Acta Pacis Westphalicae III A 3,4 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 4. Teil: 1646 - 1647 / Maria-Elisabeth Brunert

4. Die Gravamina ecclesiastica

Zeitgleich mit den Verhandlungen über politische Fragen beschäftigten sich Kaiserliche und Schweden sowie Corpus Catholicorum und Corpus Evangelicorum mit Fragen des Reichsreligionsrechts. Dabei sind verschie-dene Phasen zu unterscheiden: Von Mai bis November 1646 fungierten die Kaiserlichen, vor allem Trauttmansdorff, als Vermittler zwischen Pro-testanten und Katholiken. Eine neue Phase begann im Februar 1647. Nun verhandelte Trauttmansdorff bei mehr oder weniger starkem Widerstand des Corpus Catholicorum mit den Schweden, die sich ihrerseits mit einem Teil des Corpus Evangelicorum abstimmten. Doch auch damit kam man nicht zum Ziel, zumal im Corpus Catholicorum die kompromißunwilligen

[p. LXVII] [scan. 67]

Reichsstände dominierten. Das Gutachten des Corpus Catholicorum vom 7. Oktober 1647 verwarf alle seit dem Sommer 1646 durch die Kaiserlichen eingeräumten Konzessionen an die Protestanten

Wolff, 157–171; Ruppert, 319; Repgen, Hauptprobleme, 414f. Das Ga. des CC bezog sich auf die ksl. Gesamtfriedensentwürfe vom Juni 1647 ( KEIPM3 1647 VI 12, ohne Nennung des Papstes und mit Klauseln, an denen der Hl. Stuhl aus kirchenrechtlichen Gründen Anstoß nehmen konnte bzw. KEIPM4 1647 VI 12, mit Nennung des Papstes und ohne die Klauseln, an denen der Hl. Stuhl aus kirchenrechtlichen Gründen Anstoß nehmen konnte sowie KEIPO4 [1647 V 29]). – Zu den Verhandlungen im Februar und März 1647 s. auch [Nr. 129 Anm. 27] .
. Die nächste Verhand-lungsphase begann erst im November 1647. Im Fürstenrat Osnabrück spiel-ten die Gravaminaverhandlungen insofern keine Rolle, als die Verhand-lungsergebnisse nie referiert oder auch nur erwähnt wurden. Allerdings forderten die evangelischen Gesandten gelegentlich, daß die Gravami-naverhandlungen vorrangig geführt werden sollten. Auch fehlte hin und wieder ein Gesandter, weil er ihnen den Vorzug vor einer gleichzeitigen Sitzung des Fürstenrats einräumte

S. unten Anm. 66; [Nr. 144 Anm. 7] .
. Man sieht daran, welch hohen Stel-lenwert die evangelischen Gesandten diesen Verhandlungen beimaßen.

Dokumente