Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
126. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 November 20
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Münster 1646 November 20
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50a Konv. A fol. 222, praes. 1646 Dezember 3.
Überzogene Satisfaktionsforderungen von Schweden und Hessen-Kassel. Ungeduld des Kurfür-
sten von Bayern? Peñaranda. Mögliche Zugeständnisse an Schweden.
Der Schweden begeren seindt ungereimbt, noch mehrer aber der Hessen
Wir werden von gueten orten advertirt, wie wir ohnedas nicht khünen, nicht
zu weichen, sondern solidi zu bleiben. So werden die andern weichen. An
fleisiger arbeit erwindet’s bey unnß gewiß nicht, unndt erzaigt sich ia der
Contarini, legatus Venetus, alß wan er Euer Kaiserlicher Majestät verbündt-
ner diener wäre.
Ich khan mier imaginiren, wie Churbayrn wegen des übersehen bey Landts-
berg
Bei Landsberg (Kft. Bayern) hatte die vereinigte schwed.-frz. Armee unter Wrangel
(1613–1676) und Turenne (1611–1675), von Lauingen her kommend, in der Nacht zum 25.
Oktober/4. November 1646 den Übergang über den Lech erzwungen. Damit hatte das Kft.
Bayern frei vor den Feinden gelegen, da Ehg. Leopold Wilhelm von Österreich (1614–1662)
mit der ksl. Armee auf kurbayerisches Drängen hin um den 16./26. Oktober 1646 ebenfalls bei
Landsberg, aber in entgegengesetzter Richtung, über den Lech nach Memmingen gezogen war.
Nach vergeblichen Versuchen bei Schongau und Augsburg war der schleunigst zurückkehren-
den ksl. Armee erst am 8./18. November 1646 bei Thierhaupten die Rückkehr über den Lech
Richtung Schrobenhausen gelungen ( Steckzén S. 123–126; Ruppert S. 143–144).
sollicitiren, strax hinauffzukhomen. Also wierdt unsere negotiation von
waffen wenig befürdert.
Mit Penneranda hat es sich gebessert. Hoff, er seye dissmals auß der gefahr.
Auf den Hollendischen schluss, daran nicht gezweifelt wierdt, khombt er zur
völigen gesundtheit. Dergleichen medicamenta bedarff er unndt ich.
Das privilegium de non appellando
Das privilegium de non appellando gewährte dem Landesherrn – allerdings nicht bei
Rechtsverweigerung – die Exemtion der Untertanen von der Appellation an die Reichsgerich-
te . Unterschieden wurde zwischen den uneingeschränkten ( privilegia illimitata ) und den auf
eine bestimmte Streitsumme bezogenen ( privilegia limitata ) Privilegien. – Obgleich dem Kg.
von Böhmen und allen Kf.en in der Goldenen Bulle (1356 Januar 10 und Dezember 25;
Druck: Müller ) das privilegium de non appellando illimitatum erteilt oder bestätigt
worden war, ließen sich die Kf.en nach der Entwicklung des RKG (1495) und des RHR
(1559) zu Reichsgerichten – wahrscheinlich weil die Geltung der alten Privilegien unsicher
geworden war – neue Privilegien ausstellen. Während sich alle weltlichen Kf.en bis 1646
privilegia illimitata hatten erteilen lassen (1586 Brandenburg, 1559 Sachsen, 1638 Bayern),
besaßen die geistlichen Kf.en zu diesem Zeitpunkt nur neue privilegia limitata (1562 Trier,
s. d. Mainz, 1570 Köln) ( Eisenhardt , Rechtswirkungen; Eisenhardt , privilegia S. 1–52;
vgl. nr. 127 Beilage [2]; APW III C 2 S. 748 Z. 1–4).
Luterische fürsten haben, 3. endlichen auch die expectanz auf Hinderpom-
mern (si sine praeiudicio Saxen undt Hessen
Im Jahr 1373 hatten die Lgf.en von Hessen mit den Wettinern einen Erbsukzessionsvergleich
abgeschlossen, dem die Kf.en von Brandenburg 1457 beigetreten waren. Diese Vereinbarung
war mehrfach bestätigt worden, von allen drei Vertragspartnern zuletzt im Naumburger
Vertrag vom 30. März/9. April 1614 (Druck: Londorp I S. 157–160; Regest: Moerner nr.
27b S. 62–64) ( Demandt S. 192, 197, 259; Bettenhäuser S. 98).
sie in der exspectanz nicht begriffen) wäre den Schwedischen endlichen auch
zu concediren, wan man entgegen vor Euer Kaiserliche Majestät waß
nuzliches erhalten kahn. Bitte alleruntertenigist, mich hirüber allerehist
gnädigst zu bescheiden.
Auf ein Schreiben vom 2. November 1646 .