Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
167. Protokoll des Rates der Stadt Münster Münster 1646 November 20
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Münster 1646 November 20
Ausfertigung: A II 20 Bd. 77 fol. 63’. Druck: H. Lahrkamp , Friedenskongreß S. 254f.
Verhör über die Tötung eines spanischen Gesandtschaftsangehörigen.
Als Irer Excellentz von Pignoranda, Königlicher Mayestät von Hispanien
fürnehmen herrn abgesandten, cammerdiener Laurentz Rumboyt vorgestri-
gen abends oder in der nacht jämerlich gestochen, geschlagen und verwun-
det worden, daß er darob todts verfaren, so ist under des gerichtschreibers
handt jetzo protocollarische verzeichnüß inspectionis occisi corporis ein-
bracht , verlesen und pro indagatione facti weitere nachfrag vorgnommen,
und zu solchem end etliche der endß benachbarte, so vermutlich den umb-
stenden wissenschafft tragen mögten, vorbescheiden, welche summarie ver-
hört , berichtend wie folgt:
Johan Niclaß aus Lotringen, garkücher alhie in der nachbarschafft wohnend,
berichtet, daß der entleibter und andere in seinem logiment nicht, sondern
bey seinem nachbar, dem garkoch, gewesen, hab doch soviel gehört, daß
ein Spanischer ein bloßen degen underm mantel getragen am Hoxberg, druff
Frantzosen hinzukommen, fragend, was er mit dem degen machte. Er aber
hette sich mit den seinigen zur schlafung niedergelegt, hab also nichts ge-
sehen oder gehört und könne nichts davon berichten.
Johan Droy, garkoch, bei welchem wie vermutet deren thäter ein oder an-
der sich uffgehalten, monitus ad testificandum, erbeut sich, seine wissen-
schafft und bericht schrifftlich uffzusetzen. Gefragt, was für leute bei ime
zu abend gessen:
Erstlich ein gutscher von Irer Hochheit, item zween postillion, auch von
Irer Hocheit, item ein stallknecht und ein küchenjung von Irer Hocheit,
item zween diener von monsieur de la Cour, cousin des grafen von Servient.
Der gutscher heisse Claudius Vellier, einer postillion heisse Scampanin, der
andere Petrus Bugon, der stallknecht Labresche, der küchenjunge heisse
Peter Minasi. Die beiden diener beim herrn Servient, der eine heisse Piccar,
des andern nahmen wisse er nicht. Einer heisse Vincent, ein diener von mon-
sieur St. Aubin, die beiden hueffschmide von Seiner Hocheit meister Rein-
hard und graven von Avoy meister Bernard, der diener vom capitein de
garde, monsieur Montini, Jacob; sein umb halber acht aus seinem logiment
weggangen. Labresche hab ein stuck holtzes aus sein haus mitgenommen,
und der diener Jacob von capitein de garde hab auch ein stuck holtzes mit-
gnommen , der küchenjunge hab auch ein stuck holtzes mit hinausgenom-
men . Haben im hause keinen unwillen oder mißverstand ghört, was aber
außerhalb hauses vorgangen, sei inen unbewußt.
Als nun domini consules fragen, zu was end sie das holtz mitgenommen,
antwortet Johan Droy, garkoch, und sein diener druff, ires vermeinens ha-
ben sie das holtz mitgenommen, ob inen uff der strassen was begegnete oder
was ankäme. Die beiden hueffschmide und Servient dienere haben degen
ghabt, Pickart hab auch einen degen ghabt. Sie sein alle gekleidet gewesen
in der liberey von Irer Hocheit, ausbeschieden, daß die beiden hueffschmide
und der küchenjunge grawe kleider ghabt
Randvermerk: N. b. herrn Keurman copiam protocolli zuzustellen. – Der schon 1638
in Münster nachweisbare Licentiat Köermann ( Acta Criminalia 66 ), der den Titel eines
spanischen Rates trug, ist offenbar identisch mit dem spanischen Residenten in Münster, der in
den Gesandtenlisten als Johann Cuyermans erscheint.