13
sie per ipsammet pacem daß Römische Reich begehrten zue opprimiern
14

43
14–16 und – bringen] Fehlt im Ga. dep. Räte IV.
und sowol unsere alß auch deß churfürsten in Bayrn liebden anvertraute
15
soldatesca gantz und zuemahl sambt unsern landt und leüthen zue ener-
16
virn und in desperation zue bringen, alß haben wir für ein unumbgäng-
17
liche notturfft befunden, disen paragraph usque ad verba „deinde omnes
18
etc.“

9
Dies ist der Beginn der Bestimmungen über die Freilassung der Kriegsgefangenen (wie
10
Anm. 176).
völlig außzuelassen, und zwar nit allein derentwegen, daß er in ein
19
sehr ungleichen und unß und allen getrewen ständen unerträglichen ver-
20
standt gezogen könte werden, sondern dieweil wir hieunten mit mehrern
21
euch befehlen, wan und wie der punctus distributionis et solutionis mili-
22
tiae in deliberation zue ziehen und zue effectuirn

11
Oben, 121 Z. 3 – 123 Z. 29.
, also auch dem instru-
23
mento pacis in disem passu nichts abgehen würdt.

24
Sovil ferner den § „Deinde omnes et singuli“ ratione captivorum be-
25
trifft

12
Art. XV Abschnitt beginnend mit Deinde omnes KEIPO4A betr. die Freilassung der
13
Kriegsgefangenen (Text: Meiern IV, 588 zweiter Absatz; später Art. XVI,7IPO =
14
§ 104IPM).
, hat es dabey sein verpleiben.

26
Anlangent aber den § „Tum quae de universali etc.“

15
Art. XV Absatz beginnend mit Tum quæ de universali KEIPO4A betr. den Erlaß ksl.
16
Exekutionsmandate über den sofortigen Vollzug der Restitutionen und den Abzug der
17
militärischen Besatzungen nach erfolgter Restitution und dem Austausch der Ratifika-
18
tionsurkunden (Text: Meiern IV, 388 dritter Absatz; später Art. XVI,13IPO ≙ § 105
19
IPM).
, so haben wir sol-
27
chen auß zweyerley ursachen usque ad verba „omnia utriusque partis
28
militaria praesidia“ geändert

20
In dem ksl. Textvorschlag zu Vollzug und Sicherung des Friedens (Art. XVI *KEIPO5* )
21
fehlt der gen. Abschnitt. „Geändert“ ist hier also im Sinne von „entfernt“ gemeint. Zum
22
Inhalt der gestrichenen Passage s. die Textwiedergabe oben bei Anm. 180.
: erstlich, dieweil schon im § „Pacem vero
29
etc. et executioni omnia utrinque demandentur etc.“ dises begriffen

23
Gemeint ist der Absatz beginnend mit Pacem hoc modo im beiliegenden Art. XVI
24
*KEIPO5* betr. Vollzug und Sicherung des Friedens.
;
30
dan vors andere, so kan dises paragraphi verstandt dergestalt genommen
31
werden, daß ex parte Sueciae kein praesidium abgeführet und nichts zue
32
restituiren seye, donec, quae de universali ac particulari statuum aliorum-
33
que restitutione supra transacta sunt, per Caesarea mandata in singulis
34
circulis intra praefatum terminum executioni mandentur atque ratihabi-
35
tionum instrumenta extradantur

25
Fast wortgenaues Zitat der in Art. XVI *KEIPO5* gestrichenen Passage in Absatz Tum
26
quæ de universali KEIPO4A (vgl. Anm. 178).
. Nun könte sich wohl schicken, daß
36
ein oder anderer standt diser execution sich opponirte oder, wan er auch
37
ein solches nit vermöchte zue thun, gleichwol seine ratification nit ein-
38
schickte oder auch die cron Schweden daßienige, waß oben in articulo 3
39
§ „Iuxta hoc universalis etc.“

27
Bezug auf das allgemeine Restitutionsgebot aufgrund der Amnestie in den personen- und
28
besitzrechtlichen Status des Jahres 1618 (wie Anm. 27).
de restitutione generali ist verglichen
40
worden, weiter zuerug zue [!] extendieren und außlegen möchte, alß bee-
41
derseits bey den tractaten man gegeneinander die meinung und intention
42
eröffnet, sonderlich weil daselbst der terminus a quo nit in prophanis, wie

[p. 119] [scan. 213]


1
hernach in sacris, auf eine gewisße zeit gesezt worden ist

29
Im Gegensatz zu den Regelungen über die konfessionellen Verhältnisse (Stichtag: 1. Ja-
30
nuar 1624; vgl. später Art. VIPO) enthielt das allgemeine Restitutionsgebot aufgrund
31
der Amnestie keinen konkreten Stichtag. Stattdessen war den Amnestiebestimmungen
32
die ungenaue Terminangabe occasione Bohemeae Germaniaeve motuum zugrundege-
33
legt (Art. III KEIPO4A , Text: Meiern IV, 559 Z. 3; später Art. IIIIPO). Da der Abzug
34
der Kriegsbesatzungen nach dem Wortlaut des KEIPO4A an den vorherigen Vollzug der
35
Restitutionen gebunden war, befürchtete der Ks.hof eine Verzögerung des Abzugs der
36
schwed. Truppen durch langwierige Auseinandersetzungen über die Abwicklung der
37
Restitutionen (vgl. Oschmann, 74f, 84f).
, undt da man
2
diserseits dergleichen weitschichtigen extensionen nit alsobalt stattgeben
3
wolte, die Schweden also gleich fürwenden könten, samb man diserseits
4
demienigen, waß daselbst oben verglichen, noch kein würckliches ver-
5
gnüegen geleistet, dahero auch sie nit schuldig weren, mit abführung ihrer
6
völcker und abtrettung der inhabenden plätze einen würcklichen anfang
7
zue machen, daß nun erstlich man eben unsersaits die execution völlig
8
thun solle und dan erst die Schwedische folgen, daß auch ein oder ande-
9
ren standts opposition, contravention und denegirte ratification oder auch
10
vorgedachte alzue weitschichtige extension deß amnistiaepuncts die
11
Schwedische ab omni obligatione der abführung ihrer praesidiorum und
12
restitution deßienigen, waß sie in handen haben, liberiern solle, ein sol-
13
ches were wider allen stylum, so bey denn executionibus pacis herkom-
14
men, ia wider die vernunfft selbsten, und wurde handtgreifflich erschei-
15
nen, daß die Schwedische in ipsa executione pacis mittel und weege in
16
handen wolten behalten, alles zue irritieren und unß und alle getrewe
17
chur-, fürsten und stände zue gefähren

38
Gefähren hier im Sinne von „schaden; feindlich gesinnt sein“ (vgl. Grimm IV, 2069f).
, da sie auff dergleichen condi-
18
tion beharren solten, sonderlich aber und umb sovil mehr, dieweil in denn
19
folgenden paragraphis „Pro [ maiori] horum omnium et singulorum
20
etc.“

39
Vgl. Anm. 199.
, item § „Contra hanc transactionem etc.“

40
Vgl. Anm. 202.
, item § „Omnes huius
21
transactionis consortes etc.“

41
Vgl. Anm. 203.
, item „Qui vero huic transactioni etc.“

42
Vgl. Anm. 204.

22
ubrigs und so scharpff, alß immer in einigem fridenschluß bißhero gewe-
23
sen, versehen, wessen dieienige, so disem friden contraveniren, zue ge-
24
wartten, bey welchem es dan billich sein verpleiben hat, ohne daß durch
25
eines oder deß anderen standts contravention oder uneingeschickte rati-
26
habition die Schwedische der restitution ihrerseits entbunden solten sein.
27
Also daß daß negste ist, daß der articulus, wie er unserseits gesezt, nemb-
28
lich [ ab] „omnia utriusque partis militaria praesidia etc.“ verpleibe, der
29
punctus restitutionis aber in dem ersten paragrapho, benentlichen „et
30
quae supra conventa sunt, executioni utrinque demandentur etc.“

43
Gemeint ist der Absatz beginnend mit Pacem hoc modo im beiliegenden Art. XVI
44
*KEIPO5* betr. Vollzug und Sicherung des Friedens.
seine
31
erledigung habe.

32
In fine istius § „Omnia autem etc.“

45
Gemeint ist die oben beschriebene Neufassung des Absatzes Tum quæ de universali
46
KEIPO4A (vgl. Anm. 177) im beiliegenden Art. XVI *KEIPO5* betr. Vollzug und
47
Sicherung des Friedens; das Inzipit lautet korrekt Omnia utriusque partis (Text: Meiern
IV, 834 erster Absatz).
haben wir gesezt „pari passu“, daß
33
nemblich die praesidia pari passu abgeführt werden, und obschon vil-
34
leicht besser were, daß ein gewisser tag iezo gleich benennet wurde, so
35
stehet doch solches dahin, ob ihr mit rath anderer chur-, fürsten und stän-
36
den solches für thunlich haltet oder ob sich die generales nach geschloß-
37
nem friden selbst eines gewissen tags, ahn welchem allerseits mit abfüh-
38
rung der praesidiorum und restitution der pläze (unter welche billich
39
auch dieienige außtrucklich zue rechnen seind, die ein oder anderer theil
40
allein per modum armistitii noch innen hat

49
So geregelt in Absatz Loca ipsa (wie Anm. 191).
) der anfang zue machen,
41
nach beschaffen- und gelegenheit der praesidiorum und ihrer unterschid-
42
lichen entlegenheit halber vergleichen.

43
In dem § „Loca ipsa, civitates etc.“

50
Art. XV Absatz beginnend mit Loca ipsa KEIPO4A betr. die Restitution der besetzten
51
Orte und den Vollzug des Truppenabmarschs (Text: Meiern IV, 588 vierter Absatz, dort
52
allerdings fälschlicherweise Loca ista; später Art. XVI,14IPO bzw. §§ 106(1) und 107
53
IPM).
ist ratione locorum per armistitia
44
concessorum die notturfft

54
Vgl. bei Anm. 189.
, wie dan auch daß wortt „reciproce“ darzue-

[p. 120] [scan. 214]


1
gesetzt, welches ohne zweifel bey dem gegentheil kein bedencken haben
2
würdt, wobey es auch sein verpleiben hat.

3
Deßgleichen bleiben die paragraphi „Restituantur etiam archivia etc.“

1
Art. XV Absatz beginnend mit Restituantur etiam KEIPO4A betr. die Rückgabe der
2
Archive und Mobilien (Text: Meiern IV, 588 fünfter Absatz; später Art. XVI,15IPO
3
= § 108(1)IPM).
,
4
§ „Quae vero aliunde [ eo] invecta etc.“

4
Art. XV Absatz beginnend mit Quæ vero KEIPO4A betr. die Mobilien an den zu resti-
5
tuierenden Orten, die erst nach der Eroberung dorthin verbracht wurden, sowie den
6
Transport und die Versorgung abziehender Truppen (Text: Meiern IV, 588 vorletzter
7
Absatz; später Art. XVI,15–16IPO = § 108IPM).
, ausser daß anstatt des wortts
5
„victores“ „occupantes“ gesezt würdt, so auch kein bedencken haben kan.
6
§ „Reddita vero etc.“

8
Art. XV Absatz beginnend mit Reddita vero KEIPO4A betr. die dauerhafte Befreiung
9
der geräumten Ort von Garnisonen (Text: Meiern IV, 588 letzter Absatz; später Art.
10
XVI,17IPO = § 109(1)IPM).
pleibt gleichsfalß, und ob etwo bey disem passu
7
den gegentheilen möchte befrembdlich fürkommen, daß wir dieienige
8
wortt, welche de Caesareis mandatis in singulis circulis pro executione
9
publicandis in dem vorigen auffsatz kommen, außgelassen

11
Bezug auf die o.g. Auslassung im Absatz Tum quæ de universali KEIPO4A , wo es u.a.
12
heißt: Tum quae […] supra transacta sunt, per Caesarea mandata in singulis circulis intra
13
praefatum terminum executioni mandentur (vgl. bei Anm. 177).
, so hettet
10
ihr die ursach dessen dahin anzuezeigen, daß wir dergleichen mandata
11
ohnedeß bey publicirung solches fridenschlußes mit anhengken und einen
12
ieden, der an seiten unser etwaß in crafft solchen schlußes zue restituirn
13
hette, bey vermeidung derienigen straff, so in dem fridenschluß mit ein-
14
verleibt, ernstlich ermahnen wurden, solchem alßdan unfehlbar nachzue-
15
kommen. Dannenhero gantz unvonnöthen, hievon etwaß weiter und ehe
16
man deß gegentheils ratification versichert, zue gedencken.

17
Zue dem § „Omnium denique belligerantium etc.“

14
Art. XV Abschnitt beginnend mit Denique omnium belligerantium KEIPO4A betr. die
15
Entlassung nicht mehr benötigter Soldaten und die Abführung der übrigen Truppen in
16
die eigenen Gebiete (Text: Meiern IV, 588 letzter Absatz; später Art. XVI,19IPO =
17
§ 110IPM).
haben wir hinzue-
18
gesezt „praevia militiae satisfactione conventa“, ursachen halber, die ihr
19
hieunten auß dem penultimo paragrapho totius instrumenti

18
Hinweis auf die folgenden Ausführungen betr. die schwed. Armeesatisfaktion (s. oben,
19
121 ab Z. 3).
mit meh-
20
rerm vernehmen könnet, sonderlich aber, weil wir nit vor rathsamb hal-
21
ten, daß die militia der hoffnung ihrer contentierung in dem instrumento
22
selbst beraubt werde.

23
Bey dem § „Pro maiori horum omnium etc.“

20
Art. XV Absatz beginnend mit Pro maiori KEIPO4A betr. die Erhebung des Friedens-
21
vertrags zum Reichsfundamentalgesetz (Text: Meiern IV, 589 zweiter Absatz; später
22
Art. XVII,2IPO = 112IPM).
hat es auch sein verplei-
24
ben und

42
24 würdt] Im Konzept wird.
würdt, waß ratione insertionis in capitulatione per verba corro-
25
borationis per capitulationem [ gesetzt ist,]

23
Der Zusatz hinter den Worten Imperii sanctio lautet: proximo Imperii recessui inserenda
24
et imposterum aeque ac aliae leges et constitutiones fundamentales Imperii nominatim
25
per ipsammet capitulationem Caesaream corroboranda (vgl. Meiern IV, 834 vorletzer
26
Absatz).
umb sovil weniger be-
26
dencken haben, dieweilen, waß proprie in die capitulation zue sezen
27
oder außzulassen, daß churfürstliche collegium allein concernieret

27
Das Recht zur Festlegung der Wahlkapitulation für den künftigen Ks. („Kapitulations-
28
recht“) oblag seit 1519 (Wahlkapitulation Ks. Karls V.) den Kf.en. Die daraus resultie-
29
renden Einflußmöglichkeiten und die Handhabung des Kapitulationsrechts durch die
30
Kf.en wurden zunehmend – schließlich auch auf dem WFK – von einer großen Zahl der
31
übrigen Rst. kritisiert (vgl. exemplarisch das salzburgische Votum im FRO am 30.
32
April/10. Mai 1647: APW III A 3/4 Nr. 134 bei Anm. 22), eine Regelung dieser Frage
33
wurde imIPO jedoch auf den nächsten RT verschoben (Art. VIII,3IPO = § 64IPM;
34
vgl. Kleinheyer, 78–86; Becker, 85; Gotthard, Kurfürsten II, 745; Lottes, 138ff).
.

28

43
28 Der – völlig] Fehlt in der Kopie.
Der § „Contra hanc transactionem etc.“

35
Art. XV Absatz beginnend mit Contra hanc Transactionem KEIPO4A betr. die derogie-
36
rende
Kraft des Friedensvertrags (Text: Meiern IV, 589 dritter Absatz; später Art.
37
XVII,3IPO = § 113IPM).
pleibt völlig.

29
Die § „Omnes huius transactiones etc.“

38
Art. XV Absatz beginnend mit Omnes huius Transactionis KEIPO4A betr. die all-
39
gemeine
Gewähr des Friedens und die bewaffnete Garantie der Vertragserfüllung (Text:
40
Meiern IV, 589 vierter Absatz; später Art. XVII,5IPO = 115IPM).
et § „Qui vero etc.“

41
Art. XV Abschnitt beginnend mit Qui vero huic Transactioni KEIPO4A betr. die Straf-
42
bestimmungen
für Zuwiderhandlungen gegen den Frieden (Text: Meiern IV, 589 vierter
43
Absatz; später Art. XVII,4IPO = 114IPM). Im ksl. Textvorschlag wurde zudem die
44
Reihenfolge der beiden Absätze getauscht: Qui vero huic Transactioni folgt nun auf
45
Contra hanc Transactionem, daran anschließend der überarbeitete Absatz Omnes hujus
46
Transactionis, nun mit dem Inzipit Pax vero conclusa.
haben
30
wir zuesamengezogen und auch die repugnantes huic executioni in specie
31
benennet

47
Durch den Zusatz vel executioni aut restitutioni repugnaverit hinter dem Wort contra-
48
venerit im Abschnitt Qui vero huic Transactioni.
, damit

44
31 man] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage wan.
man sich Schwedischerseits wegen außlassung deß §
32
„Tum quae de universali etc.“

49
Vgl. bei Anm. 177.
zue beschweren umb sovil weniger ur-
33
sach habe, und ist hierin

50
Gemeint ist der Absatz Qui vero huic Transactioni (wie Anm. 204).
die poena in contravenientes begriffen, salva
34
de caetero executione et salva pace, welches dan mehr alß billich. Die
35
wortt „honore, dignitate, bonis iuribusque privandus“ wurden nit allein
36
bey den welt- und geistlichen ständen allerhandt difficulteten causiern,
37
sondern sie seind auch an sich selbst uberflüssig, weilen die poena fractae
38
pacis dises vor sich selbst, allerdings mit gewisser maß, tam contra cleri-
39
cos quam laicos begreiffen thuet

51
Die Reichsexekutionsordnung von 1555 sah für Friedensbrecher, wes stands oder wesens
52
der sey die schwere ungnad und straf / privirung und entsetzung aller regalien / lehen /
53
freyheiten/ privilegien/gnaden/schutz und schirm vor (§ 43 des Augsburger RA von
54
1555; Text: Sammlung III, 22).
.

40
Daß im ubrigen inter consortes huius transactionis deß königs in Spanien
41
liebden

1
Kg. Philipp IV. von Spanien (1605–1665), 1621 Kg. ( Stradling; Collado Seidel ; zu
2
den Beziehungen der Höfe von Wien und Madrid während des DK vgl. Mecenseffy;
3
Ernst, 311f).
benennet werde, ist mehr alß billich. In § „Hac pacificatione

[p. 121] [scan. 215]


1
comprehendantur etc.“ haben wir hinzugeruckt auch unsre foederatos

4
Art. XV Absatz beginnend mit Hac pacificatione KEIPO4A betr. die Inklusion dritter
5
Mächte in dasIPO von seiten des Ks.s und Schwedens (Text: Meiern IV, 589 letzter
6
Absatz; später Art. XVII,10–11IPO bzw. § 119IPM). Im ksl. Textvorschlag werden
7
als foederati et adhaerentes genannt: inprimis rex catholicus, domus Austriaca, rex
8
Angliae, rex Poloniae, dux Lotharingiae […] princeps etiam Transylvaniae.
,
2
so keiner seits bedencklich falt.

3
Summa rei, wan man im ubrigen allem richtig, würdt entlich auf dem ietz
4
folgenden paragrapho und puncto distributionis stativorum et solutionis
5
militiae hafften. Darbey seindt unß viel ursachen pro et contra beygefal-
6
len, ob es rathsamber sein möchte, auch disen punctum vor dem von den
7
plenipotentiariis underzaichneten frieden in völlige richtigkeit kommen
8
zu lassen oder aber dessen abhandlung erst nach dem geschlossenen und
9
subscribirten frieden vorzunemmen, warbey wir nun vorderist praesup-
10
poniren, daß die stände durchgehendt und ohne underschied sich nit zu-
11
wider werden lassen sein, zu verhüettung mehrerer gefahr der soldatesca
12
mit ainziger erträglicher bezahlung an die handt zu gehen. Es haben vor-
13
derist ein solches umb unß und

42
13 das Heylige] In der Kopie dem Heyligen.
das Heylige Reich unsere armaden wie nit
14
weniger des churfürsten in Bayern liebden und anderer getrewen churfür-
15
sten anvertraute reichsvölckher

9
Die Verhandlungen über die Armeesatisfaktion betrafen schließlich die schwed., ksl. und
10
kurbay. Armee; die Forderungen Kurkölns nach einer gesonderten Abfindung der Trup-
11
pen im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis unter dem Kommando Lamboys blie-
12
ben unberücksichtigt ( Foerster, Ferdinand, 353f). – Kf. Maximilian von Bayern war am
13
9. Oktober 1635 von Ks. Ferdinand II. zum Generalkommandeur über ein Viertel der
14
Reichsarmee ernannt worden ( Albrecht, Maximilian I., 929). Daneben war Kursachsen
15
auch nach dem Neutralitätsvertrag mit Schweden (Vertrag von Eilenburg, 1646 März
16
31/April 10; Text in frz. ÜS: DuMont VI/1, 340ff; Textwiedergabe bei Helbig,
17
283–288) noch bis Kriegsende mit drei Reiterregimentern in der Reichsarmee vertreten
18
( Sennewald, 90).
mit ihren dapfern unnß und dem Hey-
16
ligen Reich erwiesenen diensten wohl verdient. Wir wollen auch hierzue
17
mit unsern, obschon eüsserist enervirten erbkönigreich und landen, unge-
18
acht wir auch wegen underhaltung der Türkhischen gränzen einen fast
19
unerschwinglichen last auf unnß haben

19
Gemeint sind die Kosten für die Unterhaltung des Grenzverteidigungssystems in Un-
20
garn und Kroatien, die auch in kriegslosen Zeiten aufgebracht werden mußten (vgl.
21
Pálffy). Die militärischen Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich ruhten
22
seit dem Abschluß des „Langen Türkenkrieges“ im Herbst 1606 (Frieden von Zsitvato-
23
rok); der Waffenstillstand mit dem Osmanischen Reich war zuletzt 1642 verlängert wor-
24
den. F. Georg Rákóczy von Siebenbürgen (1593–1648) hatte unter dem Druck des Sul-
25
tans 1645 ebenfalls mit dem Ks. Frieden geschlossen ( Höbelt, 154; Vaughan, 191–204;
26
Hiller).
, gern in etwas concurriren.

20
Soviel aber die Schweedische militiam betrifft, so finden wir zwar wohl
21
kein ursach, warumb derselbigen ein bezahlung geschehen solle, ausser
22
diser, das einzige ungedult und aufstandt auch ihrer soldatesca endtlichen
23
den ganzen so tewren friden zu wasser machen und dasiehnige, so noch
24
übrig und umb dessen conservation willen der friedt gemacht wirdt, völ-
25
lig ruiniren wurde können

27
Das gleiche Argument führte auch der schwed. Reichskanzler Gf. Axel Gustafsson Oxen-
28
stierna zu Södermöre (1583–1654, 1545 Gf.; 1612 Reichskanzler. Zu ihm: SBL XXVIII,
29
504–524; Wetterberg) im schwed. Reichsrat für die Notwendigkeit einer Satisfaktion
30
der schwed. Armee an (vgl. das Protokoll der Reichsrat-Sitzung am 1./11. März 1647;
31
Text: SRP XII, 60).
. Dahero dan diß orths nit ihre verdienst,
26
sondern bloß und allein die evitirung mehrers unheils anzusehen.

27
Soviel aber die ursachen belangt, derentwegen noch vor dem frieden-
28
schlues der punctus distributionis stativorum et solutionis militiae auch
29
zur richtigkeit zu bringen, dessen möchten haubtsächlich folgende sich
30
befinden, und zwar erstlichen diese, das doch kein rechter friedt wirdt
31
sein, es seye dan nit weniger sölcher passus, alß

43
31 welcher] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage welches.
welcher iederzeit ex parte
32
Sueciae ein conditio pacis, richtig. Zu dem anderten, wan man besorgen
33
will, daß die Schweeden praetext möchten suchen, den geschlossenen
34
frieden wider zu alterieren, fast kein besserer sein möchte, alß eben diser,
35
so under dem deckhmantel der bezahlung der soldatesca gesucht kunte
36
werden. Dan und fürs dritte, so ist leichtlich zu erachten, daß die Schwee-
37
den ihrer soldatesca soweit maister sein, das was sie ihrethalben accor-
38
diern wollen, accordirt wirdt sein und bleiben, consequenter, da den
39
Schweedischen zur sach ernst, auch dieser passus leicht ante conclusio-
40
nem und in wenig tagen verglichen und also ein ganzes gemacht können
41
werden.

[p. 122] [scan. 216]


1
Hingegen aber betrachten wir und haben bereit die nachricht, das die we-
2
nigiste ständt oder gar keine zur außwerffung des quanti für die soldates-
3
ca, bevorab die Schweedische, kommen wollen, ehe und zuvor man des
4

41
4–5 catholische] Im Ga. dep. Räte IV (fol. 73): die catholische sowohl als protestirende.
friedens völlige richtigkeit habe

32
Anfang September 1647 hatten die prot. Rst. noch darauf gedrängt, die Frage der schwed.
33
Armeesatisfaktion in den Reichsräten zu beraten (APW II A 6 Nr. 218). Nachdem die
34
ksl. Ges. eine Beratung dieser Frage vor der Unterzeichnung des Friedensvertrags jedoch
35
als nicht ratsam dargestellt hatten ( ebenda Nr.n 219, 220), schwenkten auch die prot.
36
Rst. auf diesen Kurs der ksl. Ges. ein ( ebenda Nr. 221). Dementsprechend lehnten sie
37
Mitte Oktober 1647 den schwed. Wunsch nach einem conclusum zumindest der prot.
38
Rst. über die Armeesatisfaktion mit der Begründung ab, das vor erfolgten friedenschluß
39
hiervon weder gemein- noch sonderlich gehandtlet werden köndt ( ebenda Nr. 255). Bei
40
dieser Haltung verblieb der Großteil der Rst. bis zum Frühjahr 1648 ( Lorentzen, 121,
41
125; Dickmann, 473).
. 2., so werden zweiffelsohne die catho-
5
lische umb soviel mehr bedenkhen haben, sich in ein- und andern heraus-
6
zulassen oder einzigen vorgriff stattzuthuen, wan sie in zweiffel stehen,
7
das alles, was sie nachsehen, noch umbsonst könte sein und durch disen
8
punctum solutionis militiae eludiert werden, so zwar auch, wan der
9
punctus solutionis militiae conclusioni pacis postponirt wirdt, ebenso-
10
wohl, alß wan der friedt einmahl underschrieben ist, aber nit so leicht
11
geschehen kan. 3., so betrachten wir, daß eben dieser punctus solutionis
12
militiae nach schon resolvirten puncto gravaminum die

42
12–13 catholische und protestirende] Im Ga. dep. Räte IV (fol. 73’) stattdessen: die stendte.
catholische und
13
protestirende, indeme ein theil dem andern diesen last auf den halß wurde
14
wollen schieben, leichtlichen wider in die haar bringen könde und alles
15
unfruchtbar machen, was in puncto religionis zu erhaltung besserer einig-
16
keit zwischen den ständen allerseits nachgesehen worden.

43
16–21 4. – schieben] Fehlt im Ga. dep. Räte IV.
4., gleichwie
17
bißhero die protestirende umb erhebung ihres interesse sich meistens an
18
die Schweedische gehalten

42
Im September 1646 hatten die prot. Rst. die Führung der Gravaminaverhandlungen in
43
ihrem Namen auf die schwed. Ges. übertragen und diesen im Gegenzug ihre Unterstüt-
44
zung in der Satisfaktionsfrage zugesichert ( APW II A 5 Nr. 49; Ruppert, 260f). Auch zu
45
Beginn der im November 1647 beginnenden Verhandlungen in Osnabrück bestanden
46
die prot. Rst. auf einem Verhandlungsmodus, bei dem Ksl. und Schweden zunächst stell-
47
vertretend für die kath. bzw. prot. Rst. verhandelten (vgl. [Nr. 6] ).
, also möchte diser tractat, wer die soldaten
19
zahlen solle, ein newes vinculum sein, die Schweedische unnd protesti-
20
rende beysammen zu halten und die solution den catholischen auf den
21
halß zu schieben. 5., wan wir consideriren, das fast unmöglich, das dieser
22
passus durch die reichscollegia gehe, ohne das hierzue wenigist ein oder
23
zway monat insumirt werden, so wurde die frag sein, in waß standt man
24
dise zeit über gegeneinander verbleiben solle, nachdem all anders vergli-
25
chen und nichts alß dieser punctus solutionis übrig were.

26
Nun kan man in keinen anderen alß dreyerley standt sein, und zwar oder
27
in einem friedenstandt oder in einem armistitiistandt oder in kriegsstandt.
28
Daß erste würde nit sein können, weil der friedt nit underschrieben, der
29
ander derohalben nit zu rathen sein, dieweil alles, waß disseits den fein-
30
den und protestirenden nachgesehen, nichts alß ein armistitium erhebt
31
wurde haben, welches die cronen nach belieben unter dem praetext, daß
32
die soldatesca noch unbezahlt, iederzeit brechen wurden können; interim
33
sowohl die Schweeden

44
33 alß protestierende] Im Ga. dep. Räte IV (fol. 74): unnd ihre adhaerenten.
alß protestierende bey dem uti possidetis und hin-
34
außgegebenem instrumento

48
KEIPO4A .
bleiben wollen. Im krieg aber, und also in
35
dem dritten standt, ratione stativorum et solutionis militiae zu verharren,
36
lieffe umb soviel mehrers wider alle vernunfft, dieweil man kriegte umb
37
ein sache, die noch der soldatesca nie abgeschlagen, ia vielmehr bereit ver-
38
sprochen worden

49
Im ksl.-schwed. Vorvertrag vom 8./18. Februar 1647 hatte der Ks. eine Entschädigung
50
für die schwed. Armee zugesagt (Text hier: ST VI/1, 158). Auch Art. IX § 4 Absatz
51
beginnend mit Tandem Cæsarea KEIPO4A (wie Anm. 173), sah eine Satisfaktionszah-
52
lung in unbestimmter Höhe für die schwed. Armee vor.
.

39
Entlichen, so würdt zweiffelsohne die Schweedische soldatesca, unter
40
welcher so viel Teütsches geblüet

53
1648 betrug der Anteil der Söldner aus dem Reich in der schwed. Armee rund 72%
54
( Oschmann, 565; Ericson, 305).
, selbst nit dahin incliniren, wan all

[p. 123] [scan. 217]


1
anders verglichen, waß bevorab der religion und anderer ihrer vermeinten
2
beschwerungen halber sie an die Schweeden bißhero gehalten

1
Gemeint ist die Frage der Amnestie und Autonomie für die in schwed. Diensten stehen-
2
den
Reichsangehörigen, was neben den aus den prot. Teilen des Reiches stammenden
3
Soldaten in erster Linie die aus Böhmen, Mähren und Schlesien vertriebenen Protestan-
4
ten
betraf. Nach der Niederschlagung des böhmischen Aufstands 1620 waren die Güter
5
der prot. Bewohner konfisziert und ihre Besitzer im Zuge einer konsequenten Rekatho-
6
lisierung
aus den Erblanden vertrieben worden. Eine große Zahl von ihnen war darauf-
7
hin
in schwed. und hessen-kasselische Dienste getreten, weshalb die Befriedigung ihrer
8
Ansprüche für die schwed. Führung von nicht unerheblicher Bedeutung war ( Lorent-
9
zen
, 122ff; Bergerhausen, 342; Herzig, 68–80). Auf dem WFK hatten die Exulanten
10
zuletzt im Spätsommer 1647 in zwei Schriftsätzen ihre Restitutionsforderungen geltend
11
gemacht (Desideria der Exulirenden Stände aus den Kayserlichen Erb=Landen, in
12
puncto Religionis, Restitutionis etc.; Der Bceheimischen Exulanten Memoriale, dict.
13
Osnabrück 1647 September 13[/23]; Text: Meiern V, 368–373 ). Im März 1648 entsand-
14
ten
sie mit Wenzel Ferdinand Sadowský von Slaupno (gest. nach 1654; Oberstleutnant
15
der Kavallerie in der schwed. Armee; zu ihm: Procházka, 303) einen Vertreter zur
16
Durchsetzung ihrer Forderungen nach Osnabrück (vgl. APW II A 8 Nr. 54 bei Anm.
17
23).
, daß
3
nachdem sie ihr intent vor das vatterlandt sonst erlangt, daß sie sich und
4
ihr vatterlandt ihrer bezahlung halber des friedens selbsten

32
4–5 berauben wollen] Im Ga. dep. Räte IV (fol. 75): berauben und selbiges noch mehr
33
zerstören wollen.
berauben
5
wollen

18
Zu den ksl. Versuchen der Einflußnahme auf die in schwed. Diensten stehenden Reichs-
19
angehörigen vgl. Lorentzen, 109f.
. Weniger haben sie an ihrer satisfaction zu zweifflen, dieweil
6
man ihre abdankhung vor erfolgter bezahlung nit begert

20
Vgl. Art. IX § 4 Absatz beginnend mit Tandem Cæsarea KEIPO4A (wie Anm. 173), in
21
dem eine Bezahlung der schwed. Armee ante eius exauctorationem vorgesehen war.
, also daß wir
7
auf kein weiß rathsamb finden, nachdem die quaestio, an stativa debeat
8
habere militia et an sit solvenda, im friedenschlues ihre richtigkeit hat,
9
daß man wegen des quomodo oder quanti einen verglichenen frieden
10
und nach welchem die ganze christenheit so viel lange jahr geschrien,
11
auch nur ein stundt ufhalten solte, dan die accidentia des kriegs also be-
12
schaffen, daß auch eine unglüekhliche stundt, geschweigendt wochen und
13
monat, sehr vil alteriren kan.

34
13–19 Und – lassen] Fehlt im Ga. dep. Räte IV.
Und habt ihr diese unsere intention und
14
ursachen, warumb wir diesen passum erst nach geschlossenem frieden in
15
handlung kommen zu lassen vor ein eüsserste notturfft erachten, den
16
Churmainz-, Cölln-, Bayern-, Sachssen- und Brandenburgischen mit fleis
17
zu entdekhen und selbige neben andern confidentioribus mit unnß ein-
18
stimmig zu machen und euch, es wolten dan alle dise einer andern mai-
19
nung sein, hiervon nit dimoviren lassen.

20
Damit aber die soldatesca versichert werde, daß nach geschlossenem frie-
21
den auch sie ihr gebührende quartier und satisfaction haben solle, welches
22
dann die soldatesca, wans ihr kundbar wirdt, daß sonst all anders ver-
23
glichen, nit allein von der ungedult abhalten, sondern sie villeicht selbsten
24
auch bewegen kan, den frieden, alß durch dessen conclusion sie desto
25
eher zu der gewißheit ihrer bezahlung unnd abdankhung kommen kön-
26
nen, auch ihres orths und villeicht nit mit geringem effect durchzutreiben,
27
also ist unser genedigster bevelch, das ihr alsobaldt nach geschloßenem
28
und subscribirten frieden den punctum quanti pro solvendo militiae bey
29
den ständen in die proposition und deliberation machet kommen.

30
Soviel aber schließlichen betreffen thuet, daß unserseits, wan ia sich die
31
catholischen stände alle vermittels der bißhero gewesten conferenz nit

[p. 124] [scan. 218]


1
besser und anderst zum zihl legten

22
Das erste kath. Ga. war wegen seiner drastischen Forderungen als Grundlage für die
23
Verhandlungen mit den prot. Rst. und Schweden ungeeignet ( Ruppert, 318). Daher hat-
24
ten
die Ksl. am 3. Dezember 1647 in Osnabrück die anwesenden Ges. der kath. Rst.
25
aufgefordert, neue Kompromißvorschläge zu erarbeiten, darüber man einiger fruchtbar-
26
lichen handlung gewartten köndte und nicht etwan ein völlige ruptur befahren müeßte,
27
da ein Beharren auf den Forderungen des ersten kath. Ga. s zum bruch der tractaten
28
ausschlagen würde (1. Zitat: APW III C 2/2, 913 Z. 22–24; 2. Zitat: RK FrA Fasz. 94
29
III nr. 505 p. 589 [wie [Nr. 27 Anm. 5] ]).
, vorgegriffen möchte werden, so
2
wollen wir hoffen, es werden sich seithero durch mehrangeregte confe-
3
renz thails difficulteten, sonderlich aber die in puncto autonomiae, per-
4
petuitatis et saecularisationis überwinden haben lassen

30
Zu den umfangreichen ksl. Änderungswünschen an den Autonomiebestimmungen des
31
KEIPO4A vgl. die Weisungen zu Art. V §§ 12–13 KEIPO4A in dieser Instruktion (oben,
32
109–112). Die Korrekturvorschläge der ksl. Ges. ( [Nr. 22 Beilage [1]] ) waren dagegen ge-
33
mäßigt ausgefallen. – Die Perpetuität der Überlassung geistlicher Güter an die Pro-
34
testanten war von den Ksl. in der Endlichen Erklärung vom 30. November 1646 ( APW
35
II A 5 Nr. 148 Beilage C; vgl. Schmid, 111ff; Ruppert, 263) de facto zugestanden wor-
36
den und war seitdem zwischen Ksl. und Protestanten unstrittig. Die „Maximalisten“ un-
37
ter den kath. Rst. (zur Gruppenbildung im CC vgl. Wolff, 50–56) lehnten dagegen die
38
dauerhafte Überlassung des Kirchenguts noch im Herbst 1647 ab (vgl. hierzu das erste
39
kath. Ga. fol. 63). – Auch die Säkularisierung von Kirchengut durch den Friedensvertrag
40
(bspw. die Säkularisierung des Est.s Bremen und des Hst.s Verden im Rahmen der Ter-
41
ritorialsatisfaktion Schwedens) wurde einzig von den gen. kath. Rst. nach wie vor abge-
42
lehnt.
, und zwar in
5
der ersten die protestirenden, in den andern zweyen die catholischen ge-
6
wichen sein. Solten aber ie etliche auf ihrem abgelegten voto verbleiben
7
und darvon nicht zu bringen sein, so können wir gleichwohl derienigen
8
catholischen stände vota nit verwerffen, so auch erkennen, was sich durch
9
die waffen weitter erheben und nit erheben last, also, daß wan wir be-
10
trachten, gestaltsamb eüch das beygeschlossene Churbayrische schreiben
11
mit mehrerm zu erkennen gebet, waß hierinnen Churmainz, Churbayern
12
und nunmehr Churcöllns liebden selbsten neben Bamberg und Würzburg
13
vor gedankhen haben, unß sehr schwär und fast unverantwortlich fallen
14
will, umb etlicher stände willen, so vielleicht, was wir und andere getrewe
15
chur-, fürsten und stände nit zu verlieren haben, das geliebte vatterlandt
16
und alles, waß die gesambte catholische ständt noch possediren, in lenge-
17
rer gefahr zue lassen. Dem allem nach köndten wir entlich nit umb, er-
18
achten auch, daß ein solches unnser Kayserliches ambt, so auf die beruhi-
19
gung des Reichs vornemblich gewidmet ist, erfordere, bevorab bey den
20
von Churbayerns liebden unß gegebenen versicherung und churfürst-
21
lichem wort der manutention des friedenschlues halber

43
Bezug auf Beilage [1] (hierfol. 130).
(dergleichen
22
wir unß dan auch von Churmainz liebden und viel anderen catholischen
23
ständen getrösten), daß wir diß orths die conservation des geliebten vat-
24
terlandts vor allem in acht haben. Und ist dahero unser gnedigister be-
25
velch, daß wan ia ein oder anderer catholischer standt sich mit beliebung
26
des instrumenti, allermassen euch solches krafft diser instruction nach
27
reiffer berathschlagung sowohl des voti catholicorum

44
Im Ga. dep. Räte I.
alß auch eüers
28

45
28 guetachtens] In der Kopie erachtens.
guetachtens

45
Gemeint sind die Notanda Volmars zum ersten kath. Ga. ( APW II A 6 Nr. 272 Beilage
46
[1]), wahrscheinlich auch das erste Ga. Lambergs und Kranes vom 17. Oktober ( APW II
47
A 6 Nr. 252 Beilage [3]). Die Annotationes und Erinnerungen Lambergs und Kranes von
48
Ende November 1647 ( [Beilage [1] zu Nr. 17] ) lagen erst am 9. Dezember 1647 am Ks.hof
49
vor und wurden in einem späteren Schreiben beantwortet ( [Nr. 41] ).
wider hiemit, in den maisten passibus von unnß beliebt, in
29
etlichen aber geenderter, zuruekhkombt

50
Ein der Instruktion beiliegender Gesamtentwurf konnte nicht ermittelt werden. Für die
51
Annahme, daß der Instruktion kein ausformulierter Gesamtentwurf beilag, spricht die
52
Tatsache, daß Volmar einen Gesamtentwurf nach Maßgabe dieser Instruktion im Januar
53
1648 neu aufsetzen mußte (vgl. [Nr. 89 Anm. 10] ). – In RK FrA Fasz. 56d (1648 IX Teil
54
I)fol. 1–54 liegt ein zeitlich falsch eingeordneter ksl. Gesamtentwurf für einIPO (Osna-
1
brück [1647 Dezember], Titelblatt: Osnabruggische friedens=tractat betreffend. Anno
2
1648 mit Schweden), der mit großer Wahrscheinlichkeit aus der zweiten Dezemberhälfte
3
1647 stammt. Er weicht jedoch in einigen Punkten von der vorliegenden Instruktion ab.
4
Da er auch mit keiner anderen Korrekturliste, Weisung oder ähnlichem im Editionszeit-
5
raum völlig in Einklang zu bringen ist, handelt sich wohl um eine Zwischenstufe, die sich
6
einer genauen Zuordnung entzieht.
, unserer intention nit confor-
30

35
30 Soviel] Im Ga. dep. Räte V (fol. 101–102) lesen sich die Grundüberlegungen zu einem
36
ksl. Vorgriff wie folgt: Nun ist es an deme, daß die fragen bleiben, wan durch die confe-
37
renz zwischen den catholischen und protestirenden und den Schweedischen der schlues
38
nit erhebt solle werden, wie und wan Euer Kaiserliche Majestätt vorzugreiffen. Bey bee-
39
den quaestionibus haben die gehorsambiste räthe dises praemittiren wollen, daß sie ein-
40
hellig der mainung sein, daß wan super instrumento, wie es getruckht [ KEIPO4A ], ex-
41
cepto puncto restitutionis (welchen man derhalben anderst einzurichten für ein notturfft
42
erachtet, damit den Schweeden und Franzosen, indem Euer Kaiserliche Majestät sich ad
43
impossibilia obligiren, nit ursach können haben, alles, et quidem, quod promissa a Vestra
44
Maiestate non observata fuerint, zu irritiren), der friedt köndte geschlossen werden und
45
man dessen sicherheit a protestantibus, Suecis et Gallis hette, daß sie anderst nit rathen
34
kindten, wan nit mehrers zu erhalten, alß das man simpliciter darauf abtruckhen und
35
weiter sich nicht aufzuhalten hette, und daß propter bonum pacis dises nicht allein ver-
36
antwortlich, sonder rathsamb und nothwendig und nit zue zweifflen wurde sein, es wur-
37
den meistens catholische entlichen auch darzu ihren willen geben oder, da sie es auch nit
38
thätten, die cronen aber und die protestirende wie auch thails der mächtigsten catho-
39
lischen mit Euer Kaiserlicher Mayestät eins weren, doch die dissentientes der considera-
40
tion und macht nicht sein, das Euer Kaiserliche Majestät den so hochnothwendigen frie-
41
den lenger entrathen solten, sonderlich weil dessen aufschueb niemandts gefährlicher kan
42
fallen alß eben Euer Majestätt und deren von Gott ihro anvertrawten landen, deren con-
43
servation und securitet dan Eurer Kayserliche Majestätt sowohl und vorderist obligt, alß
44
ieder standt des Reichs behaubt, vor allem zu seines landts conservation obligirt zu sein.
mieren wolten, ihr gleichwohl in Gottes nahmen diß orths vorgreiffet und
31
neben den andern catholischen ständen, welche unser friedtfertige inten-
32
tion secundiren, mit den gegenthailen völlig schliesset, darbey aber vor
33
allem folgendes in acht nemmet:

[p. 125] [scan. 219]


1
Erstlichen bleibt es bey deme, waß vermittelst der conferenz bereit etwan
2
mehr, alß dise instruction mit sich bringt, vor die catholischen erhalten

[p. 126] [scan. 220]


1

3
1 Erstlichen] Das Ga. dep. Räte V (fol. 102–108’) führt zu der Durchführbarkeit eines ksl.
4
Vorgriffs aus: Circa quaestionem autem des vorgriffes selbsten, wie nemblich derselbe
5
geschehen solle, so praesupponirt man erstlich, daß oder theils oder alle catholische
6
stände diß orths Euer Majestätt vorgriff submittiren [ juristischer Fachbegriff: sich einem
7
(beantragten) Urteilsspruch unterwerfen (vgl. Frisch, 84; Oberländer, 667)] werden,
8
welches dan, ob es schon sehr unsicher, gleichwohl eher zu hoffen ist, alß das alle zu
9
einem voto und concluso zu disponiren sein werden. Es wurde aber auch bey solchem
10
fall nit genug sein, daß die catholische in puncto gravaminum submittirten, sonder die
11
notturfft erfordern, daß ein ebenmässiges auch von den protestirenden geschehe, dan
12
den catholischen vorzugreiffen, ohne daß die protestirenden demiehnigen, waß Euer Kay-
13
serliche Majestätt arbitriren und statuiren wurden, auch sich zu accommodiren entschlos-
14
sen sein, were nichts anders, alß die catholischen ohne einzigen frucht und effect zu of-
15
fendiren, Euer Mayestät authoritet [zu] prostituiren und darbey zu erwarthen, daß auch
16
dieiehnigen catholischen, darunder vorderist Churbayern, wan sie sehen, daß der vorgriff
17
bey denen protestirenden nit stattfinde, andere mittel gleichwol suechen, sich zu salviren,
18
und Euer Mayestät und dero authoritet und vorgriff im stich liessen, dan es verlangen die
19
catholische, alß wie Bayern etc., den vorgriff zumahlen nit ad acrius bellum, sonder bloß,
20
umb zu versuechen, ob sie dardurch zu dem fried kinden gelangen. Erheben sie hierdurch
21
ein solches nit, so werden sie doch andere media suechen, sich zu salviren und den übel
22
succedirten vorgriff keinesweegs manuteniren wollen. Und diß, soviel den vorgriff in
23
puncto gravaminum et amnistiae, item gravaminum polliticorum betrifft. Soviel aber den
24
punctum satisfactionis Sueciae, soweit solche sowohl in der satisfaction der lande selbst
25
alß auch der concurrenz mit den protestirenden in puncto gravaminum et amnistiae, auch
26
gravaminum polliticorum beruhet, anlangt, so laßt sich darin abermahl nit vorgreiffen,
27
ehe man wisse, ob die Schwedische mit demiehnigen, waß der punctus satisfactionis mit
28
sich brengt, content und zwar dergestalt wollen sein, daß man de executione pacis richtig
29
und versichert ist, dan sollen die Schweeden den punctum executionis dergestalt einge-
30
richt wollen haben, daß man kein securitet des fridens hette, so sehe man abermahl nit,
31
warumb Euer Majestätt vorgreiffen solten. Dahero dan, ehe man zu dem vorgriff kom-
32
men thette, die notturfft erfordern will, daß man ein genuegsambe securitatem habe ex
33
omni parte, daß der vorgriff den effectum pacis haben werde, dan wan die catholischen
34
sich widersezen, die protestirenden damit nit content sein, die Schweeden gar es nit
35
acceptiren wollen, so gibt ia die sach an sich selbst, daß disen vorgriff Euer Kaiserliche
36
Majestätt allein nit, mit anderer hülff aber derentwegen nit außführen wurde kinden,
37
weiln Euer Majestätt weder catholische noch protestirende, weder Schweedische, weniger
38
die Franzößische zur assistenz haben wurden, consequenter der vorgriff nur elusorius
39
sein. Es köndte hierbey auch der drite casus, wan vorzugreiffen, und zwar diser gesezt
40
werden, wan nemblich die maisten und mächtigsten catholischen und die protestierenden
41
alle mit dem puncto gravaminum und amnistiae content weren, die Schweeden aber nit,
42
ob alsdann auch Euer Majestät vorzugreiffen und gleichwol mit denn Schweeden undt
43
〈Franzosen〉 im krieg zu bleiben hetten. Aber dise quaestion zu resolvieren will noch
44
was zu früehzeitig sein, zumahlen die iüngste relation [ Nr. 6] mit sich bringt, dz die pro-
45
testierende under der Schweedischen direction alles tractiert haben wollen, und dise quae-
46
stion nit wohl decidierter kan sein, es sey dan, dz man zuvor wisse, ob und wie weit sich
47
die protestierende hierin von den Schweedischen separieren wollen. Zwar erinnern sich
48
die gehorsambisten räthe, dz Euer Majestät bereit sich zum vorgriff erclert und dessen
49
Chursachßen und -bayern synceriert haben, derohalben dan Sachßen auch erinneret, dz
50
dises ie eher, ie besser geschehen möchte, so lasset man es auch bey dem praesupposito,
51
dz in dem friedenswerckh zu eilen und, wan der friedt diß jahr oder mit anfang deß an-
52
dern nit zu erheben, kein hoffnung sey, denselben sobaldt zu erlangen. Aber auch beede
8
dise rationes bewegen die räthe nicht, dz sie zu einem solchen vorgriff rathen, bey
9
deme sie weder bey den catholischen, weder bey den protestierenden, weder bey denen
10
Schweedischen eines assensus versichert sein, dan es erstlichen die meinung nit gehabt,
11
daß man negotio pacis per obstinationem hostium et protestantium impraeparato et sine
12
spe pacis, wohin der vorgriff angesehen, vorgreiffen sollen. Sovil aber die gewinnung der
13
zeit betrifft, wan der vorgriff ninderst [ von niener (auch: nindert; nienders), hier in der
14
Bedeutung von auf keine Weise, durchaus nicht, keineswegs ( Grimm XIII, 830f, 3. Vari-
15
ante
)] hafften solte, so ist mit demselben eben auch kein zeit gewunnen, sonder vielmehr
16
zu newen confusionibus und aufzuge ursach und anlaß gegeben, also dz zwar die commi-
17
natio deß vorgriffs, ungeacht in executione derhalben was excediert worden [ Anspielung
18
auf den Vortrag Volmars vor den Ges. der kath. Rst. am 30. Oktober 1647 ( APW II A 6
19
Nr. 264; Ruppert 318).], eben auch Churbayern in etwas zu stillen, nit unrathsamb ge-
20
wesen. Nachdem man aber noch zur zeit kein sicherheit hat ex parte protestantium et
21
Suecorum, ob sie sich disem vorgriff accommodiren wollen, die protestierende auch in-
22
halt der iüngst einkhomenen relation [ Nr. 6] mit den Schweeden annoch ganz causam
23
communem machen, so siehet man eben nit, warumb Euer Kayserliche Majestät dise
24
commination deß vorgriffs ihro und andern zu schaden und ohne einzige sicherheit deß
25
friedens zu werckh sezen sollen. Bleibt also dz werckh in puncto deß vorgriffs und zwar
26
in loco congressuum faciendi dabey, dz die Kayserlichen gesandten von den protestieren-
27
den und Schweedischen occasione repraesentationis difficultatuum [!], so die catholischen
28
in ein und anderem machen, von puncten zu puncten vernehmen, wie weit sie diß orts
29
den catholischen weichen wollen oder nit, wie dan auch, ob und wie weit sie die sach
30
dahin bringen khinden, daß sich die protestierenden und Schweedischen dem instrumen-
31
to, wie es Euer Kayserlicher Majestät alhier placidiert, conformieren wollen. Negst aber
32
diser conferenz, warbey die protestierende und Schweedische causam communem ma-
33
chen, so hielte man gehorsambst darvor, es solten die Kayserlichen abgesandten ex pro-
34
fesso undt zugleich mit den Schweedischen den punctum executionis überlegen und auf
35
maß undt weiß zur richtigkeit bringen, wie ihne Euer Kayserliche Majestät resolviert, dan
36
solten die Schweedischen sich darin nit wollen zum zihl legen und von dem ihrerseits
37
verfassten puncto executionis [APW II A 6 Nr. 182 Beilage D] abweichen, so würde es
38
ein zaichen sein, dz sie kein friedt haben wollen, und solches den catholischen und pro-
39
testierenden umb sovil greifflicher remonstriert khinden werden auß deniehnigen captio-
40
siteten, so sich in dem instrumento pacis in puncto restituendorum befinden, undt wirdt
41
es dan zu tentieren sein, wie mit den protestierenden der punctus gravaminum allein ab-
42
gehandelt und ihnen, nachdem sie sich contra Suecos viel oder wenig angreiffen wolten,
43
wenig oder mehr nachgegeben würde. Da aber auch dise sich [!], ungeacht ihnen remon-
44
striert wurde, wie captiose die Schweeden in puncto executionis verfahrten, von den
45
Schweeden nit zu separieren weren, so were halt endtlichen dz werckh Gott zu befehlen
46
und umbsonst und ohne sicherheit desiehnigen, waß so grosse concessiones allein iustifi-
47
cieren kan, nemblichen deß friedens, die religion und Euer Majestät authoritet zumahlen
48
nit zu praestituieren [!] [ müßte wohl heißen „prostituieren“], weniger den protestierenden
49
die sonst nit unzulässige [!] [ müßte heißen „zulässige“] media pacis nachzusehen.
worden oder sich noch erhalten lasset,

50
1 gestal[t]samb ihr auch] Im Konzept und in der Kopie ihr habt.
gestal[t]samb ihr auch euch noch-
2
mahls zu bemühen, so viel nur möglich (ohne verlust der zeit gleichwohl)
3
vor sie zu erheben.

4
2., so habt ihr den vorgriff nicht an die handt zu nemmen alß mit rath
5
eines churfürstlichen löblichen collegii, warbey es hoffentlich umb soviel
6
weniger difficultet wirdt haben, weil Churmainz, Churbayern allerdings
7
mit unnß eins

7
Kf. Maximilian von Bayern hatte den Ks. im Herbst 1647 bereits mehrfach dazu auf-
8
gefordert
, den Frieden notfalls auch durch Vorgriff zu schließen. So schrieb er bspw. am
9
16. Oktober 1647: Wan aber theilß catholische yber allen angewendten vleiß sich dan-
10
noch zu kheinem billichmässigen temperamentis und conditionibus pacis bequemmen,
11
sondern auf den extremis beharren […], so findt ich nochmahl khein anders mitel, dan
12
daß Euer Kayserliche Mayestät vorgreiffen und sich dergestalt mit den gegentheilen ver-
13
gleichen (APW II A 6 Nr. 260 Beilage A. Vgl. auch Beilage [1]; Wolff, 58f). – Auch
14
Kurmainz gehörte seit dem Amtsantritt Schönborns zu den verständigungsbereiten kath.
15
Rst. , die mit einer kompromißbereiten Haltung auf einen schnellen Friedensschluß
16
drängten (vgl. Beilage 7 zu Beilage [1]; Mentz I, 35–42; Wolff, 54, 62).
, Churcölln liebden auch vermaint, was sich nit heben

[p. 127] [scan. 221]


1
last, das es ligen zu lassen

17
Bezug auf Beilage 8 zu Beilage [1] (vgl. auch Foerster, Ferdinand, 330. Zur kurkölni-
18
schen
Politik generell vgl. ebenda, 318–335).
, Churtryer allein das werkh auf sein particu-
2
larsatisfaction stellet , derentwegen dan der friedt sich nicht aufhalten
3
läst. Chursachssen und Brandenburg werden unserm vorgriff nicht ent-
4
gegen sein, ungeachtet diser im instrumento vorgenommenen änderung,
5
dan in puncto autonomiae seindt sie zu ihrer eigenen versicherung eben
6
gleich neben unß interessiert

20
Diese Aussage ist wahrscheinlich auf die kath. Minderheiten in den Hst.en Halberstadt
21
und Minden sowie dem Est. Magdeburg gemünzt, die Kurbg. im Frühjahr/Sommer 1647
22
zugesprochen worden waren, bzw. auf das es eine Anwartschaft erhalten hatte (vgl. spä-
23
ter Art. XI,1,4,6IPO). Darüber hinaus lebten auch in den kurbg. Territorien Kleve,
24
Mark und Ravensberg kath. Untertanen ( Rudersdorf / Schindling, 62). – Im Falle
25
Kursachsens dürfte die Äußerung ähnlich gelagert sein. Hier geht es um die Katholiken
26
in den Lausitzen (Ober- und Niederlausitz), die in einem Nebenrezeß zum PF als böh-
27
misches Lehen an Kursachsen gefallen waren ( Smolinsky, 28ff; Thomas, 89–93). Der
28
sächsische Kf. hatte sich darin auf die Erhaltung und den Schutz der Privilegien und
29
Freiheiten aller kath. Stifter und Klöster verpflichtet (Nebenrezeß, 1635 Mai 20/30; Text:
30
BA NF II/10 Nr. 564B, 1631–1640).
, in puncto restitutionis, distributionis et
7
solutionis militiae in simili, und zwar nit allein beede ihr, sondern auch
8
aller anderer churfürsten liebden, denen die Schweeden vil oder wenig zu
9
restituiren haben

31
Zur Lage der schwed. festen Plätze bei Kriegsende und den betroffenen Territorialherren
32
vgl. Oschmann, Tabelle 1, 507–513.
.

10
Daß dritte, was ihr diß orths in acht zu nemmen hettet, ist, das ihr vor
11
hinausgebung unsers außschlags und entlichen intention euch nit weniger
12
bey denen protestirenden versichert wist, das, wo nit alle, wenigist die
13
mächtigsten, und darunder auch die stätt, mit dem instrumento pacis,
14
wie wir eüch solches iezo zuruckhschikhen

33
Ein beiliegender Gesamtentwurf war nicht zu ermitteln (vgl. Anm. 227).
, content sein und weiters
15
in unß und die catholischen stände wegen eines oder andern nit tringen
16
wollen, warbey wir auch nit sehen, daß die stätt groß bedenkhen sollen
17
haben, weil sie in allem überigen satisfaction bekommen.

18
Entlichen, so hettet ihr auch eüch zu versichern, das die cron Schweeden
19
bey mehrermeltem iezo wider zurukhkommendem instrumento

34
Wie Anm. 233.
es
20
allerdings verbleiben wolle lassen und das darmit mit ihro der friedt ein
21
vor alle mahl geschlossen seye, und auf solchen fahl, obschon etliche
22
catholischen auch protestirenden daß instrumentum umb ein oder andern
23
particularinteresse nicht beliebten, gleichwohl darauf mit der cron
24
Schweeden in Gottes nahmen zu schliessen.

25
Solten aber die maisten protestirenden zwar sich mit dem iezigen instru-
26
mento pacis contentieren, die cron Schweeden es aber, welches wir unß
27
zumahlen nit versehen, nicht acceptieren wollen, also das wir gleichwohl,
28
obschon den protestirenden die begerte satisfaction in puncto gravami-
29
num geschehen, mit Schweden im krieg zu verbleiben hetten, so hettet
30
ihr eüch nit allein bey dem churfürstlichen collegio, sondern auch bey
31
andern vertrawten, sowohl catholisch alß protestirenden fürsten und
32
stände gesandten, in der geheimb zu erkundigen, wessen wir unß auf
33
disen fahl zu ihren principaln wegen ihres beystandts würkhlich zu ver-
34
sehen und ob sie unß auch alsodan, wie zwar Churbayerns liebden sich
35
desselben albereit in schrifften gegen unß erclärt

35
Wie Anm. 224.
, unfehlbar assistieren

36
35 erclärt] Hierzu im Ga. dep. Räte V (fol. 109–11’): Soviel nun die communication mit
37
Bayern anlangt, deren seine churfürstliche durchlaucht nun zu mehrmahlen vertröstet
38
sein worden, so ist zwar ein solche obligation von Bayern, daß er daß werckh mit den
39
waaffen wolle hinaußführen, nit zu hoffen, und, wan er sich auch darzu obligirte, nit zu
40
glauben, daß er, wan die alea belli wohl oder übel hergienge, darbey beharren würde,
41
dannenhero die manutention deß vorgriffs per arma auff den herrn churfürsten oder
42
auch Würtzburg, Bamberg, Salzburg zu bawen, dissentientibus Suecis et protestantibus,
43
ein sehr ungewisßes und mißliches werckh ist, indeme bevorab alle diße stände mehrers
44
zur neutralitet, mehrers ad qualemcunque pacem alß ad bellum incliniren. Kurfürst
24
Maximilian von Bayern sollen die kaiserlichen Änderungswünsche am KEIPO4A
25
übermittelt und er für die Unterstützung der kaiserlichen Politik gewonnen werden.
26
Wichtig sei besonders, daß er in puncto restitutionis mit Euer Kaiserlicher Majestät
27
ains were, alß an deme basis pacis dependirte, undt wan dißer nit auff die von Eür Kay-
28
serlicher Mayestät placidirte weiß richtig, alle andere den Frantzoßen und Schweden
29
gegebene satisfactiones sine effectu pacis wurden sein. Eß ist der herr churfürst zwar
30
auch bey dem puncto executionis haubtsächlich, aber nit so fast alß Euer Kayserliche
31
Majestät interessirt, dann ihme nichts zu restituiren übrig bleibt, dahero dißer punctus
32
absonderlich mit ihme zu agiustiren und zu assecuriren were, daß er hierinnen Euer
33
Majestät nit auß der handt gienge. Da er aber, wie nit zu zweifflen, auf den vorgriff
34
tringen wolte, so were ihm zu antwortten, daß Euer Kaiserliche Majestät nochmahls
35
darzu resolvirt weren. Sie müßten aber 1. deß instrumenti halber mit den herren chur-
36
fürsten obgedachtermassen eins sein; 2. die versicherung haben, daß der herr churfürst
37
bey Euer Majestät diß orths neben den vornembsten catholischen ständen stehe, sodann
38
ihre churfürstliche durchlaucht zu Cölln hierzu disponiren wolten und 3., wan es zum
39
vorgriff kohmen solle, daß ihre churfürstliche durchlaucht denselben neben Euer Kaiser-
40
licher Majestät mit waffen außführen und verfechten helffen. 4., so müßten Euer Kay-
41
serliche Mayestät die versicherung haben, daß die meisten protestirenden sich dißem
42
vorgriff accommodiren wurden, 5., daß man in instrumento, allermaßen der ietzt resol-
43
virte aufsatz vermag, die securitatem pacis dergestalt hette, daß selbe in puncto executio-
44
nis nit irritirt khöndte werden. Hoc stante, so wolten sie mit rath der herren churfürsten
45
endtlichen vorgreiffen. Diese Antwort an Kurbayern soll auch Kurmainz und den spa-
46
nischen
Gesandten mitgeteilt werden.

[p. 128] [scan. 222]


1
und daß werkh im überigen, was zwischen unß, denen catholischen und
2
protestirenden verglichen, mit gesambter handt und macht außführen und
3
vertretten helffen wolten, damit wir nicht hernach bloßstehen und gleich-
4
wol den unglimpf neben der gefahr des kriegs und das so viel umb blosser
5
friedenshoffnung willen wehr vergeben worden, auf unß laden und behal-
6
ten müesten, und unß bey eigenen staffeten dessen ungesaumbt zu erin-
7
nern, mit dem vorgriff aber und hienaußgebung unsers instrumenti so
8
lang inzuhalten, biß wir eüch darüber, so unverlengt beschehen solle, wei-
9
tern befelch zuekommen lassen

36
Vgl. die Weisungen Ferdinands III. vom 15. Februar 1648 ( APW [II A 8 Nr.n 6] und [ 7] ).
, und inmittels eüch gegen die Schwee-
10
dische dahin zu erklären, das ihr deßiehnigen, waß in puncto satisfactio-
11
nis unnd sonst vor sie abgehandelt und im instrumento begriffen, weil sie
12
es nit annemmen wollen, ausser aller obligation wollet sein und diß orths
13
vor unß und alle andere darbey interessirte freye handt behalten, wie dan
14
auch nit weniger gegen dieiehnige protestirenden, so sich von Schweeden
15
nit separieren und zu manutenierung des instrumenti pacis zu unß stehen
16
wollen. Und dises soviel den tractat mit der cron Schweeden betrifft,
17
warinnen nun auch gueten theils erledigt ist.

18
Waß das Franzößische instrumentum

37
KEIPM3 bzw. KEIPM4 . – Der ksl. Textvorschlag für einIPM mit Nennung der päpstl.
38
Mediation in der Präambel ( KEIPM4 ) war Chigi von Volmar am 12. Juni 1647 aus-
39
gehändigt worden (Text: Meiern V, 130 –140; zur ksl. Überlieferung vgl. APW II A 6/1
40
Nr. 155). Ein Exemplar ohne Nennung des Papstes ( KEIPM3 ) hatte Contarini bereits am
41
11. Juni 1647 erhalten (vgl. – auch zur ksl. Überlieferung – APW II A 6/1 Nr. 155).
in sich halt, bevorab nachdeme
19
der punctus satisfactionis seithero sein völlige richtigkeit bekommen

42
Bezug auf den ksl.-frz. Vorvertrag über die frz. Satisfaktion vom 11./14. November
43
1647.
,
20
doch mit jener declaration, so wir eüch unterm dato 27. Novembris
21
zuegeschikht und ihr zweiffelsohne den mediatoribus schon werdet an-
22
gedeüttet haben; was nun aber in selbigem instrumento, auch in puncto
23
restitutionis, zu erinnern, daß habt ihr mit negstem gleichfahls zu emp-

[p. 129] [scan. 223]


1
fangen

45
Da die ksl. Ges. die hier angekündigte Weisung Anfang Februar 1648 noch nicht erhalten
46
hatten, fragten sie am 7. Februar 1648 am Ks.hof nach (vgl. [Nr. 115] ). Eine entsprechende
47
Weisung erfolgte im Editionszeitraum nicht mehr.
und entzwischen daß ganze fridenswerkh mit den Schweeden
2
und protestirenden außzuarbeiten.

3
Den Spanischen ministris habt ihr gleichfahls von diser unnserer gefasten
4
resolution und von dem weittern verlauf des tractats mit der cron
5
Schweeden unnd Franckhreich fleissige nachricht zu geben, auf das auch
6
selbige sich in ihrem tractat darnach zu richten unnd zu befürdern
7
wissen.


8
Beilagen [1] – [4] zu Nr. 29


9
Beilage [1] zu Nr. 29

10
Kf. Maximilian von Bayern an Ferdinand III., München 1647 November 29. Fehlt [Ausf.:
11
RK FrA Fasz. 54e (1647 XI)fol. 126–131’; Kopieauszug: ebenda fol. 109–109’].

12
Wenn Ferdinand III. nicht vorgreife, werden die Verhandlungen in Osnabrück wegen der
13
extremen katholischen Reichsstände zue gänzlicher ruptur führen. Gründe für die Notwen-
14
digkeit
eines kaiserlichen Vorgriffs:

15
1.: Die Franzosen glauben nach der Rekonjunktion Kurbayerns mit dem Kaiser nicht mehr
16
an die kaiserliche Friedensbereitschaft; 2.: Rüstungen in Frankreich für einen neuen Feldzug
17
machen einen Friedensschluß noch in diesem Jahr nötig; 3.: Durch den Verhandlungsstill-
18
stand
nach der Abreise Trauttmansdorffs mutmaßen die Kronen, daß die Vollmacht der ver-
19
bliebenen
kaiserlichen Gesandten wa nicht ad tractandum, doch ad concludendum erman-
20
glen thue; 4.: Der schlechte Zustand der kaiserlichen Armee; 5.: Kursachsen hat angekündigt,
21
seinen Gesandten von den Verhandlungen abzuziehen, wenn der Friede nicht noch in die-
22
sem
Jahr geschlossen werde. Dies muß wegen der Bedeutung Kursachsens unter den pro-
23
testantischen
Reichsstände verhindert werden; 6.: Wut der Kronen auf Kurbayern nach Ab-
24
schluß
des Rekonjunktionsvertrags mit dem Kaiser; 7.: Die Enttäuschung der protestanti-
25
schen
Reichsstände über den Stillstand der Verhandlungen könnte diese radikalisieren; 8.:
26
Möglichkeit einer militärischen Konjunktion protestantischer Reichsstände mit den Kronen.
27
Die kaiserlichen Gesandten sollten daher, waß der catholischen religion zum besten noch
28
erhalten werden khan, vleissig beobachten, waß aber nicht zu erheben, auf die beraits in
29
dem instrumento pacis begriffene conditiones [ KEIPO4A ] stellen und, waß ausser dessen
30
sonsten noch fir andere differentien überig, selbige guet alß miglich vergleichen und, da ia
31
ain oder andere catholische sich zue solcher vergleichung nicht verstehen wolten, in Euer
32
Kayserlicher Majestät nahmen vorgreiffen und neben den anderen, welche deroselben frid-
33
fertige intention secundiern, mit den gegenthailen völlig schliessen und gleichwohl alßdan
34
einem ieden freystellen […], disen schluß anzunemmen oder sein verhoffendes besseres
35
avantagio in andere weeg, so guet ers vermag, auf sein gefahr und ohne Euer Majestät und
36
dero beystimmender chur-, fürsten und stenden entgelt zue suechen. Dabei wolle Kurfürst
37
Maximilian den Kaiser unterstützen und den auf diese Weise erlangten Frieden sichern
38
helfen.

39
Beilage 4

48
Dem Schreiben Maximilians an den Ks. lagen ursprünglich noch drei weitere Beilagen
49
(1–3) bei (vgl. RK FrA Fasz. 54e [1647 XI]fol. 142, 141, 139–139’). Diese wurden nicht
50
mit nach Osnabrück übersandt.
zu Beilage [1] zu Nr. 29

40
Kf. Maximilian von Bayern an Ernst,s.l. 1647 November 27. Fehlt. [Kopieauszug: RK
41
FrA Fasz. 54e (1647 XI)fol. 110; ebenda fol. 138].

42
Beilage 5 zu Beilage [1] zu Nr. 29

43
Melchior Otto Voit von Salzburg, Fbf. von Bamberg an Kf. Maximilian von Bayern,
44
Bamberg 1647 November 19. Fehlt. [Kopie: RK FrA Fasz. 54d (1647 XI)fol. 119;
45
ebenda Fasz. 54e (1647 XI)fol. 111–111’; ebenda fol. 137–137’].

[p. 130] [scan. 224]


1
Beilage 6 zu Beilage [1] zu Nr. 29

2
Fbf. Johann Philipp von Schönborn als Fbf. von Würzburg

51
Schönborn wurde erst am 19. November 1647 zum Kf. von Mainz gewählt (vgl. [Nr. 9 Anm. 5] ).
an Kf. Maximilian von
3
Bayern, Mainz 1647 November 14. Fehlt [Kopie: RK FrA Fasz. 54e (1647 XI)fol.
4
115–116; ebendafol. 135–135’].

5
Beilage 7 zu Beilage [1] zu Nr. 29

6
Kf. Johann Philipp von Schönborn als Kf. von Mainz an Kf. Maximilian von Bayern,s.l.
7
1647 November 21. Fehlt [Kopie: RK FrA Fasz. 54e (1647 XI)fol. 117; ebendafol.
8
134].

9
Beilage 8 zu Beilage [1] zu Nr. 29

10
Kf. Ferdinand von Köln an Kf. Maximilian von Bayern,s.l. 1647 November 24. Fehlt
11
[Kopieauszug: RK FrA Fasz. 54e (1647 XI)fol. 118; ebenda fol. 133].

12
Beilage [2] zu Nr. 29

13
Ferdinand III. an Kf. Maximilian von Bayern, Prag 1647 Dezember 11. Fehlt [Konzept: RK
14
FrA Fasz. 54e (1647 XII)fol. 35–43]

53
Weitere Kopie: MEA FrA Fasz. 19 (2. collectio) unfol. Dazu gehört: Ga. dep. Räte
54
(Kurz. Gebhardt. Söldner) und Conclusum im Geheimen Rat (Lobkowitz, Trauttmans-
dorff, Schlick, Martinitz d. J., Kurz, Kollowrat, Colloredo, Waldstein, Prücklmaier. Geb-
hardt. Söldner), Prag 1647 Dezember 12, 13. Konzept: RK FrA Fasz. 54e (1647 XI)fol.
120–122, 123–124. – Der Ausfertigung dieses Schreibens lag eine Kopie der Haupt-
instruktion als Beilage bei.
.

15
Beilage [3] zu Nr. 29

16
Art. XVI *KEIPO5* betr. Vollzug und Sicherung des Friedens (lat.), praes. Osnabrück 1647
17
Dezember 26. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1904fol. 292–296; KHA A 4 nr. 1628/56
18
unfol.

Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 96 IIfol. 191–193; MEA FrA Fasz. 21 (3. collectio)
unfol.
– Druck: Meiern IV, 833ff

Lemma (nach Meiern): Quod ad Assecurationem Executionemque Pacis attinet, cum
omnium intersit, Articulum hunc clare & dilucide exprimi, ne ex dubio verborum con-
ceptu ulla retardatio aut turbatio Pacificationis enasci possit: omnibus consideratis totam
hanc materiam sequenti forma exponendam & definiendam esse, censent Caesareani. –
Mit *KEIPO5* werden im folgenden zusammenfassend die ksl. Änderungsvorschläge
zum KEIPO4A bezeichnet, welche die ksl. Ges. im Verlauf des Dezembers 1647 in vier
Teilen herausgaben : 1) Art. I–V *KEIPO5,s.l. [praes. 1647 Dezember 17] ( [Nr. 53 Bei- lage B] ) – 2) Art. de Helvetiis, VI–XVI *KEIPO5* , [praes. Osnabrück 1647 Dezember
22] (Nr. 56 Beilage B[.1]) – 3) Art. XIV *KEIPO5* , praes.s.l. 1647 Dezember 22 (Nr. 56
Beilage B[.2]) – 4) Art. XVI *KEIPO5* , praes. Osnabrück 1647 Dezember 26 (Nr. 29
Beilage [3]). Bei diesen Schriftsätzen handelte es sich in großen Teilen um Änderungsvor-
schläge
(Korrekturlisten) der ksl. Ges. , welche sie auf der Grundlage der Vorantworten
des Ks.hofes zur vorläufigen Verhandlungsführung (d.i. ksl. Beschluss im GR II) und
dem zweiten Ga. der kath. Rst. (praes. 1647 Dezember 13, 19, d.i. Nr. 48 Beilage A und
Nr. 56 Beilage A[.2]) erarbeiteten und nominell im Namen der kath. und, wie es hieß,
einiger prot. Rst. herausgaben (vgl. die entsprechenden Lemmata der Art. I–V sowie de
Helvetiis, VI–XVI *KEIPO5* ). Abweichend dazu stammten die Art. XIV und XVI
*KEIPO5* nicht aus der Feder der ksl. Ges. Art. XIV *KEIPO5* war ein Textvorschlag
Hessen-Darmstadts, der hier beiliegende Art. XVI *KEIPO5* wurde bis auf einen Zu-
satz
(Text: Meiern IV, 834 Z. 16–17; vgl. Nr. 65 bei Anm. 3) am Ks.hof verfaßt. – Die
Zusammenfassung dieser Änderungsvorschläge zu einem ksl. Gesamtentwurf für einIPO
ist nicht zeitgenössisch, sondern wurde hier vorgenommen, um den komplizierten Ver-
handlungsgang
im Editionszeitraum für den Benutzer besser zu strukturieren. Der Um-
stand
, daß es sich nicht um einen ausformulierten Gesamtentwurf handelte, wird durch
die Sternchen am Anfang und Ende der Sigle verdeutlicht.
.

19
Sachanmerkungen zu Nr. 29

[p. 131] [scan. 225]

[p. 132] [scan. 226]

[p. 133] [scan. 227]

[p. 134] [scan. 228]

[p. 135] [scan. 229]

[p. 136] [scan. 230]

[p. 137] [scan. 231]

[p. 138] [scan. 232]

[p. 139] [scan. 233]

[p. 140] [scan. 234]

[p. 141] [scan. 235]

[p. 142] [scan. 236]

[p. 143] [scan. 237]

[p. 144] [scan. 238]

[p. 145] [scan. 239]

[p. 146] [scan. 240]

[p. 147] [scan. 241]


2

Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 Dezember 6

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1904fol. 289–290.

5
Gutachten Trauttmansdorffs im Geheimen Rat (Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz d. J.,
6
Kurz, Kollowrat, Martinitz d. Ä., Colloredo, Waldstein, Prücklmaier Gebhardt. Walderode,
7
Schröder) zu Art. V § „Pacta autem“ KEIPO4A ,s.l. 1647 Dezember 6. Konzept: RK FrA
8
Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 98–98’.

9
Gutachten Trauttmansdorffs im Geheimen Rat (Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz d. J.,

10
Kurz, Kollowrat, Martinitz d. Ä., Waldstein, Colloredo, Prücklmaier, Gebhardt. Walderode,
11
Schröder) zu Art. XIV § „Praeterea confirmabit“ KEIPO4A ,s.l. 1647 Dezember 2. Kopie:
12
RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr. 1901fol. 243–243’; ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 113’;
13
ebenda fol. 40’ – Druck: Bergsträsser IV Nr. XIII, 321.

14
Korrekturen an den Autonomiebestimmungen des KEIPO4A betreffend die religionsrecht-
15
lichen Verträge der Reichsstände und die religionsrechtlichen Verhältnisse in Niederöster-

[p. 149] [scan. 243]


1
reich. Keine Änderung der Regelung über die Erbverbrüderung zwischen Sachsen, Branden-
2
burg und Hessen

31
Kanzleivermerk auffol. 289’: P.S. zu der Kaiserlichen gesandten instruction vom 6. De-
32
cembris [ Nr. 29] den § „Placet [!] autem“ betreffend.
.

3
Weillen nicht zue zweifflen, die protestirende werden nit weniger alß die
4
Schweedische gesandten auf dem in puncto gravaminum numero XII ge-
5
seztem § „Pacta autem“

33
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Pacta autem KEIPO4A betr. die Annullierung der
34
den religionsrechtlichen Bestimmungen entgegenstehenden Verträge der Rst. mit ihren
35
Landständen und Untertanen (Text: Meiern IV, 571 im ersten Absatz; später Art. V,33
36
IPO ← § 47IPM).
gar starkh bestehen, so haben wir eüch, wan
6
über allen angewendten fleiß die außlassung dises paragraphi nicht be-
7
haubtet werden könte, hiemit genedigst anbevehlen wollen, daß ihr
8
alßdan bey dem hernachfolgendem numero XIII § „Quo[d vero] ad
9
comites, barones etc.“

37
Art. V § 13 Abschnitt beginnend mit Quod vero ad Comites KEIPO4A betr. die Bleibe-
38
garantie für den Adel in den schlesischen Erbfürstentümern und in Niederöst.; Beschrän-
39
kung dieser Garantie auf die AC-Verwandten (Text: Meiern IV, 572 zweiter Absatz; spä-
40
ter Art. V,39IPO ← § 47IPM).
wohl in acht nehmet, damit auch selbiger paragra-
10
phus in dem instrumento, iedoch mit außlassung [!]

41
An dieser Stelle muß gemeint sein, daß unter den gen. Bedingungen die Klausel tum etiam
42
in Austria Inferiori eben nicht ausgelassen werden, sondern in dem Abschnitt „Quod vero“
43
verbleiben soll. Ferdinand III. wollte ja gerade verhindern, daß die Regelungen für die
44
Autonomie der Untertanen in Niederöst. zur Geltung kamen (vgl. in diesem Sinne auch
45
[Nr. 29 bei Anm. 123] , das Ga. Trauttmansdorffs sowie [Nr. 55 bei Anm. 47] ).
der wort „tum etiam
11
in Austria Inferiori“,

22
11 verbleiben] Im Ga. Trauttmansdorffs (fol. 98–98’): Wenn der § „Pacta autem etc.“ […],
23
wie er in instrumento gesezt ist, pleiben müeste, daß man alßdan auch den § [5] numero
24
13 „Quod ad comites, barones etc.“, wie von ihrer Kayserlichen majestät geschlossen
25
worden, nicht auß dem instrumento lassen, sondern derselb tanquam exceptio a regula
26
stehen pleiben müste […].
verbleiben, auf das die Schweden und protestirende
12
die außlassung dises paragraphi nit dahin deüten können, samb under ob-
13
gemeltem § „Pacta autem, transactiones etc.“ auch unsere erbkönigreich
14
und lande mit begriffen oder zu verstehen weren, wie ihr dan zu desto
15
deütlicher exception ab hac regula die wort „tamen in gratiam interceden-
16
tium etc.“ mit außlassung der voculae „tamen“, also zu sezen habt: „non
17
ex pacto, sed in gratiam intercedentium etc.“.

18
Solte aber der § „Pacta“ außgelassen werden, so hat es diß orths bey unser
19
instruction sein

27
19 verbleiben] Im Ga. Trauttmansdorffs (fol. 98’): Wan aber die Schweden und protesti-
28
rende diesen paragraph nachgeben und es bey der regula iuris territorialis pleiben lassen,
29
so könne alßdan der passus quoad comites, barones, nobiles etc. in terris haereditariis et
30
in Austria Inferiori degentes ebenergestalt außgelassen werden.
verbleiben

46
D.h., es sollen auch die Worte tum etiam in Austria Inferiori ausgelassen werden (vgl. Nr.
47
[29 bei Anm. 123] ).
, dero ihr in diesem wie auch in allen anderen
20
puncten alles ihres inhalts strictissime nachkommen und dabey wohl in
21
acht nehmen wollet, daß ihr bey dem § „Praeterea confirmabit Imperator

[p. 150] [scan. 244]


1
confraternitatem“, die

15
1 erbverbrüederung] Im Ga. Trauttmansdorffs (fol. 243’) etwas ausführlicher: es wurde von
16
diesem erinnert, dz man bey außfertigung diser confirmation wohl in acht nemmen solle,
17
damit wegen Pommern (als welches in die erbverbrüederung nicht gehöret) nichts hinein-
18
gesezt, sondern die confirmation nur in commun[i] forma wie von alters ertheilt werde.
erbverbrüederung

20
Art. XIV Absatz beginnend mit Præterea confirmabit KEIPO4A betr. die Gültigkeit hes-
21
sen-kasselischer Verträge (bes. die Bestätigung der Erbverbrüderung zwischen Hessen,
22
Kursachsen und Kurbg.) sowie die Gültigkeit der Amnestiebestimmungen für das Haus
23
Hessen-Kassel (Text: Meiern IV, 587 sechster Absatz). – Gemeint ist der Erbsukzessions-
24
vergleich von 1373 zwischen den Lgf.en von Hessen und den Wettinern, dem die Kf.en von
25
Bg. 1457 beigetreten waren. Diesen Vertrag hatten alle Parteien mehrfach bestätigt, zu-
26
letzt im Naumburger Vertrag vom 30. März/9. April 1614 (Text: Londorp I, 157–160;
27
Regest: Moerner nr. 27b, 62–64. Vgl. auch Bettenhäuser, Hessen-Kassel, 98).
zwischen den dreyen heusern
2
Sachssen, Brandenburg und Hessen etc. betreffent, eüch weiter nicht
3
heraußlasset, alß wie selbiger paragraph gesezt ist.

4
–/ 31/–

5

Nassau an Ferdinand III.


6
Münster 1647 Dezember 6

7
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 183–183’, praes. 1647 Dezember 15 =
8
Druckvorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

9
Abreise Serviens nach Osnabrück. Peñaranda: Ablehnung der französischen Forderung nach
10
Assistenzverbot Spaniens für Herzog Karl IV. von Lothringen.

11
Vorgestern hatt mich der graff Servient revisitiert und angezeigt, daß er
12
auff etliche tag nacher Oßnabrück zu reisen vorhabens wehre, mitt
13
gewöhnlicher contestation, den frieden zu befurderen. Ist heut

19
13–14 umb 7 uhren] Fehlt im Konzept.
umb 7 uh-
14
ren fortgereiset

28
Das zeitweilige Fortbestehen des Ulmer Waffenstillstands zwischen Kurbayern und Frk. im
29
Herbst 1647 hatte das frz.-schwed. Verhältnis belastet und das Mißtrauen Schwedens ge-
30
gen Frk. erregt. Brun versuchte daraufhin in Unterredungen mit Oxenstierna, dieses Miß-
31
trauen auf schwed. Seite zu schüren. Dabei gewährte Brun dem schwed. Ges. auch groß-
32
zügigen Einblick in kompromittierende Passagen der frz. Gesandtschaftskorrespondenz
33
von Januar bis August 1647, die den span. Ges. auf unbekanntem Wege zugespielt worden
34
war (vgl. Rohrschneider, Frieden, 390ff). Lamberg hat offensichtlich vor dem Zustande-
35
kommen dieser Treffen zwischen Oxenstierna und Brun vermittelt und die Zusammen-
36
künfte aktiv gefördert (vgl. Lamberg an Oxenstierna, Osnabrück 1647 November 23.
37
Eigh. Ausf.: RA Stockholm , DG 25 unfol.). Die Reise Serviens nach Osnabrück sollte
38
dazu dienen, der Agitation Bruns entgegenzuwirken und den Bündnispartner zu beruhigen
39
( Tischer, 309f; s. auch das PS der Relation vom 12. Dezember 1647 [ [Nr. 45] ]; die Relation
40
Serviens über seine Reise nach Osnabrück wird ediert in APW II B 7: Beilage 1 zu Longue-
41
ville, d’Avaux und Servien an Brienne, Münster 1647 Dezember 16).
.

[p. 151] [scan. 245]


1
Eß berichtet mich sonsten herr graff Peneranda, daß ihnen die Frantzösi-
2
sche gesandte durch den Venetianischen gesandten andeuten lassen, daß
3
sie alles, waß sie mitt ihnen, Spanischen, abhandleten, dahin verstünden
4
und praesupponirten, daß sie, Spanische, dem hertzogen von Lothringen
5
keine hulff, es seie auch, womitt es wolle, erweisen solten. Sie hetten den-
6
selben aber hinwider zuentpieten lassen, daß solches wider alle ihre biß-
7
herige handlung lieffe, weiln sie sich allemahln deß hertzogs restitution
8
vorbehalten hetten. Sie könten noch wolten einen

31
8 solchen] Im Konzept alten.
solchen absoluten und
9
souverainen, ihnen adhaerirenden printzen ebensowenig alß sie, Frant-
10
zosen, ihre confoederirte von diesem tractat außschliessen lassen, und
11
weiln Euer Kayserliche Mayestät von denen königlich Spanischen ge-
12
sandten hierunter selbst allerunderthänigst berichtet werden

32
Wurde nicht ermittelt.
, alß habe
13
mich darauff allergehorsambst beziehen sollen.

14
[Eigh. PS Nassaus ]: Verweis auf beiliegendes Schreiben: Rückeroberung
15
von Schloß Windeck durch Lamboy

33
Windeck, Amt im Hgt. Berg (niederrheinisch-westfälischer Reichskreis). – Wilhelm von
34
Lamboy (um 1600–1659), 1634 Fh.; 1645 ksl. Feldmarschall, 1647–1649 Kommandeur der
35
ksl. Truppen im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis ( DBE VI, 205; Salm, 74).
.

16
Beilage [1] zur Nr. 31

17
Lamboy an Nassau, Windeck 1647 November 30. Ausf.: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)
18
fol. 177–177’.

19
–/ 32/–

20

Volmar an Nassau


21
Osnabrück 1647 Dezember 8

22
Eigh. Ausfertigung: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

23
Spanischer Einfluß als (Mit-)Ursache für die Kritik Ferdinands III. am kaiserlich-franzö-
24
sischen Vorvertrag; schwierige Verhandlungsposition in dieser Frage; Freude Kurbayerns
25
über den Vorvertrag. Genesungswünsche.

26
Verhandlungssituation in Osnabrück; starkes Drängen des kurbayerischen Gesandten auf
27
einen Vorgriff der kaiserlichen Gesandten.

28
Militaria.

29
Euer Excellenz schreiben sambt dem Kayserlichen bevelch

36
Gemeint ist die Weisung vom 27. November 1647 ( [Nr. 13] ). Das angesprochene Übersen-
37
dungsschreiben Nassaus konnte nicht ermittelt werden.
hab ich von
30
widerbringern diß wol empfangen und kan wol erachten, daß die Spa-

[p. 152] [scan. 246]


1
nischen lamenti etwas ursach zu disen resolutionibus geben, dessen man
2
doch kein ursach, weil alles noch in unverbündtlichem standt ist und, so-
3
lang ihr majestät sich tituls, die Franzosen aber deß müntzvalors halber
4
nit erclären, einige verbündtlicheit nit uff sich hatt. Der mediatoren ist in
5
jüngster relation nit, aber in deren vom 8. Novembris

32
Text: APW II A 6/2 Nr. 272.
umbständtlich ge-
6
dacht und ihre rationes eingefüegt worden. Es ist halt beschwerlich, in
7
disen sachen ze negocirn. Hetten wir diß intermedium

33
Gemeint ist der ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November 1647.
nit gebraucht, so
8
wer es anderstwa, sonderlich bei Bayern, unrecht gewesen und dessent-
9
wegen ihre majestät molestirt worden. Nun, da man denn Franzosen daß
10
maul mit einer dilatori-action gestopfft, wills auch nit recht sein. Aber die
11
zeit würdts bringen, daß wir nit übel gethan. Die beanttworttung soll mit
12
morndriger ordinari folgen und eins und anders beobachtet werden.
13
Bayern halts gar für ein grosse sach, daß wir solchergestalt mit denn Fran-
14
zosen hindurch, und 〈er rüembets〉 am Kayserlichen hof. Genesungs-
15
wünsche
; eigene Krankheit.

16
Sonsten lassen sich unsere handlungen allhie noch immerzu schwer genug
17
an. Die catholischen halten sich noch mit ihrn deliberationibus auff und
18
wollen hingegen die protestierenden fast von keinen temperamentis hö-
19
ren

35
Ausführlich hierzu: [Nr. 33] .
. Dessen ungeacht laßt unß der Churbayerische

36
Ernst.
kein ruh, bringt ein
20
schreiben über dz ander voller comminationum und remonstrationum.
21
Darff mir sogar zumuetten, man soll unerwarttet weitern Kayserlichen
22
bevelchs zum vorgriff verfahren. Also stekhen wir allerseits zwischen
23
thür und angel und wissen nit, wa wir recht oder unrecht thuend.

24
Militaria: Gerüchte über geplanten Vorstoß Hg. Karls IV. von Lothringen
25
über den Rhein; Bitte um Informationen.

26
[14/] 33/–

27

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


28
Osnabrück 1647 Dezember 9

29
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 37–40, PSfol. 41, praes. 1647 Dezember 25
30
= Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. (ohne PS) – Konzept: RK FrA Fasz.
31
92 XIII nr. 1897fol. 220–221’ (ohne PS)

37
Das PS auffol. 222 gehört ebenso wie der Textvorschlag Langenbecks zu der zweiten Rela-
38
tion vom 9. Dezember 1647 ( [Nr. 34] ). Die Zuordnung zu dem vorliegenden Schreiben in
39
APW III C 2/3, 177R ist falsch.
.

[p. 153] [scan. 247]


1
Baldiger Abschluß der Beratungen der katholischen Reichsstände erwartet; Spaltung des
2
Corpus Catholicorum.

3
Vergebliches Bitten um Kompromißvorschläge der protestantischen Reichsstände, diese beste-
4
hen auf der Beibehaltung des KEIPO4A ; weiteres Bemühen um Einlenken der Protestanten
5
in dieser Frage. Kurkölnischer Tauschplan: verschwindend geringe Erfolgsaussichten.

6
Aufenthalt Serviens in Osnabrück; Kurmainzische: Servien sieht die Frage des kaiserlichen
7
Assistenzverbots für Spanien als letztes entscheidendes Hindernis für den kaiserlich-franzö-
8
sischen Frieden; zentrale Bedeutung des Assistenzverbots für Frankreich.

9
PS Abreise Oxenstiernas nach Minden, Stillstand der Verhandlungen bis zu seiner Rückkehr;
10
Zusammenhang mit dem Aufenthalt Serviens vermutet.

11
Die Weisung vom 27. November 1647 (Nr. 14) sambt Beilagen haben wir
12
gestern empfangen und darauß gehorsamst verstanden, daß dieselben fast
13
mit deme, waß wir mit denen Churmayntz-, Trier- und Bayrischen ab-
14
sonderlich beredt und Euer Majestätt albereith vor 8 tagen uberschickt
15
haben

31
Gemeint sind die ksl., dem CC vorgelegten Korrekturvorschläge zu Art. I–XV *KEIPO4B*
32
(praes. 1647 Dezember 3; s. [Nr. 22 Beilage [1]] ).
, gleichstimmendt seien, dahero wir auch desto beßer damit fort-
16
zukommen getrawen. Es sein zwar die catholische noch mit ihrn delibe-
17
rationibus nitt fertig, wir verhoffen aber, sie sollen heudt ein ende darvon
18
machen

33
Gemeint sind die Beratungen der kath. Rst. über die in Anm. 2 gen. Korrekturvorschläge
34
der ksl. Ges. (vgl. auch Nr.n [22] und [ 27] ). Den 1. Teil des zweiten kath. Ga. s übergaben die
35
kath. Rst. am 13. Dezember 1647 (vgl. [Nr. 48, dort Beilage A] ).
, also daß wir entweder morgen oder doch ubermorgen die
19
handtlung mit denen Schwedischen im nahmen Gotts werden antretten
20
mögen

36
Die erste Konferenz zwischen den ksl. und schwed. Ges. über Sachfragen fand indes erst
37
am 31. Dezember 1647 statt (vgl. [Nr. 70] ).
. Soviel haben wir nachricht, daß die churfürstlichen, alß Mayntz,
21
Trier, Cöllen und Bayeren, auß denen fürstlichen Burgundt, Saltzburg,
22
Würtzburg, Bamberg, Aichstätt, Constantz

38
Das Hst. Konstanz wurde bis November 1647 vertreten durch Dr. iur. Johann Georg
39
Köberlin (um 1600–1664), ab 1645 Ges. des Hst.s Konstanz; vor 1645 fbfl. konstanzischer
40
Vizekanzler und spätestens ab Dezember 1649 Kanzler. Er vertrat außerdem die Abteien
41
Buchau und Kempten sowie, gemeinsam mit dem württembergischen Ges. Dr. Andreas
42
Burckhardt (1594–1651), den schwäbischen Reichskreis ( APW [III A 3/1 Nr. 2 Anm. 13] ;
43
Lehsten II, 46f). Von wem das Votum für Konstanz nach der Abreise Köberlins geführt
44
wurde, ist aus den CC -Protokollen nicht ersichtlich.
sich von Ewer Mayestätt in-
23
tention nit separirn werden, die ubrige aber werden allein ihrn privatis
24
inhaerirn und also auch kein conclusum in contrarium machen.

25
Waß aber die protestirende anlangt, nachdem Ewer Kayserliche Maye-
26
stätt unß zu mehrmahlen und noch letztens vom 20. passato allergnädigst
27
erinnert , denselben zuzusprechen, ob und waß auch ihrestheils für tem-
28
peramenta zu verhoffen sein mögten, so haben wir, unangesehen ihr in-
29
tention iederzeitt dahin vermerckt worden, daß es allerdings bey deme,
30
waß ihrm erwöhnen

46
Von Wahn im Sinne von „Meinung“ ( Grimm XXVII, 610; vgl. auch wähnen im Sinne von
47
„meinen, annehmen“, ebenda, 652).
nach in instrumento vergliechen worden

48
Gemeint ist wohl *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII).
, sein ver-

[p. 154] [scan. 248]


1
bleibens haben müste, iedoch zu gehorsamster folg Ewer Mayestätts be-
2
fehlichs und denen catholischen auch ein mehrers gnügen zu leisten, be-
3
sagte protestirende vorgestrigen sambstags für unß erfordert und ihnen,
4
auff das best unnd glimpffigst möglich wahr, zugesprochen. Sie haben
5
unß aber gestrigen tags eben auff ietz bedeute weiß beanthworttet und
6
wöllen fast für ubel auffnehmen, daß man sich unßerseits nit darzu obli-
7
gatorie erclehrn wölte,

30
7 scheuhen] In der Kopie: schicken.
scheuhen sich auch nit, auff die derentwegen unß
8
vom 14. Octobris, 2. Novembris ergangne befehl

32
Text: APW II A 6 Nr.n 249 und 266.
, dern und andere
9
(wißen nit, durch waß mittl

33
Volmar hatte in diesem Zusammenhang die Kanzleien in Verdacht: Ich mag nit wissen,
34
woher dise untrewe handlung herkombt, besorg aber, es gehe nit allzeit bei denn cantz-
35
leyen richtig zu. Allzeit finde ich die an unß einkommende Kayserliche pacquet dergestalt
36
verw〈a〉h〈r〉t, daß mans underweegs gar leicht öffnen kan und zwar allerdings unver-
37
merkht. Es macht unß grosse unglegenheit (Volmar an Trauttmansdorff, Osnabrück 1647
38
Dezember 9. Eigh. Ausf.:TA Ka 115 Z 9 N 81 unfol.).
) ihnen zu handen glangte schreiben zu
10
beziehen,

31
10–11 allermaßen – wöllen] Fehlt in der Kopie.
allermaßen Ewer Kayserliche Mayestätt auß beyliegendem
11
extractu protocolli allergnädigst anzuhörn geruhen wöllen. Wir befleißen
12
unß aber, dieselbe also zu besänfftigen, daß wir verhoffen, sie sollen sich
13
in erfolgender particularhandtlung mehrers accommodirn, sonderlich
14
weilen die Schweden und sie, protestirende, woll begreiffen können, daß
15
alle diese pacificationshandtlung ohne consenß der catholischen, der seie
16
nuhn dispositivus oder permissivus, nit bestehen möge, daß auch die tem-
17
peramenta nit so schwehr fallen werden, alß sie, protestirende, sich noch-
18
weills einbilden thuen.

19
Das gröste obstaculum ist mit diesem bisthumb

39
Gemeint ist das Hst. Osnabrück bzw. der diesbezügliche kurkölnische Tauschplan (vgl.
40
[Nr. 4 Anm. 4] ).
, da wir einmahl weder
20
mittl noch weege sehen, wie der sachen zu helffen sein konte ohne gantz-
21
liche auffstoßung der tractaten. Dan daß man der fraw landtgraffin zu
22
Caßel kein satisfaction in geldt zu leisten, gehet hin und beruhet auff ver-
23
nünfftigen ursachen, sönderlich daß sölches denen geistlichen ständen nit
24
auffzubördn

41
Zum kurkölnischen Widerstand gegen die geforderte Geldentschädigung für Hessen-
42
Kassel vgl. [ Nr. 25] Anm. 4.
. Daß man aber die Schaumburgischen ambter zurückneh-
25
men und dardurch ein außwechßelung gegen hiesigen stifft practicirn
26
wölt, ist ohne freywilligen consens der cronen und anderer interessirten
27
ein gantz vergeblicher gedancken, dieser consens aber nimmermehr zu
28
verhoffen, dan der stifft Minden fallet wegen des termini a quo cum
29
omni causa et accessione zurück ad protestantes

43
Bereits in den 1520er-Jahren hatten lutherische Prediger in der Stadt Minden Einzug ge-
44
halten, 1531 hatte der Magistrat der Stadt eine lutherische Kirchenordnung erlassen. Das
45
Hst. war im Zuge der in der Stadt Minden durchgeführten Reformation ebenfalls bereits
46
im 16. Jhd. lutherisch geworden. Auch im vorgesehenen Normaljahr 1624 war das Hst.
31
Minden unter einem luth. Administrator ev. gewesen – Wartenberg hatte das Hst. erst
32
1629 übernommen ( Nordsiek, 37; Gatz, Bistümer, 475, 477).
. Es habe nuhn Bran-

[p. 155] [scan. 249]


1
denburg oder ein ander ex protestantibus, so wirdt er mit diesen dem
2
stifft Minden anhengigen Schaumburgischen lehenstücken denen catho-
3
lischen zu gefallen den stifft Oßnabrück mit guttem willen nimmehr auß-
4
wechßelen laßen

33
Auf den zu erwartenden Widerstand der betroffenen Rst. Kurbg., Hessen-Kassel und
34
Lippe hatte Volmar Wartenberg bereits Ende Juni 1647 hingewiesen ( Knoch, 168).
. Es stehet demnach dahin, waß hieruber unnd in an-
5
dern Ewer Kayserliche Mayestätt sich haubtsachlich resolvirn werden.
6
Wir wöllen unß auch angelegen sein laßen, die handtlung also zu führn,
7
auff daß zu solcher allergnädigsten resolution eine offne handt verbleibe.
8

28
8–20 Freytags – sein] Fehlt im Konzept; stattdessen wurde dort von Volmar am Rand ver-
29
merkt
: NB: wegen deß Servients ankunfft und abraiß ze melden.
Freytags, den 5. [!] dieses, ist der Frantzosischer gesandter, graff von Ser-
9
vient, alhie einkommen, heudt aber wieder nacher Münster zurück ver-
10
reiset. Waß deßen verrichtung alhie gewest sein möge, davon haben wir
11
noch nichts eigentlichs vernehmen können

35
Servien reiste am Freitag, dem 6. Dezember 1647 (der 5. Dezember 1647 war ein Don-
36
nerstag), nach Osnabrück (vgl. Nr. 31). Zu den Hintergründen seiner Reise vgl. [Nr. 31]
37
Anm. 1.
. Die Churmayntzische ha-
12
ben ihne gestern visitirt, soll sich under andern, wie unß dieselben berich-
13
tet, haben verlauten laßen, daß er den friedenschluß, wan nuhr Ewer
14
Mayestätt zu renunciation auff die Spanische assistentz zu bewegen sein
15
mögten, gleichsamb für augen sehe, zwar auff ihr, der Churmayntzischen
16
gesandten, gegenremonstration, daß solches waß hardt und unbillich zu
17
sein scheinen wolle, nit viel zu replicirn gewust haben, doch endtlich

30
17–18 auf deme] Ergänzt aus der Kopie.
auf
18
deme, daß der cron Franckreich siecherheit ahn dieser renunciation für-
19
nemblich hafften und ohne dieselbe nit woll zum frieden zu glangen sein
20
wölle, bestanden sein.

21
PS Gleich bey beschließung dieses vernehmen wir, daß der Oxenstirn die-
22
sen nacht von hier nacher Minden, alwo er sich mit der Schwedischen
23
generalitet zu underreden gesinnet sein sölle, verreiset, also wirdt mitt
24
vorgehabter reassumption der haubthandtlung, wan schon die catho-
25
lischen stände morgen mit ihrn deliberationibus fertig werden söllen, für
26
deßen zurückkombst nit vortzukommen sein, und dörffte ethwo diese
27
geschwinde abreiß ein effect von des conte de Servient verrichtung sein

38
Oxenstierna reiste mit Alexander Erskein (1598–1656; 1634–1637 und 1642–1648 Kriegs-
39
und Assistenzrat, 1647 mit den Verhandlungen über die schwed. Armeesatisfaktion be-
40
traut; zu ihm: SMK II, 455f; Croxton / Tischer, 84) zu Wrangel nach Minden. Dabei
41
ging es angesichts der akuten finanziellen Probleme des Kgr.s Schweden in erster Linie um
42
die weitere Finanzierung der schwed. Armee für einen neuen Feldzug gegen Kurbayern.
43
Servien hatte den schwed. Ges. offenbar zuvor die weitere Unterstützung Schwedens
44
durch Frk. definitiv zugesichert (vgl. das PS von Nr. 45; vgl. auch APW [II C 4/1, XXXI]
45
sowie Nr.n [73] , 77).
.

[p. 156] [scan. 250]


1
Beilage [1] zu Nr. 33

2
Protokoll, Osnabrück 1647 Dezember 7, 8. Fehlt [Kopie: RK FrA Fasz. 46c

33
Das Protokoll ist irrtümlich unter 1643 eingeordnet.
fol. 175–178 –
3
Druck: APW III C 2/2, 914 Z. 25 – 918 Z. 29].

4
7. Dezember 1647. Die Kaiserlichen tragen den Protestanten die Notwendigkeit vor, die Be-
5
ratungen der katholischen Reichsstände abzuwarten und deren Meinung über die Bestimmun-
6
gen des Friedensvertrags angemessen zu berücksichtigen. Man könne sich nicht an die Bestim-
7
mungen des KEIPO4A binden lassen, wenn die Katholischen nicht darin einwilligen; die Zu-
8
stimmung aller Beteiligten sei für die Dauerhaftigkeit des Friedens unerläßlich. Des weiteren
9
tragen sie den Protestanten die aktuellen Hauptkritikpunkte der katholischen Reichsstände
10
vor und erbitten eine kompromißfähige Erklärung der Evangelischen zu diesen Punkten. Sie
11
selbst wollen weiter versuchen, eine Einigung zwischen den Reichsständen zu befördern.

12
8. Dezember 1647. Die protestantischen Reichsstände antworten auf das Anbringen der Kai-
13
serlichen und legen dar, warum es beim KEIPO4A verbleiben müsse und nur noch die un-
14
verglichenen Punkte verhandelt werden sollen. Die Kaiserlichen betonen dagegen erneut die
15
Bedeutung einer Zustimmung aller Beteiligten zum Friedensinstrument. Daß man sich auf
16
keinerlei Kompromisse einlassen wolle, sei kein geeigneter Weg zur Einigkeit zwischen den
17
Reichsständen und einem dauerhaften Frieden. Beide Seiten sollten daß werkh mit fridlie-
18
benden gemüettern antretten.

19
Landsberg trägt Partikularforderungen des Kurfürsten von Köln vor.

20
Ernst drängt wegen schlechter militärischer Neuigkeiten auf einen schnellen Verhandlungs-
21
fortgang.

22
[15/] 34/ [64]

23

Lamberg, Krane (und Volmar) an Ferdinand III.


34
Nur das PS dieser Relation ist von Volmar unterzeichnet.

24
Osnabrück 1647 Dezember 9

25
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 43–43’, PSfol. 45–45’, praes. 1647 Dezem-
26
ber
25

35
Reichsvizekanzler Kurz war das Schreiben vorher bekannt. Kanzleivermerk zu diesem
36
Stück auf RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 42’: […] so mir den 25. Decembris 1647
37
vom herrn reichsvicekanzler [ Kurz] zugeschickht.
– Konzept: ebenda Fasz. 92 XIIIfol. 222 (nur PS).

27
Rezepisse.

28
PS Inoffizielles Anbringen der Reichsstände zum Schutz reichsständischer Rechte beim Voll-
29
zug der Satisfaktions- und Entschädigungsbestimmungen des Friedensvertrags.

30
Rezepisse auf die Weisung vom 27. November 1647 (Nr. 15).

31
[PS] Dieweil dieienige protestirende reichsstände, welche denen Schwe-
32
dischen und Frantzösischen satisfactionibus ahm negsten geseßen

38
Der genaue Kreis der an dem beiliegenden Entwurf beteiligten Rst. konnte nicht ermittelt
39
werden, jedoch dürften hier in erster Linie die von der schwed. Satisfaktion betroffenen
40
Rst. Mecklenburg und Braunschweig-Lüneburg involviert gewesen sein.
,

[p. 157] [scan. 251]


1
derentwegen sich inskünfftig mercklicher eingrieff und beschwehrungen
2
befahrn thuen, iedoch aber sich derzeitt mit ihnen in kein disputat ein-
3
zulaßen gedencken, sondern a part nachfolgen, daß man ihrer unvermel-
4
det auff einig expedient sehen solte, so ist mir, Volmarn, von dem Braun-
5
schweig Lüneburgischen deputato, dem Dr. Langenbeck, beyligender
6
entwurff zu solchem ende zugestelt und begehrt worden, unß deßen alß
7
vor unß selbst bey der conferentz mit denen Schwedischen zu bedienen,
8
mit versprechen, daß wir von allen protestirenden ständen sowoll alß den
9
catholischen secundirt werden söllen, welches wir auch thunlich und
10
nottwendig befinden, und da es mit denen Schweden in richtigkeit
11
kombt, hernach von denen Frantzosen desto weniger verweigert werden
12
kan.

13
Beilage [1] zu Nr. 34

14
Textvorschlag Langenbecks für einen Art. XV pro securitate statuum contra praeiudicia ex
15
satisfactionibus et aequivalentiis timenda (lat.), [Osnabrück] [vor 1647 Dezember 9]. Kopie:
16
RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 46

29
Der Textvorschlag ist in APW III C 2/3, 177R ad nr. 1897 irrtümlich der anderen Relation
30
vom 9. Dezember 1647 (d. i. Nr. 33) zugeordnet.
; GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 Nr. 15

31
Diese Kopie enthält am Ende einen Zusatz Volmars, der in den anderen Überlieferungen
32
fehlt: De caetero vero iis, quae unicuique in provincias loco satisfactionis aut aequipollen-
33
tis cessas ex sublimi territorii iure competere possunt, nihil derogatum esto.

17
Druck: Meiern IV, 832 sechster Absatz

34
Text hier als Bestandteil von *KEIPO5* (vgl. [ Nr. 56 Beilage B[.1])] , in den dieser Textvor-
35
schlag von den ksl. Ges. eingefügt wurde.
.

18
–/ 35/–

19

Volmar an Nassau


20
Osnabrück 1647 Dezember 9

21
Eigh. Ausfertigung: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

22
Hinterlegung der kaiserlichen Rechtsvorbehalte zum kaiserlich-französischen Vorvertrag bei
23
den Mediatoren unproblematisch; keine Erklärung bezüglich Landgrafentitel. Vorteile der
24
eingeschlagenen Vorgehensweise in den Satisfaktionsverhandlungen mit Frankreich.

25
Baldiger Fortgang der Verhandlungen in Osnabrück.

26
Hiebei haben Euer Excellenz die antwortt an Kayserliche majestät von
27
mir außgeferttigt zu empfangen , so sie noch belieben, ebenmessig zu un-
28
derschreiben und mit der ordinari fortlauffen ze lassen.

[p. 158] [scan. 252]


1
Die anbevohlne declaration bei denn herren mediatorn

27
Betr. die Einrückung der ksl. Rechtsvorbehalte bezüglich Spaniens und Lothringens (d.i.
28
[Nr. 47 Beilage [1]] ; zur ksl. Weisung vgl. [ Nr. 13] ).
würdt nit grosse
2
difficultet haben, weil es ohnedaß ein unbegebne sach ist, und wollen sich
3
Euer Excellenz nur an die in unserrer antwortt eingefüertte circumstan-
4
tias halten, deß tituls halber aber nochweils nec pro nec contra heraußlas-
5
sen, sondern dahien beziehen, daß man im übrigen noch weiterer resolu-
6
tion erwartte

29
Bezug auf die frz. Forderung nach Niederlegung des Titels Landgravius Alsatiae durch den
30
Ks. (vgl. Nr. [27 Beilage [3]] ). Eine aktuelle ksl. Weisung (vom 20. November 1647) zu die-
31
ser Frage lag den Ges. vor (vgl. Nr. 5 bei Anm. 11).
. Dann solten die Franzosen wissen, daß man diß ortts uff
7
einer neg〈a〉tiva bestehen wolt, so wurden sie unß bei denn ständen nit
8
geringe ungelegenheiten machen.

9
Sobaldt aber Euer Excellenz ihre declaration werden gethan haben, so
10
werden die Franzosen hingegen alsbaldt ihre in principio et in fine deß
11
ferndrigen capitulati gesezte conditiones repetirn

32
Gemeint sind die frz. Rechtsvorbehalte in den ksl.-frz. Satisfaktionsartikeln vom 13. Sep-
33
tember 1646. Diese waren von den frz. Ges. eingangs ausdrücklich unter den Vorbehalt
34
einer Regelung der Satisfaktion Schwedens und Hessen-Kassels im Friedensvertrag gestellt
35
worden (Text: Repgen, Satisfaktionsartikel, 205f); in den Schlußbestimmungen hatte Frk.
36
einen Vorbehalt gegen die ksl. Rechtsvorbehalte bezüglich Spaniens und Lothringens ein-
37
gerückt ( ebenda, 213).
, wölches nun uff dise
12
weiß wol hingehet. Hettens aber wir anvor gethan

38
Gemeint ist das vom Ks. geforderte Beharren auf der Einrückung der ksl. Rechtsvorbehalte
39
zugunsten Spaniens und Lothringens – wie sie in den Satisfaktionsartikeln vom 13. Septem-
40
ber 1646 enthalten gewesen waren – in den ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November
41
1647.
, so hetten die Franzo-
13
sen ein disputat mit unß angefangen, worüber wir mit denn Bayerischen
14
und andern Französischen factionisten vil zu schaffen bekommen haben
15
wurden. Waß anietzt drauß erfolgen mag, stehet zu erwartten, und derffte
16
wol besser geweßt sein, man hetts also biß zu vollendung der hiesigen
17
tractaten aufff sich selbst beruhen lassen.

18
Verweis auf die Beilagen [2] und [3]. Unsere catholischen vermeinen, heüt
19
ferttig ze werden. Alsdann werden wir baldt sehen, wahinauß es will.


20
Beilagen [1] – [3] zu Nr. 35


21
Beilage [1] zu Nr. 35

22
[ Nr. 37].

23
Beilage [2] zu Nr. 35

24
[ Nr. 13].

25
Beilage [3] zu Nr. 35

26
[ Nr. 14].

[p. 159] [scan. 253]


1
–/ 36/–

2

Lamberg, Krane und Volmar an Chigi


11
Das Schreiben wird hier abgedruckt, da die Rundschreiben Chigis vom November und
12
Dezember 1647 (vgl. Anm. 2) zur Vorgeschichte des päpstlichen Protests gegen den West-
13
fälischen Frieden gehören.

3
Osnabrück 1647 Dezember 9

4
Konzept: GehStReg Rep. N Ka. 6 Fasz. 4 pars 11 nr. 11.

5
Auf die Mahnung Chigis vom 29. November 1647, in den künftigen Religionsverhandlungen
6
sich der Sache Gottes und der (römisch-katholischen) Kirche anzunehmen: Kaiser sei zu Zu-
7
geständnissen gezwungen worden; sie selbst müßten ihren Instruktionen Folge leisten.

8
Literae Vestrae Illustrissimae Dominationis, quibus nos hortatur, ut in
9
prosequendo cum Suecis et protestantibus tractatu caussam Dei et eccle-
10
siae curae ac cordi habeamus

14
Bezug auf das Schreiben Chigis, Münster 1647 November 29 (Ausf.: GehStReg Rep. N
15
Ka. 6 Fasz. 4 pars 11 nr. 11; die Tagesangabe ist aus 25 korrigiert. – Druck, mit gering-
16
fügigen Abweichungen: Ziegelbauer, 45). Es lautet:

17
Assiduis aliis meis pro religione catholica tuenda contra iniquas adversariorum aggressio-
18
nes adhortationibus ac precibus adiungent, spero libenter pro sua bonitate, Excellentiae
19
Vestrae praesentium literarum confirmationem, qua sincere monitas in Domino ac rogatas
20
volo, ut omni conatu illaesam illam atque incolumem servare studeant, si Caesarea, si pro-
21
pria cuiusque tum existimatio, tum salus aeterna cordi est, eaque in nostris actionibus,
22
verbis et cogitationibus una quaerenda Dei gloria, a qua nedum terrena ista regna, sed
23
ipsa in caelestibus infinitae ac nunquam interiturae beatitudinis pendet aeternitas.

24
Haec ego, quominus ad Divinae maiestatis tribunal in alicuius culpam aut perniciem, sed
25
ut ad suavissimum omnium ac praecipue Excellentiarum Vestrarum solatium regerere ali-
26
quando valeam, rogo easdem, ut fortiter causam Dei propugnantes ab iis damnis incolu-
27
mem servent, quae ex aequo defensorum ignaviae et aggressorum iniquitati obnoxia non
28
decoram pacem, sed abominabile confusionis horrendae monstrum valent parturire. Id
29
omen ut avertat Deus, sciunt Excellentiae Vestrae, quoties mature protestatus fuerim [ ge-
30
meint
sind routinemäßige mündliche Erklärungen, die Chigi in Gesprächen und Verhand-
31
lungen
stets vorbrachte, sobald prot. Angelegenheiten zur Sprache kamen: er „protestiere“
32
dagegen, daß er die Angelegenheiten der Haeretiker unterstütze oder fördere], ideoque
33
easdem nunc rogo obtestorque, satagant in Domino aliisque minus ferventibus, si qui
34
sint, deputatis faciant animos, meque ad obsequia, quaecumque sibi habeant, addictum.
35
Um dieselbe Zeit richtete Chigi auch an Ferdinand III. (Text: [Nr. 67 Beilage [1]] ), Traut-
36
mansdorff
und mehrere kath. geistliche F.en (Text: Ziegelbauer, 45f) „warnende Schrei-
37
ben
“ ( Dickmann, 457; zum Ganzen 456f und 574). Chigis Briefe vom 25. und 29. Novem-
38
ber
1647 wendeten sich gegen die von Volmar (so in seinen Notanda zum ersten kath. Ga. ;
39
Text: APW II A 6 Nr. 272 Beilage [1]) und den kurbay. Ges. verbreitete These, daß der
40
Papst und sein Nuntius in Münster die religionsrechtlichen Konzessionen der kath. Prinzi-
41
palisten
stillschweigend billigten ( Repgen, Proteste Chigis, 548 mit Anm.en 26 und 26a;
42
Repgen, Kath. Kirche, 38ff, auch zum Folgenden). Am 24. Dezember 1647 ersuchte Chigi
43
das Reichsdirektorium, den Novemberbrief zu Protokoll zu nehmen, wiederholte seine
44
Proteste und fügte zur Bekräftigung das Breve Apostolicum fastigium von 1644 bei. Da-
45
mit
war der künftige Protest amtlich angekündigt.
, diligenter nobis redditae sunt.

[p. 160] [scan. 254]


1
Distulimus hactenus responsum, si forte aliunde melior aliqua spes afful-
2
geret, qua tam pissimo et christiano zelo plenis adhortationibus ex voto
3
satisfactum iri polliceri possemus. Quemadmodum enim sacram Caesa-
4
ream maiestatem summo animi dolore confici perspectum habemus, tum
5
iniquis et ecclesiae catholicae damnosis postulatis connivere cogitur, ita si
6
quid opis in nobis residuum esset, obligatos nos agnoscimus, ut omnem
7
conatum adhibeamus, quo quidem adversarios, si minus in pluribus, sal-
8
tem in aliquibus, a semel concepta pertinacia dimovere possemus.

9
Sed rem in eum statum redactam animadvertimus, ut nostra in potestate
10
propemodum nihil, certe hoc ipsum situm non sit, ut superiorum nostro-
11
rum iussa et praescripta transgredi liceat. Dolemus cum Vestra Illustris-
12
sima Dominatione omnibusque bonis eorum maxime culpa factum, quos
13
muneris et dignitatis potentiaeque intuitu minime decuit, ut pacem adeo
14
probrosam facere cogamur. Facienda tamen est superis ita volentibus, ut
15
vel brevi aliquo intervallo a tantis malis respirare liceat.

16
Hoc autem polliceri possumus nos in tantis rerum angustiis nihil omissu-
17
ros, quod ulla ratione ad rei catholicae commodum promovendum facere
18
posse videatur.

19
Hisce Vestrae Illustrissimae Dominatonis benedictas manus venerenter
20
deosculando eidem officiorum nostrorum obsequia deferimus.

21
[13/] 37/–

22

Nassau und Volmar an Ferdinand III.


23
Münster

36
Volmar hielt sich in Osnabrück auf (vgl. [ Nr. 8 Anm. 1] ).
1647 November 10

24
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 189–190, praes. 1647 Dezember 20 =
25
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr.
26
1896fol. 216–217’.

27
Rechtfertigung für die Auslassung der Rechtsvorbehalte zugunsten Spaniens und des Her-
28
zogs von Lothringen im kaiserlich-französischen Vorvertrag vom 11./14. November 1647;
29
Rechtsvorbehalte werden durch Nassau bei den Mediatoren hinterlegt werden. Zurückstel-
30
lung der nicht zur Satisfaktion gehörigen Punkte (Ehrenbreitstein) bis zum Abschluß der
31
Verhandlungen in Osnabrück.

32
Wir haben die Weisung vom 27. November 1647 (Nr. 13) gehorsamst
33
empfangen unnd, waß uber unßer denn herrn mediatorn außgehändigtes
34
capitulatum

37
Ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November 1647.
dennselben für eine declaration angefüegt werden solte, ver-
35
standen.

[p. 161] [scan. 255]


1
Nun ists an deme, das wür zue dieser handlung unsersthailß ungerne [ge]-
2
komben, auch wa mich, Volmarn, die catholische mit ihrer resolution,
3
nach Oßnabrugg ze deputieren, nit so lang auffgehalten hetten

31
Gemeint sind die Beratungen der kath. Rst. über die Form ihrer Beteiligung an den Gra-
32
vaminaverhandlungen in Osnabrück, in denen sie sich schließlich nicht auf eine Deputa-
33
tion verständigen konnten ( APW II A 6 Nr.n 264, 267, 270, 272, 273; hier [Nr. 2 Anm. 7] ).
, wol ver-
4
mitten blieben wer, seitemaln undterdessen aber die Franzosen solches
5
vorhabens innen worden

34
Hier im Sinne von „einer Sache gewahr werden“ ( Grimm X, 2127f).
, unnß durch ermeldte mediatores ultro be-
6
langen lassen

35
Vgl. APW II A 6 Nr. 273.
, wür unnß also der handlung ohne Eur Kayserlicher
7
Mayestädt zuwachßendem unglimbff nit wol entschütten

36
Sich entschütten, hier in der Bedeutung von „los, frei machen“ ( Grimm III, 614).
khönden
8
unnd die mediatores selbst, lauth unserer überschickter prothocollen

37
APW II A 6 Nr. 270 Beilage [1].
,
9
unnß bewegliche erynnerung gethan, das wür in undterlasßung dessen
10
auch mit denn Oßnabruggischen handlungen nit wurden fortkomben,
11
sondern von denn Franzosen merckhlich daran verhindert werden, unnd
12
dann die Churbayerischen sollicitationes

38
Vgl. APW II A 6 Nr. 266.
unnß hierundter nit wenig be-
13
ängstigt, so haben wür entlich es dahin sezen müessen, daß vor dißmal
14
allain unnd praecise nur der punctus satisfactionis seine erleütterung ge-
15
winnen möcht, wie dann beedersaits khain andere intention gewesen, alß
16
das derselbe solchergestalt verabschidet würde, wie der pure et simpliciter
17
im instrumento einzebringen, dabey aber die im ferndrigen capitulato

39
Ksl.-frz. Satisfaktionsartikel vom 13. September 1646 (Text: Repgen, Satisfaktionsartikel,
40
204–213).
ein
18
unnd andern thailß angehenckte conditiones weder tacite noch expresse
19
nachgeben, sondern in dem standt wie vor gelassen worden. Dann gleich-
20
wie die Franzosen nimmer zugeben würden, daß dieß jezig capitulatum,
21
ohne daß auch vorderist denn Schweeden alle ihre satisfactionspostulata
22
unnd waß darvon dependiert, richtig gemacht, wie noch darzue der fraw
23
landtgräffin zue Hessen Cassel per omnia, wie die clausul lauttet, ein
24
abtrag erstattet werde

41
Dies sind die frz. Rechtsvorbehalte im Proömium der Septemberartikel (Text: Repgen,
42
Satisfaktionsartikel, 205f).
, also hett es auch unserseits im nahmen Eur
25
Mayestädt eben die mainung gehabt, das es im übrigen bey denen ihrent-
26
halben

29
26 gesezten] In der Kopie gesagten.
gesezten conditionibus sein verblaibens haben soll

43
Gemeint sind die ksl. Rechtsvorbehalte in den Schlußbestimmungen der Septemberartikel
44
betr. den Einschluß Spaniens in den Frieden und die Restitution des Hg.s von Lothringen
45
(Text: Repgen, Satisfaktionsartikel, 212).
, wölche aber
27
nochmalß im instrumento

30
27–28 nit – instrumento] Fehlt in der Kopie.
nit mehr tanquam conditiones, sondern alß
28
verglichne articuli einzebringen, allermaassen im instrumento mit

[p. 162] [scan. 256]


1
Franckhreich gleich articulo 1 die constitutio pacis mit außtrucklicher
2
vermeldung unnd einschließung der königlichen mayestädt in Hispanien
3
determiniert

34
Bezug auf KEIPM4 ( Meiern V, 131 letzter Absatz). In der Sache gleichlautend auch im
35
FEIPM1 ( ebenda, 142 zweiter Absatz).
unnd dann wegen der Lothringischen restitution ein aigner
4
articulus formiert würdt, unnd ist diese intention mit deme, was eben bey
5
dieser action wegen Spanien unnd Lothringen noch in terminis contradic-
6
toriis verbliben , verhoffendtlich gnuegsamb verwahrt, Eur Kayserliche
7
Mayestädt demnach allerundterthänigist pittend, unnß solches alles zue
8
Kayserlichen gnaden zu vermerckhen. Unnd solle hierauff die anbefoh-
9
lene declaration, alß wölche auff vorberüerten umbständen zue gnüegen
10
fundiert ist, durch mich, grafen von Nassau, alßbaldt denn mediatorn
11
nach besstem vermögen vorgetragen unnd mit nechstem gehorsambiste
12
relation darüber erstattet werden

37
Nassau ließ die ksl. Rechtsvorbehalte am folgenden Tag den Mediatoren übermitteln (vgl.
38
[Nr. 47] ).
.

13
Waß dann die vesstung Ehrenbraitstain unnd uberigen anhang des
14
instrumenti pacis anlangt, ists darumben von denn Franzosen undter-
15
lassen gebliben, weil ihre intention haubtsächlich allain uff den
16
punctum satisfactionis coronae gangen unnd sie wol gesehen, dz die
17
übrige sachen von dem außschlag der Oßnabruggischen tractaten de-
18
pendieren thue[n], biß dahien auch wol alle weitere tractaten mit ihnen
19
im anstandt verblaiben werden, gestalten wür unnß, wann immittelst
20
wider versehen etwaß ahn unnß gemuettet werden solte, dahin unnd
21
auff Eur Kayserlicher Mayestädt erwartende fernere gnädigiste resolu-
22
tion beziehen wollen.

23
[13/] 38/–

24

Nassau an Ferdinand III.


25
Münster 1647 Dezember 10

26
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 185–185’, praes. 1647 Dezember 20 =
27
Druckvorlage – Reinkonzept: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

28
Positive Aufnahme der Weisung vom 27. November 1647 bei den spanischen Gesandten.

29
Spanisch-französische Differenzen wegen der Restitution Hg. Karls IV. von Lothringen,
30
Stocken der Verhandlungen.

31
Verweis auf Beilage: Schreiben an Rousselot.

32
Erfolgreicher Abschluß der spanisch-niederländischen Friedensverhandlungen nunmehr un-
33
zweifelhaft.

[p. 163] [scan. 257]


1
Euer Kayserlicher Mayestät allergnedigstes befehlschreiben vom 27. No-
2
vembris hab ich mitt allerunderthänigster reverentz wohl empfangen und
3
sopaldt per expressen meinem collegae, dem Dr. Volmarn, nacher Oßna-
4
brück zugeschickt, darauff unser gesambt allerunderthänigste antwort
5
hiebeykombt .

6
Ich hab denen königlich Hispanischen ministris von Euer Kayserlicher
7
Majestätt allergnedigster resolution parte geben, denen solche communi-
8
cation sehr lieb gewest, mitt vermelden, daß ihnen albereit vom duca di
9
Terranova

32
Diego de Aragón y Mendoza (gest. 1674), 4. duque de Terranova, 1645 – März 1648 span.
33
Ges. in Wien, anschließend Botschafter in Rom (bis 1656); 1659 consejero de Estado
34
( Barrios, 381).
davon bericht zukommen wehre, haben gutt befunden, daß,
10
obschon ich selbst wegen grossen podagramsschmertzen nitt außkommen
11
könt, gleichwohln durch meinen secretarium

35
Geych.
von Euer Kayserlicher
12
Mayestät allergnedigsten befelch den herrn mediatoribus bericht erstatten
13
lassen solt, wie ich dan auch noch heut, sopaldt die post abgelauffen, es
14
also verrichten lassen und Euer Kayserlicher Majestät mitt negster
15
darüber allergehorsambst berichten werde

36
Vgl. die Relation vom 13. Dezember 1647 ( [Nr. 47] ).
.

16
Ich vernemme sonsten von ihnen, Spanischen, daß sich ihre tractaten mitt
17
Franckreich wegen deß durch den Venetianischen gesandten beschehenen
18
zumuthens, alß nemblichen daß Franckreich alles, waß zwischen ihnen
19
abgehandlet, auff außschliessung deß hertzogs von Lothringen praesup-
20
ponirt haben wolle

37
Gemeint ist die frz. Erklärung betr. Lothringen, die die frz. Ges. am 1. Dezember 1647 den
38
Mediatoren übergeben hatten (vgl. [Nr. 63 Beilage [2]] ).
, abermahlen etwas stützen

39
Von stutzen, d.h. in der Bedeutung von „stocken“ (vgl. Grimm XX, 761).
.

21
Waß ich ferners dem Lothringischen gesandten Rousselot in sachen ihrer
22
fürstlichen durchlauchtt interessi betreffend zugeschrieben, wirdt Euer
23
Kayserlicher Mayestät ab der beylag gehorsambst referirt werden.

24
Belangendt den Holländischen frieden

40
Gemeint ist der Friedensschluß zwischen Spanien und den Vereinigten Ndl.
wirdt ahn dessen furderlichstem
25
schluß nitt mehr gezweifflet.

26
Beilage [1] zu Nr. 38

27
Nassau an Rousselot, Münster 1647 Dezember 10. Kopie: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)
28
fol. 186–186’; GehStReg Rep. N Ka. 96 Fasz. 68 unbez. pars nr. 24 unfol. – Konzept: KHA
29
A 4 nr. 1628/44 unfol.

2

Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 Dezember 11

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1905fol. 299–299’, praes. [1647 Dezember 25] =
5
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)
6
fol. 148

20
Am Konzept befinden sich eigh. Korrekturen Trauttmansdorffs. Hinter dem Konzept (fol.
21
149) liegt ein Blatt mit Bemerkungen Kurz’, Trauttmansdorffs und Ferdinands III. zu die-
22
ser Weisung. Dieses außergewöhnliche Zeugnis für die Überarbeitung einer Weisung durch
23
den Ks. und die beiden hochrangigsten Mitglieder des Ks.hofs ist im Anhang zur Einleitung
24
als Faksimile dokumentiert (vgl. LXXXIX-XCIII).
.

7
Nach erfolgtem Friedensschluß mit Schweden und den protestantischen Reichsständen sollen
8
diese erinnert werden, Frankreich zum Einschluß Spaniens in den Frieden anzuhalten; an-
9
dernfalls sei man Frankreich nicht zur Satisfaktion verpflichtet.

10
Es ist an eüch unser gnädigster befelch, daß, wan der friedt mit Schwee-
11
den und den protestierenden zum schluß kombt, ihr denselben andeütet,
12
daß (im fahl underdessen Spanien mit Franckhreich nicht schon friedt ge-
13
schlossen hette) sie allerseits die Franzosen adhortieren solten, daß sie den
14
frieden auch ihres orths mit Spanien auf so milte deroselben erclerung

25
Im Zeitraum von September bis November 1647 hatten Spanier und Frz. zahlreiche
26
Punkte eines span.-frz. Friedensvertrags verglichen, ein Gesamtentwurf lag jedoch von kei-
27
ner der beiden Seiten vor (vgl. Rohrschneider, Frieden, 392–395; zu den noch offenen
28
Streitfragen vgl. [Nr. 20 Anm. 8] ).

15
schliessen wolten, dan, weil die Spanischen durch disen frieden zu prae-
16
stierung viler puncten obligiert würden, alß da ist in specie wegen der
17
Undern Pfalz, Franckhenthal

29
In der Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom August 1647 (Text: ST VI/1,
30
164–167, hier 166) war die Restitution Pgf. Karl Ludwigs (1618–1680; 1649 Kf. Zu ihm:
31
Croxton / Tischer, 54f) in die Unterpfalz bestimmt und der Ks. ausdrücklich dazu ver-
32
pflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß sich Spanien dem nicht widersetzt (später Art. IV,5–6
33
IPO = §§ 13–14IPM). – Die kurpfälzische Stadt und Festung Frankenthal war von Okto-
34
ber 1635 bis Kriegsende von span. Truppen besetzt ( Wille, 35–95; Schaab, 114f, 117f).
, renunciation aufs Elsäß

35
Gemeint ist die Forderung nach einer schriftlichen Verzichtserklärung Spaniens auf alle
36
durch den Friedensvertrag an Frk. abzutretenden öst. Gebiete und Rechte im Elsaß, die
37
im ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November 1647 festgeschrieben worden war (Text:
38
Meiern V, hier 163 erster Absatz; später § 78 IPM). Grundlage des entsprechenden span.
39
Anspruchs war der geheime Teil des Oñatevertrags (dat. 1617 März 20; Text: Turba,
40
407ff; vgl. auch Ernst, 15f), in welchem der damalige Ehg. Ferdinand für den Fall seiner
41
Wahl zum röm. Ks. die Überlassung der äst. Besitzungen und Rechte im Elsaß sowie der
42
Landvogteien Hagenau und Ortenau an Spanien zugesichert hatte. Dieses Versprechen
43
war jedoch bis dato nicht eingelöst worden (vgl. Gliss, 30–59; zu den Verhandlungen
44
über das Elsaß vgl. Ruppert, 144–200; Repgen, Hauptprobleme, 427–434; Tischer,
45
Diplomatie, 252–293, Malettke, L’Alsace, 186–192).
und anders mehr,
18
so sey billich, dz sie nit allein dz onus tragen, sondern auch dz commo-
19
dum deß friedens genüessen. Widerigenfahls wurden weder wir, weder

[p. 165] [scan. 259]


1
die cron Schweeden noch protestierende in puncto satisfactionis Franckh-
2
reich obligiert sein, weilen sie, Franzosen, ihrer eigenen bekandtnus nach

30
Vgl. hierzu die Ausführungen im ersten frz. Entwurf für einIPM ( FEIPM1 ), daß ein dau-
31
erhafter Friede zwischen dem Reich und Frk. nicht zu erhoffen sei, wenn der Ks. sich wei-
32
terhin in auswärtigen Kriegen engagiere oder nach dem Friedensschluß mit Frk. weiterhin
33
die Feinde Frk.s unterstütze (Text: Meiern V, 155 sechster Absatz). – Der konkrete Bezug
34
konnte nicht ermittelt werden.

3
die beständigkeit auch deß Teütschen friedens hinderten, indem sie mit
4
Spanien nit schliessen.

5
–/ 40/ [68] , [70]

6

Ferdinand III. an Nassau und Volmar


7
Prag 1647 Dezember 11

8
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1912fol. 319–319’, praes. 1647 Dezember 31 =
9
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)
10
fol. 153–153’.

11
Verweis auf Beilagen: Beschwerde Kurfürst Ferdinands von Köln über die Drohung Volmars
12
mit einem kaiserlichen Vorgriff. Verweis auf die Hauptinstruktion; Berücksichtigung der
13
kurkölnischen Interessen in den Verhandlungen.

14
Waß bey unns unnsers lieben vetters, deß churfürsten zu Cöln liebden,
15
under dato Bonn, den zehenden negstverwichenen monats Novembris
16
wegen eüers der catholischen stendt abgesandten gethanen vortrag

35
Volmar hatte am 30. Oktober 1647 den kath. Rst. mit einem ksl. Vorgriff gedroht ( APW II
36
A 6 Nr. 264; Ruppert, 318).
sich
17
beklagt und für beschwehrdten sowohl insgemein alß seiner aigener erz-
18
und stiffter Cöln unnd Paderborn halber angezogen unnd umb außferti-
19
gung anderwertter befelch an euch gebetten, daß habt ihr auß dem ein-
20
schluß A zu erkennen.

21
Nun haben wir besagtes churfürsten zu Cöln liebden beanthworttet unnd
22
dieselbige, daß sy sich ainiges vorgriffs ohne vorgehende conferenz mit
23
der catholischen stendten abgesandten von eüch nit zu befahren haben,
24
versichert, wie die andere beylag sub B außweiset.

25
Ist demnach unnser gnedigster befelch, daß ihr besagter unnserer anth-
26
wortt gemeeß derselben fleissig und nach innhalt unnser über der catho-
27
lischen stendt votum eüch überschickhte instruction nachkommet, auch
28
besagtes churfürsten zu Cöln liebden angezogenes particularinteresse auff
29
das fleissigste in acht nehmet.

[p. 166] [scan. 260]


1
Beilagen A – B zu Nr. 40


2
Beilage A zu Nr. 40

3
Kf. Ferdinand von Köln an Ferdinand III., Bonn 1647 November 10. Ausf.: RK FrA Fasz.
4
54d (1647 XII)fol. 23–24 – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIII ad nr. 1912fol. 321–322; KHA A 4
5
nr. 1628/44 unfol.

6
Verweist auf die Drohung der kaiserlichen Gesandten, auch ohne Zustimmung der katho-
7
lischen Reichsstände mit den Kronen und den Protestanten auf der Grundlage des KEIPO4A
8
den Frieden zu schließen. Einige Punkte im KEIPO4A seien jedoch umstritten, besonders in
9
den Religionsbestimmungen sei einiges unverantwortlich; daher sei auch ein Ausgleich zwi-
10
schen den Ständen angestrebt und die Konferenz in Osnabrück eingerichtet worden. Er
11
könne in die Regelungen des KEIPO4A betreffend die Grafschaften Arnsberg und Pyr-
12
mont

29
Eine Regelung über Pyrmont enthält *KEIPO4B* (Text: Meiern IV, 850 ); sie fehlt im
30
KEIPO4A .
, die Stadt Rhens

31
Rhens bei Koblenz (vgl. APW [ III A 1/1, 770 Anm. 1] ). KEIPO4A enthielt keine Regelung
32
betr. Rhens. Die Stadt war von Hessen-Kassel im April 1647 im Zusammenhang mit dem
33
Marburger Sukzessionsstreit gefordert worden (vgl. Meiern IV, 436 f).
und das Hochstift Hildesheim nicht einwilligen. Außerdem habe
13
ihm der Kaiser im Zuge der Rekonjunktion versprochen, daß er dadurch nicht ein Stück
14
Land verlieren werde

34
Gemeint sind die Verhandlungen, die Kf. Ferdinand im Juli 1647 mit Trauttmansdorff über
35
eine Rekonjunktion mit dem Ks. geführt hatte, sowie die anschließende Schutzerklärung
36
Ferdinands III. für die Kölner Stifter (Pilsener Resolution, Pilsen 1647 August 19) (vgl.
37
Foerster, Ferdinand, 297f; zum vorliegenden Schreiben und dem ksl. Schutzversprechen
38
ebenda, 325f).
. Bittet gehorsamst, der Kaiser werde alles, was Gott, der Religion
15
und dem Gewissen widerstrebe, verhüten helfen.

16
Beilage B zu Nr. 40

17
Ferdinand III. an Kf. Ferdinand von Köln, Prag 1647 Dezember 11. Kopie: RK FrA Fasz.
18
92 XII ad nr. 1912fol. 323–234; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 54d
19
(1647 XII)fol. 22–22’, 25.

20
[17/] 41/ [61]

21

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


22
Prag 1647 Dezember 11

23
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 170–171, praes. [1647 Dezember 25] =
24
Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1906fol. 301–301’ – Reinkonzept: ebenda
25
Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 169–169’, 174 – Konzept: ebenda fol. 172–173.

26
Conclusum im Geheimen Rat (Lobkowitz

39
F. Wenzel Eusebius von Lobkowitz (1609–1677, 1653 Reichsf.), 1646 Hg. von Sagan; 1637
40
Hofkriegsrat, 1644 Vizepräsident des Hofkriegsrates, 1645 GR ( Schwarz, 150ff, 289ff;
41
Sienell, 91ff).
, Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz, Kurz,
27
Colloredo, Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt. Söldner), Prag 1647 Dezember 11. Konzept:
28
RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 104’–105

42
Das Conclusum stimmt inhaltlich mit der Weisung überein.
.

[p. 167] [scan. 261]


1
Ablehnung eines Geheimartikels zur Regelung der Amnestie in den Erblanden. Änderung
2
der Religionsbestimmungen für Schlesien und Niederösterreich. Keine Aufnahme eines Arti-
3
kels betreffend Basel und die Schweizer Eidgenossenschaft in den Friedensvertrag. Verweis
4
auf die Haupinstruktion.

5
Auf die Relation vom 28. November 1647 und die dort beiliegenden An-
6
notationes und Erinnerungen Lambergs und Kranes zum ersten kath. Ga.
7
(Nr. 17). Waß nun eüre erinnerung bey dem § „Tandem omnes“

26
Art. IV § „Tandem omnes“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 564 fünfter Absatz; später Art
27
IV,51IPO = § 40IPM). Zum zeitgenössischen Verständnis der Bezeichnung § Tandem
omnes vgl. [Nr. 17 Anm. 53] .
betrifft,
8
da findet ihr in dieser instruction

29
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 (Nr. 29, [hier bei Anm. 68] ).
, wessen wir unnß destwegen resolvirt
9
haben, dabey ihr dan diß noch absonderlich wohl in acht zu nemmen
10
habt, das ihr eüch wegen unser erbkönigreich und landen in kein secretre-
11
cess ein-, sondern es bey dem publico instrumento allerdings verbleiben
12
lasset

30
Zu dem gen. Geheimartikel vgl. [Nr. 17 Anm. 54] .
.

13
Secundo, so findt ihr in unnser resolution bey dem paragrapho numero
14
XIII „Silesii etiam principes“ § „Quo[d vero] ad comites, barones“

31
Art. V § 13 Abschnitt beginnend mit Quod vero ad Comites KEIPO4A betr. die Bleibe-
32
garantie für den Adel in den schlesischen Erbfürstentümern und in Niederöst. – Beschrän-
33
kung dieser Garantie auf die AC-Verwandten (Text: Meiern IV, 572 zweiter Absatz,
34
später Art. V,39IPO ← § 47IPM).
die
15
wort „in gratiam intercedentium“ nachgesezt, welche ihr nit weniger
16
außlassen und darfür „non ex pacto, sed ex sola gratia Caesarea“ sezen
17
wollet

35
Diese Formulierung weicht von der Hauptinstruktion ab. Dort wurden die Ges. angewie-
36
sen, die Formulierung non ex pacto sed in gratiam intercedentium einzufügen (vgl. Nr. 29
37
bei Anm. 124). In der Weisung vom 11. Januar 1648 ( [Nr. 82] ) verwies der Ks. die Ges.
38
wiederum auf die Formulierung der Hauptinstruktion, so daß die hier gen. Formel in der
39
Folge ohne Belang blieb.
.

18
Drittens, so haben wir in dieser unser instruction den paragraph de Hel-
19
vetiis

40
Art. beginnend mit Et quoniam *KEIPO4B* betr. die Exemtion der Stadt Basel und der
41
gesamten Schweizer Eidgenossenschaft von den Reichsgerichten ( RK FrA Fasz. 98efol.
42
900; d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 575 vor Articulus VI; später Art. VIIPO =
43
§ 61IPM).
und alles, was in voto catholicorum

44
Erstes kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
de instrumento Gallico berürt
20
worden, außgelassen. Ihr wollet auch daran sein, weillen die Schweizeri-
21
sche sach durch unnser dir, dem Vollmar, eingeschlossenes diploma ex-
22
emptionis ihre richtigkeit erlangt

45
Ksl. Diplom zur Exemtion der Schweiz, dat. Prag 1647 November 27. Das auf das vorge-
46
nannte Datum datierte Diplom ist nach dem obigen Wortlaut also spätestens am 11. De-
47
zember 1647 an Volmar überschickt worden (vgl. ausführlicher in [Nr. 26 Anm. 1] ).
,

25
22 damit] In Reinkonzept und Konzept damit nit destwegen.
damit in das Schweedische wie auch
23
Franzößische instrumentum nichts gebracht, sonder es bey deme, waß
24
diese unsere resolution vermag, allerdings gelassen werde.

[p. 168] [scan. 262]


1
Sonsten sein wir wohl zufriden, das, waß in eürem voto mehr, alß auch in
2
unserer instruction gesezt worden,

20
2 erhoben] In Reinkonzept und Konzept erhalten.
erhoben kan werden, von eüch (doch
3
ohne verlierung zeit) in acht genommen und erhoben werde. Wan aber
4
ein mehrers nit zu erhalten, so lassen wir es allerdings im übrigen bey
5
unserer instruction verbleiben, der ihr dan gemessen und punctualmente
6
habt nachzuekommen.

7
–/ 42/ [61]

8

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


9
Prag 1647 Dezember 11

10
Eigh. Ausfertigung (H.): RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1978fol. 377, praes. 1647 Dezember 25 =
11
Druckvorlage; ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 180a

21
Diese Ausf. ist ebenfalls von der Hand Ferdinands III. und liegt mit einer zweiten Ausf.
22
von Nr. 43 in einem Umschlag (fol. 180; Beschriftung des Umschlags: NB Ihrer majestätt
23
aigene hand). Sie ist stark beschädigt. Ob sie abgeschickt wurde, ist unklar.
– Kopie: ebenda fol. 179.

12
Verweis auf das beiliegende Handschreiben, welches nur unter bestimmten Voraussetzungen
13
zu öffnen ist.

14
Dises beikhommendes handbrieflein sollet ihr zu der zeit eröffnen, wann
15
ihr sehen werdet, daß mit den euch aniezo zuekhommenden resolutioni-
16
bus

24
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
nicht vorzukhommen, auch der fridt damit nicht baldt zu erheben,
17
auch mit einer milderung ein allsbaltiger schluß zu gewarten seie.

18
Beilage [1] zu Nr. 42

19
Nr. 43

25
Möglicherweise waren die Nr.n [42 und 43] auch Beilagen zum Schreiben Trauttmansdorffs
26
an Lamberg vom gleichen Datum ( [Nr. 44] ). Das Schreiben des Ks.s mit dem Befehl zur
27
Öffnung der Beilage ( APW [II A 8 Nr. 6] , adressiert an alle ksl. Ges. in Osnabrück) deutet
28
jedoch eher darauf hin, daß die Stücke in der hier angegebenen Kombination versandt
29
wurden.
.

2

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 Dezember 11

4
Eigh. Ausfertigung (H.): RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1978fol. 375

19
Der Umschlag des Schreibens (fol. 375) ist von Trauttmansdorff mit folgendem Vermerk
20
beschriftet: NB. Hierinen ligt ein Kayserliches handbriefl, so nicht zu eröffnen alß zu der
21
zeit, wie in dem Kayserlichen andern handbriefl 〈R.T.〉 befohlen wirdt Das Schreiben
22
liegt in der Dienstregistratur Volmars bei der Weisung zur Öffnung des Umschlags vom 15.
23
Februar 1648 (APW [II A 8 Nr. 6] ) und wurde erst nach deren Eintreffen am 29. Februar
24
1648 geöffnet (vgl. APW [III C 2/2, 1001f] sowie den entsprechenden Dorsal Volmars in RK
25
FrA Fasz. 92 XIVfol. 376’).
, empfangen [1647 Dezem-
5
ber
25], geöffnet 1648 Februar 29 = Druckvorlage; ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol.
6
180b

26
Diese Ausf. ist ebenfalls von der Hand Ferdinands III. und liegt mit einer zweiten Ausf.
27
von Nr. 42 in einem Umschlag (fol. 180; Beschriftung des Umschlags: NB Ihrer majestätt
28
aigene hand). Sie ist stark beschädigt. Ob sie abgeschickt wurde, ist unklar.
– Druck: Odhner, 249 Anm. **.

7
Bei Unterstützung durch die mächtigen katholischen Reichsstände soll der Frieden nach dem
8
KEIPO4A geschlossen werden; dabei größtmögliche Berücksichtigung der kaiserlichen In-
9
teressen bei der Amnestie in den Erblanden sowie bezüglich Vollzug und Sicherung des Frie-
10
dens.

11
Wir geben euch hiemit gewalt, daß, wann die catholischen stende, oder
12
doch die vornembsten derselben, in daß fridensproiect (wie es von dem
13
von Trautmanstorf bey euch hinterlassen

29
KEIPO4A .
) consentiren, ihr allsobaldt den
14
fridt darauf schliessen sollet. Doch habt ihr euch zu bemühen, daß der §
15
„In Bohemia“

30
Art. IV § „In Bohemia“ KEIPO4A betr. die Gleichbehandlung der AC-Verwandten in
31
den ksl. Erblanden bei Zivilprozessen (Text: Meiern IV, 563 vorletzter Absatz; später
32
Art. IV,55IPO = § 44IPM).
allso eingerichtet, wie es mein euch schon uberschikte re-
16
solution vermag

33
Vgl. den Textvorschlag in der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29 bei Anm. 70] ; vgl. auch Ruppert, 320 Anm. 155).
, der punctus restitutionis und executionis

35
Gemeint ist Art. XV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 587 ; später Art. XVI–XVIIIPO). Vgl.
36
auch die entsprechenden Ausführungen in der Hauptinstruktion ( [Nr. 29 ab Anm. 157] ).
auch allso
17
verfasset werde, das daraus die sicherheit deß fridens erfolge und die plätz
18
restituirt werden.

[p. 170] [scan. 264]


1
–/ 44/–

2

Trauttmansdorff an Lamberg


3
Prag 1647 Dezember 11

4
Ausfertigung:HA Steyr Sch. 1222 Fasz. 11 nr. 196/98 p. 194–195, praes. 1647 Dezember 25.

5
Rezepisse.

6
PS Hinterlegung der verschlossenen Weisung bei Lamberg; weitere Handhabung.

7
Rezepisse auf zwei Schreiben vom 28. November 1647

32
Konnten nicht ermittelt werden.
.

8
[Eigh. Zusatz] NB Den einschluss ihrer Kayserlichen mayestät gnedigsten
9
wierdt der herr grav bey sich behalten, dz erste öffnen, dz ander aber,
10
vermög des befelchs im ersten begriffen, zurukhhalten, biß der casus
11
khombt, den ihr Kayserliche mayestät beschreiben. Khombt dan der
12
casus der erlaubten eröffnung nicht, so sol dz andre schreiben gar nicht
13
geöffnet, sondern verschlosner wider zu ihrer Kayserlichen mayestät han-
14
den zurukhgebracht werden.

15
–/ 45/ [59]

16

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


17
Osnabrück 1647 Dezember 12

18
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 49–49’, 62–62’, PSfol. 50–53, praes. 1647
19
Dezember 22 = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. (ohne PS); RK FrA
20
Fasz. 92 XIII nr. 1899fol. 234–235 (nur PS) – Konzept: ebenda fol. 232–233 (ohne PS).

21
Abschluß der Beratungen der Gesandten der katholischen Reichsstände über Amnestie und
22
Reichsreligionsrecht; Drängen der Protestanten auf Einigung über die Amnestie und das
23
Reichsreligionsrecht. Rückkehr Oxenstiernas aus Minden erwartet. Informationen über die
24
Reise Serviens nach Osnabrück: Zerstreuung der Furcht Schwedens vor bayerisch-französi-
25
schen Separatverhandlungen, Versicherung der Treue Frankreichs, gemeinsame Rachepläne.
26
PS Informationen für Krane durch Sinold: Versicherung der französischen Treue zu Schwe-
27
den durch Servien, gemeinsame (Rache-)Pläne der Kronen gegen Kurbayern; Weisung an
28
Leuber zur Rückkehr nach Dresden bei Verschleppung der Verhandlungen durch die schwe-
29
dischen Gesandten; große Verärgerung Kurfürst Friedrich Wilhelms von Brandenburg über
30
hessen-kasselische Kontributionserhebungen in Mark und Ravensberg; Nachrichten über
31
schlechten Zustand der schwedischen Armee.

[p. 171] [scan. 265]


1
Ewer Kayserlicher Mayestätt können wir mit dieser post ein mehrers in
2
gehorsamster underthenigkeit nit berichten, alß daß die catholische vor-
3
gestrigen tags mit ihrer consultation super puncto amnestiae et gravami-
4
num zuende kommen, auch heudt dato die darüber verfaste resolution in
5
pleno abhörn thuen und versehenlich unß selbige mordrigen tags zustel-
6
len werden .

7
Und dieweil die protestirende unß stetigs umb beforderung ahnlangen,
8
wir auch vermercken, daß sie selbst vor allen dingen gehrn diese beyde
9
articulos erledigt sehen mögten, alß sein wir darauff vorhabens, die
10
handtlung mit denen Schweden ahnzutretten. Immittls zweifflen wir nit,
11
auch Ewer Kayserlicher Mayestätt allergnädigste haubtresolution einlan-
12
gen werde

30
Die Hauptinstruktion ( [Nr. 29] ) traf erst am 25. Dezember 1647 in Osnabrück ein.
, warnach wir unß alßdan schließlich zu richten wißen mögen.
13
Des Oxenstirns wiederkunfft von Minden ist man auff heudt gewehrtig
14
und wirdt demnach baldt zu vernehmen sein, wohin sich der feindt wen-
15
den werde

31
Oxenstierna und Erskein waren am 10. Dezember 1647 nach Minden gereist (vgl. Nr. 33
32
[bei Anm. 16] ).
, gestalten die Braunßchweigische abgesandten ermelten
16
Schwedischen steetigs nachfolgen, damit diese armada ehist ahn andere
17
örtt abgefordert werden mögte, alß von denen die Braunßschweig Lüne-
18
burgische fürstenthumb nit wenig beunglegnet

33
Mit Ungelegenheiten, d. h. Unbequemlichkeiten, quälen ( Grimm XXIV, 744).
werden söllen

34
Die schwed. Armee lagerte zu dieser Zeit an der Weser, also im östlichen Teil der braun-
35
schweig-lüneburgischen Hgt.er ( Höfer, 107).
.

19
Sönsten des Servients iüngst alhier vorgehabte verrichtung anlangendt

36
Servien hatte sich vom 6. bis zum 9. Dezember 1647 in Osnabrück aufgehalten (vgl. Nr.n
37
[31] und [ 33] ).
,
20
wirdt unß von glaubhaffter anzeig soviel nachrichtung eingebracht, daß
21
er denen Schweden die gefaste mißgedancken, alß ob Franckreich den an-
22
standt der waffen mit ihrer churfürstlichen durchllauchtt in Bayrn zu hal-
23
ten

38
Am 14. September 1647 hatte Kf. Maximilian von Bayern den Ulmer Waffenstillstand
39
lediglich ggb. Schweden, nicht jedoch ggb. Frk. aufgekündigt. Die Aufkündigung des Waf-
40
fenstillstands zwischen Kurbayern und Frk. erfolgte schließlich von frz. Seite, jedoch erst
41
am 29. Dezember 1647 ( Albrecht, Maximilian, 1077f).
oder sönst heimbliche verständtnuß mit derselben einzugehen vor-
24
habens wehre, zu benehmen und versiecherung zu thuen, daß Franck-
25
reich mit Schweden alle crefften zusamensetzen wölle, solang und soviel,
26
biß sie sich ahn ihrer churfürstlichen durchllauchtt werden gerochen
27
haben, wie dan solches auch von der königin in Schweden in beyliegender
28
ihrer ahn könig

42
Ludwig XIV. (1638–1715), seit 1643 Kg. von Frk. unter der Regentschaft seiner Mutter,
43
Kg.in Anna ( ABF I 676, 1–161; II 426, 27–34, Malettke, Ludwig).
und königin

44
Anne d’Autriche (1601–1666), 1615 Gemahlin Kg. Ludwigs XIII. von Frk. (1601–1643,
45
Kg. 1610), nach dessen Tod Regentin als Vormund ihres Sohnes Ludwig XIV. ( DBF II,
46
1309–1320; Dulong, Anne d’Autriche; Kleinman).
in Franckreich, wie auch den cardinal

[p. 172] [scan. 266]


1
Mazzarini

35
Jules Mazarin (Giulio Mazzarini) (1602–1661), seit 1641 Kardinal und seit 1643 als Nach-
36
folger
Richelieus frz. Prinzipalminister ( Goubert; Treasure; Dulong, Mazarin;
37
Sturdy, 87–148; DMAE, 39–53).
abgangenen schreiben gantz instendig gesucht wirdt. Auß
2
welchen allen dan kein solche große friedensbegierde bey diesen beyden
3
feindtlichen cronen erscheinen wil, wie aber die Frantzösische pleni-
4
potentiarii sich gegen den Churbayrischen abgesandten laut seiner rela-
5
tionum so hoch contestirt und bezeugt haben.

6
PS Gestern ist der |:fürstlich Hessen Darmbstättische

32
6 abgesandte:|] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII folgt Dr. Schütz.
abgesandte:|

38
Gemeint ist hier Dr. iur. Justus Sinold gen. Schütz (1592–1657), 1645–1649 hessen-darm-
39
städtischer Ges. ; 1629 hessen-darmstädtischer Rat ( Lehsten II, 84, 193) – Hessen-Darm-
40
stadt wurde außerdem vertreten durch: Johann Jakob Wolff von Todtenwart (1585–1657),
41
1645–1649 hessen-darmstädtischer Ges. ; 1623 hessen-darmstädtischer Rat, erhielt 1628
42
den Titel „ksl. Rat“. Todtenwart votierte auch für die Reichsstadt Regensburg ( Kaster /
43
Steinwascher, 284f; Lehsten II, 100f, 220–226).
bey
7
mir, Crane, gewest und allerhandt particularia eröffnet, so wir dieser un-
8
ßer gehorsamsten relation beyzufügen für nöttich erachten.

9
Erstlich hat bemelter gesandter in conformitet deßen, waß wegen des
10
Frantzösischen gesandten Servient verrichtung alhie in bemelter unßer re-
11
lation angezogen worden, berichtet, daß deßen negotiation nit bloß auff
12
benehmung des verdachts der cron Franckreich, alß ob dieselbe mit der
13
churfürstlichen durchllaucht in Bayrn die neutralitet zu continuirn ge-
14
meindt wehre, sondern fürnemblich in deme bestanden, daß er eine runde
15
erclehrung und anthwortt auff der cron Schweden ahn die cron Franck-
16
reich abgangene und von unß itzo beygeschloßene schreiben dieses in-
17
halts soll eingebragt haben, daß die cron Franckreich mit der cron Schwe-
18
den wieder Churbayrn wegen auffgekündigten armistitii causam commu-
19
nem mache und, umb sich ahn demselben zu rechnen, alle mittl von geldt,
20
volck und andern nothwendigkeiten hergeben, auch die waffen ehender
21
nit niederlegen wölle, es stünden dan dieselbe im hertzogthumb Bayren.
22
Und hette der Servient darauff denen Schwedischen gesandten solche
23
hohe versprechen und versiecherung gethan, daß sich der Oxenstirn selbst
24
zu ubernehmung der reiß nacher Minden, umb alles ahn die Schwedische
25
generalitet zu überbringen, resolvirt

44
Vgl. Anm. 3.
. Und verspühre er, abgesandter,
26
eine solche rachgirichkeit bey diesen leuthen,

33
26 daß – müße] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII diß ortts darfürhaltend.
daß ers darfürhalten müße,
27
daß die

34
27 cronen] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII cron.
cronen ehender alles wagen, alß sich nit ahn Churbayrn rechnen
28
werden, ia wan man denselben itzo alles, waß sie in instrumento pacis
29
noch verlangen, solte einraumen und nachgeben wölten, so würden sie
30
doch nit schließen, umb die handt zu vorgesetzter vindicta offen zu hal-
31
ten.

[p. 173] [scan. 267]


1
Zum andern berichtete selbiger abgesandter, daß dem Chursachsischen
2
alhie

33
Leuber.
von seinem gnädigsten herrn befehl zukommen

34
Gemeint ist wohl die Weisung vom 29. Oktober/8. November 1647 (Text: APW II A 6
35
Nr. 274 Beilage [1]; vgl. auch [Nr. 60 bei Anm. 10] ).
, wofehrn er ver-
3
mercken würde, daß sich die Schwedischen gesandten bey reassumption
4
der tractaten nit zum ziehl lencken, sondern ethwo auffzug und verzöge-
5
rung suchen wölten, daß er, Chursachßische, sich alßdan wieder von hier
6
nach hoff erheben und bey seinem abzug denen Schwedischen deutlich
7
anzeigen solte, die churfürstliche durchllauchtt zu Sachßen wölten des
8
kriegs ein endt und den frieden

30
8 befördert] Fehlt in der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII.
befördert haben; weilen sie aber ver-
9
merckten, daß durch die tractatus nit darzu zu glangen, so wölten sie sich,
10
so gutt sie könten, selbst und ihr im Reich tragendes ertzmarschalcken-
11
ambt

36
Das Ehrenamt des Erzmarschalls (sacri imperii archimarescallus ) besaß eine militärische
37
Tradition und damit verbunden gewisse, in der Praxis fragwürdige, Vorrechte in Kriegs-
38
angelegenheiten
(vgl. Buder, 362–366, bes. 364 § 6; LMA VI, 324f).
in acht nehmen.

12
Zum dritten, so laße sich zwischen Churbrandeburg und der frau landt-
13
gräffin von Heßen Caßel eine offension vermercken, weilen die chur-
14
fürstliche durchllaucht umb auffheb- und einstellung dern contributio-
15
nen, womit ihre underthanen von der Heßen Caßlischen seithen

31
15 belegt] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII beygelegt.
belegt
16
sein

39
Gemeint sind die hessen-kasselischen Truppen in den kurbg. Gft.en Mark und Ravens-
40
berg. Diese erhoben Kontributionen, so daß Kurbg. de facto in die Kreisdefension des nie-
41
derrheinisch-westfälischen Reichskreises einbezogen wurde. Kf. Friedrich Wilhelm von Bg.
42
war der dortigen Kreisdefension jedoch niemals beigetreten und betrieb seit dem Herbst
43
1647 zunehmend energisch die Einstellung der hessen-kasselischen Kontributionserhebun-
44
gen in seinen Landen, die er im Januar 1648 auch erreichte ( Foerster, Ferdinand, 300ff;
45
vgl. auch [Nr. 118 Anm. 27] ).
, bey der frau landtgräffin insinuirn laßen, aber eine abschlaglich
17
anthwortt zurückentfangen hetten, warüber ihre churfürstliche durchl-
18
laucht dermaßen entrüstet sein sollen, daß in diese rede heraußgefallen,
19
sie bedörfften keiner vormünderin, sönderlich eines weibs nit, in regie-
20
rung ihrer underthanen, wölten ihro von einem nebenstandt keine leges
21
vorschreiben, weniger ihre underthanen

32
21 collectirn] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII molestieren.
collectirn laßen. Wan die landt-
22
gräfin nit wölte, so würde sie müßen und ihre churfürstliche durchllaucht
23
zu errettung ihrer underthanen noch mittl zu finden wißen. Ein vorneh-
24
mer minister hette der churfürstlichen durchllaucht darüber einreden und
25
sie waß senfften wöllen, sagendt, daß sich die sachen mit der fraw landt-
26
gräffin noch woll würden vergleichen laßen. Es hetten sich aber die chur-
27
fürstliche durchllaucht ab solcher erinnerung offendirt befunden und ge-
28
sagt, wer ihro dergleichen sachen rathe, der seie ihr freundt nit noch ge-
29
trewer diener.

[p. 174] [scan. 268]


1
Endtlich hette sich der Schwedische commendant zu Holtzmünden

30
Holzminden, am östlichen Weserufer nördlich von Höxter. Die schwed. Armee hatte die
31
Stadt auf ihrem Rückzug aus Böhmen Anfang November erreicht ( Höfer, 99). Der
32
schwed. Kommandant wurde nicht ermittelt.
die-
2
ser tagen gegen einen seines, gemelten abgesandtens, gnädigen herrn be-
3
dienten, der durch Caßel auff der post anhero kommen und von selbigen
4
commendanten für einen Heßen Caßlischen bedienten angesehen wor-
5
den, dieser rede vernehmen laßen, das Schwedische kriegswesen stehe
6
itzo in so ublen zustandt, alß es die gantze zeit uber, da die cron Schwe-
7
den mit Kayserlicher mayestätt im krieg gewest

33
D.h. seit 1630.
, niehmahlen gestanden.
8
Er, der durchreisender, solte es gegen die Schwedischen gesandten alhie
9
erinnern und ihnen sagen, daß sie den friedenschluß befordern

29
9 solten] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII wolten.
solten.
10
Dörffte sonsten eine schwehre veranthworttung auff sie fallen, wan das
11
werck solte lenger auffgezogen werden.


12
Beilagen [1] – [3] zu Nr. 45

34
Die folgenden Beilagen sind datiert nach der schwed. und frz. Überlieferung (zur frz.
35
Überlieferung vgl. APW [II B 6 Nr. 254 Anm. 6] ). Die ksl. Überlieferung ist jeweils datiert
36
auf 1647 Oktober 24/November 3. Zur Flugschriftenüberlieferung s. [Nr. 59 Anm. 3] .


13
Beilage [1] zu Nr. 45

14
Königin Christina an Königin Anna (lat.), Stockholm 1647 [Oktober 29/November 8]. Ko-
15
pie
: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 56–57; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.; Giessen 200fol.
16
125–126

37
Weitere Kopien: ÖstA Tirol Fasz. 20h p. 1681–1682; RK FrA Fasz. 98efol. 1104–1104’;
38
StK FrA Ka. 11fol. 1639–1640.
– Druck: TE VI, 94f (dt. ÜS, dat. 1647 Oktober 24); Londorp VI, 235 (dat. 1647
17
Oktober 24); Meiern V, 85f (dat. 1647 Oktober 24); APW [II C 4/1 Nr. 46] .

18
Beilage [2] zu Nr. 45

19
Königin Christina an König Ludwig XIV. (lat.), Stockholm 1647 [Oktober 29/November 8].
20
Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 58–60’; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.; Giessen 200
21
fol. 127–129

39
Weitere Kopien: Osta Tirol Fasz. 20h p. 1677–1680; RK FrA Fasz. 98efol. 1103–1104;
40
StK FrA Ka. 11fol. 1637–1639.
– Druck: TE VI, 94f (dt. ÜS; dat. 1647 Oktober 24); Londorp VI, 234 (dat.
22
1647 Oktober 24); Meiern V, 86f; APW II C 4/1 Nr. 45.

23
Beilage [3] zu Nr. 45

24
Königin Christina an Mazarin (lat.), Stockholm 1647 [Oktober 29/November 8]. Kopie: RK
25
FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 54–55’; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.; Giessen 200fol.
26
131–132’

41
Weitere Kopien: ÖstA Tirol Fasz. 20h p. 1673–1675; RK FrA Fasz. 98efol. 1105–1106;
42
StK FrA Ka. 11fol. 1641–1643.
– Druck: TE VI, 96f (dt. ÜS; dat. 1647 Oktober 24); Siri X, 1587ff (it. ÜS);
27
Londorp VI, 235f (dat. 1647 Oktober 24); Meiern V, 87f (dat. 1647 Oktober 24); APW
28
II C 4/1 Nr. 47.

2

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 Dezember 13

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1908fol. 305–305’, [praes. 1647 Dezember 25] =
5
Druckvorlage – Reinkonzept: ebenda Fasz. 52b (1647)fol. 156–156’ – Konzept: ebenda fol.
6
157–157’.

7
Ausbleiben der Relation. Verweis auf die Hauptinstruktion. Gewinn der Unterstützung
8
Württembergs für die kaiserlichen Änderungswünsche am KEIPO4A durch Hinweis auf
9
Heidenheim.

10
Wir können euch in gnaden nit verhalten, das unß bey dieser ordinari von
11
euch kein relation einkommen, wissen aber wohl, das ihr an ewren fleiß
12
nichts erwinden lasset, dahero wir derselbigen stündtlich gewerttig sein.

13
Immitels haben wir unsere instruction uber daß Schwedische instrumen-
14
tum pacis euch bey negster ordinari überschickht

28
Die Hauptinstruktion ( [Nr. 29] ) ist zwar auf den 6. Dezember 1647 datiert, wurde aber erst
29
am 11. Dezember 1647 abgeschickt (vgl. dort Anm. 1).
, so ihr inmitels ohne
15
zweifel empfangen und eüch darnach zu richten haben werdet.

16
Unter andern köndt ihr auch, die Württenbergische desto mehr zue ge-
17
winnen, das sie unserer intention secundiren, [ ihnen] mit diesem zuespre-
18
chen, das wan es bey dem Schwedischen instrumento pacis zu verbleiben,
19
sie ihres ortts zu Haidenheimb, ohne das sie die 500 000 gulden Chur-
20
bayrns liebden bezalten, nit kommen wurden

30
Im KEIPO4A war festgelegt, daß Heidenheim bis zur Zahlung von 500 000 fl. durch den
31
Hg. von Württemberg bei Kurbayern verbleibt (Text: Meiern IV, 561 fünfter Absatz). –
32
Ks. Ferdinand II. hatte die württembergische Hft. Heidenheim nach der Schlacht von
33
Nördlingen (1634) eingezogen und in einem Vertrag vom 28. Juni 1638 gegen 500 000 fl.
34
an Kf. Maximilian von Bayern übertragen ( Philippe, 20f; Kapser, 161 Anm. 128. Ver-
35
tragstext: Aretin, Nr. 14, 189–193).
.

21
[13/] 47/–

22

Nassau an Ferdinand III.


23
Münster 1647 Dezember 13

24
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 191–192’, 195–195’, praes. 1647 Dezem-
25
ber 22 = Druckvorlage – Kopie (Auszug, dat. Münster 1647 XII 10): ebenda Fasz. 92 XIII
26
nr. 1894bfol. 193–193’; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Kopie (Auszug, dat. Münster 1647
27
XII 11): RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1894bfol. 191–191’; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

36
Diese Relation entstand offenbar in zwei Teilen bereits am 10. (Abschnitt betr. die span.-
37
frz. Verhandlungen) und 11. Dezember 1647 (Abschnitt betr. die Übermittlung der ksl.
41
Rechtsvorbehalte an die Mediatoren). Sie wurde jedoch erst am 13. Dezember 1647 zu der
42
hier vorliegenden Relation zusammengefaßt und ausgefertigt; von den in Kopie überliefer-
43
ten „Teilrelationen“ konnten keine Ausf.en ermittelt werden. Ein möglicher Grund hierfür
44
ist die in der Relation angesprochene Krankheit Nassaus.

[p. 176] [scan. 270]


1
Unterredung mit den spanischen Gesandten (1647 XII 10): deren Konferenz mit den Media-
2
toren, Stillstand der spanisch-französischen Verhandlungen wegen unvereinbarer Positionen
3
bezüglich der spanischen Assistenz für den Herzog von Lothringen; französische Erklärung
4
erwartet; Freude der Spanier über die kaiserlichen Rechtsvorbehalte zum kaiserlich-franzö-
5
sischen Vorvertrag.

6
Aushändigung der kaiserlichen Rechtsvorbehalte zum kaiserlich-französischen Vorvertrag
7
an die Mediatoren durch Geych (1647 XII 11), positive Aufnahme durch die Mediatoren;
8
Frage Contarinis nach kaiserlicher Erklärung betreffend den Elsaß-Titel.

9
Ausbleiben kaiserlicher Weisungen.

10
Eß haben die königlich Spanische den 10.

38
10 dießes] In den Kopien folgt gegen abendt.
dießes nach abgelauffener post
11
mich besucht und dabey angezeigt, daß noch selbigen tags die herren me-
12
diatores bey ihnen gewesen, vorhabens, uber etliche zwischen ihnen und
13
denen Frantzosen noch unverglichenen puncten zu tractiren, alß hetten
14
aber sie, Spanische, die herren mediatores erinnert, daß res nitt mehr in-
15
tegra und sie auff die durch den Venetum uberbrachte Frantzösische de-
16
claration

45
Frz. Erklärung betr. Lothringen, [praes. Münster 1647 Dezember 1] ( [Nr. 63 Beilage [2]] ).
, daß nemblichen die Frantzosen alles, waß sie mitt ihnen, Spa-
17
nischen, gehandlet oder ferners handlen wurden, anderer gestaldt nicht zu
18
verstehen, alß daß sie, Spanische, dem hertzogen von Lothringen keine
19
hilff in einigerley weiß leisten solten, weiln aber dießes ihrer, der Spa-
20
nischen, iederzeit gegebenen resolution geradt entgegenlieffe und sie sich
21
allemahln clar und außtrücklich gegen die herren mediatores erclehrt, daß
22
sie deß hertzogens von Lothringen interesse in keinerley weiß verlassen
23
wolten, bey welcher resolution sie auch nachmahln bestendiglichen ver-
24
plieben, und [!] also bey sogestalten sachen in den tractaten

39
24–25 mitt – weiter] Fehlt in der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII.
mitt Franck-
25
reich nicht weiter fortfahren köndten. Die herren mediatores hetten sich
26
vernemmen lassen, daß solche resolution zu einer ruptur ursach geben
27
wurde, sie, Spanische, aber hetten darauff replicirt, mustens Gott (iedoch
28
auff deren verantwortung, so darahn ursach wehren) anheimb stellen,
29
worauff die mediatores, sönderlich aber der Venetus, gesagt hetten, sie
30
wolten ihrestheils nitt verhoffen, daß die sach zu solchen extremiteten
31
gerathen, daß dardurch die fernere handlung abgeschnitten werden müste,
32
dan obwohl der herr Venetus sich wohl erinnerte, waß wegen deß hert-
33
zogens von Lothringen durchlauchtt er ihnen angebracht hette (warauff
34

40
34–35 mündtlichen vortrag] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII innhalt.
ers auß einem zettul ihnen vorgelesen, so sie dern hiebevorigen mündt-
35
lichen vortrag allerdings gemeß befunden), so wehre gleichwohl hiebey
36
zu consideriren, daß ihrer, der herren Spanischen, contradiction und
37
negativam sie gleichergestaldt den Frantzosen iedesmahl hinderbracht

[p. 177] [scan. 271]


1
hetten, dahero dieß werck in contradictoriis bestehendt ihres erachtens
2
keinem theil praeiudiciren köndte, weniger die tractaten hemmen und
3
auffhalten solte. Sie, die Spanische, weiln herr Venetus der Frantzosen
4
erclehrung schrifftlichen und ihnen darauß vorgelesen hette, also begehr-
5
ten sie, daß er gleichfals auch ihre erclehrungh, daß sie in keinen wegh
6
den hertzogen von Lothringen zu verlasen gedächten, schrifftlichen an-
7
nehmen und den Frantzosen hinwider vorlesen wolten

38
Span. Erklärung betr. Lothringen,s.l. 1647 Dezember 11 ( [Nr. 63 Beilage [1]] ).
, welches zu thuen
8
herr Venetus sich willig erclehrt, warauff sie von etlichen puncten zu trac-
9
tiren angefangen und ihre resolutiones denen herren mediatoribus erthei-
10
let, wehren also auff selbige deren Frantzosen erclehrung hinwider ge-
11
wertig und vermeindten sie, herren Spanische, daß eben die von Ewer
12
Kayserlicher Mayestät mir allergnedigst ahnbefohlene declaration uber
13
daß iungst mitt den Frantzosen in puncto satisfactionis verglichene capi-
14
tulatum

39
Bezug auf die Weisung vom 27. November 1647 ( [Nr. 13] ) betr. die ksl. Rechtsvorbehalte
40
zum ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November 1647.
in rechtem tempo käme, wovon mitt ihnen ich vertrewlichen
15
communicirt hette.

16

35
16 Ahm – hab] Fehlt in den Kopien.
Ahm folgenden tagh, den 11., hab Ewer Kayserlicher Mayestät allergnä-
17
digsten befelchschreiben vom 27. Novembris zu allerunderthänigster folg,
18
dieweilen ich selbst wegen continuirender leibsschwachheit nitt außkom-
19
men können, von deroselben allergnedigster intention uber

36
19–20 obvermeldt – verglichenem] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIII dz mit der cron
37
Franckreich in puncto satisfactionis iungst verglichen.
obvermeldt
20
mitt Franckreich verglichenem capitulato den herren mediatoribus durch
21
mein secretarium

41
Geych.
vermögh in schrifften ihme mittgegebenen auffsatz, da-
22
von abschrifft allergehorsambst hiebey gehet, anzeigen lassen. Herr nun-
23
cius hatt diese insinuation wohl auffgenommen, mitt vermelden, sie, her-
24
ren mediatores, solch capitulatum niemahln anderster verstanden, noch
25
denen Frantzösischen gesandten dieser beyden conditionen halber

42
Gemeint ist die Restitution Hg. Karls IV. von Lothringen und der Einschluß Spaniens in
43
den Frieden.
icht-
26
was anders vorgebracht hetten. Er versicherte, daß auch die Frantzosen
27
bißher keiner anderen meinung gewest und noch seien, wolte gleich-
28
wohln es zu mehrer versicherungh, umb sich dessen auffm fahl, jemandt
29
es anderster außlegen wolt, zu bedienen, hinder ihme verwahren, be-
30
nebens aber auch begehrt haben, daß dem Venetianischen gesandten es
31
gleichfals angefugt, auch eine solche abschrifft uberlieffert werden mögt,
32
welches dan alsopaldt geschehen, der eben, waß herr nuncius vermeldet
33
hatt, [ wiederholt], allein dabey noch ferners gefragt, ob von Ewer Kayser-
34
licher Mayestät wegen begebung deß tituls „landtgraff in Elsaß“ annoch

[p. 178] [scan. 272]


1
kein resolution einkommen wehre? Die Frantzosen hetten bey ihnen, me-
2
diatoribus, dessentwegen nachgefolgt, darauff ihnen aber geantworttet
3
worden, daß von Ewer Kayserlicher Mayestät uber ein und anders, auch
4
dieses puncten halber, fernere resolution erwarttet wurde.

5

36
5–7 Von – sollen] Fehlt in den Kopien.
Von Ewer Kayserlicher Mayestät seindt nuhn bey zwey nacheinander ge-
6
folgten posten keine schreiben einglangt, so allerunderthänigst berichten
7
sollen.

8
Beilage [1] zu Nr. 47

9
Kaiserliche Rechtsvorbehalte zur Gültigkeit des kaiserlich-französischen Vorvertrags vom
10
11./14. November 1647 (lat.), [praes. Münster 1647 Dezember 11]. Kopie: RK FrA Fasz.
11
54a (1647 X–XII)fol. 193; ebenda Fasz. 92 XIII ad nr. 1894bfol. 192; KHA A 4 nr.
12
1628/44 unfol. – Druck (it. ÜS): Siri XI, 768.

13
[21/] 48/–

14

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


15
Osnabrück 1647 Dezember 16

16
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 67–67’, 96–98’ = Druckvorlage – Kopie:
17
KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1900fol. 237–239.

18
Übergabe des ersten Teils des zweiten katholischen Gutachtens durch Raigersperger (1647
19
XII 13): Ablehnung dieses Gutachtens durch Kurbayern, Salzburg und weitere katholische
20
Reichsstände; Bitte um vertrauliche Behandlung des Gutachtens, keine Hoffnung auf einen
21
gemeinsamen Beschluß der katholischen Reichsstände. Gemeinsame Haltung aller katho-
22
lischen Reichsstände wünschenswert.

23
Unterredung Volmars mit Ernst (1647 XII 12): Ablehnung des zweiten katholischen Gut-
24
achtens der katholischen Reichsstände durch katholische Kurfürsten, Würzburg und Bam-
25
berg; deren Forderung nach kaiserlichem Vorgriff; Mehrheit der Voten im Corpus Catholi-
26
corum für Unterstützung eines kaiserlichen Vorgriffs.

27
Textvorschlag für Art. I–V *KEIPO5* ausgearbeitet, Einigung mit den schwedischen Ge-
28
sandten über Amnestie und Reichsreligionsrecht auf dieser Grundlage angestrebt; vorherige
29
Aushändigung des Textvorschlags an das CC , Hoffnung auf Zustimmung der katholischen
30
Reichsstände; Problematik des kurkölnischen Tauschplans, dessen vorläufige Zurückstellung.
31
Zustimmung Giffens zur vorläufigen Zurückstellung der Forderungen des Deutschen Or-
32
dens gegen die Stadt Straßburg. Rückkehr Oxenstiernas aus Minden.

33
Auf die Weisung vom 30. November 1647 (Nr. 21). Nuhn haben unß die
34
alhier versamblete catholische ständt ahm negstgefolgten freytag, den 13.
35
dies, ihr verfastes bedencken uber unßere ihnen den 3. eiusdem zugestelte

[p. 179] [scan. 273]


1
temperamenta

38
Gemeint sind die ksl., dem CC vorgelegten Korrekturvorschläge zu Art. I–XV
39
*KEIPO4B* , praes. Osnabrück 1647 Dezember 3 ( [Nr. 22 Beilage [1]] ).
durch den Churmayntzischen cantzler

40
Raigersperger.
dermahlen ein-
2
lifern laßen, inhalts, wie Ewer Kayßerliche Mayestätt auß mitkommender
3
abschrifft litera A allergnädigst werden anzuhorn haben. Daß aber diese
4
einlieferung nit wie herkommens durch einen außschuß, sondern allein
5
durch ihme, cantzlern, beschehen, hat er dergestalt entschüldigt, daß sich
6
Bayrn und Saltzburg darbey nit hetten einfinden wöllen, weil sie und
7
noch viel andere mit diesem guttachten nit zufrieden wehrn noch daßel-
8
big pro communi concluso halten wölten. Daher er nit ermanglen söllen,
9
unß daßelbig allein zu praesentirn, nit der intention, daß wir hierahn
10
praecise gebunden, viel weniger sölche erclehrung den Schweden und
11
protestirenden außhändigen, sondern pro discretione handtlen und das
12
catholische interesse so gutt möglich verfechten solten, dan daß wir ver-
13
meinten, es würden die catholische zu einem sambtlichen einhelligen
14
schluß in diesen materiis zu bringen sein,

37
14–15 daß – sein] Fehlt in der Kopie.
daß wehre ein vergeblich ding
15
und würde nimmermehr dahin zu bringen sein.

16
Hierauff haben wir unß erbotten, der sachen nachzudencken. Wan es aber
17
endtlich zum treffen komme, so werde man in specie wißen müßen, welche
18
der einen oder andern meinung, dan auff solche weiß, da dergleichen con-
19
sulta alzeit in forma eines gemeinen conclusi vorgetragen, würde schwehr-
20
lich zu handlen, noch viel weniger die gegentheil damit zufrieden sein.

21
Dan es wehre gleich vor dieser praesentation der Churbayrische deputa-
22
tus, Dr. Ernst, bey mir, Volmarn, gewest

41
Am 12. Dezember 1647 (vgl. APW [ III C 2/2, 919 Z. 21–33] ).
, und hat sich ab diesem con-
23
cluso hoch beschwehrt, mit vermelden, es lieffe fast wiederumb auff die
24
vorige extremiteten auß

42
Bezug auf das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
, darzu sich aber sein gnädigster herr einmalh nit
25
verstehen könte noch wölte, inmaßen auch Churmayntz, -trier, -cöllen,
26
item die bischoffe Würtzburg und Bamberg gleicher meinung sein, und
27
wan man die vota hinc inde dependentia recht examinirn sölte, so würde
28
sich befinden, daß die maiora in contrarium nit, sondern vielmehr dahin
29
gehen würden, daß mans Ewer Kayserlicher Mayestätt absolute heimb-
30
stellen sölte. Derentwegen er auß habenden befelch mich ersucht, mit
31
meinen collegis darahn zu sein, daß man sich diese schrifft so viel nit hin-
32
dern laßen, sondern so gutt alßs möglich vorgreiffen thue, dan seine chur-
33
fürstliche durchllaucht seie erbietig, Ewer Kayserlicher Mayestätt dies
34
ortts in allem, [ worin] decisive verfahrn werden müsten, zu secundirn,
35
wie dan auch andere vornehme chur- und fürsten catholischentheils thuen
36
würden.

[p. 180] [scan. 274]


1
Alß wir auch mit ermelten cantzler die vota gleich

28
1 im fußstapffen] In der Kopie im fueß.
im fußstapffen durch-
2
gangen, hat sich befunden, daß dieienige, so nit allein mit den vorge-
3
sch[l]agenen temperamentis woll zufrieden, sondern auch das gantze
4
werck auff den außschlag, so gutt möglich der ahn seiten Ewer Mayestätt
5
getroffen werden

29
5–6 könte – werden] Fehlt in der Kopie.
könte, kommen zu laßen erbietig, in der zahl die andere
6
noch umb vier vota ubertreffen werden.

7
Demnach so haben wir dieses eingereichte bedencken mit Ewer Kayser-
8
licher Mayestätt vom 27. und 30. negstverfloßenen monats einglangten
9
resolutionibus

31
Gemeint sind die als Vorantworten zur vorläufigen Verhandlungsführung überschickten
32
Ga. des GR ( [Nr. 14 Beilage [1]] und [Nr. 21 Beilage [1]] ).
conferirt und unßer ahnvor uberschickte temperamenta

33
Wie Anm. 1.

10
denselben gemeß corrigirt, auch ethlich wenig von denen catholischen
11
ahnietzt erinnerte additiones, wie in abschrifft litera B zu ersehen, beyge-
12
setzt. Sein auch vorhabens, mordrigen tags, weil es heüdt wegen der post-
13
expeditionum nit sein können, unß zu denen Schwedischen zu verfügen
14
und zu versuchen, ob diese beyde haubtpuncten de amnestia et composi-
15
tione gravaminum auff ein endtlichs mögte vergliechen werden. Jedoch ist
16
gutt befunden worden, solche de novo emendirte temperamenta noch
17
vorderist durch das Churmayntzische directorium heudt nachmittag den
18
sambtlichen catholischen ständen vortragen zu laßen, in hoffnung, weil ie
19
auff die in ihrm concluso enthaltene formb nit vortzukommen, sie wer-
20
den per maiora es bey unßerm auffsatz bewenden laßen.

21
Dan waß in dem concluso wegen der bisthumb Oßnabrück und Minden
22
ahn handt geben wirdt

34
Buschmann hatte den kurkölnischen Tauschplan am 7. Dezember 1647 offiziell im CC
35
vorgestellt. Im Ergebnis forderte das zweite kath. Ga. die ksl. Ges. auf, Wartenberg die
36
gen. Stifter zu erhalten. Falls dies nicht zu erreichen sei, solle Kurbg. ahnstatt des stifftes
37
Minden von den Schaumburgischen ambtern soviel eingeraumbt werden, alß ermelter
38
stifft iährlich ertragen kan, und mögen alßdan dem fürstlichen hauß Braunschweig für
39
die praetendirte zwo Magdeburgische und Halberstättische coadiutorien zwo alternatio-
40
nes auff dem stifft Minden nach des ietzigen bischoffen fürstlichen gnaden ableiben oder
41
endtlich gar die alternatif nachgegeben werden. Hingegen aber hette der stifft Oßnabrück,
42
alß welcher sine controversia under die regulam anni 1624 nit gehörig, den catholischen
43
frey zu verbleiben ( RK FrA Fasz. 53b [1647 XII]fol. 122–123; Knoch, 198f).
, ist eben daßienige, waß Dr. Buschman inhalts
23
unßer relation vom 5. dies

44
Bezug auf das PS von [Nr. 27] .
bey ihr churfürstlichen durchllaucht zu Bran-
24
deburg, iedoch ohne einige frucht, negociirt hatt, und dieweill wir die nit
25
unzeittige vorsorg

30
25 getragen] Im Konzept ze tragen.
getragen, da dies ahnietzt bey vergleichung der grava-
26
minum in tractat gebracht werden soll, daß es daß gantze werck stoßen
27
mögte

45
Vgl. zuletzt in der Relation vom 9. Dezember 1647 ( [Nr. 33 bei Anm. 11] ).
, so haben wir mit den Churcöllnischen und denienigen, so des

[p. 181] [scan. 275]


1
herrn bisschoffs interesse zu vertretten

25
Gemeint sind wohl in erster Linie Buschmann, Landsberg und Bischopinck. Wartenberg
26
selbst war in Münster geblieben (vgl. [Nr. 20 bei Anm. 20] ; Knoch, 199).
, gehandtlet, daß sie zufrieden,
2
diesen vorschlag

23
2 noch] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage nach.
noch biß zu abhandtlung der aequivalentien anstehen
3
zu laßen.

4
Deßgleichen ist auch dem Teutschmeisterischen abgeordtneten

27
Johann von Giffen (gest. 1656); 1646–1649 Ges. des Deutschen Ordens und des Johanni-
28
terordens, der Hst.e Straßburg, Passau und Halberstadt und der Abteien Hersfeld, Mur-
29
bach, Lüders und Andlau; Rat der bf.lich straßburgischen Regierung ( Demel, Giffen;
30
Lehsten II, 34f). Deutschmeister war seit 1641 Ehg. Leopold Wilhelm.
durch
5
mich, Volmarn, in beysein der Churtrier- und Cöllnischen umbständtlich
6
remonstrirt worden, daß die reparation dem Teutschen- und Johanniter-
7
orden in die statt Straßburg zugefügte demolition dero ordenshaußer

31
Die ev. Reichsstadt Straßburg lag mit dem Deutschen Orden, dem Johanniterorden und
32
dem Fbf. von Straßburg im Streit über einige niedergerissene Ordenshäuser und die Kir-
33
chen Alt- und Jung-St. Peter. Ein RHR -Urteil hatte diese zuletzt den Katholiken zuge-
34
sprochen, allerdings war das Urteil nie vollstreckt worden ( Dickmann, 387f; Schreiben
35
und Akten in dieser Sache enthält APW [III C 2/3, 72 R nr. 710] ).
in
8
specie zu praetendirn, derzeit unverfänglich

36
„Ohne Wirkung“, „ohne Ergebnis“ ( Grimm XXV, 308).
, inskünfftig aber derentwe-
9
gen anstellenden actionibus gantz praeiudicir- und schädtlich fallen wür-
10
de, also hat er es auch dahingestelt sein laßen.

11
Waß nuhn auff die mit denen Schwedischen und protestirenden antret-
12
tende handtlung weiters erfolgt, solches wirdt unßer negsthernach-
13
gehende gehorsamste relation mitbringen.

14

24
14–16 Der – sein] Fehlt im Konzept.
Der Schwedische gesandter Oxenstern ist vorgestern sambstag wieder
15
von Minden anhero anglangt

37
Oxenstierna und Erskein waren am 10. Dezember 1647 nach Minden gereist (vgl. [Nr. 33 bei Anm. 16)] .
, wirdt also mit reassumption der handt-
16
lung soviel desto füglicher vortzukommen sein.


17
Beilagen A – B zu Nr. 48


18
Beilage A zu Nr. 48

19
Zweites katholisches Gutachten (Teil 1) über die kaiserlichen, dem CC vorgelegten Korrek-
20
turvorschläge zu Art. I–VI *KEIPO4B* , praes. Osnabrück 1647 Dezember 13. Kopie: RK
21
FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 106–110’, 119–123’, 111–118’; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.;
22
GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 2 nr. 25

39
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 142–159’; ebenda Fasz. 96 IIfol. 294–313;
40
ebenda Fasz. 94 III nr. 508 p. 596–621; ebenda Fasz. 98efol. 1172–1186’; StK FrA Ka.
41
11 p. 1787–1815; MEA FrA Fasz. 19 coll. 4 unfol.
.

[p. 182] [scan. 276]


1
Beilage 1 zu Beilage A zu Nr. 48

2
Memorial des stadt-augsburgischen Gesandten anstelle des Votums im CC ,s.l. [1647
3
Dezember 7]. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 69–73’; KHA A 4 nr. 1628/23
4
unfol.

22
Weitere Kopie: MEA FrA Fasz. 18 coll. 5 unfol. – Hinter dem augsburgischen Memorial
23
liegt außerdem: Note Pfalz-Neuburgs betr. seine Anwartschaft auf die pfälzische Kur-
24
würde und die Jülicher Lehen, praes.s.l. 1647 Dezember 13. Kopie: RK FrA Fasz. 53b
25
(1647 XII)fol. 74–74’; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. Ob dieser Schriftsatz den ksl. Ges.
26
zusammen mit den übrigen Beilagen übergeben wurde, konnte nicht ermittelt werden.
.

5
Beilage B zu Nr. 48

6
Kaiserlicher Textvorschlag für Art. I–V *KEIPO5* (lat.),s.l. [praes. 1647 Dezember 16].
7
Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 76–80’; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

27
Die Kopie im KHA ist mit einem falschen Kanzleivermerk versehen: Ita exhibitum Suecis
28
et protestantibus 17. Decembris 1647 Osnabrugi; dies würde auf die am nächsten Tag
29
übergebenen Art. I–V *KEIPO5* zutreffen, um die es sich jedoch hier nicht handelt. –
30
Weitere Kopie: MEA FrA Fasz. 19 coll. 4 unfol.
.

8
–/ 49/ [69]

9

Volmar an Trauttmansdorff


10
Osnabrück 1647 Dezember 16

11
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N 81 unfol.

12
Rückkehr Oxenstiernas nach Osnabrück. Offensivpläne der schwedischen Armee. Keine
13
Kenntnis über eine geplante Übertragung des Titels „Herzog in Schwaben“ an Kurfürst Ma-
14
ximilian von Bayern.

15
Verweis auf die Relation vom selben Tag (Nr. 48). Oxenstirn ist erst ge-
16
stern widerumb von Minden hieher kommen

31
Tatsächlich war Oxenstierna am Abend des 14. Dezember 1647 aus Minden zurückge-
32
kehrt (vgl. APW [II C 4/1, 131 Z. 6 und 132 Z. 12–13] ). In der angesprochenen Relation
33
vom selben Tag (deren Konzept im übrigen auch aus der Feder Volmars stammt) wird
34
korrekt über die Rückkehr Oxenstiernas berichtet (vgl. Nr. [48 bei Anm. 14] ).
. Die intentio der Schweden
17
continuirt noch, daß sie sich widerumb gegen der Thonaw wenden wol-
18
len, vom auffbruch aber und ob es nur mit einer cavalcada oder mit gant-
19
zem corpo geschehen soll, ist kein gwißheit.

20
Vom 2. diß schreibt mein gnädigster herr mir

35
Ehg. Ferdinand Karl an Volmar,s.l. 1647 Dezember 2. Konzept: ÖstA Tirol Fasz. 20h p.
36
1693–1694. Die im folgenden gen. Nachricht stand auf einem beigefügten Zettel, der
37
heute nicht mehr beiliegt.
, seiner durchlaucht were
21
auß Münster vom 15. Novembris geschriben worden

38
Nicht zu ermitteln.
, daß ihre Kayser-

[p. 183] [scan. 277]


1
liche majestät dem herrn churfürsten in Bayern pro recompensa der
2
reunion

25
Bezug auf den Rekonjunktionsrezeß („Pilsener Vertrag“) zwischen dem Ks. und Kurbay-
26
ern vom 7. September 1647 (Text: Dokumente I/3 Nr. 346).
daß hertzogthumb Schwaben sambt darinn gelegnen Österrei-
3
chischen herrschafften verschriben haben soll

27
Gemeint ist der Titel eines Hg.s in Schwaben (vgl. Volmar an Ehg. Ferdinand Karl, Osna-
28
brück
1648 Januar 16. Ausf.: ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 19–20. Dort ist die Rede von der
29
außgesprengte[n] zeitung, ob solten ire mayestät dem herrn churfürsten in Bayrn den titl
30
eines herzogen in Schwaben sambt Eurer Durchlaucht angehörigen Schwäbischen herr-
31
schaften attribuier[en]). – Das Hgt. Schwaben („regnum Sueviae“) existierte seit 1268 nicht
32
mehr. Die ehemaligen staufischen Reichsrechte und -güter waren seit der Zeit Rudolfs I.
33
(1218–1291, 1273 Kg.) in der Reichslandvogtei Schwaben organisiert, die sich aus der Obe-
34
ren
und der Unteren Landvogtei zusammensetzte. Beide Vogteien waren seit 1541 als
35
Reichspfandschaft in öst. Besitz und dienten als Verbindungsglied zwischen Vorarlberg
36
und dem öst. Streubesitz in Oberschwaben (HBG III/2, 848–853, 903–946; LMA VII,
37
1598–1602; Gönner/ Miller, 407–411).
. Begehren von mir Infor-
4
mation.

5
Nun waiß ich nit, wer diser correspondent sein mag. Allzeit ist mir von
6
dergleichen sachen nichts bewußt, kans auch weder von einer noch ande-
7
rer partei glauben und besorg, es finden sich leütt, wölche durch der-
8
gleichen spargimenti nur unfreündtschafft und widerwillen zu pflantzen
9
suechen.

10
–/ 50/–

11

Nassau an Ferdinand III.


12
Münster 1647 Dezember 17

13
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 197–197’, praes. 1647 Dezember 29 =
14
Druckvorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. (ohne PS).

15
Unterredung mit Chigi (1647 XII 16): Bericht über dessen Konferenz mit den französischen
16
Gesandten; keine Reaktion von diesen auf die kaiserlichen Rechtsvorbehalte zum kaiserlich-
17
französischen Vorvertrag. Stocken der spanisch-französischen Verhandlungen.

18
PS Rezepisse.

19
Gestern abendt hatt herr nuncius in meiner continuirender leibsschwach-
20
heit mich besucht und unter andern angedeutet, daß, nachdem sie, herren
21
mediatores, der herrn Spanischen beschehene protestation und declara-
22
tion, den hertzogen von Lothringen bey diesen tractaten nitt zu verlasen
23
(von welcher bey letzter post den 13. dießes Ewer Kayserlicher Mayestät
24
allerunderthänigst berichtet habe

38
Vgl. [Nr. 47] .
), schrifftlichen eingelieffert

39
Gemeint ist die span. Erklärung betr. Lothringen vom 11. Dezember 1647. In Wahr-
40
heit übergab Chigi diese den frz. Ges. jedoch schriftlich erst am 21. Dezember 1647;
29
am 14. Dezember 1647 hatte er sie den Frz. lediglich mündlich vorgetragen (vgl. Nr.
30
[63 Beilage [1]] ).
, sie inci-

[p. 184] [scan. 278]


1
denter denselben angezeigt, sie hetten durch ihre protestation und decla-
2
ration

31
Bezug auf die frz. Erklärung betr. Lothringen, praes. Münster 1647 Dezember 1.
nitt allein den herren Spanischen ursach zu dieser schrifftlichen
3
gegendeclaration gegeben, sondern auch gar den Kayserlichen, wie dan
4
auß Ewer Kayserlicher Mayestätt allergnedigsten expreßlichen befelch

32
[Nr. 13] , wiederholt in [Nr. 52.]

5
ihnen ich hette anzeigen lassen, daß Ewer Kayserliche Mayestätt daß
6
mitt den Frantzosen in puncto satisfactionis ahm negstverschienenen 11.
7
Novembris auffgerichtetes capitulatum

33
Ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November 1647.
anderer gestaldt nitt verstehen
8
noch gültig

28
8 haben] Im Konzept halten.
haben wolten, es seie dan, daß mitt der cron Spania auch der
9
fridt und wegen deß hertzogens von Lothringen richtigkeit gemacht sein
10
wurde. Er, herr nuncius, hette den ihme von mir in schrifften zugeschick-
11
ten auffsatz

34
Ksl. Rechtsvorbehalte zur Gültigkeit des ksl.-frz. Vorvertrags vom 11./14. November 1647
35
( [Nr. 47 Beilage [1]] ). Wegen Krankheit hatte Nassau die Rechtsvorbehalte durch seinen
36
Sekretär Geych überbringen lassen.
bey sich gehabt, ihnen selbigen vorzulesen, im fahl sie es
12
wurden begehrt haben. Es hetten aber die Frantzosen gantz nichts darauff
13
replicirt oder geantworttet.

14
Ist sonsten dieß orths die hiesige tractaten betreffend nichts vorgelauffen.
15
Allein verstehe ich, daß die Spanische und Frantzösische handlung zwar
16
reassumirt, iedoch sehr langsamben fortgang habe.

17
PS Nach außfertigung dießes empfange Ewer Kayserlicher Mayestät
18
allergnedigstes recepisse vom 4. dißes

37
Ferdinand III. an Nassau und Volmar, Prag 1647 Dezember 4. Ausf.: RK FrA Fasz. 92
38
XIII nr. 1881fol. 52–52’ – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.
.

19
[22] , [27/] 51/ [68] , [70]

20

Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar


21
Prag 1647 Dezember 18

22
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1913fol. 326–327’, praes. 1647 Dezember 31 =
23
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)
24
fol. 162–163’.

25
Schwedischer Verstoß gegen die Präliminarien. Einschätzung der dem Corpus Catholicorum
26
vorgelegten Korrekturvorschläge, Verweis auf die Hauptinstruktion; keine Berücksichtigung
27
der kurbayerischen Forderungen.

[p. 185] [scan. 279]


1
Rezepisse auf die Relationen vom 28. November

30
Wie [Nr. 20 Anm. 23] . Dort auch zu dem im folgenden angesprochenen schwed. Übergriff
31
auf zwei ksl. Reiter bei Osnabrück.
, 2. und 5. Dezember
2
1647 ( [Nr.n 22] , [ 27] ). Wir verspüren ewer steths anwendenden, gehorsam-
3
bisten, embsigen fleiß in Kayserlichem gnedigisten gefallen, und soviel die
4
erste relation vom achtundtzweinzigisten Novembris anlangt, dafern
5
dergleichen excess wider den praeliminarschlueß vorlauffen, thuet ihr
6
zwahr gar recht, daß ihr dieselbige andet. Wan ihr aber zu verspüren habt,
7
daß solche andung nichts verfangen

32
Von Verfang, hier im Sinne von „Erfolg; Wirkung“ ( Grimm XXV, 303).
, thuet ihr viel besser, das ihr darmit
8
in rhue stehet und allen solche contraventionen biß zu seiner zeit auf-
9
merckhet.

10
Belangendt die andere von zweyten und fünfften Decembris sambt den
11
überschickhten notis zweiflen wir nit, ihr werdet immitels unsere haubt-
12
resolution vom sechsten ieztgemelten monats empfangen und derselben
13
gemäß verfahren sein. Und weiln wir auß diesen ewrn eingeschickhten
14
notis soviel zu vernemmen, das ihr fast in den maisten puncten mit unse-
15
rer resolution einstimmet, in etlichen aber den catholischen wie auch dem
16
herzogen zu Lottringen zu gueten und besten noch etwas mehrers reser-
17
virt und erinnert

34
In den ksl., dem CC vorgelegten Korrekturvorschlägen (praes. 1647 Dezember 3) waren in
35
den Amnestiefällen betr. den Hg. von Croy und die Gf.en von Nassau-Saarbrücken expli-
36
zit die Interessen Hg. Karls IV. von Lothringen berücksichtigt (vgl. Meiern IV, 801 neun-
37
ter und elfter Absatz). In einem weiteren Schreiben vom gleichen Tage erhielten die Ges.
38
auch die ksl. Weisung hierzu (vgl. [Nr. 52 bei Anm. 5] ).
, in etlichen puncten aber auch, alß sonderlich auto-
18
nomiae subditorum

39
Bezug auf die Korrekturvorschläge zu Art. V § 12–13 *KEIPO4B* (Text: Meiern IV, 804
40
erster bis vierter Absatz).
, restitutionis locorum occupatorum, assecurationis
19
et executionis pacis, solutionis et distributionis militiae

41
Bezug auf die Korrekturvorschläge zu Art. XV *KEIPO4B* (Text: Meiern IV, 806 ).
, unnsere ge-
20
danckhen noch nit recht ergrieffen, also ist hiemit nochmals unser gne-
21
digister befelch, das [ihr], waß ihr ausser und über unser vorhin gedachte
22
resolution uns und den catholischen zum pesten bey dem gegentheil
23
(doch ohne einigen aufzueg oder bruch der tractaten) weitter erhalten
24
köntet, daßselbige ein alß den andern weeg befürdert und in obacht nem-
25
met, im übrigen aber [euch] vorangedeüttermassen unserer resolution
26
gemäß verhalttet

42
Einen Tag zuvor hatten die ksl. Ges. die von ihnen selbst zusammengestellten Art. I–V
43
*KEIPO5* an die Schweden und Protestanten übergeben, wofür sie in der Folge vom
44
Ks.hof gerügt wurden (vgl. [Nr. 53;] zur Rüge [Nr. 82] ).
und eüch durch die Churbayrische schreiben nit irr
27
machen noch verhindern lasset, dan wir unß gnedigist versehen, daß ihre
28
liebden sich auf unsere deroselben vor acht tagen albereit beschehene ver-
29
trewliche communication

45
[Nr. 29 Beilage [2]] . Bereits einen Monat zuvor war Ferdinand III. auf die kurbay. Forde-
46
rungen nach einem Vorgriff nicht eingegangen und hatte Kf. Maximilian unter Verweis auf
29
die laufenden Verhandlungen auf die kommende Hauptinstruktion vertröstet (Ferdinand
30
III. an Kf. Maximilian von Bayern, Prag 1647 November 20. Konzept: RK FrA Fasz. 54e
31
(1647 X–XI)fol. 99–105’. Dazu gehört: Ga. dep. Räte und Conclusum im GR ,s.l. 1647
32
November 19, 20. Kopie: ebendafol. 85–89’, 91).
mit unß wohl vergleichen werden. Wir wollen

[p. 186] [scan. 280]


1
eüch aber zu eurer mehrer direction über obvermelte ewre notas unsere
2
specialresolution bey negster posst auch überschickhen .

3
[27/] 52/ [72]

4

Ferdinand III. an Nassau und Volmar


5
Prag 1647 Dezember 18

6
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1916fol. 347–349’, PSfol. 350–350’, praes. 1648
7
Januar 2 = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz.
8
52b (1647)fol. 166–168’.

9
Hinterlegung der kaiserlichen Rechtsvorbehalte zum kaiserlich-französischen Vorvertrag bei
10
den Mediatoren unbedingt erforderlich. Wahrnehmung der Interessen Herzog Karls IV. von
11
Lothringen: Finstingen, Saarwerden; Rücksprache mit den spanischen Gesandten in allen
12
Verhandlungspunkten.

13
PS Keine Aufnahme des französischen Satisfaktionsartikels in den Friedensvertrag mit
14
Schweden.

15
Rezepisse auf die Relation vom 5. Dezember 1647 (Nr. 27) betreffend die
16
Vorbehalte zum kaiserlich-französischen Vorvertrag. Nun wollen zwar
17
wir in einigen zweifel nit sezen, eß werde bey unterschreibung und auß-
18
antworttung mehrberürter schrifft bey euch allerdings den verstandt, wie
19
von euch angezogen, gehabt haben. Nachdem aber wir billich in sorgen
20
stehen müessen, die gegentheil ihrem brauch und bekanter vortelhafftig-
21
keit nach daß ganze capitulatum in einen andern verstandt ziehen und
22
zuemahlen dises behaubten werden wollen, daß die in der convention
23
vom dreyzehenden Septembris deß iüngstverschinen iahrs zue ende ange-
24
hengte

28
24 drey] Fehlt in der Kopie.
drey conditiones

34
Gemeint sind die ksl. Rechtsvorbehalte betr. den Einschluß Spaniens in den Frieden und
35
die Restitution Hg. Karls IV. von Lothringen sowie der frz. Rechtsvorbehalt gegen den ksl.
36
Vorbehalt wegen Lothringen in den ksl.-frz. Satisfaktionsartikeln vom 13. September 1646
37
(Text: Repgen, Satisfaktionsartikel, 212f).
in contradictorio und nit umbsonst außgelassen,
25
wir auch nit wenig anstehen, wan auch in unserm nahmen denen media-
26
torn angezeigt werden solte, daß wir unß deß titulß der landtgraffschafft
27
Elsäß zue begeben nit gemeinet

38
Dieses hatten die frz. Ges. in der Erklärung betr. die ksl. Führung des Titels Landgravius
39
Alsatiae (Münster 1647 November 11; vgl. [Nr. 27 Beilage [3] ]) gefordert.
, ob die Franzosen destwegen die deposi-

[p. 187] [scan. 281]


1
tierte schrifft

30
Gemeint ist der ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November 1647, zu dem die hier gen.
31
Rechtsvorbehalte über den Lgf.entitel und den Umrechnungskurs gehörten.
zurugnehmen und nit vil lieber die declaration der stritti-
2
gen Turenischen livres, alß welche ein sehr schlechtes betrifft, ewerm ver-
3
langen nach thun

32
Bezug auf die Erklärung der ksl. Ges. betr. den Umrechnungskurs der Livres tournois zum
33
Rt. für die Zahlungsverpflichtungen Frk.s an Ehg. Ferdinand Karl (Münster 1647 Novem-
34
ber 11; vgl. APW II A 6 Nr. 273 Beilage 9).
und also ihrerseits die von euch ihnen auferlegte con-
4
dition erfüllen wie nit weniger den stritt wegen deß titulß der landtgraff-
5
schafft, ob wir unß dessen gebrauchen oder nit, auch wohl fahren lassen
6
und solchergestalt die ganze schrifft pur und unconditionirter machen
7
und darfürhalten wollen möchten.

8
Hierumben und disem allem beyzeiten fürzukommen, so wollen wir
9
nochmalß und befehlen euch hiemit gnedigst und gemessen, daß, im fahl,
10
es noch nit geschehen, entweder du, unser geheimer rath graff von
11
Nassaw, und du, Volmar, oder in deinem, Volmars, abwesen du, graff
12
von Nassaw, allein dich alsobalt zue vilerwehnten mediatoribus verfüe-
13
gest und denselben clar andeüttest, daß wir in daß depositirte scriptum
14
zue consentiren nicht gemeint, eß werde dan zuegleich der frid mit der
15
cron Spanien geschlossen und deß herzogen von Lothringen liebden satis-
16
faciret, gestaltsamb dise ganze handtlung keinen andern verstandt nie ge-
17
habt kan haben, alß daß auch diser punctus satisfactionis Gallicanae nit
18
anderst seine richtigkeit habe, alß wan völlig mit der cron Franckreich
19
der frid geschlossen, zu welchem schluß die haubtcondition ist und pleibt,
20
daß auch zwischen Spanien und Franckreich der frid mit und neben dem
21
Teütschen friden geschlossen werde und deß herzogen von Lothringen
22
liebden gleichsfalß ihre satisfaction habe.

23
Demnach auch an seiten ietzerwehnten herzogen von Lothringen liebden
24
beschwerden geführt werden, samb sie durch die in dem instrumento
25
pacis tam Gallico quam Suecico articulo 4 gesezte §§ „Dux de Croy“,
26
item „Maneat dictum dominium Vinstingen“

35
Art. IV § „Dux de Croy“ KEIPO4A und ebenso im FEIPM1 (der nicht in Art. gegliedert
36
ist) betr. die Amnestie für Hg. Ernst Bogislaw von Croy und Aerschot (1620–1684;
37
Schäfer, 297ff), die Wiedereinsetzung in seinen Teil der Hft. Finstingen (Fénétrange)
38
und die Rechtsstellung der Hft. Finstingen (Text im KEIPO4A : Meiern IV, 562 zweiter
39
Absatz; Text im FEIPM1 : Meiern V, 146 dritter Absatz; später Art. IV,28IPO ← § 35
40
IPM). Hg. Karl IV. von Lothringen beanspruchte die Hft. Finstingen als lothringisches
41
Lehen.
, item „Comitibus Nassau
27
Saraepontanis“

42
Art. IV § „Comitibus Nassau Saraepontanis“ KEIPO4A bzw. FEIPM1 betr. die Restitu-
43
tion
der Gf.en von Nassau-Saarbrücken in die Gft.en Saarbrücken und Saarwerden sowie
44
die Restitution der Festung Homburg (Text im KEIPO4A : Meiern IV, 562 dritter Absatz;
45
Text im FEIPM1 : Meiern V, 146 vierter Absatz; später Art. IV,30IPO ← § 35IPM).
zum höchsten vernachtheilt, alß wollen wir, daß ihr
28
euch bestes fleißes bemüehet, damit, sovil müglich, die bey gedachten
29
paragraphis von den catholischen beschehne erinnerungen in obacht ge-

[p. 188] [scan. 282]


1
nommen werden

26
Bezug auf das erste kath. Ga. vom 7. Oktober 1647 ( RK FrA Fasz. 54d [1647 X]
27
hierfol. 60’–61). Entsprechendes enthielten auch die ksl. Korrekturvorschläge zu Art.
28
IV *KEIPO4B* (s.l. [vor 1647 November 25]; vgl. [Nr. 10 Beilage A] ) und die ksl., dem CC
29
vorgelegten Korrekturvorschläge zu Art. I–XV *KEIPO4B* (s.l. praes. 1647 Dezember 3,
30
[Nr. 22 Beilage [1]] ; in diesen beiden Punkten identisch mit den erstgen. Korrekturvorschlä-
31
gen, vgl. daher für beides Meiern IV, 801 neunter und elfter Absatz).
, da aber uber angewendten besten fleiß bey den gegen-
2
theilen hierinen nichts zue erhalten, alßdan deß herzogen liebden selb-
3
sten, auß waß ursachen und fundamenten, auch bereits vorhin bewilligt-
4
und in den außgegebnen schrifften der zeit halber eingeruckten terminis
5
ein anders nit zue erhalten gewesen, außführlich berichtet

32
Auf die Weisung vom 27. November 1647 ( [Nr. 63] ) und die vorliegende Weisung bezüglich
33
des Hg.s von Lothringen verweist erneut das PS von: Ferdinand III. an Nassau und Vol-
34
mar, Prag 1647 Dezember 25. Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1921fol. 391–391’, PSfol.
35
392–392’ – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)fol.
36
174, PSfol. 175.
.

6
Ingleichen wollen wir, daß ihr in disem und allem andern dise tractatus,
7
und sonderlich die cron Spanien und herzogen von Lothringen, betreffen-
8
den sachen mit unsers freundlich geliebten vetters, deß königs in Spanien
9
liebden daselbst anwesenden gesanten fleissigst communicieret.

10
PS Demnach auch an euch kommen möchte, da zwischen unß und
11
Franckreich der frid anderst nit alß mit einschliessung der cron Spanien
12
wie auch deß herzogen zue Lothringen liebden zu schliessen were, aller-
13
massen wir anderster zue schliessen nit gemeinet, daß alßdan der punctus
14
satisfactionis Gallicae, wie solcher von euch iüngsthin unterschriebne〈r〉
15
hinaußgegeben worden

37
Gemeint ist der ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November 1647.
, in daß instrumentum pacis Suecicae inserirt wer-
16
den möchte und solcher frid pro pace Germaniae gehalten und behaubtet
17
werden wolte, gestalt dan die widerwerttige cronen hierinnen auch von
18
etlichen chur-, fürsten und ständen, sowohl catholischen alß uncatho-
19
lischen, ein beyfall finden möchten, alß haben wir der notturfft befunden,
20
euch hiemit zue erinnern, gnedigst und gemessen befehlende, daß ihr in
21
dergleichen zuemuethen einiges wegs nit williget oder gedachter punctus
22
satisfactionis Gallicae in einiges anders instrumentum pacis, alß welches
23
zwischen unß und selbiger cron mit einschliessung der cron Spanien und
24
deß herzogen zu Lothringen liebden geschlossen möchte werden, einge-
25
ruckt werde.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1647 Dezember 19

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 99–99’, 130–130’ = Druckvorlage – Kopie:
5
ebenda fol. 131–131’, 138; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII
6
nr. 1902fol. 250–250’.

7
Übergabe von Art. I–V *KEIPO5* an die schwedischen und protestantischen Gesandten
8
(1647 XII 17), Warten auf Erklärung der katholischen Reichsstände zu den übrigen Arti-
9
keln; Hauptverhandlungshindernis: kurkölnischer Tauschplan, diesbezügliche Aussichtslosig-
10
keit. Entschädigung für Kurbrandenburg und Braunschweig-Lüneburg; Zurückstellung der
11
Verhandlungen über Vollzug und Sicherung des Friedens.

12
Auf die Weisung vom 4. Dezember 1647 (Nr. 25).

35
12–29 Und – soll] Fehlt in der Kopie KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.
Und nachdem wir in
13
unßer negstvorgehender relation

36
Vom 16. Dezember 1647 ( [Nr. 48] ).
allerunderthenigst angedeutet, daß wir
14
die nach erhaltenem guttachten der catholischen

37
Teil 1 des zweiten kath. Ga. s,s.l. praes. 1647 Dezember 13 ( [Nr. 48 Beilage A] ).
revidirte temperamen-
15
ten

38
Ksl. Textvorschlag für Art. I–V *KEIPO5* ,s.l. praes. 1647 Dezember 16 ( [Nr. 48 Beilage B] ).
noch selbigen tags vorderist nochmahlen denselben dürch daß Chur-
16
mayntzische directorium vorlesen laßen und darauffhin den Schwe-
17
dischen und protestirenden, die tractatus zu reassumirn, haben zustellen
18
wöllen, also geruhen Ewer Kayserliche Mayestätt auß beyligender conti-
19
nuatione protocolli littera A und dan mit littera B vermerckter copey der
20
verfasten temperamenten allergnädigst anzuhörn, welchergestalt solches
21
alles vollenzogen und waß dabey so von den Schwedischen alß protesti-
22
renden eingewendet und hinc inde replicirt worden.

23
Dieweil es dan sich ansehen last, daß die Schweden ohne zuvor auch
24
wegen der ubrigen puncten erhaltene erclehrung der catholischen in kein
25
handtlung tretten werden, also hat sich der Churmayntzische director

40
Direktor des CC war der kurmainzische Kanzler Raigersperger. Zur Organisation des CC
41
vgl. Wolff, 71–76.

26
erbotten, die derentwegen verfaste resolution noch gestern in pleno
27
catholicorum ablesen zu laßen und unß darauff einzuhändigen, damit
28
wir alßdan ein gantzes machen und die handtlung in gang richten mögen,
29
gestalten es auch ahn unßern fleiß nit ermanglen soll.

30
Die gröste difficultet erscheint bey der alternativa mit diesem stifft Oßna-
31
brück, da ihr fürstliche gnaden, der herr bischoff, noch immerzu der mei-
32
nung bleibt, es solten die vier Schaumburgischen ambter von der Caß-
33
lischen satisfaction zurückgezogen und mit denselben eine außwechße-
34
lung gegen den stifft Minden oder wenigst gegen der alternativa auff

[p. 190] [scan. 284]


1
Oßnabrück getroffen werden können. Wir befinden aber die sachen
2

34
2 weder] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage wieder.
weder bey denen interessirten partheien noch sönst in dem standt, daß
3
man sich einigen fruchtbarlichen erfolgs zu getrösten, wiewoll wir, seiner
4
fürstlichen gnaden umb soviel ein contento zu geben, nochmahl nit er-
5
manglen wöllen, einen versuch zu thuen.

6
Sonsten befindet sich in Ewer Kayserlicher Mayestätt ietzigen resolutio-
7
nibus

36
Ga. des GR ,s.l. 1647 Dezember 1, 2, 4 ( [Beilage [1] zu Nr. 25] ).

35
7 wegen der Churbrandenburgischen] Fehlt in der Kopie KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.
wegen der Churbrandenburgischen unnd Braunßchweigischen
8
aequivalentz

37
Art. X und XII KEIPO4A (Text: Meiern IV, 581 zweiter Absatz bzw. 584 zweiter Ab-
38
satz).
gar nichtz adnotirt, daher die intention sein wirdt, daß es
9
allerdings dabey sein verbleibens haben soll.

10
Im ubrigen erwahrten wir gehorsamst, warzu Ewer Kayserlicher Maye-
11
stät vertröstete allergnädigste instruction

39
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ), die am 25. Dezember
40
1647 in Osnabrück eintraf.
unß ferner weisen werde, und
12
solle auch der punctus restitutionis biß dahin in suspenso gehalten wer-
13
den

41
Entsprechend wurde von den ksl. Ges. in Art. de Helvetiis und Art. VI–XVI *KEIPO5*
42
([praes. Osnabrück 1647 Dezember 22], [Nr. 56 Beilage B[.1]] ) eine Verweisklausel einge-
43
richtet
: De reliquis ad assecurationem, executionemque pacis pertinentibus, in progressu
44
tractatus suo tempore et loco, quae monitu necessaria erunt, proferentur (Text hier:
45
Meiern IV, 832 vorletzter Absatz).
.


14
Beilage A-B zu Nr. 53


15
Beilage A zu Nr. 53

16
Protokoll,s.l. 1647 Dezember 16, 17, 18. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 100–105;
17
ebenda fol. 132–137

46
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 160–165’.
– Druck: APW III C 2, 920 Z. 29 – 924 Z. 6.

18
16. Dezember 1647. Die kaiserlichen Gesandten übergeben den kaiserlichen Textvorschlag
19
für Art. I–V *KEIPO5* an Raigersperger, der ihn am gleichen Nachmittag im CC pro-
20
poniert. Dort stimmt die Mehrheit der katholischen Reichsstände (darunter alle Kurfürsten)
21
der Übergabe des kaiserlichen Textvorschlags an die Schweden mit geringen Änderungen zu.

22
17. Dezember 1647. Übergabe von Art. I–V *KEIPO5* an die schwedischen Gesandten.
23
Die Kaiserlichen verneinen die Nachfrage der Schweden, ob die übrigen Artikel des Frie-
24
densentwurfs unverändert stehen bleiben sollen, betonen jedoch die besondere Wichtigkeit
25
der Regelungen über die Amnestie und das Reichsreligionsrecht. Die schwedischen Gesand-
26
ten wollen nur über die gesamten Kompromißvorschläge verhandeln, jedoch seie ihnen aus
27
der Korrespondenz bekannt, daß der Kaiser selbst und viele katholische Reichsstände es beim
28
KEIPO4A verbleiben lassen wollten; auch lägen ihnen die den Katholischen übergebenen
29
Kompromißvorschläge der kaiserlichen Gesandten vor, woraus sie ersehen könnte, daß nur
30
noch wenige Punkte strittig seien.

31
Die Kaiserlichen erkennen die den Schweden offenbar vorliegende Fassung der den Katho-
32
lischen übergebenen Kompromißvorschläge nicht als authentisch an. Darüber hinaus gingen
33
die zahlreichen Änderungswünsche nicht auf ihren, sondern auf den Wunsch der katho-

[p. 191] [scan. 285]


1
lischen Reichsstände zurück. Wenn alle katholischen Reichsstände in den KEIPO4A einwil-
2
ligen wollten, wären die Verhandlungen schnell beendet; derartiges hätten sie bis dato jedoch
3
nicht vernommen. Hoffen auf die Verhandlungsbereitschaft der schwedischen Gesandten.

4
Anschließend Übergabe von Art. I–V *KEIPO5* an die protestantischen Reichsstände und
5
Appell an deren Verhandlungsbereitschaft. Diese antworten durch Dr. Leuber, sie hätten
6
gehofft, die Kaiserlichen hätten sich lediglich zu den noch offenen Punkten geäußert, und
7
kritisieren die Neuverhandlung des gesamten Friedensinstruments. Wollen die übergebene
8
Schrift trotzdem durchsehen.

9
18. Dezember 1647. Die kaiserlichen Gesandten berichten einer Deputation der katholischen
10
Reichsstände über die gestrigen Konferenzen, verbunden mit der dringenden Bitte, die rest-
11
lichen Punkte schnellstmöglich zu beraten. Beschwerde über die Kenntnis der schwedischen
12
Gesandten von den übergebenen kaiserlichen Kompromißvorschlägen und der einschlägigen
13
Korrespondenz; Hinweis auf die daraus resultierende schlechte Verhandlungssituation. Die
14
Katholischen versprechen zügige Abhandlung der verbliebenen Artikel.

15
Beilage B zu Nr. 53

16
Art. I–V *KEIPO5* (lat.)

28
Lemma (nach Meiern): Circa amnestiam ex parte catholicorum tum etiam quorundam
29
Augustanae confessionis statuum sequentes correctiones desiderantur. – Zur Bezeichnung
30
s. [Nr. 29 Anm. 245] .
,s.l. [praes. 1647 Dezember 17]. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647
17
XII)fol. 81–86

31
Mit falscher Datierung (fol. 81): 16. Decembris 1647.
; GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 3 nr. 10

32
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 96 VIfol. 122–126’.
– Konzept: GehStReg
18
Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 3 nr. 10

33
In dieser Überlieferung sind mehrere Exemplare der verschiedenen Entwicklungsstufen der
34
ksl. Korrekturvorschläge zusammen- und teils ineinandergelegt; daher die doppelte Nen-
35
nung dieser Überlieferung. – Den Grundtext der hier angegebenen Konzept-Überlieferung
36
bilden die ksl., dem CC vorgelegten Korrekturvorschläge zu Art. I–XV *KEIPO4B* (Nr.
37
[22 Beilage [1]] ). Bei den Art. I–V sind am Rand die Korrekturen hin zu *KEIPO5* ver-
38
merkt; ab § „de Helvetiis“ steht nur noch der reine Grundtext der Korrekturvorschläge.
– Druck: Meiern IV, 821–825

39
Zum Inhalt von Art. V *KEIPO5* vgl. Schneider, 385 Anm. 304. Die Beschreibung
40
wird dort allerdings fälschlicherweise auf das zweite kath. Ga. bezogen, da Schneider
41
den *KEIPO5* mit diesem verwechselt.
.

19
–/ 54/–

20

Nassau an Ferdinand III.


21
Münster 1647 Dezember 20

22
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 199–199’, praes. 1647 Dezember 30 =
23
Druckvorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

24
Unterredung mit Knuyt (1647 XII 19): Einigung in den spanisch-niederländischen Verhand-
25
lungen; Abfahrt der niederländischen Flotte nach Brasilien; französische Subsidiengelder für
26
Schweden. Gerüchte über bevorstehende Reise Longuevilles nach Paris; Differenzen in der
27
französischen Gesandtschaft.

[p. 192] [scan. 286]


1
PS Knuyt: mangelnde Friedensbereitschaft Frankreichs in den spanisch-französischen Ver-
2
handlungen.

3
Ewer Kayserlicher Mayestät hab vor dießmahl von hiesiger friedenshand-
4
lungh allerunderthänigst nichts zu berichten.

5
Gestern hatt mich der Holländisch gesandter, herr Knuyt, besucht und
6
unter anderen auff von mir beschehenes nachfragen, wie es mitt ihren
7
tractaten stünde, angezeigt, daß sie denen königlich Spanischen nunmehr
8
alles, waß sie desiderirten, auff einmahl ubergeben hetten

30
Spanien und die Vereinigten Ndl. waren Mitte November 1647 zu einer abschließenden
31
Übereinkunft in allen Punkten gekommen ( Truchis de Varennes, 360; Tischer, Diplo-
32
matie, 398). Die ndl. Ges. hatten den Spaniern offenbar am 14. Dezember 1647 den hier
33
angesprochenen neuerlichen Schriftsatz übergeben (vgl. [Nr. 58 bei Anm. 5] ). Der ndl.
34
Schriftsatz wurde nicht ermittelt.
, und beruhete
9
es alnoch auff derselben antwort, die sie dan täglichen erwartteten.

10
Ich vernemme sonsten, daß der Holländer nacher Brasilien destinirte
11
schiffarmada

35
Gemeint ist die ndl. Flotte zum Entsatz der Stadt Recife in Brasilien (vgl. [Nr. 20 Anm. 5] ).
vor zehen tagen dorthin abgeseeglet seie, werde auch be-
12
richtet, daß die Frantzösische subsidigelder den Schwedischen zu Ham-
13
burg gewiß erlegt seien

36
Die Subsidienzahlungen von Frk. an Schweden beruhten auf den Hamburger Verträgen
37
vom 6. März 1638 (Text: ST V/2, 424–429) und 30. Juni 1641 (Text: ebenda, 471–474). Die
38
vereinbarten Zahlungstermine für die Sommer- bzw. Wintersubsidien waren der 15. Mai
39
und 15. November. Verantwortlich für die Verwaltung und Auszahlung der Subsidiengel-
40
der war der frz. Resident in Hamburg, de Meulles (Lebensdaten konnten nicht ermittelt
41
werden) ( Kellenbenz, 95–107, dort auch zur Rolle Hamburgs als Finanzmarkt; Lorenz,
42
Hilfsgelder).
und diese sich starck remontiren sollen.

14
Der hertzog von Longeville, wie verlautet, solle resolvirt sein, gegen halb
15
Januarii von hier wegh nacher Pariß zu reisen, iedoch mitt vorgeben,
16
paldt wider zuruggzukommen, zu dem endt er dan auch seine pagen,
17
marschstall und mehrern theil seiner hoffstatt alhie hinderlassen wurde

43
Longueville verließ den Kongreß am 3. Februar 1648 und erhielt sein Quartier in der Tat
44
zunächst aufrecht (vgl. [Nr. 111] ). Zu den im folgenden genannten Differenzen zwischen
45
Servien und d’Avaux im Zusammenhang mit der bevorstehenden Abreise Longuevilles
46
vom Kongreß vgl. Tischer, Diplomatie, 171ff.
.
18
Und vernemme ich außerlichen, daß abermahln einige differentien zwi-
19
schen denen Frantzösischen gesandten entstanden, daß auch der graff
20
Servient bey voriger post die schreiben, so sie sämbtlich wegen der Spa-
21
nischen tractaten nacher Franckreich abgehen lassen, nitt habe unter-
22
schreiben wollen. Die ursachen und waß eigentlich fur mißverständt-
23
nußen unter ihnen sein möchten, hab nitt erfahren können.

24
Eigh. PS

25
24–193,3 Von – dazu] Im Konzept: Eß berichtet mich auch obgemelter Holländisch gesand-
26
ter, daß sie, Holländische, sich starck bemuheten, zwischen den Spanischen und Frant-
27
zosischen den frieden zu schleunigem schluß zu bringen. Sie hetten aber bey den Frant-
28
zosen noch schlechte inclinationes darzu gefunden, stünden also fast in zweiffel, obs den
29
Frantzosen ernst zum friden seie.
Von den Hollandischen

47
Gemeint ist Knuyt (vgl. die Textanmerkung zu diesem PS).
hab ich auch verstanden, daß sie sehr

[p. 193] [scan. 287]


1
großen fleiß anwenden, die Frantzosen zu schleunigem vergleich und
2
schluß mit den Spanischen zu bewegen, befinden aber keine große incli-
3
nation bey den Frantzosen dazu.

4
–/ 55/ [73]

5

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


6
Prag 1647 Dezember 21

7
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1915fol. 335, praes. 1648 Januar 4 = Druckvorlage
8
– Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 183.

9
Verweis auf Beilage: Resolution über die kaiserlichen, dem CC vorgelegten Korrekturvor-
10
schläge zu Art. I–XV *KEIPO4B* .

11
Ihr habt auß unserm letsten schreiben

28
Gemeint ist die Weisung vom 18. Dezember 1647 ( [Nr. 51] ).
vernommen, daß wir im werckh
12
begriffen sein, unß uber dieiehnige notas, deren sich Churmainz, -trier
13
und -bayern liebden verglichen

29
Ksl., dem CC vorgelegte Korrekturvorschläge zu Art. I–XV *KEIPO4B* ( [Nr. 22 Beilage [1]] ). Der beigefügten Resolution Ferdinands III. liegt, wie auch aus dem grundsätzlichen
31
Verweis auf die Hauptinstruktion (vgl. bei Anm. 5) deutlich wird, der von Trauttmans-
32
dorff herausgegebene Gesamtentwurf ( KEIPO4A ) zugrunde.
, zu erkleren. Nachdem wir unß nun re-
14
solviert, wie die beylag mit sich bringt, alß habt ihr solches zu empfangen
15
und eüch darnach zu richten.

16
Beilage [1] zu Nr. 55

17
Resolution Ferdinands III. über die kaiserlichen, dem CC vorgelegten Korrekturvorschläge
18
zu Art. I–XV *KEIPO4B* , s. l. 1647 Dezember 18. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIII ad nr.
19
1915fol. 337–346 = Druckvorlage; ebenda Fasz. 54d (1647 XII)fol. 25–34’ – Konzept:
20
ebenda Fasz. 54d (1647 XII)fol. 35–44.

21
Leguntur relationes legatorum Caesareorum de dato Osnabrugg 2. et 5. Decembris una
22
cum notis eorum, wie weit solche mit den Churmainz-, Trier- und Bayrischen biß zu wei-
23
terer conferenz mit den übrigen catholischen super instrumento pacis vergliechen, und über
24
dise notas der Kayserlichen deputierten räthen gehorsambistes guetachten

34
Konnte nicht ermittelt werden.
, und haben es
25
ihre Kayserliche mayestät sowol bey der Kayserlichen abgesandten notis, soweit dieselbige
26
sich ohne verhinderung deß fridens practiciren lassen, alß auch bey ihrer voriger resolution
27
vom 6. Decembris bewenden lassen.

[p. 194] [scan. 288]


1
In specie ratione reservationis iurium pro archiepiscopatu Moguntenensi in telonium
2
Vilspacense

19
Bezug auf die Regelung in Art. IV § „Princeps Fridericus“ KEIPO4A betr. die Wieder-
20
einsetzung Hg. Friedrichs von Pfalz-Zweibrücken in seine Rechtsansprüche über den Vilz-
21
bacher Zoll und das Kloster Hornbach (Text: Meiern IV, 561 dritter Absatz; später Art.
22
IV,21IPO ← § 28IPM).
, litispendentiae pro electore Trevirensi contra Leopoldum Ludovicum

23
Bezug auf Art. IV § „Princeps Leopoldus Ludovicus“ *KEIPO4B* betr. die Wiederein-
24
setzung
des Pgf.en Leopold Ludwig zu Veldenz (1615–1694; 1634/43 Pgf. in Veldenz,
25
1654 in Lützelstein-Guttenberg) in die Gft. Veldenz ( RK FrA Fasz. 98efol. 898’, d.i.
26
Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 561 Z. 8 nach recipiat ; vgl. später Art. IV,22IPO ←
27
§ 28IPM). – Am RHR und dem RKG waren Verfahren Söterns gegen die Anwendung
28
des Normaljahres in den von ihm rekatholisierten Gebieten anhängig. Die trierische
29
Gegenreformation in Veldenz hatte erst 1627 eingesetzt ( Abmeier, 188). Hierzu auch:
30
Desideria Pfalz-Veldentz in causa Palatina, praes. per Württemberg Osnabrück 1647
31
November 21 (Kopie: GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 nr. 17).
, item
3
ratione Sulzbachensis reformationis

32
Bezug auf die Regelung in Art. IV § „Comiti Palatino Solisbacensi“ *KEIPO4B* betr.
33
die Restitution Pgf. Christian Augusts von Pfalz-Sulzbach ( RK FrA Fasz. 98efol. 898’,
34
d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 848 ).
, sodann wegen St. Geörgen im Schwarzwaldt

35
Bezug auf Art. IV § „Domus Würtembergica“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 561 fünfter
36
Absatz; später Art. IV,24–25IPO sowie §§ 31(2), 32IPM). – Das landsässige Kloster St.
37
Georgen (OSB) im Schwarzwald gehörte zu einer Reihe württembergischer Klöster, deren
38
Rechtsstatus und Konfessionsstand seit dem 16. Jhd. umstritten war ( Philippe, 4–24).
, wann
4
es erhalten werden khan, sehen es Ihr Kayserliche Mayestät gern. Wegen Newburg aber
5
absonderlich darauf zu halten, daß es bey disen der catholischen churfürsten proiect verblei-
6
be, dieweilen die landtsfürstliche obrigkheit mit Sulzbach strittig ist, item die reformation
7
erst anno 1627 geschehen.

8
Item wegen deß herzogs von Lottringen bey dem § „Dux de Croy“

39
Art. IV § „Dux de Croy“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 zweiter Absatz; später Art.
40
IV,28IPO ← § 35IPM).
, „Comitibus Nassaw
9
Saraepontanis“

41
Art. IV § „Comitibus Nassau Saræpontanis“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 dritter
42
Absatz; später Art. IV,30IPO ← § 35IPM).
, item eadem est ratio § „Reingravi“

43
Art. IV § „Rheingravii“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 vorletzter Absatz; später Art.
44
IV,35IPO ← § 35IPM).
, so haben Ihre Kayserliche Mayestät
10
geschlossen, dero Kayserlichen gesandten zu befehlen, waß sie dißfahls in favorem deß her-
11
zogs zu Lotringen erhalten khönten, daß sollen sie sich alles fleisses angelegen sein lassen
12
und, wann nach dessen verlangen ichtes

45
Hier im Sinne von „(irgend)etwas“ (vgl. Grimm X, 2035f).
sich endtlichen nit erheben liesse, daß sie die ra-
13
tiones dem herzogen von Lothringen selbst überschreiben solten, vor und darnach aber mit
14
dem Spanischen pottschaffter communicirten

46
Siehe hierzu die inhaltlich identische Weisung vom 18. Dezember 1647 ( [Nr. 52] ).
.

15
§ „Quod ad controversiam Nassaw Sigen“

47
Art. IV § „Quod ad controversiam Nassau=Siegen“ KEIPO4A betr. den nassau-siegen’-
48
schen Rechtsstreit zwischen den reformierten und den kath. Nachkommen des 1623 ver-
49
storbenen
Gf.en Johann VII. von Nassau-Siegen (1561–1623; 1606 Gf.) (Text: Meiern IV,
562 vierter Absatz; später Art. IV,29IPO ← § 35IPM).
ist erinnert worden, daß sich die clausula „pro
16
sua quota duntaxat“ für den graf Joann Moriz und seine brüeder nicht wol werde behaubten
17
lassen, alldieweilen sie vermeinen, daß sie die grafschafft Sigen allein besizen und die ande-
18
ren catholischen graven mit den übrigen zu ihren theil begnüegen lassen sollen

51
Gf. Johann VII. von Nassau-Siegen hatte in seinem dritten Testament von 1621 die Gft.
52
Nassau-Siegen in drei Teile aufgeteilt, jedoch nahm 1623 sein ältester noch lebender Sohn,
53
Gf. Johann VIII., die gesamte Gft. unter Berufung auf das Prinzip der Primogenitur in
14
Besitz und führte die kath. Religionsausübung wieder ein. Dieser Zustand blieb zunächst
15
auch unter seinem Nachfolger Franz Johann Desideratus (1627–1699) bzw. dessen Regen-
16
tin Ernestine (1594–1663) bestehen, bis Gf. Johann Moritz (1604–1679), der älteste von
17
drei noch lebenden Söhnen Johanns VII. aus zweiter Ehe, sich im Januar 1645 seinerseits
18
die Gft. gewaltsam unterwarf Parallel zum WFK klagte Ernestine seit November 1645
19
vor dem RHR auf Restitution. 1629 war durch den Glaubenswechsel Johann Ludwigs von
20
Nassau-Hadamar eine weitere Linie des Hauses Nassau zum Katholizismus konvertiert
21
( Specht; Demandt, Siegerland; Schmidt, Wetterauer Grafenverein, 509–516).
.

[p. 195] [scan. 289]


1
§ „Item restituatur domus de Solms“

22
Art. IV § „Itemque restituatur domus de Solms Hohensolms“ KEIPO4A (Text: Meiern
IV, 562 siebter Absatz; später Art. IV,33IPO ← § 35IPM).
placet in favorem herrn landtgraven Geörgens wie
2
gerathen, daß es bey der vorigen transaction verbleiben soll

24
Gemeint ist der Vergleich zwischen Gf. Philipp Reinhard II. von Solms-Hohensolms und
25
Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt vom 29. März[/8. April] 1638, in dem der Gf. le-
26
diglich in einen kleinen Teil der ihm 1637 entzogenen Gebiete restituiert worden war
27
( Uhlhorn, 215–219; Demandt, Hessen, 512, Schmidt, Wetterauer Grafenverein, 449).
.

3
Wegen Isenburg

28
Art. IV § „Comitibus autem de Isenburg“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 achter Ab-
29
satz
; später Art. IV,34IPO ← § 35IPM).
placet.

4
§ „Domus Hanovica“

30
Art. IV § „Domus Hanovica“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 fünfter Absatz; später
31
Art. IV,31IPO ← § 35IPM).
placet.

5
§ „Domus Sain“

32
Art. IV § „Domus Sayn et Wittgensteinensis“ KEIPO4A betr. die Restitution des Hauses
33
Sayn-Wittgenstein in Schloß, Stadt und Amt Hachenburg, das Dorf Bendorf, die Festung
34
und Hft. Freusburg und die Hälfte der Hft. Vallendar (Text: Meiern IV, 562 letzter Ab-
35
satz; später Art. IV,36IPO ← § 35IPM).
wegen Hackhenburg, Volendar und Freyburg in favorem electoris Trevi-
6
rensis et Coloniensis, wie gerathen.

7
[§] „Castrum Falckenstain“

36
Betr. Art. IV § „Castrum Falckensteino“ *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 899’, d.i.
37
Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV, 563 zweiter Absatz; später Art. IV,37IPO ← § 35
38
IPM).
usque ad finem bleibt, wie es von den churfürstlichen gesand-
8
ten an die handt geben und von den Kayserlichen gesandten überschriben worden.

9
Circa articulum de compositione gravaminum:

10
§ 1

39
Bezug auf Art. V, Einleitung Cum autem praesenti KEIPO4A betr. die Bedeutung der
40
Religionsbeschwerden für den Kriegsausbruch (Text: Meiern IV, 565 vierter Absatz; vgl.
41
später Art. V, EinleitungIPO ← § 47IPM).
bleibt bey dem wortt „maximam“.

11
§ „Terminus a quo“

42
Art. V § 2 KEIPO4A betr. den Grundsatz der Restitution der Rst. , der Reichsritterschaft
43
und der Reichsstädte in die Realpossession nach dem Stichtag 1. Januar 1624 (Text:
44
Meiern IV, 565 sechster Absatz bis 566 erster Absatz; später Art. V,2–3, 12–13IPO ←
45
§ 47IPM).
wegen der probstey Newhauß

46
Das Cyriakusstift in Neuhausen (bei Worms) war 1565 durch Kf. Friedrich III. von der
47
Pfalz (1515–1576) eingezogen worden und wurde nun von Schönborn beansprucht
48
( Struve, 161f).
, closster St. Geörgen und carthauß
12
Christgarten, so dise exception zu erhalten, sehen Ihr Kayserliche Mayestät es gern. Wegen
13
St. Elisabeth capeln

49
1624 hatte der Deutsche Orden beim RHR einen Prozeß für die Ausübung des kath.
50
Glaubens in der seit 1525 protestantischen Reichsstadt Nürnberg initiiert, der durch Urteil
51
vom 22. Oktober 1630 zugunsten des Deutschen Ordens entschieden wurde. Nach einer
52
Unterbrechung durch die schwed. Herrschaft fand seit 1635 wieder öffentlich kath. Got-
53
tesdienst in der Deutschordens-Kirche St. Elisabeth statt. Auf dem WFK stritt der Deut-
22
sche Orden für die Festschreibung des Rechts zur Ausübung des kath. Gottesdienstes in
23
der St. Elisabeth-Kapelle ( Braun, 117, 126ff; Ulrich, 32–58; Sicken, 283).
, weilen der Teütsche orden in exercitio catholicae religionis noch vor

[p. 196] [scan. 290]


1
anno 1624 und lengst darvor geweßen, alß ist nit rathsamb, etwaß darvon zu melden und
2
dardurch zur contradiction ursach zu geben; ist derowegen besser, waß deßwegen gesezt,
3
ganz außzulassen, wann es nit albereits hinaußgeben.

4
§ „Civitas Augusta“

24
Art. V § 2 Absatz beginnend mit Civitates Augusta KEIPO4A betr. die Restitution der
25
Städte Augsburg, Dinkelsbühl, Biberach und Ravensburg hinsichtlich der Güter, der
26
Rechte und der Religionsübung – Sonderbestimmungen für die Besetzung der städtischen
27
Ämter (identisch mit KEIPO4A : Meiern IV, vorletzter Absatz; später Art. V,3 IPO ←
28
§ 47IPM).
, sofern diser paragraph ganz außgelassen khan werden alß superfluus,
5
seye es besser, wo nit, bleibt es nochmahlen bey der außlassung deß anhang „ratione digni-
6
tatum senatoriarum“.

7
Versiculo „Quod ad civitatem Danawerth“

29
Art. V § 2 Absatz beginnend mit Quod civitatem Donawerdam KEIPO4A betr. die
30
Restitution Donauwörths (Text: Meiern IV, 565 letzter Absatz). – Über die Reichsstadt
31
Donauwörth war 1607 die Reichsacht verhängt worden. Der spätere Kf. Maximilian von
32
Bayern, zu dieser Zeit noch Hg. von Bayern, vollzog 1609 die Exekution des Urteils und
33
behielt die Stadt als Pfand bis zur Erstattung der aufgewendeten Kosten ( Albrecht,
34
Maximilian I., 394–401; Lanzinner, Donauwörth).
placuit clausula „salvis iuribus eorum, quorum
8
interest“.

9
§ „Bona ecclesiastica“

35
Art. V § 3 KEIPO4A betr. die Restitution des Reichskirchenguts in die Realpossession
36
nach dem Stichtag 1. Januar 1624 (Text: Meiern IV, 566 zweiter Absatz; vgl. Art. V,14–
37
15IPO ← § 47IPM).
sehen ihre Kayserliche mayestät zwar lieber, daß es usque ad com-
10
positionem religionis gelassen werden möchte, wann es aber nit erhalten werden khönte,
11
bleibt „in perpetuum“.

12
Versiculus „Si igitur“

38
Art. V § 3 Absschnitt beginnend mit Si igitur KEIPO4A betr. den Geistlichen Vorbehalt
39
sowohl für kath. Reichskirchengut als auch für Reichskirchengut Augsburgischer Konfes-
40
sion; zu der angesprochenen Weisung vgl. [Nr. 29 bei Anm. 79] .
ist albereit in voriger resolution begriffen.

13
§ „In omnibus“ 4, 5, 6, 7, 8 ist alles schon in Kayserlichen resolutionen begriffen .

14
§ „Quaecunque“ 9

42
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quæcunque Monasteria KEIPO4A betr. die Restitution
43
des landsässigen Kirchenguts Augsburgischer Konfession nach dem Stichtag 1. Januar 1624
44
(Text: Meiern IV, 568 zweiter Absatz; später Art. V,25IPO ← § 47IPM); vgl. – auch für
45
die folgenden beiden Punkte – [ Nr. 29 bei Anm. 89.]
bleibt bey obiger Kayserlicher resolution; ingleichem ad versiculum
15
„Unicum“ die reservatio dictorum monasteriorum; ingleichen in versiculo „nec Augustae
16
confessionis addicti“ bleibt bey disem.

17
Wegen des versiculi „Omnia quoque monasteria“

46
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Omnia quoque KEIPO4A betr. die Restitution des
47
landsässigen kath. Kirchenguts nach dem Stichtag 1. Januar 1624 – die Verhältnisse im
48
bikonfessionellen landsässigen Kirchengut – ksl., päpstliche und ebfl. Rechte im landsässi-
49
gen kath. Kirchengut (Text: Meiern IV, 568 letzter Absatz; später Art. V,26IPO ← § 47
50
IPM).
haben Ihre Kayserliche Mayestät ge-
18
schlossen, es habe disen verstandt, daß, waß in der uncatholischen territoriis noch von
19
clöster durch dise fridenshandlung den catholischen verbleiben thuen, khein anderer orden
20
alß der alten fundation zugelassen werde. In den catholischen clösstern aber stehet den
21
catholischen chur-, fürsten und ständten, waß sie für orden einführen wollen, bevor.

[p. 197] [scan. 291]


1
Tota haec oppignorationum materia

25
Bezug auf Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quod ad Oppignorationes KEIPO4A betr.
26
die Einlösung von Reichspfandschaften durch den Ks. (Text: Meiern IV, 569 zweiter Ab-
27
satz
; später Art. V,26IPO ← § 47IPM).
, so es zu erhalten, daß dise materia auf ein reichstag
2
zu verschieben, liessen es Ihre Kayserliche Mayestät gern dabey bewenden, also wurde die
3
pfleg zu Weissenburg und die Lindawische sach auch dahin außgestelt.

4
§ „Libera et i[m]mediata Imperii nobilitas“ 10

28
Art. V § 10 KEIPO4A betr. die religionsrechtliche Gleichstellung der Reichsritterschaft
29
mit den Rst. (Text: Meiern IV, 569 vierter Absatz; später Art. V,28IPO ← § 47IPM).
bleibt.

5
§ „Liberae Imperii civitates“

30
Art. V § 11 KEIPO4A betr. das Religionsrecht der mono- und bikonfessionellen Reichs-
31
städte sowie derjenigen mit einem Anteil kath. Bürger (Text: Meiern IV, 569 letzter Ab-
32
satz; später Art. V,29IPO 4 ← § 47IPM); vgl. [Nr. 29 bei Anm. 98] .
11 bleibt bey ihrer Kayserlicher mayestät resolution.

6
§ „Quantum deinde ad comites“ 12

33
Art. V § 12 Absatz beginnend mit Quantum deinde KEIPO4A betr. den Grundsatz: Reli-
34
gionsbann (ius reformandi) der Rst. ggb. Mediatständen und Untertanen sowie das Aus-
35
wanderungsrecht Heterokonfessioneller (Text: Meiern IV, 570 zweiter Absatz; später
36
Art. V,30IPO ← § 47IPM).
de authonomia subditorum, quod ad § „Hoc [ tamen]
7
non obstante“

37
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Hoc tamen non obstante KEIPO4A betr. die Ein-
38
schränkung des Religionsbanns (ius reformandi) ggb. Mediatständen und Untertanen
39
Augsburgischer Konfession unter kath. Rst. (und umgekehrt), die 1624 die öffentliche
40
oder die private Religionsübung innehatten (Untertanen erster Kategorie), und Garantie
41
nach Normaljahr – die Restitution des religionsrechtlichen Status des Jahres 1624 für Me-
42
diatstände und Untertanen Augsburgischer Konfession und für kath. Mediatstände und
43
Untertanen (Text: Meiern IV, 570 zweiter Absatz; später Art. V,31–32IPO ← § 47
44
IPM).
et § „Pacta autem“

45
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Pacta autem KEIPO4A betr. die Annullierung der
46
den religionsrechtlichen Bestimmungen entgegenstehenden Verträge der Rst. mit ihren
47
Landständen und Untertanen (Text: Meiern IV, 571 im ersten Absatz; später Art. V,33
48
IPO ← § 47IPM).
bleibt es nochmahlen bey ihrer Kayserlicher mayestät
8
vorigen resolution, und sollen den gesandten die ursach dessen weiter zugeschriben werden,
9
daß ihr Kayserliche mayestät dißfahls nit weniger alß andere für ihre respective königreich
10
und lande müssten vatterliche sorg und auffsicht haben. Damit durch dergleichen disposi-
11
tion, alß in disen beeden paragraphi befindtlich, ihr und ihren hauß in ihrem iure reformandi
12
einig praeiudicium [nicht] zuegezogen und etwan zu nachtheil außgelegt und verstanden
13
werde, derowegen sollen sy nochmahlen die außlassung derselben verhindern [!]

49
Müßte in Übereinstimmung mit der Hauptinstruktion (vgl. die folgende Anm.) heißen
50
„befördern“ o.ä.
und
14
gleichwol, voriger erinnderung nach

51
Vgl. die Weisung vom 30. November 1647 ( [Nr. 21 bei Anm. 6] ) und die Hauptinstruktion
52
vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29 bei Anm. 113] ).
, sich dahin bemühen, daß wegen der Westphalischen
15
bistumb und underthanen die besorgende difficulteten durch absonderliche handlung aus
16
den weeg mögen geraumbt werden, ohne daß zu nachtheil einer und der andern obrigkeit
17
etwas hiervon in den allgemeinen friedenschlues nicht angeruckht [!]

53
Müßte heißen „eingerückt“.
werden. Sovern aber
18
über alle zuversicht sy die außlassung diser beeden paragraphi nicht gänzlich behaubten
19
könden, so were doch nit rathsamb, für das wort „conniventia“ zu sezen „tolerantia“, dan
20
solches den protestirenden nur ursach geben wurde, ihre widrige gedankhen, alß wan alle
21
mit denselben aufgerichte pacta von ihr majestätt und den catholischen blos auf ein tolera-
22
mus und tempus verstanden wurden, mehrers zu bestättigen und destwegen die tractaten
23
schwerer zu machen. Es sollen auch die Kayserlichen gesandten auf diesen fall umb soviel
24
desto mehr sich wegen ihr Kayserlicher majestätt erbkönigreich und landen verwahren und

[p. 198] [scan. 292]


1
in obacht nehmen, das dise paragraphi auf dieselbe nit gezogen oder verstanden werden kön-
2
ten, sondern ihr Kayserliche majestätt derselben halben mehrers nicht, alß was in folgenden
3
numero 13 § „Silesii etiam“

28
Art. V § 13 KEIPO4A betr. die Fortdauer der Sonderrechte der schlesischen Herzöge von
29
Brieg, Liegnitz (und Wohlau) und (Münsterberg-)Oels sowie der Stadt Breslau (einschl.
30
der Religionsübung Augsburgischer Konfession) (Text: Meiern IV, 572 zweiter Absatz;
31
später Art. V,38IPO ← § 47IPM).
außtruckhlich eingeraumbt und nachgesehen worden, für eins,
4
zum andern wegen deß bistumb Hildeßheimb, wan berührte beede paragraphi „Hoc tamen
5
non obstante“ et § „Pacta“ außgelassen wurden, bedarff es keines weitern zuesaz; im fall aber
6
die außlassung nit zu erheben, so were ihrer Kayserlichen majestätt nit zuentgegen, daß ge-
7
melten stiffts halber dieiehnige versehung einbracht werden, so die Kayserlichen abgesand-
8
ten in den überschickhten notis ad versiculum „Et inter illa“

32
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Et inter illa KEIPO4A betr. die Ungültigkeit des
33
Hildesheimer Religionsrezesses von 1643 (Text: Meiern IV, 571 erster Absatz). Text des
34
Textvorschlags der ksl. Ges. : Meiern IV, 804 zweiter Absatz.
gesezt haben.

9
Was zum dritten illi vero catholicorum subditi [!] ut § „Illi denique“

35
Art. V § 12 Absatz beginnend mit Illi denique KEIPO4A betr. die Fristenregelung für die
36
Auswanderung und Ausweisung künftiger Konvertiten (Untertanen dritter Kategorie)
37
und das Verbot einer Erschwernis oder Verhinderung der Auswanderung (Text: Meiern
IV, 571 letzter Absatz; später Art. V,37IPO ← § 47IPM).
betrifft, vergleichen
10
sich die notae mit ihrer Kayserlichen majestät voriger resolution allerdings, daß nemblich
11
solche auszulassen.

12
Was fürs vierte de emigratione ad versiculum „Quod si vero sua sponte“

39
Art. V § 12 Abschnitt beginnend mit Quod si vero sua sponte KEIPO4A betr. das Recht
40
der Untertanen zur freiwilligen Auswanderung (Text: Meiern IV, 571 zweiter Absatz).
in den notis ge-
13
melt wirdt, da bleibt es bey ihr Kayserlicher majestätt resolution, vermög deren die emigra-
14
tion nit bloß in der underthanen wilkhur stehen thut.

15
§ 13 „Silesii etiam“

41
Wie Anm. 43.
bleibt bey voriger Kaiserlicher resolution, doch dergestalt, wan die
16
auslassung der beeden paragraphi „Hoc tamen non obstante“ et § „Pacta“ bey dem negst-
17
vorhergehenden numero 12 nicht erhalten werden könte, so solten die Kaiserlichen gesand-
18
ten auch auf auslassung der wortter „tum etiam in Austria Inferiori“ bey diesem numero 13
19
nicht tringen, sondern solche stehen lassen.

20
§ „A sola qualitate feudali“ 14

42
Art. V § 14 KEIPO4A betr. die rechtliche Einordnung des Religionsbanns (ius refor-
43
mandi): Lehnshoheit gibt keinen Religionsbann – Religionsbann bei streitigen landesherr-
44
lichen Rechten und in bikonfessionellen Kondominaten – Unabhängigkeit des Religions-
45
banns von weiteren Einzelrechten (Text: Meiern IV, 572 vorletzter Absatz; später Art.
46
V,42–44IPO ← § 47IPM).
vergleicht sich mit der Kayserlichen resolution und hat der
21
zusaz ad versiculum „Territorii iure“, wie es pendente lite super controverso territorio mit
22
der underthanen religion zu halten, keine bedenckhen.

23
§ „Ratione reddituum“ 15

47
Art. V § 15 KEIPO4A betr. die Einkünfte aus Kirchengut (Text: Meiern IV, 572 letzter
48
Absatz; später Art. V,45–47IPO ← § 47IPM).
vergleicht sich mit der Kaiserlichen resolution.

24
§ 16 „Ius diocesianum [!]“

49
Art. V § 16 KEIPO4A betr. die geistliche Gerichtsbarkeit (Text: Meiern IV, 573 zweiter
50
Absatz; später Art. V,48–49IPO ← § 47IPM).
, wan die catholische mit dieser erclärung ratione suspendendae
25
in totum iurisdictionis ecclesiastici [!] usque ad compositionis [!] religionis zufrieden sein,
26
so können es ihr Kayserliche majestät auch geschehen lassen.

27
§ „Utriusque religionis“ 17 bleibt beederseits

51
Art. V § 17 KEIPO4A betr. das Verbot der Verunglimpfung des Reichsreligionsrechts und
52
das Gebot einer gütlichen Klärung von Zweifelsfragen durch die Religionsparteien (Text:
53
Meiern IV, 573 vorletzter Absatz; später Art. V,50IPO ← § 47IPM).
.

[p. 199] [scan. 293]


1
§ 18, 19 et 20 de conventibus deputatorum, commissionibus, maioribus votis, reformatione
2
tribunalium et praesentatione iudicatum [!], assessorum utriusque religionis

34
Art. V §§ 18–20 KEIPO4A (Text: Meiern IV, 573f ).
werden diese
3
in den notis auf künfftigen reichstag verwisen. Im fall nun solches zu erhalten, lassen es ihr
4
Kayserliche majestät darbey bewenden.

5
Ad § de Helvetiis

35
Art. de Helvetiis *KEIPO4B* betr. die Exemtion der Stadt Basel und der gesamten
36
Schweizer Eidgenossenschaft von den Reichsgerichten ( RK FrA Fasz. 98efol. 900; d.i.
37
Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 575 vor Articulus VI; später Art. VIIPO = § 61IPM).
liessen es ihr Kayserliche majestät bey dero resolution, daß weiter nichts
6
gedacht werden solle, weilen die Schweizer ihr Kayserlicher majestät resolution albereith
7
per diploma

38
Ksl. Diplom zur Exemtion der Schweiz, dat. Prag 1647 November 27.
erlangt, bewenden. Solte aber darauf getrungen werden, daß ihrenthalben
8
noch etwas ins instrument kommen müeste, so were der aufsaz, wie er in notis begriffen,
9
gnuegsamb.

10
Articulo 6 wegen der reformirten

39
Art. VI KEIPO4A betr. die religionsrechtliche Gleichstellung der Reformierten mit den
40
Kath. und den AC-Verwandten (Text: Meiern IV, 575 ; später Art. VIIIPO ← § 47
41
IPM).
bleibts nochmahlen bey ihr Kayserlicher majestät reso-
11
lution , daß solche in religionfrieden aufgenommen werden solten, daß solcher articulus a
12
principio usque ad verbum „decernantur conclusioni“ stehen, das übrig aber alles auszulas-
13
sen. Darneben ist ihr Kaiserlicher majestät nicht zuentgegen, daß die in notis angehenckhte
14
clausula „quicunque autem nec catholicae religionis nec Augustanae aut reformatae confes-
15
sionis sunt, in hanc [!] transactione vel pace religiosa compraehensi non intelligantur“ ver-
16
pleiben thue.

17
Circa articulum 7

43
Art. VII KEIPO4A betr. das Reichsverfassungsrecht der Rst. und das Schuldenwesen
44
(Text: Meiern IV, 576 vorletzter Absatz; später Art. VIIIIPO = §§ 62–66IPM).
post versiculum „liberoque omnium Imperii statutum“ [!] lassen Ihr
18
majestätt ihro gefallen, daß die clausul darzugesezt wirdt „praecipue vero eorum quorum
19
interest consensu“.

20
Versiculo „Habeantur“

45
Art. VII Absatz beginnend mit Habeantur autem KEIPO4A betr. die Abhaltung des
46
nächsten RT und die dahin überwiesenen Einzelprobleme (Text: Meiern IV, 577 erster
47
Absatz; später Art. VIII,3IPO = § 64IPM).
vergleicht sich in effectu mit ihr Kayserlicher majestät resolution,
21
und sollen die Kaiserlichen gesandten die ständt erinneren,

32
21–22 aber – geschlossen] Eigh. Zusatz am Rand (wahrscheinlich von Kurz).
aber nit eher, als wan der fridt
22
geschlossen, daß ihr Kaiserliche majestät sich versehen, es würden dieselbige nit weniger als
23
ihre Kayserliche majestätt selbsten sowol wegen der sachen wichtigkeit als auch gebühren-
24
den respects zu bemelten reichstag sich gehorsamblich persöhnlich einstellen, dan es sehr
25
ungleich und vil verhindernus verursachen thete, wan ihr Kayserliche majestätt selbst vor-
26
handen were und chur- und fürsten deroselben würkhlich nit assistiern,

33
26–27 sonder – theten] Eigh. Zusatz am Rand (wahrscheinlich von Kurz).
sonder allein durch
27
gesante erscheinen theten.

28
Versiculus „In proximis vero“

48
Abschnitt beginnend mit In proximis vero KEIPO4A betr. die Aufzählung der auf dem
49
nächsten RT zu behandelnden Einzelprobleme (wie Anm. 58).
bleibt wie in notis.

29
Versiculo „Tam in universalibus“ de voto decisivo civitatum

50
Art. VII Absatz beginnend mit Tam in universalibus KEIPO4A (Text: Meiern IV, 577
51
zweiter Absatz; vgl. später Art. VIII,4IPO = § 65IPM).
lassen es ihre Kayserliche
30
majestätt nochmahlen bey ihrer voriger resolution bewenden . Wan aber den catholischen
31
diser form, so in den notis aufgesezt, mehr alß die andere beliebte, so liessen ihre Kayser-

[p. 200] [scan. 294]


1
liche majestätt ihr solches auch gefallen, iedoch möchten die Kayserlichen gesandten hier-
2
bey diß erinnern, das es bey ihrer majestätt das ansehen habe, alß wan den stätten durch dise
3
letstere formb, insonderheit in § „Quod si vero contigerit“, wider die hohere ständ und
4
beede obere collegia und [!] maiora vota eingeraumbt und nachgegeben wurde, alß sonst
5
wohl der erste aufsaz mit sich bringt.

6
Versiculi „Postarum magistri“ et „Civitas Erfordiensis“

21
Art. VII Absätze beginnend mit Postarum magistri bzw. Cum deinde civitas Erfurdensis
22
KEIPO4A betr. die Postmeister in den Städten bzw. die Reichsunmittelbarkeit der Stadt
23
Erfurt (Text: Meiern IV, 577 dritter-vierter Absatz).
, wan dise beede könten außgelas-
7
sen werden, seindt ihre Kayserliche majestätt auch zufrieden.

8
Ad articulum 8 de commerciis

24
Art. VIII KEIPO4A (Text: Meiern IV, 577 ; später Art. IXIPO = §§ 67–68IPM).
: post versiculum „legitima authoritate invecta“ addatur
9
„adaucta“, vergleicht sich mit der Kayserlichen resolution.

10
Ad articulum 9 de satisfactione Suecica

25
Art. IX KEIPO4A (Text: Meiern IV, 578 ; später Art. XIPO).
: wann es nur wegen des ambts Wildthaussen zue
11
thuen

26
Stadt und Amt Wildeshausen (Hst. Münster, jedoch vor dem RKG von Bremen bean-
27
sprucht) waren im ksl.-schwed. Vorvertrag vom 8./18. Februar 1647 (Text: ST VI/1,
28
152–159, hier 156) im Rahmen der Abtretung des Est.s Bremen an Schweden übertragen
29
worden. Der Ks. hatte im Vorfeld des gen. Vorvertrags die Abtretung Wildeshausens an
30
Schweden zu verhindern versucht, indem er vorschlug, das RKG über den schwed. An-
31
spruch auf Wildeshausen entscheiden zu lassen oder alternativ eine Geldentschädigung zu
32
zahlen ( HHStD II, 492–494; Lorenz, Bremen, 161f).
, ist man einig, und kan der articul, wie in den notis verfast, gesezt werden.

12
Circa articulum X wegen des ambts Egeln

33
Art. X KEIPO4A betr. die Entschädigung für Kurbg. (Text: Meiern IV, 581 ; später Art.
34
XIIPO). – Nach dem Aussterben der Herren von Hadmersleben-Egeln 1416/1417 hatte
35
das Stift Gernrode seine Lehnsrechte an Stadt und Amt Egeln nicht dem Hgt. Sachsen-
36
Wittenberg, wie in einer Vereinbarung von 1357 festgelegt worden war, übertragen, son-
37
dern die Stadt mit sämtlichen Rechten an das Est. Magdeburg verkauft. Seit diesem Zeit-
38
punkt waren die Besitzrechte an Egeln Gegenstand langwieriger Streitigkeiten zwischen
39
dem Magdeburger Domkapitel und Kursachsen ( Zedler VIII, 294; HHStD XI, 98f).
, placet in gratiam electoris Saxoniae, wie er in
13
notis verfast.

14
Circa articulum XII de recompensatione Brunsvicensi

40
Art. XII KEIPO4A (Text: Meiern IV, 584 ; später Art. XIIIIPO).
: de homagio a capitulo cathedrali
15
Osnabruggensi futuro successori praestando, weil selbiges nit herkommen, ist, wie in notis,
16
ganz außzulassen

41
Die ksl. Ges. hatten sich in den hier behandelten Korrekturvorschlägen offenbar auf den §
42
„Tertio: defuncto“ des Vorabkommens über die Entschädigung des Hauses Braun-
43
schweig-Lüneburg vom 13./14. Juli 1647 betr. die Designation des nächsten Nachfolgers
44
im Hst. Osnabrück bezogen. Darin war die Huldigung durch Stände, Untertanen und das
45
Domkapitel innerhalb von drei Monaten nach Schluß des Friedens bestimmt (Text:
46
Meiern VI, 463 ff, hier 464 dritter Absatz; vgl. später Art. XIII,5IPO). In KEIPO4A
47
und *KEIPO4B* war die Huldigung nicht explizit angesprochen.
.

17
Capitulum ecclesiae cathedralis

48
Bezug auf Art. XII Absatz beginnend mit Undecimo ducis etiam *KEIPO4B* betr. die
49
Zuweisung zweier Pfründe im Domkapitel Straßburg an Braunschweig-Wolfenbüttel ( RK
50
FrA Fasz. 98efol. 902’, d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 586 Z. 6 hinter debito;
51
später Art. XIII,13IPO).
, wan es erhalten werden kan, wie in notis gesezt, lassen es
18
ihr majestätt darbey bewenden, darbey aber erinnerten, das es in effectu nur umb ein cano-
19
nicat zu thuen, dan der herzog August zu Braunschweig hat das eine schon in seiner jugent,
20
als er zu Straßburg studirt, erlangt, das ander aber aniezo für sein sohn gebetten

52
Konnte nicht ermittelt werden.
.

[p. 201] [scan. 295]


1
Circa articulum 14 de causa Cassellana

31
Art. XIV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 586 ; später Art. XVIPO bzw. §§ 51–60IPM).
: wan die Kayserlichen abgesandten etwan hier daß
2
absehen auf deniehnigen vergleich haben, welcher den einkommenen bericht nach de[m]
3
fürstlich Hessisch Darmstatischen abgeordneten wider seine gehabte instruction newlichist
4
zu Cassel abgetrungen sein soll

32
Gemeint ist der Kasseler Akkord (Hauptrezeß vom 9.[/19.] Oktober 1647; Nebenrezeß
33
vom 11.[/21.] Oktober 1647; Texte: Meiern IV, 477 –480 und 480f) zwischen Hessen-Kas-
34
sel und Hessen-Darmstadt. – Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt hatte die Ratifikation
35
des Vertrags verweigert, da der hessen-darmstädtische Ges. Johann Christian von Boyne-
36
burg (1622–1672) in Übertretung seiner Vollmacht zur Unterzeichnung des Vertrags ge-
37
zwungen worden sei (Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt an Ferdinand III., Gießen
38
1647 Oktober 22[/November 1] = Beilage A zu Ferdinand III. an Nassau, Lamberg,
39
Krane und Volmar, Prag 1647 November 13 (wie [Nr. 12 Anm. 1] ). Der umstrittene Ak-
40
kord hatte die Aufhebung eines RHR -Urteil von 1623 sowie des sog. Hauptakkords vom
41
14.[/24.] September 1627 zum Inhalt, in dem die Lgft. Hessen-Marburg bzw. ganz Ober-
42
hessen (Marburg und Gießen) sowie die Niedergft. Katzenelnbogen und die Hft. Schmal-
43
kalden an Hessen-Darmstadt gekommen waren ( Bettenhäuser, 5–13, 77ff; Albrecht,
44
Kriegsziele, 242f).
, so werden sie verhofentlich nach dem empfang Kayserlichen
5
bevelchs von 13. Novembris

45
Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar, Prag 1647 November 13 (wie
46
[Nr. 12 Anm. 1] ).
denselben keinesweegs hier inseriren lassen, sondern wo nicht
6
mit beeder theil außtrücklicher beliebung und consens ein anders einkombt, bleibts bey den
7
vorigen aufsaz, wie er von den Kayserlichen den Schwedischen ist hinausgeben worden

47
Ksl. Textvorschlag zur Satisfaktion Hessen-Kassels, praes. Münster 1647 Juli 4 ( APW II A
48
6 Nr. 174 Beilage C).
.

8
Circa articulum XV de pacis assecuratione et executione

49
Art. XV KEIPO4A (Text: Meiern IV, 587 ).
: die außlaßung versiculi „inprimis
9
deputentur“ ist der Kayserlichen resolution gemeß , weil aber zu versicherung des friedens
10
bey gegenwertigen und folgenden articul biß zum schlueß das Schwedische proiect noch viel
11
ein mehrers in sich halt, so sollen die gesandten ermahnt werden, der Kayserlichen instruc-
12
tion hierin stricte nachzukommen.

13
Im übrigen aber und was sie ausser derselben noch ferrner den catholischen zum pesten
14
(doch ohne besorgenden verzueg und bruch der handlung) erhalten können, sich alles tre-
15
wen fleißes und eyffer angelegen sein lassen, et detur illis interim hierüber ein ausführlich
16
recepisse und daß sie sich auch die Churbayrischen schreiben davon nichts irren lassen, dan
17
ihre Kayserliche mayestät allergnedigist hoffen, Churbayrn werde sich darüber mit ihrer
18
mayestät wohl

19
18 vergleichen] Im Konzept (fol. 44’) folgt ein eigenhändiger Nachtrag Kurz’, der den Ge-
20
sandten
laut Kanzleivermerk nicht mit überschickt wurde: Hac occasione ist weiter von
21
ihr Kayserlicher majestät die quaestion gewesen, wie dan Chursaxen iezo, nachdem dis
22
der trei churfürsten votum ist einkomben, das instrumentum pacis zu communiciren
23
were und ob mans allerdings bey iüngst concluso de co〈mmunicanda〉 instructione ein
24
als den andern wegh verbleiben solle lassen. Et conclusit sua maiestas, das das instru-
25
mentum pacis neben den den Kayserlichen gesanten überschikten resolutiones auch uff
26
dise conclusa einzurichten undt 〈dem herren〉 churfürsten nit eben als ein 〈endliche〉
27
resolution zuzuschikhen sey, 〈sonder〉 als ein solche, warüber ihr Khaiserliche majestät
28
auch des herrn churfürsten gedankhen vernemen wolten, doch das der herr churfürst
29
beweglich ersucht würde, mit ihr Kayserlicher majestät sich über disen auffsatz aller-
30
dings zu vergleichen.
vergleichen

51
Dieses war den ksl. Ges. auch bereits in dem vorläufigen Bescheid vom 18. Dezember
52
1647 (Nr. 51) mitgeteilt worden.
.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1647 Dezember 23

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 141–141’, praes. 1648 Januar 5 = Druck-
5
vorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1903fol.
6
252.

7
Übergabe der Artikel de Helvetiis und Art. VI–XVI *KEIPO5* an die schwedischen Ge-
8
sandten (1647 XII 22); deren Drängen auf Verhandlungen über schwedische Armeesatisfak-
9
tion. Hauptinstruktion dringend erwartet. Aufkündigung des Ulmer Waffenstillstands ge-
10
genüber Kurbayern durch Frankreich.

11
Eur Kayserliche Majestädt geruhend auß beyligender

32
11 continuatione] In der Kopie fälschlich relatione.
continuatione pro-
12
thocolli allergnädigßt anzuehören, waßgestalten wür uff der catholischer
13
ständen unnß überraicht ferner bedenckhen, sub littera A beyligend, in
14
puncto satisfactionis, aequivalentiarum unnd übrigen inhalts des instru-
15
menti pacis ainige temperamenta zuesambengezogen, selbige lauth der
16
abschrifft B gesterigen tags denn Schweden unnd protestierenden zue-
17
gestellt, was auch heut dato die Schweden derentwegen bey unnß für dis-
18
curs gefüehrt unnd endtlich darauff getrungen, bey denn sambtlichen
19
ständen daran ze sein, daß der punctus de satisfactione militiae möchte
20
ad deliberandum proponiert werden. Demnach aber sovil erschaint, daß
21
sie diese visita ohne zuvor mit denn protestierenden gehaltne communi-
22
cation vorgenohmen unnd inen fast mehr alß alles anders angelegen, be-
23
rüerte satisfactionem militiae in handlung ze bringen, so würdet zu er-
24
warten stehen, was etwan die protestierende unnß hiernechst anbringen
25
möchten. Wir werden sonst nit undterlassen, von diesem verlauff denn
26
catholischen unnd protestierenden zue ihrer nachricht parte zu geben.

27
Im übrigen seyend Eur Kayserlicher Majestädt vertrössten allergnädigi-
28
sten haubtinstruction wür nunmehr höchstens vonnöthen

34
Die ksl. Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ) traf zwei Tage später in Osna-
35
brück ein.
.

29

33
29–31 Seitemaln – sollen] Fehlt im Konzept.
Seitemaln unnß auch von der Franzößischen auffkündung deß Ulmischen
30
armistitii

36
Kf. Maximilian von Bayern erhielt das Schreiben Turennes, in dem dieser dem schwed.
37
Drängen entsprechend den Ulmer Waffenstillstand ggb. Kurbayern aufkündigte, am 29.
38
Dezember 1647 ( Riezler, 538; Albrecht, Maximilian I., 1077ff). – Henri de La Tour
39
d’Auvergne, vicomte de Turenne (1611–1675), seit 1643 maréchal de France und Oberbe-
40
fehlshaber der frz. Truppen im Reich ( Bérenger; Guthrie, 200).
beyligende abschrifften zukhomben, habens Eur Kayserlicher
31
Majestädt wür auch gehorsambst übersenden sollen.

[p. 203] [scan. 297]


1
Beilage A-[C] zu Nr. 56


2
Beilage A[.1] zu Nr. 56

3
Protokoll,s.l. 1647 Dezember 19–23. Kopie: RK FrA Fasz. 54d (1647 XII)fol. 53–56 (1647
4
XII 19–22); ebenda Fasz. 53b (1647 XII)fol. 142–147 (1647 XII 23) – Druck: APW III C
5
2/2, 924 Z. 12 – 930 Z. 30

46
Abweichend zu dem Text in APW III C 2/2 ist der Bericht über die schwed. Forderung
47
nach einer ksl. Erklärung über die Armeesatisfaktionen für Schweden und Hessen-Kassel in
48
dem beiliegenden Protokoll unter dem Datum des 20. Dezember 1647, also einen Tag spä-
49
ter als in APW III C 2/2, verzeichnet. – Warum der erste Teil des Protokoll irrtümlich in
50
RK FrA Fasz. 54d liegt, konnte nicht ermittelt werden.
.

6
19. Dezember 1647. Ein Ausschuß der protestantischen Reichsstände drängt die Kaiserlichen,
7
bei den Katholischen um die Herausgabe ihrer Erklärung zu den übrigen Teilen des Frie-
8
densentwurfs anzuhalten, damit die Verhandlungen zwischen den Kaiserlichen und den
9
Schweden beginnen können. Die Kaiserlichen erwarten die entsprechende Erklärung der Ka-
10
tholischen noch am gleichen Tage und hoffen auf Kompromißbereitschaft der Protestanten.

11
Mittags übergibt Raigersperger den kaiserlichen Gesandten den zweiten Teil des zweiten
12
katholischen Gutachtens mit dem Hinweis, daß einige vorneme katholische Reichsstände
13
das Gutachten ablehnen und die Kaiserlichen diesem nicht nachgehen sollen.

14
20. Dezember 1647. Die kaiserlichen Gesandten verfassen auf der Grundlage des zweiten
15
Teils des zweiten katholischen Gutachtens die Art. de Helvetiis und VI–XVI *KEIPO5* .

16
Mittags wiederholen die schwedischen Gesandten gegenüber Lamberg die tags zuvor von
17
den Gesandten der protestantischen Reichsständen geäußerte Bitte und fordern insbesondere
18
eine Erklärung der kaiserlichen Gesandten über die Armeesatisfaktion für Schweden und
19
Hessen-Kassel. Letzteres wird von den Kaiserlichen unter Hinweis auf den Wunsch der
20
Reichsstände zurückgewiesen, daß über die Armeesatisfaktionen erst nach dem Friedens-
21
schluß verhandelt werden solle.

22
21. Dezember 1647. Die Kaiserlichen legen vorab die Art. de Helvetiis und VI–XVI
23
*KEIPO5* Raigersperger und den kurkölnischen Gesandten vor. Sie regen dabei an, die
24
Forderungen des kurkölnischen Tauschplans darin auszulassen und diese in den Verhandlun-
25
gen gesondert zu verfolgen. Dieses Ansinnen wird jedoch von den Kurkölnischen abgelehnt,
26
die von den Kaiserlichen aufgesetzten Artikel bleiben mit Zustimmung Raigerspergers und
27
der Kurkölnischen unverändert.

28
22. Dezember 1647. Die Kaiserlichen übergeben die Art. de Helvetiis und VI–XVI
29
*KEIPO5* nomine catholicorum einem Ausschuß der protestantischen Reichsstände und ap-
30
pellieren an diesen, auf deren Grundlage zu einer schnellen Einigung zu gelangen; ungeach-
31
tet aller Forderungen seien die Fundamente des künftigen Friedensschlusses gelegt. In diesem
32
Sinne sollten die Protestanten auch auf die schwedischen Gesandten einwirken. Außerdem
33
informieren die Kaiserlichen die protestantischen Gesandten darüber, daß sie die Forderung
34
der Schweden nach Verhandlungen über die Armeesatisfaktion zurückgewiesen hätten. Die
35
Gesandten der protestantischen Reichsstände versichern, den Friedensschluß zu befördern.

36
Daraufhin übergibt Gail ein Exemplar der Art. de Helvetiis und VI–XVI *KEIPO5* an
37
Oxenstierna und bittet um eine Entscheidung der Schweden über die Ausstellung eines
38
Passes für einen lothringischen Gesandten. Oxenstierna kündigt eine Antwort auf die über-
39
gebene Korrekturliste an; wegen des Passes müsse er bei den französischen Gesandten rück-
40
fragen.

41
23. Dezember 1647. Konferenz mit den schwedischen Gesandten und Biörenklou über Art.
42
de Helvetiis und Art. VI–XVI *KEIPO5* : Die Schweden zweifeln am Friedenswillen der
43
Katholischen und Kaiserlichen, bestehen auf der Beibehaltung der bereits verglichenen
44
Punkte und hoffen, daß sich die Kaiserlichen durch die Katholischen nicht unmündig machen
45
lassen.

[p. 204] [scan. 298]


1
Die Kaiserlichen verweisen auf die Partikularinteressen diverser katholischer und protestanti-
2
scher Reichsstände und die Notwendigkeit ihrer Berücksichtigung; die Katholischen seien Ver-
3
handlungspartner, ein Friedensvertrag müsse daher auch ihren Konsens finden. Sie, die Kaiser-
4
lichen, hätten es gerne bei dem KEIPO4A verbleiben lassen, die Katholischen hätten jedoch so
5
schwere Einwände dagegen vorgebracht, daß sie denselben mit ihnen neu verhandeln mußten.
6
Die schwedischen Gesandten vermuten hinter dem Verhalten der Gegenseite den Wunsch,
7
den neuen Feldzug abzuwarten; grundlegende Streitfragen (Reform der Reichsgerichte,
8
ewige Überlassung des Kirchenguts, Autonomie, Satisfaktion und Entschädigung, hessen-kas-
9
selische Frage) würden lediglich auf Wunsch einiger unbedeutender katholischer Reichsstände
10
und gegen den Willen der bedeutenden katholischen Reichsstände aufs neue in die Verhand-
11
lungen gebracht. Da Kaiserliche, beide Kronen und die bedeutenden katholischen Reichs-
12
stände bei entsprechender Absicht eine klare Mehrheit für den Verbleib beim KEIPO4A
13
hätten, könnten die Kaiserlichen folglich nur auf die Fortsetzung des Krieges aus sein.

14
Die Kaiserlichen halten dagegen, daß der Frieden bei entsprechendem Verhalten aller Betei-
15
ligten auch bei Neuverhandlung der genannten Punkte bald zu erlangen sei. Wegen Hessen-
16
Kassel hätten sich die Schwedischen nicht zu beschweren, das Verhalten der Landgräfin ver-
17
stoße gegen jede Verhandlungsmoral und das Völkergewohnheitsrecht.

18
Diskussion über die Hintergründe der Abreise Trauttmansdorffs und die Forderungen der
19
Grafen von Wittgenstein gegen Kurköln und Kurtrier; die Schweden plädieren für die Ver-
20
weisung dieser Amnestiefragen an die Reichsstände. Außerdem drängen sie darauf, die Frage
21
der schwedischen Armeesatisfaktion den Reichsstände zur Beratung vorzulegen.

22
Im Anschluß erfahren die Kaiserlichen, daß die Protestanten von diesem Besuch der Schwe-
23
dischen keine Kenntnis hatten, und vermuten daher die Frage der schwedischen Armeesatis-
24
faktion als eigentlichen Grund für den Besuch der Schweden.

25
Beilage A[.2] zu Nr. 56

26
Zweites katholisches Gutachten (Teil 2) über die kaiserlichem, dem CC vorgelegten Korrek-
27
turvorschläge zu Art. de Helvetiis und Art. VI-XV *KEIPO4B* , praes. Osnabrück 1647
28
Dezember 19. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 150–155’; GehStReg Rep. N Ka.
29
97 Fasz. 69 pars 2 nr. 26; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.; ebenda nr. 1628/56 unfol.

30
Beilage A[.3] zu Nr. 56

31
Gutachten der von der hessischen Satisfaktion betroffenen katholischen Reichsstände über
32
Art. XIV *KEIPO4B* betr. Hessen-Kassel,s.l. praes. 1647 Dezember 19. Kopie: RK FrA
33
Fasz. 53b (1647 XII)fol. 148–148’; GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 2 nr. 26; KHA A
34
4 nr. 1628/23 unfol.

35
Beilage B[.1] zu Nr. 56

36
Art. de Helvetiis und Art. VI-XVI *KEIPO5* (lat.)

40
Lemma (nach Meiern): Catholicorum ulteriores declarationes circa instrumentum pacis
41
cum annexis, quae nonnullorum Augustanae confessionis statuum nomine desiderantur. –
42
Zur Bezeichnung s. [Nr. 29 Anm. 245] .
, [praes. Osnabrück 1647 Dezember
37
22]. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 158–161; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

43
Falscher Kanzleivermerk: Exhibita Suecis 21. Decembris 1647 Osnabrugi.
;
38
ebenda nr. 1628/56 unfol.

44
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 96 VIfol. 116–118’, 121.
– Konzept: GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars. 3 nr. 10

45
In diesem Konzept Volmars ist der neu eingefügte Art. XV de securitate statuum (Text:
46
Meiern IV, 832 fünfter Absatz = Nr. 34 Beilage [1]) nicht enthalten. Volmar hat die Ein-
47
fügung durch Einfügungszeichen nachträglich vorgenommen; das entsprechende Stück liegt
48
in GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 3 nr. 15.

39
Druck: Meiern IV, 830–832.

[p. 205] [scan. 299]


1
Beilage B[.2] zu Nr. 56

2
Art. XIV *KEIPO5* betr. den Marburger Sukzessionsstreit (lat.)

28
Zur Bezeichnung s. Nr. 29 Anm. 245. Der Textvorschlag stammte von Hessen-Darmstadt
29
(vgl. den entsprechenden Verweis in *KEIPO5* : Meiern IV, 832 dritter Absatz).
,s.l. praes. 1647 Dezember
3
22. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 156–156’; GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69
4
pars 3 Nr. 10; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

30
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 96 VIfol. 119–119’.
; ebenda nr. 1628/56 unfol. – Druck: Meiern IV,
5
833.

6
Beilage [C] zu Nr. 56

7
Longueville, d’Avaux und Servien an Oxenstierna und Salvius, Münster 1647 Dezember 19.
8
Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 162; ebenda Fasz. 54ffol. 404–404’; Giessen 200
9
fol. 137; Druck: APW II C 4/1 Nr. 85.

10
Beilage [1] zu Beilage [C] zu Nr. 56

11
Turenne an Kf. Maximilian von Bayern (frz.),s.l. [1647 Dezember 13]

31
Zur Datierung vgl. demnächst APW II B 7. Das undatierte Aufkündigungsschreiben Tu-
32
rennes
([…], so dies monat gleichwoln ohne benennung des tags an mich abgelaßen […])
33
war dem Kf.en durch einen frz. Trompeter zugestellt worden (vgl. das Antwortschreiben
34
Kf. Maximilians an Turenne, d.i. Beilage 1 zu Nr. 90).
. Kopie: RK FrA
12
Fasz. 53b (1647 XII)fol. 163; ebenda Fasz. 54ffol. 406; Giessen 200fol. 137’ – Druck (dt.
13
ÜS): TE VI, 149.

14
–/ 57/–

15

Volmar an Trauttmansdorff


16
Osnabrück 1647 Dezember 23

17
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N 81 unfol.

18
Zuversicht über positiven Fortgang der Verhandlungen mit Schweden; schwedische Initia-
19
tive bezüglich Armeesatisfaktion ohne Kenntnis der protestantischen Reichsstände. Rache-
20
bestrebungen der Kronen gegen Kurbayern.

21
Euer Excellenz werden auß unserer gehorsamsten relation vernemmen,
22
wie wir seither jüngster post die handlung weiter fortgesetzt und waß-
23
gestalt die Schweden heüt dato per generalia darüber mit unß in discurs
24
kommen. Ob sie nun wol sich fast stellen, in kein handlung einzetretten,
25
es sei dann sach, daß wir simpliciter bei dem instrumento

36
Gemeint ist wohl der KEIPO4A (vgl. Einleitung, LXVIII).
zu verbleiben
26
unß erclären, so glaub ich doch, wann die difficultet ratione aequivalen-
27
tiarum auß dem weeg

37
Gemeint ist der kurkölnische Tauschplan (vgl. zuletzt [ Nr. in 53] ). Hiervon war die Ent-
38
schädigung Hessen-Kassels, Kurbg.s und Braunschweig-Lüneburgs betroffen.
, es solte im übrigen, wans die catholischen mit

[p. 206] [scan. 300]


1
ihren correspondentzen nit selbst verhimplen

28
Verhimplen hier im Sinne von „schlecht machen, verderben“ ( Grimm XXV, 589). – Die
29
ksl. Ges. hatten zuletzt am 18. Dezember 1647 ggb. einer Deputation kath. Rst. darauf
30
hingewiesen, daß die offensichtlich gute Kenntnis der Gegenseite von der Haltung der be-
31
deutenden kath. Rst. die Erreichung der eigenen Verhandlungsziele massiv erschwere (vgl.
32
Nr. 53 Beilage A; Text hier: APW [III C 2/2, 925 Z. 35–39] ).
, noch wol waß zu erhalten
2
sein.

3
Die satisfactio militiae ligt inen hart an, und stehet allem ansehen nach ein
4
rivolta drauff

33
Anspielung auf die Furcht der schwed. Führung vor einer Meuterei unzufriedener Soldaten.
34
Das Kgr. Schweden litt zu diesem Zeitpunkt unter akutem Geldmangel ( APW II C 4/1
35
XXXI; Lundkvist, 355f). In diesem Zusammenhang ist auch die Reise Oxenstiernas nach
36
Minden Anfang Dezember 1647 zu sehen (vgl. das PS der Relation vom 9. Dezember
37
1647, d.i. Nr. 33).
. Daher ich verme〈r〉kh, daß sie derentwegen auff die
5
haubthandlung werden steckhen wollen, dann sie haben dise visita insciis
6
protestantibus vorgenommen. Der Langebekh hatt umb 9 uhr zu mir ge-
7
wöllt und hoch bezeügt, er hab von der Schweden vorhaben nichts ge-
8
wußt. Sie hausen sehr übel im Braunschweigischen.

9
Die Französische auffkündung deß Ulmbischen armistitii

38
Zur Aufkündigung des Ulmer Waffenstillstands ggb. Kurbayern durch Frk. vgl. die Rela-
39
tion vom selben Tage ( [Nr. 56] ).
soll wol auch
10
waß newes würkhen. Ihr churfürstliche durchlaucht

40
Gemeint ist Kf. Maximilian von Bayern.
haben vor sich ze
11
sehen, dann einmal seind dise cronen auff eine vindictam resolvirt.

12
[39/] 58/–

13

Nassau an Ferdinand III.


14
Münster 1647 Dezember 24

15
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 201–202’, 212, PSfol. 203–203’, praes.
16
1648 Januar 5 = Druckvorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

17
Ersuchen Karls IV. von Lothringen um Paß für einen Abgesandten nach Münster, Unter-
18
stützung dieses Anliegens durch Spanien; Chigi: Ablehnung des Paßersuchens durch Frank-
19
reich; Stillstand der spanisch-französischen Verhandlungen, Streitpunkt Lothringen; Ge-
20
rüchte über mutwillige Verzögerung der Verhandlungen in Osnabrück durch Schweden
21
und Protestanten.

22
Spanisch-niederländische Verhandlungen: Auseinandersetzung wegen niederländischer Hal-
23
tung betreffend die Separation von Frankreich und Lothringen; zwischenzeitliche Beilegung
24
dieser Differenzen.

25
PS Empfangsbestätigung. Postangelegenheiten.

26
Ewer Kayserliche Majestätt wirdt auß beyden sub numeris 1 und 2 hie-
27
beykommenden, deß Rousselots, fürstlich Lothringischen rahts, ahn mich

[p. 207] [scan. 301]


1
abgangenen schreiben allerunderthänigst referirt werden, waßmassen deß
2
hertzogs von Lothringen fürstliche durchlauchtt einen ihrer räthe anher-
3
zuschicken resolvirt und solchem nach mich ersuchen lassen, daß fur den-
4
selben einen paß von den alhiesigen Frantzösischen gesandten befürderen
5
und uberschicken wolt

34
In Osnabrück hatte Gail am 22. Dezember 1647 ebenfalls um einen Paßbrief für einen
35
lothringischen Ges. nachgefragt (vgl. [ Nr. 56 Beilage A[.1])] .
.

6
Damitt nuhn in dieser die herren Spanische zugleich mitt concernirender
7
sachen pari passu verfahren werden möcht, hab ich mitt denselben darauß
8
communicirt, die fur gutt befunden, daß solcher paß in alle wegh begehrt
9
werden solt, massen sie selbsten auch gemeindt wehren, in nahmen ihres
10
königs durch ein formalvisitam ahn die herren mediatores ein gleichmäs-
11
sigen paß zu begehren, wie dan vorgestern von ihnen beschehen. Und
12
weiln ich annoch wegen leibsindisposition nitt außkommen können, hab
13
ich zu den herren mediatoribus geschickt und dieselbe ersucht, sich belie-
14
ben zu lassen, den paß, wie solcher von dem hertzogen begehrt wurdt,
15
von den Frantzosen zu befurderen.

16
Herr nuncius hatt begehrt, daß man ihnen ein schrifftliches memoriale
17
zukommen lassen wolt, so ihme auch, wie sub numero 3, alsopaldt zuge-
18
stelt worden. Gestern hab ich zu demselben, umb zu vernemmen, wessen
19
sich die Frantzösische hieruber erclehrt, geschickt. Lasset mich wissen,
20
das sie, mediatores, bey den Frantzosen gewest und selbigen daß memo-
21
rial praesentirt. Die hetten aber solches nitt annemmen, weniger den paß
22
ertheilen wollen, mitt vorgeben, daß sie vor den hertzogen keinen paß
23
ertheilen könten, dan derselb in den praeliminarien nitt eingeschlossen
24
wehre

36
Frk. hatte Hg. Karl IV. von Lothringen oder seinem Ges. im Hamburger Präliminarver-
37
trag (1641 Dezember 15/25) keinen Paßbrief zugesagt. In Art. VI, 3 (betr. Münster) des
38
Vertrags hatte Frk. zugesagt, Paßbriefe für die Ges. der Kf.en von Köln und Bayern, die
39
Ges. des Ks.s. und Spaniens sowie deren Verbündete und ihre Ges. ( pro utriusque foedera-
40
tis et adhaerentibus in genere aut eorum deputatis) zu den Verhandlungen in Münster aus-
41
zustellen ( DuMont VI/1, 232; vgl. auch Mohr, 352; Hartmann, Beziehungen 490f). Be-
42
züglich Lothringen argumentierte Frk., daß die Angelegenheit nichts mit dem auszuhan-
43
delnden Friedensvertrag zu tun habe und der Hg. aufgrund des Pariser Vertrags mit Frk.
44
(1641 März 29) nicht als Verbündeter des Ks.s zu betrachten sei ( Mohr, 349ff).
, und da man auff solche paßporten weiters tringen wolte, müste
25
man zuvordrist widerumb newe praeliminaria verhandlen. Obnuhn zwar
26
sie weiter in die Frantzosen gesetzt, mitt allerhandt remonstrationen, daß
27
anderster nitt in den tractaten fortzukommen, weder zum friden zu glan-
28
gen, so wehren sie iedoch pure in der negativa sowohl gegen die Kayser-
29
liche alß königlich Spanische verharret, von welchen abschlägigen ant-
30
wort ich dem Rousselot hinwider anheut berichtet habe

45
Nicht zu ermitteln.
.

31
Herr nuncius lasset mir dabey auch anfugen, daß in den Spanisch- und
32
Frantzösischen tractaten abermahln nitt fortgefahren werde, schiene, daß
33
auff den punct wegen deß hertzogens von Lothringen beyderseits die

[p. 208] [scan. 302]


1
reflexion gemacht wurde. Er hette sonsten auch von gewissen orthen, daß
2
zu Oßnabrück sowohl die Schwedische alß protestirende die herren
3
catholische nur zu eludiren und zeit zu gewinnen gedächten, damitt sich
4
wider in gutte postur stellen und also mitt mehrerer macht auff die catho-
5
lische tringen möchten, begehrendt, solches Ewer Kayserlicher Mayestät
6
gesandten zu Oßnabrück zur nachricht zuzuschreiben, welches ich dan
7
heüt also verrichtet

29
Konnte nicht ermittelt werden.
.

8
Waß anlangt die Spanisch und Holländische tractaten, vernemme ich, daß
9
vergangenen sambstag [den 21.] die herren Spanische zu den Hollän-
10
dischen gefahren und denselben auff ihre ahm 14. dießes ihnen uberg-
11
ebene puncten geantworttet

30
Der span. Schriftsatz wurde nicht ermittelt. Zu dem Schriftsatz der ndl. Ges. vgl. [Nr. 54 Anm. 1] .
und in selbigen alle satisfaction gegeben het-
12
ten, in der conferentz aber wegen der Separation von Franckreich und
13
Lothringischer sach waß hart aneinander kommen und dardurch mitt
14
beyderseits zimblichem disgusto voneinander gescheiden wehren, warauff
15
iedoch sopaldt einer auß ihrer, der Holländeren, mittel

32
Aus mittel = „aus ihrer Mitte, aus ihren Reihen“ ( Grimm XII, 2382).
denselben gefolgt
16
und, waß vorgangen, damitt entschuldigt, daß ihre remonstrationes nitt
17
eben der meinung geschehen, dabey ihrerseits zu verharren, sondern nur
18
dardurch der cron Franckreich in etwas satisfaction zu geben, deßwegen
19
dan auch der königlich Spanisch gesandter, herr de Brun, folgenden tags
20
sich zu denselben abermahln begeben und von ihnen alle satisfaction
21
empfangen hette.

22
PS Auf drei Schreiben vom 11. Dezember 1647

33
Nr. 39 – Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar, Prag 1647 Dezember 11.
34
Konzept: RK FrA Fasz. 58b (1648 X–XI)fol. 128–128’, 133. Beilage [1]: Dekret zur
35
Exemtion Oldenburgs von der Kontribution, Prag 1647 Dezember 11. Kopie: ebendafol.
36
129–129’. Beilage [2]: Ferdinand III. an Gf. Anton Günther von Oldenburg, Prag 1647
37
November 11. Konzept: ebendafol. 130–131 – Ferdinand III. an Nassau, Prag 1647 De-
38
zember 11. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.
und die Weisung vom 14.
23
Dezember 1647

39
Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar, Prag 1647 Dezember 14. Ausf.:
40
RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1909fol. 307–107’ – Konzept: ebenda Fasz. 52b (1647)fol. 160–
41
160’.
. Postangelegenheiten: Verzögerungen bei der Postzustel-
24
lung.


25
Beilagen 1 – 3 zu Nr. 58


26
Beilage 1 zu Nr. 58

27
Rousselot an Nassau (frz.), Brüssel 1647 Dezember 16. Fehlt

42
Die der Ausf. irrtümlich zugeordneten Beilagen ( RK FrA Fasz. 54a [1647 X–XII]fol. 207,
43
209) gehören zu der Relation vom 27. Dezember 1647 ( [Nr. 63] ).
[Ausf.: RK FrA Fasz. 54d
28
(1647 XII)fol. 48 – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.].

[p. 209] [scan. 303]


1
Beilage 2 zu Nr. 58

2
Rousselot an Nassau (frz.), Brüssel 1647 Dezember 19. Fehlt [Eigh. Ausf.: KHA A 4 nr.
3
1628/44 unfol. – Kopie: ebenda].

4
Beilage 3 zu Nr. 58

5
Kaiserliches Memorial für die Mediatoren betreffend Paß für einen lothringischen Rat (lat.),
6
s.l. [praes. den Mediatoren 1647 Dezember 22]. Kopie: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol.
7
211; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

8
[45/] 59/–

9

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


10
Prag 1647 Dezember 25

11
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1922fol. 395–396, [praes. 1648 Januar 9] – Rein-
12
konzept
: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 201–202

34
Im Reinkonzept ist die Datierung dieser Weisung auf den 28. Dezember 1647 korrigiert.
35
Wie sich aus der Ausf. und APW [ III C 2/2, 942 Z. 21–25 ] ergibt, wurde das Schreiben
36
jedoch unter dem Datum des 25. Dezember 1647 versandt. Warum die Datierung im Rein-
37
konzept geändert wurde, ist unklar.
.

13
Geringer Friedenswille der Kronen; Festhalten an der eigenen Friedenspolitik, dazu stetiger
14
Kontakt mit den Gesandten Kursachsens und Hessen-Darmstadts zur frühzeitigen Kenntnis
15
über die Verhandlungsabsichten der Kronen. Bitte um Bericht über die Reaktionen auf die
16
Schreiben Königin Christinas an den französischen König und die Königinmutter sowie Ma-
17
zarin.

18
Rezepisse auf die Relation vom 12. Dezember 1647 (Nr. 45). Wir ver-
19
spühren auß diser euerer relation und eingeschlossener beylag gar wohl,
20
daß wenig ernst bey den feindtlichen cronen zu Beförderung des fridens
21
vorhanden. Wir wollen aber von unserer fridtfertigen intention nit auß-
22
sezen, sondern daßienige, waß zu erlangung desselben vonnötten, unßers
23
orths auf daß müglichste befördern, befinden darbey gar nothwendig, daß
24
ihr mit den Chursächßischen und Hessen Darmbstattischen gesandten
25
alsofort in vertrewlicher correspondenz bestendig verharret und, waß ihr
26
von denselben wegen der feindtlichen cronen unverantworttlichen begin-
27
nen zu verhinderung des fridens vernemmet, unß alles fleisses überschrei-
28
bet, damit wir unß darnach zu richten und allen besorgenden weitleüf-
29
figkheiten zeitlich begegnen khönnen.

30
Und weilen wir nit zweiflen, es werde der königin auß Schweeden an den
31
könig

32
31 in Franckreich] Ergänzt aus dem Reinkonzept.
in Franckreich, die königin und cardinal

33
31 Mazarin] Ergänzt aus dem Reinkonzept.
Mazarin abgangene schrei-

[p. 210] [scan. 304]


1
ben nit weniger undter andere handt khommen sein

22
Die gen. Schreiben fanden als Flugschriften Verbreitung (s. Flugschriftensammlung
23
Gustav Freytag Nr. 5766).
, so wollen wir von
2
eüch vernemmen, waß vor iudicia darüber fallen.

3
–/ 60/–

4

Ferdinand III. an Lamberg, Krane, Volmar


5
Prag 1647 Dezember 25

6
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1928fol. 7–7’, praes. 1648 Januar 15 = Druckvor-
7
lage
– Reinkonzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 185–185’.

8
Wunsch nach schneller Einigung mit den protestantischen Reichsständen: Entsendung Schrö-
9
ders zu Kurfürst Johann Georg von Sachsen.

10
Nachdem wir zu dessto mehrer befürderung deß fridens ein notturfft zu
11
sein erachtet, nit allein Churmainz, Churcöllen und Churbayrns liebden
12
von der eüch den sechsten dises zuegeschiekhten instruction parte zu ge-
13
ben

24
Von der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ) wurden Abschriften für Kur-
25
mainz, Kurbayern, Kursachsen, Kurköln und Ehg. Leopold Wilhelm angefertigt (vgl. den
26
Kanzleivermerk am Konzept der Hauptinstruktion: RK FrA Fasz. 53c [1647 XI–XII]fol.
27
165’) und mit folgenden Schreiben übersandt: Ferdinand III. an Kf. Maximilian von Bay-
28
ern, Prag 1647 Dezember 11 (Nr. 29 Bl. [2]) – Ferdinand III. an Kf. Johann Philipp von
29
Mainz und Kf. Ferdinand von Köln, Prag 1647 Dezember 6. Kopie: RK FrA Fasz. 54d
30
(1647 XII)fol. 5–5’ – Ferdinand III. an Ehg. Leopold Wilhelm, Prag 1647 Dezember 14.
31
Reinkonzept: ebendafol. 12.
, und sie zu ersuechen, daß sie die ihrige nicht weniger instruiren
14
solten, eüch diß orths in euerer negotiation beyzustehen, sondern damit
15
man auch mit den protestirenden dessto ehender zum schlusß khommen
16
möge, an deß churfürsten zu Sachßen liebden ein abordtnung zu thuen,
17
wie ihr auß den abschrifften sub littera A

32
Ursprünglich sollten den ksl. Ges. weitere Beilagen zur Mission Schröders zum Kf.en von
33
Sachsen übersandt werden. Im Reinkonzept – einer Ausf., die von Schröder und Kurz be-
34
reits unterzeichnet wurde und der lediglich die Unterschrift Ferdinands III. fehlt – folgte
35
hier und B und darzuegehörigen beylagen; dieser Teil wurde jedoch, offenbar auf Anwei-
36
sung Ferdinands, gestrichen und eine neue Weisung ohne die gen. Passage ausgefertigt.
zu sehen, also haben wir eüchs
18
zu euerer wissenschafft, und damit ihr eüch in euer negotiation dessto
19
besser darnach zu richten und darnach auch dessto mehr confidenz mit
20
den Chursächßischen gebrauchen möget, nicht pergen wollen

37
Den ksl. Ges. wurde nur der erste Teil der Instruktion für Schröder übersandt (vgl. die
38
Randnotiz in RK FrA Fasz. 54ffol. 270). Der nicht überschickte (zweite) Teil behandelt
39
die Frage der militärischen Konjunktion Kursachsens mit dem Ks. und enthält die ksl. Ant-
40
worten auf die kursächsischen Korrekturen an einem geheimen Memorial (s.l. s.d. Kopie:
25
RK FrA Fasz. 54ffol. 198–202’; die Korrekturen Kursachsens sind jeweils am Rand ver-
26
merkt), das Kurz während seiner Mission am kursächsischen Hof vom 21. Oktober bis
27
zum 9. November übergeben und mit den gen. Korrekturen am 6. November 1647 zu-
28
rückerhalten hatte (vgl. ebenda,fol. 197’). Darin hatte der Kf. in die Kündigung der
29
Kontributionen an Schweden eingewilligt, den Bruch des Waffenstillstands mit Schweden
30
jedoch lediglich in Aussicht gestellt (vgl. auch Dickmann, 450f; Ruppert, 322).
.

[p. 211] [scan. 305]


1
Beilage A zu Nr. 60

2
Instruktion für Schröder betreffend die Verhandlungen mit Kursachsen, Prag 1647 Dezem-
3
ber
13. Ausf.: RK Diplomatische Akten Instruktionen Fasz. 13 unfol. = Druckvorlage

31
Gedruckt ist nur der (erste) Teil der Instruktion, der den ksl. Ges. nach Westfalen über-
32
sandt wurde. – Hinter der Ausf. der Instruktion liegt der Paßbrief für Schröder nach Dres-
33
den (dat. Prag 1647 Dezember 24).

4
Teilkopie: RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1928fol. 9–11’

34
Dies ist der überschickte Teil der Instruktion (vgl. Anm. 3).
– Konzept: ebenda Fasz. 54ffol.
5
270–280’.

6
Gutachten deputierter Räte (Lobkowitz, Schlick, Kurz, Kollowrat, Gebhardt, Schröder)
7
und Conclusum im Geheimen Rat

35
Lt. Kanzleivermerk von Schröder (fol. 267’) wurden die Beschlüsse im GR auf einem ge-
36
sonderten Bogen verzeichnet, den Schröder an Kurz übergeben habe. Diese Unterlagen
37
mit den Beschlüssen im GR konnten nicht ermittelt werden.
(Lobkowitz, Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz, Kurz,
8
Kollowrat, Colloredo, Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt, Schröder),s.l. 1647 Dezember 12.
9
Kopie: RK FrA Fasz. 54ffol. 253–266’, 267’.

10
Ihr liebden wurden sich ungezweiffelt entsinnen, waßmassen wir unnß under dato den vier-
11
zehenden Octobris diß jahrs sowohl wegen der catholischen stände über das proiectum in-
12
strumenti pacis verfasten bedenkhens

38
Erstes kath. Ga. vom 7. Oktober 1647.
alß theils protestierender stände gesandten beharren-
13
den allzu harten postulatorum dahin resolviert haben

39
Text der Weisung vom 14. Oktober 1647: APW II A 6 Nr. 249. Eine Kopie dieser Weisung
40
hatte der Instruktion Kurz’ für seine Mission nach Kursachsen im Herbst 1647 beigelegen
41
(vgl. APW II A 6 Nr. 260; vgl. auch die handschriftliche Auflistung der Beilagen in RK
42
FrA Fasz. 54ffol. 73’).
, daß, wan sie beederseits vermittels
14
der veranlasten conferenz sich nicht vergleichen und das werkh sich noch lenger stossen
15
solle, wir entlich nit underlassen wurden können, alß das wachende oberhaubt auß Kayser-
16
licher machtvolnkommenheit den sachen selbst einen solchen außschlag zu geben, wie wirs
17
zu beruehigung des Heyligen Reichs vor Gott unnd der erbaren welt auch der posteritet
18
wohl verantwortlich finden möchten.

19
Daß nun ihre liebden in verfolg diser unser friedtliebenden intention dero zu Oßnabrugg
20
anwesenden gesandten

43
Leuber.
unter dato den neünundzwanzigsten obgedachtes monats Octobris
21
gemessen anbefohlen

44
Kf. Johann Georg von Sachsen an Leuber, Dresden 1647 Oktober 29/November 8 (Text:
45
APW II A 6 Nr. 274 Beilage [1]).
, ihme die befürderung des fridenswerkhs bey den zwischen beeder-
22
seits friedtliebenden stendten vorstehenden vergleich alles fleisses und zwar mit der erklä-
23
rung angelegen sein zu lassen, das, woferrn die Schweedische gevolmächtigte der Augspur-
24
gischen confessionsverwandten stände ertheiltes guetachten

46
Gemeint ist der Schriftsatz der prot. Rst. betr. die zehn strittigen Punkte, die ihnen Oxen-
47
stierna am 14. Juli 1647 übergeben hatte ( APW [ II C 3 Nr. 266 Beilage I] [fol. 1153–1154’];
48
zu den strittigen Punkte vgl. [Nr. 2 Anm. 14] ). Die Ges. der prot. Rst. hatten über die zehn
49
Punkte noch am selben Tage beraten und ihre Beschlüsse den schwed. Ges. unter der
50
Hand übermittelt (Text des CE -Protokolls vom 14. Juli 1647: Meiern IV, 655 –683;
51
APW [ II C 3, 502 Z. 10–12] ).
bey ankunfft ihrer liebden

[p. 212] [scan. 306]


1
schreibens noch nicht zu werkh gerichtet, sonder das fridenswerkh noch lenger umbzu-
2
füehren trachteten, er klar zu bedingen, daß ihrer liebden forthin in ihrem gewissen unver-
3
antwortlich were, den Casselischen und andern unbillichkeiten, so wider den allgemeinen
4
landtfrieden, reichsabschiedt, wider zusag und aydt lieffen, ferrners zuzusehen und, da der
5
fried mit endt diß jahrs nicht geschlossen wurde, obbesagte ihre gesandten alßdan abzufor-
6
dern und sich dergestalt in acht zu nehmen entschlossen wehren, wie es ihr churfürstliches
7
hohes ambt und pflicht, die liebe des betrangten vatterlandts und handthabung der heilsa-
8
men reichssazung erforderte, das gereicht unß zu sonderbahrem angenemmen gefallen, und
9
wolten wir nit zweifflen, es werde obernentes der protestierenden guetachten allerdings mit
10
unser intention sich conformieren oder wenigist ihr liebden noch es dahin bringen, das sie
11
sich mit so milter unser erklärung

45
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
dermahleins contentierten.

12
Welchergestalt aber die protestirende stände, alß unnsere Kayserlichen gesandten die sach in
13
die weeg richten wollen, das man dem vorschlag nach die handtlung zwischen denen friedt-
14
liebenden catholischen und Augspurgischen confessionsverwandten stenden fortsezen solte,
15
dahin erklärt haben, das sie guet befinden, daß der tractat zwischen unsern Kayserlichen
16
und denen königlichen Schweedischen gesandten, wie anvor geschehen, wider angefangen
17
werden möchte, und daß sie alßdan erst mit den catholischen sich in handlung einlassen
18
wolten, wan mit der cron Schweeden diß orths nit fortzuekommen sein wurde

46
Vgl. die Relationen vom 18., 21. und 28. November 1647 (Nr.n [ 2] , [ 6] , [ 16] ).
, daß wirdt
19
gedachter ihrer liebden abgesandter ungezweifelt berichtet haben, es thuens auch beyge-
20
füegte extractus mit mehrerm außweisen.

21
Nun hetten wir nit underlassen, seither die catholische dahin beweglich anzumahnen, daß sy
22
die conferenz fortsezen thetten, gestaltsamb nunmehr alle zur stell wären. Müesten aber
23
doch besorgen, indeme das werkh den Schweedischen von den protestirenden under die
24
handt gegeben

47
Der kursächsische Ges. Leuber hatte den gen. Verhandlungsmodus selbst befürwortet (vgl.
48
[Nr. 2] ).
, es wurde wenig befürdert werden und doch endtlichen dahin außschlagen,
25
daß wir alß das wachende oberhaubt beederseits, und also sowohl bey den catholischen alß
26
Augspurgischen confessionsverwandten stände vorzugreiffen hetten. Haben demnach ihrer
27
liebden in hergebrachten hohen vertrawen unsere gedanckhen und intention über das in-
28
strumentum pacis hiemit freündtlich gnediglich eröffnen wollen, gestaltsamb sie solches
29
aus den rationibus, so unß zu ein und anderm bewogen, mit mehrerm zu erkennen hetten,
30
und ersuchen disem nach dieselbe freindt-, ohaim- und gnediglich, sie wollen sich nit allein
31
mit dieser unnser intention und waß etwan seither sich in der conferenz weiter vergleichen
32
hat lassen oder noch über dises den catholischen vermög des religionfriedens zum besten
33
erheben läst, allerdings eins sein.

34
Thetten aber ihr liebden nit verhalten, das unnsere abgesandte zum vorgrieff zu kommen
35
nicht anderst befelcht weren, es seye dan, das sie sich versichert wusten, wessen sie sich
36
hierin wegen ihr liebden beyfahl zu versichern hetten

49
In der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 waren die ksl. Ges. angewiesen worden,
50
sich vor einem eventuellen Vorgriff u.a. der Zustimmung des Kf.enkollegs sowie der mäch-
51
tigsten prot. Rst. zu versichern (vgl. [S. 126 ab Z. 4] ).
, also das umb soviel mehr die not-
37
turfft, daß wir ihrer liebden intention und wie weit wir unnß mit unserm vorgriff entlichen
38
auf sie zu verlassen haben, eigentlich und unversaumbt einziger zeit wusten, sie auch ihre
39
ministros und wir die unserigen, wan entzwischen durch die conferenz nit alles gehoben,
40
darnach instruiren mögen, ohne weliches die zeit verlohren gehen, man zu Münster und
41
Oßnabrugg nur in mehrere diffidenz gerathen und solches die Schwedischen zu ihrem in-
42
tent bestens sich zu nuz machen wurden, wolten also ihrer liebden gemüethsmeinung ie
43
eher, ie lieber gewerttig sein, gestaltsamb wir ihne, Schröder, aigens zu ihrer liebden abge-
44
schikht, damit er nit allein, wan ihr liebden ein mehrers liecht in ein und anderm passu von

[p. 213] [scan. 307]


1
unnser habenden intention verlangten, solches erstatten

26
Schröder war für diese Aufgabe insofern besonders geeignet, als er an fast allen Vorbera-
27
tungen zur Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 teilgenommen hatte.
, sondern auch, wo sie anstehen,
2
unß unversaumbt einziger zeit berichten köndte, damit wir die ferrnere notturfft ihrer lieb-
3
den darüber weiter ohne zeitversaumnus durch ihne erinnern und also mit dem instrumento
4
pacis auf ein oder andern weeg unversaumbt einziger zeit ein ganzes machen köndten.

5
Im überigen, so hetten wir dasiehnige, was ihrer liebden auf die von unserm reichsvicecanz-
6
ler bey derselben abgelegten werbung sich unter dato den sechsundzwanzisten

25
6 Octobris] In der Teilkopie und dem Konzept folgt alten calenders.
Octobris
7
erklärt

28
Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen an Kurz, Dresden 1647 Oktober 26/November
29
5. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol. 83–87’.
, unß gehorsambst vorbringen lassen, und auß derselben ihrer liebden beständige
8
inclination und eyffer zum lieben frieden mit mehrerm abgenommen.

9
Belangendt nun in specie Schleßien, so liessen wir es, soweit hiervor was im instrumento
10
begriffen, allerdings bey dem buechstaben desselben verbleiben

30
Art. V § 13 KEIPO4A garantierte die Fortdauer der Sonderrechte der schlesischen Hg.e
31
von Brieg, Liegnitz, Münsterberg-Oels und der Stadt Breslau sowie die Möglichkeit für
32
den Verbleib des prot. Adels in den schlesischen Erbft.ern (Text: Meiern IV, 572 zweiter
33
Absatz; später Art. 38–39IPO ← § 47IPM).
, gegen ihre liebden aber
11
wolten wir unß hiemit noch ferrner dahin erklärt haben, das wir noch drey kirchen den
12
Augspurgischen confessionsverwandten wolten zulassen, wan es friedt ist, auf ihren kosten
13
zu bawen, und zwar eine ausser der statt zu Jaur

34
Jauer/Jawor, Stadt im gleichnamigen niederschlesischen Ftm. ( HHStS, 206–210). Zu den
35
drei später so gen. (Friedens-)Kirchen vgl. Morawiec, 744ff; Deventer, 246–251.
, die andere ausser Glogaw

36
Glogau/Głogów, Hauptstadt des gleichnamigen niederschlesischen Hgt.s ( HHStS, 127–
37
134; Deventer, 10ff).
und die dritte
14
ausser der statt Schweiniz

38
Schweidnitz/Świdnica, Hauptstadt des gleichnamigen niederschlesischen Hgt.s (HHSTS,
39
491–496; Deventer, 10ff).
, an einem orth, welchen wir ihnen darzue außzeichnen lassen
15
werden

40
Vgl. auch das Angebot Trauttmansdorffs vom Juni 1647 ( APW II A 6 Nr. 157).
, dargegen unß gegen ihr liebden versehen, sie wurden darmit den völligen puncten
16
wegen Schlesien dergestalt allerdings beruhen lassen und umb soviel mehr darob sein und
17
andere zu einem ebenmessigen bewegen, das unß in unserm erbkönigreich und landen ein
18
mehrers alß andern königen und landtsfürsten nit zugemuettet werde, alß welches doch bey
19
unß kein weitern verfang, alß wessen wir unnß bereit im instrumento pacis erklärt und hie-
20
mit ein vor alle mahl gegen ihr liebden erklären, haben köndte und wurde.

21
Beilage [1] zu Beilage A zu Nr. 60

22
Fehlt.

23
Beilage [2] zu Beilage A zu Nr. 60

24
Fehlt.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1647 Dezember 26

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 165–166’, 168–168’, praes. 1648 Januar 5 =
5
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr.
6
1910fol. 310–311.

7
Keine Bereitschaft der protestantischen Reichsstände zu Verhandlungen über die schwedische
8
Armeesatisfaktion. Übergabe des Textvorschlags zu Vollzug und Sicherung des Friedens ge-
9
plant. Unerwünschte Erklärung der kaiserlichen Gesandten betreffend die Autonomie in
10
Niederösterreich. Einbeziehung der Verbündeten in den Friedensvertrag; Bitte um Weisung
11
zum Rechtsvorbehalt zugunsten des spanischen Königs als König von Portugal. Bitte um
12
Weisung betreffend die kurtrierischen Partikularforderungen.

13
Empfang der Hauptinstruktion vom 6. Dezember (Nr.n 29, 30), der ksl.
14
Handschreiben vom 11. Dezember (Nr.n 42, 43) sowie der Weisungen
15
vom 11. und 13. Dezember 1647 (Nr.n 41, 46). Und soviel die instruction
16
ahnlangt, werden Ewer Kayserliche Mayestätt auß unßerer negstvor-
17
gehender relation

35
Vom 23. Dezember 1647 ( [Nr. 56] ).
, waß die Schwedischen nechstverwiechenen montags
18
neben andern, sonderlich wegen bezahlung ihrs kriegsvolcks bey unß
19
auff die baan gebracht, ahnietzt aber auß beyliegender continuation pro-
20
tocolli allergnädigst ahnzuhörn haben, waß wir derentwegen bey dem
21
Churmayntzischen directorio wie auch folgendts bey denen protestiren-
22
den für erinnerung gethan, welches dan auch mit Ewer Kayserlicher
23
Mayestätt allergnädigster intention ubereinstimmen thuet, und haben
24
wir die nachricht, daß sie, protestirende, albereith sich gegen denen
25
Schwedischen unanimiter erclehrt, daß der punctus de satisfactione mili-
26
tiae biß nach vergliechener pacification allerdings eingestelt verbleiben
27
müste

36
So auch Oxenstierna in der Relation vom 24. Dezember 1647 ( APW [II C 4/1, 154 Z. 23 – 155 Z. 6)] .
. Daher wir verhoffen, es solle darbey sein bewendens haben und
28
wir immittls derentwegen unangefochten gelaßen werden.

29
Nachdem aber die protestirende unß auch angezeigt, daß die Schweden
30
darumb noch zu keiner particularhandtlung verstehen wölten, weiln wir
31
unß in puncto assecurationis et executionis in specie nichts hetten verneh-
32
men laßen

38
Betreffend den Vollzug und die Sicherung des Friedens war von den ksl. Ges. in
39
*KEIPO5* auf eine spätere Erklärung verwiesen worden: De reliquis ad assecurationem
40
executionemque pacis pertinentibus in progressu tractatus suo tempore et loco, quae
41
monitu necessaria erunt, proferentur ( Meiern IV, 832 vorletzter Absatz).
, welchs dan von unß der ursachen beschehen, damit hierinnen
33
biß auff einlangung Ewer Kayserlicher Mayestätt allergnädigsten reso-
34
lution res integra verbleiben mögt, alß wöllen wir nit underlaßen, den

[p. 215] [scan. 309]


1
hierunder in der instruction unß ahn handt gegebenen auffsatz nechst
2
vorgehender communication mit denen Churmayntz-, Trier-, Cöllen-
3
und Bayrischen gesandten noch heutigen tags denen Schwedischen und
4
protestirenden in abschrifft zuzustellen

28
Der Textvorschlag wurde nach Billigung durch die Ges. der kath. Kf.en noch am gleichen
29
Tage den Schweden und Protestanten übergeben (vgl. [Nr.n 62] und [65] ).
, nit zweifflend, sie werden
5
darauff sich allerseits mit ihrer gegenerclehrung unauffhaltlich gegen unß
6
vernehmen laßen, wir also

25
6 auch] Im Konzept nach innhalt.
auch der instruction weiter verfahrn und mit
7
nechsten Ewer Kayserlicher Mayestätt, warauff man sich endtlich zu ver-
8
laßen, in gehorsamster underthenigkeit berichten konnen.

9
Sonsten werden unßere uber die mit denen catholischen ständen von ver-
10
faßung der temperamenten gepflogene handtlungen eingeschickte under-
11
thenigste relationes verhöffentlich gnugsamb außweisen, daß darinnen
12
Ewer Kayserlicher Mayestätt allergnädigster intention gehorsamst nach-
13
gangen worden. Allein soviel die standtspersohnen in Niederosterreich an-
14
langt

30
Gemeint ist Art. V § 13 Abschnitt beginnend mit Quod vero ad Comites KEIPO4A betr.
31
die Bleibegarantie für den Adel in den schlesischen Erbfürstentümern und in Niederöst.;
32
Beschränkung dieser Garantie auf die AC-Verwandten (Text: Meiern IV, 572 zweiter
33
Absatz; später Art. V,39IPO ← § 47IPM).
, ist die erclehrung, daß es Ewer Mayestätt bey deme in instrumento
15
gesetzten paß bewenden ließen

34
Bezug auf *KEIPO5* (praes. 1647 Dezember 17), wo es heißt: Caesarea maiestas in hac
35
facta concessione finaliter perseverat ( Meiern IV, 825 fünfter Absatz).
, schon hinaußgeben gewest, ehe dan der-
16
selben resolution einkommen

36
Die Hauptinstruktion, die am 25. Dezember 1647 in Osnabrück eingetroffen war, wies
37
die ksl. Ges. an, die Bleibegarantie für den Adel auf die schlesischen Erbfürstentümer zu
38
beschränken und nicht, wie im KEIPO4A vorgesehen, den niederöst. Adel in dieses Zuge-
39
ständnis mit einzubeziehen (vgl. [Nr. 29 bei Anm. 123] ).
, und besorgen wir ohnedaß, die Schwe-
17
dischen würden sich zu außlaßung derselben nit verstehen wollen, doch
18
wöllen wir nit underlaßen, derentwegen noch einen versuch zu thuen.

19
Sodan bey einschließung der confoederirten auff Ewer Kayserlicher
20
Mayestätt seiten befinden wir, daß der fürsten und respubliquen in Italia
21
nur per generalia gedacht worden

40
Gemeint ist Art. XVI *KEIPO5* betr. Vollzug und Sicherung des Friedens (Nr. 29 Bei-
41
lage
[3]). Dort heißt es: Hac pacificatione comprehendantur ex parte serenissimi Impera-
42
toris omnes Suae Maiestatis foederati et adhaerentes, inprimis […] omnes principes et
43
respublicae Italiae […] (Text: Meiern IV, 835 dritter Absatz).
. Da wir aber besorgen, ob es gleich von
22
denen Schweden nit beschehen mögt, so werden doch die Frantzosen ad
23
individua gehen, den hertzogen von Saphoy

44
Hg. Karl Emanuel II. von Savoyen (1634–1675, 1648 volljährig), 1637 Hg. ( ABI I 256,
45
133–141; DBI XX, 340–345). Für den minderjährigen Hg. führte seine Mutter Christine
46
(1606–1663), die Tochter Kg. Heinrichs IV. von Frk. und Schwester Kg. Ludwigs XIII.
47
von Frk., von 1637 bis 1648 die Regierung ( Claretta).
wie auch die republic von
24
Venedig nominatim darin haben wollen, welchenfahls der

26
24 Florentinische] In der Kopie irrtümlich Frantzösische.
Florentinische

[p. 216] [scan. 310]


1
resident

31
Atanasio Ridolfi (gest. nach 1654), seit August 1646 Ges. des Großhg.s von Toskana
32
( Repertorium I, 534 und 537).
im nahmen seiner durchllaucht, des herrn großhertzogen

33
Ferdinando II. de’ Medici (1610–1670), 1621 Großhg. der Toskana ( DBI XLVI, 278–283).
, hie-
2
vor nachgefolgt, daß derselben wegen der praecedentz mit Savoy kein
3
praeiudicium zugezogen werden möcht. Dergleichen haben die Schwe-
4
dischen auff ihrer seiten den hertzog von Bragantza alß auffgeworffenen
5
könig in Portugal eingeschloßen

34
Johann (João) IV. von Portugal (1604–1656) war als Hg. von Braganza (seit 1630) im
35
port. Aufstand von 1640 (vgl. Valladares) zum Kg. des seit 1580 in Personalunion mit
36
der kastilischen Krone verbundenen Kgr.s Portugal erhoben worden. Die Schweden hatten
37
ihn in SEIPO2 (praes. [Osnabrück 1647 März 29], APW II A 6 Nr. 8 Beilage D; Text:
38
Meiern V, 457 –468, hier 467 achter Absatz) erstmals als Verbündeten in den Friedens-
39
vertrag aufgenommen.
, sich auch zu deßen

30
5 praeterition] In der Kopie irrtümlich praetention.
praeterition nit
6
vermögen laßen wöllen. Daher wir ein clausulam declarativam hinzuge-
7
setzt und diese inclusionem confoederatorum verfast gehabt, wie beyli-
8
gender extractus außweiset

40
Darin erklären die Ksl., daß sie niemand anderen als den span. Kg. Philipp IV. als Kg. von
41
Portugal anerkennen.
. Weil dan solches alles in Ewer Kayserlicher
9
Mayestätt instruction nit berührt wirdt, wir aber unß versiechert halten,
10
daß eins und anders von denen Schwedischen und Frantzosen nit ungeän-
11
dert werde bleiben, alß wehre unß nöttich, Ewer Mayestätt allergnädigste
12
resolution mit ehesten zu haben.

13
Und dieweil Ewer Kayserliche Mayestätt sich auch gnädigst erinnern, daß
14
vom 12. November auß Münster durch herrn graffen von Nassaw und
15
mich, Volmarn, wegen der Churtrierischen praetensionen gehorsamst
16
referirt worden

42
Text: APW II A 6 Nr. 273.
, darüber aber noch dato kein sondere resolution ein-
17
kommen, auch wie besorglich auff des Churtrierischen cantzlers

43
Anethan.
nach-
18
folg selbiger passus, gleichwie von denen Frantzosen bereiths gesche-
19
hen , auch bey dieser Schwedischen handtlung einkommen zu laßen
20
angestrengt werden mögten, so hetten wir gehorsamst zu bitten, Ewer
21
Mayestätt unß auch in diesem allergnädigst zu bescheiden geruhen wöl-
22
ten.


23
Beilagen [1] – [2] zu Nr. 61


24
Beilage [1] zu Nr. 61

25
Protokoll, Osnabrück 1647 Dezember 24. Fehlt [Kopie: RK FrA Fasz. 54d (1647 XII)fol.
26
86–86’, 98–98’] – Druck: APW III C 2/2, 930 Z. 32 – 932 Z. 10.

27
24. Dezember 1647. Die Kaiserlichen berichten Raigersperger über den Verlauf der Kon-
28
ferenz mit den schwedischen Gesandten am 23. Dezember 1647 [vgl. Beilage A[.1] zu Nr.
29
56] und befinden, es solle nicht über die schwedische Armeesatisfaktion verhandelt, sondern

[p. 217] [scan. 311]


1
zunächst die Entschädigungsfragen verglichen werden. In diesem Zusammenhang solle War-
2
tenberg den kurkölnischen Tauschplan aufgeben. Raigersperger erwidert, die Mehrheit der
3
katholischen Reichsstände würde diese Haltung teilen.

4
Nachmittags erläutern die Kaiserlichen auch den Gesandten der protestantischen Reichs-
5
stände die Gründe, warum die schwedische Armeesatisfaktion zum jetzigen Zeitpunkt nicht
6
verhandelt und zunächst der Frieden geschlossen werden solle. Die protestantischen Gesand-
7
ten stimmen den Kaiserlichen in ihrer Ablehnung der Verhandlungen über die schwedische
8
Armeesatisfaktion zu und fordern sie darüber hinaus auf, die von den Schweden geforderte
9
Erklärung über die Fragen des Vollzugs und der Sicherung des Friedens herauszugeben. Die
10
Kaiserlichen betonen, daß sie die Verteilung der Truppen in alle Reichskreise in ihren dem
11
Corpus Catholicorum vorgelegten Korrekturvorschlägen zu Art. I–XV *KEIPO4B* bewußt
12
ausgelassen hätten, und versprechen, die von den Schweden geforderte Erklärung abzugeben.

13
Beilage [2] zu Nr. 61

14
Interner Textvorschlag der kaiserlichen Gesandten zu Art. XVI *KEIPO5* betr. den Ein-
15
schluß der Verbündeten in den Friedensvertrag (lat.),s.l. [vor 1647 Dezember 26]. Kopie:
16
RK FrA Fasz 53b (1647 XII)fol. 167.

17
–/ 62/–

18

Volmar an Trauttmansdorff


19
Osnabrück 1647 Dezember 26

20
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N 81 unfol.

21
Notwendigkeit weiterer militärischer Erfolge. Übergabe des Textvorschlags zu Vollzug und
22
Sicherung des Friedens an Schweden und Protestanten (1647 XII 26). Raigersperger: Unter-
23
stützung der kaiserlichen Politik durch eine Stimmenmehrheit der katholischen Reichsstände.
24
Positive Verhandlungsaussichten.

25
Auf Schreiben vom 11. Dezember 1647

33
Nicht zu ermitteln.
. Daß dan Iglaw sich damaln denn
26
Kayserlichen waaffen widerumb ergeben

34
Die schwed. besetzte Stadt und Festung Iglau/Jihlava (Mähren) war nach wochenlanger
35
Belagerung am 7. Dezember 1647 den ksl. Truppen übergeben worden ( Höfer, 96;
36
HHStBM, 218). – Trauttmansdorff hatte die Eroberung Iglaus durch ksl. Truppen auch
37
in einem Schreiben an Nassau vom 11. Dezember 1647 erwähnt (Trauttmansdorff an
38
Nassau, Prag 1647 Dezember 11. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/58 unfol.).
, ist der Göttlichen allmacht bil-
27
lich darumb zu dankhen und ze pitten, daß auch die übrige in nechstem
28
hernachfolgen thuend. Alldieweil zu besorgen, wa disem hochmüettigen
29
feindt nit nach und nach die flikhen entzogen werden, daß sich die friden-
30
stractaten noch lang stekhen möchten.

31
Die Kayserliche instruction

39
Vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
ist wol und zu rechter zeitt eingelangt, da
32
wir eben in terminis geweßt, daß wir unß in puncto assecurationis et exe-

[p. 218] [scan. 312]


1
cutionis hetten erclären müessen. Wir haben also heüt nachmittag, dem
2
eingeschikhten proiect gmäß

31
Art. XVI *KEIPO5* ( [Beilage [3] zu Nr. 29] ).
, unser erclärung denn Schweden per secre-
3
tarium überbringen lassen, die protestierenden aber durch ein ausschuss
4
erfordert und inen ebenmässig eine abschrifft zugestellt. Also werden wir
5
gar baldt sehen, wa es hinauß will.

6
Die maiora bei denn catholischen werden nun forthien, sovil mich
7
Raigensperger vertröstet, mit ihrer Kaiserlichen majestät einstimmen.
8
Zweiffle daher nit, man werde mit denn protestierenden und durch die-
9
selben mit denn Schweden zurechtkommen. Beede vertrösten alsdann
10
auch ihr eüsseristes bei denn Franzosen anzewenden, und köndte wol ge-
11
schehen, wann man nur catholischentheils die Franzosen nit gar zu sehr
12
supportirn würdt, daß entlich ein gmeiner unwill auff dieselben außschla-
13
gen dörfft. Verhoff demnach, über 8 tag Euer Excellenz in allen sachen
14
ein mehrer gwißheit ze referirn.

15
–/ 63/–

16

Nassau an Ferdinand III.


17
Münster 1647 Dezember 27

18
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 215–215’, 218–218’ = Druckvorlage –
19
Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

20
Unterredung mit Peñaranda (1647 XII 25): Abschluß der spanisch-niederländischen Ver-
21
handlungen, baldige Publikation des Friedensschlusses erwartet.

22
Französische und spanische Erklärungen betreffend Lothringen. Postwesen.

23
Vorgestern hatt herr graff Peneranda mir die ehr gethan und mich in noch
24
wehrender meiner schwachheit abermahln besucht, wobey von ihro ex-
25
cellenz vernommen, wie daß nunmehr zwischen ihnen, königlich Spa-
26
nischen, und denen generalstaaden der vereinigten Niderlanden alle
27
puncten, nichts außgenommen oder ubrig, zu beyderseits contento aller-
28
dings verglichen und also der fridt gäntzlichen geschlossen und gemacht
29
wehre

32
Nachdem im September 1647 noch einmal kurzzeitig Bewegung in die span.-ndl. Verhand-
33
lungen gekommen war (ndl. Proposition, Münster 1647 September 12; span. Responsion,
34
Münster 1647 September 22; ndl. Replik, Münster 1647 September 28; vgl. APW [II B 6, 429 Anm. 3] , [507 Anm. 4] und [Nr. 182 Beilage 1] ), einigten sich Peñaranda, Brun und Knuyt
36
am 27. Dezember 1647 verbindlich auf einen Friedensschluß auf der Grundlage der Pro-
37
visionalartikel vom 8. Januar 1647 (Text der gemeinsamen Erklärung: DuMont VI/1,
38
427f).
. Und alß ich ihn gefragt, ob die publication paldt vor sich gehen
30
wurdt, hatt er mir geantworttet, daß daruber mitt denen Holländeren täg-

[p. 219] [scan. 313]


1
lich tractirt wurdt, er könte aber selbst nitt gedencken, warumb man Hol-
2
ländischerseits sich damitt auffhalten thue.

3
Hatt mir sonsten auch communicirt, wessen er sich letzt gegen die Frant-
4
zosen wegen deß hertzogs von Lothringen schrifftlichen durch die herrn
5
mediatores erclehrt, waß auch die Frantzösische gesandte darauff anitzo
6
vor wenig tagen replicirt hetten

20
Nachdem die Mediatoren die beiliegenden Erklärungen der Verhandlungsparteien betr.
21
Lothringen der jeweiligen Gegenseite zunächst nur mündlich vorgetragen hatten, verein-
22
barten Chigi und Peñaranda am 20. Dezember 1647, daß beide Seiten ihre Erklärungen
23
betr. Lothringen schriftlich austauschen. Daraufhin wurde die frz. Erklärung (vom 1. De-
24
zember 1647) am 20. oder 21. Dezember den Spaniern, die span. Erklärung (dat. auf den
25
11. Dezember, den Mediatoren praes. am 13. Dezember 1647) am 21. Dezember 1647 den
26
frz. Ges. übergeben (vgl. hierzu demnächst APW II B 7). Die frz. Erklärung betr. Lothrin-
27
gen ist also nicht, wie hier von Nassau mißverständlich dargestellt, als Reaktion und Ge-
28
generklärung auf die Erklärung der span. Seite zu verstehen.
, welches Euer Kayserlicher Mayestät ich
7
allerunderthänigst hiebeylegen sollen. Post: Gründe für die Verzögerungen
8
in der Postübermittlung.


9
Beilagen [1] – [3] zu Nr. 63


10
Beilage [1] zu Nr. 63

11
Spanische Erklärung betreffend Lothringen (span.),s.l. 1647 Dezember 11

29
Chigi schriftlich praes. Münster 1647 Dezember 13; den frz. Ges. mündlich praes. Münster
30
1647 Dezember 14; den frz. Ges. schriftlich praes. Münster 1647 Dezember 21 (vgl. dem-
31
nächst in APW II B 7: Beilage 2 zum Memorandum Longuevilles, d’Avaux’ und Serviens
32
[für Ludwig XIV.], Münster 1647 Dezember 23).
. Kopie: RK FrA
12
Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 207; ebenda Fasz. 54d (1647 XII)fol. 21; GehStReg Rep. N
13
Ka. 96 Fasz. 68 pars 9 Nr. 25; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

14
Beilage [2] zu Nr. 63

15
Französische Erklärung betreffend Lothringen (frz.), [praes. Münster 1647 Dezember 1]

33
Den span. Ges. mündlich praes. Münster 1647 Dezember [2]; den span. Ges. schriftlich
34
praes. Münster 1647 Dezember [21] (vgl. demnächst in APW II B 7: Beilage 1 zum Me-
35
morandum Longuevilles, d’Avaux’ und Serviens [für Ludwig XIV.], Münster 1647 De-
36
zember 23; außerdem Tischer, Diplomatie, 400 Anm. 301).
.
16
Kopie: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 209; KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

17
Beilage [3] zu Nr. 63

18
Postmeister zu Köln an Postmeister zu Münster, Köln 1647 Dezember 22. Ausf.: RK FrA
19
Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 216–217 – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

2

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1647 Dezember 28

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1929fol. 13–14, [praes. 1648 Januar 15] = Druck-
5
vorlage
– Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 203–204.

6
Auslassung oder Änderung des braunschweigischen Textvorschlags zur Sicherung der reichs-
7
ständischen Rechte beim Vollzug des Friedens.

8
Ihr werdet aus unsern negstabgangenen recepisse den fünffundzwanzi-
9
gisten dises zuendt lauffenden monats Decembris

28
Ferdinand III. an Lamberg und Krane, Prag 1647 Dezember 25. Ausf.: RK FrA Fasz. 92
29
XIII nr. 1920fol. 389–389’ – Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 187–187’. Im
30
Konzept ist die Datierung auf den 28. Dezember 1647 geändert (ursprünglich 25. Dezem-
31
ber).
mit mehrerm vernom-
10
men haben, das wir eüer relation vom neündten ieztgemeltes monats
11
sambt dem einschluß des Braunschweigischen proiect, wie sich die nechst-
12
angränzende ständt in puncto satisfactionis coronarum zu versichern, da-
13
mit dieselbige nit weiter, alß in erfolgenden friedenschlues versehen, in
14
ihren iuribus eintrag thuen, zu beobachten begeren, empfangen haben.

15
Nun verhoffen wir, daß durch dasiehnige, so in unnserer instruction und
16
instrumento pacis ratione executionis iam dictae pacis versehen

33
Bezug auf die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 (Nr. 29 ab Anm. 157) sowie den
34
dort beiliegenden Art. XVI *KEIPO5* (Beilage [3] zu Nr. 29).
, wir aller
17
chur-, fürsten und ständt des Reichs genugsamb versichert sein und
18
dahero diser articul nit vonnötten ist, ia wohl ander sachen darunter ver-
19
borgen ligen mögen und zu newen disputaten ursach geben könten. Ist
20
derowegen unnser gnedigster bevelch, im fall res integra, disen paragra-
21
phus ganz außzulassen. Sollet ihr aber eüch destwegen in etwas eingelas-
22
sen haben

35
In der Tat hatten die ksl. Ges. den Textvorschlag Langenbecks als neuen Art. XV in den
36
*KEIPO5* eingefügt (Text: Meiern IV, 832 drittletzter Absatz; vgl. auch die Relation
37
vom 9. Januar 1648, d.i. Nr. 78 bei Anm. 8).
, so wollet ihr anstatt der wörtter „nec ullum immediatum Im-
23
perii statum“ sezen „nec Imperatorem, electores, domum Austriacam,
24
principes et status Imperii sive immediatos sive mediatos et civitates An-
25
seaticas, cuiuscunque ordinis etc.“, dan wir gleichwohl unnser der chur-
26
fürsten, auch fürsten und ständen des Reichs gethane versicherung unnß
27
obligendt zu sein befinden.

2

Lamberg und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1647 Dezember 30

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 170–171’, 176–177’, praes. 1648 Januar 8 =
5
Druckvorlage – Kopie: ebenda fol. 172–175 – Kopie (mit gekürztem Text): KHA A 4 nr.
6
1628/44 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1911fol. 313–317.

7
Aushändigung des kaiserlichen Textvorschlags zu Vollzug und Sicherung des Friedens an
8
Schweden und Protestanten (1647 XII 26). Verzögerung des Beginns der Verhandlungen
9
mit Schweden.

10
Unterredung mit den schwedischen Gesandten (1647 XII 30): deren Forderung nach 1.) Zeit
11
für weitere Beratungen und Beibehaltung der im KEIPO4A verglichenen Punkte, 2.) Ver-
12
handlungen über schwedische Armeesatisfaktion, 3.) Festlegung der Reihenfolge der Ver-
13
handlungspunkte; Antworten der kaiserlichen Gesandten hierauf; erneute Forderung Sal-
14
vius’ nach Verhandlungen über schwedische Armeesatisfaktion; Kritik der schwedischen
15
Gesandten an den kaiserlichen Vorbehaltsklauseln in den Amnestiebestimmungen, Beispiel
16
Baden-Durlach; Titel „semper Augustus“; angebliche Beweise der schwedischen Gesandten
17
für den nicht vorhandenen Friedenswillen des Kaisers.

18
Zweifel an der Friedensbereitschaft Schwedens.

19
Eur Kayserlicher Mayestät haben wir in negstvorgehender relation

36
Vom 26. Dezember 1647 ( [Nr. 61] ).
aller-
20
underthänigst angezeigt, waßmaassen wir den überschickhten aufsaz in
21
puncto assecurationis et executionis pacis

37
Art. XVI *KEIPO5* ( [Nr. 29 Beilage [3]] ).
nach vorgangner communica-
22
tion mit denn catholischen churfürstlichen gesandten folgendts auch denn
23
Schweden und protestierenden in abschrifft zuekommen lassen wolten.
24
Weil dann ermelte churfürstliche gesandten darwider kein bedenckhen
25
gehabt, ausser das sie nach dem wortt „acquisitis“ dise nachfolgende „ces-
26
santibus etiam pactis et foederibus huic restitutioni adversantibus“ bey-
27
zusezen begert

38
In dem Handexemplar der ksl. Ges. ist dieser Zusatz auf einem eingelegten, von Volmar
39
beschrifteten Zettel vermerkt ( RK FrA Fasz. 92 XIIIfol. 293).
, also haben wir die darvon genomne abschrifften denn
28
Schweden und protestierenden zuestellen lassen

40
Der Textvorschlag zu Vollzug und Sicherung des Friedens war noch am 26. Dezember
41
1647 an die Schweden und Protestanten ausgehändigt worden (vgl. auch APW [III C 2/2, 933 Z. 1–4] ).
, gestalten sich die pro-
29
testierenden erbiettig gemacht, bey denn Schweden inständig anzutreiben,
30
das die conferenzen mit uns fortgesezt werden möchten, und haben auch
31
am negstverwichnen sonnabendt [ den 28.] ein deputation zu dennselben
32
abgeordnet und begert, das sie solche conferenz über alle von uns auß-
33
gehendigte temperamenta

43
*KEIPO5* .
antretten und lenger nit anstehen lassen wol-
34
ten. Dessen die Schweden sich auch erbotten und von selbst ganz begihrig
35
erzeigt, mit vermelden, obschon die ordnung an uns wer, das wir sie be-

[p. 222] [scan. 316]


1
suechen solten, so wolten sie iedoch dessen nit achten, sondern als gestri-
2
gen tages sich bey uns anmelden lassen.

3
Als wir aber gestern zue dem Oxenstirn geschickht und befragen lassen,
4
ob sie mit irer gegennothurfft gefast, so wolten wir uns, uf zeit und stundt
5
es inen gelegen, zur handlung einstellen, hat er, Oxenstern, zur antwortt
6
ertheilt, sie hetten für das besser befunden, sich uf einmal über all unsere
7
declarationes sambtlich zu erclären, und were Salvius eben im aufsaz be-
8
griffen. Verhoffte, weil wir unserstheils auch etwas

36
8 zeit] In der Kopie KHA folgt sonderlich die catholischen stände etliche monatten damit
37
zugebracht.
zeit darmit zue-
9
gebracht, wir wurden uns nit beschweren, noch ein tag, zween oder drey
10
zuezuwartten.

38
10 Anheüt] In der Kopie KHA folgt nur noch Stehen also in erwahrtung, wan sich die
39
Schwedischen zur conferentz werden ahnmelden wöllen. Danach Ende der Kopie.
Anheüt aber, nach 10 uhr, schickhen sie und lassen anzei-
11
gen, sie heten heüt vormittag unser erwarttet und nit gewüst, was die ur-
12
sach unsers außbleibens, bis sie im nachfragen erfahren, das dasihenig, so
13
sie verordnet gehabt, nit were außgerichtet worden. Stelten zue unserem
14
belieben, ob wir nachmittag umb 1 uhr zu inen kommen oder, wa es uns
15
ungelegen, bis auf morndrigen tag anstehen lassen wolten. Wir haben uns
16
hierauf gleich zu der bestimbten stundt zu inen verfüegt und zu vernem-
17
men begert, ob sie der handlung ein anfang wolten machen.

18
Die proposition aber ist vom Oxenstirn also formiert worden, das wir
19
wol gesechen, inen vor dißmal was haubtsächlichs zu tractieren kein
20
rechter ernst sey. Dann erstens sagte er, sie hetten zwar nit underlassen,
21
denn sachen ires ortts nachzugedenckhen, befinden aber, das inen nit un-
22
gleich außzudeütten, wann sie schon noch ein tag, zween oder drey dar-
23
mit zuebringen müesten, sonderlich weil sie anheüt mit abferttigung irer
24
postschreiben beschäfftigt. Gleichwol sechen sie, das man unserseits alles
25
ab ovo

40
Sprichwörtliche Formulierung für „vom ersten Anfang an“ ( Otto, 261 nr. 1318).
zu disputieren gemeint, da aber irerseits darfürgehalten werde,
26
das es bei demihenigen, was mit herrn grafen von Trautmanßdorff ver-
27
glichen

41
KEIPO4A .
, sein verbleibens haben und allein von denen noch streittigen
28
puncten gehandlet werden soll, wie dann auch die protestierenden diser
29
mainung seyen und sich derentwegen gegen uns in schrifften erclären
30
werden

42
Vgl. später die Rationes der prot. Rst. für die Beibehaltung des *KEIPO4B* ,s.l. [vor 1648
43
Januar 17] ( [Nr. 97 Beilage [1]] ).
.

31
Sodann vermerckhen sie, das in unseren declarationibus die satisfactio
32
militiae noch alleweil in incerto gelassen werde, da doch ohne determina-
33
tion dessen man zue keinem vergleich wurde gelangen mögen.

34
Drittens, ob sie gleich dessen alles ungehindert mit uns in conferenz über
35
die zuegestelte declarationes eintretten wolten, so were doch vorderist

[p. 223] [scan. 317]


1
davon zu reden, was vor eine ordnung darinn zu halten und ob nit der
2
punctus satisfactionis

38
Gemeint ist die schwed. Armeesatisfaktion.
vor handt zu nemmen.

3
Unser antwortt ist dahin gestelt gewesen, erstlich wolten wir inen der
4
postexpeditionum halber kein hindernus machen, sondern liessend zu
5
irem belieben gestelt sein, wann sie nach gehabtem genuegsamen bedacht
6
die sachen haubtsächlich mit uns vornemmen wolten. Wir werden uns
7
alle stundt darzue ferttig halten.

8
Was aber zum andern die andung wegen derihenigen articul, so ver-
9
glichen sein sollen, belangte, da wer von uns schon mehrmaln darauf ant-
10
wortt geben worden

39
Zuletzt am 23. Dezember 1647 (vgl. [ Nr. 56 Beilage A[.1]] , hier APW [III C 2/2, 928 Z. 12– 17] ).
, und wer ia an sich selbst kundt und offenbar, das
11
weder Eur Kayserliche Mayestät noch die catholischen durch einige
12
formbliche acceptation von der gegenpart versichert gewesen, das es
13
eben bei deme, so man aniezt für verglichen halte, ungeachtet die waaffen
14
denselben mehrers fürgetragen, gelassen werden solte. Daher nit billich,
15
das man die catholischen so praecise daran binden soll. Wir versechen
16
uns, sie werden inen nit lassen entgegen sein, über die eingeliferte decla-
17
rationes mit uns in handlung zu tretten. Die werde schon zeigen, was
18
verglichen oder nit verglichen sey.

19
Drittens die ordnung, so hierinn zu halten, betreffend, gelte uns zwar
20
gleich, man fange ahn, wa man wolle, aber zu vermeidung aller confusion
21
hielten wir darfür, das man der ordnung dess instrumenti nachgehen
22
solte, dann diß were ordo naturalis und wurde die erlädigung dess vor-
23
gehenden ieweils auch zu außrichtung dess nachfolgenden dienstlich sein
24
könden.

25
Endtlich wüsten wir uns wol zu erinneren, waß sie wegen der satisfaction
26
irer militiae mehrmals angemahnt. Wir hetten auch nit underlassen, mit
27
beederseits religion zuegewandten ständen darvon zu reden, befinden
28
aber, das sich noch derzeit kein theil darzue verstehen wöll, ehe und
29
dann man super conditionibus pacis miteinander verglichen

41
Vgl. das Protokoll vom 24. Dezember 1647 ( [Nr. 61 Beilage [1]] ).
. Sie hetten
30
doch aus unserm proiect super assecuratione et executione pacis clärlich
31
abzunemmen, das solche satisfactio nit verworffen, sondern conclusa pace
32
richtig zu machen bedingt werde

42
Vgl. Meiern IV, 834 sechster Absatz (praevia conventa satisfactione ) und bes. ebenda,
43
835 vorletzter Absatz. Auch in Art. IX § 4 Absatz beginnend mit Tandem Cæsarea
44
KEIPO4A war bereits die Zahlung einer Armeesatisfaktion für die schwed. Truppen vor-
45
gesehen
(Text: Meiern IV, 580 vorletzter Absatz).
, und sechen wir einmahl nit, wie aniezt
33
mit einiger schleinigkeit darvon gehandlet werden könne, dann solang die
34
stände undtereinander nit verglichen, so werden in deliberatione dises
35
punctens allerhandt mißtraüliche absechen gefüehrt und dardurch die
36
sachen merckhlich gesteckht werden. Derentwegen solche consultation
37
einmal so lang werde instandt halten müessen.

[p. 224] [scan. 318]


1
Hierauf hat der Salvius die red genommen, vorderist nochmaln darauf
2
getrungen, das die satisfactio militiae solte wenigist soweit richtig ge-
3
macht werden, das die soldatesca wissen köndt, waran sie sich zu halten.
4
Wir solten nur sechen, das diser punctus sein erlädigung bekommen mög,
5
alßdan wolten sie in übrigen mit uns bald einig werden.

6
Demnegst hat er den punctum amnestiae

31
Art. IV KEIPO4A betr. die Amnestie im Einzelnen.
summariter zu berüeren ange-
7
fangen. Es wurden nemblich allerhandt clausulae salvatoriae angehenckht,
8
so seines erachtens nit nöthig, weil eim ieden durch die restitution nur
9
sovil rechtens, als er bevor gehabt, eingeraumbt wurde. Exemplificiert
10
hierbei mit der Baden Durlachischen sach etc., das die auch in pristinum
11
statum zu sezen und hernach erst herrn marggraf Wilhelmen sein weiter
12
recht außzuüeben vorbehalten werden solle

32
Art. IV § „Fridericus marchio Badensis“ *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 822 vierter Ab-
33
satz) bestätigte die Regelung für die badische Streitsache im KEIPO4A , die Mgf. Friedrich
34
von Baden-Durlach (1573–1638; 1604–1622 Mgf.) die vollständige Restitution zu Gunsten
35
Mgf. Wilhelms von Baden-Baden verweigerte (Text: ebenda, 561 letzter Absatz).
. Oxenstern namb das wortt
13
„semper Augustus“ als eine neüerung herfür, vorgebend, es wer doch mit
14
herrn grafen von Trautmanßdorf verglichen, selbiges außzulassen

36
Im *KEIPO5* wurde die Einfügung des Titels semper Augustus in die Präambel des
37
Friedensvertrags gefordert (Text: Meiern IV, 821 ). Am 20. August 1647 hatten die
38
schwed. Ges. noch argumentiert, die Einfügung des Titels seie eine newerung und mit
39
herrn Volmar anders vergliechen worden (vgl. APW II A 6 Nr. 207 Beilage [A]).
. Wir
15
haben in eim und anderm unsere contradictiones einzuwenden nit erman-
16
glet, sonderlich erinnert, das die vocula „Augustissimus“ zwar wol

40
Vgl. bspw. die Konferenz zwischen Ksl. und Schweden am 24. April 1647, in der die
41
schwed. Ges. den gen. Titel für Ferdinand III. ablehnten ( APW II A 6 Nr. 46).
, aber
17
„semper Augustus“ niemaln in controversia gewesen. Sei ein titulus ordi-
18
narius Eur Kayserlicher Mayestät, den außzulassen uns als Kayserlichen
19
ministris nit gebüren wolte.

20
Aber es waren unsere ein- und gegenreden wenig geachtet, und kämen sie
21
letstlich mit einer ihrem vorgeben nach aus Franckhfurt inen zuegeschrib-
22
ner, aber allem ansechen nach von inen selbst erdichter relation aufgezo-
23
gen. Darin stehet, dz von glaubhafften ortten bericht werde, Eur Kayser-
24
liche Mayestät haben sich einmal resolviert, von Spania nit separieren ze
25
lassen und derentwegen uns bevolchen, das wir zwar die tractatus alhie
26
reassumieren, aber doch nur aufziechen und zu keinem schluss fürschreit-
27
ten solten, bis man die campagna wider an der handt haben

42
Den Verdacht, daß die Ksl. die Verhandlungen wegen der fehlenden Übereinkunft zwi-
43
schen Spanien und Frankreich hinauszögern würden, äußerten die schwed. Ges. auch in
44
ihrer Relation an Kg.in Christina vom gleichen Tage; das vermeintliche Schreiben legten
45
sie allerdings nicht bei ( APW [II C 4/1 Nr. 98] ). Die ksl. Ges. überschickten eine Kopie des
46
gen. Schreibens am 9. Januar 1648 an den Ks. ( [Nr. 78 Beilage 1] ).
. Item, das
28
Churbrandenburg sich auch entschlossen, mit Eur Mayestät wider die
29
Schweden sich zu coniungieren, worauß, sagten sie, genuegsamb zu ver-
30
spihren sey, das man an seitten Eur Mayestät keinen friden begehr.

[p. 225] [scan. 319]


1
Wür haben inen gleich zu verstehen geben, das diß alles nur erdichte
2
sachen seyen. Wir heten einmahl bevelch, mit inen zu schliessen, wolten
3
es auch gern thuen, wann sie sich nur der billicheit accommodieren
4
theten. Mithin haben wir unsern abschid genommen und müessen nun
5
gewärttig sein, wann und waß sie ferrers in particulari an uns bringen
6
werden. Scheint wohl, das sie schlechten lust zu entlichem schluß haben.
7
Morgen werden wir hievon sowol mit denn protestierenden als catho-
8
lischen communicieren.

9
–/ 66/–

10

Volmar an Trauttmansdorff


11
Osnabrück 1647 Dezember 30

12
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 115 Z 9 N 81 unfol.

13
Postangelegenheiten. Destruktive Verhandlungsführung der schwedischen Gesandten, Hoff-
14
nung auf direkte Verhandlungen mit den protestantischen Reichsständen. Rachepläne
15
Schwedens an Kurbayern. Douglas.

16
Auf ein Schreiben vom 14. Dezember 1647

29
Nicht zu ermitteln.
: Verzögerung in der Post-
17
zustellung
. Unsere Schweden haben sich bei heüttiger conferentz wol
18
schlecht angelassen

30
Ausführlich hierzu: [ Nr. 65] .
. Mich gedunkht, sie haben inen vorgenommen, so-
19
wol die protestierenden als unß zu betrüegen. Tringen auff die satisfactio-
20
nem militiae, wölcher punctus, so der vor der pacification und sonderlich
21
ante transactionem gravaminum et aequivalentiarum tractirt werden solt,
22
sonder allen zweifel die catholischen und protestierenden noch mehrers
23
aneinanderhetzen würdt. Wir werden morgen mit ettlichen von der
24
sachen reden. Wann die protestierenden nit sich zu einer immediattracta-
25
tion mit unß resolvirn, so besorg ich, werden wir nit auß dem handel
26
kommen.

27
Einmal gedenkhen sich die Schweden an Churbayern ze rechen

31
Kf. Maximilian von Bayern hatte am 14. September 1647 den Ulmer Waffenstillstand ggb.
32
Schweden aufgekündigt.
.

28
[PS] Duglaß

33
Robert Douglas (1611–1672), 1647 schwed. Generalleutnant, im März 1647 schwed. Un-
34
terhändler bei den Ulmer Waffenstillstandsverhandlungen ( Douglas). Entgegen den Ge-
35
rüchten war Douglas während der Belagerung der kurmainzischen Burg Gleichenstein im
36
südlichen Eichsfeld nur verwundet worden ( Höfer, 148f).
soll vorm schloss Gleichenstein erschossen worden sein.

2

Ferdinand III. an Nassau und Volmar


3
Prag 1647 Dezember 31

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1932fol. 29, praes. 1648 Januar 14 = Druckvorlage
5
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

6
Mahnschreiben Chigis an Ferdinand III.

36
Vgl. dazu [Nr. 36 Anm. 2] . Eine Antwort Ferdinands III. ist wahrscheinlich nicht ergangen.
37
Hingegen hat Trauttmansdorff das an ihn gerichtete Schreiben Chigis kurz und „nahezu
38
unhöflich“ unter dem Datum des 21. Dezembers 1647 beantwortet ( Repgen, Kath. Kirche,
39
39).

7
Waß unß von dem zue denen Münsterischen friedenshandlungen verord-
8
neten pabstlichen nuncio für eine errinderung eingelangt, das habt ihr auß
9
beyverwahrter abschrifft mit mehrerm zue vernehmen. Wir werden nicht
10
undterlaßen, hierauf mit dem negsten die notturfft zue bedenkhen undt
11
zue andtworten.

12
Beilage [1] zu Nr. 67

13
Chigi an Ferdinand III. (lat.), Münster 1647 November 25. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIV ad
14
nr. 1932fol. 30–31 = Druckvorlage – KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Druck (mit wenigen
15
Abweichungen): Ziegelbauer, 44.

16
Quanquam de Sacra Caesarea Maiestate Vestra plurimum in Domino confidens pro ingenita
17
eius pietate commissoque a Deo munere advocati ac defensoris sanctae Romanae ecclesiae
18
speravi semper ac spero eandem in religione catholica eiusque personis, bonis ac iuribus
19
tuendis strenue fortiterque allaboraturam, tamen omittere non possum opportuno hoc tem-
20
pore, quo mandasse dicitur suis plenipotentiariis, ut pacem cum haereticis omnino conclu-
21
dant, quin huiusmodi fiduciam meam hisce literis testatam facerem simulque rogarem, man-
22
det iisdem serio, ut causam Dei

35
22 omnibus] Fehlt in der Kopie KHA .
omnibus aliis rebus praehabendo minime laedi patiantur
23
neve permittant ullo pacto violari sanctorum patrum consilia, conciliorum aecu[m]e[n]ico-
24
rum decreta, Summorumque Pontificum constitutiones, quicquid enim contra fieri contin-
25
gat, uti multoties ipsis coram per quadriennium inculcavi et protestatus sum. Ita quoque
26
Maiestati Vestrae Caesareae humiliter, fortiter tamen ex Apostolicae Sanctae Sedis ministe-
27
rio, quo fungor, insinuo atque edico improbatum improbandumque a me fuisse ac fore co-
28
ram hominibus et coram Deo, qui nos iudicaturus est et qui corda regum eorumque a con-
29
siliis, qua politicis, qua theologicis, in manu habet. Supplex oro Sacram Maiestatem Vestram,
30
ut concepta haec atque in honoris ac salutis suae directa securitatem verba a devoto sibi
31
animo calamoque promanantia aequi bonique consulat. Ita enim fiet, ut eadem Vestra Sacra
32
Maiestas diuturna in terris, perpetua in caelis felicitate fruatur, qualem impensa atque im-
33
pendenda in id ipsum opera pollicetur quamque interim ego precor a Domino una cum
34
humillima omnium obsequiorum meorum oblatione.

2

Nassau an Ferdinand III.


3
Münster 1647 Dezember 31

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (1647 X–XII)fol. 219–221, PSfol. 205–205’

30
Das PS dieser Relation liegt irrtümlich der Relation vom 24. Dezember 1647 ( [Nr. 58] ) bei.
, [praes. 1648
5
Januar 10] = Druckvorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.

6
Unterredung mit den Mediatoren (1647 XII 29): strikte Ablehnung von Verhandlungen mit
7
Hg. Karl IV. von Lothringen durch Frankreich, dafür Angebot anderweitigen Entgegen-
8
kommens (Unterhalt, alternative Interessenvertretung); Ablehnung durch die kaiserlichen
9
Gesandten.

10
Unterredung mit Flodorp (1647 XII 30): niederländische Vermittlungsbemühungen in den
11
spanisch-französischen Verhandlungen; niederländischer Kompromißvorschlag in der Loth-
12
ringenfrage, keine Kenntnis Peñarandas hiervon.

13
Erfolgreicher Abschluß der spanisch-niederländischen Verhandlungen.

14
PS Empfangsbestätigungen.

15
Vorgestern haben die herren mediatores, ein jeder absönderlich, mich be-
16
sucht und beyde referiret, daß die Frantzosen, ohngehindert aller remon-
17
strationen, noch ieweils bestendig auff ihrer gefasten meinung wegen deß
18
hertzogs von Lothringen verharreten und mitt demselben keineswegs
19
alhier tractiren wolten. Bezögen sich allemahln auff die außschliessung
20
in den praeliminaribus

31
Hg. Karl IV. von Lothringen war im Hamburger Präliminarvertrag vom 15./25. Dezem-
32
ber
1641 nicht ausdrücklich von den Verhandlungen ausgeschlossen worden (vgl. [Nr. 58] bei
33
Anm. 2: an dieser Stelle heißt es korrekter, daß der Hg.
in den praeliminarien nitt einge-
34
schlossen wehre).
und die vorgangene tractaten zu Pariß

35
Pariser Vertrag vom 29. März 1641 (Text: DuMont VI/1, 211f).
, gäben
21
dabey auch vor, der hertzog wehre eines solchen humors, wan seine furst-
22
liche durchlauchtt zu diesen tractaten admittirt, wurden sie newe instro-
23
wungen machen und dardurch nur confusiones, viele newe difficulteten
24
und verlängerung deß friedenschluß verursachen, und zwarn do mehr,
25
weiln erstlichen zu disputiren sein wurde, ob ihrer durchlauchtt, dero ge-
26
mahlin

36
Nicole (1608–1657), Erbtochter Hg. Heinrichs II. von Lothringen (1563–1624, Hg. 1608),
37
seit 1621 mit Karl von Vaudémont, dem späteren Hg. Karl IV. von Lothringen, verheira-
38
tet. Karl IV. war in den Jahren 1624/25 auf rechtlich zweifelhafte Art und Weise und ge-
39
gen den begründeten Anspruch seiner Gemahlin Nicole an die Herrschaft in Lothringen
40
und Bar gelangt ( Tischer, Diplomatie, 191f).
oder dero herrn bruder

41
Nikolaus Franz von Lothringen (1609–1670); 1634 Hg. von Lothringen und Bar ( Poull,
42
239ff). Nikolaus Franz war der jüngere Bruder Hg. Karls IV. und hatte die Herrschaft in
43
Lothringen und Bar nach dessen Abdankung übernommen.
daß landt gepuhren und zukommen solt.
27
Liessen iedoch sich vernemmen, wan die Kayserliche oder auch die kö-
28
niglich Spanische fur den hertzogen mitt ihnen handlen wolten, daß sie
29
darzu nitt ungeneigt, zumahln sie auch ietzt newlichen gnugsamb anlaß

[p. 228] [scan. 322]


1
darzu geben, indem sie sich gegen dieselbe erclehrt hetten, waß sie dem
2
hertzogen jährlichen zu seiner satisfaction zu geben gedächten

30
Gemeint ist die frz. Proposition Pour l’affaire du Duc Charles De Lorraine, [praes. Chigi
31
Münster 1647 Juli 19] (Text: NS IV, 375; vgl. auch APW [II B 6 Nr. 64 Anm. 29] ). Darin
32
wurden Hg. Karl IV. jährlich 100 000 Taler, seiner Gemahlin Nicole und seinem Bruder
33
Nikolaus Franz jährlich 40 000 Taler Unterhalt in Aussicht gestellt ( Mohr, 358, allerdings
34
mit falscher Zahlenangabe).
und daru-
3
ber derenselben antwort bißher erwartendt gewest wehren. Seien auch
4
erpietig, denjenigen, so deß hertzogs interessi alhier tractiren wolten, alß
5
etwan einem Verdunischen gesandten (wie sie vor diesem dem Rousselot
6
gegeben

35
Der lothringische Interessenvertreter Rousselot war Ges. des Bf.s von Verdun (Franz von
36
Lothringen-Chaligny, 1599–1672, 1623 Bf.). Hg. Karl IV. von Lothringen hatte Rousselot
37
am 24. Mai 1646 mit der Vertretung der lothringischen Interessen beauftragt, nachdem sich
38
eine offizielle Beschickung des Kongresses aufgrund der frz. Paßverweigerung als unmög-
39
lich erwiesen hatte ( Mohr, 351–357).
) oder sonst unter eines anderen nahmen, gantz aber nitt alß
7
einem Lothringischen gesandten, paß zu ertheilen.

8
Ich hab ihnen unter anderen geantworttet, daß die Frantzosen durch diese
9
ihre repugnantz in einer so pilliger sach gnugsamb erscheinen liessen, daß
10
sie keine rechte lust zum frieden hetten. Ewer Kayserlicher Mayestät und
11
der cron Spanien meinung wehre niemahlen gewest, wie auch noch nitt,
12
ein so hohes, uhraltes furstliches hauß und den hertzögen alß ihren con-
13
foederirten und noch auff heutige stundt mitt den waaffen assistirenden
14
bey diesen tractaten außschliessen zu lassen. Daß sonsten seine furstliche
15
durchlauchtt ursach zu auffziehung der tractaten zu geben begehren sol-
16
ten, darzu wehre kein apparentz, es hetten Ewer Kayserliche Mayestät
17
sowohl alß königliche mayestät in Hispanien bey der gantzer handlung
18
gnugsamb erwiesen, daß sie die tractaten niemahln auffzuziehen, sondern
19
vielmehr nach aller möglichkeit zu befurderen begehrten, also es dieser
20
vorsorg nitt vonnöthen hab.

21
Die herren mediatores replicirten, daß sie denen Frantzosen alles gnug-
22
samb repraesentirt und vorgehalten hetten, aber nichts außrichten kön-
23
nen.

24
Folgenden tags hatt mich der graff von Flodorff

40
Adriaan Balthasar Gf. von Flodorp (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden), ndl.
41
Militär; er gehörte dem geldrischen Adel und den geldrischen Provinzialstaaten an
42
( Gloria Parendi, 785f).
, so auß den Uniirten
25
Niderlanden und ein standt vom hertzogthumb Geldern ist, visitirt, von
26
deme ich verstanden, daß ihr status noch immerzu continuire, sich euße-
27
rist zu bemuhen, die beyde cronen Spanien und Franckreich auch zu ver-
28
gleichen. Ihme gedauchte aber die meiste difficultet in puncto Lothringen
29
zu sein, deßwegen dan sie, Holländische, in vorschlag gebracht hetten

43
Zu den Vermittlungsvorschlägen des ndl. Ges. Knuyt in den span.-frz. Verhandlungen vgl.
44
Poelhekke, Vrede, 482–485; Tischer, Diplomatie, 401f; demnächst in APW II B 7:
45
d’Avaux an Mazarin, Münster 1647 Dezember 30, sowie Longueville an Mazarin, Mün-
46
ster 1647 Dezember 30).
,

[p. 229] [scan. 323]


1
obs nitt bey voriger, dem instrumento pacis einverleibter generalclausul
2
(ohne ein oder anderen zu specificiren oder zu excludiren), nemblich
3
daß ein jeder seinen confoederirten und adhaerenten assistiren möge, zu
4
lassen

29
Am 27. September 1647 waren die Art. 1–17 und 19–21 des span.-frz. Friedensvertrags
30
unterzeichnet worden (vgl. APW [II B 6 Nr. 178 Anm. 1] ). Art. 3 enthielt die hier ange-
31
sprochene Generalklausel in der Assistenzfrage.
, davon sie beyder cronen gesandten eben selbigen tagh communi-
5
cirt hetten. Es hatt aber nachgehendts hern graff Peneranda mir anzeigen
6
lassen, daß ihme daruber annoch nichts zukommen.

7
Waß die Spanische tractaten mitt denen Holländeren betrifft, berichtet
8
mich sowohl obgemelter herr graff von Flodorff alß herr de Brun, daß
9
alles verglichen und es nunmehr allein auff beyderseits ratification beru-
10
hete.

11
PS Empfangsbestätigung: Nr.n 40, 51 und das kaiserliche Rezepisse vom
12
18. Dezember 1647

32
Ferdinand III. an Nassau, Prag 1647 Dezember 18. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. –
33
Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)fol. 164.
. Hinweis auf die Relation vom 13. November 1647
13
( APW II A 6 Nr. 275) betreffend die Beschwerde Kurfürst Ferdinands
14
von Köln.

15
[49/] 69/ [89]

16

[Trauttmansdorff an Volmar]


17
Prag 1648 Januar 1

18
Kopieauszug: ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 39, [praes. 1648 Januar 15].

19
Unwahrheit der Gerüchte über eine Übertragung des Titels „Herzog in Schwaben“ an Kur-
20
fürst Maximilian von Bayern

34
Volmar übersandte dieses Schreiben mit seiner Relation vom 16. Januar 1648 an Ehg.
35
Ferdinand Karl (vgl. [ Nr. 49 Anm. 5] ).
.

21
Bedanckhe mich gegen meinem herrn der communication halber dienst-
22
freündtlich und berichte hiemit, sovil dasihenige betrifft, als wann ihr
23
Kayserliche mayestät irer churfürstlichen durchlaucht in Bayrn pro re-
24
compensa der reunion

36
Gemeint ist der Rekonjunktionsrezeß („Pilsener Vertrag“) zwischen dem Ks. und Kurbay-
37
ern vom 7. September 1647 (s. auch APW [ II C 4/1 Nr. 98 Beilage C] ).
das herzogthumb Schwaben sambt denn darinn
25
gelegnen Österreichischen herrschafften verschriben haben sollen, das
26
daran ganz und gar nichts seye. Und ich verwundere mich auch nit wenig,
27
welcher dergleichen lähre spargimenti zu machen sich understehen derf-
28
fen.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1648 Januar 2

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 5–11’ = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr.
5
1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1914fol. 329–333.

6
Verweis auf vorangehende Relationen. Klage Sachsen-Altenburgs und -Weimars über Ein-
7
quartierungen.

8
Konferenz mit den schwedischen Gesandten über *KEIPO5* (1647 XII 31): deren Beharren
9
auf den im KEIPO4A verglichenen Punkten; Titel „semper Augustus“; allgemeines Restitu-
10
tionsgebot; Forderungen Pfalz-Neuburgs; Vorbehaltsklauseln in einzelnen Amnestiepunkten;
11
Württemberg; Kitzingen; Baden-Durlach; Finstingen; schwedische Armeesatisfaktion.

12
Unterredung mit den kurfürstlichen Gesandten (1647 XII 31): durchgehende Ablehnung
13
von Verhandlungen über schwedische Armeesatisfaktion vor dem Friedensschluß; Unterstüt-
14
zung einer zügigen kaiserlichen Friedenspolitik durch Kurbayern.

15
Starke Beeinträchtigung der eigenen Verhandlungsposition durch Kenntnis der Gegenseite
16
von kurbayerischer Haltung. Verzögerung der weiteren Verhandlungen über *KEIPO5* .
17
Weiteres Vorgehen zwecks schnellem Friedensschluß.

18
Auf die Weisungen vom 11. und 18. Dezember 1647 (Nr.n 40 und 51).
19
Und dieweilen unßere immittls nachgefolgte relationes mehrere erleute-
20
rung geben, waß für vorbereithliche handtlung wir mit den catholischen
21
ständen gepflogen, damit

38
21 wir] Fehlt in der Kopie.
wir folgendts zu der conferentz mit den
22
Schwedischen und protestierenden glangen mögten, biß immittls Ewer
23
Majestätt haubtinstruction

39
Vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
unß zu handt kommen thät, alß thuen wir
24
unß kürtze der zeitt halben dahin beziehen, benebens aber allerunderthe-
25
nigst erwahrten, waß in einem und andern unß fehrner anbefohlen wer-
26
den mag, und solle underdeßen dero allergnädigsten befehlchen gehor-
27
samst nachgesetzt werden.

28
Nachdem wir dan in negstvorgehender relation

40
Vom 30. Dezember 1647 ( [Nr. 65] ).
angezeigt, waßgestalt die
29
Schwedischen plenipotentiarii auff unßer beschehenen ahnvermahnen
30
und selbsteigens ansprechen fast schlechten lust zu würcklicher fortset-
31
zung der verahnlasten conferentzen erscheinen laßen, sondern abermah-
32
len auff vergleichung satisfactionis militiae fast instendich getrungen, in
33
ubrigen sich noch ethwaß mehrer zeitt, unßern außgehändigten declara-
34
tionibus

41
Gemeint ist der *KEIPO5* .
nachzudencken, benohmen, so haben wir unß anderst nit einbil-
35
den können, dan sie würden noch ethlich tag darmit zurückhalten.

36
Alß aber ahm vergangenen dinstagmorgendt [ 31. Dezember 1647] die
37
Sachßen Altenburg- und Weymarische bey unß erschienen und umb in-

[p. 231] [scan. 325]


1
tercession ahn Ewer Kayserliche Majestätt, daß ihrer gnädigen fürsten
2
und herrn landtschafften der schwehrn einquartirungen entledigt werden
3
mögten, gebetten und wir ihnen mit dieser occasion umbständtlich refe-
4
rirt, waß des vorigen tags mit besagten Schwedischen plenipotentiariis
5
verloffen, auch die ermahnung angehenckt, selbige zu mehrer schleunig-
6
keit zu vermögen, damit dergleichen beschwehrungen desto ehender
7
durchgehendt abgeholffen werden könte

33
Eine ausführliche Schilderung der Unterredung mit den Ges. von Sachsen-Altenburg und
34
-Weimar enthält: Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III., Osnabrück 1648 Januar
35
2. Ausf.: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 1–4’.
, ist darauff erfolgt, daß sie
8
umb den mittag anzeigen laßen, so es unß beliebig, sie noch selbigen
9
nachmittags umb 2 uhr zu unß kommen wolten.

10
Es ist aber auch bey dieser conferentz wenig fruchtbahrlichs außgericht
11
worden, dan ob sie zwar sich endtlich vermögen laßen, uber alle von unß
12
nomine catholicorum außgeliefferte temperamenta der in

27
12 instrumento] In der Kopie iungst.
instrumento

36
KEIPO4A .

13
gehaltener ordtnung gemeß zu handtlen, so beharrn sie iedoch immerzu
14
bey ihrer maxima, es müste bey demienigen, so hievor vergliechen, sein
15
verbleibens haben. Dargegen wir auch unßere einredt bestendig wieder-
16
holet und zu verstehen geben, daß man sich zu dergleichen nit verbunden
17
halten könt, biß man vorderist des zuhaltens und entlichen befriedung
18
von der gegenpart versiechert wehre.

19
In specie aber haben sie bey dem prooemio wegen einsetzung des tituls
20
„semper Augustus“

37
Vgl. Präambel *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 821 ).
uber alles zusprechen weiter nit einwilligen wöllen,
21
dan sofehrn es von

28
21 andern] In der Kopie die dern.
andern cronen auch passirt würde.

22
Die wortt „aliorumque hinc inde contractorum“

38
In der ksl. Hauptinstruktion geforderter Zusatz in Art. III KEIPO4A (vgl. [Nr. 29 bei Anm. 27] ).

29
22–23 haben sie damahlen ad deliberandum] In der Kopie halten sie ja nuhrs ad deli-
30
berandam.
haben sie damahlen ad
23
deliberandum genohmen.

24

31
24 Wegen] In der Kopie Wegen Churmetz undt -trier wie auch im nahmen deß bißthumbs
32
Straßburg wegen.
Wegen der Pfaltzischen sach haben sie in nahmen Pfaltz Newenburg und
25
Veldentz ethliche verenderungen, so zwar ahn unß von den interessirten
26
auch absonderlich glangt worden, vorgebracht

40
Hg. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg forderte 1.) die Einfügung einer Vorbehalts-
41
klausel in die Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom August 1647 betr. den An-
42
spruch auf die bayerische Kurwürde beim Aussterben der Wilhelminischen Linie des Hau-
43
ses Wittelsbach für sich und seine männlichen Nachkommen; und 2.) die Streichung der
44
dort (§ „Pacta quoque“) enthaltenen Regelung über die Jülicher Lehen (vgl. das zweite
45
kath. Ga. (Teil 1), praes. 1647 Dezember 13; hier: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol.
46
108’–109; – außerdem: Ex parte serenissimi ducis Neoburgici petitur,s.l. [vor 1648 Januar
27
5]. Kopie: RA Stockholm , DG 10,fol. 1189, d.i. eingelegt in APW [ II C 4/1 Nr. 103 Beilage A] ; – Note Pfalz-Neuburgs betr. seine Anwartschaft auf die pfälzische Kurwürde
29
und die Jülicher Lehen, praes.s.l. 1647 Dezember 13 [wie [ Nr. 48 Anm. 16] ]).
und vermeindt, unßern

[p. 232] [scan. 326]


1
beyfall zu haben, daß dern in

26
1 hinderlegten] In der Kopie hinderlichen.
hinderlegten vergrieff

30
Bezug auf die Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom August 1647.
meldung beschehen
2
solte. Alß wir unß aber dahin bezogen, daß wir unßerstheils dergleichen
3
nit zugeben könten, auch die sachverwante bereiths ab und zue ruhe ge-
4
wiesen hetten, sein sie endtlich mit dieser erclehrung heraußgangen, sie
5
hetten sich zu erinnern, waßgestalt diese Pfaltzische sach unter unß ver-
6
gliechen und zu papyr gebracht, so sie auch durch ihm legationssecreta-
7
rium

31
Biörenklou.
unterschreiben laßen und den Frantzosischen plenipotentiariis zu-
8
geschickt, von welchen diese schrifft ihrs vernehmens beim Venetia-
9
nischen ambassadeur depositirt worden . Bey deme ließen sie es bewen-
10
den, doch mit derienigen condition, wie sie sich derentwegen gegen
11
ermelten Frantzosischen plenipotentiariis schrifftlich erclehrt hetten

33
Die schwed. Ges. hatten ggb. der von den Frz. projektierten Fassung der Vereinbarung
34
über die pfälzische Restitution einige kleinere Änderungen vorgenommen, deren Beibe-
35
haltung sie forderten (Oxenstierna und Salvius an frz. Ges. , Osnabrück 1647 August 1/
36
11; Text: APW [ II C 3 Nr. 287] ; Meiern IV, 414 f. Hervorhebung der schwed. Änderungen
37
und frz. Stellungnahmen dazu: ebenda, 415ff).
.
12
Wir haben es soweit acceptirt, daß es billich sein verbleibens dabey haben
13
soll, waß aber die angemelte conditionen betreffen thette, darvon wehre
14
unß nichts bewust, sondern ließens ahn seinen ortt gestelt sein.

15
Die bey denen paragraphis „Princeps Fridericus“, „Princeps Leopoldus“,
16
„Domus Wurtembergica“ in nahmen Churmayntz und Trier, auch des
17
bisthumbs Straßburg angehenckte clausulas reservatorias

38
Bezug auf die Amnestiebestimmungen in Art. IV §§ „Princeps Fridericus“ (betr. die Wie-
39
dereinsetzung
Pgf. Friedrichs von Pfalz-Zweibrücken), „Princeps Leopoldus Ludovicus“
40
(betr. die Wiedereinsetzung Pgf. Leopold Ludwigs von Pfalz-Veldenz) und „Domus Wür-
41
tembergica“ *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 821f ). Dort hatten die ksl. Ges. Vorbehalte
42
zugunsten der gen. Rst. sowie des Fbf.s von Speyer eingefügt.
haben die
18
Schwedischen zwar nit allerdings zu verwerffen gewust, aber doch ver-
19
drüßlich zu sein gehalten, daß man fast bey einem iedem paß dergleichen
20
anhang machen solte, und vermeindt, man solte ethwan vor oder nach
21
eine clausulam generalem beysetzen, dardurch einem iedem tertio sein
22
ius qualecunque salvum bleiben mögte, so ihnen auch die interessirte ca-
23
tholische nit entgegen sein laßen.

24
Den vorbehalt wegen der Württembergischen closter

43
Art. IV § „Domus Würtembergica“ *KEIPO5* : Catholici censent eos, qui adhuc in mo-
44
nasteriis ibidem specificatis religiosi praesentes vel illuc destinati adhuc superstites sunt,
45
pro se et successoribus suis in possessione relinqui oportere (Text: Meiern IV, 822 ).
wollen sie keines-
25
weegs passirn laßen, setzen ihr vornembstes fundament auff den jüngsten

[p. 233] [scan. 327]


1
Regenspurgischen reichsabschiedt

23
Gemeint ist die Generalamnestie des Regensburger RA vom 10. Oktober 1641 (vgl. [Nr. 29 Anm. 38] ).
, daher wir diesen punctum zu weiter
2
communication cum catholicis außstellen müßen.

3
Bey dem § „Controversia“

25
Art. IV § „Controversia“ *KEIPO5* betr. die Erledigung des Streits zwischen den Fbf.en
26
von Würzburg und Bamberg sowie den Mgf.en von Bg.-Ansbach und Bg.-Kulmbach um
27
Amt, Stadt und Kloster Kitzingen und die Restitution der Wülzburg sowie aller Patronats-
28
und Ordinariatsrechte ( iura presbyterialia) in der Gft. Schwarzenberg und der Hft. Ho-
29
henlandsberg an die Mgf.en von Brandenburg(-Ansbach) (Text: Meiern IV, 822 ). – Bg.-
30
Ansbach forderte die Restitution von rund einem Drittel Kitzingens, das es 1443 vom Hst.
31
Würzburg zum Pfand genommen und nach einem RHR -Urteil (29. Mai 1628) 1629 wie-
32
der an das Hst. hatte herausgeben müssen. Außerdem forderten Bg.-Ansbach und -Kulm-
33
bach die Herausgabe der 1544 von Bg.-Ansbach säkularisierten OSB-Frauenabtei Kitzin-
34
gen von Würzburg. Da die Abtei seit 1007 fbfl.-bambergisches Eigenkloster gewesen war,
35
verlangte auch das Hst. Bamberg ihre Herausgabe (Memorial Bg.-Ansbachs betr. Kitzin-
36
gen, dict. Osnabrück 1646 Februar 12[/22]; Text: Meiern II, 813 –816; vgl. auch Hock,
37
130–134; Walter / Schulze).
ist von denen Brandenburgischen wegen des
4
closters Kitzingen newer streitt erweckt und selbigs außzulaßen gesucht
5
worden, darzu sich aber Würtzburg nit verstehen will.

6
Die Baden Durlachische sach haben sie bey dieser conferentz nochmahlen
7
starck bestritten und sich zu unßerm auffsatz nit bequemen wollen

38
Bezug auf Art. IV § „Et quamvis Fridericus marchio Badensis“ KEIPO4A betr. die
39
Restitution Mgf. Friedrichs von Baden-Durlach (Text: Meiern IV, 561 letzter Absatz).
40
Diese Regelung war von Prot. und Schweden zu keinem Zeitpunkt akzeptiert worden
41
( Ruppert, 296).
, aber
8
bey dem § „Dux de Croy“ geschehen laßen, daß die wortt „maneat dic-
9
tum dominium etc.“ außbleiben mögen

42
Art. IV § „Dux de Croy“ *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 822 ). Der gen. Abschnitt betraf
43
die Rechtsstellung der Hft. Finstingen und bestimmte, daß diese ein Reichslehen bleiben
44
solle.
.

10
Von dem puncto satisfactionis militiae haben sie ihre vorige andung auch
11
wiederholt

45
Bezug auf die Konferenz zwischen den ksl. und schwed. Ges. am 30. Dezember 1647 ( [vgl. Nr. 65] ).
und, daß zum wenigsten darvon underdeßen auch handtlung
12
gepflogen werde, begehrt, mit vorgeben, wan sie des quanti versiechert,
13
so würde der Schwedische generalfeldtmarschalch Vrangel vorbereith-
14
liche disposition zu abdanckung der völcker machen können. Es ist aber
15
dieses vorgebens weder fundament noch ernst vorhanden, dan allen umb-
16
ständen nach sie nichts weniger alß ihre militiam abzudancken vorhabens
17
sein, also haben wir ihnen die

21
17 unthunlichkeit] In der Kopie undienlicheitt.
unthunlichkeit nochmahlen remonstrirt
18
und dagegen versiechert, sobaldt der friedenschluß

22
18 erfolgt] Fehlt in der Kopie.
erfolgt, alßdan auch
19
diese sach in deliberation bringen zu laßen. Mithin hat sich diese confe-
20
rentz geendet.

[p. 234] [scan. 328]


1
Demnach haben sich alßbaldt die sambtliche churfürstliche räth beyder
2
religionen auff unßer beschehen erfordern bey unß eingestelt, welchen
3
wir angezeigt, wie eyfferich die Schweden nun zu underschiedtlichen
4
mahlen diesen punctum sollicitirt und waß sie darbey erwöhnet hetten.
5
Da aber Ewer Kayserliche Majestätt solches noch derzeitt auß beweg-
6
lichen ursachen gar nitt rathsamb befinden, sondern, daß darvon gleich
7
immediate nach beschehenem friedenschluß gehandtlet werden soll, er-
8
achten thet, alß wir schon zum öfftern von gesambten ständen vermerckt,
9
daß die gleicher meinung, und hettens hiemit ihnen, churfürstlichen, nach
10
anleitung Ewer Kayserlicher Majestätt gnädigsten befehls

35
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ). Zur Haltung der Rst.
36
in der Frage der schwed. Armeesatisfaktion vgl. dort Anm. 214.
der

34
10–11 ursachen umbstendtlich endecken] In der Kopie sachen umbstendtlich andeuten.
ursachen
11
umbstendtlich endecken wöllen, auff daß hernach die Schwedischen mit
12
gesambten zuthuen desto beßer zur geduldt bescheiden werden konten.

13
Hierauff haben sie alsogleich zur anthwortt geben, daß sie in nahmen
14
ihrer gnädigsten herrn sich allerdings mit Ewer Kayserlicher Majestätt
15
gnädigsten intention conformirn thetten, sintemahlen ihre herrn principa-
16
les niemahlen anderer meinung gewesen, alß daß dieser punct erst nach
17
geschloßenen frieden müste gehandtlet werden, allermaßen es auch bey
18
ubrigen standen eben diesen verstandt haben thue. Ersuchten unß derent-
19
wegen, vestiglich darauff zu verharrn und die Schweden zur geduldt zu
20
weisen, welches sie ahn ihrn ortt auch thuen wölten.

21
Bey dieser glegenheit hat unß auch der Churbayrische deputatus ange-
22
zeigt, von seinem gnädigsten herrn befehl entfangen zu haben, nachdem
23
Ewer Kayserliche Majestätt seiner churfürstlichen durchllaucht bereiths
24
allergnädigst communicirt, warauff sie die sachen mit denen alhiesigen
25
tractaten zu setzen gedächten

37
Ferdinand III. an Kf. Maximilian von Bayern, Prag 1647 Dezember 11 ( [Beilage [2] zu Nr. 29] ).
, daß er unß auch hierzu in allem beysten-
26
dig und verhülfflich erscheinen sölte, doch soweith ein und anders dem
27
frieden nit verhinderlich sein würde, welcher innhalt mit striechen under-
28
zogen und ahm endt von seiner durchllauchtt mit eigner handt beyge-
29
setzt: dieses sollstu woll mercken

39
Konnte in den zugrundeliegenden Aktenbeständen nicht ermittelt werden. Auf jeden Fall
40
waren die kurbay. Ges. instruiert, einen Bruch der Verhandlungen und die Wiederauf-
41
nahme militärischer Operationen von seiten der Schweden und der prot. Rst. zu verhin-
42
dern (Kf. Maximilian von Bayern an [Ernst],s.l. 1647 Dezember 18. Kopieauszug: RK
43
FrA Fasz. 54e [1647 XII]fol. 68).
.

30
Wir sollen auch unverhalten laßen, daß die Schweden in vorgestriger con-
31
ferentz unß abermahlen ein Churbayerisch schreiben vom 29. Novembris
32
ahn Ewer Mayestätt abgangen, so unß mit der instruction nechsthin zu-
33
kommen , wie imgleichen die mit Churbayrn abgehandtlete reconiuncti-

[p. 235] [scan. 329]


1
onscapitulation

39
Rekonjunktionsrezeß („Pilsener Vertrag“) zwischen dem Ks. und Kurbayern vom 7. Sep-
40
tember 1647. Oxenstierna hatte eine Kopie am 30. Dezember 1647 an Kg.in Christina
41
übersandt ( APW [II C 4/1 Nr. 98 Beilage C] ).
fürgerückt und derselben inhalt mit umbständen erzehlt
2
haben, deßen wir unß zwar Ewer Majestätt ahnietz einkommenden al-
3
lergnädigsten befehl gemäß

42
Gemeint ist die Weisung vom 18. Dezember 1647 ( [Nr. 51] ).
nichts werden irrn laßen,

30
3 ist] In der Kopie ich.
ist aber hierauß
4
auch leicht zu erachten, wie wenig wir dem gemeinen catholischen weßen
5
zum besten werden erhalten mögen, indeme die gegenpart auß derglei-
6
chen expracticirten communicationibus nit nur die intention, daß man
7
catholischentheils fast alles nachzugeben entschloßen, sondern auch die
8

31
8 unmöglichkeit] In der Kopie 〈lenning〉keit.
unmöglichkeit zu fernerm wiederstandt clahrlich

32
8 erlehrnen] In der Kopie erklern.
erlehrnen und daher
9
desto größern

33
9 muth] In der Kopie mundt.
muth, ihrstheills mit den waffen noch fehrner darauff zu
10
setzen, gewinnen thuet.

11
Wiewoll wir nuhn bey dieser

34
11 vorgestrigen] In der Kopie gestriger.
vorgestrigen conferentz mit denen Schwe-
12
dischen veranlaßet, daß wir alß gestern mit ethlichen interessirten wegen
13
dern auff sie außgesetzter puncten handtlen und heutigen tags wiederumb
14
zur conferentz einstellen wolten, auch ich, der graff von Lamberg, gestern
15
abendts durch meinen secretarien

35
15 mich] In der Kopie nach.
mich der zeit und glegenheit erkündi-
16
gen laßen, da sie unß auch die

36
16 vormittagstundt] In der Kopie vormittag.
vormittagstundt umb 9 uhr bestimmet, so
17
hat iedoch der Salvius erst spatt

37
17 in der nacht] In der Kopie darnach.
in der nacht anzeigen laßen, daß dem
18
Oxenstirn ethwaß unpaßlichkeit zugefallen, derentwegen derselb dies-
19
mahls der conferentz nit abwahrten könt. Stelten unß anheimb, ob allein
20
ich, Volmar, oder auch ich, Crane, unß bey ihme, Salvio, wolten ein-
21
finden, sintemahlen aber unß solches unverfänglich

43
„Ohne Wirkung“, „ohne Ergebnis“ ( Grimm XXV, 308).
zu sein bedeucht,
22
haben wir unß erbotten, biß auff morgen, freytags, zuzuwahrten und
23
alßdan unß sambtlich bey ihnen beyden einstellen.

24

38
24 Sonsten – vortzusetzen] Fehlt in der Kopie.
Sonsten, da ihnen ernst sein wirdt diese conferentz vortzusetzen, verhof-
25
fen wir, noch in zweyen oder dreyen alles durchzupassirn, und wehren
26
alßdan vorhabens, auff dieienige puncten, welche der catholischen inten-
27
tion nach nit zu erhalten, inhalts Ewer Kayserlicher Majestät gnädigster
28
instruction

44
Gemeint sind die Weisungen betr. einen Vorgriff in der Hauptinstruktion vom 6. Dezem-
45
ber 1647 (Nr. 29, S. 123 Z. 30 – S. 128 Z. 17).
mit denen vornehmern catholischen, auch protestierenden
29
zu communicirn und zu versuchen, ob auff die vorgeschriebene weiß der

[p. 236] [scan. 330]


1
gantze tractatus zum endtlichen schluß zu bringen sein mögte. Solten
2
aber die Schwedischen noch lenger cunctirn, so wollen wir nit ermanglen,
3
vorderist mit der vier catholischn churfürsten räthen zu berathschlagen,
4
wie die sachen ferners ahnzugreiffen sein werden, und darvon Euer Kay-
5
serlicher Majestätt mit negstem gehorsamste relation erstatten.

6
–/ 71/–

7

Volmar an Trauttmansdorff


8
Osnabrück 1648 Januar 2

9
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 N 87 unfol.

10
Zweifel an schwedischem Friedenswillen; Wittenberg; Hoffnung auf Erfolge der kaiserlichen
11
Truppen.

12
Kurbayerisches Drängen auf schnellen Friedensschluß. Informationen über Verweis des kur-
13
bayerischen Residenten vom französischen Königshof. Verständigungsbereitschaft der Pro-
14
testanten, Notwendigkeit zur Einigung in den Entschädigungsfragen.

15
Richtungweisende Verhandlungen mit den schwedischen Gesandten über die Amnestie in
16
den kaiserlichen Erblanden.

17
Euer Excellenz schreiben vom 18. Decembris nechsthien

30
Nicht zu ermitteln.
ist mir wol zu-
18
kommen, und wie ich kan gedenkhen, daß dieselbige grosses verlangen
19
tragen, dermalen ettwas schließlichs von unsern tractaten zu vernemmen,
20
also wünschte ich auch von hertzen, daß es nun an deme wer, daß wir es
21
thuen köndten. Es will mich aber wie lenger, ie mehr gedunkhen, daß
22
unsere Schweden schlechten lust darzu haben und hingegen gewißlich
23
nit unterlassen werden, wann man am allersichersten zu sein vermeint,
24
außzesprengen und zu sehen, wa sie ihren fortl werden gwinnen mögen.
25
Daß erste tentativo ist anietzt deß Witenbergs

31
Arvid Wittenberg (1606–1657/1658, 1652 Gf.), 1646 schwed. Reichszeugmeister und Be-
32
fehlshaber der schwed. Truppen in Schlesien und Mähren ( SMK VIII, 416f).
. Gerathet es disem, so
26
würdts an der nachfolg nit manglen. Darumb gegen Euer Excellenz ich
27
mich gehorsamblich bedankhen thue, daß sie mir andeutten wollen, dem-
28
selben ein corpo sufficiente entgegengesetzt sei

33
Nach der Übergabe Iglaus an die Ksl. am 7. Dezember 1647 (vgl. [Nr. 62 Anm. 2] ) lagerte
34
Wittenberg mit seinen Truppen zunächst in Glogau. Ende Dezember bedrängte er Breslau/
35
Wrocław und bedrohte mit 2 000 Mann Oberschlesien, weshalb ihm Puchheim und Sporck
36
mit ksl. Truppen entgegenzogen ( TE VI, 153). – Zu den Personen: Johann Christoph Gf.
37
von Puchheim (1605–1657), ksl. Generalfeldzeugmeister, seit August 1647 Kommandant
38
der ksl. Truppen in Mähren, Schlesien und Niederöst. ( Broucek, 26f); Johann von Sporck
39
(um 1595–1679, 1647 Fh.), 1647 ksl. Feldmarschall-Leutnant ( Lahrkamp, Sporck).
. Der Allmachtig geb, daß
29
er den rest bekomme, wie dem Duglas beraits widerfahren ist

40
Zu den (falschen) Gerüchten um den Tod Douglas’ vgl. [ Nr. 66 bei Anm. 4.]
.

[p. 237] [scan. 331]


1
Ir churfürstliche durchlaucht in Bayern tringen und treiben sehr auff den
2
schluss, aber man schliess, waß man woll, so werden sie sich der gegen-
3
part raachgirigkheit anderst als mit denn waaffen nit befreyen. Von Pariß
4
schreibt ein gwisser und sicherer correspondent de 21. Decembris dise
5
wortt: Le Roy à faict commendement au résident de Bavière

28
Lic. Franz Mayer (Mayr) (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden), kurbay. Geheim-
29
sekretär ( Riezler, 526f).
de se retirer
6
et s’en retourner en Bavière sur les plaintes que les Suédois et Hessois ont
7
faict que le Roy les abandonnait et favorissait à leur préjudice Bavière. Il
8
doibt partir dans trois ou quatre jours au plus tard

30
Zu den Hintergründen aus frz. Sicht vgl. das Memorandum Ludwigs XIV. für Longue-
31
ville, d’Avaux und Servien, Paris 1647 Dezember 13 (wird ediert in APW II B 7).
. Den anstandt der
9
waaffen auffkünden

32
Gemeint ist die Aufkündigung des Ulmer Waffenstillstands durch Frk. ggb. Kurbayern im
33
Dezember 1647.
, gsandten und residenten von hof abschaffen, ist bei
10
mir kein anzeigen grosser freündtschafft.

11
Ich besorg also, wann wir alles gethan, so werde doch kein frid sein, man
12
formire dan den feindt solchergestalt, daß er auff sich selbst crepirn
13
muess, wiewol ich gentzlich glaub, daß die protestierenden diß dings
14
mehr dann müed und sich in verglich einlassen werden, aber da würdt
15
man die disputa ratione aequivalentiarum gentzlich auß dem weeg reu-
16
men müessen

34
Wohl erneute Anspielung auf den kurkölnischen Tauschplan.
.

17
Die morndrige conferentz, so die anderst fortgehet, würdt bei dem §
18
„Tandem omnes etc.“

35
Art. IV § „Tandem omnes“ KEIPO4A betr. die Amnestie in den ksl. Erblanden (Text:
36
Meiern IV, 564 fünfter Absatz; später Art. IV,51–55IPO und §§ 40–44IPM. Zum Be-
37
griff vgl. [Nr. 17 Anm. 53] ).
baldt an tag legen, waß der Schweden intention:
19
seind sie mit ihrer majestät resolution

38
Bezug auf die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29, hier bei Anm. 68] ).
zefriden, so halt ichs pro certo
20
signo pacis, wa nit, so ist alles tractirn mit inen vergeblich. Darvon Euer
21
Excellenz mit nechstem mehrer gwißheit etc.

22
[52/] 72/–

23

Nassau an Ferdinand III.


24
Münster 1648 Januar 3

25
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 1–1’, 4–4’, praes. 1648 Januar 13 = Druck-
26
vorlage
– Kopie: ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1916fol. 353–354 – Konzept: KHA A 4 nr.
27
1628/23 unfol.

[p. 238] [scan. 332]


1
Erneuter Hinweis auf die kaiserlichen Rechtsvorbehalte zum kaiserlich-französischen Vor-
2
vertrag an die Mediatoren; Zulassung Herzog Karls IV. von Lothringen zu den Friedens-
3
verhandlungen: Unterstützung der kaiserlichen Position durch Chigi, Kritik Contarinis.

4
Peñaranda: Einigung zwischen Spanien und den Vereinigten Niederlanden in allen Sach-
5
und Formfragen. Letzte Rücksichtnahme der Vereinigten Niederlande auf Frankreich, Rati-
6
fikation des Friedensvertrags nach Fristablauf beschlossen.

7
Auf die Weisung vom 18. Dezember 1647 (Nr. 52). Obnuhn zwar

36
7 ich] Ergänzt aus dem Konzept.
ich nitt
8
zweiffle, Ewer Kayserliche Mayestät unterdessen auß meiner allerunder-
9
thänigsten relation vom 11. selbiges monats

41
[Nr. 47] . Zur Datierung siehe dort Anm. 1.
und dessen beylag aller-
10
gehorsambst referiret sein werde, waßmassen zu allerunderthänigster
11
folg Ewer Kayserlicher Mayestät allergnedigsten befelchs vom 27. No-
12
vembris ich albereits domahln auff beschehene communication mitt den
13
herrn Spanischen den herrn mediatoribus von Ewer Kayserlicher Maye-
14
stät

37
14 allergnedigsten befehlch] In Kopie und Konzept allergnedigsten gemessenen bevelch.
allergnedigsten befehlch, nemblichen daß sie daß in puncto satisfac-
15
tionis Gallicanae von beyderseits secretarien unterschriebenes und bey
16
ihnen depositirtes capitulatum

43
Ksl.-frz. Vorvertrag vom 11./14. November 1647.
anderster nitt verstanden noch fur gultig
17
halten wolten, es seie dan, daß zugleich auch zwischen Spania und
18
Franckreich der fridt geschlossen und mitt deß hertzogs von Lothringen
19
furstlichen durchlauchtt gehandlet würde, gestaldtsamb bey der gantzer
20
handlung es

38
20 niemahln – gehabt] In der Kopie hinter also hinterbracht haben.
niemahln anderen verstandt gehabt, mitt zustellung eines
21
schrifftlichen memorials

39
21–22 (davon – uberschickt)] Fehlt in Kopie und Konzept.
(davon Ewer Kayserlicher Mayestät ich domahls
22
allerunderthänigst copiam uberschickt) zu wissen gethan, wavon sie auch
23
denen Frantzosen laut meines allergehorsambsten berichts vom 17. De-
24
cembris also hinterbracht haben, so habe doch von diesem Ewer Kayser-
25
licher Mayestät abermahligen allergnedigsten befehl den herrn Spanischen
26
communicirt und auff deren guttbefinden gestern zu den herrn mediatori-
27
bus geschickt und denenselben zu ihrer wissenschafft andeuten lassen,
28
daß von Ewer Kayserlicher Mayestät mir abermahln allergnedigst ahnbe-
29
fohlen, daß, im fahl es nitt albereit beschehen, ich ihnen von allerhöchst-
30
gedacht dero allergnedigst endtlicher intention annoch andeuten solte,
31
und hatts herr nuncius gern vernohmen und Ewer Kayserlicher Mayestät
32
allergnedigste resolution gelobt, ist auch der meinung gewest, wan zu
33
Oßnabrück die Schwedische und protestirende dahin zu disponiren weh-
34
ren, daß sich erclehrten, pillig zu sein, daß der hertzog von Lothringen
35
zugelassen werden solt, daß es die tractaten

40
35 bey den Frantzosen] Eigh. Zusatz Nassaus.
bey den Frantzosen sehr

[p. 239] [scan. 333]


1
facilitiren wurdt; der Venetus aber darfürhalten wollen, daß diese den
2
hertzog von Lothringen betreffendt gefaste resolution ein mittel wehre,
3
die tractaten zu dissolviren, die Frantzosen wurden niemahln dem hert-
4
zogen, wohl aber (wie ich bey

23
4 voriger] In der Kopie voriger post.
voriger allerunderthänigst auch berichtet

25
Gemeint ist die Relation vom 31. Dezember 1647 ( [Nr. 68] ).
)
5
seinen abgesandten unter eines anderen nahmen paß ertheilen.

6
Waß der Lothringische raht Rousselot auff meine vorige geantworttet,
7
habe allerunderthänigst hiebeylegen sollen.

8
Die Holländische tractaten betreffend hatt herr graff Peneranda mich be-
9
richten lassen, daß sie, herrn Spanische, mitt den Holländischen gantz
10
und zumahln sowohl in materia ipsa alß de forma ratificationis vergli-
11
chen, auff deren

24
11 zukommung] In Kopie und Konzept zuruggkommung.
zukommung alles beruhete.

12
Ich vernemme aber sonsten, daß die Holländische bedacht seien, noch ein
13
14 tag zuzuwarten und, im fahl darzwischen die Frantzosen sich mitt
14
Spanien nitt vergleichen wurden, ein manifest außgehen zu lassen, deß
15
inhalts, daß sie alß getrewe alliirte

26
Frk. und die Ndl. hatten am 1. März 1644 sowohl ein Subsidien- und Feldzugsabkommen
27
als auch einen erneuerten Bündnisvertrag geschlossen (Text beider Verträge: DuMont VI/
28
1, 293ff; zu den Bündnisverhandlungen in Den Haag 1643/44 vgl. Tischer, Diplomatie,
29
209–213). Darin hatten sich Frk. und die Ndl. verpflichtet, Verhandlungen mit Spanien
30
nicht weiter voranzutreiben als der Vertragspartner, und einen Vertrag mit Spanien nur
31
gemeinsam zu schließen (Art. 3; vgl. auch APW II B 1, LIV).
ihr möglichstes gethan und verhofft
16
gehabt, Franckreich wurde auff die eingewilligte conditiones den frieden
17
mitt Spanien schliessen

32
Gemeint ist sehr wahrscheinlich der Kompromißvorschlag Knuyts über die wesentlichen
33
noch zwischen Spanien und Frk. strittigen Punkte (vgl. [Nr. 68 Anm. 9] ), den die frz. Ges.
34
am 1. Januar 1648 – mit Ausnahme der dort vorgeschlagenen Regelung betr. Lothringen –
35
akzeptiert hatten. In einer Erklärung vom 3. Januar 1648 fügten sie jedoch bereits weitere
36
Änderungswünsche hinzu ( Tischer, Diplomatie, 401ff, bes. Anm. 310).
, aber nuhnmehr deren widerwihl und repugnantz
18
verspührten und dahero sich länger mitt ihrem frieden nitt hetten auff-
19
halten lassen wollen.

20
Beilage [1] zu Nr. 72

21
Rousselot an Nassau (frz.), Brüssel 1647 Dezember 30. Kopie: RK FrA Fasz. 58a (1648
22
I–VI)fol. 2; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1648 Januar 6

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 13–15’, 30–32, praes. 1647 Januar 16 = Druck-
5
vorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1917fol.
6
356–360.

7
Konferenz mit den schwedischen Gesandten über *KEIPO5* (1648 I 3) ohne Ergebnis, keine
8
Erklärung der Schweden zur Amnestie in den kaiserlichen Erblanden; Übergabe einer Auf-
9
stellung der unverglichenen Amnestiefälle an die protestantischen Reichsstände (1648 I 4).

10
Konferenz mit den schwedischen Gesandten über *KEIPO5* (1648 I 5): Beharren der
11
Schweden auf den Regelungen über das Reichsreligionsrecht im KEIPO4A (Ausnahme:
12
Autonomie in den kaiserlichen Erblanden); Normaljahrsregelung (bes. St. Elisabeth-Kapelle
13
zu Nürnberg; Rat der Stadt Augsburg); ewige Überlassung von Kirchengut; Reichspfand-
14
schaften; Reform der Reichsgerichte; Autonomie; Rechtsstellung der Stadt Erfurt; Autonomie
15
in den kaiserlichen Erblanden; Eidgenossenschaft; Oldenburgischer Weserzoll; Territorial-
16
satisfaktion Schwedens (bes. Amt Wildeshausen; Bremen und Verden), Ankündigung eines
17
neuen schwedischen Textvorschlags zur Territorialsatisfaktion Schwedens.

18
Starke Zweifel an schwedischer Friedensbereitschaft. Schwedische Truppen im Hochstift Hil-
19
desheim.

20
Auf die Resolution Ferdinands III. vom 21. Dezember 1647 (Nr. 55).
21
Demnach den fernern verlauff unßerer mit denen Schwedischen vor-
22
genohmener conferentz gehorsamst zu berichten, sein wir negstvergange-
23
nen freytags, den 3. dießs, vormittag von 9 biß nach 1 uhr nachmittag bey
24
ihnen gewesen und vermeindt, den punctum amnestiae völlich mit ihnen
25
zu erledigen, haben aber endtlich nach so langen disputat nichts mehrers
26
erhalten, alß daß sie biß in 12 puncten ahn die protestirende zu bringen
27
und zu derselben erclährung zu stellen benohmen. Bey dem § „Tandem
28
omnes“

37
Art. IV § „Tandem omnes“ KEIPO4A betr. die Amnestie in den ksl. Erblanden (Text:
38
Meiern IV, 564 fünfter Absatz; später Art. IV,51–55IPO und §§ 40–44IPM. Vgl. Nr.
39
17 Anm. 53). Volmar hatte die Verhandlungen hierüber im Vorfeld als richtungweisend
40
für die schwed. Friedensbereitschaft eingestuft (vgl. [Nr. 71] ).
wegen der proscribirten auß Ewer Mayestätt erblanden haben
29
sie nec pro nec contra sich erclehrn wöllen, sondern bedingt, vorderist
30
bey dem puncto gravaminum zu vernehmen, weßen wir unß wegen der
31
religion daselbst

41
Bezug auf Art. V § 13 KEIPO4A (Text: Meiern IV, 572 ).
erclehrn würden, alßdan ihre meinung anzuzeigen.

32
Dieweil dan ie nichts weiters vor dießmahl mit ihnen außzurichten gewe-
33
sen, so haben wir die von ihnen außgestelte puncten zusamengezogen

42
Die unter Beilage A gen. Überlieferungen der Zusammenstellung umfassen jeweils 14 Dif-
43
ferenzpunkte. Warum hier von zwölf Punkten die Rede ist, ist unklar.
und
34
inhalts beyliegender abschrifft A folgenden sambstags [4. Januar 1648]
35
denen Chursachßischen, Aldenburgischen, Weimarischen und Braunß-
36
schweigischen gesandten, so wir derentwegen absonderlich vor unß erfor-

[p. 241] [scan. 335]


1
dert, zugestelt, ihnen bey

33
1 iedwedern] Im Konzept einem iedem.
iedwedern die ursachen, warümb wir unßerst-
2
heils darauff bestehen müsten, kurtz, iedoch beweglich remonstrirt und
3
ersucht, sie wölten nit allein vor sich die billichkeit woll erwegen, sondern
4
auch bey ihrn mittverwandten darahn sein, auff daß man sich derentwegen
5
nit auffhalten, sondern der sachen gemeß bequemen thue.

6
Auff den abendt haben die Schwedischen zu unß geschickt, weil ahnvor
7
der Salvius den punctum gravaminum fast eintzig mit unß verhandtlet

34
Im August und September 1647 war der KEIPO4A von Krane und Salvius durchgearbeitet
35
worden (vgl. APW II A 6 Nr. 207). Wegen des noch ausstehenden ersten kath. Ga. s waren
36
die noch strittigen Fragen in Art. V KEIPO4A betr. die Religionsgravamina grundsätzlich
37
ausgestellt und nur punktuell verhandelt worden (vgl. ebenda Beilage 1 zu Nr. 215).
, so
8
wölten sie von unß vernehmen, ob unß nit belieben mögte, daß derselb
9
sich auff gestrigen sontag bey unß einstellen und diesen punctum wie-
10
derumb vor handts nehmen thette. Wir haben geanthworttet, unß gelte
11
es gleich, sie kommen beyde oder einer allein, wehrn auff einen und an-
12
dern fall die handtlung schleünigst zu continuirn erbietig, ließens also
13
gäntzlich zu ihrm belieben gestelt sein.

14
So sein sie hierauff gestern nachmittag umb 2 uhr bey unß sambtlich er-
15
schienen und biß nach 5 uhr verblieben. Haben zwar den punctum grava-
16
minum vor handts genohmen, aber gleich in primo limine sich erclehrt,
17
daß sie in die von denen catholischen proponirte temperamenta

38
*KEIPO5* . Zur Bezeichnung s. [Nr. 29 Anm. 245] .
nichts
18
einwilligen könten, sondern es müste allerdings bey dem vergliechenen
19
auffsatz

39
Gemeint ist der KEIPO4A .
verbleiben, biß ahn den § 13 wegen der religion in Ewer
20
Majestätt erblanden, welches noch der eintzig unvergliechener punct
21
wehr

40
Zum Abschluß der Verhandlungen zwischen Krane und Salvius über den KEIPO4A im
41
August 1647 waren die ausgestellten Differenzpunkte in einer Liste zusammengefaßt
42
worden (s. [Nr. 27 Anm. 4] ). Darin war in Art. V betr. das Reichsreligionsrecht lediglich
43
der § 13 „de exercitio religionis in Bohemia et provinciis haereditariis“ ausdrücklich als
44
unverglichen ausgestellt worden.
. Sie wehrn auch deßen also durch eine deputation von den protesti-
22
renden ersucht worden. Ja wan schon hierinnen die protestirende waß
23
nachgeben wölten, so konten es die cronen per reputationem nit gesche-
24
hen laßen, sondern sie müsten die ihnen gegebene parola mantenirn.

25
Wir haben geanthworttet, wir versehen unß nit, daß es diese meinung
26
haben solle, dan auff solche weiß werde man zu keinem frieden glangen,
27
sondern alle mühe und arbeit vergeblich sein. Es befinden sich gleichwoll
28
viel sachen, darahn den catholischen insgemein höchlich glegen und die sie
29
gewißens halben nit einwilligen konten, auch ihnen dies ortts ebensowe-
30
nig in ihren landen und leuthen leges vorschreiben laßen würden, so we-
31
nig es hievor die protestirende in den ihrigen haben gestatten und zugeben
32
wöllen. Wan auch die protestirende sölcher intention gewesen, so hette

[p. 242] [scan. 336]


1
man die calhlische [!] hieherzukommen woll unbemühet laßen können

26
Die Teilnahme der kath. Rst. an den Verhandlungen in Osnabrück war von den prot. Rst.
27
gewünscht worden. Dieser Wunsch war den Ksl. am 7. Oktober 1647 von den Ges. Kur-
28
sachsens, Sachsen-Altenburgs und Sachsen-Weimars vorgetragen worden (vgl. APW II A
29
6 Nr. 245).
.
2
Sie sein aber auff ihrer meinung verblieben, haben die reservation eth-
3
licher stifft und closter alß dem termino a quo zuwieder auff das aller-
4
scharffist wiederfochten

30
*KEIPO5* enthielt in Art. V § 2 Absatz beginnend mit Terminus a quo KEIPO4A betr.
31
den Grundsatz der Restitution der Rst. , der Reichsritterschaft und der Reichsstädte in die
32
Realpossession nach dem Stichtag 1. Januar 1624 (Text *KEIPO5* : Meiern IV, 823 letz-
33
ter Absatz; später Art. V,2IPO ← § 47IPM) einen Zusatz hinter dem Wort cassatis,
34
durch den die Stifte Neuhausen und Sinsheim, die Klöster St. Georgen und Reichenbach,
35
die Karthause Christgarten sowie die St. Elisabeth-Kapelle in Nürnberg von der Normal-
36
jahrsregelung ausgenommen werden sollten (vgl. Schneider, 385 Anm. 304).
, dabey ein memorial von der statt Nürenberg
5
wegen der capell St. Elisabethen auffgewiesen, laut der copey B, darin
6
des Teutschordens ansprach allerdings verworffen und fast anzuglich
7
von denen hieruber ergangenen Kayserlichen verordtnungen geredt
8
wirdt

37
Das beiliegende Memorial kritisiert vor allem die kurze Prozeßdauer und den Umfang
38
der durch das RHR -Urteil von 1630 dem Deutschen Orden zugesprochenen Rechte.
. Wir sein sonst unßers ortts

25
8 ungern] Fehlt in der Kopie.
ungern zu dieser und mehr andern
9
specificationibus kommen, dann wir woll besorget, daß die gegenparth
10
mit dergleichen gegeneinwendungen auffziehen werde, aber der von
11
Giffen, Teutschmeisterischer deputatus, hat sich keinesweegs darvon ab-
12
wendig machen laßen wollen.

13
Von handthabung des status politici bey der statt Augspurg, wie der anno
14
1624 gewesen

39
Vgl. Art. V § 2 Absatz beginnend mit Civitas Augusta *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 824
40
zweiter Absatz).
, wollen sie zugleich nichts hörn, sagen ihrer religion
15
schimpff- und verkleinerlich zu sein, daß da derselben zugethaner inwöh-
16
ner den großem theil der burgerschafft machten, sie keinen theil ahm
17
magistrat haben solten

41
Nach 1555 hatten die Katholiken in der bikonfessionellen Reichsstadt Augsburg mit we-
42
nigen Ausnahmen (1558, 1570/71 und 1632–35) die Majorität der Ratsstellen im Kleinen
43
Rat der Stadt, der seit der Neuordnung des Stadtregiments durch Karl V. das bedeutendste
44
politische Gremium der Stadt war. Die Mehrheit der Bevölkerung dagegen war prot.; der
45
Anteil der Katholiken an der Augsburger Bevölkerung lag im Jahre 1645 lediglich bei
46
knapp einem Drittel ( Warmbrunn, 83–87; zum Rat der Stadt Augsburg vgl. Geffcken).
.

18
Wir haben ihnen den terminum a quo, die nuhmehr hundertjahrige obser-
19
vantz und noch dieß vorgehalten, daß denen catholischen darahn glegen,
20
bey dieser handtgehabt zu werden, dan sönst, wa den andern das regi-
21
ment in die handt komme, die catholische kein siecherheit mehr ihres
22
standts in der statt gehaben konten; aber alles vergebens.

23
Demnach haben sie angefangen, die temperamenta catholicorum desulto-
24
rie dürchzulauffen, etlich wenig enderungen pro meliori connexitate con-

[p. 243] [scan. 337]


1
textus und declaratione passirn laßen, aber keinesweegs zugeben wöllen,
2
daß die circumscriptio perpetui

19
Bezug auf Art. V § 3 *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 824 vierter Absatz). Dort wurde
20
gefordert, die ewige Überlassung des Kirchenguts (in perpetuum ) durch eine zeitliche be-
21
grenzte
(usquedum de religionis dissidiis per Dei gratiam conventum fuerit ) zu ersetzen.
, expunctio nominis evangelicorum

22
Während im KEIPO4A noch gelegentlich die Bezeichnung evangelicus verwendet worden
23
war, benutzten die Ksl. im *KEIPO5* nur noch die Formel Augustanae confessioni ad-
24
dictus. Eine entsprechende ksl. Weisung enthält auch die Hauptinstruktion vom 6. De-
25
zember
1647 (vgl. [Nr. 29 bei Anm. 90] ).

3
admittirt, die oppignerationstreith, justitzisach quoad praesentationes
4
parium assessorum auff negsten reichstag remittirt

26
Vgl. Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quod ad Oppignorationes und § 20 *KEIPO5*
27
(Text: Meiern IV, 824 letzter Absatz und 825 zwölfter Absatz).
, der § 12 de auto-
5
nomia subditorum etc. reformirt werde

28
Zu den ksl. Änderungswünschen an den Autonomiebestimmungen in Art. V § 12
29
KEIPO4A (später Art. V,30–37IPO ← § 47IPM) vgl. die Hauptinstruktion vom 6.
30
Dezember 1647 ( [Nr. 29, hier ab Anm. 102] ), die vom *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 825
31
dritter – vierter Absatz) abweicht.
.

6
Daß der statt Erfortt nit solle gedacht werden

32
Vgl. Art. VII Absatz beginnend mit Cum deinde civitas Erfordensis *KEIPO5* (Text:
33
Meiern IV, 831 sechster Absatz). – Die kurmainzische Stadt Erfurt setzte auf dem WFK
34
ihr wiederholtes Streben nach Erlangung der Reichsunmittelbarkeit fort ( Press, Kur-
35
mainz
, 394ff; Weiss, Erfurt).
, wölten sie nit allein nit
7
gestatten, sondern haben auch derentwegen einen newen articul littera C
8
ubergeben, welcher diese statt absolute in statum immedietatis setzt und
9
Churmayntz das nachsehen last.

10
Wegen der erblanden

36
Gemeint ist Art. V § 13 KEIPO4 (Text: Meiern IV, 572 zweiter Absatz; später Art. V,38
37
IPO ← § 47IPM).
wolten sie gar nit mit unßerer endtlichen ercleh-
11
rung zufrieden sein

38
Die ksl. Ges. hatten die in der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 enthaltenen Än-
39
derungswünsche (vgl. [Nr. 29 bei Anm. 122] , bekräftigt in [ Nr. 55 bei Anm. 47] ) vorgetragen,
40
die von Art. V § 13 *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 825 fünfter Absatz), nach welchem es
41
bei der Regelung des KEIPO4A (Text: ebenda, 572 zweiter Absatz) verbleiben sollte,
42
abwichen. Wegen der Erklärung im *KEIPO5* wurden die ksl. Ges. in der Weisung
43
vom 11. Januar 1648 gerügt (vgl. Nr. 82).
, sondern vermelten, Ewer Kayserliche Mayestätt
12
würden sich noch woll eines mehrern erclehren, also bleiben sie auch
13
mit den

18
13 proscriptis] In der Kopie postscriptis.
proscriptis zurück. In summa, es scheinte kein ernst bey ihnen,
14
etwaß sattes und billichmeßiges abzuhandtlen.

15
Bey dem paragraph de Helvetiis etc. bleiben sie bey der clausula remis-
16
siva

44
Der Ks. hatte in der Resolution vom 21. Dezember 1647 ( [Nr. 55 bei Anm. 54] ) die Ein-
45
fügung der clausula remissiva (Text: Meiern IV, 804 vorletzter Absatz; zum Begriff vgl.
46
Ruppert, 307f) als Art. VI des Friedensvertrags nur für den Fall zugebilligt, daß deren
47
Auslassung nicht zu erreichen wäre.
, dern sich der Baßlische anwaldt

48
Wettstein.
vorher sowoll bey ihnen alß auch
17
bey denen Frantzosen versiechert hette.

[p. 244] [scan. 338]


1
Bey dem articulo 8 wöllen sie die meldung des Oldenburgischen zohls

17
Die gen. Klausel betr. den Oldenburger Weserzoll (ut et teloniis ab Imperatore de con-
18
sensu electorum cum aliis tum etiam comiti Oldenburgensi in Visurgi concessis aut usu
19
diuturno introductis in pleno suo vigore manentibus et executioni mandandis ) war nach
20
fortdauernden Bemühungen des oldenburgischen Ges. Dr. Conrad Balthasar Pichtel
21
(1605–1656; seit 1635 Rat in Oldenburg) und einem zustimmenden Beschluß des KFR
22
vom 1. Juli 1647 (APW [III A 1/1 Nr. 121] ) am 18. Juli 1647 von Volmar und Salvius in
23
den Art. VIII des Friedensvertrags eingefügt worden (Art. VIII *KEIPO4B* : RK FrA
24
Fasz. 98efol. 900’, d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 578 Z. 6 nach privilegiis; vgl.
25
auch Düßmann, 84). Hierüber haben die Ges. dem Ks. offenbar nicht berichtet, da dieser
26
am 16. September 1647 in einem Schreiben an seine Ges. bemerkte, daß er erst durch eine
27
entsprechende Beschwerde der Stadt Bremen über die Einigung vom 18. Juli 1647 infor-
28
miert
worden sei ( Meiern V, 387 ). – Der seit 1562 vom Haus Oldenburg erhobene An-
29
spruch
auf Erhebung eines Weserzolls wurde seit jeher von der Stadt und dem Ebt. Bre-
30
men
bekämpft. Seit der mit Zustimmung der Kf.en erfolgten Erteilung eines ksl. Zollpri-
31
vilegs
für Gf. Anton Günther von Oldenburg (1623 März 23) war am RHR ein von Bre-
32
men
angestrengter Prozeß gegen das oldenburgische Zollprivileg anhängig. Auch auf dem
33
WFK bestritt Bremen die Rechtmäßigkeit des oldenburgischen Weserzolls (vgl. das Memo-
34
rial
der Stadt Bremen betr. den Oldenburger Weserzoll,s.l. 1646 Februar; Text: Meiern
II, 805f ), während der Gf. eine Bestandsgarantie des Zollprivilegs im Friedensvertrag an-
36
strebte
( Düßmann, 39–105; Lübbing, 27–32; Richter, 36–68; Schomburg, 83).
,
2
daß der bestandt haben unnd zur execution gezogen werden soll, unan-
3
gesehen sie ahnvor den Oldenburgischen agenten

37
Neben Pichtel wurde Oldenburg von 1644 bis ca. 1648 durch Hermann Mylius (1600–
38
1656/57) vertreten.
schrifftlichen schein
4
zugestelt

39
Mylius hatte am 5./15. August 1647 von Biörenklou ein Attestat über die Gewährleistung
40
der Aufnahme einer Regelung über den Oldenburgischen Weserzoll in den Friedensvertrag
41
erhalten (Kopie: RK FrA Fasz. 54c [August 1647-I]fol. 10–10’; vgl. auch Düßmann, 86).
, nit mehr passirn laßen, sagen, sie hetten ihrn schein allein
5
der intention heraußgeben, daß underdeßen die parteyen sich mitein-
6
ander in der gütte vergleichen solten. Weil es aber nit geschehen, so kön-
7
ten sie nuhmehr die execution nit fürgehen laßen. Die ertzstifft Bremen
8
wehre hiebey mercklich interessirt. Der herr graff von Oldenburg seie
9
alt

42
Gf. Anton Günther von Oldenburg war zu diesem Zeitpunkt 64 Jahre alt.
, wan der sterben solt, so würde sich Dennemarck umb diesen zoll
10
annehmen

43
Die Delmenhorster Linie des Hauses Oldenburg war bereits im Mai 1647 ausgestorben,
44
auch Gf. Anton Günther hatte bis dato keinen legitimen Nachkommen. Sollte er sterben,
45
war von einer Nachfolge des dän. Kg.shauses – einer Nebenlinie des Hauses Oldenburg –
46
in der Herrschaft der Gft. auszugehen. Tatsächlich regierte das dän. Kg.shaus von 1667 bis
47
1773 in der Gft. Oldenburg ( Düßmann, 78; Lorenz, 10, 218; Stammtafeln NF I/3T.
48
278, 280).
unnd also zwischen Schweden und Dennemarck krieg ent-
11
stehen.

12
Nach diesem berührten sie ihre satisfaction, wölten die reservata catholi-
13
corum mitt Wiltzhaußen quoad

15
13 religionem] Fehlt in der Kopie.
religionem, ius

16
13 dioecesanum] Korrigiert aus dem Konzept, in der Ausf.: diocoesanum.
dioecesanum, exemptio-
14
nem a matricula dürchauß nit, in die cassationem processus cameralis aber

[p. 245] [scan. 339]


1
allein mit dieser condition willigen, wan man sich der andern vorgehen-
2
den begebe

31
In Art. IX *KEIPO5* betr. die Territorialsatisfaktion Schwedens war die Abtretung des
32
Amts Wildeshausen an das Est. Bremen im Namen Kf. Ferdinands von Köln als Fbf. von
33
Münster unter den Vorbehalt des Erhalts der gen. Rechte gestellt (Text: Meiern IV, 831
34
achter Absatz). Außerdem forderte Kurköln eine entsprechende Verringerung seiner fi-
35
nanziellen Veranschlagung nach der Reichsmatrikel sowie die Aufhebung des RKG -Pro-
36
zesses über den Anspruch des Est.s Bremen auf das Amt Wildeshausen. Das Amt war 1523
37
vom Est. Bremen an das Hst. Münster gekommen ( Foerster, Ferdinand, 315; vgl. später
38
[Nr. 86 bei Anm. 10] ).
.

3
Die

27
3 vorhabende] Im Konzept vorbehaltende.
vorhabende außwechßelung umb die stiffter Bremen und Verden,
4
inspectorem uber die catholischn derenden geseßen, halten sie vor ein
5
burla

39
Burla (ital.) = Witz. – *KEIPO5* enthielt 1.) den Vorbehalt einer späteren Rückgabe von
40
Bremen und Verden gegen Erstattung einer angemessenen Gegenleistung an Schweden;
41
2.) die Forderung, für die Seelsorge und die Aufsicht über die in den (Erz-)stiften lebenden
42
Katholiken einen kirchlich approbierten Geistlichen zu installieren (Text: Meiern IV, 831
43
neunter Absatz).
. Endtlich ließen sie es auff deme erwinden, daß sie diesen articu-
6
lum anderst rein umbschreiben laßen wölten, damit derselb auff ein endt-
7
lichs vergliechen werden möge.

8
Heutigen tag haben sie wegen ihrer postabferttigung sich der conferentz
9
entschüldigt, wir werden unß also mordrigen tags zeittlich bey ihnen ein-
10
stellen. Tragen die fürsorg, sie werden allerhandt noviteten in solchen
11
auffsatz einflicken. Unßers ortts aber werden wir unß darauff nichts
12
schließlichs einlaßen, sondern demienigen nachgehen, wohin Ewer Kay-
13
serlicher Mayestätt instruction unß ahnweisen thuet. Dan wir woll se-
14
hen, daß nit allein nichts sonders dem catholischen wesen zum besten von
15
ihnen zu erhalten sein wil, sondern erachten gäntzlich, wan man schon
16
alles praecise, waß in auffgesetzten instrumento vergrieffen sthehet [!],
17
nachgeben sölt, daß doch von ihnen kein schließlicher friedt zu erhalten
18
sein werde, welches sich dan bey reassumption des puncti assecurationis
19
et executionis pacis gar baldt endecken wirdt. Immittels aber kan diese
20
ihre intention auß der abschrifft D ihrers vom

28
20 9./19.] In Kopie und Konzept 29./19.; in der Druckvorlage ist 9. korrigiert aus 29.
9./19. Decembris negsthin
21
ahn die Frantzosen zu Münster abgangenen schreibens, so unß von ver-
22
trawter handt,

29
22–23 und – littera E] In der Druckvorlage am Rand zugefügt, fehlt in Kopie und Konzept.
und gleich itzo von des cardinals Mazarini originalschrei-
23
ben beykommender extract sub littera E, communicirt worden, clar gnug
24

30
24 erlehrnt werden] In der Kopie erclehrt.
erlehrnt werden.

25
Der Vrangel hat nuhmehr sein haubtquartier zu Boppenburg

45
Poppenburg, südlich von Hildesheim an der Leine gelegen, gehörte seit 1629 wieder zum
46
Hst. Hildesheim ( HHStD II, 384).
im stifft
26
Hildesheim genohmen und 13 regimenter darin gelegt. Stehet auch zu be-

[p. 246] [scan. 340]


1
sorgen, daß die Schwedischen mit dieser stifft ein starcke enderung vor-
2
zunehmen und vermüttlich selbige so leicht nit abzutretten gedencken.


3
Beilagen A – E zu Nr. 73


4
Beilage A zu Nr. 73

5
Kaiserliche Zusammenstellung der den protestantischen Reichsständen anheimgestellten 14
6
Differenzpunkte in Art. IV *KEIPO5* (lat.),s.l. praes. 1648 Januar 4. Kopie: RK FrA Fasz.
7
55a (1648 I)fol. 16–16’ – Konzept: GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 Nr. 32 – Druck:
8
Meiern IV, 843f.

9
Beilage B zu Nr. 73

10
Memorial Kress von Kressensteins

24
Jobst (Jodok) Christoph Kress von Kressenstein (1597–1663), 1646–1649 Prinzipalges. der
25
Reichsstadt Nürnberg ( Kaster/ Steinwascher, 282f).
an Oxenstierna betreffend die St. Elisabeth-Kapelle in
11
Nürnberg,s.l. [praes. den Kaiserlichen 1648 Januar 5]. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol.
12
18–21; GehStReg Rep. N Ka. 95 Fasz. 68 pars 3 Nr. 32 – Druck: Meiern VI, 185–187.

13
Beilage C zu Nr. 73

14
Schwedischer Textvorschlag betreffend die Rechtsstellung der Stadt Erfurt (lat.),s.l. [praes.
15
1648 Januar 5]. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 22–22’; GehStReg Rep. N Ka. 92
16
Fasz. 66 pars 2 Nr. 1

26
Hier befinden sich noch drei weitere Textvorschläge betr. die Stadt Erfurt.
.

17
Beilage D zu Nr. 73

18
Schwedische Gesandte an französische Gesandte (lat.), Osnabrück 1647 Dezember 9/19. Ko-
19
pie
: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 24–26’; ebenda Fasz. 54ffol. 381–382’; KHA A 4 nr.
20
1628/23 unfol.; Giessen 200 fol. 117–119’ – Druck: APW II C 4/1 Nr. 84.

21
Beilage E zu Nr. 73

22
Mazarin an La Court (frz.)

27
Henri Groulart seigneur de La Court et du Bosgouët (1596–1658), seit Oktober 1646 frz.
28
Resident in Osnabrück ( Tischer, Diplomatie, 163–167).
, Paris 1647 November [28]

29
Die der Relation beiliegende Kopie ist auf den 29. November 1647 datiert, tatsächlich
30
stammt das Schreiben Mazarins an La Court jedoch vom 28. November 1647 (vgl. dem-
31
nächst in APW II B 7).
. Kopie (Extrakt): RK FrA Fasz.
23
55a (1648 I)fol. 28; ebenda Fasz. 54ffol. 383; Giessen 200fol. 133.

[p. 247] [scan. 341]


1
–/ 74/–

2

Volmar an Trauttmansdorff


3
Osnabrück 1648 Januar 6

4
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 N 87 unfol.

5
Nicht vorhandener Friedenswille Schwedens, keine Hoffnung auf Durchsetzung der kaiser-
6
lichen Änderungswünsche am KEIPO4A . Schwedische Rachepläne gegen Kurbayern; Sorge
7
um den Verlust Hildesheims.

8
Auf ein Schreiben vom 21. Dezember 1647

26
Nicht zu ermitteln.
. Post: Maßnahmen wegen
9
Verzögerung der Postzustellung. Unsere Schweden lassen sich eben
10
schlecht an und geben ia clare anzeigungen, daß sie keinen friden verlan-
11
gen. Daher ich mir auch gar kein hoffnung mach, daß auff den unß von
12
ihrer majestät allergnädigst auffgetragnen vorgriff

27
Die ksl. Ges. waren zu einem Vorgriff auf der Grundlage des nach Maßgabe der Haupt-
28
instruktion vom 6. Dezember 1647 geänderten KEIPO4A ermächtigt (zum Wortlaut vgl.
29
[Nr. 29 bei Anm. 222] ). Volmar meint somit, daß die in der Hauptinstruktion vom 6. De-
30
zember 1647 gen. Änderungen am KEIPO4A bei den schwed. Ges. auch dann nicht durch-
31
setzbar seien, wenn damit die Zusage verbunden wäre, auf dieser Grundlage, notfalls ge-
32
gen den Einspruch anderer, den Frieden zu schließen.
etwas fruchtbarlichs
13
mit inen werde außzerichten sein. Ob es aber die protestierenden besser
14
machen werden, stehet zu erwartten. Wir werden morgen sehen, wohien
15
es mit dem puncto satisfactionis et aequivalentiarum hinauß wolle, als-
16
dann mit denn protestierenden auch reden. Sehe, daß wir wenig in par-
17
ticulari pro catholicis erhalten, sondern benöthigt sein werden, ad ultima
18
instructionis ze greiffen

33
Gemeint ist die verschlossene Weisung Ferdinands III. vom 11. Dezember 1647 (Nr. 43).
34
Diese sollten die ksl. Ges. nur in dem Fall öffnen, daß der Frieden nach Maßgabe der
35
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 nicht zu erlangen sein würde (vgl. [ Nr. 42] ).
.

19
Daß schreiben, so die Schweden am 29. Decembris an die Franzosen ab-
20
gehen lassen

36
Gemeint ist das Schreiben vom 9./19. Dezember 1647 (Beilage D zu Nr. 73; dort hatte
37
Volmar das schwed. Schreiben im Konzept ebenfalls irrtümlich auf den 29. Dezember da-
38
tiert, was dann in der Ausfertigung korrigiert wurde).
, gibt clar gnug zu erkennen, waßgestalten sie resolvirt, die
21
waaffen noch weiter operirn ze lassen und einen versuech ze thuen, wie
22
sie sich an ihrer churfürstlichen durchlaucht in Bayern rechen könden.
23
Ietzt seind sie an dem stifft Hildeßheimb

39
Zu den schwed. Truppen im Hst. Hildesheim vgl. [Nr. 73 bei Anm. 30] .
, und köndt wol geschehen, in-
24
deme man die alternativam auff Oßnabrück

40
Gemeint ist die alternierende Sukzession im Hst. Osnabrück, die in der Entschädigungsre-
41
gelung für die Hg.e von Braunschweig-Lüneburg vorgesehen war (Art. XII Absatz begin-
42
nend mit Defuncto eodem *KEIPO4B* ; RK FrA Fasz. 98efol. 902, das sind Korrekturen
43
zu KEIPO4A : Meiern IV, 584 letzter Absatz; später Art. XIII,5–6IPO).
nit laiden will, daß ienes
25
noch darzu verlohren werde.

[p. 248] [scan. 342]


1
–/ 75/–

2

Lamberg, Krane und Volmar an Nassau


3
Osnabrück 1648 Januar 6

4
Ausfertigung: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

5
Ankündigung einer Kopie der Hauptinstruktion für Nassau. Verweis auf Beilagen. Schwie-
6
rige Vertretung der Interessen Graf Anton Günthers von Oldenburg

30
Inhaltlich entsprechend: Volmar an Nassau, Osnabrück 1648 Januar 6. Eigh. Ausf.: KHA
31
A 4 nr. 1628/23 unfol.
.

7
Verweis auf ein Schreiben Nassaus vom 3. Dezember 1647

32
Konnte nicht ermittelt werden.
und die hier
8
beiliegenden Schreiben. Die Kayserliche instruction

33
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
soll auch so baldt alß
9
möglich communicirt werden, können aber Ewer Exzellenz darbey ver-
10
siechern, daß wir derselben dergestalt steets bey den conferentiis von
11
notten haben, daß wir auch selbst nit zeitt gehabt, dieselbe vor unß und
12
zu unßern behuff abzuschreiben. Bitte, die beiliegenden Schreiben betref-
13
fend
Deputatgelder und Postwesen zu unterschreiben und abzuschicken.

14
Wegen der Oldenburgischen zollsachen wollen wir zu dienst des herrn
15
graffen von Oldenburg gehrn das beste tuhen und unß dieselbe laßen re-
16
commendirt sein. Sie werden aber auß angeregter unßer gehorsamsten re-
17
lation ad Caesarem zu vernehmen haben, daß sich die cron Schweden
18
selbst pro opponente dahrstelt und also schwehrlich in allem nach selbigs
19
herrn graffen intention werde vortzukommen sein.


20
Beilagen [1] – [3] zu Nr. 75


21
Beilage [1] zu Nr. 75

22
Nassau, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III., Osnabrück 1648 Januar 6. Ausf.:
23
RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 33–35.

24
Beilage [2] zu Nr. 75

25
Nassau, Lamberg, Krane und Volmar an den Postmeister zu Köln, Osnabrück 1648 Januar
26
6. Konzept: GehStReg Rep. N Ka. 6 Fasz. 4 pars 11 Nr. 13.

27
Beilage [3] zu Nr. 75

28
Nassau, Lamberg, Krane und Volmar an den Postverwalter zu Unna, Osnabrück 1648
29
Januar 6. Konzept: GehStReg Rep. N Ka. 6 Fasz. 4 pars 11 Nr. 13.

2

Ferdinand III. an Lamberg, Krane, Volmar


3
Prag 1648 Januar 7

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1941fol. 55–56, praes. 1648 Januar 22 = Druck-
5
vorlage
– Konzept: ebenda Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 3–3’.

6
Vorantwort. Mission Schröders in Kursachsen.

7
Rezepisse auf die Relationen vom 23. und 26. Dezember 1647 (Nr.n 56
8
und 61). Wir wollen beede dise ewere relationes in weittere berathschla-
9
gung ziehen und unnß mit nechster ordinari darauf weitter erklären

30
Vgl. die Weisung vom 11. Januar 1648 ( [Nr. 82] ).
. In-
10
mittelst wollet ihr gemelter unserer haubtinstruction inhaeriern und sel-
11
biger nachkommen.

12
Zweifflen auch nit, ihr werdet auß unnsern von fünffundzwanzigisten
13
mehrgedachtes monats Decembris gethane communicationschreiben die
14
instruction, so wir unsern rath und gehaimben reichssecretario an des
15
churfürsten zu Sachssen liebden super instrumento pacis mitgegeben,
16
empfangen haben . Waß unnß nun derselbe darüber referirt und bey der
17
mit besagtes churfürsten gehaimen räthen vorgangenen conferenz vorgan-
18
gen, das habt ihr auß den einschlüeßen sub A und B und denen darzuge-
19
hörigen beylagen zu vernemmen.

20
Was wir unnß nun hierüber erklärt, solle eüch zu ewerer nachrichtung
21
auch mit negsten überschikht werden . So wir eüch zu ewer vorantwort
22
nit verhalten wollen.


23
Beilagen [A – B zu Nr. 76]

33
Die folgenden Beilagen sind in RK FrA Fasz. 92 XIV irrtümlich der Weisung vom 11.
34
Januar 1648 ( [Nr. 82] ) beigelegt.


24
Beilage A zu Nr. 76

25
Schröder an Ferdinand III., Dresden 1648 Januar 3. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol.
26
323–325 – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1942fol. 71–73.

27
Am 1. Januar 1648 proponiert Schröder vor den kursächsischen Geheimen Räten und
28
übergibt die Proposition in Schriftform sowie ein instrumentum pacis

35
Ein den kursächsischen Räten übergebener Vertragsentwurf konnte nicht ermittelt werden.
36
Es ist jedoch davon auszugehen, daß in diesem Entwurf die Bestimmungen der Resolution
37
Ferdinands III. über die ksl., dem CC vorgelegten Korrekturvorschläge zu Art. I–XV
38
*KEIPO4B* vom 18. Dezember 1647 ( [Beilage [1] zu Nr. 55] ) eingearbeitet waren (vgl.
39
die Notiz Kurz’ zu der gen. Resolution Ferdinands III., d.i. S. 201, Z. 20–30). – Neben
25
dem gen. IP übergab Schröder den Räten die Notae, nach welchem dz instrumentum pacis
26
Caesareano Suecicum einzuerichten (s.l. [vor 1647 Dezember 27]. Kopie: RK FrA Fasz.
27
56a [Januar 1648]fol. 66–101 – Druck: Meiern V, 544–558 ). Auf dem ersten Blatt ist von
28
Kurz vermerkt NB Uff dise weyss ist die Khayserliche resolution dem churfürsten von
29
Saxen zugestelt worden durch secretarium Schrötter. Daß Schröder ein IP und die Notae
30
übergeben hat, ergibt sich aus seiner Relation vom 8. Januar 1648 ( [Nr. 82 Beilage [2]] ), in
31
der er berichtet, daß er die resolution ihrer churfürstlichen durchlaucht zu Sachsen auff die
32
dem instrumento pacis beygefüegte notas zu sollicitiren begehrte ( RK FrA Fasz. 54ffol.
33
355). Zur Proposition Schröders vgl. auch Brandstetter, 39f.
. Die Räte ziehen sich
29
daraufhin zur Beratung zurück.

[p. 250] [scan. 344]


1
Fortsetzung der Unterredung am 3. Januar 1648. Die Räte bezweifeln, ob mit den zahl-
2
reichen kaiserlichen Änderungswünschen der Frieden zu erlangen sein wird. Dennoch wollen
3
sie mit Schröder den Vertragsentwurf durcharbeiten und sich die kaiserliche Position in den
4
jeweiligen Punkten erläutern lassen.

5
Schröder und die Geheimen Räte arbeiten den Vertragsentwurf einmal komplett durch.
6
Widerspruch der kursächsischen Räte gegen: die kaiserlichen Änderungswünsche bei den
7
Amnestiebestimmungen für das Reich und die kaiserlichen Erblande; den Einschluß der Re-
8
formierten in den Friedensvertrag; die Nennung des Befestigungsprivilegs der Stadt Magde-
9
burg im Vertragsentwurf; die Auslassung der Entschädigung für Markgraf Christian Wil-
10
helm von Brandenburg im Vertragsentwurf; den Umfang der kursächsischen Rechte über
11
die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die Nichtberücksichtigung der kursächsischen An-
12
sprüche auf die Insel Wollin im Vertragsentwurf

34
Zu den Verhandlungspunkten Magdeburg, Mgf. Christian Wilhelm, Hanau-Lichtenberg
35
und Wollin vgl. im einzelnen die Weisung Ferdinands III. an Schröder vom 8. Januar
36
1648, d.i. [Beilage [1] zu Nr. 82] Anm.en 16–19.
.

13
[Beilage [1] zu Beilage A zu Nr. 76]

14
Proposition Schröders vor den kursächsischen Geheimen Räten, [Dresden 1648 Januar 1].
15
Ausf.: RK FrA Fasz 54ffol. 327–330’ – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1942fol.
16
76–79’

37
Die Proposition Schröders ist inhaltlich sehr eng an den ersten Teil seiner Instruktion vom
38
13. Dezember 1647 (Text: [Nr. 60 Beilage A] ) angelehnt.
.

17
Beilage B zu Nr. 76

18
Schröder an Ferdinand III., Dresden 1648 Januar 4. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol. 331 –
19
Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1942fol. 81.

20
Verweis auf das beiliegende Protokoll. Verzögerung der Verhandlungen durch den vorläu-
21
figen Verbleib Kf. Johann Georgs in Lichtenburg

39
Lichtenburg bei Prettin a. d. Elbe, nordwestlich von Torgau im Kft. Sachsen. Dort war ein
40
Jagdsitz Kf. Johann Georgs von Sachsen.
.

22
Beilage [1] zu Beilage B zu Nr. 76

23
Protokoll, [Dresden] 1648 Januar 3. Kopie: RK FrA Fasz. 54ffol. 332–337’; ebenda Fasz.
24
92 XIV ad nr. 1942fol. 84–95’.

[p. 251] [scan. 345]


1
–/ 77/–

2

Nassau an Ferdinand III.


3
Münster 1648 Januar 7

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 5–7, PSfol. 8–9’, praes. 1648 Januar 16 =
5
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. (PS mit Verbesserungen)

6
Unterredung mit Peñaranda (1648 I 3): Abschluß der spanisch-niederländischen Verhandlun-
7
gen; Befürwortung der niederländischen Vermittlung in den spanisch-französischen Verhand-
8
lungen; französisches Angebot einer eingeschränkten Restitution Hg. Karls IV. von Lothrin-
9
gen, Zweifel Peñarandas an der Ernsthaftigkeit dieses Angebots; französische (Flotten-)
10
Rüstungen.

11
Unterredung mit Sannazaro (1648 I 6): Ende der Vormundschaftsregierung in Mantua und
12
Regierungsübernahme Herzog Karls II., dessen Unzufriedenheit mit der französischen Hal-
13
tung betreffend Mantua.

14
PS Empfangsbestätigungen. Zufriedenheit Rousselots mit den kaiserlichen Rechtsvorbehal-
15
ten zum kaiserlich-französischen Vorvertrag. Postangelegenheiten. Weisung betreffend
16
Ehrenbreitstein und Vollzug des Friedens mit Frankreich erwartet. Erkundigungen Contari-
17
nis nach kaiserlicher Erklärung betreffend den Elsaß-Titel.

18
Eigh. PS Gesprächsbegehren Longuevilles.

19
Freytags, den 3. dießes, nach abgelauffener post hatt der graff Peneranda
20
mich abermahln besucht und parte geben wollen, in waß zustandt sich
21
ihre tractaten befünden, nachmahln referirendt

33
Vgl. bereits die Relationen vom 27. Dezember 1647 und 3. Januar 1648 (Nr.n [ 63] , [ 72] ).
, daß sie, herrn Spanische,
22
mitt denen Holländeren in allen articulen pacis, auch der forma ratifica-
23
tionis und proaemio instrumenti gäntzlichen verglichen und einig weh-
24
ren

34
Gemeint ist die gemeinsame Erklärung vom 27. Dezember 1647 (vgl. [ Nr. 63 Anm. 1] ).
, dabenebenst auch angezeigt, daß die Holländische sich eyffrig ange-
25
legen sein liessen, den frieden zwischen Spania und Franckreich zum
26
schluß zu bringen, welchen er angedeutet hab, daß, gleich sie zu ihrer
27
mediation vor diesem eingewilligt hetten

35
Die Ges. der Vereinigten Ndl. hatten im Herbst 1646 unter ausdrücklicher Zustimmung
36
der Verhandlungsparteien, also auch Spaniens, die Vermittlung in den span.-frz. Verhand-
37
lungen übernommen ( Repgen, Friedensvermittlung, 707; Tischer, Diplomatie, 84 Anm.
38
174; Kampmann, 252ff).
, also sie es auch annoch dabey
28
verpleiben und ihnen selbige angenehmb sein liessen.

29
Eß hetten ihnen die Holländer auch angebracht, daß sich die Frantzosen
30
in puncto restitutionis ducis Lotharingiae soviel hetten vernemmen las-
31
sen, daß sie dem hertzogen zwar daß hertzogthumb Lothringen

39
Die Frz. verwendeten für das dem Hg. zu restituierende Gebiet auch die Bezeichnung
40
ancien Duché de Lorraine („Altlothringen“) (so bspw. in der frz. Proposition betr. Lothrin-
41
gen vom 19. Juli 1647; Brandi, Karl V., enthält im Anhang eine Karte „Das alte Lotha-
42
ringien“).
restitui-
32
ren, aber daß hertzogthumb Barr

43
Das Hgt. Bar war mit Lothringen in Personalunion verbunden. Ein Teil des Hgt.s war
44
anerkanntes Lehen der frz. Krone („Barrois mouvant“), der andere Teil („Barrois non
30
mouvant“) galt als Allod, wurde jedoch ebenfalls von Frk. beansprucht (vgl. Tischer, Di-
31
plomatie, 191; Karte: Babel, 8).
neben allen ihrer furstlichen durch-

[p. 252] [scan. 346]


1
lauchtt in den bistumber Metz, Tull und Verdun habenden herschafften
2
und lehen fur die cron Franckreich behalten wolten. Er, herr graff Pene-
3
randa, hette sich hierauff gegen die Holländer erclehrt, weiln die Frantzö-
4
sische sich iungsthin hetten belieben lassen, ihre declaration wegen auß-
5
schliessung deß hertzogs von diesen tractaten in schrifften ihnen uberge-
6
ben zu lassen

32
Gemeint ist die frz. Erklärung betr. Lothringen, praes. [Münster 1647 Dezember 1] ( [Nr. 63 Beilage [2])] . Diese war den span. Ges. wahrscheinlich am 21. Dezember 1647 schriftlich
34
übergeben worden.
, daß sie auch diese erclehrung schrifftlichen ihnen zukom-
7
men lassen mögten, damitt er solche desto besser einnemmen und
8
verstehen, davon auch ahn königliche majestätt in Hispanien und ertz-
9
hertzogliche durchlauchtt uberschreiben, sodan mitt denen Kayserlichen
10
gesandten alß in einer Ewer Kayserlicher Mayestät zugleich beruhrender
11
sach, item mitt deß hertzogs von Lothringen furstlicher durchlauchtt alß
12
principalinteressenten der notturfft nach communiciren köndt.

13
Waß dießwegen ferners vorgehen wurde, wolte er nitt lassen, davon mir
14
vertrewlichen parte zu geben. Er stünde aber fast ahn, daß solche der
15
Frantzosen erclehrung ernstlich gemeindt seie, weiln daß contrarium
16
und daß sie den frieden nitt begehrten, auß deme vielmehr zu vermuthen,
17
daß sie ihre schiffarmada mitt uberauß hohen unkösten außrüsteten und
18
nacher Neapoli

35
Mazarin hatte in der ersten Novemberhälfte 1647 beschlossen, eine frz. Flotte zur Unter-
36
stützung des neapolitanischen Aufstands gegen Spanien zu entsenden ( APW [ II B 6, LXVIIIf] ), die vom 19. Dezember 1647 bis zum 4. Januar 1648 vor Neapel lag. Die
38
Entsendung einer weiteren Flotte wurde mehrfach verschoben und nach der Nieder-
39
schlagung des Aufstands im April 1648 schließlich ganz aufgegeben (vgl. hierzu dem-
40
nächst in APW II B 8).
fuhreten, in Franckreich auch allerorthen zu einem frü-
19
hen veldtzug starcke praeparatoria vorgehen liessen. Ich hab ein notturfft
20
erachtet, Ewer Kayserlicher Majestät es allerunderthänigst zu berichten
21
und deroselben allergnedigsten befelch allergehorsambst zu erwartten,
22
wie in diesem puncto mich zu verhalten, da dergleichen ahn mich auch
23
gebracht werden solte.

24
Eß ist auch gestern der graff von Salazar

41
Girolamo conte Sannazaro (gest. nach 1670), Ges. für das Hgt. Mantua. Sannazaro war
42
mehrfach für den Hg. von Mantua als Botschafter tätig und galt als Fachmann für das
43
Montferrat ( ABI I 882, 271f).
, Mantuanischer gesandter, zu
25
mir kommen und angebracht, daß er von seinem herrn, dem hertzogen
26
von Mantua, befelcht seie, Ewer Kayserlicher Mayestät, aller cronen und
27
anderen alhier anwesenden gesandten anzudeuten, daß nunmehr ihme,
28
hertzogen, von seiner fraw mutter

44
Maria Gonzaga (1609–1660), Hg.in von Mantua ( ABI II 290, 424). – Hg. Karl II. hatte
45
nach zehnjähriger Regentschaft seiner Mutter am 30. Oktober 1647 die Regierung über-
46
nommen ( Tischer, Diplomatie, 339 Anm. 72).
die regirung seiner landen ubertragen,
29
er solche auch albereit würcklichen angetretten habe, so er hiermitt bey

[p. 253] [scan. 347]


1
mir ablegen wollen, mitt bitte, daß bey den tractaten man solches und daß
2
der hertzog nitt mehr unter der vormundtschafft wehre, in acht nemmen
3
wolte.

4
Herr hertzog verhoffe und pitte, man wolte ahn Kayserlicher und könig-
5
lich Spanischer seithen bey dieser handlung es dahin dirigiren, damitt
6
wenigst ihme der weeg ad iustitiam nitt gesperret oder gehindert werde;
7
sie wehren mitt dem Frantzösischen auffsatz nitt zufrieden

21
Im ersten ksl.-frz. Friedensvertrag von Cherasco vom 6. April 1631 (Text: DuMont VI/1,
22
9–12) wurde Hg. Karl von Gonzaga-Nevers (1580–1637; 1595 duc de Nevers, 1630 Hg.
23
von Mantua) nicht in vollem Umfang mit Mantua und Montferrat belehnt und mußte
24
bspw. Teile des Hgt.s Montferrat gegen Erhalt einer Entschädigungssumme in Höhe von
25
500 000 Ecus an Hg. Viktor Amadeus I. von Savoyen (1587–1637; 1630 Hg.) überlassen.
26
Der Hg. von Mantua fühlte sich durch den Friedensvertrag ex falsis praesuppositis
27
mercklich […] vernachteilt ( APW [ II A 5, 19 Z. 12–13] ). Sowohl im FEIPM1 (Text:
28
Meiern V, 156 ) als auch in den am 16. November 1647 verglichenen Artikeln des span.-
29
frz. Friedensvertrags ( APW [ II B 6 Nr. 261 Beilage 5] ) wurde der Friede von Cherasco
30
jedoch vorbehaltlos bestätigt ( Tischer, Diplomatie, 399f; Croxton / Tischer, 57, 181–
31
184).
, wolten zwar
8
ihrestheils den Frantzosen nitt contradiciren noch uber sie klagen, dan sie
9
selbigen in viele wegh wegen hiebevor von ihnen empfangenen wohltha-
10
ten obligirt wehren

32
Mantua hatte während der Regentschaft Maria Gonzagas unter frz. Protektion gestan-
33
den.
, bedingten sich aber außtrücklichen, daß sie mitt der
11
Frantzosen intention nitt content und sich ihre sach mitt gepührendem
12
recht außzuführen gar nitt begeben könten.

13
Ich hab ihme geantworttet, Ewer Kayserlicher Mayestätt von seinem an-
14
bringen allerunderthänigst zu referiren und dero allergnedigsten befehl zu
15
erwartten.

16
PS Rezepisse auf die kaiserlichen Schreiben vom 13.

34
Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar, Prag 1647 Dezember 13. Ausf.:
35
RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1918fol. 361–361’; Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. Zu den
36
zahlreichen Beilagen betr. den von Hg. Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar vorgeschlage-
37
nen Waffenstillstand s. das chronologische Register. Der vorgeschlagene Waffenstillstand
38
wurde sowohl vom Ks. als auch von Kf. Maximilian von Bayern abgelehnt und war im
39
folgenden ohne Belang. – Zur Person: Hg. Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (1598–1662),
40
1605 Hg., übernahm 1626 die Regierung ( DBA I, 1073, 159; 1361, 199–205; 1371, 55–65).
und 25. Dezember
17
1647

41
Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar, Prag 1647 Dezember 25. Ausf.:
42
RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1919fol. 387–387’ – Konzept: ebenda Fasz. 52b (1647)fol. 172
43
– Ferdinand III. an Nassau und Volmar, Prag 1647 Dezember 25. Ausf.: RK FrA Fasz. 92
44
XIII nr. 1921fol. 391–391’, PSfol. 392–392’ – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. –
45
Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)fol. 174, PS 175 – Ferdinand III. an Nassau, Prag
46
1647 Dezember 25. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b
47
(1647)fol. 173.
.

18
Deß hertzogs von Lothringen furstliche durchlauchtt sachen betreffend
19
wirdt Ewer Kayserliche Mayestät auß deß Rousselots ahn mich abgelas-
20
senem und Ewer Kayserlicher Mayestät bey letzter post, den 3. dießes,

[p. 254] [scan. 348]


1
allerunderthänigst uberschickten schreiben vom 30. Decembris aller-
2
gehorsambst

31
2 referiret sein] In der Kopie angehört haben.
referiret sein, waßmassen ihre furstliche durchlauchtt mitt
3
obgemeldter gegen die mediatores beschehene erclehrung und erleuterung
4
wohl content sein

33
Gemeint sind die ksl. Rechtsvorbehalte zur Gültigkeit des ksl.-frz. Vorvertrags vom 11./
34
14. November 1647, die Nassau den Mediatoren am 11. Dezember 1647 hatte übergeben
35
lassen (vgl. [Nr. 47 Beilage [1]] ). – Auch Ferdinand III. billigte die Rechtsvorbehalte mit
36
einem Rezepisse-Schreiben in knappen Worten (Ferdinand III. an Nassau, Prag 1647 De-
37
zember 25. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)fol.
38
173.)
.

5
Postangelegenheiten: Verzögerungen in der Postzustellung.

6
Sonsten will Ewer Kayserlicher Mayestät allergnedigste resolutiones
7
wegen Ehrnbreitstein und in puncto executionis Gallicae ich allergehor-
8
sambst erwartten. Soll Ewer Kayserlicher Mayestät auch allerunder-
9
thänigst berichten, daß nuhn unterschiedlich mahln der Venetianisch ge-
10
sandter zu mir geschickt und fragen lassen, ob von Ewer Kayserlicher
11
Mayestät wegen renunciation deß tituls „landtgraff in Elsaß“ resolution
12
einkommen

39
Contarini hatte bereits Mitte Dezember 1647 bei Nassau nach einer entsprechenden Er-
40
klärung angefragt (vgl. die Relation Nassaus vom 13. Dezember 1647, d.i. Nr. 47).
. Ich hab ihme allemahln geantworttet, daß wir derselben
13
annoch erwartteten.

14
[ Eigh. PS] Jetz schicket der hertzog von Lungaville einen edelman zu mir,
15
begeret mich noch heüte nach abgeloffener post zu abendts zu visitiren,
16
〈waß er〉 anbringen wirdt, berichte 〈bei nechstkunftiger〉 post allerun-
17
derthenigst.

18
–/ 78/ [95]

19

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


20
Osnabrück 1648 Januar 9

21
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 41–43’, 62, praes. 1648 Januar 22 = Druck-
22
vorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIII nr. 1924fol.
23
400–402.

24
Verweis auf Beilagen. Unterredung mit den kurkölnischen Gesandten über den kurkölni-
25
schen Tauschplan (1648 I 8); keine Verzögerung des Friedensschlusses wegen dieser Frage.

26
Konferenz mit den schwedischen Gesandten (1648 I 9): Empfang des schwedischen Textvor-
27
schlags zur schwedischen Territorialsatisfaktion, keine Einigung hierüber; Differenzen
28
wegen schwedischer Forderung nach Aufhebung der geistlichen Einrichtungen in Bremen
29
und Verden. Widerstand der schwedischen Gesandten gegen den neu eingesetzten Art. XV
30
*KEIPO5* betreffend den Schutz der reichsständischen Rechte.

[p. 255] [scan. 349]


1
Ablehnung der erneuten schwedischen Forderung nach Verhandlungen über die schwedische
2
Armeesatisfaktion; geringe Erfolgsaussichten weiterer Verhandlungen.

3
Anstrebung direkter Verhandlungen mit den protestantischen Reichsständen.

4
Rezepisse auf das ksl. Schreiben vom 25. Dezember 1647

36
Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar, Prag 1648 Dezember 25. Ausf.: RK FrA
37
Fasz. 92 XIII nr. 1923fol. 397–397’ – Konzept: ebenda Fasz. 53c (1647 XI–XII)fol. 189.
. Verweis auf die
5
Relation vom 6. Januar 1648 (Nr. 73): geringe Friedensbereitschaft der
6
Schweden. Und dieweil unß entzwischen auch ein abschrifft deroselben
7
außgesprengten zettuls, ob solten Ewer Majestätt unß diese tractaten nur
8
auffzuhalten bevohlen haben, zugestanden, haben wir selbige hiemit sub
9
numero 1 gehorsamst

32
9 beyschließen] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage beschließen.
beyschließen sollen. Sodan geruhen Ewer Kayser-
10
liche Majestätt auß dem extractu protocolli numero 2 allergnädigst, waß
11
den 7. und 8. dies mit ihnen, Schweden, wie auch mit den Churbranden-
12
burgischen und Braunßschweig Lüneburgischen in puncto satisfactionis
13
et aequivalentiarum negociirt worden, anzuhörn.

14
Wir haben daßienig, so hierunder Churcöllen und

33
14 herrn bischoffen von] Fehlt in der Kopie.
herrn bischoffen von
15
Oßnabrug betrifft

38
Gemeint ist der von Kurköln angestrebte Tauschplan.
, deroselben deputatis umbständtlich vorgehalten. Die
16
haben sich zwar keines andern erclehrt, alß daß wir die sachen noch so
17
lang offen halten wolten, biß sie solches ihrn

34
17 gnädigsten] In der Kopie gehorsamsten.
gnädigsten und gnadigen
18
herrn principalen mögten referirt und darüber resolution erlangt haben.
19
Wan wir aber sonst mit denen Schweden die conferentzen hetten zum
20
ende bringen können, so würden wir kein weitere zeitt verliehren, die
21
sachen

35
21 nach denen] In der Kopie nachdeme.
nach denen in Ewer Kayserlicher Majestätt unß ertheilter instruc-
22
tion

39
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
begrieffenen terminis dermahlen auff den enthlichen außschlag zu
23
richten.

24
Es will sich aber mit ermelten Schwedischen schlechtlich ansehen laßen,
25
dan alß sie heudt vormittag sich wiederumb bey unß eingestelt und wir
26
verhofft, sie solten sich mit denen in ihrm new auffgesetzten puncto sa-
27
tisfactionis, davon hiebey abschrifft numero 3, schließen und vermögen
28
laßen, daß es wenigst bey dem hinc inde vergliechenen, beyderseits hievor
29
per secretarios legationis underschriebenen

40
Der ksl.-schwed. Vorvertrag zum schwed. Satisfaktionsartikel war am 8./18. Februar 1647
41
in Osnabrück von Biörenklou und Schröder unterzeichnet worden (vgl. das PS von APW
42
II A 5 Nr. 522).
, nachmahls uber die hinc
30
inde beliebte correcturas in das instrumentum pacis eingetragenen auff-
31
satz

43
Bezug auf Art. IX KEIPO4A (Text: Meiern IV, 578 ; später Art. XIPO). Der ksl.-schwed.
44
Vorvertrag vom 8./18. Februar 1647 war mit einigen Änderungen in den KEIPO4A über-
27
nommen worden; über die Änderungen einigten sich Ksl. und Schweden am 20. Mai 1647
28
(vgl. APW II A 6 Nr. 111).
verbleiben thet, alß wir es auch bey denen catholischen richtig zu

[p. 256] [scan. 350]


1
machen erbotten, so haben wir sie iedoch uber allen angewendten fleiß
2
darzu nit bringen konnen, sondern sie sein, nachdem mit reden und
3
wiederreden fast in driethalb stundt zugebracht worden, endtlich aller-
4
dings unverrichter sachen von unß abgeschieden, daß wir daher nit wenig
5

24
5 anstehen] In der Kopie ansehen.
anstehen, wie das werck weiters mit ihnen zum standt zu bringen.

6
Die specialem extinguendi collegia ecclesiastica facultatem

29
Die schwed. Ges. hatten abweichend zu Art. IX KEIPO4A in den Absatz beginnend
30
TERTIO Imperator betr. die Überlassung des Est.s Bremen, des Hst.s Verden sowie des
31
Amts Wildeshausen als weltliches Reichslehen an Schweden (später Art. X,7IPO) die
32
Klausel extinctis capitulis caeterisque collegiis ecclesiasticis eingefügt ( RK FrA Fasz. 55a
33
[1648 I]fol. 58’; Lorenz, Bremen, 217; für eine Zusammenfassung der Neuerungen im
34
schwed. Textvorschlag s. APW [III C 2/2, 936 Z. 25 – 937 Z. 2] ).
, da die catho-
7
lische noch allerseits in posseß sein, zu verwilligen, ist nit allein extra ter-
8
minos unßer instruction, sondern wir habens hievor bey erster abhandt-
9
lung dieser Schwedischen satisfaction allzeitt vor eine sach, so in Ewer
10
Kayserlicher Majestätt Kayserlichen gewaldt

25
10 nit begrieffen wehre] In der Kopie begrieffen werden.
nit begrieffen wehre, gehal-
11
ten, und darumb, wie dero geheimer rath und obristen hoffmeister, dem
12
hoch- und wollgebornen herrn Maximilian graffen zu Trautmanstorff in
13
guttem andencken sein wirdt, darein niehmahlen bewilligen wöllen, son-
14
dern es endtlich dahin gebracht, daß die Schweden sich mit demienigen
15
contentirn laßen, waß sie hierunder ex iure sublimis territorii vorzuneh-
16
men befugt zu sein vermeinen mögten

35
Zu den angesprochenen ksl.-schwed. Verhandlungen über die abthuung und aufhebung
36
des geistlichen weesens bey denen stifftern Bremen und Verden vgl. die Protokolle vom
37
5. und 6. Februar 1647 (Text: APW [II A 5, 475f, 478f] ).
.

17
Sie ziehen zwar zu ihrm ietzigem behelff den von unß pro securitate sta-
18
tuum new gesetzten articulum 15 herfür

38
Art. XV *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 832 sechster Absatz). Dieser neu in den ksl. Ver-
39
tragsentwurf
eingefügte Artikel enthielt den Textvorschlag Langenbecks pro securitate
40
statuum contra praeiudicia ex satisfactionibus et aequivalentiis timenda ([Osnabrück]
41
[vor 1647 Dezember 9]; [Nr. 34 Beilage [1]] ).
, alß konten sie uber kurtz oder
19
lang dardurch gefahrt

42
Von gefahren = „in Gefahr bringen“ ( Grimm IV, 2079).
werden. Dies ist aber nur ein gesuchter praetext,
20
dan deßelben articuls inhalt gehet disertis verbis

43
Wie Anm. 8: […], ut occasione praedictarum satisfactionum et aequivalentium nemo plus
44
iuris, quam publica haec et universalis transactio cuicunque largitur ac permittit, sibi tri-
45
buere, multo minus de facto arrogare vel invadere, nec ullum immediatum Imperii statum
46
cuiuscunque ordinis et dignitatis in immedietate iuribus, privilegiis, immunitatibus suis et
47
possessionibus quacunque ratione turbare, inquietare, molestare debeat […].
auff die controversias
21
statuum immediatorum contra status immediatos, nit aber auff einige re-
22
striction des iuris territorialis uni vel alteri competentis, so wir ihnen auch
23
deutlich

26
23 gnug] In der Kopie in andtwordt.
gnug erclehrt haben, aber es hat biß dato nichts verfangen wollen.

[p. 257] [scan. 351]


1
Wir werden unß anglegen sein laßen, ob wir sie durch zusprechen ethlicher
2
vornehmer protestirenden ständen davon abwendig machen könten.

3
Bey dieser conferentz sein sie abermahlen mit der satisfaction militiae
4
herfürkommen, wir haben aber hingegen behaubtet, daß es vergeblich
5
wehre, wa nit vorhin die pacificatio ihre richtigkeit erlangt haben würde.
6
Und sintemahlen ihre armada nuhmehr wiederumb im auffbruch

30
Wrangel hatte die schwed. Armee in den Winterquartieren erfolgreich verstärkt und ver-
31
fügte über 11 000 Kavalleristen und 6 000 Infanteristen. Anfang Januar 1648 überquerte
32
die gesamte schwed. Armee (Wrangel hatte sich nun auch die Truppen Königsmarcks un-
33
terstellt) die Weser und rückte entlang der Linie Kassel-Fritzlar-Borken-Ziegenhain-
34
Merzhausen-Alsfeld-Romrod bis nach Salmünster an der Kinzig vor ( Höfer, 146ff). Von
35
dem Aufbruch der schwed. Armee mit gut 10 000 Kavalleristen nach Franken berichteten
36
die Gesandten auch in einem knappen Rezepisse-Schreiben vom gleichen Tage (Lamberg,
37
Krane und Volmar an Ferdinand III., Osnabrück 1648 Januar 9. Ausf.: RK FrA Fasz. 55a
38
[Januar 1648]fol. 37 – Konzept: ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1926fol. 405).
, auch
7
sonder zweiffl die obere quartier

39
Der oberrheinische, kurrheinische, schwäbische und fränkische Reichskreis wurden als die
40
oberen Reichskreise bezeichnet ( Dotzauer). Gemeint ist hier in erster Linie Franken (vgl.
41
Nr.n [ 79 und 80] ).
zu suchen vorhabens ist, so erscheinet
8
woll, daß underdeßen und biß man sicht, wie ihr intention angehen mögt,
9
wenig fruchtbahrlichs mit ihnen außzurichten sein unnd nach diesem
10
baldt andere difficulteten auff die baan kommen werden.

11
Das beste wehre, wan die protestirende sich dermahlen auffmuntern und
12
ohne mittl selbst mit unß tractiren thetten. Darzu wir alle mögligste gle-
13
genheit zu suchen nit underlaßen wollen.


14
Beilagen 1–3 zu Nr. 78


15
Beilage 1 zu Nr. 78

16
Extrakt eines Schreibens aus Frankfurt, Frankfurt 1647 Dezember 12. Kopie: RK FrA Fasz.
17
55a (1648 I)fol. 44–44’; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

18
Beilage 2 zu Nr. 78

19
Protokoll,s.l. 1648 Januar 7, 8. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 46–54; KHA A 4 nr.
20
1628/23 unfol.

42
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 166–173’ – Kopie (nur 1648 I 7): ebenda Fasz.
43
94 III nr. 512, 513 p. 630–634; ebenda Fasz. 98efol. 1190–1192’; StK FrA Ka. 11 p.
44
1825–1830.
– Druck: APW III C 2/2, 936 Z. 8 – 941 Z. 10.

21
7. Januar 1648. Verhandlungen mit den schwedischen Gesandten über die schwedische Ter-
22
ritorialsatisfaktion. Hierzu übergeben die schwedischen Gesandten einen Textvorschlag mit
23
mehreren Neuerungen, die im Anschluß kontrovers diskutiert werden. Außerdem übergeben
24
die schwedischen Gesandten einen Textvorschlag zur kurbrandenburgischen Entschädigung
25
[Konnte nicht ermittelt werden] und fordern, auch diesen Punkt vor den Verhandlungen
26
über Amnestie und Gravamina zu vergleichen.

27
Eine geplante Unterredung mit den kurbrandenburgischen Gesandten wird auf den
28
nächsten Tag verschoben und das bislange Geschehene den kurkölnischen Gesandten und
29
Bischopink berichtet.

[p. 258] [scan. 352]


1
Raigersperger und Ernst bitten die Kaiserlichen im Namen des CC , die Frage des oldenbur-
2
gischen Weserzolls in die Verhandlungen mit Schweden einzubringen. Auf Anfrage der Kai-
3
serlichen lehnen es die beiden Gesandten ab, die schwedische Forderung nach Aufhebung der
4
geistlichen Einrichtungen im Erzstift Bremen und im Hochstift Verden im CC zu beraten;
5
diese Forderung solle den Schweden ausgeredet werden.

6
8. Januar 1648. Verhandlungen mit Wittgenstein, Löben und Fromhold über den kurkölni-
7
schen Tauschplan; dieser wird von den kurbrandenburgischen Gesandten zurückgewiesen.
8
Es folgt eine Unterredung über die Erbfolge in Pommern und die diesbezüglichen Ansprüche
9
der Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach und -Ansbach sowie Markgraf Christian Wil-
10
helms. Abschließend ersuchen die Kaiserlichen die kurbrandenburgischen Gesandten, die
11
Schweden zu einem Verzicht auf ihre Forderung nach Aufhebung der geistlichen Einrichtun-
12
gen in Bremen und Verden zu bewegen.

13
Nachmittags tragen die Kaiserlichen Langenbeck und Lampadius den kurkölnischen Tausch-
14
plan vor, die diesen jedoch ebenfalls rundweg ablehnen.

15
Beilage 3 zu Nr. 78

16
Schwedischer Textvorschlag zur schwedischen Territorialsatisfaktion (lat.), praes. Osnabrück
17
1648 Januar 7. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 56–61; GehStReg Rep. N Ka. 95 Fasz.
18
68 Pars 3 Nr. 20; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

31
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 176–181’.
.

19
–/ 79/–

20

Volmar an Trauttmansdorff


21
Osnabrück 1648 Januar 9

22
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

23
Keine Unterstützung der kurbrandenburgischen Fürsprache betreffend Jägerndorf und den
24
Freiherren von Schönaich.

25
Geringe Friedensbereitschaft Schwedens; schwedische Offensive in Franken vermutet. Kom-
26
promißbereitschaft der Protestanten in Autonomiefragen; Mißbilligung der kaiserlichen Un-
27
terredungen mit reichsständischen Gesandten durch Schweden. Disput zwischen Krane und
28
Salvius.

29
Auf das Schreiben vom 20. Dezember 1647

32
Nicht zu ermitteln.
: Paßangelegenheit. Wegen
30
der Jägerndorffischen

33
Jägerndorf, oberschlesisches Mediatft. – Ferdinand II. hatte das Ft. Jägerndorf im März
34
1622 für die böhmische Krone eingezogen und durch Schenkung an F. Karl von Liechten-
35
stein (1569–1627) übertragen. Kf. Friedrich Wilhelm von Bg. machte auf dem WFK Erb-
36
ansprüche auf das Ft. geltend ( Weber, 190–194; Bein, 85–102). Die Ksl. lehnten die Auf-
37
nahme einer Regelung über Jägerndorf in den Friedensvertrag ab (vgl. hierzu exempla-
38
risch APW II A 6 Nr. 65, auch Nr.n 167 und 182) und gingen im Herbst 1647 dazu über,
39
die Angelegenheit systematisch zu verschleppen (vgl. ebenda Nr. 214).
und Schöneikhischen

40
Sebastian Fh. von Schoenaich (1598–1650) bemühte sich auf dem WFK um die Restitution
41
der niederschlesischen Hft.en Beuthen, Carolath und Milkau, die sein verstorbener Bruder
33
Johannes (1592–1639) wegen seiner Beteiligung am böhmischen Aufstand verloren hatte
34
( Grundmann, 275–281). Dabei wurden sie von den kurbg. Ges. unterstützt, die die An-
35
gelegenheit wiederholt bei den ksl. Ges. vorbrachten (vgl. APW II A 6 Nr.n 132, 182).
sach haben die Churbran-

[p. 259] [scan. 353]


1
denburgischen biß daher nichts mehr collegialiter angebracht, allein
2
Frombholdt vermeinte, wir solten wegen Schönaich an ihre majestät
3
schreiben, so ich in auffzug gestellt. Soll auch ferner underlassen bleiben.
4
Wie schlecht sonst die Schweden sich zum friden schikhen, weiset unser
5
gesambte relation . Sie bochen uff ihr remontirte armada, wölche nun-
6
mehr sich movirt und sonder allen zweifel in Frankhen einzebrechen
7
suechen würdt. Also werden wir ein zeitlang wenig mit inen außrichten
8
könden.

9
Sonsten geben die protestierenden mehrerntheils in particularconversa-
10
tionibus zu vernemmen, daß sie in puncto autonomiae weichen, aller-
11
maassen die Churbrandenburgischen allberait sich dessen gegen unß ver-
12
merkhen lassen. Allein wollen die 〈…〉 Schweden nit gestatten, daß sie,
13
protestierende, sich gegen unß formblich erclären sollen, sondern wollen
14
daß werkh so lang auffhalten, biß sie ihre intentiones durchgebracht, und
15
legen unß fast übel auß, daß wir die stände ansprechen, als wann wir sel-
16
bige auffhetzen theten.

17
Herr Crane hatt im discurs ein wortt lauffn lassen, ihre Kaiserliche
18
majestät hetten die Schwedische armee auß Böheim geßlagen

37
Zum ksl. Feldzug im Herbst/Winter 1647 in Böhmen vgl. Höfer, 59–96.
, und wann
19
sie widerkämen, wurde man sie wider hinaußschlagen. Darüber hatt sich
20
Salvius gantz entzi〈er〉t, sagend, sie ist nit heraußgeschlagen, würdt wol
21
wider hineinkommen und 〈solle〉 versichert sein, daß es weit anderst als
22
zuvor hergehen würdt. In summa, wir haben unß zu disen leütten keines
23
fridens zu versehen.

24
–/ 80/–

25

Volmar an Nassau


26
Osnabrück 1648 Januar 9

27
Eigh. Ausfertigung: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

28
Unannehmbare schwedische Forderungen und neuer Feldzug der Kronen; Kritik an den For-
29
derungen katholischer Reichsstände.

30
Rücksendung von Korrespondenz. Unsere Schweden lassen sich allhier
31
sehr schlecht an und muetten unß noviteten zu, die wir nit willigen kön-
32
den, aber diß geschicht wegen ihrer armada vorhabenden uffbruchs und

[p. 260] [scan. 354]


1
anzugs in Frankhen

32
Zum Beginn des schwed. Feldzugs 1648 s. [Nr. 78 Anm. 11] .
. In summa, dise beede cronen haben sich vereint,
2
noch disen feldtzug ze wagen und zu versuechen, ob sie dem Teütsch-
3
landt den garauß machen könden. Interim zankhen wir umb 2 bisthumb
4
und 4 clöster, biß wir alles verlieren. Exemtion Oldenburgs.

5
–/ 81/–

6

Nassau an Ferdinand III.


7
Münster 1648 Januar 10

8
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 11–11’, praes. 1648 Januar 19 = Druck-
9
vorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

10
Gespräch mit Longueville (1648 I 7): Ankündigung seiner Abreise bei weiterer Verzögerung
11
des Friedensschlusses; gegenseitige Schuldzuweisungen für den ausbleibenden Verhandlungs-
12
erfolg.

13
In sachen die generalfriedenshandlung betreffend ist alhie seit meines
14
letztern allerunderthänigsten berichts

33
Relation vom 7. Januar 1648 (Nr. [ 77] ).
nichts vorgelauffen.

15
Diengstags [ 7. Januar 1647] nach abgelauffener post hatt mich der duca
16
de Longeville besucht, aber nur in complimenten geplieben mitt wun-
17
schung eines gluckseligen newen jahrs, dessen ich mich bedancket und
18
mich erbotten, die ehr, so in respect Ewer Kayserlicher Mayestät er mir
19
erwiesen, deroselben allerunderthänigst zu ruhmen, warauff der hertzog
20
viele hohe erpietens zu Ewer Kayserlicher Mayestät diensten gethan und
21
darbey gewuntschet, daß dernmahlneinst zu erlangung eines friedens mitt
22
ernst tractirt werden möchte. Sonsten, da die sachen noch ferners verlän-
23
gert werden solten, wehre er resolvirt, nacher Franckreich zu ziehen und
24
sich alhier länger nitt also vergeblichen auffzuhalten

34
Longueville hatte bereits im Sommer 1647 seinen Wunsch zur Rückkehr nach Frk. geäu-
35
ßert, war jedoch auf Drängen Mazarins noch in Münster geblieben. Longuevilles mögliche
36
Rückkehr nach Frk. war vor dem Hintergrund der aufkommenden Fronde auch innenpo-
37
litisch bedeutsam (vgl. Tischer, Diplomatie, 102f).
. Sie suchten und be-
25
gehrten einen auffrichtigen frieden, verspuhrten aber wohl, daß unser sei-
26
then und sönderlichen der herrn Spanischen man ein häckel

38
Hackel = in Öst. eine kleine Handaxt ( Grimm X, 101).
einzuwerf-
27
fen oder etwas zurückzubehalten gedäncke, wardurch man, wan schon
28
der fridt geschlossen, leichtlichen wider zum krieg kommen könne.

29
Darauff ich ihme geantworttet, es wehre der gantzen weldt bekandt, daß
30
man dieserseits die friedensbegirdt im werck erwiesen, stünde nur negst
31
Gott bey ihnen, daß man den frieden schliessen könt. Ich hette von den

[p. 261] [scan. 355]


1
herrn Spanischen offters gehöret, daß sie sich eben dießes gegen sie,
2
Frantzösische, beklagten, daß sie dergleichen petita, reservata

28
2 und] Im Konzept oder.
und condi-
3
tiones anbrächten, bey welchen kein beständiger fridt bestehen köndt. Ist
4
damitt abgeschieden.

5
[56] , [61] , [65/] 82/ [96]

6

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


7
Prag 1648 Januar 11

8
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1942fol. 58–59, PSfol. 60, praes. 1648 Januar 22 =
9
Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 5–5’, 16, PSfol. 6.

10
Gutachten deputierter Räte

31
Eine Präsenzsliste fehlt. Abweichungen des Ga. s von der vorliegenden Weisung sind ange-
32
merkt.
und Conclusum im Geheimen Rat (Lobkowitz, Trauttmans-
11
dorff, Martinitz, Kurz, Kollowrat, Colloredo, Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt. Söldner),
12
s.l. 1648 Januar 11. Kopie: RK FrA Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 8–9, 10–14’.

13
Rüge wegen Erklärung der kaiserlichen Gesandten betreffend die Autonomie in Niederöster-
14
reich im *KEIPO5* . Forderung nach schriftlicher Erklärung der Schweden zu *KEIPO5* ,
15
keine Verhandlungen über Armeesatisfaktion. Kurtrierische Partikularforderungen.

16
Verweis auf Beilagen betreffend die Mission Schröders bei Kursachsen.

17
Verweis auf die Weisung vom 7. Januar 1647 (Nr. 76): Empfang der Re-
18
lationen
vom 23. und 26. Dezember 1647 (Nr.n 56 und 61). Rezepisse auf
19
die Relation vom 30. Dezember 1647 (Nr. 65). Demnach wir uns aber in
20
vorgedachter unserer abgangenen vorandtwortt dahin allergnedigst
21
erclerth, daß wir bey negster folgender ordinari unsere weitere erclärung
22
euch zuekommen lassen wolten, alß hettet ihr besser gethan, daß ihr
23
unserer vertrösten hauptresolution erwarttet und zuvor wegen unserer
24
Österreichischen landen nichts hinausgegeben

29
24 hettet] Im Konzept liegt hier am Rand ein Zettel mit dem Vermerk Die relation vom 26.
30
Decembris ist nit zu finden.
hettet, zumahlen ihr
25
unserer intention wegen der erfolgenden haubtsachlichen erclärung durch
26
unsere vorgangene schreiben

33
Gemeint sind die Vorantworten zur vorläufigen Verhandlungsführung vom 27. und 30.
34
November sowie vom 4. Dezember 1647 ( [Nr. 14 Beilage [1]] , [ Nr. 21 Beilage [1]] , [ Nr. 25 Beilage [1]] und [Nr. 26 Beilage [1]] ).
gnuegsambe nachricht gehabt. Wir lassen es
27
auch nachmahlen bey unserer haup[t]instruction

36
Vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
und unserer erbländer

[p. 262] [scan. 356]


1
halber destwegen absonderlichen den sechsten Decembris abgangener er-
2
clärung

13
2 bewenden] Im Conclusum (fol. 14) zusätzlich: Wurde nun vermog derselben dz ius terri-
14
toriale in puncto religionis erhalten, so wer[d]e es mit Osterreich ebensowohl sein rich-
15
tigkeit haben und nicht vonnothen sein, destwegen in〈zwischen〉 etwas zu gedenken.
16
Solte es aber dz ius territoriale nit erhalten werden, so blieb es bey ihrer Kaiserlichen
17
majestätt reservation wegen der Osterreichischen landen.
bewenden.

3
Damit auch die tractaten schleuniger fortgestelt werden, so habt ihr auf
4
nichts anders bey den Schwedischen zu tringen, als daß sy auf alle die
5
hinausgegebene puncta

39
Gemeint ist der *KEIPO5* .
auf einmahl ihr endtliche erclärung in schrifften
6
übergeben und euch weiters in keine weitere puncta, wenigist aber über
7
den punctum satisfactionis militiae Suecicae,

18
7 einzulassen] Im Ga. (fol. 11’–12) folgt zusätzlich: Anbelangende vorß dritte die erin-
19
nerung wegen deß großherzogen praetension undt competenz wieder den herzog von
20
Saphoy [ vgl. Nr. 61 bei Anm. 10], so halten die gehorsambiste räthe darfür, daß deren
21
ungeacht eß nochmahlß bey der generalitet in verbis „omnesque reliqui principes et res-
22
publicae Italicae“ verbleiben sollen, biß man siehet, waß die Schweeden undt Franzoßen
23
selbst darunder moviert haben werdten. Betreffende zum vierten die declaration wegen
24
deß herzogen von Braganza inclusion, so möchte solche nach der Kayserlichen abgesan-
25
den überschikten concept [ Nr. 61 Beilage [2]] entlich (doch mit verbewust undt einwil-
26
ligung der Spanischen) passiert werden. Hierzu das Conclusum im GR (fol. 14’): Tertio
27
des movirten de〈…〉 wegen einschliessung der Italianischen fursten und republiken,
28
lassen es ihre Kayserliche majestät bei ihrer in generali gesetzter clau[s]el allerdings be-
29
wenden.
einzulassen.

8
Was ihr wegen der Trierischen praetensionen vermelt, so auf dreyen
9
puncten, voti electoralis, Lucemburgensis depositi und restitution der
10
vestung Ehrenbraitstain und Hammerstain

40
Das befestigte Schloß Hammerstein (Kft. Trier) war seit 1646 von lothringischen Truppen
41
in span. Sold besetzt. Kurtrier forderte den Abzug der lothringischen Besatzung und er-
42
klärte sich bereit, die Befestigungen im Gegenzug zu schleifen ( APW [ II A 4 Nr. 36] ; zur
43
Sache vgl. Abmeier, 133–139).
bestehen thut, habt ihr auf
11
alle drey unsere erclärung schon zuvor empfangen, darbey lassen wir es
12
gleichergestalt

30
12 bewenden] Im Ga. (fol. 12’–13) ausführlicher: In den ersten baiden haben die Kayser-
31
lichen abgesandten schon vor dißem auf daß Franzosische proiect [ Gemeint ist der
32
FEIPM1 ] mit gutten fundamenten negative respondirt [ Bezug auf die Notae ad Instru-
33
mentum Gallicum der ksl. Ges. vom 27. Juli 1647, d.i. APW II A 6 Nr. 189 Beilage [2].],
34
darbey eß ihre Kayserliche majestät bewenden laßen. Auf die dritte haben sie sich auch
35
erklärt, daß wan der fridt geschloßen undt ratificiert sein würdt, es mit deren restitution
36
gleich wie mit andern sol gehalten werdten [ vgl. Nr. 37], worauf dan die Kayserlichen
37
abgesandten für dißmahl zu weißen weren, undt weil man ohnedeß noch in deliberation
bewenden

44
Zur ksl. Erklärung betr. Ehrenbreitstein s. [Nr. 13] . Eine ksl. Weisung betr. die Zustimmung
45
Söterns zur Ks.wahl Ferdinands III. konnte nicht ermittelt werden; die ksl. Ges. entschul-
46
digten sich später ggb. den Kurtrierischen in dieser Frage mit mangelnden Weisungen vom
47
Ks.hof ( Abmeier, 146). Eine ksl. Erklärung zu den beschlagnahmten Vermögensgütern
48
konnte ebenfalls nicht ermittelt werden (zum ksl. Mandat gegen Sötern wg. Übergriffen
49
auf St. Maximin vgl. das letztgenannte Schreiben in APW [II A 5 Nr. 175 Anm. 3] ).
.

[p. 263] [scan. 357]


1
Und weilen wir euch unterm dato bemeltes siebenden Januarii, was unser
2
rath und gehaimer reichssecretarius Wilhelm Schröder bey unsers lieben
3
ohaimbs, deß churfürsten zu Sachsen liebden gehaimen räthen ange-
4
bracht, communicirt und darneben die vertröstung gethan, daß wir unsere
5
ihme darauf erfolgende erclärung euch ebensowohl überschickhen wol-
6
ten, alß habt ihr dieselbe hiebey in beyverwahrter abschrifft zu empfan-
7
gen und euch dißfalls darnach zu richten.

8
PS Über dasienige, was wir unserm rath und geheimen reichssecretario
9
Wilhelm Schröder unterm dato den achten Januarii anbefohlen und euch
10
in heutigen schreiben einschliessen thuen, hatt uns besagter unser rath
11
noch ein andere relation vom achten eiusdem eingeschickht, so wir
12

27
262,12 erstangeregten Französischen proiectß begriffen, so wirdt man uber selbigs drey
28
puncten Euer Kayserlicher Majestät mit unterthenigsten guttachten ferner berichten, ob
29
undt waß darinnen weiter nachzugeben. Biß dahin dan auch die Kayserlichen abgesand-
30
ten zur gedult zu weißen. Im Conclusum im GR (fol. 14’) folgt darüber hinaus: Betref-
31
fendt die Münsterische relation von herrn graven Johan Ludwig von Nassau und den für
32
Lottringen suchenden passbrieff [ vgl. Nr. 68] haben ihre Kaiserliche majestätt geschlos-
33
sen, sie lassen es bei ihrer vorigen ergangenen resolution bewenden [ konnte nicht er-
34
mittelt
werden], und solte des vorgeschlagenen temperaments wegen nec pro nec contra
35
etwas gemeldt werden.
gleichfals euch zu ewrer wissenschafft, damit ihr euch darnach zu richten,
13
communicirn wollen.


14
Beilage [1]–[2] zu Nr. 82


15
Beilage [1] zu Nr. 82

16
Ferdinand III. an Schröder, Prag 1648 Januar 8

36
Praes.s.l. 1648 Januar 10.
. Ausf.: RK FrA Fasz. 87 (1648) unfol. –
17
Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1942fol. 63–65’ – Konzept: ebenda Fasz. 54ffol.
18
359–366.

19
Conclusum

37
Das Conclusum im GR entspricht inhaltlich und oft auch wörtlich der vorliegenden Wei-
38
sung an Schröder.
im Geheimen Rat (Trauttmansdorff, Martinitz, Kurz, Colloredo, Waldstein,
20
Prücklmaier, Gebhardt, Söldner),s.l. 1648 Januar 8. Kopie: RK FrA Fasz. 54ffol. 351–354’.

21
Auf die Relationen vom 3. und 4. Januar 1647 ( [Nr. 76 Beilagen A und B] )

39
Die folgenden Weisungen zu den einzelnen Punkten des Friedensvertrags sind nicht ange-
40
merkt, sofern sie mit den bereits an die ksl. Ges. überschickten Weisungen übereinstimmen
41
(vgl. i.d.R. [Nr. 29 ] und [Nr. 55 Beilage 1] ).
. Keine Zulassung
22
der Parität im Rat der Stadt Augsburg, Anwendung des Normaljahrs 1624. Verweis der
23
Frage der Reichspfandschaften (u.a. Lindau) auf den nächsten Reichstag. Ansonsten ist uns
24
nicht entgegen, daß die Klausel „ab amicis in amicos“ außgelassen unnd pro verbis
25
„foederum cum Suecia Galliaque“ die wort „foederum hinc inde contractorum“, imgleichen
26
pro verbo „specialius“ daß wort „clarius“ gesezt werde

42
Bezug auf Art. IV § „Ut autem specialius“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 559 dritter Ab-
43
satz
). In der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 hatte der Ks. die Auslassung des
44
Wortes specialius gewünscht (vgl. [Nr. 29 bei Anm. 29] ).
. So kann nach der churfürstlich

[p. 264] [scan. 358]


1
Sachßischen räthe erinnerung billich gesezt werden „Quaecumque […] anno 1624 die 1.
2
Januarii poss[e]derunt“

22
Bezug auf Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quæcunque Monasteria KEIPO4A betr. die
23
Restitution des landsässigen Kirchenguts Augsburgischer Konfession nach dem Stichtag 1.
24
Januar 1624 (Text: Meiern IV, 568 zweiter Absatz). Hier hatte die Forderung der kath.
25
Rst. nach Einsetzung der Klausel [anno 1624 die 1. Januari possederunt] eadem omnia et
26
singula, prout sub initium horum tractatuum possederunt, iidem possideant imposterum
27
ad NN annos ut supra de immediatis Eingang in die ksl. Notae ([vor 1647 Dezember 27];
28
[Nr. 76 Anm. 5] , hier Meiern V, 548 achter Absatz) gefunden. Die kursächsischen Räte
29
hatten diese Forderung zurückgewiesen und die Formulierung anno 1624 1. die Januarii
30
possederunt, possideant et imposterum, donec controversiae religionis amicabili partium
31
compositione universali definiantur vorgeschlagen (vgl. das Protokoll Schröders vom 3.
32
Januar 1648: [Nr. 76 Beilage [1] zu Beilage B] , hierfol. 334’–335).
.

3
Auff der distinction, ob die monasteria mediata de vel in territorio vel extra territorium sein,
4
begern wir umb friedens willen nicht zu beharren

33
In das Restitutionsgebot des Art. V § 9 KEIPO4A war auch dasjenige mittelbare Kirchen-
34
gut eingeschlossen, das zum Stichtag des Normaljahrs außerhalb der Länder von Rst.
35
Augsburgischer Konfession lag ( aut quod non de vel in territorio evangelicorum). Die
36
kursächsischen Räte hatten zurückhaltend auf die Forderung nach Auslassung dieser Klau-
37
sel reagiert (zur Forderung vgl. die Notae, hier Meiern V, 548 achter Absatz; zur Reak-
38
tion der kursächsischen Räte vgl. das Protokoll vom 3. Januar 1648fol. 335).
.

5
In puncto autonomiae subditorum aber bleiben wir bey der vorigen resolution, daß die
6
paragraphi „Hoc tamen non obstante“, „Pacta autem“, „Illi vero“, „Illi denique etc.“ auß-
7
zulassen.

8
Wegen Schlesien und Niederösterreich ist ein Mißverständnis vorgefallen, und die kaiser-
9
lichen
Gesandten haben voreilig eine unerwünschte Erklärung herausgegeben, worüber Du
10
ihre Liebden aufklären sollst. Die gratia, so wir den Schleßingern erweisen, ist eben in
11
denienigen diplomate begrieffen, so wir durch unsere abgesandte den churfürstlich Sächs-
12
sischen gesandten bey publication des Pragerischen friedenschlueß außhendigen lassen, die
13
Chursächssische aber dazumahl nit annemmen wollen, und weiln dasselbe iezo nicht bey
14
handen, soll es negstes tages von Wien heraufgefordert und entweder in orginali oder be-
15
glaubten abschrifft zur churfürstlich Sächßischen canzley geliffert werden

39
In der ksl. Resolution für Schlesien als Nebenrezeß zum PF (Prag 1635 Mai 30) waren die
40
Ft.er Brieg, Liegnitz, Oels(-Münsterberg) sowie die Stadt Breslau von dem grundsätz-
41
lichen Verbot der Ausübung der Augsburgischen Konfession in den habsburgischen Erb-
42
ft.ern Schlesiens ausgenommen (Text: BA NF II/10 Nr. 565, 1661–1665; vgl. auch Palm,
43
357–365). Die sächsischen Räte hatten um eine Abschrift dieser Resolution gebeten, auf die
44
Art. V § 13 Absatz beginnend mit Silesii etiam KEIPO4A (Text: Meiern IV, 572 ) Bezug
45
nimmt (vgl. das Protokoll vom 3. Januar 1648fol. 336–336’).
.

16
Der Einschluß der Reformierten soll nach Möglichkeit ohne die zahlreichen Ausnahme-
17
bestimmungen
und Vorbehalte erfolgen. Dem camergericht soll bey den achten articul §
18
„De indaganda etc.“ wegen der schulden eben das befohlen werden, waß unserm reichshof-
19
rath anbevohlen worden

46
Bezug auf Art. VII Absatz beginnend mit De indaganda KEIPO4A (Text: Meiern IV,
577 ; zu der Anweisung an den RHR s. [Nr. 29 bei Anm. 145] ).
.

20
Waß daß reservat wegen der insul Wollin für ihre liebden rechtens in puncto satisfactionis
21
Suecicae betrifft

48
Hg. Franz I. von Pommern (1577–1620) hatte bei seiner Hochzeit mit Sophie von Sachsen
49
(1587–1635) die Insel Wollin für den Brautschatz seiner Gemahlin verpfändet (vgl. den
50
kursächsischen Protest betr. den Anspruchs auf Wollin vom 21./31. März 1648. Text:
51
Meiern V, 597 f; s. auch APW [III C 2/3, 189R nr. 2019] ). In Art. IX Absatz beginnend
52
mit Primo KEIPO4A betr. die Überlassung Vorpommerns, der Insel Rügen und einiger
53
Teile von Hinterpommern sowie die spätere Festlegung des Grenzverlaufs (Text: Meiern
IV, 578 vierter Absatz; vgl. später Art. X,1IPO) wurde Wollin als Teil der Territorial-
20
satisfaktion an Schweden übertragen.
, befinden wir daßselbe deretwegen was bedenklich, weil die Schweden

[p. 265] [scan. 359]


1
angesichts dahero ursach nemmen würden, die tractaten aufzueschieben oder wohl gar zue
2
rumpiren.

3
Ingleichen wegen der statt Magdeburg, wan ihr das privilegium fortificationis disputirlich
4
gemacht werden solte

21
Hg. August von Sachsen-Weißenfels (1614–1680; NDB I, 450 ), zweiter Sohn Kf. Johann
22
Georgs, war seit 1628 postulierter und im PF 1635 auf Lebenszeit anerkannter Adm. von
23
Magdeburg. Art. X Abschnitt beginnend mit Civitati vero Magdeburgensi KEIPO4A
24
betr. die Rechtsgarantie für die Stadt Magdeburg (Text: Meiern IV, 581 letzter Absatz;
25
Otto von Guericke, 58; später Art. XI,8IPO) bestätigte der Stadt u.a. das vom Ebt.
26
angefochtene Befestigungsprivileg (vgl. das Memorial des Est.s Magdeburg betr. das Be-
27
festigungsprivileg der Stadt Magdeburg, Osnabrück 1646 März 7[/17]. Text: Meiern II,
839f ; Otto von Guericke, 180).
, dan sie sich angesichts wider an Schweeden henkhen und mehr
5
schaden thuen wurde alß vor niemahls. Wer derwegen besser, es bey dem auffsaz zue lassen.
6
Die außlassung der disposition für margraff Christian Wilhelmbs zu Brandenburg liebden
7
versprochenen underhalt

29
Art. XIII KEIPO4A (Text: Meiern IV, 586 ) bestimmte die monatliche Zahlung von
30
1 250 Rt. vom Est. Magdeburg an Mgf. Christian Wilhelm von Bg., der von 1598–1628
31
Adm. des Est.s gewesen und 1632 zum Katholizismus konvertiert war. – Im PF war
32
Christian Wilhelm als Entschädigung für seinen Verzicht auf das Est. eine jährliche Ali-
33
mentierung in Höhe von 12 000 Rt. auf Lebzeit zugesprochen worden (Punkt [19] des PF:
34
BA NF II 10/4 Nr. 564A, hier S. 1611). Der zur Zahlung verpflichtete Adm. des Est.s, Hg.
35
August von Sachsen, war dieser Verpflichtung jedoch nie nachgekommen ( Schrader, 81–
36
83).
were die gröste unbilligkeit, und köndten wir unß nicht darzue
8
verstehen.

9
Waß aber ihr, des churfürstens liebden, habende expectanz zu der graffschafft Hanau be-
10
trifft

37
Kursachsen hatte im August 1625 von Ks. Ferdinand II. eine Anwartschaft auf die Gft.
38
Hanau erhalten ( Müller, Kursachsen, 381f Anm. 252). Lgf.in Amalia Elisabeth (geb.
39
von Hanau-Münzenberg) hatte 1643 mit dem Gf.en von Hanau-Lichtenberg den hes-
40
sisch-hanauischen Erbvertrag geschlossen, in dem ihr für den Fall des Aussterbens der
41
Linie Hanau-Lichtenberg die Nachfolge in die münzenbergische Hälfte der vereinigten
42
Hanauer Lande zugesichert wurde. Die kursächsischen Räte forderten die Auslassung
43
der von Hessen-Kassel angestrebten Bestätigung des Erbvertrags im Friedensinstrument
44
( Bettenhäuser, Hessen-Kassel, 98, 100; im Protokoll Schröders vom 3. Januar 1648fol.
45
337’; vgl. auch das kursächsische Memorial an die schwed. Ges. vom 19./29. November
46
1647, Text: Meiern V, 393 f).
, ist billich, das ihre liebden wieder die Hessen Casselische intention dabey geschüzt
11
und gehandthabt werde, darauf wir auch unnsere abgesandte zu Oßnabrugg instruieren
12
wollten.

13
Mit hinaußgebung des andern memorials

47
Gemeint ist wohl die geheime Proposition, die Schröder in dem ebenfalls beiliegenden
48
Schreiben vom 8. Januar 1648 erwähnt (vgl. Anm. 23).
sollst Du vorerst einhalten. Wenn sich der Kur-
14
fürst
schriftlich erklärt, sollst Du uns dieses überschicken, damit wir uns darauf erklären
15
können.

16
Beilage [2] zu Nr. 82

17
Schröder an Ferdinand III., Dresden 1648 Januar 8, praes. [Prag] 1648 Januar 9. Eigh. Ausf.:
18
RK FrA Fasz. 54ffol. 355–358 – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1942fol. 67–70.

[p. 266] [scan. 360]


1
Unterredung mit Sebottendorf

20
Fh. Abraham von Sebottendorff und Lortzemdorff auf Gaul (um 1585–1664); nach 1628
21
in kursächsischem Dienst, Hof-und Justitienrat, GR und Staatsminister, Geh. Ratsdirek-
22
tor; 1635 Ges. bei den Verhandlungen des PF ( Zedler XXXVI Sp. 842).
. Dieser berichtet, daß die kursächsischen Geheimen Räte
2
wegen der Ankunft Burgsdorffs

23
Konrad Alexander Magnus von Burgsdorff (1595–1652), 1642 kurbg. Oberkammerherr,
24
Wirklicher GR und bis zu seinem Sturz 1652 faktisch der führende Minister Kf. Friedrich
25
Wilhelms von Bg. ( Spannagel; Bahl, 444f). – Burgsdorff bemühte sich zwischen Dezem-
26
ber 1647 und Mai 1648 (vergeblich) um einen bewaffneten Zusammenschluß der Kf.en
27
von Bg. und Sachsen sowie der Hg.e von Braunschweig-Lüneburg und bereiste zu diesem
28
Zweck die entsprechenden Höfe. Von Anfang Januar bis Anfang Februar 1648 verhan-
29
delte Burgsdorff bei Kursachsen ( UA IV, 762–814; Brandstetter, 34–50; Dickmann,
30
453f; Opgenoorth, 187). Laut seinen Ausführungen ggb. Schröder am 26. Januar 1648
31
seien die gen. F.en in der Lage, in kurzer Zeit jeweils 5 000 Mann, d.h. in der Summe ein
32
Heer von 15 000 Mann ins Feld zu stellen, um damit die eigene Position ggb. Schweden zu
33
stärken (vgl. Schröder an Ferdinand III, Lichtenburg 1648 Januar 27, d.i. [Nr. 108 Beilage [1]] ).
zum Kurfürsten reisen müssen. Schröder nimmt die Auf-
3
forderung an, die Räte zum Kurfürsten zu begleiten. Sebottendorf berichtet Schröder von
4
einem kurfürstlichen Schreiben betreffend die weitgehende Zustimmung des Kurfürsten zu
5
den kaiserlichen Änderungswünsche am KEIPO4A (Ausnahme: Schlesien), über die Haltung
6
der protestantischen Reichsstände in Osnabrück und über das freundliche Verhalten der
7
schwedischen Gesandten gegenüber Leuber. Schröder übergibt Sebottendorf eine Abschrift
8
der geheimen proposition

35
Konnte nicht ermittelt werden. Der geheime Teil von Schröders Mission hatte das ksl.
36
Werben um die militärische Konjunktion Kursachsens mit dem Ks. zum Inhalt (vgl. auch
37
die Anwort Ferdinands III. vom 10. Januar 1648; Text: [ Nr. 84 Beilage A] ). Eine inhaltliche
38
Wiedergabe der geheimen Proposition nach kursächsischen Archivalien findet sich bei
39
Brandstetter, 41f.
.

9
–/ 83/ [97]

10

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


11
Osnabrück 1648 Januar 13

12
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 69–71, praes. 1648 Januar 23 = Druckvorlage –
13
Kopie: ebenda Fasz. 54ffol. 486–488’; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA
14
Fasz. 92 XIII nr. 1927fol. 407–408’

40
In APW [ III C 2/3, 180 nr. 1927 ] mit dem Schreiben aller Ges. an Ferdinand III. vom
41
gleichen Tage verwechselt.
.

15
Verweis auf vorherige Relation. Stand der Verhandlungen mit Schweden an die protestanti-
16
schen Reichsstände berichtet (1648 I 10).

17
Aussichtslosigkeit der Verhandlungen über *KEIPO5* ; Rücksprache mit den Gesandten der
18
katholischen Kurfürsten gemäß Hauptinstruktion (1648 I 11); Sorge über kursächsische Hal-
19
tung betreffend die Autonomie in den kaiserlichen Erblanden.

[p. 267] [scan. 361]


1
Unterredung mit Löben (1648 I 12): Gründe für die neuen schwedischen Forderungen; Kla-
2
gen der französischen Gesandten über Abwesenheit Biörenklous, geplante Reise Oxenstier-
3
nas nach Münster.

4
Fortsetzung der Verhandlungen mit den schwedischen Gesandten vereinbart; Aufschub der
5
Reise Oxenstiernas nach Münster.

6
Gerüchte über geplante Einflußnahme der Kronen zur Verhinderung des spanisch-nieder-
7
ländischen Friedens.

8
Ewer Kayserlicher Majestätt hat unßer negstvorgehende relation vom 9.
9
dießs allerunderthenigst zu erkennen geben, waßgestalten die damahlige
10
conferentz mit denen Schwedischen ahn deme gestanden, daß die sich der
11
gesuchten extinction collegiorum ecclesiasticorum, auch ubriger darbey
12
angehengter newerungen in puncto satisfactionis nit begeben wöllen.

13
Nuhn haben wir darauffhin ahm negstgefolgten freytag, den 10. dießs,
14
einen außschuß der protestierenden vor unß erfördert und ihnen die un-
15
zimblichkeit dieser sachen umbständtlich vorgehalten und zu gemüth ge-
16
führt, des versehens, sie solten gedachte Schwedische davon abmahnen
17
und zu mehrer beschleunigung der tractatn vermögen.

18
Deßgleichen haben wir auch für ein notturfft befunden, weil ie uber alles,
19
waß wir bißher sowoll mit denen protestirenden alß mit den Schwe-
20
dischen negociirt, einige hoffnung nit erscheinen will, daß auff die von
21
denen catholischen vorgeschlagene temperamenta

30
Gemeint ist der im Namen der kath. Rst. herausgegebene *KEIPO5* .
waß fruchtbahrlichs
22
zu erhalten sein werde, dermahlen nach anleitung unßer instruction

31
Gemeint sind die Ausführungen über einen ksl. Vorgriff beginnend mit Soviel aber schließ-
32
lichen in der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29 bei Anm. 222] ).
der
23
herrn catholischn churfürsten räthe und gesandten

33
Raigersperger, Meel, Krebs, Anethan, Scherer, Landsberg, Buschmann und Ernst. – Dr. iur.
34
Sebastian Wilhelm Meel, würzburgischer GR und Vizekanzler, seit Dezember 1647 kur-
35
mainzischer Ges. auf dem WFK ( Dietz, Bamberg, 70; Lehsten II, 59).
vor unß zu beschei-
24
den, ihnen warauff Ewer Kayserlicher Majestätt allergnädigste meinung
25
endtlichen gestelt wehre, zu eröffnen

36
Hierzu hatte Volmar unter der Überschrift Extractus instructionis Caesareae die ksl. Hal-
37
tung auf Grundlage der Hauptinstruktion vom 6. Dezember (Nr. 29) und der (am 21.
38
Dezember übersandten) Resolution vom 18. Dezember 1647 ( [Nr. 55 Beilage [1]] ) zusam-
39
mengestellt (s.l. [vor 1648 Januar 11]. Kopie (mit Notizen Volmars): GehStReg Rep. N
40
Ka. 92 Fasz. 66 pars 2 Nr. 19; RK FrA Fasz. 96 VIfol. 290–291’ – Konzept: GehStReg
41
Rep. N Ka. 92 Fasz. 66 pars 2 Nr. 19). Diese Aufstellung wurde den kath. Ges. offenbar
42
auch übergeben und im CC verlesen, die öst. Überlieferung aus der Kanzlei Wolkensteins
43
trägt den Vermerk Dictatum Osnabrück 11. Januarii 1648. – In diesen Zusammenhang
44
gehört wohl auch: Ksl. Textvorschlag zu Art. IV § „Principes quoque“ KEIPO4A betr.
45
die Restitution der Gf.en von Mömpelgard, insbes. Wiedereinsetzung in Clerval und Pas-
46
savant sowie die Bestätigung ihrer Reichsunmittelbarkeit,s.l. praes. 1648 Januar 11 (Kopie:
47
GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 Nr. 15).
und ihrn beyfall zu suchen, aller-
26
maaßen wir auch vorhabens wehrn, demnach ebenmeßig mit denen
27
Chursachßischen und -brandenburgischen, auch fürstlich Braunßschwei-
28
gischen und ethlichen von denen reichsstätten absonderlich zu reden.

[p. 268] [scan. 362]


1
Wie nuhn solches alles vollenzogen und waß unß darauff von dern catho-
2
lischen churfürsten räthen zur anthwortt ertheilt worden, daß geruhn
3
Ewer Majestätt auß beyliegendem extractu protocolli sambt dem auffsatz
4
de autonomia subditorum allergnädigst anzuhörn, dabey gleichwoll auch
5
des Chursachßischen abgesandtens

32
Leuber.
wegen der religion in Ewer Majestätt
6
erblanden besonder anbringen

33
Leuber hatte am 10. Januar 1648 vorgebracht, daß es bei der entsprechenden Regelung des
34
KEIPO4A nicht verbleiben könne; Trauttmansdorff habe vor seiner Abreise verlauten
35
lassen, der Ks. würde den Protestanten in jedem Kreis eine Kirche einräumen (vgl. das
36
Schreiben Trauttmansdorffs an den Ks. vom 14. Juni 1647, d.i. APW II A 6 Nr. 156;
37
außerdem APW [ III C 2/2, 943 Z. 11–28] ).
unß nit wenig nachdencken macht, aldie-
7
weil auß denen mit den Schwedischen fürgeloffenen conferentzien
8

31
8 unschwehr] In der Kopie RK FrA Fasz. 54f unfehlbar.
unschwehr zu vermercken, daß sie abermahlen wie zuvor das gantze
9
werck auff restitution der proscribirten und freystellung der religion in
10
besagten erblanden werden auffstoßig machen wöllen

38
Vgl. in der Relation vom 6. Januar 1648 ( [Nr. 73] ) bei Anm. 18.
, sonderlich, wan
11
sie von dieser Chursachßischn weitern intervention nachricht erlangen
12
solten, wie dan dieser abgesandter, alß unß von vertrawten örtten zu ver-
13
nehmen kombt, sich in puncto gravaminum fast ebenso hart alß einer un-
14
der denen protestirenden erzeigen thuet.

15
Und dieweil wir dan bißhero in obgemelten negociationibus begrieffen
16
gewesen, so haben wir auch immittls unß bey denen Schwedischen umb
17
weitere conferentz anzumelden underlaßen, sondern zugewahrtet, ob sie
18
sich ethwan obgedachter newer anmaaßung zu begeben verlauten laßen
19
würden, gestalten dan gestern abendts unß der freyher von Löwen

39
Fh. Johann Friedrich von Löben.
an-
20
zeigen laßen, daß der Oxenstirn bey ihme gewesen, von deme er soviel
21
vermerckt, daß sie weichen und es allerdings bey dem vorigen vergleich

40
Gemeint ist Art. IX KEIPO4A betr. die schwed. Territorialsatisfaktion.

22
bewenden laßen würdn, hettens allein der ursachen auff die baan ge-
23
bracht, weil wir unßerstheils so viel newe correcturas proponirt, thetten
24
also unßern, weil die ordtnung ietzt ahn unß wehre, mit verlangen er-
25
wahrten.

26
Darbey ließ der von Löwen auch anmelden, daß der Oxenstiern gesagt, es
27
hetten die Frantzösische plenipotentiarii nuhn zum öfftern geandet, daß
28
die cron Schweden derzeitt keinen residenten zu Münster

41
Der schwed. Resident in Münster, Biörenklou, hielt sich spätestens seit Anfang Dezember
42
1647 in Osnabrück auf (vgl. APW [ II C 4/1 Nr. 76] ). Von dort aus reiste er am 19. Januar
43
1648 zur Berichterstattung nach Stockholm (vgl. [Nr. 92 bei Anm. 11] ).
und daher
29
ihnen die continuation der alhiesiegen handtlung manglete, derentwegn
30
er vorhabens wehre, ein reiß hinüber zu thuen und ihnen von allen parte

[p. 269] [scan. 363]


1
zu geben. Er, von Löwen, aber hette ihn ersucht, solche reiß noch derzeitt
2
einzustellen und

32
2 vorderist] In der Kopie KHA vor unß.
vorderist die sachen alhier zum schluß bringen zu helf-
3
fen.

4
Hierauff hab ich, graff von Lamberg, heudt dato meinen secretarien

35
Gail.
zu
5
ermelten Oxenstirn geschickt und ihme andeuten laßen, wir wehrn diese
6
tage hierein mit denen ständen beschäfftigt gewesen und verlangte unß,
7
die conferentzen mit ihme und seinem collega vortzusetzen. Allein wehre
8
ihnen bewust, warahn es bey der negsten erwunden, wolten gleichwoll
9
verhoffen, sie würden sich hinzwischen eines beßern bedacht haben und
10
sich gegen unß eines andern erclehrn. Auff solchen fahl wehrn wir erbie-
11
tig, unß mordrigen vormittags wiederumb bey ihnen einzustellen.

12

33
12–27 Warauff – sein] Fehlt im Konzept.
Warauff der Oxenstirn sich in anthwortt vernehmen laßen, daß ers gehrn
13
höre, daß wir die conferentias zu continuirn gemeindt, sie, Schwedische,
14
hielten sich alle stundt darzu bereith, wolten unßer auff morgen umb 9
15
uhrn erwahrtn und er, Oxenstirn, seine sonsten nacher Münster vor-
16
gehabte reiß (alwo man seiner erwahrte) wieder einstellen. Wollen unß
17
also gliebts Gott morgen bey denen Schwedischen zur conferentz wieder
18
einfinden und sehen, wie es weiters ablauffen wirdt.

19

34
19–27 Wir – sein] Fehlt in der Kopie KHA .
Wir werden aber gleich ietzo bey schließung dieses von gutten ortt be-
20
richtet, daß der Heßen Caßlische abgeordtneter Großeck

36
Adolf Wilhelm von Krosigk (um 1610–1665), 1644–1649 hessen-kasselischer Primarges.;
37
1639 GR ( Krosigk, 116; Lehsten II, 148).
heudt per
21
posta alhie anglangt, umb den Oxenstirn nacher Münster, damit denen
22
Hollandischen gesandten wegen einstellung der publication des zwischen
23
Spanien und Hollandt geschloßenen friedens von gesambten plenipoten-
24
tiariis beyder cronen Franckreich und Schweden zugesprochen werden
25
möge, abzuholen, also scheinet obgemeltes des Oxenstirns fürgeben nur
26
ein scheinpraetext, diese ietz angezogene ursach aber darunder verborgen
27
zu sein

38
Krosigk drängte bei Oxenstierna in dieser Zeit stark auf den Abschluß einer endgültigen
39
friedensvertraglichen Regelung über die Satisfaktionsforderungen Hessen-Kassels (vgl.
40
Meiern IV, 913 ).
.


28
Beilage [1]–[2] zu Nr. 83


29
Beilage [1] zu Nr. 83

30
Kaiserlicher Textvorschlag zur Autonomie im Reich (lat.),s.l. [praes. 1648 Januar 11]

41
Dieser Textvorschlag wurde den Ges. der kath. Kf.en höchstwahrscheinlich in der Unter-
42
redung am 11. Januar 1647 übergeben; im Protokoll wird dies allerdings nicht erwähnt
43
(vgl. aber den Bericht über ihre Zustimmung zu dem Textvorschlag am 12. Januar 1647
36
in APW [ III C 2/2, 945 Z. 13–15] ). Entgegen der Weisung in der Hauptinstruktion vom 6.
37
Dezember 1647 ( [Nr. 29 bei Anm. 111] ) enthält der Textvorschlag eine Regelung betr. die
38
Religionsverhältnisse im Hst. Hildesheim.
. Ko-
31
pie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I),fol. 72–73; ebenda Fasz. 54ffol. 489–490’.

[p. 270] [scan. 364]


1
Beilage [2] zu Nr. 83

2
Protokoll,s.l. 1648 Januar 10, 11, 12. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 74–79’; KHA A
3
4 nr. 1628/23 unfol.; RK FrA Fasz. 54ffol. 492–497’

39
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 183–189’.
– Druck: APW [III C 2/2, 942 Z. 31 –]
4
[946 Z. 40.]

5
10. Januar 1648. Unterredung mit Gesandten der protestantischen Reichsstände. Diese
6
werden über die jüngsten Verhandlungen mit den schwedischen Gesandten und die Ableh-
7
nung der waldeckschen Forderungen wegen Pyrmont durch den Kurfürsten von Köln infor-
8
miert. Anschließend drängt Leuber auf Zugeständnisse des Kaisers wegen der evangelischen
9
Religion in den kaiserlichen Erblanden (insbesondere Schlesien), was die Kaiserlichen ab-
10
lehnen.

11
11. Januar 1648. Unterredung mit den Gesandten der katholischen Kurfürsten. Diese werden
12
über die jüngsten Verhandlungen informiert. Wegen der Aussichtslosigkeit der derzeitigen
13
Verhandlungen erläutern die kaiserlichen Gesandten die kaiserliche Instruktion und bitten
14
die Kurfürstlichen um eine Stellungnahme, ob sich der Kaiser ihrer Unterstützung für sein
15
geplantes Vorgehen sicher sein könne. Anschließend wollen die kaiserlichen Gesandten auch
16
die Gesandten Kursachsens und -brandenburgs, Braunschweigs sowie diverser Reichsstädte
17
darüber vernehmen. Die kurfürstlichen Gesandten kündigen für den nächsten Tag ihre Stel-
18
lungnahme an.

19
12. Januar 1648. Unterredung mit den Kurmainz- und Kurbayerischen, die als Vertreter der
20
Kurfürsten das Ergebnis der Beratungen vortragen, daß zunächst noch die Erklärung der
21
protestantischen Reichsstände zum *KEIPO5* abgewartet werden sollte. Des weiteren er-
22
klären sie sich über Freusburg, Vallendar, Hachenburg, Pyrmont, den Vorbehalt wegen
23
geistlicher Güter im Herzogtum Württemberg, die Forderungen Wartenbergs und die Vor-
24
aussetzungen für ihre Unterstützung eines kaiserlichen Vorgriffs. Die kaiserlichen Gesandten
25
antworten auf alle diese Punkte.

26
[70/] 84/ [104]

27

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


28
Prag 1648 Januar 14

29
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1947fol. 116–117, [praes. 1648 Januar 29] = Druck-
30
vorlage
– Kopie: Giessen 200fol. 411–412 – Konzept: RK FrA Fasz. 55c (1648 I-III)fol.
31
17–18.

32
Keine Verhandlungen über schwedische Armeesatisfaktion vor Friedensschluß. Nachfor-
33
schungen wegen Kenntnis der schwedischen Gesandten von kurbayerischen Schreiben und
34
Rekonjunktionsrezeß.

35
Mission Schröders bei Kursachsen.

[p. 271] [scan. 365]


1
Rezepisse auf die Relation vom 2. Januar 1648 (Nr. 70) und ein weiteres
2
Schreiben vom 2. Januar 1648

30
Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III., Osnabrück 1648 Januar 2 (wie Nr. 70
31
Anm. 4).
. Nun habt ihr unser haubtinstruction

32
Vom 6. Dezember 1647 (Nr. 29).

3
albereit in handen, derselben werdet ihr nachzugehen wissen. Nit weniger
4
haben wir schon zum öfftern, auch iüngsthin den ailfften diß , euch zu
5
verstehen geben, das ihr euch in den punctum satisfactionis militiae, biß
6
die friedenspuncten geschlosßen, nit einlassen sollet. Darbey lassen wir
7
es, wie es die churfürstlichen räthe auch für guet befinden, bewenden,
8
und weilln ihr soviel zu verstehen

29
8 geben] Fehlt in der Kopie.
geben habt, daß ihr in zweyen oder
9
dreyen conferentiis alles durchzupassiren euch getrawen thuet, so wollen
10
wir über den erfolg ewrer weiterer relation gewerttig sein.

11
Demnach ihr auch in ewrer relation anregung gethan habt, das euch die
12
Schwedischen das an uns von Churbayrns liebden den neunundzwein-
13
zigisten Novembris abgangenen schreiben sambt der abgehandelten reco-
14
niunctionscapitulation fürgerückht und derselben inhalt mit umbstenden
15
erzehlt haben, so wollet ihr eüch angelegen sein lassen, nit allein zu pene-
16
triren, ob es allein discurs oder, da es wahr, woher sie solches erlangt,
17
sondern euch befleissen, damit ihr ein abschrifft, wie sie es etwan in han-
18
den haben mögen, zuwegen bringet und unß überschickhet.

19
Wir haben euch auch unter vorbesagten dato des eylfften Januarii com-
20
municirt, waß wir unserm rath und geheimben reichssecretario Wilhelm
21
Schröder den achten Januarii zugeschrieben und was an uns unter dato
22
den siebenden [!] eiusdem auß Dreßden derselbig weitter gelangen las-
23
sen

34
Der Weisung vom 11. Januar 1648 lag die Relation Schröders vom 8., nicht vom 7. Januar
35
1648 bei (vgl. [Nr. 82 Beilage [2]] ).
. Waß wir uns nun darauff den zehendten ieztgemeltes monats resol-
24
virt, derselbig auch unter iezgedachtem dato auß Dreßden überschrieben
25
und wir denselben darauf beantworttet, daß geben euch die abschrifften
26
sub A, B und C zu erkennen, damit ihr euch darnach sonderlich wegen
27
des von den protestirenden dem Dr. Leüber aufgetragenem directorio zu
28
richten habt

36
Kurz nach dem Eintreffen der kursächsischen Ges. auf dem Kongreß hatte Kf. Johann
37
Georg ihnen im Mai 1646 die Übernahme des CE -Direktoriums untersagt ( Schrecken-
38
bach
, Kursachsen, 28–31). Dennoch hatte Anfang Januar 1648 eine Deputation der prot.
39
Rst. Leuber um die Übernahme des Direktoriums gebeten. Die kath. Kf.en richteten sich
40
um diese Zeit mit einem gleichlautenden Ersuchen unmittelbar an Kf. Johann Georg (Goll
41
an Ferdinand III., Münster 1647 Dezember 31: Von den catholischen churfürstlichen
42
wirdt ein schreiben an die churfürstliche durchlaucht zu Sachsen abgelassen und dieselbige
43
darinnen ersuecht, damit die ihrem alhier habenden gesandten Dr. Leuber bevelch erthai-
44
len wolten, denen tractaten nicht allein noch länger beyzuwohnen, sondern auch under
45
denen evangelischen hinführo dz directorium zu führen; Teilkopie: RK FrA Fasz. 54ffol.
46
410).
.

[p. 272] [scan. 366]


1
Beilagen A – B zu Nr. 84


2
Beilage A zu Nr. 84

3
Ferdinand III. an Schröder, Prag 1648 Januar 10. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol. 398–401, 411,
4
PSfol. 402 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1947fol. 119–123’, 125 PS
5
fol. 123; ebenda Fasz. 54ffol. 387–393 (ohne PS); Giessen 200fol. 403–407, PSfol. 408 –
6
Konzept Kurz’ (nur PS): RK FrA Fasz. 54ffol. 391.

7
Rezepisse auf die Relation Schröders vom 8. Januar 1648 . Sovil nun die hinaußraiß zu des
8
churfürsten liebden betrifft, so hast du wohl und recht gethan, das du ermeltes churfürsten
9
liebden befelch bist nachkommen, wirst also deine andere werbung in puncto der aufkün-
10
dung des armistitii abzulegen und darüber glimpflich umb soviel mehrer die resolution zu
11
urgiren haben, dieweil die zeit verlauffen thuet und ihr liebden gleichwol auch mit ihren
12
recruten nunmehr nit zu feyern haben. Deßgleichen lassen wir unß gefallen, daß du in ge-
13
haimb unsere intention dem von Sebottendorff in puncto reconiunctionis zugestelt.

14
Unnserseits haben wir nit allein den officirn die recrutirungsgeldter biß auf sibentausendt
15
man zu fueß bereits zu handen stellen und die muster- und recrutenpläz außzeichnen lassen,
16
sondern auch die anstalt gemacht, daß fünfftausendt unserer dismontirten reütter in gar
17
wenig wochen wider beritten sollen sein.

18
So befindt sich ingleichen bey unnß der Churbayrische praesident Mändl

40
Dr. Johann Mändl zu Deutenhofen (1588–1666); 1633 Hofkammerpräsident, 1634 kurbay.
41
GR ( NDB XVI, 17f ; Immler, Kurfürst, 13). Mändl verfolgte, neben der Feldzugsplanung
42
für 1648, ähnliche Ziele am Ks.hof wie der kurmainzische Abgesandte Waldenburg (vgl.
43
[Nr. 93 bei Anm. 7] ), d.h. er propagierte eine Trennung des Ks. von der span. Linie des
44
Hauses Habsburg ( Albrecht, Maximilian I., 1047, 1075). Akten und Schreiben betr. die
45
Verhandlungen Mändls am Ks.hof (Januar-März 1648) liegen in RK FrA Fasz. 57 Konv. B.
, und erklären sich
19
des churfürsten liebden, daß, nachdeme der Schweeden renitenz zum frieden handtgreifflich
20
erscheine, die Franzosen ingleichem daß armistitium, wie du auß beiden beylagen zu sehen,
21
ihr liebden aufgekündet

46
Frk. hatte Ende Dezember 1647 den Ulmer Waffenstillstand ggb. Kurbayern aufgekün-
47
digt (vgl. [ Nr. 56] ).
, sie also in der that erfahren, daß der sachen mit ihrer im iüngsten
22
recess auf drey monat gestelten coniungirten operation

48
Der Rekonjunktionsrezeß („Pilsener Vertrag“) zwischen dem Ks. und Kurbayern vom 7.
49
September 1647 war auf ausdrücklichen Wunsch Kf. Maximilians auf den Feldzug des Jah-
50
res 1647 begrenzt (Art. 6; Text: Dokumente I/3, 1238f; vgl. auch Kapser, 54 bei Anm. 167).
nit geholffen, ihr liebden also resol-
23
virt seindt, soviel nur in ihrem vermögen, daß werkh in Gottes nahmen biß zu erhebung des
24
lieben friedens mit unß gegen Schweeden unnd Franckhreich hinaußzuführen, gestaltsamb
25
sie auch bereit allerseits die recrutierungen nit allein vorgenommen, sondern auch die re-
26
montirung ihres underhabenden corpo von fünffundzwanzighundert dismontirten zu ver-
27
schaffen erpiettig sein, also daß wir gleich im werkh begriffen, der künfftigen Operation
28
halben gegen Franckhreich und Schweeden mit ihrer liebden ein ganzes zu machen.

29
Betreffendt, ob und waß du mit dem Burgsdorff zu communiciern, so hast du hierinnen nit
30
anderst alß mit vorwissen des churfürsten liebden zu verfahren und, ehe du dich ex professo
31
mit ihnen waß einlast, bey dem churfürsten dich zu befragen, wessen du dich hierinnen zu
32
verhalten, auch demienigen, waß ihr liebden beliebt, nachzukommen und, waß ermelter
33
Burgsdorff sich hinwider gegen dir heraußlast, ihrer liebden, dan auch unß fleissig zu refe-
34
riren.

35
Im übrigen, soviel das instrumentum pacis betrifft, so hoffen wir, ihr liebden werden sich
36
allerdings mit unserm instrumento und demienigen conformiren, waß wir unnß über dein
37
derentwegen eingeschikhte relation erklärt haben

51
Ferdinand III. an Schröder, Prag 1648 Januar 8 ( [Nr. 82 Beilage [1]] ).
, und uf solchen fall were das negste ein
38
solche erklärung, allermassen du selbe berait dem von Sebottendorff an die handt gegeben.

[p. 273] [scan. 367]


1
Wir lassen es auch wegen Schleßien bey unnserer resolution verbleiben und verhoffen, ihr
2
liebden werden es vor allemahl darbey bewenden lassen.

3
Sonsten vernehmen wir zwar gern, daß des churfürsten von Brandenburg intentiones dahin
4
gehen, daß auch sie sich der Schweedischen machinationes nit gefallen lassen, wir zweifflen
5
auch nit, sie werden in diser intention durch des churfürsten liebden umb soviel mehrers
6
gesterkht werden, diß aber halten wir für das sicherste unnd geschwindeste remedium,
7
auch ihr liebden zu aufkündung aller neutralitet zu bewegen, wan sie hierzue des chur-
8
fürsten von Sachssen liebden

44
8 resolution] In der Kopie RK FrA Fasz. 92 XIV resolvirt.
resolution wissen und selbe mit ein tapffern und heroischen
9
exempl sich vorsehen

45
Sich vorsehen, hier im Sinne von „Vorsorge treffen, daß etwas möglicherweise eintreten-
46
des nicht geschieht bzw. eine Schädigung irgendwelcher Art verhütet wird“ (vgl. Grimm
47
XXVI, 1545).
gehen, und demnach es unß nit zweifelt, es werden die Schweden
10
durch allerhandt weeg dergleichen resolutiones zu verhindern suechen, also hast du fleissig
11
auf allerhandt practicquen das aug zu haben und in specie auch auf des von Altenburg

48
Hg. Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603–1669, 1635 Hg; zu ihm: Künzl,
49
18f) hielt sich zur dieser Zeit ebenfalls am Hofe Kf. Johann Georgs von Sachsen auf (vgl.
50
Brandstetter, 36).

12
negotiation achtung zu geben.

13
Anlangendt, das die protestirenden durch ein deputation beim Dr. Leüber sich raths erholt,
14
wessen sie sich zu verhalten, wan die Schweeden die sach noch lenger aufziehen solten, so
15
finden wir zwar unsers orths kein bessern rath, alß das die gesambten protestirenden des
16
herrn churfürsten exempel folgen und, was mit lieb nit zu erhalten gewesen, durch die waf-
17
fen bey den Schweden erheben. Du wirst also etwas fleissiger penetriren, was aigentlich des
18
Dr. Leübers rath gewesen und wessen sich die protestirende darauf vernemmen lassen. Ver-
19
weis
auf Beilagen (Schreiben Salvius’ und der österreichischen Gesandten).

20
Nun wisen wir unß zwar zu erinnern, das ihr liebden zuvor bedenkhen gehabt, derienigen
21
vota zu führen

51
Gemeint ist das CE , dessen Direktorium Kursachsen ablehnte.
, so ihr liebden den geliebten vatterlandt zumahlen nit vertreglich befinden,
22
undt zweifelt unß nit, es werden die Schweden selbst dises artificii sich gebrauchen, damit
23
sie ihr liebden etwan von anderweitigen resolution und ufkündung des armistitii abhalten.
24
Demnach wir aber unß gänzlich versehen, ihre liebden werden den reconiunctionspuncten
25
ihrer waffen nit ufschieben, auch befinden, das daß directorium und die reconiunction der
26
waffen wohl beysambenstehen könden, ia solches desto mehrer nachtruekh und authoritet
27
haben werde, ihr liebden auch hierdurch desto mehrers die protestirenden zu behaubtung
28
des zwischen unß und ihr liebden verglichenen armistitii an sich ziehen werden könden und
29
also unsern hohen, in ihr liebden gesezten vertrawen nach dießes directorii sich zu unsern
30
und des vatterlandts besten gebrauchen, also wurde auch unß solches sehr angenemb sein,
31
doch das derenthalben die entliche vergleichung in puncto instrumenti und dan die würkh-
32
liche coniunction unverschoben bleibe, so du data occasione, wan ichtwas an dich kämbe,
33
erwehnen, den von Sebottendorff aber absonderlich sinceriren kanst, das unß solches ange-
34
nemb sein wurde, wan sie der vergleichung super instrumento pacis und der coniunction
35
kein impedimentum in daß mitel legen.

36
P.S. Nachdem es nun an deme, das oder die Schweedischen sich mit den protestirenden in
37
puncto instrumenti pacis conformiren und es placidiern oder ermelte protestirende mit den
38
catholischen nunmehr selbst und ohne die Schweeden ein ganzes machen werden, also kanst
39
du bey den räthen destramente erinnerung thuen, das umb soviel mehr auch zeit, das man
40
was mehrere confidenz gegeneinander brauche, und dahero unß sehr angenemb wäre, wan
41
ihre liebden sich belieben liessen, dero abgesandten

52
Leuber.
zu bevehlen, solicher gegen den unse-
42
rigen sich zu gebrauchen, gestaltsamb wir den unserigen ein ebenmessiges bereit und jeder-
43
zeit anbevohlen haben.

[p. 274] [scan. 368]


1
Beilage B zu Nr. 84

2
Schröder an Ferdinand III., Dresden 1648 Januar 10. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol. 373–375’,
3
386, PSfol. 376–376’ – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1947fol. 126–128’, 131, PSfol.
4
129–129’; Giessen 200fol. 398–401’, PSfol. 402–402’.

5
Beilage C zu Nr. 84

6
Ferdinand III. an Schröder, Prag 1648 Januar 14. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol. 414–414’, 417
7
– Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1947fol. 132–133; Giessen 200fol. 410–410’ – Kon-
8
zept
: RK FrA Fasz. 54ffol. 415–416.

9
Rezepisse auf Beilage B. Bekräftigung der Weisungen betreffend die kaiserlichen Erblande,
10
den Einschluß der Reformierten und die kursächsischen Ansprüche auf Hanau. Schröder soll
11
die Abschrift einer kurfürstlichen Weisung an Leuber betreffend das Direktorium der pro-
12
testantischen Reichsstände an die kaiserlichen Gesandten und den Kaiserhof überschicken.

13
–/ 85/–

14

Nassau an Ferdinand III.


15
Münster 1648 Januar 14

16
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 13–14’, praes. 1648 Januar 23 = Druck-
17
vorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

18
Unterredung mit Chigi (1648 I 13): Vermittlungsbemühungen der niederländischen Gesand-
19
ten in den spanisch-französischen Verhandlungen; Streitpunkte: Lothringen und die Assistenz
20
für Portugal. Zurücknahme und Erneuerung des französischen Angebots zur Restitution
21
Herzog Karls IV. von Lothringen; Ablehnung der französischen Forderung nach Aufschub
22
des spanisch-niederländischen Friedensschlusses seitens der niederländischen Gesandten, bal-
23
dige Unterzeichnung des spanisch-niederländischen Friedens wahrscheinlich.

24
Gestern hab ich den Päbstlichen nuncium besucht und von demselben
25
verstanden, daß die Holländische gesandten sich sehr starck bemuheten,
26
die tractaten zwischen Spanien und Franckreich zum schluß zu bringen,
27
auch etlich mahln mitt den Frantzosen auff ihr starckes zusprechen hart
28
ahneinander gewest wehren

33
Zu den ndl. Vermittlungsvorschlägen im Januar 1648 vgl. Tischer, Diplomatie, 401ff.
. Er hielte alle puncten wie verglichen, außer
29
den wegen deß hertzogs von Lothringen restitution, sodan noch einem,
30
welcher im auffsatz noch nitt gar zur richtigkeit kommen; ist, soviel ich
31
auß seinen discursen verspühret, der punctus wegen der assistentz ahn
32
Portugal

34
In der am 22. August 1647 erzielten Vereinbarung über die Frage der Assistenz Frk.s und
35
Spaniens für ihre jeweiligen Alliierten war Portugal nicht namentlich aufgeführt (span.,
36
von der frz. Gesandtschaft akzeptierter Entwurf des Art.s 3 des span.-frz. Friedensvertrags,
37
die Assistenz der Alliierten betreffend, [Münster 1647 August 22]; vgl. APW [II B 6 Nr. 130Beilage 2] ) und die Lösung dieser Streitfrage damit weiter offen. Für Frk. bedeutete die
33
friedensvertragliche Zusicherung des Assistenzrechts für Portugal ein wichtiges Mittel zur
34
Friedensassekuration, Spanien dagegen wollte jegliche Möglichkeit für Frk. ausschließen,
35
über den Umweg einer vorgeblichen Assistenz für Portugal militärisch gegen Spanien aktiv
36
zu werden, ohne damit den Frieden zu brechen ( Tischer, Diplomatie, 396f; APW [II B 6, XCVf] ; Rohrschneider, Frieden, 395–399).
. Eß hetten aber die Holländische sich vernemmen lassen, daß

[p. 275] [scan. 369]


1
sie deßwegen etwas in pectore hetten und daß solcher punct seine richtig-
2
keit bekommen wurde.

3
Berichtete weiter, daß zwar die Holländer den herrn Spanischen vor etli-
4
chen tagen angebracht, ob hetten sich die Frantzosen erclehrt, dem hert-
5
zogen von Lothringen daß hertzogthumb Lothringen zu restituiren, daß
6
hertzogthumb Baar aber und ihrer fürstlichen durchlauchtt in den dreyen
7
bistumber Metz, Tull und Verdun ligende landt- und herrschafften fur die
8
cron Franckreich zu behalten

38
Vgl. hierzu auch den ndl. Vermittlungsvorschlag vom 10. Januar 1648, der dem gen. frz.
39
Angebot entsprechend modifiziert war ( Tischer, Diplomatie, 403 Anm. 311).
(welches ich auch von dem königlich Spa-
9
nischen gesandten, herrn graffen Peneranda, selbst vernommen und Ewer
10
Kayserlicher Mayestät unter dato 7. dießes allerunderthänigst berichtet
11
habe ), es wolten aber anitzo die Frantzosen sich darzu nitt bekennen,
12
sondern liessen sich vernemmen, daß sie dem hertzogen nichts restituiren,
13
iedoch wohl gestatten wolten, daß man commissarios zu abhandtlung und
14
vergleichung selbiger sach verordne und, wan schon in diesem jahr damitt
15
zum außschlag nitt zu kommen, daß alßdan daß folgende und andere
16
jahrn ihnen substituirt und zugeben werden mögten

41
Frz. Erklärung betr. Lothringen, s. l. 1648 Januar 11. Druck (mit Abweichungen), dat. 1648
42
Januar 10: NS IV, 421f. Vgl. auch Mohr, 361; Tischer, Diplomatie, 403 Anm. 312;
43
Rohrschneider, Frieden, 417.
.

17
Herr nuncius vermeinte, daß heutiger tag den tractaten den außschlag
18
zeigen wurdt, begehrendt, daß ein stundt vor abgehen der post meinen
19
secretarien

44
Geych.
zu ihme schicken wolt, deme er anzeigen mögt, waß haubt-
20
sächlichs weiters vorgelauffen. Welches dan also beschehen, und bringet
21
derselb zurugg, daß sich die Frantzosen gestern abendts spath nunmehr
22
widerumb auffs new erclehrt hetten, die alte souverainitet Lothringen

45
Zu „Altlothringen“ und Bar vgl. [Nr. 77 Anm. 4] und [5] .

23
dem hertzogen zu restituiren, daß hertzogthumb Baar aber beneben den
24
lehenschafften, so

31
24 ihre furstliche durchlauchtt] Im Konzept Lottringen.
ihre furstliche durchlauchtt von den dreien stiffter
25
Metz, Thul und Verdun hette, fur die cron Franckreich einzuziehen,
26
doch mitt der condition, daß sie alle vestungen im hertzogthumb Loth-
27
ringen abwerffen lassen wolten. Die Frantzosen vermeinten, daß dorauff
28
die handlung zwischen beyden cronen fortgesetzt werden könte und daß
29
so lang die Holländische mitt ihrem frieden sich pillig auch auffzuhalten
30
hetten.

[p. 276] [scan. 370]


1
Es betten aber die Holländer sich resolvirt, länger sich nitt auffhalten zu
2
lassen, sondern wehren anheut zum letzten mahln bey denen Frantzosen,
3
umb deren endtliche erclehrung zu vernemmen, und wolten diesen nach-
4
mittag zu den Spanischen. Wurde dahero paldt zu hören sein, ob die
5
Frantzosen fridt machen wolten, dan in fahl sie sich gegen die Holländer
6
zu deren begnugen nitt erclehren, so wurden selbige iedoch annoch heut
7
mitt den herrn Spanischen ihren frieden unterschreiben

37
Am Ks.hof erhielt auch Terranova eine Kopie dieser Relation (vgl. den Kanzleivermerk auf
38
fol. 14’: Fiat recepisse, item copia pro oratore Hispanico. Per Imperatorem 24. Januarii
39
1648).
.

8
–/ 86/ [102]

9

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


10
Osnabrück 1648 Januar 16

11
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 85–88’, 91–93’, praes. 1648 Januar 26 = Druck-
12
vorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.; RK FrA Fasz. 54ffol. 512–518’

40
Weitere Kopie: ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 23–31.
– Konzept:
13
RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1934fol. 39–43’.

14
Unterredung mit einer Deputation protestantischer Reichsstände (1648 I 13).

15
Konferenz mit den schwedischen Gesandten über *KEIPO5* (1648 I 14): Schwedische Ter-
16
ritorialsatisfaktion (Aufhebung der geistlichen Einrichtungen in Bremen und Verden, Strei-
17
chung von Langenbecks Sicherungsklausel in den Bestimmungen über den Friedensvollzug;
18
Stift und Stadt Hamburg, Stadt Bremen, Titel für Stadt und Hafen Wismar, Amt Wildes-
19
hausen); direkte Verhandlungen mit den betroffenen Reichsständen über die Entschädi-
20
gungsfragen; Entschädigung Gustaf Gustafssons; Umfang der Rechte der Stadt Minden;
21
Marburger Sukzessionsstreit; Umfang der Satisfaktion für Hessen-Kassel, Stift Hersfeld; Un-
22
terstützung der hessen-kasselischen Forderungen durch Frankreich; Vollzug und Sicherung
23
des Friedens; schwedische Armeesatisfaktion.

24
Unterredung mit den kurmainzischen Gesandten (1648 I 14): deren Zurückweisung schwe-
25
discher Behauptungen und der hessen-kasselischen Satisfaktionsforderungen; Vertagung der
26
kaiserlich-schwedischen Verhandlungen wegen dieser Frage (1648 I 15).

27
Unterredung mit Sachsen-Altenburg: bislang keine Beratungen des CE über *KEIPO5* ,
28
kaiserliche Erklärung erwartet.

29
Aussichtslosigkteit der Verhandlungen über *KEIPO5* ; Notwendigkeit des Vorgriffs, An-
30
kündigung entsprechender Sondierungen bei den Gesandten von Kursachsen und Kurbran-
31
denburg.

32
Notwendigkeit einer Satisfaktion für Hessen-Kassel.

33
Verweis auf die Relation vom 13. Januar 1647 (Nr. 83). Sintemahlen dan
34
noch selbigen nachmittags ermelte protestierenden unß durch einen auß-
35
schuß nach laut beyliegenden extracts protocolli ahngebracht, waßmaa-
36
ßen die Schwedischen ihre in puncto satisfactionis fürgestelte newerungen

[p. 277] [scan. 371]


1
allein eventualiter angezogen zu haben vorgeben, zumahlen sich erbieten
2
thetten, zu ferner unßere zusamenkunfft sich mehrers zu bequemen, so
3
haben wir unß gleich vorgestern, dinstags, zu ihnen

27
3 verfügt,] Im Konzept folgt und so es inen beliebte,
verfügt, die noch
4
ubrige materias instrumenti mit ihnen durchzugehen erbiettig gemacht,
5
warzu sie sich dan auch willfahrich erclehrt und vor allen andern ihrn
6
articulum satisfactionis auff ein endtlichs erleutern zu laßen begehret

28
Gemeint ist der schwed. Textvorschlag zur schwed. Territorialsatisfaktion, praes. Osna-
29
brück 1648 Januar 7 ( [Nr. 78 Beilage 3] ).
.
7
Und ob sie zwar nochmahls die praetendirte concessionem extinguendi
8
collegia ecclesiastica verfochten, so haben sie es doch endtlich dahin
9
gestelt, wan der newe auffgesetzte articulus pro maiori assecuratione
10
statuum contra satisfactiones

30
Gemeint ist Langenbecks Entwurf für einen Art. XV pro securitate statuum contra praeiu-
31
dicia ex satisfactionibus et aequivalentiis timenda, [Osnabrück] [vor 1647 Dezember 9]
32
(Text: Meiern IV, 832 fünfter Absatz; [Nr. 34 Beilage [1])] , den die ksl. Ges. als Art. XV
33
in *KEIPO5* eingefügt hatten (vgl. [Nr. 78 Anm. 8] ).
, alß welche ad invidiam coronae Sueciae
11
concitandam ziehlen thet, außglaßen, daß sie es auch ihrs ortts bey den
12
vorigen terminis der generalcession ihnen uberlaßender stiffter bewenden
13
laßen wolten

34
Art. IX KEIPO4A (Text: Meiern IV, 578 ).
. Warüber wir unß mit denen ständen zu reden erclehrt, und
14
halten darfür, es werde bey denen mehrern wenig bedenckens haben,
15
allein die hanßeestatte vermeinten, daß man darauff bleiben solt. Und
16
weilen dan Ewer Kayserlicher Mayestätt mit gestriger post derentwegen
17
einglangter befehl

35
Vom 28. Dezember 1647 ( [Nr. 64)] .
ebenmeßig die außlaßung ahn handt giebt, so wollen
18
wir unß soviel mehr gehorsamst darnach richten.

19
Waß die wegen der stifft und statt Hamburg wie auch der statt Bremen
20
Schwedischerseits vorgehabte newerungen

36
Die angesprochenen Änderungen sind zusammengefaßt in APW [ III C 2/2, 936 Z. 27–32] ;
37
im schwed. Textvorschlagfol. 58–59.
anlangt, ist es damit bey die-
21
ser conferentz auch so weith kommen, daß sie es endtlich bey vorigen
22
auffsatz, im instrumento begrieffen

38
Art. IX KEIPO4A (Text: Meiern IV, 578 ).
, werden bewenden laßen, allein wöl-
23
len sie eine clausulam reservatoriam, mit der statt Hamburg wegen des
24
capituls daselbst wie auch mit dem hauß Holstein sich anderwerts zu ver-
25
gleichen, eingerückt haben, welches ihnen ohnedaß nit benohmen werden
26
kan

39
Das Hamburger Kapitel gehörte kirchlich zur Erzdiözese Bremen, staatsrechtlich war es
40
dagegen mit Holstein und der Stadt Hamburg verbunden, die außerdem Rechte an dem
41
Kapitel hatten ( Lorenz, Bremen, 212f). Eine entsprechende Vorbehaltsklausel enthielt be-
42
reits
der schwed. Textvorschlag (fol. 58’ beginnend mit Quod si vero). Volmar vermutete
43
den Zweck dieser Klausel darin, daß sie die iura et bona istius capituli der statt Hamburg
44
verkauffen wollen (APW [III C 2/2, 949 Z. 10–11] ).
.

[p. 278] [scan. 372]


1
Des tituls halber uber die statt und port Wißmar

29
Die Schweden hatten in ihrem Textvorschlag in Art. IX § „Quarto“ KEIPO4A betr. das
30
Stimmrecht und die Session Schwedens beim RT (Text: Meiern IV, 580 zweiter Absatz;
31
vgl. später Art. X,9IPO) dem bestehenden Titel ducis Bremensis, Verdensis et Pomera-
32
niae ut et Rugiae principis den Titel dominaeque Wismariae hinzugefügt (fol. 59).
haben die Schwedischen
2
sich nochmahlen erclehrt, daß sie

26
2 weder] In der Kopie KHA wieder.
weder stim noch standt deßentwegen
3
im Reich und auff reichstägen zu suchen begehrten, sondern bleiben bey
4
eingeraumbter session und dreyfachen votis wegen Bremen, Verden und
5
Vorpommern.

6
Allein ist hiebey noch wegen Wiltzhaußen das ex parte Churcöllen ange-
7
henckte reservatum streittig

33
Bezug auf Art. IX *KEIPO5* ( [Nr. 56 Beilage B.[1]] ; Text hier: Meiern IV, 831 achter
34
Absatz; zur Sache vgl. auch [Nr. 73 Anm. 27] ).
, welches die Schweden der catholischen re-
8
ligion zur siecherheitt keinesweegs zulaßen wöllen. Endtlich haben wir es
9
soweitt gebracht, daß sie bewilligt, es möge seine churfürstliche durch-
10
llaucht bevorgestelt bleiben, den ahm Kayserlichen cammergericht super
11
reluitione schwebenden proceß

35
Bremen beanspruchte vor dem RKG bislang vergeblich das ehemals bremische Amt Wildes-
36
hausen, das durch Verpfändung an Münster gekommen war ( Foerster, Ferdinand, 315).
, in welchem Bremen actor ist,

27
11 außüeben] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage außnehmen.
außüeben
12
[!], weilen die Churcölnische anzeigen, daß ihr durchllaucht lieber per
13
sententiam iudicis wollen condemnirt sein ad restitutionem, alß selbige
14
ultro cum laesione conscientiae zue willigen. Die Schwedischen aber wer-
15
den ihre possessionem armis quaesitam nit quittirn, also wirdt diese reser-
16
vatio processus von schlechter consideration sein und dem allem nach
17
dieser satisfactionsarticul keine fehrnere difficultet haben.

18
Bey denen aequivalentiis haben wir unß nit lang auffgehalten, sondern
19
unß mit denen interessirten

37
Von den betroffenen Rst. dürften hier in erster Linie Kurbg. und das Haus Braunschweig-
38
Lüneburg gemeint sein.
selbst zu vergleichen benohmen, und dieses
20
zwar zu dem ende, damit wir so viel mehr offne handt hetten, mit densel-
21
ben zu handtlen, ob sie mit den vorgrieff auff die in Ewer Kayserlicher
22
Mayestätt instruction

39
Vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
enthaltene temperamenta zufrieden und einiger
23
schluß darauff zu verhoffen sein mögte. Es haben aber die Schwedischen
24
bey der

28
24 Braunßschweigischen] In der Kopie RK FrA Fasz. 54f Graunßschweigischen.
Braunßschweigischen aequivalentz denienigen paragraphum, so
25
von des Gustaff Gustavi abfertigung handtlet

40
Art. XII Absatz beginnend mit Primo: Quoniam *KEIPO4B* betr. eine Entschädigung
41
für den postulierten Adm. von Osnabrück, Gustaf Gustafsson von Wasaborg ( RK FrA
42
Fasz. 98efol. 901’–902, d.i. Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV, 584 dritter Absatz hinter
43
sequentibus). Dieser Absatz fehlte auch im Teilabkommen über die Entschädigung des
44
Hauses Braunschweig-Lüneburg vom 13./14. Juli 1647. – Die Ksl. hatten am 19. Juli
45
1647 80 000 Rt. Entschädigung für den Adm. von Osnabrück angeboten, die schwed.
46
Ges. forderten jedoch wiederholt 100 000 Rt. sowie ein Amt als Sicherheitspfand, so daß
47
keine Einigung zustande kam und der Punkt immer wieder als unerledigt zurückgestellt
23
werden mußte (zuletzt am 11. September 1647, vgl. APW II A 6 Nr. 224 Beilage 1). – Zur
24
Person: Gustaf Gustafsson Gf. von Wasaborg (1616–1653; 1645 Gf.), Halbbruder Kg.in
25
Christinas von Schweden; 1634 postulierter Adm. des Hst.s Osnabrück; 1645 Gouverneur
26
von Estland und RR ( SMK VIII, 220).
, auch vielfaltig zu ver-

[p. 279] [scan. 373]


1
ändern understanden, sein ergetzlichkeit auff 100 000 reichsthaler zu er-
2
höhn, auch der bezahlung halben das ambt Vorstenaw

27
Fürstenau, Stadt und Festung im Hst. Osnabrück.
oder Voerden

28
Vörden (Hst. Osnabrück).

3
underpfandtsweiße in handen zu behalten gesucht, iedoch es endtlich
4
bey denen hievor mit vorwißen und consens ihr fürstlichen gnaden, herrn
5
bischoffs zu Oßnabrück, bewilligten

21
5 80 000] In der Kopie KHA 8 000.
80 000 reichsthaler in 4 jahrn zu be-
6
zahlen, ohne einiger pfandtschafft bewenden laßen

29
Auf diesen Umfang der Entschädigung hatten sich die Ksl. mit Wartenberg am 28. Juli
30
1647 geeinigt, wobei sich dieser mit Nachdruck gegen eine Pfandleistung aussprach (vgl.
31
APW [III C 2/2, 870–874] ; APW [ III C 3/2, 970f] ).
.

7
Bey der stifft Minden beschwehrt sich das thumbcapittul und die ritter-
8
schafft wider selbiger statt in der Churbrandenburgischen aequivalents-
9
convention gar zu weitt außgestreckter freyheit

32
Am 14. Januar 1648 hatten die Ksl. den schwed. Ges. ein entsprechendes Memorial des
33
Kapitels, Klerus und Ritterstands des Hst.s Minden übergeben (Kopie: GehStReg Rep.
34
N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 nr. 15, d.i. eingelegt in ein Arbeitsexemplar Volmars vom
35
KEIPO4A ). Dieses nimmt Bezug auf Art. X Absatz beginnend mit Tertio: Eidem
36
KEIPO4A betr. die Überlassung des Hst.s Minden als weltliches Reichslehen und eine
37
eingeschränkte Rechtsgarantie für die Stadt Minden (Text: Meiern IV, 582 vierter und
38
fünfter Absatz; vgl. später Art. XI,4IPO). Darin wurden der Stadt Minden Regalien und
39
Rechte in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten, Jurisdiktionsrechte sowie andere
40
Gewohnheiten, Freiheiten und Privilegien vorbehalten, soweit diese nicht die Rechte des
41
F. en berührten. Diese Einschränkung zugunsten des F.en wurde später imIPO auf die
42
Rechte des Kapitels, der Geistlichkeit und des Ritterstands ausgedehnt.
, mit welcher zwar auch
10
Churbrandenburg selbst nit zufrieden, also halten wir darfür, es mögte
11
noch einige restriction zu erhalten sein.

12
Demnach sein sie auff die Heßen Caßlische praetensiones kommen, und
13
zwar wegn der Marpurgischen successionsach ein mehrers nit vor-
14
gebracht, alß daß die letztere mit denen Darmbstattischen abgesandten
15

22
15 zu Caßl – obgehabten] Fehlt in der Kopie KHA .
zu Caßl vorgehabte convention seinen

43
Gemeint ist Boyneburg, der den Kasseler Akkord (Hauptrezeß vom 9.[/19.] Oktober
44
1647; Nebenrezeß vom 11.[/21.] Oktober 1647; Texte: Meiern IV, 477 –480 und 480f)
45
zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt unter Bedingungen unterzeichnet hatte,
46
die Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt für unakzeptabel hielt.
obgehabten mandatis et instruc-
16
tionibus allerdings gemeß, also nit retractirt werden könte, darüber wir
17
ihnen das contrarium und daß wir unß keinesweegs nach deroselben re-
18
gulirn könten, remonstrirt, allermaßen unß woll bewust wehre, daß ihr
19
fürstliche gnaden, herr landtgraff Geörg, sich daran nit binden laßen
20
wolle noch könte.

[p. 280] [scan. 374]


1
Waß aber

22
1 die dies] In der Kopie RK FrA Fasz. 54f daß.
die dies ortts praetendirte satisfactionem anlangte, da bleiben
2
die Schweden gar starck auff dieser meinung, daß die vier Schaumburgi-
3
schen ambter wie auch die bezalung 600 000 thaler alß ein richtig und
4
bewilligte sach verbleiben

24
Vgl. Art. XIV Absatz beginnend mit Quod vero KEIPO4A (Text: Meiern IV, 587 dritter
25
Absatz), in dem Lgf.in Amalia Elisabeth von Hessen-Kassel u.a. die vier schaumburgi-
26
schen Ämter Schaumburg, Bückeburg, Sachsenhagen und Stadthagen sowie die gen. Ent-
27
schädigungssumme zugesprochen worden war.
und allein noch von demienigem, waß die
5
Caßlische noch ferners praetendirn

28
Hauptstreitpunkt waren die schwed. Forderungen nach Erhöhung der Satisfaktionssumme
29
(schwed. Forderung: 800 000 Rt.) und deren Absicherung durch territoriale Hypotheken
30
(Arnsberg). Außerdem war der Kreis derer, welche für die Satisfaktion aufzukommen hat-
31
ten, strittig.
, zu handtlen sein solte, dan es hetten
6
auch die Churmayntzische und -cöllnische zu Münster selbst sich er-
7
clehrt, daß sie zufrieden, daß die 600 000 thaler der fraw landtgräffin zu
8
Caßl solten bezahlt werden

32
In einer Unterredung mit den ksl. Ges. im Münsteraner Jesuitenkolleg am 31. Juli 1647
33
hatten sich neben den gen. Rst. auch die Vertreter Paderborns und Fuldas mit der ange-
34
sprochenen Regelung einverstanden erklärt. Oxenstierna hatte dieses von ihm als unzu-
35
länglich erachtete Angebot daraufhin als Anlaß zum Abbruch der Verhandlungen in
36
Münster genutzt (vgl. APW II A 6 Nr. 194 Beilage [1]).
. Die quaestio „an“ seie schon richtig und
9
wehre allein umb den modum solvendi zu thuen.

10
Beyde cronen Franckreich und Schweden wehrn hiebey interessirt, hetten
11
der fraw landtgraffin zu

23
11 allerseits] Im Konzept aller.
allerseits satisfaction zu verhelffen versprochen

37
Hessen-Kassel war im DK militärischer Bündnispartner von Schweden (Verträge von
38
Stralsund, 1630 November 11[/21] und Werben, 1631 August 12[22]; Texte: ST V/1,
39
491–504 und 476–490) und Frk. (Vertrag von Wesel, 1636 Oktober 11/21, erneuert 1639
40
im Vertrag von Dorsten; Texte: DuMont VI/1, 128f und 178ff). Beide Kronen hatten die
41
Forderung nach Satisfaktion für den Bündnispartner Hessen-Kassel in ihre Propositionen
42
II vom 1./11. Juni 1645 aufgenommen ( Meiern I, 442 bzw. 445).
,
12
wa dies praesuppositum nit vor allen dingen richtig, konte kein friedt
13
sein, und scheinete leichtlich, daß wan Ewer Kayserliche Mayestätt und
14
die catholische auff dieser von unß vorgescheinter erclehrung verharrn
15
würden, daß ihnen zum frieden kein rechter ernst seie. Ja sie haben sich
16
auch auff ihrer churfürstlichen gnaden zu Mayntz unlengst eingeschick-
17
ten raths, des von Mele

43
Meel war im Dezember 1647 auf dem WFK eingetroffen. Schönborn hatte Nassau am 14.
44
Dezember 1647 die Entsendung Meels avisiert (Kf. Johann Philipp von Mainz an Nassau,
45
1647 Dezember 14. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol.)
, ihne gethane anzeig, alß wan dieselbe auch in
18
die hievor zu Münster anerbottene vorschläg absolute eingewilligt, bezo-
19
gen

46
Hierüber ist in den schwed. Korrespondenzen des in Frage kommenden Zeitraums ( APW
47
II C 4/1) nichts zu ermitteln.
.

20
Wir haben unß hingegen vernehmen laßen, daß wir einigen befehl nit
21
hetten, dergleichen verwilligung zu thuen. Waß zu Münster geschehen,

[p. 281] [scan. 375]


1
daß wehre mit der condition beschehen, wan die fraw landtgräffin mit
2
denen gethanen anerbietungen vergnügt und, soviel ahn ihr sein mögen,
3
darauff den frieden schließen würde; seie auch die bezahlung der 600 000
4
reichsthaler anderst niehmahlen verstanden noch gesagt worden, dan daß
5
daran alle zur Heßen Caßlische soldatesca contribuirende stände gezogen
6
werden solten

31
Vgl. hierzu die Unterredung vom 31. Juli 1647 und die daran anschließende Unterredung
32
der Ksl. mit Oxenstierna (wie Anm. 22).
. Die fraw landtgraffin hette solchergestalt bedingte pro-
7
missionem nit wöllen acceptirn, also konte man ihr auch weiter nit obli-
8
girt sein. Man seie ihr in genere et specie nichts schuldig. Sie soll sich
9
billich gleich andern chur-, fürsten und ständen des Reichs mit der gene-
10
ralamnestia contentirn laßen. Waß sie wegen entfangenen schaden von
11
der catholischen liga

33
Als Begründung für ihre Satisfaktionsforderung an Kurköln, Kurmainz, Paderborn und
34
Fulda hatte Lgf.in Amalia Elisabeth stets deren Zugehörigkeit zur ehemaligen kath. Liga
35
angeführt ( Foerster, Ferdinand, 309 Anm. 14, 350 Anm. 217).
, daß hette diese von der protestirenden union zu
12
fordern, daß wehrn aber unmögliche praetensiones und darumb die
13
amnestia eingewilligt, damit selbige beyderseits auffgehebt würden. In
14
summa wir konten unß dies ortts nichts einlaßen. Waß aber den stifft
15
Hierschfeldt anlangte, daß werden Ewer Kayserliche Majestätt ihro umb
16
friedens willen laßen

36
Im *KEIPO5* hatten die ksl. Ges. alle früheren Entschädigungsangebote außer der
37
F.abtei Hersfeld zurückgezogen (Text: Meiern IV, 832 fünfter Absatz; Foerster, Ferdi-
38
nand, 347).
, unangesehen sie sönst von rechts und billichkeit
17
wegen kein besonder ansprach darzu haben könte.

18
Wir sein also beyderseits in contradictoriis verblieben und sehen, daß die
19
Schwedischen mit diesem puncto auch die erledigung der gravaminum zu
20
stecken gedencken und darzu von denen Frantzosen angereitzt werden,
21
wie sie unß dan in wehrender conferentz ein schreiben vorgelesen, so die
22
Frantzösische plenipotentiarii auß Münster ahn ihrn residenten alhier

39
La Court.

23
abgehen laßen, inhalts, daß sie nit zugeben könten, daß einiger vorgehen-
24
der articul vergliechen werde, es seie dan die Heßen Caßlische satisfaction
25
vor allen andern erledigt

40
Die entsprechende Bitte La Courts um Unterstützung der hessischen Satisfaktionsforde-
41
rungen wird auch erwähnt in der Relation der schwed. Ges. vom 10./20. Januar 1648
42
( APW [II C 4/1 Nr. 115] ).
.

26
Den articulum de assecuratione et executione pacis

43
Art. XVI *KEIPO5* , praes. Osnabrück 1647 Dezember 26 (Text: Meiern IV, 833 ff; Nr.
44
[29 Beilage [3]] ).
haben die Schwe-
27
dischen mit wenigen berührt, daß darwieder keine sonderbahre be-
28
dencken obhanden und sie es zu denen ständen gestelt sein ließen. Allein
29
haben sie wiederumb auff vornehmende abhandtlung satisfactionis
30
militiae getrungen, da wir es bey unßern vorigen gegenerclehrungen, daß

[p. 282] [scan. 376]


1
immediate nach geschloßenem frieden davon gehandtlet werden solte

35
Vgl. zuletzt in der Relation vom 9. Januar 1648 ( [Nr. 78] ).
,
2
bewenden laßen.

3
Wir sein demnach von ihnen abgeschieden, daß sie sich erbotten, uber
4
alles, waß bißher mitt unß vorgangen, der protestirenden meinung zu ver-
5
nehmen, hingegen unß ersucht, in der Caßlischen sach auch ferner nach-
6
denckens zu haben.

7
Solchn verlauff haben wir alßbaldt denen Churmayntzischen räthen er-
8
öffnet, da nun der von Mele des von denen Schwedischen auff ihme be-
9
schehenen anzugs gar nit gestendig sein wöllen, und haben auch sie,
10
Churmayntzische räthe, sambtlich sich erclehrt, erst newen

34
10 befehl] In der Kopie KHA empfell.
befehl entfan-
11
gen zu haben, mehrbemelter fraw landtgraffin ahn geldtbezahlung oder
12
pfandtschafftseinraumung durchauß nichts einzuwilligen

36
Hierzu: Kurmainzisches Protokoll über die Unterredung mit den ksl. Ges. ,s.l. 1648 Ja-
37
nuar 14. Kopie: RK FrA Fasz. 94 III nr. 518 p. 657–662; ebenda Fasz. 96 VIfol. 286–289.
.

13
Gestern mittags schicken die Schweden zu mir, graffen von Lamberg, sie
14
hofften, wir würden unß in der Caßlischen sach eines beßern bedacht
15
haben, da den also wehrn sie erbietig, den nachmittag zu unß zu kommen.
16
Alß ich ihnen aber zur anthwortt andeuten laßen, wir hetten unß gestern
17
also erclehrt, daß es billich dabey bleiben und die fraw landtgräffin
18
darauff woll zufrieden sein könte, im ubrigen stünde es zu ihrm, der
19
herrn plenipotentiarien, belieben, ob sie sich bey unß einstellen wolten,
20
wehrn erbietig, ihnen auffzuwahrten; sie sein aber außgeblieben und
21
haben auff dem abendt anzeigen laßen, weil wir noch bey der gestrigen
22
meinung verbleiben, so sehen sie nit, waß vor diesmahl fruchtbahrlichs
23
außzurichten sein würde. Sie wolten aber den Churbayrischen abgesand-
24
ten

38
Ernst. Vgl. zu dieser Anfrage [ Nr. 89] .
befragen laßen, waß ihme sein gnädigster herr in hoc passu ahnbe-
25
fohlen, und weilen ohnedaß morgen daß festum Trium Regum, auch an-
26
dere unglegenheiten einfallen, alß wolten sie biß ubermorgen freytags [ 17.
27
Januar 1648] sich wiederumb bey unß einstellen.

28
Underdeßen haben wir auch die Sachßen Altenburgischen, alß welche
29
sich des directorii bey denen protestirenden underfangen

39
Nach dem Verzicht Kursachsens auf das Direktorium im CE hatte zunächst Magdeburg
40
dessen Leitung übernommen. Nach der Abreise der magdeburgischen Ges. ging das Di-
41
rektorium im Herbst 1647 an Sachsen-Altenburg über ( Wolff, 95ff).
, befragen
30
laßen, wan sie dermahlen unß in puncto amnestiae et gravaminum ein
31
besondere erclehrung einbringen würden, weil wir dern schon ein gutte
32
zeitt in erwahrtung gestanden

42
Die Ksl. hatten den prot. Rst. am 17. Dezember 1647 die Art. I–V *KEIPO5* übergeben
43
und darum gebeten, daß diese sich also schiedlich darüber vernemmen lassen (Nr. 53 Bei-
44
lage
A; hier APW [III C 2/2, 923 Z. 15–17] ).
. Die haben unß aber zur antwortt geben,
33
daß solche articuli noch niemahlen ha[u]btsachlich under ihnen berath-

[p. 283] [scan. 377]


1
schlagt worden, sondern sie ieweils verhofft, wie noch, wir würden unß
2
vorderist in nahmen Ewer Kayserlicher Majestätt eines mehrern verneh-
3
men laßen

39
*KEIPO5* war nomine catholicorum übergeben worden und wurden folglich von den
40
prot. Rst. als Forderungskatalog der kath. Rst. , nicht der Ksl. verstanden.
.

4
Wir sehen also vorderist, daß einige handtlung oder besondere nach-
5
gebung des einen oder andern in denen außgehändigten temperamentis
6

38
6 weder] In der Kopie KHA wieder.
weder von denen protestirenden, absonderlich noch mit denen Schwe-
7
dischen zu erhalten, biß wir mit demienigen, waß Ewer Kayserlicher
8
Majestätt instruction pro ultimo inhaltet

41
Die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 sah als äußerstes Mittel einen Vorgriff der
42
ksl. Ges. vor. Hierfür sollten sich die Ges. zuvor der Unterstützung der Kf.en, der wich-
43
tigsten prot. Rst. sowie Schwedens versichern (vgl. Nr. 29 Absatz beginnend mit Soviel
44
aber [S. 123 Z. 30]).
, heraußgehen werden. Daruber
9
wir unß nuhn vorderist derselben gemeß mit denen Chursachßischen und
10
-brandenburgischen underreden, und von ihnen baldt vernehmen werden,
11
ob man sich von ubrigen protestierenden wie auch den Schwedischen
12
einigen beyfals zu versiechern.

13
Wir konnen allen erwogenen umbständen nach leicht erachten, daß man
14
sich in puncto der Caßlischen satisfaction, der uberlaßung der 4 Schaum-
15
burgischen ambtern wie auch der 600 000 reichsthaler nit werde entbre-
16
chen können, sondern wan es endtlich allein darahn hafften sollt, der
17
mehrer theil von denen ständen beyder religion darfürhalten, man söll
18
den frieden derentwegen nit auffhalten und das meiste, so hiebey Chur-
19
mayntz und -cöllen zum besten geschehn kan, ahn deme bestehen, daß
20
die geldtsumma höher nit gesteigert und auff eine gemeine reichsanlag
21
verwiesen, der praetendirten underpfanden halber es aber bey gemeiner
22
assecuration des frieden glaßen werde.

23
Beilage [1] zu Nr. 86

24
Protokoll,s.l. 1648 Januar 13. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 89–90’; ebenda Fasz.
25
54ffol. 520–521’; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

45
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 190–191’; ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 35–38.
– Druck: APW [III C 2/2, 946 Z. 41 – 948 Z. 8.]

26
13. Januar 1648. Unterredung mit einer Deputation der protestantischen Reichsstände. Diese
27
berichtet, daß die schwedischen Gesandten ihre Verhandlungsbereitschaft betont hätten. Als
28
Grund für den jüngsten Stillstand der Verhandlungen hätten diese vor allem die unnach-
29
giebige Haltung der Kaiserlichen in den Fragen der Amnestie und des Reichsreligionsrechts
30
sowie deren neue Forderungen betreffend die schwedische Territorialsatisfaktion angegeben.
31
Die protestantischen Gesandten bitten um baldige Fortsetzung der Verhandlungen.

32
Die Kaiserlichen schildern ihre Bemühungen in den Entschädigungsfragen und demgegen-
33
über das Beharren der Schweden auf der Annahme ihres Textvorschlags zur schwedischen
34
Territorialsatisfaktion und auf Verhandlungen über die schwedische Armeesatisfaktion. Be-
35
züglich der Amnestie und des Reichsreligionsrechts fordern sie ihrerseits eine Erklärung der
36
Schweden und der protestantischen Reichsstände. Diese bestehen jedoch auf den Regelungen
37
im KEIPO4A und fordern ein Nachgeben der katholischen Reichsstände oder einen Kom-

[p. 284] [scan. 378]


1
promißvorschlag der kaiserlichen Gesandten. Diese halten den KEIPO4A jedoch für unver-
2
bindlich und verweisen auf eine Äußerung Oxenstiernas, der diesen ebenfalls bereits einmal
3
abgelehnt habe.

4
[67/] 87/–

5

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


6
Osnabrück 1648 Januar 16

7
Ausfertigung: RK FrA Fasz 55a (1648 I)fol. 105–105’ = Druckvorlage – Konzept: ebenda
8
Fasz. 92 XIV nr. 1937fol. 48.

9
Kritik an Chigis Mahnschreiben vom 25. November 1647.

10
Ewer Kayserlicher Mayestätt allergnädigistes schreiben vom 30. Decem-
11
bris negsthin

30
Gemeint ist Nr. 67, das allerdings vom 31. Dezember 1647 stammt (vgl. auch die korrekte
31
Empfangsbestätigung in APW [ III C 2/2, 949 Z. 29–32] ).
mit einschluß deßen, waß herr nuncius Apostolicus ahn
12
dieselb abgehen laßen, haben wir mit gestriger post in gehorsamster
13
underthenigkeit woll empfangen.

14
Wehre woll zu wünschen, daß man ahm Römischen hoff diese schadtliche
15
consequentias, so der catholischen religion auß der cron Franckreich mit
16
der cron Schweden und denen protestirenden gemachten confaederationi-
17
bus und geführten offentlichen krieg entsprungen und nuhmehr nit zu
18
wenden sein, zu rechter zeitt betrachtet hette, so würde Ewer Kayser-
19
licher Mayestätt mit dergleichen ermahnungen anzulauffen unvonnötten
20
gewest sein.

21
–/ 88/–

22

Lamberg an Kurz


23
Osnabrück 1648 Januar 16

24
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 57 Konv. Cfol. 1–2.

25
Bitte um Abberufung bei weiterem Ausbleiben des Friedensschlusses. Keine Möglichkeit zu
26
direkten Verhandlungen mit den protestantischen Reichsständen.

27
Kurfürst Johann Georg von Sachsen: Keine Vermischung von Reichsangelegenheiten mit den
28
Interessen der Kronen; Ablehnung des Direktoriums der protestantischen Reichsstände.

29
Satisfaktion Hessen-Kassels.

[p. 285] [scan. 379]


1
Danksagung. Die noht lehret mich importun zu sein, davon ich hiebevorn
2
nichts gewust habe, und khan Euer Liebden woll versichern, das ich mein
3
lebtag in disen angustiis nit gewesen. Wan nuhr endlich der vorgehabte
4
zwekh des fridens erhalten werden khunde, wäre alles woll zu verschmer-
5
zen, da aber diß werkh über Ostern hinauß trainirt werden wolte, hette
6
ich zu bitten, das Euer Liebden mich mit ehrn und reputation von diser
7
commission loßmachen möchten.

8
Das Churbayrische schreiben in puncto petiti voti über die Kayserliche
9
instruction hab ich meinen collegis communicirt

26
Gemeint ist: Kf. Maximilian von Bayern an Ferdinand III., München 1647 Dezember 20.
27
Ausf.: RK FrA Fasz. 54e (1647 XII)fol. 64–69. Darin hatte der Kf. auf die auch an ihn
28
erfolgte Übersendung der Hauptinstruktion ( [Nr. 29)] geantwortet und dabei auch die Va-
29
riante eines von den prot. Rst. nicht unterstützten ksl. Vorgriffs angesprochen. – Das Schrei-
30
ben Maximilians ist Lamberg offenbar von Kurz in einem vorangehenden Schreiben über-
31
schickt worden.
. Den von ihr churfürst-
10
licher durchlaucht proponirten durchschlag wurden die Schweden von ihr
11
durchlaucht selber, wan dieselbe hier zur stell waren, nit leiden, zu ge-
12
schweigen von unß.

13
Die protestirende haben khain offne hand, mit unß zu tractiren, dörffen
14
nit allein sich nit in ainiche immediathandlung einlaßen, sondern soghar
15
nit einmahl über die ihnen zugestelte zwey puncta amnistiae et gravami-
16
num

32
Gemeint sind die Art. I–V *KEIPO5* ,s.l. [praes. 1647 Dezember 17] ( [Nr. 53 Beilage B] ).
in pleno deliberiren, propter metum Iudaeorum

33
Nach Joh 7,13 und 19,38. Das Zitat dient als Umschreibung für große Beklommenheit.
.

17
Ich vernimme von einer verthrauten person, dz dem Chursachßischen ge-
18
sanden

34
Leuber.
bevelch zuekhommen, dz er den protestirenden zusprechen soll,
19
das sie des Reichs sachen nit mit der cronen interesse vermischen wollen
20
und hetten ihr churfürstliche durchlaucht khain bedenckens, das solches
21
den Schweden zu wißen gemacht werde. Item soll sich der Chursachßi-
22
sche ainiches directorii nit anmaßen, gestalten er dan jüngsthin, alß die
23
deputirte zu unß khommen, sich absentirt hat

35
Das Verbot Kf. Johann Georgs an seinen Ges. , das Direktorium der prot. Rst. zu führen,
36
umfaßte auch ein Verbot zur Teilnahme an Beratungen und Deputationen des CE
37
( Schreckenbach, Kursachsen, 28–31; vgl. auch [ Nr. 92] ).
. Wir erwartten mit verlan-
24
gen, wie des herrn Schröders zu Dreßden und herrn von Blumenthals zu
25
Cleve negociation

38
Zum Verlauf der Mission Blumenthals vgl. [Nr. 89 Anm. 11] .
ablauffen wird. Satisfaktion Hessen-Kassels

39
Zu der hessen-kasselischen Satisfaktionsfrage und den diesbezüglichen Erkundigungen der
40
schwed. Ges. bei dem kurbay. Ges. Ernst vgl. Nr.n [86] und [89] (dort bes. das PS).
.

2

Volmar an Trauttmansdorff


3
Osnabrück 1648 Januar 16

4
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

5
Schönaich, Sayn-Wittgenstein; Aachen; Exemtion Oldenburgs.

6
Kein Verhandlungsfortschritt, Zweifel an den Erfolgsaussichten eines Vorgriffs. Erfolgsaus-
7
sichten für die Satisfaktion Hessen-Kassels, Erkundigungen der Kronen bezüglich der kur-
8
bayerischen Haltung in dieser Frage. Ablehnung einer Satisfaktion für die kaiserliche Armee
9
durch die protestantischen Reichsstände.

10
Abfassung eines neuen Gesamtentwurfs gemäß der Hauptinstruktion, diesbezügliche Sondie-
11
rungen bei den Gesandten von Kursachsen, Kurbrandenburg und Braunschweig-Lüneburg.
12
Blumenthal.

13
PS Drängen der Kronen auf Unterstützung der hessen-kasselischen Satisfaktionsforderungen
14
durch Kurbayern; Rücksichtnahme Kurfürst Maximilians von Bayern auf die Interessen
15
Kurkölns.

16
Rezepisse auf das Schreiben vom 1. Januar 1648 (Nr. 69). Waß die Schön-
17
aikische maioratsach

24
Gemeint sind die Ansprüche des Fh.n von Schoenaich.
wie auch deß herrn graafens von Witgenstein,
18
Churbrandenburgischen gesandtens, aigne und im namn seines gräflichen
19
hauses füerende praetensiones

25
Gemeint sind die Ansprüche des Hauses Sayn-Wittgenstein auf Freusburg, Vallendar und
26
Hachenburg.
anlangt, will ich mit glegenheit ime Euer
20
Excellenz intention anzedeütten nit underlassen; halte zwar nit darfür,
21
daß die Schönaikische sach mehr bei denn tractaten solle gerüret werden

27
Auch bezüglich der Sayn-Wittgenstein betr. Auseinandersetzungen über Freusburg, Val-
28
lendar und Hachenburg hatten die ksl. Ges. dem Ks. mitgeteilt, daß es ihres Erachtens
29
zweckmäßig seie, diese Punkte in den Verhandlungen nicht weiter zu berücksichtigen
30
(Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III., Osnabrück 1648 Januar 14. Ausf.:
31
RK FrA Fasz. 55a [1648 I]fol. 81–82 – Konzept: ebenda Fasz. 92 XIII nr. 1936fol.
32
46–46’).
.
22
Wegen Aach insistirt Dr. Frombho[l]dt stetigs

33
Strittig waren die Rechte des prot., vornehmlich calv., Bevölkerungsteils der bikonfessio-
34
nellen Reichsstadt Aachen. Art. II der prot. Endlichen Erklärung (1647 II 25/III 7. Text:
35
Meiern IV, 89 –99 (lat.), 99–109 (dt.); vgl. auch APW [II A 5 Nr. 304 Beilage [1]] ) forderte
36
die Erlaubnis zum Bau einer prot. Kirche außerhalb der Stadt sowie den gleichberechtigten
37
Zugang zu den Zünften. Während bei einem Großteil der prot. Rst. das Interesse in dieser
38
Frage nachließ, setzten sich Kurbg. und Hessen-Kassel unvermindert für die calv. Glau-
39
bensgenossen ein ( Finken; Dickmann, 463f.; Gotthard, Religionsfrieden, 401ff.).
, ich hab im aber schon
23
gesagt, daß er vergeblich laborire. Exemtion Oldenburgs

40
Hierzu: Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III., Osnabrück 1648 Januar 16. Ausf.:
41
RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 95–95’, 100 – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. Beilage
42
[1]: [Oldenburgische Auflistung der Differenzen zwischen Münsterer Akkord und Ausf.
43
der Oldenburgischen Exemtionsdeklaration vom 11. Dezember 1647],s.l. [vor 1648 Januar
44
16]; Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 96–97’. Beilage [2]: [Kopie des Münsterer
27
Akkords zur Oldenburgischen Exemtion mit Anmerkung der Abweichungen in der Ausf.
28
vom 11. Dezember 1647],s.l. [vor 1648 Januar 16]; Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol.
29
98–98’.
.

[p. 287] [scan. 381]


1
Wie dann die deßwegen an ihre majestät abgangne schreiben mit meh-
2
rerm außweisen, wir stekhen also allerseits

30
Vgl. exemplarisch die Relation vom gleichen Tage ( [Nr. 86] ).
. Ich besorg, wir werden mit
3
unserm vorgriff den vorgesetzten zwekh nit erhalten, und wann schon
4
guetten theils die protestierenden darmit zefriden, so werden iedoch die
5
Schweden sich nit contentirn wollen.

6
Die Hessen Casselische sach würdt zugleich abermaln den uffstoß cau-
7
sirn. Zwar wann es bei deme bleiben köndt, daß die 4 Schaumburgischen
8
ämbter der landtgrafin

31
Lgf. in Amalia Elisabeth von Hessen-Kassel.
völlig cedirt, auch die 600 000 thaler auff ein
9
gmeine reichscontribution verlegt und loco hypothecae die communis
10
assecuratio pacis acceptirt wurde, so sehe ich, daß Maintz und Cöln sich
11
nit widersetzen werden.

12
Die anfrag, so die Schweden und Franzosen an Dr. Ernsten thuen lassen,
13
hatt disen anhang, daß wann der churfürst diß ortts ermeldter landtgräfin
14
nit zu ihrer satisfaction helff, so soll der Pfältzische accordo

32
Gemeint ist die Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom August 1647 ( APW II
33
A 6 Nr. 202).
hiemit auff-
15
kündt sein. Waß Dr. Ernst vor ein antwortt geben, waiß ich, weil ich diß
16
schreib, noch nit.

17
Churbrandenburg, sovil ich vom Frombholdt verstehe, würdt die bezah-
18
lung der Kayserlichen immediatvölker nit einwilligen

34
Die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 enthielt die Forderung nach Satisfaktion für
35
die ksl. Armee ( [Nr. 29 bei Anm. 211] ).
, ja wol starkh dar-
19
wider reden, und mit ime alle protestierende.

20
Ich hab daß instrumentum nunmehr auff daßienig, waß ihr Kayserlicher
21
majestät instruction außweißt, einrichten lassen

36
Dies ist der sechste ksl. Entwurf für einIPO ( KEIPO6 ), [Osnabrück vor 1648 Januar 16.].
37
Kopie (einschließlich der Verbesserungen): GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 Nr.
38
34; Textauszug (Art. I–V): Meiern IV, 948 –966. Eine Edition des KEIPO6 folgt in APW
39
III B 2/2. – Bei der Überlieferung in der GehStReg handelt es sich um einen vollständi-
40
gen internen Entwurf des KEIPO6 , der Volmar offensichtlich als Arbeitsexemplar diente.
41
Der Grundtext ist der hier angesprochene Entwurf Volmars, die am Rand vermerkten
42
Korrekturen sind in den anschließenden Verhandlungen mit den Rst. entstanden und in
43
dem am 8. Februar 1648 den Schweden und prot. Rst. ausgehändigten Teilentwurf enthal-
44
ten (vgl. hierzu die Relation vom 10. Februar 1648, d.i. [Nr. 118] ). Bei dem Text in Meiern
45
IV handelt es sich um die überarbeiteten und übergebenen Art. I–V KEIPO6 .
, werde aber vordrist mit
22
Saxen, Brandenburg und Braunschweig ad singulos passus absonderlich
23
conferirn müessen, dann solten die solche bedenkhen darwider finden,
24
daß mans hernach besorglich weder bei denn protestierenden noch bei
25
denn Schweden mantenirn köndt, so würdet wol ze considerirn sein, ob
26
mans vergeblich außlifern soll.

[p. 288] [scan. 382]


1
Herr von Plumenthals ankunfft zu Cleven ist denn Churbrandenburgi-
2
schen noch nit bewußt

25
Blumenthal war auch nicht am kfl. Hof in Kleve angekommen. – Ferdinand III. hatte den
26
ksl. Ges. am 1. Januar 1648 die Entsendung Blumenthals zum Kf. von Bg. mitgeteilt (Fer-
27
dinand III. an Lamberg, Krane und Volmar, Prag 1648 Januar 1. Ausf.: RK FrA Fasz. 92
28
XIV nr. 1933fol. 33–33’ – Kopie: Giessen 200fol. 388 – Konzept: RK FrA Fasz. 55c
29
[1648 I-III]fol. 1–1’. Beilage [1]: Instruktion für Blumenthal betr. die Verhandlungen
30
mit Kurbg., Prag 1647 Dezember 13. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1933fol. 35–
31
37’; Giessen 200fol. 389–391 – Konzept: RK Diplomatische Akten Instruktionen Fasz.
32
1fol. 486–489), Blumenthal kam jedoch im Laufe des Januars 1648 nicht beim Kf.en an.
33
Am 29. Januar 1648 wies Ferdinand III. Blumenthal an, seine Reise bis auf weiteres ein-
34
zustellen, um den weiteren Verlauf der Verhandlungen in Osnabrück abzuwarten ( [Nr. 103 Beilage [3])] . Die Mission wurde anschließend nicht wieder aufgenommen. – Zur Per-
36
son: Joachim Friedrich Fh. von Blumenthal (1609–1657; 1646 Fh.); 1643–1647 ksl. Gene-
37
ralkriegskommissar im niederrheinisch-westfälischen Kreis, 1647 RHR ; 1635–1641 und
38
nach 1649 in kurbg., 1641–1649 in ksl. Diensten ( Gschliesser 260f.; Bahl, 433f.).
, vermeinen aber, solches mit nechster post zu
3
vernemmen. Sein negociation würdt unß mehrer liecht hierunder geben.
4
Erwiderung der Neujahrsglückwünsche.

5
[PS] Dr. Ernst berichtet mich, daß der Schweden und Franzosen anfrag
6
allein auff einer recommendation, daß sein gnädigster herr zugleich ver-
7
helffen wolt, daß der fraw landtgräfin satisfactio richtig werden möcht,
8
bestanden, dann sonst wurde man zu keinem friden gelangen, weil die
9
cronen diß ortts hoch obligirt weren. Von der commination aber, dz die
10
Pfaltzische sach solte retractirt werden, wer anderst nichts gedacht wor-
11
den, als wann der frid nit folgte, so wurde ihr churfürstliche durchlaucht
12
auch derenthalb nit gesichert sein könden. Er hette geantworttet, sein
13
gnädigster herr köndt diß ortts ein mehrers nit, als waß einem andern
14
standt gebürte, thuen, aber wider herrn churfürsten in Cöln noch nichts
15
einwilligen helffen.

16
[67/] 90/–

17

Nassau an Ferdinand III.


18
Münster 1648 Januar 17

19
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I-VI)fol. 15–19’, 29–29’, PSfol. 27, praes. 1648
20
Januar 26 = Druckvorlage – Kopie: RK FrA Fasz. 54f. 523–528’, PSfol. 535 – Teilkopie:
21
KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

39
Es fehlt der hier zu Beginn regestierte Teil (die Kopie beginnt also wie der hier gedruckte
40
Text mit Bey solcher gelegenheit ) und das PS.
– Konzept: ebenda.

22
Unterredung mit den Mediatoren (1648 I 14): Niederländische Vermittlung in den spanisch-
23
französischen Verhandlungen von Frankreich gewünscht; Contarini: negative Folgen eines
24
spanisch-niederländischen Friedensschlusses für die spanisch-französischen Verhandlungen;

[p. 289] [scan. 383]


1
niederländische Vermittlungsvorschläge betreffend 1. Freilassung Eduards von Braganza, 2.
2
französische Assistenz für Portugal, 3. Casale, 4. Umfang der von Spanien abzutretenden
3
Eroberungen, 5. katalanische Festungen; französisches Angebot zur Restitution Herzog Karls
4
IV. von Lothringen.

5
Unterredung mit Peñaranda (1648 I 14): angekündigte Rückfrage der französischen Ge-
6
sandten am Königshof betreffend die Restitution Herzog Karls IV. von Lothringen; Zweifel
7
Peñarandas an der Aufrichtigkeit des französischen Angebots.

8
Unterredung mit Nomis (1648 I 15): kaiserliche Lehenshoheit über Güter in der Grafschaft
9
Asti.

10
Unterredung mit Contarini (1648 I 16): angebliche Bereitschaft Frankreichs zum Friedens-
11
schluß mit Spanien bei dessen Nachgeben bezüglich der Schleifung der lothringischen Festun-
12
gen; keine diesbezügliche Erklärung Peñarandas mit Verweis auf fehlende Weisung der fran-
13
zösischen Gesandten in dieser Angelegenheit; Gelassenheit Frankreichs hinsichtlich des er-
14
warteten spanisch-niederländischen Friedensschlusses. Postangelegenheiten.

15
PS Unterzeichnung des spanisch-niederländischen Friedensvertrags am gestrigen Tag ver-
16
mutet.

17
Auf das kaiserliche Übersendungsschreiben vom 31. Dezember 1647 (Nr.
18
67) und ein weiteres Schreiben Ferdinands III. vom gleichen Tage

40
Ferdinand III. an Nassau, Prag 1647 Dezember 31. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. –
41
Konzept: RK FrA Fasz. 52b (1647)fol. 190.
. Ver-
19
weis
auf Beilagen 1–4 betreffend die Aufkündigung des Ulmer Waffen-
20
stillstands
durch Frankreich und deren Anzeige bei den Mediatoren durch
21
Nassau am 14. Januar 1648. Bey solcher gelegenheit haben mich die herrn
22
mediatores berichtet, daß nunmehr die Frantzosen denen Holländeren die
23
decision der bißher zwischen Spanien und Franckreich geschwebten strei-
24
tigen puncten zu ihrem pleno arbitrio gestelt hetten

42
Dies hatte Ludwig XIV. in einem Memorandum für Longueville, d’Avaux und Servien
43
vom 24. Dezember 1647 angeordnet (vgl. demnächst in APW II B 7). Zu den noch
44
strittigen Punkten in den span.-frz. Verhandlungen vgl. Rohrschneider, Frieden, 395–
45
405).
, hielten also sie dar-
25
fur, daß nunmehr negst Gott in der Holländer handt stünde, den frieden
26
zu machen.

27
Der Venetianisch gesandter sagte absönderlichen, daß die Frantzosen sich
28
erclehrt, wan die Spanische mitt Hollandt, ehe sie mitt ihnen auch vergli-
29
chen, schliessen, und die Holländer ihren mitt Spanien gemachten frie-
30
den

46
Gemeint ist die gemeinsame Erklärung der span. und ndl. Ges. vom 27. Dezember 1647.
zuvor unterschreiben theten, daß sie alßdan wider eine freye handt
31
haben und ahn daßienig, waß zwischen ihnen und den Spanischen abge-
32
handlet, keineswegs verbunden sein wollen. Er, Venetianisch gesandter,
33
müste also darfurhalten, wan die Holländer (wie man außgebe, daß itziger
34
tagen geschehen wurde) ihren frieden unterschreiben, ehe der Spanisch
35
und Frantzösische fridt auch verglichen, daß der guttige Gott den frieden
36
noch nitt geben wollt, dan er beförchtete, die Frantzosen auff solchen fahl
37
zurughgehen wurden.

38
Die streitige puncten betreffendt, alß erstlichen wegen deß printzen Edu-
39
ardi erledigung, wolten die Holländer, daß derselb nach geschlossenem

[p. 290] [scan. 384]


1
frieden auff sein parola, nicht nach Portugal zu gehen, auff freyen fueß
2
gesteldt werden solt

20
Der portugiesische Pz. Eduard (Dom Duarte) von Braganza, ein Bruder Kg. Johanns IV.
21
von Portugal, war 1641 in Regensburg verhaftet und anschließend in span. Haft überstellt
22
worden. Seine Freilassung sollte in einem Geheimartikel des span.-frz. Friedensinstruments
23
geregelt werden. Pz. Eduard starb 1649 in span. Gefangenschaft ( Tischer, Diplomatie,
24
229, 390, 392; APW [II B 6, XCV] ).
.

3
Waß die assistentz ahn Portugal betreffe, da wolten sie, daß es deßwegen
4
beym articulo 3

25
Bezug auf den span., von der frz. Gesandtschaft akzeptierten Entwurf des Art.s 3 des span.-
26
frz. Friedensvertrags, die Assistenz der Alliierten betr., [Münster 1647 August 22] (vgl.
27
APW [ II B 6 Nr. 130 Beilage 2] ).
, die hilffleistung ahn eines jeden confoederirte concerni-
5
rendt, ohne Portugal in specie zu benennen, in genere gäntzlichen verplei-
6
ben solt und, wan je die Frantzosen damitt nitt content, sondern Portugal
7
specificirt haben wolten, alßdan daß wort „defensive“ beyzusetzen.

8
Wegen Casal wolten die Frantzosen es zu dreissig jahren

28
Diese Forderung basiert auf dem frz. Project d’article touchant Casal donné aux ambassa-
29
deurs de Messieurs les Estats vom 3. November 1646 (APW [II B 4 Nr. 234 Beilage 1] ) und
30
wurde von den frz. Ges. fortan wiederholt. – Strittig war die Restitution der seit 1630 frz.
31
besetzten Stadt und Festung Casale im Hgt. Montferrat (vgl. Oresko/ Parrott; APW II
32
[B 5/1 Nr. 1 Anm. 21] ). In dem gen. frz. Schriftsatz war in der Hauptsache vorgesehen, daß
33
die Festung Casale für einen Zeitraum von 30 Jahren von einer Schweizer Garnison besetzt
34
werden solle. Durch weitere Präzisierungen für den Modus dieser Besatzung stellte diese
35
Regelung sicher, daß die Festung zukünftig keinesfalls an Spanien fallen würde (vgl.
36
Rohrschneider, Frieden, 403f)
, die Holländer
9
aber zu 20 und noch weniger oder aber, biß der hertzog von Mantua
10
dreißig jahr alt wehre.

11
Wegen der acquesten, deren dependentien und limiten

37
Ein „Haupthindernis der gesamten frz.-span. Verhandlungen“ ( APW [II B 6, XCVI Anm. 232] , auch zum folgenden) war der Streit über den genauen Umfang der von Spanien an
39
Frk. abzutretenden Eroberungen. Frk. forderte neben den eroberten Orten und befestigten
40
Plätzen auch die davon abhängigen Gebiete ( dépendances).
mögten die Hol-
12
länder statuiren, waß sie fur pillig erkenneten.

13
Wegen der fortificationen in Catalonien solte es gehalten werden, wie es
14
zwischen Spanien und Hollandt bey wehrendem ihrem treves

41
Gemeint ist der zwölfjährige span.-ndl. Waffenstillstand von Antwerpen (1609 April 9.
42
Text (frz.): DuMont V/2, 99–102). Dort war in Art. XXIX das Verbot zum Bau neuer
43
Befestigungen für die Dauer des Waffenstillstands festgelegt. – Frk. forderte gegen den vehe-
44
menten Widerstand Spaniens das Recht, für die Dauer der für Katalonien vorgesehenen
45
dreißigjährigen Waffenruhe neue Befestigungswerke in Katalonien errichten bzw. zuvor
46
begonnene fertigstellen zu dürfen (vgl. APW [II B 6, XCVII] ; zu einem entsprechenden
47
frz. Textvorschlag für den einschlägigen Art. 26 des span.-frz. Friedensvertrags vgl. ebenda
48
[Nr. 203 Anm. 8] ).
ist gehal-
15
ten worden.

16
Waß anlangt deß hertzogs von Lothringen restitution, hetten sich die
17
Frantzosen erclehrt, ihrer furstlichen durchlauchtt zwar daß hertzogt-
18
humb Lothringen widerzugeben, Barr aber und die von den dreyen bis-
19
tumber Metz, Tull und Verdun tragende lehenschafften fur die cron

[p. 291] [scan. 385]


1
Franckreich zu behalten, doch mitt der condition, zuvor die vestungen in
2
Lothringen zu demoliren

34
So bereits in der Relation Nassaus vom 14. Januar 1647 ( [Nr. 85] ).
.

3
Alß ich von diesen abgefahren, hab ich dem graffen Peneranda die revisi-
4
tam erstattet und von obigem parte geben, der hatt aber fast daß contra-
5
rium wegen Lothringen berichtet, nemblichen daß noch selben tags die
6
Holländer ihme hetten wissen lassen, daß die Frantzosen sich außtrück-
7
lichen vernemmen lassen, sie hetten keinen gwaldt, dem hertzogen zu
8
Lothringen auch eines fueß breit von seinen landen zu restituiren, iedoch
9
auff ihr, der Holländer, starckes zusprechen sich dahin erclehrt, daß sie
10
wegen restitution deß hertzogthumbs Lothringen auff obgedachte weise
11
ahn königlich Parisischen hove schreiben und solche remonstrationes und
12
motiven dabey thuen und anführen wolten, daß sie nitt zweiffleten, der
13
königliche consensus daruber inner 14 tagen gewiß einkommen wurde.
14
Er, herr graff Peneranda, hielte darfur, daß diese der Frantzosen declara-
15
tion nur ein außflucht seie und damitt verlängerung gesucht werde, daß
16
sie entzwischen erfahren mögen, wie die sachen in Italien und dem Nea-
17
politanischen wesen abgehen und außschlagen und sich dan darnach bes-
18
ser richten mögten

35
Die vor dem Hintergrund der Hoffnungen auf einen erfolgreichen Aufstand in Neapel in
36
erster Linie von Servien vertretene Weigerung gegen eine Restitution Hg. Karls IV. von
37
Lothringen war unter den frz. Diplomaten umstritten (vgl. Tischer, Diplomatie, 404f.).
, zugleich auch die Holländer wegen deß unterschrei-
19
bens auffhalten und solchen friden, solang es ihnen möglich, verzögeren
20
können.

21
Vorgestern ist deß Savoyschen gesandtens adiunctus, comes Nomis

38
Dr. iur. Lorenzo Nomis (gest. 1670); 1647 Februar 28 – 1649 Juni 11 savoyischer Sekun-
39
darges. in Münster ( ABI I 704, 403–408; Carutti II, 495f.).
, zu
22
mir kommen und mitt vielen complimenten entschuldiget, daß der prin-
23
cipalabgesandter

40
Saint-Maurice, Claude-Jérôme de Chabod (1583–1659), 1635 marquis de Saint-Maurice
41
(San Maurizio), barone di San Joire e Lupigni, 1645–1648 Ges. Savoyens ( Carutti II,
42
471, 496f.). Der ursprüngliche Primarges. Savoyens, Dr. Gian Francesco Bellezia (1602–
43
1672), war wegen Rangstreitigkeiten mit Frk. im März 1646 abberufen worden (vgl.
44
APW [ II B 3/1 Nr. 142] ; zu den savoyischen Bestrebungen nach Rangerhöhung im 17. Jh.
45
vgl. Oresko).
wegen deß praedicats „excellentia“, wie mir bewust,
24
nitt selbst käme, es hette ihnen die hertzogin ahnbefohlen, unß, Ewer
25
Kayserlicher Mayestät gesandten, alhier ihre sachen zum besten zu re-
26
commendiren und unß ihrer trewistn devotion zu Ewer Kayserlicher
27
Mayestät zu versicheren, liesse sich dabey vernemmen, daß etliche stück
28
in der graffschafft Asty gelegen, so hievor sie allezeit fur allodialgütter
29
gehalten, welche sie aber nunmehr künfftig von Ewer Kayserlicher Maye-
30
stät auch zu lehen empfangen wolten.

31
Ich hab ihme geantworttet, daß Ewer Kayserlicher Mayestät der hertzo-
32
gin erclehrung zu Ewer Kayserlicher Mayestät diensten und devotion
33
ohngezweiffelt lieb und angenehmb sein wurde, die belehnung aber uber

[p. 292] [scan. 386]


1
die obgemelte particularstück betreffend wurde es besser und schicklicher
2
sein, daß deßwegen ahn Euer Kayserliche Mayestät sie immediate
3
selbsten gelangen liessen, dan ich mich nitt erinnerte, daß darvon sich
4
ichtwas in unserer instruction befünde; doch wolte mitt meinem collega,
5
herrn Volmar, darauß communiciren

39
Nassau an Volmar, Münster 1648 Januar 15. Konzept: KHA A 4 Nr. 1628/23 unfol. Die-
40
ses Schreiben enthält eine inhaltlich entsprechende Schilderung der Unterredung mit No-
41
mis. Demnach handelte es sich um drei Orte in der gen. Gft. Asti, deren Namen Nassau
42
jedoch entfallen waren.
.

6
Ille hielten es selbst fur daß beste, sie vermeinten aber, daß bey diesem
7
congress alle strittigkeiten solten verglichen und auffgehoben werden,
8
daß auch diese sach alhier sich ahm besten vergleichen wurden.

9
Gestern hab ich den herrn Venetum besuchet, wabey under anderen dis-
10
cursen er widerholet, waß bey obgedachter vorigen visiten sie wegen der
11
in den Spanisch und Frantzösischen tractaten nach unverglichenen
12
punctis mir erzehlet, darauff ich ihn gefragt, ob es allein der Holländer
13
meinung seie, auff vorgedachte weiße selbige puncta (auß deme ihnen
14
ubergebenen arbitrio) zu vergleichen, oder ob die Frantzosen mitt sol-
15
chen ihren fürschlägen albereit zufrieden wehren.

16
Hatt er mir geantworttet, daß die Frantzosen oftgedachte der Holländer
17
beschehene fürschläg also agregirten

43
Wahrscheinlich unkorrekte Wortbildung nach dem frz. Lehnwort „agreiren“, d.i. zustim-
44
men, einverstanden sein ( Jones, 89).
und damitt zufrieden wehren, be-
18
stünde allein auff dem puncto, daß die Spanische nitt zugeben wolten, daß
19
die vestungen in Lothringen bey der restitution solten demoliret werden.
20
Ich sagte ihme, verstanden zu haben, daß die Holländer den Spanischen
21
angezeigt, daß die Frantzosen, wie schon oben gedacht, sich erclehrt,
22
keine instruction zu haben, ichtwas dem hertzogen zu Lothringen zu
23
restituiren, sie wolten aber gehn Paris schreiben und inner 14 tag den
24
königlichen consensum zur Lothringischen restitution auff die weise,
25
wie hier oben albereit gedacht, außbringen.

26
Welches erpieten er, herr Venetus, von ihnen alß gevolmächtigten abge-
27
sandten ebenso verbindtlich hielte, alß wan sie sich absolutlichen schon
28
erclehrt hetten. Eß hetten die Frantzosen sich auch gegen sie, herrn me-
29
diatores, vernemmen lassen, wan die herrn Spanische mitt solcher offerte
30
wegen Lothringischer restitution und demolirung der vestungen (dan sie
31
dem hertzogen von Lothringen, wan er die vestungen in handen hette,
32
nitt trawen köndten, daß ihre furstliche durchlauchtt nitt wider newe
33
troubles anfiengen) inwilligen wurden, sie erpietig wehren, den frieden
34
zu underzeichen, auch die hülffe und vorschub, so Franckreich itzo den
35
Neapolitanern leistete, alsopaldt wider zuruggzuforderen und sich deß
36
Neapolitanischen wesens ferners nichts anzunemmen. Sie, herrn media-
37
tores, hetten dem herrn graffen Peneranda gestern davon anzeig gethan
38
und sönderlichen wegen der Lothringischen vestungen demolition ercleh-

[p. 293] [scan. 387]


1
rung begehrt, es hette aber seine excellenz die antwort geben, weiln die
2
Frantzosen sich nitt absolutlichen in diesem puncto erclehrt, sondern erst
3
in 14 tagen von Pariß resolution erwartteten, also sähen sie nitt, waß sie
4
vor ursach hetten, sich hierauff also fruhzeitig zu erclehren, sondern es
5
pillig dahin außstelleten, biß die Parisische erclehrung wurde einglangt
6
sein.

7
Herr Venetus sagte auch, es hetten sich die Frantzosen verlauten lassen,
8
sie hetten verstanden, daß die Holländer selbigen tag, nemblichen den 16.
9
dießes, ihren frieden mitt den Spanischen underzeichnen wolten. Sie kön-
10
ten es zwar geschehen lassen und gäben nitt viel drauff, dan wan es ge-
11
schehen wurde, wolten sie gleichwohln ihren statum durch newe bundt-
12
nußen mitt andern gnugsamb wider versicherern. Verweis auf Beilagen
13
[5]–[6] betreffend Postwesen.

14
PS Weiln ich vernommen, daß gestern die Holländische gesandten von
15
zwo uhren ahn biß noch sechs bey den Spanischen gewest und sich mitt-
16
einander auch dabey mitt einem trünklein lustig gemacht, hab ich heut zu
17
dem herrn graffen Peneranda geschickt und kürtzlichen communiciren
18
lassen, warauff die tractaten zu Oßnabrück beruheten, auch dabey anre-
19
gung thuen lassen, wie es mitt ihren tractaten stünde.

20
Der hatt sich nitt allerdings heraußgelassen, daß die unterschreibung zwi-
21
schen ihnen und Holländer vorgangen, sondern berichtet, daß sie zwar
22
noch nitt unterschrieben hetten, aber wohl ein solch pignus und versiche-
23
rung in handen hetten, daß darahn nitt mehr zu zweifflen

35
Die span. und ndl. Ges. (außer Nederhorst) hatten am 16. Januar 1648 eine Vereinbarung
36
über die Unterzeichnung und Ratifikation des span.-ndl. Friedens unterzeichnet (vgl. [Nr. 106 Beilage [1]] ). Darin war die Unabänderlichkeit der beschlossenen Artikel sowie der 30.
38
Januar 1648 als Tag der Unterzeichnung festgelegt. Die beiden verbindlichen Fassungen
39
des Vertrags in frz. und ndl. Sprache wurden in zwei Umschläge gelegt, die mit den Sie-
40
geln aller Ges. verschlossen wurden; die Vereinbarung legte auch die Aufschrift beider
41
Umschläge fest (vgl. Poelhekke, Vrede, 494f.).
, wie mich
24
nach abgelauffener post der herr de Brun von allem umbstandtlichen be-
25
richten wurdt. Ich halte aber darfur und vernemme es auch von anderen,
26
daß bey selbiger conferentz die underschrifft würcklichen beschehen seie.


27
Beilagen 1–[6] zu Nr. 90


28
Beilage 1 zu Nr. 90

29
Kf. Maximilian von Bayern an Turenne, München 1647 Dezember 30. Kopie: RK FrA Fasz.
30
58a (1648 I–VI)fol. 25–25’; ebenda Fasz. 54f. 529–529’; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.;
31
Giessen 200fol. 139, 141.

32
Beilage 2 zu Nr. 90

33
Kf. Maximilian von Bayern an Ernst,s.l. 1648 Januar 1. Kopieauszug: RK FrA Fasz. 58a
34
(1648 I–VI)fol. 23; ebenda Fasz. 54f. 531; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

42
Weiterer Kopieauszug: StK FrA Ka. 11 p. 1737–1742.
.

[p. 294] [scan. 388]


1
Beilage 3 zu Nr. 90

2
Lamberg, Krane und Volmar an Nassau, Osnabrück 1648 Januar 13. Kopieauszug

29
Die vollständige Ausf. konnte nicht ermittelt werden.
: RK
3
FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 22; ebenda Fasz. 54f. 532.

4
Beilage 4 zu Nr. 90

5
Nassau an Lamberg, Krane und Volmar, Münster 1648 Januar 15. Kopie

30
Die Ausf. konnte nicht ermittelt werden.
: RK FrA Fasz.
6
58a (1648 I–VI)fol. 20–20’; ebenda Fasz. 54f. 533–534 – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/23
7
unfol.

8
Beilage [5] zu Nr. 90

9
Thurn und Taxis

31
Lamoral (II.) Claudius Franz Gf. von (Thurn und) Taxis (1621–1676), 1646 Reichsgene-
32
ralpostmeister
( Fleitmann; Behringer, Reichspost, 228f.).
an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar,s.l. [vor 1648 Januar 17]. Fehlt.

10
Beilage [6] zu Nr. 90

11
Postmeister zu Köln an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar,s.l. [vor 1648 Januar 17].
12
Fehlt.

13
[73/] 91/ [109]

14

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


15
Prag 1648 Januar 18

16
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1951fol. 171–172, [praes. 1648 Februar 2] = Druck-
18
vorlage – Konzept: ebenda Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 36–36’, 39.
17
Gutachten deputierter Räte (Kurz, Trauttmansdorff, Carretto, Gebhardt, Söldner, Walde-
19
rode, Kaltschmitt) und Conclusum im Geheimen Rat (Lobkowitz, Trauttmansdorff, Marti-

20
nitz d. J., Kurz, Kollowrat, Martinitz d. Ä., Colloredo, Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt.
21
Söldner) Prag 1648 Januar 17, 18. Kopie: RK FrA Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 37–38’.

22
Schlechter Friedenswille der Kronen. Keine weiteren Verhandlungen über *KEIPO5* bis
23
zum Erhalt einer schwedischen Gegenerklärung; Verweis auf die Hauptinstruktion.

24
Rezepisse auf die Relation vom 6. Januar 1648 (Nr. 73). Wir müessen alles
25
Gott unnd der zeitt anheimbgestelt sein lassen, daß so schlechter ernst
26
bey den außlendischen cronen zu dem frieden im werckh selbsten verhan-
27
den, da sy doch under dem nahmen der hohen begierdt deß friedens alle
28
ihre verzögerung desselben bemanteln thuen.

[p. 295] [scan. 389]


1
Wollet demnach nur auff ihre völlig erklerung über die übergebene
2
puncta

31
Gemeint ist der *KEIPO5* . Eine gleichlautende Weisung erließ Ferdinand III. bereits am
32
11. Januar 1648 ( [Nr. 82] ).
, auch der execution unnd restitution halber

33
Art. XVI *KEIPO5* , praes. Osnabrück 1647 Dezember 26 ( [Beilage [3] zu Nr. 29] ).
tringen unnd eüch
3
in ainig weitteres disputat der temperamentorum halben, biß ihr ihre völ-
4
lige erklerung über die außgegebene puncta habt, weitter nichts einlassen,
5
auch in den übrigen, wann ihr etwas hinaußgeben wollet oder waß sonst
6
vorfallen würdt, eüch nach dem innhalt unnserer Kayserlichen instruc-
7
tion

34
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
verhalten, unnd wollen darüber gewerttig sein, waß eüere fernere
8
relation mit sich bringen würdt.

9
–/ 92/ [112]

10

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


11
Osnabrück 1648 Januar 20

12
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 107–108’, 115–116’, praes. 1648 Februar 2 =
13
Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIV nr.
14
1940fol. 51–53’.

15
Aufschub der Sondierungen bei den Gesandten von Kursachsen und Kurbrandenburg über
16
mögliche Unterstützung eines kaiserlichen Vorgriffs, deren Gesandte bislang ohne Weisun-
17
gen. Entsprechende Unterredung mit Leuber (1648 I 19): bevorstehende Beratungen der

[p. 296] [scan. 390]


1
protestantischen Reichsstände über Art. I–V *KEIPO5* ohne Teilnahme Leubers; Mißbil-
2
ligung des Einflusses der Kronen auf Reichsangelegenheiten durch Kursachsen; Appell der
3
Kaiserlichen an protestantische Reichsstände; Abreise Biörenklous aus Osnabrück, keine Aus-
4
sicht auf baldige Einigung mit Schweden.

5
Beharren der schwedischen Gesandten auf vorrangiger Einigung über die Forderungen Hes-
6
sen-Kassels und die schwedische Armeesatisfaktion; Ankündigung einer Erklärung zu Art.
7
I–V *KEIPO5* durch die protestantischen Reichsstände.

8

18
8 würdt] Die Weisung ist bis hierher inhaltlich identisch mit dem Ga. Dort heißt es weiter
19
(fol. 37–38’): Secundo finden die gehorsambiste räth, daß durch das von den Kayser-
20
lichen gesandten aufgesezte proiect ganz nichts gebessert und Euer Kayserlicher
21
Mayestät darbey habende intention nit assequirt wirdt, dahero sie dan besser gethan het-
22
ten, dz wan sie ie etwas änderen und hinausgeben wollen, daß solches nach dem buch-
23
staben der Kayserlichen resolution [ [Nr. 29] ] geschehen were, zu welcher die dan noch-
24
mahlen zu weisen weren, zumahlen auch sie in sachen, die Euer Kayserlicher Mayestät
25
erbkönigreich und landen betrifft, sie von den andern reichsständen nit zu dependiren
26
haben

35
Mit *KEIPO5* hatten die ksl. Ges. versucht, den Forderungen der kath. Mehrheitsmei-
36
nung bestmöglich Rechnung zu tragen. *KEIPO5* wich daher in einigen Punkten von
37
den Weisungen der ksl. Vorantworten (vgl. [Nr. 29 Anm. 8] ) und entsprechend auch der spä-
38
teren Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29)] ab. Besonders die Zusage im
39
*KEIPO5* , daß der Ks. es bei der Regelung über die Erblande (Art. V § 13 KEIPO4A )
40
belassen wolle, stieß am Ks.hof übel auf (vgl. die Weisung vom 11. Januar 1648, d.i. [Nr. 82] ).
. Im ubrigen so thuen sich die gehorsambiste räth mit Euer Majestät gesandten
27
vergleichen, daß wan schon daß ganze instrument, wie es da ligt, nachgegangen werde,
28
daß gleichwohl von den Schweedischen einziger schluß nit zu hoffen seye und dz die
29
erhebung des fridens einmahl auf nichts anders, als auf bestellung der waffen beruehe.
30
Sy seind auch angestanden, ob Euer Kayserlicher Mayestät dienst zulassen möchte, disen
34
tractatibus dergestalt lenger zuzusehen, haben aber für dißmahl noch zu früezeitig
35
eracht zu sein, Euer Kayserlicher Mayestät einzurathen, wessen man sich endtlichen ge-
36
gen den protestirenden und Schweedischen zu erkleren hette, und darvor gehalten, es
37
möchte die ferrnere relation des Schröders bey Chursachsen erwarttet und dan ein haubt-
38
resolution, bey der man am wenigsten nit eben in circulo, das man von Schweedischen
39
zu den protestirenden und dan von protestirenden zum Schweedischen lauffen thue, er-
40
warttet [!] werden.
Neuer schwedischer Textvorschlag zur schwedischen Territorialsatisfaktion.

9
Erklärung der Kurfürsten von Köln und Brandenburg über die kaiserliche Hauptinstruktion
10
erwartet. Bekräftigung der kurtrierischen Partikularforderungen; Weigerung Söterns zur
11
Beteiligung an der schwedischen Armeesatisfaktion, diesbezügliche Reise Scherers nach
12
Münster.

13
Verweis auf die Relation vom 16. Januar 1647 (Nr. 86). Und demnach wir
14
nach anleitung unßerer instruction

42
Gemeint sind die Ausführungen der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 über einen
43
ksl. Vorgriff (vgl. Nr. 29 Absatz beginnend mit Soviel aber [ [S. 123 Z. 30] ]).
mit denen churfürstlich Sachßischen
15
und Brandenburgischen, gleich wie anvor mit denen catholischen chur-
16
fürstlichen räthen beschehen

44
Bezug auf die Unterredung am 11. Januar 1648 (vgl. [ Beilage [2] zu Nr. 83] ).
, vertrewlich zu reden vorhabens wehren,
17
ob und wie Ewer Kayserliche Mayestätt dieser herrn churfürsten beyfalls
18
und mithelfflicher manutenents würde versichert sein, wir

41
18 auch] Im Konzept auch hierauff.
auch ferners
19
verfahren können; sintemahlen wir aber auff beschehene nachfrag so viel
20
befunden, daß sie der ankunfften Ewer Majestätt zu ein und andern herrn
21
churfürsten abgeschickter persohnen

45
Schröder und Blumenthal.
noch keinen bericht, viel weniger
22
auff die beschehene communicationem instructionis einigen befehl, weßen
23
sie sich gegen unß zu vernehmen laßen hetten, empfangen, so sein wir in
24
sorgen gestanden, daß diese unßere conferentz noch derzeit ethwaß fürei-
25
lendt sein und ohne sondere frucht ablauffen würde, also für das beßer
26
gehalten, noch so lang zuzuwahrten, biß die negsteinlauffende posten
27
von beyden churfürstlichen höffen nachricht bringen mögten, ob Ewer
28
Majestätt abgeordtnete derenden ahnkommen.

29
Und zwar alß wir gestrigen sontags von dem Chursachßischen abgesand-
30
ten

46
Leuber.
vernohmen, daß Ewer Majestätt reichshoffrathssecretarien Wilhelmb
31
Schröders ankunfft zu Dresden ihme notificirt worden, so haben wir ihne
32
alsogleich zu unß erfordert und befragt, ob ihme deßelben anbringen
33
bewust und darauff von seinem gnädigsten herrn ethwaß befeh[l]s und

[p. 297] [scan. 391]


1
instruction zukommen, da wir dan erbietig wehrn, alsogleich mit ihme
2
daruber vertrewlich zu conferirn, welches wir auch sonderlich darumb
3
zu thuen begehrten, weil die protestirende

34
3 mordrigen tags] In der Kopie nur drey tags.
mordrigen tags dermahlen
4
ihre consultationes uber die von unß in puncto amnestiae et gravaminum
5
außgehändigte temperamenta

36
Art. I–V *KEIPO5* ,s.l. [praes. 1647 Dezember 17] ( [Nr. 53 Beilage B] ).
vorzunehmen entschloßen wehrn, damit
6
also der sachen mehrers liecht gegeben und ethwan praeiudicirliche con-
7
clusa verhüttet werden könten.

8
Er hat unß aber alsobaldt angezeigt, daß ihme hievor von seinem gnädig-
9
sten herrn ernstlicher befehl zukommen, sich aller direction bey den pro-
10
testirenden zu enthalten, daher er nuhn ein zeittlang nit mehr in derselben
11
rath kommen, auch der mordrigen consultation nit beywohnen würde,
12
dan seine churfürstliche durchllaucht sehen gar nit gehrn, daß man den
13
frembden cronen die reichssachen dergestalt, wie bißher beschehen, in
14
handt laßen solte

37
Gleichlautend bereits Lamberg am 16. Januar 1648 (vgl. [Nr. 88 bei Anm. 4] ).
, alß er deßentwegen auch bey den protestirenden
15
bewegliche erinnerung gethan. Bey heuttiger post hette er von seiner
16
churfürstlichen durchllauchtt geheimen rath, herrn von Metsch

38
Friedrich Metzsch (1579–1655), kursächsischer GR , Konsistorialpräsident und Pfennig-
39
meister im ober- und niedersächsischen Reichskreis ( Zedler XX, 1390; NDB XVII,
40
262f.).
, soviel
17
nachricht entpfangen, daß der Schröder aldort ahnkommen und solte mit
18
negster post ihme außführlicher befehl und instruction auff deßelben ahn-
19
bringen zugefertigt werden, warnach er sich bey denen hiesiegen tractaten
20
sowoll in materia alß in forma zu verhalten haben sölle; deßen wehre er
21
biß negstkommenden donnerstag

41
23. Januar 1648.
gewehrtig.

22
Wir haben also bey dieser bewandtnuß von dem particularinhalt unßer
23
instruction viel mit ihme in conversation zu bringen auch

35
23 vergeblich] In der Kopie trewlich.
vergeblich er-
24
achtet, weil er sich doch in allem auff den erwahrtenden churfürstlichen
25
befehl würde bezogen haben, jedoch ihne ersucht, bey denen Sachßen
26
Aldenburgischen

42
Sachsen-Altenburg führte das Direktorium der prot. Rst.
und andern, bey denen es verfänglich

43
Von Verfang, hier im Sinne von „Erfolg; Wirkung“ ( Grimm XXV, 303).
sein mögte, flei-
27
ßige erinnerung zu thuen, daß sie gleichwoll solche conclusa zu faßen sich
28
befleißen wölten, welche zu beförderung des friedens dienlich, nit aber
29
deme verhinderlich seien, alldieweil ohnedaß erscheinen wölle, daß die
30
Schweden schlechten lust zum frieden haben, gestalt nit ohne sonders
31
nachdenckens ist, daß sie gestern gantz unversehener dingen ihrn secreta-
32
rium legationis, den von Berenclaw, nach Schweden abgefertigt

44
Vgl. APW [II C 4/1 Nr.n 97] und [115] .
. Sie ge-
33
ben zwar vor, die königin hett ihne eigens abgefördert, mit vertrösten,

[p. 298] [scan. 392]


1
daß sie ihne unverzüglich wieder zurückschickhen wölte, ist woll zu ver-
2
muthen, daß diese Schwedische plenipotentiarii vor seiner wiederkunfft
3
einen endtlichen schluß des friedens zu machen nit bedacht sein.

4
Und wie nuhn auß unßerer vorigen relation

24
Vom 16. Januar 1648 ( [Nr. 86] ).
zu ersehen, wie starck die
5
Schweden auff erledigung der Heßen Caßlischn praetensionum, sonder-
6
lich die satisfactionem getrungen, also geruhn Ewer Kayserliche Maye-
7
stätt auß mitkommender continuatione protocolli allergnädigst anzuhörn,
8
waßgestalten selbige noch biß daher auff solcher intention verharret und
9
sich rundt gegen unß erclehrt haben, daß vor allen dingen die successio
10
Marpurgensis, satisfactio Cassellana et satisfactio militiae richtig sein
11
müsten, ehedan die vorgehende haubtpuncten de amnestia et gravamini-
12
bus zue weiterer handtlung glaßen werden könten.

13
Welches wir dan nit allein dem Churmayntzischen directorio

25
Das Direktorium der kath. Rst. führte Raigersperger. Zu dieser Unterredung auch: Pro-
26
tokoll,s.l. 1648 Januar 17. Kopie: ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 61–64.
, damit es
14
denen catholischen communicirt werden möge, sondern auch denen
15
protestirenden, so wir durch einen außschuß vor unß erfordert

27
Die Deputation bestand aus Ges. der Rst. Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar, Braun-
28
schweig-Lüneburg, Württemberg, Mecklenburg, Wetterauer Grafen, Stadt Lübeck, Stadt
29
Lindau ( APW [ III C 2/2, 952 Z. 30–31] ). Zu den Ges. : Dr. iur. Abraham Kayser (1603–
30
1652), 1645–1649 Ges. Mecklenburg-Schwerins und Mecklenburg-Güstrows in Osna-
31
brück, er vertrat auch die Hst.e Schwerin und Ratzeburg; 1643 Geh. Legationsrat
32
( Kaster / Steinwascher, 272f.; Lehsten II, 45f.). – Dr. Johann Konrad Varnbü(h)ler
33
(1595–1657); 1645–1647 Mitglied der württembergischen Gesandtschaft, von Juli 1647–
34
1649 alleiniger Vertreter, 1646–1649 zugleich Ges. der Gft. Veldenz und der Fränkischen
35
Gf.en; 1641 Geheimer Regiments- und Oberrat ( Kaster / Steinwascher, 270f.; Lehsten
36
II, 92). – Dr. David Gloxin (1597–1671); 1644–1649 Ges. für Stadt und Hst. Lübeck sowie
37
die Reichsstädte Goslar, Nordhausen und das Hgt. Sachsen-Lauenburg; 1642 Syndikus
38
Lübecks ( Kaster / Steinwascher, 286f; Lehsten II, 35). – Dr. Valentin Heider (1605–
39
1664), seit 1645 Ges. Lindaus sowie wenigstens zeitweise für die Reichsstädte Kempten,
40
Heilbronn, Eßlingen, Schwäbisch Hall, Nördlingen, Reutlingen, Weißenburg im Nord-
41
gau, Leutkirch, Wangen und Wimpfen; 1634 Syndikus der Reichsstadt Lindau ( Loewe,
42
74–77; Kaster / Steinwascher, 296f; Lehsten II, 41f.).
, umb-
16
standt- und beweglich vorgehalten, auch bey diesen soviel zuwegen ge-
17
bracht, daß sie sich nuhmehr allerseits entschloßen, zu einer haubtsach-
18
lichen consultation uber vorberührte zweyen puncten zu schreiten.

19
Nachdem nuhn die Schweden dieses vermerckt, haben sie sich der con-
20
ferentz gegen unß entschüldigt und vorgestern abendts ihrn satisfacti-
21
onsarticulum abermahlen anderst umbgeschrieben unß zugeschickt

43
Schwed. Textvorschlag zur schwed. Territorialsatisfaktion,s.l. praes. 1648 Januar 18. Ko-
44
pie: GehStReg Rep. N Ka. 95 Fasz. 68 pars 3 Nr. 20. Am 7. Januar 1648 hatten die
45
schwed. Ges. einen ersten Textvorschlag zur schwed. Territorialsatisfaktion an die Ksl.
46
übergeben ( [Nr. 78 Beilage 3] ).
,
22
darinnen sie zwar den paragraph von der statt Bremen, wie in instru-
23
mento hievor vergliechen worden, stehenlaßen

47
Zu den Änderungen im schwed. Textvorschlag vom 7. Januar 1648 vgl. APW [ III C 2/2, 936 Z. 27–32] . Die schwed. Ges. hatten am 14. Januar 1648 eingewilligt, es wegen Stift und
25
Stadt Hamburg sowie der Stadt Bremen bei der Regelung in Art. IX KEIPO4A (Text:
26
Meiern IV, 578 ) verbleiben zu lassen (vgl. [Nr. 86 bei Anm. 7] ).
und bey dem § „Tertio

[p. 299] [scan. 393]


1
Imperator etc.“ die positivam dispositionem extinguendi capitula auß-
2
glaßen

27
Bezug auf Art. IX Absatz beginnend TERTIO Imperator KEIPO4A betr. die Überlas-
28
sung des Est.s Bremen, des Hst.s Verden sowie des Amts Wildeshausen als weltliches
29
Reichslehen an Schweden (Text: Meiern IV, 579 ). Zur schwed. Forderung nach Aufhe-
30
bung der geistlichen Einrichtungen in Bremen und Verden vgl. die Relation vom 9. Januar
31
1648, d.i. [Nr. 78 bei Anm. 6.]
, iedoch solchergestalt circumscribirt, daß die ex connexitate ver-
3
borum necessario folgen muß, daher wir unß nothwendig ahn dem buch-
4
staben des vorigen vergleichs halten werden.

5
Die Churcöllnische erwahrten auff mordrigen tag deroselben churfürst-
6
lichen durchllaucht resolution uber die communicirte instruction, die
7
Churbrandeburgische aber auff heudt dato.

8
Die Churtrierische bleiben noch bey voriger erclehrung, wan allein ihrn
9
particularinteresse deferirt, in ubrigen es allerdings bey dem auffgesetzten
10
instrumento zu laßen

32
So auch zuletzt in der Relation vom 2. Dezember 1647 ( [Nr. 22 bei Anm. 14] ).
, zeigen aber dabey ahn, daß ihr gnädigster herr
11
ahn den Schwedischen kriegscosten einigen heller nit bezahlen noch
12
seinen landen aufftragen laßen wolten

33
Die Rst. waren sich hinsichtlich der schwed. Armeesatisfaktion des Umstands bewußt, daß
34
das Geld zahlen sie, wo nicht gantz allein, doch hauptsächlich treffen würde (vgl. Meiern
V, 771 ; zu den entsprechenden Verhandlungen vgl. Lorentzen, 126–138).
, gestalt auch derentwegen Dr.
13
Scherer auß seiner churfürstlichen gnaden empfangenen befehl dieser
14
tagen nacher Münster verreiset, bey denen Frantzosen ahnzumahnen,
15
daß sie ihre dies ortts gegebene parola halten und ihne solchen zumuthens
16
entheben helffen solten

36
Sötern versuchte unter Berufung auf den Neutralitätsvertrag mit Kg. Gustav II. Adolf
37
vom 22. April 1632 (Text: ST V/1, 734–738; Londorp IV, 275–277) seine Stifte Trier
38
und Speyer der Verpflichtung zur Satisfaktionszahlung an Schweden zu entziehen. In die-
39
sem Zusammenhang suchte Scherer mehrfach die frz. Ges. auf, um deren Unterstützung
40
in dieser Sache einzufordern (vgl. auch die Relation Nassaus vom 24. Januar 1648, d.i. Nr.
41
98). Kurtrier interpretierte einen 1632 geschlossenen Vertrag mit Frk. (Text: Londorp IV,
42
274f.; DuMont VI, 35f.) dahingehend, daß dieser auch den Schutz vor Zahlungsverpflich-
43
tungen in Folge des Krieges umfasse ( Abmeier, 203–206). – Darüber hinaus fragte Scherer
44
bei den frz. Ges. offenbar auch um die Möglichkeit einer frz. Protektion an (vgl. [Nr. 93] ).
.

17
Sobaldt nuhn obvermelter herrn churfürsten resolutiones ahn ihre räthe
18
werden vorhanden sein, so wollen wir kein stundt versaumen, auff daß
19
die notturfft mit ihnen gehandtlet und demnach zum außschlag für-
20
geschritten werde.

21
Beilage [1] zu Nr. 92

22
Protokoll,s.l. 1648 Januar 16, 17, 18. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 109–114’;
23
Giessen 200 fol. 414–419; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

45
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 192–198.
Druck: APW III C 2/2, 950 Z.
24
22 – 954 Z. 22.

[p. 300] [scan. 394]


1
16. Januar 1648. Einigung auf Fortsetzung der Verhandlungen mit den schwedischen Ge-
2
sandten, obwohl die kaiserliche Haltung in den hessen-kasselischen Fragen entgegen der
3
schwedischen Forderung unverändert ist.

4
17. Januar 1648. Keine Einigung über die Verhandlungsreihenfolge zwischen Kaiserlichen
5
und Schweden: Schweden besteht auf vorrangiger Abhandlung der hessen-kasselischen Fra-
6
gen und der schwedischen Armeesatisfaktion, die Kaiserlichen verlangen Einigung über
7
Amnestie und Reichsreligionsrecht und weisen auf Abreisedrohungen katholischer Reichs-
8
stände hin.

9
Diesen Verlauf berichten die Kaiserlichen den Kurmainzischen und schlagen als Ausweg den
10
kaiserlichen Vorgriff vor, hinderlich sei jedoch die ausstehende Erklärung Kurbrandenburgs
11
und Kursachsens zu den kaiserlichen Änderungswünschen am KEIPO4A . Die protestanti-
12
schen Reichsstände sollen sich über *KEIPO5* erklären.

13
18. Januar 1648. Volmar lehnt das schwedische Ansinnen ab, mit Salvius alleine die schwe-
14
dische Territorialsatisfaktion abzuhandeln; die Fortsetzung der Verhandlungen mit den
15
schwedischen Gesandten wird verschoben.

16
Die Kaiserlichen referieren den Verlauf der jüngsten Verhandlungen einer Deputation der
17
protestantischen Reichsstände und fordern von diesen eine Stellungnahme zu Art. I–V
18
*KEIPO5* . Die Protestanten kündigen eine derartige Stellungnahme an und fordern von
19
den Kaiserlichen – allerdings vergeblich – die Herausgabe ihrer ultimata.

20
Nachmittags sagen die schwedischen Gesandten ihren Besuch ab und kündigen einen neuen
21
Textvorschlag zur Territorialsatisfaktion Schwedens an. Diesen lassen sie am Abend überge-
22
ben, verbunden mit der Forderung nach einer neuen Erklärung der Kaiserlichen bezüglich
23
Hessen-Kassel.

24
–/ 93/–

25

Volmar an Trauttmansdorff


26
Osnabrück 1648 Januar 20

27
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

28
Beratungen der protestantischen Reichsstände über Amnestie und Reichsreligionsrecht.
29
Gesandte von Kursachsen, Kurbrandenburg und Kurköln ohne Weisung betreffend die
30
kaiserlichen Änderungswünsche am KEIPO4A . Abreise Biörenklous nach Schweden. Mili-
31
taria.

32
Separatverhandlungen der Gesandten von Kurmainz, Kurtrier und Bamberg; deren Streben
33
nach französischer Protektion, Haltung Kurbayerns unklar. Frankreichfreundliche Haltung
34
Schönborns; Klage Schönborns über kaiserliche Kontributionserhebungen und Forderung
35
nach Trennung des Kaisers von Spanien (Mission Waldenburgs an den Kaiserhof).

36
PS Erkundigungen Salvius’ über die kaiserliche Haltung betreffend (1.) den jüngsten schwe-
37
dischen Textvorschlag zur schwedischen Territorialsatisfaktion, (2.) den Stand der Verhand-
38
lungen über die Entschädigung für Braunschweig-Lüneburg, (3.) Kurbrandenburg und (4.)
39
die Entschädigung für die Herzöge von Mecklenburg.

40
Beratungen der protestantischen Reichsstände über Amnestie und Reichs-
41
religionsrecht
. Die Gesandten Kursachsens, Kurbrandenburgs und Kur-
42
kölns
sind noch ohne Weisung bezüglich der kaiserlichen Änderungs-

[p. 301] [scan. 395]


1
wünsche
am KEIPO4A . Abreise Biörenklous nach Schweden

28
Zu diesen Punkten s. die entsprechenden Passagen der Relation vom gleichen Tage ( [Nr. 92] ).
. Militaria:
2
gescheiterter Versuch der schwedischen Armee, die Weser zu überqueren.
3
Euer Exzellenz soll ich auch gehorsamblich nit verhalten, daß diser tagen
4
von Churmaintz der von Mele und Vorburg, Churtrier Dr. Scherer wie
5
auch wegen Bamberg Dr. Cobelius

29
Göbel.
ein conventiculum gehalten und
6
under anderm die question proponirt, wann kein frid zu erhalten, waß
7
ze thuen. Da dann der Churtrierische ex mandato sui domini eingerathen,
8
daß man sich durchgehend in Französische protection unterge〈b〉en
9
solle, wölcher vorschlag von denn andern soweit placitirt worden, daß
10
ermeldter Scherrer bei seiner ohnedaß an die Französischen plenipoten-
11
tiarios habender commission

30
Betr. die Befreiung Kurtriers von der Beteiligung an der schwed. Armeesatisfaktion (vgl.
31
[Nr. 92 bei Anm. 20] ).
von solchem vorhaben andeüttung thuen
12
und penetrirn solle, quibus modis et conditionibus solches bei Frankreich
13
zu erhalten.

14
Ich vernemme, der Churbayerische deputatus

32
Ernst.
soll an disem consilio auch
15
interessirt sein, doch kan ichs nit vor gwiß sagen. Ein handtschreiben hab
16
ich gesehen, so der herr churfürst von Maintz an den von Vorburg abge-
17
hen laßt, warinn sein churfürstliche gnaden deß herrn grafen von Traun

33
Ernst von Traun (1608–1668, 1653 Reichsgf.), 1647–1651 Generalkriegskommissär, seit
34
1647/1649 in niederöst. Diensten ( Hoyos).

18
als Kayserlichen commissarii aigenwoltiges verfahren und abforderung
19
unerschwinglicher schatzungen zum höchsten clagt〈e〉, für die höchste
20
und unleidenliche dienstbarkheit anziehet, item daß sie den Schenkherrn

35
Gerhard von Waldenburg, gen. Schenkherr Helgenhoffen (gest. vor 1661), 1641 kurmainzi-
36
scher Obristhofmeister und ksl. Rat ( Bierther, 60 Anm. 136 sowie passim; Schleicher, 26).

21
zu ihrer majestät abgeordnet, die separation von Spania einzerathen,
22
wohien die consilia zihlen, ze ergründen, damit uff allen fahl, solche
23
separatio nit zu erhalten, sie andere consilia ergreiffen mögen

37
Zur kurmainzischen Gesandtschaft an den Ks.hof vgl. Ruppert, 331f. – Instruktion Wal-
38
denburgs für seine Mission am Ks.hof, Würzburg 1648 Januar 18. Kopie: RK FrA Fasz. 96
39
IIfol. 268–272 – Proposition Waldenburgs an Ferdinand III.,s.l. [nach 1648 Januar 18].
40
Kopie: MEA FrA Fasz. 10 unfol.; FA Harrach HS 102 (1648/49) Tom. III nr. 24 unfol. –
41
Resolution Ferdinands III. für Waldenburg, Prag 1648 Februar 22. Text: APW [ II A 8 Nr. 21 Beilage [1]] – Protokoll der Konferenz Kurz’ mit Waldenburg und Mändl,s.l. 1648
43
Februar 6. Kopie: RK FrA Fasz. 56a (1648 I–III)fol. 32–36’.
. Bevilcht
24
ime, hiervon auch mit andern confidenti ze communiciren.

25
In summa, so guett Österreichisch, Spanisch und Kayserlich ist der ver-
26
storbne churfürst 〈uns〉 gewesen

44
Gemeint ist Kf. Anselm Casimir Wamboldt von Umstadt (1583–1647), 1629/30 Ebf. und
45
Kf. von Mainz, der seit 1630 eine ks.freundliche Politik verfolgt hatte ( Gatz, Bischöfe II,
46
733ff.).
, so vil besser Französisch scheint, daß
27
diser herr seye. Sonst tringet er quovis modo auff den friden, und wan nur

[p. 302] [scan. 396]


1
die protestierende vil begehren, so sehe ich, daß man seinerseits resolvirt
2
ist, alles einzewilligen. Habs also Euer Exzellenz gehorsamblich ent-
3
deckhen sollen.

4
PS Heüt vormittag schikte Salvius zu mir, daß er mich nachmittag besue-
5
chen wolt, wie ich ime dann die stundt umb 2 uhr geben. Er hatt sich aber
6
entschuldigen lassen, als die stundt kommen, daß er sich nit erinnert, wir
7
beederseits mit abferttigung der post beschefftigt seyen.

8
Begehrte aber zu wissen, ob wir wir [!] mit dem letst ubergebnen auffsatz
9
ihrer satisfaction

19
Schwed. Textvorschlag zur schwed. Territorialsatisfaktion, praes. 1648 Januar 18 (vgl. Nr.
20
[92 bei Anm. 15] ).
zefriden, 2. waß es mit der Braunschweigischen, 3. mit
10
der Brandenburgischen aequipollentz vor ein bewandtnus

21
Die schwed. Ges. hatten die Ksl. am 18. Januar aufgefordert, sich über die Entschädigun-
22
gen für Kurbg. und Braunschweig-Lüneburg unmittelbar mit deren Ges. zu verständigen
23
( APW [ III C 2/2, 954 Z. 14–15] ; s. [Nr. 92 Beilage [1]] ).
, 4. ob wir
11
dem Mechelburgischen wegen erhöhung seiner ricompensa uff 200 000
12
thaler, item mit überlassung zweyer commenthureyen, deren collation
13
Churbrandenburg pretendirt, willfahren wolten

24
In Art. XI KEIPO4A (Text: Meiern IV, 583 ) waren den Hg.en von Mecklenburg die
25
Hst.e Ratzeburg und Schwerin sowie der Erlaß der künftig auf Mecklenburg entfallenden
26
Reichssteuern bis zu einer Höhe von 100 000 Rt. zugestanden worden. Der im Mai 1648
27
von Kayser vorgelegte Textvorschlag zur Entschädigung Mecklenburgs (Text: Meiern VI,
524 ; vgl. auch Schnell, 112) sah die hier geforderte Erhöhung der Entschädigung auf
29
200 000 Rt. sowie die Abtretung der Komtureien Mirow und Nemerow an Mecklenburg
30
vor. – Die beiden Johanniterkomtureien Mirow (bei Neustrelitz) und Nemerow (bei Star-
31
gard) lagen im Hgt. Mecklenburg, unterstanden jedoch der Ballei Sonnenberg, die unter
32
kurbg. Oberhoheit fiel (vgl. APW III C 2/2, 955 Anm. 1). – Die Hg.e von Mecklenburg
33
waren: Hg. Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin (1588–1658); 1608 Hg, 1636–
34
1654 Adm. des Hst.s Schwerin ( DBA I 6, 375; Findeisen, 209f.). – Hg. Gustav Adolf von
35
Mecklenburg-Güstrow (1633–1695); 1636 Adm. des Hst.s Ratzeburg, bis 1654 unter der
36
Vormundschaft von Hg. Adolf Friedrich I. ( DBA I 440, 237–253; Stammtafeln NF I/3
37
T. 307).
.

14
Ad 1. respondi, sie solten den § „Tertio Imperator etc.“ stehen lassen wie
15
im instrumento

38
Art. IX Absatz beginnend TERTIO Imperator KEIPO4A betr. die Überlassung des Est.s
39
Bremen, des Hst.s Verden sowie des Amts Wildeshausen als weltliches Reichslehen an
40
Schweden (Text: Meiern IV, 579 )
, so hetts sein richtigkheit. Ad 2. stehe allein uff ver-
16
gleichung, wie es mit der religion und geistlichen jurisdiction tempore
17
interregni ze halten

41
Gemeint sind die Forderungen des Osnabrücker Domkapitels nach Ausweitung seiner
42
Rechte während der Sedisvakanz des bfl. Stuhls in den Verhandlungen über die Wahl-
43
kapitulation für das Hst. Osnabrück. Nachdem die Verhandlungen im Juni/Juli 1647 zu-
44
nächst an der Verweigerungshaltung Wartenbergs gescheitert waren, hatte Bischopinck
45
am 13., 16. und 20. Januar 1648 auf die Wiederaufnahme der Kapitulationsverhandlungen
46
gedrängt, scheiterte jedoch erneut am Widerstand Wartenbergs ( APW [III C 3/2, 1049 [1648 I 18]] ; zu den Verhandlungen über die capitulatio perpetua vgl. Freckmann, 140–
48
145; Knoch, 169–173; 208f.; Steinert, 31).
. Ad 3. beruhe uff der Churbrandenburgischen erclä-
18
rung. Der Mechelburgischen praetension köndten wir sine novo mandato

[p. 303] [scan. 397]


1
Caesaris nit willfahren, aber wegen der commenthureyen müeßte mit
2
Brandenburg geredt werden

29
Fromhold lehnte die Forderung am 24. Januar 1648 im Namen Kf. Friedrich Wilhelms ab
30
(vgl. [ Nr. 99 Beilage 2] ).
.

3
Im übrigen were zuzewartten, waß die stände

31
Gemeint sind die prot. Rst. , die eine Erklärung zu Art. I–V *KEIPO5* angekündigt hat-
32
ten ( [vgl. Nr. 92] ).
in puncto amnestiae et
4
gravaminum an handt geben wurden.

5
–/ 94/–

6

Nassau an Ferdinand III.


7
Münster 1648 Januar 21

8
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 30–30’, 35, PSfol. 31–31’, praes. 1648
9
Februar 2 = Druckvorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

10
Abreise eines französischen Kuriers nach Paris.

11
Unterredung mit Sannazaro (1648 I 20): Mantuanische Forderung nach Offenhaltung des
12
Rechtswegs gegen Savoyen und Aufhebung der Gebietszuweisungen an Herzog Ferdinand
13
III. von Guastalla.

14
PS Unterredung mit spanischen Gesandten (1648 I 21): mantuanische Forderungen gegen-
15
über Frankreich nicht durchsetzbar; Gebietszuweisung an Herzog Ferdinand III. von
16
Guastalla.

17
Empfangsbestätigung.

18
In sachen der generalfriedenshandtlung ist dießes orths nichts vorge-
19
lauffen, allein vernemme ich, daß der Frantzösisch courrier, so die reso-
20
lution wegen der Lothringischen restitution (wavon Ewer Kayserlicher
21
Mayestät bey letzter den 17. dießes von hier abgelauffener post aller-
22
underthänigst particulirliche relation gethan ) von Pariß einholen soll,
23

27
23 von – gesandten] Fehlt im Konzept.
von den alhiesigen Frantzösischen gesandten fortgeschickt seie

34
Der frz. Kurier Héron (Lebensdaten und -umstände konnten nicht ermittelt werden) war
35
am 17. Januar 1647 nach Paris abgereist (vgl. Saint-Romain an Chavigny, Münster 1648
36
Januar 21, 22 [wird ediert in APW II B 7]). – Zu den Personen: Melchior de Harod de
37
Senevas, (marquis?) de Saint-Romain (1611–1694), 1643–1648 frz. Res. in Münster. – Léon
38
(le) Bouthillier, comte de Chavigny et de Busançois (Buzançais) (1608–1652), 1632–1643
39
secrétaire d’Etat aux affaires étrangères, seit September 1643 ministre d’Etat.
.

24
Gestern ist der graff Sannazari, so wegen Mantua sich hier befindet, zu
25
mir kommen, daß in abschrifft hiebeygehendes

28
25 creditif] Im Konzept creditifschreiben.
creditif praesentirt und
26
nach abgelegten complimenten benebenst angezeigt, daß der hertzog von

[p. 304] [scan. 398]


1
Mantua wegen seiner particularinteressi den friedenschluß zwar nitt auff-
2
zuhalten suche, gleichwohln aber zu verhuetung künfftiger newer unruhe
3
und ihme befahrenden praeiudicien, weiln er den vertrag zu Cherasco

36
Erster ksl.-frz. Frieden von Cherasco, 1631 April 6 (Text: DuMont VI/1, 9–12; dort auch
37
zum folgenden).

4
niemahln eingangen hette noch sich iemahls darzu verstehen könte, gern
5
wünschen, unß Kayserliche gesandten auch darumb ersucht haben wolte,
6
daß beym articulo wegen Savoyen verwahrt und außtrücklichen beyge-
7
setzt werden mögt, daß ihme, hertzogen von Mantoua, gleichwohln frey-
8
stehen solle, via juris seine beschwerden hernegst anzubringen und auß-
9
zuführen.

10
Waß deß printzen von Guastalla im Cherasischen vertrag beschehene
11
assignation anlangt

38
Nach dem Tode des letzten Hg.s von Mantua (1627) hatte Hg. Ferdinand II. Gonzaga,
39
Hg. von Guastalla (gest. 1630; ksl. Generalkommissar in Italien) vergeblich die Nachfolge
40
in Mantua und Montferrat beansprucht. Im ersten Frieden von Cherasco waren dem Hg.
41
von Guastalla die Territorien Reggiolo und Luzzara im Hgt. Mantua zugesprochen wor-
42
den ( Parrot, 38–64; Externbrink, Le cœur, 87–99, 145–153).
, begehrte er, daß selbige cassiret und wider auff-
12
gehebt werden mögt, dan seiner meinung nach selbiger printz ahn dem
13
hertzogen von Mantoua zumahln nichts mitt fuegen zu praetendiren
14
hette, hielte auch dafur, man wurde Kayserlicherseits anitzo deßhalber
15
do weniger bedenckens haben, weiln gedachter printz nunmehr in dien-
16
sten wider Ewer Kayserlicher Mayestät allerhöchstlöblichsten ertzhauß
17
zu dem duca de Modena

43
Francesco I. d’Este (1610–1658), 1629 Hg. von Modena und Reggio ( DBI I L, 731–737). Hg.
44
Ferdinand III. von Guastalla (1618–1678, 1632 Hg. von Guastalla. Zu ihm: Coniglio,
45
490f.) hatte sich am 23. Juni 1647 mit seiner Tochter Margherita vermählt.
getretten wehre. Ich habs ad referendum et
18
communicandum mitt meinen herrn collegen angenohmen, allerunder-
19
thänigst erwartendt, waß in hoc puncto Ewer Kayserliche Mayestät aller-
20
gnedigst befehlen wollen.

21
PS Weiln der graff Sannazari mir gesagt, daß er auch mitt den herrn Spa-
22
nischen auß obigem communicirt habe und dieselbe ihme geantworttet
23
hetten, daß mitt mir davon reden wolten, alß bin ich noch vor abgelauf-
24
fener post zu den herrn Spanischen gefahren und dennselben hievon rela-
25
tion gethan, welche mich berichten, daß sie wegen deß beysatz im arti-
26
culo wegen Savoyen, nemblichen, daß Mantua die freye handt zur justitz
27
behalten solle, ein gantz jahr mitt den Frantzosen disputirt, aber nichts
28
außgerichtet hetten, zumahln selbige sich allemahln dahin bezögen, daß
29
sie sich also mitt Savoyen vereinbaret hetten,

34
29–30 den – manuteniren] Im Konzept daß sie ihn beym Cherasischen vertrag manuteniren
35
wolten; in der Druckvorlage eigh. Zusatz Nassaus.
den hertzogen von Savoya
30
bey Cherasichen vertrag zu manuteniren, biß endtlich die herrn media-
31
tores zu ihnen, Spanischen, kommen und sie ersucht hetten, daß sich deß-
32
halber nitt länger auffhalten wolten, weiln die Frantzosen einmahl darin
33
nitt willigen wurden, welches sie dan auch also hetten geschehen lassen

[p. 305] [scan. 399]


1
mussen

30
Volmar schrieb ebenfalls, er sehe auch nit, waß in disem werkh Mantua zum besten von
31
unß geschehen kan, weil Frankreich den accordo zu Cherasco pro Savoya mantenirn will
32
(Volmar an Nassau, Osnabrück 1648 Januar 23. Eigh. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.).
, und vermeindten, daß diese sach Ewer Kayserliche mayestät alß
2
lehenherrn principaliter betreffe.

3
Waß den printzen von Guastalla anlangte, vermeindten sie, daß dem-
4
selben solche landt von Ewer Kayserlicher Mayestät reichshoffraht mitt
5
recht zugesprochen seien

33
Die Ansprüche der Prätendenten auf Mantua und Montferrat waren in einem RHR -Urteil
34
vom 8. März 1628 ( Nuntiaturberichte I, 1–17) bewertet worden.
, dahero auch sie darüber, alß in einer sach
6
Ewer Kayserliche Mayestät principaliter concernirendt, sich nicht zu
7
erclehren gewust. Ob aber selbiger nuhn sich in diensten wider dero aller-
8
höchstlöbliches ertzhauß begeben, davon wehre ihnen nichts bewust.
9
Rezepisse auf Schreiben vom 8. und 11. Januar 1648

35
Ferdinand III. an Nassau, Prag 1648 Januar 8. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Kon-
36
zept: RK FrA Fasz. 58b (1648 I–IX)fol. 1. – Ferdinand III. an Nassau, Prag 1648 Januar
37
11. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 58b (1648 I–IX)fol. 2.
.

10
Beilage [1] zu Nr. 94

11
Hg. Karl II. von Mantua an Nassau (it.), Mantua 1647 Dezember 28. Kopie: RK FrA Fasz.
12
58a (1648 I-IV)fol. 32.

13
[78/] 95/ [113]

14

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


15
Prag 1648 Januar 22

16
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1953fol. 179–180’, [praes. 1648 Februar 5] =
18
Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 40–40’, 43–43’.

17
Gutachten deputierter Räte (Kurz, Trauttmansdorff, Carretto, Gebhardt, Söldner, Walde-
19
rode) und Conclusum im Geheimen Rat (Lobkowitz, Trauttmansdorff, Kurz, Colloredo,

20
Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt. Söldner), Prag 1648 Januar 21, 22. Kopie: RK FrA Fasz.
21
55c (1648 I-III)fol. 41–42

38
Abweichungen zur Relation sind angemerkt.
.

22
Wunsch nach schnellem Friedensschluß. Rüge für die Verhandlungen am 7. und 8. Januar
23
1648 über den kurkölnischen Tauschplan; nachdrücklicher Verweis auf die Hauptinstruktion,
24
Forderung nach schwedischer Erklärung zum *KEIPO5* ; Übersendung der schwedischen
25
Erklärung.

26
Aufnahme von Verhandlungen mit den protestantischen Reichsständen bei unüberwind-
27
baren Differenzen mit Schweden.

28
Rezepisse auf die Relation vom 9. Januar 1648 (Nr. 78). Soviel nun die
29
außgesprengte Frankhfortische scardec

39
Gemeint ist Scharteke, d.i. ein wertloses Schriftstück ( Grimm XIV, 2224f.).
betrifft, habt ihr eüch auß unn-

[p. 306] [scan. 400]


1
sern vielfeltigen bevelchen gnuegsamb zu erinnern, das wir eüch nit die
2
aufhaltung der fridenstractaten, sondern allermöglichste beförderung und
3
beschleinigung derselben ernstlich unnd gemessen anbevohlen, so ihr
4
menniglich, der unß ein anders aufzubringen suechen thuet, zu verstehen
5
geben

29
5 habt] Im Gutachten folgt (fol. 41’–42): und weiln alhie der Churbayrische abgeordtneter
30
[Mändl] unter anderen ursachen, warumb Euer Kayserlicher Mayestät die mora pacis
31
attribuirt will werden, angedeut, das die Kayserlichen gesandten den Churbayrischen
32
selbst gesagt, sie hetten inhibitionsbefelch in tractatu pacis von hinnen bekommen.
habt.

6
Waß aber die mit den Schweedischen, auch in puncto der außwechßlung

39
Gemeint ist der kurkölnische Tauschplan.

7
mit den Churbrandenburgischen und Braunschweig-Lünenburgischen
8
gehaltene conferenz anlangt, haben wir nit gern vernommen, das ihr
9
eüch in weitschichtige disputat einlassen thuet, und zeigt der effectus,
10
das hieraus nichts alß weitleüfftigkeit

33
10 erhalten worden] Im Gutachten (fol. 41): Die gehorsambiste räth finden, dz weeder auf
34
dise noch vorige einkommene obiectiones ex parte der Schweedischen einziges haubt-
35
guettachten nit kan gegeben werden, denn zum theils, was bis anhero einkommen, vil
36
mehr discursus zwischen den Kayserlichen und Schweedischen gesandten als verläßliche
37
resolutiones ex parte Schweeden sein, zum theils, daß in den haubtpuncten, nemblichen
38
executionis, noch von den Schweedischen kein resolution erfolgt ist.
erhalten worden. Ihr habt unsere
11
gemässene instruction

40
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
, derselben wollet ihr vleissig nachsezen und in
12
keine abweeg, es geschehe, von wem es wolle, abtreiben lassen und der-
13
zeit bey den Schweedischen gesandten dahin tringen, das sy über das
14
ganze instrumentum pacis, wieweit solches von eüch ihnen iüngst ange-
15
händigt

41
*KEIPO5* .
, und in specie super puncto executionis

42
Art. XVI *KEIPO5* , praes. Osnabrück 1647 Dezember 26 ( [Nr. 29 Beilage [3]] ).
, ihr entliche und haubt-
16
sachliche erklärung ertheilen, ohne das ihr eüch mit ihnen entzwischen in
17
viel disputat einlasset, welche dan, wan sy also beschaffen wäre, das ihr
18
vigore unserer instruction nit schliessen könnet, so wollet unß solche
19
alsobaldt überschikhen. Ist darumb nit vonnötten, das ihr eüch dieses
20
auf ieztbemelten fahl habenden bevelchs gegen ein oder andern vernem-
21
men lasset, sonder denselben bloß in der that selbst nachkommet.

22
Ihr thuet auch wohl daran, das ihr, ie eher, ie besser, wan mit den
23
Schweedischen kein ganzes zu machen, sehet, wie die protestirende sich
24
mit eüch in handlung einlassen und über die von eüch iüngst hienaus-
25
gegebene erklärung bey dem instrumento pacis eins endtlichen erklären
26
mögen. Sein im übrigen ewerer vernern relation und in specie gewerttig,
27
wessen sich die Schweedischen in puncto executionis pacis erklären
28
werden.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1648 Januar 23

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 117–118’, 123–123’, 130’, praes. 1648 Februar 2
5
= Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIV nr.
6
1943fol. 98–100.

7
Geringe Hoffnung auf Zustimmung der Gegenseite zu den kaiserlichen Änderungswünschen
8
an den Autonomiebestimmungen. Unnachgiebige Verhandlungsführung der schwedischen
9
Gesandten.

10
Erhalt der Erklärung der protestantischen Reichsstände zu Art. I–V *KEIPO5* (1648 I 21):
11
keine essentiellen Zugeständnisse. Beratungen der katholischen Reichsstände über die Erklä-
12
rung der Protestanten, Scheitern einer Einigung mit den protestantischen Reichsständen ab-
13
sehbar, Hoffen auf baldige Instruktion für Leuber; Mission Blumenthals.

14
Konferenz mit den schwedischen Gesandten (1648 I 22): Territorialsatisfaktion Schwedens;
15
Satisfaktion Hessen-Kassels; neue Forderungen zur Entschädigung der Herzöge von Meck-
16
lenburg, Bitte um Weisung.

17
Auf das Schreiben vom 7. Januar 1647 (Nr. 76). Rezepisse auf die Weisung
18
vom 11. Januar 1647 (Nr. 82), betreffend unter anderem, daß es wegen
19
der kaiserlichen Erblande bei der Hauptinstruktion sein Verbleiben habe.
20
Hierauff die fernere bewandtnuß allerunderthenigst zu berichten, wöllen
21
wir zwar nit ermanglen, weil der punctus de autonomia subditorum noch
22
in handtlung stehet, daßienig, waß die instruction von 6. Decembris ahn
23
handt gibt, gehorsamst in acht zu nehmen

35
Vgl. zuletzt den ksl. Textvorschlag zur Autonomie im Reich vom 11. Januar 1648 (Beilage
36
[[1] zu Nr. 83] ).
. Wir müßen aber dabey die
24
fürsorg tragen, daß gleichwie die Schweden und protestirende bißher mit
25
demienigen, so in instrumento einkommen, niehmahlen zufrieden gewe-
26
sen und noch nit sein, also werden sie viel weniger nachgeben, daß, wan-
27
gleich die cassatio autonomiae subditorum behaubtet würde

37
Nach ksl. Willen sollten die Autonomierechte der Untertanen zugunsten des uneinge-
38
schränkten Reformationsrechts des Landesherren entfallen und fremdkonfessionellen Un-
39
tertanen lediglich das ius emigrandi verbleiben (vgl. die Ausführungen zu Art. V §§ 12–13
40
KEIPO4A in der gen. Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29 ab Anm. 102] , dort
41
auch zu der im folgenden gen. Auslassung in Art. V § 13 KEIPO4A ).
, die wortt
28
„tum etiam in Austria Inferiori etc.“ außglaßen werden sollen, sondern
29
darauff tringen, weil dies ein sach seie, so absolute in Ewer Kayserlicher
30
Majestätt gewaldt bestehe, daß es bey demienigen, so in dero nahmen von
31
dero principalvollmächtigten gesandten dies ortts eingewilligt worden

42
Gemeint sind Trauttmansdorff bzw. der KEIPO4A .
,
32
verbleiben soll, und sich auff keinen fall darvon abwendig machen laßen
33
wollen. Deßen gleichwoll ungeacht wir bey der instruction verbleiben
34
werden.

[p. 308] [scan. 402]


1
Solchem nach, obwoll die Schwedische plenipotentiarii selbst sich ver-
2
nehmen laßen, daß sie uber die von unß außgelieferte puncta

26
*KEIPO5* .
semel pro
3
semper sich erclehrn wölten, so geben doch unßere nachgefolgte relatio-
4
nes zu erkennen, daß sie dabey niehmahlen bedacht gewesen, von demie-
5
nigen, so sie im auffsatz des instrumenti für vergliechen halten

27
Zur Unklarheit über die strittigen und unstrittigen Verhandlungspunkte vgl. die Einlei-
28
tung, LXVIII.
, daß ge-
6
ringste zu weichen, und all ihr absehen dahin gerichtet, wie sie unß zu
7
einiger particularhandtlung uber die praetendirte satisfactionem militiae
8
und die Heßen Caßlische förderungen einführen mögten, und dannen-
9
hero sogar auch nit zugeben wöllen, daß die protestirende uber die in
10
puncto amnestiae et gravaminum streittige materias sich berathschlagen
11
söllen, biß wir endtlich auff

25
11 starckes] In der Kopie solches.
starckes zusprechen selbige dahin gebracht,
12
daß sie solche berathschlagung nechstverwiechenen montags vorgenoh-
13
men

29
Vgl. die Relation vom 20. Januar 1648, d.i. [Nr. 92 bei Anm. 14.] Das sachsen-altenbur-
30
gische Protokoll der CE -Sitzung vom 20. Januar 1648 weist aus, daß die Ges. der prot.
31
Rst. ihren Beratungen den *KEIPO5* , die Differenzpunkte vom 4. Januar 1648 sowie
32
der königlich Schwedtischen an uns übergebene differentias (gemeint ist wahrscheinlich
33
die schwed. Synopse der Vertragsbestimmungen von Mai bis Dezember 1647,s.l. [vor
34
1647 Dezember 30]; vgl. APW [ II C 4/1 Nr. 98 Beilage B] ; Text: Meiern IV, 847 –856)
35
zugrunde gelegt haben.
, gestalten sie auch ihre gefaste erclehrung unß vorgestern, dinstags,
14
den 21. huius, in schrifften zugestelt und gleich darauff ebenmeßig denen
15
catholischen selbst ein exemplar darvon eingehändigt haben.

16
Waß sie aber darbey für einen mündtlichen vortrag gethan, waß sie für
17
praesupposita gemacht, wie vor diesmall ihnen geanthworttet, daß geru-
18
hen Ewer Kayserliche Majestätt auß beyliegendem protocoll littera A und
19
dan auß ihrer ubergebener schrifft sub littera B allergnädigst anzuhörn,
20
daß sie gar in wenig puncten denen catholischen deferirn, sönderen meh-
21
rentheils und sonderlich in puncto gravaminum wegen des status politici
22
bey denen stätten Augspurg, Biberach, Dünckelspül, Ravenspurg und
23
Kauffbeurn

36
Art. V § 2 Absatz beginnend mit Civitates Augusta KEIPO4A (Text: Meiern IV, 565
37
vorletzter Absatz). *KEIPO5* forderte die Streichung der Paritätsregelung für die gen.
38
Reichsstädte ( ebenda, 824 zweiter Absatz).
, der pfandtschafften

39
Art. V § 9 Absatz beginnend mit Quod ad Oppignorationes KEIPO4A (Text: Meiern
IV, 569 zweiter Absatz). *KEIPO5* forderte die Verschiebung dieser Frage auf den näch-
41
sten
RT ( ebenda, 824 letzter Absatz).
, der autonomi im Reich und Ewer
24
Majestätt erblanden

42
Art. V §§ 12–13 KEIPO4A (Text: Meiern IV, 570 ff.). Zur ksl. Haltung in der Autonomie-
43
frage s. Anm. 2.
, reformation des justitzwesens

44
Art. V § 20 KEIPO4A (Text: Meiern IV, 574 ). Die Reform der Reichsgerichte solltelt.
45
*KEIPO5* auf dem nächsten RT erledigt werden ( ebenda, 825).
noch allerdings

[p. 309] [scan. 403]


1
auff ihrn vorigen zumuthen verharrn

28
Bei den drei erstgenannten Punkten lehnten die prot. Rst. die Forderungen aus *KEIPO5*
29
ab; beim Justizpunkt beharrten sie auf der Parität der Assessorenstellen, hatten jedoch
30
einen neuen modum praesentandi verfaßt (vgl. APW [III C 2/2, 957 Z. 15–18] ). Zum
31
Inhalt der prot. Declarationes ultimae im Hinblick auf das Reichsreligionsrecht vgl.
32
Schneider, 387ff.
und noch darzu wegen der statt
2
Aach daßienig, so albereith hievor cassirt worden

33
Am 7. Mai 1647 hatten die schwed. Ges. die Forderungen zugunsten der Reformierten in
34
Aachen fallengelassen ( APW II A 6 Nr. 73).
, newerdingen auff
3
die baan bringen thuen.

4
Die catholische ständt sein anheudt darüber in deliberatione begrieffen

35
Vgl. APW III [ C 2/2, 958 Z. 3–13] . Die Declarationes ultimae der prot. Rst. waren am 22.
36
Januar 1648 dem CC diktiert worden.

5
und setzen wir außer zweiffel, sie werden ihr conclusum dahin richten,
6
daß wir habender instruction gemeß ohne weitern anstandt werden ver-
7
fahrn mögen

37
Gemeint sind die Vorgaben der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 für einen Vor-
38
griff der ksl. Ges. (vgl. Nr. 29 Absatz beginnend mit Soviel aber [ [S. 123 Z. 30] ]). Diese
39
galten für den Fall, daß eine Einigung unter Einschluß der Gesamtheit der kath. Rst. nicht
40
zu erreichen sein würde.
, und wöllen wir auch verhoffen, der Chursachßische abge-
8
ordtneter

41
Leuber.
werde mit heutiger post von seinem gnädigsten herrn zugleich
9
solche instruction empfangen, darauff wir mit ihme in einige siechere
10
conferentz werden tretten mögen.

11
Ob der freyherr von Blumenthal bey ihr churfürstlicher durchllaucht zue
12
Brandenburg ankommen, haben wir noch auff dato kein nachricht.

13
Gestern nachmittag haben unß die Schwedischen plenipotentiarii besucht,
14
und ob sie zwar anvor von unß berichtet worden, daß die catholische erst
15
heudt ad deliberandum zusamentretten würden, so haben sie iedoch sich
16
angenohmen, daß sie diese visita allein pro cortesia thuen und zu unßerm
17
belieben stellen wöllen, ob wir ethwan von den punctis satisfactionum
18
coronae, landgraviae Cassellanae et militiae unß ethwaß mehrers erclehrn
19
wolten

42
Zu einer entsprechenden Forderung der schwed. Ges. vgl. bereits die Relation vom 20.
43
Januar 1648 ( [Nr. 92] ).
.

20
Alß wir sie aber beanthworttet, daß, soviel der cron Schweden satisfac-
21
tion betreffen thet, es unßers ortts sein richtigkeit hette und stünde allein
22
ahn deme, daß sie es bey vorigem auffsatz

44
Gemeint ist sehr wahrscheinlich der schwed. Textvorschlag zur Territorialsatisfaktion
45
Schwedens vom 18. Januar 1648 (vgl. [Nr. 92 Anm. 15] ). Volmar hatte diesem Textvor-
46
schlag am 20. Januar 1648 mit einer Ausnahme zugestimmt (vgl. [Nr. 93 bei Anm. 12] ).
bewenden ließen, von der
23
Caßlischen praetension suo loco et ordine die notturfft gehandtlet, deß-
24
gleichen, wan man der friedensarticulen völlich vergliechen, de satis-
25
factione militiae per consilia statuum ordentlich verfahrn werden solte,
26
haben sie ferners keine sonderliche instantias gemacht, allein wegen
27
Mechelburg begehrt (wie von denen protestierenden bey uberliefferung

[p. 310] [scan. 404]


1
ihrer erclehrungsschrifft auch beschehen), daß selbige recompensa biß
2
auff 200 000 reichsthaler möge erhöcht und zwey Johannitercommenthu-
3
reyen, welche in dem hertzogthumb Mechelburg glegen

35
Gemeint sind die Komtureien Mirow und Nemerow.
, sonsten aber
4
under die baley Sonneberg gehörig, auch daher von ihrer churfürstlichen
5
durchllaucht zu Brandenburg alß inhabern selbigen meisterthumbs dem
6
herrn hertzogen zu Mechelburg conferirt worden, diesem fürstlichen
7
hauß zugleich in partem recompensae zugeeignet und also von berürter
8
baley gentzlich außgezogen werden.

9
Warauff wir unß entschüldigt, daß ohne Ewer Kayserlicher Majestätt fer-
10
ner gnädigste resolution wir nichts weiters bewilligen könten, sondern
11
müstens deroselben, wie hiemit beschicht, allerunderthenigst referirn,
12
wolten zwar, soviel beyde commenthureyen anlangte, mit denen Chur-
13
brandenburgischen reden, alß ohne welcher consens dies ortts nichts
14
würde vergeben werden können

36
Fromhold lehnte die Forderung am 24. Januar 1648 im Namen Kf. Friedrich Wilhelms ab
37
( [vgl. Nr. 99 Beilage 2] ).
.


15
Beilagen A – B zu Nr. 96


16
Beilage A zu Nr. 96

17
Protokoll, [Osnabrück] 1648 Januar 21. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 119–122;
18
KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

38
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 200–203’.
– Druck: APW III C 2/2, 955 Z. 35 – 958 Z. 13.

19
21. Januar 1648. Die protestantischen Reichsstände übergeben den Kaiserlichen durch eine
20
Deputation die Declarationes ultimae zu den Artikeln I–V *KEIPO4B und *KEIPO5* und
21
legen dabei ausführlich dar, daß sie sich grundsätzlich nicht verpflichtet sehen, von den Be-
22
stimmungen des *KEIPO4B* abzuweichen

39
Daß die prot. Rst. als Verhandlungsgrundlage nicht den KEIPO4A , sondern *KEIPO4B*
40
betrachteten, geht aus dem sachsen-altenburgischen Protokoll der CE -Sitzung vom 20.
41
Januar 1648 hervor. Die hier mündlich vorgetragenen Rationes der prot. Rst. wurden
42
den ksl. Ges. kurze Zeit später auch vom Ks.hof aus in Schriftform übersandt (Beilage [1]
43
[zu Nr. 97] ).
; bei diesem soll es auch in allen Punkten, zu
23
denen sie sich nicht erklärt haben, verbleiben. Weitere Stellungnahmen geben sie bezüglich
24
der Pfalzfrage, Sayn-Wittgenstein, Hohensolms, Baden-Durlach, der Amnestie in den Erb-
25
landen, der Autonomie in Schlesien und Niederösterreich, der Parität im Rat der Stadt Augs-
26
burg, der Reichspfandschaften, der Autonomie im Reich und der Reform der Reichsgerichte
27
ab. Die Kaiserlichen sollen nun mit den schwedischen Gesandten über das gesamte Friedens-
28
instument verhandeln und sich nicht auf die Amnestie und das Reichsreligionsrecht be-
29
schränken.

30
Die Kaiserlichen wollen die Declarationes ultimae beraten, Konzessionen bezüglich der kai-
31
serlichen
Erblande schließen sie jedoch von vorneherein aus.

32
Anschließend berichten die Kaiserlichen den Kurmainzischen von der Erklärung der pro-
33
testantischen Reichsstände. Kurmainz kündigt an, die Declarationes morgen den katho-
34
lischen Gesandten zu diktieren und übermorgen beraten zu lassen.

[p. 311] [scan. 405]


1
Beilage B zu Nr. 96

2
Declarationes ultimae der protestantischen Reichsstände zu Präambel und Art. I-V
3
*KEIPO4B* und *KEIPO5* (lat.), praes. [Osnabrück] 1648 Januar 21. Kopie: RK FrA
4
Fasz. 55a (1648 I)fol. 124–128; GehStReg N 98 Fasz. 69 pars 3 nr. 33; Giessen 200fol.
5
420–423

34
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 222–226’; ebenda Fasz. 96 VIfol. 110–115; StK
35
FrA Ka. 4fol. 14–17; ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 83–86.
– Druck: Meiern IV, 877–880.

6
[83/] 97/ [113]

7

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


8
Prag 1648 Januar 24

9
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1954fol. 183–184’, [praes. 1648 Februar 5] =
10
Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 54f. 500–501 – Konzept: ebenda Fasz. 55c (1648
12
I-III)fol. 44–44’, 51–51’.

11
I) Gutachten

36
Das unter I) angeführte Ga. befaßt sich mit der Osnabrücker Relation vom 13. Januar
37
1648 ( [Nr. 83] ), auf die sich der erste Teil der vorliegenden Weisung bezieht. Die Ga. unter
38
II) behandeln die Relationen Schröders vom 17. (wie Anm. 7) und 18. Januar 1648 (Schrö-
39
der an Ferdinand III., Dresden 1648 Januar 18. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54f. 458–
40
459’), die im zweiten Teil der Weisung behandelt werden.
deputierter Räte (Kurz, Trauttmansdorff, Carretto, Gebhardt. Söldner,
13
Walderode) und Conclusum im Geheimen Rat (Trauttmansdorff, Martinitz d. J., Kurz, Kol-
14
lowrat, Martinitz d. Ä., Colloredo, Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt. Söldner),s.l. 1648

15
Januar 23, 24. Kopie: RK FrA Fasz. 55c (1648 I-III)fol. 45, 46–48.

16
II) Gutachten deputierter Räte (Kurz, Carretto, Trauttmansdorff, Gebhardt. Söldner,
17
Walderode). Kopie: RK FrA Fasz. 54f. 481–481’ re. Spalte. Conclusum im Geheimen
18
Rat (Trauttmansdorff, Martinitz d. J., Kurz, Kollowrat, Martinitz d. Ä., Colloredo, Wald-
19
stein, Prücklmaier, Gebhardt. Söldner),s.l. 1648 Januar 23, 24. Kopie: RK FrA Fasz. 54f.

20
481–481’ li. Spalte; ebenda Fasz. 55c (1648 I-III)fol. 45’, 50.

21
Abwarten der protestantischen Erklärung zu Amnestie und Reichsreligionsrecht; Herausgabe
22
eines neuen Gesamtentwurfs nach Maßgabe der Hauptinstruktion, falls Einigung mit den
23
protestantischen Reichsständen weiterhin unmöglich.

24
Argumente der protestantischen Reichsstände für die Beibehaltung des *KEIPO4B: Bericht
25
über die Hintergründe der protestantischen Erklärung, Abfassung einer Gegenerklärung;
26
keine Verhandlungen darüber bis zum Eintreffen einer entsprechenden Weisung.

27
Rezepisse auf die Relation vom 13. Januar 1648 (Nr. 83). Bei unserer Wei-
28
sung
vom 22. Januar 1648 (Nr. 95) lassen wir es nochmahlen bewenden,

29
28 bewenden] Im Gutachten (I) ausführlicher (fol. 46–47): Demnach Euer Kayserlicher
30
Mayestät iüngster befelch an dero Kayserliche gesandten [Nr. 95] wie auch die vorigen
31
vermögt haben, daß dieselbige ihrer instruction sich gemäß verhalten und ein endtliche
32
resolution uber dz ganze instrumentum pacis oder von den Schwedischen undt pro-
33
testierenden zugleich oder von den protestierenden allein erwartten sollen, so hette
15
man lieber vernommen, das sie, ehe man in 〈vernere〉 conferentias mit den protesti-
16
renden wider kommen, von den Schweedischen ein cathegorische resolution etiam super
17
puncto executionis gehabt hetten. Dan auch, das ratione articuli 12 de autonomia sub-
18
ditorum etc. [vgl. Beilage [1] zu Nr. 83], wann sie ie von deniehnigen, was hierin berait
19
hinausgegeben, noch ichtwas hetten enderen wollen, daß solches simpliciter 〈secundum〉
20
tenorem instructionis und der § „Cum autem“ ratione Hildesßheimb ganz außgelassen
21
were worden. So halten auch die gehorsambiste räth darvor, das, wann die Schwee-
22
dischen sich auch nichts weiters erclären wolten, der sachen mit deme nit gedienet werde
23
sein, daß Euer Kayserlicher Mayestät gesandten underdes dz extremum instructionis
24
auch den protestierenden zustellen, ehe und zuvor sich selbe uber daßiehnige, was be-
25
raith den Schweedischen und protestirenden zu handen gestelt [ *KEIPO5* ], erclären,
26
zumahlen es nuhnmehr an ihnen, den Schwedischen und protestierenden, das sie sich
27
erclären sollen und, da man alle tag ohne erwarttung der ferrneren erclärung ex parte
28
protestantium 〈etwas〉 hinausgeben thete, nicht anders zu gewartten sein wurde, als das
29
ein conferenz aus der anderen entstehen und die culpa der verzögerung der tractaten
30
(welche iezo bey den protestirenden und Schweedischen ist) wider herüberfallen wurde.

[p. 312] [scan. 406]


1
zumahlen die catholische churfürstliche räthe selbst der hoffnung sein, es
2
werden sich die protestirende über die temperamenta

42
*KEIPO5* .
in ein und andern
3
näher, alß man diß orths selbst vermeint, zum ziehl legen

43
Bezug auf das Protokoll vom 12. Januar 1648 ( [Beilage [2] zu Nr. 83] ; vgl. hier APW [III C 2/2, 944 Z. 40–42] ).
, welches ihr
4
dan auf erfolgenden fahl zu acceptiren hettet. Und dieweil ieztbemelte
5
catholische churfürstliche räth, wan ewer zuesprechen bey den protesti-
6
renden nit verfangen wolte, der mainung sein, das alßdan es vonnötten
7
sein wurde, das ganze instrumentum pacis nach inhalt eüer habenden in-
8
struction hinaußzugeben

45
Ebenda, 945, Z. 2–5. Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
, so wollet ihr solches, in fahl es nit albereit ge-
9
schehen, in Gottes nahmen, und zwar nit die correcturas allein, sonder
10
das instrumentum, wie es von unß nach inhalt der eüch überschikhten
11
haubtinstruction beliebt,

31
11 hienausgeben] Im Gutachten (I) folgt abschließend (fol. 47’–48): Und weilen auch in
32
der relation sich sachen befinden, so der Loiber vorgebracht, so nit allein sich dergestalt
33
in facto nit befinden und von den Kayserlichen gesandten nie eingewilligt worden, son-
34
der demiehnigen, so der herr churfürst von Sachßen sich gegen dem reichsvicecantzler
35
vernehmen lassen [Memorial Kf. Johann Georgs für Kurz, praes. 1647 November 6], zu-
36
widerlauffen, also thun die gehorsambiste räth darfürhalten, es möchten dieselbe durch
37
aigne staffetta dem Schröder uberschickht werden, auf das er den churfürstlich Sächßi-
38
schen räthen remonstriren könte, waßgestalten des Loibers negotiation von deniehnigen,
39
was ihme zuversichtlichen zu Dreßden anbefohlen wurde, weit different were. Commu-
40
nicatur etiam ipsi, was Euer Kayserlicher Mayestät gesandten auf ieztbemelte relationes
41
weiter befohlen wirdt.
hienausgeben

46
Gemeint ist ein ausformulierter Gesamtentwurf für den Friedensvertrag mit Schweden. Im
47
Gegensatz dazu waren bspw. die Art. I-V *KEIPO5* [praes. 1647 Dezember 17] in Form
48
einer Korrekturliste herausgegeben worden.
.

12
Demnach unnß auch unser rath und gehaimber reichssecretarius Schröder
13
von Dreßden aus etliche ursachen, warumb es bey den hiebevor hinauß-
14
gegebenen instrumento pacis verbleiben soll, so ihme der Chursächssische

[p. 313] [scan. 407]


1
gehaimber rath Metsch

26
Metzsch.
zugestelt, eingeschlosßen

27
Schröder an Ferdinand III., Dresden 1648 Januar 17 (Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54f.
28
420–432). In seinem Schreiben berichtet Schröder, daß diese Argumente doch gueten theils
29
von Leuber aufgesetzt wurden (fol. 420). Das genaue Datum, an dem Schröder die Ratio-
30
nes von Metzsch erhalten hat, enthält das Schreiben nicht. – Schröder hat auf Wunsch der
31
kfl. Räte die ihm übergebenen Rationes zunächst ad marginem beantwortet (vgl, die Rela-
32
tion Schröders vom 27. Januar 1648, d.i. [Nr. 108 Beilage [1]] ), vom Ks.hof erhielt er zusätz-
33
lich eine Widerlegung, der er sich in den Verhandlungen mit den Räten gebrauchen sollte,
34
ohne diese jedoch in Schriftform zu übergeben (Ferdinand III. an Schröder, Prag 1648
35
Februar 1. Ausf.: RK FrA Fasz. 54f. 559–559’ – Konzept: ebendafol. 557–558. Beilage
36
[1]: Ksl. Widerlegung der prot. Rationes für den internen Gebrauch Schröders,s.l. [vor 1648
37
Februar 1]. Kopie: ebendafol. 560–562’. Dazu gehört: Ga. dep. Räte (Kurz, Trauttmans-
38
dorff, Carretto, Gebhard. Söldner, Walderode) und Beschluß Ferdinands III.,s.l. 1648 Ja-
39
nuar 31 und Februar 1).
, also haben wir eüch
2
solche hiemit in abschrifft überschikhen wollen, mit dem gnedigsten
3

16
3 befelch] Im Gutachten (II) (fol. 481 re. Spalte): Auß ietzt abgeleßenem schreiben deß
17
Schröders befinden die gehorsambste räthe, daß von dem Leüber fort böße officia ge-
18
laistet werden undt daß eben er sine mandato deß herren churfürsten dergleichen rationes
19
muß auffgesetzt haben, so in facto sich gantz anderst verhalten. Dieweil es aber gleich-
20
wohl an deme, daß der Schröder ehiste antwortt von dem herrn churfürsten zu erwartten
21
hatt, so hielte man noch zur zeith nicht vor rathsamb, sich über diße rationes viel herauß-
22
undt in ein gezänckh einzulassen, sonder es bleiben dieselbe dahingestelt, biß man sicht,
23
ob sich Chursachßen in seiner antwortt super instrumento pacis dardurch hett lasßen irr
24
machen oder nit. Es werden alßdan deductiones in contrarium leicht khinden gemacht,
25
und dem herrn churfürsten daß contrarium dargethan werden.
bevelch, das ihr solche bey eüch behaltet und, da sy durch die protesti-
4
rende alberait schon spargirt

40
Die von Thumbshirn bei der Übergabe der prot. Declarationes ultimae angeführten
41
Gründe, warumb sie [die prot. Rst. ] nit schuldig ze sein vermeinten, von deme, so anvor
42
im instrumento verglichen, im geringsten ze weichen, entsprachen weitestgehend (s. Anm.
43
9) den hier überschickten Rationes (vgl. [Nr. 96 Beilage A bei Anm. 21] ; s. auch [Nr. 113] ).
, das ihr eüch bevleisset, nit allein ein exem-
5
plar zu bekommen, sondern auch die compilatores in erfahrung zu brin-
6
gen, und unß neben überschikhung des exemplar dieselbige benenne[t].
7
Darneben aber wollet ihr eüre widerlegung darwider aufsezen und unß
8
zu vernerer unserer erklärung zuekommen lassen und derselben erwart-
9
ten, eüch aber inmittelst in kein schrifftliches oder mündtliches weitleüff-
10
tiges disputat einlassen.

11
Beilage [1] zu Nr. 97

12
Protestantische Rationes für die Beibehaltung des *KEIPO4B* ,s.l. [vor 1648 Januar 17].
13
Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1954fol. 186–193; ebenda Fasz. 54f. 421–431;
14
ebenda fol. 435–439’; GehStReg Rep. N Ka. 22 Fasz. 21 pars 2 nr. 21fol. 623–637’ – Druck:
15
Meiern IV, 889–894

44
Der Text bei Meiern enthält Additamenta ad Rationes (Text: Meiern IV, 893f. ) aus dem
45
Vortrag Thumbshirns, die in der hier überschickten, schriftlichen Fassung der Rationes so-
46
wie
in den übrigen angegebenen Aktenüberlieferungen fehlen.
.

[p. 314] [scan. 408]


1
–/ 98/–

2

Nassau an Ferdinand III.


3
Münster 1648 Januar 24

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 36–36’, praes. 1648 Februar 2 = Druck-
5
vorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

6
Warten auf Entscheidung des französischen Königshofs über das Lothringen-Angebot der
7
französischen Gesandten.

8
Unterredung Scherers mit den französischen Gesandten: Bitte um Unterstützung des kur-
9
trierischen Anspruchs auf Befreiung von der Beteiligung an der schwedischen Armeesatisfak-
10
tion.

11
Weiln mir von hiesiger friedenshandlung seither meines letztern

29
Relation vom 21. Januar 1648 ( [Nr. 94] ).
nichts
12
fürkommen, sondern dorfürhalte, daß alles auff erwarttung deß könig-
13
lichen consens von Pariß, die Lothringische restitution betreffendt

30
Gemeint ist der Vorschlag der frz. Ges. zur Restitution Hg. Karls IV. von Lothringen (vgl.
31
die Relation Nassaus vom 17. Januar 1648, d.i. [Nr. 90] ).
, be-
14
ruhe, alß weiß Ewer Kayserlicher Mayestät vor dießmahl allerunderthä-
15
nigst nichts zu berichten.

16
Dieser tagen ist ein Churtrierisch gesandte, Dr. Scherer, von Oßnabruck
17
anherkommen, welcher, wie ich vernommen, bey denen Frantzosen alhie
18
erinnerung gethan, weiln die cron Franckreich ihrer churfurstlichen gna-
19
den zu Trier versprochen habe, daß sie zu der Schwedischen satisfaction
20
nichts beytragen solte, sie auch anitzo, da man der Schwedischen militien
21
einige satisfaction einwilligen wurde, dabey manuteniren wollen, dan ihre
22
churfürstliche gnaden darzu daß wenigste zu geben gar nitt gemeindt
23
wehren

32
Über die Reise Scherers nach Münster hatten die ksl. Ges. in Osnabrück bereits am 20.
33
Januar 1648 berichtet (vgl. [Nr. 92 bei Anm. 20] ).
.

24
Ich

28
24 verstehe] Im Konzept vernemme.
verstehe aber, daß sich die Frantzosen erclehrt haben solten, sie wüsten
25
sich dergleichen versprechen nitt zu erinneren, wolten sich darumb er-
26
kündigen. Wan die cron Franckreich es einmahl versprochen, so wurde
27
sie auch dabey verpleiben.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1648 Januar 27

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 133–134’, 149–149’, praes. 1648 Februar 7 =
5
Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 56a (1648 I s.d.)fol. 127–129; KHA A 4 nr. 1628/23
6
unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1946fol. 105–107.

7
Bislang keine Erklärung der Kurfürsten von Sachsen, Brandenburg oder anderer protestan-
8
tischer Reichsstände zu den kaiserlichen Änderungswünschen am KEIPO4A .

9
Verhandlungen mit den schwedischen Gesandten über die Declarationes ultimae der pro-
10
testantischen Reichsstände (1648 I 26), außerdem über Pfalz-Sulzbach, Solms-Hohensolms,
11
Ysenburg-Büdingen, Baden-Durlach, Sayn-Wittgenstein, Waldeck und die Amnestie in den
12
kaiserlichen Erblanden; Ablehnung des kaiserlichen Textvorschlags zur Amnestie in den kai-
13
serlichen Erblanden durch Schweden, deren erneutes Drängen auf Verhandlungen über Hes-
14
sen-Kassel und die schwedische Armeesatisfaktion; unnachgiebige Haltung der schwedischen
15
Gesandten beim Reichsreligionsrecht.

16
Einigung mit den katholischen Reichsständen über die Autonomie im Reich; Textvorschlag
17
zur Reform der Reichsgerichte.

18
Hoffnung auf Einigung zwischen Kaiser und Reichsständen.

19
Verweis auf die Beilagen 1 und 2 betreffend einen Beschluß der katho-
20
lischen
Reichsstände und das Protokoll vom 24., 25. und 26. Januar 1648.
21
Nachdem wir dan noch nit wißen konnen, weßen sich gegen Ewer Kay-
22
serliche Majestätt der her churfurst zu Sachßen in puncto communicatio-
23
nis instructionis

36
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
endtlich erclehrt, allermaßen sich seiner churfürstlichen
24
durchllaucht abgeordtneter laut angezogenen protocolls gegen unß endt-
25
schüldigt

37
Zum Anbringen Leubers bei den ksl. Ges. vgl. APW [III C 2/2, 960 Z. 30 – 962 Z. 13] ;
38
Schreckenbach, Kursachsen, 77f.
, daß ihme die deßhalben vertröstete resolution noch nit zu-
26
kommen, zumahlen von des freyherrns von Plumenthall ankunfft oder
27
negociation bey dem herrn churfürsten von Brandenburg biß dato einige
28
nachricht nit einglangt, wir also vermerckt, daß bey sogestalten dingen
29
auff den in der instruction unß fürgeschriebenen modum nit fortzukom-
30
men

39
Die Hauptinstruktion sah als äußerstes Mittel einen Vorgriff der ksl. Ges. vor. Hierfür
40
sollten sich die Ges. zuvor der Unterstützung der Kf.en, der wichtigsten prot. Rst. sowie
41
Schwedens versichern (vgl. Nr. 29 Absatz beginnend mit Soviel aber [ [S. 123 Z. 30] ]).
unnd weder bey denen Chursachßischen noch Churbrandenburgi-
31
schen, weniger andern gesandten einiger durchgehender beyfall und
32
handthabung nit zu erhalten, so haben wir zu vortsetzung der tractaten
33
und selbige zu einigen schließlichen veranlaßung zu bringen, kein ander
34
mittl zu ergreiffen gewust, alß uber der protestirenden declarationes

42
Prot. Declarationes ultimae vom 21. Januar 1648 ( [Beilage B zu Nr. 96] ).
unß
35
vorderist mit denen Schwedischen, dan auch mit ienen selbst in confe-

[p. 316] [scan. 410]


1
rentz einzulaßen, waß darvon

28
1 annemblich] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage nemblich.
annemblich zu erclehrn, wegen der miß-
2
stimmenden puncten aber

29
2 weitern versuch] In der Kopie KHA verzug.
weitern versuch zu thuen.

3
Wir sein also gestrigen sontag nachmittags bey denen Schwedischen er-
4
schienen und haben unß in puncto amnestiae von einem absatz zum an-
5
dern uber der protestierenden schrifft erclehrt, auch daruber der Schwe-
6
dischen acceptation erfordert, wie das protocoll numero 3 umbständtlich
7
weiset.

8
Demnach sein wir ferners ad paragraphos adhuc discrepantes für-
9
geschrietten, in welchen sie des herrn Pfaltzgraffen von Sültzbach prae-
10
tension nuhmehr gantz auß dem instrumento zu cassirn vorgeschlagen

31
Art. IV § „Comiti Palatino Solisbacensi“ *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 898’, d.i.
32
Zusatz zu KEIPO4A : Meiern IV,848 ).– *KEIPO5* enthielt ebenfalls einen Textvor-
33
schlag
betr. die Restitution Pgf. Christian Augusts von Pfalz-Sulzbach (Text: Meiern IV,
821 letzter Absatz). Vgl. im einzelnen das beiliegende Protokoll (bei Anm. 39).
,
11
so vor diesem auch bewilligt gewesen. Sein aber hernach nit dabey geblie-
12
ben, sondern habens allein ex materia gravaminum ad punctum amnestiae
13
transferirt und biß daher behaubtet

35
Die Regelung betr. Pfalz-Sulzbach war von den schwed. Ges. im SEIPO2 ([praes. Osna-
36
brück 1647 März 29]) unter den Amnestiefällen (Art. IV) aufgeführt worden (Text:
37
Meiern V, 459 sechster Absatz). Zuvor war die Sache von den Schweden und Protestanten
38
unter den Religionsgravamina geführt worden (vgl. exemplarisch: Salvii Auffsatz über den
39
punctum Gravaminum,s.l. 1646 November [6/16]. Text: Meiern III, 431 zweiter Absatz
40
– Endliche Erklärung der prot. Rst. , Osnabrück 1647 Februar 25[/März 7]. APW II A 5
41
[Nr. 304 Beilage [1]] ; Text hier: Meiern IV, 95 letzter Absatz); die Erklärung Trauttmans-
42
dorffs im Namen der kath. Rst. betr. die Gravamina (Endliche Erklärung) vom 30. No-
43
vember 1646 enthielt dagegen keine Regelung betr. Pfalz-Sulzbach.
. Daß sie es aber ahnietzt gantz auß-
14
zulaßen nachgeben wollen, geschicht sonder allen zweiffl darumb, daß sie
15
nochmahlen in hoffnung stehen, die executionem pacis mit ihrn waffen
16
vorzunehmen. Wir haben unß benohmen, des Pfaltz Newburgischen
17
deputati

44
Caspars.
erclehrung hierüber zu erfordern.

18
Der Hohensolms und Isenburgischen sachen scheint, daß sie sich begeben
19
werden.

20
Deßgleichen erkennen sie die unbillichkeiten der Baden Durlachischen
21
wie auch der Wittgensteinischen praetensionum mit Freyßburg, Valendar
22
unnd Hachenburg, sodan der Waldeckischen mit Pirmont, wollen doch
23
nit gehrn ihre favoriten offendirn, sondern suchen alle mittl, wie die sa-
24
chen sonst auff einen güttlichen außtrag zu richten.

25

30
25–317,3 Bey – und] Fehlt in der Kopie RK FrA .
Bey dem § „Tandem omnes etc.“

45
Art. IV § „Tandem omnes“ KEIPO4A betr. die Amnestie in den ksl. Erblanden (später
46
Art. IV,51IPO = § 40IPM; vgl. [Nr. 17 Anm. 53] ).
haben wir ihnen Ewer Majestätt ercleh-
26
rung inhalts numero 4 hinaußgeben, aber einige categoricam von ihnen
27
nit erhalten konnen, sondern alß wir ihnen angezeigt, daß Ewer Majestätt

[p. 317] [scan. 411]


1
sich nimmermehr zu einem andern würden vermögen laßen, demnach
2
vermeindt, auch ad punctum gravaminum fürzuschreiten, haben sie aber-
3
mahlen die Heßen Caßlische sachen, der cron Schweden und deroselben
4
kriegsvolcks satisfaction herfürgebracht, mit vertröstung, daß wan diese
5
puncten vorderist erledigt, alßdan sie in allem ubrigen quoad amnestiam
6
et gravamina unß alle mögligste willfahr zu leisten

28
6 verschaffen] In der Kopie RK FrA versehen.
verschaffen wölten.

7
Nichtsdestoweniger haben sie hiebey auch die materias gravaminum
8
kurtz durchlauffen, aber alles noch prioribus inhaerendo, ohne daß sie
9
sich im geringsten

29
9 zu weichen] In der Kopie RK FrA zu weisen.
zu weichen ansehen laßen.

10
In materia autonomiae ad § „Quantum deinde ad comites“ 12

31
Art. V § 12 KEIPO4A betr. das Religionsrecht der Mediatstände (auch Landsassen, Vasal-
32
len) und Untertanen (später Art. V,30–37IPO ← § 47IPM).
sein wir
11
mit denen catholischen des auffsatz numero 5 einig.

12
Die reformationem iustitiae

33
Art. V § 20 KEIPO4A (später Art. V,53–58IPO ← § 47IPM).
betreffendt befinden wir zwar, daß Ewer
13
Kayserliche Majestätt in der instruction vom

30
13 6. Decembris] In der Kopie RK FrA fälschlich 16. Decembris.
6. Decembris gnädigste an-
14
regung thuen, der sachen weiter nachgedencken zu laßen , iedoch solte
15
die angemaaßete praesentatio parium ex utraque religione

35
Der Textvorschlag in den prot. Declarationes ultimae lautete: Assessores camerae sint nu-
36
mero ex utraque religione pares […] (Text: Meiern IV, 880 vierter Absatz).
ad proxima
16
comitia remittirt werden. Weilen aber unß biß daher nichts weiters zu-
17
kommen, wir auch lenger nit einhalten können, zumahlen die gantzliche
18
remission ad comitia des 18., 19. und 20. articuli, wie es die catholische
19
begehrten

37
Art. V §§ 18–20 KEIPO4A betr. Reichsdeputationstage, -deputationen und -kommissio-
38
nen, das Verbot einer Mehrheitsentscheidung sowie die Reform der Reichsgerichte (später
39
Art. V,51–58IPO ← § 47IPM). *KEIPO5* enthielt entsprechende Forderungen nach
40
Vertagung dieser Fragen auf den nächsten RT (Text: Meiern IV, 825 zehnter – zwölfter
41
Absatz).
, ie nit zu erhalten sein würde, so haben wir dies ortts den
20
auffsatz, wie numero 6 zu sehen, verfaßet und vermeinen, der werde der
21
instruction und Ewer Kayserlicher Majestätt allergnädigster intention ge-
22
meß sein.

23
Wir sein nuhn im werck, dies alles auch denen protestirenden vorzuhal-
24
ten. Allem ansehen nach, wa diese nit ohne mittl sich selbst mit Ewer
25
Majestätt und denen catholischen vergleichen, würde schlechte hoffnung
26
sein, daß man mit den Schwedischen noch in geraumer zeit zu einem völ-
27
lichem schluß würde glangen mögen.

[p. 318] [scan. 412]


1
Beilage 1–6 zu Nr. 99


2
Beilage 1 zu Nr. 99

3
Conclusum der katholischen Reichsstände betreffend die Reaktion auf die protestantischen
4
Declarationes ultimae, s.l. 1648 Januar 23. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 135–135’;
5
ebenda Fasz. 92 XIV nr. 1944fol. 114; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.; Giessen 200 fol. 359

40
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 204–204’.
.

6
Beilage 2 zu Nr. 99

7
Protokoll, [Osnabrück] 1648 Januar 24, 25, 26. Fehlt [Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. –
8
Druck: APW III C 2, 958 Z. 29 – 962 Z. 13].

9
24. Januar 1648. Kurmainz übergibt das Conclusum der katholischen Reichsstände betref-
10
fend
die Reaktion auf die protestantischen Declarationes ultimae.

11
Nachmittags bringen die kurkölnischen Gesandten ihre Anliegen betreffend Hildesheim,
12
Pyrmont und Aachen vor, die Kurtrierischen übergeben die Partikularforderungen Söterns

41
Kurtrierische Partikularforderungen, praes. [Osnabrück] 1648 Januar 24. Kopie: RK FrA
42
Fasz. 92 XIV nr. 1945fol. 101, 102. Ob dieser Schriftsatz ebenfalls als Beilage zu dieser
43
Relation an den Ks.hof überschickt wurde, ist unklar.

13
und bitten um deren Beachtung; andernfalls sollen sie sich wieder nach Münster begeben.

14
Abends erläutert Fromhold Volmar 1. die von Kurbrandenburg befürworteten Konditionen
15
der Entschädigung Hessen-Kassels; 2., daß Kf. Friedrich Wilhelm von Brandenburg in die
16
Abtretung der von Mecklenburg geforderten Johanniterkomtureien nicht einwilligen wird.

17
25. Januar 1648. Unterredung der ksl. Ges. mit den Kurmainz- und Kurkölnischen über die
18
Entschädigung Hessen-Kassels, anschließend Unterredung derselben mit dem hessen-darm-
19
städtischen Gesandten

44
Vermutlich Todtenwarth.
über den Marburger Sukzessionsstreit.

20
26. Januar 1648. Unterredung mit Leuber, der noch keine Resolution Kurfürst Johann
21
Georgs über die kaiserlichen Anderungswünsche am KEIPO4A [Nr. 29] erhalten hat. An-
22
schließend Verhandlungen über dessen neueste Weisung betreffend die Verbindlichkeit von
23
KEIPO4A , die Autonomiebestimmungen im Reich, den kaiserlichen Erblanden und Schle-
24
sien, über Wollin, Hanau-Lichtenberg, Ysenburg, die Stadt Magdeburg, Markgraf Christian
25
Wilhelm von Brandenburg, die Parität der Assessoren am Reichskammergericht, Egeln und
26
den Einschluß der Reformierten in den Friedensvertrag.

27
Nachmittags Verhandlungen der Kaiserlichen mit den schwedischen Gesandten über die
28
Declarationes ultimae der protestantischen Reichsstände.

29
Die Kurmainzischen teilen den Kaiserlichen mit, sie sollten zunächst keine weitere Erklärung
30
herausgeben; die katholischen Reichsstände wollen eine Gegenerklärung zu den protestanti-
31
schen
Declarationes ultimae verfassen.

32
Beilage 3 zu Nr. 99

33
Protokoll, [Osnabrück] 1648 Januar 26. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 137–142’ =
34
Druckvorlage; ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1946fol. 108–112’; ebenda fol. 161–162’ (Ex-
35
trakt
); KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

45
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 209–215.
.

36
Sontags, den 26. Januarii 1648, nachmittag, ist die conferentz super instrumento pacis in
37
aedibus domini comitis de Oxenstirn continuirt und a parte Caesareanorum erinnert wor-
38
den, nachdeme die protestirende ständt unlengst sich uber der catholischen stände auß-
39
geanthworttete temperamenta uber beyde puncta amnestiae et gravaminum

46
Art. I–V *KEIPO5* ,s.l. [praes. 1647 Dezember 17] ( [Nr. 53 Beilage B] ).
in schrifften

[p. 319] [scan. 413]


1
erclehrt hetten

33
Declarationes ultimae der prot. Rst. vom 21. Januar 1648 ( [Nr. 96 Beilage B] ).
, alß hette man diesseits nit underlaßen, uber solche erclehrung ferners mit
2
denen catholischen ständen zu communicirn und dern gedancken zu vernehmen, und weh-
3
ren wir zu dem ende itzo bey ihnen, Schwedischen, erschienen, umb auff solche der pro-
4
testirenden stände schrifft unß mit unser gegenerclehrung vernehmen zu laßen. Wan es dan
5
denen Schwedischen gesandten gefellich, wölte man selbe schrifft für die handt nehmen und
6
von punct zu punct durchgehen.

7
Illi bedanckten sich der heimbsuchung halber und bezeigten sich auch ihrstheils begierich,
8
das werck zu befördern, laßen ihnen also gefallen, daß der protestirenden erclehrung under
9
handen genohmen und darüber communication gepflogen werde, prout dicta protestantium
10
declaratio fuit lecta.

11
Im anfang erinnerten die Schweden bey dem prooemio selbigen schrifft

34
Bezug auf Abschnitt I der prot. Declarationes ultimae (Text: Meiern IV, 877f.). Die De-
35
clarationes sind in drei Abschnitte unterteilt.
, daß sich ihrer
12
offtmahls beschehenen außdingung, das von demienigen, waß einmahl vergliechen gewest,
13
nitt zu weichen, noch solches wieder in new disputat zue ziehen, keinsweegs begeben kon-
14
ten, sondern derose[l]ben vestiglich inhaerirn müsten. Hingegen ist man dieserseits ihnen
15
einiges verbindtlichen vergleichs in einigen punct, solang nit alles vergliechen und der friedt
16
völlich geschloßen seie, gar nit gestendich gewest.

17
Bey den § 2

36
Bezug auf Abschnitt II der prot. Declarationes ultimae (Text: Meiern IV, 878–880 ).
sein sie circa titulum „semper Augustus“ zu einiger cathegorischer erclehrung
18
nit zu bringen gewest, sondern in denen terminis bestanden, daß, wan man in den ubrigen
19
einig und die cron Schweden ein reichsstandt sein würde, dieselbe sich alßdan auch hiebey
20
also bezeigen wölte, daß man derentwegen lenger im krieg zu bleiben kein ursach haben
21
wurde, entdtlich es benohmen, mit dem hertzogen von Longaville (deßen sie morgen alhie
22
erwahrteten) darauß zu communicirn.

23
Die von den protestirenden proiectirte clausula „Quemadmodum vero tales etc.“

37
Später Art. III,2IPO ~ § 6IPM. Die von den ksl. Ges. in den Differenzpunkten vom 4.
38
Januar 1648 (Beilage A zu Nr. 73, hier Meiern IV, 843 sechster Absatz) vorgeschlagene
39
Vorbehaltsklausel ( clausula salvatoria) war von den prot. Rst. grundsätzlich aufgegriffen,
40
jedoch in den Declarationes ultimae umformuliert worden (hier Meiern IV, 878 dritter
41
Absatz; beide Fassungen nebeneinander in Volmars Arbeitsexemplar von KEIPO6 [wie
42
[Nr. 89 Anm. 10] ]).
ist bey-
24
derseits beliebt worden.

25
Imgleichen der articulus 4 circa versiculo „ut autem etc.“

43
Später Art. IV,1IPO = § 7IPM. Die prot. Declarationes ultimae enthielten einen im
44
Vergleich zu den ksl. Differenzpunkten vom 4. Januar 1648 leicht erweiterten Textvor-
45
schlag
zur Neufassung des Art. IV Absatz beginnend mit Ut autem KEIPO4A (vgl.
46
Meiern IV, 878 ).
.

26
Bey den § „Ante omnia“

47
Art. IV Absatz beginnend mit Ante omnia *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 896’–898;
48
später Art. IV,2–19IPO = § 10–27IPM).
, die Pfaltzische sach betreffendt, laßen es die Schweden bey ihm
27
concept, so von ihrn secretario underschrieben und denen Frantzosen nachen Münster zu-
28
geschickt worden

49
Bezug auf das schwed. Exemplar der Vereinbarung über die pfälzische Restitution vom
50
August 1647 ( APW II A 6 Nr. 202 Beilage A).
, allerdings bewenden. Ob solchs durch die Frantzosen ad manus domi-
29
norum mediatorum depositirt worden oder nit, davon seie ihnen nichts bewust, betten auch
30
denen Frantzosen deßwegen keine commission geben, sondern wehrn mit denselben dar-
31
über wegn des passus, die religion in der Undern Pfaltz betreffendt, waß different gewest;
32
die Frantzosen hetten eine clausulam reservatoriam religionis einrücken wöllen

51
Gemeint sind die frz. Bemühungen um die freie Ausübung der kath. Religion in der Un-
52
terpfalz
; vgl. die dementsprechende Klausel im FEIPM1 (Text hier: Meiern V, 144 achter
53
Absatz beginnend mit Exercitium Catholicæ Religionis).
, warzu sie,

[p. 320] [scan. 414]


1
Schweden, ihrstheils nit verstehen können, darumb sie bey ihrn auffsatz, wie derselb alhie
2
mit den Kayserlichen vergliechen seie, bleiben müsten.

3
Bey dem § „Controversia etc.“

34
Art. IV § „Controversia“ KEIPO4A betr. Kitzingen, Wülzburg und die Patronats- und
35
Ordinariatsrechte (iura presbyterialia ) in der Gft. Schwarzenberg und der Hft. Hohen-
36
landsberg
(später Art. IV,23IPO = § 29IPM).
ist man wegen außlaßung der wörtter „ad haec omnia
4
presbyterialia iura etc.“ einig gewest.

5
Imgleichn hat mans diesseits bey dem § „Domus Wurttembergica etc.“

37
Später Art. IV, 24–25IPO sowie §§ 31(2), 32IPM (vgl. [Nr. 29 Anm. 36] ). Zum prot. Text-
38
vorschlag
in den Declarationes ultimae vgl. Meiern IV, 878 .
bey der protesti-
6
renderen [!] auffsatz, alß welcher in der billichkeit fundirt, bewenden laßen, weilen ohnedaß
7
oben bemelte clausula generalis ad salvandum iura domini episcopi Spirensis gnugsamb ist

39
Gemeint ist die Vorbehaltsklausel Quemadmodum vero tales (wie Anm. 22). Die Forde-
40
rung nach Einfügung eines Vorbehalts enthält auch die Liste der kurtrierischen Partiku-
41
larforderungen, die die kurtrierischen Ges. den Ksl. am 24. Januar 1648 im Namen Söterns
42
übergeben hatten (wie Anm. 15).
.
8
§ „Dux de Croy etc.“

43
Betr. u.a. die im folgenden angesprochene Rechtsstellung der Hft. Finstingen (Fénétrange)
44
(später Art. IV,28IPO ← § 35IPM).
ist auch placidirt worden, daß der versiculus „maneat dictum domi-
9
nium“ außzulaßen und hingegen einzurücken „quaestione iurium Imperii ratione Vinstrin-
10
gen ad cameram remissa“.

11
§ „Comitibus Nassaw Saraepontanis“

45
Später Art. IV,30IPO ← § 35IPM.
ist diesseits erinnert worden, daß es billich bey den
12
temperamentis catholicorum

46
Gemeint ist Art. IV *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 822 siebter Absatz).
zu laßen und die wortter „nominatim ea quibus a ducibus
13
Lotharingiae etc.“ usque ad finem außzulaßen, weilen sie in invidiam ducis Lotharingiae
14
gesetzt, die graffen von Naßaw Sarbrücken schon wieder in possessione sein und durch die
15
vorgehende disposition alles, waß sie verlangt, uberkommen thetten. Sueci schlagen zum
16
mittl für, man solte den graffen von Naßaw Sarbrücken deßwegen a parte einen schein ge-
17
ben, daß die außlaßung solcher specialwörtter ihnen kein nachtheil gebehrn solte. Nos: Seie
18
unnöttig, weilen plena dispositio amnestiae paciscirt, doch wölten den sachen nachdencken.
19
§ „Quod vero ad comitatum Pyrmont etc.“

47
Art. IV § „Domus Waldeck“ Absatz beginnend mit Quod vero ad comitatum Pyrmont
48
*KEIPO4B* betr. den Verbleib der Gft. Pyrmont bei den Gf.en von Waldeck ( RK FrA
49
Fasz. 98efol. 899’; Text: Meiern IV, 850 ). Diese Regelung ist ein Zusatz zu KEIPO4A .
, nos, wir hetten es alzeit darfürgehalten, daß
20
dieser paragraphus gar außzulaßen, weil die sach ad amnestiam nit gehorig, dan seie ein-
21
mmahl offenkündig, daß sie vom krieg nit herrühre. Seie auch iustitia für augen, daß sich
22
die graffen von Waldeck ad feudum nit qualificirn

33
22 köndten] Korrigiert aus der Kopie in RK FrA Fasz. 92 XIV; in der Druckvorlage konte.
köndten, prout fuit latius demonstratum,
23
der ultimus vasallus auch in praeiudicium domini directi possessionem nit intervertirn oder
24
in alium extraneum via constituti transferirn konnen

50
Das Gf.enhaus Gleichen hatte die Gft. Pyrmont 1625 in einem Erbvertrag den Gf.en von
51
Waldeck vermacht ( APW III C 2/2, 916 Anm. 3)
, seie gleichwoll eine schwehre zu-
25
muthung, daß die churfürstliche durchllaucht zu Cöllen umb ihr eigenthumb mit gebunde-
26
nen henden richten solten, ohnedaß auch dies werck eine gefahrliche consequentz auff alle
27
lehnherrn im Reich nach sich ziehe, und würde solchergestalt die cron Schweden selbst in
28
denen fürstenthumben Pommern, Bremen und Verden, da es dergleichn lehen viel gebe,
29
inskünfftig nit außer gefahr der interversion der possession sein, wan dem lehentrager, der
30
ethwo sahe, daß das lehen dem lehensherrn nach seinem todt würde erledigt werden, solches
31
per viam constituti auff andere zu bringen solte erlaubt sein. Illi: Wollen mit denen protesti-
32
renden darauß communicirn, konten sich ohne dern vorwißen hierin nit ändern.

[p. 321] [scan. 415]


1
§ „Debita etc.“

30
Art. IV § „Debita“ KEIPO4A betr. Schuldenwesen (Text: Meiern IV, 564 zweiter Ab-
31
satz
; später Art. IV,47IPO = § 37IPM). Zu den prot. Änderungswünschen in den Decla-
32
rationes ultimae vgl. Meiern IV, 879 zweiter Absatz.
bleibt, wie er von denen protestirenden gesetzt, additis post verbum „pro-
2
bantes“ „veram et inevitabilem“.

3
§ „Sententia etc.“

33
Art. IV § „Sententiae“ KEIPO4A betr. die Suspension und Revision der während des
34
Krieges ergangenen Urteile in weltlichen Sachen (Text: Meiern IV, 564 dritter Absatz;
35
später Art. IV,49IPO = § 38IPM).
. Sueci erinnern, daß gegen außlaßung der parenthesis wegen Uden-
4
heimb

36
*KEIPO5* forderte die Auslassung der Worte prout contigisse dicitur in causa Speier
37
contra Speier praetensae demolitionis Udenheim (Text: Meiern IV, 823 ).
der statt Speyr ein schein von denen Kayserlichen zu ertheilen, daß dern action
5
under der generalregul begrieffen und solche außlaßung ihnen nit zu nachtheil gereichen
6
solte. Nos: Konnen darzu nit einwilligen, weilen es gnug, daß dieser casus a regula nit exci-
7
pirt worden.

8
§ „Vidua et haeredes etc.“

38
Art. IV § „Vidua & hæredes Comitis a Brandenstein“ KEIPO4A betr. die Restitution der
39
Witwe und der Erben des Gf.en von Brandenstein (Text: Meiern IV, 563 achter Absatz;
40
später Art. IV,44IPO ← § 35IPM). – In den prot. Declarationes ultimae heißt es […]
41
addatur: „restituantur in omnia ex causa belli adempta, nec creditoribus in vim solutionis
42
concessa bona et irrevocabiliter indulta iura“; caetera deleantur (Text: Meiern IV, 879).
43
*KEIPO5* forderte die Auslassung oder Umformulierung dieser Regelung (vgl. ebenda,
44
823 elfter Absatz).
laßen es unßerstheils bey der protestirenden auffsatz bewenden,
9
wiewoll wir alzeit darfürgehalten, daß es beßer seie, gantz außzulaßen.

10
Nachdeme nuhn solchergestalt das memorial der protestirenden durchgangen, hat man fer-
11
ners diesseits erinnert, waß darin noch ermanglete und von denen protestirenden nit berürt
12
worden.

13
Alß erstlich wegen der Sultzbachischen sach, dabey wir unßern vorigen auffsatz inhaerirt

45
Gemeint ist der ksl. Textvorschlag zu Art. IV § „Comiti Palatino Christiano“ *KEIPO4B*
46
in *KEIPO5* (Text: Meiern IV, 821 letzter Absatz).
.
14
Illi: könten es nit zugeben und wölten lieber sehen, daß es gantz außglaßen, alß auff solchn
15
schlag eingerückt würde. Nos: Es seie sölchs auch von anfang im vorschlag und einmahl
16
schon beyderseits beliebt gewest, hernacher aber von denen protestirenden wieder einge-
17
bracht und seithero pro et contra vielfaltig bestritten worden

47
Vgl. die Darstellung der Entwicklung in Meiern IV, 848 .
, es also nuhmehr in unßer
18
macht allein nit stehe, in die außlaßung zu verwilligen. Wölten mit dem Pfaltz Newbur-
19
gischn darauß reden.

20
Wegen der Baden Durlachischn sach

48
Art. IV § „Fridericus marchio Badensis“ *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 899; später
49
Art. IV,26–27IPO = §§ 33–34IPM).
ist nichts gehandtlet, sondern auff der Schweden er-
21
innern, daß sich die fürstlich Altenburgischen und Braunßschweig Lüneburgische einer in-
22
terposition zwischen denen partheien zu underfangen gemeindt, die sach bey dieser confe-
23
rentz auff seiten gestelt worden.

24
Bey dem paragrapho wegen Solms und Hohensolms

50
Art. IV § „Itemque restituatur“ KEIPO4A (Text: Meiern IV, 562 siebter Absatz; später
51
Art. IV,33IPO ← § 35IPM). In *KEIPO5* war die Auslassung dieses Paragraphen ge-
52
fordert
worden ( ebenda, 822).
ist diesseits erinnert worden, daß es
25
billich bey unßern auffsatz sein bewenden haben müße, angesehen iurata transactio verhan-
26
den und es ie nit gegen Gott zu veranthwortten, von einer solchen geschwohrnen trans-
27
action zurückzufallen. Illi insistunt, daß sie in sölchn auffsatz nit willigen könten, und wol-
28
ten unß des graffen von Solms schreiben, waß derselb deßwegen bey ihnen, Schwedischen,
29
erinnert und gesucht habe

53
Wurde nicht ermittelt.
, in abschrifft zustellen laßen.

[p. 322] [scan. 416]


1
§ „Comites de Isenburg etc.“

34
Art. IV § „Comites de Isenburg“ *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 899’; später Art.
35
IV,34IPO ← § 35IPM).
similiter insistunt Sueci, daß es ad amnestiam gehörig und
2
die vollige restitution zu verwilligen seie. Nos: Vermeinen, es könte mit der clausula reser-
3
vatoria petitionis in integrum pro pupillis

36
Gemeint sind die unmündigen Erben des 1635 verstorbenen Gf.en Wolfgang Heinrich
37
von Ysenburg-Birstein (1588–1635) (vgl. Simon, Stammtafel IV). Einen vergleichbaren
38
Vorbehalt enthielten auch die Declarationes ultimae der Mehrheit der kath. Rst. vom 2.
39
Februar 1648 ( [Nr. 109 Beilage [1]] , Text hier: Meiern IV, 926 neunter Absatz; dort pro
40
minoribus statt pro pupillis).
temperirt werden. Illi: Wolten mit den protesti-
4
renden standen ferners darauß communicirn.

5
§ „Rheingravii etc.“

41
Art. IV § „Rheingravii“ *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 899’; später Art. IV,35IPO
42
← § 35IPM).
wöllen die Schweden auch, wie er im getrückten proiect gesetzt, ein-
6
gerückt haben, unangesehen wir erinnert, daß die Frantzosen selbst diese außlaßung verlan-
7
gen

43
Konnte nicht ermittelt werden (s. [Nr. 17 Anm. 32] ).
, die Rheingraffen auch wieder in possessione sein und es also dergleichen disposition
8
nit vonnöthen habe, sondern gnugsamb ex generali regula amnestiae versiechert sein.

9
Bey dem § „Domus Sain et Wittgenstein etc.“

44
Art. IV § „Domus Sayn“ *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 899’; später Art. IV,36IPO
45
← § 35IPM).
ist wegen Freußburg und Valendar diesseits
10
erinnert worden, daß die sach mit der amnestia kein gemeinschafft habe, die kirch zu Trier

46
Gemeint ist das Est. Trier, welches das Schloß Freusburg 1606 besetzt hatte.

11
lengst für dem krieg in possessione gewest und billich darbey zu laßen, und könten die
12
graffen von Wittgenstein ihr recht ahn ortten, wo es befangen, affterfolgen.

13
Illi proponunt pro medio, man solte die acta denen Kayserlichen und cronen zu revidirn
14
undergeben und der sachen also einen außschlag geben.

15
Nos: Churtrier würde darzu nit verstehen wollen, es auch ihr churfürstliche gnaden nit
16
zuzumuthen sein, weilen sie gleichwoll dominus directus wehrn und die sach also ad curtim
17
vasalliticam gehörig, dahero sich ihr churfürstliche gnaden auch erclehrt, der güttlichen
18
handtlung stattzuthuen, wan dieselbe nur im ertzstifft Trier angestelt werde.

19
Illi proponunt aliud medium, daß man alhie solte auß denen ständen auff beydertheil belie-
20
ben gewiße arbitros niedersetzen und denselben die sach zu diiudicirn undergeben, immittls
21
in instrumentum pacis diese clausul hineinrücken, daß es bey deme, waß solche arbitri er-
22
clehrn würden, allerdings verbleiben und von eben gleicher verbindtlichkeit und crafften
23
gehalten werden solte, alß wan es in instrumento pacis decidirt wehre.

24
Nos: Würde sich auch schwehrlich auff solchen schlag richten laßen und Churtrier nit dahin
25
zue bringen sein, daß sich seiner befangenen litispendentz begeben würde, doch wolten mit
26
denen Churtrierischen noch ferners darauß reden.

27
Wegen Hachenbruch

47
Hachenburg.
ist von den Schweden der vorschlag beschehen, daß selbigs gutt biß
28
zu außschlag der sach in sequester zu legen.

29
Nos: Wir hetten auch dem Churcöllnischn gesandten davon apertur geben, der es ad refe-
30
rendum genohmen. Immittls seie auff den 14. dieses zu Cöllen eine tagsatzung, umb die
31
sach zu vergleichen, bestimbt gewest

48
Als Vertreter Wartenbergs war der Osnabrücker GR Dr. Heinrich Batz (Lebensdaten
49
konnten nicht ermittelt werden) am 16. Januar 1648 zu den Verhandlungen betr. Hachen-
50
burg nach Köln gereist (vgl. APW [ III C 3/2, 1048 Anm. 2] ).
; stehe zu erwahrten, wie selbigen abgelauffen. Ist
32
endtlich beyderseits benohmen worden, mit denen interessirten ferners hierauß zu commu-
33
nicirn.

[p. 323] [scan. 417]


1
§ „Tandem omnes etc.“

30
Art. IV § „Tandem omnes“ KEIPO4A betr. die Amnestie in den ksl. Erblanden (später
31
Art. IV,51–55IPO sowie §§ 40–44IPM; vgl. [Nr. 17 Anm. 53] ). – Abweichend von der
32
Hauptinstruktion ( [Nr. 29 bei Anm. 68] ) enthält der beiliegende Textvorschlag die explizite
33
Nennung von Paul Khevenhüller (et inter hos baroni Paulo Khevenhüller cum nepotibus
34
ex fratre quae ad ipsos spectabant ) im § „Illa vero“.
ist denen Schwedischen das proiect, wie selbigen paragraph endt-
2
lich und finaliter einzurichten, zugestelt und abgelesen worden.

3
Illi wollen durchauß in solchen auffsatz nit verwilligen und konten ihrstheils die terminos,
4
quod in ecclesiasticis sese debeant accommodare legibus patriae, wie die formalia gelautet

35
Bezug auf § „Qui vero subditi“ des ksl. Textvorschlags: […] ita tamen ut se teneantur
36
accommodare legibus patriis regnorum et provinciarum tam in ecclesiasticis quam politi-
37
cis.
,
5
so wenig underschreiben, alß wir die extinctionem bonorum ecclesiasticorum im ertzstifft
6
Bremen zu underschreiben gemeindt wehre[n]

38
Zu den Verhandlungen über die Aufhebung der geistlichen Einrichtungen in Bremen und
39
Verden vgl. die Relationen vom 9. und 16. Januar 1648 (Nr.n [78] , [ 86] ).
, weilen es wieder ihre religion und gewißen
7
lauffe, dahero wolten sie sich versehen, wir würden unß eines beßern bedencken und waß
8
milter hiebey erclehren wöllen, sönsten bleibe man im krieg.

9
Nos: Es seie ultima declaratio und stehe in unßer macht nit, unß eines andern zu erclehrn.

10
Solte man darauff den frieden nit erlangen können, müße mans Gott befehlen.

11
Illi: Seposita hac materia, erinnern, man solle die Heßen Caßlische sach, sodan den punctum
12
satisfactionis militiae zuvorderist richtig machen, so würdn sich noch woll temperamenta zu
13
abhelffung des ubrigen finden laßen; selbige unerledigte sach mache alles schwehr und
14
würde für dern erledigung in dem ubrigen zum schluß nit zue glangn sein.

15
Nos insistimus, daß man der ordtnung müße nachgehn. Wan die beyde puncta amnestiae et
16
gravaminum zuvorderist würde[n] ihre richtigkeit haben, so würdn die ubrige den friedn nit
17
auffhalten etc. Nahmen damit unßern abschiedt etc.

18
Beilage 4 zu Nr. 99

19
Kaiserlicher Textvorschlag zur Amnestie in den kaiserlichen Erblanden (lat.), praes.s.l. 1648
20
Januar 26. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 143–143’; ebenda Fasz. 56a (1648 I s.d.)
21
fol. 130–130’; GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 2 nr. 46; Giessen 200fol. 358–358’

40
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 206–206’.

22
Konzept: GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 Nr. 15.

23
Beilage 5 zu Nr. 99

24
Kaiserlicher Textvorschlag zur Autonomie im Reich (lat.),s.l. [1648 Januar 27]. Kopie: RK
25
FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 147–148; ebenda Fasz. 56a (1648 I s.d.)fol. 123–123’, 132;
26
GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 nr. 19.

27
Beilage 6 zu Nr. 99

28
Kaiserlicher Textvorschlag zur Reform der Reichsgerichte (lat.),s.l. [1648 Januar 27]. Kopie:
29
RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 146–146; ebenda Fasz. 56a (1648 I s.d.)fol. 125–126

41
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 232–233’.
.

[p. 324] [scan. 418]


1
–/ 100/–

2

Volmar an Trauttmansdorff


3
Osnabrück 1648 Januar 27

4
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

5
Kein Interesse der schwedischen Gesandten an einer Einigung über Amnestie und Reichs-
6
religionsrecht; unklare Haltung der protestantischen Reichsstände, besonders Kursachsens
7
und Kurbrandenburgs; kein Nachgeben Schwedens bezüglich der Amnestie und Autonomie
8
in den kaiserlichen Erblanden.

9
Drängen Kurtriers auf Anlehnung der katholischen Reichsstände an Frankreich und (ge-
10
meinsam mit Kurmainz) Verbleib beim KEIPO4A . Haltung Kurkölns unklar; Wartenberg.
11
Unzufriedenheit protestantischer Reichsstände mit schwedischer Verhandlungsführung.

12
Longueville und d’Avaux in Osnabrück erwartet.

13
Mit unsern Schweden will es sich wie lenger, ie weniger schikhen, wie
14
dann in gestriger conferentz clärlich erschienen, daß sie gar kein anmuet-
15
tung haben, die stände undereinander zum verglich kommen ze lassen,
16
sondern nur dahien sehen, wie sie ihre privatinteressi mehrers amplificirn
17
mögen, als da seind ihre satisfactiones coronae et militiae, itemque prae-
18
tensiones illae Cassellanae. Hingegen seind die protestierende auch
19
ebenso halßstarrig, und ist unß daß allerbeschwerlichste, daß man noch
20
dato kein gwißheit hatt, wie oder wessen sich ihre majestät gegen Chur-
21
saxen und Churbrandenburg aigentlich zu versehen.

22
So befindt ich auch, daß die Schweden einmal nit gemeint seind, ihre
23
praetensiones wegen der religion und restitution in Kayserlichen erblan-
24
den ze quittirn, sondern deß außgangs ihrer armada bereits vorgenomnen
25
zugs gegen denn obern quartirn zu erwartten

36
Zum Beginn des schwed. Feldzugs 1648 vgl. [Nr. 78 Anm. 11] und Höfer, 148–152.
.

26
Churtrier rathet nochmaln gar starkh, daß man sich in Französische pro-
27
tection setzen soll, und hatt sich dessen derselbe cantzler

37
Anethan.
unlangst in
28
pleno catholicorum selbst vernemmen lassen. Der von Vorburg laufft
29
diß ortts auch uffm sail, und gehen Trier und Maintz fast dahien, daß
30
man alles einwilligen soll, waß hievor im instrumento

38
KEIPO4A .
eventualiter abge-
31
redt worden, darbei es doch die Schweden ebensowenig bleiben lassen
32
werden.

33
Churcöln hatt sich noch super instructione Caesarea

39
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
gegen dero gsand-
34
ten allhier nichts erclärt, sondern es würdt die resolution zu Münster vom
35
herrn bischoff

40
Wartenberg.
auffgehalten. Alldort will man lieber krieg weder frid.

[p. 325] [scan. 419]


1
Ein guetter theil von denn protestierenden seind mit der Schweden pro-
2
cedur übel zefriden, haben aber daß hertz nit, daß sie ohne dero zuzug
3
zum schluss tretten. Halten iedoch darfür, daß entlich alles wider sie auff-
4
stehen werde, und nemmen daß argument von ihren unbillichen handlun-
5
gen und an denn seecanten stetigs fürgehenden portentis

34
Gemeint sind sehr wahrscheinlich entsprechende Berichte in Flugschriften, die über Wun-
35
derzeichen berichteten.
. Dorvon Euer
6
Excellenz auß der beilag etwas nachricht zu ersehen.

7
Die Schweden seind deß duca di Longavilla und conte d’Avaux allhier
8
gewärttig. Obs ad tractandum vel ad valedicendum angesehen, lehret die
9
zeitt.

10
Beilage [1] zu Nr. 100

11
Fehlt.

12
–/ 101/–

13

Nassau an Ferdinand III.


14
Münster 1648 Januar 28

15
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 38–40, praes. 1648 Februar 6 = Druckvor-
16
lage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

17
Warten auf Entscheidung des französischen Königshofs über das Lothringen-Angebot der
18
französischen Gesandten; Festung Nancy.

19
Schreiben Bagnos: Innere Unruhen in Frankreich.

20
Unterredung mit Longueville über das Lothringen-Angebot (1648 I 26): Schleifung der
21
Festung Nancy; Verwunderung der französischen Gesandten über spanische Unnachgiebig-
22
keit in dieser Frage.

23
Unterredung mit Knuyt (1648 I 27): Informationen über anhaltende Unzufriedenheit in der
24
französischen Bevölkerung; Drängen der niederländischen Gesandten auf spanisch-französi-
25
schen Friedensschluß, Unterzeichnung des spanisch-niederländischen Friedens in drei oder
26
vier Tagen.

27
Empfangsbestätigung.

28
Dießmahl ist nichts von diesen tractaten zu berichten, weiln alles auff
29
widerkunfft dessen von den Frantzösischen plenipotentiariis gehn Paris
30
wegen restitution deß hertzogs von Lothringen und demolirung der
31
vestungen im hertzogthumb Lothringen abgeschickten courriers, wavon
32
Ewer Kayserlicher Mayestät bey letzt abgeloffener post allerunderthä-
33
nigst referiret hab

36
Relation vom 24. Januar 1648 ( [Nr. 98] ).
, beruhet. Ich verstehe, daß die Holländer selbsten

[p. 326] [scan. 420]


1
den Frantzosen nicht recht geben sollen, daß selbige also hart auff die
2
demolirung der vestung zu Nancy

33
Nancy, Stadt und Festung im Hgt. Lothringen.
gehen.

3
Von Paris wirdt fur gewiß

31
3 und – daselbsten] Eigh. Zusatz Nassaus.
und vom herren nuntio daselbsten

34
Gemeint ist Niccolò Guidi di Bagno (oder Bagni), marchese di Montebello (1584–1663),
35
1644–1656 Nuntius in Paris ( Lutz, 31–34).
geschrie-
4
ben, daß es dero orthen wegen der newen aufflagen und schweren con-
5
tributionen unter dem gemeinen volck einige oppositiones und auffstandt
6
gegeben habe, seye aber, weiln die königin sambt dem königh persöhnlich
7
im parlament, solchem furzukommen, gewesen, durch deren gegenwart
8
alles wider gestillet und vom parlament die edicta der newen aufflag
9
darauff verificiret worden

36
Zum Konflikt zwischen der frz. Regierung und dem Pariser Parlement im Januar 1648 (15.
37
Januar 1648: „lit de justice“) vgl. Kossmann, 41ff; Moote, 107–117; Méthivier, 106f;
38
Sonnino, 231. In der Sache ging es um die Bewilligung neuer Finanzgesetze vor dem
39
Hintergrund der katastrophalen finanziellen Lage des Kgr.s.
.

10
Den 26. dießes hab dem herrn duca de Longeville die revisitam erstattet,
11
dabey nur die gewöhnliche complimenten und gemeine discursen fürge-
12
fallen, unter welchen er auch gedachte, daß sie, Frantzösische gesandten,
13
wegen der Lothringischen restitution, doch daß die vestung zu Nancy
14
(damitt sie deß hertzogs

40
Hg. Karl IV. von Lothringen.
versichert sein könten, der ihnen sonst hernach
15
mitt hülffershulffe leicht biß nach Pariß kommen könte, dan sie anderer-
16
gestaldt demselben nitt vertrawen könten) demoliret wurde, also favorabl
17
ahn Parisischen hove geschrieben

41
De facto war das gen. Angebot zur Restitution des Hg.s innerhalb der frz. Gesandtschaft
42
umstritten (vgl. Tischer, Diplomatie, 173–176).
, daß sie gar nitt zweiffleten, eine gewi-
18
rige resolution mitt dem uberschickten courrier in wenig tagen uberkom-
19
men wurden. Sie verwunderten sich nur, daß die Spanische wegen obge-
20
melter demolirung der Nancischen vestung so große difficulteten mach-
21
ten, hetten vielmehr darfurgehalten, die Spanische wurden sie beym wort
22
genommen und also den friedenschluß beschleuniget, auch dardurch die
23
den Spanischen zu großem nachtheil und gefahr so weit außsehender
24
Neapolitanischer sach

43
Gemeint ist der Aufstand gegen die span. Herrschaft in Neapel.
wider zu ihrer sicherheit zur ruhe gebracht haben,
25
dan seines darfürhaltens die Spanische durch kein ander mittel alß durch
26
einen schleunigen friedenschluß solche sach wider wurde redressiren kön-
27
nen.

28
Ich hab wie mehrmahln geantworttet

44
Vgl. die Relation Nassaus vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 31] ).
,

32
28 daß – verwunderen] Fehlt in der Kopie.
daß nitt zu verwunderen, daß die
29
Spanische den hertzog von Lothringen alß ihren assistirenden und adhae-
30
renten nitt also gantz ploß und ohne einige sichere retraicte lassen wolten,

[p. 327] [scan. 421]


1
und daß im ubrigen die Spanische biß dahero jederzeit im werck ihr auf-
2
frichtige friedensbegirdte uberflußig erzeigt hetten.

3
Gestern hab ich dem herrn

24
3 Knuyt] In der Kopie N.
Knuyt gesprochen, welcher mich in vertrawen
4
berichtet, daß von Ambsterdam für gewiß geschrieben wehre, daß zwar,
5
wie

25
5 obgedacht] In der Kopie obgemelt.
obgedacht, die königin in Franckreich sambt dem könig im parlament
6
gewesen, eine bewegliche peroration thun lassen und darauff die edicta der
7
newen aufflag vom parlament verificirt worden seien, es seie aber damitt
8
der unwill bey dem gemeinen volck nitt allerdings sopirt und gestillet wor-
9
den, sondern liessen sich bey dem gemeinen volck noch große schwirig-
10
keiten verspühren, massen auch selbiges weder im ein- oder außfahren
11
deß parlaments dem könig noch der königin, ohnangesehen der könig
12
lange zeit nitt außgefahren, auch gefährlichen schwach gewest, anitzo,
13
wie sonsten auch in der geringsten occasion zu geschehen pflegte, congra-
14
tulirt oder zugeruffen habe, sondern alles volck gantz still gewesen. Eß
15
wehren auch viele stätte in underschiedlichen provincien annoch fast im
16
auffstandt und großen widerwillen wegen dieser schweren newen aufflage.
17
Berichtet benebenst, daß sie, Holländische gesandten, noch selbigen tags
18
alß gestern zu den Frantzösischen fahren und in dieselbe starck setzen
19
wolten, damitt sie mitt Spanien endtlichen den schluß machen möchten,
20
dan einmahl sie mitt öffentlicher vollnziehung ihres friedens uber 3 oder
21
vier tagh nitt länger einhalten könten und verhoffeten, noch ein tempera-
22
ment wegen der Nancischen vestung demolirung zu finden.

23
Empfangsbestätigung

46
Ferdinand III. an Nassau, Prag 1648 Januar 15. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. –
47
Konzept: RK FrA Fasz. 58b (1648 I–IX)fol. 3.
.

2

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1648 Januar 29

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1957fol. 200–202’, [praes. 1648 Februar 9] =
5
Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 69–72 – Konzept: ebenda fol.
6
62–63’, 68–68’, 73.

7
Gutachten

43
Das Ga. folgt in Aufbau und Inhalt weitgehend der Weisung. Abweichungen sind ange-
44
merkt. Die Namen der anwesenden Geheimen Räte sind nicht genannt.
deputierter Räte (Kurz, Trauttmansdorff, Gebhardt. Walderode) und Conclu-
8
sum
im Geheimen Rat,s.l. 1648 Januar 28, 29. Konzept: RK FrA Fasz. 55c (1648 I–III)fol.
9
64–65’.

10
Zurückweisung der angeblichen Verbindlichkeit von KEIPO4A . Verzichtbarkeit des braun-
11
schweig-lüneburgischen Textvorschlags zur Sicherung der reichsständischen Rechte beim
12
Vollzug des Friedens. Bremen; Hamburg; Holstein; Wismar; Amt Wildeshausen.

13
Forderung nach Erklärung Kursachsens, Kurbrandenburgs und Braunschweig-Lüneburgs zu
14
den kaiserlichen Änderungswünschen am KEIPO4A ; Entschädigung Gustaf Gustafssons.
15
Umfang der Rechte der Stadt Minden. Marburger Sukzessionsstreit; Umfang der Satisfak-
16
tion und des Sicherheitspfands für Hessen-Kassel, Kreis der zur Entschädigungszahlung ver-
17
pflichteten Reichsstände. Einforderung einer schwedischen Erklärung zur Sicherung des Frie-
18
dens.

19
Beobachtung der Verhandlungsführung Leubers. Bericht über die Reaktion der Kurfürsten
20
von Sachsen und Brandenburg sowie der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg auf die kai-
21
serlichen Änderungswünsche am KEIPO4A .

22

26
22 finden] Die anschließende Empfangsbestätigung fehlt in der Kopie. Dort stattdessen: P.S.
27
Daß thumbcapitul zu Trier hatt dieser statt sindicum [Lic. Bernhard Wiedenbrück, seit
28
Februar 1646 Syndikus der Stadt Münster (vgl. APW III D 1 Nr. 119)] zu mir geschickt
29
und anzeigen laßen, daß sie fur diesem bey Ewer Kayserlicher Mayestätt alleruntertha-
30
nigst klagendt einkommen wehren, daß ihre churfürstliche gnaden zu Trier Ewer Kay-
31
serlicher Mayestätt, dem Heyligen Römischen Reich und ihrem hohen ertzstifft zu
32
höchsten praeiuditz nicht allein ein temporal, sondern ein ewige protection von der
33
cron Franckreich gesucht, auch bey stifftung des hospitalis Philippici theilß auß ihrem
34
thumbcapitull und viele von der ritterschafft mercklichen interessirt und dadurch be-
35
schweret wurden [Gemeint sind die Auseinandersetzungen zwischen Kf. Philipp Chri-
36
stoph
von Sötern und dem Domkapitel. Im konkreten Fall protestierten die Kapitulare
37
dagegen, daß Sötern durch die Franzosen ihre Güter beschlagnahmen ließ (vgl. Abmeier,
38
215).], hetten auch deßwegen ahn Ewer Kayserliche Mayestätt ietz newlichen einen ex-
39
pressen geschickt und dieselbe allergehorsamst bitten laßen, daß bey dieser allgemeiner
40
friedenshandlung deßwegen ihnen nichts praeiudicirliches zugezogen, weiniger solches
41
approbirt oder confirmirt werden mögte.
42
Derselb hette ihnen zuruckgeschrieben, er were an Ewer Kayserlicher Mayestätt hove
43
bescheiden worden, daß Ewer Kayserliche Mayestätt dero gesandten alhier und zu
44
Oßnabruck allergnädigsten befelch hieruber inschicken laßen wolten, ersuchten mich
45
alßo, wir solches bey der handlung fleißigst beobachten wolten. Weillen aber Ewer Kay-
26
serliche Mayestätt allergnädigster befelch mir deßwegen noch nicht einkommen, hab
27
ich ein notturfft erachtet, Ewer Kayserliche Mayestätt allergehorsamst eß zu berichten
28
[Bei der gen. Weisung handelt es sich um: Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane
29
und Volmar, Prag 1647 Dezember 23. Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1950fol. 164–164’
30
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 54d (1647 XII)fol. 71.
31
Beilage [1]: Wilhelm von Metternich an Ferdinand III.,s.l. [vor 1647 Dezember 23].
32
Ausf.: ebenda Fasz. 54d (1647 XII)fol. 72–72’ – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr.
33
1950fol. 165–165’; KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. Beilage [2]: Memorial Wilhelms und
34
Lothars von Metternich an Ferdinand III.,s.l. [vor 1647 Dezember 23]. Ausf.: RK FrA
35
Fasz. 92 XIV ad nr. 1950fol. 168–169’ – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Zu den
36
Personen: Reichsfh. Wilhelm von Metternich-Winnenburg und Beilstein (gest. 1652);
37
Reichsfh. Lothar von Metternich-Winnenburg und Beilstein (gest. 1663). Die Weisung
38
traf am 2. Februar 1648 in Osnabrück ein (vgl. APW III C 2/2, 965 Z. 23 – 26); Nassau
39
hat sie daher höchstwahrscheinlich am 1. Februar 1648 erhalten. – Güter Wilhelms und
40
seiner Brüder waren, unter Berufung auf ihr Verhalten bei der Einnahme Triers durch die
41
Spanier 1633, von frz. Truppen konfisziert und dem Söternschen Fideikommiß übertragen
42
worden ( Abmeier, 10, 210, 215)].
Auf die Relation vom 16. Januar 1648 (Nr. 86). Lassen unß vorderist gne-
23
digist wol gefallen, waß ihr in puncto instrumenti ex hac parte exhibiti

45
KEIPO4A .

24
auf die eüch beschehene obiection geantworttet, daß billich weder die ca-
25
tholische noch ihr alß unßere ministri eüch hierzue under andern auch

[p. 329] [scan. 423]


1
allein darumben nit für obligirt halten khönnet, weilen die Schweedisch
2
und protestirende sich ihres orths zu annemmung bemelten instrumenti
3
nit erklert.

4
Betreffendt vors andere den newen articulum, so die Braunschweigische
5
an die handt gegeben

35
Gemeint ist der Textvorschlag Langenbecks pro securitate statuum contra praeiudicia ex
36
satisfactionibus et aequivalentiis timenda (vor 1647 Dezember 9; [ Nr. 34 Beilage [1]).]
, gegen dessen außlasßung die Schweedische auch ab
6
extinctione canonicatuum zu weichen begehren, habt ihr eüch auß unse-
7
rer vorigen resolution

37
Gemeint ist die Weisung vom 28. Dezember 1647 ( [Nr. 64] ).
dises zu erinnern, daß unserseits darauff, darbey
8
wir es nochmahls verbleiben lassen, nit insistirt werden solle.

9
Daß drittens die Schweeden wegen Bremen weichen und es bey dem vori-
10
gen proiect bewenden lassen wollen, darbey hat es, wie auch ingleichem
11
wegen Hamburg und Holstein, nit weniger auch daß wegen Wißmar
12
kheine session, sondern allein der titul von Schweeden begert wirdt, sein
13
bewenden.

14
Wiltshaußen

38
Amt Wildeshausen.
belangendt, zum fall, daß reservatum wegen der religion nit
15
khan erhalten werden, möchte es bey dem reservat wegen des process in
16
cammera verbleiben.

17
Daß ihr sonsten occasione aequipollentiarum cum interessatis conferen-
18
darum vernemmen wollen,

34
18 ob zu erheben] Fehlt in der Kopie.
ob zu erheben, daß es bey dem in unserer in-
19
struction

39
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
befindtlichen temperamentis verbleiben möchte, habt ihr eüch
20
bey erstermelten aequipollentibus nit lang aufzuhalten, sondern es bey
21
dem, waß unser instruction vermag, verbleiben zu lassen, benebens aber
22
daß absehen haubtsächlich dahin zu richten, daß ihr baldt ein cathego-
23
rische resolution von den protestirenden und vorderist disen dreyen
24
gesandten, alß da ist Chursachßen, -brandtenburg und Braunschweig-
25
Lünenburg, über die in unßer instruction begriffene resolution erheben
26
möget, ohne daß man sich, ehe sie sich darüber eines endtlichen erklert,
27
in vil newe conferenz und andere temperamenta einlasse.

28
Deß Gustavi

40
Gustaf Gustafsson Gf. von Wasaborg, postulierter Adm. des Hst.s Osnabrück.
einmal hunderttaussendt reichsthaler belangendt stehet
29
zwar dahin, waß dißfahls zu erhalten, doch wirdt hierin auch khein zeit
30
zu verliehren sein, und wann daß undterpfandt nachgesehen wurde

41
Zur ursprünglichen Forderung der schwed. Ges. nach Stadt und Festung Fürstenau vgl.
42
APW II A 6 Nr. 224 Beilage 1.
, so
31
wirdt umb 20 000 thaler mehr oder weniger nit vil zu disputiren sein,
32
khönnet eüch auch mit des bischofs andächtigen selbsten

43
Wartenberg.
, doch ohne ver-
33
zögerung hierüber vernemmen.

[p. 330] [scan. 424]


1
So finden wir gleichfahls nit für thunlich, daß man sich wegen Münden in
2
puncto reservationis privilegiorum aufhalten, sondern es dißfahls beym
3
proiect verbleiben lasse.

4
Die haubtdifficultet aber, waran sich daß werckh, wo nit stossen, doch
5
wenigist verweilen möchte, wurde vasst die satisfactio für Hessen Cassel,
6
der successionstritt wegen Marburg, sodann daß undterpfandt wegen der
7
600 000 reichsthaler sein. Wegen Marburg bleibts bey unser einmal hierin
8
geschöpften und eüch überschickhten resolution

34
Vgl. hierzu die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647, d.i. [Nr. 29 bei Anm. 152] .
35
Gleichlautend zuletzt Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar, Prag
36
1647 Dezember 23. Ausf.: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1948fol. 134–135. Konzept: ebenda
37
Fasz. 52b (1647)fol. 170–171. Dazu gehört ein Gutachten dep. Räte (nicht genannt),s.l.
38
1647 Dezember 23 (Konzept: RK FrA Fasz. 54e [1647 XII]fol. 70–71) und Conclusum
39
im Geheimen Rat (Trauttmansdorff, Carretto, Gebhardt, Söldner, Walderode, Kalt-
40
schmitt
),s.l. 1647 Dezember 17, 23 (Konzept: ebenda fol. 72–73) sowie sechs Beilagen
41
(zu den Beilagen s. das chronologische Register). In dieser Weisung hatte Ferdinand die
42
Ges. angewiesen, in der Marburger Frage nichts ohne Zustimmung Hessen-Darmstadts
43
einzuwilligen, sondern es in eventum bey demiehnigen bewenden zu lassen, waß ihr al-
44
bereit den Schwedischen gesandten dieses puncts halber hiebevorn mit seiner liebden be-
45
willigung hinausgegeben ( RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1948fol. 134’. Gemeint ist das An-
46
gebot
der ksl. Ges. vom 13. Mai 1647, vgl. APW II A 6 Nr. 88 Beilage 4; Ruppert, 295).
47
Auch im Konflikt mit den Gf.en von Solms und Ysenburg sollten die Ges. die Interessen
48
Hessen-Darmstadts nach Kräften befördern ( ebenda).
und also bey dem pro-
9
iecto pacis, zumahlen solches mit vorwissen und einwilligung des landt-
10
graf Geörgen zu Hessen Darmbstatts liebden selbst

17
10 geschehen] Im Gutachten (fol. 65) folgt: zuversichtlich, es werden auch die cronen
18
hirinnen weiter nicht dringen, auch theilß der protestierenden selbsten sich Hessen
19
Darmbstadt annehmen.
geschehen.

11
Die andere difficultet trifft nun Churmainz und -cölns liebden, und daß
12
Hessen Cassel sogar mit den 600 000 reichsthaler nit will zufriden sein.
13
Nun ist zwar zu hoffen, daß Hessen Cassel es bey diser summa verblei-
14
ben, doch nit ohne pfandt auff reichs- und der stendte contributiones
15
weisen werde lassen,

20
15–331,4 derentwegen – zuezusprechen] Im Gutachten (fol. 65–65’) stattdessen: Gestaldt-
21
samb des churfürsten von Maintz contradictiones von newen wider ankomben, unge-
22
achtet Meintzischerseits in ihr majestät gedrungen wird, den friden quocumque modo
23
zue schließen. Man were dahero der gehorsamsten mainung, daß zue gewinnung der zeit
24
sowohl der Mainzische als Bayrische alhie anwesende abgeordtneten [Waldenburg und
25
Mändl] zue vernehmen weren, was sie vermeinten, daß hierinnen fur temperamenta und
26
wege zu überwindung dieser difficulteten zue ergreifen weren, auß welchem dan die
27
abgeordneten umb so viel mehr erkennen werden, daß der frid nicht bloß an placidirung
28
des hinausgegebenen proiecti, sonden an beeder churfürsten weiterer erklerung hafften
29
möchte. Und was sie sich darüber erkleren, were ihrer majestät weiter ze referiren und
30
darauf die gesandten ferner zue beschaiden.
31
Wegen der vier Schaumburgischen ambter wollen Ihre Majestät des verlaufs der hand-
32
lung erwarten. Der in der Weisung enthaltene Abschnitt entspricht der Entscheidung
33
Ferdinands III. im GR (fol. 65’).
derentwegen dann Hessen Cassel etwo 2 oder 3
16
pläz zu ihrer versicherung, biß die verwilligte summa gelts abgestattet,

[p. 331] [scan. 425]


1
gelassen werden möchten

33
So bereits in der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647, d.i. Nr. [ 29 bei Anm. 154] .
, doch daß diejenige stendte alle, so aniezo
2
Hessen Cassel contribuiren

34
Ein Verzeichnis der Rst. , die am 1. März 1648 an Hessen-Kassel kontribuierten und später
35
durch Art. XV,12IPO bzw. § 57IPM zur Zahlung an Hessen-Kassel verpflichtet wurden,
36
ist gedruckt bei Adami, 572.
, zu solcher abstattung concurriren solten,
3
und hettet ihr dahin den Mainz- und Cölnischen gesandten beweglich
4
zuezusprechen.

5
Betreffendt die assecurationem pacis haben wir gnedigist gern vernom-
6
men, daß sich die Schweedischen erclert, daß sich darbey wenige difficul-
7
teten ereigen werden. Nachdem wir aber dises für den haubtpunct, alß
8
darauf der effect und sicherheit des fridens beruhet, billich halten, alß
9
wollen wir darinnen einer außführlichen relation und specialerklerung
10
der Schweeden erwartten, und zum fall, ihr disfahls noch kheine special-
11
erklerung von den Schweeden in handen, so hettet ihr bey ihnen noch-
12
mahls auff eine cathegorische resolution gleichwie in allen anderen
13
puncten zu tringen.

14
Waß sonsten daß Chursächßische directorium betrifft, stehet zu erwart-
15
ten, waß den churfürstlichen

31
15 gesandten] In Konzept und Kopie folgt derentwegen.
gesandten

37
Leuber.
für weittere bevelch zuekhom-
16
men werden.

32
16–18 Ihr – werden] Fehlt im Gutachten.
Ihr habt aber fleisßig zu penetriren, wie sich selbiger mini-
17
ster comportire, damit wir wissen mögen, ob solches demjenigen gemeß
18
seye, waß er von Dreßden auß bevelcht möge werden.

19
Anlangendt endtlich die communication unserer endtlichen resolution
20
mit Sachßen, Brandenburg und Braunschweig wollen wir mit denn neg-
21
sten euerer relation, wessen sie sich gegen eüch vernemmen lassen, gnä-
22
dist gewertig sein.

23
–/ 103/ [118]

24

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


25
Prag 1648 Januar 29

26
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1958fol. 204–205, praes. [1648 Februar 9] = Druck-
27
vorlage
– Reinkonzept: ebenda Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 58–58’, 61 – Konzept: ebenda fol.
28
59–60.

29
Ankunft Schröders in Lichtenburg, nach wie vor keine Erklärung Kurfürst Johann Georgs
30
von Sachsen zu den kaiserlichen Anderungswünschen am KEIPO4A .

[p. 332] [scan. 426]


1
Unterbrechung der Mission Blumenthals zu Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg
2
bis zum Vorliegen neuer Verhandlungsergebnisse aus Osnabrück.

3
Forderung nach Erklärung der schwedischen Gesandten zu allen Verhandlungspunkten.

4
Wir thuen euch nit verhalten, daß uns annoch über daß Chursach[s]ens
5
liebden zugeschickhte instrumentum pacis

34
Bezug auf den Gesamtentwurf, den Schröder zusammen mit den Notae, nach welchem dz
35
instrumentum pacis Caesareano Suecicum einzuerichten (s.l. [vor 1647 Dezember 27]) in
36
Dresden überreicht hatte.
und wie weit sich ihr liebden
6
darin mit unß entlichen conformiren wolten, kein endtliche antwortt,
7
aber wohl soviel unter dato den 22. diß lauffenden monats Januarii von
8
unserm

30
8 geheimen – Wilhelm] In Konzept und Reinkonzept nur secretär.
geheimen reichssecretario Wilhelm Schröder empfangen, das ihre
9
liebden dero geheimbe räth nach Liechtenburg erfordert, selbe auch ne-
10
ben ihm daselbst den 21. eiusdem angelangt und das er, Schröder, ehister
11
resolution vertröstet sey worden, allermassen die abschrifft euch alles mit
12
mehrerm zeiget.

13
So hat unß auch der von Blumenthal auß

31
13 Hammelburg] Korrigiert aus dem Reinkonzept; in der Druckvorlage Havelburg.
Hammelburg

37
Hammelburg, Stadt in Unterfranken (Stift Fulda).
sub dato den 21.
14
gemeltes monats erinnert, das er

32
14 annoch] In Konzept und Reinkonzept auch.
annoch sich uff die raise nit begeben,
15
allermassen ihr auß der andern beylage vernemmet

38
Blumenthal benötigtelt. seinem Schreiben noch einen Paßbrief von Lgf.in Amalia Elisa-
39
beth von Hessen-Kassel ( RK FrA Fasz. 92 XIVfol. 206).
.

16
Weiln wir nun auß eurer relation vernommen, das ihr ehist gesonnen
17
weret, nach inhalt unser instruction euch numehr gegen den Chursächs-
18
sischen, Churbrandenburgischen und Braunschweigischen herauszulas-
19
sen

40
Vgl. die Relation vom 16. Januar 1648, d.i. [Nr. 86 bei Anm. 12 u. 38] .
, also haben wir mit deß von Blumenthal raiß noch so lang befohlen
20
inzuhalten, biß unß ewer weitere relationes einlangen, gestaltsamb die
21
dritte beylag solches mit sich bringt. Dan wir nit zweifeln, es werde durch
22
den Churbrandenburgischen abgesandten dasiehnige, was ihr von unnser
23
endtlichen instruction ihme eröffnet, bereit nach dem churfürstlichen
24
hofe nachricht geschickht haben und wohl einzige wilfährige

33
24–25 relation einlangen] Im Reinkonzept resolution einbringen.
relation ein-
25
langen, ehe noch Blumenthal derendts anlangen könte

41
Ferdinand III. hatte den Aufschub der Mission Blumenthals am gleichen Tage im GR mit
42
der Begründung beschlossen, daß die sachen nit mehr in dem standt sein möchten, wie sy
43
gewesen, als ihme [Blumenthal] die instruction zuegeschickht worden (wie Anm. 10, hier
44
fol. 57).
. Habens euch zu
26
eurer nachricht nit verhalten wollen undt bleibt in summa nochmals dar-
27
bey, das, nachdem ihr unser endtliche resolution eröffnet, ihr auf ein
28
categorische antwortt tringet, damit man einmahl wisse, an wem man
29
seye.

[p. 333] [scan. 427]


1
Beilagen [1] – [3] zu Nr. 103


2
Beilage [1] zu Nr. 103

3
Schröder an Ferdinand III., Lichtenburg 1648 Januar 22. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol.
4
475–476 – Kopie: ebenda Fasz. 56a (1648 I)fol. 248–249’; ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1958
5
fol. 214–215.

6
Beilage [2] zu Nr. 103

7
Blumenthal an Ferdinand III., Hammelburg 1648 Januar 21. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIV
8
ad nr. 1958fol. 206–210.

9
Beilage [1] zu Beilage [2] zu Nr. 103

10
Schreiben kurbrandenburgischer Räte an Blumenthal (Extrakte),s.l. 1647 November 8
11
(Burgsdorff);s.l. 1647 Dezember 20 (Horn

17
Philipp von Horn (um 1595–1659), zunächst in pommerischen und bis 1642 in schwed.
18
Diensten, seit August 1647 kurbg. Wirklicher GR ( Bahl, 503f).
); Prag 1647 Dezember 21 (Kleist

19
Fh. Ewald von Kleist (um 1615–1689), 1642 bg. Hof- und Kammergerichtsrat, 1643
20
Kriegskommissar, seit 1646 häufiger auf diplomatischen Missionen ( Bahl, 517). Kleist ver-
21
handelte von September 1647 bis Juli 1648 am Ks.hof, hauptsächlich über die Freigabe der
22
westfälischen Kreiskontributionen und die Rückgabe der Festung Hamm (vgl. UA IV,
23
743f, 814–826).
);s.l. 1647
12
Dezember 19, 1648 Januar 3, 7 (Schwerin);s.l. 1648 Januar 7 (Motzfeld

24
Dr. iur. Johann von Motzfeldt (1593–1666), 1636 klevisch-märkischer Geheimer Regie-
25
rungsrat ( Zedler XXI, 1971f).
). Kopie: RK
13
FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1958

26
Die Auflistung dieser Schreiben im Diarium Volmar ( APW III C 2/2, 183R) ist hier teil-
27
weise korrigiert.
fol. 212–213’.

14
Beilage [3] zu Nr. 103

15
Ferdinand III. an Blumenthal, Prag 1648 Januar 29

28
Hierzu gehört: Gutachten dep. Räte (Lobkowitz, Kurz, Gebhardt. Söldner) und Con-
29
clusum im GR (Lobkowitz, Trauttmansdorff, Martinitz, Kurz, Kollowrat, Colloredo,
30
Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt. Söldner), Prag 1648 Januar 27, 28, 29. Kopie: StAbt
31
Brandenburgica Fasz. 9bfol. 57–66. Vgl. hierzu auch Ruppert, 324 bei Anm. 171.
. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr.
16
1958fol. 216–216’.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1648 Januar 30

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 150–152’, 169–169’, PS [1]fol. 163, PS [2]fol.
5
161, praes. 1648 Februar 10 = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. (ohne die
6
PS)

40
Weitere Kopie: ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 69–73.
– Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1949fol. 156–158’, PS [1]fol. 159, PS [2]fol. 160.

7
Unterredung mit Meel und Krebs (1648 I 27): Forderung der protestantischen Reichsstände
8
nach einer Erklärung der katholischen Reichsstände auf die protestantischen Declarationes
9
ultimae; Ankündigung von Beratungen der katholischen Reichsstände über die gewünschte
10
Erklärung. Informierung der kurmainzischen Gesandten über die jüngsten Verhandlungs-
11
ergebnisse und den Verhandlungsspielraum der kaiserlichen Gesandten. Zu große Risiken
12
für die Herausgabe des neuen kaiserlichen Friedensentwurfs. Beratungen der katholischen
13
Reichsstände.

14
Unterredung Lambergs mit Salvius (1648 I 28): Forderung Salvius’ nach neuem kaiserlichen
15
Gesamtentwurf zur Überwindung der Verhandlungshindernisse (Armeesatisfaktion; Hes-
16
sen-Kassel); Beharren Lambergs auf vorrangiger Abhandlung der Amnestie und des Reichs-
17
religionsrechts.

18
Konferenz mit Oxenstierna und Salvius (1648 I 29): keine Erklärung der Kaiserlichen be-
19
züglich Hessen-Kassel, Verweis auf die laufenden Beratungen der katholischen Reichsstände;
20
Ankündigung einer Reise Oxenstiernas nach Münster. Vermutungen über die schwedische
21
Verhandlungstaktik. Weisungen der Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen zu den kai-
22
serlichen Änderungswünschen am KEIPO4A eingetroffen (Kurbrandenburg) bzw. unmittel-
23
bar bevorstehend (Kursachsen).

24
PS [1] Kopie des in schwedischen Händen befindlichen Rekonjunktionsrezesses; Informant
25
unbekannt.

26
PS [2] Absage der Reise Oxenstiernas nach Münster auf Drängen der protestantischen
27
Reichsstände. Unterredung mit einer Deputation der protestantischen Reichsstände (1648 I
28
30).

29
Verweis auf die Relation vom 27. Januar 1648 (Nr. 99): Notwendigkeit
30
einer unmittelbaren Einigung mit den protestantischen Reichsständen.
31
Alß wir nuhn im werck gewesen, hierauff die protestirende vor unß zu
32
erfordern, ihnen diese bewandtnuß vorzuhalten und, ob wir sie zue eini-
33
ger immediathandtlung vermögen könten, zu versuchen, haben die Chur-
34
mayntzische räth

41
Meel und Krebs (vgl. APW [III C 2/2, 962 Z. 25] ).
unß angebracht, es hetten ermelte protestirende bey
35
ihnen sambt und sonders erinnerung thuen laßen, wie daß sie verhofften,
36
es würden die catholische sich nit weniger in schrifften gegen ihnen er-
37
clehrn, alß es von denen protestierenden gegen denen catholischen be-
38
schehen

42
Gemeint sind die Declarationes ultimae der prot. Rst. vom 21. Januar 1648 ( [Nr. 96 Beilage]
43
B).
, und zwar zu dem ende, damit dies ortts nit allein ein gleichheit
39
gehalten, sondern auch künfftiger einreden, alß hetten sie, catholische, in

[p. 335] [scan. 429]


1
daß, so gehandtlet, nit eingewilligt

34
Anspielung auf die Haltung der kath. Rst. in der Frage der Verbindlichkeit des bisher in
35
den Verhandlungen Verglichenen (vgl. später die (interne) ksl. Widerlegung der prot. Ra-
36
tiones für die Beibehaltung der unstrittigen Punkte des *KEIPO4B* [Osnabrück vor 1648
37
Februar 22; Text: APW [ II A 8 Nr. 13 Beilage C]] ).
, fürkommen würde. Wan dan ethlich
2
der catholischen,

32
2 welchen] Im Konzept mit wölchen.
welchen dies begehrn communicirt worden, fast für
3
thunlich und nottwendig hielten, daß man denen protestierenden will-
4
fahrn solte, alß wehrn sie bedacht, auff den negstgefolgten dinstag [ 28.
5
Januar 1648] in pleno catholicorum hieruber zu handtlen, mit angehenck-
6
tem ersuchen, wir wolten ihnen zu solchem ende bericht thuen, waß mit
7
denen Schwedischen gehandtlet, warauff es erwunden und wie weith wir
8
in ein und andern endtlich zu gehen befehlicht wehrn, damit man sich
9
desto beßer in pleno catholicorum zu entschließen wißen mögte.

10
Wir haben befunden, daß dies vielleicht eben das rechte mittl, dardurch
11
man endtlich mit denen protestirenden zu einer immediathandtlung
12
würde glangen können, und darumb kein bedenckens tragen sollen, be-
13
sagten Churmayntzischen räthen alles daßienig, waß sich mit denen
14
Schwedischen verlauffen, umbstendtlich anzuzeigen

38
Zur Unterredung der ksl. Ges. mit Meel und Krebs vgl. das Protokoll in APW III C 2/2,
39
[962 Z. 24 – 963 Z. 20] .
, auch mit beyligen-
15
der verzeignuß

33
15 sub numero 1] Fehlt im Konzept.
sub numero 1 für augen zu stellen, waß auß dern protesti-
16
renden ubergebenen declarationibus in puncto amnestiae et gravaminum
17
für bekandt anzunehmen und hingegen noch streittig verbleiben thue.

18
Soviel aber unßere ultima belangte, die wehrn fast alle bereiths in unßern
19
außgehändten temperamentis

40
*KEIPO5* .
begrieffen und, waß noch ubrig sein könte,
20
denen churfürstlichen räthen insgesambt vorgehalten und eröffnet wor-
21
den

41
Bezug auf die Unterredung mit den Ges. der kath. Kf.en am 11. Januar 1648 (vgl. [Nr. 83 bei Anm. 6)] .
. Wir hettens zwar nuhmehr in formam instrumenti zusamengetra-
22
gen

43
Gemeint ist der (vollständige) interne KEIPO6 ,s.l. [vor 1648 Januar 16]. Volmar hat den
44
kurmainzischen Ges. am Abend die Art. IV–V KEIPO6 zur Einbeziehung in ihre Bera-
45
tungen zur Verfügung gestellt (vgl. [Nr. 109 Anm. 1] ).
, befinden aber die gantze handtlung noch in dem standt nit, daß wir
23
darmit siecher heraußgehen könten, aldieweil in den mehrern stücken die
24
protestierende ebensowoll alß die Schweden mit unß noch in contradic-
25
toriis begrieffen wehrn und man sich keines zuhaltens zu versehen hette.
26
Hierauff haben die catholische gestern und vorgestern sich zusamenge-
27
than, sein auch heudt dato wiederumb beyeinander, und müßen wir er-
28
wahrten, weßen sie sich miteinander vergleichen werden.

29
Immittls ist vorgestern nachmittags der Salvius bey mir, graffen von Lam-
30
berg, gewesen und hatt sich angenohmen, alß wan er den friedenschluß
31
auff daß allereifferigste zu befordern begehrte, darbey aber vorgewendet,

[p. 336] [scan. 430]


1
daß die mehriste verhindernuß ahn satisfaction der militiae unnd verglei-
2
chung der Caßlischen praetensionum bestehen thue. Er sähe, daß auß der
3
sachen nit zu kommen, sondern ein notturfft sein würde, daß man das
4
gantze instrumentum, warauff man in allen puncten zu bestehen gedechte,
5
vorlegen und also uber alles samenthafft sich erclehrn thue.

6
Warauff ich ihme geanthworttet, dies würde zwar der kürtziste weeg sein,
7
wan man in denen conditionibus einig, man wehre aber in vielen haubt-
8
puncten noch gar zu weith voneinander und trüngen sönderlich beyder-
9
seits stände darauff, daß man vorderist die beyde articul de amnestia et
10
gravaminibus auff ein endtlichs vergleichen solte. Alßdan wehrn wir er-
11
bietig, unß in der Caßlischen sach also zu erclehrn, daß verhoffentlich
12
dardurch, wan nur die gegenpart auch der billichkeit sich bequemen wölle,
13
der friedt nit solle auffgehalten werden.

14
Von satisfaction der militiae wehrn alle stände mit unß einig, daß man
15
darvon nit handlen könte, es seie dan vorderist der frieden vollich ge-
16
schloßen, also könten wir unß dies ortts keines andern vernehmen laßen.
17
Gestern nachmittag sein beyde Schwedische plenipotentiarii bey unß wie-
18
derumb erschienen, haben zwar anfangs die bey negstvorgehender confe-
19
rentz außgesetzte stück zu

39
19 verholen] Im Konzept erholen.
verholen angefangen

42
Bezug auf die Konferenz am 26. Januar 1648 (vgl. [ Beilage 3 zu Nr. 99] ). Zum folgenden
43
vgl. ausführlich das hier beiliegende Protokoll (Beilage 2).
, aber in keinem sich
20
schließlich erclehrn wöllen, sondern gleich wiederumb auff die Caßlische
21
handtlung getrungen. Wir haben unß aber soviel weniger darüber ein-
22
laßen können, weil wir noch in erwahrtung stehen, waß die catholische
23
für ein gegenerclehrung uber der protestierenden schrifft heraußgeben
24
werden, also haben sich die Schweden nit lang bey unß auffgehalten, son-
25
dern ihrn abschied genohmen, mit anzeig, daß der Oxenstirn heudt dato
26
nacher Münster verreisen wolt, umb daselbst die Hollander zur publica-
27
tion des friedens mit Spania anzumahnen

44
Geplant war ein Besuch bei Longueville (vgl. APW [II C 4/1, 219] ).
, so wir

40
27 ironice] In Konzept und Kopie ironicos.
ironice verstanden,
28
weil bewust, daß die Frantzosen nichts mehrers suchen, alß diese publi-
29
cation zu verhindern,

41
29–30 und – abgelauffen] Fehlt im Konzept.
und giebt beygefügtes protocoll numero 2 mit meh-
30
rern zu erkennen, wie selbige conferentz abgelauffen.

31
Wir sehen auch clährlich, daß der Schweden intention mit beforderung
32
ihres kriegsvolcks und abhandtlung der Caßlischen forderung zu nichts
33
anders angesehen, alß unß ein und andere erclehrung abzutringen, dern
34
sie sich auff ein und andern fall hernach alß ein vergliechenen sachen zu
35
bedienen hetten, keinesweegs aber, daß sie ihrn vorgeben nach darmitt
36
vergnügt und in puncto amnestiae et gravaminum das geringste weichen
37
würden, sondern sie gedencken vielmehr, die sachen also herumbzuspie-
38
len, biß sie sehen mögen, wie ihrer armada nuhn ins werck gesetzter

[p. 337] [scan. 431]


1
veldtzug

40
Zum schwed. Feldzug im Januar/Februar 1648 vgl. Höfer, 148–152.
außschlagen werde, und dan zumahl eine offene handt hetten,
2
entweder alles uber hauffen zu werffen oder daßienig, so ihnen hierzwi-
3
schen nachgeben worden, zu faßen.

4
Nachdem dan auß Ewer Kayserlicher Mayestätt unß mit gestrigen post
5
einglangtem allergnädigsten schreiben vom 14. dießs wir gehorsamst
6
vernohmen, warauff deroselben geheimen reichssecretarien Wilhelm
7
Schröders negociation bey der churfürstlichen durchllaucht in Sachßen
8
bestehen thue, auch nit zweiff[l]en, dero hiesigen abgeordtneten, Dr.
9
Leubern, die vertröstete instruction heudt dato zukommen werde, sodan
10
die Churbrandeburgische räth sich auch bey unß anmelden laßen, daß sie
11
ihres gnädigsten herrns resolution uber Ewer Kayserlicher Mayestätt sei-
12
ner churfürstlichen durchllaucht communicirte instruction

42
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
nuhnmehr
13
entpfangen hetten unnd darüber mit unß zu reden begehreten, alß wirdt
14
dieser beyder herrn churfürsten erclehrung zeigen, ob und wie weith man
15
der sach einig sein und zum schluß werde glangen können.

16
PS [1] Demnach Ewer Kayserliche Mayestätt auch allergnädigst bevehlen,
17
deroselben abschrifft derienigen zwischen Ewer Mayestätt und der chur-
18
fürstlichen durchllaucht in Bayrn auffgerichten capitulation, darvon die
19
Schwedische plenipotentiarii gegen unß erwähnung

38
19 gethan] Ergänzt aus dem Konzept.
gethan, zu über-
20
schicken

43
Bezug auf die bereits angesprochene Weisung vom 14. Januar 1648, d.i. [ Nr. 84] .
, so haben wir gleich damahlen uff ihre geführte discurs der
21
sachen nachgeforscht und durch mittl iemandts auß den protestirenden
22
ein abschrifft von selbiger capitulation zu handen gebracht, inhalts wie
23
die beylag außweisen thuet. Waher aber ihnen selbige ursprünglich mit-
24
getheilt worden, haben wir nit in erfahrung bringen können.

25

39
25 PS] Im Konzept Aliud postscript.
PS [2] Obzwar der Oxenstiern, wie in der relation vermeldt, unnß ange-
26
zeigt, daß er anheut nach Münster verraisen wolt, so hat er unnß doch
27
heut nachmittag anzeigen lassen, das er von denn protestierenden er-
28
suecht worden, solche raiß noch derzait einzestellen , weil die catho-
29
lische ihres vernemmens beraits mit der gegendeclaration gefaßt unnd
30
also die conferenzen widerumb fortgesezt werden khöndten. Diesem be-
31
gehren hete er nun stattthuen wollen unnd erwartet mit nechstem unserer
32
weitern zusambenkhunfft.

33
Alß wir auch eben heutigen nachmittag einen außschuz von denn pro-
34
testierenden vor unß erfordert unnd inen referiert, warauff die sachen
35
diese tag herein bestanden, unnß auch erbiethig gemacht, sobaldt unnß
36
die catholische ihre conclusa, so eingelangtem bericht nach erst morn-
37
drigen tags gescheehen würdte, übergeben hetten, die handlungen sowol

[p. 338] [scan. 432]


1
mit ihnen, protestierenden, ohne mittel alß mit denn

34
1 Schweedischen] Fehlt im Konzept.
Schweedischen ze
2
reassumieren, haben sie unnß ebenmässig erzehlt, waßgestalten sie den
3
Oxenstiern, seine vorgehabte raiß einzestellen, behandlet heten. Scheint
4
daraus, daß des Oxenstierns vorhaben nur simulierte sachen seyen.


5
Beilagen 1–[3] zu Nr. 104


6
Beilage 1 zu Nr. 104

7
Aufstellung der kaiserlichen Gesandten über die zugestandenen und abgelehnten Forderun-
8
gen
der protestantischen Declarationes ultimae (lat.),s.l. [praes. den kurmainzischen Gesand-
9
ten
1648 Januar 27]. Kopie: RK FrA (1648 I)fol. 153–154

35
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 228–229; ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 77–79.
– Konzept: GehStReg Rep. N
10
Ka. 98 Fasz. 69 pars 3 Nr. 22.

11
Beilage 2 zu Nr. 104

12
Protokoll,s.l. 1648 Januar 29. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 155–159; KHA A 4 nr.
13
1628/23 unfol.

36
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 216–220.
.

14
Mercurii, 29. Januarii 1648 a prandio.

15
In aedibus excellentiae domini comitis de Lamberg sein die Schwedischen gesandten er-
16
schienen im meinung, die conferentias zu continuirn, warzu man sich auch diesseits bereith-
17
willich erclehrt und darbey erinnert, weilen man sich beyderseits bey der letzten confe-
18
rentz

37
Am 26. Januar 1648 (vgl. [Nr. 99 Beilage 3] ; dort auch zu den im folgenden behandelten
38
Verhandlungspunkten).
benohmen, mit ethlichen bey der amnestia interessirten zu communicirn, so hetten
19
wir nit underlaßen, mit dem fürstlich Pfaltz Newburgischen gesandten

39
Caspars.
uber iüngst besche-
20
henen vorschlag wegen außlaßung der Sultzbachischen sach zu communicirn, der sich dan
21
erclehrt, keinen andern befehl zu haben, alß daß es bey dem auffsatz, wie in temperamentis
22
einkommen

40
Art. IV § „Comiti Palatino Christiano“ *KEIPO5* ( [Nr. 53 Beilage B] ; Text hier: Meiern
IV, 821 letzter Absatz).
, allerdings sein bewenden haben müße und könten sich ihr durchllaucht, sein
23
gnädigster herr, solchs auffsatz nuhmehr soviel desto weniger begeben, weilen derselb von
24
geraumer zeitt hero seie bestritten worden und ihne eine solche außlaßung zu praeiuditz
25
außgedeutet werden dörffte, gleichsamb er sich seines rechtens begeben oder davon waß
26
nachgesehen hette.

27
Sueci: Fünden kein anders mittl, auß der sach zu kommen, alß durch die außlaßung.

28
Nos: Warumb solchs dan nit anfänglich, re adhuc integra, wie man sich diesseits darzu
29
ahnerbotten gehabt, seie ahngenohmen worden

42
Die ksl. Ges. hatten im April 1647 die völlige Auslassung einer Regelung für Sulzbach
43
vorgeschlagen (vgl. APW II A 6 Nr. 46).
?

30
Illi: Laßen das proiect ab, wie es anfangs in Maio vorigen iahrs eingerichtet, hernacher
31
geändert und endtlich in den temperamentis einkommen

44
Texte der drei Textvorschläge: Meiern IV, 848 . Der gen. Textvorschlag vom Mai 1647
45
war von den ksl. Ges. nicht in den KEIPO4A aufgenommen worden.
, bitten, daß es entweder beym
32
ersten auffsatz gelaßen oder gar durchgestrichen und under der generalregul gelaßen werde.
33
Nos: Es seie die sach erstmahls von der gegenseiten auff die baan und ins instrumentum

[p. 339] [scan. 433]


1
bracht

31
Bezug auf SEIPO2 (praes. [Osnabrück 1647 März 29]; Text: Meiern V, 459 sechster Ab-
32
satz).
und in effectu dubioß, ob sie mit under die generalregul nit gehörig gemacht wor-
2
den, soviel desto weniger konte es itzo außglaßen werden, und wölte Pfaltz Newburg nit
3
darzu verwillichen.

4
Illi: Man solte die sach noch waß beyseiten stellen. Reassumirten darauff die Baden Dur-
5
lachische sach mit vermelden, daß sie nit underlaßen, mit den Baden Durlachischen

33
Johann Georg von Merckelbach (gest. 1680), 1645–1648 baden-durlachischer Ges. ; baden-
34
durlachischer Hofrat und Kammerjunker ( Kaster / Steinwascher, 276f).
zu reden,
6
und denselben dahin disponirt, daß sich zum güttlichen vergleich bequemen wölte; es wür-
7
den sich auch interpositores under den ständen selbst herfürthuen und verhoffentlich diese
8
sach in der gütte woll können geschliechtet werden

35
Versuche der ksl. Ges. , die Frage im Sommer 1647 auf der Basis des RHR -Urteils von 1622
36
beizulegen, waren sowohl von den Schweden als auch von den prot. Rst. zurückgewiesen
37
worden (vgl. APW [II C 3 Nr.n 262] , [ 266 ] und [ 279] ; APW II A 6 Nr.n 174, und 182).
. Wolten sich versehen, daß wir mit dem
9
gegentheil auch würden geredt und denselben zu einem gleichmeßigen disponirt haben.

10
Nos: Wir mögten diese sach in ihrer richtigkeit und beygelegter wünschen, soviel wir von
11
dem Badischen gesandten

38
Die Mgft. Baden-Baden wurde vertreten durch Johann Jacob Datt von Tiefenau (Lebens-
39
daten konnten nicht ermittelt werden); 1645–1648 Ges. der Mgft. Baden-Baden ( Lehsten
40
II, 25f).
vernohmen, so seie derselb nit befehlicht, sich in einige particu-
12
larhandtlung einzulaßen, maßen derselb mir, Volmarn, noch heudt in der Dominicanerkir-
13
chen seines gnädigen fürsten und herrn

41
Mgf. Wilhelm von Baden-Baden.
schreiben, so er auch gestern in pleno catholicorum
14
soll abgelesen haben, vorgezeigt, darin ihme deutlich anbefohlen worden, sich in terminis des
15
iüngsten proiects

42
Art. IV § „Fredericus marchio Badensis“ *KEIPO4B* ( RK FrA Fasz. 98efol. 899, d.i.
43
Korrektur zu KEIPO4A : Meiern IV, 561 letzter Absatz). Darin war die Restitution Mgf.
44
Friedrichs V. Magnus von Baden-Durlach in den Stand von 1618 bestimmt.
zu halten und ferners das das geringste nit nachzugeben, sondern ehender
16
die sach in dem standt, wie sie zuvor gewest, stehen [ zu] laßen, welchenfalls er, der herr
17
marggraff, sich vermittls seiner hochsten obrigkeit bey landt und leuthen selbst zu schützen
18

28
18 getrawe] Im der Kopie vertrawe.
getrawe. Es wehre auch gestern der Baden Durlachische bey unß gewest und ebenergestalt
19
von der güttlichen handtlung insinuirt,

29
19 unverholet] In der Kopie dann wir unverhölt.
unverholet zu verstehen geben, daß es ein vergeblich
20
ding seie, hievon zu insinuirn. Herr marggraff Wilhelm werde in ewigkeit nit darzu verste-
21
hen, erinnerte sich, wie er mit der zue Ettlingen auffgerichteten transaction

45
Gemeint ist der Vertrag von Ettlingen zwischen Mgf. Friedrich V. von Baden-Durlach
46
und Mgf. Wilhelm von Baden-Baden (1629 Juli 31; Text: DuMont / Rousset, 285–290),
47
in dem sich Friedrich zur Abtretung der Ämter Stein und Remchingen bis zur Zahlung
48
einer zuvor vereinbarten Summe von 380 000 fl. an Mgf. Wilhelm verpflichtete. Während
49
dieser Zeit durfte Mgf. Friedrich V. zwar seine landesherrlichen Rechte in den betroffenen
50
Ämtern ausüben, die Einkünfte und die Verwaltung blieben jedoch dem Baden-Badener
51
vorbehalten (vgl. Weech, 164).
gefahrn und
22
wie wenig dieselbe gehaltn worden, würde sich keines beßern zu versehen haben, wan sich
23
itzo wieder in eine andere transaction einlaßen solte, es dörffte auch keines transigierns, die
24
sach seie ahn ihr selbst clar. Der herr marggraff begehrte anders nit alß sein patrimonium, so
25
ihme von Gott und gerechtigkeitt wegen gebührt, und könte ihme solchs per transactiones
26
nit auß den handen reißen noch schmählern, gönne seinem herrn vettern

52
Mgf. Friedrich von Baden-Durlach.
auch das seinige
27
und hette demselben schon mehr nachgesehen,

30
27 alß] In der Kopie daß.
alß er zu thuen schüldig gewest.

[p. 340] [scan. 434]


1
Illi: Es würde weiterung geben und die herrn marggraffen wieder ahneinander kommen, ein
2
und andern theils beyfall haben und newe motus im Reich erwecken.

3
Nos: Daß müße man Gott befehlen, es müße recht recht sein und bleiben

43
Recht muß Recht bleiben (Ps 94,15; vgl. Deutsche Rechtsregeln, 269).
, stünde in unßer
4
macht nit, den herrn marggraffen

44
Mgf. Wilhelm von Baden-Baden.
ad transactiones zu nötten.

5
Illi: Es gehöre gleichwoll diese sach under die amnistia, der marggraff zu Durlach seie anno
6
1621

45
Müßte wohl heißen „1622“. Mgf. Georg Friedrich von Baden-Durlach war 1622 in der
46
Schlacht von Wimpfen besiegt worden. Im August desselben Jahres wurde das RHR -Ur-
47
teil gegen ihn verkündet ( Weech, 163).
in Aprili geschlagen worden und gleich darauff in Augusto wieder denselben die ur-
7
theill eröffnet, seie handtgreifflich zu verspührn, daß eine passion mit darbey undergloffen
8
und nit soviel die iustitzi, sondern des marggraffen niederlag die urtheil nach sich gezogen.
9
Nos: Die sach hab mit der amnestia nichts zu thuen, seie anno 1599 rechthengig worden und
10
die urtheil also in der iustici fundirt, daß sie niemandt mit fugen, tadten oder partialitet
11
beschüldigen könte; wan der marggraff schon nit würde in den krieg kommen sein, würde
12
die urtheil gleichwoll publicirt worden und nit anders gefallen sein oder fallen können, alß
13
sie gefahlen, heiße: si filius, ergo haeres

48
Redensart nach Gal 4,7, hier buchstäblich gemeint.
.

14
Illi: Man solle die sach noch waß beyseiten

42
14 setzen] In der Kopie legen.
setzen.

15
Nos: Solchergestalt würde man mit keiner sach zuendt kommen. Waß dan die Schwedische
16
mit dem graffen von Wittgenstein

49
Gemeint ist der kurbg. Primarges. Johann VIII. von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein und
50
die Auseinandersetzung zwischen dem Hause Sayn-Wittgenstein und Kurtrier über Freus-
51
burg und Vallendar (vgl. [Nr. 119 Anm. 16] ).
wegen der Churtrierischen lehensach gerichtet?

17
Illi: Hetten noch keine glegenheit gehabt, mit demselben ferners zu reden, es wehrn aber die
18
Churtrierische bey ihnen gewest unnd ein und anders informirt, wolten den sachen ferners
19
nachdencken.

20
Kommen auff die Heßen Caßlische sach und vermeinen, daß dieselbe für allen dingen für
21
handt zu nehmen und richtich zu machen, würde sonsten die ubrigen hemmen und hindern.
22
Nos: Es müße die ordtnung gehalten und zuvorderist der punctus amnestiae und gravami-
23
num zu richtigkeit gebracht werden, die lauffen ins haubtwerck und gehen die stände ins-
24
gesambt ahn, Heßen Caßl aber betreffe nur einen standt in particulari. Würde aber auch von
25
selbigen sach hernegst, wan bemelte puncta ihre richtigkeit erlangt, gehandtlet werden. Die
26
stende ein und ander religion wolten es also haben, und sein wir darauff instruirt, hetten
27
iedoch nit underlaßen, mit denen Churmayntz- und Cöllnischen, auch Heßen Darmbstatti-
28
schen, alß welche vornemblich darbey interessirt sein, darauß zu reden, die sich aber alle
29
drey entschüldigt, daß sich derzeitt noch nit hierin erclehrn könten, weilen sie von ihrn
30
gnädigsten herrn principalen ihre instruction alnoch erwahrteten, die Churcöllnische aber
31
vermeindten, dieselbe in wenig tagen zu erlangen. Immittels konte der punctus amnestiae
32
et gravaminum vergliechen werden.

33
Illi: Die Frantzosen sein es mit ihnen hierin einig, daß die Heßen Caßlische sach solle für
34
allen andern fürgenohmen werden, iedoch könten sie, Schweden, es auch geschehen laßen,
35
daß man in bemelten amnestiaepunct ferners verfahre, waß dan itzo für handt zu nehmen.

36
Nos: Die catholische stände hetten unß anzeigen laßen, von denen fürstlich Sachßen Alten-
37
burgischen in nahmen sambtlicher protestirender stände, umb ein schrifftliche anthwortt
38
auff ihre, der protestirenden, außgegebene gegenerclehrung in puncto amnestiae et gravami-
39
num

52
Wie Anm. 3.
zu thuen, belangt zu sein, derentwegen dieselbe itzo in consultatione, wie solche ihr
40
anthwortt einzurichten seie, begrieffen und unß ersucht, biß dahin mit ferner erclehrung
41
einzuhalten, also würden wir solchs erwahrten müßen. Thue unß zwar leidt, daß mit der

[p. 341] [scan. 435]


1
sach so lang werde umbgangen, iedoch weilen es der stände sach seie und dieselbe princi-
2
paliter ahngehe, müßen wirs geschehen laßen.

3
Illi: Ergo seie ferners nit zu handtlen, biß sich die catholische ständt würden erclehrt haben.
4
Ließen solches ihrers ortts dahingestelt sein, und erinnerte der Oxenstirn, daß er eine reiß
5
nacher Münster, umb die Holländer zu publication ihrer friedenshandtlung

37
Gemeint ist der span.-ndl. Frieden.
anzutreiben,
6
fürhabe. Vermeinte, daß er darzwischen, biß die catholische stände mit ihrer erclehrung
7
würden auffkommen, solche reiß woll werde verrichten können, würde ethwo ein tag oder
8
4 außbleiben, doch solten darzwischn die catholische stände fertig werden, so würde der
9
Salvius mit unß allein verfahrn können.

10
Nos: Wan herr Salvius mit unß die handtlung continuirn wolle, stehe es zu seinem, des
11
herrn Oxenstirn, belieben, seine vorhabende reiß vorzunehmen, wir batten aber darfür
12
(dicentes id subridendo), Herr Oxenstirn solle keine contraria officia thuen und ethwo sel-
13
bige publication verhindern helffen, dan wan einmahl ein anfang gemacht würde mit publi-
14
cation des friedenschlußs, würden die ubrige partheien auch folgen. Ille similiter subridendo,
15
versprach es hoch, daß er gewiß daß seinige, umb die publication zu befordern, thuen wolte.
16
Atque ita ab invicem discessum.

17
Beilage [3] zu Nr. 104

18
Rekonjunktionsrezeß zwischen dem Kaiser und Kurbayern („Pilsener Vertrag“), Pilsen 1647
19
September 7. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 I)fol. 164–166’; StAbt Spanien Dipl.
20
Korrespondenz Fasz. 42fol. 6–13

38
Zu dem schwed. Exemplar, das Oxenstierna der Kg.in überschickte s. APW [II C 4/1 Nr. 98 Beilage C] .
– Druck: Dokumente I/3 Nr. 346.

21
–/ 105/–

22

Volmar an Trauttmansdorff


23
Osnabrück 1648 Januar 30

24
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

25
Peñaranda: geringe Hoffnung auf baldigen Friedensschluß zwischen Spanien und Frank-
26
reich, Streitpunkt Lothringen.

27
Geplante Reise Oxenstiernas nach Münster als verhandlungstaktisches Manöver. Schlechter
28
Stand der Verhandlungen, faktisches Scheitern der Verhandlungen durch den Beginn der
29
schwedischen Militäroperationen.

30
Niedrige Erwartungen in die bevorstehende Gegenerklärung der katholischen Reichsstände
31
zu den protestantischen Declarationes ultimae; mangelnde Friedensbereitschaft Kurkölns.

32
Forderung der protestantischen Reichsstände nach paritätischer Besetzung des Reichskam-
33
mergerichts.

34
Habsburgische Hausangelegenheiten.

35
Euer Excellenz schreiben vom 15. huius

40
Konnte nicht ermittelt werden.
hab ich zurecht erhalten und
36
sehe dorauß, daß sie starkhe hoffnung gefaßt, die Spanische und Franzö-

[p. 342] [scan. 436]


1
sische pacification würde für sich gehen. Es hett aber herr conte Pene-
2
randa gar schlechte meinung darvon, sonderlich weil die sachen mit Loth-
3
ringen sich newerdingen stekhen und schwer machen.

4
Der Oxenstirn hatt sich gestern ansehen lassen, daß er nach Münster ge-
5
he, die publication deß Hollandischen fridens

36
Span.-ndl. Frieden.
, wie er sagte, zu befürdern.
6
Aber heüt hatt er sich von denn protestierenden abwendig machen und
7
bereden lassen, allhier zu bleiben. Ich halts vor artificia und daß sie mei-
8
nen, mit dergleichen ambagibus unß einige sachen abzetringen, zu ihrem
9
mehrerm vortel.

10
Unser relation weiset umbständtlich, wie wenig hoffnung erscheine, daß
11
man mit disen leütten zurechtkommen werde, und wan ich daß gantze
12
werkh auff die waag lege, so stehen wir fast wider in denen terminis, wie
13
zu der zeit, da Euer Excellenz von Münster abgeraißt

38
Trauttmansdorff war am 16. Juli 1647 vom Friedenskongreß abgereist.
. Re et verbis ist
14
noch kein bruch, sed facto ipso, weil die Schwedische armee nunmehr
15
dem Mainstromb zueilet und einmal resolvirt, ein schantz ze waagen, es
16
gehe auch, wie es wölle. Solte es inen, so Gott verhüette, gerathen, so
17
wurden sie alle conditiones alterirn und an nichts mehr gebunden sein.
18
Dieweil sie aber auch den gegenstraich förchten müessen, so wolten sie
19
vordrist gern ihre, die Hessen Casselische und der militiae satisfaction
20
richtig haben, damit man inen künfftig, fortuna ad nos inclinante, nichts
21
disputirn köndte, sie aber gleichwol die stände an sich gehenkht behalten
22
möchten.

23
Unsere catholischen schmiden ein gegenerclärung an die protestierenden

39
Gemeint ist die kath. Gegenerklärung zu den Declarationes ultimae der prot. Rst. vom 21.
40
Januar 1648 ( [Nr. 96 Beilage B] bzw. [Nr. 109 Beilage [1]] ).
,
24
so, als ich vernimme, zu nichts anders taugen würdt, als daß unser vor-
25
griff entlich desto annemblicher fallen möcht. Cöln will nit recht herauß,
26
bleibt noch alleweil in terminis permissivis, und scheint, daß man daselbst
27
mehr lust hett, die waaffen noch lenger spilen ze lassen. Morgen werden
28
wir vernemmen, wie weit sich Churbrandenburg und Saxen mit unserer
29
instruction

41
Gemeint ist die Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
conformirn werden.

30
Bei denn Braunschweigern ligt daß mehiste an der paritet deß Kayser-
31
lichen camergerichts

42
Entsprechend auch die Forderung in den prot. Declarationes ultimae: Assessores camerae
43
sint numero ex utraque religione pares […] (Text: Meiern IV, 880 vierter Absatz).
, versprechen grosse sachen, wann sie diß erhalten,
32
aber die catholischen ausserhalb Maintz wollen nit daran. Mich ge-
33
dunkhte, diß köndte sine laesione conscientiae bewilligt werden, sonder-
34
lich wann ihre majestät einen catholischen cammerrichter ze setzen be-
35
vorstehen bleibt

44
Das Amt des Kammerrichters war nicht mit einem Votum verbunden, repräsentierte aber
45
die oberrichterliche Gewalt des Ks.s und war somit politisch bedeutsam ( Smend, 244–258).
, darzu sich die Braunschweiger erbietten. Habsburgi-

[p. 343] [scan. 437]


1
sche
Hausangelegenheiten: Drängen Erzherzog Ferdinand Karls auf die
2
Rückkehr Volmars in die Dienste des Innsbrucker Hofes

29
Volmar hatte den Ks. bereits kurz zuvor in einem gesonderten Schreiben um seine Ablö-
30
sung und die Erlaubnis zur Abreise vom Kongreß gebeten (Volmar an Ferdinand III.,
31
Osnabrück 1648 Januar 27. Ausf.: RK FrA Fasz. 55a [1648 I]fol. 131–132). Volmars Ge-
32
such wurde von Ferdinand III. am 29. Februar 1648 in knappen Worten abgelehnt (vgl.
33
APW [ II A 8 Nr. 24] ).
.

3
–/ 106/–

34
Ein Antwortschreiben auf diese Relation – auch in Form eines Rezepisse-Schreibens –
35
konnte nicht ermittelt werden.

4

Nassau an Ferdinand III.


5
Münster 1648 Januar 31

6
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 42–44’, praes. 1648 Februar 9 = Druck-
7
vorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

8
Unterredung mit Longueville (1648 I 30): dessen Rückkehr nach Frankreich wegen man-
9
gelnder Friedensaussichten mit Spanien: unüberbrückbare Differenzen wegen der Restitu-
10
tion Herzog Karls IV. von Lothringen, besonders bezüglich der Festung Nancy.

11
Unterzeichnung und Siegelung des niederländisch-spanischen Friedens am 30. Januar 1648.

12
Gestern gegen abendt hatt der hertzog von Longeville mich visitiret mitt
13
anzeig, daß er gemeindt seie, weiln er geringe hoffnung sähe, daß sie mitt
14
den herrn Spanischen zum frieden gelangen wurden, und sie wohl ver-
15
spührten, daß selbige keinen bestendigen frieden zu tractiren begehrten,
16
sich alhier vergebentlich länger nitt auffzuhalten, dan er anderwerts sei-
17
nem könig bessere dienst thuen könte

36
Nach seiner Rückkehr nach Frk. war Longueville führend an der Adelsfronde gegen Ma-
37
zarin beteiligt ( Tischer, Diplomatie, 101–104).
, sondern morgen von hier nacher
18
Oßnabrück zu den Schwedischen abgesandten und nach seiner zu-
19
ruggkunfft anhero also fort nacher Pariß zu reisen, welches er mir hiemitt
20
hette anfuegen und insoweit seinen abscheidt nehmen wollen, wie er dan
21
auch heut fruhe umb halb sechs nacher Oßnabrück abgereiset ist.

22
Die ursach, woraußen sie verspührten, daß Spanien keinen bestendigen
23
frieden begehrte, wehre diese, daß sie den hertzogen von Lothringen so
24
starck ahn sich hielten, durch welchen sie hernegst nach ihrem belieben
25
allemahln die cron Franckreich bekriegen und inquietiren könten, deß-
26
wegen wolten die herrn Spanische nitt zugeben, daß die vestungen in
27
Lothringen, sönderlichen Nancy, demolirt werden solten, welches iedoch
28
in dem tractat zu Paris der herzog selbst eingangen hette

38
Die Schleifung der Festung Nancy war in einem Geheimartikel zum Pariser Vertrag vom
39
29. März 1641 festgelegt worden (Text: DuMont VI/1, 212).
. Sähen wohl,

[p. 344] [scan. 438]


1
daß Spanien sich gnugsamb bey diesem versicheren, aber hergegen Frank-
2
reich in eine gantze unsicherheit zu setzen [ gesonnen wäre].

3
Ich hab ihme wie mehrmahln geantworttet, daß es gleichwohl ein großer
4
unterscheidt zwischen der cron Franckreich und dem hertzogen von
5
Lothringen seie, ihre furstliche durchlauchtt auch vielmehr sich vor die
6
cron Franckreich alß diese vor ihro zu befahren habe und darumb ja pillig
7
und nöttig wehr, einen sicheren platz vor sich zu haben, auch wohl zu
8
erachten wehre, daß Spanien den hertzogen alß ihren confoederatum
9
und assistenten nitt also verlassen könten noch wurden.

10
Darauff der hertzog replicirt, daß zwar sein könig niemahln gemeint ge-
11
west wehre, itzigem hertzogen, sondern hernegst etwa einem auß seinem
12
hauß, der ihro durchlauchtt folgen wurde

39
Den Titel des Hg.s von Lothringen erbte 1675 Karl (IV.) V. (1643–1690), der Neffe Hg.
40
Karls. IV. von Lothringen.
, daß landt zu restituiren oder
13
aber allererst nach zehen jahren nach geschlossenem frieden, iedoch mitt
14
condition, alle vestungen zuvor zu demoliren

41
Longueville bezieht sich wohl auf das Memorandum Ludwigs XIV. vom 14. Oktober 1646
42
( APW [ II B 4 Nr. 198] ; vgl. Tischer, Diplomatie, 173).
. Sie, Frantzösische gesand-
15
ten, aber hetten so favorabl nacher Pariß geschrieben, daß sie nitt zweif-
16
fleten, soviel die restitution deß hertzogthumbs Lothringen außer Baar
17
und den lehenschafften von den 3 bistumber Metz, Tull und Verdun an-
18
langte, es wurde der könig sich noch dahin erclehren, daß itzigem hertzo-
19
gen solch landt restituirt werden solt. Waß aber die vestungen betreffe,
20
hett er, hertzog von Longeville, sambt seinen collegen selbst iederzeit
21
und noch itzo bey ihrem letzten schreiben widerrahten, daß solche
22
ohndemolirt in deß hertzogs von Lothringen durchlauchtt handen und
23
macht geben werden solten,

36
23 dan] In der Kopie daß.
dan Nancy eine solche vestung und also
24
situirt wehre, daß der cron Franckreich darauß mehr alß auß einiger
25
vestung in Europa ungelegenheiten zugefugt werden könte, hergegen
26
aber keine vestung sie besser defendiren könte alß diese. Man solte sich
27
nur versicheren, daß Franckreich niemahln einwilligen werde, daß diese
28
vestung dem hertzogen ohndemolirt in handen gegeben werden solle. Be-
29
klagte dabey vielfaltig, daß er gegen seine gehabte gutte intention und
30
hoffnung

37
30 hierdurch] In der Kopie hiemit nun.
hierdurch diese tractaten mitt Spanien zunichten gehen sehe,
31
welches er dannenhero domehr darfurhalten müste, weiln den herrn
32
Spanischen ihres königs obgedachte intentiones und unveränderliche
33
genommene resolutiones gnugsamb bewust und daß

38
33 sie] Fehlt in der Kopie.
sie dannoch hierauff
34
so fast bestünden. Ist damitt mitt allerhandt höfflichen erpietungen abge-
35
schieden.

[p. 345] [scan. 439]


1

28
1–5 Ewer – worden] Fehlt in der Kopie.
Ewer Kayserliche Mayestät werden sich allergnedigst erinneren, daß ich
2
unter dato 17. dießes allerunderthänigst berichtet , daß der fridt zwischen
3
Spania und Hollandt ahm 16. dießes unterschrieben seie, schicke Ewer
4
Kayserlicher Mayestät allergehorsambst die formulam hiebey, wie
5
domahln solcher unterschrieben worden.

6
Gestern abendt umb eylff uhr lasset herr graff Peneranda durch einen sei-
7
ner secretarien

30
Nicht zu ermitteln. Eventuell ist Pedro Fernández del Campo y Angulo (gest. 1680), 1645–
31
1648 span. Gesandtschaftssekretär ( Cabezas, 30–41), gemeint.
mir anzeigen, daß er gleich von den Holländischen ge-
8
sandten komme und der fridt zwischen ihnen und den Holländern durch
9
Gottes gnad nunmehr gäntzlichen geschlossen

32
Span.-ndl. Frieden („Frieden von Münster“), Münster 1648 Januar 30 (Text: DuMont VI/
33
1, 429–441 (frz.); Abreu y Bertodano V, 310–355 (frz./span. ÜS); Groenveld, Vrede,
34
28–109 (ndl.); Dethlefs (dt./lat. ÜS; ndl.); zum Friedensschluß vgl. Rohrschneider, Frie-
35
den
, 422ff). Die offiziellen Vertragsexemplare wurden in frz. und ndl. Sprache ausgefertigt.
, von beyderseits herrn ge-
10
sandten solenniter unterschrieben und versiglet seie, verhoffendt, daß sol-
11
ches die rechte brück seie, daß alle andere christliche potentaten daruber
12
folgen sollen.

13
Beilage [1] zu Nr. 106

14
Vereinbarung über die Unterzeichnung und Ratifikation des spanisch-niederländischen Frie-
15
dens, [Münster 1648 Januar 16]. Fehlt [Kopie (span. ÜS): RK FrA Fasz. 56a (1648 I)fol.
16
194–194’; Kopie (lat. ÜS): ebenda Fasz. 57 Konv. Afol. 2–2’; Kopie (frz.): ebendafol. 3–3’].

17
–/ 107/–

18

Ferdinand III. an Nassau, Lamberg, Krane und Volmar


19
Prag 1648 Februar 1

20
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1961fol. 273–273’, praes. 1648 Februar 11 = Druck-
21
vorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 58b (1648 I–IX)fol.
22
13.

23
Ablehnung von Verhandlungen über den Geheimartikel betreffend die französische Türken-
24
hilfe für den Kaiser, dabei kein Bezug auf kaiserliche Weisung.

25
Wir erinnern unnß gnedigst, wasmaßen noch ahm dreizehenden Septem-
26
bris deß verwichenen 46. jahrs in puncto praetensae satisfactionis Gallicae
27
unter andern in einem articulo secreto gewiße bedingnus, mit wz für hilff

[p. 346] [scan. 440]


1
uns die cron Franckreich auf begebenden fall wider den Türcken succur-
2
riern solte, beschehen

31
Gemeint ist der Geheimartikel zu den ksl.-frz. Satisfaktionsartikeln vom 13. September
32
1646 betr. die frz. Türkenhilfe für den Ks.,s.l. [vor 1646 September 14]. Text: Repgen,
33
Satisfaktionsartikel, 214 (vgl. auch APW [ II A 4 Nr. 344 Beilage C] ). – In dem Geheim-
34
artikel war ein frz. Beitrag von jährlich 150 000 Rt. in Friedenszeiten bzw. 10 000 Fußsol-
35
daten im Kriegsfall festgelegt. Diese Verpflichtung war auf 3 Jahre begrenzt und sollte ihre
36
Gültigkeit verlieren, falls das Kgr. Frk. selbst in einen offenen Krieg mit den Türken ge-
37
raten sollte. Außerdem war es dem Ks. untersagt, im Kriegsfall alternativ zu den Auxiliar-
38
truppen Subsidienzahlungen vom frz. Kg. einzufordern.
.

3
Wan wir aber für guet und rathsamb befinden, destwegen uns

30
3 in] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage und der Kopie ein.
in einigen
4
weiten tractat oder bedingung mit selbiger cron nicht einzulaßen oder
5
auch dem, was bereits veranlast, nachzusezen, alß haben wir euch solches
6
hiemit zu wißen thuen wollen, gnedigst bevehlende, dz ihr nicht allein
7
von selbsten ahn die Franzosen hinfüro dergleichen nichts praetendieret,
8
sondern auch im fall, von denen Französischen gesandten oder von
9
iemanden andern ihrentwegen desthalben etwz ahn euch gebracht wurde,
10
dz ihr solches dextre ohne eröfnung dises unsers befehls und inhibition
11
declinieret.

12
–/ 108/ [3]

13

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


14
Prag 1648 Februar 1

15
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1960fol. 226–227’, [praes. 1648 Februar 12] =
16
Druckvorlage – Kopie: Giessen 200fol. 430–431 – Reinkonzept: RK FrA Fasz. 55c (1648
17
I–III)fol. 80–81’, 86–86’ – Konzept: ebenda fol. 82–84.

18
Starkes Drängen von Kurmainz und Kurbayern auf Herausgabe eines kaiserlichen Gesamt-
19
entwurfs nach Maßgabe der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 an Schweden und
20
protestantische Reichsstände, schnellstmöglichste Herausgabe eines derartigen Gesamtent-
21
wurfs ( KEIPO6 ); Einforderung einer Gegenerklärung, keine Verhandlungen über Einzel-
22
punkte.

23
Keine Erklärung Kursachsens zu den kaiserlichen Änderungswünschen am KEIPO4A ;
24
Schlesien.

25
Wir können eüch nit verhalten, das sowohl Churmainz alß Churbayerns
26
liebden vermittels ihrer alhie anwesenden abgeordtneten

39
Waldenburg gen. Schenkherr und Mändl.
täg- und stündt-
27
lich in unß tringen, daß das fridenswerkh befürdert und das instrumen-
28
tum pacis, wo nit allerdings (ausser des puncti executionis, distributionis
29
et solutionis militiae) nach inhalt des von eüch hienausgegebenen instru-

[p. 347] [scan. 441]


1
menti pacis

38
Gemeint ist der KEIPO4A .
, doch wenigist nach inhalt unserer, eüch unter dato sechsten
2
Decembris nechstverwichenen 1647. jahrs überschikhten und beeden ihr
3
liebden communicirten instruction

39
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ). Diese wurde Kurbayern und Kurmainz
40
am 11. bzw. 6. Dezember 1647 übersandt (vgl. [ Beilage [2] zu Nr. 29 ] bzw. Ferdinand III.
41
an Kf. Johann Philipp von Mainz, Prag 1647 Dezember 6. Kopie: RK FrA Fasz. 54d [1647
42
XII]fol. 5–5’).
, dermahlen zu handen der Schwee-
4
dischen und protestirenden extradirt werde.

5
Nun haben ewere relationes soviel iüngst mit sich gebracht, das ihr im
6
werkh begriffen weret, eüch nach inhalt obgemelter unserer instruction
7
gegen den Sächssischen, Brandenburgischen und Braunschweigischen ge-
8
sandten zu erklären und zu sehen, ob sie mit solcher unserer resolution
9
content wollen sein oder nit, also das wir ausser zweiffel sezen, es werde
10
solches bereit geschehen sein, zumahlen auch das unser nechst unter dato
11
den vierundzwanzigsten Januarii

34
11 iüngsthin] Korrigiert aus dem Reinkonzept; in der Druckvorlage negsthin.
iüngsthin an eüch abgangener bevelch
12
vermag, das ihr in Gottes nahmen nach inhalt unserer instruction das in-
13
strumentum völlig, und also nit nur allein die mutationes und correctio-
14
nes, hienausgeben sollet. Solte nun ein soliches noch nicht geschehen sein,
15
so ist unser gnedigster bevelch, das ihr es nochmahls, ie eher, ie besser, zu
16
werkh sezet und das instrumentum, wie ihr es nach inhalt eüerer instruc-
17
tion einzurichten befelcht seit, den Schweedischen und protestirenden
18
zuestellet und darüber ihr entliche erklärung über alles, ohne das ihr
19
eüch mit ihnen in weittere conferenz und handlung, baldt über den, baldt
20
über ienen articulum einlasset, erwarttet, dan nachdeme es an deme, das
21
menniglich wisse, umb was dan der stritt dermahlen seye, also

35
21 halten] In der Kopie irrtümlich haben.
halten wir
22
nit vor rathsamb, das baldt umb dessen, balt umb eines andern interesse
23
willen unser entliche erklärung lenger sowohl den Schweedischen alß
24
protestirenden verhalten bleibe.

25
Im übrigen so sehet ihr auß den beyschlueß, das sich Chursachssens lieb-
26
den noch nichts entlichs über unnser instrumentum heraußgelassen, ab-
27
sonderlich aber auß der beylag, waß ihre liebden sich gegen die protesti-
28
rende und sie gegen ihre liebden vernemmen lassen. Wir schikhen es eüch
29
unter andern auch zu dem ende ein, damit ihr der sachen desto besser nach-
30
fragen könet, was etwan an seiten der protestirenden gegen Chursachssens
31
liebden vor resolutiones fallen und was der doctor Leüber

36
31 negociert] Im Reinkonzept folgt nach dem ihr eüch zu richten.
negociert.

32
Waß sonsten Schleßien betrifft und der doctor Leüber derhalben bey
33
eüch angebracht

44
Gemeint ist die Unterredung am 10. Januar 1647 (vgl. [Nr. 83 Anm. 8] ).
, da

37
33 habt] In der Kopie hat.
habt ihr auß der unserm rath und gehaimben secre-

[p. 348] [scan. 442]


1
tario Schrödern an Chursachssen gegeben und eüch communicirten in-
2
struction gnuegsamb zu vernemmen, wessen wir unß gegen ihre liebden
3
erklärt, darbey wir es dan auch verbleiben lassen und ihr eüch darnach zu
4
richten habt.

5
Beilage [1] zu Nr. 108

6
1 Schröder an Ferdinand III., Lichtenburg 1648 Januar 27. Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol.
7
504–505’, 508 – Kopieauszug: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1960fol. 229–229’; Giessen 200
8
fol. 394–394’.

9
Keine weiteren Verhandlungen, vorrangige Behandlung Burgsdorffs am kurfürstlichen
10
Hofe. Gegenerklärung Schröders zu den protestantischen Rationes für die Beibehaltung des
11
*KEIPO4B* .

12
Beilage [1] zu Beilage [1] zu Nr. 108

13
Leuber an Kf. Johann Georg von Sachsen, Osnabrück 1648 Januar 5[/15]. Kopie: RK
14
FrA Fasz. 54ffol. 506–507; ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1960fol. 230–231’; Giessen
15
200fol. 395–397.

16
[91/] 109/ [8]

17

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


18
Osnabrück 1648 Februar 3

19
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 II)fol. 1–3’, 18–18’, PSfol. 16–17, praes. 1648 Fe-
20
bruar 14 = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92
21
XIV nr. 1952fol. 173–175’, 176–176’.

22
Rücksprache mit den katholischen Gesandten; Erhalt der Declarationes ultimae der katho-
23
lischen
Reichsstände (1648 II 2), kurzfristige Irritation über deren Haltung betreffend die
24
Amnestie und Autonomie in den kaiserlichen Erblanden; positive Einschätzung der katho-
25
lischen
Declarationes ultimae; geplante Übergabe an die protestantischen Reichsstände; Un-
26
terredung
mit den schwedischen Gesandten angestrebt.

27
Unterredung mit Gesandten der Reichsstädte (1648 II 1).

28
Informationen Fromholds über Krankheit Blumenthals; Unklarheit über die Haltung Kur-
29
fürst Friedrich Wilhelms von Brandenburg zu den kaiserlichen Änderungswünschen am
30
KEIPO4A .

31
Abschiedsbesuch Longuevilles in Osnabrück: dessen Hoffnung auf Fortsetzung der spanisch-
32
französischen Verhandlungen, Drängen Longuevilles auf vorrangige Lösung der hessen-kas-
33
selischen Fragen.

34
PS Unterredung mit Leuber (1648 II 3): Vorliegen der Instruktion Kf. Johann Georgs seit acht
35
Tagen, schneller Friedensschluß angestrebt, Katholische sollen jedoch nicht auf KEIPO4A
36
verpflichtet werden; Bedingungen für die Übernahme des CE -Direktoriums durch Kursach-
37
sen. Ersuchen an Leuber, die Einigung über Amnestie und Reichsreligionsrecht zu befördern.

[p. 349] [scan. 443]


1
Rezepisse auf die Weisung vom 18. Januar 1648 (Nr. 91). Verweis auf die
2
Relationen vom 23., 27. und 30. Januar 1648 (Nr.n 96, 99 und 104): Bera-
3
tungen
der katholischen Reichsstände über die Declarationes ultimae der
4
protestantischen Reichsstände. Damit nuhn aber die catholische sich in
5
solcher ihrer absonderlichen consultation und verfaßender gegendeclara-
6
tion desto beßer mit Ewer Kayserlicher Majestätt allergnädigsten inten-
7
tion conformirn thetten, so haben wir ihnen nit allein von allem, waß mit
8
den Schwedischen und protestirenden vorgeloffen, umbständtliche anzeig
9
gethan, sondern auch, und weil sie es gantz instendich begehret, völlich
10
eröffnet, warauff Ewer Majestätt endtliche resolution uber diese zween
11
haubtarticul de amnestia et gravaminibus gestelt wehre

32
Volmar hatte am Abend des 27. Januar 1648 eine entsprechende Unterredung mit Raigers-
33
perger
, Meel und Krebs geführt und diesen dabei die Art. IV–V KEIPO6 ausgehändigt.
34
Bedingung war jedoch, daß sie nur in consilio verlesen, aber ad dictaturam nit geben, son-
35
dern finito consilio unß alsbaldt restituirt werden (APW [III C 2/2, 962 Z. 28–32, 963 Z.]
36
21–29).
, gestalten sie dan
12
solches alles woll in acht genohmen und unß demnach gestrigen abendts
13
ihre verfaste gegenerclehrung durch einen auschuß

37
Die Deputation bestand aus Ges. der kath. Rst. Kurmainz, Kurbayern (Ernst), Bamberg
38
(Göbel) und der Reichsstadt Köln (Halveren) (vgl. APW [ III C 2/2, 965, Z. 30–31] ). Zum
39
Inhalt der religionsrechtlichen Forderungen vgl. Schneider, 390 Anm. 322.
einlieffern laßen.

14
Weil wir aber befunden, daß sie darin, waß die restitutionem der pros-
15
cribirten und des religionsexercitii in Ewer Kayserlicher Majestätt erb-
16
landen belangt

40
Gemeint sind Art. IV § „Tandem omnes“ (vgl. [Nr. 17 Anm. 53] ) sowie Art. V § 13 KEIPO4A
41
(später Art. IV,51IPO = § 40IPM bzw. Art. V,38IPO ← § 47IPM).
, allein schlechterdingen zu unßerer weiterer handtlung
17
remittirt

42
Gemeint ist wahrscheinlich eine erste Fassung der abschließenden Declarationes ultimae
43
der Mehrheit der kath. Rst. Dafür spricht, daß es im CC -Protokoll vom 2. Februar 1648
44
im Hinblick auf die kath. Declarationes ultimae heißt, daß es die herren abgesandte [ ge-
45
meint
sind die ksl. Ges. ] factis hinc inde exiguis mutationibus darbey ließen. Die Ur-
46
sprungsfassung
(Vorstufe) der kath. Declarationes ultimae konnte nicht ermittelt werden.
, so haben wir ihnen zu erkennen geben, daß dies ein ansehen
18
hab,

30
18 alß wölten die] In der Kopie ob solten den.
alß wölten die catholische dies ortts ein sönderung einführn, so sich
19
Ewer Mayestätt, alß welche biß daher mit eußeristen cräfften ihrer erb-
20
landen das gemeine catholisch wesen im Reich verfochten und noch ver-
21
fechten thetten, keinesweegs versehen, sondern billich sein würde, bey-
22
derseits causam communem zu machen und vor einen mann zu stehen.
23
Nit

31
23 weniger] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage wenigen.
weniger würden wir mit einer solchen remission beschwehrt sein,
24
daß die gegentheil desto starcker in unß tringen werden, in ein und an-
25
dern punct ein mehrers nachzugeben, da wir doch wüsten, daß es Ewer
26
Kayserliche Majestätt nimmermehr thuen wölten.

27
Hierauff haben die deputati geanthworttet, es ginge der ständen meinung
28
nit dahin, daß man hierunder einige sonderung einzuführn gedachte, het-
29
ten allein unß nit vorgreiffen wollen; es wehre aber bereits in consilio

[p. 350] [scan. 444]


1
beschloßen worden, daß auff unßer begehrn bemelte zween puncten an-
2
ders eingerichtet werden solten, wie dan auch beschehen

35
Im entsprechenden Text der kath. Declarationes ultimae ( Meiern IV, 926 letzter Absatz,
36
928 fünfter Absatz) wird in den gen. Punkten für den jüngsten ksl. Textvorschlag zur
37
Amnestie in den ksl. Erblanden ( [Nr. 99 Beilage 4] ) bzw. für die ksl. Haltung bei der Auto-
38
nomie in den ksl. Erblanden gestimmt.
. Und haben
3
demnach Ewer Kayserliche Majestätt hiebey ein abschrifft solcher von
4
denen catholischen verfasten gegenerclehrung allergnädigst zue empfan-
5
gen und darauß zu ersehen, daß sie per maiora alles daßienig, waß unßere
6
instruction mit sich bringt, ahnnehmen und für ihre endtliche gegen-
7
erclehrung behaubten, zwar ethliche restrictiones anhencken thuen

39
Gemeint sind wahrscheinlich die Erinnerungen einiger kath. Rst. (Beilage [3]). Es könnten
40
jedoch auch die Abweichungen der kath. Declarationes ultimae von der ksl. Hauptinstruk-
41
tion (Nr. 29) gemeint sein.
, wel-
8
che sie aber unß, nach inhalt der instruction, wan es endtlich darahn haff-
9
ten solt, in der handtlung außzulaßen, unschwer heimbgestelt sein laßen
10
werden. Und dieweil sie dan solche schrifft heutigen tags

34
10 denen] Im Konzept auch denen.
denen protestie-
11
renden ubergeben thuen, alß wollen wir sehen, daß wir morgen hierüber
12
mit den Schweden in conferentz glangen mögen.

13
Wir haben auch immittls nit underlaßen, ethlich von denen reichsstätten,
14
lautt extractus protocolli, vor unß zu erfordern und ihnen uber diese
15
materias gantz beweglich zuzusprechen, allermaßen zuvor gegen denen
16
Braunschweig Lüneburgischen auch beschehen

42
Eine derartige Unterredung ist aus den Relationen und Protokollen nicht zu ermitteln.
, befinden aber allerseits
17
nur auffzügliche vertröstungen, iedoch wöllen wir verhoffen, es werde
18
auff der catholischen gegenerclehrung ethwaß näher zu der sachen getret-
19
ten werden.

20
Von dem Churbrandenburgischen rath Dr. Frombholt vernehmen wir,
21
daß der freyherr von Plumenthall bey selbigen churfürstlichen durchl-
22
laucht nit ahnkommen, sondern sich entschüldigt, daß er zugestandener
23
leibsschwachheit halber seine vorgenohmene reiß nit vortsetzen könte

43
Zu den wahren Gründen für die Unterbrechung von Blumenthals Reise an den kurbg. Hof
44
vgl. die Weisung vom 29. Januar 1648 ( [Nr. 103] ).
,
24
also daß wir in ungewißheit stehen, ob und waß von derselben für
25
gnembhaltung Ewer Kayserlicher Majestätt gnädigster instruction

45
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
zu
26
verhoffen sein werde.

27
Nechstverwiechenen freytags abendts, den letzten Januarii, ist der hert-
28
zog von Longavilla alherkommen, wie vorgeben worden, seinen ab-
29
schiedt von denen Schwedischen plenipotentiariis zu nehmen, weil er
30
vorhabens, heudt dato von Münster abzureisen und sich wiederumb in
31
Franckreich zu begeben. Sintemahlen er dan unß seine ankunfft notificirn
32
laßen, alß haben wir ihne folgenden sambstags [ 1. Februar 1648] besucht,
33
wie er hingegen auch unß eodem die revisita erstattet und noch selbigen

[p. 351] [scan. 445]


1
tags wieder abgereißet ist. Bey dieser besuchung ist nuhn nichts anders
2
alß complimentn passirt worden, außerhalb daß er hoffnung geben, die
3
friedenstractaten zwischen Spanien und Franckreich würden durch seine
4
hinderlaßene collegas

38
D’Avaux und Servien.
vortgesetzt und verhoffentlich zum gutten ende
5
gebracht werden. Im ubrigen hat er gantz instendig begehret, daß wir
6
die Heßen Caßlische sachen ehist richtig machen wolten, dan darahn be-
7
stünde nuhmehr alle difficultet des Teutschn friedens.

8
Dargegen wir unß erclehrt, sobaldt die beyde puncten de amnestia et
9
gravaminibus ihre richtigkeit erlangt, daß wir auch die Caßlische sach
10
vornehmen und darbey unßerseits nichts underlaßen würden, waß der
11
billichkeit gemeß sein könte.

12
PS Ewer Kayserlicher Majestätt sollen wir auch gehorsamst anzeigen, alß
13
wir heudt den Chursachßischen abgesandten, Dr. Leubern, befragen la-
14
ßen, ob er noch von seinem gnädigsten herrn keine weitere resolution
15
uber die communicirte Kayßerliche instruction empfangen, wie er vor 8
16
tagen dern gewehrtich zu sein sich vernehmen laßen

39
Gemeint ist der 26. Januar 1648 (vgl. [Nr. 99 Beilage 2] ).
,

36
16 ist] In der Kopie ob.
ist er diesen nach-
17
mittag zu unß kommen und vermeldet, er hette sich in seinem damahlen
18
empfangenen befehl weiter ersehen und wölte fast nit darfürhalten, daß
19
ihme hierunder waß weiters einkommen würde, sondern es wehre ihr
20
churfürstlicher durchllaucht meinung uber berürtte instruction fast

37
20 uff] Ergänzt aus dem Konzept.
uff
21
alle puncten in seinem befehl enthalten, allermaaßen er unß bereiths an-
22
vor selbige guttentheils eröffnet hette, und dieweil ihme ahnbefohlen
23
wehre, davon auch denen sambtlichen protestirenden parte zu geben und
24
ihnen anzuzeigen, daß sein gnädigster herr nit befinden könte, daß man
25
allein derer von Ewer Kayserlicher Mayestätt vorgestelter correctionum

40
Bezug auf die Notae mit den ksl. Anderungswünschen am KEIPO4A ([vor 1647 Dezem-
41
ber 27]; wie [Nr. 76 Anm. 5] ).

26
wegen den krieg ein stundt lenger vortsetzen, noch viel weniger die ca-
27
tholischen nöttigen sölte, alles daßienig, so hievor bey herrn graffens zu
28
Trautmanstorff excellentz ahnwesenheit eventualiter bewilligt worden

42
Gemeint ist der KEIPO4A , praes. 1647 Mai 30.
,
29
gnembzuhalten, also wölte er diesen abendt, weil ohnedaß die protestie-
30
renden sich zu empfahung der catholischen gegenerclehrung beysamen-
31
finden thetten, ihnen den inhalt dieses befehls vorlesen und sie beweglich
32
ermahnen, sich lenger mit vergeblichen disputaten nit auffzuhalten. Wan
33
sie auch solcher churfürstlichen ermahnung stattthuen und beyfall geben
34
würden, so hette er befehl, sich des directorii umb soviel under denen
35
evangelischen wiederumb

43
Kursachsen hatte am 4./14. Juli 1647 bereits einmal das Direktorium des CE geführt
44
( Schreckenbach, Kursachsen, 30).
zu unterfangen, keinesweegs aber mit denen

[p. 352] [scan. 446]


1
Schwedischen ferners zu negociirn, noch selbige umb einige interposition
2
anzulangen

34
Zur ablehnenden Haltung Kf. Johann Georgs von Sachsen bezüglich der Einmischung der
35
Kronen in die reichssachen vgl. bereits die Relation vom 20. Januar 1648 ( [Nr. 92 bei Anm. 6] ).
. Im fall aber die protestirende sich ihrer churfürstlichen
3
durchllaucht intention nit bequemen wolten, so wehre er befehlicht, sich
4
des directorii nochmahlen zu entäußern.

5
Wir haben ihme geanthworttet, unß würde sehr lieb gewesen sein, wan
6
unß der inhalt seines befehls solchergestalt vor 8 tagen wehre erclehrt
7
worden, so würden wir nit underlaßen haben, mit ihme von eim und an-
8
dern puncten mehrers in particulari zu handtlen. Ersuchten ihne, er wolte
9
seinem erbieten und habendem befehl gemeß bey vorangedeuter glegen-
10
heit solche erinnerung thuen, auff daß man dermahleneinst ohne weiter
11
disputat zum schluß dern bevorstehenden puncten de amnestia et grava-
12
minibus kommen konne und keinesweegs zugeben, daß

33
12 man] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage wan.
man die Schwe-
13
den den ordinem invertirn und die sachen dahin setzen laße, daß unerle-
14
digt derselben zu den Caßlischen praetensionibus und satisfactionsver-
15
gleichung der Schwedischen soldatesca geschritten werden solte. Welches
16
er auch zu thuen versprochen.


17
Beilagen [1] – [3] zu Nr. 109


18
Beilage [1] zu Nr. 109

19
Declarationes ultimae der Mehrheit der katholischen Reichsstände auf die Declarationes
20
ultimae der protestantischen Reichsstände zu Präambel und Art. I–V *KEIPO4B* und
21
*KEIPO5* (lat.),s.l. [praes. 1648 Februar 2]. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 II)fol. 4–9’

37
Dat.s.l. 1648 Februar 3.
;
22
GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 2 nr. 46

38
Lemma Volmars: Per Moguntinenses praesentatum 3. Februarii 1648.
; Giessen 200fol. 424–428

39
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 234–240’; ebenda Fasz. 96 VIfol. 103–109;
40
ÖstA Tirol Fasz. 20i p. 117–123.
– Druck:
23
Meiern IV, 925–930.

24
Beilage [2] zu Nr. 109

25
Protokoll, [Osnabrück] 1648 Februar 1. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 II)fol. 12; KHA A
26
4 nr. 1628/23 unfol.

41
Weitere Kopie: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 230–230’.
– Druck: APW III C 2, 965 Z. 5 – 21

42
Text des (ausführlicheren) Protokolls Giffens von dieser Unterredung: Meiern IV, 918
43
922.
.

27
1. Februar 1648. Die Kaiserlichen erfordern die Gesandten der Reichsstädte Straßburg, Re-
28
gensburg, Lübeck und Nürnberg zu sich und halten diese an, bei ihren Mitständen für eine
29
Unterstützung der kaiserlichen Haltung in den Amnestie- und Reichsreligionsrechtsfragen
30
zu werben. Die reichsstädtischen Gesandten wollen dieser Bitte entsprechen, merken jedoch
31
an, daß die katholischen Reichsstände es bei dem, was bereits verglichen wurde, bewenden
32
lassen sollen.

[p. 353] [scan. 447]


1
Beilage [3] zu Nr. 109

2
Erinnerungen einiger katholischer Reichsstände (16 Punkte),s.l. [praes. 1648 Februar 2].
3
Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 II)fol. 14–15; GehStReg Rep. N Ka. 97 Fasz. 69 pars 2
4
nr. 46

29
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 94 III nr. 524, 681–682; ebenda Fasz. 98e p. 1219–1219’.
30
Der Relation vom 10. Februar 1648 liegt ebenfalls ein (allerdings nur 14 Punkte umfas-
31
sendes) Exemplar der kath. Erinnerungspunkte bei (vgl. [ Nr. 118 Beilage [2]] ). Dieser Um-
32
stand resultiert vermutlich aus etwas missverstandt bei der Verfassung der Erinnerungs-
33
punkte, weswegen die endgültige Fassung den ksl. Ges. erst am 3. Februar zimblich spat
34
eingereicht wurde (vgl. APW III C 2/2, 968 Z. 39 – 969 Z. 6).
.

5
–/ 110/–

6

Volmar an Trauttmansdorff


7
Osnabrück 1648 Februar 3

8
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

9
Verstärkung der kaiserlichen Armee als Reaktion auf das Scheitern der Verhandlungen mit
10
den schwedischen Gesandten. Abreise Longuevilles nach spanisch-niederländischem Frie-
11
densschluß. Verhandlungsführung Leubers. Declarationes ultimae der katholischen Reichs-
12
stände. Engagement der Reichsstädte für Augsburg, Lindau und Weißenburg. Militaria.

13
Auß Euer Excellenz gnädigem schreiben vom 18. Januarii

35
Nicht zu ermitteln.
hab ich ver-
14
standen, waßgestalt ihre Kaiserliche majestät allergnädigst resolvirt, weil
15
ie kein frid von denn frembden cronen zu erhalten, sich in starkhe kriegs-
16
verfassung ze stellen, wölches dann der einig und rechte weeg, selbe ent-
17
lich zue billicheit zu vermögen.

18
Die Hollender haben sich dermaln ad subscriptionem conventae pacis
19
vermögen lassen

36
Bezug auf die Unterzeichnung des span.-ndl. Friedens am 30. Januar 1648 (vgl. die Rela-
37
tion Nassaus vom 31. Januar 1648, d.i. [ Nr. 106] ).
, mit grossem unwillen der Franzosen, also daß duca di
20
Longavilla sich daher entschlossen, von Münster ab- und nach Pariß ze
21
raisen, auch zu solchem ende allhier sowol als dort seinen abschied ge-
22
nommen. Vil seind aber der meinung, es sei kein ernst dorhinder. Solten
23
die reichsstände ein exempel von disem nemmen und auch absonderlich
24
mit unß schliessen, so wurden dise beede cronen baldt auch zum creütz
25
kriechen.

26
Der Chursaxische Dr. Leüber gehet seines herrn bevelch nit syncere nach,
27
sondern lavirt mehr mit dennjenigen, so noch an denn Schweden an-
28
henkhen. Er hatt unß gestern 8 tag solchen bevelch gar nit in der formb

[p. 354] [scan. 448]


1
wie anheüt eröffnet, sonst wurdn wir wol glegenheit gesuecht haben, mit
2
ime die nothurfft ze negocirn.

3
Die catholische übergebn disen abendt ihre gegenerclärung

26
Declarationes ultimae der Mehrheit der kath. Rst. ( [Nr. 109 Beilage [1]] ).
denn pro-
4
testierenden, verhoffentlich werden [ wir] darüber zum ende kommen
5
mögen.

6
Die reichsstette seind zimblich schwirig wider die höhere stande, allein
7
ligt inen der status politicus zu Augspurg und die oppignerationes zu
8
Lindaw und Weissenburg im kopff.

9
Euer Exzellenz schikhe ich hiebei die acta armistitii Bavarici, wie solches
10
die Schweden loco antimanifesti in trukh kommen lassen. Die geben
11
gnugsamb zu erkennen, waß dise leütt im sinn haben, wann sie an der
12
Thonaw ein fuess setzen könden. Militaria: Beschuß Hombergs

27
Schloß Homberg an der Efze (südlich von Kassel, Lgft. Hessen-Kassel) wurde vom 22.
28
Januar bis zum 9. Februar von hessen-kasselischen Truppen belagert, die der schwed.
29
Hauptarmee Wrangels folgten ( Höfer, 148–150).
durch
13
die Schweden.

14
Beilage [1] zu Nr. 110

15
[Schwedisches Gegenmanifest zum kurbayerischen Manifest zur Aufkündigung des Ulmer
16
Waffenstillstands, o. O. 1648]. Fehlt

30
Der genaue Titel des 118-seitigen Manifestes lautet: Acta Wegen des zu Vlm / zwischen
31
Denen Königl. Schwedischen: vnd Chur=Beyrischen Herren De=putirten geschlossenen
32
Armistitij. An dem 4/14 Martij, Anno M.DC.XLVII. Worbey zu befinden: Die Defension
33
/ des Königlichen Schwedischen ReichsRaths / Generals vnd Feld=Marschalls in Deutsch-
34
land Herrn Carl=Gustav Wrangels Excell. Vber das / So S. ChurFürst. Durchl. in Beyern /
35
sc. deroselbi=gen der VerVrsachung halben zu der fürgegangenen ruptur, in de=ro über-
36
schickten Motiven bey dem Vffkündigungs Brieffe / zu imputiren vermeynet haben. Anno
37
1647. [ Wappen statt Signet.] Gedruckt im Jahr 1648 (vgl. Repgen, Öffentlichkeit, 54f, dort
38
auch zur weiteren Überlieferung).
.

17
–/ 111/–

18

Nassau an Ferdinand III.


19
Münster 1648 Februar 4

20
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 46–48’, 53–53’, PSfol. 49–52’ = Druck-
21
vorlage
– Kopie (ohne PS): KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Konzept: ebenda.

22
Verabschiedung von Longueville (1648 II 2).

23
Unterredung mit Chigi und Contarini: gescheiterte Bemühungen um den Verbleib Longue-
24
villes auf dem Kongreß; Abreise Longuevilles am 3. Februar 1648, Verbleib seines Gefolges in
25
Münster; Zweifel der Mediatoren an baldigem Friedensschluß mit Frankreich und Schweden.

[p. 355] [scan. 449]


1
Unterredung mit den spanischen Gesandten: Hinnahme der Abreise Longuevilles, Verbitte-
2
rung der Franzosen über spanisch-niederländischen Friedensschluß vermutet.

3
Unterredung mit den niederländischen Gesandten (1648 II 3): Gratulation zum Friedens-
4
schluß mit Spanien im Namen Ferdinands III.; Versuch der Geheimhaltung des spanisch-
5
niederländischen Friedens aus Rücksichtnahme auf die spanisch-französischen Friedensver-
6
handlungen; Wunsch der Generalstaaten nach guten Beziehungen zum Reich.

7
[PS 1] Empfangsbestätigung.

8
PS [2] Unterredung mit Chigi (1648 II 4): Umstände der Abreise Longuevilles, Zweifel an
9
dessen angekündigter Rückkehr; Neapel; Gerüchte über mögliche Abberufung Serviens.
10
Innere Unruhen in Frankreich. Zurückweisung der Bemühungen Bagnis und Nanis um
11
französische Kompromißbereitschaft durch Königin Anna und Mazarin, neue Weisung für
12
französische Gesandte betreffend Lothringen durch den spanisch-niederländischen Friedens-
13
schluß hinfällig.

14
Bey letzter post, den 31. Januarii , hab Ewer Kayserlicher Mayestät aller-
15
underthänigst berichtet, waßmassen der hertzog von Longeville vorigen
16
tags mich visitirt habe, mitt anzeig, daß er vorhabens wehre, nacher
17
Oßnabruck zu reisen und nach seiner widerkunfft alsopaldt seine reiß
18
nacher Franckreich fortzusetzen, dabey er zugleich abscheidt von mir ge-
19
nommen.

20
Den 2. dießes ist hochgedachter hertzog vormittag wider alhier anglangt
21
und allenthalben der ruff außgangen, daß er den

40
21 folgenden] In der Kopie vorigen.
folgenden

41
21 tag] Im Konzept tags, nemblich den 3. dießes.
tag, von hier
22
nacher Franckreich zu reisen, auffbrechen wolte, deßwegen bey ihme
23
mich angeben lassen, umb obgedachte visite der gepuhr zu restituiren,
24
bey welcher ich zugleich vom hertzogen mein abscheidt genommen,
25
weiln aber selbiger mehrere visiten gewärtig gewesen, die discursen kurtz
26
abgeschnitten habe. Der hertzog vermeldete, daß er verhoffe, zu Pariß
27
mehr den frieden zu befurderen, alß er alhie nitt thuen könte, beklagte,
28
daß vermögh seiner gutten intention [ er] den friedenschluß hier nitt hette
29
machen können.

30
Eß haben die herrn mediatores ihn gleichergestaldt visitirt und valedicirt,
31
und weiln der herr nuncius mitt dem herrn Veneto in sein losament ge-
32
fahren, so allernegst ahn dem meinigen, hab ich mich zu ihnen beyden
33
verfügt, umb von ihnen zu vernemmen, waß ihre gedancken uber diese,
34
deß hertzogen, so schleinige abreiß sein möchten. Sie haben mir gesagt,
35
daß sie ihme solche sehr dissuadiret, weiln man in den tractaten zimblich
36
nahe beyeinander kommen wehre, vollendts sich noch waß zu patienti-
37
ren, zum wenigsten noch etlich wenige tage, biß der courir von Pariß an-
38
käme

43
Gemeint ist der Kurier Héron mit der kgl. Weisung betr. die Restitution Hg. Karls IV. von
44
Lothringen (vgl. hierzu die Relation Nassaus vom 21. Januar 1648, d.i. [Nr. 94] ).
, von welchem der herr Venetus zu Pariß

45
Giovanni Battista Nani (1616–1678), 1644–1648 venetianischer Botschafter in Paris ( Rela-
46
zioni
, 425–428; seine Schlußrelation ebenda, 429–472).
ahn den hiesigen Venetia-
39
nischen gesandten geschrieben, wie daß die königin inner ein paar tagen

[p. 356] [scan. 450]


1
einen courrier mitt endtlicher resolution wegen der demolirung der
2
Nancischen vestung anherschicken wurde. Der herr Venetus sagte, er
3
wüste zwar noch nitt, waß der königin resolution sein möchte, weiln
4
aber der hertzog sich zumahl nitt hette wollen auffhalten lassen, hielte er
5
darfur, der hertzog davon schon wissenschafft haben wurde, und ver-
6
meindte, daß die königin gäntzlichen auff der demolirung bestünde.

7
Die herrn mediatores haben zwar gestern den hertzogen noch vor seinem
8
abreisen abermahln ersucht, sich noch etliche tage auffzuhalten, eß ist
9
aber der hertzog gestrigen morgens umb 10 uhren, dessen alles ohnange-
10
sehen, von hinnen nacher Franckreich abgereiset, gleichwohl seine meiste
11
hoffstatt noch hier gelassen, sein hove und quartier auch auff ein jahr
12
auffs new bestanden, auch gegen etliche seiner wideranherkunffts sich
13
vernemmen lassen. Es gäben die herrn mediatores aber nitt unklar zu ver-
14
stehen, daß fast wenig hoffnung, mitt beyden cronen Franckreich und
15
Schweden zum palden friedenschluß zu gelangen, wan nitt etwan ein
16
glücklicher

34
16 streich] Fehlt in der Kopie.
streich Euer Kayserlicher Mayestät waaffen sie darzu beweget
17
und tringet.

18
Ich bin auch zu den herrn Spanischen gefahren

35
18 und] Im Konzept und ihnen von obigem parte gegeben und.
und dabey umb ihre mei-
19
nung gebetten, ob und waß bey diesem unvorsehenem geschwinden ab-
20
zugh

37
Die Abreise des frz. Prinzipalges. kam zumindest für die frz. Seite nicht unvorhergesehen.
38
Gerüchte um den Rückkehrwunsch Longuevilles existierten bereits im Frühjahr 1646, im
39
Sommer 1647 bat Longueville erstmals auch persönlich um die Erlaubnis zur Abreise vom
40
Kongreß (vgl. Tischer, Diplomatie, 102 Anm. 22; APW II B 5, LXXXIII). Auch Nassau
41
hatte dem Ks. bereits am 20. Dezember 1647 von Gerüchten über die bevorstehende Ab-
42
reise Longuevilles nach Paris berichtet (vgl. [ Nr. 54] ), Longueville selbst hatte sie ggb. Nas-
43
sau am 7. Januar 1648 angedeutet (vgl. [Nr. 81 bei Anm. 2] ).
zu mehrer beförderung deß friedenschlußes zu thuen sein möchte,
21
haben aber vermeindt, daß man es also geschehen lassen müste, weil sie nitt
22
sähen, waß dabey zu thuen sein möchte, und wehren sie gnugsamb ver-
23
sichert, daß

36
23 sie] Ergänzt aus der Kopie; im Konzept sich.
sie dorzu kein ursach gegeben, indeme sie allezeit, wie noch
24
gegenwertig, sich erclehrt, alle pillige und ehrliche conditiones zu befur-
25
derung deß friedens zu embrassiren, auch nach itzigem mitt den Hollände-
26
ren beschehenem friedenschluß

44
Gemeint ist der span.-ndl. Frieden vom 30. Januar 1648.
einen wegh alß den anderen mitt den
27
Frantzosen forter zu tractiren, stünde also allein bey den Frantzosen, sol-
28
che tractaten ahn handt zu nemmen. Eß scheint, daß die Frantzosen fast
29
verbittert seindt, weil die Holländer mitt dem friedenschluß fortgefahren.
30
Gestern abendt, nachdem albereit vorige tagen ich bey den herrn könig-
31
lich Spanischen die congratulation abgelegt gehabt, hab ich mitt derensel-
32
ben guttachten den Holländischen abgesandten auch congratuliret, mitt
33
anzeig, obschon deßwegen von Euer Kayserlicher Mayestät annoch kein

[p. 357] [scan. 451]


1
befelch haben könte, iedoch wohl wüste, daß Euer Kayserliche Mayestät
2
den mitt Spanien geschlossenen frieden gnedigst gern vernemmen wur-
3
den, und solcher Euer Kayserlicher Mayestät gnedigste affection zu ihrem
4

38
4 statu] Eigh. Korrektur Nassaus aus dessein; in der Kopie desein.
statu sehr bestärcken und vermehren würde.

5
Sie haben sich höchlichen bedäncket, darbey zu entschuldigen gebetten,
6
daß sie mir mitt notification deß geschlossenen friedens nitt vorkommen
7
wehren, wie sie es ihrer schuldigkeit zu sein wohl wüsten. Die ursach
8
wehre diese gewesen, daß, obwohl sie verhoffet, vor diesem schluß der
9
friede zwischen beyden cronen Spanien und Franckreich auch solte ver-
10
glichen worden sein, weiln aber solches nitt zu erlangen gewest wehre,
11
hetten sie mitt ihrem friedenschluß gleichwohln sich länger nitt auffhalten
12
können;

39
12 demnach] Im Konzept weilen.
demnach jedoch sie noch fernere officia darbey

40
12 einzuwenden] Im Konzept inzuwenden verhofften.
einzuwenden
13
und damitt es dan bey den Frantzosen do weniger alteration geben oder
14
scheinen möchte, alß wan sie großes frolocken davon machten, hetten sie
15
den friedenschluß, wie noch, in der stille gehalten und nitt viel wesens
16
davon machen wollen, biß allerseits ratificationen inkämen

42
Der feierliche Austausch der Ratifikationsurkunden und die Beschwörung des span.-ndl.
43
Friedens erfolgte am 15. Mai 1648 im Rathaussaal zu Münster.
, umb entzwi-
17
schen mitt do größerem nutzen und

41
17 effect] Im Konzept folgt in selbiger zeit.
effect ferner zwischen beyden cronen
18
zu negotiiren. Hielten ihrestheils darfur, daß obhöchstgemelte beyde
19
cronen so nahe in den tractaten kommen, daß daßjenige, warahn es sich
20
stoße, den frieden der gantzer christenheit pillig nitt vorenthalten solt.

21
Haben dabey vermeldet daß hohe verlangen, so ihre principalen trügen,
22
mitt Ewer Kayserlicher Mayestät, dero höchstlöblichstem ertzhauß und
23
dem Heyligen Römischen Reich in gutter auffrichtiger freundtschafft,
24
verständtnus und nachbarschafft zu stehen, auß welchem verlangen und
25
sorgfalt sie auch fast in den ersten articulen mitt den herrn Spanischen
26
dahin gehandlet, die auch uber sich genommen und ihnen versprochen,
27
obgemeltes von Ewer Kayserlicher Mayestät zu erhalten, dabey sie sich
28
höchlichen zu aller diensterzeigung gegen Euer Kayserlicher Mayestät
29
und dero höchstlöblichsten ertzhauße erbotten

44
Zu der gleichlautenden Äußerung am 2. Dezember 1647 vgl. [Nr. 24 bei Anm. 3] .
und mich ersucht, bey
30
Ewer Kayserlicher Mayestät auch allerunderthänigst rapporte hievon zu
31
thun und dieselbe allergehorsambst demuhtigst zu ersuchen, obgemelte
32
gnedigste zuneigung, gutte nachbarschafft, correspondentz und freundt-
33
schafft bestendiglich zu erhalten und zu vermehren, welches allerundert-
34
hänigst zu verrichten mich erclehrt und sie Ewer Kayserlicher Mayestät
35
allergnedigster affection versichert. Damitt sie sehr wohl content und
36
gutte satisfaction zu haben verspühren lassen. Dorauff ich meinen ab-
37
scheidt von ihnen genommen.

[p. 358] [scan. 452]


1
Sie beklagten insoweit deß hertzogen von Longeville abzug, weiln sie
2
denselben iederzeit zum frieden wohl affectionirt verspuhret hetten, ver-
3
meinten iedoch, seine zurugggelassene herrn collegen

39
D’Avaux und Servien.
die tractaten wohl
4
continuiren wurden.

5

37
5 [PS 1]] Fehlt im Konzept.
[PS 1] Empfangsbestätigung

40
Ferdinand III. an Nassau, Prag 1648 Januar 22. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. –
41
Konzept: RK FrA Fasz. 58b (1648 I–IX)fol. 6. – Ferdinand III. an Nassau, Prag 1648
42
Januar 25. Ausf.: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.
.

6
PS [2] Ich hatte gestern abendt bey dem herrn nuntio audientz begehrt,
7
damitt bey dieser post Ewer Kayserlicher Mayestät allerunderthänigst
8
[ ich] umbständtlichen bericht von deß hertzogs von Longeville abreiß
9
und warauff solch eilender abzug beruhete, thuen könte, hatt sich aber
10
entschuldiget, daß er benenben dem herrn Veneto große pacqueten auß
11
Franckreich bekommen, welche sie itzo läßen und biß auff heutigen tag
12
umb zehen uhren damitt wurden beschefftiget sein.

13
Also bin ich heut umb selbige stunde zu ihm gefahren und vernommen,
14
daß der courrier

43
Héron.
, so auß Franckreich selbige schreiben gebracht, den
15
hertzogen noch hier in der statt auffm wagen angetroffen und ihme sein
16
pacquet eingelieffert, der es aber hier nitt erbrechen wollen, wiewohl
17
ihme der courier gesagt, es wolle ihme gelieben, es zu erbrechen, er
18
möchte

38
18 etwa] Im Konzept etwa noch.
etwa seine reiß änderen, der hertzog aber geantworttet, er wüste
19
schon, waß es in sich hielte, und ist fortgefahren. Deß hertzogens abzugh
20
wirdt indeme beklagt, dieweil jederman darfurgehalten, daß er eine gutte
21
und auffrichtige intention zum frieden habe, wie er sich dan auch gegen
22
die herrn mediatores hette vernemmen lassen, daß [ er] zu Pariß gutte
23
officia darzu leisten wolte und alßdan wider anherkommen, zu dem endt
24
er seine meiste hoffstatt, seine guardie und meubles alhier gelassen und
25
sein hauß und losament noch auff ein jahr bestanden. Es zweiffleten
26
aber viele ahn seiner zuruckkehr, sondern vermeinen, er werde zum ge-
27
neral in Italien verordnet werden.

28
Es soll der hertzog zu Osnabruck dem graffen Oxenstirn gesagt haben,
29
sie hetten einen freundt verlohrn, aber widerumb einen ander gemacht,
30
und der graff Oxenstirn repliciret, den verlohrnen, halte ich, seindt die
31
Holländer, weiß aber nitt, wehr der newe seie. Der hertzog geantworttet,
32
daß seien die Neapolitaner

44
Anspielung auf den Aufstand gegen die span. Herrschaft in Neapel.
. Und weiln der alte vorige haß und Uneinig-
33
keit zwischen denen hinderlassenen zweyen Frantzösischen gesandten
34
annoch continuiret, stehet es dorauff, daß einer von diesen beyden auch
35
abgefordert und dem andern ein newer auß Franckreich wider zugeord-
36
net werden solle. Welcher nuhn von beyden abgefordert werden solle,

[p. 359] [scan. 453]


1
kan man noch nitt wissen, es soll aber der graff Servient waß malcontent
2
sich alhier befinden und deßwegen selbsten umb seine abforderung solli-
3
citiren

34
Tatsächlich wurde jedoch d’Avaux am 13. März 1648 vom Kongreß abberufen (vgl.
35
Tischer, Diplomatie, 171–180). Die frz. Regierung entsandte keinen neuen Ges. nach
36
Westfalen, sondern erteilte Servien am 20. März 1648 eine Alleinvertretungsvollmacht
37
(Text: APW [III B 1/1, 41f] ).
. Innenpolitische Probleme Frankreichs: Differenzen Königin
4
Annas mit dem Pariser Parlement.

5
Herr nuncius

38
Gemeint ist der Pariser Nuntius Bagno.
desesperirt fast ahn Spanisch und Frantzösischem frieden,
6
weiln es scheine, daß theils in Franckreich noch wenig lust darzu haben,
7
dan alß der herr nuncius neben dem Venetianischen ambassadorn zu
8
Pariß in willens gewesen, particularaudientz von der königin zu begehren
9
und selbiger die nothwendigkeit deß friedens zu remonstriren, und wie
10
gleichwohl Spanien nitt mitt wortten allein, sondern mitt der that selb-
11
sten, mitt zurucklassung so vieler ansehentlichen importanten platzen
12
und landen, darzu sich accommodire, damitt doch durch die difficulteten
13
in der Lothringischer sachen der fridt nicht gehindert werden möge, der
14
cardinal Mazzarini ihnen vorkommen und es dahin dirigiret, daß die
15
königin selbige beyde in plenum consilium erforderen lassen, bey wel-
16
chen sich duc d’Orleans

39
Gaston Jean-Baptiste duc d’Orléans (1608–1660), Bruder Kg. Ludwigs XIII., seit 1643
40
lieutenant-général du royaume (bis 1651), président du conseil de guerre und Mitglied
41
des neu errichteten conseil d’en-haut; daneben seit 1644 gouverneur du Languedoc
42
( Dethan; Bouyer).
, printz de Conde

43
Louis II de Bourbon (1621–1686), duc d’Enghien, vierter prince de Condé (der Grand
44
Condé), gen. Monsieur le Prince; frz. Truppenkommandant, 1647 als Vizekg. nach Kata-
45
lonien entsandt. Er wurde eines der Häupter der Fronde ( Mongrédien; Béguin).
neben anderen printzen
17
und grossen herrn in Franckreich eingefunden. Alß nuhn der herr nuncius
18
und Venetus im raht bey der königin erschienen, ist proponiret worden,
19
wie großes verlangen die königin iederzeit gehabt, den frieden zu be-
20
furderen, auch niemahln nichts unterlassen, auch noch gegenwertig alleß
21
daßienige leisten, waß zu dessen befurderung dienlich, könte und wolte
22
gleichwohl ihrem sohn, dem königh, nichts begeben und alle schuldt und
23
ereugende difficulteten deß verzögerenden friedenschlußes auff Spanien
24
gewechßelt werden wolle.

25
Demnach von herrn nuncio begehret worden, seine proposition zu thuen,
26
welcher dan Spanien in dem fahl hoch entschuldiget und wie vorgedacht
27
angezeigt, daß er gleichwohl fünde, daß Spanien darin keine schuldt ge-
28
geben werden könte, dan selbiger im werck selbsten und durch hinderlas-
29
sung so vieler landen und vesten plätzen seine friedensbegirdt gnugsamb
30
bezeiget und alles dergestaldt facilitire, daß, dah man nur auff Frantzösi-
31
scher seithen auch dahin inclinirte, der fridt nuhn paldt geschlossen wer-
32
den könte, der cardinal dem nuncio mitt widersprechung in die redt ge-
33
fallen, endtlichen gesagt, die königin wurde einmahl bey ihrer gefasten

[p. 360] [scan. 454]


1
resolution verpleiben und nichts dem könig, ihrem sohn, vergeben, wo-
2
rauff ahn den herrn Venetum begehrt worden,

36
2 zu proponiren] Fehlt im Konzept.
zu proponiren, welcher
3
sich aber entschuldiget, weiln die königin ihre resolution schon hette an-
4
zeigen lassen, daß ihme nitt gepuhren wolle, dagegen waß weiters ein-
5
zubringen. Alß man aber nachmahln begehret, er wolte nuhr reden, hatt
6
er geantworttet, er nitt verständig gnug wehre, etwas weiters, alß waß
7
herr nuncius hochverständig proponiret, zuzusetzen, und weiln dessen
8
remonstration nitt hette wollen attendirt werden, wolte uberflüßig sein,
9
daß er etwas weiters reden solte.

10
Nachdeme aber ferner in ihn getrungen worden zu reden, hatt er fast deß
11
herrn nuncii proposition widerholet und die beschleunigung deß frieden-
12
schluß mitt vielen hohen motiven urgiret, es wehre ihme aber der printz
13
von Conde ins worth gefallen, er, Venetus, thete besser, dergleichen mo-
14
tiven und persuasiones dem könig von Hispanien vorzutragen. Er, Vene-
15
tus, geantworttet, wan er beym könig von Hispanien wehre, wurde er
16
alßdan wissen, waß ihro königliche mayestät er vortragen solte. Itzo, da
17
er sich fur der königin befünde und von dero zu reden befehlicht, müsse
18
er daßienige reden, so er daselbsten nöttig fünde. Darauff er ferners nitt
19
reden wollen, aber von allen zur continuation seiner reden ersucht wor-
20
den, die dan zu obgemeltem ende, alhier den friedenschluß zu befurderen,
21
er vollnbracht hatt.

22
Die königlichen resolutiones aber, so obgemelter königlicher Frantzösi-
23
scher courrier ahn hiesigen Frantzösischen plenipotentiarien gebracht,
24
sollen deß einhalts sein, daß zwar Franckreich einwilligen wolte, dem
25
hertzogen daß alte hertzogthumb Lothringen zu restituiren nach demoli-
26
rung der vestungen, sovielen deren dießseits der Masen ligen

38
Dazu gehörte auch die umstrittene Festung Nancy.
, iedoch für
27
die cron zuruggzuhalten, waß vom Reich (so wider ein newes und zuvor
28
niemahln davon anregung gethan) von Franckreich und den stifftern Tull,
29
Metz und Verdun zu lehen rührte, und da die herrn Spanische solches
30
inner 8 tagen nitt acceptirten, solte damitt alles zerschlagen und

37
30 hier] Im Konzept ihr.
hier der
31
Frantzosischen gesandten in dieser sach ihnen gegebener volmacht wider
32
auffgehoben und zurugggenommen sein

39
De facto war eine Restitution Hg. Karls IV. von Lothringen von seiten der frz. Regierung
40
in keiner Form beabsichtigt (vgl. grundlegend: Memorandum Ludwigs XIV. für Longue-
41
ville, d’Avaux und Servien,s.l. 1648 Januar 17. Text demnächst in APW II B 7. Tischer,
42
Diplomatie, 405 Anm. 317; Rohrschneider, Frieden, 420f).
; es soll aber diese condition da-
33
beystehen, im fahl die Holländer ihren frieden noch nitt unterschieben
34
hetten, obiges geschehen solte. Weiln aber die Holländer den 30. Januarii
35
unterschrieben haben

43
Zur Unterzeichnung des span.-ndl. Friedens vgl. die Relation Nassaus vom 31. Januar
44
1648 ( [Nr. 106] ).
, also wirdt diese resolution und befelch damitt ge-

[p. 361] [scan. 455]


1
tödet und zunichten gemacht, also daß die herrn Frantzösische nuhn
2
fernere antworttliche resolution auß Franckreich werden zu gewartten
3
haben.

4
[92] , [96/] 112/ [13]

5

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


6
Prag 1648 Februar 5

7
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1967fol. 253–254’, [praes. 1648 Februar 19] =
8
Druckvorlage – Korrigierte Reinschrift: ebenda Fasz. 53c (1647 I–III)fol. 45–46’

29
Diese Reinschrift bricht in der Datumszeile ab und enthält Korrekturen Kurz’. Das Stück
30
ist irrtümlich unter 1647 abgelegt.
.

9
Gutachten

31
Das Ga. ist mit der Weisung z.T. wörtlich, z.T. inhaltlich identisch. Abweichungen sind
32
angemerkt.
deputierter Räte (Kurz, Oettingen

33
Gf. Ernst von Oettingen-Wallerstein (1594–1670); 1635 RHR , seit Oktober 1647 RHR -
34
Vizepräsident ( Gschliesser, 237; Schwarz, 316ff; Sienell, 84f).
, Trauttmansdorff, Söldner, Kaltschmitt),

10
s.l. [vor 1648 Februar 5]. Konzept: RK FrA Fasz. 56a (1648 I)fol. 260–261’.

11
Herausgabe des neuen Gesamtentwurfs für einen Friedensvertrag mit Schweden ( KEIPO6 ).
12
Unterstützung der kaiserlichen Forderungen durch Kf. Johann Georg von Sachsen wahr-
13
scheinlich; Erwartung einer entsprechenden kurfürstlichen Resolution. Verhandlungsführung
14
gemäß der Hauptinstruktion, keine Beeinflussung durch die Missionen Blumenthals und
15
Schröders.

16
Rezepisse auf die Relationen vom 20. und 23. Januar 1648 (Nr.n 92 und
17
96): Herausgabe der Declarationes ultimae der protestantischen Reichs-
18
stände
. Demnach wir dan nicht zweifflen, es werden solche albereit von
19
den catholischen ständen deliberirt und ihr guetachten ohne ainige dila-
20
tion eüch eröffnet

35
Declarationes ultimae der Mehrheit der kath. Rst. ,s.l. [praes. 1648 Februar 2] ( [Beilage [1]]
36
zu [ Nr. 109)] .
, sonderlich aber an die handt gegeben sein worden,
21
wie die insimulation, das die catholischen, zum fahl sy was hinausgege-
22
ben, retractirten, fidem publicam violirten, zu beantwortten. [ Wie] wir
23
eüch auch albereit anbevohlen, das ihr nach inhalt unserer instruction

37
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).

24
das instrumentum pacis hinausgeben sollet

38
Bezug auf die Weisung vom 1. Februar 1648 ( [Nr. 108] ).
, so lassen wir es bey solcher
25
unser verordtnung bewenden und wollen zumahlen nit zweifflen, ihr

26
25 bewenden] Im Ga. folgt (fol. 260–260’): Sonst haben die gehorsambiste räth in acht ge-
27
nommen bey der protestirenden erkhlerungh viererley haubtpuncten. Und zwar erst-
28
lichen, das der § „In Bohemia“ wider Euer Kayserlicher Mayestät intention allerdings
22
an dem ortt solle bleiben, wie das truckhte instrumentum [ KEIPO4A ] mit sich
23
bringt, welcher sonsten ad § [ „Qui vero“] transferirt sollen werden. [ Am Rande von
24
Söldner:] Nota bene: Ratione huius paragraphi „In Bohemia“ locum adhuc in ea descrip-
25
tione [ gemeint sind die prot. Declarationes ultimae], quam habeo, invenire non potui,
26
reliqui itaque, prout dictatum fuerat.
27
Zu dem andern, dz der § „Ut autem specialius“ erstlichen von den Kayserlichen ge-
28
sandten schlechter als zuvor gewesen [ In Art. IV § „Ut autem“ *KEIPO5* : omittatur
29
( Meiern IV, 821) ] und am schlechtest mit dem iezigen zusaz der protestirenden verfast.
30
3., daß die protestirende den punctum autonomiae, ausser das sie wegen der emigration
31
der underthanen von den 15 jahren in effectu bis auf 6 jahren gewichen, behaubten wollen.
32
4., daß sie den § „Tandem omnes“ undt also punctum amnestiae wider auf die Schwee-
33
dische weisen und wegen der erblandt sich nur mit intercessionibus und keiner cathego-
34
rischen erclärung herauslassen. Nachdem sie sich gleichwol erkhleren, das, was anitzo nit
35
alterirt, vor verglichen gehalten undt undt [!] subscribiert werden solle, so khunte be-
36
vorab bey so grosser instanz theils churfürsten, das der fridt quocunque modo gemacht
37
solte werden, die frag sein, ob Euer Kayserliche Mayestät uber die alberaith uberschikhte
38
instruction sich eines mehrern erklären oder bey derselben es allerdings [ verbleiben
39
lassen] sollen.
40
361,25–362,6 wollen – haben] Im Ga. wird die Zustimmung der protestantischen Reichs-
41
stände
noch nicht vorausgesetzt (fol. 261): Die Räte halten dafür, die Gesandten daran
42
zu erinnern, das sie bey den protestirenden die sachen in puncto satisfactionis Sueciae,
43
Hasso-Cassalensis, aequipollentiarum und dan auch in puncto executionis zu einer ent-
44
lichen und solchen erclärung brächten, die [!] Euer Kayserlicher Mayestät instruction sie
45
sich conformirten. Wan über alles mehrermelte protestierende sich erkhlert werden haben,
46
so wirdt die zeit geben, ob man bey der instruction verbleiben solle oder nit.

[p. 362] [scan. 456]


1
werdet berait von den protestirenden auch die antwort empfangen haben,
2
das sy es ihres ortts bey dem puncto satisfactionis Suecicae, item satisfac-
3
tion[is] Hasso Cassellensis, dan der aequipollentium halber allerdings bey
4
unnserer intention verbleiben lassen, bevorab aber demienigen sich con-
5
formiren, wessen wir [ uns] in puncto executionis, restitutionis, distribu-
6
tionis et solutionis militiae resolvirt haben, ihr demnach umb soviel mehr
7
ursach gehabt haben, das instrumentum der instruction gemäß hinauß-
8
zugeben.

9
Haben eüch im übrigen zu ewerer nachrichtung communiciern wollen,
10
was unß unser rath und gehaimber reichssecretarius Wilhelmb Schröder
11
für ein schreiben und postscriptum überschikht hat, so unsers lieben
12
ohaimbs, des churfürsten zu Sachssen liebden, an doctor Leüber hat ab-
13
gehen lassen, darauf wir dan der tröstlichen zuversicht geleben, es werden
14
die protestirende auch es was neher geben. Haben im übrigen besagtem
15
Schröder anbevohlen, das er alsobaldt von Dreßden auß eüch ein ab-
16
schrifft der Chursachssischen resolution

47
Gemeint ist die Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen zu den ksl. Notae zum
48
KEIPO4A ,s.l. [vor 1648 Februar 2] ( [Beilage [2] zu Nr. 117] ).
zueschikhen solle, und zum
17
fahl nun solcher beschaidt demienigen, was von besagtes churfürsten lieb-
18
den durch obberürte schreiben dero abgeordtneten bereit bevohlen, ge-
19
mäß ist, so werden sich die protestirende umb soviel mehr mit demieni-
20
gen, was unnser instruction vermag, zu contentiren haben. Solte aber der
21
beschaidt wider verhoffen anderst beschaffen sein, so wollen wir eüch

[p. 363] [scan. 457]


1
von hieraus alsobalden unnsere weittere intention zukommen lassen. Ent-
2
zwischen bleibt es gleichwohl bey mehrgedachter unnserer haubtinstruc-
3
tion, und habt ihr eüch weder wegen unserer abschikhung nach Chur-
4
sachssen, weder auch der andern nach Churbrandenburg in fortsezung
5
desienigen, was mehrermelte instruction mit sich bringt, nit aufhalten zu
6
lassen, bevorab weiln sich die schikhung an Churbrandenburg wegen
7
ermanglung der nothwendigen paß vor

25
7 den] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage dem.
den von Blumenthal verzühen
8
thuet

26
Die Weisung unterschlägt an dieser Stelle die Tatsache, daß Ferdinand III. Blumenthal
27
daraufhin die Unterbrechung seiner Reise zum kurbg. Hof befohlen hatte, um den weite-
28
ren Verlauf der Verhandlungen in Osnabrück abzuwarten (vgl. [Nr.n 89 Anm. 11] und [ 103 Anm. 5] ).
.


9
Beilagen [1] – [2] zu Nr. 112


10
Beilage [1] zu Nr. 112

11
Kf. Johann Georg von Sachsen an Leuber, Lichtenburg 1647 Dezember 18[/28]. Kopie: RK
12
FrA Fasz. 54ffol. 544–545; ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1967fol. 256–257’; StAbt Spanien
13
Dipl. Korrespondenz Fasz. 42 (Ferdinand III. an Caretto)fol. 31–32’.

14
Beilage [2] zu Nr. 112

15
Kf. Johann Georg von Sachsen an Leuber, Lichtenburg 1647 Dezember 31[/1648 Januar 10].
16
Kopie: RK FrA Fasz. 54ffol. 317–318; ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1967fol. 258–259; StAbt
17
Spanien Dipl. Korrespondenz Fasz. 42 (Ferdinand III. an Caretto)fol. 33–34

30
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 98efol. 1197–1197’ (Extrakt); StK FrA Ka. 11 p. 1839–
31
1840 (Extrakt). – Einen Extrakt dieses Schreibens hat Schröder auch direkt an die ksl. Ges.
32
in Osnabrück geschickt, die diesen am 9. Februar 1648 erhielten (vgl. [Nr. 119 Anm. 11] ;
33
APW [ III C 2/2, 979 Z. 15–18] ).
.

18
Die Reichsstände sollen sich untereinander über das Reichsreligionsrecht einigen. Des wei-
19
teren
habt Ihr zu vernehmen, daß wir keinen punct der Kaiserlichen uns iezo einge-
20
schikhten erklerungen

34
Gemeint sind die ksl. Notae, nach welchem dz instrumentum pacis Caesareano Suecicum
35
einzuerichten, s.l. [vor 1647 Dezember 27].
derer wichtigkeit finden, daß zu dessen hintertreibung man sich
21
der frembten kriegsmacht noch lenger zu gebrauchen haben und nicht vielmehr den frieden-
22
schluß ohne weitere versaumbnus bey tag und nacht zu befördern angelegen halten solte.
23
Danach habt Ihr Euch ein für alle mal zu richten und dieses auch den übrigen evangelischen
24
Reichsständen mitzuteilen.

2

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


3
Osnabrück 1648 Februar 6

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 II)fol. 19–24 = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr.
5
1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1955fol. 194–197.

6
Rechtfertigung für die Verhandlungen mit Kurbrandenburg und Braunschweig-Lüneburg
7
über deren Entschädigung.

8
Zusammenfassung des jüngsten Verhandlungsverlaufs, Erwartung einer neuerlichen Erklä-
9
rung der protestantischen Reichsstände.

10
Unterredung mit den schwedischen Gesandten (1648 II 4): keine Verhandlungen über Sach-
11
fragen; Reisen Oxenstiernas und Salvius’ nach Münster.

12
Weisung Kurfürst Johann Georgs von Sachsen für Leuber nach wie vor nur in kleinem Kreis
13
bekannt; harte Kritik durch die bereits informierten Gesandten.

14
Ergebnisse der Nachforschungen über die Rationes der protestantischen Reichsstände für die
15
Beibehaltung des *KEIPO4B* ; baldige Übersendung einer eigenen Zurückweisung dieser
16
Argumente.

17
Rezepisse auf die Weisungen vom 22. und 24. Januar 1648 (Nr.n 95 und
18
97). Daß wir nuhn erstlich unß mit denen Churbrandenburgischen und
19
Braunschweig Lüneburgischen in puncto aequivalentiarum in conferentz
20
einglaßen, haben wir auff vielfältig ahnmahnen der Churcöllnischen
21
räthen, maßen in unßerer vom 23. Decembris negsthin abgangener rela-
22
tion gehorsamst angedeutet worden , ohne offension deroselben gnädig-
23
sten churfürsten und herrens nit woll anders thuen können, sondern weil
24
auch der Churbayerische gleichen meinung gewesen, wenigst zu unßerer
25
entschüldigung diesen versuch thuen müßen, ungeachtet wir leichtlich
26
vorsehen können, daß es ein lautere vergebliche bemühung sein werde.
27
Waß aber der Schweden erclehrung uber daß gantze instrumentum pacis
28
und in specie in puncto executionis anlangt, da werden Ewer Kayserliche
29
Mayestätt auß unßerer gehorsamsten relation vom 16. Januarii gnädigst
30
angehördt haben, daß von ihnen wieder den auffgesetzten articulum asse-
31
curationis et executionis

40
Art. XVI *KEIPOS*, praes. Osnabrück 1647 Dezember 26 ( [Nr. 29 Beilage [3]] ).
kein beschwehrung vorgebracht, sondern es da-
32
hingestelt worden, wan die stände darwieder kein bedenckens hetten.
33
Darbey es dan biß dato verblieben.

34
Sonsten aber geben unßere hernach gefolgte relationes weiter zu erken-
35
nen, waßgestalten die protestirende auff unßer zusprechen und fürgestelte
36
auffzüglichkeit der Schweden sich endtlich benohmen, die außgehändigte
37
temperamenta in puncto amnestiae et gravaminum

41
Art. I–V *KEIPO5* ,s.l. [praes. 1647 Dezember 17] ( [Nr. 53 Beilage B] ).
selbst in berathschla-

[p. 365] [scan. 459]


1
gung zu nehmen und unß darüber ein erclehrung zukommen zu laßen,
2
wie dan auch den 21. bemeltes monats beschehen und Ewer Kayserlicher
3
Mayestätt davon abschrifft sub dato 23. eiusdem gehorsamst uberschickt
4
worden

37
Declarationes ultimae der prot. Rst. (praes. 1648 Januar 21, d.i. [Beilage B zu Nr. 96] ).
.

5
Und obwoll hierauff von denen catholischen, soviel die churfürstlichen
6
und ethlich furstliche anlangt, laut unßerer relation vom 27. anfangs der
7
meinung gewesen, daß wir darauff mit hinaußgebung desienigen, so in
8
unßerer instruction

39
Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29] ).
pro ultimatis enthalten, verfahrn solten, so sein sie
9
iedoch baldt hernach andern sinnes worden und haben sich benohmen,
10
der protestierenden schrifft besonders zu berathschlagen und sich gegen
11
denselben gleichergestalt durch ein gegenschrifft zu erclehrn, allermaaßen
12
negstverwiechenen montags, den 3. dießs, beschehen, und under selbigem
13
dato solchs alles gehorsamst berichtet worden ist .

14
Wir können nun anderst nit thuen, sondern werden nottwendich zuwahr-
15
ten müßen, waß die protestierenden darauff für ein resolution faßen wer-
16
den, gutter hoffnung, es solle nit allerdings ohne frucht ablauffen und
17
alßdan mit Ewer Kayserlicher Majestätt mehrer reputation zu außhändi-
18
gung des förmblichen instrumenti

41
KEIPO6 war ein Gesamtentwurf in Vertragsform, *KEIPO5* und die Declarationes der
42
prot. bzw. der Mehrheit der kath. Rst. dagegen Korrekturlisten.
fürgeschrietten werden mögen, mit
19
welchem wir auch gefast sein und alle stundt mit der außlieferung für-
20
gehen können.

21
Vorgestern, dinstags, haben wir unß zu den Schwedischen verfügt und zu
22
vernehmen begehrt, ob sie vielleicht einige conversation uber diese mate-
23
rias halten wölten. Sie haben sich aber entschüldigt, daß sie der catho-
24
lischen schrifft

43
Declarationes ultimae der Mehrheit der kath. Rst. ,s.l. [praes. 1648 Februar 2] ( [Nr. 109]
44
[Beilage [1]] ).
eben gleich bey unßer ankunfft empfangen und noch
25
nit soviel zeit gehabt, selbige zu lesen, viel weniger der protestierenden
26
meinung darüber zu vernehmen. Hielten woll darfür, selbige würdens
27
vorderist under sich berathschlagen wöllen und zuvor nichts sattes abge-
28
handtlet werden können. Underdeßen wehre der Oxenstirn willens, ein
29
reiß nach Münster zu thuen und dem duca di Longavilla die revisita zu
30
erstatten, wolte sich aber gantz nit auffhalten, mit ersuchen, wir woltens
31
nit ungleich auffnehmen, dan sie hierdurch die tractaten keinesweegs zu
32
verlengern begehrten, sondern da immittls waß fürfiele, würde der Salvius
33
den handtlungen bey unß stattthuen.

34
Und ist zwar ermelter Oxenstirn darauff ahn selbigen nachmittag von
35
hier abgereist, aber gestern frühe wieder alherkommen, auß ursachen,
36
daß er vernohmen hette, daß der hertzog albereith ahm vergangenen

[p. 366] [scan. 460]


1
montag auß Münster abgereist wehre

34
Vgl. die Relation Nassaus vom 4. Februar 1648 ( [Nr. 111] ).
. Hingegen ist gestern der Salvius
2
ahm nachmittag unversehens nachen Münster gezogen, wie vermuthet
3
wirdt, uber des alldortt anglangten Frantzösischen curriers mitgebrachte
4
ordre

35
Héron war am 3. Februar 1648 mit der kgl. Weisung betr. die Restitution Hg. Karls IV.
36
von Lothringen nach Münster zurückgekehrt (vgl. ebenda). Zur Reise Salvius’ nach Mün-
37
ster vgl. demnächst APW II B 8: La Court an Servien, Osnabrück 1648 Februar 6.
mit den Frantzösischen plenipotentiariis zu handtlen.

5
Nachdem auch in unßerer negstvorgehender relation vom 3. dießs

38
Wie Anm. 8.
ge-
6
horsamst in postscriptum angezeigt worden, waßmaaßen der Chursachßi-
7
schen abgesandter, Dr. Leuber, unß erwöhnung gethan, daß er den von
8
seinem gnädigsten churfürsten und herrn entpfangenen befehl bey da-
9
mahls

32
9 vorgestandener] In der Kopie von gestandener.
vorgestandener versamblung der protestirenden umbständtlich
10
wolte vortragen, so haben wir doch im nachfragen soviel befunden, daß
11
es noch biß dato nit geschehen, sondern allein denen Sachßen Altenbur-
12
gischen, Weynmarischen und Braunschweigischen darvon in privato
13
communication gethan worden seie, welche in ansehung, ihre actiones in
14
diesem churfürstlichen schreiben zimblich hartt angezogen, auch ihme,
15
dem Chursachßischn abgesandten, seine contraventiones selbst empfindt-
16
lich fürgerückt worden, vielleicht verursacht haben mögen, daß er mit
17
weiterer communication biß dato inngehalten.

18
Waß dan endtlich die außgesprengte rationes, warumb auß dem in trück
19
gebrachten instrument

39
Gemeint ist hier der KEIPO4A in seiner überarbeiteten Form, d.i. *KEIPO4B* .
catholischerseits nichts zu retractirn anlangt

40
Prot. Rationes für die Beibehaltung des *KEIPO4B* ,s.l. [vor 1648 Januar 17], d.i. Beilage
41
[[1] zu Nr. 97] .
, da
20
sein unß selbige biß dato alhier in schrifften nit zu sehen kommen. Ewer
21
Kayserliche Majestätt aber werden auß unserer vom 23. Januarii ein-
22
geschickter relation

42
Gemeint ist das Protokoll vom 21. Januar 1647 ( [Beilage A zu Nr. 96] ).
allergnädigst angehört haben, daß sich die protestie-
23
renden bey ubergebung ihrer schrifftlichen erclehrung im mündtlichen
24
vortrag, so der Sachßen Altenburgische deputatus, der von Thumbshirn,
25
gethan, dergleichen anzug gutten theills vernehmen laßen, welche wir
26
zwar dahmahlen in specie zu wiederlegen für unnöttich geachtet, sondern
27
negst eingeführter generalcontradiction unß vorbehalten, hiernegst
28
darüber ferner erinnerung zu thuen, gestalten die catholische, alß sie
29
ihnen, protestierenden, die gegenerclehrung eingeliefert

43
Die Declarationes ultimae der Mehrheit der kath. Rst. waren den Ges. der prot. Rst. am 3.
44
Februar 1648 übergeben worden (vgl. [Nr. 109 bei Anm. 6] ).
, unßers verneh-
30
mens schon gethan haben söllen, auch

33
30 wir] Korrigiert aus dem Konzept; in der Druckvorlage wie.
wir mit negster glegenheit solchs
31
ebenmeßig zu thuen vorhabens gewesen. Haben sonst auff beschehene

[p. 367] [scan. 461]


1
nachfrag soviel in erfahrung gebracht, daß solche zusamengetragene an-
2
züg in pleno protestantium niemahlen vorkommen, viel weniger in
3
schrifften communicirt worden, sondern wil darfürgehalten werden, daß
4
dieselbe durch die bemelte Sachsen Aldenburgischen mit beyziehung der
5
Braunschweig Lüneburgischen verfast werden sein mögten

25
Nach Einschätzung Schröders war dagegen der kursächsische Ges. Leuber die treibende
26
Kraft hinter den prot. Rationes (vgl. [Nr. 97 Anm. 7] ).
.

6
Die ableinung darüber wirdt gar nit schwerfallen, sondern auß den pro-
7
tocollis gar leicht zu verfaßen und zu remonstrirn sein, daß der fehler
8
keinesweegs auff der catholischn, sondern auff der Schweden unnd pro-
9
testirenden seiten zu befinden, und wan sie nur so weith hinder sich ge-
10
dencken wollen, daß ihrstheils noch der religionfrieden de anno 1555

27
ARF vom 25. September 1555 (Text: Brandi, ARF , 32–52).
,
11
noch der Prager frieden de anno 1635

28
PF vom 30. Mai 1635 zwischen Ks. Ferdinand II. und Kf. Johann Georg von Sachsen, dem
29
die meisten Rst. beigetreten waren (Text: BA NF II 10/4 nr. 564A).
, noch der Regenspurgischer
12
reichsabschiedt de anno 1641

30
Regensburger RA vom 10. Oktober 1641 (Text: Sammlung III, 548–574).
, noch einige bey 27 jahrn her auffgerichte,
13
mit brieff und siegel becräfftigte, auch sogar mit offentlichem aydtschwur
14
betheurte particularverträg

31
Vgl. später die (interne) ksl. Widerlegung der prot. Rationes für die Beibehaltung des
32
*KEIPO4B* , [Osnabrück vor 1648 Februar 22]. Diese nennt vertragliche Übereinkom-
33
men zwischen Ks. Ferdinand II. und dem Hg. von Württemberg, den beiden badischen
34
Linien, den beiden hessischen Linien, den Hg.en von Braunschweig-Lüneburg und dem
35
Hst. Hildesheim sowie zwischen Kurköln und Hessen-Kassel (vgl. APW [ II A 8 Nr. 13 Beilage C Anm.en 22–26] ).
gehalten, sondern eintzig und allein auß die-
15
sem fundament umbgestoßen worden, daß sie sich eingebildet, sie wehrn
16
meister im feldt unnd hetten den catholischn gesätz und ordtnung nach
17
eignem willen vorzuschreiben, so werden sie leicht ermeßen können, wie
18
gar schlecht und geringe ursach sie haben, dies ortts ab der catholischn
19
ständen contradiction sich zu beschwehrn.

20
Dieweil aber mit außfertigung solcher ableinung vor ablauffender post
21
auffzukommen nit möglich gewesen, also soll die mit der negstfolgender
22
gehorsamst uberschickt

37
Die Widerlegung wurde mit der Relation vom 20. Februar 1648 überschickt (Text: APW
38
[II A 8 Nr. 13 Beilage C] ).
, auch biß auff Ewer Kayserlicher Majestätt
23
allergnädigste erclehrung mit unßerer vorgehabten mündtlichn wieder-
24
legung eingehalten werden.

[p. 368] [scan. 462]


1
–/ 114/–

2

Volmar an Trauttmansdorff


3
Osnabrück 1648 Februar 6

4
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

5
Beratungen der protestantischen Reichsstände über die katholischen Declarationes ultimae;
6
Forderung nach Aushändigung der katholischen Partikularforderungen; Frage nach der Ver-
7
bindlichkeit
der katholischen Declarationes ultimae (Mehrheitsbeschluß); Antworten der
8
kaiserlichen Gesandten hierauf.

9
Auf zwei Schreiben vom 22. und 25. Januar 1648

32
Beide Schreiben konnten nicht ermittelt werden.
. Verweis auf das eigene
10
Schreiben vom 3. Februar 1648 . Die protestierenden seind gestern beiein-
11
ander in consultatione gewesen, aber in materialibus gar nichts, sondern
12
allein diß geschlossen, weil die catholischen bei außantworttung ihrer ge-
13
generclärung

34
Die kath. Rst. hatten ihre Declarationes ultimae am 3. Februar 1648 den prot. Rst. über-
35
geben
(vgl. Nr. [109 bei Anm. 6] ).
auch mundtlich anzeig gethan, daß denn Kayserlichen ben-
14
ebens einige specialpostulata ettlicher catholischen zugestellt worden

36
Vgl. Beilage [3] zur Relation vom 3. Februar 1648 ( [Nr. 109] ).
,
15
daß sie deren communication von unß begehren und auch bericht erfor-
16
dern solten, waß es vor einen verstandt hab, daß die catholischen ihre
17
schrifft sub titulo pluralitatis votorum außgeben

37
Der vollständige Titel der kath. Declarationes ultimae lautete: Catholicorum declarationes
38
ultimae ad declarationes Augustanae confessioni addictorum statuum in punctis amnistiae et
39
gravaminum a maioribus catholicorum votis adprobatae ( RK FrA Fasz. 55a [1648 I]fol. 4).
, wie sie dann disen
18
abendt spat bei unß gewesen.

19
Wir haben inen ad 1. geantworttet, die specialia postulata seyen eben die-
20
ienige, wölche bißher die handlung gehindert und die schon allberait auß-
21
gesetzt worden, auch noch außgestellt bleiben, also den friden nit hin-
22
dern, derentwegen man protestierendentheils auch kein reflexion drauff
23
ze machen. Sie solten allein auff daßienig, waß sub qualitate votorum
24
maiorum hinaußgeben sich zu ia oder nein erclären, alsdann wüßten wir
25
schon, waß in der sachen zu thuen. Mit disen votis aber hatts dise mei-
26
nung, daß darunder die potentiores catholicorum und nominatim die
27
herrn churfürsten begriffen weren. Also köndte dorauff sicher gehandlet
28
[ werden], mit wölcher erclärung sie wol content gewesen. Vermein also,
29
sie werden morgen ihr consultation vornemmen.

30
Habsburgische Hausangelegenheiten: geplante Hochzeit Ferdinands III.
31
mit Ehg.in Maria Leopoldina

40
Ks. Ferdinand III. und Ehg.in Maria Leopoldina heirateten am 2. Juli 1648 ( Stammtafeln
41
NF I/1T. 45; Hamann, 328f).
.

[p. 369] [scan. 463]


1
–/ 115/–

2

Nassau und Volmar an Ferdinand III.


3
Münster

26
Volmar hielt sich in Osnabrück auf (vgl. [Nr. 8 Anm. 1] ).
1648 Februar 7

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 56–56’ = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4
5
nr. 1628/23 unfol. – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1956fol. 198–198’.

6
Bitte um die angekündigte Weisung über den Friedensvertrag mit Frankreich.

7
Eur Kayserliche Mayestät solten wür allerunderthenigist zu erynneren nit
8
undterlassen, daß in deroselben allergnädigisten instruction vom 6. De-
9
cembris nechstverflossenen jahrs, § „Was daß Franzößische instrumen-
10
tum etc.“, angedeütet würdt

27
Bezug auf den letzten Absatz der Hauptinstruktion vom 6. Dezember 1647 ( [Nr. 29 bei Anm. 237] , d.i. S. [128 Z. 18] ).
, Eur Majestädt unnß, waß in demselben „in-
11
strumento, auch in puncto restitutionis, zu erynneren“, „mit nechstem“
12
allergnädigst zukomben lassen wolten, wölches dann auch in dero gnädi-
13
gistem schraiben vom 25. besagtes monats

29
Ferdinand III. an Nassau und Volmar, Prag 1647 Dezember 25 (wie [Nr. 52 Anm. 8] ).
mit diesen worten widerholt
14
würdet: „Sonsten habt ihr im ubrigen wegen Ehrenbraitstain vorhin gnä-
15
digst befohlner maassen unnserer resolution zu erwarten, die wür euch in
16
puncto executionis Gallicanae unnd also auch dieses puncten halber zu-
17
schickhen werden etc.“.

18
Seitemaln unns aber biß dato nichts zukomben, die Oßnabruggische trac-
19
taten auch zum ende lauffen unnd darauff die Franzößische ebenmässig
20
zu vollenden desto anglegenlicher würdet gesuecht werden, weil mit denn
21
Oßnabruggischen so lange zeit zugebracht worden

30
Volmar hielt sich seit dem 14. November 1647 zu den Verhandlungen über dasIPO in
31
Osnabrück auf (vgl. APW II A 6 Nr. 276). Während dieser Zeit hatten in Münster keine
32
substantiellen Verhandlungen über dasIPM stattgefunden.
, alß haben wür diese
22
gehorsambiste anmahnung thuen unnd pitten sollen, daß Eur Kayserliche
23
Majestädt unnß hierüber dero gnädigiste resolution unverlengt zufertigen
24
ze lassen gnädigist

25
24 geruechen] In der Kopie hernach.
geruechen wolten

33
Zu den Beratungen über den Friedensvertrag mit Frankreich im Januar 1648: Ga. dep.
34
Räte (nicht gen.),s.l. [1648]. Kopie: RK FrA Fasz. 56a (1648 I–III)fol. 5–6, 8–9 – Konzept:
35
ebendafol. 11, 12–13’. – Ksl. Entwurf für einen Exekutionsartikel desIPM,s.l. [vor 1648
36
Januar 15]: ebendafol. 183–187. Dazugehörige Weisungen an die ksl. Ges. ergingen im
37
Editionszeitraum dieses Bandes nicht.
.

[p. 370] [scan. 464]


1
–/ 116/–

2

Nassau an Ferdinand III.


3
Münster 1648 Februar 7

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 54–55, eigh. PSfol. 55–55’ = Druckvorlage
5
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.

6
Abreise Bruns und der niederländischen Gesandten nach Brüssel bzw. Den Haag. Ankunft
7
Salvius’ in Münster.

8
Faktisches Scheitern der spanisch-französischen Friedensverhandlungen; herrschende Mei-
9
nung: militärische Lösung unumgänglich.

10
[PS 1] Aufenthalt Salvius‘[xxx] in Münster.

11
PS [2] Verabschiedung der niederländischen Gesandten; erneute Begründung der versuchten
12
Geheimhaltung des Friedens mit Spanien; Freundschaftsbekundungen.

13
Eß reiset der königlich Spanisch abgesandte, herr de Brun, morgen gehn
14
Brüßl

33
Brüssel, Hauptstadt der Span. Ndl.
, gleichergestaldt auch etliche von den Holländischen gesandten in
15
Haagen, eins und anders ihre friedenstractaten betreffendt ferner richtig
16
zu machen

34
Die ndl. Ges. – nur Donia blieb als Vertreter der Ndl. in Münster zurück – reisten nach
35
Den Haag, um die Ratifikation des span.-ndl. Friedens von den Gst. einzuholen ( Poel-
36
hekke
, Vrede, 509f).
, so mitteinander sich verglichen, den ersten Martii alle sich
17
wider alhier einzufinden

37
Brun traf am 30. März 1648 wieder in Münster ein (vgl. APW [II A 8 Nr. 51 Anm. 14] ), die
38
ndl. Ges. kehrten, mit Ausnahme von Knuyt, erst Anfang Mai wieder zurück (vgl. ebenda
39
[Nr. 107] ).
.

18
Gestern ist der herr Salvius hier anlangt

40
Salvius war am 5. Februar 1648 aus Osnabrück abgereist (vgl. die [Nr. 113 bei Anm. 12] ).
, habe aber noch nichts von sei-
19
ner verrichtung alhier vernemmen können.

20
Den 4. huius hab Ewer Kayserlicher Mayestät allerunderthänigst berich-
21
tet , daß die Frantzosen die Lothringische restituion anitzo auffs new
22
noch weiters restringiren und alles vor sich behalten wollen, waß jehnseit
23
der Mase liget, also daß der hertzog

42
Hg. Karl IV. von Lothringen.
, wie verstehe, etwa nur daß vierten
24
theil seines landts widerbekäme.

25
Fast jederman alhier halt darfur, auch theils von den Holländischen selb-
26
sten, sönderlichen aber die herrn Spanische, wie dan auch die herrn me-
27
diatores nitt unklar es zu verstehen geben, daß schwerlich der fridt alß
28
durch die waaffen werde zu erlangen sein und, solchen zu befurderen,
29
dienlichen und nöttig sein wurde, selbig also zu stärcken und operiren
30
zu lassen, damitt sie dem gegentheil dergestaldt formidabel und conside-
31
rabel werden, ihre intentiones und gedancken do mehr zu einem schleu-
32
nigen friedenschluß zu bewegen, dan da Ewer Kayserliche Mayestät und

[p. 371] [scan. 465]


1
ihre königliche mayestät in Hispanien noch dießes jahr ihnen starcken
2
widerstandt thuen, wurde sich hernacher alles do besser zu einem gutten
3
frieden schicken, so bey itzigem zustandt durch die tractaten allein etwan
4
schwerlichen zu erheben sein mögte. Der güttige Gott wolle Ewer
5
Kayserlicher Mayestät gerechte waaffen segnen und Ewer Kayserliche
6
Mayestät in allem höchsten Kayserlichen wohlstandt triumphirendt be-
7
ständiglichen erhalten.

8

31
8–10 PS [1] – wihl] In der Kopie kürzer: Salvius ist alhier al incognito, wihl heut wider
32
nacher Oßnabrück reisen.
[PS 1] Berichte Ewer Kayserlicher Mayestät allerunderthänigst, daß Sal-
9
vius sich al incognito alhie auffhaltet und heut wider nacher Oßnabrück
10
verreisen wihl.

11
PS [2] Itzo umb 12 uhren seindt die herren Hollandischen abgesandten zu
12
mir kommen und ihre reise in Hollandt und daß gegen den 1. Martii
13
wider hier zu sein vermeint, angezeigt und nachmahlen entschuldiget,
14
warumb sie nit zuvor ankommen und ihren fridenschluß mir angezeigt,
15
wie Euer Kayßerlicher Mayestatt albet bey letzter post under dem 4. die-
16
ßes weitlauffiger allergehorsambst berichtet habe

36
Wie Anm. 5.
.

17
Waß damahlen, als ich sie besucht gehabt, fürgangen, so fast daßjenige ist,
18
so anietzo sie in meinen lusament wider angebracht haben, daß nemb-
19
lichen sie dasto capabeler bleiben möchten, die tractaten zwischen Spa-
20
nien und Franckreich zu continuiren, weilen die herren Spanischen die
21
zeit biß auff inkommender ratification

37
Die Frist zur Ratifizierung des span.-ndl. Friedens (Münster 1648 Januar 30) war in Art.
38
LXXVII des Vertrags auf zwei Monate festgelegt.
ihnen noch eingewilliget und
22
nachgaben, die tractaten zwischen ihnen und Franckreich zu continuiren
23
und durch Gottes gnädigen beystandt zum schluß zu bringen. Damit dan
24
sie nit so ganz und gar bey den Frantzosen in mißcredit gerathen oder
25
sie zumahl offendiren und also dießer mediation gar unfahig machten,
26

33
26 wolten] In der Kopie weren.
wolten sie noch nit gerne großes eußerliches

34
26 wißen] In der Kopie weesen.
wißen von ihrem geschloße-
27
nen frieden

35
27 machen] In der Kopie mochten.
machen. Haben sonst ihre dienstbereyttwilligkeit zu Euer
28
Kayßerlicher Mayestätt und der allerhöchstloblichstem ertzhauß nach-
29
mahlen und daß verlangen, mit deroselben in aller gutten vertrawlichen,
30
demutigsten nachbarschafft zu stehen und ze bleiben, hoch contestiret.

2

Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar


3
Prag 1648 Februar 8

4
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1968fol. 260–263, praes. [1648 Februar 19] =
5
Druckvorlage – Korrigierte Reinschrift

32
Die Reinschrift enthält Korrekturen und Zusätze; außerdem fehlt die Unterschrift Ferdi-
33
nands III.
: ebenda Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 88–89’, 96–97.
6
Gutachten deputierter Räte (Kurz, Lobkowitz, Trauttmansdorff, Carretto, Gebhardt,
7
Söldner, Walderode, Kaltschmitt) und Conclusum im Geheimen Rat (Lobkowitz, Trautt-
8
mansdorff, Martinitz, Kurz, Kollowrat, Colloredo, Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt. Söld-
9
ner), Prag 1648 Februar 7, 8. Kopie: RK FrA Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 90–94.

10
Drängen bedeutender Reichsstände auf einen schnellen Friedensschluß. Erklärung der pro-
11
testantischen Reichsstände über das gesamte Friedensinstrument dringend erforderlich; An-
12
kündigung einer neuen kaiserlichen Resolution.

13
Weisung betreffend Hessen-Kassel (Sicherheitspfänder; Höhe der Armeesatisfaktion,
14
schaumburgische Ämter, Marburger Sukzessionsstreit) und die Amnestie in den kaiserlichen
15
Erblanden.

16
Schnellstmögliche Herausgabe des neuen Gesamtentwurfs nach Maßgabe der Haupinstruk-
17
tion; Inanspruchnahme kurmainzischer, kurbayerischer und kursächsischer Unterstützung.

18
Verweis auf die Weisung vom 5. Februar 1648 (Nr. 112). Rezepisse auf die
19
Relation vom 27. Januar 1648 (Nr. 99). Nun hat unnß seither unser secre-
20
tarius Schröder sein relation und beschaidt von Dreßden eingeschikht, so
21
ihr auch hiebey zu empfangen, also das nunmehr der protestirenden reso-
22
lution

34
Declarationes ultimae der prot. Rst. , praes. [Osnabrück] 1648 Januar 21 ( [Nr. 96 Beilage B] ).
uf ewere ihnen zugestelte temperamenta

35
*KEIPOS*.
und dan nit allein des
23
churfürsten von Sachssen erklärung

36
Vgl. die Beilagen [1] und [2]. Das ksl. Werben um militärische Konjunktion hatte der Kf.
37
gesondert beantwortet (Geheime Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen für Schröder,
38
Lichtenburg 1648 I 22[/II 1]. Text: APW [II A 8 Nr. 2 Beilage [1] zu Beilage [2]] ). – Am 30.
39
November 1647 hatte Leuber den ksl. Ges. bereits ein Memorial mit kursächsischen und
40
hessen-darmstädtischen Änderungswünschen am KEIPO4A übergeben (Osnabrück 1647
41
November 19[/29]. Ausf.: GehStReg Rep. N Ka. 92 Fasz. 66 pars 2 Nr. 29).
, sonder zugleich auch des churfür-
24
sten zu Mainz mit Churbayern starkhe einwendung vermittels ihrer abge-
25
ordneten alhie

42
Waldenburg gen. Schenkherr und Mändl.
concurriren, das man an schließung des fridens und con-
26
tentierung der protestirenden kein augenblickh verlihren solle, allermas-
27
sen ihr zum theil solches von mitkommenden Churmainzischen anbrin-
28
gen, so mit den Churbayerischen

43
Die Proposition Mändls konnte nicht ermittelt werden.
allerdings concurrirt und de concerto
29
gehet, mit mehrerm zu ersehen.

30
29 ersehen] Im Ga. ausführlicher (fol. 90’–91): […] und ob sie [die dep. Räte] schon daß
31
werkh mehrers maturirt als hiebevor befinden, indeme die protestirenden sich der-
15
mahleneins zu dem hinausgegebnen instrumento pacis, soweit solches utriusque par-
16
tis consensu nit mutirt ist [d.i. *KEIPO4B* , soweit unstrittig], bekennet, auch nit zu
17
zweiflen ist, daß sie sich in puncto satisfactionis Suecicae et Hasso Casselanae et exe-
18
cutionis erklert haben wurden, wann die Kayserlichen gesandten etwas stärckher in sie
19
getrungen hetten, zu disem auch nunmehr des herrn churfürsten zu Sachsen intention, so
20
sich vast 〈…〉 mit Euer Kayserlicher Mayestät instruction [Nr. 29] conformirt, bekandt
21
ist, so finden doch die gehorsambiste räth hingegen auch, daß dz werckh derentwegen
22
noch was unlautter, 1. dieweil das conclusum der catholischen [ Nr. 109 Beilage [1]] sehr
23
dunckhel, 2. daß die protestirende sich in puncto executionis nichts erclärt, 3. das die
24
Kayserlichen widerumb von den protestirenden ein absprung zu den Schweedischen ge-
25
nommen, bei welchem die gehorsambiste räth darfürhalten, das die Kaiserlichen gesand-
26
ten besser gethan, wan sie solches underlassen und von den protestirenden nit gewichen,
27
bis sie super toto instrumento pacis ein resolution gehabt hetten.

[p. 373] [scan. 467]


1
Bey so beschaffenen sachen hetten wir zwar gern gesehen, daß sich die
2
protestirende auch über den punctum satisfactionis et executionis

46
Gemeint ist Art. XVI *KEIPO5* ( [Nr. 29 Beilage [3]] ). Die prot. Rst. hatten sich in ihren
47
Declarationes ultimae (wie Anm. 2) nur zu Präambel und Art. I–V *KEIPO4B* und
48
*KEIPO5* geäußert.
erklä-
3
ret und ihr unß solches überschikhen hett künnen, und ist nochmahlen
4
unser bevelch, das ihr eüch bemühet, super toto instrumento ein resolu-
5
tion von ihnen zu erheben, allermassen sie in puncto amnistiae et grava-
6
minum gethan, und, da sie etwan in etlichen passibus sich remissive an die
7
Schwedischen erklären, das ihr gleichwohl in sie sezet und von ihnen
8
wenigst soviel heraußbringet, wessen man sich nemblich in dergleichen
9
passibus, die sie uf die Schweeden remittiren, gegen sie zu versichern,
10
dan wan man ihr erklärung über alles haben kundte, so würdt villeicht
11
eins das andere noch facilitieren und alle difficultates desto mehr sich su-
12
periern lassen, gestaltsamb auch wir im werkh begriffen, eüch nun ehist
13
ein ferrnere erklärung zuezuschikhen

49
Vgl. die Weisung vom 15. Februar 1648 ( APW [II A 8 Nr. 7] ).
, deren ihr doch unerwarttet den
14
friedenschlues zuendt zu bringen eüch bearbeiten sollet.

[p. 374] [scan. 468]


1
Entzwischen

30
Die folgenden Ausführungen betr. Hessen-Kassel und die Amnestie in den ksl. Erblanden
31
sind erst im GR in die Weisung eingeflossen. Derartige Überlegungen fehlen im Ga. der
32
dep. Räte.
thuen wir unß über die zway puncten, so unter andern das
2
werkh vor dißmahl ufhalten, nemblich den Hessen Casselischen und dan,
3
was die Schweedischen in den § „Tandem omnes“

33
Bezug auf den ksl. Textvorschlag betr. die Amnestie in den ksl. Erblanden, praes.s.l. 1648
34
Januar 26 ( [Nr. 99 Beilage 4] ).
wegen der wort „in
4
ecclesiasticis“ moviren

35
Vgl. das Protokoll vom 26. Januar 1648 ( [Nr. 99 bei Anm. 53] ).
, erklären, und zwar soviel das erste betrifft, so
5
lassen wir es nochmahlen bey unserer haubtinstruction de dato sechsten
6
Decembris verbleiben, das nemblichen dahin solle getrachtet werden,
7
daß anstatt der wort „teneatque sibi obnoxium dimidium commitatum
8
Arnsbergensem“

37
Art. XIV Abschnitt beginnend mit 3) Pendantur KEIPO4A betr. die Höhe der Armee-
38
satisfaktion für Hessen-Kassel (600 000 Rt.) und die Übertragung der halben Gft. Arns-
39
berg als Sicherheitspfand (Text: Meiern IV, 587 dritter Absatz; später Art. XV,4–5IPO =
40
§§ 51–52IPM).
substituirt werde „teneatque duo aut tria loca praesi-
9
dio firmata donec etc.“, deren man sich nun zu vergleichen wirdt haben.
10
Die sechsmahl hunderttausendt reichstaller betreffent, wan es nicht auf
11
ein wenigers zu bringen, hats darbey sein bewenden, und ist sich wegen
12
der summa noch der

29
12 4] Ergänzt aus dem Reinkonzept; fehlt in der Druckvorlage.
4 ampter

41
Schaumburg, Bückeburg, Sachsenhagen und Stadthagen.
halber nicht aufzuhalten, dan wir unß nit
13
versehen können, das sich die landtgräffin auf ein allgemaine contribution
14

28
14 sollet] Im Ga. ausführlicher (fol. 91’–92’): So könte fürs ander die churfürstlich Sachßi-
29
sche resolution ihnen communicirt werden, mit dem befelch, daß sie in ansehung dersel-
30
ben den protestirenden nit allein vor sich selbsten, sondern auch durch den Dr. Leüber
31
zusprechen sollen, auf daß man endtlichen eine cathegorische resolution von den pro-
32
testirenden erhalten möge.
33
Anlangendt die subscription von puncten zu puncten wolten die gehorsambiste räth der
34
mainung sein, das man uber solche nicht eher etwas einrathen könte, bis man der pro-
35
testirenden vorgemelte cathegorische resolution und consequenter uber alle puncta super
36
toto instrumento haben thete. Wann solches erhoben, wie die gehorsambiste räth hoffen
37
wollen, das es mit negster ordinari einlangen möchte, so könte alßdan ein haubtresolu-
38
tion gefast werden.
39
Wegen des vorgriffs, demnach Chursachsen darzu nit inclinirt, als ist leichtlichen zu
40
erachten, das er bey den protestirenden kein grossen effect, bey den Schweedischen
41
aber gar keinen haben wurde. Ist man also nachfolglich der gehorsambisten mainung,
42
das man zum vorgriff sich nit zu praecipitiren, sondern noch zur zeit in terminis einer
43
handlung und tractat verbleiben und sehen solle, wie weit die sachen zu bringen.
44
Waß im ubrigen auf die Chursachßische resolutiones zu thuen, weiln die beschaidt vor
45
dißmahls nuhr in ordine ad instruendos legatos Caesareos in deliberation gewesen
24
〈worden〉 [!], so solle mit negstem, was hieruff zu thun, Euer Kayserlicher Maje-
25
stätt mit außführlichen guettachten vorgebracht werden, und weilen man für rathsamb
26
erachtet, dz die Chursachssische resolution 〈uber〉 dz instrumento pacis Churmainz
27
und Churbayrn geschehen solle, solche aber deroselben anwesenden gesandten [Walden-
28
burg
und Mändl] alberait zugestelt worden, hat es darbey sein bewenden.
wirdt weisen, noch weniger, das sie die vier ampter solle lassen

42
Bezug auf den kurkölnischen Tauschplan.
, wie dan
15
übriges alles und in specie, was die Marpurgische sach anlanget, es bey
16
dem getrukhten instrumento

43
KEIPO4A .
verbleibet, dessen ihr eüch dan ie eher, ie
17
besser gegen die Schweeden zu erklären het.

18
Sodan und vor das andere, soviel die wort „tam in ecclesiasticis quam
19
politicis“ anlangt in den § „Tandem omnes“

44
Gemeint ist hier Art. IV § „Qui vero“ KEIPO4A betr. das Rückkehrrecht und die persön-
45
liche
Amnestie für die ksl. Untertanen und Vasallen (Text: Meiern IV, 564 vorletzter
46
Absatz beginnend Et hæc quidem; später Art. IV,52IPO = § 41IPM). Zum Verständnis
47
des Oberbegriffs § „Tandem omnes“ vgl. [Nr. 17 Anm. 53] .
köndten wir wohl gesche-
20
hen lassen, das die wort „in ecclesiasticis et politicis“ außgelassen und
21
allein die wort „teneantur se accommodare legibus patriae“ verbleiben.

22
Im übrigen allen so bleibt es bey obbemelter unserer instruction de dato
23
sechsten Decembris 1647, nach inhalt derselben ihr das instrumentum ie

[p. 375] [scan. 469]


1
eher, ie besser hienaußgeben sollet (ausser dessen, was die Schweeden und
2
protestirende schon nachgeben haben), und da ihr in was anstehet, nach-
3
dem Churmainz und Bayerns liebden abgesandte zur stelle, also wollet
4
eüch forderist ihres raths, wan ihr mit den andern ständen nit fortkom-
5
men köndt, wie dan nit weniger des Chursächßischen

32
Leuber.
gebrauchen, nit
6
zweifflendt, werden eüch also fleissig, wie sie alhier inständig den schlues
7
des fridens, der doch an unß allein nit hafftet, urgiren, getrewlich an die
8
handt stehen.


9
Beilagen [1] – [4] zu Nr. 117


10
Beilage [1] zu Nr. 117

11
Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen für Schröder, Lichtenburg 1648 Januar 20[/30].
12
Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol. 469–474 – Kopie: ebenda Fasz. 56a (1648 I)fol. 238–244;
13
ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1968fol. 264–269.

14
Verweis auf die Verhandlungen zwischen beiderseits stände gesandten in Osnabrück, daß
15
man in durchgehung des besagten instrumenti in vollem werck begriffen und zu ehistem
16
vergleich unter den ständen gute hofnung were, so daß es einigen vorgriefs oder anderer
17
zwangsmittel unter ihnen nicht bedürffen. Ersuchen des Kurfürsten um mehrere und mildere
18
Kayserliche erclerung bezüglich der Autonomie für die Augsburgischen Konfessionsver-
19
wandten
in Schlesien

33
Wörtliche Zitate aus RK FrA Fasz. 54ffol. 469’, 470’, 473’. Zur Resolution Johann Georgs
34
vgl. Dickmann, 452f.
.

20
Beilage [2] zu Nr. 117

21
Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen zu den ksl. Notae zum KEIPO4A , nach welchem
22
dz instrumentum pacis Caesareano Suecicum einzuerichten, s.l. [vor 1648 Februar 2]. Ausf.:
23
RK FrA Fasz. 54ffol. 577–582 – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1972

35
Die Kopie liegt irrtümlich der Weisung vom 13. Februar 1648 bei.
fol. 309–315’

36
Text einer gekürzten lat. Fassung: Meiern IV, 1013 –1016.
;
24
ebenda Fasz. 56a (1648 I)fol. 18–36’ (Synopse)

37
Hier sind die ksl. Notae und die jeweiligen Resolutionen Kf. Johann Georgs von Sachsen
38
unter der Überschrift Responsum seu votum electorale Saxonicum ad communicatas suae
39
serenitati notas ex adverso positas gegenübergestellt.
.

25
Beilage [3] zu Nr. 117

26
Schröder an Ferdinand III., Lichtenburg 1648 Februar 3. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol.
27
575–575’ – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1968fol. 270–270’.

28
Beilage [1] zu Beilage [3] zu Nr. 117

29
Kf. Johann Georg von Sachsen an Leuber, Lichtenburg 1647 Dezember 31 [/1648 Januar
30
10]. Kopieauszug: RK FrA Fasz. 54ffol. 313–315; ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1972

40
Die Kopie ist irrtümlich der Weisung vom 13. Februar 1648 beigelegt.
fol.
31
297–299’

41
Abweichende Kopieauszüge: RK FrA Fasz. 98efol. 1197–1197’; StK FrA Ka. 11 p. 1839–
42
1840 (fälschlich auf 1648 Dezember 31 datiert).
.

[p. 376] [scan. 470]


1
Beilage [4] zu Nr. 117

2
[Proposition Waldenburgs an Ferdinand III.],s.l. [vor 1648 Februar 8]. Fehlt [Kopie: FA
3
Harrach HS 102 (1648/49) Tom. III nr. 24 unfol.; MEA FrA Fasz. 10 unfol.]

33
Das Rezepisse auf die Proposition Waldenburgs ist gedruckt in APW [ II A 8 Nr. 21 Beilage [1]] .
.

4
[102] , [103/] 118/ [16]

5

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


6
Osnabrück 1648 Februar 10

7
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 55a (1648 II)fol. 25–27’, PS[1]fol. 50–51, PS[2]fol. 52–52’ =
8
Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1959fol. 218–220, PS[1]fol. 221–222,
9
PS[2]fol. 223

34
Zusammenfassende Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Die Kopie faßt Teile der Rela-
35
tion sowie die im Protokoll geschilderte Übergabe der Art. I–V KEIPO6 an die Ges. der
36
prot. Rst. und Schwedens am 8. Februar 1648 zusammen. Sie bildet den Auftakt zu einer
37
Reihe weiterer derartiger Kopien (vgl. dazu bspw. APW [II A 8 Nr. 32 Anm. 1] , [Nr. 34 Anm. 2] , [Nr. 37 Anm. 1] ).
.

10
Forderung der protestantischen Reichsstände nach Aushändigung der katholischen Erinne-
11
rungspunkte. Informationen über geplante Separatverhandlungen katholischer und pro-
12
testantischer Reichsstände; Aufforderung Kurmainz’ und Kurbayerns zur sofortigen Heraus-
13
gabe der Art. I–V KEIPO6 .

14
Beginn reichsständischer Separatverhandlungen, daraufhin Herausgabe der Art. I–V KEIPO6
15
(1648 II 8). Ablehnung eines Vorgriffs der Reichsstände durch die Katholischen; vermuteter
16
Widerstand Kurkölns gegen die Separatverhandlungen; reichsständische Vorwürfe an den
17
Kaiser betreffend seine Unterstützung für Spanien; Gerüchte über Gefangennahme Königs-
18
marcks. Rezepisse. Zurückhaltung gegenüber den kurbrandenburgischen Gesandten, deren
19
Beharren auf bereits verglichenen Punkten. Beobachtung der weiteren Verhandlungsfüh-
20
rung Leubers.

21
PS[1]: Unterredung Volmars mit Sayn-Wittgenstein: Beratungen am kurbrandenburgischen
22
Hof über die Amnestie und das Reichsreligionsrecht; Kritik an der kaiserlichen Haltung be-
23
treffend die Autonomie, die Parität der Assessoren am Reichskammergericht und die Armee-
24
satisfaktion Hessen-Kassels. Fortsetzung der Mission Blumenthals?

25
PS[2]: Raigersperger: keine weitere Beteiligung Leubers an den reichsständischen Separat-
26
verhandlungen, Bericht Leubers über Zustimmung Kursachsens und Kurbrandenburgs zu
27
KEIPO6 .

28
Eur Kayserlicher Mayestät haben wir in unserer negstvorgehender rela-
29
tion vom 6. diß allerunderthenigist angedeüttet, waßmaassen wir mit ex-
30
tradition dess corrigierten instrumenti pacis

40
Vollständiger Entwurf für KEIPO6 ,s.l. [vor 1648 Januar 16].
nothwendig bis uff der pro-
31
testierenden einfolgende antwortt über der catholischen gegenerclärung

41
Declarationes ultimae der Mehrheit der kath. Rst. vom 2. Februar 1648 ( [Nr. 109 Beilage]
42
[[1])] .

32
wurden zuewartten müessen.

[p. 377] [scan. 471]


1
Nun seint aber ermelte protestierende eodem nachmittages vor uns er-
2
schinen und haben zwar sich vernemmen lassen, das sie ire deliberation
3
ins werckh zu sezen vorhabens, iedoch dabey begert, das wir inen vor-
4
derist etlich der catholischen gegenerclärung angehengte particularprae-
5
tensiones

31
Beilage [2]; s. auch die Erinnerungen einiger kath. Rst. (16 Punkte),s.l. [praes. 1648 Fe-
32
bruar 2] ( [Nr. 109 Beilage [3])] .
communicieren wolten, worüber wir sie, wie in beyligendem
6
extractu prothocolli gleich eingangs zu ersechen, [informiert] und dem-
7
nach anderst nit vermeint, dann sie wurden hierauf am nachgefolgten
8
freytag ir consultation vor handts nemmen.

9
Als wir aber verstendigt worden, das sie mit gedanckhen umbgehen,
10
durch etlich ires mittels ein besondere, und wie sy es nennen, geheime
11
conferentz mit etlich catholischen (so inen darzue anlaaß geben) anzutret-
12
ten, solche conferentz aber nit sowol zu erlangung dess fridens als die
13
catholischen widerumb aneinander zu hezen, ia gar uf eine Separation
14
von Eur Kayserlicher Mayestät zu verlaitten, angesechen, als haben wir
15
für ein unvermeidenliche nothurfft befunden, mit dem instrumento ohne
16
einigen fernern anstandt heraußzugehen und uf dise weiß solche confe-
17
rentz zu undterbrechen oder doch wenigist in seine rechte terminos zu
18
laitten.

19
Hierauf ich, Volmar, mich zu dem Churmainzischen directorio verfüegt,
20
demselben, wie auch dem Churbayrischen abgesandten

33
Ernst.
, so sich gegen-
21
wärttig befunden, waßgestalten wir die extradition zu thuen bevelcht,
22
vorgehalten und ires raths begert

34
Außer Ernst waren noch die kurmainzischen Ges. Raigersperger, Meel und Krebs anwe-
35
send. Die Relation unterschlägt an dieser Stelle, daß die vier kath. Ges. gerade über den
36
kurbay. Vorschlag berieten, ohne Einbeziehung der Ksl. unmittelbar mit den verständi-
37
gungsbereiten prot. Rst. zu einer Einigung zu gelangen – dies geht erst aus dem beiliegen-
38
den Protokoll hervor (Text hier: APW [ III C 2/2, 970 Z. 39 – 972 Z. 2] ).
. Weil sie dann der mainung gewesen,
23
das wir mit der extradition zwar fürgehen, iedoch vor dißmal allein sovil
24
die amnestiam et gravamina berüerte, außhendigen solten, so haben wir
25
solches bei Eur Kayserlicher Mayestät auch umb sovil

30
25 mehr] Fehlt im Konzept.
mehr verantwortt-
26
lich gehalten.

27
Nichtsdestoweniger ist gleich darauf am sambstag [8. Februar 1648], ohne
28
das uns die protestierenden einig wortt davon intimieren lassen, diser
29
conferentz ein anfang gemacht

39
Hierzu: Kurmainzisches Protokoll einer Konferenz zwischen Ges. kath. und prot. Rst. ,
40
[Osnabrück] 1648 Februar 8 ( APW [II A 8 Nr. 10 Beilage B] ). – Ein anderes, kürzeres
41
Protokoll dieser Konferenz ist gedruckt in Meiern IV, 945 ff. Teilnehmer der Konferenz
42
auf prot. Seite waren die Ges. Kursachsens (Leuber), Kurbg.s, Sachsen-Altenburgs
43
(Thumbshirn und Carpzov), Braunschweig-Lüneburgs und der Stadt Straßburg (Otto),
44
auf kath. Seite die Ges. Kurmainz’ (Raigersperger), Kurtriers (Anethan), Kurbayerns
45
(Ernst) sowie der Hst. Würzburg (Vorburg) und Bamberg (Göbel). Zu den Hintergründen
46
der rst. Separatverhandlungen vgl. den nebenbericht Volmars an Trauttmansdorff vom
30
gleichen Tage (Nr. 119). – Zur Person: Dr. Marcus Otto (1600–1674); 1645–1649 Ges. für
31
die Reichsstädte Straßburg, Landau, Speyer und Weißenburg (Elsaß) sowie für Johann
32
Kasimir von Salm, Wild- und Rheingf. in Kirburg (1577–1651); 1640 Rat und Advokat
33
der Stadt Straßburg ( Livet; Lehsten II, 65f).
, zwar auch damalen von denen derselben

[p. 378] [scan. 472]


1
beygewesten catholischen deputatis uf unser beschechen anfragen für
2
thuenlich gehalten worden, mit bedeüter extradition lenger nit einzuhal-
3
ten, gestalten wir uns auch gleich am nachmittag zu denn Schweden ver-
4
füegt und inen die bestimbte zween articulos de amnestia et gravaminibus
5
in forma instrumenti ad instructionem correcti

34
Tatsächlich übergaben die Ksl. am 8. Februar 1648 nicht nur die beiden gen. Artikel, son-
35
dern die Art. I–V KEIPO6 . Zum Inhalt von Art. V KEIPO6 vgl. Schneider, 392 Anm.
36
328.
eingehendigt; ingleichem
6
ist gegen denn protestierenden, deren ausschutz wir zu uns erfordert hat-
7
ten, beschechen.

8
Welchergestalten nun solches verrichtet worden, was dabei vorgeloffen
9
und was wir auch darauf mit denn Churmainzischen, Trierischen und
10
Bayrischen, auch dem bischofflich Bambergischen und Würzburgischen
11
gesandten

37
Raigersperger, Anethan, Ernst, Göbel und Vorburg.
gehandlet und sie sich hinwiderumb gegen uns erclärt, das
12
geruehend Eur Kayserliche Mayestät aus angezognem prothocollo aller-
13
genedigist anzuhören.

14
Wir werden in vertrawen bericht, das bei diser erstern conferentz von
15
denn protestierenden begert worden, es solten dise catholischen sich im
16
namen irer gnädigsten herren principalen erclären, in allem, was noch
17
streittig, vorzugreiffen und sich der manutention offensive et defensive
18
mit jenen zu vergleichen, darzue sich gleichwol die catholischen noch
19
derzeit nit hetten verstehen wollen. Wir seint aber der hoffnung, es werde
20
sich dise conferentz nach nunmehr beschechner extradition in ein ander
21
modell versezen, sonderlich, weil die Churcölnische darwider allerhandt
22
einreden haben und disen angefangnen modum nit zum besten aufnem-
23
men werden

38
Der kurkölnische Primarges. Wartenberg war als führender Vertreter der kath. Maxi-
39
malisten nicht an einer Einigung mit den prot. Rst. auf der Grundlage des KEIPO4A
40
interessiert.
.

24
Das wir dann in unserm vortrag an dise deputatos so umbständtliche
25
anzeig wegen der Spanischen und Franzößischen tractaten gethan, ist
26
darumb für nöthig erachtet worden, weil wir in geheimbd nachricht emp-
27
fangen, das dise conferentz vornemblich aus dem misstrauen entsprungen,
28
als wolten Eur Kayserliche Mayestät den friden mit Schweden allein denn
29
Spannischen zu gfallen aufhalten

41
Im Hinblick auf das Verhältnis zu Spanien hatte der Ks. seinem Botschafter in Madrid
42
wenige Wochen zuvor ausdrücklich versichert, daß wir niemahlß eines andern, als bei
43
ihrer liebden [Kg. Philipp IV. von Spanien] bestendigst zu stehen undt von deroselben
44
undt ihrn interesse unß nicht zue separiern, niemahln gesinnet geweßen undt noch [nicht
45
sind] (Ferdinand III. an Carretto, Prag 1648 Januar 3. Ausf.: StAbt Spanien Dipl. Kor-
46
respondenz
Fasz. 42 [Ferdinand III. an Carretto]fol. 2–3 – Konzept: RK FrA Fasz. 56a
31
[1648 I]fol. 112–112’, 117. Zur Person: Francesco Carretto (gest. 1651), marchese di
32
Grana; 1641–1651 ksl. Botschafter in Spanien [ Schwarz, 213f]).
, weil kein hoffnung dess fridens zwi-

[p. 379] [scan. 473]


1
schen Spania und Franckreich erscheinte

33
Vgl. die letzte Relation Nassaus vom 7. Februar 1648 ( [Nr. 116] ).
, underthenigist verhoffend, wir
2
werden an solcher remonstration nit unrecht gethan haben.

3
Das aber die protestierenden vor dißmal so eilferttig verfahren, ist ver-
4
muettlich auch daher kommen, das inen am vergangnen freytag zeitung
5
einglangt, der Königsmarckh wer mit 16 regiment pferdt von Eur Kayser-
6
licher Mayestät kriegsvolckh geschlagen und selbst gefangen worden

34
Diese Gerüchte waren falsch. Königsmarck erreichte mit seiner Kavallerie Mitte Februar
35
den Raum zwischen Kitzingen und Ochsenfurt ( Höfer, 159).
,
7
darvon wir aber bis dato anderstwoher, als wie es die Schweden und pro-
8
testierenden selbst außgeben, kein nachricht haben.

9
Rezepisse auf zwei Weisungen vom 29. Januar 1648 (Nr.n 103 und 102)

36
Im Schreiben wird irrtümlich der Empfang der ksl. Weisungen vom 28. und 29. Januarii
37
bestätigt, tatsächlich waren jedoch beide Weisungen vom 29. Januar 1648. Vgl. auch den
38
korrekten Eintrag im Diarium Volmar vom 9. Februar 1648 (Text: APW [ III C 2/2, 981 Z. 14–29] ).
.
10
Dem Churbrandenburgischen haben wir bedenckhens getragen, die in-
11
struction zu communicieren, ehedann wir nachricht erlangten, ob der
12
von Blumenthal bey selbiger churfürstlicher durchlaucht angelangt wer
13
oder nit. Sonderlich weil wir vernommen, das sie ir absechen uf deß
14
Churbrandenburgischen obristcammerers, dess von Bürgsdorf, verrich-
15
tung bey Chursaxen halten

40
Burgsdorff war am 5. Januar 1648 am kfl. Hof in Lichtenburg eingetroffen, Kf. Johann
41
Georg lehnte den kurbg. Vorschlag einer militärischen Union norddt. F.en jedoch am 28.
42
Januar ab (vgl. UA IV, 762–791).
, sonsten aber sich stetigs dahin bezogen,
16
das sie bevelcht weren, darauf

30
16 fest] Korrigiert aus dem Konzept, in der Druckvorlage fast.
fest zu bestehen, das es alles bei dem, was
17
bey anweesenheit Eur Kayserlicher Mayestät geheimben raths und obri-
18
sten hofmeisters, dess hoch- und wolgebornen herrn Maximilian grafens
19
zu Trautmansßdorf etc., eingewilligt worden

43
Gemeint sind wohl die unstrittigen Teile des *KEIPO4B* .
, verbleiben müest.

20
Was dess Chursäxischen ministri, Dr. Leübers, comportamenti anlangt,
21
darvon haben wür in negstvorgehender relation

44
Wie Anm. 2. Zur Instruktion für Leuber vgl. das PS der Relation vom 3. Februar 1648
45
( [Nr. 109] ).
underthenigste anre-
22
gung gethan, und würdt nun die aniezt fürgehende conferentz, bei wel-
23
cher er sich auch einstellen thut, mehrers weisen, ob er seines gnädigsten
24
herrns bevelch in allem nachgehen würdet.

25
Wür erwartten nun uf morndrigen tag, was uns die Schweden für ein ant-
26
wortt bringen werden, darbey wir auch sechen wollen, ob sie über den
27
assecurationspuncten zu einer cathegorischen erclärung zu vermögen.

28
PS[1] Diesen abendt hat herr graf von Witgenstain mich, Volmarn, be-
29
suecht unnd mir gesagt, daß er unnd seine mitgesandte von ihr churfürst-

[p. 380] [scan. 474]


1
licher durchlaucht zue Brandenburg befelcht wehren, über dasjenig, was
2
bißher super instrumento pacis bestritten worden

18
Wohl *KEIPO5* .
, unnd nunmehr über
3
die außgehändigte zween articulos de amnistiae et gravaminibus

19
Art. I-V KEIPO6 .
ein
4
guetachten ze geben, dergleichen auch von denn Berlinischen räthen er-
5
fordert worden. Khöndten also noch derzeit kheinen consensum über be-
6
meldte articulos geben. Es wehren aber vornemblich drey puncten im
7
ganzen instrumento, darab seine churfürstliche durchlaucht sich beschwe-
8
ren wurden, alß erstlich die autonomia

20
Art. V § 12 KEIPO4A betr. das Religionsrecht der Mediatstände (auch Landsassen, Va-
21
sallen) und Untertanen (Text: Meiern IV, 570 zweiter Absatz; später Art. V,30–37IPO
22
← § 47IPM).
, warinnen sie vermainen, das es
9
allein umb daß tempus emigrandi

23
Art. V § 12 Absatz beginnend Illi denique KEIPO4A (Text: Meiern IV, 571 letzter Ab-
24
satz; später Art. V,37IPO ← § 47IPM) bestimmte eine 15-jährige Auswanderungsfrist
25
für künftige Konvertiten. In *KEIPO5* und KEIPO6 war diese Fristenregelung gemäß
26
den Bestimmungen der Hauptinstruktion ausgelassen worden (vgl. zuletzt den ksl. Text-
27
vorschlag zur Autonomie im Reich, d.i. [Nr. 99 Beilage 5)] .
ze thuen sey, wie er mir dann daß
10
derentwegen eingelangte churfürstliche schraiben in originali vorgewisen,
11
in welchem sie zugeben, daß solche zeit uff drei jahr möge restringiert
12
werden

28
In den Declarationes ultimae der prot. Rst. vom 21. Januar 1648 war eine Frist von sechs
29
Jahren gefordert (Text: Meiern IV, 879 letzter Absatz).
. Im übrigen solte es bey denn vorgehenden paragraphis „Pacta
13
[autem]“ „Illi vero“, „Hoc tamen non obstante“ sein verblaibens haben

30
Gemeint sind die Einschränkungen des landesherrlichen Reformationsrechts in Art. V § 12
31
KEIPO4A (Text: Meiern IV, 570 zweiter Absatz; später Art. V,31, 33–34IPO ← § 47
32
IPM), die vom Ks. abgelehnt wurden (vgl. [Nr. 29 ab Anm. 104)] .
,
14
wölcher mainung seinem vorgeben nach auch ihr churfürstliche durch-
15
laucht zu Saxen sein solle

33
In der Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen zu den ksl. Notae zum KEIPO4A (Nr.
34
[117 Beilage [2])] heißt es zu den gen. Bestimmungen: Stellen ihre churfürstliche durch-
35
laucht auf fernere handlung, haben ihre gedancken dero gesandten außführlichen zu er-
36
kennen gegeben ( RK FrA Fasz. 54ffol. 579’).
.

16
Zum andern wegen der paritet beim Kayserlichen cammergericht

37
Die Frage der paritätischen Besetzung der Assessorenstellen am RKG wurde im
38
*KEIPO5* (Text: Meiern IV, 825 drittletzer Absatz) und Art. V § 20 KEIPO6 (Text:
39
ebenda, 695) auf den nächsten RT verschoben.
, und
17
drittens wegen der fraw landtgrafin zue Hessen Cassel praetension

40
Gemeint ist die Hinzuziehung Kurbg.s zur Zahlung der Armeesatisfaktion an Hessen-
41
Kassel. Kurbg. hatte über seine Besitzungen im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
42
im Sommer 1647 an Hessen-Kassel kontribuiert und war gemäß KEIPO4A (Text:
43
Meiern IV, 587 , Absatz beginnend mit Quod vero, bestätigt in *KEIPO5* , d.i. ebenda,
44
832 dritter-fünfter Absatz) zur Zahlung verpflichtet. Lgf.in Amalia Elisabeth von Hessen-
45
Kassel verzichtete jedoch seit Januar 1648 auf die kurbg. Kontributionen, wodurch Kurbg.
46
schließlich durch Verschiebung des Stichtags für die Festlegung der zur Zahlung ver-
47
pflichteten Rst. auf den 1. März 1648 seine Zahlungsbefreiung durchsetzen konnte (vgl.
48
Foerster, Ferdinand, 301, 350f).
.

[p. 381] [scan. 475]


1
Was den übrigen innhalt anlangte, werden ihre churfürstliche durchlaucht
2
sich gern mit Eur Mayestät conformieren.

3
Ich hab ihme geantwortet, sovil die autonomiam anlangen thet, hetten die
4
catholische sambtlich hoche ursach, sich dem vorigen auffsaz

39
KEIPO4A .
zu oppo-
5
nieren, allermaassen solches bey der handlung selbß denn protestierenden
6
mehrmahln umbständtlich were remonstriert worden. Also wurde es bey
7
der Kayserlichen resolution zu verblaiben haben.

8
Die paritet beim Kayserlichen cammergericht betreffend wolle sich ain-
9
mal khain catholischer standt darzue vermögen lassen.

10
Wegen der Hessen Casselischen praetensionum seyen wür gnuegsamb be-
11
felcht unnd erbiethig, sobaldt die zween articuli de amnistia et gravamini-
12
bus richtig, alßdann auch wegen der Casselischen praetensionum, sowol
13
die successionem Marpurgicam alß satisfactionem betreffend, Eur Kay-
14
serlicher Majestädt resolution zu eröffnen

40
Vgl. zuletzt die dezidierte Weisung bezüglich der hessen-kasselischen Streitfragen vom 8.
41
Februar 1648 ( [Nr. 117] ).
, mit dern hoffendtlich ihr
15
churfürstliche durchlaucht content sein würden.

16
Er, herr graf, vermainte, wann mann je auff diese formb frid machen
17
müeßt, so wurde es doch khain recht vertrawen undter denn ständen ab-
18
geben unnd der frid nit lang bestehen khönden.

19
Ob nun bey so beschaffenen dingen Eur Kayserliche Majestädt den von Plu-
20
menthal sein raiß zue ihr churfürstlichen durchlaucht fortzesezen nöthig
21
erachten werden

42
Zur Unterbrechung der Mission Blumenthals vgl. die Weisung vom 29. Januar 1648 (Nr.
43
[103] ).
, stehet zu deroselben allergnädigistem wolgefallen.

22
PS[2] Als eben dise unsere gehorsamiste relation in außferttigung gestan-
23
den, werden wir vom Churmainzischen canzler

44
Raigersperger.
berichtet, dz gleich
24
disen vormittag der Chursäxische gesandt, Dr. Leüber, zu ime kommen
25
und die conferentz aufgesagt, mit vermelden, er hete vermeint, dardurch
26
das fridenswerkh mehrers zu beförderen und etwan die protestierenden
27
zu fridlicheren consiliis zu disponieren. So müeste er aber vermerckhen,
28
das aus disem modo procedendi nur mehrer weitläufftigkeit, verbitterung
29
der gmüetter und weitaussechende separationes practiciert werden wol-
30
len, darzue sein gnädigster churfürst und herr keinesweeges verstehen
31
köndt noch wurde. Derentwegen ime auch nit gebürte, sich ferners dabey
32
finden ze lassen.

33
Er hete sich in dem außgeliferten instrumento ersechen und könte nit an-
34
derst befinden, dann das seine churfürstliche durchlaucht damit allerdings
35
zufriden sein werde. Eben dergleichen hete er auch von denn Churbran-
36
denburgischen vernommen, und werde der freyherr von Löwen solches
37
gleich iezt dem Churbayrischen gsandten anzeigen, dann sie besorgten,
38
sie möchten durch fortsezung diser angefangenen conferentz uns ursach

[p. 382] [scan. 476]


1
geben, darvonzuziechen, so er gegen seinen gnädigsten herrn nit verant-
2
wortten könte. Hete auch gebetten, dise seine erclärung uns wissend zu
3
machen, und ine, das er sich bei diser conferentz iemals befunden, bei uns
4
bestermaassen zu entschuldigen.

5
Wir wollen demnach verhoffen, es werden auch übrige protestierende
6
sich nunmehr eines andern besinnen.


7
Beilagen [1] – [2] zu Nr. 118


8
Beilage [1] zu Nr. 118

9
Protokoll,s.l. 1648 Februar 6, 7, 8, 9. Kopie: RK FrA Fasz. 55a (1648 II)fol. 28–46’

48
Weitere Kopien: RK FrA Fasz. 91 IIIfol. 241–261’; ebenda Fasz. 96 VIfol. 272–279
49
(1648 II 9),fol. 280–281’ (1648 II 8, Extrakt).

10
Druck: APW III C 2/2, 968 Z. 1 – 981 Z. 13.

11
6. Februar 1648. Unterredung mit einer Deputation der protestantischen Reichsstände über
12
die Declarationes ultimae der katholischen Reichsstände. Auf Wunsch der Protestanten tra-
13
gen ihnen die Kaiserlichen die Partikularforderungen der katholischen Reichsstände vor und
14
weisen Kritik der Protestanten wegen neuer, unangemessener Forderungen und Klauseln so-
15
wie der Behandlung allgemeiner Reichsangelegenheiten in den katholischen Declarationes
16
zurück. Außerdem entkräften die Kaiserlichen die Vermutung, daß die Declarationes auf
17
der Stimmenmehrheit der Partei um Wartenberg basieren, mit dem Hinweis, daß diese Er-
18
klärungen von den katholischen Kurfürsten und anderen friedenswilligen katholischen
19
Reichsständen getragen werden. Langenbeck und Thumbshirn kritisieren die Politik Kur-
20
fürst Johann Georgs von Sachsen. Die Kaiserlichen lehnen es ab, die Partikularforderungen
21
der katholischen Reichsstände ohne Rücksprache mit diesen schriftlich auszuhändigen.

22
7. Februar 1648. Volmar begibt sich zu den Kurmainzischen und findet dort neben deren
23
Gesandten auch den kurbayerischen Gesandten Ernst vor. Raigersperger berichtet, daß Kur-
24
bayern vorschlägt, ohne weiteres Warten auf den KEIPO6 unmittelbar mit den protestanti-
25
schen Reichsständen zu verhandeln; über die Formalitäten werde gerade beraten. Volmar
26
erläutert den Anwesenden, warum die Kaiserlichen den KEIPO6 bislang nicht herausgege-
27
ben haben. Die reichsständischen Gesandten raten, nicht auf eine neuerliche Erklärung der
28
Protestanten zu warten und den KEIPO6 schnellstmöglich herauszugeben, sich dabei jedoch
29
auf die Artikel betreffend die Amnestie und das Reichsreligionsrecht zu beschränken.

30
8. Februar 1648. Die Sachsen-Altenburgischen bleiben trotz Einbestellung zu Verhandlun-
31
gen aus. Meel und Krebs berichten, das sich auf seiten der Protestanten Kursachsen, Kur-
32
brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, ein gräflicher Stand und die Reichsstadt Straßburg,
33
auf Seiten der Katholischen Kurmainz, -trier, -bayern, Würzburg und Bamberg zu interkon-
34
fessionellen Verhandlungen zusammengefunden haben. Volmar befürchtet eine Hinterlist
35
Schwedens und hofft, daß die Verhandlungen in Abwesenheit vieler katholischer Reichs-
36
stände (vor allem Kurkölns) nicht auf den Kopf gestellt werden. Außerdem weist er auf die
37
gestrige Absprache hin, daß die Kaiserlichen heute den KEIPO6 aushändigen.

38
Volmar berichtet den Deputierten der katholischen Reichsstände (s. Anm. 10) über das Ge-
39
spräch mit Meel und Krebs. Diese versichern Volmar, daß es durch die reichsständischen Ver-
40
handlungen nicht zu einem Vorgriff über den Kopf des Kaisers hinweg kommen soll und daß
41
geplant ist, die Kaiserlichen stets über den aktuellen Stand der Verhandlungen in Kenntnis zu
42
setzen. Bei der Vormittagssitzung sei nur über den Verhandlungsmodus beraten werden,
43
Sachfragen sollen erst am Nachmittag verhandelt werden. Die Deputierten ermuntern Vol-
44
mar, Art. I–V KEIPO6 trotz der laufenden Verhandlungen der Reichsstände herauszugeben,
45
und bitten um Geheimhaltung der Verhandlungen, da die Protestanten diese nach eigener
46
Aussage vor den Schweden geheim halten wollen. Volmar kündigt die Herausgabe der ge-
47
nannten Artikel des KEIPO6 an, will dabei jedoch nicht an den KEIPO4A gebunden sein.

[p. 383] [scan. 477]


1
Da Salvius am Morgen wieder aus Münster zurückgekehrt ist, begeben sich die Kaiserlichen
2
zu den Schweden und übergeben die Artikel I–V KEIPO6 betreffend u.a. die Amnestie und
3
das Reichsreligionsrecht. Wenn diese beiden Punkte beschlossen sind, sollen auch die übrigen
4
Punkte verglichen und nach geschlossenem Frieden die Frage der schwedischen Armeesatis-
5
faktion in die Reichsräte gebracht werden. Sollten die Schweden jedoch nicht in die ausgehän-
6
digten Artikel einwilligen, wollen die Kaiserlichen an das bisher Verhandelte nicht mehr ge-
7
bunden sein. Oxenstierna und Salvius wissen von den Verhandlungen der Reichsstände und
8
hoffen, daß sie die herausgegebenen Teile des Gesamtentwurfs unverändert annehmen kön-
9
nen, wollen ihrerseits auch an nichts mehr gebunden sein, wenn die Kaiserlichen von dem
10
bisher Verglichenen abrücken. Salvius moniert nach einer ersten Durchsicht die Auslassung
11
der Regelungen über den Status Augsburgs und die Parität am Reichskammergericht; die auf-
12
kommende Diskussion über Augsburg wird jedoch von den Kaiserlichen unterbunden.

13
Um 17 Uhr werden einer Deputation der protestantischen Reichsstände ebenfalls die Artikel
14
I–V KEIOP6 übergeben. Anschließend berichten die Kurmainzischen Volmar von dem Ver-
15
lauf der Verhandlungen mit den Protestanten.

16
9. Februar 1648. Die Kaiserlichen übergeben den katholischen Gesandten bei den reichsstän-
17
dischen Verhandlungen (s. Anm. 10) ein Protokoll über die gestrige Aushändigung der Ar-
18
tikel I–V KEIPO6 und erfordern ihrerseits ein Protokoll über den Verlauf der reichsstän-
19
dischen Verhandlungen am gestrigen Tage. Die Kaiserlichen fassen den Verlauf der Ver-
20
handlungen seit Herbst 1647 zusammen, um den unbedingten Friedenswillen des Kaisers
21
zu dokumentieren. Sie kritisieren die reichsständischen Separatverhandlungen, insbesondere
22
die Beteiligung Kurbayerns, und plädieren für einen engen Zusammenhalt von Kaiserlichen
23
und Katholischen. Außerdem betonen sie erneut den Friedenswillen des Kaisers und legen
24
ausführlich dar, daß dieser nicht im Sinn habe, die Verhandlungen wegen Spanien zu ver-
25
zögen. Die Katholischen sollen die Kaiserlichen informieren, bevor sie in den Verhandlungen
26
mit den Protestanten etwas nachgeben. Die Katholischen betonen, daß dem Kaiser nicht vor-
27
gegriffen werden soll, Kurköln wurde bereits angeschrieben, seine Gesandten wieder nach
28
Osnabrück zu schicken.

29
Beilage [2] zu Nr. 118

30
Erinnerungen einiger katholischer Reichsstände (14 Punkte),s.l. 1648 Februar 10. Kopie: RK
31
FrA Fasz. 55a (1648 II)fol. 48–48’.

39
Ein zwei Punkte mehr umfassendes Exemplar der kath. Erinnerungspunkte lag bereits der
40
Relation vom 3. Februar 1648 bei (vgl. [Nr. 109 Anm. 21] ). Im Vergleich zu diesem fehlen
41
hier die Erinnerungen betr. Pfalz-Sulzbach sowie die Autonomie im Reich.

32
–/ 119/–

33

Volmar an Trauttmansdorff


34
Osnabrück 1648 Februar 10

35
Eigh. Ausfertigung: TA Ka. 116 Z 10 Nr. 87 unfol.

36
Hintergründe der reichsständischen Separatverhandlungen: enges Verhältnis Vorburgs zu
37
den protestantischen Reichsständen und Schönborn, daraus resultierende Weisung Schön-
38
borns zu einem Vorgriff unter Hinzuziehung Kurbayerns und Bambergs; Fehlverhalten

[p. 384] [scan. 478]


1
Thumbshirns und Langenbecks. Gründe für den Rückzug Leubers von den Separatverhand-
2
lungen.

3
Hessen-Kassel; Königsmarck; Buschmann. Unzufriedenheit Sayn-Wittgensteins. Exemtion
4
Oldenburgs.

5
PS Unterredung mit Sayn-Wittgenstein; Blumenthal.

6
Auf ein Schreiben vom 29. Januar 1648

36
Nicht zu ermitteln.
. In unserer gesambten relation
7
werden Euer Excellenz vernemmen, waß vor ein schöne conferentz zwi-
8
schen denn catholischen und protestierenden obhanden gewesen, nun-
9
mehr gottlob unterbrochen worden.

10
Damit aber daß fundament, woher diß werkh entsprungen, desto besser
11
vermerkht werde, hab Euer Excellenz ich disen nebenbericht gehorsam-
12
blich thuen sollen, weil solche particularia in die relation einzebringen
13
derzeit allerhandt bedenkhen auff sich tragt.

14
Der von Vorburg hatt sich, wie Euer Excellenz anvor bewußt, stetigs
15
grosser vertraulicheit mit denn protestirenden, sonderlich aber mit Alden-
16
burg und Braunschweig beflissen, zwar dardurch ins vergangen sovil nit
17
schaden könden, weiln i[h]m die manutenentz und direction gemanglet.
18
Nachdem aber sein gnädiger fürst und herr

38
Johann Philipp von Schönborn.
vom bisthumb Würtzburg
19
zum churfürstenthumb Maintz erhebt worden, hatt er durch seine bei
20
ihr churfürstlicher gnaden habende privanza sovil zuwegen gebracht,
21
daß dieselben daß höchste vertrawen bei disen tractaten auff seine relatio-
22
nes gesetzt und, weil er vorgebn, daß er der protestirenden per omnia
23
mächtig, alles mit inen richtig machen köndt, hergegen aber die Kayser-
24
lichen alle handlungen den Spanischen zu gefallen nur verlängern theten,
25
unlangst ein gantz ernstlich bevelchschreiben an die sambtliche Chur-
26
maintzische gsandtschafft abgehen lassen

39
Wurde nicht ermittelt.
, deß innhalts, sie mit zuziehung
27
deß Churbayerischen

40
Ernst.
, auch Bambergischen

41
Göbel.
abgesandtens denn Kayser-
28
lichen vorgreiffen und eüsserist sich befleissen solten, daß man sich mit
29
denn protestirenden absonderlich vergleichen möcht, so mir vom herrn
30
Raigensperg, doch in höchstem vertrawen und pitten, ime nit zu vermeh-
31
ren

42
Von vermären, hier in der pejorativen Bedeutung verraten ( Grimm XXV, 843f).
, vorgelesen worden.

32
Auff dises schreiben hatt nun der Vorburg die Braunschweigischen an-
33
gestifftet, denn Churbayerischen ein solche particularconferentz vor-
34
zeschlagen, der dann folgendts an die Churmaintzischen kommen und
35
vermeint, er treffe es eben gar wol

43
Am 10. Januar 1648 war Ernst mit dem Vorschlag zu geheimen rst. Separatverhandlungen
44
auch bei den Kurbg. vorstellig geworden (vgl. die kurbg. Relation vom 3./13. Januar 1648:
45
UA IV, 649f).
. Ist also die resolution, auch wider

[p. 385] [scan. 479]


1
die von ime und denn Churmaintzischen mir gegebne vertröstung

23
Volmar hatte ggb. Ernst und den kurmainzischen Ges. am 7. Februar angekündigt, ihren
24
Forderungen entsprechend den KEIPO6 für die Punkte Amnestie und Reichsreligionsrecht
25
schnellstmöglich herauszugeben (vgl. die Relation vom 10. Februar 1648, d.i. [Nr. 118 Bei- lage [1]] ). Dennoch fand am folgenden Tag die Partikularkonferenz zwischen Ges. kath.
27
und prot. Rst. statt.
, ge-
2
nommen worden, die conferentz anzestellen, dabei auch die insolentz
3
deß Thumbhirns so groß war, daß als herr graf von Lamberg ine am frey-
4
tag abendts [7. Februar 1648] zu sich erfordern lassen, damit wir vernem-
5
men köndten, in quo statu der protestirenden consultationes weren, daß
6
er denselbn nit gewürdigt, weder damaln noch folgenden sambstags sich
7
einzestellen. Wölchergestalt auch er und der Langenbekh den herrn chur-
8
fürsten von Saxen, als wir unß am donnerstag zuvor [6. Februar 1648]
9
auff seine churfürstliche durchlaucht bezogen, despectirt, würdet daß
10
protocollum weisen, auß wölchen circumstantiis gnugsamb erscheint,
11
waß unter diser conferentz verborgen gewesen.

12
Daß aber heüt dato Dr. Leüber derselben auffkündt, ist sonder allen
13
zweifel daher kommen, daß wir gestern denn catholischen den vom herrn
14
Schröder überschikhten extract an ine abgangnen churfürstlichen schrei-
15
bens

29
Gemeint ist die Weisung Kf. Johann Georgs vom 31. Dezember 1647[/10. Januar 1648]
30
( [Nr. 112 Beilage [2]] ). Außer mit dieser ksl. Weisung, die allerdings erst am 19. Februar
31
1648 in Osnabrück eintraf, erhielten die ksl. Ges. diesen Auszug der kfl. Weisung bereits
32
am 9. Februar 1648 unmittelbar von Schröder (vgl. APW [ III C 2/2, 979 Z. 15–18] ; das
33
Übersendungsschreiben Schröders an die ksl. Ges. konnte nicht ermittelt werden).
vorgelesen, solches aber durch den Vorburg dem Langenbekh und
16
durch disen dem Läuber kundtgethan worden, er also besorgen müessen,
17
daß er dessentwegen in unglegenheit kommen möchte.

18
Wie es mit Cassel

34
Gemeint sind die Satisfaktionsforderungen Hessen-Kassels (später Art. XVIPO bzw. §§
35
51–60IPM).
hergehen werde, waiß ich nit. Wann die eingelangte
19
avisi von〈s〉 Königsmarkhs niderlag wahr saind, dörfften die Churcöl-
20
nischen wol auff ihrer 〈t〉otal negativa verharren wölln. Es ist derselbn
21
keiner allhier, vermeine aber, Dr. Puschmann werde morgens widerkom-
22
men

37
Buschmann kehrte erst am 4. März 1648 wieder nach Osnabrück zurück. Er und Lands-
38
berg waren nach Abschluß der Beratungen über die Declarationes ultimae der Mehrheit
39
der kath. Rst. , also Anfang Februar 1648, zur Berichterstattung nach Münster abgereist
40
( Foerster, Ferdinand, 337; APW III C 2/2, 972 Anm. 2). – Daneben waren die Ges.
41
zahlreicher weiterer kath. Rst. aus Protest gegen die Politik der kath. Kf.en und ihrer
42
Anhänger aus Osnabrück abgereist; nach dem 10. Februar 1648 waren nur noch die Ges.
43
der Kf.en von Mainz, Trier und Bayern, des Est.s Salzburgs, der Hst.e Bamberg, Würz-
44
burg und Speyer, der Mgft. Baden-Baden und der Hg.e von Ost. in Osnabrück anwesend,
45
wobei letztere an den Beratungen der übrigen nicht mehr teilnahmen ( Wolff, 55 Anm.
46
59).
.

[p. 386] [scan. 480]


1
Herr graf von Wittgenstein ist über alle maassen malcontent〈e〉, daß man
2
in seinen pretensionibus nit willfahren will, so aber wegen der beeden
3
churfürsten Trier und Cöln nit sein kan, neben dem auch die merita caus-
4
sae nit clar seyend, ob und wie er oder sein v〈e〉tter

8
Gf. Christian von Sayn-Wittgenstein.
darzu berechtigt

9
Gf. Johann VIII. von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein vertrat neben seiner Tätigkeit für
10
den Kf.en von Bg. auch die Interessen seines Hauses im Kampf um das Erbe der 1636 im
11
Mannesstamm ausgestorbenen Linie Sayn. Deren Interessen kollidierten u.a. mit denen
12
der Kf.en von Köln und Trier als Lehnsherren der Gft. Sayn ( Großmann, 112; Schmidt,
13
Wetterauer Grafenverein, 571f). Wittgenstein forderte, die Bestimmungen des KEIPO4A
14
solange beizubehalten, bis sich die interessierten Parteien untereinander geeinigt hätten
15
(vgl. Meiern IV, 881 , 885). Die Ksl. dagegen hatten der Forderung der kath. Rst. entspre-
16
chend
(Declarationes ultimae der Mehrheit der kath. Rst. ; Text hier Meiern IV, 926
17
achter Absatz) die Regelung betr. Sayn in Art. IV KEIPO6 ausgelassen. Bereits zuvor
18
hatten die ksl. Ges. an den Ks.hof geschrieben, die Fronten in dieser Sache seien so ver-
19
härtet
, daß daher nichts beßers wehre, dan diese praetension, alß welche ohnedaß gar nit
20
ad amnestiam gehörig […], von diesen tractaten gäntzlich außzusetzen (Lamberg, Krane
21
und Volmar an Ferdinand III, Osnabrück 1648 Januar 14; [ [wie Nr. 89 Anm. 3] ]).
.
5
Exemtion Oldenburgs.

6
PS Gespräch mit Sayn-Wittgenstein

22
Vgl. den ausführlicheren Bericht über diese Unterredung im PS[1] der Relation ( [Nr. 118] ).
. Es wer wol villeicht nit böß, daß
7
der herr von Plumenthal sein raiß fortsetzen thet.

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