Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
Euer Königlichen Mayestät hab ich in meinem vorhergehenden unter andern
gehorsahmlich berichtet, welchergestalt mich von Leipzig anhero zu begeben
undt nach vorher mit dem herrn feldmarschalln Wrangeln gepflogener confe-
rence, als welchen zu solchem ende anhero beschieden, meinen schwager,
den herrn generaln graff Magnum de la Gardie von hier auß fürterligst an
Euer Königlichen Mayestät zu depechiren gemeinet were. Nun hette ich zwar
verhoffet, es würde zeit meiner anwesenheit zu Leipzig mit denen selbigen
orths versamblet gewesenen ständen des Obersächßischen creyßes wegen der
einquartier- undt unterhaltung der auf gedachten creyß assignirten regimen-
ter ein gewißer schluß undt vergleich zu machen gewesen, damit also selbige
mit besserer ordre undt guten willen zu accommodiren seyn können. Zu wel-
chem ende mich denn selbigen orths lenger, als ich willens gehabt, aufgehal-
ten. Weilln aber durch des churfürsten von Sachßen ungleiches anmuthen, als
welcher sich wegen seiner eigenen auf den beinen noch habenden undt wenig
dem allgemeinen wesen zu nutzen gebrauchten völcker von der einquartier-
undt unterhaltung Euer Königlichen Mayestät regimenter zu eximiren undt
solche den übrigen ständen des Obersächßischen creyßes aufzubürden, oder
es dahin zu richten vermeinet gehabt, das, da er sich ja gleich seinen andern
mitständen zu aufnehmung Euer Königlichen Mayestät regimenter verstehen
müste, hingegen itzberührte stände ihme die seinigen unterhalten helffen sol-
ten. Welches lezte anmuthen denn der consequentz halber, undt das Euer
Königlichen Mayestät wegen Pommern dabey interessiret, nicht weniger
nachdencklich gefallen, als das erste für unbillig gehalten, undt also solche
handlung von einer zeit zur andern verzügert worden. Alß habe sowohl we-
gen der hin- undt wieder der quartiere halber vorfallenden difficulteten als
auch, umb vorwohlberührten meines herrn schwagern depeche zu beschleu-
nigen undt dieserwegen mit obwohlgedachtem herrn feldmarschalln fürter-
ligst zur conference zu gelangen, mit meiner anheroreise nicht länger anste-
hen können, sondern bin den 16. von Leipzig aufgebrochen undt am 18. hier
angelanget. Meinen schwager, den herrn graff Magnum aber, hab ich nebst
dem herrn krigspraesidenten Erßken daselbst noch auf ein baar tage hinterla-
ßen, umb zu versuchen, ob sie inzwischen mit vielberührten ständen übereins
kommen könten. Welcher denn ingleichen des herrn feldmarschalln Wran-
geln numehr auch heute oder morgen gewertig bin. Ich hette zwar bey sol-
cher des churfürsten opiniastritet die eintheilung als fort selber wohl machen
wollen, allein weiln deßen eigensinnige humeur zur gnüge bekant, ist von mir
nicht unzeitig consideriret worden, welchergestaldt auf solche weise, undt da
Euer Königlichen Mayestät undt des churfürsten leute in ein quartier zusam-
menkommen undt diese nicht würden weichen wollen, nur allerhand ungele-
genheit veruhrsachet werden dürffte. Jedoch werde mich mit dem herrn feld-
marschalln dieserwegen bereden, undt was auf ein oder andern fall fur ein
expediens zu ergreiffen seyn will, deßen raths bedienen.
Unterdeßen aber stehet nicht zu beschreiben, was sich bey dieser einquartie-
rung hin undt wieder, undt da nirgents die unserigen, wie unter andern aus
der sub littera A von des churfürsten zu Cölln schreiben hierbeygehenden
copia zu vernehmen, in der güte aufgenommen werden wollen, für beschwer-
ligkeiten ereugnen. Allermaßen denn Euer Königlichen Mayestät auß den sub
litteris B et C hierbeykommenden abschrifften von des herrn feldmarschalln
Wrangels neuligsten schreiben undt deren beylagen mit mehrem gnädig zu
ersehen geruhen wollen, welchergestalt die herrn Frantzosen undt Heßen
sich gegen Euer Königlichen Mayestät soldatesque so gar unfreundtlich com-
portiren, undt daß dahero der herr feldmarschall geuhrsachet worden, den
herrn generalmajor Hammerstein nebst 4 regimentern zu pferde, so in den
obercreyßen bey solcher bewantnüs nicht untergebracht werden können, auf
mich zu weisen. Ob nun wohl hierdurch neue beschwer veruhrsachet, in-
deme jederm creyß seine gewiße regimenter bereits zugetheilet undt assigni-
ret worden, nichts desto weniger aber, undt damit übel nicht ärger werden
möchte, zumahln da selbige 4 regimenter in langer zeit die geringste fourage
für ihre pferde, noch die gemeinen einigen andern unterhalt, als was die offi-
cirer ihnen für ihr eigen geld an brott gekauft undt gereichet, zu genießen
gehabt, undt also in schlechten zustandt undt großer schwürigkeit begriffen,
habe ich selbige annehmen undt in die drey untercreyße, als 2 nach dem Nie-
dersächßischen, eines nach dem Westphälischen undt eines in den hiesigen
Obersächßischen vertheilen müßen.
Alls aber bey solcher bewantnüs undt da allen umbständen nach Euer König-
lichen Mayestät alliirte weder die bishero ihnen erwiesene getreue assistence
undt cooperation bey sich in consideration kommen laßen, noch auf Euer
Königlichen Mayestät waffen undt deren conservation einiges absehen rich-
ten, sondern nur Euer Königlichen Mayestät großen wiederwillen undt be-
schwer, ja allerhandt ungelegenheit je länger je mehr anweltzen, ich höchlich
undt mit dem fürterligsten Euer Königlichen Mayestät gnädige resolution zu
wünschen hette, wie dergleichen procedere, da solches nicht remediiret wer-
den solte (wozu denn schlechte hoffnung vorhanden, viel ehe aber, wie auß
der herrn legaten schreiben undt denen von den graff Servient zu Münster
geführten nachdencklichen reden, nemblich daß es gewiß in den quartieren
noch stöße setzen dürffte, auch andern anzeigungen die continuation solches
wiedrigen comportements zu vermuthen), behöriger maßen zu begegnen
seyn wolle. So habe Euer Königlichen Mayestät gehorsambst bitten sollen,
mir dieserwegen dero gnädigsten willen aufs eheste zu eröfnen. Ich werde
zwar mit dem herrn feldmarschalln dieses alles behörigermaßen überlegen
undt sowohl, was in diesem als andern bey der conference vorkommen wirt,
Euer Königlichen Mayestät schuldigste part geben. Gleichwie es aber ein
schweres werck zu seyn scheinet, da einestheils auf Franckreich einige refle-
xion undt ein auge gerichtet, anderseits aber auch Euer Königlichen Mayestät
estat undt deßen conservation beachtet werden soll. Welches letzere denn an-
dergestalt nicht zu geschehen vermag, alls daß die soldatesque behörigerma-
ßen zu accommodiren undt gegen Euer Königlichen Mayestät in beständiger
devotion undt guter affection zu erhalten. Also würde auch hierunter einen
desto sicherern richtschnur haben, da Euer Königlichen Mayestät gnädigst
geruhen wolten, mir dero gedancken desfals fürterligst zu entdecken.
Sonsten habe auß der herrn legaten bey mir eingelangten schreiben soviel
verspühret, daß Euer Königlichen Mayestät gnädigstes, worinn sie dieselbe
admoniren, nicht ehe zu außwechselung der ratification zu schreiten, bis das-
jenige, so vermöge des friedensschlußes vorher zu praestiren gebühret,
werckstellig gemachet worden, numehr bey ihnen eingelanget, undt dieselbe
Euer Königlichen Mayestät gnädigsten willen darab ersehen; zweifele also
nicht, sie solchem gebührendermaßen einfolgen undt sich mit der commuta-
tion nicht übereylen werden, zumahln da die stände selbst, wie ab dero jüngst
an den Keyser abgelaßenen undt unß von den herrn legaten communicirten
schreiben (davon sie denn Euer Königlichen Mayestät sonder zweifell auch
abschrifft in unterthänigkeit eingeschicket) den verzug der commutation
nicht unbilligen, sondern diejenigen, so nicht daßelbige, was ihnen ex capite
amnistiae et gravaminum undt sonsten zu restituiren gebühret, werkstellig
gemacht, beschüldigen undt desfals den Keyser umb assistence bewegligst
imploriren. Verhoffe also auch inzwischen die zeit zu gewinnen, daß die con-
ference, wovon in meinem vorigen gehorsahme erwehnung beschehen, mit
den herrn legaten möge anstellen undt alles nebst denselben dergestalt über-
legen undt es dahin richten können, damit von ihnen undt den ständen auf
der einen seiten undt von mir undt der soldatesque auf der andern zu einem
zweck cooperiret undt endtlich also die vollkommene früchte des edlen frie-
den zuwege gebracht werden mögen.
Im übrigen geruhen Euer Königlichen Mayestät auß der sub littera D hier-
beykommenden abschrifft sich in unterthänigkeit vortragen zu laßen, mit
was für resolution die churfürstlich Brandenburgischen abgesandten vor mei-
nen aufbruch von Leipzig abgefertiget habe.