Acta Pacis Westphalicae II A 8 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 8: Februar - Mai 1648 / Sebastian Schmitt
18. Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar Prag 1648 Februar 24
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Prag 1648 Februar 24
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1987 fol. 426–426’, [praes. 1648 III 11].
Verweis auf die Beilagen.
Beilage B zu Nr. 18
Ferdinand III. an Kf. Maximilian I. von Bayern, Prag 1648 II 22. Kopie: RK FrA Fasz. 56a
(1648 II) fol. 183–187 = Druckvorlage; RK FrA Fasz. 92 XIV ad nr. 1987 fol. 430–433’;
KHA A 4 nr. 1628/23 unfol. – Reinkonzept: RK FrA Fasz. 56a (1648 II) fol. 155–161
Der Wortlaut des Reinkonzepts als Vorlage für das Schreiben wurde 1648 II 21 dem Ks.
verlesen und in Anwesenheit dep. Räte (Kurz, Kollowrat, Martinitz d.Ä., Waldstein,
〈Prücklmaier〉) beschlossen (vgl. RK FrA Fasz 56a [1648 II] fol. 162). – Zu Martinitz
d.Ä. vgl. [Nr. 68 Anm. 5] .
Konzepte
Gutachten I deputierter Räte (Schlick
Gf. Georg Adam von Martinitz (1602–1651); 1637 GR , 1644 Oberstkanzler von Böhmen
( Schwarz, 299; NDB XVI, 302).
Trauttmansdorff
Gutachten II deputierter Räte (Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz d.J., Kurz , Kollow-
rat , Prücklmaier), [Prag] 1648 II 12
Gutachten II ist auf 1648 II 12 datiert. Eine Datumsangabe direkt im ersten Satz läßt
jedoch auch eine um einen Tag spätere Datierung zu ( Es ist uff Euer Kheiserlicher Maje-
stät gnädigsten befehl den 13. dises bey den hierzu deputierten geheimben rhetten abge-
lesen worden sowol das Churbeyrische vom den 31. Januar an Euer Majestät abgangene
schreiben als auch… ). Welche Angabe korrekt ist, konnte nicht ermittelt werden.
Räte, [Prag] 1648 II 14. Konzept: ebenda fol. 80–81
Normalerweise wurden Ga. deputierter Räte im GR beraten und ebenfalls dort die be-
treffenden Beschlüsse gefaßt. Der Beschluß ist allerdings weder als ein solcher des GR zu
identifizieren noch ist eine Anwesenheit bestimmter Räte vermerkt (vgl. fol. 80). Vermut-
lich waren die anwesenden Räte mit denen des Gutachtens II identisch, wofür auch die
Anwesenheitsliste des Gutachtens I sprechen würde.
Die Vorberatungen der deputierten Räte zu diesem Schreiben hatten 1648 II 12 mit Gut-
achten I begonnen. Aus Gutachten II geht hervor, daß während dieser Beratungen die
Nachricht eintraf, daß Fürstenberg
Gf. Franz Egon von Fürstenberg-Heiligenberg (1626–1682); Domherr in Köln, kurkölni-
scher Kämmerer und GR ( DBA 1359, 242; Foerster, 9 Anm. 31; Stammtafeln V T. 16).
– Er war 1648 I/II zu den Kf.en von Mainz und Bayern sowie an den Ks.hof entsandt
worden, um die Koordination des kommenden Feldzugs und die Bedingungen für den ksl.
Vorgriff in den Friedensverhandlungen zu beraten (vgl. Memorial Fürstenbergs für Ferdi-
nand III., praes. [Prag] 1648 II 12, in RK FrA Fasz. 56a [1648 II] fol. 102–105; APW III
[C 3/2, 1056 Z. 15–22] ; Engels, 486; Foerster, 335 Anm. 147, 336 Anm. 153).
nung zum aktuellen Stand der Friedensverhandlungen übermitteln würde, worauf die Bera-
tungen abgebrochen und vertagt wurden
[…] sein die gehorsambiste rhett in werkh begriffen gewesen, auch ihresorts zu ein un-
vorgreifflichen guettachten zu schreiten, auch wie undt mit was ingredientibus das Chur-
beyrische schreiben zu beantworten möchte sein. Demnach aber bey der consultation
vorkhomben, das der graff von F[ü]rstenberg sich bey Euer Khaiserlicher Majestät, wes
Churcöln gedankhen in negotio pacis sey, selbigen tags noch angeben werde. […], also
hett man vor rhattsamb erachtet, allem disen noch ein par tagh zuezuwartten (vgl. Gut-
achten II fol. 64’–65’).
nen
das Schreiben.
Rezepisse auf Beilage A. Ferdinand III. ist sich der gemeinsamen Interessen der beiden Häu-
ser und der kurfürstlichen Unterstützung bewußt.
Vernimme in ubrigen gern, daß Euer Liebden meine deroselben abgeordneten gethane ver-
sicherung, das ich nemblich das friedenswerckh nicht zum bruch oder aufstoß gerathen las-
sen, sonder zu rechter zeit nach allen gefährlichen extremiteten fürkommen wolte, consoliret.
Und werden Euer Liebden auß demiehnigen, was ich dero abgeordneten verschienen 15. diß
durch meinen reichsvicecanzler andeüten lassen, zweifelsohne bereit vernommen haben,
wan der frieden umb des, theils der catholischen in das noch im monath Iunio hinausgege-
bene proiectum pacis nit consentiren wolten, lenger difficultirt oder gar zum aufstoß gera-
then solte, waß ich meinen commissarien noch under dato den 11. Decembris in vester zuver-
sicht, Euer Liebden wurden mir versprochenermassen neben andere vornembsten catho-
lischen
APW [II A 7 Nr.n 42] , [ 43.] – Vgl. auch Nr. 6 Anm. 1.
daraus auch leichtlichen erkennen, das ich nit allein deß sinnes geweßen, allen extremiteten
künfftig vorzubawen, sonder meinerseits alle eusseriste sorgfalt sowohl zu befürderung des
lieben friedens alß verhüetung alles aufstoß würcklich und in zeiten fürgekert habe, gestalt-
samb darauf meine Euer Liebden abgeordneten gegebene antwortt keinesweegs aber dahin
gerichtet, das ich die sach zur ruptur gleichsamb ankommen und alßdan erst die notturfft
etwan von hinnen auß ferner verordnen wolte, weniger, das ich darfürhielte, das sich im frie-
denswerckh, wan er nur zu erheben, bey täglicher gefahr so viel millionen seelen einzige zeit
verliehren lasse, geschweigendt der abgehenden mitel zum krieg, welche auch, wan sie schon
besser verhanden weren, mich zur continuation des kriegs nicht bewegen wurden. Wünschen
wolte ich, das in meiner macht gewest were und noch, den ständen insgemein satisfaction zu
geben, dieselbige zu rhue zu stellen
[zu ziehen] und dardurch von denen feindtlichen cronen allerdings abzuhalten.
Dieses aber soviel müglich zu erheben und die ständt insgemein nit ad desperata consilia
gerathen zu lassen, hab ich kein anders mittel ersinnen könden, alß die catholischen mit
ihren suffragiis, bevorab in sachen, so ihre erhaltung oder exterminium angehet, nicht vor-
beyzugehen, die protestirenden aber bey immerwehrenden ihren tergiversationibus durch
Chursachsens liebden vielvermögende authoritet zu einer besseren und chathegorischen re-
solution über daß instrumentum pacis zu disponiren; zumahln auch das, was mit maistent-
heils dissens geschehen were, dem friedenswerckh doch ohne nachtruckh und ein lähres
werckh gewest wurde sein. Beedes ist nun vermitels Göttlicher gnade guetentheils erlangt
und hierdurch sowohl der catholischen alß protestirenden unversehener abzueg von Oßna-
brugg, damit auch wohl gar ein auffstoß der tractaten, verhüettet worden.
Anlangendt waß Euer Liebden wegen meines vermeinten überflüessigen absehens auf
frembde interesse besorgen wollen, so reden die acta selbsten, das der cron Spanien tractaten
biß auf heutigen tag das Teutsche friedenswerckh nit verhindert, ia durch den kostbahren
fridt mit den Staaden von Holandt und vermittels desselben erhebten vilvermögenden in-
terposition bey der cron Franckhreich selbsten, sovil an ihr gewest, solches vil mehrer be-
fürdert. Und hat der Franzosen bey vergleichung deß puncti satisfactionis Gallicanae sine
facultate addendi et demendi gehabtes absehen und daß sie sich dessen nit zu befürderung
deß fridens, sondern zue ansichziehung deß herzogs von Lothringen liebden gegen mich und
Euer Liebden und also theils ersezung der ihnen entgehenden Holändischen assistenz
würckhlich gebraucht, nicht anderst alß durch ein solche widerholte erklärung dessen, so
man sich noch in beysein der mediatorum mit allen dreyen Franzößischen gesandten
Neben Servien und d’Avaux ist hier noch Longueville gemeint. – Henri II d’Orléans, duc
de Longueville (1595–1663), regierender F. und Gf. von Neuchâtel; 1645–1648 II 3 frz.
Prinzipalges.; 1619 Gouverneur der Normandie, 1648 Beteiligung an der Fronde (ABF I
672, 37–43; Guillaume ; Foisil ; Stammtafeln NF III.3 T. 311; Tischer, Diplomatie,
99–105; Croxton/ Tischer, 173ff).
13. Septembris anno 1646 verglichen
Bezug auf das Attestat der ksl. Ges. von 1647 XII 11 ( APW [II A 7 Beilage [1] zu Nr. 47] ),
das sie auf ksl. Befehl ( ebenda [Nr. 13] ) den Mediatoren nachträglich zum ksl.-frz. Vorab-
kommen über die frz. Territorialsatisfaktion von 1647 XI 11 übergeben hatten (zur Über-
gabe vgl. ebenda [Nr. 47] ). – Zu den ksl.-frz. Satisfaktionsartikeln von 1646 IX 13 (Text:
Repgen, Satisfaktionsartikel, 204–213 – APW [ II A 4 Beilage B zu Nr. 344] ) vgl. Ruppert,
184–200; Repgen, Satisfaktionsartikel, 175–203.
unßern heüßern zum bessten gestewert khönnen und sollen werden. Es khönden auch Euer
Liebden wol versichert bleiben, allermassen sie bereit von mir zu mehrmahlen versichert
worden, daß die Spannischen tractatus, welche gleichwol von deren feindtlichen cronen selb-
sten in ihren propositionibus
Bezug auf § „Vicissim pax Christiana“ der schwed. Proposition II von 1645 VI 1[/11]
(Text: Londorp V, 926f [dt.]; Meiern I, 435–438 [lat.], hier 436 dritter Abs.; 439–442
[dt.]) sowie auf die §§ „Quod bellum“ – „Quod pro maiori“ der frz. Proposition II selben
Datums (Text: Gärtner V, 246–252 [frz.]; Meiern I, 443ff [frz.]; 445–448 [lat.], hier 446
zweiter bis vierter Abs.; zu den Propositionen vgl. auch Dickmann, 183–186) betr. die
Einbeziehung der jeweiligen Bündnispartner in die Friedensverhandlungen.
Teütschen friden nit remoriren werden.
Waß sonsten des Bruins negotiation bey denen Schweedischen gewest, ist selbe auf einer
vertrewlichen communication etlicher erlangter Franzößischer schreiben meistentheils be-
standen
Vgl. [Nr. 7 Anm 15.]
traction halben kheine gelosie ia nit zu fassen, vilmehr mir daß zeügnus zu geben, massen sie
auch zu mehrmahlen und erst jüngst gethan, daß sie meiner guetten inclination zum frieden
und ihrer möglichen contentirung genuegsamb versichert, und nun〈m〉ehr Chursachßens
liebden mein erfolgte erklerung dergestalt beschaffen gefunden, daß sie unverantworttlich
schäzten, weitter in mich zu tringen
Raigersperger hatte den Ksl. 1648 II 10 berichtet, daß ihm sowohl Leuber als auch die
kurbg. Ges. signalisiert hatten, beide Kf.en seien mit Art. I–V KEIPO6 zufrieden (vgl.
APW [II A 7 Nr. 118] ).
renden gesuecht wirdt, auch nur ein stundt in krieg zu bleiben, also daß bey Euer Liebden
mäniglich bekhandten eyfer zum friden und bey demiehnigen, waß ich bißhero darbey
gethan habe, hoffentlich unserseits ainziges abschiebens und exculpation bey denen ständen
nit vonnöthen wirdt sein. Nachdeme es vilmehr mit den ganzen fridenswerckh daran, daß,
wann ia die frembden cronen darzue nicht inclinirten, wenigst die innerliche ruhe und
aufhebung aller mißverständt zwischen beederley religionsverwandten erlangt, ia wol ein
coniunction selbst zwischen denen catholischen und protestirenden zu behaubtung erster-
melter innerlichen ruhe würckhlich erhoben wirdt sein, wann man nur catholischerseits vor
einen man bestendig stehet, hegt der Kaiser keine Zweifel an der weiteren Unterstützung
seiner Politik durch den Kurfürsten.