Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
IX. Das Verhältnis des Fürstenrats Osnabrück zu Frankreich
Für Frankreich war Münster der Hauptverhandlungsort, und Osnabrück, wo nur der Resident La Barde die französischen Interessen vertrat, war weniger wichtig. So gab es auch nur wenige Kontakte zwischen dem Für-stenrat Osnabrück und den Franzosen. Am intensivsten waren sie gleich zu Beginn, als die Beratungsfolge festgelegt wurde. Die Reichsstände in Münster hatten beschlossen, daß neben den reichsständischen Beratungen zugleich die Verhandlungen der Kaiserlichen über die französischen und schwedischen Satisfaktionsforderungen begonnen werden sollten . Da-mit stimmte Frankreich überein, das nach offizieller Erklärung seiner For-derungen in der Replik vom 7. Januar die Verhandlungen über die terri- torialen Ansprüche in den Vordergrund treten ließ und sich an den reichs-politischen Fragen weniger interessiert zeigte . La Barde hatte den Mecklenburger Gesandten Kayser sogar aufgefordert, im Fürstenrat für gleichzeitige Verhandlung über die Satisfaktion und Beratung über die Reichssachen zu votieren; auch Lampadius wußte davon . Im Fürstenrat Osnabrück sprach sich allerdings nur der bayerische Gesandte Ernst ent-schieden für einen sofortigen Beginn der Satisfaktionsverhandlungen aus. Bayern hatte auf dem Kongreß eine Art Mittlerrolle zwischen Kaiser und Frankreich übernommen und setzte sich für vorrangige Verhandlungen der französischen Satisfaktionsforderungen ein . Im Fürstenrat plädierte der bayerische Gesandte dafür, erst den äußeren Brand zu löschen, um sich dann dem inneren Feuer zuzuwenden . Die große Mehrheit aber wünschte im Gegenteil, zunächst die inneren Angelegenheiten und damit die in Klasse I der schwedischen Replik zusammengefaßten Reichsangele-genheiten zu behandeln . Dieser Beschluß rief auch insofern das franzö-sische Mißfallen hervor, als sich Frankreich durch die Bezugnahme auf die schwedische Replik zurückgesetzt fühlte. Als Richtersberger davon erfuhr, machte er für zwei Sitzungen die französische Replik zum Leitfaden sei-ner Propositionen. Er brach dieses Verfahren ab, als die evangelischen Ge-sandten darauf bestanden, die Beratungen über die Reichssachen abzu-schließen, bevor Gegenstände aus den übrigen drei Klassen der schwe-dischen Replik vorgenommen würden