Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
168. Protokoll des Rates der Stadt Münster Münster 1646 November 21
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Münster 1646 November 21
Ausfertigung: A II 20 Bd. 77 fol. 64’. Druck: H. Lahrkamp , Friedenskongreß S. 255f.
Aussage eines Augenzeugen in voriger Angelegenheit.
Henrich Wilcken, glaser, civis et vitriarü filius, seins alters 23jährig, de veri-
tate dicenda avisatus, sagt und berichtet, daß er am vergangenen sontag zu
abend mit und sampt seinem meister Johan Theising an seins vatters Con-
rad Wilckens behausung, gegen des garkochs Johan Droyen logiment hin-
über gelegen, zu abend gessen ghabt, also gehört und gesehen, daß ungefehr
zwischen 9 und 10 uhren etliche ungefehr 9 oder 10 personen undern Bogen
gangen mit beihabenden degen und etlichen stucken brandholtzes, gerufen:
Viv la France, viv la France! und hetten (wie er, zeug, in seines vatters hause
durch ein eröffnetes fenster gesehen) mit zween in schwartzen kleidern ein
gefecht ghabt, darüber einer in schwartzen kleidern entlaufen, der ander aber
mit dem degen bis an den Weesenpost weichend sich zur defension praesen-
tirt . Inmittelst sei noch eine kurtze person zu den Frantzosen ghörig hinzu-
kommen , welcher dem andern, so in schwartzen kleidern, mit dem degen sich
praesentirt, auch mit dem degen starck zugesetzt. Als aber der in schwartzen
kleidern sich widersetzt, hette ime einer von vorbenennter gesellschafft, der
Frantzösischen parthei, mit einem stuck brandholtzes von hinden zu ein
starcken schlag geben, daß er darab uffm rucken nidergefallen; gleichwol
hette er sich einmahl wider erhebt, aber hette sich in der flucht nach der
Bergstraßen hinan begeben
Sein Herr Peñaranda wohnte im Observantenkloster an der Bergstraße. Die Angabe, daß der
spanische Gesandte sich in Münster eine eigene Residenz erbaute und diese bei seiner Abreise ver-
schenkte (dazu Geisberg IV S. 524), stimmt so nicht. Peñaranda steuerte zum Bau des vierten
Klosterflügels der Franziskanerobservanten, die damals sehr beengt auf dem Gelände der Johanniter-
kommende Unterkunft gefunden hatten, 3000 Taler bei und erwarb den Bauplatz für die erst
1698 vollendete Kirche ( Bockholt S. 9).
hab er von meister Lamberten Grothuß, buchbinder uffr Bergstraß wohn-
hafft , ghört, daß dessen hausfraw uf der thür liegend gesehen hette, daß einer
in schwartzen kleidern in verfolgung ohnweit von desselben behausung an
der brucken niedergefallen, sich fast übel gehalten und bald verstorben.
Berichtet dabei, daß seligen Wesseli Deitmars tochterlin, mit herrn doctore
Burchartz wohnend, den anfang des gantzen handels gesehen haben solte.