Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
260. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Preßburg 1647 Februar 17

6
–/ 260 /–

7

Ferdinand III. an Trauttmansdorff


8
Preßburg 1647 Februar 17

9
Ausfertigung: TA Ka. 123 fol. 387–387’ – Kopie: Klattau TA Ka. 6 Inv.nr. 68 fol. 136.

10
Ulmer Waffenstillstandsverhandlungen.

11
Verweis auf die Beilagen A, B und C.


12
Beilagen


13
A Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., Wasserburg 1647 Februar 4. Fehlt
14
[Ausfertigung: RK KrA Fasz. 164 fol. 139–139’, 144 = Druckvorlage – Kopie: TA Ka. 110
15
(Teil I) fol. 190–191].

16
Dieselben werden von ihren zue der armistitihandlung nacher Ulm deputirten ohne
17
zweifel albereith bericht sein, daß die Französische und Schwedische daselbst nunmehr
18
auch angelangt und waß nach solcher allerseits deputirten beschechnen zuesamenkhonft
19
weiters vorgangen.

20
Waß mich die meinige under dato deß 1. diss bericht, daß geruhen Euer Majestät auß der
21
copeylichen beylag nr. 1 und under andern auch dies zu vernemmen, das weder die
22
Französische und Schwedische noch vorderst Euer Majestät deputirte am ersten propo-
23
niern , dise auch durchauß nit zuegeben wollen, daß die meinige solches in Euer Majestät
24
und meinem namen verrichten, sondern, wan es geschehe, bey den Französischen und
25
Schwedischen darwider zu protestieren sich erclert haben. Nun werden Euer Kayserliche
26
Majestät auß demjenigen, waß an sye ich under dato des 25. Januarii negsthin

35
Ausf.: RK FrA Fasz. 54e fol. 17–17’, 24–24’, 29, PS fol. 25.
in
27
andtwordt abgehen lassen, außfiehrlich und gnädist vernommen haben, wie die feindt
28
sich ie mehr und mehr versterckhen und ohne widerstandt progrediern, entgegen Euer
29
Majestät und meine völckher numehr immerzue abnemmen, an quartiern und underhalt
30
albereit grossen mangel und noth leiden und deßwegen in der nähe lenger nit beisamen
31
stehen khönden, sonder nothwendig und zwar so weith außeinander gethailt werden
32
miessen, das, wovern die feind wider gegen meinen landen oder auf die also weit
33
außeinandern verlegte armaden gehen wurden, dieselbige so baldt nit wider zusammen
34
khomen, ia wan diss schon bey zeiten geschechen khöndte, sye doch den feinden,

[p. 511] [scan. 587]


1
zumahlen sye disen, deß grafen Gallaß bericht nach, nit gewachßen, under augen nit
2
gehen dörffen, ich auch meinesthailß die mitel nit mehr habe noch wisse, wan ich schon
3
Euer Mayestät und mein armada wider den gegen meine landt einbrechenden feindtsge-
4
waldt brauchen wolte, dieselbe mit dem nothwendigen underhalt an vivers und fourage
5
zu versechen, sondern beede armaden sambt meinen bißher noch in etwas erhaltnen
6
wenigen landten und leithen darunder vollents zu grundt gehen miessen und daß ich
7
derwegen, weilen khein anders mitel, mich, meine landt und leith vor gänzlichem
8
undergang zu salvieren yberig, meinen zur armistitihandlung abgeordtneten anbevol-
9
chen , solches alles Euer Majestät deputirten zu remonstriern, auch mit und neben ihnen
10
sich aufs eüsserist zu bemihen, damit man, weiters unhail zu verhietten, zu einem
11
generalarmistitio gelangen mög; welches der graf Gallaß, vermög der beylag nr. 2, selbst
12
auch fir nothwendig gehalten und darauf hett handlen lassen, da Euer Majestät
13
instruction

42
Die ksl. Instruktion für Ehg. Leopold Wilhelm von Österreich (1614–1662) vom 11.
43
Dezember 1646 (Druck: Nr. 168 Beilage [1]) war, mit wenigen Änderungen, auf Gallas
44
(1584–1647) übertragen worden. Darüber hinaus hatte dieser am 9. Januar 1647 noch weitere
45
Maßregeln erhalten (Konzept: RK KrA Fasz. 164 fol. 28–36’).
nit am weeg gestanden. Derowegen ich auf den fahl, da das generale
14
armistitium wegen der von Euer Majestät den ihrigen erthailten instruction nit zu
15
erhalten, meinen deputirten befohlen, das alßdan gleichwohln auf ein particulararmisti-
16
tium fir mich, meine land und armada gehandlet und, so guet es sein khan, geschlossen
17
werden solle. Weiln dan zu besorgen gewesen, es wurden die Französische und
18
Schwedische, zumahlen sye ohnedas kheinen sonderbaren lusst zum armistitio haben,
19
sonder bey ihren progressen mehrer vortel zu erlangen verhoffen, unverrichterdingen
20
von Ulm wider abraisen und dadurch nit allein Euer Majestät und meine völckher, weiln
21
sye, dero generalleitenandts bericht nach, den feinden nit bastant, auch zum fechten
22
schlechten lust und mueth erscheinen lassen und noch darzue auß mangel deß underhalts
23
weit außeinander ligen miessen, sondern auch meine landt und leith in die eisseriste
24
gefahr und noth gerathen wurden, alß haben, solchem möglichist vorzuekhommen, die
25
meinige, nachdem Euer Majestät deputirte nit zuegeben wollen, daß von ihnen auch für
26
dieselbe und dero armada gehandlet werde, sonder darwider protestirt und sich von den
27
meinigen selbst separirt, auß meinem befelch der particularhandlung albereit einen
28
anfang gemacht

46
Ihre erste Proposition (lat. Fassung vom 1. Februar 1647; dt. Fassung vom 4. Februar 1647;
47
Druck: Londorp VI S. 183–184) hatten die kurbayerischen Ges. in Ulm am 4. Februar 1647
48
den schwed. und frz. Ges. übergeben ( Egloffstein S. 158).
.

29
Meinesthailß hette ich gern gesechen, wie ichs auch den meinigen also bevolchen, daß
30
ein generale armistitium sowohl fir Euer Majestät und dero armaden alß auch fir mich
31
und meine völckher hette mögen erhandlet und verglichen werden. Weiln aber deroselbe
32
deputirte nit gewölt, sondern sich obberirtermassen contradicendo et protestando
33
opponirt und separirt, so mueß ich es auch geschechen und dahingestelt sein lassen.


34
Beilagen


35
1 Kurbayerische Gesandte an Kf. Maximilian I. von Bayern, Ulm 1647 Februar 1. Kopie:
36
TA Ka. 110 (Teil I) fol. 194–195’; RK KrA Fasz. 164 fol. 140–141.

37
2 Gallas an Kf. Maximilian I. von Bayern, Thalmassing

49
Thalmässing (Pgft. Pfalz-Neuburg); südlich von Regensburg.
1647 Januar 27. Kopie: TA Ka.
38
110 (Teil I) fol. 192–192’; RK KrA Fasz. 164 fol. 142–142’.

39
B Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., Wasserburg 1647 Februar 4. Fehlt
40
[Ausfertigung: RK KrA Fasz. 164 fol. 135–138 = Druckvorlage – Kopie: TA Ka. 110 (Teil
41
I) fol. 71–74’].

[p. 512] [scan. 588]


1
Auf das ksl. Schreiben vom 31. Januar 1647

48
Konzept: RK KrA Fasz. 167 fol. 734–736’.
. Waß nun daß fridenswerckh und die
2
tractaten desselben anbelangt, werde ich von meinen gesandten und auch anderwerts
3
continuierlich berichtet, daß ie gefährlicher sich der herobige kriegsstatus anlasset, ie
4
schwährer und langsamer die fridenshandlung zu Oßnabrugg hergehe, also zwar, daß
5
mehrers ein schädliche verlengerung derselbigen zu besorgen alß ein gedeylicher effectus
6
zu hoffen seye. Dieweilen nun an seitten Euer Mayestät und deß Reichs alle mitel
7
ermanglen, die gegenthail durch genuegsame resistenz und erspriessliche kriegsoperatio-
8
nes zue fridlichern consilien zue vermögen, alß habe ich eben umb sovil mehr ursach,
9
dahin sorgfeltig zu trachten und die an der hand habende media würckhlich zu
10
ergreiffen, wardurch ich mich in andere weg auß disem gefehrlichen labirynth sambt
11
land und leüt, so guet ich khan, erretten khönd. Dan waß Euer Kayserlicher Mayestät
12
von newen werbungen, recrutierungen und andern kriegsanstalten vermelden, befünde
13
ich also bewandt, daß dieselbe ihresthailß sich hierzue selbsten allain nicht für bastant
14
erkhennen und dahero mich zue einem gleichmässigen nochmahlen animieren. Nun
15
habe Euer Mayestät ich nicht allein durch meinen an dieselbe das letster mahl
16
abgeordneten cammerpraesidenten mündtlich

49
Vgl. die Vorträge Mändls vom 16. Oktober 1646 (Druck: Nr. 111 Beilage A) und vom 6.
50
November sowie sein Ga. vom selben Datum (Drucke: Nr. 124 Beilagen B, C).
, sondern auch durch so vil underschidli-
17
che vorgangne und nachgefolgte schreiben

51
Vgl. z. B. seine Schreiben vom 12. November 1646 (Druck: Nr. 124 Beilage A), vom 13. und
52
29. November 1646 (Ausf.: RK KrA Fasz. 163 fol. 85–92 und fol. 108–116) sowie vom 18.
53
Januar 1647 (Ausf.: RK KrA Fasz. 164 fol. 53–64).
aufs bewöglichst und außführlichst remon-
18
strirt , daß ich meinen allereisseristen sforzo alberait angewendet und ein für alle mahl
19
kheine einige subsidia mehr in meinem vermögen habe, Euer Majestät bei der continu-
20
ation deß kriegs ferner zu assistiren. Ich kann aber auß Euer Mayestät obangezognem
21
schreiben anderst nit vermörckhen, welches mir nicht unbillich sehr tieff zue gmüht
22
gehet, alß daß man anderer unbegründten einbildungen und persuasionen mehrers alß
23
meinem offenherzigen und trewgemaindten clagten, bekhandtnussen und erinnerungen
24
glauben und zue höchster gefahr des ganzen Römischen Reichs und Euer Mayestät
25
selbsten andere ganz vergebene reflexiones und meiner noch habenden mittel halber
26
solche praesupposita machen thuet, die sich in facto nit befünden; welches ich zwar,
27
weiln ich doch sihe und erfahr, daß meine gegenremonstrationes khein verfang haben,
28
endtlich dahingestelt sein lassen mueß. Jedoch hab ich auß getrewister intention und zue
29
allem überfluß meine vorige gehorsame erinnerungen und wahr[ n ]ungen sambt und
30
sonders hiemit noch ein für alle mahl widerholn, mich hiemit khürzlich darauff beziehen
31
und beneben Euer Mayestät angelegenen vleiß bitten wollen, wan auch dises nicht plaz
32
fünden und ein anders, alß man mir wider alle ragion und possibilitet zuemuethet, mit
33
negstem geschehen, auch darauß allerhand beschwährliche inconvenientien erfolgen
34
wurden, dessen nicht mir, sondern den verursächern die schuldt beyzumessen und mir
35
selbsten das wahre gezeügnuß zu geben, daß es an meinen trewherzigen, aufrichtigen
36
und zeitlichen erclährungen und wahrnungen nicht ermanglet habe. Es ist mir gar wol
37
bekhandt und bedörff gegen mir kheiner weitern außführung, waß für böse consequenti-
38
as die separationes nach sich ziehen; Euer Mayestät hab ich es selbsten zum öffteren vor
39
aug gestelt und auffs höchst gebetten, es dahin nicht khommen zu lassen, daß ich dises
40
letste conservationsmitel gertrungenerweiß an hand nemmen müesse. Weilen man mir
41
aber hierinnen niemahlen glauben wollen und noch nicht glauben thut, khan ich mir
42
kheinen andern gedanckhen schöpffen, alß das man daran zweyfele und es für unnöttige
43
clagen halte, biß der effect selbsten ervolgt, darzue mich nunmehr die Euer Mayestät
44
öffters außführlich remonstrierte eüsseriste nott und gefahr meines hauß und meiner
45
landen bezwingen. Bey welcher der sachen beschaffenheit ich nochmahlen nicht
46
befünden khan, waß die vor disem bey besserem standt von Euer Mayestät begehrte
47
conferenz zwischen dero, den khöniglich Spanischen und meinen ministern von anordt-

[p. 513] [scan. 589]


1
nung der militi alß ein vergebendtliche mühe und arbeit nuzen werde, sondern referire
2
mich khürzlich auf mein vorige erclärung und deretwegen unlangst an dieselbe abgang-
3
nes schreiben

42
Vgl. dazu z. B. die kurbayerischen Schreiben vom 18. September 1646 (Druck: Nr. 27 Beilage
43
[2]) und vom 17. Januar 1647 (Ausf.: RK KrA Fasz. 164 fol. 51–52).
. Die Hilfe für die Stadt Augsburg ist nicht mehr möglich. Ablehnung des
4
Vorschlags von Gallas

44
Vgl. hier die Beilage zu C.
, wie die Quartiere der ksl. und der kurbayerischen Armee einzuteilen
5
seien.

6
C Instruktion für Gebhardt für die Verhandlungen in Ulm, Preßburg 1647 Februar 12. Fehlt
7
[Ausfertigung: RK Diplomatische Akten Instruktionen Fasz. 4 fol. 470–473 = Druck-
8
vorlage
– Konzept: RK KrA Fasz. 164 fol. 251–254’].

9
Gutachten deputierter Räte

45
Das Ga. ist nicht vollständig. Es bricht bei der Beratung des dritten Hauptpunktes ab, die
46
Namen der dep. Räte sind nicht aufgeführt, und das Conclusum des Ks.s fehlt ebenfalls. Jedoch
47
sprechen die wörtlichen Zitate in der Instruktion dafür, daß es als deren Vorlage diente. Das
48
Ga. ist von Söldner niedergeschrieben und von Kurz selbst korrigiert worden, so daß es schwer
49
lesbar ist. Was sachlich über die Instruktion hinausgeht, ist unten angefügt.
, Preßburg 1647 Februar 10. Konzept: RK KrA Fasz. 164
10
fol. 213–220.

11
Verweis auf die Anregung zu den Waffenstillstandsverhandlungen im Oktober 1646 auf dem
12
WFK, auf die Instruktionen für Ehg. Leopold Wilhelm von Österreich und Gallas, auf
13
verschiedene kurbayerische Schreiben und auf ksl. Resolutionen.

17
13 Alß wollen wir] Im Ga. folgt (fol. 213’–214) ein Verweis auf das Ga. Terranovas vom 8.
18
Februar 1647

50
Ausf.: RK KrA Fasz. 164 fol. 181–184. Vgl. auch den Bericht Gebhardts über seine
51
Verhandlungen mit Terranova, Wien 1647 Februar 8 (Ausf.: Ebenda fol. 196–202).
und auf die zwei [hier beiliegenden] kurbayerischen Schreiben vom 4.
19
Februar 1647. Euer Kayserlicher Majestät gehorsamste deputierte geheimbe räthe haben
20
dieß alles in fleissigster deliberation gehabt und waß furs 1. die Churbayerische
21
contestationes und denunciationes belangt, da erinnern sie sich gehorsamst, wazmaßen
22
ihre churfürstliche durchlaucht auch vor diesem zum offtern sich vernehmen laßen, daß
23
sie sich von Euer Kayserlicher Majestät separiren und absonderlich accommodieren
24
wolten, darauff aber der effectus nicht erfolgt. Halten aber darfür, daß daran numehr
25
nicht zu zweiflen, weilen die vorigen denunciationes gemeiniglich conditionaliter
26
gewesen und wan ihro in einem oder dem andern gewillfahret worden, wider zurukh-
27
getrieben worden, die ietzige aber sine conditione und gar absolute sein. Mußten auch
28
vermerkhen, daß ihre churfürstliche durchlaucht gantz resolvirt, quocumque 〈 proiec-
29
to 〉 sich particulariter sich [!] zu accommodieren oder auch wohl einige versicherung,
30
solches bey denen feinden zue erhalten, haben mögen, in ansehung, sie die arma gantz
31
fallen lassen, keine werbung anstellen und, waz mehrers, dieienigen, so von newem
32
geworben, abdanken, einkhombenen avvisen nach zu befahren, auch einige conferentz
33
mit Euer Kayserlicher Majestät ministris und dem don Michael Salamanca wegen
34
anstaldt auf den nothfall notwendiger apparaten zue fortsetzung des krieges nicht
35
zulaßen wollen, welches alles starcke anzeigen, daß sie gentzlich resolvirt, sich auff
36
andere Wege zu salviren, wie sie dann auch de facto ihre zu der armistitiihandlung
37
verordneten commissarien befohlen, da man an seiten Euer Kayßerlicher Majestät nicht
38
alsobald daran wolte, wegen ihrer particularaccommodation zu tractiren etc. Bei so
39
gestalten sachen und da wissentlich, daß Euer Kaißerliche Majestät allein weder
40
offensive noch defensive ietz zur zeit subsistiren können, ist die frag, waz zue thuen,
41
undt diese frage in drei stuck getheilt worden. 1. Waß in puncto armistitii zue Ulm zue
27
handlen, 2. waß bey Churbayern zue negociiren, 3. waß für anstaldten 〈…〉 in Euer
28
Khaiserlicher Majestät erbkhönig- und landen zu machen. Betreffend die erste Frage raten
29
die dep. Räte dazu, einen politisch erfahrenen Ges. nach Ulm zu schicken.
Alß wollen wir, daß er,
14
obbenendter unser reichshoffrath, sich alsobaldt nach empfahung dieser unserer instruc-
15
tion und der darzue gehörigen creditif ohne einigen umbgang den rechten weeg nacher
16
Ulm begebe und, wan er sich vermittelst beygefügtem unßerm Kayßerlichen creditif

[p. 514] [scan. 590]


1
undt vollmacht gebührlich legitimirt, zuevorderist vernehmen, wie weit man in tractatu
2
simplicis cessationis armorum oder auch in dem armistizitractat selbst khommen, undt,
3
wan die simplex suspensio armorum ad breve tempus mit einschließung unserer waffen
4
sowohl im Reich alß in unsern erbkönigreich und landen von allen theilen geschloßen
5
und acceptirt were, alßdan zue dem tractat eines formalarmistitii schreiten, undt zwar,
6
soviel die limites betrifft, vorigen unsern instructionen also nachgehen, daß er entlich,
7
dafern nichts beßers zu erhalten wäre, sich begnüegen laße, daß ein ieder theil in den
8
quartiern undt örthen, die er anietzo innen hat, verbleibe; maßen ohnedas dieser gantzer
9
punct der discretion undt guetbefinden mehrermeltes unsers generalleutenandts
10
anheimbgestelt worden und annoch gestelt verbleibt.

11
Waß aber fürs ander die zeit undt frist, wie lang solches armistitium zue wehren, anlangt,
12
da sehen wir, daß des churfürsten in Bayern liebden annoch darauf bestehen undt wollen,
13
daß dieselbe biß auf die erfolgung eines universalfriedensschlueß solle extendirt werden.
14
Nun können aber wir unß mit seiner liebden diesfalß umb der beraits vor diesem
15
außgeführten ursachen willen nicht vergleichen, weilen nemblich ein solches armistitium
16
auf ein continuirliches ‚uti possidetis‘ degeneriren, secundo die friedenstractaten undt
17
waß dabey verhandlet, ganz alteriren, ia zerschlagen wurde, in ansehung, dieser status
18
denen feindtlichen cronen viel ein größern vortheil alß der friedt selbst einraumete, auß
19
welchem hernegst sie sich mit schließung eines friedens nicht selbsten wurden setzen und
20
also den frieden niemahlen schließen wollen, welches fürß dritte nicht allein die
21
fürnemblich interessirte theil, sondern auch die mediatores undt gesanten empfinden und
22
die schuldt der confundirten tractaten alle zeit auf diesen Ulmischen tractat

30
22–23 undt unß schieben wurden] Im Ga. folgt dazu (fol. 215): Gesezt auch man sagte, wan
31
schon der terminus der friedtstractat undt dessen schlueß wer, es wurde demnach bei
32
Euer Kayserlicher Majestät stehen, die friedenstractaten selbsten zue rumpiren undt also
33
den armistitiiterminum unterbrechen khinden, so wird aber opponirt, daß sich solches
34
sehr schwehr wurde thuen laßen 1. wegen des unglimpffs, so auff Euer Kayserlicher
35
Majestät fallen werde, wan sie der erste undt alleinige weren, so die fridtstractaten
36
aussezen thete, 2. propter dubios belli et rerum eventus, weilen die zeiten komben
37
möchten, da man wider eine apertur zum tractat wunschen und nicht so leicht erlangen
38
möchte, 3. weegen der chur-, fürsten und stendte des Reichß, welche zu solcher ruptur
39
entweder alle oder theilß derselben sich nicht so leicht verstehen und dahero anlaß, ad
40
partem für sich selbsten mit denen außwertigen cronen zue tractiren und ze schließen,
41
nehmen möchten, 4. das man Euer Khaiserlicher Majestät non observati armistitii
42
insimuliern mechte, indeme p〈…〉diert khönte werden, das der fridtstractat so langh
43
continuirte, solangh das Reich auch ohne Euer Majestät den tractat continuierte, undt
44
selbe mit Euer Majestät ruptur noch unabrumpirt, consequenter einzige hostilitet zue
45
brechen salva fide in ihrer macht nit were, 5. daß der terminus armistitii, wan derselbe,
46
wie es die Churbayrische wollen, biß auff erfolgenden fridenschlueß gesetzt werde,
47
durch die ruptur der tractaten nicht vor geendiget verstanden mechte werden, sondern
48
in seinem esse verpliebe und viel mehr verlengert werde, weilen man sich solchergestaldt
49
vom fridenschluss noch weiter eusserte. 6. Weilen es, wan es ie ad 〈…〉 Spanien
50
khomben thete, der cron Spanien umb so viel weniger for einzige separation khente
51
ausgedeut werden, wan es ad 〈…〉 als wan es ad pacis conclusionem 〈möge〉
52
geschehe.
undt unß
23
schieben wurden, zuemahlen undt fürnemblich viertens, weil wißend, daß noch zue
24
Münster die veranlaßung so weit nicht, sondern allein dahin geschehen, daß ein
25
stillstandt nur auff drey oder vier monat solle verhandlet werden, und zwar allein zue
26
dem ende, daß die nahent beysamben stehende armaden nit aneinander kommen undt

[p. 515] [scan. 591]


1
hierdurch das ganze negotium pacis alterirt wurde. Wollen derowegen, daß unser
2
reichshofrath nochmahlß auf dem anfangs von allen theilen beliebten termino der drey
3
oder vier monat (salva tamen prorogatione einßen, da es vonnöthen sein wurde,
4
allermaßen vielbesagtem unserm generalleutenanten anheimb gestelt) beharre

8
4–5 und sich davon nicht bewegen laße] Im Ga. folgt (fol. 215’): Wan aber das gantze
9
armistitiiwerkh cum periculo exclusionis Caesaris daran hafften thete, das ehr entlich
10
sich dahin erkhlerte, das ehr ihn ein frist von 14 tagen zu einholung Khaiserlicher
11
resolution bedingte oder es auch eingienge salva ratificatione Caesarea 〈intra〉.
und sich
5
davon nicht bewegen laße.

6
Betreffend fürs dritte,

12
6 quinam in hoc armistitio includendi?] Im Ga. ist dazu angeführt (fol. 215’–220): Da
13
vermeinen die gehorsamsten rathe, daß billich dahin zue gehen, daß der könig in
14
Spanien, hertzog von Lothringen, Churmaintz, Cöln und Bayern wie auch Hessen
15
Darmbstadt in specie und in genere alle andere churfürsten, fürsten und stende des
16
Reichß darinnen begriffen werden. Und haltet man nicht darfür, daß es wegen
17
Churmaintz und -cöln, Hessen Darmbstatt absonderlich große difficultet haben werde,
18
wohl aber 〈…〉 wegen einschließung der cron Spanien, massen der herr churfürst es
19
schon zeigen thuet. Dahero in sonderbarer erwegung gezogen worden, im fall man
20
sonsten des armistitii mit beiden cronen auff 4 monat einig und es allein umb die ein-
21
oder ausschließung der cron Spanien zue thuen were, ob man den schluess mit Bayrn
22
sein lauff lassen und Euer Majestät sich derhalben selbst hiervon 〈sich〉 ausschliessen
23
solte. Nun consideriren hierbey die gehorsamsten rhett, das 1. Euer Kayserlicher
24
Majestät waffen ein so überschweren 〈…〉 last zu tragen ohne die Beyerischen undt
25
gegen den feindt zu stehen nicht bastant, sondern uff solichen fahl das feldt 〈…〉 vor
26
den feindt raumben miessen. Zu dem andern, das sie hierdurch alle remontier-,
27
quartierungs-, recrutierungs-, creditmitel uff einmal undt unfelbar verlieren, 3. wan der
28
Wittenbergh sich einerseits der helffte des 〈…〉 gegen Euer Majestät separirte armada
29
von 〈Churbayern〉 moviert, das man sich mit nix als mit der Tonau, undt weiss Gott
30
wie langh, schutzen khan, 4. das hierdurch der eusseriste schaden der cron Spanien
31
widerfart, dan die lender undt die armada wurden zugleich verlohren gehen. 5.
32
Hingegen so wirdt hierbey 〈Podensee〉 salviert, 6. Meylandt hatt hiebey khein gefahr,
33
dan die pass khinden mit wenig 100 man salviert werden. So hatt auch die cron
34
Schweden gegen Spanien khein feindtschafft, ist consequenter von selber dorthin sich
35
nix zu befürchten. Die wenige macht, so von Franzosen vorhanden, khan disorts nix
36
praestiren. 7. Wan sie auch wolten vor beede thuen, so khonten sie wegen khürtze der 4
37
monat disorts zu dergleichen impresa sich nit resolvieren undt in tempore wider in
38
Teutschlandt zue sein. 8. Ebensowenig khonten sie was tentirn gegen Unterpfaltz,
39
weniger gegen Niderlandt. 9. So sein die Khaiserische waffen ietz zur zeit zu considerie-
40
ren , das sie ohnedas dem feindt nix in wegh legen khinden, ehr gehe gegen Meylandt,
41
Pfaltz oder Niderlandt, consequenter so accidirt dem Spanischen interesse mit derglei-
42
chen stilstandt khein unglukh, dem sie ohnedas wegen schwacheit der Kayserlichen
43
waffen nit schon unterworfen sein. 10. Da man hingegen sich von dem armistitio mit
44
Beyern ausschliessen last, so wirdt zu allen ietzgedachten gefahren in praeiudicium der
45
cron Spanien diese hinzugesetzt, das sie nit allein allen ietzermelten gefahren exponiert
46
ist undt bleibt, sondern das sie darzu noch in der gefahr ist, das sie alle Euer Majestät nit
47
weniger vor Spanien dienende waffen auff einmal sambt den hinaussigen landen
48
verlieren khinden, mit welchem man dan vermeint, das allen obangeregten des herrn
49
Spanischen bottschafters allegirte rationibus uff einmal abgeholfen. Was aber anlangt,
50
daß er sonderlich anziehet, die praeteritio der cron Spanien von diesem stillstand wie
51
auch von der simplice cessatione armorum sey eine öfnung und anlaß fuer den feind,
52
desto stercker dahin zue gehen, daß derselbe auch von den friedenstractaten außgeschlo-
7
ßen und von Euer Kaiserlicher Majestät separirt werde, darauff, waz das erste membrum
8
betrifft, wird geantwortet, daß ab armistitio ad pacem, wan man anderst ihr Kayserlicher
9
majestät uffrechten intention trauen will, nix inferiert khinde werden, sonder vilmehr
10
die conservatio armorum 〈…〉. Es folge aber darauß das andere nicht, daß man sich
11
deßwegen separiren, weniger ohne ihr khönigliche majestät von Spanien den fridt
12
eingehen wolle. Vilmehr ist dieses das medium, das man zu dergleichen nit necessitirt
13
khinde werden. Es were aber dem abgesandten dieß sonderlich wohl anzuebefehlen, das
14
ehr in die praeterition der cron Spanien nicht willige, es wer dan sach, daß es auff ein
15
particularschlueß mit Bayern sicher undt unfelbar stuende und anderster ihr Khaiserli-
16
che majestät ihr undt ihrer waffen exclusion nit dimovieren khente. Die Räte halten es für
17
besser, diese Überlegungen zuerst, bevor sie Terranova erklärt werden, Carretto

49
Francesco Carretto marchese di Grana conte di Millesimo (gest. 1651); kurz vor Oktober
50
1648 in den geistlichen Stand getreten; 1631 Offizier im ksl. Dienst, 1647 GR ; 1641–1651
51
ksl. Botschafter in Spanien ( Schwarz S. 213–214; Friedensburg nr.n 257, 336, 392).
und
18
Trauttmansdorff mitzuteilen, damit diese sie dem span. Kg. bzw. den span. Ges. in Münster
19
vorab erläutern können. Sie haben auch überlegt, ob der bayerische Kf. von Gebhardt
20
darüber informiert werden solle. Und rationes pro et contra fürkhomben; in contrarium
21
dises, das nichts anderes zue praesumieren, als daß der churfürst alßbald alles wurde
22
wissen wollen und deßwegen ihme, Gebhardten, zuesetzen laßt. Demselben nun zue
23
willfahren ist nicht rathsamb, weilen er alsobald reclamiren wurde. Solte man ihme aber
24
theilß der instruction, wie vonnothen, vorhalten, so wurde es nachderhand bei eröfnung
25
derselben noch großem unwillen verursachen. So wurde auch vor unrathsamb gehalten,
26
sich in dergleichen sachen ihrer churfürstlichen durchlaucht gar zue subiect zue machen,
27
wie nicht weniger zu besorgen, es möchte der von Gebhardt selbsten durch die
28
oppositiones der Churbayerischen räthe und ministren perplex gemacht werden, nextens
29
das auch die reyss des von Gebharth verweigert wurde. Pro sein diese rationes gewesen:
30
1. das der herr churfürst 〈mit disem〉 besser auch khönte ersucht werden, das er die
31
seinige instruirte, nihil sine commissariis Caesaris zu tractiren, weniger ohn Euer
32
Majestät wissen zue schliessen, 2. das ihm repraesentirt wurde, obschon nicht viel
33
verfangen mechte, wie leicht das gantze negotium pacis mit unzeitiger praecipitanz
34
disturbiert undt der herr churfürst weder zu dem armistitio noch Teutschland zu fridt
35
gelangen, 3. das ihm die rationes, warumb ad tempus der 4 monat zu sehen, repraesen-
36
tiert wurde, 5. [!] das ehr requirirt wurde, uffs neue mit den Khaiserlichen allen
37
vertreulichkheit zu brauchen den seinen zu befehlen, 6. das auch von Wasserburgh aus
38
Euer Khaiserliche Majestät alsobald ein mehrern 〈grund〉 undt nachricht selbiger
39
coniunction mecht haben undt dan Euer Mayestät heimbgestelt, was sie vor ein wegh
40
disorts apprehendiren.
quinam in hoc armistitio includendi? Da hat es nochmahlß sein
7
verbleibens bey deme, waß unsere vorige instructiones außweisen, daß nicht allein in

[p. 516] [scan. 592]


1
genere alle chur-, fürsten undt stände des Reichs, sondern auch in specie Churmaintz,
2
-cölln und Hessen Darmbstadt wie auch des königs in Spanien liebden wegen des
3
Burgundischen crayß undt die Untere Pfalz darinnen eingeschloßen werden, auch dahin
4
zue laboriren, daß der status Mediolanensis und andere reichsvasallen

41
4–5 in Italien darinnen begriffen werden] Im Ga. folgt darauf (fol. 220, 219’–220): Die dep.
42
Räte zogen zudem noch in Erwägung, ob Gebhardt, wenn er die kurbayerische Separation
43
nicht verhindern könne, wenigstens die Überlassung der kurbayerischen Truppen an den Ks.
44
verhandeln solle, verwarfen dann aber diesen Gedanken. Außerdem legten sie dem Ks. nahe,
45
den bayerischen Kf.en noch einmal zu ersuchen, ne summam rerum adeoque se et suam
46
domum una cum religione praecipitet. Sollten sich die Waffenstillstandsverhandlungen
47
zerschlagen, könnte mit dem Kf.en aufs Neue über die Fortsetzung des Krieges konferiert
48
werden.
in Italien darinnen
5
begriffen werden. Gebhardt soll uns, aber auch Trauttmansdorff und Gallas von seinen
6
Verhandlungen berichten.

[p. 517] [scan. 593]


1
Beilage


2
[1] Gutachten von Gallas über die Quartierverteilung für die Reichsarmee, s. l. [1647]. Fehlt
3
[Kopie: RK FrA Fasz. 54e fol. 61–68].

4
Instruktion für Gebhardt für die Verhandlung mit Kurbayern, Preßburg 1647 Februar 18

49
Die Übersendung dieser Instruktion wird im Hauptschreiben nicht ausdrücklich erwähnt, doch
50
verweist der Ks. in seinem Schreiben vom 23. Februar (Druck: Nr. 269) auf sie.
.
5
Fehlt [Kopie: TA Ka. 123 fol. 390–403’ = Druckvorlage; Klattau TA Ka. 6 Inv.nr. 68 fol.
6
138–143’; RK FrA Fasz. 54e fol. 87–98’ – Konzept: RK KrA Fasz. 164 fol. 304–325 –
7
Regest: DB VII nr. 1001 S. 321 (dat. 1647 Februar 17)].

8
Gebhardt soll auf seinem Weg nach Ulm in Wasserburg dem Kf.en von Bayern folgendes
9
vortragen: Auf seine [hier beiliegenden] Schreiben vom 4. Februar 1647. Hingegen sezten
10
wir außer allen zweiffel, es werden ihr liebden seithero unsere fernere intention in puncto
11
simplicis cessationis armorum empfangen und auch darauß erkent haben, wie wir unß
12
alles dasienige, so den lieben frieden facilitiren, fernern hostiliteten und bluetstürzung
13
abwenden, auch ihrer liebden landt und leuth von weiterer ruin praeserviren könte,
14
vorderst aber, waß ihr liebden vor ratsamb befinden, angenemb laßen sein, gestaltsamb
15
wir zur befürderung dieses armistitiwerkh ihne, von Gebhardt, selbsten nacher Ulm
16
schickhen, dieser handlung abzuwarten und ihr liebden unsere hierin habende gedan-
17
ckhen zu eröffnen, warbey wir vorderst außer zweiffel sezten, ihre liebden wurden
18
genzlich mit unß darinnen eins sein, daß, gleichwie dem friedenswerckh selbsten nichts
19
schädlichers und noch verhinderlichers widerfahren kan, alß wan beede unsere heuser
20
divisa consilia füehren, also auch das ganze armistitiiwerkh nicht mehrers zerfallen könne
21
machen, alß wan die gegentheil sich persuadiren solten, daß wir undt ihr liebden
22
separabiles wären. Wir sehen auch nit, daß die differentzen so beschaffen wären, daß
23
dieselbe nit sich conciliiren laßen solten. Dan vorderst so hette es mit der simplice
24
cessatione armorum, da dieselbe anderster zu erheben, allerdings seine richtigkeit. Mit
25
den limitibus armistitii erinnerten wir unß zwar, wohin und wie weit die erste
26
unserstheils gegebene instruction gegangen; es wäre aber eben darumben die meinung nit
27
gewesen, daz man darauf so stark beharren, sondern hingegen auch von den gegentheilen
28
ihre begehren vernehmen und dan weiter in der sach handlen solle, gestalt wir dan
29
derentwegen particularinstruction undt plenipotenz unserm generalleutnant graf Gallaß
30
ertheilt gehabt.

31
Demnach wir aber vernehmen, daß ihr liebden deroselben proposition darauf gestelt, daß
32
darinnen die 3 craiß, wie dan vorderst auch unsere erbkönig[ reich ] undt lande solten
33
begriffen sein, dan auch, daß Churcöllns liebden in der contribution einzige moderation
34
erfolgen möchte, also wolten und könten wir unß hierin mit ihrer liebden nit allein
35
vergleichen, sondern da auch entlich alles in statu quo zue verbleiben hette, so wolten wir
36
auch hierin unß von ihr liebden nit absöndern.

37
Soviel aber den terminum ad quem betrifft, vernehmen wir, daß die gegentheil selbsten
38
denselbigen biß zu dem friedenschlueß nit, sondern allein biß auf 2 oder 3 monath
39
eingehen wolten. Hiebey sezten wir nochmals außer zweiffel, ihrer liebden wurde wißend
40
sein, wie weit es nunmehr mit dem friedenschlues kommen und daß nit allein der punctus
41
satisfactionis mit Franckreich, sondern nunmehr auch mit der cron Schweden, und zwar
42
mit consens undt einwilligung beeder darbey intereßirten churfürsten Sachsen und
43
Brandenburg, des ersten wegen Magdenburg, des andern wegen Pommern, wie nit
44
weniger unsers bruders liebden wegen Halberstadt, allerdings seine richtigkheit habe, ahn
45
welchem ihre liebden iederzeit darvor gehalten, daß haubtsachlich das friedenswerk
46
haffte und wan nur dieser passus satisfactionis superiret, all anders leicht sich uberwinden
47
werde laßen. Deßgleichen werde ihr liebden unverborgen sein, waßgestalten der fried
48
zwischen Spanien und Holland richtig und die von der cron Frankreich in contrarium

[p. 518] [scan. 594]


1
eingewendte officia bey den Staaden nicht verfangen, nicht weniger, daß zwischen
2
Spanien und Frankreich die sachen so weit gebracht, daß der fried zwischen beeden
3
cronen allein ahn einer von des königs in Spanien liebden erwartender resolution wegen
4
Porto Longone und Piombino haffte, welche dan auch numehr lang nicht außbleiben
5
khan, sondern erster tagen einlangen mueß. Bey dieser des universalfriedens beschaffen-
6
heit und bey der mehrmahligen bekantnus und protestation der cronen, daß sie einen
7
universalfrieden und sonst kheinen haben wollen, gaben wir ihrer liebden nochmals zu
8
erwegen, ob nit dem ganzen friedenswerkh höchstgefährlich möchte fallen, wan man die
9
frembde cronen von dieser ihrer iderzeit berüehmbten und noch rüehmenden intention,
10
auch darüeber allerseits so weit gebrachten handlung widerumb genzlich ab- und auf ein
11
‘uti possidetis’ selbst anfüehren solte. Dan obschon nit zu glauben, daß dieienigen
12
ministri der cronen, so das aug iederzeit auf ein bestendigen frieden gestelt (gestaltsamb
13
auch die Staaden von Hollandt auf dieß mahl mit keinen induciis oder ‘uti possidetis’
14
content, sondern eines bestendigen friedens versichert wollen sein) sich von ihrer
15
iederzeit hierin gehabten intention nicht leicht abwendig machen laßen werden, so ist
16
doch hinwider außer zweiffel, daß die, so den lieben frieden iederzeit bey Frankreich und
17
Schweden contraminirt, wan man das armistitium biß zue Schließung des friedens
18
einzurichten selbst eine inclination zeigete, dergleichen coniunctura alsobaldt ergreiffen
19
und daz ganze friedenswerk auf einmal alteriren und von solchem ad inducias einen
20
absprung nehmen und denen, so ihre gedankhen auf den frieden und auf keine inducias
21
iederzeit gestelt, mit deme begegnen wurden, daß diese vermitels disseitigen inclination
22
zum armistitio den cronen in die handt fallende occasion, sich von ganz Teutschlandt auf
23
einmahl herr zu machen, zuemahlen sich nit negligiren oder ein bestendigem frieden
24
nachsezen laße. Dan es können die feindtliche cronen und deren unterthanen gar leicht
25
capaces gemacht werden, daß sie durch ein solches armistitium ein volkhommene
26
victoriam uber ganz Teutschlandt erlangen, indeme ihnen leicht wirdt fallen, dero armada
27
auf den bainen und mit bester sicherheit und nuzen der cronen Frankreich und Schweden
28
auf anderer unkosten zu erhalten, hingegen die diesseitige armada umb mangel eines so
29
weit continuirlichen unterhalts auß den iezigen quartiren, so denselben ubrig, unfehlbarer
30
ruinae unterworffen sein, consequenter den gegentheilen ohne schwerdtstraich, müehe,
31
arbeit und unkosten in die händt fallen. Es kan bey den gegentheilen gar leicht deducirt
32
werden, daß ein universalfried die feindliche victorias sistiren, die armaden den königrei-
33
chen selbst ob den halß walzen und die cronen newen innerlichen motibus exponiren, so
34
lauter argumenta, dardurch die zum krieg nit genaigte ministri annoch eher gewunnen
35
können werden. Dahero wir dan nochmahlß für höchstnotwendig erachteten, daß ihre
36
liebden ia dießorts nit praecipitiren noch den frembden cronen dergleichen terminum,
37
den sie auch selbst den friedstractatibus vor unverträglich schäzten, obtrudiren wolten.

38
Anlangend dieienige, so in diesem armistitio expresse includirt möchten sein, so
39
verstunden wir ihr liebden intention wegen einschließung des Schwabischen, Bayrischen
40
und Frankhischen craiß dahin, daß solches auf ein simplicem cessationem armorum und
41
auf ein solche kurze zeit gemeint seye, welche den feinden nit zueließe oder zuegelaßen
42
hette, einzige andere craiß oder stände inmittels anzufallen. Wan man aber von einen
43
viermonatlichen armistitio reden und was schließen solte, so wolten wir genzlichen der
44
gedankhen sein, daß ihrer liebden mainung dahin nicht gerichtet, daß andere craiß, chur-,
45
fursten und stände excludirt solten bleiben. Ihre liebden ließen wir selbst erachten, wan
46
inmittels diese 3 oder 4 monat dem feindt freystehen solte, Churmainz liebden noch
47
ubrige lande, die graffschafft Tyrol, die Unterpfalz hinwegzuereißen, des landtgraff von
48
Hessen Darmbstadt liebden auf einmahl wie nit weniger des hertzogs von Lothringen
49
liebden, so doch in und vor den Burgundischen craiß izo stehen, zue opprimiren, waß
50
auß diesem armistitio dem allgemeinen weesen und ihre liebden vor ein anders zue
51
hoffen, alß daß nach den 4 monaten dieienige, so 4 monat das armistitium genoßen, nur
52
umb soviel ein gewißerer und undisputirlicher raub der feinden wurden und müesten

[p. 519] [scan. 595]


1
sein. Desgleichen sehen wir nit, warumb der Burgundische craiß diesorts solte mit nuz
2
und sicherheit des Reichs außgeschloßen könte pleiben, nicht allein derhalben, daß die
3
gegentheil selbst erkennen, daz ohne der cron Spanien, geschweigen des Burgundischen
4
craiß, kein fried und consequenter kein dahin zielendes armistitium sich machen laße,
5
sondern daz wan auch alle andere vincula zwischen unß, der cron Spanien und ihr
6
liebden nit verhanden waren, so wäre gleichwohl haubtsachlich zu consideriren, ob es
7
rathsamb, dieienige und eben zu der zeit zu praeteriren, da sie vieleicht noch näher bey
8
dem frieden mit Frankreich und zwar mit inclusion des Reichs und aller ihrer liebden
9
interesse, alß eben wir möchten sein.

10
Solte aber ia des churfürsten liebden von inclusion mehrerer craiß und stände, alß des
11
Schwabischen, Frankischen und Bayrischen, nit hören wollen, so wirdt unser abgeordne-
12
ter sich auch dieses einwurffs gebrauchen können, daß ohnedaz in dergleichen tractatibus
13
von dergleichen includendis in fine et conclusione tractatuum geredt wurde. Stunde
14
demnach dahin, wan ia des churfürstlichen liebden vermeineten, daz dergleichen
15
weitleuffige inclusiones gleich anfangs das ganze werkh alterirn oder gar abrumpiren
16
möchen, ob nit erstlich ratione limitum, vors ander ratione termini ein richtigkheit
17
gemacht und, wan man hierin verglichen, dan zum puncto includendorum erst gegriffen
18
wurde, auf welchen fahl die verhandlung der obigen puncten weiter an die hand geben
19
wurde, wie der punctus includendorum einzurichten. Begehrten diesemnach ahn ihr
20
liebden, sie wollen dero abgeordnete nochmahlen dahin instruiren, daß sie mit den
21
unserigen communicato consilio handlen, nichts sich a parte einlaßen, sondern dazienige
22
negotiiren, proponiren und schließen sollen, waß mit gesambten zuethuen unserer und
23
ihrer liebden zu diesem werk deputirter rath vor thuen-, ratsamb und beeden heusern
24
nuzlich befinden wurden. Zweifelsohne wird der Kf. auf diese Vorstellungen mit den
25
Argumenten antworten, die er bisher schon vorgebracht hat. Deshalb sollen Gebhardt alle
26
entsprechenden Akten mitgegeben werden.

27
Es wird auch bey dieser conferentz wohl abzunehmen sein, ob und wie weit man mit
28
einzigem separation- und neutralitettractat ahn selbigen hoff kommen. Solte ihm etwan
29
eröffnet werden, daß ihr liebden sich bereit mit dem feind accommodirt und in einzige
30
neutralitet gesezt, so hat er mit gueter dexteritet zu penetriren (doch ohne daß er zaige,
31
samb man es entlichen auch unserstheils dahingestelt sein laßen wurde), mit was
32
conditionibus dergleichen schlueß erfolgt, wer darin begriffen oder nit, ob der accord mit
33
einer und waß für einer oder mit beeden cronen geschehen, wie es mit den in
34
Schwabischen und Oberreinischen craiß durch unsere ihrer liebden untergebene waaffen
35
praesidirte pläz, benentlichen Hailbrun, Freiburg, Zollern, dan auch mit unserer ihrer
36
liebden untergebene reichsarmada beschaffen werde sein, ob solche abgedankt oder
37
unterhalten, mit was quartiren, auß was mitlen sie auf den lezten fahl leben sollen, und,
38
da ihme ia soviel an die handt gegeben oder wohl gar intirirt wurde, daß dergleichen
39
accomodament allerdings richtig und ein geschehene sach sey, so hat er durch ein
40
absonderliche audientz bey des churfürsten liebden sich so weit herauszulaßen: Er
41
müeßte vernehmen, alß wan einziger particulartractat nicht allein zwischen des churfür-
42
sten liebden und den beeden cronen obhanden, sonder fast geschloßen wäre; er wolte nit
43
hoffen, daß die sach so weit khommen, daß ihr nit noch zu helffen, sich vielmehr
44
genzlich getrösten, daß ihr liebden angenemb werde sein, alles dasienige, waß eine so
45
gestalte extremitet nach sich ziehen müeße, soviel nur mensch- und möglich, zu
46
verhüeten. Diesem allem nach so begehrte er an seine liebden, sie wollen unß durch ihne,
47
unsern abgeordneten, vertreulich offenherzig eröffnen, ob und was noch für ein mittel
48
ubrig, daz diesem unheil, so beede unsere heuser unfehlbar aus dergleichen separation zu
49
gewarten, gesteuret werden könte, indeme er wohl wüste, daz, gleichwie seiner liebden
50
dergleichen extremitet höchst bekümmerlich fallen müeße, also noch bekhümmerlicher
51
fallen wurde, wan sie unß einzig noch ubrige mittel zu praecavirung derselben verhalten
52
betten. Und waß sich nun ihr liebden hierauf erkleren, daz hat er unß bey tag und nacht
53
zu avisiren und ihr liebden inmitels mit gueten rationibus von fernerer vertieffung

[p. 520] [scan. 596]


1
abzuhalten, sie auch uf solchen fahl zu vertrösten, daß wir uber die eröffnete noch ubrige
2
media zu declinirung der beeden heuser auß dergleichen Separation enstehende gefahr
3
alsobaldt erkleren wurden. Und dieses hat unser abgeordneter dergestalt zu verrichten,
4
wan ihm oder dergleichen des churfürstlichen liebden accommodation intirirt oder er
5
selbst handtgreifflich erkennet, daz es mit dem armistitio ein geschloßene sach sey.

6
Solte es aber noch ein ungeschloßenes werkh, aber gleichwol in fieri sein, so hat er
7
abermahl sowol in der conferenz alß nach dem es die notturfft erfordert, vermitels einer
8
absonderlichen audientz bey des churfürsten liebden derselben umbstendtlich vorzubrin-
9
gen die bösen, schädliche und unvermeidentliche consequentias, so aus dergleichen
10
resolutionen zu erfolgen, welche eben darumb, daß ihre liebden selbst, inhalt ihres unter
11
dato den 4. ahn unß abgangenen schreibens, erkenten, umb soviel mehr zue fliehen und
12
omnibus modis zu decliniren wären. Es kan uf diesen fahl unser abgeordneter die zue
13
mehrmahlen ihro liebden vor sie und ihre posteritet remonstrirte pericula widerholen,
14
hingegen auch die commoda ausfiiren, waß beide heuser auß lengerer zuesammensezung
15
unfehlbar zu gewarten, desgleichen obbesagte Churbayrische ministros und ihr liebden
16
selbst gleichwol damit zu animiren, daz man iustitiae causae und Gott sich zu vertrauen,
17
der den ganzen izigen statum bellicum in einem augenblik und in ein erwuntschten
18
standt verendern könte, wan man nur entlichen auch auf ihne und auf die allzeit vor
19
seine ehr gefürte waaffen die hoffnung sezte. Es kan auch innmitels, wan er ihr liebden
20
noch in dubio separationis ineundae findt, ihrer liebden parte geben werden, daß wir in
21
remontir-, recrutiren das eußeriste thaten und mit einer manschafft wenigist von 9000
22
man uber das, was von infanteria auf den bainen, unfehlbar auf künfftige campagna unß
23
getraueten aufzukhommen. So wären wir dan auch nit allein des friedens mit den
24
Türkhen versichert, sondern auch mit diesem landtag so weit kommen, daß wir unß
25
einzigen motus in diesem königreich nit zue befahren, consequenter auch umb soviel
26
mehr freye handt undt mittel hetten, unseren feinden zu resistiren und unß und unsere
27
assistenten zu retten. Da aber ihr liebden sich praecipitirten, so fiele alle friedenshand-
28
lung uf einmahl, die religion verliere nach unß das gröste fulcrum, alle catholische herz
29
undt muet, und wurde dieses der haubtanfang der dissolution des geliebten vatterlandts
30
sein, welchen nachklang ihr liebden ia uf sich und ihre posteritet nit laden wurden
31
wollen.

32
Solte aber etwan unser abgeordneter die Churbayrischen consilia, wegen den 〈sich〉 die
33
Schwedische sich nit so ubrigs prompti zum armistitio erzeigt, ia sogar unverhofft
34
abgezogen

41
Kurz nach dem 27. Januar/6. Februar 1647 waren die schwed. Ges. Brandt und Douglas von
42
Ulm abgereist, der erste nach Osnabrück, der zweite zu Wrangel (1613–1676) nach Bregenz
43
( Thorbjörnsson S. 27). Dieser sandte nicht nur Douglas, sondern zusätzlich als neue
44
schwed. Ges. Mortaigne und Snoilsky zurück; diese drei fanden sich am 5./15. Februar 1647
45
wieder in Ulm ein ( Steckzén S. 145–146; Druck der Instruktion vom 10./20. Februar 1647:
46
APW II C 3 S. 270 Z. 8–272 Z. 12) – Kaspar Kornelius de Mortaigne (um 1609–1647);
47
zuerst in hessen-kasselschen Diensten, 1637 Oberst eines schwed. Regiments, 1641 Generalma-
48
jor , 1647 hessen-kasselischer Generalleutnant ( ADB XXII S. 399–340 ; Broucek S. 19). –
49
Georg Hansson von Snoilsky (um 1607–1672); 1651 nobilitiert; 1632 in schwed. Dienst,
50
1644 dt. Feldschreiber beim Kriegskollegium, 1646–1648 Resident in Benfeld, 1649 in
51
Frankfurt, 1663 Unterhändler auf dem Regensburger RT , vor 1669 Hofrat ( SMK VII S.
52
113–114).
, in etwas geendert finden und ihme einzige apertura ahn die handt gegeben
35
werden von bestellung der künfftigen campagna, so hat er dieselbe gleichfals mit gueter
36
behuetsamkeit zu arripiren und des churfürsten liebden und ihren ministris zu remonstri-
37
ren , wie nahendt man schon an der campagna seye, wie stark sich der feindt schon
38
allerseits gemacht und wie dahero ahn seiten des churfürsten liebden kein augenblik zu
39
verliehren sey, daß sie auch ihresorts zue versterkhung dero unterhabenden corporis
40
gedacht wären, welches, daß es bißhero so gar beruehet, vileicht den feinden zue

[p. 521] [scan. 597]


1
mehrerer hindansezung der friedts- und armistitiitractaten ursach möchte gegeben haben.
2
Er kan auch uf diesen begebenden fahl die anregung thuen, daß man sich bey vorigen
3
campagne, da man sich in zeiten von den operationibus verglichen, gleichwohl allezeit
4
beßer befunden und daß dergleichen concerto ie größer die gefahr, ie nothwendiger
5
möchten sein, er auch wohl wiße, daß wir dergleichen concerto unß nit unangenemb
6
wurden laßen sein und unsersorts das eußerist zu der sach cooperiren, wan wir nur
7
wißen, daß auch ihr liebden diesorts wolten in was concurriren und die händt nit gar
8
sinkhen laßen.

9
Alles, was er hört, soll Gebhardt uns sofort berichten und dann schnellstens nach Ulm
10
weiterreisen. Aus dem beiligenden Ga. von Gallas kann er sehen, wie die Reichstruppen
11
unserer Meinung nach einquartiert werden sollen. Obwohl der Kf. diesen Vorschlag schon
12
einmal abgelehnt hat, wollen wir ihn dennoch durchsetzen. Gebhardt soll dies mittels eines
13
Memorials dem Kf.en vortragen. Bey dieser logierung, ob wir schon die beschwer ihrer
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liebden landen eußerist bedaureten, so erkenten wir doch darbeneben, daß einziger
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vorbruch des feindts bey allzu weit voneinander stehenden armaden derselben weit
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bedaurlicher sein und zue viel größerer ruina außschlagen werde. Daher hoffen wir, daß
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sich der Kf. uns nicht versagen wird.

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Die kf.liche Antwort soll Gebhardt sofort an Gallas weiterleiten.

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