Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Donnerstag

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12 Donnerstags] am Rande: Erste mittlung wegen der churfürstlichen contra Venetianern.
Donnerstags, den 8., diß seind wir uff ersuchen der
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herrn churfürstlichen bei dem nuncio apostolico vormittag umb zehen uhr
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gewesen und haben ime wegen ereignender difficultet zwischen inen, chur-
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fürstlichen, und dem Venetianischen pottschaffter in empfahung der new-
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ankommender Spanischen und Französischen gesandten vorgeschlagen, ob
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nit zu erhandlen wer, daß de communi consensu aller gesandten geschlossen
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würde, fürterhien allein von dennjenigen gesandten die entgegenschikhung
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der wagen und einbeglaittung der newankommenden geschehen solte, wöl-
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chen selbige von ihren principalen zugeordnet werden, übrige aber, so mit
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solchen newen gsandten einer frembden partey nichts ze thun, dergleichen
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cortesia hinfüro gentzlich unterlassen theten oder, im fahl solches nit erhalt-
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lich, wenigst beede, die churfürstlichen und der Venetianische ambassador,
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sich solches entgegenschikhens citra cuiusque praeiudicium enthalten möch-
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ten.

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Dieweil aber herr nuncius unß mit weitläuffiger remonstration angezeigt,
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das der Venetianische sich durchauß zu keinem temperament verstehen
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wolt, sonder rundt entschlossen wer, im fahl hierunder ime einig disputat
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in publico gemacht, daß ers vor einen bruch seiner mediation halten und
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darvonziehen wurde, und derentwegen er, nuncius, zu verstehen geben, daß
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seines vermeinens die churfürstlichen, wann sie schon dem Veneto dißortts
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als einem frembden und mediatorn deferirn theten, doch ihrem praetendirten
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vorgang nichts würden praeiudicirt haben, also haben wir eodem nach-
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mittags die churfürstlichen sambtlich zu unß erfordert.

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Und

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Vgl. APW [A 1,1 S. 109ff] .
haben die Churbrandenburgischen anfangs zu unß geschikht und
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zu uernemmen begehrt, weil sie als deputati collegii totius da weren, ob
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sie nit den vorsitz vor Bayern haben solten. Wir haben es mit dem Chur-
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cölnischen und Bayerischen communicirt, und weil sie mit unß gleicher

[p. 370] [scan. 418]


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meinung gewesen, sonderlich aber herr bischoff von Oßnabrukh angezeigt,
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außtruklich bevelcht ze sein, wann Maintz oder Trier komme, dennselben
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und zwar Maintz ordinarie, Trier aber alternatim one difficultet ze weichen,
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darauff die Brandenburgischen dahien beschaiden, daß wir denn anno 1636
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zu Regenspurg mit denn churfürstlichen und Ihr Kayserlicher Maiestät ge-
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machten schluss anderst nit verstehen köndten, dann daß einem ieden chur-
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fürsten, wölcher außerhalb der deputation bei disem conuentu per se vel per
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suos erscheinen würde, sein hergebrachte session vorbehalten bleiben solte.
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Dabei es die Brandenburgischen auch bleiben lassen, und seyend gleich dar-
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auff der von Haiden und sein adiunctus

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Johann Portmann.
erschienen. Solchem nach haben wir
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inen, churfürstlichen, sambtlich, waß mit dem herrn nuncio gehandlet wor-
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den, vorgetragen. Dabei auch zu bedenkhen geben, daß dannocht dahien
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ze sehen, damit umb solcher differentz willen nit ettwan diser congressus zer-
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schlagen werde, dann es sonder zweifel bei denn andern fürsten und ständen
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nit geringen unwillen causirn wurde.

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Nach genommnem bedacht hatt herr bischoff nomine reliquorum geantt-
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worttet nechst weitläuffiger außfüerung underschiedlicher motiven, wa-
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rumb sie dißortts nit weichen köndten und das sie dessen also instruirt
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worden, sie müeßten sich weitern bescheidts bei ihren superioribus erholen.
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Begehrten, wir solten mit denn Spanischen handlen, daß sie eintweder den
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bischoff von Bolduc

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Joseph de Bergaigne.
noch weiters zurukhalten oder doch all’ incognito
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hereinkommen machen wolten, mit condition, das er alsdann uff des conte
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Pineranda ankunfft wider hinaußziehen und mit demselben sein offnen
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einzug halten wolte. Neben dem solten wir nochmaln beim nuncio ver-
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suechen, ob das erste medium möchte erhalten werden.

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Als wir aber in gedankhen gestanden, dises mit denn Spanischen ze negocirn,
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laßt unß Saavedra anzeigen, daß ermeldter bischoff allhie einkommen wer.
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Also ists vor dißmal dabei gebliben.

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