Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
146. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1645 Mai 4
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Osnabrück 1645 Mai 4
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c ( Mai – August 1645 ) fol. 9–12’ = Druck-
vorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 IV ad nr. 658 fol. 712–713’; Den Haag A IV 1628
nr. 37; Giessen 205 nr. 187 S. 925–930 – Druck: Gärtner V nr. 5 S. 18–21.
Geleitbriefe für die Mediatstände. Weigerung der fürstlichen Deputierten, den kurfürstlichen
Bevollmächtigten das Prädikat Exzellenz zu geben. Behandlung der Religionsfragen auf dem
Kongreß.
Wir haben die kurfürstlichen Bevollmächtigten über das Drängen der Schweden auf
Erklärung wegen Stralsund informirt. Die Churmentzische sein es alsopaldt
mit unß einig worden, daß in selbem punct, Stralsondt und andere mediat-
stätte betreffendt, bißhero denen Schweedischen wol begegnet, selbiger
erclehrung ferners zu inhaeriren und auß dem buchstaben des praeliminar-
schluß nit zu gehen seie, zumahl sie nachrichtung erlangt, daß die fürstlichen
mehrentheils auch dahin incliniren und die mediatos nit zuzulaßen gemeindt.
Die Churbrandeburgische aber haben es in bedencken gezogen und eine
notturfft zu sein erachtet, derentwegen eine conferentz in communi anzu-
stellen , warzu wir iedoch noch zur zeitt kheine gelegenheit sehen, weiln
die eingefallene differentien zwischen denen churfürstlichen und Schwee-
dischen noch nit vergliechen, der Brembser, Churmentzischer gesandter,
von Münster auch noch nit wieder zurückkhommen, und es alhie ahn medi-
atorn ermanglet. Ist auch immittels der Frantzösischer gesandter, monsieur
de Servient, hieherokhommen, der sich auch alnoch alhie aufhaltet und also
in diesem werck seithero nichts zu richten gewest.
Immitls haben unß |:die fürstliche Darmbstettische:| heimbgesucht und in
discursu vermeldet, daß die fürstliche nit wol dhamit zufrieden sein, daß
man die churfürstliche da excellenza tractire, es wurde denselben solchs
praedicat von den fürstlichen nit gegeben werden und wehren zwar die
fürstliche darin miteinander einig; die herrn churfürsten heten zwar ein
große praeeminentz im reich, müsten es aber bei dem herkhommen laßen
und kheine newe praedicata suchen, sonsten würde es ein newes gravamen
bei denen fürsten geben.
|:Selbe Darmbstättische geben unß auch zu verstehen, daß es schwerlich
zu verhüetten sein wurde, daß nit allhie solle von religionssachen geredt
und gehandlet werden. Der evangelischen alhie anwesenden abgesanten
intention seye einzig und allein dahin gerichtet, nit zwar solchergestalt, daß
die Schweden dabey solten interessiert gemacht werden, sondern vermein-
ten , daß nit wohl müglich, zum frieden mit denen außwertigen zu gelangen,
wan nit daß mißtrawen im Römischen reich, welches von den außwerttigen
pro materia belli gehalten würde, zwischen den ständen in etwas zuvor auf-
gehoben seye, damit man hernacher mit desto rechtschaffener zusamben-
sezung denen außwerttigen cronen zuesprechen möge. Wir haben dagegen
behaubtet:|, daß rechte mitl nit sein wölle, zum frieden mit den außwerti-
gen zu gelangen, wan erstlich die innerliche gebrechen solten gerichtet und
hernacher mit denen außwertigen tractirt werden, dan dhadurch würde in
effectu des gegentheils sach iustificirt, auch den ständten der last des schwe-
ren kriegscösten ubern halß gezogen, und die haubthandlung mit deß reichs
eußerister ruin sehr weit zuruckgesetzt werden und wer weiß, wohin im-
mitls ausschlagen, und ob nit die außwertigen also praevalirn dörfften, daß
man alßdan sich zu erretten nit mehr mächtig sein würde. Seie ein gefähr-
liches werck und wollen unß nit versehen |:daß sich die ständt mit solchen
gedanckhen solten einnehmen lassen:|; man müeße gedencken, quod aga-
tur de salute patriae, quae suprema lex sit, man müeße discordias civiles dem
bello externo nit einmischen, sonsten würde man nur der feindte sachen
gutt machen und die unsrige verderben. |:Daß religionweesen sey daß
allerweitleüffigiste, so man im Römischen reich habe, in dessen verglei-
chung mehr dan 100 jahr zuegebracht unnd doch noch nit der scopus er-
langt worden; waß für eine weiterung es geben wurde, wan selbiges werckh
alhie solte vorgenommen und die friedenstractaten solang zuruckhgestelt
werden. Ersuchten sie, die gesanten, daß sie denen ständen und deren gesan-
ten dergleichen mainung benemmen und dieselbe dahin disponiren helffen
wollen:|, dhamit man sich erstlich von gewaldt der außwertigen cronen
entbrechen und alßdan nach dem alten im reich hergebrachten modo uber
die innerliche gebrechen handlungen anstellen möege, würde sönsten der
friedt schwerlich zu erheben sein. |:Die Darmbstettische:| haben geant-
wortet , daß sie auß guter wolmeinung hievon anzeigten, dhamit man |:von
der ständt intention unnd gedanckhen nachricht haben möge, khönten dem-
selben in allem kheinen beyfall geben, sehen doch auch nit, wie ihme möge
entgangen werden; daß mißtrawen sey bey denselben zu sehr eingerißen;
begerten, es in der enge zu halten:|. Wir haben ihnen für ihre Eröffnung gedankt.