Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
Verweis auf APW II A 7 Nr. 117, auf Nr.n 1 und 2 sowie auf die Beilage.
Wan nun, ungeacht das Chursachssens liebden mit unserer unter dato den
sechsten Decembris negstabgewichenen 1647. jahrs euch gegebenen in-
struction
Gemeint ist die ksl. Hauptinstruktion von 1647 XII 6 ( APW [II A 7 Nr. 29] ).
grossen beyfall bey andern protestirenden nit sein werden, beeder chur-
fürsten zu Mainz und Bayrn liebden gleichwohl wohlmeinendt der ge-
danckhen bleiben, das, wan ein mehrers vor die catholische nicht zu er-
halten, wir es bey demienigen, so durch unsern obristen hofmaister grafen
von Trautmansdorff auf ratification der catholischen mit den protestiren-
den verhandlet und noch im monath Iunio den Schwedischen zugestelt
worden
bracht, das sich die protestirende inhalts ewrer relation von 23. Ianuarii
APW [II A 7 Nr. 96.]
numehr erclehrt, das sie mit solchem aufsaz, ausser was mit beederseits
willen weiter geändert, ihresorths content sein, warzue sie sich biß anhero
nit bequemmen, sondern nur dasienige, was unverbindtlich von unsern
obristen hofmaister hinausgegeben, acceptiren, aber bey ihren vorigen
postulatis fort verbleiben wollen, also befehlen wir eüch gnedigist, das
ihr vorderist, was seit der protestirenden erclehrung, so euch den 23.
Ianuarii negsthin zugestelt
Ebenda [Beilage B zu Nr. 96.]
ßes behaubtet und euch darvon nicht treiben lasset.
Dan und vor’s andere, das ihr eüch noch forth mit allem eyfer bemühet,
vor sie zu erheben, was nur müglich undt ohne zeitverliehrung immer
sich erlangen last, zumahln auch nach Chursachssens liebden hochver-
nünfftigen meinung die protestirende wohl zu erwegen haben, das umb
dieiehnige puncten, so noch strittig, der krieg sich nit führen lasse, ohne
das man weit umb ein mehrers, als umb was man strittig, periclitiren und
denen feindtlichen cronen den gesuchten dominat über Teutschlandt
desto leichter zu behaubten gelegenheit vorsezlich einraummen wolle.
Nachdem wir vor das dritte aus ewer iüngsten relation de dato den drit-
ten diß monats Februarii
APW [II A 7 Nr. 109] .
den ständte in würcklicher handlung begriefen, Chursachssens liebden
auch die sachen in dem standt zu sein erachten, das es einzigen vorgriefs
weiter nicht vonnöthen werde haben
Kf. Johann Georg I. von Sachsen hatte die Notwendigkeit eines Vorgriffs oder anderer
Maßnahmen, um die im Winter 1647/48 festgefahrenen Verhandlungen zu einem raschen
Ende zu bringen, mit Hinweis auf angebliche Fortschritte am WFK verneint (vgl. Beilage
[[1] zu Beilage [2] zu Nr. 2] ; zu den Verhandlungen über einen Vorgriff vgl. Ruppert, 322–
325; Dickmann, 448–455).
zufahren, dieselbe mit höchster angelegenheit, soviel nur an euch, zu be-
schleunigen und eur absehen dahin zu richten, das mit den protestirenden
(als mit denen mann iezo im tractat begrieffen und, ohne das mit diesen der
punctus amnistiae et gravaminum richtig, doch von den Schwedischen
kein resolution zu hoffen) alles zu einem endt bringet, also und dergestalt,
das, was nit vermüg unser euch unter dato den sechsten Decembris negst-
hin gegebenen instruction und seither nachgeschickhten befelchen zu er-
heben, ihr endtlichen bey dem, was das im monath Iunio vom grafen von
Trautmanstorff hinausgegebene instrumentum, soweit es bißhero nit mo-
deriret oder sich noch ohne zeitverlust den catholischen zum besten mo-
deriren last, mit sich bringt, verbleiben lasset und crafft habender volmacht
darein consentiret, soviel aber den punctum executionis, restitutionis, dis-
tributionis stativorum et solutionis militiae betrifft, bey dem beharret, das
oder der buchstaben selbst, wie wir solchen euch in unser haubtinstruction
de dato sechsten Decembris uberschickht, oder wenigist die sustanza des-
selben und consequenter die sicherheit des friedens erhoben werde.
Im übrigen so habt ihr in allem mit rath und guetachten bevorab der ge-
sambten churfürstlichen gesandten zu verfahren, bey denen wir uns nun-
mehr umb soviel weniger discrepanz versehen, weiln Churmainz und
Bayrn liebden mit unß einig, Chursachssens liebden theils mit wenigem,
theils mit demiehningen, so unser haubtinstruction vermag, vielmehr aber
beede churfürsten Sachssen und Brandenburg mit dieser unserer erclä-
rung einstimmig sein. Da aber ia der gesambten churfürsten consens nit
zu erlangen, so hettet ihr euch vorderist [ an] Churmainz und Bayrn lieb-
den rath und assistenz zu halten und nach selbigem obgedachte unsere
entlich erclerung den protestirenden hinauszugeben.
Und weiln wir ihr liebden alhier anwesenden abgeordneten
Gemeint sind Mändl und Waldenburg. – Dr. Johann Mändl (Mandl) zu Deutenhofen
(1588–1666); 1633 kurbay. Hofkammerpräsident, 1634 GR ( DBA I 795, 390–398; II 850,
130–131; III 595, 13–15, 23–24; Heydenreuter, 344; Immler, Kurfürst, 13). Mändl
weilte zu Beratungen über den kommenden Feldzug und die Möglichkeit eines ksl. Vor-
griffs zur Beendigung der Religionsverhandlungen wahrscheinlich schon seit 1647 XII in
Prag (vgl. Albrecht, Maximilian I., 1075 mit Anm. 49). Zu den ksl.-kurbay. Verhand-
lungen in Prag 1648 I-III vgl. auch RK FrA Fasz. 57 Konv. B. Über den ksl. Vorgriff
und die Bedeutung der span. Interessen für die ksl. Friedensbereitschaft hatte 1648 II 6
und 7 eine Konferenz zwischen Kurz, Mändl und Waldenburg stattgefunden (Kopie: RK
FrA Fasz. 56a [1648 II] fol. 32–36’). – Gerhard von Waldenburg, gen. Schenkherr Hel-
genhoffen (gest. vor 1661); GR , 1641 kurmainzischer Obersthofmeister und ksl. Rat
( Bierther, 60 Anm. 136; Schleicher, 26). Er war 1648 I an den Ks.hof entsandt worden,
um, wie Volmar vermutete, die separation von Spania einzerathen (vgl. APW II A 7 Nr.
93). Zur Instruktion und Proposition Waldenburgs vgl. [Nr. 21 Anm. 1] .
dieser unserer gefasten resolution durch unsern reichsvicecanzlern an-
heüt nachricht geben lassen, auch vermitels dieselben ihre liebden ersu-
chen lassen, das sie die ihrige dieser unserer resolution gemäß instruiren,
bevorab aber alles in gueter geheim halten wolten, damit gleichwol, was
noch ohne zeitverlierung immer müglich, vor die catholischen zu erhe-
ben, denselben zum besten köndte erhalten werden, also versehen wir
unß genzlichen, das sie dero abgeordneten zu Münster und Oßnabrugg
mit aller notturfft dißorts, wo es nit schon geschehen, instruiren, und
selbe sich defectu mandati künfftig nit entschuldigen, sondern vielmehr
in allem bestens eüch an die handt gehen werden.