Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
28 Donnerstag] am Rande: Consultatio super responso Gallorum ad replicam Caesaream
super illorum propositione. Erant praesentes: dominus comes Nassau, ego, nomine
Caesaris; dominus episcopus Osnabrugensis, dominus praepositus Paderbornensis, do-
minus canonicus Landsberg, nomine archiepiscopi Coloniensis; dominus baro Has-
lang, Dr. Krebs, nomine electoris Bauariae.
herrn Churcölnischen und Churbayrischen deputirten
Vgl. APW [III A 1, 1 S. 33ff.]
Gnaden, deß herrn bischoffs zu Oßnabrukh, losament, weil selbe sich we-
gen eines catarres nit zum besten befunden, zusammengethan und kurtzlich
erinnert, weil sie uff iungstbeschehene communication von der Französi-
schen plenipotenziarien über unser replic erfolgte antwortt sich ze bedenkhen
genommen, daß wir anietzt gern ihre meinungen vernemmen wolten. Da ha-
ben zwar anfangs Ihr Fürstliche Gnaden underschiedliche communicationes
auß einer an Churcöln wegen zu Cassel von denn Munsterischen deputirten
mit der fraw landtgräfin vorgangen conversation gestelter relation, sodann
auß Frankfurth wegen der vorstehenden translation ad loca tractatuum thun
lassen, darvon in relation ad Caesarem mehrer außfüerung ze finden, im ubri-
gen aber quoad propositam materiam von selbstaigenem mundt folgende
erclärung an statt deß Churcölnischen voti vorgebracht.:
Erstens hette man sich gegen unß der beschehen communication zu bedan-
khen etc. Und nachdem man alles, so von unß mit den herren mediatorn ge-
handlet worden, erwogen, hetten sie befunden, daß daran recht und wol be-
schehen, dabei sie es auch gentzlich bewenden lassen theten. Als namblich und
vor das erste, daß man der schrifftwexlungen sovil müglich sich enthalten,
allein deß einen oder andern theils substantial und den fridenschluss selbst
betreffende puncten uffs papyr ad notam nemmen, entwerffen, waß aber dabei
für rationes pro vel contra einzefüeren nöthig, selbige allein per mediatores ein
und andern theil muendtlich remonstrirt, also alle weitläuffigkheit vermitten
werden sollte. Ad secundum wegen der Franzosen anfrag, waß es mit der Kay-
serlichen resolution, das die status imperii allherzekommen, vor eine beschaf-
fenheit und ob inen das ius suffragii zugelassen etc., sei von unß recht und
wol geantworttet, hetten sich auch die Franzosen diser sachen weiter nit
anzenemmen, neben deme diser punct beraits durch die zu Frankfurth
gefaßte resolution seine richtigkheit erlangt hette. Ad tertium, so hetts auch
bei deme zu verbleiben, waß wegen Churtrier were geanttworttet und in
eventum noch ferner ze repliciren guett gefunden worden, sonderlich weil
sich ansehen lasse, daß die Franzosen hierunder anfangen nachzegeben und
also dise difficultet fast superirt sein werde. Allein werde nothwendig sein,
die obiection der Franzosen, als wann absente illo Treuirensi die conuentus
electorales nit legitimi oder ergentzt weren, unbeanttworttet nit hingehen
ze lassen, dann dergleichen exempla, daß propter unius vel alterius electoris
aut status exclusionem ex caussis legitimis factam nichtsdestweniger in
caussis publicis imperii habe fürgeschritten werden könden und fürgeschrit-
ten worden sei, werden noch mehr ze finden sein. Sonderlich könde man diß-
ortts sich bedienen, daß eben diser Treuirensis vil consultationes hab helffen
schließen, darin Churpfaltz, nachdem der sich deß Beheimschen wesens
theilhafftig gemacht und also deß Kaysers offendtlichen feindt sich erclärt,
noch ehe dann er proscribirt, nit were admittirt, ja auch nit ze admittiren ge-
schlossen worden. Jedoch und dieweil die Franzosen allein dißortts uff eine
künfftige hoffnung, wann in progressu tractatuum sein caussa solte venti-
lirt und von seiner erledigung oder transportation gehandlet werden, einige
veranlaassung ze haben tringen theten, so würde gleichwol nit unrathsamb
sein, euentualiter darvon ze reden, damit man einige guettachten ad superio-
res ze referiren und inmittelst resolution darüber einlangen, auch seiner zeit
damit gefaßt sein möchte. Ad quartum hette absolute bei deme zu verbleiben,
waß von unß in hoc puncto den mediatoren replicirt worden. Ad quintum, so
were auch von unß die anfragung von denn Franzosen wegen der begwalti-
gung, mit der fraw landtgrafin zu Hessen Cassel ze tractiren, recht beantt-
worttet worden. Allein gebe er zu bedenkhen, ob nit rathsamb, an die Fran-
zosen die gegenfrag ze setzen, ob sie sich in puncto grauaminum imperii,
sonderlich die religionsachen betreffend, der uncatholischen und in specie der
gedachten landgräfin anzenemmen bevelcht oder solches zu thuen gedäch-
ten. Ad sextum, mit der assecuration were es zugleich, wie anietzt die Fran-
zosen selbst erwöhnen theten, ad conclusionem tractatuum außzestellen und
alsdann zu sehen, waß sie vor eine assecuration ze geben gedächten. Nach-
dem aber gleichwol diß alles lautter parerga antreffen thet und von denn
Franzosen kein substantialerclärung quoad ipsa pacis media heraußgebracht
werden köndte, auch uff solchen fahl von unß die quaestion were angedeut-
tet worden, ob nit von diser seiten über die beraits eröffnete generalproposi-
tion noch mit einer special, in gewisse capitula diducirten proposition her-
außzegehen und also deß gegentheils categorica resolutio darüber ze be-
gehren, so hielte er in allweg solches vor rathsamb, daß man darauff bedacht
sein solte, wie man sich dann hierzu ratione Churcöln weiterer consultation
wolte anerbotten haben.
Finito voto erzehlten Ihr Fürstliche Gnaden weiters, vom herrn nuncio ver-
nommen ze haben, ob zwar die Parisische resolutiones auff deme bestanden,
daß der conte d’Avaux hinweggefordert werden solle, so sei es doch wider-
umb ins stekhen gerathen, eraignen sich auch mit abraisung des duca di Lon-
gavilla newe difficulteten, dann er wende vor, daß der conte Pigneranda ime
am standt nit gleich, consequenter er mit reputation sich allher nit verfüegen
köndte, 2. wölle er anderst nit hieher kommen, er sei dann versichert, daß
man in d’altezza tractirn werde. Darauff quoad hoc ultimum herr nuncius
gesagt, daß er vor sein person solches sine expresso mandato a summo
pontifice nit thuen köndte, wie dann auch bißher in Frankreich selbst ime
solches predicat nit gegeben werde. Sodann wer ime, domino episcopo, von
conte d’Avaux angefüegt worden, daß der Schwedisch plenipotentiarius
Oxenstirn allhie, und als der zu wissen begehrt, wie sie, Französische gesand-
ten, die hiesige churfürstliche deputatos tractiren theten, ime auch solches
angezeigt worden, daß sie namblich denselben in empfahender visita die
vorhandt geben theten, auch sie da excellenza ze tractirn bevelcht weren.
Allein weil die Kayserlichen wegen solches predicatum, pro stylo Germanico
nit hinkommen, es bißher nit einwilligen wolten, hetten sie, Franzosen,
darmit auch inngehalten, sonsten aber, sovil die oberhandt anlangte, hette es
kein difficultet. Darauf der Oxenstirn sich erclärt, er köndte den churfürst-
lichen gsandten so weit nit nachgeben, wolte seinstheils inen weder den titul
excellenza noch auch die oberhandt geben, auch uff beschehen einwurff,
daß gleichwol der herr bischoff von Oßnabrukh zumaln ein fürst deß reichs
wer, noch weiter fürgebrochen, es hette der fürst von Saxen-Lawenburg
Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg; vgl. J. G. Meiern I S. 382.
hievor bei ime, Oxenstirn, audientz gehabt, deme er doch die oberhandt nit
gegeben. Also wurde er es auch andern nit thuen. Doch vermeinte gedachter
Avaux, er, herr bischoff, wie auch die Churbayrischen solten nit unterlassen,
ime, Oxenstirn, die visita anzebietten, er seinstheils wolte darunder mittlen
und verhoffte, die sach richtig ze machen. So werde diß auch dem herrn
bischoff selbst und seinen bisthumben nit unfürstendig sein. Dabei wer
gleichwol ze considerirn, daß der Venetus ine, Oxenstirn, beraits visitirt
hette, wölcher die sach ratione electoralium propter notas controuersias et-
was schwer machte, begehrte hierauff, unser parere ze hören. Letztlich sagt
er auch, es were von denn Spanischen herren gesandten wie dann auch von
unß ime der Franzosen gegen inen, Spanischen, eröffnete proposition com-
municirt worden, köndte nit eigentlich wissen, zu waß ende solches ge-
schehen.
Die herren Churbayrischen eröffneten ihr votum dahin: Erstens praemissa
gratiarum actione liessen sie es ad 1., 2. et 3. bei demienigen, waß von unß in
propositione angeregt und ietzt von Ihr Fürstlichen Gnaden, herrn epis-
copo Osnabrugensi, recapitulirt worden, gentzlich bewenden. Allein sovil
Trier anlangte, weren sie gleichwol auch der meinung, daß dessen sach
usque ad principales tractatus außzestellen, iedoch aber möchte nit unrath-
samb sein, Ihr Kayserlicher Maiestät den casum ze proponiren, wann ie über
all angewendte müeh die Franzosen zu keiner hauptproposition herauß-
gehen wolten, es were dann diser churfürst wenigst ad locum tertium, doch
cum sufficienti cautione transferirt, ob nit solches boni publici caussa einze-
willigen. Bekandten zwar hiebei, daß sie in hoc puncto in specie nit instruirt
worden. Ad 4., 5. et 6. passirn durchauß mit unsern in propositione ange-
füegten und anietzt von herrn Churcölnischen recapitulirten meinungen,
auch ihren dabei angehenkten erinnerungen. Setzten aber noch weitter hin-
zu, waß die Schweden wegen verglaittung der statt Stralsundt und anderer
mediatständen antreffen thet, ob nit gleich wie mit Trier eventualiter an Ihr
Kayserliche Maiestät ze referirn, casu quo die Schweden anderst ad proposi-
tionem nit vorschreitten wolten, daß inen solche verglaittung, doch sine
praeiudicio superiorum, zu verwilligen. Daß dann bei ferner verspürender
zurukhhaltung der Franzosen man diserseits ein specialproposition verfassen
und edirn solte, hielten sie in alleweg ratsamb und thunlich. In allem dem
aber möchte noch zezesehen sein, waß deß Oxenstirns negociation mit denn
Franzosen guetts mit sich bringen würde. Wegen der visita gegen dem
Oxenstirn vermeinten sie, solches wol geschehen köndte. De propositione
Hispanica wie Cöln.
Auff dise angehörte meinungen haben wir unß nach gehabter unterredt
dahin kurtzlich vernemmen lassen: Waß Ihr Fürstliche Gnaden unß usser-
halb der proponirten materi hetten vertraulich communiciren lassen und
daß sie auch im übrigen ihr wolmeinliche guettachten so getreulich eröffnen
wollen, dessen theten wir unß gebürlich bedankhen und wolten nit ermang-
len, Ihr Kayserlicher Maiestät solches allergehorsamst anzerüemen und ze re-
feriren. Als vil aber das hauptwerkh selbst betreffen thet, da vermerkhten
wir, daß sie fast durchauß mit unß gleicher meinung einstimmen theten
ausserhalb ettlich weniger erinnerungen, so sie bei ein und anderen puncten
angehenkht, die wir auch bei vorgehender weiterer handlung mit den herren
mediatoren in guetter obacht halten wolten. Und vorderist, waß Churtrier
antreffen thet, wolten Ihr Kayserlicher Maiestät wir solche erinnerungen
gehorsamst referiren, auch unß nit entgegen sein lassen, dessentwegen ehist
mit inen ein vorbereitliche consultation, waß in omnem euentum derselben
sach und deß herrn churfürsten erledigung halber ze bedenkhen und Ihr
Kayserlicher Maiestät, auch denn hochlöblichen churfürsten an handt ze ge-
ben sein möchte, zu pflegen. Waß sonsten hiebei im Churbayrischen voto
wegen der mediatständen verglaittung angemeldt worden, da hetten unsere
collegae zu Oßnabrukh fast ebensolche meinung an Ihr Kayserliche Maie-
stät beraits gelangen lassen. Bei dem 5. puncten were unß die gegenfrag an
die Franzosen kommen ze lassen nit zuwider, allein müeßte es crafft unserer
instruction mit guetter behuetsambkheit geschehen, damit hierauß die Fran-
zosen keinen anlaß nemmen theten, mehrer widerwillen under den protesti-
renden ständen gegen Ihr Kayserliche Maiestät zu erwekhen. Bei dem 6. het-
ten wir der sachen weiter nachgesehen und ettliche rationes, worumb an seit-
ten Ihr Kayserlicher Maiestät und deß reichs ein sothane assecuration an die
cron Frankreich billich ze suchen sein werde, zu papyr gebracht, selbige mit
der zeit den herren mediatoren allein loco informationis und nit, darüber per
communicationem mit dem gegentheil noch derzeit in disputation einze-
tretten, ze übergeben. Under wölchen rationibus auch zu befinden, daß der-
gleichen ebenmässig inter Carolum V. Caesarem et Franciscum I. Galliae
regem anno 1529 zu Cambray capitulirt worden. Dise verfaßte rationes
haben wir inen auch alsogleich communicirt. Wir stüenden aber haupt-
sächlich in deme an, ob nochweils rathsamb, mit solchen gegenreplicis die
mediatores zu bemühen, dieweil vors erste kein hoffnung, hierdurch waß
fruchtbarlichs bei der gegenpart zu erhalten, vors andere der Oxenstirn all-
hie auch verlautten wolt, daß er sonderlich der proposition halber mit den
Franzosen in tractatu stehe. Daher villeicht besser sein werde, noch in etwas
zuzesehen, biß man mehrers bericht haben köndt, warauff ihre conferentz
außgeschlagen wer, allermaassen auch im Churbayrischen voto dahien an-
laittung geben worden und sodann im übrigen haiter und clar zu verspü-
ren, das die Franzosen biß anher zu keiner substantialproposition ze bringen
gewesen, auch mit fernerem repliciren in huiusmodi parergis der sachen nit
geholffen sein könde. So weren wir wol auch der meinung, daß nunmehr
unsre gethande erstere generalproposition, wie beraits in der scriptura, so
man den herrn mediatoren loco informationis übergeben, dessen ein ent-
wurff geschehen, in ein special capitulation abzesetzen und dem gegentheil
vor augen ze stellen, auch darüber sein cathegorica resolutio gesuecht wer-
den solte. Wir hetten aber bedenkhens, one Ihr Kayserlicher Maiestät auß-
truklichen bevelch so weit ze gehen, sonderlich weil dieselbe unß in nechstem
schreiben sub dato Wien, 22. Martii, über ietzigen zustandt weitere gnädigste
instruction vertröstet, wie wir auch solch schreiben alsobaldt ex originali
verlesen haben. Nichtsdestoweniger solte entzwischen der sachen nachge-
dacht werden.
Betreffend die communication der Französischen proposition contra Hispa-
nos hette es unsers erachten den verstandt, das man hierdurch die guette
confidentz und correspondentz begehrte zu erhalten und ze remonstri-
ren, das Spanien coniunctim per omnia mit dem heyligen Römischen reich
ze gehen begehr, allermaassen es auch die nothurfft erfordern und die
gegentheil unß selbst ein exemple geben theten. Wir zweiffelten auch nit,
sie wuerden unß ehister tagen zugleich ihr darüber abgefaßte anttwortt com-
municiren, wanach man sich dan auch eueniente casu reguliren köndte.
Waß dann deß herrn bischoffs ferner angebrachte communication anlangte,
stüende es dahien, waß Ihr Kayserliche Maiestät sich wegen deß duca di
Longavilla tractaments erclären möchten. Daß der aber wegen des conte
Pigneranda allhie zu erscheinen difficulteten mache, seye one fundament,
seitemaln auch der duca di Medina in denn Spanischen vollmachten ein-
kommen. Mit dem Oxenstirn hetten wir der visita halber nit sonder groß
bedenkhens, wann er die gebürende trattamenti ze geben erbiettig. Allein
sei res nit mehr integra, weil erstens die notification seiner presentz von ime
nit herkommen, sondern von d’Avaux, qui non sit ex corpore legationis
Suecicae, da es doch der Schwedische resident quasi ex se ipso hette thuen
sollen, allermaassen hievor die Franzosen zu ankunfft des Thuillerie gegen
unß gethan, zum andern der Venetus beraits in der visita vorgangen wer,
also daß ime weder die churfürstliche noch vil weniger wir reputatione
nostrorum superiorum illaesa wurden nachgehen könden. So sehen wir
auch nit, wann der herr bischoff schon pro se tantum solche cortesia ablegen
wolle, waß er seinen stifftern hierdurch wuerde nutzen schaffen könden, so
doch bekandt, das die Schweden auch in hoc puncto den Franzosen, licet ex
capite faederis ad hoc obligati, nichts hetten zuwider sein wollen. Wir ver-
meinten derwegen, doch one maaßgebung, es möchte vor dißmal unter-
lassen und dahiengestellt werden, wan er wider allher kommen thet und
durch seine oder deß residenten leutt solches intimirt wuerde, daß es alsdann
an diser seiten mit gebuerender cortesia nit ermanglen solte. Bei disem allem
ists endtlich omnium placito verbliben.