Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Dienstag Vorgehenden sontags hatt der Churbrandenburgische
gsandt graf von Wittgenstain sambt seinen adiuncten herrn grafen von Nassau
besucht, und weil ich wegen leibsindisposition nit dabei sein könden, haben
sie mich hernach absonderlich zinstags, den 16. huius, besuecht, da mir der ad-
iunctus , so die red gefüert, auch die excellentz wie ich hingegen dem herrn
grafen, aber denn adiunctis nit gegeben.
Discursus erant varii, und under an-
derm ließ sich der graf vermerkhen, wann er nach Oßnabrukh komme, ein
mittel ze finden, damit den Stralsundtischen streittigkheiten möchte abgeholf-
fen werden, wie auch im übrigen underschiedliche rationes ze remonstriren,
warumb sie, Schweden, mit der proposition lenger nit zurukhhalten solten.
Und als ich ime dabei sagte, man solte sich wol vorsehen, dann die Franzosen
wurden sonder allen zweifel zurukhhalten wollen, biß sie wider mit einer
armada in Deütschlandt gefaßt, sie werden ietzt wol sehen, wie übel sie
gethan, daß sie die von Churbayern offerirte suspensionem armorum nit
acceptirt, anttworttet der graf darauff, jawol neutralitet und protection für
sich, den churfürsten von Cöln, den Schwäbischen, Frankischen und West-
fahlischen craiß. Ego replicabam, von der suspension wüßte ich wol, es
wolten aber die Churbayrischen gesandten ein mehrers nit gestendig sein.
Hierauff der graf, er halts einmal vor wahr, dann er gestern einen discurs
gehört, daß er daran nit zweiflen köndt. Diß ding hette schon lang gewähret,
und hette Bayern schon zu Nürenberg daß votum gefüert, man solte sich
vom hauß Österreich absöndern, mit deme auch daß Colnische votum, doch
etwas dubios, durchgangen. Ego, waß hatt dann daß guett fromb hauß
Österreich verschuldt, daß mans also abbandonirn soll, ists nit ein standt deß
reichs sowol als andere? Ille, freylich wer es die höchste unbillicheit. Also er
und seine zugeordnete solche consilia zum höchsten ze improbirn angefan-
gen.
Dinstags, den 16. huius, berichten die von Oßnabrukh, daß sie weiter
nachricht empfangen, obzwar die Schweden mit vorwandt der mediat-
ständen ermanglender verglaittung die proposition ze thun sich ver-
waigert, daß sie doch solches nit motu proprio, sondern ad instigatio-
nem deß Servients gethan. Item, daß Dr. Lampadius wegen deß cammer-
gerichts vorschlag gethan, dahien zu sehen, wie zu mehrer berüewigung
desselben die statt Speyer in neutralstandt möchte gesetzt werden. Item com-
municiren Kayserlichen bevelch de 26. Aprilis, darin Ihr Maiestät den streit
wegen der mediatständt widerumb auff einrathen der churfürstlichen, auch
anderer ständen deputirten remittirn, mit beylegung ettlicher rationum,
warumb die extensio amnestiae nit weiter dann auff annos 1630 in temporali-
bus und 1627 in ecclesiasticis ze passirn [ 667].
Eodem remittiren wir nach Oßnabrukh ihr vorige communicirte relation
mit communication, waß die Spanische an unß gelangen lassen und daß
besorglich zu Oßnabrukh die religionsgravamina in handlung werden auff
die baan gebracht werden wöllen und darumb Venedig sich nit gern in
solche mediation einschlagen [ 668a].
gsandt graf von Wittgenstain sambt seinen adiuncten herrn grafen von Nassau
besucht, und weil ich wegen leibsindisposition nit dabei sein könden, haben
sie mich hernach absonderlich zinstags, den 16. huius, besuecht, da mir der ad-
iunctus , so die red gefüert, auch die excellentz wie ich hingegen dem herrn
grafen, aber denn adiunctis nit gegeben.
derm ließ sich der graf vermerkhen, wann er nach Oßnabrukh komme, ein
mittel ze finden, damit den Stralsundtischen streittigkheiten möchte abgeholf-
fen werden, wie auch im übrigen underschiedliche rationes ze remonstriren,
warumb sie, Schweden, mit der proposition lenger nit zurukhhalten solten.
Und als ich ime dabei sagte, man solte sich wol vorsehen, dann die Franzosen
wurden sonder allen zweifel zurukhhalten wollen, biß sie wider mit einer
armada in Deütschlandt gefaßt, sie werden ietzt wol sehen, wie übel sie
gethan, daß sie die von Churbayern offerirte suspensionem armorum nit
acceptirt, anttworttet der graf darauff, jawol neutralitet und protection für
sich, den churfürsten von Cöln, den Schwäbischen, Frankischen und West-
fahlischen craiß. Ego replicabam, von der suspension wüßte ich wol, es
wolten aber die Churbayrischen gesandten ein mehrers nit gestendig sein.
Hierauff der graf, er halts einmal vor wahr, dann er gestern einen discurs
gehört, daß er daran nit zweiflen köndt. Diß ding hette schon lang gewähret,
und hette Bayern schon zu Nürenberg daß votum gefüert, man solte sich
vom hauß Österreich absöndern, mit deme auch daß Colnische votum, doch
etwas dubios, durchgangen. Ego, waß hatt dann daß guett fromb hauß
Österreich verschuldt, daß mans also abbandonirn soll, ists nit ein standt deß
reichs sowol als andere? Ille, freylich wer es die höchste unbillicheit. Also er
und seine zugeordnete solche consilia zum höchsten ze improbirn angefan-
gen.
nachricht empfangen, obzwar die Schweden mit vorwandt der mediat-
ständen ermanglender verglaittung die proposition ze thun sich ver-
waigert, daß sie doch solches nit motu proprio, sondern ad instigatio-
nem deß Servients gethan. Item, daß Dr. Lampadius wegen deß cammer-
gerichts vorschlag gethan, dahien zu sehen, wie zu mehrer berüewigung
desselben die statt Speyer in neutralstandt möchte gesetzt werden. Item com-
municiren Kayserlichen bevelch de 26. Aprilis, darin Ihr Maiestät den streit
wegen der mediatständt widerumb auff einrathen der churfürstlichen, auch
anderer ständen deputirten remittirn, mit beylegung ettlicher rationum,
warumb die extensio amnestiae nit weiter dann auff annos 1630 in temporali-
bus und 1627 in ecclesiasticis ze passirn [ 667].
Eodem remittiren wir nach Oßnabrukh ihr vorige communicirte relation
mit communication, waß die Spanische an unß gelangen lassen und daß
besorglich zu Oßnabrukh die religionsgravamina in handlung werden auff
die baan gebracht werden wöllen und darumb Venedig sich nit gern in
solche mediation einschlagen [ 668a].